Don´t fuck the Company von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 19: Everything at once ------------------------------ ”The time I thought that we would have Was taken from red to black I said things that I can’t take back And I don’t know how to live with that There’s a darkness that I’ve known And it’s shaken me to stone. And it kills me you might not know Cause I know I don’t let you see But you mean the world to me.“ Freya Ridings – You mean the world to me Sarada stocherte in ihrem Müsli, das inzwischen eher Matsch ähnelte. Sie sah auf ihr Handy und schmollte. Er hatte das nur aus dem Augenwinkel beobachtet, doch als sie das fünfte Mal tief seufzte, schloss Sasuke seine Zeitung. „Was ist los?“, fragte er. Sarada zuckte zusammen und schob verlegen ihre Brille zurecht. „Was soll sein?“, fragte sie trotzig. „Du seufzt so laut, dass deine Mutter es noch hören kann“, erwiderte er, während er die Zeitung beiseitelegte. „Wenn du so weiter machst, glaubt sie noch, sie müsste dich doch abholen.“ Zuerst verdrehte Sarada die Augen, doch dann konnte sie ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Sie mochte es, wenn Sasuke Humor zeigte. „Eigentlich ist es wirklich nichts“, wiederholte sie und sah nochmal auf ihr Handy. „Es ist nur… Menma antwortet seit ein paar Tagen nicht auf meine Nachrichten. Ich habe ihn sogar angerufen!“, fügte sie hinzu, als wäre ein Telefonat die intimste Art, seine Gefühle zu zeigen. Nun, für eine 13-Jährige war es das wohl. Sasuke fürchtete, nicht unschuldig an dem Dilemma seiner Tochter zu sein – mal wieder. Orochimarus Worte kamen ihm in den Sinn: ‚Du wirst die Konsequenzen schon bald spüren.‘ Heiße Wut kochte in Sasuke hoch, als er daran dachte, dass Orochimaru ihren Konflikt an Sarada und Menma auslassen könnte. Die Kinder hatten nichts damit zu tun. Doch Orochimaru hatte so zornig ausgesehen, dass es Sasuke nicht überraschen würde, wenn er diese Grenze überschritten hatte. „Ich habe die Zusammenarbeit mit dem Otogakure beendet“, eröffnete er daher Sarada. „Vielleicht hat es damit etwas zu tun.“ Sie weitete die Augen, und in der einkehrenden Stille hörte Sasuke das Geräusch der Dusche enden. Erleichterung stieg in ihm auf. Es war, als hätte Naruto gespürt, dass Sasuke ihn gerade brauchen könnte. „Aber … Wieso?“, verstand Sarada nicht. „Die Partys sind doch gut gelaufen!“ „Es gibt bei so etwas mehr zu beachten. Aber das hat nichts mit euch zu tun. Wenn du möchtest, spreche ich mit Orochimaru darüber.“ Sarada hatte wieder geschmollt und sah ihn jetzt verblüfft an. „… Wirklich?“ Sasuke nickte. In dem Moment spürte er eine Hand auf seiner Schulter und sah zu Naruto auf. Sein Freund war nur mit einem Handtuch bekleidet und sah zum Anbeißen aus. Rasch wandte Sasuke sich wieder Sarada zu. „Natürlich“, sagte er sanft. Sie lächelte und überlegte einen Moment, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, das wäre total peinlich.“ „Wie du möchtest. Aber du kannst deine Meinung noch ändern“, versicherte Sasuke sie. Er musste sowieso noch einige Dinge mit dem Otogakure klären, bevor ihre Partnerschaft offiziell beendet war. Vermutlich würde er in der Sache eher mit Kabuto kommunizieren, aber wenn es sein musste, würde er den Chef höchstpersönlich verlangen. „Um was geht’s?“, wollte Naruto wissen, der sich eine Schüssel Cornflakes gemacht hatte und jetzt zu Sarada und Sasuke setzte. „Jung sind doof“, fasste Sarada prägnant zusammen. „Allerdings“, gab Naruto ihr gewichtig Recht. „Und je hübscher sie sind, desto doofer sind sie auch.