Don´t fuck the Company von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 14: Teetassenkarussell ------------------------------ Fate placed us together. Oh tell me why, oh tell me why. If you can't face forever then tell me lies, oh, tell me lies. Nico Santos - Safe Lampions erhellten Sasukes Dachgarten in rot, rosa und lila. Sarada hatte sie aufgehängt, zusätzlich zu Kerzen, welche die Mücken vertreiben sollten. Die praktische Seite musste das Mädchen von ihm haben. Die Luft war schwanger vom Duft von Mikotos und Sakuras Kochküsten. Aber das Verrückteste war nicht das pastellfarbene Licht oder die Kochkünste zweier Frauen in seiner Junggesellenbude. Es war Naruto, der auf Itachi einredete, während sie den Tisch deckten. Mikoto hatte vorgeschlagen, ihn einzuladen. Sie seien doch so gute Freunde, hatte sie gesagt. Etwas Ähnliches hatte sie schon an seinem Geburtstag vorgeschlagen, und Sasuke wusste langsam nicht mehr, was er davon halten sollte. Allerdings konnte er nicht leugnen, dass ihm das Bild seines Liebhabers unter seiner Familie… Irgendwie gefiel. Er schien sich natürlich dort einzufinden – Wobei Naruto immer einen Draht zu den Menschen zu finden schien, egal, wer es war. Er hatte Sakura und Mikoto von Saradas Surfstunden erzählt. Fugaku berichtete er von seinen bisherigen Jobs und den Kursen für Eventmanagement, die er gerne besuchen wollte. Er und Sasuke hatten darüber gesprochen und ein paar Angebote gefunden, die gut für ihn in Frage kommen könnten. Sasuke hatte ihm angeboten, das finanziell zu unterstützen - als duales Studium oder auf andere Art - aber das war ihm unangenehm. Sie würden das noch klären müssen. Jetzt hielt er Itachi einen leidenschaftlichen, wenn auch nicht sehr informierten Vortrag über die Umverteilung von Gütern. Sasuke wandte sich ab, als seine Mutter ihn bat, die Töpfe auf den Tisch zu stellen. Bei Tisch fand Sasuke sich irgendwie zwischen Naruto und Sakura wieder und kalter Schweiß lief ihm den Nacken runter. Sarada saß ihm gegenüber, die Brauen leicht gefurcht. Im Gegensatz zu Naruto verstand sie, wie ihr Vater sich fühlte. Naruto war zu Beginn nervös gewesen, hatte sich aber schnell in die Situation gefunden. Er war einfach gut mit Menschen. Doch für Sasuke war es nicht so leicht. Er könnte seine Familie nicht einfach nicht mehr sehen, wenn etwas schiefgehen sollte. Doch entgegen Sasukes Sorge verlief das Essen ebenso friedlich wie das Kochen. Sakura beschwerte sich ein paar Mal über Sasukes Kopf hinweg, dass Naruto beim Reden nicht so schreien sollte, woraufhin er sagte, das wäre eben seine Stimme, und dann diskutierten sie, als würden sie sich schon ewig kennen. Nach einer Weile teilten sie sogar Geschichten über Sasuke miteinander. Angesichts Narutos verplanter Art hatte Sasuke Sorge, dass er sich verplappern und etwas über ihre Affäre preisgeben könnte, aber das tat er nicht. Alles, was er sagte, war angemessen für ein freundschaftliches Arbeitsverhältnis, und mit der Zeit entspannte Sasuke sich langsam. „Wir fahren morgen gegen Abend nah Hause“, verkündete Fugaku, als die Teller leergeputzt waren. „Es war schön, so viel Zeit mit euch allen zu verbringen.“ Mikoto griff mit glänzenden Augen die Hand der sichtlich verlegenen Sarada. „Das sollten wir wiederholen… Und nächstes Jahr kommst du früher dazu, Sakura, Liebes.