Zum Inhalt der Seite

Der Schwarze Weg des Shinobi

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

von Angesicht zu Angesicht

https://www.youtube.com/watch?v=ocC4ojMLoBY

Ich schwör, wer dieses Lied nicht beim Lesen hört, der verpasst was und hat selber Schuld.
 

Viel Spaß!

‚Tränenwischer hinstell‘

.

.

.

………………………………………………………………

……………………………………………………………
 

„Ihr wollt also heute Abend schon los?“
 

Itachi, der seine Nichte im Arm hielt -Izumi hatte Kouji und saß neben ihm- sah zu Sera und Sasuke, die noch am nächsten Tag bei Itachi im Wohnzimmer saßen.

Beide sahen mit einem sowohl unsicheren als auch entschlossenen Blick zum Hokage und dessen Frau, hatten sich offensichtlich für die Adoption entschieden.
 

„Ja.“, antwortete Sasuke für seine Frau, die noch kaum sprechen konnte.

„Wozu unnötig Zeit verlieren, wenn wir es schneller hinter uns bringen können?“

Itachi sah seinen Bruder ruhig an, ging sicher, dass er es auch wirklich ernst meinte.

Er wollte eigentlich alles mit ihm bereden, allerdings war Itachi der Meinung, dass keiner den beiden irgendwie unbewusst etwas einreden sollte.
 

Sie beide mussten allein für sich entscheiden, ob sie bereit dazu waren, ohne eine andere Meinung zu hören. Denn es waren Sasuke und Sera, die am meisten gelitten haben.

Nur sie mussten die Entscheidung fällen und sonst kein anderer.
 

„Ihr seid euch auch ganz sicher, dass ihr es schafft?“, hakte die braunhaarige Uchiha nach.

„Das könnt ihr nicht mehr rückgängig machen. Der Kleine ist ein Baby und wird euch sehr schnell als Eltern akzeptieren, damit das klar ist-“

„Wir sind uns sicher, Izumi.“, bestätigt die Bändigerin fest.

„Das Baby wird nicht sterben. Nicht, solange wir das verhindern können.“
 

Sasukes Blick unterstützte Seras Satz und als Itachi die Entschlossenheit bemerkte, schenkte er beiden sein sanftestes, ehrlichstes Lächeln und wirkte kein bisschen streng.

Es war mehr als deutlich, dass er Glück verspürte.
 

„Ich bin sehr stolz auf euch.“, lächelte er ruhig.

„Wirklich sehr stolz. Ihr zwei habt euch für das Richtige -nein, für das Menschliche entschieden.“

Natürlich wird es schwer für das junge Paar, aber sie waren nicht allein.

Itachi und Izumi würden das Kind genauso als Familienmitglied begrüßen, wie sie es bei Kouji und Sayaka getan hatten, das stand anders wirklich nie zur Frage.
 

„Zuko war ein Mistkerl, der alles zerstört hat, aber nach allem, was passiert ist, müsst ihr wieder zu euch finden. Und ich glaube, dass sein Sohn nicht nur von euch gerettet wird, sondern auch für euch eine Stütze sein kann.“, sagte Izumi, die in solchen Situationen dieselbe weise Ausstrahlung wie Itachi besaß, was fast schon irgendwie merkwürdig war, wirklich.

„Danke, Izumi.“, sagte Sasuke, der kurz zu seiner Frau sah.

„Das bedeutet uns viel.“
 

„Bereitet euch denn schonmal auf alles vor. Gegen acht Uhr könnt ihr los.“, sagte Itachi, woraufhin das Ehepaar nickte.

„Itachi, geht das wirklich okay, dass die Kinder bei euch bleiben? Ihr beide habt letzte Nacht kaum geschlafen...“

Izumi war mit Ino auf einer langen Mission gewesen und Itachi hatte alles mit Mako geregelt, sodass beide tatsächlich nicht viel Schlaf abbekommen haben.

Allerdings lächelte das ältere Ehepaar nur abwinkend, schauten dabei gleichzeitig auf das Baby, das sie im Arm hielten.
 

„Ach was, das ist doch kein Problem.“, lächelte Izumi liebevoll und streichelte Koujis winziges Gesicht mit ihrem Zeigefinger.

„Wir sind Ninjas und wenig Schlaf gewöhnt, schon vergessen? Und außerdem, wenn es wirklich zur Übermüdung kommt, haben wir Sakuras Essenspillen. Das Zeug haut rein, sage ich euch.“

Sera lächelte der Brünette dankbar zu, war sehr froh, dass sie sich auf so viele Menschen verlassen konnte.
 