“ Während Sarada kicherte, verdrehte Sasuke die Augen. Unter dem Tisch jedoch berührte er mit dem Fuß den von Naruto. Er war ihm dankbar, dass es ihm in jeder Lage gelang, Sarada aufzumuntern. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber er fand es tatsächlich attraktiv, wie gut Naruto mit seiner Tochter umgehen konnte. Naruto grinste ihn an, während Sarada von ihrem blinkenden Handy abgelenkt wurde. Ihr grummeliges Gesicht erhellte sich und sie stand rasch auf, um die Reste ihres Müslis in den Müll. „Ich gehe mit Boruto zum Strand, okay?“, fragte sie, als sie schon halb zur Tür raus war. Als Sasuke nickte und Naruto winkte, verschwand sie aus der Küche, um ihre Badesachen zu holen. Kurz darauf hörten sie die Tür zufallen. Naruto stupste Sasukes Fuß an, der seinen noch immer berührte. „Geht’s dir gut?“ „Wieso sollte es nicht?“ Grinsend fasste Naruto nach Sasukes Hand. „Weil du immer durchdrehst, wenn es um Sarada und Jungs geht.“ Sasuke wollte protestieren, schloss dann aber den Mund und wandte schnaubend den Kopf ab. Mit einem Lachen drückte Naruto seine Hand, sodass Sasuke sich schnell beruhigte. Er fuhr sich mit der freien Hand durch das Haar. „Es ist nur, weil es um Menma geht.“ „Ich dachte, wir wären uns einig, dass er ein guter Junge ist?“, fragte Naruto mit hochgezogenen Brauen. „Darum geht es nicht“, winkte Sasuke ab. „Er antwortet nicht auf Saradas Nachrichten, seit ich die Kooperation mit Orochimaru beendet habe. Ich will nicht, dass er sie für meine Entscheidungen bestraft.“ Narutos Gesicht verdüsterte sich. „Zuzutrauen wäre es der alten Schlange.“ Sasuke lächelte über Narutos hartnäckige Eifersucht, selbst jetzt, nachdem Sasuke mehr oder weniger wegen Naruto die Kooperation mit Orochimaru beendet hatte. Allerdings wusste er, dass es nicht nur Eifersucht war. Naruto hatte generell ein schlechtes Gefühl, was Orochimaru anging. „Rede doch mit ihm. Er sollte die Kinder da nicht mit reinziehen“, fand Naruto und Sasuke seufzte. „Das will Sarada nicht.“ „Hm, verzwickt.“ Nachdenklich hob er Sasukes Hand, um mit seinen Fingern zu spielen. „Vermutlich wollte sie sich einfach nur auskotzen. Und zum Glück hat sie ja noch einen Ersatzfreund“, grinste Naruto und lachte, als Sasuke wie erwartet das Gesicht unbehaglich verzog. Sasuke hätte gerne noch weiter geflirtet, aber er musste an die Arbeit, ebenso wie Naruto. Ein wenig überrascht sah er Naruto an, als dieser nicht wie sonst im zweiten Stock zur Poollandschaft abbog. Naruto kratzte sich am Nacken. „Die Gymnastikstunden macht jetzt jemand anderes. Ich hab nich mehr wirklich Zeit dafür mit der Mitarbeiterbetreuung und der Eventorganisation.“ „Bekommst du für deine neuen Aufgaben eigentlich das angemessene Gehalt?“, fiel Sasuke gerade auf. Er war immer beeindruckt von Narutos Arbeitsmoral und seinen Fortschritten gewesen. An die Bezahlung hatte er zu seiner Schande nie gedacht. Lachend winkte Naruto ab. „Shikamaru hat das mal angesprochen, aber is doch nich nötig. Ich wohn ja hier und bekomm Essen und alles, für was soll ich das brauchen?“ „Weil es dir zusteht“, sagte Sasuke schlicht und zückte sein Handy, um eine Notiz zu machen, sich um neue Verträge zu kümmern. Er würde über das Budget nachdenken müssen, aber und… „Machst du das jetzt, weil du mein Freund bist?“ Sasuke blickte auf und runzelte die Stirn. „Wäre das so schlimm?“ „Ja!“, begehrte Naruto sofort auf. „Die anderen hier tun auch alle ihr Bestes. Ich will keine Sonderbehandlung, nur, weil wir vögeln.