Little Things von Berrii (Kleine Dinge sind verletzlich) ================================================================================ Kapitel 39: Ausgleich --------------------- Es waren bereits vier Stunden vergangen und noch immer war Sakura mit ihrer Mutter unterwegs. Er konnte es nicht fassen, wie man so lange und ausdauernd nach einem Kimono schauen konnte. Nachdem sie einen schlichten schwarzen Kimono für ihn gefunden hatten, wurde er von Sakuras Mutter bestimmend nach hause geschickt. „Du darfst sie erst am Tag der Hochzeit in ihrem Kimono sehen!“, war ihre Begründung und ehe er etwas sagen konnte, hatte sie ihn auf offener Straße stehen gelassen und ihre Tochter davon gezerrt. Da Sakura aber den Schlüssel zur Wohnung hatte, konnte er nicht wieder dahin zurück. Und so hatte er beschlossen, ein paar Dinge für das neue Haus zu kaufen. Da er mehrmals Dinge erst dorthin brachte und wieder los ging, machte er immer wieder mal einen Abstecher bei Sakuras Wohnung. Doch sie war jedes Mal noch nicht wieder zurück. Jetzt stand der Uchiha in dem von Sakura ausgesuchtem Haus und räumte ein paar Dinge hin und her. Einiges hatte er auch aus seinem Elternhaus geholt. Viele Bücher von ihm, einige Erinnerungsstücke und Kleinkram, den Sakura vielleicht brauchen würde. Je länger sie weg war, desto tiefer durchforstete er die Sachen in seinem alten Zuhause. Bis ihm etwas in die Hände fiel, was ihn grinsen ließ. Das würde er ihr definitiv zur Geburt schenken. Als die Sonne unterging, saß er auf der Veranda und betrachtete den Garten. An einigen Stellen hatten es winzige Grashalme geschafft und reckten sich gen Himmel. Da es aber bereits Herbst war, würde der Garten vor dem Frühjahr nicht mehr grün werden. „Sasuke?“ Es war Sakuras Stimme, die ihn rief. Zielstrebig stand er auf und betrat den Eingangsbereich: „Endlich fertig?“ Sie nickte geschlagen: „Ich bin so fertig, du glaubst es nicht. Ich hatte schon längst etwas, aber es war ihr nicht gut genug! Und so war es vier Mal hintereinander!“ Seufzend hielt sie sich die Stirn. „Was hast du gemacht?“ „Ein paar Dinge organisiert.“, war seine karge Antwort. Ungeduldig fuchtelte sie kurz mit den Armen: „Komm schon Sasuke, du warst vier Stunden alleine, was hast du getan?“ Grinsend verdrehte er die Augen: „Komm mit.“ Sie folgte ihm bereitwillig und war gespannt, was er zu zeigen hatte. Zuerst betrat er mit ihr die Küche und öffnete ein paar Schränke. Anderes Geschirr, neue Töpfe. Sie ließ ihren Blick wandern. Andere Sitzkissen? Diese sahen auf jeden Fall bequemer aus. Er schob sie weiter. Im großen Wohnzimmer stand nun ein Regal, das schon gut gefüllt mit Büchern war. Auch hier neue Sitzkissen, ein paar zusammen gefaltete Decken in der Ecke. Es ging weiter in das kleinste der drei Zimmer. Sakura staunte nicht schlecht. Eine Wiege? Eine Babywiege? Ungläubig starrte sie ihn an. Ein extremer Fall von Nestbautrieb? „Sie stand bei meinen Eltern auf dem Dachboden.“ Quietschend hielt sich die junge Frau die Hände an den Mund: „Da hast du drin gelegen?!“ Sasuke hatte sich ihre Reaktion schon gedacht. „Das ist so süß!“, entfloh es ihr und sie ließ ihre Hand über das helle Holz wandern. „Ich hatte vier Stunden Zeit totzuschlagen.“, gab er nüchtern von sich, „So schnell erlebst du sowas nie wieder.“ Lachend drehte sie sich zu ihm um: „Das ist mir klar. Aber dennoch freu ich mich sehr. Danke, Sasuke!“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Wollen wir jetzt vorerst zurück in das alte Zuhause? Ich hab unglaublichen Hunger.“ Er nickte grinsend. Mitten in der Nacht wachte der Uchiha auf. Er war hellwach. Und er spürte einen unmissverständlichen Drang in seinen Muskeln. Stumm stand er auf und zog sich an. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das es kurz nach zwei war. Selbst wenn Sakura wieder früher aufwachen sollte wegen Übelkeit oder sonstigen Gefühlsausbrüchen, hatte er fast drei Stunden für sich Zeit. Angezogen verließ er leise ihre Wohnung und machte sich auf zum alten Übungsplatz. Der Schwarzhaarige musste sich dringend bewegen! Dieser Wahnsinn der letzten Tage verlangte nach Abwechslung, er wollte sich auspowern. Er rannte, er sprang, er warf Wurfsterne. Aber irgendwie fühlte er sich nicht ausgeglichen. Es war irgendwie frustrierend. „Hey Teme, was treibst du da?