Wenn man bedachte, dass Sera damals allein und verlassen von Konoha aufgenommen wurde und jetzt eine ganze Familie hinter sich hatte-

Sie konnte diese Veränderung bis heute noch nicht ganz realisieren.
 

„Ihr solltet euch lieber fürs Erste ausruhen. Euch bleiben nur ein Paar Stunden.“, sagte Itachi.

„Euch werden Kakashi, Naruto, Ino und Mako begleiten. Sakura kann euch auf keinen Fall begleiten, wenn sie schwanger ist.“

Sasuke und Sera nickten wieder und standen auch schließlich auf, um noch ein Mal ihre Kinder im Arm zu halten.
 

„Sei lieb, Kouji. Und nicht deinen Onkel ankotzen.“, mahnte er sanft seine Stirn küssend und atmete seinen Geruch ein, woraufhin sein Bruder lachte.

„Schon längst geschehen.“, lächelte Itachi belustigt und zeigte dabei auf den weißlichen Fleck auf seinem schwarzen Shirt.

Sasuke seufzte und schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ich glaube, er hat mich für dich gehalten.“

„Tche. Irgendetwas stimmt mit dem Jungen nicht.“
 

Er tauschte kurz mit Sera und küsste auch seine Tochter lächelnd.

„Bis morgen, Tenshi.“

„Bald habt ihr beide… einen neuen Bruder.“, wisperte Sera leise ins Ohr ihres Sohnes, ehe sie Kouji schnell wieder Izumi übergab.

Sera war froh, dass ihre Babys schliefen, denn es fiel ihr immer noch schwer, getrennt von ihnen zu sein.
 

Sie schaute auch nicht zurück, sondern ergriff Sasukes Hand und zog ihn mit sich, als Kouji sie beide bis hin zur Tür begleitete.
 

„Ruht euch aus.“, mahnte er noch ein Mal.

„Die Mission wird mehrere Tage dauern. Tankt Kraft und bereitet euch gut vor.“

„Machen wir.“, sagte Sasuke ernst.

„Danke für alles, Ni-san.“

.

.

.

„Tante Sissi? Onkel Sasuke? So ein Zufall aber auch, gerade wollte ich zu euch!“
 

Kouichis Haar wurde kurz von Sasuke verwuschelt, während Sera ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte.

Der junge Uchiha war gerade vom Unterricht entlassen worden und hatte sich eben noch von Konohamaru verabschiedet, als er plötzlich seinen Onkel und seinen Sensei sah.

Kouichi wusste auch von der Sache mit Zuko und dessen Adoption, war mehr als überrascht von dieser Wendung gewesen.
 

„Geht ihr jetzt Zuko abholen?“

Er war der einzige, der den Namen des Babys aussprechen konnte, ohne sorgenvoll zu klingen.

Natürlich, denn immerhin kannte er seinen Vater nicht.

Kouichi hatte den blutrünstigen Feuerbändiger nur ein Mal zu Gesicht bekommen und hatte auch sonst direkt nichts mit ihm zu tun gehabt.
 

Weise und intelligent wie der junge Ninja nun war, wusste er bereits, dass das Kind adoptiert werden würde, er wusste, dass die zwei Jonins unter keinen Umständen ein Baby sterben lassen würden. Er wäre wirklich enttäuscht gewesen darüber, ehrlich.
 

„Ja… Wir gehen ihn abholen.“, sagte Sasuke und kniete sich etwas hin, um auf Augenhöhe mit Kouichi zu sein.

„Das könnte einige Tage dauern, Kouichi. Sayaka und Kouji bleiben so lange bei euch und ich muss dich deshalb bitten, gut auf sie aufzupassen, ja?“

Die schwarzen Augen seines Neffen funkelten vor lauter Freude, denn das bedeutete, dass er die Zwillinge mindestens zwei Tage GANZ für sich allein hätte!

Okay. Konohamaru wird definitiv zu ihm nach Hause eingeladen, echt jetzt!
 

„Okay. Aber… Moment, Tante Sissi, warst du denn schon..?“

Sera blinzelte, wusste nicht, was genau ihr Schüler meinte.

„Ja? Was war ich, Kouichi?“, half sie ihm nach, worauf Kouichi besorgt zu seinem Onkel schaute.

