Don´t fuck the Company von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 4: Saisonstart ---------------------- A Scrub is checking me But his Game his kinda weak And I know that he cannot approach me Cause I´m looking like Glass And he´s looking like Trash. Unlike Pluto - No Scrubs ft. Joanna Jones Der Saisonbeginn brachte gewohnheitsmäßig viel Arbeit mit sich. Am ersten Tag waren die Angestellten des Sensu-Resort nach der langen Partynacht noch müde, doch war Sasuke zufrieden mit dem, was er sah, während er seine Gäste begrüßte. Manche Kollegen warfen sich im Vorbeigehen verlegene Blicke zu, die darauf schließen ließen, wer miteinander angebändelt hatte. Solange das jedoch ihre Arbeit nicht beeinträchtigte, war es ihrem Chef gleichgültig. Außerdem wurde Sasukes Aufmerksamkeit ab der folgenden Woche von etwas anderem eingenommen: Er war gerade in sein Büro getreten und hatte den Computer angeschaltet, als es schon an der Tür klopfte. Es war noch nicht mal acht, und da so frühe Störungen selten etwas Gutes bedeuteten, rief er: „Ja?“, während er sich für das Schlimmste wappnete. Tatsächlich erschien jedoch nur Hinata in der Tür, die einen blonden, gelangweilt dreinschauenden Jungen vor sich herschob. Seine Sekretärin hatte offensichtlich Boruto, ihren Sohn, mit zur Arbeit gebracht. Fast hatte Sasuke vergessen, dass dieser heute sein Praktikum bei ihm beginnen sollte. „Guten Morgen, Herr Uchiha“, lächelte die junge Frau, die ihren Sohn auffordernd an den Schultern drückte, sodass dieser ein: „Mor´n…“, hervormotzte. Es sah ein wenig aus wie eine dieser Puppen, die auf Berührungen hin reden konnten. „Ho-hoffentlich stören wir nicht…?“ Schweigend wies Sasuke sie an, sich zu setzen, was Hinata mit im Schoß gefalteten Händen und Boruto mit trotzig verschränkten Armen tat. Der Uchiha musterte ihn unbeeindruckt, bis der Teenager unbehaglich herumrutschte und die Arme löste, dann wandte er sich dessen Mutter zu. „Sie sagten, er habe bereits gewisse Erfahrungen?“ „Ja. Er hat im Hotel meiner… M-meiner Familie in verschiedenen Bereichen mitgearbeitet…“, flüsterte Hinata. „Hauptsächlich in der Administration und in der PR. Er…“ „Ich kann das selbst erzählen, Mom. Ich bin kein kleines Kind mehr“, unterbrach Boruto sie selbstbewusst. Liebevoll strich sie ihm durch die Haare. „Natürlich“, stimmte sie zu, dann sah sie ihn auffordernd an, damit er weitersprach. Als Sasuke dasselbe tat, straffte die Schultern und betete herunter: „Bei Opa… Ähm, im Silver Moon habe ich hauptsächlich im Einkauf geholfen, aber auch im Marketing, der Buchhaltung, der Logistik und im Personalbereich.“ Dieser Rede klang auswendiggelernt, doch Hinata zuliebe ersparte Sasuke sich einen Kommentar. „Gut. Du wirst hier in der Verwaltung helfen und…“ „Was?!“, platzte Boruto dazwischen. „Ich will mit Ihnen arbeiten, nicht mit irgendwelchen Tippsen!“ Sasuke blinzelte, zugegeben ein wenig überrascht, denn er war es nicht gewohnt, unterbrochen zu werden – vor allem nicht von Sechzehnjährigen. Hinata rief ihren Sohn sanft zur Ordnung, und obwohl Boruto daraufhin eine Entschuldigung nuschelte und schwieg, hatte der Uchiha den Eindruck, sie würde den Jungen zu sehr verhätscheln. Dennoch fuhr er fort, als hätte es die Unterbrechung nie gegeben: „Du wirst in der Verwaltung aushelfen, um zu sehen, was du taugst.“ „Danke, Herr Uchiha“, sagte Hinata, die verstanden hatte, dass das Gespräch beendet war, aufstand und sich verbeugte. „Ich bringe meinen Sohn in die Büros.“ Sie sah den Teenager an, der daraufhin steif den Kopf neigte. Sasuke nickte ihnen zu, war aber schon in seiner Arbeit vertieft, bevor die Tür hinter ihnen zugefallen war. Der restliche Vormittag verlief, abgesehen von gelegentlichen Angestellten-Besuchen, ruhig. Erst gegen Mittag, als er das Büro für ein Meeting verlassen hatte und durch einen Korridor mit Gästezimmern schritt, ließ ein ungewöhnlicher Anblick ihn innehalten. Eine fast kniehohe, rote Katze saß mitten im Flur und putzte in aller Seelenruhe ihren Intimbereich. Als sie Sasuke bemerkte, musterte sie ihn mit dümmlich rausgestreckter Zunge, die ihre klugen Augen lügen straften, ehe sie sich hingebungsvoll wieder ihrer Arbeit widmete. Der Hotelbesitzer beobachtete sie kurz, dann wandte er sich stirnrunzelnd ab, um den Besitzer dieses haarigen Ungeheuers zu suchen, das er überall wiedererkannt hätte; es hatte ewig gedauert, bis er Kuramas Haare aus seinem Jackett bekommen hatte. Wie erwartet, war das Herrchen der Bestie nicht weit. Sasuke bog gerade in den nächsten Flur, als er Naruto entdeckte. Allerdings schien der junge Mann sehr beschäftigt; seine Hände waren unter dem Kleid einer Blondine, die er eifrig gegen die nächste Wand küsste. Ihr Haar war zerwühlt, ihre Wangen gerötet und sie gab Geräusche von sich, die deutlich machten, dass ihr Gespiele sein Handwerk verstand – im wahrsten Sinne des Wortes. Kurz war Sasuke versucht, einfach umzudrehen und zu tun, als hätte er nichts gesehen. Doch dann wallte Ärger in ihm auf. Das hier war sein Hotel, Naruto war sein Angestellter, und er konnte sich nicht erinnern, ihm aufgetragen zu haben, während seiner Arbeitszeit Gäste auf dem Flur zu vögeln. Also räusperte er sich vernehmlich, was das Paar verlegen auseinanderspritzen ließ. Sasuke sah Naruto, der knallrot angelaufen war, kalt an. „Erledigen Sie derartiges nach Feierabend, Uzumaki. Und schaffen Sie Ihren Kater in Ihr Zimmer. Er streunt durch die Anlage.