“ Sasuke zuckte zusammen und sah sich um, aber es war niemand in der Nähe, der das gehört hätte. „Die anderen sind aber nicht von einer Aushilfsposition in eine Führungsposition aufgestiegen“, erwiderte er streng. „Du hast doch gemerkt, was deine Abwesenheit über die letzten Tage hier angerichtet hat. Ich … Wir brauchen dich hier. Und dafür solltest du angemessen bezahlt werden. Es geht nicht um unsere Beziehung.“ Naruto war mit jedem Wort röter geworden und kratzte sich jetzt mit einem verlegenen Lachen am Hinterkopf. „Also, so wichtig bin ich doch nicht …“ Naruto war so laut, dass Sasuke vergaß, dass er auch schüchtern sein konnte. Er fand es jedes Mal bezaubernd, und jetzt gerade verleitete es ihn dazu, seinen Freund zu küssen. Als sie sich lösten, nahm er Narutos Hand und stellte klar: „Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre.“ So gut sollte Naruto ihn inzwischen kennen. Narutos berüchtigtes 1000-Volt-Lächeln erhellte sein Gesicht. Seit der Untersuchungshaft hatte Sasuke es nicht gesehen und er hatte es vermisst. Am liebsten hätte er ihn wieder geküsst, aber sie hatten beide Arbeit zu erledigen. Auf dem Weg in sein Büro war Sasuke sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ob das die Schmetterlinge im Bauch waren, von denen alle immer sprachen? Nach den Skandalen der letzten Wochen hatte Sasuke noch immer mit schwindenden Besucherzahlen zu Kämpfen. Zimmer wurden storniert und Gäste reisten früher ab. Obwohl Sasuke genervt war, verstand er es. Da die meisten von ihnen im öffentlichen Leben standen, konnten sie es sich nicht leisten, mit dem Sensu in Verbindung gebracht zu werden. Er war müde, als es abends an der Tür klopfte und Naruto mit in Alufolie verpackten Portionen vom Hotelabendessen auftauchte. Zu zweit machten sie es sich wenig später in Sasukes Dachgarten bequem – Sarada war noch nicht zu Hause. Sie plauderten über ihren Tag und Naruto versuchte, ihn zu füttern und Sasuke vergaß beinahe den Stress seiner Arbeit. Als es jedoch immer später wurde, wurde er zusehends unruhig. Zuerst wusste er nicht, was es war, bis Naruto es in Worte fasste. „Sarada is heut ganz schön spät dran“, bemerkte er. Genau das hatte an Sasuke genagt, und er setzte sich unruhig auf. Sie hatten keine Zeit ausgemacht, zu der Sarada zu Hause sein sollte. Normalerweise kam sie aber immer zum Abendessen wieder. Wenn es länger dauerte, rief sie an und fragte, ob das okay war. Die beiden Male, als sie das nicht getan hatte, war sie weggelaufen. Aber dieses Mal hätte sie keinen Grund dafür, soweit Sasuke wusste. Er hatte sich nicht mit ihr gestritten, und wenn sie Probleme mit ihrer Mutter hatte, hätte sie auch keinen Grund, von hier wegzubleiben. Trotzdem rief Saradas Abwesenheit dieselbe innere Unruhe hervor wie vor ein paar Tagen, als sie ausgebüchst war. „Naja, sie kommt langsam in die Pubertät, oder?“, fragte Naruto beschwichtigend. Er hatte bereits nach seinem Handy gegriffen, um sie anzurufen. „Das wäre sehr plötzlich.“ Naruto zuckte die Schultern. „Bin kein Pubertätsexperte … Komisch, sie geht nicht hin“, sagte er nach kurzem Warten und legte auf. Sasukes innere Unruhe wuchs und als hätte er es gespürt, griff Naruto nach seiner Hand. Während auch Sasuke versuchte, seine Tochter zu erreichen, schrieb Naruto ihr, sie solle sich melden, sobald sie das las. Naruto nahm seine Hand. Sasukes eigene Sorge spiegelte sich in seinen Augen, aber auch eine feste Entschlossenheit, die Sasuke brauchte. Sofort fühlte er sich besser als vor ein paar Tagen, als Sarada weggelaufen war. Er biss sich auf die Lippe, dann erhellte sich sein Gesicht. „Wir könnten noch Boruto anrufen!