„Eh… Onkel Sasuke, kann Tante Sissi noch kurz mit mir kommen?“, fragte er vorsichtig und sah den überraschten Blick des Schwarzhaarigen auf sich liegen.

„Hm… Sicher. Wir gehen erst um acht.“, sagte Sasuke schlicht.

„Wieso? Ist etwas passiert?“

„Nein, nein, keine Sorge. Aber ich muss mit Tante Sissi noch etwas tun...“
 

Sera sah danach kurz zu ihrem Mann, der noch mit erhobenen Augenbrauen zu seinem Neffen schaute, allerdings hatte er natürlich nichts dagegen.

„Geht das klar, Sasuke?“, fragte sie, spürend, dass es etwas wichtiges sein musste.

„Natürlich. Ich pack die Taschen ruhig vor. Beeilt euch nicht.“

Der Jonin schaute dabei zu seinem Neffen und hatte es im Gefühl, dass es sehr wichtig sein musste.
 

„Pass gut auf sie auf, Kouichi.“, grinste Sasuke noch und tippte seinem Neffen mit zwei Fingern gegen die Stirn, der deshalb kurz belustigt auflachte.

„Mach ich!“, rief er seinem Onkel zu, der seiner Frau noch einen letzten, bedeutenden Blick zuwarf, ehe er schließlich den Weg zum Krankenhaus einschlug.

Sakura wollte bei den Vorbereitungen helfen und er hatte ihr versprochen, sie nach ihrer Schicht abzuholen.
 

Hoffentlich hätte sie heute keine schlechte Laune…

.

.

.
 

„Na, was wolltest du mit mir bereden-“
 

Seras Stimme verstummte, als Kouichi plötzlich ihre Hand nahm und zu laufen begann.

Der kleine Uchiha sah mit einem Mal auch total ernst und… unnatürlich erwachsen für sein Alter aus, was Sera ein eigenartiges Gefühl beschaffte.

Das erste Mal, als Kouichi so ernst gewirkt hatte, war…

-als er sie nach der Herkunft ihrer Narben gefragt hatte.
 

Sie liegen eine ganze Weile und der junge Uchiha redete nicht, sondern schaute weiterhin stur geradeaus. Er hatte sein Ziel schon längst im Blick und würde das jetzt auch durchziehen.
 

„Hey, Kouichi… Sag schon, wohin bringst du mich?“, fragte Sera unsicher lachend, die leise Nervosität keimte in ihrem Herzen.

Kouichi antwortete noch nicht, zog sie einfach weiter mit sich und wirkte wirklich wie Sasuke in dem Moment.

„Wenn ich dir antworte, wirst nicht mitkommen.“, gab er ihr aber zumindest, da es respektlos war, seinem Sensei so gar nicht zu antworten.

„A-Ach ja..?“, fragte Sera.

„Kouichi… Komm schon, du machst mich ganz schön nervös-“
 

„Keine Sorge, du wirst da nicht allein sein.“, sagte er und dann… erkannte Sera den Ort.

Sera wusste augenblicklich, wo sie sich gerade befand…

Wie oft war sie im Jutsu hier gewesen, das konnte sie gar nicht zählen.

„Der… Friedhof...“, wisperte sie unter Schock, ihre blauen Augen waren starr aufgerissen.

„K-Kouichi… Warum… hast du mich hierher gebracht-“
 

„Du musst zu ihm, Tante Sissi.“
 

Schock.

Absoluter Schock kennzeichnete ihren starren, entsetzten Blick und Kouichi sah ihr deutlich die schockierte Panik an, wissend, dass sie das alles noch längst nicht vergessen hatte.

Sicher, ihr ging es sehr gut und sein Sensei war mehr als glücklich…

Aber sie musste sich heute trauen, ihrem größten Hindernis zu stellen.
 

Sie musste Zuko gegenübertreten.

Nur dann könnte sie seinen Sohn zu sich nehmen, ohne sich zu grausam zu fühlen.

Die Angst musste fortgehen, ehe sie dieses Baby an sich nehmen könnte.
 

„Was… Kouichi… Ich kann da wirklich nicht-“

„Du musst.“

Ihr Herz vibrierte wie in einem Strombad, die nackte Panik tobte in ihrem Kopf.

Denn in diesem Friedhof war Zuko begraben und Sera hatte sich noch kein einziges Mal getraut, ihn besuchen zu gehen.

Sie konnte es nicht, es hätte sie zerstört.
 