“ „Oh… Kann ich gerne“, lächelte sie überrascht. „Ich muss sehen, wie ich es mit dem Studium schaffe, aber… Gerne.“ Sie hatte den Rest der Familie bereits für ihre Pläne informiert. Sarada war fast geplatzt vor Stolz und hatte ihre Mutter umarmt. Sakura hatte Sasukes Blick aufgefangen und war leicht errötet. Er wusste nicht, was sie gesehen zu haben glaubte, aber es war nicht, was sie sich erhoffte. Er hatte nur das Gefühl gehabt, etwas zu sehen, das nicht für seine Augen bestimmt gewesen war. Sarada und Sakura hatten etwas, das er nie teilen würde, egal, wie wütend Sarada gerade auf ihre Mutter war. Er hätte Teil davon sein sollen, es aber nicht gekonnt. Er fragte sich, ob es ihm mit Naruto gelingen würde. Doch er war bereit, es zu versuchen. „Aaah, es ist so cool, dass du das machst!“, rief Naruto und grinste Sakura breit an. „Du wirst bestimmt eine geniale Ärztin.“ Sakura nippte bescheiden lächelnd an ihrem Wein. Sasuke war erleichtert, dass sein Liebhaber nicht der Typ war, einen Zickenkrieg vom Zaun zu brechen. Dass er sein Lob und seine Begeisterung ernst meinte, half auch. Wenn Sasuke eines Tages bereit war, Sakura gegenüber offen zu sein, wären das gute Voraussetzungen – aber das war Zukunftsmusik. „Ihr solltet noch etwas Großes zusammen machen, bevor ihr fahrt!“, fand Naruto. „Wie zum Beispiel?“, blinzelte Mikoto ein wenig verblüfft, aber nicht abgeneigt. „Äh… Keine Ahnung.“ Lachend kratzte Naruto sich am Nacken. „Sarada, auf was hättest du denn Lust?“ „Ist mir eigentlich egal“, zuckte das Mädchen lethargisch die Schultern. „Was haltet ihr von einem Freizeitpark?“, schlug Sakura vor. „Es ist nicht so heiß und die meisten Leute müssten an einem Freitag arbeiten.“ „Nun, vielleicht finden wir etwas ein wenig… erhebenderes“, warf Fugaku ein. Sakura wurde rot, doch Mikoto beachtete ihren Mann nicht. „Ich mag die Idee. Aber lassen wir Sarada entscheiden.“ Als alle Blicke auf sie gerichtet waren, rutschte das Mädchen nervös auf ihrem Stuhl herum. Ihr Blick traf Sasukes, der ihr bestätigend zunickte. Sie schob ihre Brille hoch und sagte: „Ich hätte Lust darauf.“ Und damit war die Sache beschlossen. Mikoto hatte versuchte, Naruto zum Mitkommen zu überreden, aber er hatte dankend abgelehnt. Sasuke hatte sich erlaubt, ihn kurz an der Schulter zu berühren, als er gegangen war. Naruto hatte ihn angelächelt, den Wunsch, dass es anders sein können, in die Grübchen an seinem Mund gegraben. Aber er ließ Sasuke die Entscheidung. Und Sasuke brauchte noch Zeit. Trotzdem waren sie inzwischen zu viele, um in einem Auto zu fahren. Sakura und Sarada stiegen zu Sasuke ins Auto, während seine Eltern Itachi mitnahmen. „Weißt du noch, als wir das zuletzt gemacht haben?“, fragte Sakura lächelnd. Sasukes Gesicht krampfte ein wenig, als er zu ihr linste. War das ihr Ernst? Doch sie sah ihn erwartungsvoll an, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als: „Nicht wirklich“, zuzugeben. Sakura fiel das Lächeln aus dem Gesicht. Wie Sarada aussah, wollte er gar nicht wissen. Seine Ex musste wohl die empathieloseste Krankenschwester der Welt sein. Vermutlich würde sie einen Waisen auslachen, weil er keine Eltern hatte, oder sich vor ihm über ihre Eltern beschweren. Zum Glück war das Thema gestern vor Naruto nicht darauf gekommen. „Es ist wirklich schon lange her2, lachte Sakura ein wenig schrill. Den verletzten Ton ihrer Stimme konnte sie nicht ganz ausblenden. „Sarada, du warst fünf und wir wollten mit dir ins Disneyland, bevor du zur Schule gegangen bist. Du hattest Angst vor Donald Duck.