Königsanwärter von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 14 ---------- Kapitel 14 Einen Monat später… Um die Anwärter herum ist es ein wenig ruhiger geworden. Der Unterricht ist zwar strenger geworden und auch hatten sie nun weniger freie Zeit, doch die persönlichen Wachen sind abgezogen worden. Diese fanden nun nur noch Einsatz um die Burg verstärkt von außen zu bewachen. Dies freute die Anwärter natürlich sehr, wurden sie immerhin nicht mehr auf Schritt und Tritt begleitet und konnten sich nun innerhalb des Gebäudes frei bewegen. Auch Aidan und Killian waren darüber sehr erfreut. Sie waren sich zwar sicher, dass ihre Wachen etwas ahnen würden, doch etwas genaueres, so hofften sie, sollten die Wachen eigentlich nicht mitbekommen haben. Inzwischen waren sie kaum eine Nacht getrennt voneinander. Dies wusste Liam natürlich und neugierig wie er war fragte er regelmäßig nach dem Stand ihrer Beziehung und war genauestens im Bilde. Toran hingegen ließ sie nun mit seinem Zweifel in Ruhe. Scheinbar gewöhnte er sich daran oder es interessierte ihn nicht mehr so sehr. Luan hingegen beobachtete sie nach wie vor argwöhnisch, hielt sich aber insgesamt mehr zurück und schien nicht mehr jede gemeinsame Bewegung zu analysieren. Andeutungen machte er kaum noch und auch Beleidigungen wurden keine mehr ausgesprochen. Am heutigen Tag waren Aidan und Killian bereits früh in der Bibliothek. Sie hatten wieder einmal Diplomatieunterricht und da sie früh wach gewesen waren hatten sie entschieden schon zum entsprechenden Raum zu gehen. Sie unterhielten sich angeregt und scherzten während sie auf die Anderen warteten. Nach einer Weile kam dann jedoch ihre Lehrkraft als nächstes. Nachdem sie eine Weile gemeinsam warteten kam jedoch noch immer kein weiterer Anwärter. „Wisst ihr, wann die Anderen gedenken zu kommen?“, fragte ihr Lehrer leicht genervt während er immer wieder einen Blick zur Tür warf, in der Hoffnung, sie würde sich bald öffnen und die drei Fehlenden präsentieren. „Nein, tut uns Leid. Wir haben heute noch niemanden gesehen oder gehört. Gestern waren wir auch recht früh zu Bett gegangen. Wir wissen also auch nicht, ob es bei jemanden womöglich spät geworden ist.“, gab Killian zur Antwort. „Und das natürlich an einem Tag, an dem ich eine Ankündigung zu machen habe.“, ächzend stand ihr Lehrer von seinem Stuhl auf und verließ kurz den Raum, um jemanden vom Personal Bescheid zu geben, man solle die anderen drei Anwärter doch bitten zum Unterricht zu erscheinen. Bis dies geschehen war begann er so lange mit dem Unterricht. Es dauerte nicht lange und Peer kam gähnend durch die Tür geschlurft. „Entschuldigt die Verspätung. Ich war … abgelenkt.“ Mit wenig Motivation kam er auf die Tischgruppe zu, ließ sich auf einem der Stühle fallen und legte sich schon regelrecht auf den Tisch, als dass er sich darauf abstützte. „Und was war bitte so viel wichtiger als mein Unterricht?“, fragte ihre Lehrkraft und zog bei dem Verhalten des Jüngsten die Augenbrauen hoch. „Mein Frühstück.“, erwiderte Peer mit leicht genervter Stimme. „Und so ziemlich alles Andere.“, fügte er noch leise hinzu, so das Aidan und Killian es verstanden, für den vorne stehenden Mann jedoch nicht zu hören war. Scheinbar machte der Jüngste seinem Ruf als waschechter Morgenmuffel alle Ehre. „Das Frühstück ist eine wichtige Mahlzeit.“, pflichtete Aidan Peer leise bei und erreichte damit, dass sich dessen Laune ein klein wenig besserte. Nachdem der Unterricht wieder aufgenommen worden war kam auch Luan bald als zweiter Nachzügler. Auch er entschuldigte sich. Scheinbar hatte er verschlafen. Nach einer ganzen Weile kam schließlich auch Toran zu ihnen. Er gab den gleichen Grund wie Luan für seine Verspätung an. Die anderen Anwärter jedoch wussten, dass es wohl wahrscheinlicher war, dass er wiedermal Damenbesuch hatte. Seit ihrem Stadtausflug kam immer wieder die gleiche Frau zu ihm. Zumindest vermuteten sie dies. Ihr Ältester passte auf, dass man sie nicht sah und somit erhaschten die Anderen nur selten einen Blick auf sie. Als nun alle Anwesend waren, wurde das derzeit behandelte Thema noch in Ruhe beendet, bevor ihr Lehrer eine kurze Pause einlegte, um dann zu seiner Ankündigung zu kommen. „Wir haben endschieden euch nun endlich mit den Anwärterinnen bekannt zu machen. Schon morgen werden sie hierher anreisen und uns mit ihrer Anwesenheit beglücken.