“, platzte er aufgeregt heraus. „Mit dem wollte sie sich treffen, oder?“ Sasuke nickte und zückte sein Handy, um den Jungen anzurufen. Um diese Uhrzeit war er sicher schon zu Hause, aber er ging trotzdem ran. „Herr Uchiha, was gibt’s?“ Er klang, als würde er mühsam seine Nervosität unter einer coolen Fassade verstecken, aber Sasuke hatte gerade keine Nerven für die Befindlichkeiten seines Praktikanten. „Ist Sarada bei dir?“ „Häh, nein? Schon seit Stunden nicht mehr.“ Sasukes Körper verkrampfte sich noch mehr als zuvor. Naruto hatte die Worte über den Lautsprecher des Handys gehört und legte mitfühlend die Hand auf Sasukes Rücken. „Hast du sie vor dem Hotel abgesetzt?“, fragte Sasuke weiter. „Was ist eigentlich los?“, wollte Boruto wissen. „Haben Sie sich schon wieder mit ihr gestritten?“ „Beantworte die Frage“, verlangte Sasuke mit nur schwach unterdrücktem Knurren in der Stimme. Naruto sah ihn tadelnd an, aber Sasuke war es egal. Er musste seine Tochter finden. Kurz herrsche Schweigen in der Leitung, während Boruto sich sammelte. Er klang ernster, als er schließlich antwortete: „Wir sind Menma über den Weg gelaufen und sie ist mit ihm gegangen. Er wollte über irgendwas ‚reden‘. Keine Ahnung, was das sollte, aber …“ Sasuke ignorierte den schmollenden, versetzten Teenager. Alle Haare an seinen Armen stellten sich bei dieser Neuigkeit auf, obwohl er versuchte, rational zu sein. Menma und Sarada waren Freunde. Seine Tochter schwärme ein bisschen für den Jungen. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie sich unterhielten. Dieses unwirkliche Grinsen von Menma hatte nie Sarada gegolten, immer nur Sasuke. Es ging ihr gut, ganz sicher. Eine Hand legte sich auf Sasukes Rücken und er sah zu Naruto, der ihm ernst zunickte. „Boruto, hast du Zeit, uns suchen zu helfen?“, wandte er sich an Boruto. Dieser schnaubte überrascht, als er Narutos Stimme hörte, doch Sasukes Freund ignorierte es: „Es ist spät und wir machen uns Sorgen um sie.“ „Ich … Ja, sicher. Ich schreib mal rum, ob jemand was von ihr gehört hat.“ „Gut, danke. Melde dich bitte sofort, wenn du etwas hörst.“ Boruto grummelte etwas und legte dann auf. Naruto beugte sich herüber, um Sasuke beruhigend auf die Schläfe zu küssen. Sasuke schloss die Augen einen Moment, überrascht, dass es tatsächlich ein wenig half. „Schauen wir zuerst am Strand. Vielleicht hat sie nur die Zeit übersehen“, schlug Naruto vor. Sasuke nickte und erhob sich mit ihm. Fast zwei Stunden später hatten sie den Strand abgesucht, den Park, in dem Sasuke seine Tochter zuletzt gefunden hatte, ihre liebste Eisdiele und den Brunnen in der Stadtmitte, den sie so liebte. Außerdem hatten sie dem Hotelpersonal gesagt, sie sollten Sasuke anrufen, wenn seine Tochter zurückkehren sollte. Auch Boruto hatten sie nochmal angerufen. Sarada blieb verschwunden. „Sakura wird durchdrehen“, seufzte Sasuke, als er auf dem Rückweg zum Hotel das Handy hervorzog. Ihm blieb nichts übrig, als sie anzurufen. Es wurde dunkel und ihre 13-jährige Tochter war noch immer nicht in Sicht. Er wusste zwar nicht, was er getan hätte, um sie zu verscheuchen, aber vielleicht war sie wieder zu ihrer Mutter gelaufen. Leider fiel Sakura aus allen Wolken, als er ihr die Situation schilderte. Nur mit Mühe konnte er sie davon abhalten, sofort wieder nach Konoha zu reisen. Sie neigte immer zu Extremreaktionen, wenn sie unter Stress stand. Er rieb sich den Nacken und sah die Straße hinab. „Ruf du unsere Eltern und Itachi an, vielleicht ist sie bei einem von ihnen“, übernahm er das Heft. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und ignorierte Narutos tadelnde Blicke, als er den Rauch ausblies. „Außerdem bei der Familie ihrer Freundin, diesen …“ „Akimichis.“ „Genau. Ein hiesiger Freund von ihr hat schon rumgefragt, ob die Kinder etwas wissen, aber noch nichts gehört. Vielleicht ist sie zu ihren Freunden zu Hause gegangen.“ „Okay …“, sagte Sakura mit schwacher Stimme. Sasuke holte tief Luft, weil er wusste, wie sie auf seine nächsten Worte reagieren würde. Sagen musste er sie dennoch. „Ich gehe zur Polizei und gebe eine Vermisstenanzeige heraus.“ Sakuras Atem kam zitternd und er hörte sie schniefen. Für eine Sekunde war sie sprachlos, dann hatte sie sich offensichtlich gesammelt, und ihre Worte waren wie harte Faustschläge in seiner Magengrube. „Was hast du gemacht, damit sie wegläuft, Sasuke? Ich habe dir gesagt, wenn du sie verletzt, breche ich dir deine hübsche Nase, und dahinter stehe ich nach wie vor.“ Zorn kochte in Sasuke hoch und er richtete sich unbewusst auf. „Sie ist bisher zwei Mal deinetwegen weggelaufen“, erinnerte er sie schneidend und hörte sie scharf einatmen. Eine gewisse Genugtuung durchflutete ihn, direkt gefolgt von „Ruf unsere Eltern an“, befahl er und legte auf. Naruto sah ihn mit seinem: ‚Das hättest du nicht so grob sagen müssen‘-Blick an und Sasukes Wut kochte noch mehr hoch. Sakura hatte das nicht verdient, so, wie sie zuletzt über Naruto geredet hatte. Sie war zwar zurückgerudert und er wusste, dass größtenteils ihr angekratztes Ego gesprochen hatte. Dennoch hatte es ihm nicht gefallen. „Ich muss zur Polizei“, sagte Sasuke und drückte seine Zigarette an der Aschentonne vor dem Hotel aus. Schnell war Naruto an seiner Seite. „Ich komme mit.“ Mit hochgezogener Braue sah Sasuke ihn an. Naruto setzte sein Protest-Schmollen auf, doch dann verstand er, was Sasuke meinte. Verlegen lachend rieb er sich den Nacken. „Is nich, als könnten sie mich gleich wieder einbuchten!“ „Vermutlich nicht“, gab Sasuke seufzend zu. Wenn er ehrlich war, war er froh um die Stütze, aber das würde er Naruto natürlich nicht sagen. Vielleicht war es genug gesagt, dass er kurz seine Hand drückte. Eine Weile später kamen sie auf der Polizeiwache an. Wie der Zufall es wollte, hatte einer der Beamten Dienst, der Naruto vor ein paar Tagen mitgenommen hatte. Er lächelte schnippisch, als er Sasuke und Naruto entdeckte. „Hattest du Sehnsucht nach deiner Zelle?“, fragte er. Ohne darüber nachzudenken, streckte Sasuke schützend die Hand vor Naruto aus. „Er begleitet mich nur. Es geht um meine Tochter. Sie wird vermisst.“ Jetzt wanderte der abschätzige Blick des Beamten über ihn. „Ist das so … Dann setzen Sie sich erstmal da drüben. Jemand kommt zu Ihnen, um den Sachbestand aufzunehmen.“ Sasuke kam die Wartezeit noch länger vor, als sie tatsächlich war, weil die Plastikstühle, auf denen sie saßen, extrem unbequem waren. Mehr als eine halbe Stunde später wurde er schließlich von demselben Mann am Empfang aufgerufen. Als Naruto ebenfalls aufstand, schnaubte er. „Du kannst hier warten.“ „Er hat meine Tochter zusammen mit mir zuletzt gesehen und kennt sie gut. Er wird mitkommen und seine Aussage machen.