Don´t fuck the Company von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 13: Birthday Boy ------------------------ I spend a long time Watering a plant made out of plastic And I cursed the ground for growing green. I spend a long time substituting honest with sarcastic And I cursed my tongue for being mean. Der nächste Tag zog nicht wirklich vielversprechender herauf als der letzte geendet hatte. Außerdem hatte Sasuke einen leichten Kater – schon wieder. Er würde es wohl nicht mehr lernen. Trotzdem zwang Sasuke sich dazu, mit seinen Eltern zu frühstücken. Itachi kam später alleine an den Frühstückstisch. Sasuke meinte, seinen abschätzenden Blick auf sich zu spüren. Er sagte sich, dass das Quatsch war, aber so richtig glaubte er sich selbst nicht. „Wo ist Sarada?“, fragte Mikoto, als keiner ihrer Söhne ihre Enkelin bei sich hatte. „Sie schläft noch“, erklärte Itachi. „Wenn ihr das zu oft durchgehen lasst, wird sie faul“, warnte Fugaku, der den Blickaustausch zwischen Itachi und Sasuke nicht bemerkt zu haben schien. „Ach, jetzt fang nicht bei ihr auch noch so an“, tadelte Mikoto und legte die Hand auf den Arm ihres Mannes. „Sie ist 13 und hat Ferien. Lass sie die Zeit genießen.“ Sasuke fragte sich, ob sie das je gesagt hatte, als er noch ein Kind war. Daran erinnern konnte er sich nicht. Die strengen Lektionen seines Vaters dagegen hatte er noch deutlich vor Augen, all die Nachmittage in seinem Zimmer mit seinen Schulbüchern, die zusätzlichen Stunden in Klassenräumen, und an das Gefühl, doch nie gut genug zu sein, weil Itachi jede Leistung schon vor ihm und besser erbracht hatte. Er trank sich den bitteren Geschmack mit schwarzem Kaffee von der Zunge. Fugaku gab nach und das Gespräch wandte sich anderen Themen zu. Sarada musste später alleine frühstücken, denn als ihre Familie nach einer Weile aufstand, war sie noch nicht da. Sasuke spielte mit dem Gedanken, sie aufzusuchen. Seine Eltern und Itachi waren in die Stadt aufgebrochen, sodass er alleine am Treppenabsatz stand, der ihn zum Zimmer seines Bruders – dem Versteck seiner Tochter – bringen würde. Doch dann wandte er sich ab und vergrub sich in seiner Arbeit. Oder er versuchte es zumindest, denn der Gedanke an Sarada trieb immer wieder an die Oberfläche. Dass er angetrunken gewesen war, spielte keine Rolle. Sie hatte ihr erstes Rendezvous gehabt und er hatte es in seiner weinseligen Redsamkeit kaputtmachen müssen. Er hätte seine Sorgen nicht auf sie projizieren dürfen. Es gab keinen Grund, dem Jungen etwas zu unterstellen. Insbesondere, da der Fehler bei Sasuke lag – wenn denn überhaupt etwas passiert war. Sonst war es bereits Nachmittag, wenn er sich zum ersten Mal vom Bildschirm losreißen konnte, aber heute war es nicht mal Mittag, als er aufgab. Er rieb sich die Augen und beschloss, dass er eine Pause brauchte. Auf dem Weg durch sein Hotel fühlte er sich wie ein Gespenst. Er wollte mit jemandem sprechen, konnte sich aber nicht dazu durchringen, zu seiner Familie zu gehen. Itachi würde in Rätseln sprechen und seine Mutter würde ihn traurig ansehen und indirekte Vorwürfe machen und sein Vater wäre weniger subtil und würde wieder damit anfangen, dass er es nochmal mit Sakura versuchen sollte. Er blieb in einem Flur stehen, dessen Fenster zum Innenhof hinausführten. Einige Leute lagen am Pool, aber einen blonden Haarschopf konnte er nicht entdecken. Seine Hand steckte schon eine Weile abwartend in seiner Hosentasche, als er schließlich die Augen über sich selbst verdrehte und er das Handy hervorzog. Eine Sekunde später hörte er Narutos strahlendes Lächeln durch den Hörer fluten. „Hey!“ „Hast du schon gegessen?“, kam Sasuke direkt auf den Punkt. „Freundlich wie immer“, motzte Naruto, stimmte aber trotzdem zu, sich mit Sasuke zu treffen. Er wollte unbedingt wieder in diesen Nudelsuppenladen und sein Chef stimmte gleichgültig zu. Kaum eine halbe Stunde später saßen sie in dem Lokal, in dem Naruto begrüßt wurde wie ein alter Freund. Naruto hatte draußen sitzen wollen, aber Sasuke war es zu heiß und schließlich bekamen sie einen Platz an den bodentiefen Fenstern zur Straße hin. Sasuke beobachtete, wie der Animateur mit der Tochter des Besitzers spaßte, bevor sie endlich ihre Bestellung aufgeben konnten. Naruto grinste noch, als er sich Sasuke zuwandte. Als er dessen Blick begegnete, zog er die Brauen hoch. „Was?“ „Nichts.“ Sasuke lehnte sich auf der Bank zurück und sah aus dem Fenster auf die hitzeflimmernde Straße davor. Das war eine blöde Idee gewesen. Er hatte gar nicht mehr privat mit Naruto verkehren wollen und jetzt hatte er ihn wegen Problemen mit seiner Tochter angerufen. Egal, wie gut Naruto sich mit Sarada verstand, das war dämlich. Er hatte nicht mal eigene Kinder. Wie sollte er ihm helfen? „Bist du eifersüchtig?“ Der neckende Ton in Narutos Stimme zog Sasukes Blick wieder an sich. Als sein Chef schnaubend die Augen verdrehte, lachte der Animateur. Unter dem Tisch schob er die Füße vor, bis sie die von Sasuke berührten. Spielfreude glitzerte in seinen Augen. „Bauchste nich. Ich halt mich an unsere Abmachung.” Sasuke blinzelte. Daran hatte er schon gar nicht mehr gedacht. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass Naruto fremdgehen könnte – wenn man das bei ihrem Arrangement überhaupt so nennen könnte. Der Animateur wirkte viel zu ehrlich für einen Seitensprung. Sasuke wusste nicht, was er von dieser Bestätigung halten sollte. Wollte Naruto ihn nur aufziehen oder hielt er ihn für so misstrauisch? Oder hatte er doch etwas getan und überkompensierte das durch eine Lüge? „Denk nich so viel. Du kriegst nur Kopfweh“, warnte Naruto und tippte gegen Sasukes gerunzelte Stirn. „Schließ nicht von dir auf andere“, schoss Sasuke zurück und schob die Hand beiseite. Naruto plusterte empört die Wangen auf und eine Weile kabbelten sie sich spielerisch. Als Ayame ihre Getränke brachte, hatte Sasuke sich entspannt und als das Essen kam, wünschte er sich bereits nach Hause – mit Naruto. „Also?“, fragte dieser, als sie später das Lokal verließen. Er hatte Sasuke überzeugt, seine übergroße Portion Nudelsuppe zu bezahlen und sah sehr zufrieden aus, wie er sich in der Sonne streckte. Dabei blitzte sein gebräunter Bauch unter dem orangen Tanktop hervor. Was unter dem Stoff lag, war eindeutig schöner als das Shirt. Blaue Augen blitzten Sasuke frech an, als haben sie seine Gedanken gelesen. „Worüber wolltest du mit mir reden?“ Sofort war jeder Muskel in Sasukes Körper wieder angespannt. Er ging los, vage in Richtung des Hotels. Am Ende kamen sie aber am Meer raus und schlenderten die Promenade entlang. Hier gab es einige Konkurrenz für Sasuke, deren Fassaden er musterte, als habe er sie noch nie gesehen. Überraschend ließ Naruto ihm die Zeit, obwohl Sasuke die Ungeduld in seinem Gesicht sehen konnte, das sich in den Glasflächen der Geschäfte spiegelte. „Es geht um Sarada”, gestand er schließlich ein. „Oh, wegen dem Date?“, erkannte Naruto erstaunlich scharfsinnig. Als Sasuke nickte, wackelte er dümmlich grinsend mit den Augenbrauen. „Eifersüchtig?“ Sasuke verdrehte die Augen und nahm sich einen Moment, um über seine Worte nachzudenken. Während Naruto ihm die Ruhe ließ, kamen sie bei der Straße an, die zum Sensu führte. Sasuke war überrascht, den Weg zu sehen. Etwas in ihm wollte weitergehen, weiter mit Naruto reden. Doch die Vernunft siegte, sodass sie den sanft ansteigenden Weg erklommen. „Vielleicht ist Eifersucht ein Teil davon“, fing Sasuke wieder an. Er hatte Sarada sechs Jahre nicht gesehen und jetzt erst seit einigen Wochen bei sich. Sie mit einem Jungen zu teilen, war schwer. Aber natürlich war es nicht ihre Schuld, dass sie nicht mehr Zeit gehabt hatten. Er schuldete Sarada den Freiraum, den er sich selbst genommen hatte. Es war unangenehm, darüber nachzudenken. Vermutlich hätte er diese Überlegungen jetzt unter einem Berg Arbeit begraben, hätte Naruto nicht gedrängt: „Und weiter? Das ist doch noch nich alles!“ „Es geht mehr um das Oto“, sagte Sasuke, der die Halbwahrheit auf der Zunge zu schmecken meinte wie ein Stück Kohle. Aber es war ein Anfang. Ein Anfang war gut. Wenn Narutos fragender Blick jetzt nur nicht um die Fortsetzung gebeten hätte. „Orochimaru ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Unsere Zusammenarbeit ist bisher gut verlaufen. Aber ich halte seine Methoden für fragwürdig.“ Naruto runzelte die Stirn. „Aber was hat das mit Sarada zu tun? Sie geht doch nicht mit dem Alten aus.“ „Aber mit seinem Angestellten.“ „Und?“, zuckte Naruto die Schultern. „Man kann nich vom Chef auf den Arbeiter schließen. Ich hab auch keinen Stock im Arsch, nur, weil ich für dich arbeite.“ Er lachte über seinen eigenen Kommentar, während Sasuke die Augen verdrehte. „Er ist 16.“ „Boruto auch.“ Er hielt an, als Sasuke stehenblieb, um eine Zigarette anzuzünden. Stirnrunzelnd musterte er seinen Chef, bevor er sagte: „Du solltest deine Meinung zu Orochimaru nich auf den Jungen projizieren. Er is nich sein Boss, und was ich auf der Party mitbekommen hab, is er ein fleißiger Junge.“ „Er könnte Sarda trotzdem verletzen.“ „Und?“, fragte Naruto und grinste, als Sasuke die Stirn runzelte. Seine Augen schienen in der Mittagssonne zu leuchten, die die schmale Gasse flutete. „Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Sie wird selbst ein paar Herzen brechen. Das kannste nich verhindern.“ Sasuke wusste nicht, was er mit der Antwort anfangen sollte. Wie Naruto das sagte, klang es so normal. Als wäre es selbstverständlich, die Verliebtheit eines Mädchens auszunutzen, um seine eigenen Geheimnisse zu verbergen. Als wäre er kein Abschaum für die Fehler, die er als Teenager begangen hatte. „Es wäre ein trauriges Schicksal, wenn wir dazu verdammt wären, denjenigen wehzutun, die wir an uns heranlassen“, sagte er schließlich langsam. „Die Alternative is, niemanden ranzulassen“, zuckte Naruto die Schultern. „Und es is schöner, andere um sich zu haben, als allein zu sein. Selbst, wenn’s manchmal wehtut.“ Sasuke dachte an seine Familie und die anstrengende Woche, die hinter ihm lag, und sein erster Impuls war es, Naruto zu wiedersprechen. Er war gerne alleine. Er brauchte das, um Kraft zu tanken und zu atmen. Seit sie hier waren, stahl er sich kleine Momente alleine, sei es in seinem Büro oder der Wohnung. Aber dann fragte er sich, wie viel davon der Tatsache geschuldet war, dass er nie ehrlich zu ihnen sein konnte. Er zeigte ihnen nur, was sie sehen wollten. Mit Sarada war es anders. Roher. Offener. Aber auch näher. Als er keine Antwort bekam, schmollte Naruto. „Hey, ich geb dir hier grad super Tipps. Sonst würdest du ein Vermögen für einen Psychiater ausgeben, Mann!