“ Die schwache Erinnerung eines verweinten Kleinmädchengesichts und einer winzigen Hand in seiner tauchte aus der Vergangenheit auf. Er hatte sie auf die Schultern genommen und Sarada hatte sich geweigert, wieder runterzukommen, bis sie ganz sicher war, dass die Ente sie nicht mehr erwischen konnte. „War das, als sie stundenlang in diesen Teetassen fahren wollte?“ „Ja!“, strahlte Sakura. Triumphierend sah sie zu Sarada. ‚Er ist kein Monster, ich age es doch‘, frohlockten ihre Augen. „Ich muss mal die alten Fotoalben raussuchen. Du sahst so niedlich aus mit deinen Minnie Maus Ohren.“ „Mamaaaaa!“, jammerte der Teenager. „Schon gut, schon gut“, ergab Sakura sich. „Aber ihr könntet wieder Teetassen fahren. So ein Karussell gibt es doch in jedem park.“ „Das ist doch für Babys.“ Die beiden diskutierten, welche Fahrgeschäfte ‚cool‘ waren und welche nicht, bis sie auf dem Parkplatz des Vergnügungsparks hielten. Sakura zauberte Sonnencreme aus ihrem Rucksack und zwang Sarada, sie aufzutragen, obwohl das Mädchen nicht wirklich die blasse Uchiha-Haut geerbt hatte. „Sasuke“, sagte Sakura, die Tube noch in der Hand. „Du solltest dich auch schützen.“ „Nicht nötig.“ „Es ist nicht gut für die Haut!“ „Hör auf die zukünftige Ärztin“, mischte Mikoto sich ein, als sie sich vor den Wartesschlangen am Eingangsbereich wiedertrafen. Unter den amüsierten Blicken der Umstehenden musste Sasuke es zulassen, dass seine Mutter ihm einen dicken Klecks auf die Nase schmierte und in seinem Gesicht verteilte. Immerhin entkamen auch die anderen Uchiha-Männer dem Prozess nicht. Als schließlich alle gegen die Sonne geschützt waren, waren sie schon fast an der Kasse. Mikoto reichte Sakura die Tube zurück. „Oh, Liebes, es tut mir leid. Ich hatte gar nicht gefragt, ob das in Ordnung ist.“ „Sicher. Der Anblick war es wert“, kicherte Sakura hinter vorgehaltener Hand. Gut geschützt betrat die Familie den Park. Die Menschen quetschten sich auf den wegen aneinander vorbei, Kinder mit Zuckerwatte wurden von ihren Eltern verfolgt und ein paar Leute hatten gestresste Hunde oder Kinderwägen dabei. Sasuke wusste bereits nach fünf Minuten wieder, wieso er seit jenem Tag mit Sarada und Sakura nicht mehr in einen Freizeitpark gegangen war. Doch die beiden genossen den Ausflug so offensichtlich, dass er sich nicht anmerken ließ, wie sehr die Menschenmassen ihn in sein stilles, kühles Büro wünschen ließen. Er fuhr mit ihnen in einer Hochbahn um den Park, saß neben Sarada in der Achterbahn und kaufte ihr das Foto von der wasserrutsche, auf dem sie lachend die Arme hochriss, Sakura und Mikoto kreischten und Sasuke Itachis nasse Haare ins Gesicht klatschten. Was sie aber zum Lachen brachte, war Fugakus, der sich stoisch dreinblickend am Bügel festhielt. „Oh, wir brauchen auch eines“, kicherte Mikoto und besorgte Itachi ungefragt auch einen Abzug. „Ich weiß nicht, was daran so amüsant ist“, verkündete ihr Mann ernsthaft. „Nicht so wichtig, mein Lieber.“ Mikoto legte ihm die Hand auf den Unterarm. „Was haltet ihr von Mittagessen?