“ Sasukes Blick begegnete dem des Beamten. Der andere Mann zuckte zusammen und schluckte seinen Protest herunter. Grummelnd winkte er sie schließlich beide weiter. Naruto grinste Sasuke an, der leise schnaubte und voranschritt. Der Beamte führte sie in einen Verhörraum, leer bis auf einen Tisch und vier Stühle. Das Aufnahmegerät in der Mitte wurde nicht angeschalten. Dennoch beäugte Sasuke es unbehaglich, als er sich setzte. Er war sich Narutos Präsenz neben sich deutlich bewusst. War er hier verhört worden? Hatte man ihn unter Druck gesetzt, ihm gedroht? Sasuke war nicht bei ihm gewesen. Jetzt hätte er gerne seine Hand genommen, doch der Beamte ergriff das Wort. „Sie sagten, Ihre Tochter sei verschwunden. Korrekt?“ Sasuke nickte und der Polizist schrieb etwas auf sein Formular. Er fragte generelle Informationen ab, wie Saradas vollen Namen, ihr Alter und ihren üblichen Wohnsitz. Als Sasuke Sakuras Adresse nannte, blickte der Beamte auf. „Das Kind ist nicht hier gemeldet?“ „Sie lebt bei ihrer Mutter. Über die Sommerferien ist sie hier“, erörterte Sasuke mit angespanntem Mund. Wie würde das helfen, seine Tochter zu finden? „Sie sind also nicht der Sorgerechtsinhaber?“ Sasuke spannte sich an. „Das ist ihre Mutter. Aber auch sie will, dass Sarada gefunden wird.“ „Wir werden sie danach fragen, wenn wir die Aufenthaltserlaubnis des Kindes bei Ihnen mit ihr besprechen“, sagte der Beamte und Wut schoss in Sasuke hoch. „Sie verschwenden Zeit. Meinte Tochter wird seit Stunden vermisst.“ „Das wird sie, weil Sie Ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.“ Befriedigt sah der Polizist zu, wie seine Worte Sasuke in sich zusammensinken ließen. „Sie haben angegeben, dass das Kind sich frei auf dem Hotelgelände und in der Stadt bewegen darf. Wo genau sie sich zuletzt aufgehalten hat, können Sie nur vermuten, wie Sie sagen. Das ist keine angemessene Betreuung für eine 13-Jährige. Darüber muss die Mutter unterrichtet werden. Danach geben wir eine Fahndungsanfrage raus.“ „Hören Sie mal, Sasuke ist ein toller Papa!“ Naruto sprang von seinem Stuhl auf. „Er macht es vielleicht noch nich so lang, wie er sollte, aber er gibt sich wirklich Mühe, und das ist, was zählt, nich?“ Der Beamte sah Naruto an, doch als er sprach, wandte er sich wieder an Sasuke: „Davon abgesehen, dass Sie das Kind einem mutmaßlichen Straftäter aussetzen.“ „WA-“ „Naruto, setz dich“, unterbrach Sasuke seinen Freund. Ihre Blicke trafen sich, stumme Verletztheit in beiden Augenpaaren. „Bitte.“ Narutos Gesicht wurde weicher und er gehorchte. Grummelnd verschränkte er die Arme und starrte den Beamten trotzig an. Dieser lächelte sichtlich befriedigt und setzte seine Befragung fort. Nach einer Weile rief er in den Vorraum und die junge Polizistin, mit der Sasuke bereits vor eine Weile wegen der Sache mit dem Rapper gesprochen hatte, erschien in der Tür. Sie musterte Sasuke, doch dann wies ihr Kollege sie an, Sakura anzurufen. Offenbar unzufrieden runzelte sie die Stirn, bevor sie ein falsches Lächeln aufsetzte und sich zurückzog, um die Aufgabe zu übernehmen. „Damit wäre das erledigt und wir können uns der ersten Spur des vermissten Kindes zuwenden.“ Er deutete mit dem Stift auf den sichtlich überraschten Naruto. „Wo warst du, als sie verschwunden ist?“ „Ich?!“, platzte Naruto laut heraus. Sasukes unter Scham halb erstickter Zorn kochte wieder hoch. „Er war bei mir, als wir meine Tochter zuletzt gesehen haben und während sie mit ihrem Freund in der Stadt war“, sagte er mit brennend kalter Stimme. Sein Blick forderte den Beamten heraus, zu fragen, was sie zusammen getan hatten, doch er wagte es nicht. „Herr Uzumaki ist ein enger Freund der Familie. Konzentrieren Sie Ihre Energie darauf, sinnvollen Spuren nachzugehen.