Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 17 ---------------------- „Und du bist dir sicher, dass ich sie behalten soll?“ Unsicher hielt Mamoru die Brosche in seiner Hand und hielt sie vor ihr Gesicht. „Ja ganz sicher. Es ist besser so.“ Schnell legte sie ihre Hände über seine und drückte sie herunter, damit er sie wieder einstecken konnte. Auch wenn es ihr schwerfiel, sie abzugeben, wusste sie auch, dass sie bei ihm im Moment am Besten aufgehoben war. So etwas wie im Crown, durfte einfach nicht noch ein Mal passieren. „Ich muss jetzt rein.“ „Melde dich sofort, wenn etwas ist.“ Nickend stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen, gab ihm einen Abschiedskuss und huschte dann ins Haus hinein. Lange hatten sie im Tempel gesessen und zusammen versucht herauszufinden, ob dieser Erebos wirklich etwas damit zu tun hatte. Doch weiter kamen sie leider nicht und so haben sie schnell beschlossen, dass Luna und Artemis mit Ami zusammen bald auf den Mond reisen würden. Vielleicht fanden sie ja da etwas. Sie würde zwar auch gerne mitreisen und ihnen helfen, aber es war viel zu gefährlich, wenn sie im Moment ihre Kräfte benutzen würde. Sie durfte unter keinen Umständen ein Risiko eingehen. Müde und erschöpft schlüpfte sie aus ihren Schuhen heraus. Der Tag war wirklich sehr nervenaufreibend gewesen. Und das war noch untertrieben. Aber sie wollte jetzt nicht mehr weiter daran denken, was fast im Crown passiert wäre. Sie wollte jetzt nur noch in ihr Bett. Flink stellte sie daher ihre Schultasche an den Treppenansatz ab und steuerte das Wohnzimmer an, um ihren Eltern noch schnell bescheid zu sagen, dass sie wieder zu Haus war. „Bin wieder da“, rief sie ins Zimmer hinein und bemerkte, dass ihre Eltern vor dem Fernseher saßen. „Usagi. Du kommst aber spät.“ Ihre Mutter sah über ihre Schulter zu ihr herüber und mit hochgezogener Augenbraue begann sie sie zu mustern. „Aber ich bin nicht zu spät. Wir haben noch lange bei Rei gesessen und … gelernt.“ „Nein zu spät bist du noch nicht.“ Ihre Mutter begann zu lächeln und wollte offenbar gerade noch etwas sagen, als ihr Vater sich nun ebenfalls herumdrehte. „Psst. Ich versuche die Nachrichten zu verfolgen.“ „Was gibt es denn so Spannendes?“ Ein kurzer Blick auf den Fernehen ließ sie allerdings sofort ihre Miene verziehen und mit zusammengezogenen Augenbrauen, näherte sie sich dem Sofa. „Weiß man eigentlich schon, warum die ganzen Menschen verschwinden?“ „Nein. Man tappt wohl immer noch im Dunkeln. Warum fragst du Kind?“ Schulterzuckend tat sie so, als ob sie nun auch auf den Fernseher sehen würde, und versuchte möglichst unauffällig ihren Vater ein paar Informationen zu entlocken. „Naja. Das ist einfach so schlimm, was mit den Menschen hier in der Stadt passiert. Oder ist es nicht nur hier?“ Ihr Vater sah nun auch wieder auf das TV-Gerät und rückte seine Brille zurecht. „Es betrifft bisher nur Tokio.“ Nachdenklich lehnte sie sich gegen das Sofa und sah wieder zu ihrem Vater. „Und alle sind …“ Schwer musste sie schlucken. Sie konnte es nicht aussprechen. Zu schlimm war es, was mit den Leuten passierte. Und noch immer hatten sie keine Ahnung, ob es irdisch war, oder womöglich doch einen ganz anderen Ursprung hatte. „Und man kann wirklich niemanden mehr helfen, wenn man jemanden gefunden hat?“ „Naja … Ich weiß auch nicht viel. Die Polizei hält sich sehr bedeckt und gibt nur wenige Informationen an die Presse heraus. Aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass einige von den Vermissten zwar lebend gefunden wurden, aber sie nicht mehr sie selber waren. So als ständen sie unter irgendwelchen medikamentösen Einfluss. Aber du solltest dich wirklich nicht mit so etwas beschäftigen. Pass aber gut auf, wenn du unterwegs bist, ja?