“ Die Familie suchte auf einem der großen Plätze nach einem geeigneten Restaurant. Nach einigem Hin und Her entschieden sie, dass jeder sich holen sollte, was er wollte, und sie auf einer der Grünanlagen im Freien essen würden. „Sarada und ich gehen Pommes und Burger holen. Itachi, begleite deiner Mutter. Sasuke, du und Sakura geht zur Parkanlage und sucht uns Plätze“, wies Fugaku alle an, als wären sie seine Belegschaft. Da ziemlich viel los war, war an dem Plan nichts auszusetzen. Allerdings war ziemlich offensichtlich, was Fugaku bezweckte. So fühlte Sasuke sich etwas merkwürdig, während er sich neben Sakura seinen Weg durch den Park bahnte. Sie spürte es wohl auch, denn sie schwieg und lächelte ihn nervös an, wann immer ihre Blicke sich begegneten. Das Ufer des künstlichen Sees, an dem sie essen wollten, war mit hohen Laubbäumen bestanden. Darunter tummelten Familien sich an Picknicktischen und auf dem Rasen. Sasuke und Sakura bahnten sich ihren Weg durch zuckergeschockte Kinder, bis sie einen Tisch fanden, der groß genug für ihre Gruppe war. Sakura holte eine Wasserflasche und Becher aus ihrem Rucksack. Sie lächelte, als sie ihm das Getränk gab. „Du magst es immer noch nicht, Flaschen zu teilen, oder?“ Verblüfft darüber, dass sie das noch wusste, nickte er. Schweigend tranken sie ihr Wasser, das Lachen und Schwatzen der anderen Menschen bedeutungsloses Rauschen um sie herum. „Ich war überrascht, als dein Vater mich eingeladen hat“, gestand Sakura nach einer Weile. Sie wurde rot und spielte mit ihrem Becher. „Er sagte, du bräuchtest… 'weibliche Führung' oder so…“ „Sakura…“ Er verschluckte sich an ihrem Namen und allem, was er für ihn bedeutete. Sie war die Mutter seiner einzigen Tochter. Sie war ein Mensch, den er seit seiner Kindheit kannte – und mit dem er befreundet sein könnte, wie ihm die letzten Tage klargemacht hatten. Aber sie war auch die Erinnerung dessen, was er am meisten bereute. Er wollte ihr nicht noch mehr wehtun. Nicht nur wegen seines schlechten Gewissens. Sie hatte mehr verdient, als er ihr geben konnte. „Schon gut“, brach Sakura das Schweigen. „Ich weiß doch, dass du keine Führung brauchst. Weibliche oder sonst wie.“ Das Lächeln, mit dem sie ihn ansah, war aufrichtig. Liebevoll, ohne zu fordern. Auf der Suche nach den richtigen Worten trank er einen Schluck – und hätte das Wasser fast über den ganzen Tisch gespuckt, als sie fragte: „Und? Wie heißt er?“ Belustigt sah sie zu, wie er wieder zu Atem zu kommen versuchte und schließlich heiser: „Was…?“, fragte. Unwillkürlich flog sein Blick über die Menge, aber seine Familie war nicht zu sehen. Sie verdrehte die Augen. Das Kinn hatte sie in die Hand gestützt und machte mit der anderen eine vage Geste. „Oh, bitte! Wir kennen uns seit zwanzig Jahren, davon waren wir zehn Jahre zusammen. Glaubst du ernsthaft, ich weiß das nicht?“ Sasuke wusste nicht, was er sagen sollte. Er war wie in die Luft katapultiert. Sie war klug, sicher. Aber wenn es um ihn ging, wurde sie so schrecklich naiv, dass er mit so etwas im Leben nie gerechnet hätte. „Seit wann…“ Sie zuckte die Schultern. „Vermutlich habe ich es schon immer geahnt“, überlegte sie. Dann grinste sie frech. „Sicher war ich mir aber nicht.“ Sasuke presste die Lippen aufeinander, bevor er die Stirn in die Hand legte. „Wundervoll.“ „Stell dich nicht so an. Du bist alt genug, zu dir zu stehen.“ Zwischen den Fingern linste er zu ihr. Sakura lächelte. Sie hatte ihren Frieden damit geschlossen, wie es aussah. Vielleicht war da sogar Erleichterung, dass es nicht an ihr lag. „Also?