“, berichtete der Lehrer strahlend. Die Reaktionen der Anwärter waren jedoch weniger begeistert. Ihnen war bewusst, dass dies nur ein weiterer Schritt zur Wahl des nächsten Königs war. „Ich hätte doch länger im Bett bleiben sollen.“, meinte Peer und fuhr sich frustriert mit den Händen über das Gesicht. „Das hätte nicht geklappt, mich haben sie ja auch geweckt.“, merkte Luan an. „Wir erwarten von euch ein tadelloses Verhalten.“, sprach ihr Diplomatielehrer sofort mit scharfer Stimme und blickte den Jüngsten finster an. „Aus diesem Grund werdet ihr nochmals geschult. Nach dem Mittagessen findet ihr euch im kleinen Ballsaal ein und euch werden die Regeln des guten Benehmens erläutert.“ „Das hat doch eh nur Peer nötig, was sollen wir dann dort?“ Mit einem kleinen Grinsen wandte Luan sich an Peer, welcher daraufhin finster zurückblickte. „Ich denke diese Frage hat sich soeben erübrigt.“ Ohne weiter auf das Thema einzugehen wechselte ihr Lehrer wieder zum regulären Unterrichtsthema und begann von der Wichtigkeit eines Waffenstillstandes zu sprechen. Dies sollte wohl bedeuten, dass sie alle weiteren Anweisungen und Informationen am Nachmittag bekommen würden. - - - - - Nach dem Mittag Das Essen war an diesem Tag eher kurz ausgefallen. Da ein Mann stets vor der Frau anwesend zu sein hatte und ihre, eigens für dieses Fach agagierte, Lehrerin schon früher eingetroffen war, mussten sie sich beeilen noch vor ihr in dem kleinen Ballsaal anzukommen. In diesem Bereich wurden sie schon immer zwischendurch für kurze Zeit unterrichtet. Mal ging es um ihr Verhalten bei Tisch, dann um die richtigen Tanzschritte oder auch einfach nur um ihre Körperhaltung und wie man einer Frau den gebührenden Respekt zollte. Immerhin würde der zukünftige König, unter der Beobachtung aller, leben. Dazu gehörte nicht nur eine gute Bildung, sondern auch ein tadelloses Auftreten. Was sie nun heute genau erwartete ließ sich nicht anhand des Mobiliars ablesen, denn der Ballsaal war komplett leer. Kurzerhand entschieden die Anwärter sich in der Nähe der Tür in einer Reihe aufzustellen und zu warten. Nach einer Weile hatten sie ihre reguläre Zeit für die Mittagspause überschritten. „Das ist doch ein Scherz!“ Verwundert sah Killian zu Toran. Bereits seit der Ankündigung konnte man sehen, wie dessen Laune stetig sank, doch normalerweise machte er sonst nie seinem Ärger auf diese Weise Luft. „Wir hätten uns mit dem Essen ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können.“, jammerte Peer auch schon, bevor jemand auf Toran eingehen konnte. „Das mit der Zeit kannst du jetzt erst mal vergessen, solange die feinen Damen zu Besuch sind.“, fügte Luan sarkastisch hinzu. „Ist doch nur für eine Woche…“, versuchte Killian die Launen ein wenig zu verbessern, doch hatte er nur mäßigen Erfolg damit und erntete das eine oder andere skeptische Schnauben. Aidan hielt sich derweil komplett zurück und schaute die ihm gegenüberliegende Wand an. Man sah zwar auch ihm an, dass er lieber etwas anderes machen würde, doch trotzdem legte er wiedermal die perfekte Selbstbeherrschung an den Tag. Nach einer weiteren Weile betrat dann tatsächlich ihre Lehrerin den Saal und sah die Wartenden freundlich an. „Es freut mich euch Gesund wieder zu sehen.“, begrüßte sie die Anwärter auch gleich und besah sich die Haltung der fünf. „Aidan, hervorragend. Wie immer.