“ Nickend versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese Informationen zum Nachdenken gebrachte hatte. Sie waren nicht mehr sie selber? Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Wurden sie von derselben bösen Macht befallen, wie sie? Wie weit hatte es sich schon ausgebreitet? Wie konnten sie es stoppen? Könnte sie die Personen vielleicht irgendwie reinigen? Aber dazu musste sie sich verwandeln. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Was war, wenn das schief ging? Was war, wenn sie die Kontrolle verlor, wenn sie gerade dabei war, ihre Kräfte zu benutzen? Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was dann passierte. „Usagi?“ Erschrocken zuckte sie zusammen. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, dass ihre Mutter offenbar mit ihr sprach. „Ja?“ „Wo bist du nur mit deinen Gedanken“; schüttelte ihre Mutter lächelnd ihren Kopf und sah dann wieder zu ihr, „Morgen ist die Feier von Ami oder?“ Das hätte sie ja beinahe vergessen. Sie musste dringend mit den anderen noch mal sprechen. Nicht, dass sie die Feier nachher ausfallen lassen wollten, da sie gar nichts mehr darüber gesagt hatten. Ami sollte auf jeden Fall ihre Feier bekommen. Nicht, dass ihre Freundinnen sie nur wegen ihr ausfallen lassen wollten. Irritiert blickte sie dann aber wieder zu ihrer Mutter. Warum fragte sie überhaupt? „Ja. Warum?“ „Wenn du möchtest, backe ich ein paar Cupcakes für euch.“ „Das wäre toll.“ Lächelnd umarmte sie ihre Mutter und entfernte sich dann wieder ein paar Schritte. „Ich bin dann mal oben. Bin schon sehr müde.“ Flink wünschte sie ihren Eltern noch eine gute Nacht und eilte dann in ihr Zimmer herauf. Schnell schrieb sie ihren Freundinnen noch eine Nachricht, wegen Amis Geburtstag und kaum hatte sie die letzte Nachricht verschickt, fielen hier auch schon die Augen zu.     Müde schlürfte Usagi am nächsten Morgen durch die verregneten Straßen zur Schule. Sie hatte wirklich mühe, ihre Augen offen zu halten. Sie konnte einfach nicht schlafen und lag, mehr oder weniger die gesamte Nacht über wach in ihrem Bett. Immer wieder hatte sich herum gewälzt und krampfhaft versucht einzuschlafen. Aber es half nichts. Zu sehr schwirrten ihr die Ereignisse des gestrigen Tages im Kopf herum. Dann hatte es auch noch gegen Mitternacht angefangen, wie aus Eimern zu schütten, und seitdem nicht mehr aufgehört. Konnte ein Tag noch besser anfangen? Schwerfällig setzte sie einen Fuß vor den anderen und klammerte ihre Finger um den Stab des Regenschirmes. Ob es heute überhaupt noch mal aufhörte? Wobei das eigentlich auch egal war. Amis Feier war ja im Crown. Ob sie es noch mal schaffen würde, ein Nickerchen nach der Schule zu machen? Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. Sie musste dringend Amis Geschenk finden. Schon vor Wochen hatte sie es zufällig in einem Schaufenster gefunden und direkt mitgenommen. Sie hatte es gesehen und gewusst, dass es das perfekte Geschenk für sie war. Nur, wo hatte sie es hingelegt? Seufzend betrat sie das Schulgelände und steuerte zügig das Gebäude an. Sie durfte heute unter keinen Umständen zu spät kommen. Nachsitzen konnte sie heute so gar nicht gebrauchen. Flink beschleunigte sie ihre Schritte. Sie hatte nur noch wenige Minuten. „Nein. Hör auf. Lass mich los! Hilfe!