“ „Jaja“, sagte Sasuke und drückte die Zigarette an einem nahegelegenen Aschenbecher aus. Naruto beschwerte sich, doch Sasuke beachtete das Gemecker nicht weiter. „Gehen wir rein.“ In der Hotelhalle saßen noch ein paar Gäste, die telefonierten oder sich unterhielten. Sasuke sah, wie der Rezeptionist hastig das Handy wegsteckte, als er seinen Chef bemerkte, doch er ignorierte es. Es war Nachmittag, die meisten Gäste dürften Siesta halten. Sollte er doch Candy Crush spielen, oder was man zur Zeit so tat, wenn man Langeweile hatte. Sasuke kannte dieses Problem nicht. Die Männer stiegen die Treppe hoch und Naruto scherzte, dass Sasuke noch mit zu ihm kommen sollte. Sein Chef ertappte sich bei dem Wunsch, ihm nachzugeben. Aber eigentlich war es schon mehr, als er hatte tun wollen, dass sie ihre Mittagspause zusammen verbracht hatten. Das schlechte Gewissen hob seinen hässlichen Kopf in ihm. Er sollte nicht mit Naruto spielen. Dafür meinte der es viel zu ernst mit ihnen. Sich das einzugestehen, war nicht leicht gewesen, musste Sasuke zugeben. Es war so bequem gewesen, Naruto als Spielkind abzutun, das nur Sex im Sinn hatte. Die Wahrheit war jedoch, dass Sasuke derjenige gewesen war, der ihre Beziehung auf das Körperliche reduziert hatte. Nicht, dass es ihm sonderlich gut gelungen wäre, wie schon ihr heutiger Ausflug zeigte. „Hey.“ Narutos besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er strich Sasuke eine Strähne aus den Augen. „Alles klar?“ Als Sasuke nur nickte, runzelte Naruto die Stirn und rieb sich den Nacken. „Noch wegen Sarada? Haste eigentlich schon mal mit ihrer Mama darüber gequatscht?“ Sasuke öffnete den Mund, doch die Wucht dieser einfachen Frage brachte ihn zum Schweigen. Sakura. Wie hatte er nicht an die Frau denken können, die Sarada geboren und großgezogen hatte? Er wollte gar nicht wissen, wie dämlich er gerade aussah. Als ihm klar wurde, dass Sasuke das noch nicht getan hatte, es ihm noch nicht mal in den Sinn gekommen war, brach Naruto in schallendes Gelächter aus. Mitfühlend, aber amüsiert klopfte er seinem Liebhaber auf die Schulter. „Ich schätze, ich kann mich geschmeichelt fühlen, dass du zuerst an mich denkst, aber ich glaub, deine Ex wüsste da mehr Rat“, grinste er selbstzufrieden. „Ja…“ Sasuke zögerte, bevor er sich ein kleines Lächeln erlaubte. „Danke, Naruto.“ Narutos Grinsen wurde breit und verlegen. Er versuchte, seine roten Wangen hinter der Hand zu verbergen, als er sich an der Nase kratzte. Sasukes Herz stolperte bei dem Anblick. Er wollte diese Hand wegziehen und Naruto küssen, flüchtete aber davor, indem er sich verabschiedete und ging. Genug Arbeit war sicher liegengeblieben. Er zog sich in sein Büro zurück, wo er eine Weile arbeitete. Erneut schluckte der Computerbildschirm sein Zeitgefühl, denn als er auf die Uhr blickte, hatte er nicht erwartet, dass es schon nach sechs wäre. Müde rieb er die Augen und schaltete den Rechner aus. Erst jetzt erlaubte er sich, wieder an sein Gespräch mit Naruto zu denken. Sakura… Er war echt bescheuert. Er zog das Handy hervor und suchte den Chat mit Sakura auf WhatsApp. Sie hatte gefragt, ob sie Sarada neue Klamotten schicken solle. Er hatte geantwortet, seine Mutter habe für sie eingekauft. Seine Ex ließ schön grüßen. Das war alles. Er klickte auf ihr Profilbild. Darauf lächelte sie aus einem Blumenfeld in die Kamera. Das 17-jährige Mädchen von damals kam ihm in den Sinn, mit ihren unschuldig leuchtenden Augen und dem Herzgesicht. Ihre Tochter würde in ein paar Jahren genauso aussehen, und mit 30 würde sie der heutigen Sakura ähneln. Er würde Zeit und Trauer Falten in ihr Gesicht graben sehen. Vermutlich würde er selbst so einige hinzufügen, wenn er so weitermachte. Sein Blick fiel auf die Uhr und er schob das Handy unverrichteter Dinge weg. Er musste zum Abendessen mit seiner Familie. Sakura würde er später anrufen. Natürlich hatte er seine Ex nicht angerufen. Er hatte es sich nach dem Abendessen überlegt, aber dann zu einem lang ignorierten Buch auf seinem Nachttisch gegriffen. Es war schon zu spät für Anrufe. Das Buch lag aufgeschlagen neben ihm, als er am nächsten Morgen aufwachte. Es war nicht der Wecker, sondern der Klingelton seines Handys, der ihn weckte. „Sakura…?“, fragte er verschlafen, als abnahm. „Sir, entschuldigen Sie, dass ich Sie wecke.“ Seine Empfangsdame klang unsicher, ob wegen des falschen Namens oder dem Grund für ihren Anruf konnte er nicht sagen. Der Ton genügte, um Sasuke gerade im Bett sitzen zu lassen. „Hier sind zwei Polizisten, die Sie sprechen wollen.“ „Ich komme.“ Sasuke rieb sich die Augen und stieg aus dem Bett. Hätte seine Angestellte nicht darunter leiden müssen, hätte er jetzt erstmal eine ausgiebige Dusche genommen. So wählte er rasch schlichte schwarze Anzughosen und ein weißes Hemd, bevor er sich auf den Weg nach unten machte. Seine Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach einem Grund für das Auftauchen der Polizei. Sie waren nicht hier gewesen, seit dieser Rapper verhaftet worden war. Das Gespräch damals war nicht sonderlich erbaulich gewesen und seine Lust, es fortzusetzen, hielt sich in Grenzen. Dennoch erlöste er die sichtlich nervöse Empfangsdame, indem er den Beamten die Hände schüttelte und sie in sein Büro einlud. Er bat seine Angestellte, Kaffee hochbringen zu lassen, dann führte er die Polizisten weg. Sie hatten sich kaum gesetzt, als ihr Gastgeber bereits nach dem Grund ihres Besuches fragte. „Sind Ihnen ungewöhnliche Vorkommnisse in Ihrem Haus aufgefallen, Herr Uchiha?