“ „Ja, ich, äh, hab ihn weggeschickt“, grinste Naruto mit einem Seitenblick auf seine Liebschaft. Sie war die Tochter irgendeines Politikers, soweit Sasuke wusste. „Aber er ist echt gut erzogen! Er macht bestimmt keinen Ärger oder so!“ „Darum geht es nicht.“ Sasukes Stimme war ruhig, aber schneidend, und die Dame schob sich ängstlich ein wenig hinter den Blonden. „Ich dulde keine Tiere in meinen Fluren. Bringen Sie das Tier in Ihr Zimmer und sorgen Sie dafür, dass es dort bleibt, oder entfernen Sie es.“ Naruto sah rebellisch drein, beschränkte sich aber schließlich doch auf ein steifes Nicken. „Ja, Sir. Soll ich sofort…?“ „Hatten Sie etwas anderes vor?“ Die beiden Männer sahen sich feindselig an, denn natürlich war offensichtlich, dass der Jüngere eigentlich etwas anderes geplant hatte. Doch zu seinem Glück wagte Naruto es nicht: ´Eigentlich hätte ich jetzt lieber Sex`, zu sagen. Er war schon dabei, davon zu schlurfen, als die junge Dame zum Leben erwachte und nach seiner Hand griff. „Eigentlich wollte Herr, ähm…“ „Uzumaki.“ „Herr Uzumaki wollte mir gerade bei etwas in meinem Zimmer helfen.“ Sasuke sah sie höflich-gleichgültig an, bevor er sich wieder Naruto zuwandte. „Bringen Sie die Katze auf Ihr Zimmer, dann können Sie dem Fräulein… helfen.“ Mit einer knappen Verbeugung für seinen Gast ließ er die beiden stehen. Er war ergriffen von Zorn, den er sich jedoch vor der Kundin nicht anmerken ließ. Natürlich war es vollkommen unangebracht, auf dem Flur zu knutschen, und ein Haustier hatte in einem noblen Hotel wie dem Sensu-Resort nichts zu suchen. Doch er merkte selbst, dass sein Ärger viel persönlichere Wurzeln hatte, und das machte ihn nur noch wütender. Er hatte keine Zeit dafür, davon zu phantasieren, wie er statt der dummen Blondine mit Naruto knutschte. Der ja, wohlgemerkt, überhaupt nicht Sasukes Typ war. Er mochte Männer wie Neji Hyûga, Hinatas Cousin, der gelegentlich vorbeischaute, um seine Cousine zu besuchen oder seine Nichte oder seinen Neffen abzuliefern. Natürlich war der Junge erst 18 und Sasuke hatte die Vermutung, dass er ein wenig für eine seiner Angestellten schwärmte, eine kleine Brünette aus dem Fitness- und Wellnessbereich, doch er war überaus gutaussehend, selbstbewusst, höflich, ruhig und stets gepflegt. So ganz anders als der laute Querkopf Naruto. Nein, es war absolut unmöglich, dass er, ein Uchiha, Interesse haben sollte an dieser Klischee-Blondine. Während den folgenden Tagen hielt Sasuke sich bewusst fern von allem, das nur im Entferntesten Blond war. Neben seiner Zusammenarbeit mit Orochimaru stand bald ein wichtiger Kongress an, sodass er genug zu tun hatte, ohne sich zusätzlich um den Chaoten zu kümmern. So verlief sein Wochenstart gewohnt ruhig, bis er am Mittwochabend unterwegs war zu einem Gespräch mit Orochimaru. Als er an einem weitläufigen Dachgarten vorbeikam, sah er durch die Glastür eine goldblonde Mähne aufblitzen und beschleunigte seine Schritte, als laute Rufe ihn innehalten ließen. Diese kamen offensichtlich vom Pool, der im Innenhof etwa sieben Meter unterhalb des Gartens lag. Sasuke runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, was die Leute sagten, denn es klang ängstlich, doch eine andere, lautere Stimme unterbrach sie. „Was scheißt ihr euch eigentlich so ein?! Da kann nichts passieren!“ „Das Wasser ist nicht tief genug…“ „Pf, von wegen! Ich mach das jetzt…!“ „Boruto, nicht!“ Sasuke machte einen Schritt hinter der Wand hervor und sah, dass er den Blondschopf verwechselt hatte: Dort, am Rand des Dachgartens, stand nicht Naruto, sondern Hinatas Sohn. Er trug nur Badehosen und schien sich anzuschicken, hinab in den Pool zu springen. Die Rufenden waren offensichtlich Hotelangestellte und Gäste, die versuchten, ihn von diesem Wahnwitz abzuhalten. Offensichtlich hatte keiner gewagt, zu ihm zu laufen, um ihm keinen Anreiz zum Sprung zu geben. Nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr näherte Sasuke sich lautlos dem noch immer lautstark seinen Sprung ankündigenden Jungen. Offensichtlich wollte er so viele Zuschauer wie möglich, und jetzt, wo er sich dem Rand näherte, sah der Uchiha, dass aus den umliegenden Hotelzimmern tatsächlich einige Neugierige herüberstierten. Ohne, dass Boruto es merkte, war Sasuke direkt hinter ihn gelangt und sagte jetzt ruhig: „Komm da runter.“ Erschrocken wirbelte der Sechzehnjährige herum, wobei er das Gleichgewicht verlor und ins Taumeln geriet. Die Menge unten schrie entsetzt auf, doch Sasuke, der mit so etwas bereits gerechnet hatte, schnappte den Arm des Jungen und zog ihn an sich. Mit weit aufgerissenen blauen Augen starrte der Junge zu ihm empor, das Herz raste ihm spürbar in der Brust. Von unten war Jubel zu hören, den Sasuke kaum wahrnahm. Stattdessen dachte er unwillkürlich, dass dieses Kind Naruto wirklich ähnlich sah. Dann blinzelte er und ließ Boruto los, sodass dieser auf den Hintern plumpste. „Aua! Was soll das?!“, beschwerte der Blonde sich, während sein Chef seine Gedanken zur Ordnung rief. Erneut warf Sasuke einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte genervt. Wegen diesem Schwachsinn war er jetzt spät dran, hervorragend. Er sah seinen Praktikanten kalt an, der zusammenzuschrumpfen schien. „Wenn du so etwas noch einmal tust, brauchst du nicht mehr zu kommen“, erklärte er, dann verließ er den Dachgarten. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit für die Prahlerei eines Halbstarken. „Warten Sie!