Wechselherz von Fiamma ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 12 ---------------------- Usagi zitterte am ganzen Körper. Sie wusste, dass sie eigentlich dagegen ankämpfen musste, aber sie merkte auch, wie sie immer mehr die Kontrolle über sich verlor, und der Wunsch in ihr immer mehr aufloderte, dieser Natsuki mal eine ordentliche Lektion zu verpassen. Was bildete die sich ein? Wie konnte sie es wagen, so über Mamoru und sie zu sprechen. Immer kräftiger drückte sie ihre Hand zusammen und tief bohrten sich ihre Finger dabei in ihre Haut. Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen. Doch ihr Herz schlug, wie wild in ihrer Brust, pumpte das Blut durch ihren Körper und ließ es in ihren Adern pulsieren. Sie hatte beinahe das Gefühl, ihr Herz würde sie regelrecht anfeuern. Es war ein berauschendes Gefühl. Und genau dies machte ihr Angst. Es war falsch. Sie musste sich diesem inneren Drang widersetzen. Sie durfte dem nicht nachgeben. Es durfte nicht die überhand gewinnen. „Meine Güte bist du nun auch noch taub? Wie hält man das mit dir überhaupt aus. Dein Freund tut mir echt leid.“ Laut lachte Natsuki auf und Usagi senkte auf ein Mal, ohne etwas zu erwidern, ihren Kopf. „Sag du mir mal lieber, wann du mir meine Bluse säuberst. Oder bekommst du selbst das nicht hin?“ Ohne sich zu bewegen, stand Usagi immer noch mit gesenktem Kopf vor Natsuki und schien, wie erstarrt zu sein. „Hallo? Ich rede mit dir!“, zischte diese laut. Und plötzlich hob Usagi ganz langsam wieder ihren Kopf und blickte ihr nun schief grinsend ins Gesicht. „Lauf!“ Immer noch grinsend streckte sie danach ihren Arm, mit ihrer Schultasche in der Hand, in die Höhe und ließ die Tasche fallen. Mit einem dumpfen Prall landete die Tasche neben ihr auf dem Asphalt und Usagis Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Lauf … wenn du kannst“, wurde Usagis Stimme eine Oktave tiefer und demonstrativ ging sie einen Schritt vorwärts. „Bist du nun total durchgeknallt?“ „Ich will dir doch nur mal zeigen, was ich von solchen Tussis, wie du eine bist, halte.“ Kaum hatte Usagi die Worte ausgesprochen, ging sie auch schon einen weiteren Schritt auf Natsuki zu und krempelte sich dabei die Ärmel hoch. „Wollen wir doch mal sehen, wie groß deine Klappe gleich noch ist.“ „Willst du mich etwa verprügeln?“ Ohne etwas zu sagen, ging Usagi etwas in die Knie und wollte gerade loslaufen, als sie plötzlich Hände an ihren Armen spürte, von denen sie einfach weggezogen wurde. „Hey. Lasst mich sofort los!“, schimpfte sie laut und strampelte, wie wild mit ihren Armen. Schnaufend blickte sie erst zu Makoto und dann zu Minako, die keine Anstalten machten sie loszulassen. Sie liefen mit ihr einfach weiter Richtung Schule und betraten mit ihr schnellen Schrittes das Gebäude. „Los hier rein.“ Ami, die vor ihnen lief und Usagis Tasche geschnappt hatte, deutete auf die Mädchentoilette und hielt auch schon die Tür dafür auf. „Was soll das? Lasst mich los!“ „Beruhige dich.“ Eindringlich sah ihr Makoto in die Augen und versuchte sie zu beruhigen, doch Usagi funkelte ihre Freundinnen bloß böse an und versuchte sich erneut loszureißen. Laut schimpfend trat sie um sich und reagierte gar nicht mehr auf sie. „Usagi, wir wollen dir nur helfen. Kämpf dagegen an. Das bist nicht du“, versuchte es nun auch Minako. „Wenn ihr mir helfen wollt, lasst mich sofort los!“, knurrte Usagi und ballte ihre Hände wieder zu Fäusten. Langsam trat Ami nun an sie heran, stellte sich direkt vor sie und holte mit ihrer Hand aus. „Tut mir leid.“ Schwungvoll verpasste sie Usagi eine saftige Ohrfeige und legte dann ihre Hände auf ihre Schultern. „Wehr dich“, flüsterte Ami leise und sah ihr dabei tief in die Augen. Entgeistert starrte Usagi ihre Freundin an und allmählich sammelten sich die Tränen in ihren Augen. Ihr Pulsschlag fing sich wieder an zu normalisieren und tief atmete sie ein. Ihre Gedanken wurden wieder klar, doch wurde ihr dadurch schmerzlich bewusst, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte. Sie wollte doch dagegen ankämpfen. Aber sie hatte verloren und wollte sonst was mit Natsuki anstellen. Zu allem Übel empfand sie dabei ein Glücksgefühl, das unbeschreiblich war. Und genau diese Erkenntnis traf sie schwer. Ihr drehte es den Magen um und ihr wurde speiübel bei dem Gedanken daran. Ihre Beine wurden weich und langsam sackte sie in den Armen ihrer Freundinnen auf ihre Knie. Wie konnte sie nur so ein Hochgefühl bei so etwas empfinden? Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen und weinend senkte sie ihren Blick. Sie konnte ihren Freundinnen nicht in die Augen sehen. Zu sehr schämte es sie, was gerade passiert war. Zitternd krallte sie ihre Finger in den Stoff ihres Rockes. „Es … es tut mir so leid“, schluchzte sie leise und langsam tropften ihre Tränen herunter auf ihren Rock. „Du kannst doch nichts dafür“, flüsterte Ami und hockte sich zu ihr. Auch Minako und Makoto setzten sich neben ihre Freundin auf den Boden und Makoto strich ihr sanft über den Arm. „Diese Natsuki ist aber auch ein Biest. Wenn ich könnte, dann würde ich …“ „Mina!“, schimpfte Makoto. Unschuldig hob Minako ihre Schultern in die Höhe und legte ihren Kopf schief. „Ist doch so.“ „Nicht hilfreich“, stöhnte Makoto und wandte sich wieder an Usagi, „Niemand ist dir böse.“ Die Schulklingel ertönte und schnell sah Ami auf ihre Uhr. „Wir sollten in die Klasse gehen. Ein erneutes Zuspätkommen kann Usagi gerade nicht auch noch gebrauchen … Meinst du, es wird gehen?“ Nickend wischte sich Usagi die Tränen weg und richtete sich langsam wieder auf. Schnell standen nun alle auf, verließen die Mädchentoilette und liefen schweigend zu ihrem Klassenraum.       Tief sog Usagi die frische Luft in ihre Lungen, als sie die kleine Veranda betrat, und atmete seufzend wieder aus. Sie brauchte dringen eine kurze Pause. Direkt nach der Schule, die sie glücklicherweise ohne weitere Ereignisse überstanden hatte, waren alle zu Rei in den Tempel gefahren und schon seit Stunden diskutierten sie, recherchierten und überlegten sie jetzt schon, was das alles zu bedeuten hatte. Doch waren sie noch keinen einzigen Schritt weitergekommen. Sie wussten weder, was sie befallen hatte, noch, ob es einen Zusammenhang zu den vermissten Personen gab. Es war doch zum Verrücktwerden. Immer mehr beschlich sie das ungute Gefühl, dass sie dieses Mal nicht heil aus der Sache wieder herauskam. Aber kampflos würde sie nicht aufgeben. Sie musste einfach alles erdenklich Mögliche tun, um es zu stoppen. Jedoch war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Und wer dabei als Sieger hervorkam, das stand noch in den Sternen. Wobei, das musste sie sich eingestehen, ihre Hoffnung immer mehr schwand, es noch rechtzeitig zu schaffen. Erneut stiegen ihr die Tränen am heutigen Tag in die Augen und mit zittrigen Fingern legte sie ihre Hand auf die Höhe ihres Herzens. Langsam ging sie einige Schritte auf den Hof hinaus und blieb dann vor der langen Treppe stehen. Gedankenschwer legte sie ihren Kopf in den Nacken und betrachtete den roten Abendhimmel, als sich plötzlich zwei Arme um ihren Oberkörper schlangen. „Hey“, flüsterte sie leise, doch drehte sie sich nicht herum. Sie merkte, wie Mamoru seinen Kopf auf ihre Schulter legte und sofort stieg ihr sein unverkennbarer Duft in die Nase. Augenblicklich schmiegte sie sich mit ihrem Rücken an ihn heran und legte ihre Hände auf seine Arme. Sie genoss einfach seine Nähe. Viel zu lange musste sie die letzte Zeit darauf verzichten. „Ist der Sonnenuntergang nicht wunderschön?“ „Das ist er.“ Schweigend standen die beiden einfach Arm in Arm und sahen einige Minuten hinauf in den Himmel und betrachteten den Sonnenuntergang, bis sich Usagi schließlich leise räusperte. „Mamo-chan?“ „Ja?“ „Versprichst du mir etwas?“ „Alles, was du willst.“ Kurz hielt sie inne und rang mit den Wörtern. Sie wusste, dass es viel verlangt war, aber sie musste es einfach tun. Das war ihr in den letzten Stunden klar geworden. Also nahm sie all ihren Mut zusammen. „Du musst … wenn es soweit ist, dann … Du musst dem ein Ende setzen, wenn es … ich … nicht mehr aufzuhalten bin.“ Abrupt löste sich Mamoru aus der Umarmung, legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie somit zu sich herum. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an. „Das kannst du nicht von mir verlangen … Soweit wird es überhaupt nicht kommen. Das lass ich nicht zu.“ „Das kannst du nicht wissen.“ Energisch zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Wir werden einen Weg finden. Du darfst nur nicht aufgeben. Hörst du.“ „Ich versuch es, aber …“ Schluchzend krallte sie ihre Finger in sein Shirt, als sich plötzlich Stimmen aus Richtung der Treppe näherten. Schreckhaft lösten sich die beiden voneinander und sahen in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. „Haruka, Michiru!