“, bohrte sie nach. Dass sie wusste, dass er auf Männer stand – und sogar jemanden sah – das aber nicht mit Naruto in Verbindung brachte, obwohl sie ihn kennengelernt hatte, war genau die Naivität, die Sakura so oft in Bezug auf Sasuke zeigte. Sie hatte es nicht sehen wollen. Obwohl sie wusste, dass er nicht einfach irgendeinen ‚Freund‘ mit zu seinem Familienessen bringen würde. Nun, er beklagte sich nicht über diesen Rest Privatsphäre. Zumal sie ihn nicht mehr in Ruhe gelassen hätte, wenn sie es wüsste. „Es ist nichts Ernstes.“ „Aber es ist etwas!“ Ihre Augen leuchteten begierig, währen Sasuke trotz des Schattens immer heißer wurde. Sein Mund war ein verstopftes Rohr. Die Worte schienen festzustecken. Es war vollkommen anders als mit Sarada. Seine Tochter brachte kein Leben voller enttäuschter Erwartungen an Sasukes Sexualität mit. Dass sie Naruto direkt halbnackt kennengelernt hatte, hatte ihr keine Wahl gelassen, als zu sehen, was da war. Aber Sakua… „Ich will ihn kennenlernen“, drängte sie. „Nein.“ Sie schmollte. „Wieso nicht?“ „Es ist… Noch nicht so weit, es der Familie zu sagen.“ Sie wurde rot und spielte mit ihrer Wasserflasche. „Okay“, gab sie leise nach. Beide spülten den Kloß in ihren Hälsen mit Wasser herunter. Ihr Schweigen war laut zwischen all den schwatzenden Familien und Paaren und Freunden um sie herum. „Weißt du… Ich verstehe, wieso du als Teenager lügen musstest“, sagte Sakura nachdenklich. „Ich weiß, wie viele schwule und lesbische und… Sonst was Kinder von ihren Familien verstoßen oder verprügelt werden. Du hast dich geschützt und ich nehme dir das nicht übel.“ Wie großzügig, dachte Sasuke, schwieg jedoch. Offensichtlich hatten ihr diese Worte schon länger auf der Seele gelegen und sie brauchte Zeit, um es loszulassen. "Aber wir sind über dreißig. Hättest du nicht irgendwann mal was sagen können? Wenigstens Sarada und mir.“ „Wann hätte das sein sollen?“, fragte Sasuke. Wann hätte er dieses Geheimnis sicher mit der Frau teilen können, die jeden Grund der Welt hatte, ihn zu hassen? Oder mit einem Kind, das nicht wusste, was es sagte? Das nur wusste, dass er sie alleine ließ deswegen? Sakura tat zwar verständnisvoll, aber sie war nie in seiner Situation gewesen. Sie würde es nie verstehen – und Sasuke war froh darüber. Sie öffnete den Mund, sagte dann aber doch nichts. Es Sakura nach allem zu erklären, was er ihr dadurch genommen hatte, war, als hätte er sich ein Messer in die Zunge rammen müssen. Und sie hätte er dabei gleichzeitig verletzt. Er war zu feige gewesen. Es war leichter, zu schweigen. Und bei seiner Familie... Niemand von ihnen war der Typ, seine Gefühle breitzutreten. Der Gedanke, sich mit ihnen hinzusetzen, und ihnen zu eröffnen, dass er auf Männer stand, war schlicht absurd. Vielleicht hätten sie es nicht mal geglaubt, weil er so lange mit Sakura zusammen gewesen war. Zumal es sie eigentlich nichts anging. „Ich weiß es nicht, Sasuke.“ Ihre Stimme war schwer, als hätte sie das alles schon zu lange mit sich herumgetragen. „Aber nicht, wenn wir es selbst rausfinden. Das haben Sarada und ich und deine Familie nicht verdient. Und du auch nicht.