Liebe und Hass waren eine tödliche, schmerzhafte Mischung, mit der es sich sehr schwer zu leben machte.

Sie wollte da auf keinen Fall rein…
 

„Tante Sissi, wenn du dich deinem toten Freund nicht stellen kannst, wie willst du seinen Sohn Zuko an dein Herz drücken?“

Seine Worte schlugen härter ein als jeder Blitz, ja selbst Azulas Blitz war nicht so schwer gewesen.

„Ein Luftbändiger muss seinen Geist immer rein und frei halten, das hast du mir beigebracht.“, erinnerte Kouichi sie ruhig und eindringlich.

„Und mit einem schweren Geist wirst du das mit Zuko nicht schaffen. Und wenn es nur für fünf Minuten ist, geh zum Grabstein seines Vaters und… schließe ab.“
 

Kouichi wusste natürlich nicht, was genau Zuko seinem Sensei angetan hat und Sera würde dafür sorgen, dass er es so spät wie möglich erfuhr.

Am besten niemals, aber dafür war Kouichi zu pfiffig.

Aber dennoch hatte er Recht.
 

„Ich bleibe hier und warte. Aber du wirst dich deiner Angst stellen, wenn du das Baby wirklich zu dir nehmen willst. Wer Angst hat, hat schon verloren.“
 

Eine Gänsehaut rieselte über Seras kalt gewordenen Körper, denn diese Worte, dieser Blick und dieser Ausdruck…

Kouichi erinnerte Sera gerade aufs heftigste an Mönch Gyatsu und dessen Philosophie des Lebens.
 

Es war nicht möglich, wie erwachsen ein 11 Jahre altes Kind sein konnte…

Aber leider hatte Kouichi recht.

Wenn sie jetzt nein sagen würde, wäre sie nicht nur ein schlechter Sensei, sondern auch eine schlechte Luftbändigerin und Mutter.

Das hier musste sie für das Baby machen.

Auch wenn es wehtun würde.
 

„Na schön. Aber du gehst denn jetzt nach Hause, okay? Der Himmel ist bereits grau und ich habe es im Gefühl, dass es gleich regnet.“, mahnte sein Sensei ernst, woraufhin Kouichi nickte, denn er wusste, dass sie sowieso nicht lange allein bleiben würde.

„Mach ich.“
 

Sera umarmte ihn noch einmal fest, schloss ihre Augen und… tankte so Energie.

„Bis bald, Kouichi. Wir sehen uns in ein Paar Tagen...“

„Passt auf euch auf, Tante Sissi. Und beschützt Zuko, ja?“
 

Sie nickte und wartete so lange, bis ihr Schüler außer Sichtweise war, ehe sie sich zum großen Tor des Friedhofes drehte.

Die Bändigerin schluckte schwer, ihr Herz zersprang fast in ihrer Brust, doch sie riss sich zusammen.
 

Die Bändigerin holte tief Luft machte den ersten Schritt, nahm sich nun endlich vor, das Grab ihres besten Freundes und grausamsten Feindes zu besuchen…

Ihre Schritte waren schwer, ihre Beine bibberten heftiger als Gummi und ihr Herz…

Von ihrem Herzen wollte sie gar nicht erst anfangen.
 

Entweder es schlug viel zu schnell oder viel zu langsam…

Wie auch immer, sie spürte es nämlich nicht mehr in ihrer Brust, sondern traf bloß die tote Stille des erdrückenden Friedhofes, der sie ebenfalls in ihren Träumen heimsuchte.

Es gab jetzt jedoch kein Zurück mehr.
 

Der erste Regentropfen fiel auf ihre Wange, ließ es so aussehen, als hätte sie bereits eine Träne vergossen, als Sera wie paralysiert durch den Friedhof lief.

Sie wusste, wo er lag. Sie fühlte es.

Jetzt war der Moment gekommen, ihn zu sehen.
 

Sie musste da jetzt durch.

Sera musste -sie würde- ihn sehen. Heute.

Hier und jetzt…

.

.

.
 

Als sie sein Grab sah, schlug sie ihre Handfläche gegen ihren Mund, ein schockiertes Zischen verließ ihre brennende Kehle.

Der Regen wurde mit ihrem Schock stärker und spiegelte damit ihr Herz wieder...
 

Es war nicht der rechteckige, graue Grabstein.

Es war nicht sein Name, der tief, krumm und uneben in das raue Gestein geritzt wurde.