“, urteilte sie mit einem zufriedenen Lächeln. Der Angesprochene lächelte leicht und deutete eine kleine Verbeugung als Dank für ihre Beurteilung an. „Peer.“ Seufzend besah sie sich den Jüngsten. „Steh gerade und lass die Arme nicht so hängen, verschränke sie hinter dem Rücken wie die Anderen auch. Das weißt du doch eigentlich! Killian, hebe dein Kinn noch ein wenig mehr an. Toran, was ist los mit dir? So kenne ich dich ja gar nicht.“ Verwundert blieb sie vor dem Ältesten stehen und stemmte die Hände in ihre Hüfte. „Du bist viel zu angespannt, ansonsten stimmt deine Haltung aber.“ Toran gab kein Geräusch von sich und entspannte sich nach einer Weile. Erst dann ging sie zu Luan weiter. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Beine direkt nebeneinander stehen haben sollst, Luan? Wir sind hier nicht in einer eurer Kampfstunden, in welcher du mit einem Angriff rechnen musst!“ Nachdem sie nun alle entsprechend korrigiert hatte und zufrieden mit dem Ergebnis war, stellte sie sich selbst einige Schritte entfernt vor die Anwärter. „Wie man euch bereits mitgeteilt hat, werdet ihr am Morgen die Anwärterinnen zu Besuch in eurer Burg willkommen heißen. Da ihr regelmäßig geschult worden seid, gehen wir heute nur das Nötigste durch. Wenn ihr Fragen habt, dann könnt ihr sie gerne stellen. Sollte ich auf meine Fragen eine falsche Antwort erhalten werde ich es euch nochmals erklären.“ Die Fragen waren einfach zu beantworten. Mit der Zeit wurde die Atmosphäre auch lockerer und durch kleinere Kommentare, die von ihrer Lehrerin akzeptiert wurden, hatten sie sogar Spaß an der Sache, auch wenn sie den Unterricht nicht ganz ernst nahmen. „Peer. Was tut ihr, wenn ihr eine Frau an euren Tisch geleitet?“ „Ihr den Stuhl klauen?“, scherzte der Jüngste, womit er auch ein paar Lacher kassierte. Auch ihre Lehrerin lächelte ein wenig bevor sie begann ausführlich zu erklären, wie wichtig es war, ihrer Begleitung bei der Platzwahl zu helfen. Sie nahm ihren Unterricht sehr ernst, dass merkten die Anwärter spätestens nach diesem zehnminütigen Vortrag. Nach einer Weile ging dann schließlich doch die gute Laune verloren. Die Fragen schienen endlos und sobald jemand eine Antwort gab, welche nicht vollständig ihren Erwartungen entsprach, setzte sie zu einer ausführlichen Erklärung an. Auch, wenn ein anderer Anwärter versuchte, die richtige Antwort zu geben, wurde dies nicht akzeptiert, sondern viel mehr als ein Fehltritt anerkannt, da dieser nicht an der Reihe war. Dadurch zog sich der Unterricht in die Länge. Als es zu dämmern begann wurde der Unterricht schließlich beendet. Nicht nur ein Schulterpaar sackte kraftlos nach vorne, als die Lehrerin den Saal verlassen hatte. Ein allgemeines murren ging durch die Reihe der Anwärter, als sie ihre steifen Glieder lockerten und endlich den einen oder anderen Schritt tun konnten. Noch während Killian sich von dem langen Stehen erholte, kam Luan auf ihn zu und lächelte ihn freundliche an. „Kann ich mit dir sprechen? Alleine?“ Verwundert sah ihn der Angesprochene an und setzte schließlich ein wenig zögerlich zu einer Antwort an. „Ja, sicher. Wir können in mein Zimmer gehen.“ Mit einem Nicken stimmte Luan zu und ging voraus um den Ballsaal zu verlassen. Auf dem Weg zu seinem Zimmer fragte Killian sich, was der Andere wohl von ihm wollte. Ihre gemeinsamen Gespräche hatten sich in letzter Zeit stark reduziert gehabt und wenn, dann hatte er ja doch nur Negatives zu hören bekommen. Trotzdem wollte er ihm eine Chance geben, wenn er ihn schon um ein Gespräch unter vier Augen bat. An ihrem Ziel angekommen setzten sie sich und Luan begann mit dem Gespräch. „Ich finde die ständige Gereiztheit zwischen uns wirklich sehr schade. Deswegen möchte ich mich für mein Verhalten entschuldigen.“ Entschuldigend lächelte er Killian an. „Ich war wohl ein wenig zu ehrgeizig.“, erklärte er noch zusätzlich sein Verhalten. „Ist schon in Ordnung.