“, rief besagter Halbstarker und ließ seinen Chef, der bereits halb den Flur hinunter war, erneut innehalten. Eigentlich wollte er ihn schroff zurechtweisen, doch etwas in den brennenden Augen und der entschlossenen Miene des Jungen ließ Sasuke anhören, was dieser zu sagen hatte. „Ich mach sowas nicht mehr, wenn Sie endlich anfangen, mich zu beachten! Ich bin jetzt schon über eine Woche hier, und immer noch sitze ich in der Verwaltung. Deswegen bin ich nicht hier!“ Ein wenig verblüfft von der unverschämt fordernden Art dieses Kindes musterte Sasuke ihn, dann – zu seiner eigenen Verblüffung – kräuselte ein Schmunzeln seine Lippen. „Gut“, erwiderte er. „Nein, hören Sie, ich will… Was?“, geriet Boruto ins Stocken, als ihm klar wurde, was sein Gegenüber gesagt hatte. „Du kannst mit mir arbeiten“, versprach Sasuke gelassen. „Sobald du Empfehlungen aus jedem Bereich des Hotels hast.“ „Eh?! Bis ich das schaffe, sind die Ferien vorbei!“, beschwerte er sich laut, doch sein Chef zuckte nur die Schultern. „Ich habe keine Zeit, mich mit einem unbegabten Wichtigtuer auseinanderzusetzen“, erklärte er gnadenlos, dann warf er erneut einen Blick auf die Uhr und wandte sich ab. Hinter sich hörte er das Schimpfen des Jungen, dem er allerdings keine Beachtung schenkte; Sasukes Aufmerksamkeit musste er sich erst verdienen. Auf dem Weg nach unten kamen ihm einige aufgeregte Angestellte entgegen – allen voran die in Tränen aufgelöste Hinata, die man wohl aus ihrem Büro geholt hatte – doch der Hotelbesitzer tauchte rasch in einem Seitenflur ab, um unbemerkt nach draußen zu verschwinden. Er hatte weder Lust noch Zeit, über die Rettung dieses aufmerksamkeitsgeilen Tunichtguts zu sprechen. Ganz alleine war er jedoch auf der Lieferantentreppe nicht, die er als Fluchtweg nutzte; auf dem Absatz zum nächsten Stockwerk hockte Kurama, der ihn mit seinen schlauen orangeroten Augen betrachtete. Ohne auf die Katze zu achten (darüber würde er später nochmal mit Naruto reden), setzte er seinen Weg fort, doch offenbar hatte das Tier beschlossen, ihm zu folgen. Gemeinsam erreichten die die Eingangshalle wo der Kater allerdings einen anderen Weg einschlug. Sein buschiger Schwanz verschwand die Treppe hinauf, die zum Poolbereich führte, und Sasuke hatte das starke Gefühl, dass Naruto unter den Schaulustigen gewesen war, die Boruto bei seinem Beinahe-Sprung beobachtet hatten. Statt diese Theorie zu überprüfen, nickte er der Rezeptionistin, die von der Aufregung nichts mitbekommen hatte und ihm: „Einen schönen Abend, Herr Uchiha!“, zurief, höflich zu, prüfte sein Spiegelbild in der zur Seite gleitenden Glastür und trat in den frühen Abend. Wenige Minuten später näherte er sich einem gut besuchten Lokal mit Meerblick und ließ sich einen Moment die salzige Brise ins Gesicht wehen, bevor er sich nach seinem Geschäftspartner umsah. Orochimaru hatte ihn bereits erspäht und war breit lächelnd aufgestanden. „Sasuke, wie schön, dass Sie es einrichten konnten! Setzen Sie sich, setzen Sie sich!“ Der Jüngere ließ sich an einem Tisch nieder, der, wie er bemerkte, ein wenig von den anderen abgesondert war, sodass sie in Ruhe sprechen konnten. Außerdem lag er direkt an der Promenade, um ihnen den Blick auf die Passanten und das Wasser zu ermöglichen. Sasuke ließ sich nieder, wobei er sich fragte, ob sein Gesellschafter nur dem Kellner oder sogar dem Restaurantbesitzer ein wenig Geld zugesteckt hatte, um ihnen diesen Platz zu sichern. „Sie sehen umwerfend aus, Sasuke“, stellte Orochimaru fest und fuhr, als er nur ein zustimmendes Nicken von seinem Gegenüber bekam, fort: „Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, über unsere gemeinsame Party zu sprechen – von der Sie übrigens viel zu früh verschwunden sind! Hatten Sie keinen Spaß?“ Der Uchiha konnte die Antwort ein wenig aufschieben, da in diesem Moment der Kellner auftauchte. Bevor er allerdings den Mund aufmachen konnte, hatte Orochimaru bereits für sie beide bestellt und der Restaurantangestellte hatte sich zurückgezogen. Sasuke fand das sehr übergriffig, beschloss aber, nichts dazu zu sagen. „Ich hatte am nächsten Tag zu tun.“ „Mhm…“, machte der Clubbesitzer, dessen dunkle Augen sein Gegenüber intensiv musterten. „Mir ist aufgefallen, dass unser junger Freund, Uzumaki, kurz nach Ihnen ebenfalls fehlte.“ Sasuke, der nicht gewusst hatte, dass Naruto nach ihrem Gespräch ins Hotel zurückgekehrt war, blinzelte. „Dann war ich nicht der einzige, der früh aufgebrochen ist.“ Orochimaru lachte – „Nein, in der Tat nicht!“ – und sie beendeten dieses Thema, als ihr Wein serviert wurde. Da er selten Alkohol trank, hätte Sasuke selbst keinen bestellt, doch er wollte nicht unhöflich sein, nippte an dem Getränk und stellte fest, dass es eine gute Sorte war, nicht zu lieblich. Kurz überlegte er, ob sein Geschäftspartner wusste, dass er Süßes nicht schätzte – er meinte, es mal nebenbei in einem Gespräch erwähnt zu haben, war sich jedoch nicht sicher – schob diesen Gedanken aber rasch beiseite. Selbst wenn Orochimaru sich an dieses Detail seiner Neigungen erinnerte, war es nur aufmerksam und kam ihm in diesem Moment zugute. Zumal er ja wusste, dass der Clubbesitzer einen Narren an ihm gefressen hatte. Bis ihr Essen kam, ließ Sasuke den anderen über Belanglosigkeiten plaudern, dann beschloss er, genug Smalltalk geführt zu haben und brachte das Gespräch auf seinen eigentlichen Zweck: „Sie sagten, unsere Zusammenarbeit sei noch nicht weitläufig genug bekannt.“ Orochimaru wirkte ein wenig enttäuscht, aber nicht überrascht von der Direktheit seines Gegenübers. „Nun – nein, das bin ich nicht“, gab er ein wenig umständlich zu und lächelte mitfühlend, als wäre dies Sasukes Schuld. „Natürlich hat die Saison erst begonnen und es sind noch nicht viele Gäste in der Stadt, aber trotzdem hatte ich mir mehr Kunden aus Ihrem Haus erhofft.