“, fragte der Mann, mit dem er beim letzten Mal schon gesprochen hatte. Seine Begleiterin dagegen war neu, eine dunkelhaarige Frau, deren kurzer Zopf von ihrem Hinterkopf abstand. Sie war größer und jünger als ihr Partner und ihre Augen wirkten groß vor Neugierde. Lange war sie wohl noch nicht im Job. Sasuke wandte sich ihrem Kollegen zu. „Stellen Sie Ihre Fragen direkter.“ Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Mundwinkel der jungen Frau zuckten. Ihr Kollege dagegen schien nicht begeistert. Für den Moment kam er um die Antwort herum, als es an der Tür klopfte und Hinata Kaffee hereinbrachte. Sie sah Sasuke besorgt an, als sie den Beamten den Rücken zugewandt seine Tasse abstellte, doch er nickte ihr nur bestätigend zu. Sie lächelte schüchtern und verließ das Zimmer. „Was wissen Sie über Tayuya Shu?“, führte der Polizist das Gespräch fort, als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben. „Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“ „Tatsächlich.“ Der Beamte kramte Fotos aus der Jackentasche, auf denen eine Frau in Sasukes Alter zu sehen war. Sie hatte blassrotes Haar und schien auf jedem der zehn, fünfzehn Bilder mit jemandem zu streiten. Sie trug auf fast jedem ein anderes Outfit, was darauf schließen ließ, dass sie an verschiedenen Tagen abgelichtet worden war. Sasukes Kiefer verkrampfte sich, als er erkannte, wo sie sich auf den Bildern befand. „Sie ist Stammkundin im Club Ihres Geschäftspartners“, bestätigte der ältere Beamte, was Sasuke bereits geahnt hatte. „Das sind viele Menschen. Es ist ein beliebtes Lokal“, ignorierte Sasuke das flaue Gefühl in seiner Magengegend. „Würde mich nicht wundern, wo es ein Umschlagplatz für Drogen ist“, meldete sich jetzt die Polizistin zu Wort. Sie schien unberührt von dem mahnenden Blick ihres Kollegen. „Wir haben Frau Shu gestern verhaftet. Sie weigert sich, eine Aussage zu machen. Aber unsere Spuren zeigen, dass sie in letzter Zeit hier in der Gegend war.“ Sasuke nippte an seinem Kaffee, bevor er antwortete. „Sie ist nicht das Klientel meines Hauses.“ „Wohl nicht“, stimmte der Alte zu. „Aber offenbar das Ihres Geschäftspartners.“ „Warum sprechen Sie nicht mit Orochimaru? Nachdem Sie seine Gäste fotografieren, gehe ich davon aus, dass Sie die Adresse kennen.“ „Nun, das Problem ist, dass wir, wenn wir dort etwas finden, auch Sie durchleuchten müssen.“ Die junge Polizistin sah ihn aus wachen, braunen Augen an und plötzlich bezweifelte er, dass darin jugendliche Naivität leuchtete. „Wenn Sie uns bei den Ermittlungen helfen, wäre das etwas anderes. Sasuke schätzte Erpressungsversuche nicht sonderlich. Er erwog es überhaupt nur zu antworten, weil seine Familie von möglichen Folgen betroffen wäre. „Ich kenne diese Frau nicht“, erwiderte er schließlich schlicht. „Ich weiß nicht, wieso Sie sie suchen.“ Die Beamten warfen sich Blicke zu und der Alte seufzte genervt. „Erinnern Sie sich an den Rapper ‚Killer B‘, der vor einer Weile wegen Drogenbesitzes hier festgenommen wurde?“ Sasuke nickte. Als wäre es alltäglich, dass jemand in seinem Hotel verhaftet wurde… „Nun, wir haben seine Verbindung zu Tayuya zurückverfolgen können. Wir wissen, dass sie einer Gruppe von Dealern angehört, die in der Stadt unterwegs ist. Er scheint auch Kontakte außerhalb von Konoha zu haben, die wir momentan untersuchen.“ „Es scheint auffällig, dass beide Personen mit dem Sensu und dem Otogakure in Verbindung gebracht werden können“, führte die Polizistin aus. „Der Rapper auch?“ „Er hatte ein paar Konzerte im Oto und sollte bald wieder auftreten.“ „Verstehe.“ Sasuke leerte seinen Kaffee und dachte nach. Ihm gefiel das nicht. Er würde mit Orochimaru reden müssen, was er seit jener Nacht und dem Theaterbesuch vermieden hatte. Doch jetzt ging es um Sarada und den Rest seiner Familie. Wie auf ein Stichwort klopfte es an der Tür und seine Tochter steckte den Kopf herein. Sie hatte ihm noch nicht verziehen, doch ihre mürrische Fassade bröckelte von ihrem Gesicht, als sie die Beamten sah. „Einen Moment, Sarada“, bat Sasuke, doch die Frau erhob sich lächelnd. „Nicht doch. Wir haben Sie lange genug aufgehalten. Wenn Ihnen doch etwas einfallen sollte, melden Sie sich bei uns.“ Sasuke nahm ihre Karte und sah ihnen nach. Sarada trat einen Schritt zur Seite, um sie rauszulassen, bevor sie ihren Vater musterte. „Die Polizei?“ „Ja. Wie kann ich dir helfen?“ Sie schürzte die Lippen und verschränkte die Arme. „Oma sagt, ich soll dich zum Frühstück holen.“ „Ich komme gleich.