Das Hochzeitskleid von horo_koi (Dramione & Blainy) ================================================================================ Prolog: Die Messe ----------------- Weiß, Rosa, Rot und Grün, in allen Abstufungen, kleine und große Tische besetzt mit Blumensträußen, kleinen Geschenken, Tütchen und Naschereien. Servietten passend zum gesamtem Tisch Konzept und am besten noch eine riesige Torte nach der nächsten. Sie war geschockt. Hermione hatte gedacht, sie wusste worauf sie sich einlassen würde, wenn sie dorthin kam, doch mit dem, was sie vor sich sah, hatte sie bei weitem nicht gerechnet. Überall waren Blumen und Tüll, Tischläufer auf denen Wein- oder Sektgläser standen und teure Kristallschalen mit kleinen Schokoladenpralinen drinnen, die ebenso mit Mustern und Blüten verziert waren. Es verschlug ihr schlichtweg die Sprache. Die gesamte Halle war so geschmückt worden und sie wusste schon, dass das noch längst nicht alles war, denn Lavender zog sie einfach hinter sich her, immer weiter durch einen der Gänge der mit einem rosé farbigen Teppich ausgelegt war. Je näher sie der Halle kamen, desto mehr wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war bei Lavender ja zu sagen, als Sie sie fragte, ob sie für ihr Model einspringen wollte. Wie oft hatte sie schon nein gesagt, als Sie sie gefragt hatte? Viel zu oft und dennoch hatte die Blonde einfach nicht nachgegeben und immer wieder verzweifelt darum gebeten, dass sie ihr doch helfen sollte, da niemand anderes aus ihrem Freundeskreis Zeit hatte. Irgendwie verstand sie mittlerweile auch, warum sich alle darum gedrückt hatten. Ginny hatte von vornherein schon gemeint, sie könne zu dem Zeitpunkt nicht, was auch verständlich war, immerhin war diese gerade dabei sich mitten in ihre Arbeit zu stürzten, nach der Trennung von Harry. Fleur dagegen war nicht die Altersklasse, die Lavender ansprechen wollte bei der Präsentation ihrer Kleider. Hannah war beschäftigt in ihrem Lokal, immerhin wollten die Schüler ihr geliebtes Butterbier, wie sehr sie doch Butterbier vermisste, seitdem sie aus der Schule raus war. Und Luna? Sie würde wunderschön aussehen, keine Frage, allein mit ihren langen blonden Haaren und den riesigen verträumten Augen doch, sobald sie sprechen würde, wäre die Illusion dahin. Somit blieb nur noch sie selber wie Lavender meinte. Und sie dumme Nuss hatte sich kurz vorher auch noch Urlaub genommen und das zufrieden beim Mädels Abend verkündet, sodass sie das Opfer der Blonden wurde. Wohl oder übel, wie sie feststellen musste. „Lavender, nun zieh mich nicht so, wir sind doch gut in der Zeit!“, versuchte Sie sie endlich etwas zu bremsen, was jedoch kläglich scheiterte. „Du hast keine Ahnung, Hermione, wir sind schon viel zu spät. In einer viertel Stunde öffnen die Türen für die ersten Besucher und bis dahin musst du Vorzeigbar sein. Deine Haare müssen wir machen und dein Make-up, du musst vorher noch eine kleinigkeit Essen, weil du später nicht mehr dazu kommen wirst und du musst natürlich in das Kleid! Bei Merlin, das schaffen wir nie! Nun komm schon, komm schon!“, drängte sie ihre Freundin zum schneller werden, was Hermione nur mit den Augen rollen ließ. So anstrengend war nicht einmal ihre Arbeit und dabei war sie noch nicht einmal zwei Stunden mit Lavender unterwegs. Im vorbeigehen erkannte sie immer mehr Details, die an den Tischen angebracht worden waren. Alles war perfekt aufeinander abgestimmt, doch was hatte sie erwartet? Bei einer Hochzeit wollte doch jede Braut, dass es perfekt passte, dass alles aufeinander abgestimmt war und am Ende alles so aussah, als hätte es keine mühe bereitet. Sie bewunderte die Menschen die soetwas, Tag ein Tag aus, auf die Beine stellen konnten. So auch die Menschen, Zauberer und Hexen, die solche Events, solche großen Hochzeitsmessen auf die Beine stellten. Allein eine Hochzeit war ja schon so ein Aufwand, aber dann eine gesamte Halle darauf abzustimmen, dass alles am Ende zusammen passte und die farblichen Abstufungen wirklich von Tisch zu Tisch fließend waren. Wahnsinn. Zum ersten Mal war sie nun auf solch einer Messe. Irgendwie beneidete sie Lavender dafür, dass sie es geschafft hatte, ihre Leidenschaft in ihre Arbeit einfließen zu lassen und so wunderschöne Hochzeitskleider zu entwerfen und zu nähen. In jedem ihrer Kleider steckte so viel Liebe, dass sie selbst sich schon oft gewünscht hatte, sie könnte eines Tages ein solches Kleid tragen, doch die Gelegenheit würde sie wohl nie bekommen. Zumindest nie außerhalb dieser Messe denn auch, wenn sie an diesem Tag das wunderschöne Kleid mit Spitze besetztem Mieder und geschnürtem Rücken, Trägerlos und mit weit gerafften Rock, der eine Schleppe besaß, tagen durfte, so würde sie die Chance nie vor einem Altar bekommen. Sie war Single und das, seit sie sich ein halbes Jahr nach Hogwarts von Ron getrennt hatte. Kapitel 1: Der Laufstegt ------------------------ Nachdenklich knabberte sie auf dem Schnittchen herum, welches Lavender ihr direkt, als sie in der Umkleide angekommen waren, in die Hand gedrückt hatte. Uninteressiert beobachtete sie im Spiegel vor sich, wie Lavender versuchte ihre Haare in eine elegante Hochsteckfrisur zu verwandeln, nur damit ihr das Ergebnis doch nicht zusagte. Wütend zog sie an Hermiones Haaren, sodass diese kurz aufschrie und ihre Hand an die Stelle schoss, an der Lavender eben noch so kräftig gezogen hatte. „Verdammt, kannst du das nicht sanfter machen? Merlin ich versteh ja, dass du unter Druck stehst, aber wenn du weiter so machst, versteh ich auch wirklich, warum dein Model gesagt hat sie springt ab“, zischte sie der Designerin zu, die sie durch den Spiegel mit einem stechenden Blick fixierte. Überrascht weiteten sich Lavenders Augen daraufhin, was ihr sofort ein schlechtes Gewissen verpasste. „Tschuldige Lav, es tat nur so verdammt weh gerade und ... bei Merlin, du weißt ja wie schlimm meine Haare sind, dennoch würde ich sie gern behalten. Also sei bitte ein wenig sanfter, ja? Ich laufe dir schon nicht weg, ich hab versprochen dir zu helfen“, sagte sie ihr und bereute ihre scharfen Worte zuvor zutiefst. Sie konnte sich immerhin nur ansatzweise vorstellen, wie wichtig diese Messe Lavender war und wie viel Mühe sie in all die Arbeit steckte, die sie selber nun präsentieren würde. „Entschuldige, Hermione, ich bin nur so gestresst, weil wir gleich draußen sein müssen.“ Verstehend nickte sie, während sie sich leicht entspannter hinsetzte. „Lav? Wie wäre es, wenn du meine Haare nicht hochsteckst, sondern sie lediglich zur Seite legst? Das müsste doch reichen und passt sicherlich zum Kleid. Auf meiner eigenen Hochzeit würde ich meine Haare sowieso offen tragen wollen“, schlug sie vor, doch zögerte die Blonde noch etwas. „Pass auf, ich zieh mir erstmal das Kleid an und dann kommen die Haare, dann sieht man es auch viel besser. Gegessen hab ich nun schon und wenn die Haare so einfach gemacht sind, schaffen wir das passende Make-up auch noch“, lächelte sie aufmunternd, während sie aufstand und sich begann zu entkleiden. Der gesamte Umkleidebereich war nur durch Trennwände von der eigentlichen Veranstaltung abgeteilt, sodass die Models der anderen Designer ebenso um sie herum wuselten. Alle von ihnen hatten wundervolle Hochsteckfrisuren und teilweise sogar Schmuck oder Schleier im Haar befestigt. Sie selber würde also mit ihrer Kombination wirklich aus der Reihe fallen und wahrscheinlich war Lavender deswegen nicht sonderlich von ihrer Idee begeistert, doch sie war sich sicher, sie sollten es so machen. Anders war schon immer gut. Sie war schon immer gut, egal was sie tat und da würde dieser Model Auftrag nicht anders werden. Sie würde strahlen und allen zeigen, dass in dem langweiligen Bücherwurm von einst, eine wunderschöne Frau steckte, die ein Mann nur zu gern in einem Hochzeitskleid neben sich zu stehen haben wollte. Auch, wenn ihr Privatleben da deutlich eine andere Sprache sprach. Schnell zog sie sich ihre Sachen aus und schlüpfte in das wunderschöne weiße Kleid. Sie liebte es, seit sie es zum ersten Mal gesehen hatte und das beste daran war, es saß perfekt, wie als hätte Lavender es nur für die angefertigt, was natürlich nicht sein konnte, immerhin war sie nur eingesprungen. „Lav, ich bin soweit“, sagte sie lächelnd, als sie fertig angezogen ihren Schmuck entgegen nahm und sich den Ring über ihren Finger streifte, sowie die Ohrringe anlegte und sich wieder setzte. „Mione, du siehst wundervoll in dem Kleid aus und du hast recht. Wir sollten uns abheben, du und mein Kleid sollt schließlich strahlend hervorstechen“, grinste die Blonde, als sie wieder hinter ihr trat. Es dauerte nicht lang, da waren ihre Haare zur Seite gestylt und ihr Make-up aufgetragen, sodass sie mit sinnlich roten Lippen und romantisch dunkel geschminkten Augen in den Spiegel sehen konnte. Eigentlich war sie nicht eitel und sie fand sich sonst auch höchstens als Mittelmaß, doch wie sie sich in diesem Moment selbst im Spiegel betrachtete, verschlug es ihr schlichtweg die sprach. „Lavender bin ... bin ich das wirklich?“, hauchte sie leise gegen den Spiegel, zu dem sie ihre Hand sachte ausstreckte um ihn zu berühren. Sie wollte einfach nur sicher gehen, dass sie es nicht nur träumte. „Das bist du Hermione und du warst schon immer so schön, was denkst du warum ich in Hogwarts schon so eifersüchtig war, wenn du in Rons nähe warst?“, schmunzelte die Blonde, bevor sie Sie hochscheuchte. „Nun aber los, wir kommen sonst wirklich noch zu spät. Komm schon“, lächelte sie und zog die Brünette schließlich hinter sich her, die noch immer von ihrem eigenen Spiegelbild gefesselt war. Mit fünfundzwanzig sah sie endlich aus wie eine Braut und dann auch noch so wahnsinnig schön, dass sie sich selber kaum wiedererkannte und nachvollziehen konnte, dass sie das wirklich sein sollte. Schmunzelnd und vor neuem Selbstbewusstsein nur so strahlend, lief sie schließlich elegant neben Lavender her, welche hier und dort einmal alte Bekannte begrüßte, bevor sie sich an ihren Stand stellten. Ihre Aufgabe für den Tag bestand darin, sich hübsch in dem Kleid zu präsentieren und gegebenenfalls auch Antworten zu geben, falls sie jemand etwas fragen sollte. Die Halle in der sie sich befanden, füllte sich immer mehr und je voller es wurde, desto öfter wurde sie in zuvorkommend höflichen Gesprächen verwickelt. Schmunzelnd gab sie gern Auskünfte über Lavenders Laden, welcher allerlei Brautmoden Artikel auf Lager hatte, denn die gute Lavender betrieb dieses Geschäft schon seit sechs Jahren und hatte sich unter den Designern schon einen beachtlichen Namen gemacht. Viele, so erfuhr sie in einigen Gesprächen die sie über den Tag hinweg führte, kannten Lavender schon und hatten von Freunden von ihr gehört, sodass sie selber ein Kleid für ihre eigene Hochzeit bei ihr suchen und sich vorab auf dieser Messe umsehen wollten, was es sonst so alles gab. Es erwärmte ihr das Herz, wenn sie die strahlenden Augen der baldigen Bräute vor sich sah, oder auch von kleinen Mädchen, die mit ihren Eltern zusammen dort waren und deren Träume von einem wunderschönen Prinzessinnen-Hochzeitskleid direkt sehen konnten. Nie hätte sie gedacht, dass Lavender wirklich so viele Herzen höher schlagen lassen konnte und das, obwohl ihr eigenes nur an einem hing, an Ron, den sie vor zwei Jahren zum Mann genommen hatte. Lächelnd hatte sie der Hochzeit beigewohnt und sich im stillen selber eine so perfekte Hochzeit gewünscht, doch zeigte ihr Ginny, dass nicht immer alles perfekt lief. Es war schon später Nachmittag, als ihr das Stehen langsam auf den Rücken ging, durch die gerade Haltung die sie an den Tag legen musste. Zudem spürte sie des Öfteren schon, dass ihre Mundwinkel unkontrolliert zu zucken begannen, weil sie es einfach nicht gewohnt war so viel zu Lächeln. Davon abgesehen, drückte ihre Blase ziemlich, denn es hatte sich noch keine Gelegenheit geboten, dass sie einmal zur Toilette gehen könnte. „Lav?“, wand sie sich schließlich an ihre Freundin, welche gerade selbst eine kurze Pause vor dem nächsten fragenden Pärchen hatte. „Was ist denn, Hermione?“, fragte diese ruhig, das Lächeln und strahlen noch immer auf ihren Zügen tragend. Innerlich fragte sie sich, wie diese es nur aushalten konnte, so Dauer gut gelaunt zu sein. „Ich müsste mal wo hin“, flüsterte sie ihr aber schließlich zu, wollte nicht das jemand anderes etwas hörte. Fragend musterte ihre Freundin sie, bevor sie es zu verstehen schien. „Oh, sicher, wir müssen sowieso los“, brachte diese über ihre Lippen und strahlte die Brünette vor sich an. Verwirrt zog sie ihre Augenbrauen etwas in die Höhe, folgte der Blonden vor sich aber. „Du hast drei Minuten für die Toilette, ich komme mit und helfe dir, danach müssen wir auch gleich soweit sein. Kein Wunder, dass gerade keiner wirklich kommt, immerhin fängt gleich die Hauptshow an, bei der du ebenfalls dabei sein wirst.“ Irritiert stolperte sie hinter Lavender her, wusste nicht wirklich, von was diese Sprach. „Moment mal!“, sagte sie schließlich, hielt ihre Freundin am Handgelenk fest und brachte sie somit zum Stehen. „Was soll das heißen, die Hauptshow, bei der ich dabei sein soll?“ „Was denn? Hab ich es dir nicht gesagt? Die Bräute der Designer, die mit ihnen da sind, werden natürlich bei der Show um sechzehn Uhr laufen, bevor die Veranstaltung an sich um achtzehn Uhr beendet ist“, lächelte die Blondine und am liebsten hätte sie ihr das Lächeln nun aus dem Gesicht gewischt. Fassungslos über so viel Dreistigkeit, denn das hatte Lavender ihr sicherlich mit Absicht verschwiegen, starrte sie diese einfach nur an, bevor sie von ihr weiter gezogen wurde. „Komm schon, Hermione, du wirst das schon schaffen. Außerdem, wenn du dich jetzt nicht langsam beeilst, schaffst du es nicht mehr vorher auf Toilette zu gehen“, hörte sie Sie sagen und auch, wenn sie Lavender gerade nicht ins Gesicht sehen konnte, so wusste sie, dass diese ein verschlagenes Grinsen auf ihren Lippen trug. Zähne knirschend ergab sie sich schließlich ihrem Schicksal, immerhin hatte sie dem Gganzen zugestimmt und wenn sie etwas besser zugehört hätte, was sie nämlich nicht hatte, dann hätte sie sicherlich auch gewusst, dass es ihre eigene Schuld war. „Nun verstehe ich auch Ginny's hämisches Grinsen“, murrte sie leise vor sich her. Gerade in diesem Augenblick fühlte sie sich, wie eine betrogene und am Altar stehengelassene Braut. Es hatte keine fünf Minuten gedauert, da standen sie am Seiteneingang der Bühne, sodass sie die ersten Models laufen sehen konnte. Hart schluckte sie, als ihr klar wurde, dass sie ebenfalls gleich dort draußen sein würde. „Das schaffe ich nicht, Lavender. Ich bin kein Model und ich kann schon gar nicht so herum staksen wie die dort“, beschwerte sie sich, hoffte, dass die sie Mitleid haben würde, doch da war sie allein auf weiter Flur. „Du packst das schon, Hermione. So schwer ist es nicht, glaube mir. Du kannst diesen Gang und zwar viel besser. Laufe einfach so, als wärst du gerade überaus stolz, weil du eine wirklich harte Prüfung hinter dir hast und wieder einmal alle Antworten wusstest. Sei einfach selbstbewusst, dann kommt der Gang von ganz allein. Außerdem hast du das vorhin schon so klasse gemacht und durchgehalten, ohne dich zu beschweren, also packst du das nun auch noch. Danach ist dann sowieso gleich Schluss“, redete Lavender gut auf sie sein. Ein Seufzen entfuhr ihr, bevor sie ergeben nickte. „Gut, dann dürfte ich es ja hinbekommen, oder? Ich meine, so viele Prüfungen wie ich schon bestanden habe, dürfte das hier ein Klacks werden“, grinste sie verunsichert. Wenn da doch nur nicht hunderte Menschen wären, die ihr zusehen würden. Gegen Voldemort zu kämpfen war ihr da eindeutig lieber, da waren nicht einmal annähernd so viele Augen auf sie gerichtet gewesen. Auch, wenn sie sonst alles konnte, Menschenmassen machten sie nervös, unheimlich nervös. Langsam ging sie hinter den anderen Models immer einen Schritt weiter, sobald die Nächste dran gewesen war. Sie alle, das musste sie feststellen, waren Profis und wussten, was sie dort taten, denn keine von ihnen zappelte auch nur ansatzweise nervös vor ihr herum. Schritt für Schritt kam sie dem Laufsteg näher, bis die letzte vor ihr hinaus trat und ihren Weg begann. Tief durchatmend knete sie noch einmal ihre Hände, bevor sie sah, wie das Model von der gegenüberliegenden Seite zurück kam, das ihr ungesagtes Stichwort war, um selbst hinaus zu treten. Hinaus in das Rampenlicht. „Du schaffst das, Mione“, raunte sie sich selber noch einmal zur Bestärkung zu, bevor sie sich konzentrierte und ihren siegessicheren Blick aufsetzte, den Kopf hoch erhob und ihre Schultern strafte. Schritt um Schritt lief sie elegant über den Laufsteg, sah über die Anwesenden hinweg und lächelte nur noch zufriedener, als sie das Raunen durch die Masse gehen hörte und die Fotografen in ein Blitzlichtgewitter verfielen. Sie wussten wer sie war, sie erkannten sie sofort. Die beste Freundin des Helden, Hermione Jean Granger. Mugglestämmige und Ministerumsangestellte. Eine Frau die Karriere gemacht hatte und in diesem Moment vor hunderten von Menschen als Model auf dem Laufsteg lief und zeigte, dass wahrlich noch mehr in ihr steckte, als die kleine Büromaus mit strengem Dutt. Zufrieden und selbstsicher ließ sie, an der Spitze des Laufstegs, ihren Blick durch die ersten Reihen wandern und da passierte es. Ihr Herz setzte einen Moment aus und ihre Blicke trafen sich. Ihre so perfekt geschwungenen Lippen verloren für einen kurzen Wimpernschlag ihr Lächeln, während sie zu ihnen hinab sah. Das konnte doch nicht wahr sein, warum in Merlins Namen musste sie auch in die Menge sehen? So gut sie konnte setzte sie mit zittrigen Beinen ihren Weg fort, drehte sich zweimal und lief dann erhobenen Hauptes zurück hinter den Vorhang, ohne nochmals einen Blick in die Masse zu riskieren. Keuchend kam sie, geschützt von den Blicken, hinter dem dicken Vorhang an und stützte sich einen Moment auf ihre Knie, bevor sie sich einen Stuhl herauf beschwor und sich setzte. „Hermione, du warst großartig!“, lachte Lavender sogleich, als sie bei ihr angekommen war. Natürlich hatte diese sie vom Seitenrand beobachtet. „Hermione?“, fragte sie verwirrt, als keine Begeisterung ihrerseits auftrat. „Entschuldige, Lav, aber ich würde einfach gern ins Hotel, wenn wir hier fertig sind, ja?“ „Natürlich, aber was ist denn los, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen?“, fragte diese sie besorgt und hockte sich vor Hermione. „Es geht schon, wirklich, ich muss mich nur kurz ausruhen und etwas trinken“, lächelte sie. „Verstehe, du hast es auch gleich geschafft. Es ist nur noch eine halbe Stunde in der die Besucher gehen und nochmals zu den Designern können, bevor alles vorbei ist“ , lächelte Lavender entschuldigend und reichte ihr ihre Hand, welche Hermione sogleich dankend entgegen nahm. Kurz gingen sie noch etwas trinken, bevor sie sich an ihren Stand zurückstellten und die letzten Fragen höflich und fröhlich wie zuvor beantworteten. Kapitel 2: Die Bar ------------------ Geschafft ließ sie sich schließlich auf das Bett in ihrem gebuchten Zimmer fallen. Sie war einfach viel zu Müde von dem gesamten Tag. Zwar war sie gewohnt mehr als neun Stunden auf Pumps zu laufen, doch den gesamten Tag damit zu stehen, über zwölf Stunden, war dann doch etwas viel. Glücklich hatte sie am Ende der Veranstaltung die Pumps gegen einfache Sneaker getauscht und ihre Füße hatten es ihr sofort gedankt. Seufzend rappelte sie sich wieder von ihrem Bett auf und zog sich achtlos all ihre Sachen aus, die sie gegen das Hochzeitskleid eingetauscht hatte. So sehr sie diesen Traum aus weiß auch geliebt hatte, so sehr war sie geschafft von der Schwere eines solchen Kleides und dem Gefühlt vierundzwanzig stündigem Lächeln. Schleppend zog sie sich ins Badezimmer zurück, in dem sie sich schon zuvorkommender Weise eine heiße Wanne eingelassen hatte, bevor sie sich kurzzeitig aufs Bett fallen gelassen hatte. „Ein heißes Bad, was gibt es besseres nach solch einem Tag?“, nuschelte sie zufrieden vor sich her, bevor sie sich in dem Schaum versinken ließ und die Augen entspannt schloss. Genießend seufzte sie leise auf, spürte das heiße Wasser um sie herum und sog den angenehmen Duft nach Rosen in sich ein. So sehr sie das Bad auch genoss, so richtig entspannen konnte sie sich einfach nicht. Normalerweise bräuchte sie sich nur hinlegen oder eben im heißen Wasser versinken, sodass sie sich entspannen konnte, doch scheinbar sollte es in diesem Fall nicht so sein. Geschlagen erhob sie sich nach einer halben Stunde wieder aus dem Wasser, trocknete sich ab und zog sich neue Sachen an. Das einzige was das angenehm warme Wasser bewirkt hatte war, dass sie wieder hellwach war. Nicht wissend, was sie mit sich anstellen sollte, beschloss sie schließlich, nochmals runter an die Bar zu gehen und sich einen Drink zu gönnen. Vielleicht würde sie dann auch den Grund für ihre innere Unruhe vergessen können. Hatte sie sich das ganze eigentlich nur eingebildet? Hatte sie Sie wirklich in der Menge stehen sehen, oder hatte sie sich doch nur vertan? Energisch schüttelte sie ihren Kopf, sie musste es vergessen. „Langsam machst du dich ehrlich verrückt, Hermione. Was sollten die beiden auch auf einer Hochzeitsmesse suchen?