“ „Wie können wir das Ihrer Meinung nach ändern?“, fragte der jüngere Mann, statt sich mit Schuldzuweisungen aufzuhalten. Sein Vater hatte ihm beigebracht, dass man Probleme mit Taten, nicht mit Worten löste. Außerdem war er an Umsatz und laufenden Kosten von Orochimarus Etablissement beteiligt, und er hatte nicht vor, von ihm investierte Zeit und Geld vor die Hund gehen zu lassen. „Ich weiß, dass Sie kein Fan intensiver Werbung sind“, fing der erfahrene Geschäftsmann an. „Doch bis die Sache ins Rollen gekommen ist, müssen wir eine gemeinsame Linie fahren, die den Leuten auch auffällt. Bis… Sagen wir übermorgen kann ich eine Plakatserie drucken lassen, bis übermorgen hängt von der Autobahn bis zum Strand alles voll davon – ich kenne da ein paar Leute, das lässt sich regeln. Sie können an Ihrer Hotelbar meinen Hauscocktail ausgeben und Flyer aufstellen. Und…“ Der Ältere zögerte eine Sekunde, bevor er fortfuhr: „Ich würde sogar Vorschlagen, dass Sie selbst das Gesicht unserer Kampagne werden.“ Nachdenklich schwieg Sasuke eine Weile, während derer er einen Schluck Wein trank. Die Vorstellung, sich selbst als Modell zu präsentieren, gefiel ihm nicht – er zog lieber im Hintergrund die Fäden. Doch wusste er, dass er als junger, gutaussehender Mann sich hervorragend an der Spitze einer Werbemaschinerie machen würde, vielleicht sogar an der Seite einer seiner hübschen weiblichen Angestellten, etwa Karin, oder, falls eine Frau gewählt würde, seine Angestelltenvertreterin. Ja, er sah durchaus Sinn hinter Orochimarus Vorschlag, weshalb er diesen trotz seines persönlichen Wiederwillens nicht rundweg ablehnte. „Kümmern Sie sich um die Plakataktion. Je nach deren Erfolg sehen wir weiter“, bestimmte Sasuke schließlich, wodurch er sich vorerst dem Rampenlicht entzog. Orochimaru, dem das natürlich nicht entging, lächelte. „Sie sind erstaunlich zurückhaltend für so einen attraktiven, zielstrebigen Mann, Sasuke… Aber überlassen Sie das nur mir. Noch vor Ende der Saison wird unsere Zusammenarbeit sich ausgezahlt haben, davon bin ich überzeugt.“ Nickend beendete Sasuke sein Essen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, doch sein Gegenüber ignorierte das deutliche Zeichen, dieses Treffen beenden zu wollen. Zunächst sprachen die Geschäftspartner noch über einige Details der Werbekampagne, wobei Sasuke seinen Verdacht bestätigt sah, nach welchem Orochimaru das ganze schon ohne seine Zustimmung geplant hatte: Wie es aussah, gab es bereits Entwürfe für die Plakate, ausgeschriebene Werbetexte und Fotos. Der jüngere Mann fragte sich, ob tatsächlich so wenige Menschen von ihrer Zusammenarbeit wussten, doch er sagte nichts. Wenn diese Maßnahmen ihre Umsätze steigern würden, könnte er wohl mit der PR leben, obwohl er nicht viel von aufdringlicher Werbung hielt. Später wandte sich das Gespräch von ihrem gemeinsamen Projekt ab, und Orochimaru ignorierte weitere Blicke seines jungen Gegenübers auf dessen Uhr. Schließlich genügte es Sasuke jedoch, und er winkte dem Kellner. „Ich habe noch Arbeit“, erklärte er seinem sichtlich enttäuschten Geschäftspartner. „Ah, Sie arbeiten wirklich zu viel, Sasuke“, schalt dieser lächelnd. „Ich frage mich manchmal wirklich, ob Sie wissen, wie man sich entspannt – und das, obwohl ich nur Gutes vom Wellnessbereich Ihres Hotels höre.“ Sasuke, der es nicht schätze, von Fremden angefasst zu werden, hatte tatsächlich noch nie das Massageangebot seines eigenen Hauses genutzt. Jedoch sagte er dies nicht, sondern zückte seinen Geldbeutel, was Orochimaru dazu bewegte, ungeduldig vor seinem Gesicht herumzuwedeln. „Aber, aber, Sie sind natürlich eingeladen! Immerhin habe ich Sie von der Arbeit abgehalten, indem ich Sie um dieses Treffen bat.“ „Danke“, sagte der Uchiha und steckte sein Portemonnaie weg. Er war es gewohnt, in Orochimarus Gegenwart nicht zu zahlen. Dieser erfand immer irgendwelche Fadenscheinigen Gründe, um den Jüngeren einzuladen, und obwohl dieser wahrlich keine Geldsorgen hatte, ließ er es sich gefallen. Die Männer erhoben sich und verließen das Lokal, wobei Sasuke die recht eindeutigen Andeutungen des Barbesitzers, sie könnten doch einen Spaziergang am Pier machen, ignorierte. „Die Sonne geht schon unter“, bemerkte Orochimaru mit einem Blick zum Meer. „Von meiner Dachterrasse aus ist das wirklich schön zu beobachten… Und ich hätte noch ein ausgezeichnetes Fläschchen Wein, das Sie unbedingt mit mir probieren sollten.“ Sasuke war versuchter, als er selbst erwartet hätte, und zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er die Flasche Wein fast selbstständig getrunken hatte; Orochimaru hatte ihm immer wieder nachgeschenkt. Doch obwohl sein letzter Sex wirklich schon ewig her war, verabschiedete er sich und machte sich auf den Heimweg. Während er ging, versank die Sonne immer tiefer im Meer, und als er sein Hotel betrat, waren die Straßen bereits dunkel. In der Lobby saß der eine oder andere Gast, im Gespräch vertieft oder am Laptop arbeitend, doch Sasuke nickte nur höflich, wenn jemand aufblickte, und ging ansonsten unbehelligt in Richtung Treppen. Dabei fiel sein Blick auf den hinteren Eingangsbereich und er entdeckte Naruto, der neben Hinata saß, welche schüchtern über einen Witz des Blonden lachte. Unwillkürlich erinnerte Sasuke sich daran, wie Naruto die andere Frau auf dem Flur gefingert hatte, und Unwillen kroch ihm den Magen hoch in den Hals, der unangenehm eng geworden zu sein schien. Es widerstrebte ihm, eine gute Frau und alleinerziehende Mutter wie der Hyûga diesem Playboy zu überlassen. Dennoch hatte er nicht vorgehabt, sich einzumischen, hatte aber keine Wahl, als zu den beiden zu gehen, da Hinata sich in dem Moment mit von Alkohol und Verliebtheit geröteten Wangen zu ihn wandte und strahlend winkte. „Sasuke! Mit Ihnen wollte ich schon den ganzen Abend reden!