“ Sie griff nach seiner Hand, konnte seine Gedanken aber nicht bei sich halten. Seine Familie… Ihre Worte rissen einige staubige Kartons aus seiner Weltvorstellung. Als wolle sie helfen, Platz für die neue Box über sie zu machen. Vielleicht hatte sie Recht und es wurde Zeit. „Es geht niemanden etwas an“, verteidigte Sasuke sich. Sakura winkte ab. „Als hätte das was mit Privatsphäre zu tun. Was soll schon passieren, so lange deine Freunde erwachsen sind?“ Seufzend fuhr er sich durch das Haar. Was passieren sollte? Er könnte seine Familie verlieren und das Hotel, für das er so hart gearbeitet hatte, und seinen Ruf. „So leicht ist es nicht.“ „Ich glaube, du machst es dir nur schwer.“ So etwas Ähnliches hatte Itachi ihm schon gesagt. Vielleicht stimmte es doch. ‚Den Dingen ihren Lauf lassen‘ umfasste nicht nur die Beziehung zu Naruto. „Weiß Sarada davon?“, ließ Sakura das Thema fallen. Als er nickte, schwieg sie erneut eine Weile. Ihre Gedanken waren sicher genauso zerstreut wie seine. Sasuke versuchte, irgendwo Platz zu machen für die neue Information, aber das Kästchen in Kirschblütenform wollte sich nicht in sein Weltbild fügen. Er würde umbauen müssen. Ihr Gespräch endete, als der Rest der Familie ihren Tisch entdeckte. Sie verteilten Pommes, Pizza und fettige Burger zwischen Softdrinks und ihre Stimmen klangen, als hätte sich nichts geändert. Vermutlich stimmte das sogar. Sakura würde seiner Familie nichts erzählen. Das hätte sie längst getan, wenn sie es gewollt hätte. Damals, nach dem Gerichtstermin, als sie und Sarada an den Uchiha vorbeigegangen waren, die nichts mehr mit ihnen zu tun hatten außer ein paar Schecks und Geschenken. Sie hatte nicht vor, ihn zu verraten. Und bald wäre sie weg, ebenso wie seine Eltern. Er würde über vieles nachdenken müssen, sobald er den Kopf dafür hatte. Nach dem Mittagessen schipperten sie in einer Gondel über den künstlichen See. Sasukes Mutter wollte ins Varieté und danach bestand Sarada darauf, Achterbahn zu fahren. Nachmittags kauften sie Waffeln mit Schlagsahne und Kirschen für die Damen. Essend schlenderten sie durch den sonnigen Park, als sie auf einen kleinen Platz kamen. Die äußeren Buden verkauften Lose, man konnte Preise schießen und es gab einen Hau-den-Lukas, dessen Besitzer fast die Augen rausfielen, als Sakura das Gewicht ganz nach oben schlug. „Im Krankenhaus braucht mach Kraft“, lächelte Sakura über Saradas große Augen. Sie setzte ihrer Tochter den Kranz aus Plastikrosen auf den Kopf, den sie gewonnen hatte. Dann nickte sie zur Mitte des Platzes, wo weiße Teetassen mit blauem Muster sich im ewigen Kreis drehten „Wollt ihr fahren? Wie früher?“ Sasuke und Sarada sahen sich an und nickten. Was schadete es, sich ein wenig durch die Vergangenheit zu drehen, wenn es Sakura glücklich machte? Der Rest der Familie machte es sich auf der Bank vor dem Teetassenkarussell gemütlich. Sasuke folgte seiner Tochter in eines der blaugeblümten Gefährte und setzte sich ihr gegenüber. Als das Karussell zu drehen begann, sagte Sarada: „Mama und du, ihr versteht euch gut.“ Die Worte stachen in Sasukes Herz. Genau da hatte er nicht gewollt. „Sarada…“ „Nein, ich weiß schon. Du hast ja auch Naruto“, blockte sie ab und griff nach dem Rad zwischen ihnen, um sie schneller um sich selbst wirbeln zu lassen. „Ich dachte nur… Vielleicht können wir so wie jetzt etwas machen, ohne, dass ihr ganz still werdet, wenn man den anderen nur erwähnt.