“, schmunzelte sie vor sich her, bevor sie sich ihre Schlüsselkarte nahm und das Zimmer verließ. Kurz hielt sie vor Lavenders Zimmertür inne. Sollte sie die Blonde vielleicht fragen, ob sie mitkommen würde? Aber dann würde sie keine Ruhe finden, so wie auf dem gesamten Weg zum Hotel. Ständig hatte Lavender nur über den Tag und die vielen Gäste an ihrem Stand geredet und zum Schluss hatte sie Sie nur noch in den höchsten Tönen gelobt, wie gut ihr das Kleid gestanden hatte und wie toll sie den Laufsteg gemeistert hatte. So sehr Hermione auch die Lobreden auf sich mochte, doch was zu viel war, war eindeutig zu viel. Vor allem, wenn sie nicht selber von sich überzeugt war. Müde hatte sie Lavender nur angelächelt und auf deren Nachfrage hin, warum sie denn selber nicht begeistert war, abgewunken. Sicherlich hatte sie einen guten Job gemacht, das war ihr Markenzeichen, wenn man es denn so sehen wollte, doch gut war nicht das, was sie stets zu erreichen versuchte. Am liebsten hätte sie sich genauso Professionell wie die anderen Models verhalten, doch stattdessen hatte sie sich selber oft genug dabei erwischt, wie sie sich am Tisch abstützte oder sich leicht krümmte um ihren Rücken etwas zu entlasten. Wer je gedacht hätte Model zu sein wäre ein leichter Job, der hatte keine Ahnung. So dürr wie die meisten ausgesehen hatten, hatte sie sich Teilweise sogar gefragt, wie sie es schafften den gesamten Tag so diszipliniert, ohne eine Miene zu verziehen, durchzuhalten. Es schüttelte sie schon am gesamten Körper, wenn sie nur daran dachte, auf was für magische Hilfsmittel mache von ihnen sicherlich zurückgegriffen haben, um den Tag zu überstehen. „Ron, es war großartig!“, hörte sie auf einmal Lavender kreischen, welche allen Anschein nach mit Ron über das Flohnetzwerk sprach. Dieses Hotel war wirklich toll, denn es war ganz und gar auf die Bedürfnisse von Hexen und Zauberer ausgerichtet. „Ja! Und du hättest Hermione sehen sollen, sie war großartig! Auch, wenn sie auf dem Laufsteg ins stocken gekommen war. Ich frag mich, was sie so aus dem Konzept gebracht hat, aber sie wollte mir ja nichts sagen“, hörte sie wie Lavender sich bei ihrem Freund beklagte. Seufzend lief sie schließlich allein weiter zum Fahrstuhl. Was hatte sie erwartet? Lavender war schon immer neugierig gewesen und sobald sie merkte, dass etwas vorgefallen war, versuchte sie über jeden verdammten Weg, etwas herauszufinden. Kopfschüttelnd über solch große Neugierde, fuhr sie schließlich hinab zum Empfang, an dem sie vorbei musste, um in die Hotel-Bar zu gelangen. Lächelnd nickte sie dem Rezeptionisten zu, der sie schon bei ihrer Ankunft im Hotel auf das freundlichste begrüßt hatte und sie mit charmantem Lächeln auf sich aufmerksam machen wollte. Natürlich hatte sie bemerkt, dass sie scheinbar sein Typ war, doch irgendwie war er nicht ganz ihrer. Seine roten Haare schreckten sie doch mehr ab, als sie gedacht hätte. Nach der Beziehung mit Ron, war sie an keinen Rothaarigen mehr heranzukriegen. Wahrscheinlich auch, weil sie fast ein Verhältnis mit Bill angefangen hätte, als dieser Betrunken mit ihr am Lagerfeuer bei den Weasleys saß und sie beide die letzten waren, die noch am Lagerfeuer ihr Bier zu Ende tranken. Lachend hatten sie sich, teilweise gar lallend, Geschichten erzählt, bevor sie selber aufgestanden war um die leeren Flaschen einzusammeln und in den dafür vorgesehenen Kasten zu stellen. Bill, der mit ihr aufgestanden war, beobachtete sie einen Moment. Lachend hatte sie ihm im Vorbeigehen gegen die Schulter geboxt und gesagt, dass er ihr schließlich helfen sollte, bevor sie ins Schwanken geriet und stolperte. Ungeschickt wie sie beide im betrunkenen Zustand gewesen waren, hatte Bill versucht sie am Ellenbogen festzuhalten, was jedoch nur dazu geführt hatte, dass sie beide auf dem Boden landeten. Hermione unter Bill. Für einen Moment, so erinnerte sie sich noch, hatten sie einfach nur gelacht, bevor sie sich in die Augen sahen und dieser Moment begann. Wenn sie es je jemandem erzählen würde, würde derjenige ihr sagen, wie kitschig das ganze gewesen war. Dieses in die Augen sehen und da war dann dieser Moment. Aber genau so war es gewesen, zu ihrem Leidwesen. Noch bevor sie mit ihrem vernebelten Gehirn nachdenken konnte, hatten sich ihre Arme um den Nacken des Rothaarigen geschlungen und ihn zu sich herunter gezogen, während sie stürmisch ihre Lippen auf die seinigen legte und dem Hunger nach körperlicher Nähe einfach nachgegeben hatte. Lustvoll und leidenschaftlich hatte Bill ihren Kuss erwidert und seine Hände über ihren Körper wandern lassen. Hinab an ihrer Taille und hinauf unter ihr Top, welches sie in dieser lauen Sommernacht angehabt hatte. Es hatte sie nicht im geringsten interessiert, dass sie unter einem verheiratetem Mann gelegen hatte und noch weniger hatte es sie interessiert, dass sie mit ihm schlafen wollte. Zu ausgehungert hatte sie sich auf seine Lippen gestürzt und sich mit ihm auf dem warmen Gras umher gerollt, bis beide sämtliche Kleidung verloren hatten und sie schließlich auf ihm saß und seine Männlichkeit bis zum Anschlag in sich spürte. Keuchend hatte sie ihren Kopf zurück in den Nacken geworfen, sich auf seiner Brust abgestützt und begonnen sich zu bewegen. In dem Moment hatten sie beide nicht nachgedacht. Als sie wenige Stunden nach ihrem Erlebnis aufgewacht war, hatte sie sich auf die Lippe gebissen. Ihr hinterhältiges Gewissen war zurückgekehrt und hatte ihr gesagt, was sie getan hatte, hatte es ihr sogar gezeigt, denn Bill lag noch immer nackt neben ihr im Gras. Panisch hatte sie sich umgesehen, doch es schien keiner etwas bemerkt zu haben, weswegen sie schnellstens aufgestanden war und sich wieder angezogen hatte. Hart schluckend hatte sie den Rothaarigen geweckt und ihn irgendwie dazu überreden können, dass er sich wieder Anzog, wenn er es auch teilweise nur mit ihrer Hilfe geschafft hatte. Kurz hatte sie sich selber überprüft, wie zurechnungsfähig sie schon war, bevor sie ihren Zauberstab gezogen hatte und sein Gedächtnis verändert hatte, sodass er keinerlei Erinnerungen mehr an das Geschehene haben würde. Sie konnte es nicht zulassen, dass ihre nicht ausgelebten Triebe eine gut funktionierende Ehe zerstörten. Dies war wohl der Grund, warum sie nichts mehr mit Rothaarigen haben wollte, warum diese es gar schafften, sie sogleich auf Sicherheitsabstand zu ihnen zu bringen. Bis heute war es ihr wohl am besten gehütetes Geheimnis, denn niemand hatte auch nur Ansatzweise eine Ahnung, was in dieser Nacht vor vier Jahren geschehen war. Sie schämte sich im Endeffekt sogar dafür, dass sie sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte und regelrecht über ihn hergefallen war. Die Gedanken an das erlebte wieder in den tiefsten Winkeln ihres Gedächtnisses zurück sperrend, setzte sie sich schließlich an die Bar, um sich die Karte durchzulesen. Es dauerte nicht lang, da hatte sie auch schon das Richtige gefunden, was sie trinken konnte. Nach diesem Erlebnis hatte sie nämlich dazu gelernt. Sie würde nicht mehr so betrunken sein, dass sie sonst was für Dinge tat und sie würde nicht mehr mit vollkommen betrunkenen Männern schlafen. Zwei Ziele, die es einzuhalten galt und wie sie fand, schaffte sie es bisher auch wahrlich gut ihre Vorsätze durchzuhalten. Auch, wenn es sicher das ein ums andere Mal knapp wurde, wenn sie auf einem der langweiligen Ministeriums-Feiern nur den Alkohol als ihren besten Freund und Begleiter gesehen hatte. Irgendwie hatte sie es bisher nie geschafft mit einem vernünftigen Mann dort aufzutauchen. Aber vergessen war vergessen, die Abende waren vergangen, auch wenn sie sich noch so manches Mal fragte wie sie diese überstehen konnte. Einen Whiskey bestellend, setzte sie sich schließlich in die hinterste Ecke der Bar und nahm sich eine der Zeitschriften mit, die sie auf dem Weg dorthin auf einen der Tische gesehen hatte. Ein wenig Lesen und ihren Whiskey trinken würde sie schon wieder von den Erinnerungen, die sie scheinbar nach dem Anblick der zwei Bekannten unter den Zuschauern einholten, erlösen. Ruhig blätterte sie in dem Magazin Seite um Seite, trank die kühle Flüssigkeit und lehnte das kalte Glas gegen ihre Schläfe, während ihr Ellenbogen auf der Lehne des Sessels, in dem sie saß, ruhte. „Es ist erstaunlich zu sehen, dass du nicht einmal mitbekommst, wenn man dir zu nah kommt. Sobald du im Lesen vertieft bist, nimmst du nichts mehr um dich herum wahr, oder, Granger?“, riss sie eine Stimme von ihrem Magazin los. Kurz schloss sie ergeben ihre Augen, als sie ihr Gegenüber schon an der Stimme erkannte. „Scheinbar ja wohl nicht, denn sonst wäre ich schon längst aufgestanden und hätte die Bar verlassen, sobald ich dich gesehen hätte“, stöhnte sie auf, trank ihren letzten Schluck Whiskey aus und stand schließlich auf. Erst in diesem Moment richtete sie ihren Blick auf den Mann vor sich, den sie nur all zu gut kannte. Und das mehr, als ihr lieb war, denn sie kannte ihn nicht nur vom sehen, oder von der Schule nein, sie hatten ein Verhältnis gehabt. Nichts Festes, einfach nur sexuelles Verlangen, dass sie gegenseitig befriedigt hatten, bis sie heraus gefunden hatte, dass er eine feste Freundin hatte. „Also dann, ich gehe dann jetzt, man sieht sich“, begann sie, hielt jedoch kurz inne, während sie sich hinter ihm umsah, doch er schien allein zu sein. „Hoffentlich nie wieder“, fügte sie noch mit einem stechenden Blick in seine Augen an, bevor sie an ihm vorbeiging. Hatte sie sich also doch nicht getäuscht gehabt. „Granger, warte!“ Schnaubend drehte sie sich zu ihm um, ein letztes Mal, wie sie sich vornahm. „Was willst du, Zabini? Wir sind fertig miteinander und nun lass mich los.“ Kapitel 3: Der Fahrstuhl ------------------------ Kaum hatte sie ihm ihre Worte an den Kopf geworfen, wollte sie gehen und ihn ein für alle Mal zurücklassen, doch sein Griff um ihren Arm wurde nur noch fester, sodass sie ihm nicht so leicht entkommen konnte. „Wir sind noch nicht fertig, Hermione!“, zischte er ihr entgegen. „Ja, ich bin vergeben, aber ich werde ja wohl selber am besten Wissen, ob es okay ist in meiner Beziehung mit einer anderen Frau zu schlafen“, knurrte er nun selber. Frustriert und wütend fuhr sie zu ihm herum und entriss ihm ihren Arm. „Und wie wir fertig miteinander sind, Zabini! Ich will nichts mehr von dir und du sollst mich verdammt nochmal in Ruhe lassen. Ich gehöre dir nicht und habe es nie. Zudem waren und werden wir nie ein Paar sein, denn das was zwischen uns gelaufen ist, war rein sexuell und nichts, aber auch gar nichts an dir, hat mich Emotional eingenommen“, fauchte sie zurück und es war ihr egal, ob die umsitzenden Hexen und Zauberer etwas davon mitbekamen. Die meisten waren sowieso irgendwelche Pärchen und überwiegend Frauen, die in dem magischen Hotel eingecheckt hatten um zur Messe zu gehen und sich Anregungen zu holen. „Jetzt warte doch mal, verdammt!“, fuhr er sie selber lauter an, als er ihr hinterher lief, da sie keine Lust mehr auf ihn hatte. Sie hätte wissen müssen, dass sie es sich nicht einfach nur eingebildet hatte ihn gesehen zu haben und erstrecht hätte sie wissen müssen, dass er sie nicht einfach in Ruhe lassen konnte. „Woher wusstest du überhaupt das ich hier bin?“, fuhr sie ihn wütend an, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. Konnte er nicht einfach wieder verschwinden? Er holte doch all diese schlechten Erinnerungen in ihr hoch, die ihr deutlich vor Augen hielten, dass sie bei weitem nicht so gut war, wie sie immer allen glauben zu machen schien. Nein, niemand sollte je davon erfahren, dass sie eine von diesen Frauen war, die Beziehungen sabotierte und mit vergebenen Männern schlief. Auch, wenn sie es bei Blaise nicht gewusst hatte, so würde man es ihr doch negativ anrechnen, wenn jemand davon erfuhr. Und genau das musste sie verhindern! Negative Eigenschaften verbreiteten sich so viel schneller in den Mündern der Menschheit als gute Eigenschaften oder Taten. Negatives wog schon immer schwerer als Gutes. So war es und so würde es immer bleiben. Je mehr sich ihre Gedanken darum drehten, desto schneller wurde sie, wollte einfach nur noch fliehen. Fliehen von der so schlechten Seite an ihr, die sie jedes Mal aufs neue verabscheute und verdrängen wollte und dennoch war sie da. Sie war noch nie rein gewesen, sie war nie besser gewesen als Todesser im Krieg. Ja, mit diesen hatte sie sich schon oft verglichen. Das war sie in ihren Augen. Einer von ihnen, eine von vielen. „Verdammt, jetzt warte und ignoriere mich nicht!“ Seine Stimme drang erneut zu ihr durch, als sie kurz vor dem Fahrstuhl waren. Ihre Gedanken wieder verdrängend und seine Hand an ihrem Handgelenk spürend, drehte sie sich erneut zu ihm um, erhob ihre Hand und holte so aus, dass sie mit einem lauten Klatschen seine Wange traf. Sein Kopf flog einige Zentimeter zur Seite und seine Augen hatten sich durch den Schreck geweitet. Geschockt hob er seine Hand zu seiner nun pochenden Wange und rieb sie sich sachte, während sich sein Blick auf sie fixierte. Eine Mischung aus Wut und Unglaube stahl sich in seine so dunkelbraunen, fast schon schwarzen Augen. „Sag mal, tickst du noch richtig? Was sollte das?“, fuhr er sie an, als er sich von dem ersten Schock erholt hatte. „Du hast es doch provoziert! Ich hab dir gesagt wir sind fertig miteinander und was machst du? Läufst mir hinterher wie ein läufiger Hund! Ich bin mit dir fertig und das sage ich nun zum letzten Mal! Ich halte nichts von dir und deiner Meinung, sie interessiert mich genauso wenig, wie dass mein Foto nächste Woche wahrscheinlich in jeder Hexenwoche der Welt abgelichtet sein wird! Wann verstehst du, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will? Ich will dich weder sehen, noch mit dir reden und schon gar keine Wiederholung unserer Sex Dates. Und ich will auch keine Erklärungen!“ Es reichte ihr einfach, dass sie wusste, dass er mit ihr schlief, obwohl er eine Frau an seiner Seite hatte. Nie wollte sie die Frau sein, die Betrügt, dann doch lieber die Frau, die betrogen wurde auch, wenn es wahrscheinlich wesentlich schlimmer war. Schnell wand sie sich wieder von ihm ab und lief Schnurstracks in den geöffneten Fahrstuhl, der gerade gekommen war. Somit war ihr gesamter Tag gelaufen und das nur, wegen Blaise Zabini. Einem Mitarbeiter im Ministerium aus der Rechtsabteilung. Einem der größten Fehler ihres Lebens. Noch ein Punkt, den sie allen verschwieg. Niemand wusste von der Affäre die sie gehabt hatten und wenn es nach ihr ginge, so sollte es auch so bleiben. Aufgebracht drückte sie im Fahrstuhl sogleich den Knopf für ihr Stockwerk, sodass sie schnellstens von ihm weg kam. Stöhnend musste sie jedoch bemerken, wie dieser seine Arme noch in die sich schließende Tür steckte und diese sich extra seinetwegen nochmals öffnete. //Verdammte Tür!//, dachte sie sich wütend wie sie war. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich ruhig schließen und ihm den Arm abreißen können, aber nein, das Glück war ja noch nie auf ihrer Seite, immer schon hatte sie sich alles erkämpfen müssen. Sie war eben nicht Harry oder Ron, ihr flogen nie Dinge zu. Wütend darüber, dass sie nun auch noch solche Dinge beschäftigten und der Neid sie abermals zu ergreifen drohte, ballte sie ihre Hände zu Fäusten. „Verdammt und ich dachte immer Draco hätte nur so getan, als er meinte der Schlag von dir war heftig.“ Abermals holte er sie aus ihren Gedanken und so langsam verlor sie die Geduld mit ihm. Brummend verschränkte sie ihrer Arme vor ihrer Brust und versuchte ihn weitestgehend zu ignorieren. „Echt guter Schlag, dass muss ich dir lassen, Hermione, wobei ich andere Dinge an dir weitaus angenehmer finde. Zum Beispiel, was du mit deiner Zunge anstellen kannst und wie du dich bewegst“, raunte er ihr ins Ohr. Sie schluckte fest, denn sein heißer Atem an ihrer Haut verursachte eine Welle an Erinnerungen in ihr. Bilder, wie sie sich das erste Mal näher gekommen waren und wie er sie verführt hatte. Knurrend hob sie ihren Kopf und blickte beabsichtigt in eine andere Richtung auch, wenn die kahlen Fahrstuhlwände nicht besonders angenehm anzustarren waren. Wenigstens waren diese immer noch schöner als seine Anwesenheit, so nah bei ihr. Sie brauchte ja nicht einmal hinzusehen, um zu wissen, dass er ihr immer näher kam. „An deiner Stelle würde ich Abstand halten Zabini, denn ich kann auch gern einmal ganz woanders hinschlagen. Ob du dann noch so nah kommen würdest, bezweifle ich jedoch sehr stark“, ermahnte sie ihn mit fester Stimme und eben so festem Blick. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, nicht von ihm. Ein Grinsen hatte sich auf seinen Zügen gebildet, als sie ihm wieder in die Augen gesehen hatte. Eigentlich wollte sie es vermeiden ihn anzusehen, doch im Moment schien es die wohl beste Möglichkeit zu sein, denn anders würde sie ihn wohl nicht los werden können. Angriff war wohl doch die beste Devise. „Okay Zabini, was willst du? Wenn ich dich schon nicht einfach so abschütteln kann, würde ich doch sehr gerne wissen, was du von mir willst, denn meiner Meinung nach haben wir alles geklärt.“ Eigentlich hatte sie überhaupt kein Interesse an seinen Worten und Erklärungen, aber anders wurde sie ihn ja doch nicht los. „Also?“, fragte sie erneut, ungeduldiger. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er sie so vor sich sah, wie sie eingeengt seinetwegen an der Fahrstuhlwand kauerte und versuchte die starke Frau zu spielen, die niemanden an sich heran ließ. „Wusstest du eigentlich, wie heiß du da auf diesem Laufsteg ausgesehen hast? Der selbstsichere Blick und die Bewegungen deiner Hüfte, wie sie mit jedem Schritt pendelten und deine Brüste in diesem Fummel von Kleid. Bei Merlin, ich schwöre dir, wer da keinen Ständer bekommen hat ist schwul oder so liebestoll, dass er einfach ein Trottel ist“, begann er zu Reden und schon rollte sie genervt mit ihren Augen. Genau das war der Grund gewesen, warum sie nicht mit ihm reden wollte. Er hatte einfach nie etwas Besseres zu sagen, außer das er sie heiß fand. Wenn es nicht seinen Charme ausmachen würde, hätte sie ihn einfach als Vulgär und Neandertaler bezeichnet, doch das war er leider nicht und leider zog seine Masche auch schon viel zu oft bei ihr. Aber mal ehrlich, welche Frau hörte nicht gerne Komplimente? Hörte gern, wie gut sie aussah und wie begehrenswert sie war, dass Männer die nicht auf sie standen vollkommene Idioten waren? Selbst sie, eine gestandene Frau die alles in ihrem Leben erreicht hatte, was sie erreichen wollte, konnte sich dem nicht entziehen. Stöhnend rieb sie sich jedoch ihre Schläfe. Sie hatte es schon viel zu oft von ihm gehört, sodass es einfach seinen Reiz verloren hatte und es nur noch Plump auf sie wirkte. „Im Ernst, Zabini, deine Worte sind kein bisschen erregend mehr. Sie lassen mich kalt, aber wenn du willst, kannst du damit gern irgend eines dieser Models flachlegen. Bei mir kommst du damit jedoch nicht mehr weiter. Und eigentlich dachte ich, du würdest mir nun sagen, was du noch zu sagen hast. Jedoch... wenn ich es nun recht betrachte, war es das wahrscheinlich auch? Genau das wolltest du mir sagen, oder? Dass du wieder einmal Sex mit mir willst?“, fragte sie ihn und sein Grinsen, gepaart mit dem Augenbrauen heben, zeigte es ihr schon zu deutlich. „Du hast es erfasst. Pass mal auf, Hermione, ich bin in einer Beziehung, ja, aber die funktioniert eh nicht wirklich und“, begann er, kam jedoch nicht weiter, denn sie ließ ihn gar nicht erst zu Ende reden. „Ach und da dachtest du, statt um deine Freundin, Frau, oder was auch immer sie ist, zu kämpfen, kannst du warten bis sie keine Lust mehr hat und Schluss macht und solange vergnügst du dich mit mir? Vögelst dich mit mir durch den Tag und hast kein schlechtes Gewissen, denn es läuft Zuhause ja eh nicht?“, fragte sie wütend. Sie hasste solche Art von Männern. Klar, hatte sie einen Anteil daran, dass er seine Frau betrog, doch sicherlich nicht beabsichtigt. Und bei Bill war es auch etwas anderes gewesen. Es war eine einmalige Geschichte und sie hatte dafür gesorgt, dass es niemals ans Licht kommen würde und die Ehe bestehen blieb. Auch, wenn sie seitdem einen hohen Preis bezahlte und nur zwei Mal im Jahr noch bei den Weasleys zu Besuch war. Einfach, weil sie es länger und öfter nicht aushalten würde, bei ihnen zu sein. Dabei war Bill nicht einmal da, wenn sie kam. Denn immerhin wohnte dieser mit Fleur in seinem Cottage am Strand. Sein Blick bohrte sich in ihren und sie wusste, dass er sie gerade durchschaute, dass sie an etwas dachte, was niemand von ihr wusste. „Was ist das, was dich so abgeneigt von mir macht? Irgendwas ist da in deinem Blick, mit dem du immer wieder abschweifst, seitdem du wusstest, dass ich in einer Beziehung bin.“ Als hätte sie es nicht gewusst. Kopfschüttelnd wand sie ihren Blick wieder von ihm ab. „Da ist nichts, egal was du denkst, Zabini. Außerdem, was machst du eigentlich hier?“ Es fiel ihr erst jetzt auf, dass er auf einer Hochzeitsmesse gewesen war, also was hatte er dort zu suchen, wenn er selber sagte, dass seine Beziehung nicht funktionierte? Das belustigte Feixen konnte sie erneut auf seinen Zügen erkennen, während sie zu ihm hoch sah und abermals kam er ihr näher, sodass sie ihm zur Seite auswich. Er folgte ihr jedoch und sie war schon mit dem Rücken zur Fahrstuhltür, als dieser seine Hände neben ihrem Kopf abstützte und sie einkesselte. „Mmh, ist da etwa jemand Eifersüchtig?