Es war nicht die Tatsache, dass sein Tod ihr gerade gefühlt ins Gesicht schlug…
 

Nein, es war der Zustand des Grabs.
 

„Z-Z….Zu...ko..?“
 

Nicht nur, dass Unkraut gewachsen war. Nicht nur, dass keine schönen Blumen dalagen.

Nein… Das Grab war kahl, leblos, lieblos… tot.

Doch das war es auch nicht, was sie so grässlich entsetzt hatte.
 

Nein… Das war nicht genug.

Denn es waren die schwarzen Rosen, die vor und auf dem Grab in Massen verteilt waren.

Schwarze Rosen, die ein Zeichen von abgrundtiefen Hass, Verachtung und Schadenfreude standen…

Da, wo sie herkam, standen diese Rosen für alles schlechte, böse, respektlose-

Sie galten sogar als Kriegsangebot.
 

Und natürlich hatten Feinde von Zuko genau diese Blumen als Symbol der Verachtung auf seinem Grabstein abgelegt, ja Sera spürte diesen Hass richtig.

Das mussten definitiv Leute aus dem Feuerclan gewesen sein, dessen war sie sich absolut sicher.

Diese… verfluchten Heuchler.

Diese gottverdammten, VERFLUCHTEN HEUCHLER.
 

‚DRECKIGER ABSCHAUM‘, wurde mit roter Farbe -oder Blut- auf seinem Grabstein geschrieben.

Abschaum…

Abschaum.

Dreckiger Abschaum...
 

„Zuko..?“

Ihre Stimme war nicht mehr, als ein gehauchtes Wispern, voller Kindlichkeit und Unschuld und wurde vom Geräusch der Tropfen, die auf dem Boden prasselten deutlich übertönt.

Natürlich bekam sie keine Antwort. Natürlich hörte sie seine Stimme nicht.
 

Und aus irgendeinem Grund war nicht… die Vergewaltigung, die als erstes in ihrem Kopf gelangte, als sie das Grab zu Gesicht bekommen hat.

Auch nicht die Male, als er sie geschlagen und gejagt hat.

Auch nicht der Krieg, das Massaker, die Schmerzen…

Nein, das war nicht das erste gewesen, woran sie dachte.
 

Viel mehr war es das Kind von damals.

Der junge Mann, der 15 Jährige Zuko, ihr bester Freund, mit dem sie groß geworden war.

Das war das aller erste, das sich in ihren Kopf geschlichen hatte…

Ein Kind. Das Kind von damals, das ebenfalls unter diesem Grabstein begraben lag.
 

Viel zu jung, viel zu gut, um für immer in der kalten Erde zu liegen…
 

„AAAH!“

Voller Wut packte sie die nassen, schwarzen Rosen und riss sie runter zu Boden.

Geladen wie ein Vulkan riss sie sie alle weg, schmiss sie weit weg von seinem allein stehendem Grab und… drehte einfach durch.

Der Zorn mischte sich mit Trauer und noch mehr Wut und Sera bemerkte gar nicht, wie sie hasserfüllte Tränen vergoss, während sie wie eine wild gewordene Löwin das Grab von den Steinen und Rosen befreite.
 

Ihre Augen flackerten silbern, zeigten ihren Wahnsinn, ohne dass sie es bemerken konnte…
 

Auch das Unkraut entsorgte sie, lockerte mit ihrem Erdbändigen die kalte Erde und… säuberte einfach das Grab ihres verhassten besten Freundes.
 

Denn sie konnte es nicht ertragen.
 

Sera konnte es nicht ertragen, sein Grab so würdelos und verunstaltet zu sehen, das war seiner nicht würdig. Nein, nicht der Zuko, den sie geliebt hatte…

Sie konnte es dieser Erinnerung nicht antun, so ein würdeloses Grab zu besitzen.
 

Also säuberte sie weinend das Grab des toten Mörders, Vergewaltigers, Monsters-

Und dem Kind, das gar keine Wahl hatte, außer zu einem Monster zu werden.

Sera weinte, knurrte und fauchte voller Wut bei jedem schwarzen Blütenblatt, das sie aufhob, ja sie bemerkte gar nicht die Wunden, die sie von den Dornen davon getragen hat.

Der körperliche Schmerz würde niemals das Brennen in ihrem Herzen überdecken, deshalb nahm sie es auch einfach so hin.
 

Nicht einmal ihr Blut, das langsam in die Erde tropfte, bemerkte sie.