“, quietschte Usagi auf, als sie entdeckte, wer da die lange Treppe heraufkam. Verstohlen wischte sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht, hastete einige Stufen herunter und sprang Haruka stürmisch in die Arme. „Ich freu mich auch dich zu sehen“, grinste Haruka und tätschelte ihr liebevoll über den Kopf. „Hattet ihr eine gute Reise?“ Nickend lächelte Haruka sie an und sofort biss sich Usagi auf ihre Unterlippe. Sie war auch ein Trottel. Wegen ihr mussten die Vier ja ihren Urlaub abbrechen und herkommen. „Tut mir leid … Wegen mir musstet ihr …“ Grinsend stupste Haruka ihr gegen die Nase. „Hey. Mach dir da mal keinen Kopf dadrum“, doch auf einem Schlag wurde sie ernst, „Nur sind die Umstände unseres Besuches wirklich nicht gerade erfreulich. Ihr müsst uns alles ganz genau erzählen.“ „Lasst uns am Besten erst mal hineingehen“, schlug Michiru vor und begrüßte im selben Atemzug auch Mamoru. Da alle zu stimmten, setzten sie sich in Bewegung, liefen über den Hof und betraten den Tempel.     Nachdenklich stand Mamoru auf seinem Balkon und betrachtete die Lichter der Stadt. Lange war er noch, nachdem er Usagi zu Hause abgesetzt hatte, durch Tokios Straßen geirrt. Er hatte sich dadurch erhofft einen klaren Kopf zu bekommen, doch funktioniert hatte es nicht. Was sollte er nur tun? Stöhnend raufte er sich die Haare und lehnte sich danach gegen die Balkonbrüstung. Es war zwar gut, dass Haruka und die anderen nun wieder in der Stadt waren, doch weitergekommen waren sie trotzdem noch kein Stück. Seufzend zog er sein Handy aus der Hosentasche und betrachtete das Hintergrundbild. Es war ein Foto von Usagi. Freudig lächelte sie in die Kamera und augenblicklich zog sich sein Herz zusammen. Wenn sie sogar schon die Hoffnung verlor, stand es wohl wirklich nicht gut. Wusste sie etwa etwas, was sie ihnen verheimlichte? Hatte sie etwas herausgefunden? Sofort schoss ihm auch wieder ihre Bitte durch den Kopf. Wie konnte sie nur so etwas sagen, so etwas von ihm verlangen. Er konnte sie doch nicht einfach … Erschrocken zuckte er zusammen, als sein Handy plötzlich piepte. Es war eine neue Nachricht. Von Usagi? Schlief sie denn noch gar nicht? Es war schon weit nach Mitternacht. Schnell öffnete er ihre Mitteilung und hoffte, dass nichts passiert war.     Ein leiser Seufzer entwich Usagis Kehle und langsam legte sie ihr Handy auf das kleine Nachtschränkchen. Mamoru schlief vermutlich schon. Sie wollte ihn ja auch nicht wecken, er brauchte ja seinen Schlaf. Doch ein klein wenig hatte sie doch gehofft, dass er sie anrufen würde. Sie hatte einen fürchterlichen Albtraum gehabt, und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Es war zwar nur ein ganz normaler Albtraum gewesen, dennoch ging er ihr durch Mark und Bein. Seine Stimme hätte sie mit Sicherheit wieder beruhigen können. Ein Blick auf ihren Wecker ließ sie jedoch kurz aufstöhnen. In wenigen Stunden würde das kleine Ding klingeln und sie musste wieder aufstehen und zur Schule gehen. Sie sollte wirklich versuchen wieder zu schlafen. Vielleicht half es ja, wenn sie sich etwas frisch machte. Schnell schwang sie ihre Beine daher über die Bettkante und rutschte von ihrem Bett herunter. Lächelnd blickte sie auf Luna, die eingerollt tief und fest an ihrem Fußende schlief, schlich sich dann leise aus ihrem Zimmer und huschte herüber ins Badezimmer. Geschwind war der Wasserhahn aufgedreht und ihr Gesicht mit Wasser benetzt. Das kühle Nass tat unglaublich gut, doch ob es wirklich half, sie wieder zum Schlafen zu bringen, glaubte sie nicht. Mit einer Handbewegung war der Hahn wieder zugedreht und schnell ein Handtuch zur Hand genommen, womit sie vorsichtig ihr Gesicht trocken tupfte. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und seufzend verließ sie wieder das Badezimmer. Auf leisen Sohlen schlich sie zurück in ihr Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Sie wollte ja niemanden wecken. Schnurstracks steuerte sie ihr Bett an und wollte sich gerade wieder hineinlegen, als sie ein leises Klopfen an ihrem Fenster vernahm. Erschrocken zuckte sie zusammen. Was war das für ein Geräusch? Ängstlich drehte sie sich ganz langsam herum und bekam sofort große Augen, als sie eine Gestalt an ihrem Fenster sitzen sah. „Was … Aber … Mamo-chan …“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)