“, fragte er grinsend nach, während er sich zu ihr runter beugte. „Das wünschst du dir nur, Zabini“, knurrte sie ihm entgegen. Wo sie sich sonst so wohl und begehrt in seinen Armen gefühlt hatte, fühlte sie sich nun nur noch bedrängt und in ihr kam der Wunsch auf, ihn endlich stehen zu lassen. Ihn aus ihrem Leben zu verbannen. „Tja, da du so neugierig bist, werde ich es dir wohl mal verraten“, grinste er zufrieden vor sich hin. „Es wird bald eine Hochzeit in Reinblütigen Kreisen geben und dafür müssen sich selbst Männer mal um diese lästigen Sachen kümmern“, grinste er ihr schmierig entgegen, sodass sie sich fragte, wie sie je auf ihn anspringen konnte. War sie so verzweifelt gewesen? Angewidert schüttelte sie sich, sie hatte keine Lust und keinen Nerv mehr für ihn, wollte nicht noch länger mit ihm in diesem Fahrstuhl gefangen sein. Warum kam auch nie jemand in solchen Momenten und unterbrach diese? Wie lang fuhren sie überhaupt schon? Sicherlich schon viel länger als sie müssten, oder? Sie konnte ja nicht einmal sehen, in welchem Stockwerk sie schon waren. „Ihr seid widerlich, du bist widerlich Zabini und ich verachte dich für das, was du bist! Niemals hätte ich etwas mit dir gehabt, wenn ich früher gewusst hätte, wie du sein kannst “, knurrte sie ihm entgegen, doch er amüsierte sich nur weiterhin auf ihre Kosten. „Oh doch und wie du wusstest wie ich bin. Du warst nie eine Frau die nichts mitbekam. Du bist gerne über die Menschen informiert, mit denen du zu tun hast. Schon in Hogwarts hatte ich solch einen schönen Ruf weg und du bist dennoch auf mich angesprungen. Leichtsinnig hast du dich auf mich eingelassen, bist auf die Flirts eingegangen und hast dich mir hingegeben. Merlin, wie ausgehungert du nach dem Sex gegiert hast war fast schon schmerzhaft für mich, wenn ich mich nur an deine Nägel in meinem Rücken erinnere, die tiefe Spuren hinterlassen hatten und wie sehr du vor Ekstase unter mir meinen Namen geschrien hast. Du bist genau wie all diese anderen leichten Mädchen, Granger, auch wenn du es versuchst zu verstecken, du nimmst was du kriegen kannst und es ist dir im Grunde doch herzlich egal, ob der Mann vor dir vergeben ist, oder nicht.“ Geschockt von seinen Worten riss sie ihre Augen weit auf, verbat sich jedoch die Tränen, die sich an die Oberfläche drängen wollten. „Du hast keine Ahnung wie ich bin und du hast erstrecht kein Recht darauf, über mich zu Urteilen und solche Behauptungen aufzustellen! An deiner Stelle wäre ich mehr als nur vorsichtig Zabini, denn das wird dir nicht gut bekommen!“, fuhr sie ihn aufgebracht und aufgewühlt wie sie war an. Er nahm sich viel zu viel raus und seine Worte trafen sie zudem härter, als sie zugeben wollte. „Hermione Granger, denkst du wirklich, dass das nur Behauptungen sind? Erinnere dich doch mal wer zu wem kam um einen heißen Fick zu bekommen? Tze tze tze“ Grinsend schüttelte er seinen Kopf, löste dabei aber seine Hände neben ihr, die sie kurz darauf an ihrer Hüfte spürte. Und wie er sie zu sich heran zog, passierte es erneut. Der Aufprall ihrer Faust in seinem Gesicht, an seiner Schläfe, hatte gesessen, denn benommen taumelte er zwei Schritte zurück und ließ sie dabei los. „Du verdammtes Miststück!“, knurrte er tief und sie wusste, sie sollte langsam verschwinden, denn einen Zauberstab, mit dem sie sich zur Not verteidigen könnte, hatte sie nicht mitgenommen. „Komm mir noch ein einziges Mal zu nah und es wird dich noch viel Schlimmer treffen, als das hier!“, fuhr sie ihn mutiger an, als sie im Moment eigentlich war. Ohne noch weitere Zeit zu verlieren drehte sie sich auf dem Absatz um und stürmte aus der, zu ihrem Glück, offenen Fahrstuhltür. Überrascht landete sie in den Armen des ehemaligen Slytherins und der besseren Hälfte von Blaise, wie sie wusste. „Granger, alles klar?“, fragte dieser sie verwirrt und überrumpelt, ließ sie aber gleich wieder los, als er merkte, dass sie weg wollte. „Frag doch deinen besten Freund, Malfoy.“, zischte sie ihm nur entgegen, bevor sie an ihm vorbeilief und schnellstens in ihrem Zimmer im nächsten Gang verschwand. Der Tag konnte ja nur noch schlimmer werden. Kapitel 4: Das Gespräch ----------------------- Aufgebracht und durcheinander kam sie schließlich in ihrem Zimmer an. Sie konnte nicht mehr, wollte auch nicht mehr. Das einzige was sie wollte, war vergessen. Wieso konnte sie nicht einfach vergessen was gewesen war? Nein, da musste er in ihrer Nähe auftauchen, dabei hatte sie sich doch extra versetzen lassen und dafür gekämpft, dass sie ihm nicht mehr begegnen musste. Und was sollte das ganze eigentlich? Was wollte er von ihr? Sie wieder zum Sex überreden? Da war er bei ihr aber Falsch. Noch einmal würde sie das nicht tun. Noch einmal würde sie nicht mit ihm schlafen. Angewiedert von sich selber zog sie es in erwägung, nochmals eine Dusche zu nehmen, nur um sich nicht mehr so schmutzig zu fühlen, dabei hatte sie nicht einmal mit ihm geschlafen. Sie hatte es nur zugelassen, dass die Erinnerungen sie wieder einholten. Und sie hasste es. Bei Merlin, sie hasste es wahrlich. Kurzerhand entschloss sie sich, ihre Gedanken umzusetzen und sich erneut zu entkleiden, um ins Badezimmer zu gehen. Auf dem Weg dorthin verlor sie, wie schon zuvor, ihre Sachen. Bei der Dusche angekommen drehte sie das Wasser heiß auf, um auch gleich drunter zu steigen, sobald sie ihre Unterwäsche losgeworden war, doch so weit kam es gar nicht erst. Genervt stöhnte sie auf, als es an ihrer Zimmertür klopfte, fast schon hämmerte. Sich ein Handtuch umbindend und die Haare mit einem Zopfgummi provisorisch hochbindend, ging sie an die Tür und öffnete diese ruckartig. Ihr Handtuch wehte kurz leicht um ihre Beine, als der Schwung der Tür Wind aufkommen ließ. Verwirrt starrte sie den Mann vor sich an, mit dem sie wohl nie gerechnet hätte. „Malfoy? Was bei Merlins Unterhose machst du hier? Und vorallem, was machst du mit Vodka in der Hand vor meiner Tür?“ Sie hatte mit allem gerechnet. Mit Lavender die mitbekommen hatte, dass etwas geschehen war, weil sie irgendwie immer alles mitbekam und dann sofort auftauchte um zu erfahren, was genau passiert war und sie hatte mit Zabini gerechnet, der sie nicht so leicht in Ruhe lassen würde. Ja sie hätte ja sogar damit gerechnet, das der Kerl von der Rezeption vorbei schaute, doch mit Malfoy, mit dem hätte sie wohl nie gerechnet. „Granger, Granger, ich muss schon sagen, du siehst so noch besser aus, als in dem Kleid heute Nachmittag“, sagte er ruhig und lehnte sich leicht in den Rahmen. „Was willst du, Malfoy?“, fragte sie ihn nochmals. Warum musste man ihr auch immer mit einer Gegenfrage antworten? Konnte man ihr nicht ein einziges Mal sagen, was sie hören wollte? Scheinbar ja nicht. Genervt schüttelte sie nur ihren Kopf und schob die Tür wieder zu. Sie wusste, dass er sie aufhalten würde, dass er sich nicht so einfach abspeisen lassen würde, weshalb sie es nur halbherzig tat. Sie spürte auch sogleich den Gegendruck und öffnete ihre Tür wieder etwas weiter um ihn anzusehen. „Also? Hast du dich doch entschlossen, mir zu antworten?“, fragte sie neugierig und müde. „Ich erklär es dir, aber drinnen. Es muss nicht jeder mitbekommen und schon garnicht Blondi, die sicher im Zimmer neben dir ist. Deswegen“, begann er und holte seinen Zauberstab raus, als er in ihr Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss. „Impertubatio“, hörte sie ihn erneut sprechen. Na wenigstens war ihre Tür nun vor Lausch-Angriffen geschützt. „Also?“, fragte sie ihn erneut. Normalerweise wäre es ihr nun unangenehm sich so vor ihm zu zeigen, doch was sollte sie machen? Sich nun hektisch etwas anderen anziehen, sodass er sie nicht so sehen konnte? Nein, so prüde war sie nicht mehr. Zudem wusste sie, dass es Malfoy sowieso nicht reizte wie sie aussah. Sie war ein Schlammblut und auch heute noch sah er sie sicherlich so. Dabei hatte sie nicht einmal etwas dagegen. Sie sah sich ja selbst oft so. Als minderwärtiges Schlammblut, dass niemand wollte. Man benutzte sie wie Werkzeug, in allen Angelegenheiten. Egal ob in der Freundschaft, auf der Arbeit oder sonst wo. „Granger, du solltest dringend etwas runterkommen. Hier“, meinte Malfoy und schreckte sie damit auf. „Was?“, piepste sie leise, verstand im ernsten Moment nicht, was er von ihr wollte. „Trink, dann geht es dir besser.“ Skeptisch sah sie auf das Glas in seiner Hand, welches er ihr reichte, bevor sie es entgegen nahm. „Ich wollte duschen, Malfoy. Was gibt es denn so dringend, dass du nun hier bist und dir meinen Anblick antust? Oh, deswegen der Alkohol, anders erträgst du ihn sicher nicht“, seufzte sie geschafft und nippte an ihrem Glas. Sie hatte die Lust am Duschen verloren, weswegen sie langsam ins Bad ging um die Dusche wieder auszustellen. „Du redest wieder einmal ohne wirklich zu wissen worüber du redest, Granger. Ich denke kaum, dass ich Alkohol brauche um dich ansehen zu können“, meinte er hinter ihr. War er ihr nun auch noch ins Badezimmer gefolgt? „Ach nein? Dann sag, was du zu sagen hast. Ich bin müde und hab keine Lust mehr auf diesen Abend“, murrte sie, während sie sich an ihm vorbei wieder ins Zimmer drängte, da er sich im Türrahmen ganz schön breit gemacht hatte. Seit wann war er so breit geworden? Trainierte er etwa? Wenn sie sich recht erinnerte, dann war er zur Schulzeit noch recht schmal gewesen ohne jegliche Muskeln. Zumindest konnte man die höchstens erahnen, denn ohne Shirt oder dergleichen hatte sie ihn noch nie gesehen. Als sie sein seufzen hörte, kam sie wieder in die Gegenwart zurück. „Was lief da zwischen dir und Blaise?“ Unwillkürlich weiteten sich ihre Augen bei seiner Frage. Warum hatte sie es so unbedingt wissen wollen? Kurz seufzte sie tief und nahm sich noch ein Glas voll Vodka. Dieses Gespräch konnte sie nur mit Alkohol führen, denn sie wollte es nicht führen und wenn sie betrunken war, dann behielt sie solche Sachen für sich. Sie war da anders als andere. Sie plapperte nicht drauf los, wenn sie getrunken hatte. Eher konnte man sie mürbe machen, indem man sie im nüchternen Zustand auf solche Sachen ansprach. „Das geht dich nichts an, Malfoy. Zabini wurde beleidigend und meinte, er könne sich alles erlauben“, brummte sie und trank erneut den Vodka, nur dieses mal etwas schneller als vorher. „Ach ja? Deswegen schlägst du ihn, sodass seine Wange rot ist und seine Schläfe sich blau verfärbt? Komm schon, Granger, wir wissen beide, dass du nur zuschlägst, wenn du wahrlich sauer bist auf dein Gegenüber. Ich erinnere mich nur zu gut an meine gebrochene Nase. Was also hat Blaise dir getan? Hat er dir Vorhaltungen aus der Vergangenheit gemacht? Dich beleidigt?“, fragte er ruhig, während er sich auf ihr Bett setzte, welches schon wieder vollkommen hergerichtet war, als hätte sie sich nie darin fallen lassen. „Es geht dich nichts an, Malfoy, egal was es war, du wirst es nicht erfahren. Nicht von mir“, brummte sie und betrachtete ihn. Langsam ging sie auf ihn zu, bis sie vor ihm stand. Nicht zu dicht, um immernoch schnell genug von ihm wegzukommen, doch auch nicht weit genug entfernt, um ihn nicht berühren zu können. „Sag, Malfoy“, begann sie langsam und hob ihre linke Hand an, da sie in der rechten das Glas hielt. „Warum interessiert es dich so sehr?“ „Tut es nicht“, war die schnelle Antwort, welche sie schmunzeln ließ. Sicher interessierte es ihn nicht. Wie lächerlich er sich doch mit dieser Antwort machte. „Wenn es dich nicht interessieren würde, dann wärst du nun nicht hier. Dann würdest du nicht vor mir sitzen und mich betrachten, wie du es jetzt gerade tust. Sag, wer von euch Heiratet? Ich nehme an du, oder?“, fragte sie ruhig und sie spürte, dass der Alkohol langsam, gepaart mit der Müdigkeit des Tages, wirkte. Kurz streifte ihre Hand sein Gesicht, strich ihm einige wenige Haarsträhnen aus der Stirn. „Das, meine liebe Granger, geht dich nichts an“, konterte er jedoch, was ihr ein Grinsen entlockte. „Natürlich nicht“, erwiederte sie ergeben und ließ ihre Hand wieder sinken. „Es geht mich genauso viel an, wie es dich etwas angeht, was zwischen Zabini und mir vorgefallen ist. Fakt ist, er hatte es verdient und ich würde es immer wieder tun“, sagte sie ruhig, drehte sich von ihm weg und wollte hinüber zum Fenster gehen. Die beruhigend schöne Nacht, würde vielleicht ihre Gedanken wieder Ordnen können. „Granger, du bist eine Frau mit verdammt vielen Vorzügen und du bist intelligent. Sag, was treibt dich dazu, Zabini eine zu verpassen?“ Seufzend schlang sie ihren einen Arm um sich und trank dann erneut einen Schluck von dem Vodka. Wieso ließ er nicht locker? Es ging ihn doch nichts an und auch, wenn Blaise sein bester Freund war, hatte sie einst mit dem Schwarzhaarigen abgemacht gehabt, dass sie nicht darüber sprechen würden, was zwischen ihnen war. „Malfoy, Draco, hör auf. Es ist mein Leben und es sind meine Entscheidungen. Ich kann dir nur so viel sagen, kommt Zabini mir noch ein einziges Mal zu nah, bekommt er einen Fluch ab. Er hatte Glück, dass ich meinen Zauberstab nicht griffbereit hatte“, antwortete sie ihm. Als sie seine Schritte hinter sich hörte, drehte sie ihren Kopf leicht zu ihm, um ihn anzusehen. Hatte sie früher eigentlich schon gesehen, wie gut er aussah? Nein, zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern, dass sie ihn attraktiv gefunden hätte. Seufzend schüttelte sie ihren Kopf und trank den letzten Schluck aus ihrem Glas, das Draco ihr gleich darauf aus der Hand nahm. „Du hast genug getrunken, Granger“, raunte er ihr nur zu. Verwundert hob sie ihre Augenbraue und musterte ihn. War er nun Moral Apostel? Er hatte doch den Alkohol mitgebracht. „Geh nun, ich bin müde und hab keinen Sinn mehr dafür, mich mit dir zu beschäftigen“, brummte sie ihn an. Sie wollte auch endlich das Handtuch und ihre Unterwäsche loswerden und sich einfach mit einem langen Shirt in das weiche Bett kuscheln. „Das ist der Punkt, Granger, ich kann nicht zurück. Es sei denn ich will zusehen, zuhören, oder dergleichen, wie Blaise die Rothaarige vögelt, die ihm kurz nach eurem Streit über den Weg lief. Tja, du hast mich am Hals.“ Blinzelnd drehte sie sich zu ihrem unwillkommenen Besucher um und starrte ihn regelrecht an. „Bitte?“, quietschte sie etwas höher als beabsichtigt, fassungslos. „Das ist nicht dein Ernst, Malfoy! Du willst nicht wirklich hier bei mir schlafen, wo auch? Es gibt nur das Bett und die zwei Sessel dort in der Ecke“, knurrte sie. Sicherlich, sie konnten die Sessel in ein Bett verwandeln, doch nicht, wenn man den wenigen Platz des Zimmers betrachtete. „Geh gefälligst zur Rezeption und lass dir ein anderes Zimmer geben“, knurrte sie ihn ungehalten an. Das war ja wohl die höhe. Tauchte bei ihr auf, stellte Fragen die ihn nichts angingen und wollte dann noch bei ihr schlafen? Sie war eindeutig übermüdet, denn das konnte schlecht die Realität sein. „Wenn noch ein Zimmer frei wäre, Granger, wäre ich wohl kaum hier“, entgegnete er ihr nur gelassen. Stöhnend schüttelte sie ihren Kopf und rieb sich ihre Schläfe. „Du spinnst, Malfoy! Wo willst du denn schlafen, in der Badewanne? Auf einen der Sessel? Es ist nicht genug Platz für ein weiteres Bett hier, falls du das nicht siehst. Und überhaupt, wie willst du schlafen? Hast ja nicht einmal Sachen dabei.“ Dieser Kerl machte sie fertig. Und das nicht einmal auf dieselbe Weise wie zur Schulzeit. „Stell dich nicht so an, Granger. Ich brauch keine Schlafsachen, ich hab eine Boxershorts an, das wird ja wohl reichen und das Bett ist auch groß genug“, beharrte er schnaubend. Langsam zweifelte sie an dem Verstand ihres Gegenübers. Er wollte bei ihr im Bett schlafen? Und es hörte sich auch noch so an, als habe er vor mit ihr gemeinsam in dem Bett zu schlafen. Doch war das so abwegig? Er würde heiraten und sie glaubte nicht, dass er genauso verrückt wäre wie Blaise und mit jeder Frau schlief, obwohl er vergeben war. „Gut, dann schlaf halt hier aber, wenn du mir meine Decke klaust, schläfst du in der Badewanne, damit das klar ist“, brummte sie unzufrieden. Gab sie eigentlich immer so schnell nach? Nein, eigentlich nicht. Sie schob es nun einfach mal auf den Alkohol und ihre Müdigkeit. Ihn nicht weiter beachtend, ging sie zu ihrem Koffer und holte sich das größere Hemd raus, dass sie sich einst gekauft hatte. Boyfriend Shirt hieß es, als sie es gekauft hatte. Das Handtuch fallen lassend und sich den BH ausziehend, ließ sie beides auf den Koffer gleiten um sich das Hemd anzuziehen. „Ich muss schon sagen, Granger, prüde bist du schon einmal nicht mehr“, grinste sie der junge Malfoy an, welcher nur in seinen Shorts noch hinter ihr stand. Seufzend drehte sie sich zu ihm um und betrachtete ihn kurz einnehmend. „Ich muss schon sagen, Malfoy. Unsexy bist du schon einmal nicht mehr“, wiederholte sie seine Worte, nur etwas anders. „Ich lieg an der Fenster Seite“, gab sie noch an und krabbelte als erstes ins Bett. Um wieder aus diesem zu kommen würde sie zwar zur Not über ihn rüber klettern müssen, aber besser sie, als würde er über sie klettern. Langsam kuschelte sie sich in das große Bett und zog die Decke gänzlich über sich. Hinter sich spürte sie, wie die Matratze sich bog und Draco wirklich neben ihr zum Liegen kam. Es dauerte keine Minute, da hatte er auch das Licht im Zimmer gelöscht. „Malfoy?“, sprach sie ihn nochmals leise an. „Mmh.“ „Dafür schuldest du mir etwas.“ „Sicher Granger.“, murrte er nur noch. Kapitel 5: Die Nacht -------------------- Unruhig rutschte sie auf ihrer Seite des Bettes hin und her. Einschlafen war nicht möglich, solang Malfoy hinter ihr lag und leise schnarchte. Wie konnte man eigentlich so schnell einschlafen? Sie lagen doch gerade einmal fünf Minuten im Bett, oder war es doch schon länger? Seufzend drehte sie sich wieder auf den Rücken und blieb einfach so liegen, bis sie seine leise und ruhige Stimme vernahm. „Granger, komm zur Ruhe, ich dachte du wärst müde.“ Kaum hatten seine Worte geendet, hörte sie noch mehr von ihm, jedoch eher ein Rascheln und ihre Decke wurde etwas angehoben, was sie zu ihm blicken ließ. Überrascht stellte sie fest, dass er zu ihr gedreht auf der Seite lag und das er sich mit seinem Ellenbogen abstützte um seinen Kopf hochzuhalten. Nachdenklich betrachtete sie ihn, wie er auch sie beobachtete. Schließlich seufzte sie erneut und drehte sich abermals auf die Seite, jedoch so, dass sie ihn weiterhin ansehen konnte. „Tut mir leid, wenn ich deinen Schlaf störe, Malfoy, aber ich kann so nicht schlafen, egal wie müde ich bin. Ich hab getrunken, was mich immer wach bleiben lässt und zudem liegt ein attraktiver Mann neben mir, in einem äußerst weichem Bett, von dem ich nichts habe. Keine zärtlichen Berührungen, keine sanften Küsse und keine verführerischen Worte. Zudem“, erzählte sie ihm, brach jedoch nochmals ab und atmete tief durch, wobei sie ihre Augen einen Moment schloss. „Ich kann nicht schlafen, Malfoy, wenn ich trinke, dann muss ich Sex haben oder nachdenken. Schlafen kann ich dann nicht weil sonst, sonst sind die Alpträume nur um so schlimmer“, hauchte sie zum Ende leise. „Hmm“ Kurz schnaubte sie auf. Hmm, das war sein einziges Kommentar dazu? Wunderbar!Eingeschnappt drehte sie sich wieder um, nur um ihn nicht noch länger anzusehen. Was dachte er sich eigentlich dabei? Da war sie offen und redete über ihre Probleme und er? Ja, was eigentlich? Was hatte sie denn erwartet? Sie hatte nichts zu erwarten. Keine Anforderungen an ihn zu stellen und schon gar nicht sollte sie damit rechnen, dass er sich eines von ihren zwei Optionen aussuchte. Als würde sie mit ihm schlafen wollen. Pah! So weit käme es noch! Er war immerhin fast verheiratet und sie? Ja, sie war allein und eine einfache Frau, die bestenfalls als Fickfreundin funktionierte. Sah sie ja, wie gut das funktionierte. Es war ja nicht so, als hätte sie eine Beziehung mit Bill oder gar Blaise gewollt. Nein, bei weitem nicht. Sicher, sie hatten mehr als nur guten Sex zusammen, aber mehr? Nein, das wollte sie nicht. Aber sie wollte auch keine Beziehung kaputt machen, nur weil sie Sex wollte. Vielleicht hätte sie doch einfach mit Blaise schlafen sollen? Dann wäre ihr diese Nacht nun erspart geblieben. Dann wäre sie nun an der Stelle der Rothaarigen und würde sich unter ihm räkeln, während er sich tiefer und tiefer in ihr vergräbt. Ihre Nägel würden sich in seine Schultern krallen und laut würde sie ihre Lust hinausschreien, ihn zu mehr antreiben und ihre Beine um ihn schlingen, um ihn fester und tiefer in sich aufzunehmen. Erregt stöhnte sie auf, als sie plötzlich an der Schulter berührt und herumgedreht wurde. Verflucht, hatte sie wirklich gestöhnt, nur weil Malfoy sie an der Schulter berührt hatte und nur, weil sie sich vorstellte, noch einmal unter Blaise zu liegen? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Kräftig biss sie sich auf ihre Unterlippe, widerstand dem Drang ihn anzusehen. „Hast du gerade aufgestöhnt, Granger?