“ Sasuke fiel auf, dass sie nicht stotterte, und warf einen interessierten Blick auf den Cocktail in ihrer Hand. Er war lila und roch süßlich nach Blaubeere, was den Hotelbesitzer die Stirn runzeln ließ. Hatte Orochimaru etwa noch vor ihrem Gespräch alles Nötige hierher schaffen lassen? Oder hatte Naruto dem Barkeeper erklärt, wie man das Getränk mischte? „Ja?“, wandte er sich knapp an Hinata. Sein Ton machte deutlich, dass er lieber weitergegangen wäre, und ließ die roten Backen der Frau ein wenig erbleichen, obwohl er nicht unhöflich gewesen war. Scheinbar hatte Sasukes Stimme sie an ihre Schüchternheit erinnert, denn das Stottern war zurück, schlimmer denn je: „E-es, ich… Ähm… We-wegen vorhin…“ Naruto legte ihr in einer angesichts der Tatsache, dass sie sich kaum einen Monat kannten, ungewöhnlich natürlichen Geste die Hand auf den Arm und lächelte ermutigend. Zunächst schienen ihr die Worte zu fehlen, doch dann lächelte sie zurück und wandte sich mit frisch wiedererlangtem Selbstbewusstsein an ihren Arbeitgeber. „Bo-Boruto hat erzählt, dass Sie ihn von dem Sprung abgehalten haben und ich… Vi-Vielen Dank, Uchiha-san“, brachte sie hervor und verbeugte sich hastig. „E-Er ist oft so ungestüm und ich fürchte, wenn ich es n-nicht schaffe, ihn zu bändigen, wird er sich nochmal ri-richtig verletzen und ich… Ich…“ Sie unterbrach ihr Gestammel, um mahagonifarben anzulaufen und verbeugte sich nochmal. „E-Entschuldigen Sie, das interessiert Sie natürlich alles kein bisschen…! W-wie unprofessionell von mir…“ Sasuke hatte Hinata wohl noch nie so viele Worte sprechen hören und konnte sie nur verblüfft ansehen, doch Naruto legte lachend den Arm um ihre Schulter. „Wir haben Feierabend, Hinata, du musst nicht mehr professionell sein!“, fand der Blonde, womit er der Dame ein schwaches Lächeln und seinem Chef ein Stirnrunzeln entlockte. „Gern geschehen“, sagte Sasuke, wobei er Narutos hörbar sarkastisch geflüstertes: ´So siehste aber nich aus…`, ignorierte, indem er sich mit einem kleinen Nicken zurückzog. Auf dem Weg in sein Zimmer fragte er sich, wieso er nicht auf Orochimarus Angebot eingegangen war. Dann hätte er jetzt Sex mit dem attraktiven Mit-Fünfziger, statt sich nutzlose Dankesreden und gehässige Kommentare anzuhören. In seinem Büro versuchte Sasuke noch eine Weile zu arbeiten, doch nach einer nahezu ergebnislosen Stunde zog er sich in seine Zimmer im obersten Stockwerk des Hotels zurück. Dort stieg er auf sein Laufband und versuchte, gegen seine Frustration anzujoggen, die jedoch nicht so leicht weichen wollte. Er war erwachsen, er war Single, und es wäre sein gutes Recht gewesen, jedem, der ihm passte, das Hirn rauszuvögeln – es gäbe sicher wenige, die ein derartiges Angebot von Sasuke ausgeschlagen hätten. Das Problem war vielmehr, dass er Uchiha äußerst wählerisch war. Er wollte einen Mann, der ihm optisch das Wasser reichen konnte, einen, der nicht auf den Mund gefallen war – auf keinen Fall einen Ja-Sager. Er wollte, dass sein Partner gut verdiente, denn Sasuke hatte mit seiner Belegschaft und seiner Familie schon genug hungrige Mäuler zu stopfen, im Privaten wollte er nicht den Versorger spielen. Er wollte jemand selbstständigen, der ihm nicht ständig am Rockzipfel klebte. Gleichzeitig wollte er keine Hure, die auf jeden Schwanz sprang, der sich ihr anbot. Gerade der letzte Punkt erschwerte es, einen Partner zu finden, denn obwohl Sasuke, wenn er sich auf jemanden einlassen würde, dessen einziger Bettgefährte zu sein forderte, wollte er keine Beziehung. Dafür hatte er keine Zeit, zumal er sich nicht nach emotionaler Intimität sehnte. Sie war ihm eher unangenehm. Auch würde ein fester Freund wohl irgendwann seiner Familie vorgestellt werden wollen, was bei den Uchihas nicht vorkommen würde, da niemand von der sexuellen Orientierung des jüngeren Sohns wusste, was dieser nicht zu ändern gedachte. Nein, alles in allem sehnte Sasuke sich lediglich nach Körperlichkeit – und nicht mal das sonderlich häufig. Er war es gewohnt, keinen Sex zu haben, und vermisste es daher nicht. Gerade war ihm das Thema nur so präsent, weil er ein derart eindeutiges Angebot erhalten hatte und scheinbar ständig über einen gewissen Blondschopf stolperte, wenn dieser kurz vor einer Eroberung stand. Gegen seinen Willen erinnerte Sasuke sich daran, dass Naruto sich ihm bei ihrer ersten Begegnung ebenfalls angeboten hatte. Das hieß wohl, dass er nicht nur auf Frauen stand. Und das wiederum bedeutete, dass Sasuke selbst es hätte sein können, in dessen Hose diese gebräunte Hand mit den abgekauten Nägeln hätte verschwinden können, er hätte es sein können, den Naruto gegen die Wand küsste, bevor er mit ihm im Zimmer verschwand… Als Sasuke realisierte, was er gerade dachte, gerieten seine Schritte aus dem Takt und er bemerkte, dass seine Beine vor Anstrengung wackelig geworden waren und sein Shirt schweißnass an seinem Körper klebte. Mit etwas weichen Knien stieg er vom Laufrad und sah bei einem Blick auf seinen Radiowecker, dass er beinahe zwei Stunden gelaufen war. Kein Wunder, dass er sich völlig ausgepumpt fühlte, als er unter die Dusche und ins Bett stieg, um diesen unbefriedigenden Abend hinter sich zu lassen. Als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte Sasuke sich gerädert und es deutete sich bereits ein Muskelkater an. Schon leicht genervt, bevor der Tag überhaupt begonnen hatte, machte er sich frisch und wollte das Zimmer verlassen – er frühstückte nie – als er über einen Fellberg stolperte, der es sich vor seiner Tür bequem gemacht hatte. Fluchend richtete er sich auf und starrte Kurama an, der ihn vorwurfsvoll anmaunzte, bevor er mit hoch erhobenem Fuchsschweif davonstolzierte. Eine vollkommen überzogene Wut flammte in Sasukes Magen auf und er folgte dem Kater bis zu einer Tür einen Stock weiter unten. Dort schliefen Saisonarbeiter, die keine eigene Wohnung in Konoha hatten – wie beispielsweise Naruto, der auf das ungeduldige Klopfen seines Chefs mit schläfrigen Augen und abstehender Goldmähne in der Tür auftauchte. „Was´n…?