“ „Es sind oft die ‚engen Freunde der Familie‘, von denen Gewalt gegen Kinder ausgeht“, sagte der Polizist. „Außerdem verstehen Sie sicher, dass wir jeder Spur nachgehen müssen, um das Kind zu finden. Und die offensichtlichste ist ein vorbestrafter Mann, der unbeaufsichtigten Zugang zu ihr hat.“ Diesmal war es Naruto, der Sasuke besänftigte. Er lächelte und legte ihm die Hand auf die Schulter. Jemand, der ihn weniger gut gekannt hätte, hätte die Wut nicht erkannt, die hinter Narutos scheinbar unbefangenem Gesicht brodelte. „Schon gut, sie müssen ja fragen. Und ich hab nix zu verbergen, oder?“ „Nein … Natürlich nicht“, gab Sasuke wiederwillig nach und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Gehen würde er aber nicht. Diesmal wäre er für Naruto da, egal, was passierte. „Dann können wir ja endlich fortfahren“, sagte der Beamte und wandte sich Naruto zu. „Wann warst du zuletzt alleine mit dem Kind und aus welchem Grund?“ „Uhm, ich glaube, das war, als wir Eis essen waren. Vorgestern oder so?“ Fragend sah er zu Sasuke, der nickte. Jede der folgenden Fragen machte ihn unbehaglicher. Wie hatten Sarada und er sich kennengelernt, wie viel Zeit verbrachten sie wöchentlich miteinander, unter welchen Umständen waren sie alleine miteinander, hatte ‚das Kind‘ Unbehagen dabei ausgedrückt? Der Mann schien mehr dazu wissen zu wollen als über Sarada selbst. Als sie das Polizeirevier schließlich verließen, war Sasuke ausgelaugt – und seiner Tochter keinen Schritt näher. Er rieb sich den Nacken und sah sich auf der Straße um. „Zeitverschwendung“, kommentierte er genervt. Er wünschte, sie hätten stattdessen weiter gesucht. Narutos Hand schob seine weg, um stattdessen seine Schulter grob zu kneten. Es tat überraschend gut. „Sie haben die Fahndung rausgegeben, das is es, was zählt, oder?“ Narutos Lächeln löste den Knoten in Sasukes Magengegend fast noch besser als seine Hände die Verspannungen in seinen Schultern. „Schau mal auf dein Handy, vielleicht hat sie angerufen. Oder sie ist inzwischen zu Hause!“ Leider hatte Sasuke keinen Anruf von seiner Tochter oder vom Hotel, um ihm mitzuteilen, dass Sarada zurückgekehrt war. Dafür tauchten die Nummern seiner Eltern, Ex-Schwiegereltern, Itachi und Sakura auf dem Display auf. Auf WhatsApp hatte er Nachrichten von Boruto, der sagte, er hatte noch nichts gehört und fragte, ob Sarada inzwischen aufgetaucht sei. Er war vielleicht anstrengend, aber ein guter Junge, dachte Sasuke. Er wollte sein Handy wegstecken – um die Rückrufe kümmerte er sich zu Hause – als ihm eine WhatsApp Nachricht von Sakura ins Auge fiel. „WAS IST DAS“, schrieb sie in Versalien. Stirnrunzelnd klickte er auf den Chat und wäre im selben Moment am liebsten tot umgefallen. Sakura hatte ein Foto geschickt, auf dem Sasuke Menma küsste. Von dem Anblick wurde ihm schlecht, und alle halb verdrängten Bilder aus der Nacht im Oto rasten auf ihn ein. Orochimarus dunkles Büro. Seine verschwitzte Wange, die gegen die Ledercouch gepresst wurde. Der Raum, der in einem seltsamen Rhythmus wackelte. Der Schmerz. Ein dunkel gefliestes Bad. Der halbnackte Junge, der plötzlich ganz nackt gewesen war. Ihm war schwindelig und plötzlich war Narutos Arm um seine Mitte geschlungen. Blaue Augen bohrten sich besorgt in seine. Als hätte Sasuke das verdient. Als wäre da nicht dieser Junge am Rand seiner Erinnerung. ”There’s a fear that I’ve known And it’s cut you to the bone And I’m so sorry I’ve never shown Just how much you hold. And I know that I can be pretty mean But you mean the world to me. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)