“, hörte sie ihn skeptisch Fragen. War ja klar gewesen, dass er es sofort bemerken musste. Innerlich rollte sie mit den Augen und fragte sich selber, was sie denn erwartet hatte. Malfoy ließ nie etwas unkommentiert, egal was es war, es musste nur von ihr kommen. „Ich bin halt genervt von dir, Malfoy“, brummte sie ihm zu und drehte sich wieder richtig auf die Seite. Wenigstens hatte er sie losgelassen. Kurz verfielen sie beide ins schweigen, bevor sie seine Stimme erneut vernahm, doch dieses Mal sehr viel näher als zuvor. Und nicht nur seine Stimme war ihr näher gekommen nein, auch sein Körper, welcher sich an ihren Rücken schmiegte, während er ihr leise ins Ohr raunte. „Das glaube ich dir nicht, Granger, du solltest dich beim nächsten Mal mehr anstrengen eine Ausrede zu erfinden.“ Sein heißer Atem und seine Nähe ließen sie erschaudern. „Es wird kein nächstes Mal geben, Malfoy“, raunte sie ihm ebenso leise zu, wie er es bei ihr getan hatte, nur mit dem Unterschied, dass ihre Stimme zitterte und sie erneut erregt aufstöhte. Warum musste seine Nähe auch so verdammt anziehend sein? Allein sein gut trainierter Oberkörper und seine kräftigen Arme, die sie vor dem ins Bett gehen gesehen hatte. „Hast du trainiert, Malfoy? Ich bin mir sicher, du warst früher noch nicht so gut gebaut“, fragte sie ihn schließlich. Einmal, um sich von der Situation abzulenken und einmal, um einfach ihre Neugierde zu stillen. Als er ihr erneut antwortete, konnte sie genau hören, wie er dabei war seine Lippen zu einem Grinsen zu verziehen. Seine Aussprache wirkte gleich so viel anders, wenn er ein Grinsen dabei ihm Gesicht trug, das hatte sie schon in der Schule gelernt. „Sag nicht, du stehst auf mich, Granger“, grinste er hinter ihr. Sie hatte es gewusst. Die Belustigung war deutlich herauszuhören. Seufzend beschloss sie, sich der verdammten Schlange zu stellen und sich zu ihm umzusehen auch, wenn das etwas schwieriger war, da er noch immer nicht abgerückt war und so eng bei ihr lag, dass sie ihn wohl oder übel berühren würde. „Ahh, beschließt sich die schöne Löwin doch einmal sich zu mir umzudrehen?“, grinste er ihr im halb dunkeln entgegen. Einen Trost hatte sie ja, jetzt wo sie so zu ihm gedreht lag. Sie konnte seine Gesichtszüge durch den Schein des Mondes, welcher in ihr Zimmer fiel, gut erkennen, doch er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, da ihres im Schatten lag. „Mmmh, schöne Löwin, ja? Flirtest du mit mir, Malfoy?“, grinste sie ihm ebenso entgegen. Sie würde wenigstens versuchen dieses Spielchen mitzuspielen. „Mmmh, kommt darauf an, ob dieses attraktive sStöhnen aus Erregung oder genervt sein kam“, grinste er ihr entgegen. Ohhh, wie gern würde sie ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen. „Hmmh, ein berechtigter Einwand, aber wie wäre es, wenn du es einfach heraus findest?“ So taff und verführend sie auch gerade mit ihm sprach, so unsicher fühlte sie sich jedoch. Es war ja nicht so, dass sie solche Art von Gesprächen das erste Mal führte, Merlin bewahre, nein! Sie war schon oft in solchen Situationen, doch bisher war keine so aufregend wie diese. Er machte sie Nervös und das einzig mit seinem Blick. Sie konnte beobachten, wie er seine Hand hob und diese auf ihre Taille legte, ihr eine Gänsehaut bescherte, ohne das er dabei ihre Haut überhaupt berührte. „Granger“, säuselte erneut ihren Namen, was sie dazu veranlasste ihre Augen zu öffnen und ihn anzusehen. Als sie ihn jedoch erkannte, zuckte sie zusammen. Wann war er ihr wieder so nah gekommen? Und wann hatte sie überhaupt ihre Augen geschlossen? Bemüht ihre Atmung ruhig zu halten, konnte sie nichts anderes als nicken. Er würde schon sagen, was er von ihr wollte, oder nicht? Doch, doch das würde er, da war sie sich sicher. „Malfoy“, raunte sie ihm selbst entgegen, als sie ihren Puls wieder unter Kontrolle hatte. „Draco.“ „Was?“, irritiert starrte sie ihm ins Gesicht. „Draco. Hör auf mit dem Malfoy, Granger.“ Erneut fragte sie sich, was sie wieder einmal Tat. „Nur, wenn du aufhörst mit dem Granger, Malfoy“, schmunzelte sie. Es war surreal aber sie wusste, es würde sich eh bald wieder ändern. Das was sie gerade taten, was sie sagten und was sie fühlte, das war nur für diese eine Nacht. Eine Nacht mit dem Feind im Bett. Vielleicht sollte sie aus ihrem Leben ein Buch machen. Ob es jemand lesen würde? Sicherlich, sobald man ihren Namen darauf entdecken würde, wäre der Medienrummel enorm. Spätestens nachdem die ersten Rezensionen veröffentlicht wären. Schlechte Idee, schollt sie sich in Gedanken. Immerhin würde dann jeder alles erfahren, erfahren wie moralisch verwerflich ihr Leben war und was sie alles getan hatte. Bestechungen, Morde und Affären mit verheirateten Männern. Mit Männern wie Draco Malfoy, dessen unergründlicher Blick sie gerade um den Verstand brachte. Erneut sprach er sie an, kam immer näher und betrachtete sie vor sich, als könnte er ihr Gesicht erkennen. Oder konnte er es doch und sie wusste es nur nicht? „Hermione“, flüsterte er ihren Vornamen und es war das erste Mal, dass sie diesen aus seinem Mund hörte. Überrascht weiteten sich ihre Augen. „Hast, hast du gerade“, begann sie. „Habe ich“, unterbrach er sie belustigt schmunzelnd und erneut fragte sie sich, was sie eigentlich Tat. Sie wollte doch nicht wieder zurück fallen. Wollte nicht wieder mit einem vergebenen Mann schlafen, doch seine Nähe und seine Worte, seine Hand die immer noch auf ihrer Taille ruhte und langsam begann sich streichelnd auf und ab zu bewegen. „Malfoy, ich ... Draco.“ Sie wusste nicht, was sie sagen wollte. Nur flüsternd kam sein Name ihr noch über die Lippen, bevor sie ihre Beherrschung verlor und sich vorbeugte, ihn küsste. Seine Lippen schmiegten sich gegen ihre, verharrten, ohne etwas zu tun, bis sie ihre auf seinen bewegte. Kurz löste sie den Kuss noch einmal, der noch gar nicht richtig begonnen hatte. „Nur ein Kuss, Draco“, seufzte sie leise gegen seine Lippen, sah in seine Augen und entdeckte etwas, dass sie nicht definieren konnte. Grinste er etwa gegen ihre Lippen? Arsch! Aber sie wollte es, sie wollte wissen wie es sich anfühlte, von ihm geküsst zu werden, seine Lippen auf ihren zu spüren. Erneut legten sich ihre Lippen auf seine und dieses Mal, bewegten sie sich beide. Sanft spielten sie miteinander, liebkosten sich und strichen ab und an mit der Zungenspitze über die des Anderen. Es war berauschend, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Art und Weise, wie er ihr entgegen kam, seinen Arm um ihre Taille schlang und sie näher an sich zog, bis nichts mehr zwischen ihnen passte. Berauschend. Anders konnte sie es einfach nicht beschreiben. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn und erneut überkam sie eine Welle der Erregung. Sie wollte ihn und wie sie das wollte. Doch sie wusste, sie durfte nicht. Warum nochmal waren verbotene Dinge nur immer so verführerisch? Sie verstand es nicht, nie würde sie das verstehen. Erneut stöhnte sie auf, als er sich von ihren Lippen trennte und sie wieder ansah, ihr weiterhin über die Taille und den Rücken streichelte. „Hermione“, begann er rau und auch ihm schien der Kuss mehr zugesetzt zu haben, als sie dachte. „Klappe, Malfoy, versaue es jetzt nicht“, nuschelte sie und rutschte wieder etwas von ihm ab. Sie durften das nicht. Sie selber durfte es nicht. Zudem war sie sowieso die Einzige, die es wollte. „Warum?“, fragte sie leise, spürte wie seine Hand von ihr glitt, je mehr sie weg rutschte. „Was, warum?“, Skepsis klang in seiner Stimme mit, die genauso rau war wie ihre eigene. „Warum hast du zugelassen, dass ich dich Küsse, verdammt!“ Gefühle. Ihre Gefühle explodierten und mit jedem Abstand den sie zu ihm Gewonnen hatte, kamen die Erinnerungen in ihr hoch. Alles kam wieder in ihr hoch, ließen sie wütend werden und verzweifelt. Genauso verzweifelt werden, wie sie jedes Mal war, wenn sie mit Blaise geschlafen hatte und allein war. Wieder allein auf dem Weg zur Arbeit oder einfach Zuhause auf ihrer Couch. „Granger, jetzt beruhige dich“, versuchte er auf sie einzureden und vielleicht hätte es auch geklappt, wenn sie ihn nicht gerade noch geküsst hätte. „Ich kann nicht, verdammt!“ Wütend fuhr sie hoch, stieg aus dem Bett und stellte sich mit verschränkten Armen ans Fenster. Nur, damit sie ihn nicht sehen musste, doch als sie das Bettzeug rascheln hörte, ahnte sie, dass sie ihn doch wieder ansehen würde. „Hermione, es ist okay“, hauchte er leise hinter ihr, schlang seine Arme um ihren Bauch und zog sie gegen sich. Steif stand sie da, wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Er würde Heiraten. Nur deswegen war er doch überhaupt auf dieser Messe, das hatte Blaise doch gesagt. Und so gern sie gerade wollte, weil es sich einfach nur gut anfühlte, wie er sie berührte, so sehr konnte sie es nicht. Nicht noch einmal würde sie dasselbe tun wie sonst. Allein der Kuss war schon zu viel. Tief atmete sie durch, bevor sie sich in seinen Armen drehte und ihre Hände wieder sinken ließ, sie auf seine Arme legte. „Ich hab mich geirrt, Malfoy, wir sollten bei unseren Nachnamen bleiben. Das bewahrt die Distanz.“ Schwach lächelte sie ihn an und befreite sich von ihm, seiner Nähe und seiner Wärme. „Komm, lass uns schlafen. Ich denke, jetzt werde ich zur Ruhe kommen und wenn nicht, dann bleib ich einfach still liegen, dass ich dich nicht wecke.“ Auch, wenn sie wieder Distanz aufbauen wollte, hatte sie keine Kraft mehr, sich zu verstellen und ihn barsch anzufahren. „Wenn du doch nicht schlafen kannst, dann rutsch einfach näher. Allein menschliche Nähe kann helfen um Alpträume zu verscheuchen und den Körper und Geist zu beruhigen, ohne Sex“, fügte er extra nochmal an, nicht weil er sie ärgern wollte, sondern weil er ihren skeptischen Blick erkannte. Seufzend nickte sie und lächelte schließlich müde. „Lass uns schlafen, es wird immer später“, seufzte sie leise und er tat, wie sie sagte und legte sich wieder auf seine Seite hin. Kurz darauf lag auch sie wieder auf ihrer Seite starrte, wie am Anfang beim Einschlafen schon, einfach aus dem Fenster. Erneut spürte sie seine Präsenz hinter sich und seinen Arm, der sich um sie schlang. „Draco“, begann sie, wollte ihn zurückweisen, doch er unterbrach sie. „Lass es einfach so und entspann dich.“ Erneut erfasste sie ein Schauer, der sich über ihren gesamten Körper zog und aufseufzen ließ. „Okay, schlaf gut, Draco“, flüsterte sie noch leise, bevor sie sich mit dem Rücken gegen seine Brust schmiegte und seinen Arm enger um sich spürte und die Augen schloss um langsam aber sicher ins Land der Träume zu gleiten. Kapitel 6: Die Rückkehr ----------------------- Früh erwachte sie am nächsten Morgen, als sie das stetige klopfen an ihrer Zimmertür vernahm. Grummelnd schmiegte sie sich noch mehr ins Kissen und drückte es sich auf die Ohren. Ohne nachzusehen wusste sie, wer sie so früh am Morgen aus dem Bett holte. Sie wusste ja selber, dass sie nicht viel schlaf bekommen würde, als sie sich auf diesen Trip eingelassen hatte. Mehr war es für Hermione nicht mehr. Ein Trip, auf dem sie sich wie unter Drogen gefühlt hatte. Bei dem sie Dinge tat, die sie bei klarem Verstand nicht getan hätte und die sie nun bereute. Ja, sie bereute den Kuss mit dem jungen Malfoy. Sie spürte seine Anwesenheit nicht einmal, was bedeutete, dass er schon verschwunden war. Wahrscheinlich auch besser so. Er fragte sich sicherlich genauso wie sie selber, was nur in sie gefahren war. Sicherlich schollt er sich noch einen Idioten, ihr überhaupt so nah gekommen zu sein. „Hermione, jetzt mach schon auf!“, hörte sie Lavenders Stimme durch die Tür hallen. „Wie du willst, dann eben so!“, rief sie gleich danach, als die Tür sich noch immer nicht öffnete. Selbst durch den Schallschutz des Kissens drang die nervige Stimme ihrer Begleiterin. Noch einmal würde sie sich sicherlich nicht auf Lavender einlassen und sich ihrem Hundeblick hingeben. Wer weiß, wo sie dann das nächste mal landen würde und vor allem, wen sie dann wiedersehen würde. Nein, definitiv, das würde sie nicht noch einmal mitmachen. „Hermione, ignorierst du mich etwa?“ Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie Lavenders Stimme direkt neben sich hörte. Brummend wusste sie, dass sie sich nicht länger vor ihr verstecken konnte. Sie hasste den Alohomora mittlerweile. „Lavender, kannst du mich nicht einfach schlafen lassen? Ich wäre auch allein zurück gereist. So schwer ist es ja wohl nicht“, brummte sie unzufrieden und rollte sich herum, sodass sie ihrer Freundin ins Gesicht sehen konnte. „Vergiss es, Mione, wir reisen zusammen zurück, das habe ich Ginny versprechen müssen und außerdem“ Unwohl beobachtete sie, wie ihr Blick durchs Zimmer schweifte und schließlich bei dem Tisch stehen blieb auf dem die von Draco mitgebrachte Flasche stand. „Sag mal, hattest du Männerbesuch?“, fuhr Lavender ihren zuvor angefangenen Satz fort. „Nein, wie kommst du darauf?“ Unwohl setzte sie sich in dem großen Bett auf und strich sich ihre Haare zurück. Hatte sie etwas entdeckt? Eine Krawatte oder dergleichen? „Ach nein? Und was ist das hier?“, fragte sie und lief zum Tisch, um etwas von diesem zu nehmen. Sofort erkannte sie einen kleinen Zettel in der Hand ihrer Freundin. Hoffentlich hatte Malfoy nicht seinen Namen draufgeschrieben. „Ein Zettel auf dem in schöner, aber doch männlicher Handschrift etwas geschrieben steht. 'Wir sehen uns bei der Hochzeit.'“, las die Designerin auch gleich vor und drehte den Zettel in ihrer Hand hin und her. „Keine Unterschrift“, stellte sie fest und ihr Blick traf ihren. „Tja, das kann ich dir nicht sagen, Lavender. Die Flasche kam gestern Abend mit dem Zettel hier an. Ich weiß nicht von wem sie ist.“ Hart schluckte sie unbemerkt und hoffte, ihre Lüge würde nicht erkannt werden, doch da hatte sie ihre Rechnung zu früh gemacht. „Tja, meine Teuerste, das kaufe ich dir nicht ab, denn sonst würde hier nur ein Glas stehen und nicht zwei, also?“ Seufzend kroch sie aus ihrem Bett und ging zum Tisch, an dem sie ihr den Zettel abnahm. „Tja, meine Teuerste, dann hatte ich eben Besuch. Und? Ich habe keine Lust darüber zu reden. Es war ein One-Night-Stand, oder siehst du hier noch jemanden?“, wiederholte sie Lavenders Worte, die sie zum Ende hin abwandelte. Eigentlich hatte sie dieser nervigen Zicke nichts weiter sagen wollen, denn sie wusste, sie würde es nicht für sich behalten können, doch anders wäre sie Sie sicherlich nicht losgeworden. Unzufrieden betrachtete sie den Zettel, den Draco ihr hinterlassen hatte. Lavender war zum Glück zurück in ihr Zimmer, um ihre Sachen zusammen zu packen. Wieso hatte er ihr überhaupt eine Nachricht hinterlassen? Und dann auch noch so eine? Als ob sie zu seiner Hochzeit gehen würde, als ob er sie überhaupt zu seiner eigenen Hochzeit einladen würde. Pah! Dass sie nicht lachte. Er machte sich also doch über sie lustig. Sie hatte es ja gewusst. Allerdings hatte sie nicht angenommen, dass er so Geschmacklos dabei sein würde. Dennoch, so wütend sie diese Nachricht auch machte, sie konnte sie nicht zerreißen, oder einfach wegwerfen, wie sie es wollte. Alles sträubte sich in ihr das zu tun. „Ich hasse dich, Draco Malfoy“, knurrte sie und fegte mit einer raschen Handbewegung die Gläser und Flasche vom Tisch, welche auf dem Boden zerbarsten. Unzufrieden und mit neuen schlechten Erinnerungen angereichert, packte sie stoisch ihren Koffer und verließ das Zimmer, nur um erneut Lavender gegenüber zu stehen. „Lass uns abreisen, ich hab keinen Hunger“, knurrte sie ihrer Freundin entgegen, welcher sie für ihr persönliches Dilemma verantwortlich machte. Zu ihrem persönlichen Glück hatte Lavender keinen weiteren Laut von sich gegeben, bis sie wieder Zuhause angekommen waren und sich voneinander verabschiedeten. „Ich danke dir nochmal, Mione. Ohne dich hätte ich die Modenschau nicht überstanden. Du solltest dir wirklich endlich einen Mann suchen“, plapperte Lavender erneut drauf los und wiedereinmal wurde sie dran erinnert, weshalb sie Sie einst als Dummtorte bezeichnet hatte. „Sicher, Lav, sicher.“ Sie würde sich ganz bestimmt einen Mann suchen, sicher nicht! „Gut, denn das Brautkleid stand dir so vorzüglich! Du musst unbedingt Heiraten, ich will endlich dein Brautkleid designen.“ Augen rollend sah sie an der plappernden Schnatterente vorbei. „Ersteinmal wäre Ginny dran“, unterbrach sie Sie. „Ah, das stimmt, aber vielleicht wird Ginny ja bald heiraten, wer weiß das schon. Ich hab gehört, sie soll sich wieder mit jemanden treffen, aber ich hab noch nicht herausfinden können, wer es ist. Ich weiß nur, er soll gut aussehen und schwarze Haare haben.“ Erneut tauchte Lavender in ihre eigene Welt ab und langsam verlor sie ihre Geduld dabei ihr zuzuhören. „Wie auch immer Lav, ich werde dann mal auch, wenn ich Urlaub habe hab ich doch einiges zu tun, was die Zeit über liegengeblieben ist. Also dann“, lächelte sie gezwungen und umarmte ihre Freundin nochmals, bevor sie diese stehen ließ und zu ihrer Wohnung ging. Ein leises Miauen begrüßte sie, als sie ihre Tür öffnete und ihren Kater begrüßte, der mittlerweile ganz schön in die Jahre gekommen war. Seit geraumer Zeit schleifte er schon sein linkes Vorderbein mit sich mit, da er darin scheinbar kein Gefühl mehr hatte. „Hey Krummbein, du musst doch nicht aufstehen“, begrüßte sie ihren kleinen Schatz ruhig. Sie konnte noch so aufgebracht sein, die Anwesenheit ihres geliebten Katers brachte sie immer wieder zur Ruhe. Vorsichtig hob sie den roten Tiger auf ihre Arme und schlenderte, die Schuhe abstellend und die Tür hinter sich schließend, in ihre Wohnung hinein. „Hast du Hunger, mein Kleiner?“, fragte sie ihn leise, kraulte dabei über sein weiches Fell und legte ihn, an seinem Körbchen angekommen hinein. Sie liebte ihn, doch sie wusste auch, dass sie ihn wohl nicht mehr lange haben würde. Schon jetzt bangte sie um den Tag, der unweigerlich kommen würde. „Weißt du, ich denke, wenn du dabei gewesen wärst, dann hätte ich wohl keine Dummheit begangen. Dann hätte er sich wahrscheinlich nicht einmal ins Zimmer gewagt“, schmunzelte sie. Kniesel waren immerhin bekannt dafür sich nicht jedem zu öffnen und das Wesen einer Person deutlich zu erkennen. Andererseits, nicht einmal Ron hatte er leiden können. Dabei hatte sie nie verstanden, warum. Langsam ging sie zur Küche und streckte sich etwas, bevor sie das Frühstück für ihren Liebling zubereitete. „Weißt du, manchmal wünschte ich mir, du könntest sprechen. Dann könntest du mir verraten, ob du jemals Draco Malfoy auf Hogwarts begegnet bist und was du über ihn denkst. Dass du Ron nicht mochtest, weiß ich ja. Um das herauszufinden, brauchte ich nicht lang. Allerdings, bei Malfoy“ Sie seufzte und ging wieder zu ihm, um ihm sein Fressen zu bringen. „Bei Malfoy hat mich schon immer deine Meinung interessiert.“ Unzufrieden hatte sie die weiteren Stunden, die sie damit begonnen hatte ihre Wohnung auf Vordermann zu bringen, feststellen müssen, dass es wahr war. Sie hatte schon immer wissen wollen, wie Krummbein auf ihn reagiert hätte oder gar hat. Ob er den Aristrokatensohn mochte, anders als Ron? Oder sah er in ihm das Böse, dass die gesamte Welt immer schon gesehen hatte? War er vielleicht doch nur ein Kind gewesen, dass von seinen Eltern beeinflusst, nicht anders werden konnte? Weil er so erzogen worden ist, wie er ist? Oder wie er war? War er denn noch so? Und warum machte sie sich so viele Gedanken um ihn? Wegen dem einen Kuss, oder weil er ihr die Nähe gab, die sie gebraucht hatte? Sie wusste nicht was es war und auch die nächsten Stunden, die sie sich bis zum Abend vertrieb, wusste sie keine Antwort auf ihre ganzen Fragen. Ausgelaugt von dem anstrengenden Morgen und Tag, beschloss sie den Abend auf dem Sofa zu verbringen. Ein gutes Buch und ein Glas Wein würden ihr wenigstens den Abend versüßen. Noch immer hingen ihre Gedanken an der vergangenen Nacht, bis es an der Tür klingelte. Murrend und nicht auf Besuch vorbereitet, schlurfte sie zur Tür und entdeckte, als sie diese öffnete, eine breit grinsende Ginny Weasley. „Nabend, Mione“, grinste sie erfreut und trat sogleich an ihr vorbei in ihre Wohnung. „Guten Abend, Ginny“, entgegnete sie ihrer besten Freundin und schloss die Tür murmelnd hinter ihr, während die Rothaarige schon längst in ihrem Wohnzimmer war. „Sag mal, Mione“, begann sie als sie Hermione zu sich kommen sah. „Was machst du hier eigentlich? Los, zieh dich um, wir gehen feiern. Zuhause auf dem Sofa herumliegen kannst du auch wann anders.“ Augen rollend setzte sie sich wieder auf ihren Platz. „Ich weiß, aber ich will es so. Du hast ja keine Ahnung wie meine letzte Nacht war“, brummte sie und lehnte sich zurück, wollte am liebsten wieder allein sein. „Doch, ich glaube, ich weiß es genau“, hörte sie Ginny lachen. „Sag, wer war es? Mit wem warst du im Bett? Gab es da etwa so heiße Schnitten? Ich hab auf Lavenders Ausflügen, wie wir sie jetzt mal nennen wollen, noch nie einen heißen Typen gesehen.“ Sie hatte ja gewusst, dass Lavender plappern würde. Genervt sah sie ihre beste Freundin an, welche sie neugierig angrinste. „Okay, was hat sie gesagt?“ „Nichts weiter, nur das du nächtlichen Besuch hattest und nicht darüber reden wolltest.“ „Dann belasse es auch dabei, Ginny. Ich will wirklich nicht darüber reden.