“ Vollkommen aus dem Konzept gebracht, schaute der Uchiha nach links. Da stand niemand anderes als Naruto. „Was machst du um diese Uhrzeit hier?“, fragte der Schwarzhaarige und hob eine Augenbraue. „Ich hab Hinata nach hause gebracht. Und du?“ Statt zu antworten, stellte er seinem besten Freund eine Frage: „Fit genug für einen kleinen Kampf?“ Der Blonde schüttelte lachend den Kopf: „Fällt dir jetzt schon die Decke auf den Kopf?“ Doch ohne zu zögern startete er durch und griff den anderen an. Gähnend wachte Sakura auf. Es fröstelte sie leicht. Blind tastete sie nach Sasuke, doch er war nicht da. Müde setzte sie sich auf. Es war kurz nach halb elf. Wo steckte er denn jetzt schon wieder? Als hätte es ihr Körper geahnt, klingelte jemand an ihrer Tür. Schnell schlüpfte sie in ein Shirt und eine bequeme Hose, ehe sie öffnete. Vor ihr stand Hinata. „Guten Morgen, Sakura. Hab ich dich geweckt?“ Die Rosahaarige schüttelte den Kopf: „Nein, bin grade selbst wach geworden. Was gibt’s?“ Die Hyuuga kratzte sich verlegen am Hinterkopf: „Ehm... Ich muss dir was zeigen.“ „Und was?“ „Auf dem alten Trainingsplatz. Würdest du mitkommen?“, fragte die andere. „Klar, warte, ich zieh mich eben richtig an.“ Einige Minuten später stand Sakura zusammen mit Hinata vor einem völlig verwüsteten Trainingsplatz. „Was zum Teufel ist denn hier passiert?“, verständnislos sah sich die Rosahaarige um. Ihre Antwort kam wenig später aus dem Wald gestürmt. Erst Sasuke, ziemlich ramponiert und mit Schrammen übersät, dahinter Naruto, ebenfalls völlig zerrupft und mit kleinen Schnittwunden gesprenkelt. „Hab ich was verpasst?“, entgeistert sah sie ihren Teamkameraden zu, wie diese weiter kämpften. „Naruto sagte etwas von Trainingskampf.“, erklärte die andere junge Frau, „Aber sie sind schon seit halb drei morgens dabei.“ „Du meinst, sie übertreiben?“, fasste es die Rosahaarige zusammen. „Irgendwie schon. Für einen Übungskampf reicht es doch so langsam.“ Sakura nickte: „Ich geb dir da vollkommen recht.“ Einmal tief durchatmend lief sie auf ihre Freunde zu. Das die beiden auch nie ein Maß kannten! Die Männer machten ungehindert weiter, doch als sich Sakura zwischen ihnen stellte, stoppten sie abrupt. „Hallo Sakura, wie geht’s dir?“, fragte Naruto fröhlich, aber außer Puste. Auch Der Uchiha keuchte. „Hört ihr beiden jetzt endlich mal auf?“,kam es leicht säuerlich von ihr. Der Uzumaki meinte zu glauben, das der Schwarzhaarige innerlich ein bisschen in sich zusammen sackte. „Aber Sakura, manchmal braucht man das doch einfach!“, redete der Blondschopf sofort auf sie ein. „Guckt euch doch mal an!“, entfuhr es ihr. Sasuke hielt sich eine Hand vor die Augen. Oh ja, sie kannte viele Wege, um ihn wahnsinnig zu machen. Zärtlich, aber bestimmend schob er seine Verlobte zurück zu Hinata. Verwundert schaute ihm Naruto zu. „Sakura, tu mir den Gefallen, setz dich mit Hinata hin und schau einfach zu.“, und bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte er ihr einen Kuss aufgedrückt und sich zum Uzumaki umgedreht. Mit Schwung stürzte er sich wieder auf ihn und die beiden machten weiter, wo sie aufgehört hatten. Sprachlos sah Sakura ihnen hinterher. Die Hyuuga hatte sich seufzend auf einen Baumstamm gesetzt: „Wie lange wird das wohl noch dauern?“ Schulter zuckend setzte sich die Rosahaarige zu ihr. Es dauerte weitere zwei Stunden, bis endlich das Ende eintraf. Zwischenzeitlich hatte Hinata sogar etwas zu essen für sich und Sakura geholt. Nun aber merkte man deutlich, wie die Bewegungen der Männer lethargischer wurden und ihre Kräfte nachließen. Beim letzten Ausholen verpassten sich beide einen Schlag ins Gesicht und flogen ein paar Meter voneinander weg zu Boden. Keiner rührte sich. „Das wurde aber auch mal Zeit.“, Sakura sprang auf und eilte zu Sasuke, während Hinata nach Naruto schaute. Über ihn gebeugt nahm sie seine zahlreichen Verletzungen wahr: „Ihr seid solche Idioten...“ Sasuke hatte die Augen geschlossen, doch er hörte sie deutlich: „Ist doch nichts passiert.“ „Guck dich mal im Spiegel an!