“, murmelte Naruto, während sein Haustier sich schnurrend um seine Beine schlängelte, bevor es nach drinnen verschwand, vermutlich, um nach einem Frühstück Ausschau zu halten. „Man begrüßt seinen Chef üblicherweise mit: ´Guten Morgen, Sir`“, erklärte Sasuke kalt. Er wartete, bis er einen (recht mürrischen) Gruß erhalten hatte, dann sagte er: „Ich hatte dich bereits darauf hingewiesen, das Tier in deinem Zimmer zu behalten. Betrachte dich als offiziell abgemahnt.“ Zuerst starrten ihn ungläubige blaue Augen an, dann loderte Zorn in ihnen auf. „Er hat nen Namen, ok?“, motzte er, und noch bevor dein Arbeitgeber sich wundern konnte, dass er das Recht einer Katze auf persönliche Anrede verteidigte, fügte er hinzu: „Und was ist eigentlich dein Problem? Kommst hier in der Früh an und führst dich auf, obwohl kein Schwein sich je über Kurama“ – er betonte den Namen ganz gezielt – „beschwert hat… Bist du ein Morgenmuffel oder sowas?“ Sasuke war so perplex, als ´Morgenmuffel` bezeichnet zu werden, dass er zuerst nicht antworten konnte. Wenn seine Mutter das zu ihm sagte, nahm er es notgedrungen hin, doch wie konnte dieser kleine Wicht es wagen, so mit ihm zu reden? Scheinbar bemerkte Naruto die Wolke aus purem Zorn, die von seinem Gegenüber aufstieg, denn er wich einen halben Schritt zurück. Doch so schnell, wie sein Schreck aufgetaucht war, war er wieder verschwunden und hatte einer trotzigen Miene platzgemacht. „Hör mal, wenn du mich feuern willst, bitteschön. Aber hör auf, mir jedes Mal wegen nichts eine Szene zu machen, darauf hab ich echt keinen Bock.“ „Das hier ist ein vornehmes Hotel“, presste Sasuke mühsam beherrscht hervor. „Ich dulde nicht, dass ein haariges Biest durch meine Flure stromert.“ „Bisher hatte kein Gast, mit dem ich drüber geredet hab, ein Problem damit. Die fanden ihn sogar alle sehr süß!“, protestierte Naruto laut. „Deine Nutten fanden Kurama“ – aus Sasukes Mund klang der Name spöttisch, fast wie eine Beleidigung – „also süß, ja?“, fragte Sasuke giftig zurück. Blonde Augenbrauen wanderten ein wenig in die Höhe, dann trat ein süffisantes Lächeln auf Narutos Züge und er trat einen Schritt näher heran an den irritierten Uchiha. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass du nich eifersüchtig sein musst, Sas. Ein Wort, und wir können in mein Zimmer gehen und…“ Er hatte die Hand nach Sasuke ausgestreckt, hielt aber inne, als dieser zischte: „Wenn du mich anfasst, bist du tot.“ Die Männer starrten sich an, und in Sasuke stieg wieder der Hass von vorhin auf. Wie hatte er nur eine Sekunde denken können, dieser Tunichtgut wäre attraktiv? Sicher, Naruto konnte charmant sein – nur wusste er das viel zu genau und setzte es nach Belieben ein. Und Sasuke hatte nicht vor, das nächste Opfer zu sein. „Wag es nicht, mich anzufassen“, konnte er sich nicht zu wiederholen verkneifen. Das war ihm wichtig, als würde er besudelt, wenn diese grobe Hand seine Haut berührte. Tief in sich spürte er, dass seine Abwehrreaktion und seine generelle Abneigung gegen Naruto einen anderen Grund hatten, doch es war viel einfacher, viel angenehmer, sich in seinem Hass treiben zu lassen. „Du bist nur durch einen glücklichen Zufall noch hier, nur, weil du mir nützt. Also tu deinen Job, für den ich dich bezahle und halt dich und dein Hausmonster von mir fern. Hast du das verstanden?“ Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle Naruto wiedersprechen oder seinen Chef sogar schlagen, doch dann nickte er steif und mit einem künstlichen Lächeln, das seine Augen jedoch nur mit Abneigung und nicht mit Wärme zu erfüllen schien. „Mit dem größten Vergnügen, Sir.“ Sasuke nickte steif und ihm wurde bewusst, dass einige Türen sich wegen der lauten Stimmen geöffnet hatten und neugierige Köpfe auf den Flur herauslugten. „Machen Sie sich fertig für die Arbeit, Uzumaki“, befahl er und wandte sich ab, noch immer mit vor Zorn loderndem Magen. Wie Sasuke erwartet hatte, hatte das Gerücht über seinen Streit mit Naruto sich rasch in der Belegschaft herumgesprochen. Die meisten sahen ihn jetzt mit einer Mischung aus Furcht und Neugierde an, als erwarteten sie, dass ihm der Kragen platzte, sobald sie ihn ansprachen. Seine Stammbelegschaft war verstört. Sie kannten ihren Chef nur als zurückgezogenen, kühlen Mann, niemand hatte ihn je richtig zornig erlebt. Einzig Karin schien sich nicht darum zu kümmern, sondern machte sogar Witze darüber. „Endlich mal jemand, der dich aus der Fassung bringt“, stichelte sie, als sie gemeinsam an der Poolbar saßen, wo sie Details der Plakataktion besprachen, die Orochimaru in die Wege geleitet hatte. Seine Verwaltungsleiterin hatte erzählt, dass der Snake-Bite gut ankam und sowohl Bar- als auch Rezeptionsangestellte häufig Fragen über das Oto-Gakure gestellt bekamen. Damit wäre Sasuke zufrieden gewesen – und ihm wäre das Gerede egal gewesen – doch in dem Moment sprang ein roter Fellknäul aus einer der verwinkelten Türen, dicht gefolgt von Naruto in einer abscheulichen orangen Badehose und Hinata, die einen seidenen Bademantel trug. Da der Blonde ein Animateur war, war es nicht verwunderlich, ihn hier zu sehen, doch soweit Sasuke wusste, hatte seine Begleiterin heute eigentlich frei. Natürlich kamen seine Angestellten gelegentlich vorbei, um den Spa-Bereich zu nutzen, sich an der Bar einen Drink zu genehmigen oder sogar am Pool zu entspannen. Das störte ihn nicht. Aber der Anblick der beiden ließ das Feuer in ihm wieder hochlodern, und er stand unwillkürlich auf, was ihm einen amüsierten Blick von Karin einbrachte. „Gehst du schon?