“ Ihr Magen rebellierte ja allein bei dem Gedanken an die vergangene Nacht mit Draco Malfoy. Da wollte sie sicherlich nicht mit jemanden reden, der ihr noch mehr Fragen stellte, als sie sich selber stellen und beantworten konnte. „Gut, wenn du nicht reden willst, dann zieh dich um, wir gehen noch etwas trinken. Und keine Wiederworte, Mione, sonst frage ich so lange, mit wem du die Nacht verbracht hast, dass du nicht anders kannst als zu antworten." Wütend blickte sie auf ihre Freundin, dessen braune Augen sie zu durchschauen schienen, bevor sie sich erhob und kopfschüttelnd, ohne noch ein Wort zu sagen, das Wohnzimmer verließ. In einer normalen Jeans und einem normalen Shirt gekleidet, mit Jacke drüber, hatten sie zusammen ihre Wohnung verlassen, um den Abend in einem der Clubs der Zauebererwelt zu verbringen. Nur widerwillig hatte sie sich angezogen, doch hatte sie auch gewusst, dass Ginny keine Ruhe geben würde und erklären wollte sie ihrer neugierigen Freundin erstrecht nichts. „Jetzt komm schon, Hermione!“, brummte sie Sie erneut an diesem Abend an. Fast zwei Stunden waren sie mittlerweile in dem derzeit angesagtesten Club unter Zauberern ihres Alters und immer wieder versuchte die junge Weasley sie dazu zu überreden mehr Spaß zu haben. Allerdings war ihre Lust überhaupt von lauter Musik beschallt und von Zauberern angebaggert zu werden, auf dem Tiefpunkt. Spätestens, als sie Pansy Parkinson zusammen mit Daphne Greengrass und Millicent Bulstrode sah, die eindeutig etwas zu feiern hatten. Und was sie zu feiern hatten, war nicht zu übersehen, denn Pansy trug einen Schleier und ein Shirt mit der Aufschrift Braut, während Daphne und Millicent ein ähnliches Shirt mit der Aufschrift Brautjungfern anhatten. Noch mehr verstimmt war sie jedoch, als genau diese Truppe, angetrunken wie sie von den Mengen an Sekt und Champagner waren, auf sie zu kamen und sich allen ernstes bei ihnen breit machte. „Also wisst ihr, eigentlich hasse ich euch ja“, plapperte die Schwarzhaarige sichtlich angeheitert drauf los. „Aber irgendwie auch nicht, ich mein, ich werde heiraten und die Zeiten sind vorbei. Schlammblut, Zauberer, rothaarige Wiesel, irgendwo sind wir doch alle gleich, oder?“ Ungemütlich rutschte sie auf ihrem Platz vor und zurück, als sich die junge Parkinson an sie lehnte und sie genaustens betrachtete. „Weißt du, Granger, ich war im vierten Jahr ziemlich eifersüchtig auf dich. Jeder war das Wohl. Ich meine, du und Krumund dann kamst du da auch noch an, wie eine Prinzessin die Treppe herunterstolziert“, murrte sie ihr zu, sodass ihr alkoholischer Atem Hermione in der Nase kitzelte. Sie wollte weg. Weg von der Frau dessen Verlobten sie in der vergangenen Nacht geküsst hatte. Es konnte nur Pansy sein, die Malfoy heiraten würde. „Seitdem bist du Gryffindors Prinzessin gewesen, wusstest du das? Und Merlin, war ich neidisch auf dich“, gestand Pansy ihr, bevor sie sich abwandte und erneut aus ihrem Glas trank. Warum zum Henker saß sie eigentlich noch da? Und warum hatte Ginny angefangen sich mit Daphne und Millicent zu unterhalten und dabei zu lachen? War die ganze Welt verrückt geworden, oder wieso verstand sie nicht mehr, was vor sich ging. „Weißt du, Draco und Blaise erzählten von dir, ich hätte zu gern gesehen wie du da auf dem Laufsteg umher gewankt bist“, kicherte Pansy neben ihr. „Aber, dein Blondchen, diese Brown, wird mein Hochzeitskleid nähen. Und ihr, du und die Rothaarige hier, ihr seid eingeladen. Eingeladen zu meiner Hochzeit“, gluckste die angehende Braut erfreut und betrunken vor sich her, während Hermione bei ihren Worten erstarrte. Sie sollte zu Pansy Parkinsons und Draco Malfoys Hochzeit kommen? Kapitel 7: Der Vorsatz ---------------------- Nachdem Pansy, sie und Ginny zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte, hatte die angehende Braut sie noch mit auf die Tanzfläche des Clubs geschleppt, auf der sie zusammen zum Takt der Musik tanzten. Nun gut, Pansy wackelte eher wie ein Flubberwurm im Glas umher, statt zu tanzen und Hermione selber war nur noch damit beschäftigt, diese nicht fallen zu lassen. Was bei Merlin hatte sie sich da eigentlich eingebrockt? Als Pansy sie nach ihrer Einladung angesehen und gefragt hatte, ob sie denn auch kommen würde, hatte sie schlecht nein sagen können. Zu höflich war sie für so eine rüde abfuhr. Unmöglich hatte sie in diesem Moment, als Pansy ihr in die Augen gesehen hatte, so treu wie ein verdammter Welpe, nein sagen können. Es war einfach nicht möglich gewesen. Und nur Merlin wusste, wie sehr sie das bereute. Immer wieder kam der Gedanke in ihr auf, einfach loszugehen, zu verschwinden und Ginny mitzuzerren, wenn diese nicht freiwillig mitkommen würde. Doch eben diese schien mehr als nur Spaß bei der gesamten Sache zu haben. Erneut glitt ihr Blick zu der Sitzgruppe herüber, auf der sie zuvor noch gemeinsam mit Ginny gesessen hatte und versuchen wollte, diesen Abend besser werden zu lassen, als den vergangenen. Doch alles wurde nur schlimmer, seitdem sie diesen verdammten Club betreten hatten. „Ups!“, vernahm sie Pansys angeheiterte und schrille Stimme vor sich, was sie dazu veranlasste, sich augenblicklich ihr zuzuwenden. Und da war es auch schon passiert. Ein unaufmerksamer Moment von ihr und Pansy lag ihr zu Füßen und lachte fröhlich vor sich her. „Kann es noch schlimmer werden?“, fragte sie sich unzufrieden und half ihr schließlich wieder auf die Beine, indem sie ihren Arm um Pansys legte und sie dann auf die Füße zog. Dabei erhaschte sie einen Blick auf die Sündhaft hohen, samt bezogenen, schwarzen Pumps an den Füßen der zukünftigen Braut. Nur ein Gedanke drängte sich in den Vordergrund, als sie Sie wieder in eine aufrechte Position brachte. Nie im Leben würde sie selber mit solchen Schuhen, noch dazu betrunken, laufen können. Dennoch fragte Hermione sich, warum sie selber eigentlich nun dazu degradiert war, sich mit ihr zu beschäftigen. Hatte sie nicht genau dafür ihre tollen Trauzeugen dabei? Leider musste sie feststellen, dass das Leben nicht wie eines ihrer Bücher war, in denen genau in solchen Momenten die Rettung kam. Stattdessen lachte Pansy nur, als sie ihre Arme um Hermiones Hals schlang und sich an sie schmiegte. „Ach, Grangerlein, wenn du wüsstest, wie oft ich deinen Namen in den letzten Jahren gehört habe“, seufzte sie und grinste dann wieder. Irritiert lupfte sie ihre Augenbraue und sah auf die, trotz ihren hohen Schuhen, Kleinere vor sich hinab. „Wieso das denn?“, fragte sie verwirrt nach, ahnte aber, dass sie wohl keine vernünftige Antwort bekommen würde, als Pansy erneut anfing zu lachen. Das war auch der Moment in dem für sie Schluss war. Noch länger würde sie nun nicht mit ihr auf dieser verdammten Tanzfläche herum stapfen, nur damit sie nicht hinfiel, weil sie versuchte allein Aufrecht zu stehen. „Ich denke es ist besser, wenn wir gehen“, schloss sie schließlich seufzend und brachte die erneut ins Kichern verfallene Pansy zurück zur Sitzgruppe, an der nur noch Daphne Greengrass zu finden war. Leicht sah diese zu Hermione auf, als sie Pansy unschön auf den Sitz verfrachtete und diese lachend und laut nach dem Kellner rief, um noch eine weitere Runde zu ordern. Geschafft setzte sie sich schließlich ebenfalls hin, rutschte jedoch weit ab von Pansy, die von nun an Daphne ihr Problem sein würde. „Ganz wie in alten Zeiten, was?“, begann die blonde Greengrass ein Gespräch mit ihr. Langsam hatte sie wirklich die Nase voll. Dieser Abend war zum Scheitern verurteilt gewesen, bevor er überhaupt begonnen hatte und von nun an nahm sie sich fest vor, nicht mehr auf Ginny zu hören und ihr erstrecht nicht mehr irgendwohin zu folgen. Bisher lief es immer schief, wenn sie mit ihrer Freundin Unterwegs war. Ganz wie in alten Zeiten, ja, eigentlich stimmte es sogar. Schon damals hatte Pansy sie auf Trab gehalten, wenn sie wieder einmal mit ihrem Gefolge aufgetaucht war und meinte ihr irgendwas erzählen zu müssen, was sie niemals hören wollte. Von den dummen Reinblüter Ideologien hatte sie wahrlich mehr als genug hören müssen und Schimpfworte waren zu dieser Zeit auch nicht gerade wenige geflogen gewesen. „Wieso bei Merlin, bildet sie sich eigentlich ein, dass sie Ginny und mich zu ihrer Hochzeit einladen muss?“, versuchte Hermione den Abend wenigstens noch soweit zu nutzen, dass sie ein paar mehr Informationen bekam, denn immerhin schien Daphne noch halbwegs nüchtern genug um ein vernünftiges Gespräch zu führen. „Nun, du hast sie doch gehört. Eigentlich sind wir alle gleich. Es hat lange gedauert, bis sie das eingesehen hat. Nicht zuletzt war wohl Draco und Blaise der wichtige Anstoß, ihr das klarzumachen.“ Noch verwirrter als ohnehin schon, sah sie Daphne an und überlegte, was sie damit meinen könnte. Daphne dagegen lächelte nur leicht und beobachtete Hermione dabei, wie sie nachdenklich die Stirn kraus zog. Jeder kannte Hermione und wusste, wie gern sie doch über alles nachdachte und hinterfragte. Genau so war sie auch jetzt noch, wie sie selber belustigt feststellte. Kein bisschen schien sie sich verändert zu haben. „Entschuldige, aber ich verstehe es nicht ganz. Was haben Malfoy und Zabini damit zu tun?“ Hatte Blaise etwa von ihrer beider Affäre erzählt? Wusste Malfoy davon, dass sie mit seinem besten Freund im Bett gewesen war und redete deswegen davon, dass sie doch alle gleich waren? Um seinem Freund zu zeigen, dass es okay war, mit einer wie ihr zu schlafen? Solidarität zwischen Männern wohl möglich? Ihr Kopf begann zu dröhnen, umso mehr sie darüber nachdachte. „Nun, um dich von deinen Gedanken zu erlösen, verrate ich es dir, Granger. Draco ist seit dem Ende unserer Schulzeit immer mehr zu einem Muggle Liebhaber geworden. Statt in den Clubs der Zauberwelt, treibt er sich lieber in den Clubs der Mugglewelt herum. Viele würden sagen, er flüchtet dadurch vor der Gesellschaft, die ihn noch immer gern in Szene setzt, sobald er einmal eine falsche Entscheidung trifft, wie die falsche Frau an seiner Seite. Und Blaise hat er damit angesteckt. Zudem reden sie oft über dich, was nicht bedeuten soll, dass sie immer lieb und nett reden. Wie du dir denken kannst, machen sie sich gern mal über die alten Zeiten lustig, denn sind wir einmal ehrlich, sie sind immer noch sie. Sie können nicht aus ihrer Haut. Slytherins und Gryffindors haben sich nie sehr gut verstanden“, erzählte sie ruhig und lächelte dabei, als würde sie genau wissen, was in Hermione vorging. Je mehr die Worte zu dieser durch drangen und in ihr Unterbewusstsein glitten, je wütender wurde sie. Erneut fragte sie sich, was sie nur dazu geritten hatte, mit Blaise zu schlafen und Malfoy zu küssen. Es war eben immer noch alles beim Alten. Keiner von ihnen hatte sich verändert, so sehr sie es sich auch alle wünschten. Vielleicht würden sie sich auch niemals ändern und das Trugbild, welches Malfoy sich aufbaute, indem er sich unter Mugglen bewegte, würde auch noch früh genug verblassen, da war sie sich sicher. Doch selbst nahm sie sich nun einen guten Vorsatz, den sie schon längst hätte beherzigen sollen. Niemals mehr würde sie mit einem Mann schlafen, ohne mit diesem in einer ernsthaften und festen Beziehung zu sein. Weder mit Bill, noch mit Blaise und schon gar nicht mit Draco. Zudem beinhaltete dieser gute Vorsatz, dass sie sicherlich nicht auf die Hochzeit von Pansy Parkinson gehen würde. Wenigstens waren es gute Vorsätze, die sie mehr oder minder leicht vertreten konnte. Sie musste sich immerhin nur von den besagten Männern fernhalten, um nicht rückfällig zu werden und den Rest würde sie dann auch noch hinbekommen. „Dachte ich es mir doch. Malfoy und Zabini können eben nicht aus ihrer Haut, genauso wie wir anderen auch nicht. Wir sind alle gleich. Keiner von uns kann sich verbiegen nur um in der gesamten Gesellschaft zurechtzukommen, aber sag mir eines Greengrass. Wieso bist du allein hier und nicht deine kleine Schwester?“ So ungern sie es auch zugab, sie wollte eine Antwort auf diese Frage, die ihr in den Kopf geschossen war. „So? Du fragst also nach meiner Schwester?“, kam die Gegenfrage, auf die Hermione schon gelauert hatte. Unruhig beobachtete sie Daphne dabei, wie diese an ihrem Wein nippte - den sie sich bestellt hatte – um sie viel zu gern auf die Folter zu spannen. „Nun, meine Schwester ist vermutlich gerade hinter Draco her, der ebenso um die Häuser zieht wie wir“, schmunzelte sie. Das war genau das, was sie nicht hören wollte. Wobei, Draco Malfoy heiratete doch Pansy und die ließ es zu, dass Astoria diesem an seinem Junggesellenabend hinterher rannte und vermutlich mit ihm schlief, wenn er betrunken genug war? Obwohl, sie hatte ja selbst gemerkt, dass er nicht betrunken sein musste, um mit einer anderen Frau, die nicht seine Verlobte war, zu schlafen. Seufzend schüttelte sie ihren Kopf und stand auf. Sie hatte genug von diesem Abend und diesen Leuten, mit denen sie schon zu ihrer Schulzeit keinen Umgang pflegte. „Ein Wunder, dass Parkinson da nichts gegen unternimmt, aber so wie sie aussieht, ist sie sowieso zu nichts in der Lage. Vielleicht solltest du sie nach Hause bringen. Der Abend ist für sie sowieso beendet, wenn man bedenkt, wie wenig sie noch mitbekommt.“ Ihren Kopf schüttelnd, kramte sie in ihrer Tasche herum, bis sie das nötige Geld für ihre Getränke hatte, dass sie gleich darauf auf den Tisch legte. „Also dann, einen angenehmen Abend wünsche ich euch noch. Falls du Ginny nochmals siehst, sag ihr am besten nicht wo ich bin. Sag am besten einfach, du hast keine Ahnung“, versuchte sie Daphne davon zu überzeugen, Ginny abzuwimmeln. Sie hatte keine Lust darauf, dass Ginny wohl möglich nochmals an diesem Abend, oder besser gesagt in dieser Nacht, zu ihr kam. Unzufrieden verließ sie den Club, nachdem sie sich erfolgreich durch die Masse an jungen Zauberern zwängen konnte, die un eben diesen Club versammelt waren um zu feiern. Einige von ihnen kamen ihr sogar bekannt vor, waren sie doch zusammen auf Hogwarts gewesen. Andere wiederum kannte sie überhaupt nicht, weswegen sie sich fragte, seit wann sie so viele junge Hexen und Zauberer in London hatten. Aber gut, sie war auch schon ein paar Jahre aus der Schule raus und sicherlich kamen so einige neue talentierte Generationen hinterher, die ebenso feiern wollten, nachdem sie die Schule hinter sich gebracht hatten. Fröstelnd schüttelte sie sich, als ihr die kühle Nachtluft entgegen stieß, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Kurz schlang sie ihre Arme um sich und rieb sich die Oberarme, bevor sie sich auf den Weg machte, immer die Straße entlang bis hin zu einer Gasse, in der sie apparieren konnte. Nichts wollte sie mehr, als sich Zuhause in ihr Bett zu kuscheln und ihr Buch in die Hand zu nehmen, welches sie dort vor dem Aufbruch mit Lavender zurückgelassen hatte. Vorsichtig zog sie ihren Zauberstab aus ihrer Tasche, den sie immer gut versteckt mit sich führte, bevor sie apparierte. Kaum hatte sie sich wieder Materialisiert, kam eine Übelkeit in ihr auf, die sie erbrechen ließ. Es dauerte eine Weile, bis ihr Magen sich wieder beruhigt hatte und sie sich nicht mehr übergeben musste. „Merlin, ich sollte nicht apparieren, wenn ich getrunken habe“, flüsterte sie vor sich her und fuhr sich mit den Zähnen über ihre Zunge um den ekelhaften Nachgeschmack loszuwerden. Das war ein Abend, den sie sicherlich nicht wiederholen wollte. Und erneut kamen ihre guten Vorsätze wieder zum Vorschein, sodass sie Sie auch ja nicht vergaß. „Okay, noch ein Vorsatz mehr. Keinen Alkohol, wenn ich aufgewühlt bin und apparieren muss“, brummte sie vor sich her und lief langsam und bedächtig auf die Haustür zu. Endlich würde sie in ihr Bett fallen und endlich würde sie ein wenig Ruhe finden. Erst in ihren vier Wänden angekommen, merkte sie, dass eine Eule an ihrem Fenster saß und mit dem Schnabel dagegen pickte, während Krummbein von innen mit der Pfote die Scheibe zerkratzte. Vorsichtig verscheuchte sie ihren in die Jahre gekommenen Kater, bevor sie die Eule Einlass gewährte und ihr einen Keks gab, bevor sie wieder verschwand. Den Brief öffnend und die Zeilen lesend, erstarrte sie. Kapitel 8: Das Treffen ---------------------- Fassungslos taumelte sie einige Schritte rückwärts und ließ sich auf ihr Sofa fallen, dass sie in ihren Kniekehlen spürte. Wieso musste das alles passieren? Wieso mussten diese verdammten Schlangen gerade jetzt damit anfangen Buße zu tun und die Gryffindors in ihr Leben lassen? Erneut überkam sie eine Übelkeit bei dem Gedanken daran, was vor ihr lag. Die Karte in der Hand loslassend, die sie dem Brief entnommen hatte, segelte achtlos zu Boden, als sie sich schnellstens aufrappelte und eilig in ihr Badezimmer eilte. Kaum war sie angekommen und hatte die Tür aufgerissen, hing sie schon über die geöffnete Toilettenschüssel und übergab sich. Ein Abend mit Slytherins, Alkohol und Hochzeitseinladungen, bekam ihr allen Anschein nach überhaupt nicht. Es dauerte noch eine Weile, bis sie sich beruhigen konnte und die Übelkeit abebbte. Diese verdammte Pansy Parkinson hatte ihr doch wirklich eine Einladung zu ihrer Hochzeit zukommen lassen. Das schlimmste daran war, dass sie annahm, dass Hermione mit jemanden zusammen kommen würde. Woher sollte sie denn nun, so kurz vor der Hochzeit, jemanden finden, der mit ihr zu dieser gehen würde? Wer wusste schon, wen diese vermaledeite Slytherin noch alles eingeladen hatte. Aber, wenn sie so überlegte, wollte sie es gar nicht wissen. Es würde ihr ja doch nichts bringen. Erschöpft zupfte sie sich etwas von dem Toilettenpapier zu ihrer Linken ab und wischte sich damit über ihren Mund, bevor sie es ins Becken warf und den Spülgang betätigte. Nur wacklig konnte sie sich auf ihre Beine ziehen, hielt sich dabei am Waschbecken fest das nicht unweit von ihr, zu ihrer Rechten, an der Wand hing. Ihr Blick glitt zum Spiegel, durch den sie sich selber betrachtete und feststellte, wie fertig sie eigentlich aussah. Feiner Schweiß rann über ihre Stirn, ließ einige Strähnen an dieser kleben und lief ihr schließlich an der Schläfe hinab. Auch so sah sie nicht besonders fit aus. Ihre Haut war fahl, fast schon kränklich, was sicherlich daran lag, dass sie sich bis zu diesem Zeitpunkt noch übergeben hatte. Dabei wusste sie nicht einmal, wie lang sie schon am Boden gekniet und sich in die Schüssel erbrochen hatte. Fahrig strich sie sich die angeklebten Strähnen aus dem Gesicht und stellte das Wasser an, dass sie sich mit beiden Händen ins Gesicht warf um sich etwas zu erfrischen. Normalerweise würde Hermione in einer solchen Situation erst einmal duschen gehen, doch da ihr noch immer schlecht war, wollte sie es nicht riskieren unter der Dusche zu erbrechen. Ihren Mund mit Wasser spülend, trocknete sie sich anschließend ab und nahm sich einen Eimer, den sie sonst für ihren Kosmetikabfall benutzte, mit in ihr Schlafzimmer. Nur langsam ließen ihre Füße den Weg hinter sich und führten sie näher zu ihrem Ziel. Ihr Schlafzimmer lag ruhig da, hatte sie schließlich niemanden, der es mit ihr teilen konnte. Stöhnend gesellte sich der Eimer in ihrer Hand neben ihr Nachtschränkchen, bevor sie sich umständlich aus ihren Kleidern schälte und auf ihrem Bett landete, die Arme weit von sich gestreckt und die Augen geschlossen. Den Rest des Abends, oder besser gesagt der Nacht, wälzte sie sich unruhig in ihrem Bett hin und her, döste mehr, als dass sie schlief und fröstelte schließlich, trotz der warmen Decke, die sie eng um ihren Körper schlang. Es war Mittag, als Hermione sich fertig gemacht aus dem Haus wagte und hoffte, sie würde jemanden finden, der mit ihr zur Hochzeit ging. Schnell verschwand sie um eine Ecke, von der aus sie apparieren konnte und löste sich schließlich mit einem leisen „plopp“ in Luft auf. Ihr erstes Ziel war Neville. Sie wusste, dass dieser gerade von Hogwarts zurück sein müsste, um mit Luna zusammen sein zu können. Demnach würde sie ihn fragen können, ohne einen weiteren Umweg machen zu müssen. Bei dem Haus der Longbottoms angekommen, klopfte sie an die Tür, wobei jedes Geräusch von eben dieser absorbiert wurde. Ihr war es schleierhaft, wie Luna und Neville informiert wurden, dass sie Besuch hatten, wenn die Besucher nicht einmal wirklich klopfen oder gar klingeln konnten, denn eine Klingel besaßen sie erst gar nicht. Rufen wäre noch eine Möglichkeit, doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, ihre Stimme zu erheben, wurde die Tür geöffnet und ein sehr zerzauster und nur halb angezogener Neville stand in der Tür. Seine Hose hing auf halb acht und der Knopf war geöffnet, sowie der Reißverschluss. Wie sie noch auf seiner Hüfte halten konnte, wusste sie nicht. Sein Hemd, das er so gern trug sobald er Zuhause war, war ebenso wenig ordentlich. Unweigerlich drängte sich ihr schlechtes Gewissen in den Vordergrund, das darauf pochte, Neville und Luna bei etwas sehr intimen gestört zu haben. „Oh, hallo Hermione, was kann ich für dich tun?“, kam es von Neville, der sichtlich überfordert damit war, sie vor seiner Haustür aufzufinden. Kurz schluckte sie und überlegte, ob sie ihn nicht einfach stehen lassen sollte, ohne irgendetwas zu sagen, denn als hinter ihm Luna auftauchte, die nur in einem Slip und Shirt aus der Küche des Hauses kam, wurde ihr unheimlich heiß und sie wusste, sie glich mittlerweile sicherlich einer Tomate, so rot musste sie angelaufen sein. „Ich... Nun, ich wollte dich eigentlich etwas fragen, aber ihr scheint gerade beschäftigt zu sein, daher“, begann sie, brach jedoch ab. „Vielleicht komme ich später noch einmal, entschuldigt die Störung.“ Nichts war ihr bisher so unangenehm, wie eben diese Begegnung. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass Neville und Luna gerade dabei waren sich innig zu Begrüßen, oder wie auch immer man das nennen konnte. Wahrscheinlich waren sie einfach nur froh, sich nach langer Zeit wieder in den Armen halten zu können und den Luxus zu genießen, den Paare eben hatten. Liebe. Liebe war ein Luxus, den sie sich selbst nicht leisten konnte, den sie nie erreichen konnte, egal wie sehr sie danach suchte und wie viel sie dafür bezahlen wollte. Am Ende bezahlte sie viel zu viel für nichts. „Ähm, okay, dann bis bald, Hermione“, riss Neville sie aus ihren Gedanken, die einmal mehr in der vergangenen Zeit ins Negative abdrifteten. Sie musste es sich unbedingt abgewöhnen so sehr im Selbstmiteid zu schwelgen. „Bis bald ihr zwei“, lächelte sie noch einmal und drehte sich um, verließ das Grundstück und apparierte zu ihrem nächsten Ziel. Es war nicht die beste Idee, doch sie wusste nicht viele Personen, die sie fragen konnte. Neben Neville wusste sie nur Seamus und Dean, die nach Hogwarts jedoch ein Paar geworden waren und mit denen sie nicht zu einer Hochzeit gehen konnte. Jeder wusste, dass die beiden zusammen waren und somit würde es nur komische Blicke und Fragen hageln, wenn sie mit einen von ihnen auftauchen würde. Mit Ron konnte sie ebenso nicht dort auftauchen und da sie nicht zu Bill wollte, da sie wusste, dass Fleur es sowieso nicht gutheißen würde, blieb ihr nur ein einziger. Cormac McLaggen. So sehr sie diesen Kerl auch hasste, so wenig blieb ihr doch übrig. Blaise war sicherlich einer der Ehrengäste auf Parkinsons Hochzeit und wenn diese nicht nur daher geplappert hatte, wurden Ginny ebenfalls eingeladen, weshalb sie lieber nicht Harry fragen wollte. Seufzend fuhr sie sich durch ihr Haar um es wieder zu ordnen, nachdem sie appariert war und in einer Gasse, nicht weit von McLaggens Wohnung entfernt, auftauchte. Sie hasste allein die Tatsache, dass sie überhaupt wusste, wo dieser wohnte. Während sie so da stand und hinüber zu dem Mehrparteienhaus sah, dachte sie darüber nach, ob sie es wirklich wagen sollte. Es würde sie sicherlich nicht weiter bringen, mit Cormac auf einer Hochzeit aufzutauchen, wo sie ihm doch so gut sie konnte, aus dem Weg ging. Dabei drängte sich ihr eine weitere Frage auf. Warum wollte sie überhaupt unbedingt zu dieser Hochzeit? Sie würde dabei zusehen müssen, wie Draco Malfoy, der Mann, der sie immer schon reizte, eine andere Frau heiratete. Eine Frau, die sie schon zu ihrer Schulzeit verachtet hatte dafür, wie sie sich präsentierte. Sie war so anstrengend gewesen und wenn sie an den Abend zuvor dachte, schien sie sich nicht gerade gebessert zu haben. Leise stöhnte sie auf und schob ihre Hände in ihre Hosentaschen. Das ganze Theater darum, mit wem sie zu dieser Hochzeit gehen sollte, war vollkommen sinnlich. Vielleicht sollte sie einfach in den Urlaub fahren. Spontan verreisen und dann behaupten, die Einladung kam, zu überraschend. Zwar wäre das keine all zu passable Ausrede, da die meisten darauf beharren würden, dass sie ja eine Hexe war, die sowieso gern durch Raum und Zeit sprang, doch dem würde sie sich lieber stellen, als mit Cormac auf dieser Hochzeit aufzutauchen. Fest entschlossen sich nicht weiter damit zu befassen, wen sie mitnehmen konnte, setzte sie sich in Bewegung und lief um die Ecke nach rechts, hinein in die überfüllte Straße, die geradewegs zu einem ihrer Konditoren führen würde. Es war zwar recht spät und weder Frühstücks, noch Kaffeezeit, doch Hunger ließ sich nicht vertreiben und zu Mittag hatte sie noch nichts gegessen, das wäre ihr bei ihren vorangegangenen Überlegungen auch nur auf den Magen geschlagen. So schlenderte sie, hier und dort in die Schaufenster blickend, die Straße hinab, bis sie schließlich an der Konditorei ankam, die sie so sehr liebte. Sie war keine, die billig war. Um sich dort ein sündiges Stückchen Torte zu erhaschen, musste man schon tief in die Tasche greifen, doch das war es Wert, wie sie fand. Die Torten und Küchlein die Lucielle anbot waren einfach Traumhaft. Sie schmeckten so süß, wie alle Süßigkeiten im Honigtopf zusammen und nicht nur das, sie waren meist mit kleinen Zaubern versehen, sodass die Rosen auf einer Torte einmal aufgingen, sobald man begann die Torte zu Essen. Wenn sie einem jedoch nicht schmeckte, so verwelkte die Rose und wurde zu kleinen Schokoladensplittern. „Ahh, guten Tag, Hermione, lange nicht gesehen, was kann ich heute für dich tun?“, begrüßte Lucielle sie, die gerade aus ihrer Backstube an die Auslage trat um eine neue Torte hineinzustellen. „Hallo, Lucielle. Ja, ich hatte viel zu tun in der letzten Zeit, wie ist es dir ergangen?“, erwiderte sie im Plauderton, während sie selbst weiter die Auslagen betrachtete. Bei einer solch schönen Auswahl fiel es ihr jedes Mal aufs neue schwer, etwas zu finden, dass sie wirklich probieren würde. Lucielle hatte bisher immer viele schöne Sachen und jedes Mal, wenn sie zu ihr kam, hatte sie andere Stücke. Somit konnte sie sich nicht einmal nach und nach von jedem Kuchen bedienen um diese zu kosten. Nein, so fiel die Wahl immer wieder von neuem schwer genug. „Gut, das Geschäft läuft prima, nicht zuletzt, seitdem du Werbung im Ministerium für mich gemacht hast und sie dort, für ihre Bankette und Geschäftstreffen, ihren Kuchen nur noch bei mir bestellen.“ Freudig strahlte sie Hermione an, sodass dieser Warm ums Herz wurde. Lucielle war eine, noch recht junge, Frau, die gerade erst mit dem Handwerk ausgelernt hatte. Allerdings hatte sie wohl schon, vor ihrer Ausbildung zur Konditorin, viel von ihrer Großmutter gelernt, die sie nebenbei pflegte, weswegen ihr Laden nur von zehn Uhr Vormittags bis siebzehn Uhr Nachmittags geöffnet hatte. Doch das tat keinen Abbruch. Kundschaft hatte sie genug, wie sie wieder einmal bemerkte, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde und eine ruhige und tiefe Stimme ertönte. „Guten Tag, Lucielle, ich möchte die Bestellung für die Hochzeit bezahlen.“ Augenblicklich stockte sie, als sie die Stimme erkannte. Zudem war es nicht schwer zuzuordnen, wer den Laden betreten hatte, wenn man bedachte, dass nicht jeden Tag jemand heiratete. Ihr Puls beschleunigte sich, wagte sie es sich jedoch nicht, sich umzudrehen. Wieso war er dort? Wegen dieser verdammten Torte? Hatte er nicht ebenfalls Junggesellenabschied gefeiert? Wieso war er dann nicht besoffen in irgendeinem Bett um wieder auszunüchtern? „Hallo Draco, kein Problem, warte doch einen Moment, ich hole nur eben die Rechnung. Hermione, entschuldige, ich bin gleich für dich da. Aber, wenn ich dir einen Kuchen empfehlen darf, dann den 'Orange the Sun'. Er wird dir schmecken, vertrau mir“, zwinkerte sie Hermione noch einmal zu, bevor sie kurz hinter ihrer Schwingtür verschwand um die gewünschte Rechnung zu holen. Wie angewurzelt stand sie da, konnte sich nicht rühren und hoffte, Lucielle würde schnellstens zurück sein um die Zahlung abzuwickeln. Sich zu Draco umdrehen, wollte sie sich nicht, doch machte dieser ihr vorhaben kaputt, indem er sie an der Schulter packte und leicht zu sich herum drehte. „Granger“, sprach er sie schließlich an und musterte sie eingehend. „Ich habe gehört, dass du in der Nacht mit Pansy unterwegs warst?“, fragte er sie und es war schwer, ihn nicht direkt anzusehen. „Nicht lange, ich bin früh gegangen. Es war immerhin nicht meine Party.“ Die Worte verließen nur langsam ihren Mund, wollte sie Sie doch eigentlich gar nicht aussprechen. Sie klangen bitter und irgendwie verletzt. Als sie es schließlich wagte in seine Augen zu sehen, erkannte sie misstrauen und Skepsis, die er jedoch nicht aussprach. „Gut. Ich hätte auch nicht angenommen, dass du mit Pansy klar kommst. Du und sie, ihr lebt in unterschiedlichen Welten. Da macht auch ihre Einladung nichts besser“, begann er ihr zu erklären und so wie er die Worte formte, bekam sie das Gefühl, nicht erwünscht zu sein. Etwas, was sie überhaupt nicht ausstehen konnte. Mittlerweile hatte sie die schreckliche Angewohnheit, allen widerständen zum Trotz das zu tun, was man nicht von ihr verlangte, was man nicht wollte. „Du solltest nicht zur Hochzeit kommen. Pansy, sie will dich vorführen“, warf er ihr direkt an den Kopf. Wut pochte in ihr auf, wurde immer kräftiger. Sie hatte doch gewusst, bei dem ganzen Theater war ein Haken. „Aha. Nun, dass kann sie mir ja dann auf der Hochzeit beweisen, wenn ich mit meinem Partner dort erscheine“, rümpfte sie ihre Nase und funkelte ihn finster an. Seine Hand rutschte von ihrer Schulter, auf der sie noch immer geruht hatte und sein Blick wurde ernster, verschlossener. So hatte sie ihn lange nicht gesehen. In der Nacht im Hotel war er offener gewesen, weicher. „Tu, was du nicht lassen kannst, ich habe dich nur gewarnt, Granger“, knurrte er und schob seine Hand in seine Innentasche seines Jacketts, um die Galleonen hervorzuholen, die er für die Torte brauchte. Genau aufs Stichwort kam auch Lucielle wieder und wedelte leicht mit der Rechnung in der Luft. „Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, durch die ganzen Aufträge war die Rechnung nach unten gerutscht und in einem Blätterwirrwarr verschwunden“, schmunzelte sie, bis sie die angespannte Stimmung zwischen ihren Kunden bemerkte. „Danke“, antwortete Draco ihr nur kurz und reichte ihr das Säckchen mit Galleonen. „Stimmt so. Alles andere besprechen wir bei der Lieferung“, betonte er noch kurz, bevor er Geld gegen Rechnung tauschte und mit einem kurzen gruß an Lucielle die Konditorei verließ. Irritiert sahen die zwei Frauen seinem blonden Schopf hinterher, bis er verschwunden war. „War etwas zwischen euch?“, fragte Lucielle sie, während sie das Gold in ihre Schürzentasche steckte und sich Hermione gänzlich zuwandte. „Ihr kennt euch, oder?“, fragte sie weiter und brachte Hermione dazu leicht zu nicken. „Ja, wir kennen uns. Waren zusammen in Hogwarts“, räusperte sie sich und versuchte ein ungezwungenes Lächeln aufzusetzen. Seine Worte hatten sie durcheinander gebracht und wütend werden lassen, weswegen sie sich zu etwas hinreißen ließ, was sie doch vor wenigen Minuten noch über Bord geworfen hatte. Blieb also doch das Problem, mit wem sie zu dieser dämlichen Hochzeit gehen sollte. „Weißt du Hermione, wenn du den 'Orange the Sun' nimmst, wirst du gleich auf andere Gedanken kommen. Er hebt die Laune von denen, die ein Stückchen von ihm kosten. Es ist eine russische Spezialität, die meine Oma sich auf ihren Reisen angeeignet hat“, flüsterte sie ihr verschwörerisch zu und war so taktvoll nicht weiter nachzuhaken, was zwischen ihr und Draco war. Doch da fiel ihr plötzlich etwas ein. Lucielle hatte sie, ohne es zu wissen, auf eine Idee gebracht. Nun wusste sie, mit wem sie zur Hochzeit gehen konnte und sie würde sich sicherlich nicht blamieren. „Danke, Lucielle. Bitte packe ihn mir doch ein, ich muss dringend etwas erledigen und kann ihn erst nachher essen“, bat sie die Konditorin, welche strahlend nickte. „Sehr gerne, Hermione.“ Ruhig zog sie sich magisches Papier heran, dass ich genau um das Stück Kuchen legte, sodass es nicht verrutschen konnte und seine Form behalten würde, ohne das etwas am Papier zurück blieb, dass man leidig abkratzen musste. Zufrieden bezahlte Hermione noch, bevor sie sich auf den Heimweg machte und dort angekommen, einen Brief schrieb. „Lieber Viktor, zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich dir lange Zeit nicht auf deinen Brief geantwortet habe und dafür möchte ich mich herzlich bei dir Entschuldigen. Als wieder Gutmachung möchte ich dich gerne als meine Begleitung zu der Hochzeit von Draco Malfoy und Pansy Parkinson einladen, falls du Zeit hast. Ich würde mich sehr freuen, wieder Zeit mit dir zu verbringen und ein wenig über das zu Reden, worüber wir im letzten Brief geschrieben hatten. Liebe Grüße, Hermione.“ Kapitel 9: Der Rückfall ----------------------- Ruhig machte sich Hermione auf den Weg nach Hause, hatte sie doch gerade noch einige Sachen eingekauft, um ihren Kühlschrank mit Essen und Getränken zu füllen, bevor Viktor bei ihr ankam. Lächelnd und leicht summend schritt sie die Straße entlang und sah hier und da mal in eines der Schaufenster, die immer reichlich bestückt waren. Manchmal fragte sie sich, wer diese lästige Arbeit auf sich nahm, die Schaufenster der Geschäfte so sachgemäß und auf den Punkt zu dekorieren. Mussten die Damen oder Herren wohl immer wieder aus den Laden heraus laufen um zu sehen, ob es so stimmig war, wie sie es angeordnet hatten? Wenn ja, stellte sie sich das ganze mehr als nur nervig vor. Vor allem, wenn man eine leichte Tendenz zum Perfektionismus hatte. Das kannte sie ja von sich selber. Alles musste seine Ordnung haben, egal ob auf ihrer Arbeit, oder bei sich zuhause. Überall hatte sie die Dinge dort, wo sie für sie hingehörten und davon durfte nichts wirklich abweichen, denn dann wurde sie nervös. Einmal hatte sie Krampfhaft versucht alles einfach irgendwo liegen zu lassen, wie ein Buch im Bad, nachdem sie es beim Lesen in der Wanne beiseite gelegt hatte, doch das hatte einfach nicht funktioniert. Bücher gehörten nicht ins Badezimmer auch, wenn sie gern eines mit sich nahm und darin laß, während das wohlig heiße Wasser ihre Muskeln entspannte. Es war anstrengend Perfektionistin zu sein und so sehr sie auch versuchte es sich abzugewöhnen, gelang es ihr nur selten, wenn sie Beispielweise lange Arbeitstage hatte und kaum Zuhause war. Dann blieb doch mal einiges dort liegen, wo es eigentlich, nach ihrer Ordnung, nicht hingehörte. Dennoch, solch ein Schaufenster würde sie nie dekorieren wollen, das war nichts für sie. Es würde Hermione in den Wahnsinn treiben, wenn sie alle paar Sekunden rein und raus rennen würde, um zu sehen, ob das Bild im Fenster auch dem in ihrem Kopf entsprach und alles seine Richtigkeit hatte. Wie lang hatte sie auch nach dem einen Kleid gesucht, dass ihren Ansprüchen genügte, um es auf Pansy ihrer Hochzeit zu tragen, deren Einladung sie ja unglücklicherweise angenommen hatte. Wäre Pansy doch nur nicht so betrunken gewesen, als sie Sie einlud. Und wäre die Einladung doch nur unpersönlich per Eule gekommen, dann hätte sie locker abgesagt, doch so? Nein, so konnte sie es nicht. Seufzend ließ sie ihren Kopf hängen und schritt weiter die Straße hinab. Wenigstens hatte sie das größte Problem mit Viktor lösen können. Sie war ihm Dankbar, dass er die Einladung angenommen hatte, mit ihr dort hinzugehen. Immerhin war es nicht selbstverständlich, nachdem der Kontakt ihretwegen so sehr eingeschlafen war. Aber wie sagte er so schön? Es war eine Möglichkeit zu sehen, was aus all den anderen geworden war. Soweit sie wusste, war nicht viel Kontakt zwischen ihm und London aufrechterhalten worden. Einzig schrieb er ab und an mit Fleur, von der er einige wenige Neuigkeiten wusste. Zudem wusste sie, dass Bill und Fleur nicht zur Hochzeit eingeladen waren, was Hermione erleichterte, wenn sie ehrlich zu sich selber war. Sie war froh, dass sie generell nicht mehr all zu viel mit den Weasleys zu tun hatte. Leicht lächelte sie, bei dem Gedanken an sie. Mollys herzliche Art und Arthurs Begeisterung für die Welt, aus der sie kam, die Muggelwelt, vermisste sie schon ab und an und dennoch war es besser so. Sie konnte nicht so tun, als wäre nichts schiefgelaufen zwischen ihr und einigen der Familienmitgliedern auch, wenn Bill sich an nichts erinnern konnte und Ron und sie schon lange getrennt waren. In einsamen Nächten kämpfte sie noch immer damit, dass sie und Ron nicht zusammen gehörten, wo sie es doch in der Schulzeit so sehr gehofft und geglaubt hatte. In Gedanken versunken, bekam sie erst mit, dass sie Zuhause angekommen war, als sich jemand vor ihr räusperte. Erschrocken ließ sie ihren Wohnungsschlüssel fallen, den sie gerade aus ihrer Tasche gefischt hatte und starrte zu dem jemand auf, der auf der Treppe vor ihrer Tür stand. „Malfoy?“, entkam es ihr irritiert, hatte sie doch nicht mit ihm gerechnet, eher noch mit Viktor. Doch dieser schien noch nicht angekommen zu sein. Kein Wunder, es war auch noch nicht die abgesprochene Zeit zur Anreise. „Was willst du hier?“, wies sie ihn rüde zurecht, als sich die erste Überraschung gelegt hatte. Reichte es denn nicht, dass sie ihn bei der Hochzeit am nächsten Tag sehen würde? „Du hast also wirklich vor Morgen mit Viktor zur Hochzeit zu kommen?“, fragte er sie wie beiläufig, als würde er über nichts Wichtiges sprechen. Stirnrunzelnd sah sie ihn an, bevor sie ihren Blick gegen Boden wandte und ihren Schlüssel aufhob, den sie hatte fallen lassen. „Natürlich werde ich kommen. So kurz vor einer Hochzeit noch abzusagen, ohne einen triftigen Grund, wäre unverschämt. Zudem würde Viktor die lange Reise dann umsonst gemacht haben.“, antwortete sie ihm schnippisch und schob sich an ihm vorbei. Ihr Schlüsselbund rasselte während sie den passenden Schlüssel suchte und zerstörte die Stille, die sich sonst zwischen ihnen breit gemacht hätte. Warum musste sie eigentlich immer ungebetenen Besuch bekommen? Erst Lavender, dann Ginny und nun auch noch Malfoy. Fehlte nur noch, dass Bill, Blaise oder Pansy vor ihrer Tür auftauchten. „Weißt du, Granger, du bist dümmer als ich immer dachte. Ich hätte angenommen du weißt, wenn du eingeladen bist, aber eigentlich unerwünscht bist“, konterte auch er nun in einem passiven Tonfall, der sie jedoch wenig störte. Immerhin war das bisher die Stimmlage, die sie von ihm am besten kannte. Nicht wie die im Hotel, als er so ruhig und fast schon sanft mit ihr gesprochen hatte. Denn hiermit konnte sie wenigstens umgehen. Damit kannte sie sich aus und sie brachte Abstand zwischen sie beide. „Weißt du, Malfoy, ich dachte du kennst mich mit all den Jahren, doch scheinbar tust du es nicht, denn sonst wüsstest du, dass ich gerade dann nicht klein beigebe und meine Frau stehe. Und glaube mir, nicht ich werde mich auf dieser Hochzeit blamieren, sondern du und Pansy“, gab sie ihm zu verstehen. Schon immer wusste sie, wie sie Argumentieren musste, wenn es darauf ankam. Und mit Draco hatte sie nun wirklich schon oft genug diskutiert, als dass sie wusste, dass es nichts brachte ihm zu sagen, aus welchen Beweggründen sie etwas machte. „Das ist das, was ich nie an dir verstehen werde, Granger. Statt dich zurückzuhalten, gehst du immer auf Konfrontation. Ist das so ein Gryffindor Ding, Mut beweisen, indem ihr nicht klein beigebt, obwohl ihr wisst, was auf euch zukommt?“ Er verstand es wirklich nicht. Warum tat sie sich das an? Er wusste selber, wie hart es war in Gesellschaft von Leuten zu sein, die einen musterten, die einen nicht mochten, gar verachteten und es würden genug Rinblüter dort sein, die nicht seine eigene Meinung vertraten und mit Mugglen Frieden geschlossen hatten. Sie würde in eine Welt kommen, die er von früher kannte, als er noch zur Schule ging und wenn er ehrlich mit sich selber war, wollte er das ganze nicht wieder erleben. Er wollte nicht das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand hören, wollte nicht die Blicke sehen, die verächtlich den Tod einer anderen Person wünschten. All das hatte er hinter sich gelassen, war selbst befreit von den Zwängen und den Wahnvorstellungen eines Reinblütigen Lebens. Für ihn zählte der Charackter des Menschen mittlerweile mehr als das Blut, dass doch bei jedem das gleiche war. Auf dem Schlachtfeld konnte man damals nicht unterscheiden, welches Blut zu wem gehört hatte. Da war es ein und dasselbe. Alles war rot und unterschied sich höchstens in den Chromosomen, wenn man es untersuchte. Das Blut zeigte nicht, wie viele Jahrhunderte vorfahren reine Zauberer waren, oder gar Mugglestämmig. Niemand konnte das Sagen und der Tag der großen Schlacht hatte ihm so viel gezeigt. Da hatte er vollends verstanden, was es bedeutet hatte überhaupt zu leben und für das zu kämpfen, was man liebt. „Es ist kein Gryffindor – Ding, wie du es so schön nennst. Wir sind nicht die Häuser in die wir eins eingeteilt waren. Ja, ich zeige vielleicht Mut und kämpfe, selbst wenn es von Anfang an ein verlorener Kampf ist, doch wir sind mehr, ich bin mehr. Ich habe auch Eigenschaften, die mich zu einer Slytherin machen würden, oder zu einem Hufflepuff. Wir alle tragen jedes Haus in uns, sodass wir nicht mehr unterscheiden sollten, wo wir hingehören. Das ist genauso wie mit Reinblut und Mugglestämmig. Es fließt dasselbe Blut durch unsere Adern. So haben wir auch Teilweise alle irgendwo mal gleiche Eigenschaften. Aber du hast recht, du wirst mich nie verstehen und das musst du auch nicht, denn du wirst mich nie an deiner Seite haben, um mich verstehen zu müssen.“ Während ihrem Gespräch hatte sie aufgehört mit ihrem Schlüssel zu klirren und den richtigen zu suchen. Sie brauchte ihn nicht, solange sie mit ihm stand und mit ihm redete. „Du solltest jetzt besser gehen, Malfoy, Draco“, sagte sie ruhig. Würden sie nicht vor ihrer Tür stehen, wäre das ein glatter Rauswurf ihrerseits gewesen. Doch Glücklicherweise hatte er ihre Wohnung nicht betreten, sodass sie ihn damit nur den Rat gab, zu gehen. Er hatte hier nichts zu suchen, nicht vor ihrer Tür und nicht in ihrer Nähe. Und wenn sie könnte wie sie wollte, hätte es die Nacht im Hotel auch nicht gegeben, dann würde sie Sie ungeschehen machen, wie die Nacht, die sie mit Bill hatte. Nur leider konnte sie es nicht, denn an Draco kam sie nicht so leicht heran, um seine Gedanken zu manipulieren. „Geh jetzt, es ist an der Zeit. Wir haben hier nichts mehr zu besprechen und alles weitere werden wir Morgen auf der Hochzeit sehen. Mach dir noch einen entspannten Tag, denn ab Morgen beginnt ein Leben, dass nicht mit deinem jetzigen übereinstimmt.