Nein, Sera bemerkte so lange nichts, bis das Grab endlich gesäubert war…

.

.

.
 

Und jetzt stand sie hier, schaute mit leeren, geröteten Augen zum gesäuberten, aber dennoch leeren Grab.

Die Erde war nun eben, kein Unkraut, keine Steine und erst recht keine verfluchten schwarzen Rosen lagen mehr hier herum. Zukos Grab war völlig gesäubert.

Bloß…

Bloß Blumen, Fotos und andere Dinge fehlten, um es schön zu machen.
 

„Ich habe dir nicht vergeben.“, sagte sie schließlich.

„Was du mir angetan hast, hat mich für immer gekennzeichnet und verändert, Zuko.“

Es tat weh, mit ihm zu sprechen. Ihr Herz schmerzte wie verrückt, doch sie hörte nicht auf.
 

„Niemals werde ich das, was du mit mir getan hast vergessen. Niemals. Nicht nur dein Verrat und dass du mich gejagt und fast… misshandeln konntest...“

Das Ereignis im Wald war natürlich nicht vergessen. Das war nämlich ihre aller erste Begegnung mit ihn nach dem Kampf zwischen dem Feuerclan und den Mönchen.

„Du hast Sasuke meine Kameraden töten lassen, du hast mich zu einer Wahnsinnigen gemacht… Meine Kinder wolltest du mir nehmen, einen Krieg hast du angefangen und dann hast du mich vergewaltigt!“
 

Sie war so wütend. Sera war so gottverdammt nochmal wütend, dass es nicht in Worte zu fassen war.
 

„Und dann bist du für mich gestorben.“

Dicke Tränen flossen und flossen, fielen alle auf die Erde, genauso wie es der Regen mit ihr tat.

„Noch bis heute frage ich mich, warum du das getan hast. Wieso bist du nicht einfach im Kampf gestorben?! Wieso bist du nicht als mein TODFEIND gestorben, Zuko?!“

Denn so wäre es einfacher gewesen.

„Es ist dir so leicht gefallen, mich zu vergewaltigen… Du hast es genossen, mich von Innen zu brechen, Zuko..!“

Viel einfacher.

Sie hätte nicht so grausam leiden müssen, wie sie es jetzt tat…
 

„Und jetzt… werde ich dein Kind zu mir nehmen.“

Ein schwacher und doch kräftiger Wind strich gegen ihre Wange, die von Tränen und Regentropfen durchnässt war.

„Dein Baby… heißt auch Zuko. Aber keine Sorge. Er wird nicht so werden wie du, dafür sorge ich. Der Feuerclan hat dich zum Monster gemacht-“

Sie verschluckte sich fast an ihren Tränen, kam allerdings wieder schnell zu sich.
 

„Aber sein Leben werden sie nicht kaputt machen. Nur über meine Leiche.“
 

Sie wusste nicht, dass er sie sah. Sie wusste nicht, dass er direkt vor ihr stand.

Sie sah nicht, wie die goldenen Augen vertränt und verbittert, voller Trauer und Schuld zu ihr schauten, spürten nicht die Hand, die über ihrer Wange schwebte.

Niemals würde sie wissen, wie er sich alles anhörte, was sie zu sagen hatte und ja…

Irgendwie spürte sie ihn.
 

„Dein Sohn wird glücklich sein. Und… ich werde ihn hierher bringen, damit du ihn sehen kannst.“

Weitere Tränen flossen über ihre Wangen, die Trauer wurde größer als die Wut.

„Ich h-hoffe… d-dass… er… so wird, wie du e-es werden…. Solltest..!“

Sie zwang sich, weiterzusprechen und kämpfte gegen den Heulkrampf, der sie einnehmen wollte.
 

„Ich werde… ihn so erziehen… wie ich mir dich… vorgestellt habe!“, schluchzte sie laut.

„Er wird ein ein guter Mann! Ein… e-ehrenvoller Bändiger u-und ein… erstklassiger Ninja!“

Es war ein Schwur, den sie ihrem besten Freund, ihrem… ersten Leben schenkte.

Sie war jetzt gerade 14 und fühlte sich, als würde sie mit dem 16 Jährigen Zuko sprechen…

„Er wird mein Sohn sein, auch wenn ich ihn nicht sofort lieben kann! Sasuke und ich… wir werden ihn so erziehen, dass du stolz auf ihn sein kannst, wie Gyatsu damals stolz auf uns war! Zuko, dein Sohn wird MEIN Sohn sein!“
 

Mit diesen Worten brach sie in Tränen aus und Sera konnte nicht mehr und wäre fast auf die Knie gefallen, denn sie konnte sich einfach nicht mehr aufrecht halten.