“, fragte sie scheinheilig, als er sie warnend ansah. Er nickte und wollte gehen, als er nicht verhindern konnte, Narutos übermäßig lautes Lachen zu hören, während dieser versuchte, Hinata dazu zu überreden, ihre Kleidung abzulegen. „Komm schon, wie sollen wir so denn in den Pool gehen?!“ „I-ich bleibe auf dieser Liege u-und lese ein bisschen. Geh du ruhig, Na-Naruto-kun…“, wehrte sie ab, doch das ließ er nicht gelten. Fast gegen seinen Willen wurde Sasukes Blick von dem Bild angezogen, wie Naruto sie kurzerhand über die Schulter warf und unter ihrem Protest verlauten ließ: „Na, wenn du dich nicht ausziehen willst, musst du eben so ins Wasser!“, bevor er mit seiner Last in den Pool sprang. Die Umstehenden lachten gutmütig, als das (scheinbare) Paar auftauchte. Das sowieso schon helle Sonnenlicht (Sasuke trug eine Sonnenbrille) schien noch stärker zu werden, als Naruto Hinata anstrahlte. Diese sah aus wie ein begossener Pudel, doch dann spritzte sie völlig unerwartet Wasser ins Gesicht des jüngeren Mannes. „Du… Du bist unmöglich, Naruto-kun…“, beklagte sie sich, wobei sie sich jedoch offensichtlich amüsierte. „Wieso, du wolltest doch eigentlich schwimmen und hast dich nur nicht getraut!“, behauptete Naruto, womit er sicherlich Recht hatte. Dann fiel sein Blick jedoch auf etwas, das Sasuke nicht sehen konnte, und er errötete. Der Uchiha, der ihn für einen ausgefuchsten Schwerenöter hielt, hätte gar nicht gedacht, dass Naruto rotwerden konnte und er zog die Brauen hoch. „Ähm, du, dein…“, stammelte Naruto und deutete vage auf Hinata. Diese sah an sich hinab, lief mal wieder mahagonirot an und erstarrte scheinbar völlig, während ihr üppiger Busen von den sanften Wellen des Pools gewiegt wurde. Die Schleife ihres Bikinis hatte sich beim Sprung ins Wasser gelöst, sodass sie jetzt halbnackt war. Dann, so schnell, dass niemand es kommen sah, kippte sie ohnmächtig nach hinten wie ein Brett. Der sichtlich entsetzte Naruto fischte sie sofort aus dem Wasser und schüttelte sie leicht, womit er den Rettungsschwimmer aus seinem Hochstuhl aufscheuchte. Bevor dieser sich der Szene jedoch nähern konnte, war eine Art Kampfschrei zu hören, ein blonder Blitz schoss durch die Luft, stürzte sich auf Narutos Rücken und riss diesen ins Wasser. Der sichtlich entsetzte Poolwächter blies schrill in seine Pfeife und rannte auf den Tumult zu, konnte diesen jedoch nicht beenden, da er zunächst Hinata aus dem Wasser fischen musste. Sasuke hatte sich dem Pool genähert und erkannte jetzt, dass darin zwei Blondschöpfe miteinander rangelten, einer offensichtlich noch voll bekleidet. Beide schimpften, doch ihre Worte waren im Plätschern des Wassers nicht zu hören. Dennoch beobachteten inzwischen sämtliche Poolbesucher neugierig das Spektakel. Um die Ruhe wiederherzustellen, griff Sasuke kurzerhand ins Wasser, wobei er den Kragen eines der Hemden zu fassen bekam, die seine Angestellten trugen, dann zog er den darinsteckenden Halbwüchsigen von Naruto weg. „Lass mich los! Dem zeig ich´s – meine Mutter so zu überfallen…!“, schimpfte Boruto, der offenbar nicht mal bemerkte, mit wem er da redete, sondern sich wieder auf sein Opfer stürzen wollte, das sich gerade aus dem Pool kämpfte. „Das genügt“, sagte Sasuke ruhig, und endlich kam der Junge zur Ruhe. Als er rot anlief, sah er seiner Mutter plötzlich viel ähnlicher als sonst. „Uchiha-san… Ich…“ „Geh dich umziehen.“ Unter Sasukes kaltem Blick zuckte Boruto zusammen, dann warf er einen hastigen Blick auf seine Mutter – sie war wieder bei sich, man hatte sie zur Erholung auf eine Liege verfrachtet – dann trollte er sich zu den Umkleiden. Indessen hatte Naruto sich neben seinen Chef gesetzt und strich sich das klatschnasse Haar aus den Augen. Das Wasser glitzerte auf seiner gebräunten Brust und rann durch die Kuhle seines Sixpacks, um sich in seinem Nabel zu sammeln… Plötzlich gereizt stand Sasuke auf und schüttelte den feuchten Ärmel seines Hemdes, das jetzt nach Chlor roch. Was für ein Tag! „Was sollte das denn?“, fragte Naruto, der sich besorgt nach Hinata umsah und erleichtert seufzte, als er sie in Sicherheit sah. „Und wer war das überhaupt?“ „Hinatas Sohn“, antwortete Sasuke automatisch und fügte dann unwillkürlich hinzu: „Hat ihm wohl nicht gepasst, dass Sie an seiner Mutter rumbaggern.“ Der Blonde funkelte ihn zornig an, riss sich aber mühsam zusammen und fragte: „Stört es Sie, wenn wir in unserer Freizeit den Pool besuchen? Das wusste ich nicht, tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Das war nicht Sasukes Problem, und Naruto wusste es ganz genau, doch dazu, das laut auszusprechen, ließ er sich nicht herab. „Sie können in Ihrer Freizeit tun, was Ihnen beliebt. Doch würde ich Ihnen raten, ihre… ´Spielereien auf eine weniger ernsthafte Frau zu verlegen. Frau Hyûga hat zwei Kinder, eins davon ein aufbrausender Teenager. Sie ist keine Herausforderung, sondern Verantwortung.