“, sie legte ihre Hände auf seine Brust, um den ersten Schwung Wunden zu versorgen, als er ihre Hände packte: „Lass das.“ Überrascht sah sie ihn an. Er öffnete müde die Augen. „Du bist schwanger, dein Chakra gehört dir und dem Kind.“, er rappelte sich auf und blickte zu Naruto, der sich ebenfalls aufsetzte, „Unsere Wunden heilen schon von alleine.“ Der Uzumaki stimmte ihm zu: „Richtig. Tsunade hat dir nicht grundlos verboten, im Krankenhaus zu arbeiten.“ Seufzend half sie dem Schwarzhaarigen auf die Beine: „Dann lass dir wenigstens helfen auf dem Weg nach hause.“ Grinsend winkte der Blondschopf ihnen nach: „Bis zur nächsten Runde!“ Sasuke grinste. Auf das Angebot kam er garantiert früher oder später zurück. „Ich versteh dich nicht.“, murmelte sie und half ihm aus den kaputten Klamotten. Die konnte sie direkt in die Tonne werfen. Sasuke schüttelte nur den Kopf: „Es ist doch nichts passiert, reg dich ab.“ „Sie dich mal an!“, entfuhr es ihr wütend. Der Uchiha sah an sich hinab. Mittlerweile stand er nackt in ihrem Bad, nachdem sie ihm alle Klamotten abgenommen hatte. „Ich sehe nichts Ungewöhnliches an mir.“, entgegnete er locker. „Ach geh duschen, du Idiot.“, winkte sie ab und brachte die Klamotten in den Müll. Der Uchiha stieg grinsend unter die Dusche. Das warme Wasser brannte auf der Haut, er spürte jede Wunde. Doch grade dadurch fühlte er sich so lebendig. Der Uzumaki war genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht und er hatte ihn verstanden. Mal wieder ein Punkt für seinen bekloppten Freund, deswegen hielt ihre Freundschaft. Nach der Dusche kam seine Verlobte wieder ins Bad. In ihren Händen eine große Packung Pflaster, zwei Rollen Bandagen und Creme: „Lass mich die Wunden wenigstens so versorgen, ja?“ Nickend gab er sich ihren fürsorglichen Händen hin. Wenig später lag er mit ihr auf dem Sofa. Er war zwar erschöpft, doch fühlte er sich durch das neue innere Gleichgewicht zu wach, um zu schlafen. Sakura hatte diesen Zustand für sich genutzt, um sich an ihn schmiegen zu können. Sie genoss diese Zärtlichkeiten mit ihm so sehr und ihr war klar, das sie jeden Moment mit ihm nutzen musste. Denn er konnte jederzeit weg und unbestimmte Zeit unterwegs sein. Stumm genoss er ihre Streicheleinheiten, während sie halb auf ihm lag. „Warum hast du das getan?“, fragte sie irgendwann leise. „Ich hab mich tagelang nicht bewegt.“ Sie konnte es ihm nicht verübeln, sie verstand ihn. Sasuke war wahrhaftig unbeugsam, zwar sehr geordnet, aber doch irgendwie unberechenbar. Die Tage vergingen und zusammen mit Naruto brachten sie Kiste für Kiste Sakuras Sachen in das neue Haus. Hinata war auf einer Mission und so war der Blondschopf dankbar für diese Beschäftigung. Bei Shizune hatten sie einen Termin für ihre Hochzeit abgesprochen. Sie hatten sich für den ersten Dezember entschieden. Überraschenderweise hatte sonst noch niemand anderes von ihren Plänen erfahren. Einige wussten zwar, das da irgendwas zwischen ihr und dem Uchiha lief, aber niemand wusste genaueres. Zumal es die wildesten Spekulationen über Sasuke gab. Was er hier tat, was er vorhatte und wann er wieder verschwand. Doch Sakura war es egal. Sie hatte keine Lust auf große Erklärungen, selbst Ino ließ sie im Dunkeln. Da diese sowieso mehr mit Sai beschäftigt war, fiel ihr Sakuras Veränderung gar nicht weiter auf. In eine warme Decke gehüllt und mit einer Tasse Tee in den Händen saß Sakura auf der Veranda ihres neuen Zuhauses. Es war kühl geworden und alle Blätter hatten sich von den Bäumen und Sträuchern im Garten gelöst. Der leichte Wind trug ein paar Wirbel des Laubs hin und her. In einigen Tagen würde sie nicht mehr Haruno heißen. Und sie war nun bereits im dritten Monat. In den ersten zwei Monaten war ihr immer mal wieder morgens so übel, das sie sich übergeben musste. Dann hatte sie ein paar wirklich miese Heulattacken. Zwischenzeitlich hatte sie so dolles Sodbrennen, das Sasuke all seine Kochkünste auffahren musste, um ihr irgendwas zu kochen, was ihr nicht schwer im Magen lag. Er hatte sich so gut in den letzten Wochen um sie gekümmert. Aber sie hatte eine Vorahnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)