“ Sasukes Hals wurde eng von der Reife, die sie ihrer Tochter abverlangt hatten. Es war nicht fair, sie für ihre Fehler büßen zu lassen. Sie schuldeten ihr mehr, egal, wie gut Sarada ihre Menschlichkeit zu verstehen schien. „Ja. Das werden wir“, versprach er. Sie suchte nach leeren Floskeln in seinen Worten, entdeckte aber nur Ehrlichkeit. Das reichte, um ihr ein Lächeln zu entlocken. Sasuke griff ebenfalls nach dem Rad und drehte es in die andere Richtung, schneller und schneller, bis seiner lachenden Tochter die Haare ins Gesicht flogen. Als sie am Abend den Park verließen, nahm er sich vor, diesen Moment nicht wieder zu vergessen – und zwar nicht nur wegen des guten Dutzend Fotos, das Sakura von ihnen im Teetassenkarussell gemacht hatte. Am nächsten Tag reisten Fugaku, Mikoto und Itachi gegen elf ab – später als geplant, wie das immer so lief. Sie verabschiedeten sich in der Lobby von Sasuke, Sarada und Sakura. „Du besuchst uns noch vor Ende der Ferien, nicht wahr?“, versicherte Mikoto sich nochmal, als sie ihre Enkelin ein letztes Mal drückte und ihr die Stirn küsste. Sarada nickte artig und Mikoto strich ihr zärtlich einige Haare hinters Ohr und legte die Hand auf ihre Wange. Die beiden hatten wirklich einen Draht zueinander gefunden, aber das überraschte Sasuke nicht. Seine Mutter hatte ein Händchen für so etwas. Sein Vater dagegen war eher steif und reichte dem Mädchen die Hand. Diese ignorierte sie aber und drückte ihren Opa. Ein wenig verlegen tätschelte er ihr den Rücken, aber Sasuke konnte sehen, dass ihn die Geste freute. Der alte grummelige Bär. Er steckte ihr dann noch ein wenig Taschengeld zu, da es ihm so leichter fiel, seine Zuneigung auszudrücken. Auch Itachi bekam eine Umarmung von den Zurückbleibenden, dann halfen er und sein Bruder ihren Eltern, das Gepäck in die Garage zu bringen. „Pass auf dich auf, Liebling“, sagte Mikoto und küsste Sasukes Wange. „Und grüß Naruto von mir.“ „Ich… Ja. Mache ich.“ Sie lächelte zufrieden und stieg mit Fugaku ins Auto, nachdem er seinen Söhnen die Hände geschüttelt hatte. Sasuke sah zu, wie sie aus der Tiefgarage steuerten. Wäre die Luft hier unten nicht voller Abgase, hätte er tief durchgeatmet. Die letzte Woche war viel gewesen. Eigentlich waren die letzten zwei Monate viel gewesen, über den normalen Saison-Stress hinaus. Seit Sarada hier aufgetaucht war, war nichts mehr, wie er es gewohnt war. Und dann war da noch Naruto – und die seltsamen Kommentare, die seine Mutter ständig über ihn abgegeben hatte… Sarada und Sakura waren noch, wo er sie zurückgelassen hatte. Er war zugegebener maßen erleichtert, als sie verkündeten, den Tag zu zweit verbringen zu wollen. Vielleicht machten sie das absichtlich. Er wünschte ihnen viel Spaß bei ihrem Strandtag und zog sich in sein Büro zurück, um ein bisschen Arbeit nachzuholen. Er wusste nicht, wann er zuletzt eine Minute für sich gehab hatte und er kostete sie aus. Allerdings hielt die Ruhe nicht lange an und fast war er versucht, das Klopfen an seiner Tür zu ignorieren. Als er: „Ja?“, rief, wurde er von einem 1000 Volt Lächeln geblendet und musste ein paar Mal blinzeln. „Können wir los?“, fragte Naruto mit aller Begeisterung, die in seine 180 Zentimeter Muskeln passten. Tell me, is this live for living? Oh, ease my mind, ease my mind. Tell me I'm forgiven. Ease my mind, ease my mind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)