“ Naruto schnaubte herablassend. „Ich hät nich gedacht, dass Sie sich Sorgen um Ihre Angestellten machen… Und was soll das heißen, Hinata ist Verantwortung? Glauben Sie, ich sei nicht verantwortungsbewusst?“ „Ich bin froh, dass Sie verstehen“, antwortete Sasuke kühl, dann wandte er sich ab. Er hatte keine Zeit für sinnlose Wortgefechte mit diesem Vollidioten, da er mit seinem Personalleiter verabredet war. Dessen Büro befand sich zwei Stockwerke höher, sodass Sasuke Zeit hatte, sich ein wenig zu beruhigen, bevor er an Shikamarus Tür klopfte. Als er eintrat, stellte er fest, dass der Brünette nicht alleine war; Temari, eine resolute Blondine aus dem Marketing, zupfte nicht gerade unauffällig ihren Rock zurecht, als sie ihrem Chef zunickte und ohne einen weiteren Blick auf Shikamaru das Zimmer verließ. Der Hoteldirektor hatte nicht gewusst, dass zwischen den beiden etwas war, doch es interessierte ihn nicht. Er warf nur einen misstrauischen Blick auf den Besucherstuhl und beschloss, lieber stehenzubleiben, nur für den Fall, dass auf der Sitzfläche noch diverse Körperflüssigkeiten klebten. In der Zwischenzeit hatte sein Personalchef sein schulterlanges Haar wieder in den obligatorischen Zopf verfrachtet und ihn höflich-gelangweilt begrüßt. „Was kann ich für Sie tun?“ „Wer wurde zum Angestelltenvertreter gewählt?“, erkundigte Sasuke sich knapp. Er war in Gedanken immer noch bei dem ärgerlichen Zwischenfall am Pool. Eigentlich sollte er alle beide kündigen für diesen Aufruhr, Naruto und Boruto… Doch er zwang sich, sich zu konzentrieren. Die Tagung würde in wenigen Tagen stattfinden und er musste wissen, wen er als seinen Begleiter anmelden musste. Shikamaru kramte etwas in seinen Akten, bevor er einen Zettel gefunden hatte. „War überraschend eindeutig dieses Jahr“, erklärte er und sah zu Sasuke auf. Ein wachsamer Ausdruck lag in seinen Augen, als er sagte: „Naruto Uzumaki hat fast alle Stimmen erhalten.“ Sasuke rührte sich keinen Zentimeter, starrte den anderen Mann nur an, als warte er auf einen Scherz. Sein Magen zog sich zu einer festen Kugel zusammen, seine Haut kribbelte und er bekam kaum Luft, um betont ruhig: „Uzumaki…?“, zu knurren. Als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet, seufzte Shikamaru und kratzte sich im Nacken. „Jaah… Er ist zwar das erste Jahr hier und recht aufdringlich, aber kein schlechter Kerl und die Leute mögen ihn.“ „Er ist inkompetent, laut und ein Animateur…“ – Sasuke gab sich alle Mühe, seine Nichtwürdigung dieses Berufs auszudrücken – „Das ist nicht zulässig.“ „Na ja, die Wahl ist gelaufen und war eindeutig. Ich hab schon mitgekriegt, dass er recht nervig sein kann, aber er macht seinen Job gut…“ (Wenn es sein Job gewesen wäre, Hotelgäste flachzulegen, dachte Sasuke gehässig.) „Ist verlässlich und hat wirklich gute Ideen, unabhängig von seinen eher schlechten Zeugnissen. Außerdem mögen die Leute ihn wie gesagt. Sie werden ihm vertrauen, und ist es nicht das, worauf es bei dem Job ankommt?“ Widerwillen, diese positiven Nachrichten zu glauben, bäumte sich in dem jungen Hotelbesitzer auf, doch als er die Dokumente aus Shikamarus Hand riss, sah er alles bestätigt, was dieser gesagt hatte. Und dennoch… Dennoch sträubte sich alles in ihm gegen die Vorstellung, ein Wochenende relativ alleine mit Naruto zu verbringen, womöglich in benachbarten Zimmern, in denen er hören musste, wie der Blonde irgendwelche Huren befriedigte… „Er ist nicht geeignet“, erklärte Sasuke kalt, sich nichts von seinem inneren Kampf anmerken lassend. „Nehmen Sie den Zweitplatzierten.“ „Die Zweitplatzierte hat nur fünf Prozent der Stimmen. Das können wir nicht machen… Davon abgesehen, dass es ein ziemlicher Vertrauensbruch ganz am Anfang der Saison wäre, oder?“ „Das ist mein Hotel. Ich führe es, wie ich es will. Haben Sie das verstanden, Nara?“ Die Männer sahen sich an, der eine mit eisigem Zorn, der andere mit kühler Resignation in den Augen. Dann nickte Shikamaru ergeben. „Klar. Also sage ich Frau Yamanaka Bescheid?“ Sasuke schloss die Augen, als er diesen Namen hörte. Ino war kaum besser als Naruto – vielleicht lag es an der Haarfarbe. Doch da er wusste, dass sein Gegenüber gut mit der hübschen Blondine befreundet war, ersparte er sich einen Kommentar über deren Hang zu attraktiven Männern. Zumal sie ihn, Sasuke, selbst schon vor Jahren aufgegeben hatte, allerdings sicher nicht, weil er ihr nicht mehr gefiel, sondern vielmehr aus Respekt vor seiner damaligen Beziehung. Doch das tat im Moment nichts zur Sache, denn so sehr es ihm widerstrebte, so sehr wusste der Uchiha, dass er verpflichtet war, das Beste für seine Angestellten zu tun. Und wenn sie Naruto für das Beste hielten, sollten sie ihn eben haben. „Nein“, sagte er daher in Grabesstimme. „Die Wahl ist getroffen. Aber sagen Sie Uzumaki, dass ich bei meinen leitenden Angestellten keine Fehler dulde. Ein Fehltritt, und er ist raus.“ Shikamaru lächelte ekelhaft zufrieden, als er nickte. „Ich bin sicher, er wird Sie nicht enttäuschen.“ Da war sich Sasuke nicht so sicher. Vielmehr meinte er, direkt in ein großes Desaster zu steuern, als er das Büro verließ, und er hasste das Gefühl, absolut nichts dagegen unternehmen zu können. So: No, I don´t want your number. No, I don´t want you give you mine. No, I don´t want to meet you nowhere. No, I don´t want none of your time. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)