“ „Sie sagt, du sollst jetzt kommen“, erwiderte Sarada und funkelte ihn auf eine endgültige Art an, die sie von ihrem Großvater abgeschaut haben musste. Sasukes Mundwinkel zuckte amüsiert, doch er erhob sich. Schnaubend wandte seine Tochter sich ab und lief voraus. Während er das Büro absperrte, wartete Sarada am Treppenabsatz, sodass sie gemeinsam runtergehen konnte. Sasuke erkannte das durchaus als die Gesprächsaufforderung, die es war. Immerhin hätte sie ihm auch auf WhatsApp schreiben können. Allerdings war er nicht sicher, was er sagen sollte. Er wollte es nicht noch schlimmer machen. Jetzt wünschte er, er hätte Sakura angerufen, als er die Gelegenheit gehabt hatte. „Wegen unseres Gesprächs“, fing er schließlich an. Sarada lief plötzlich merklich aufrechter, doch ihre Stimme blieb beherrscht. „Ja?“ „Ich wollte dich nicht verletzen“, sprach Sasuke die erste Wahrheit aus, die ihm auf die Zunge spülte. „Es ist nur schwer, dich plötzlich mit einem Jungen ausgehen zu sehen.“ „Ich bin kein Baby mehr.“ „Nein, aber du bist meine Tochter, und ich werde mich immer um dich sorgen.“ Ihre Augen wurden groß und mit der Röte auf den Wangen sah sie Sakura mal wieder zum Verwechseln ähnlich. Er fragte sich wirklich, wie Leute darauf kamen, Sarada sähe wie er aus. „Es gab aber keinen Grund dazu“, erwiderte das Mädchen, sich das Haar hinters Ohr streichend. „Menma ist wirklich nett. Er interessiert sich für mich und meine Pläne für die Zukunft. Man kann echt gut mit ihm reden.“ Inzwischen waren sie in dem Flur vor dem Speisesaal. Sasuke blieb stehen und wandte sich seinem Sprössling zu. Er wollte das klären, bevor sie sich ihrer Familie anschlossen. Noch ein Essen unter den vorwurfsvollen Blicken von Mutter und Bruder brauchte er nicht. „Ich möchte nicht mit dir streiten, solange du hier bist. Ich wollte dich nicht verletzen. Können wir die Sache vergessen?“ Saradas Augen glänzten hinter der Brille, aber sie blinzelte es rasch weg. „Ich habe auch überreagiert. Es war nur so ein schöner Abend und ich wollte ihn nicht hinterfragen.“ „Und ich wollte ihn dir nicht verderben“, erwiderte Sasuke und legte einen Arm um sie. Als sie sich anspannte, dachte er, er wäre zu weit gegangen. Aber dann legte sie die Arme um ihn und kuschelte sich an. Er lächelte und drückte sie an sich, erleichterter, als er selbst erwartet hatte. Mit ihr zu streiten, zehrte an seinen Nerven. „Okay. Lass uns reingehen, ich habe Hunger“, sagte Sarada, als sie sich löste. Sie nahm seine Hand, um ihn in den Speisesaal zu ziehen. „Er ist da!“, rief irgendjemand, bevor Sasuke irgendetwas wahrnehmen konnte – und dann sang der ganze Saal plötzlich ‚Happy Birthday“. Perplex sah er zu seiner Tochter, die leicht verlegen lächelte. „Alles Gute zum Geburtstag, Papa“, sagte sie und stieg in den Gesang mit ein. Sie war also der Lockvogel gewesen, das verschlagene kleine Ding. Seine Mundwinkel krochen nach oben und er wuschelte ihr durch die Haare. Dann besah er sich die Singenden. Die meisten waren Hotelgangestellte, die klatschten, als das Lied vorbei war, sich dann aber ihrem Frühstück zuwandten. An einem speziell dekorierten Tisch an den bodentiefen Fenstern zum Meer war jedoch seine Familie versammelt. Und zwischen seinen Eltern stand Sakura. Sie trug ein rotes Wickelkleid, Sandalen, große Armbänder und sah wirklich hübsch aus. Perplex folgte er Sarada zu der Gruppe. Seine Mutter war die Erste, die ihn küsste und umarmte, gefolgt von einem Händedruck seines Vaters. Itachi drückte ihn kurz, dann stand er vor dem pinken Elefanten im Raum. „Hallo, Sasuke“, sagte sie leicht errötend. „Alles Gute zum Geburtstag.“ „Ja… Danke.“ „Ich dachte, es wäre eine schöne Idee, zusammen zu feiern, wo Sarada jetzt hier ist“, erklärte Mikoto und lotste alle auf ihre Plätze. Als sie Sasuke seinen Stuhl wies, erklärte sie halblaut: „Ich hatte Naruto eingeladen, aber er sagte, er habe keine Zeit.“ Plötzlich war Sasuke froh um den Stuhl unter ihm. „Naruto?“ „Ja. Der Blonde mit dem hübschen Lächeln. Du hast ihn bestimmt schon gesehen“, neckte sie und stupste ihm sacht gegen die Nase. Dann setzte sie sich selbst. „Auf Sasuke!“, sagte sie und alle hoben ihre Sekt- oder Orangensaftgläser, um anzustoßen. Sasuke nahm einen tiefen Schluck, der die anderen zum Lachen brachte. Er fand das jedoch weniger amüsant. Wie kam es, dass seine Mutter Naruto so beiläufig erwähnte? Wieso sollte sie glauben, dass er auf einer Familienfeier sein sollte? Zum Glück war der Animateur so klug, die Einladung abzulehnen. Nicht auszudenken, wenn er hier neben Sakura sitzen sollte. Sie war zu seiner Rechten, Sarada zu seiner Linken platziert worden. Merklich verlegen strich seine Ex einige Strähnen aus den Augen, als Mikoto einen freundlichen Kommentar zu ihrer Frisur machte. Sakura trug ihr Haar jetzt kürzer und es stand ihr gut. Sagen tat er das allerdings nichts. Er hatte jenes unangenehme Gespräch noch nicht vergessen, das er mit seinem Vater über sie geführt hatte. Sie bestellten ihr Frühstück, dann klatschte Mikoto in die Hände. „Du solltest deine Geschenke auspacken, Liebling.“ Seine Eltern hatten ihm eine teure Sonnenbrille mit Sehstärke gekauft. Fast war er überrascht, wie gut sie ihm gefiel. Andererseits war seine Mutter schon immer modebewusst gewesen. Mit Itachis Geschenk hatte er nicht gerechnet. Es handelte sich um einen Kurzurlaub für zwei in einem Skigebiet. „Du musst nicht mit mir fahren“, meinte sein Bruder und sein Blick schien Sasuke etwas sagen zu wollen, das er geflissentlich ignorierte. Ihre Getränke kamen und zusätzlich zu seinem schwarzen Kaffee erhielt Sasuke das Geschenk seiner Ex. Eine Flasche seines liebsten Weins. „Ich hoffe, du magst ihn noch“, sagte sie mit leicht roten Wangen. Er spürte Saradas Blick auf seinem Gesicht, als er ihrer Mutter zunickte. „Danke, Sakura.