“ Auch, wenn sie selbst nicht verheiratet war, wusste sie, dass sich mit einer Ehe einiges änderte. Je nachdem, wie eifersüchtig die Frau war, würde es sehr anstrengend für den Mann werden, denn hat die Frau einmal geheiratet, lässt sie nicht mehr so leichtfertig alles zu. So würde sie selber es zumindest handhaben, dachte sie sich, würde sie jemals heiraten. Pansy schätzte sie da genauso ein. Sie war eine Frau, die schon immer auf das achtete, was ihr gehörte und das galt vor allem für Draco Malfoy. Nie hatte sie ihre Augen von ihm gelassen und ihn bewacht wie ein Adler seine Jungen. Doch nun würde er ihr gehören und die beiden würden vielleicht in baldiger Zukunft gar Kinder bekommen. Ein Seufzen entfloh ihr, ohne das sie es zurückhalten konnte. Wie gern hätte sie selbst ein Kind. Ein kleines Mädchen, oder einen kleinen Jungen, den sie erziehen konnte, ihm die Liebe schenken konnte, die sie zu vergeben hatte. „Du solltest nicht kommen, Granger, überlege es dir. Und nicht mein Leben wird sich verändern“, antwortete er ihr noch zurückhaltend, wobei er seine Hände in die Hosentaschen steckte und die Treppe vor ihrer Wohnung hinab lief. „Man sieht sich Morgen, schätze ich“, ließ er nochmals verlauten, bevor er verschwand und sie allein, ratlos vor ihrer Tür stehen ließ. Es war unfassbar, wie sie sich doch mit ihm unterhalten konnte. Es war anders als früher, doch angenehmer. Zwar zickten sie sich ab und an wohl dennoch kurz an, je nachdem, was gerade Thema war, doch es war nicht mehr so schlimm, dass sie sich bis aufs Blut stritten. Es war irgendwie angenehm auch, wenn sie ihn gern gar nicht erst in ihrer Nähe wüsste. Allerdings würde das nach der Hochzeit auch wieder vorbei sein, genauso wie es nach der Schule gewesen war. Jeder ging seine eigenen Wege und sie kreuzten sich nie. Bis heute. Seufzend schüttelte sie kurz ihren Kopf und schloss schließlich die Tür zu ihrer Wohnung auf. Die Einkäufe stellte sie in die Ecke, in der die Tüten immer standen und mit einem kurzen Wink ihres Zauberstabes, sortierte er sich in die Schränke und den Kühlschrank, ohne das sie groß etwas dazu tun musste. Sie musste zugeben, manchmal war es wirklich praktisch Zaubern zu können, gerade in einem Moment wie diesem, wo sie keine Lust darauf hatte etwas per Hand zu erledigen. So kam es auch, dass sich auch der Tee allein kochte, mit dem sie ihre Nerven beruhigen wollte. Ihre Gedanken drehten sich erneut um seine Worte und es war, als würde ihr Gehirn immer wieder jedes einzelne Wort von Draco speichern wollen, als wären sie die Wertvollsten, die sie je gehört hatte. Absurd, wie sie fand, doch was diese Besessenheit in ihr auslöste, wusste sie nicht. Es war schon spät am Abend, als Viktor und sie sich, nur noch in Schlafsachen bekleidet, auf ihr Sofa setzten um nach dem Abendessen noch etwas zu reden. Sie hatte ihren Tee lange ausgetrunken gehabt, als Viktor an ihrer Tür klopfte und mit einiger Verspätung vor ihr stand. Er sah etwas mitgenommen aus als er vor ihr gestanden und sie in eine Umarmung gezogen hatte, doch das war verflogen, als sie zusammen gekocht und gegessen hatten. Mit Wein in der Hand saßen sie da und unterhielten sich über all das, was nach der Schule so geschehen war. So erfuhr sie auch, dass er sich nach der Hochzeit von Bill und Fleur Sorgen um sie gemacht hatte, als er erfuhr, was in London los war. Selbst war er drauf und dran gewesen, sich auf den Weg zu machen, um ihnen zu helfen, doch er war nicht weit gekommen, denn auch sie hatten in ihren Teilen mit dem Krieg zu tun gehabt. Es hatte nicht nur Auswirkungen auf die englische Zauberergemeinschaft gehabt. Doch hatten sie es alle überstehen, mehr oder weniger. Natürlich gab es Verluste, doch die brachte jeder Krieg. Die menschliche Rasse war immerhin die schlimmste von allen. Sie war die, die am meisten in der Welt zerstörte. Die zu viel nahm und zu wenig gab. Doch darüber wollte sie nicht nachdenken, konnte sie das ganze doch als einzelne Person sowieso nicht aufhalten. Genüsslich trank sie ihren Wein leer und versuchte Viktors Worte zu folgen, war sie doch wieder einmal mit ihren Gedanken vollkommen abgedriftet. Allerdings schien er das nicht so eng zu sehen, als er sich an sie lehnte und seinen Arm hinter ihr auf die Lehne legte. Lächelnd sah er sie an, er schien nichts von ihr zu erwarten, immerhin kannte er sie auch mit all der Zeit schon sehr gut, sodass er wusste, dass sie ab und an eher in Gedanken verweilte, als dass sie allem folgte, was er sagte. Böse konnte er darüber jedoch noch nie sein, war es doch genau diese Art, die ihn damals angezogen hatte. Ihre ruhige Persönlichkeit, wenn sie über etwas nachdachte, war so interessant wie nichts sonst, denn man wusste nie, was gerade in ihr vorging. In solchen Momenten war sie ein einziges Geheimnis. Etwas, das man versuchen wollte zu lüften. Intelligente Frauen hatten es ihm sowieso schon seit je her angetan gehabt, denn in diesen steckte das meiste Potenzial verborgen. Selbst war er ebenfalls nicht dumm, hörte aber genau wie Hermione wohl lieber zu, als dass er selber sprach. Wobei sich das schon ein wenig mit den Jahren gelegt hatte. „Hermione, wir sollten vielleicht besser schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag“, gab er schließlich von sich und stellte sein Glas, dass er gelehrt hatte, auf dem Tisch ab. „Mmh, ja vielleicht sollten wir das“, überlegte sie und musterte ihn. Er war noch immer eine stattliche Erscheinung und nicht zu vergleichen mit Blaise, Bill, Ron oder Draco. Im Gegenteil, er war durchtrainiert und sie war sich sicher, würde man mit diesem Mann Sex haben, würde es keineswegs langweilig sein. Eher noch verdammt leidenschaftlich. Kurz kam sie nicht umhin, dich vorzustellen, wie er sie gegen die Wand drückte, auf dem Weg in ihr Schlafzimmer und wie er sie dann hoch hob und küsste. Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer, je mehr sie darüber nachdachte, was für ein stattlicher Liebhaber er doch wäre, waren sie schließlich nie soweit gegangen, miteinander zu schlafen. „Hermione?“ Fragend sah er sie an, lächelte jedoch leicht, als würde er genau wissen, woran sie gerade dachte. Verlegen wand sie ihren Blick ab und stand schnell auf. Sie hatte sich doch einen Vorsatz gelegt. Sie durfte nicht rückfällig werden. „Ja ähm.. Wir sollten wirklich schlafen, denke ich“, lächelte sie nervös, vermied dabei jedoch jeden weiteren Blick zu ihr. Schnellen tippelten ihre nackten Füße über den kalten Paketboden, den sie in ihrer Wohnung nur stückweise mit Teppichen bedeckt hatte. Sie flüchtete geradezu vor ihm. Sie durfte nicht wieder spielen, nicht wieder ihre Sehnsucht in gefühllosen Sex vergraben. Es war ihr unangenehm, dass er ihr angesehen hatte, was sie dachte. Ein Ruck riss sie aus ihren beschämten Gedanken und ließ sie herum fahren. Erschrocken sah sie zu Viktor auf, der ihr hinterher gelaufen war und sie an der Hand zurückgezogen hatte. Doch statt vor ihm zurückzuweichen, blieb sie ruhig stehen, wartete ab, was er tun würde und als er sich schließlich zu ihr hinab beugte, konnte sie nicht anders. Halt suchend schlang sie ihre Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss, den er begonnen hatte. Alle Zweifel und Bedenken verdrängte sie, ließ sie im Nebel der Gefühle verschwinden, die sie überkamen, je weiter sie den Kuss vertieften und je enger er sie an sich zog. Sie spürte seine muskulösen Arme um sich, seine Hände die ihren Rücken begierig auf und ab strichen, bis sie den Saum ihres Nachthemdes fanden und es über ihren Kopf zog. Vergessen war ihr Vorsatz und willkommen der Rückfall. Kapitel 10: Die Erkenntnis -------------------------- Der Morgen ihrer persönlichen Schande war viel zu schnell voran geschritten. Mit Vorwürfen sich selbst gegenüber, hatte sie sich nach dem leidenschaftlichen Sex mit Viktor, der sie beide, wie in ihren Phantasien, in ihr Schlafzimmer geführt hatte, davon geschlichen. Während Viktor ruhig in ihrem Bett lag und schlief, hatten ihre Gedanken zu höchstouren gefunden. Abermals verfluchte sie sich für ihre Taten, für ihr Handeln. Wieso konnte sie sich nicht zurückhalten? Der einzige, bei dem sie es gekonnt hatte, war der, den sie wohl am meisten wollte. Wieder einmal musste sie sich eingestehen, dass sie kaputt war. Seit dem sie im Krieg gekämpft hatte, war irgendetwas mit ihr geschehen, dass sie sich nicht erklären konnte, oder eher wollte. Die ganzen Ereignisse, Gefühle und Gedanken kämpften sich immer wieder in ihr Gedächtnis zurück, sodass sie Sie jedes Mal aufs neue zurück drängte und Sex war da ein gutes Gegenmittel. Mit Sex konnte sie sich von ihren Problemen ablenken. Und lieber sammelte sie neue Probleme, indem sie mit Leuten schlief – mit denen sie lieber nicht schlafen sollte – als dass sie sich mit alten Problemen auseinander setzte. So kam es auch, dass sie sich die halbe Nacht überlegte, ob sie Viktor die Erinnerung an den Sex nehmen sollte, oder nicht. Schließlich war ihre Entscheidung auf ein – Nein – gefallen. Es reichte, wenn sie Bill sämtliche Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht genommen hatte. Mit Viktor würde Hermione schon klar kommen, denn ihn musste sie nicht so oft sehen. Wenn er erst einmal zurück in Russland wäre, wäre alles vergessen und sie müsste sich keine weiteren Gedanken darüber machen. Ganz wie immer, wie es schon zu Hogwarts Zeiten gelaufen war. Leise erhob sie sich aus ihrem Sessel im Wohnzimmer und legte das Buch, dass sie eigentlich hatte lesen wollen, wieder beiseite. Während ihre Gedanken die gesamte Nacht gekreist waren, hatte sie sich einfach nicht darauf konzentrieren können, egal wie sehr sie es auch versuchte. Doch nun wurde es Zeit, sich aufzuraffen und für die Hochzeit fertig zu machen. Die Sonne war schon fast eine Stunde in ihrer Wohnung zugegen, so dass es ihr nur teilweise schwer fiel, sich in die Küche zu stellen und ein Frühstück zuzubereiten. Ruhig schwang sie ihren Zauberstab, damit sich ihre Küchenutensilien in Bewegung setzten. Während ihrer Zeit bei den Weasleys hatte sie sich doch so einiges von Molly Weasley abgeschaut, dass ihren Alltag erleichterte. Nur in den schlimmsten Fällen, wenn sie wieder einmal nicht mit sich selber zurecht kam, putzte sie ihre Wohnung auf Muggle Art auf Hochglanz. So nutzte sie ihre negative Energie wenigstens für etwas gutes. Während sie den Zauberstab schwang um Wasser für einen Kaffee zu kochen, näherten sich schwere Schritte, die sie aber längst als Viktors vernommen hatte. Manchmal erschrak sie vor sich selber, wie achtsam ihr Körper und Geist seit dem Krieg war. Doch allein, dass es noch immer Todesser gab, die diese Bezeichnung verdienten und auf freiem Fuße waren, ließ ihren Körper nicht zur Ruhe kommen. Ruhig lauschte sie seinen Schritten, die direkt hinter ihr verstummten. Starke Arme schlossen sich um ihre Hüfte und sein Kopf lehnte gegen ihren, als er ihren Hals mit Küssen bedeckte. Ein unangenehmer Schauer überfuhr ihren Körper, den sie zu gerne ignoriert hätte, wäre er dafür nicht zu stark gewesen. Unruhig stahl sie sich aus seine Umarmung und lächelte ihn entschuldigend an. „Wir sollten nicht trödeln, wir haben sowieso schon zu lange geschlafen“, sagte sie, um davon abzulenken, dass es ihr nicht gefiel, was er tat. Verstehen würde Viktor das ganze sowieso nicht, hatte sie sich doch in der Nacht zuvor vollkommen ihren Gelüsten hingegeben und leidenschaftlichen Sex mit ihm gehabt. Zu ihrer Erleichterung stimmte er ihrem Vorschlag zu und setzte sich an den gut gedeckten Frühstückstisch, an den sie den Kaffee schweben ließ. Leise atmete sie tief durch, bevor sie sich ihm gegenüber setzte. „Sag mal, Hermione“, begann er, während er nach einem Brötchen griff. „Wieso denkst du, dass Pansy Parkinson, Draco Malfoy, heiratet?“ Irritiert hob sie ihren Blick, den sie zuvor auf ihre viel interessanter wirkende Tasse gelenkt hatte. „Was?“, fragte sie irritiert und sehr geistreicht. Sie musste genau in diesem Moment einen äußerst komischen Anblick liefern. „Na, du hast doch geschrieben, dass du gern mit mir zur Hochzeit von Parkinson und Malfoy gehen würdest, aber Pansy heiratet doch Anthony Goldstein.“ Irritierter als vorher starrte sie ihn einige Sekunden an. „Wie kommst du darauf?“ So wirklich schien ihr Gehirn noch nicht zu begreifen, was er ihr sagen wollte. „Ich habe ebenfalls eine Einladung erhalten“, antwortete er ihr geduldig. Ruhig hatte er, im Gegensatz zu ihr, schon zu frühstücken begonnen. Ihr Herz hüpfte einen Moment aufgeregt in ihrer Brust, als sie begriff, dass Draco Malfoy bisher nicht verheiratet war und es an diesem Tag auch nicht sein würde. Doch warum, bei Merlins verlorener Unterhose, hatte sie die gesamte Zeit über angenommen, er würde heiraten? Mit einem schnellen Griff und den dazu passenden Schwung, rief sie – Accio, Einladungskarte – bevor diese zu ihr, direkt in ihre Hand flog. Schnell überflog sie die Zeilen, die auf dem hochwertig impregnierten und marmorierten Papier geschrieben standen. Es waren unmissverständliche Worte, die sie in ihrem Wahn, gar nicht wirklich gelesen hatte. Wie dumm sie doch manchmal war. Und dann hieß es immer, sie wäre die klügste Hexe des Jahrhunderts. Zum Glück bildete sie sich nichts darauf ein und auch nicht darauf, was die Welt dazu sagte, dass sie als eine der schönsten Bräute auf der Hochzeitsmesse gegolten hatte. Allerdings nur, weil dort vernünftige Presseschreiber unterwegs waren und nicht solch inkompetente Leute wie Rita Kimmkorn. Allein wenn sie an diese Frau auch nur dachte, stellten sich ihr die Nackenhäarchen auf. Allerdings, dass Malfoy sie in diesem Kleid gemocht hatte, war ihrem Ego doch recht gut bekommen. Das Blaise sie so ebenfalls gemocht hatte, war ihr dagegen so gar nicht bekommen. Aufseufzend ließ sie die Karte auf den Tisch fallen und schluckte fest. Warum hatte er es ihr nicht gesagt? Warum hatte er sie in dem Glauben gelassen, er würde Heiraten? Das erklärte ihr jedoch, warum er auf der Hochzeitsmesse war. Als Bräutigam würde er doch sonst das Kleid sehen, oder wissen, wie es ungefähr aussah. Dennoch, es wurmte sie, dass sie die gesamte Zeit gedacht hatte, es wäre Malfoy, der Pansy zur Frau nahm. „Hermione?“ Sachte riss Viktor sie aus ihren Gedanken, sodass sie zu ihm aufsah. „Du solltest etwas essen, auf Hochzeiten dauert es gern etwas länger, bis es etwas zu Essen gibt und gerade bei Reinblüter Hochzeiten haben andere Dinge vorrang“, begann er ihr zu erklären. Und da fiel es ihr auf, sie hatte keine Ahnung von Reinblüter Ehen und Eheschließungen. Sicherlich hatten sie wieder irgendwelche abgedrehten und gar nicht zeitgemäßen Bräuche, denen sie folgten. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Unbehaglich fing sie an, wenigstens ein bisschen zu essen, denn wer wusste schon, was sie noch alles erleben würde. Nachdem sie etwas gegessen und sich angezogen hatten, waren sie schon auf direktem Wege zur Örtlichkeit. Das Anwesen der Parkison, dass man über die beigelegten Koordinaten, oder mit einem hinterlegten Portschlüssel erreichen konnte, erstreckte sich vor Hermione wie ein übergroßes Mahnmal. Der Weg zum Tor war aus kleinen Steinen, auf denen es sich lief, als wären es Fliesen. Eindeutig verzaubert, stellte sie fest. Immerhin hatten an diesem Tag schon etliche Hexen auf ihren Hackenschuhen den Weg meistern müssen und die wenigsten kannten den Zauber, um ordentlich auf jede Art von Weg mit ihnen zu laufen. Sie selbst war eine von denen, die ihn nicht kannten. Zu selten trug sie Schuhe mit dünnem hohen Absatz, sodass es sich ihr nie erschlossen hatte, wozu sie ihn hätte lernen sollen. Doch hier auf dem Anwesen wurde scheinbar an alles gedacht. Hauselfen begrüßten die eintreffenden Gäste, die das Tor passierten und überprüften, ob den jeweiligen Leuten der Zutritt gewährt wurde oder nicht. Sie erkannte einige Schritte vor sich Gregory Goyle wieder, der mit ihr im selben Jahrgang gewesen war. Einer von Dracos Gorillas, wie sie damals schon so gern gesagt hatte. Es hatte wirklich Jahre gedauert, bis sie den Malfoy Spross mit jemand anderen außer Vicent, Goyle oder Pansy gesehen hatte. Ab und an war noch Daphne Greengrass in seiner Nähe gewesen, doch auch das war selten, bis Blaise zu ihm gestoßen war. Wie die beiden dazu gekommen waren, sich miteinander anzufreunden, wusste sie nicht, doch interessierte es sie eigentlich auch gar nicht. Blaise Zabini war einer von denen, die wenig auf Dracos gehabe gegeben hatten und die ihm nicht zu kreuze gekrochen waren. Eine Eigenschaft, die sie an ihm mochte. Er war sein eigener Herr und tat, was er wollte. Nunja, dass hatte sie zugegebenermaßen auch ausgenutzt. Ihre Hoffnung lag nun darin, dass sie ihm nicht all zu oft über den Weg laufen würde. Er war noch immer Gefährlich für sie, auch wenn sie ihm im Fahrstuhl eigentlich zu deutlich gemacht hatte, wie sie mittlerweile über ihrer beider Liaison dachte. Jedoch hoffte sie auch, dass Draco nicht recht behalten würde und Pansy sie nur eingeladen hatte, um sie vorzuführen. Wobei, wenn sie recht überlegte, hatte Pansy nichts, womit sie Sie, Hermione, vorführen könnte. Von diesen Gedanken bestärkt, legte sie ihren Arm in den von Viktor dargebotenen und schritt gemächlich den Weg entlang, über all die feinen Kiesel, zum Tor. Auf Anweisung der Hauselfen, die mehr als nur mürrisch drein blickten, zeigten sie ihre Einladungen, woraufhin der Hauself, der ihre Einladung überflog, einen grummeligen Laut von sich gab und etwas wie Schlammblut murmelte. Knapp reichte er ihr die Karte zurück und wenn sie nicht so sehr für die Hauselfen gekämpft hätte, hätte sie diesem Exemplar gerade nur zu gern einen Fluch auf den Hals gehetzt. Typisch Hauselfen der Reinblütigen Familien. Es war dasselbe, wie mit Kreacher. Nur das dieser sich mittlerweile lieber in Regulus Zimmer verzog, bevor er wieder einmal von Harry zurecht gewiesen würde. Missgünstig verzog sie ihr Gesicht, ärgerte sich über die Unverschämtheit des Personals. „Ärgere dich nicht, Hermione, dass ist normal für sie. Sie kennen keine Muggle oder Mugglestämmige in ihrem Haus. Eigentlich sind nicht sie die Untergebenen. Wir leben in ihren Häusern und wenn sie wollten, würden sie die Macht haben, uns dieser zu berauben. Elfenmagie ist eine sehr komplexe Art und sehr viel Kraftvoller als die unsere.“ Viktors Erklärung war nichts, was sie nicht schon längst wusste, doch ließ sie ihn in dem Glauben, dass er ihr etwas erklären konnte, dass sie noch nicht wusste. Viktor war eben noch immer mehr der körperliche Typ als der, der gut reden konnte. Harry hatte sie damals dafür ausgelacht, doch hatte er nie so viel Zeit mit dem Bulgaren verbracht, wie sie selber. „Ich störe mich nicht weiter daran, Kreacher ist nicht besser und der lebt bei Harry“, erklärte sie ihm. „Fast jedes Mal, wenn ich bei Harry zu besuch bin, darf ich mir so etwas anhören, auch wenn es schon besser geworden ist, da Harry ihn jedes Mal zurecht weißt.“ Leicht lächelte sie bei dem Gedanken an ihren Freund. Vielleicht hätte sie ihn doch fragen sollen, ob er mit ihr geht. Aber wie sie schon richtig überlegt hatte, dass konnte sie nicht. Wenigstens würde sie noch andere Leute sehen, die sie kannte, denn die Parkinson hatte es sich nicht nehmen lassen, fasst ihren gesamten Jahrgang einzuladen. Selbst Lavender würde mit Ronald auf diesem Fest der Liebe sein, wobei sie nicht wirklich wusste, ob es ein Fest der Liebe war. Reinblütige Frauen heirateten ja schließlich nicht immer Männer, die sie liebten. Es war ihnen eher so vorgegeben. Die Beziehungen waren schon vorher bestimmt. Etwas, weswegen sie mehr als zufrieden war, von Mugglen abzustammen. Sie zwang niemand dazu, jemanden zu heiraten, nur weil er eine Adlige Familie hinter sich stehen hatte. Allein, dass Reinblüter viel zu viel ineinander verankert waren, indem einige in der Geschichte sogar Cousin und Cousine heirateten, war ihr zuwieder. Sie wusste nicht, wie man dazu kam, seinen Cousin zu heiraten und mit diesem auch noch zu schlafen, um Erben zu bekommen, die Reinblütig sind. Das entsprach nicht dem, was sie sich von einer Ehe erhoffte. Es gab immerhin so viele Menschen auf dieser Welt, dass sie der Meinung war, man musste nicht seine eigene Familie Heiraten. Absurd. Das war es, was sie davon hielt. Unzufrieden bemerkte sie, dass Viktor sie näher an sich zog, während sie den weiteren Weg, vorbei an in Form gestutzten Büschern, entlang schritten. Das Stimmengewirr um sie herum wurde lauter und bevor sie zur Eingangstür gelangen konnten, führte ein Weg links am Haus vorbei, der an den Rändern gespickt mit Lampinions war. Es dauerte ein wenig, bis man das riesige Anwesen umrundet hatte und im Garten, oder besser auf den weitläufigen Länderein der Parkinsons ankam. Überall waren Girlanden aus Blumen und weiße Organza Schlaufen zeigten den Weg, den man zu passieren hatte. Ihr Blick schweifte umher. Bei all der Dekoration, die getätigt wurde, den Zelten, die aufgebaut wurden um später darin zu Essen und zu Tanzen, fühlte sie sich erschlagen. Der Garten war über und über mit Blumen verziert. Hier und dort hingen sogar einige Glückwunschkarten, die von Gästen überreicht wurden. Es war eine Hochzeit, wie sie es noch nie erlebt hatte. So viel aufhebens hatte es nicht einmal bei Bills und Fleurs Hochzeit gegeben und dort wurde schon alles so detailliert geplant und aufgebaut. Es war erschreckend, wie viel Zeit man doch in solch einen einzigen Tag stecken konnte. Sicherlich hatte Pansy für ihre Traumhochzeit nicht nur eine Weddingplanerin arrangiert, der sie die Hölle heiß machen konnte mit ihren Vorstellungen. Doch bei all dem, was sie sah, musste es einfach Pansys Vorstellungen genügen. Sie selber war einfach nur überfordert von der Atmosphäre, die sich ihr präsentierte. Unbehaglich sah sie sich weiter um und erkannte die Gäste erst auf dem zweiten Blick, die sie neugierig musterten. Viele Blicke trafen sie, beobachteten jede ihrer Bewegungen. Und dies war der Moment, in dem sie sich fehl am Platze vorkam. Am liebsten würde sie sofort wieder gehen, diese ganze Hochzeit vergessen und einfach sagen, dass sie erkrankt war, doch dafür war es zu spät. Nun war sie dort, wo sie nicht hingehörte und dies allein zeigte ihr schon, dass Draco recht gehabt hatte. Pansy konnte sie sehr wohl vorführen. Denn allein ihre Anwesenheit auf diesem Gelände, dieser reinblütigen Hochzeit, war eine Vorführung. Sie war die Attraktion an diesem Tage und jeder würde darüber sprechen, wie sehr sich die fanatischen Parkinsons, die damals noch Harry an Voldemort hatten ausliefern wollen, geändert hatten. Immerhin lud sie nun die Personen ein, die sie damals am meisten verachtet hatte. Und ein Zauberer, der der Weltenretter war, oder ein Blutsverräter, war bei weitem nicht so bewundernswert, wie ein Schlammblut in den Kreisen der Reinblüter. Und gerade, als sie sich umwenden wollte, um zu verschwinden, um sich die Blöße zu geben, diese Hochzeit geduckt zu verlassen, hörte sie eine ihr zu bekannte Stimme und sie wusste, sie konnte nicht gehen. „Hermione, da bist du ja, komm, komm, ich brauche deine Hilfe.