“, nahm der Angesprochen skeptisch und ein wenig zögerlich an. Er wollte ihm keinen erneuten Grund geben, ihn anzugreifen und vielleicht konnten sie ja tatsächlich mit dem Ganzen ein wenig abschließen. Damit schien das Thema auch beendet zu sein, denn Luan begann über den heutigen Unterricht zu sprechen. Killian ging auf das Gespräch ein, doch beschlich ihn nach wie vor das Gefühl, dass es nicht das gewesen sein konnte, was Luan alles von ihm wollte und bald sollte sich seine Vermutung auch bewahrheiten. „Bitte halte dich ab sofort von Aidan fern.“, meinte Luan plötzlich mitten in ihrem Gespräch und ohne Vorwarnung. „Was?“, fragte Killian sofort und dachte sich verhört zu haben. „Aidan hat sowieso schon einen schlechten Stand. Sein Vater ruiniert ihm seinen Ruf, ohne dass er selbst etwas dagegen tun kann. Wenn er sich nun noch selber problematisch verhält, dann hat er keinerlei Chancen auf den Thron mehr.“ Killian verstand was der Andere ihm sagen wollte, doch war ihm nicht klar, wieso er sich so für den Prinzen einsetzte. „Was genau ist den Problem?“, fragte er also langsam. Luan überlegte eine Weile, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ich fürchte, dass könnte auf uns alle zurückfallen.“ Killian sah ihn fragend an. „Was genau könnte denn auf alle zurückfallen? Was denkst du könnten die Leute sehen?“ Nun würde sich zeigen, was Luan genau glaubte zu wissen. Er hatte ihm nie direkt von seiner Beziehung zu ihrem Prinzen erzählt und er glaubte kaum, dass Aidan etwas Genaues gesagt hatte, ebenso wenig wie Liam und Toran, die ja wirklich von ihnen wussten. Auch wüsste Killian nicht, dass Luan sie je in flagranti erwischt hatte. Sie haben nur immer gedacht, dass er etwas weiß, aufgrund seiner andauernden Anmerkungen und Beleidigungen. Und tatsächlich stockte sein Gegenüber bevor er zur Gegenfrage ansetzte. „Was sehen die Leute denn tatsächlich?“ Ein wenig fassungslos lachte Killian auf. Luan war sich noch nicht einmal mit seiner Vermutung sicher! „Du kannst noch nicht einmal benennen was dich genau stört?! Was glaubst du denn zu wissen?“, stellte er seine Frage nochmal nur mit anderen Worten. „Geht es dir nur um Sex?“ „Wie bitte?“ Killian glaubte sich verhört zu haben. Seine Augen wurden schmaler und nun beobachtete er Luan genau. „Und ich habe gedacht, du würdest tatsächlich ein versöhnliches Gespräch suchen.“ Luan schwieg darüber. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen sein Gegenüber herausfordernd anzusehen. Nochmals fassungslos auflachend blickte Killian kurz aus dem Fenster, nur um festzustellen, dass die Sonne nun gänzlich untergegangen war. Abrupt stand er auf. „Ich möchte dich bitten zu gehen.“ Mit seiner Hand zeigte er zur Tür. Luan hingegen verengte nur kurz seine Augen zu schlitzen, stand jedoch ohne Wiederworte auf und ging zur Tür. „Ab sofort wirst du jegliche Beleidigungen unterlassen!“ Killian war ihm zur Tür gefolgt und ließ es sich nicht nehmen Luan dies noch zu sagen, bevor er seine Zimmertür schloss und den Anderen somit aussperrte. Er war sauer, stinksauer um genau zu sein. Wie konnte er nur wirklich hoffen, dass Luan ihre Freundschaft zurückhaben wollte?! Außerdem fragte er sich, wie er auf die Idee kam, er würde Aidan nur ausnutzen wollen. Er war nie ein Schürzenjäger gewesen, aber natürlich hatte er ein paar bedeutungslose Kontakte für die eine oder andere Nacht gehabt. Das daraus nichts Persönlicheres werden würde, war aber allen beteiligten immer klar gewesen, somit hatte er nie jemanden körperlich ausgenutzt. Woher also kamen solche Gedanken? Nach einer Weile hatte er sich wieder etwas beruhigt. Gleichzeitig kam ihm aber auch die Frage, dass wenn es ihm nicht vorrangig um Sex ging, was genau er eigentlich von seiner Beziehung zu Aidan erwartete. Was genau wollte er von ihrem Prinzen? Ende Kapitel 14 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)