“ Mit weit aufgerissenen Augen blieb sie stehen. Was war das? Zu wem gehörte diese Stimme? Sofort sah sie sich zu allen Seiten um. Doch sie konnte niemanden finden, zu dem diese Stimme gehören könnte. Um sie herum wuselten zwar einige Schüler, aber sie sahen nicht so aus, als ob irgendjemand von ihnen Hilfe gebrauchen könnte. Verwirrt ging sie weiter. Vielleicht machte ihr ihr müder Kopf auch nur einen Streich und sie hatte sich die Stimme nur eingebildet. Dennoch war es seltsam. „Nein!“ Ruckartig ließ sie ihren Regenschirm fallen und drückte kopfschüttelnd ihre Handflächen gegen ihre Schläfen, als es wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper fuhr und ein schreiendes Mädchen vor ihren inneren Augen aufblitzte. „Lass mich gehen!“ Sie kniff ihre Augen zusammen. Was sollte das? Erneut schossen ihr Bilderfetzen von einem blutverschmierten Mädchen, das regungslos im Gras lag durch den Kopf. Wankend gaben ihre Beine nach, wodurch sie mit ihren Knien auf der nassen Straße landete. Was hatte das nur zu bedeuten? Was ging hier vor? Was sollte das? Zitternd drückte sie immer noch ihre Hände gegen ihre Schläfen und versuchte kopfschüttelnd das Bild des Mädchens aus ihrem Kopf zu verbannen. „Usagi?“ Schrill schrie sie auf, als sie plötzlich eine Hand auf ihre Schulter spürte, und öffnete schlagartig wieder ihre Augen. „Was?“ Verwirrt blickte sie in das besorgte Gesicht ihrer Freundin. „Hey. Alles in Ordnung? Geht es dir gut?“ „Minako. Ich … ich weiß es nicht.“ „Komm, steh erst mal auf. Du wirst ja ganz nass.“ Rasch hatte ihre Freundin ihren Regenschirm aufgehoben und half ihr beim Aufstehen. Mit zittrigen Fingern nahm sie ihren Schirm wieder in die Hand und schüttelte immer wieder verwirrt ihren Kopf. Warum hatte sie das gesehen? „Was ist passiert?“ „Ich … ich hab etwas gesehen … ein Mädchen … es war …Sie war …“ Sie konnte es nicht aussprechen und kniff wieder ihre Augen zu. Dieses Bild von dem blutverschmierten leblosen Körper hatte sich eingebrannt. Warum musste sie das sehen? „Sie war … tot?“, flüsterte Minako und auch sie wurde auf einem Schlag sehr ernst, „Aber warum hast du es gesehen?“ „Ich weiß es nicht.“ Mit Tränen in den Augen senkte Usagi den Kopf und starrte auf ihre Füße. Warum hatte sie die Schreie gehört? War es vielleicht ein Hilferuf und sie musste ihnen helfen, bevor es zu spät war? Aber, wie konnte sie das? Sie konnte doch gerade nicht ihre Kräfte benutzen. Oder musste sie es riskieren? Sie konnte doch nicht zu lassen, dass hilflose Menschen starben. „Vielleicht muss ich ihnen helfen. Und deswegen hab ich es gesehen.“ „Wir sollten auf jeden Fall mit den anderen sprechen.“ Die Schulglocke ertönte und abrupt sahen beide zum Schulgebäude herüber. „Aber zu erst sollten wir mal zu sehen, dass wir in die Klasse kommen.“ Schnell nickte Usagi ihrer Freundin zu und schon nahmen beide die Beine in die Hand und liefen los. Schnell versuchte Usagi die Bilder zu verdrängen und sich erst mal auf die Schule zu konzentrieren. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie den Klassenraum. Flink setzten sie sich auf ihre Plätze und lächelnd winkte Usagi Ami zu und rief ihr ein Alles Gute herüber. Keine Sekunde später betrat aber auch schon ihr Lehrer den Klassenraum und so drehte sie sich wieder nach vorne.     Langsam lief Usagi ihren Freundinnen hinter her. Der Schultag war zum Glück geschafft. Gesprächsthema Nummer eins war in der Pause logischerweise diese seltsamen Bilder, die sie gesehen hatte. Aber eine andere Erklärung, als dass sie es wohl gesehen hatte, um ihnen helfen zu können, hatten sie auch nicht. Nachdenklich sah sie Makoto und Ami hinterher, da sie etwas vor ihr liefen. Sie schienen sich gerade angeregt über irgendetwas zu unterhalten. Sie wollte gerade einen Zahn zu legen, um sie einzuholen, als sie am Arm gepackt und aufgehalten wurde. „Und du bist der sicher wegen heute? Vielleicht sollten wir das lieber absagen. Ami weiß es doch nicht, und wenn sie es erfährt, wird sie es doch verstehen.