Natürlich sah sie nicht Zukos Hand, die sie auffangen wollte, sah nicht seinen Blick, der so voller Schmerz und Bitternis war, wie es noch nie zuvor der Fall gewesen ist.
 

Allerdings fiel sie in zwei andere Arme.

Arme, die sie von Anfang an während ihres Lebens in Konoha begleitete.
 

„Ich hab dich, Sissi.“
 

Naruto hielt sie fest und ließ sie trauern, ließ sie weinen und schreien.

Niemals hätte er -Sera sogar noch weniger- je gedacht, dass seine beste Freundin um Zuko weinen würde. Oder dass sie um ihn trauern würde.

Seras Augen waren so vertränt, dass sie kaum mehr sehen konnte, ihre Sicht wurde vollends verschleiert, was durch den strömenden Regen nicht besser wurde.
 

Nein…

Sera war mitten im Tiefpunkt ihrer absoluten Trauer.
 

„Ich will ihn wieder zurück...“

Sie schluchzte, weinte bitterlich, als sie an das Bild ihres Zukos dachte.

„Naruto… Ich vermisse ihn so sehr! Ich vermisse ihn so schrecklich…. Er soll wieder zurückkehren!“
 

Beide wussten, dass das nicht möglich war.

Beide wussten, dass sowohl Zuko als auch das Monster, zu dem man ihn gemacht hatte, gestorben war.

Tot.
 

Er war für immer tot.
 

„Du wirst seinen Sohn bei dir haben, Sera.“, sprach der blonde Uzumaki traurig und tröstend.

„Der Teil, den du an ihn geliebt hast, wird in seinen Sohn weiterleben, echt jetzt. Er… hat dich nicht verlassen. Sein Sohn wird dich immer an ihn erinnern.“
 

Wie konnte eine Tatsache nur Fluch und Segen zugleich sein?

Wie schrecklich verzweigt konnte das Leben nur sein..?!
 

„Hier. Schau mal...“

Verschwommen und unscharf sah die Bändigerin den großen, beigefarbenen Korb, der gefüllt war mit gelben Rosen und unzähligen, perfekten, grünen Kleeblättern.

Sofort weiteten sich ihre Augen, die bittere Nostalgie brannte lichterloh in ihrer Seele, als Naruto ihr eine Blume übergab, die trotz des heftigen Regens heller als die größte Sonne strahlte.
 

„N-Naruto… Woher-“

„Du hast es mir erzählt, kurz nachdem ich von deiner Vergangenheit erfahren habe, weißt du nicht mehr?“
 

Zuko hatte für Sera jedes Jahr an ihrem Geburtstag einen riesengroßen Blumenstrauß mit gelben Rosen und grünen Kleeblättern geschenkt, ihr dabei breit zugegrinst, als sie jedes Mal wieder breiter lächelte.
 

Denn gelbe Rosen standen für ewige Freundschaft und das Kleeblatt für neues Glück und natürlich wusste Naruto, wie viel das seiner besten Freundin bedeutete.

Als Sera 7 Jahre alt geworden war, hatte sie ihren ersten Blumenstrauß von Zuko geschenkt bekommen, welcher über die nächsten sechs Jahre von Jahr zu Jahr größer geworden war.

Und jetzt…
 

Würde sie nie wieder einen bekommen.

Und deswegen würde sie es ihm zurückgeben, Jahr für Jahr für Jahr.

Auch, wenn sie ihn noch hasste.

Denn leiser war ihre Liebe genauso groß wie der Hass, wogegen sie sich kein Bisschen wehren konnte.
 

Deswegen griff sie nach einer nassen Rose und legte sie zusammen mit vier Kleeblättern direkt über die Erde, in der man ihn begraben hatte und obwohl es regnete, sah das Grab unfassbar bunt und… lebendig aus.

Schluckend und außer Atem griff sie nach drei weiteren Rosen und ein Paar Kleeblättern, verteilte sie zaghaft und weinend über das Grab, was gar nicht mal so lange dauerte.
 

Zwar waren es nicht viele Rosen, für die sie sich entschieden hatte, aber…

Sie hatte es dennoch getan.