“ Sein ernsthafter Ton ließ sie blinzeln und verlegen glucksen. „Es ist nur Wein!“, lachte sie, aber er war sicher, dass sie wusste, was er meinte. „Also…. Ich habe nichts so Tolles“, fing Sarda an und griff nach einem blau verpackten Geschenk. „Wenn du es schon hast oder ein anderes willst, kannst du es zurückgeben.“ Sakura fasste um Sasuke, um die Hand auf die Schulter ihrer Tochter zu legen. Während sich das Mädchen beruhigte, packte ihr Vater den nächsten Teil der Krimi-Serie aus, dessen Vorgänger er auf seinem Nachttisch liegen hatte, seit das Mädchen hier wohnte. Unwillkürlich musste er lachen. „Jetzt habe ich einen Anreiz, den zweiten Teil endlich fertig zu lesen“, sagte er, woraufhin sie grinste. Er stippste ihr gegen die Stirn und bedankte sich, froh, dass sie sich vorhin ausgesprochen hatten. Er spürte einen Blick auf sich und sah zu Sakura, die die Szene beobachtete. Als ihre Augen sich trafen, sah er all die Male vor sich, als sie alleine mit Sarada zum Spielen und zu Schulaufführungen und Geburtstagen und zum Spielplatz und zum Kindergarten und zu ihren Freunden und sogar zu seinen Eltern gegangen war. Er sah, wie sie alles trug, weil sie geglaubt hatte, er würde ihr irgendwann die Hand reichen. Weil sie nie so sehr etwas gewollt hatte wie ihn. Und er sah sich selbst, der sich einredete, ihr mit dieser Ehe ihre Wünsche erfüllt zu haben, wie er die Augen davor verschloss, dass er sie mit einem kalten Ring und einem leeren Haus verheiratet hatte. Er hatte es nicht verdient, ihre Tochter im Arm zu halten, der zuliebe sie das ertragen hatte. Doch als Sakura lächelte, war keine Bitterkeit in ihren Augen. Sie war stark, das hatte er immer gewusst, doch das Ausmaß ihrer Kraft erstaunte ihn stets aufs Neue. Mikoto plauderte inzwischen über die Pläne des Abends. Sie hatte Konzertkarten für die ganze Familie besorgt und davor würden sie essen gehen. Am liebsten hätte sie den ganzen Tag verplant, doch hatte ihr Mann sie abgehalten. So konnte Sasuke nach dem Frühstück zur Arbeit aufbrechen. Sakura und Sarada machten sich gemeinsam auf den Weg. Sie wollten an den Strand. Sasuke sah ihnen nach, als sie lachend in den Fluren des Hotels verschwanden. Er war froh, dass sie ihren Streit beigelegt hatten, obwohl er es diesem verdankte, seiner Tochter jetzt näher zu sein. Der Tag kam ihm jetzt schon ewig vor. Zu gerne hätte er sich in seiner Arbeit versenkt, doch alle paar Minuten klopften Gratulanten an der Tür. Schließlich brach er die Zelte ab, um sich für den Abend bereit zu machen. Sakura trug ein rotes Kleid mit Beinschlitz, als sie am Abend zu Sasukes Familie stieß. Ihm fielen die Blicke der Männer auf, die ihr durch die Lobby folgten, als sie zu ihnen eilte. Ein zarter Blumenduft flog mit ihrer Entschuldigung für die Unpünktlichkeit herüber. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Überraschenderweise war es Fugaku, der dafür sorgte, dass Sasuke beim Essen und später beim Konzert neben seiner Ex saß. Sie betrieb höflichen Smalltalk, aber er spürte, dass sie nervös war. Sasuke hatte fast vergessen, dass sie das früher in seiner Gegenwart ständig gewesen war. Sie hatte dann immer so viel wie möglich geplappert, um die Stille zu vertreiben. Offenbar hatte sie diese Angewohnheit beibehalten. Jetzt, wo er nicht mehr für ihr Wohlbehagen verantwortlich war, konnte er es mit einem gewissen Amüsement hinnehmen. Besonders, da Sarada ihre Mutter regelmäßig dafür schalt, zu viel zu reden. „Kann man in Konoha eigentlich immer noch so gut tanzen gehen wie früher?“, fragte Sakura, als die Familie nach dem Konzert noch einen Wein an der Bar des Theaters trank. „Die Stadt ist für ihre Partymeile bekannt“, erinnerte Sasuke sie. „Wieso?“ Sie zuckte die Schultern. „Ich hätte Lust, mal wieder ein bisschen abzuzappeln.“ „Mama, du bist peinlich!“, beschwerte Sarada sich. Ihre Eltern warfen sich über ihren Kopf hinweg belustigte Blicke zu. „Ich kann dir ein paar Clubs empfehlen, wenn du möchtest“, bot Sasuke an. „Du solltest Sakura begleiten“, fand Fugaku. Seine Frau war begeistert. „Das ist eine wundervolle Idee, mein Lieber. Wir bringen Sarada heim und ihr drei macht ein bisschen die Stadt unsicher.“ „Bitte?“, fragte der sichtlich perplexe Itachi. Sasuke schmunzelte, stellte aber fest, dass er trotz der Spontanität der Idee tatsächlich Lust darauf hatte. So half er Mikoto, ihren ältesten Sohn zum Mitkommen zu überreden. Sie verabschiedeten sich vor dem Theater und machten sich zu dritt auf den Weg zur Partymeile. Sasuke machte einen großen Bogen um das Oto. Es mangelte nicht an Auswahl, sie mussten daraus keinen Geschäftstermin machen. Außerdem wollte er seine Familie von Orochimaru fernhalten, noch mehr seit dem Gespräch mit den Polizisten heute Morgen. Die Straßen füllten sich und es gab mehr als genug Locations für Feierwillige. Sasuke führte seine Begleiter zu dem höchsten Gebäude der Straße und zahlte den stolzen Eintrittspreis für Sakura. Das unterste Stockwerk war weiß eingerichtet und pink beleuchtet. An der Bar in der Mitte des Raums holten sie sich Drinks, dann machten sie es sich in einer der Sitzecken gemütlich. „Ich hätte nicht gedacht, nochmal deinen Geburtstag mit euch zu verbringen“, stellte Sakura fest, die nachdenklich die anderen Gäste beobachtete. Man sah ihnen an, dass sich keiner von ihnen je Sorgen um Geld gemacht hatte. „Es ist lange her“, stimmte Itachi zu. „Damals war noch keine drei vor der Zahl… Und bei Sarada keine eins.