“ Leise flüsterte Minako ihr zu, sodass Ami es nicht hören konnte, doch sofort wedelte Usagi mit ihrer Hand. „Nein. Ami gibt immer so viel und nimmt sich selbst immer viel zu oft für andere zurück. Das heute ist ihr Tag.“ Seufzend ließ Minako sie wieder los und nickte ihr zu. „Du hast ja schon recht. Also alles, wie gehabt.“ Lächelnd nickte nun auch Usagi und schnell holten sie die anderen wieder ein.     Fluchend lief Usagi durch ihr Zimmer. Wo hatte sie es nur hingelegt? Eine geschlagene halbe Stunde suchte sie nun schon danach. Sämtliche Schubladen hatte sie mittlerweile schon dreimal ausgekippt und wieder eingeräumt. Sie konnte doch nicht bei Amis Geburtstagsfeier, ohne ihr Geschenk auftauchen. Stöhnend sah sie auf ihre Uhr. Sie kam hoffnungslos zu spät. Sie wollte doch beim Aufbauen helfen. Alles war genau geplant gewesen. Minako würde Ami ablenken und mit ihr einen Stadtbummel unternehmen. Rei, Makoto und sie würden in der Zeit das Crown vorbereiten und die Gäste hereinlassen. Minako würde dann, wenn sie fertig waren, Ami ins Crown locken. Murrend ließ sie sich rücklings auf ihr Bett fallen. Sie konnte schon Reis Gezeter in ihren Ohren hören. Nie kannst du ein Mal pünktlich sein. Nachdenklich blickte sie dann aber zu ihrer Decke herauf. Nein, Rei würde sie wohl dieses Mal nicht anmeckern. Seit dieses Ding in ihr drinnen war, wurde sie von den anderen, wie ein rohes Ei behandelt. Sie sollte ja nicht ausrasten. Irgendwie vermisste sie sogar Reis Gemecker. Sie wollte doch nur ganz normal leben. Aber sie hatten ja schon recht. Sie war eine tickende Zeitbombe. Eine Kleinigkeit reichte aus und sie explodierte. War es wirklich Erebos? Konnte sie ihn wieder loswerden? Langsam sammelten sich die Tränen in ihren Augen und schnell blinzelte sie sie wieder weg. Nein. Heute war Amis Tag. Schwungvoll sprang sie wieder auf ihre Beine und wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht. Sie musste Amis Geschenk finden und dann so schnell es ging ins Crown. Grübelnd tippte sie sich mit ihrem Zeigefinger über ihr Kinn. Wo hatte sie noch nicht nachgeschaut? Wo war Luna, wenn man sie mal brauchte. Sie hätte vielleicht gewusst, wo sie es hingelegt hatte. „Genau“, schnippte sie dann aber mit ihren Fingern und ging in die Hocke. Sie hatte noch nicht unter dem Bett nachgesehen. Rasch rutschte sie mit ihrem Oberkörper unter ihr Bett und schob, wie wild kleine Kartons und Kisten um her. Sie sollte hier unten wirklich mal ausmisten. Doch ihre Suche hatte sich gelohnt. Sie schob eine weitere Kiste beiseite und erblickte dann das kleine Schächtelchen für ihre Freundin. „Na endlich.“ Freudig griff sie nach dem schon verpackten Geschenk und zog es zu sich. Doch verwundert verzog sich auf ein Mal ihre Miene. Was war das? Irritiert rutschte sie noch etwas weiter unter das Bett und streckte ihre Hand heraus. Warum lag denn ein Teil ihrer Schuluniformen unter dem Bett? Kein Wunder, dass sie sie nicht gefunden hatte. Schnell hatte sie sie ebenfalls geschnappt und robbte nun mit dem Geschenk in der einen und der Bluse in der anderen Hand unter dem Bett hervor. Doch sofort, als sie unter dem Bett wieder herausgekrochen war, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und geschockt ließ sie das Geschenk für Ami fallen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Bluse. Sie war an einigen Stellen kaputt gerissen und übersät mit Blut. Warum war ihre Bluse zerfetzt und blutverschmiert?  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)