Vier Rosen und sieben Kleeblätter.

Das gab sie ihm, denn zu mehr war sie nicht bereit. Mehr hatte er nicht verdient.
 

„Du wirst bald mehr Rosen bekommen, Zuko.“, weinte sie bitterlich.

„Und eines Tages wird dein Sohn diese Tradition weiterführen. Dein… D-Dein-“

Sie schnappte verzweifelt nach Luft, ihr Atem wurde immer knapper und hektischer.
 

„Dein Grab wird nie wieder so aussehen, das schwöre ich!“
 

Das waren die letzten Worte, die Sera ihm zuwarf, ehe sie mit ihrem blonden, besten Freund schweren Herzens und doch irgendwie erleichtert kehrtmachte.
 

„Jetzt gehe ich und hole mir dein Baby...“
 

Ja, sie würde ihn holen gehen.

Zuko Uzumaki -nein, Zuko MASUMI aus dem Uchiha Clan- würde nun zu ihr gehören und niemals das Leben führen, das seinem Vater aufgezwungen wurde.
 

„Wir holen ihn zu uns, Sissi.“, lächelte Naruto zuversichtlich und legte seine Hand auf ihre Schulter, bekam auch sofort ein dankbares, brüchiges und doch ehrliches Lachen von ihr.

„Ja… Das werden wir.“
 

Beide würden niemals den geröteten, wehmütigen Blick von Zuko sehen, der voller Sehnsucht und Trauer seiner besten Freundin hinterherschaute.

Doch es lag ein kleines, dankbares, schwaches Lächeln auf seinen Lippen, denn Sera ging es immer und immer und immer besser.

Sie würde auf das Kind des ultimativen Bändigers aufpassen und ihn groß ziehen.

Sera Masumi würde eine gute Mutter für Zuko sein.

.

.

.

„Hey, der Regen hat endlich aufgehört, echt jetzt!“

.

.

.

THE END!

…………………………………………………………………………

…………………………………………………………………………..
 

MEINE FRESSE, ICH HAB HEUTE NE KLAUSUR GESCHRIEBEN UND WENN ICH HEULEN MUSS, DANN IHR GEFÄLLIGST AUCH!

Spaß bei Seite, wie hat euch das Kap gefallen?

Ich würde wirklich gern alle meine Leser bitten, dieses Kapitel zu kommentieren, weil ich mir ECHT Mühe gegeben habe dafür.

Es war fast der emotionalste Moment, den ich je in dieser FF geschrieben habe.

Klar, Narutos und Sakuras Tod war viel schlimmer und auch die Grabbesuche waren trauriger, aber Sera hat die beiden wieder zurückholen können.
 

Zuko ist und bleibt für immer tot.
 

Na dann… danke für eure Unterstützung!
 

Liebe Grüße

eure dbzfan!
 

PS

Natürlich ist das nicht das Ende, sagt mir nicht, ihr seid wieder drauf reingefallen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Marlene220
2018-01-22T21:39:04+00:00 22.01.2018 22:39
Dann komme ich mal deiner Bitte nach und meld mich mal wieder. Es kam für mich echt überraschend dass Zuko ein Kind hat. Ich hätte von ihm zwar eine bessere Idee als seinen eigenen Namen erwartet... ich meine ich fände es absolut seltsam mein eigenes Kind nach mir zu bennenen. Ich bin absolut stolz auf Sera und Sasuke, und ich finde es wunderbar dass Sera sich um Zukos Grab gekümmert hat. Auch freue ich mich schon total auf Zuko junior (oder 2.0/hoffentlich bessere Version.... etc🤔)
Ich kann mir super gut vorstellen dass er extrem niedlich wird.
Ich freu mich so wie immer aufs nächste Kapi
LG Marlene220🌌🤗🌌
Antwort von:  Fifi-Uchiha
22.01.2018 22:43
Heeey, long time no read hahaha
Oh, wie der Kleine zu seinem Namen kam, wirst du noch früh genug erfahren. Zuko hatte da keinerlei Einfluss kann ich dir sagen lol
Sasuke und Sera... hach, ich liebe die beiden einfach zusammen und bin sehr froh, dass ich das alles in die Richtung lenken konnte. Ich meine, ich hatte einfach SO VIELE Ideen, aber ich habe echt das Gefühl, dass ich mich für die beste entschieden habe haha

Danke nochmal für dein Review ^.^

liebe grüße
dbzfan!


Zurück