“ Sie redeten über vergangene Geburtstage, wie Sasukes siebzehnten, den ersten, den sie als Paar verbracht hatten. Sakura hatte eine Überraschungsparty organisiert, aber Sasuke war einfach gegangen. Oder sein zwanzigster, der erste als verheiratete Eltern. Sakura hatte alles alleine gemacht und es hatte perfekt sein sollen, doch es war alles schiefgegangen, was nur hatte schiefgehen können. „Wisst ihr noch, wie Sarada in der Torte saß?“, lachte Sakura, als hätte sie all den Stress und den Kummer von damals vergessen. Sasuke hoffte für sie, dass sie es wirklich nicht mehr wusste. „Es hat lange gedauert, die Sahne aus ihren Haaren zu waschen“, erinnerte er sich. Sakura lächelte und hielt ihnen ihr Glas hin. „Na dann, aufs Älter werden!“ Itachi stieß mit ihnen an, doch als Sakura auf die Tanzfläche wollte, lehnte er ebenso wie Sasuke ab. Sie schmollte ein wenig, leerte dann aber ihr Glas und ließ sie auf der Couch zurück. „Hat Mutter das eingefädelt?“, fragte Sasuke, während er beobachtete, wie Sakura in der Menge verschwand. Sein Bruder musterte Sasuke nachdenklich. „Es war Vaters Idee“, gab er zu. „Aber es läuft doch gut.“ „Sie ist erwachsener geworden.“ „Sagst gerade du?“ Sie sahen sich todernst an, bevor sie beide lachen mussten. Humor war ein seltenes Gut bei Itachi und Sasuke genoss es, so entspannt mit ihm umgehen zu können. Er nahm sich vor, mehr Zeit mit seinem Bruder zu verbringen – wohl wissend, wie schwer solche Pläne umsetzbar waren. Vielleicht schaffte er es, ihren Onkel mit Sarada zu besuchen. Dann würde Itachi sehen, wie ablenkend ein Familienbesuch sein konnte. „Ich möchte nicht, dass sie sich Hoffnungen macht – oder Sarada“, sagte Sasuke dann ernster. Er hatte gemerkt, mit was für leuchtenden Augen seine Tochter ihn und ihre Mutter den ganzen Tag beobachtet hatte. Diese entdeckte er jetzt auf der offenen Wendeltreppe in der Raummitte, die in die oberen Stockwerke führte. Sie hielt an, die schmalen Hände auf das weiße Geländer gestützt, und ließ den Blick durch den Raum gleiten. Als sie Sasuke und Itachi entdeckte, bedeutete sie ihnen winkend, ihr nach oben zu folgen. Dann verschwand sie aus ihrem Blickfeld. „Wie du sagtest, Sakura ist erwachsener geworden. Ich glaube, inzwischen kommt sie alleine zurecht.“ „Das ist sie immer.“ Sakura war eine starke Frau. Sie vergaß es nur manchmal, wenn es um Sasuke ging. „Sollen wir trotzdem nach ihr sehen?“, schlug Itachi vor und Sasuke nickte. Sie leerten ihre Gläser, bevor sie die Wendeltreppe hochstiegen. Jede Ebene war in einer anderen Farbe beleuchtet und mit anderer Musik beschallt. Da der Club ziemlich exklusiv war, war er nicht übervoll. Dennoch dauerte es eine Weile, bis sie Sakura im obersten Stockwerk in mintfarbenem Licht zu gemixten 90er Songs tanzen fanden. Itachi bot an, ihnen Drinks zu holen und Sasuke entschuldigte sich, um auf dem Dachgarten zu rauchen. Auf der großzügigen Außenfläche standen hochwertige Gartenmöbel, auf denen Gäste plauderten. Sasuke schob sich zwischen einer Liege und einer niedrigen Palme zur Balustrade. Die Lichter der Clubs waren zu hell, um die Sterne zu sehen und zwischen den Häusern konnte er das Meer nicht ausmachen. Der Rauch der Zigarette flog in den Nachthimmel und trug den Gedanken an Naruto mit sich fort. Wäre er heute dabei gewesen… Sasuke schob die lächerliche Überlegung beiseite, zückte aber das Handy. Tatsächlich hatte Naruto geschrieben und ihm einen schönen Tag gewünscht. Sasuke war überrascht, dass nicht mehr gekommen war. Fast, als würde er Grenzen einhalten, was eine ganz neue Entwicklung wäre. „So habe ich dich ja noch nie grinsen sehen.“ Sasuke zuckte ein wenig, denn er hatte nicht gehört, wie Sakura neben ihn getreten war. Er nahm den Cocktail, den sie ihm hinhielt, und stieß mit ihr an. Dann blickten sie auf die Feierfreudigen in den Gassen unter ihnen. Zum ersten Mal fragte Sasuke sich, ob Sakura jemand neuen hatte – oder ob sie das überhaupt wollte. Sie wirkte glücklich und das freute ihn, doch fiel es ihm schwer, Anteil daran zu nehmen. Als könne seine Nähe verderben, was seine Abwesenheit Sakura Gutes getan hatte. „Hey…“ Sakuras Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Alles in Ordnung?“ „Hn.“ Sie lachte leise und blickte wieder auf die Straße unter ihnen. „Weißt du, wie cool und mysteriös ich dieses ‚hn‘ früher immer fand, als wir Kinder waren? Ich habe immer so getan, als könnte ich nur daran ablesen, was du wirklich denkst.“ Sie sah ihn an, als würde sie es nochmal probieren, doch dann wandte sie sich ab. „Ich habe immer nur reingelesen, was ich hören wollte.“ „Irgendwann nicht mehr.“ „Ja. Und dann hat mir nicht mehr gefallen, was ich gehört habe.“ Erbittert trank sie ihren Cocktail. Sasuke fiel auf, dass er bereits wieder fast leer war, was ihre Offenheit erklärte. Er überlegte, sie nach Hause zu bringen, aber es schien ihr nicht schlecht zu gehen. Außerdem verdiente sie es, ehrlich sein zu können. „Es ist verrückt, sich vorzustellen, dass Sarada jetzt in dem Alter ist, in dem wir uns kennengelernt haben. Sie hat sogar schon Pläne, was sie nach der Schule machen will.“ „Anwältin für Familienrecht.“ Den Stich hatte er noch nicht vergessen. „Nimm es nicht persönlich“, lachte Sakura. „Sie ist 13 und wütend… Aber ich glaube, inzwischen mag sie dich.“ „Hn.“ „Außerdem ist doch noch gar nicht sicher, ob es überhaupt etwas wird. Das Leben hat manchmal andere Pläne als wir.“ Sasuke trank selbst, da er nicht wusste, was er sagen sollte. Ohne ihn wäre Sakura sehr wahrscheinlich erfolgreiche Ärztin. Er hatte ihr Leben seiner fixen Idee von Normalität geopfert. „Schau nicht so“, beschwere sie sich und schlug ihn gegen die Schulter. Es war liebevoll gemeint, aber die Stelle brannte. Sie war schon immer stärker gewesen, als sie aussah. „Wie?“ „Als wärst du persönlich für jedes Unglück der Welt verantwortlich. Bist du nicht. Dank dir habe ich Sarada.“ Sie klaute ihm den Drink aus der Hand, als wären sie damit quitt. Sasuke spürte seine Mundwinkel nach oben ziehen und fragte sich, wann er in Sakuras Nähe je so offen gewesen war. Sie erwartete zum ersten Mal nicht von sich selbst, zu sein, was Sasuke von ihr wollte. Es tat gut, sie so frei zu sehen. „Vielleicht muss man manche Sachen einfach seinen Lauf nehmen lassen und sehen, wie es kommt.“ Unwillkürlich dachte Sasuke an Naruto. Sasuke hatte sich so gegen ihn gespreizt - gegen sie und das, was sie sein könnten. Vielleicht hatte er Angst gehabt, Naruto dasselbe zu nehmen wie damals Sakura. Nur, dass Naruto kein verliebtes Mädchen war, sondern ein erwachsener Mann. Er hatte noch nie versucht, für Sasuke eine Rolle zu spielen. Vielleicht war es deshalb so leicht, bei ihm zu sein. Vielleicht hatte Sakura Recht und es wurde Zeit, die Dinge einfach ihren Lauf nehmen zu lassen. „Weißt du…“ Sakura zögerte, doch Sasukes auffordernder Blick und der dritte Cocktail ließen sie weitersprechen. „Ich habe überlegt, doch noch mein Medizinstudium zu beenden.“ Davon hatte er noch nichts gehört und es machte ihn einen Moment sprachlos. Er dachte an den Tag, an dem sie rausfand, dass sie schwanger war und wie sie ihm zwei Monate später sagte, sie würde ihr Studium unterbrechen. Nach der Geburt würde sie es fortsetzen, hatte sie gesagt, aber dann hatte sie gestillt und dann war es schwer, Sarada an den Brei zu gewöhnen und dann hatte sie angefangen zu laufen und irgendwann hatten Sakura und Sasuke aufgehört, über das Medizinstudium der jungen Mutter zu reden. Es war nicht nötig. Sasuke konnte sie versorgen. Und wiedermal hatte Sakura sich mit dem Notwendigen zufriedengegeben. „Ich meine, wenn Sarada jetzt öfter bei dir oder deiner Familie ist, würde das gehen“, fühlte Sakura sich von seinem Schweigen zu erklären gezwungen. „Das ist eine gute Idee“, brachte Sasuke schließlich hervor. „Braucht ihr andere Unterstützung?“ Sakura strich sich das Haar hinters Ohr. Sie hob das Glas zum Mund, überlegte es sich anders und schwenkte nur den Rest ihres Drinks hin und her. Ein Strudel, wie ihre Gedanken. „Ich werde vermutlich nur noch Halbzeit arbeiten, also die Hälfte meines Gehalts.“ Sasuke war überrascht, dass sie offenbar bereits darüber nachgedacht hatte. Ihm gegenüber war sie manchmal so naiv, dass er vergaß, wie klug sie eigentlich war. Zudem war sie fair, ebenso wie realistisch in ihrem Vorschlag. Sasuke hatte bei all seinen Fehlern nie mit dem Unterhalt geknausert. Das war kein Ersatz für einen Vater, hatte aber sein Gewissen beruhigt. „Gut.“ „Und es wäre gut, wenn du Schulausflüge und so etwas in der Zeit alleine zahlst.“ „Natürlich.“ „Den Rest kriege ich schon gestemmt. Wie immer.“ Jetzt trank sie doch ihr Glas leer, dann verlangte sie, dass er mit ihr auf die Tanzfläche kam. Seufzend folgte er ihr, wobei er sich nach seinem Bruder umsah. Als er Itachi nicht fand, sah er auf sein Handy und entdeckte eine Nachricht von vor einer Stunde. „Sprecht euch aus. Ich gehe nach Hause. Itachi.“ Nun, das hatten sie, dachte Sasuke, als er Sakura auf die Tanzfläche führte. Sie hatte kaum etwas von den Schritten aus ihren Tanzkursen vergessen und es machte Spaß, sie im Salsa Bereich übers Parkett zu wirbeln. Die Sonne ging bereits auf, als sie ins Hotel zurückkamen. Sasuke dachte daran, in Narutos Bett zu schlüpfen, als Sakura ihn mit einem Kuss auf die Wange ins Hier und jetzt zurückholte. „Danke für den schönen Abend, Sasuke.“ Sie lächelte ihn mit trunkenen Augen an, aus denen eine unausgesprochene Erwartung leuchtete. Sasuke kannte den Blick, genau wie die unschuldig hinter dem Rücken gefalteten Hände. Als müsse sie sich zwingen, ihn nicht anzufassen. Er fragte sich, ob sie jemals davon frei sein würde. „Gute Nacht, Sakura“, sagte er ernsthaft und wandte sich ab, um in ein ebenso leeres Bett zu gehen wie sie. Would reach and grab the moon if I should ask or just imply That I want you to be more light So I could look inside his eyes and get the colors just right Just righ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)