“ Kapitel 11: Die Hilfe --------------------- Überfordert, das war sie. Es war nicht oft vorgekommen, dass sie sich in ihrem Leben derart überfordert gefühlt hatte. Ja, nicht einmal zur Horcrux jagt hatte sie sich so überfordert gefühlt wie in diesem einen Moment. Sie stand in einem der unzähligen Zimmer des Hauses oder eher Anwesens. Neben ihr stand Ginny und vor ihr werkelten drei Frauen an einer herum. Wie als würden sie eine Schaufensterpuppe drapieren. Es war ein heilloses Durcheinander und Hermione wusste nicht, was sie überhaupt hier sollte. Die drei Frauen vor ihr waren keine geringeren als Lavender, Daphne und Millicent. Lavender war es auch gewesen, die sie in dieses verfluchte Zimmer geholt hatte. Das Ankleidezimmer von Pansy Parkinson, die wie eine verfluchte Prinzessin mit erhobenen Haupt und einem Glas Wein auf diesem gottverdammten prunkvollen Stuhl saß, der mit Samt überzogen war. Generell war das ganze Anwesen einfach nur viel zu übertrieben weitläufig und protzig. Etwas, was sie selber nie bewohnen würde. Ihr würde schon ein kleines gemütliches Haus, mit genug Platz für sie und ihre Familie, die sie eines Tages gründen wollte, reichen. Das Pansy da einen anderen Standard gewohnt war, war ihr dabei auch klar gewesen. „Hermione, nun komm schon her, ich brauche deine Hilfe!“, bettelte Lavender mit Nachdruck in der Stimme. Sie war gestresst, das merkte man ihr direkt an. Die Trauung würde bald losgehen und sie kamen einfach nicht voran. Gerade sie, Hermione, sollte ihr nun helfen. „Ich weiß nicht, warum du meine Hilfe brauchst, Lavender. Ginny ist doch viel begabter in solchen Sachen und kann dir doch viel besser helfen, wobei auch immer“, nuschelte sie zum Ende hin nur noch. Es war ihr gleich, wie Pansy vor den Altar treten würde und genauso war ihr diese ganze Feier vollkommen egal. Nachdem Viktor sie aufgeklärt hatte, wessen Hochzeit an diesem Tage stattfinden würde, war es ihr total egal gewesen. Komischerweise hatte sie sich nur Draco Malfoys Hochzeit antun wollen, nicht aber die der Parkinson. „Steh nicht so dumm rum, Granger“, hörte sie von Pansy. Wütend biss Hermione ihre Zähne zusammen, um nicht frech zu werden. Immerhin war sie nur zu Gast und eine Braut durfte sich alles erlauben, denn immerhin war es ihr Tag. „Was, was soll ich tun?“, fragte sie schließlich zähneknirschend. Warum ausgerechnet sie? Ihr Blick galt Lavender, wütend starrte sie Sie an, bis Pansy alle um sie herum verscheuchte und von ihrem Stuhl aufstand. „Los, verschwindet, alle!“, dirigierte sie ihre Freundinnen und alle anderen zur Tür hinaus. Irritiert hob Hermione eine Augenbraue, war jedoch froh darum, doch noch drum herumzukommen, irgendetwas für diese Prinzessin tun zu müssen. Mit vor der Brust verschränkten Armen ging sie auf die große Tür zu, durch die schon Pansys Freundinnen verschwunden waren. Sie wussten scheinbar, dass man der Braut nicht widersprach, vor allem nicht, wenn diese Pansy Parkinson hieß. Ihr erleichterter Gesichtsausdruck, den sie aufgesetzt hatte, als Pansy sie alle rausschmiss, wich einem steifen zucken ihrer Mundwinkel, als sie Pansys herrische Stimme erneut vernahm. „Du nicht, Granger!“, hörte sie Sie hinter sich bestimmen. Am liebsten hätte Hermione geflucht bei so viel Unverfrorenheit, doch würde sie das auch nicht schneller verschwinden lassen, sodass sie sich auf die Zunge biss und geschlagen umdrehte. Kurz warf ihr Lavender noch einen Blick zu, der sie jedoch nur noch mehr irritierte. Als die Tür schließlich ins Schloss fiel und das leise klacken dabei ertönte, waren nur noch sie beide in diesem riesigen Zimmer, dass allein schon ein Saal sein könnte. Schon immer ging ihr die Frage durch den Kopf, warum man solche großen Räumlichkeiten brauchte. Es war doch viel schöner, etwas Kleineres zu haben, wo man sich nicht so leicht verkriechen konnte. Hier in dieser Villa konnte man in der Küche ungestörten hemmungslosen Sex haben, obwohl eines der Familienmitglieder auf der Suche nach einem war. Am besten in diesem Falle noch der eigene Ehemann denn das gab dem ganzen ja noch diesen verbotenen und anregenden Touch. Wieder einmal verfluchte sie sich für ihre Gedanken und Ideen, die damit zu tun hatten, dass sie Fremdgehen und das damit verbundene erwischt werden, äußerst erregend fand. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur zu viele Bücher dieser Art gelesen, als ihr langweilig war und nichts anderes mehr zuhause gehabt hatte, als die Bücher ihrer Mutter. „Der Grund, warum ich dich hier behalten habe, ist einfach, Granger, kommst du von allein drauf?“, riss Pansy sie aus ihren Gedanken und sorgte dafür, dass Hermione ihr wieder ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen ließ. Stutzig geworden blickte sie in die braunen Augen ihrer Gegenüber, die genauso gut ihre eigenen Iriden sein könnten. Augenblicklich fühlte sie sich, als würde sie in einen Spiegel gucken, den sie eigentlich immer mied. Seit einiger Zeit schon, sah sie sich selbst nicht einmal mehr im Spiegel an. „Nein, Pansy, ich weiß nicht, warum ich hier bin. Was soll das ganze? Willst du mir zeigen, wie viel besser ihr Reinblüter seid? Wie toll du bist und wie schlecht ich, Hermione Granger, Mitglied des goldenen Trios, doch bin? Das ich unfähig bin, eine Beziehung zu führen und jemanden zu finden, der mich liebt? Was willst du von mir? Warum bin ich hier?“ Krampfhaft versuchte sie ihre Fassung zu wahren, obwohl sie sie schon längst verloren hatte. Allein mit diesen Fragen, hatte sie sich verwundbar gemacht und alles vergessen, was sie sonst so sehr aufrechterhielt. Ihre Fassade war gebrochen und ließ schon viel zu viel durchblicken. „Nein, Hermione“, begann die Schwarzhaarige, die zwei Schritte auf Hermione zuging. „Die Einladung war ernst gemeint, auch wenn ich betrunken war, als ich sie aussprach. Wir sind keine Kinder mehr Granger und wir sind beide Teile der Gesellschaft. Außerdem hatte ich gehofft, dass du allein kommen würdest, wenn ich ehrlich bin“, fuhr sie ungerührt fort. Sprachlos stand sie da, wusste zum wohl ersten Mal in ihrem Leben keine wirkliche Erwiderung zu geben. „Du, was?“ Wenn man sie betrachtete, würde man wohl denken, sie wäre ein Fisch auf dem trockenen, so hilflos wie sie gerade in diesem Moment erscheinen musste. „Entschuldige, aber ich verstehe nicht, Pansy. Was soll das ganze hier? Wieso hoffst du, dass ich alleine auf einer Hochzeit auftauche? Willst du mich etwa verkuppeln? Wenn das deine Absicht ist, dann tut es mir leid, aber ich bin sicher nicht dafür da, damit du deine Ideen an mir austesten kannst.“ Es war ja wohl die Höhe. „Setz dich, Hermione“, begann Pansy ruhig und drehte sich wieder zum Stuhl um, auf dem sie zuvor noch gesessen hatte und deutete ihr den weiteren Stuhl an. „Hör zu, ich will dich nicht beleidigen oder sonstiges. Du bist ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, auch wenn dir das vielleicht unangenehm ist. Würde ich dich hier bloßsstellen wollen, würde es auf meine gesamte Familie zurückfallen und das will ich nicht. Zudem scheinst du mir die einzige zu sein, die rational und pragmatisch ist. Daphne und Milli rennen um mich herum wie aufgeschreckte Hühner und versuchen mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, noch bevor ich ihn selber kenne. Es ist einfach anstrengend. Ich bin verflucht nervös und heirate in eine Gutmensch Familie ein, die nie Dreck am Stecken hatte, wie meine Familie. Das alles bringt mich aus dem Konzept und so ruhig ich auch wirke, ich bin es nicht. Mein Atem stinkt schon jetzt nach Feuerwhiskey, weil ich den Druck anders nicht ausgehalten hätte. Meine Hände zittern und ich brauche einfach jemanden um mich herum, der mich runterbringt oder ablenkt und das bist du, Hermione Granger.“ Ein Aufatmen war im Raum zu vernehmen, als wäre eine unendliche Last von den Schultern zweier Menschen gefallen und obwohl sie selber noch verdammt angespannt war, ob dieser skurrilen Situation in der sie sich befand, konnte sie die Parkinson auf einmal verstehen. Sie musste unter unheimlichen Druck stehen und es war für Hermione nicht klar, ob sie diese Heirat auch wirklich wollte. Sachte lief sie, auf ihren Hackenschuhen, die bei jedem Schritt, den sie tat leicht klackerten, zum dargebotenen Stuhl und ließ sich undamenhaft darauf fallen. Tief seufzte sie und setzte sich aufrechter hin, als sie sah, wie Pansy in ihrem Stuhl saß. Die Schultern gerade, den Rücken nicht angelehnt und die Beine leicht zur Seite abgewinkelt. An ihr war wahrlich eine Prinzessin verloren gegangen. Mit schief gelegtem Kopf sah sie die zukünftige Braut an. „Sag, Pansy, willst du Anthony eigentlich heiraten? Im Moment wirkst du auf mich, als würde dir das alles hier gar nicht gefallen. Ich sehe kein strahlendes Lächeln, keine glitzernden Augen. So wie du mir gerade gegenüber sitzt, scheinst du eher das zu tun, was man dir vorschreibt.“ Es war ihr gleich, wie jemand mit so viel Selbstbewusstsein, an seinem Hochzeitstag so zusammen gesunken wirken konnte. „Es ist nicht, dass ich ihn nicht liebe. Es ist viel mehr, dass ich unsicher bin und völlig überfordert. Die Hochzeit hat meine Mutter ausgerichtet und die passende Schneiderin waren Draco und Blaise besorgen, wie du mitbekommen hast. Ich konnte kaum mitsprechen und dabei müsste man doch meinen, die Braut aus reichem Hause hätte das sagen auf ihrer eigenen Hochzeit und wäre vollkommen in den Aufgaben, die damit einher gingen aufgeblüht. Dem war aber nicht so. Als ich anfing mit Anthony alles zu planen, wollten wir eine kleine Feier, die Familie und Freunde, mehr nicht. Es sollte weniger Prestige auftauchen, keine Presse. Wir wollten den Tag für uns, doch das hat meinen Eltern nicht gefallen. Sicherlich wirst du nun sagen, dass es doch immer noch meine Hochzeit ist und ich das Sagen haben müsste, doch hier bei uns, unter Reinblütern ist es etwas anders. Die Eltern der Braut bezahlen das Fest und somit haben sie auch das sagen, wenn ihnen etwas nicht passt“, erklärte sie sich und in diesem Moment, wirkte Pansy auf Hermione, wie ein kleines Mädchen, dass in einem Kleid ihrer Mutter steckte, weil es gedacht hatte, es würde Spaß machen sich darin im Spiegel zu betrachten, bis sie bemerkte, dass die Mutter es nicht so toll fand. „Weißt du, Pansy, ein wenig verstehe ich es schon, auch wenn ich nicht eure Ansichten teile und mir das wohl selbst nicht gefallen lassen würde. Aber so wie ich dich hier gerade sehe und erlebe, bist du einfach nur eine Frau, die sich etwas ganz anderes erhofft hat und die nun von dem Druck der Erwartungen erschlagen wird, aber soll ich dir noch etwas verraten? Du bist wunderschön, hier in diesem Kleid, in einem Stuhl, der für Prinzessinnen wie dich gemacht ist. Da draußen wartet eine Feier für dich, mit Freunden und Familie, mit einem prächtig geschmückten Garten voller wunderschöner Blumen. Die Zeremonie wird so, wie Anthony und du es wollt. Ihr bestimmt sie, denn ihr seid der Mittelpunkt, wegen euch sind alle hier und was die Braut sagt, ist immer und überall gesetzt an deren Hochzeitstag, daher sei dir gewiss, du wirst deinen Tag so erleben, wie du ihn dir erwünscht hast. Seien wir mal ehrlich, wenn du da vorne stehst und Anthony siehst, dann sind alle anderen um dich herum sowieso vergessen. Allein, wenn du in seine Augen siehst und bemerkst, dass er nur dich sieht, wirst auch du dich darin verlieren. Ihr werdet euch eure Liebe schwören und euch bejubeln lassen. Ihr werdet tanzen und alles um euch herum vergessen, denn nur ihr zählt. Was die anderen Leute machen, ist doch egal, denn ihr werdet den für euch perfekten Moment erleben, den euch niemand nehmen kann.“ Das war es, wie sie sich ihre eigene Hochzeit vorstellte. So und nicht anders, sollte es doch im Leben laufen, wenn man den für sich perfekten Mann heiratete und ihm schwor, immer an seiner Seite zu sein, egal was kommen mag. Verträumt lächelte sie, als sie sich selbst vor dem Altar stehen sah, doch so schnell wie dieser Gedanke kam, war er auch wieder verflogen, denn die Realität war immer noch eine ganz andere. „Ich danke dir, Hermione. Genau deswegen wollte ich, dass du hier bist. Ich weiß, ich habe nie viel von dir gehalten, als wir noch zur Schule gingen, doch ich habe schon damals deine Talente bemerkt. Du bist anders als ich und die anderen Frauen hier, die in Panik verfallen, obwohl nicht sie heiraten. Es tut gut, jemand um sich zu haben, der Bodenständig ist und einfach ohne Vorurteile an die Sache herangeht“, hörte sie Pansy sagen, die sie nun mit einem ehrlichen Lächeln bedachte. Das Zittern ihrer Hände hatte zwar nicht nachgelassen, doch nun erkannte Hermione, dass es eine andere Art der Nervosität war, die Pansy überfiel. Das Klopfen an der Tür riss die beiden Frauen aus ihren Gedanken. „Pansy, es wird Zeit, du solltest langsam kommen. Goldstein bekommt schon Panik, weil die Melodie anfängt, aber du noch nicht da bist“, machte Draco auf sich aufmerksam, als er seinen Kopf durch die Tür steckte und sich lässig gegen den Türrahmen lehnte, als wenn alles absolut langweilig war. Kurz verfingen sich ihre Blicke ineinander. Wie gern wäre Hermione nun an seiner Seite. Er sah so verboten gut aus in seinem schwarzen Anzug, mit dem roten Hemd und ohne Krawatte. Die Haare hingen ihm locker ins Gesicht und seine Züge wirkten entspannt, wie sie ihn nur im Hotel erlebt hatte, als er neben ihr gelegen und geschlafen hatte. „Dann ist es wohl soweit, jetzt wird geheiratet!“, hörte sie Pansy neben sich erfreut, sodass sie es schaffte ihren Blick wieder von Draco zu lösen, dessen Augenbrauen sich leicht hoben. „Was geht denn hier ab? Vorhin schienst du noch davon laufen zu wollen“, gab er nochmals von sich und besah sich Hermione und Pansy, die nun beide zufrieden lächelnd auf ihn zu liefen. „Tja, mein Lieber, Hermione Granger ist eben genial, in vielerlei Hinsicht. Also los, kommt schon, jetzt wird geheiratet und gefeiert!“, gab Pansy euphorisch von sich und hakte sich sowohl bei Draco, als auch bei Hermione unter. Zum Glück waren die Gänge in diesem Anwesen breit genug, sodass man locker zu dritt nebeneinander laufen konnte. Geistesgegenwärtig hob Hermione noch Pansys Schleppe an, sodass diese nicht über den gesamten Boden schliff, während sie sich auf den Weg in den Garten machten. Vielleicht, so überlegte Hermione, war es doch nicht so schlimm, auf dieser Hochzeit zu sein, auch wenn sie bisher nicht all zu ruhig für ihre Nerven vorangeschritten war. Zum Glück jedoch, hatte Draco Pansy falsch eingeschätzt und die Schwarzhaarige hatte keineswegs vor, sie bloßzustellen. Denn wer wollte schon auf seiner eigenen Hochzeit einen Eklat? Da sollte sich immerhin alles um die Braut und den Bräutigam drehen. Kapitel 12: Der Retter ---------------------- Ruhig hatte sie Pansy geleitet, ebenso wie Draco. Zusammen übergaben sie Sie ihrem Vater, der am Treppenansatz schon auf sie gewartet hatte, um sie zum Altar im Garten zu bringen, an dem sie getraut wurde. Kurz verharrte sie, in dem Augenblick von Vater und Tochter, die sich gegenseitig anlächelten, bis Draco sie sachte am Arm berührte und mit hinaus in den Garten zog, damit wirklich alle Anwesend waren. Ein dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen als sie sich, bei den Stuhlreihen angekommen, von ihm löste und neben Viktor setzte, der schon auf sie zu warten schien. Mit einem knappen Nicken hatte Draco sich von ihr abgewandt und war zu Blaise nach vorne gelaufen. Beide schienen den Platz der Trauzeugen auf Pansys Seite einzunehmen, wohingegen Millicent und Daphne ihre Brautjungfern waren und hinter ihr her schritten. Die Trauzeugen auf der Seite von Anthony kannte Hermione nicht, hatte sie aber auch nie all zu viel mit ihm zu tun gehabt. Verträumt beobachtete sie die Übergabe der Braut vom Vater an den Bräutigam. Die Zeremonie lief traditionell und ruhig ab und als Anthony Pansy schließlich küsste, standen die Gäste von ihren Stühlen auf und applaudierten den beiden, die sich glücklich in die Augen sahen, bevor sie sich strahlend ihren Gästen zuwandten und mit ihnen das Zeremonien Zelt verließen um draußen im Garten, umgeben von Blumen ein paar Traditionen zu frönen, die Hermione nur von Fleurs und Bills Hochzeit kannte. In der Zaubererwelt gab es genauso Traditionen, wie in der Mugglewelt. Nur das hier nicht so etwas gemacht wurde, wie ein Herz aus einem Bettlaken schneiden, einzig mir einer winzigen stumpfen Schere. Für sie jedoch, waren die Traditionen recht uninteressant, weswegen sie sich auf eine der Toiletten zurückzog, die es in dem Anwesen gab. Die für Gäste waren speziell gekennzeichnet und als sie das Badezimmer betrat, stand eine Elfe vor ihr, die sich tief vor ihr verbeugte. Irritiert besah sie sich das kleine Geschöpf, dass in recht ansehnlichen Kleidern steckte und ein Handtuch über dem Arm zu hängen hatte. Dennoch interessierte sie, was dieses Geschöpf auf der Toilette zu suchen hatte. „Entschuldige, darf ich dich fragen, was du hier machst?“, begann sie höflich wie immer, wenn sie mit einem der Elfen sprach, denen sie begegnete. Eingeschüchtert zuckte das arme Wesen vor ihr zusammen, als hätte Hermione die Hand gegen die Elfe erhoben. Sanftmütig ging sie in die Knie und hockte sich vor die recht junge Elfe, die nur zaghaft einen Blick in ihr Gesicht wagte. „Miss sollte sich nicht um Trixie kümmern, Trixie ist nur hier, um Miss ein frisches Handtuch zu reichen, wenn sie fertig ist“, begann die kleine stockend. Fast schon befürchtete sie, dass sie begann zu hyperventilieren, weil sie jemand ansprach. Allein, wie Trixie um sich blickte, ob sie jemand dabei sah, wie sie mit einem der Gäste sprach, zeigte ihr schon deutlich genug, dass die Elfe nicht immer gut behandelt wurde. Seufzend betrachtete sie die kleine Elfe, die sie am liebsten mit zu sich genommen hätte, um für sie ein besseres Zuhause zu finden. „Bitte beruhige dich Trixie, ich will dir nichts Böses und ich verspreche dir auch, niemanden zu verraten, dass du mit mir gesprochen hast. Du machst einen tollen Job Trixie und wenn ich fertig bin, nehme ich dir sehr gerne in frisches Handtuch ab“, lächelte sie der Elfe entgegen, bevor sie sich wieder erhob. Nachdem sie in der Schule versucht hatte die Hauselfen zu befreien und diese nicht all zu gut auf sie zu sprechen gewesen waren, hatte sie durch Dobby und Kreacher eingesehen, dass es in den meisten Fällen besser war, die Elfen ihrer gewohnten Umgebung zu belassen. Es dauerte nicht lang, bis sie fertig war, Trixie das neue Handtuch abnahm und sich höflich bei ihr bedankte. Langsam schlenderte sie zurück in den Garten und besah sich dabei den Eingangsbereich des Hauses genauer, immerhin würde sie nie wieder an diesen Ort zurückkehren, sobald die Hochzeit vorbei war und vielleicht konnte sie alle ihre Erlebnisse irgendwann nieder schreiben, wie sie es sich immer vorstellte. Als sie zurückgekehrt war, waren die Traditionen vorbei und das Brautpaar begab sich in die Mitte der großen Tanzfläche, die neben dem Zelt aufgebaut war, in dem die große Tafel fürs Hochzeitsessen gedeckt war. Erneut sah sie verträumt auf das Geschehen und folgte den Schritten des Paares auf der Tanzfläche. Anthony wirbelte Pansy in ihrem traumhaften Kleid, mit einer Leichtigkeit über das Parkett, als hätten die beiden schon seit Jahren zusammen getanzt. In diesem Moment fand Hermione auch die Zeit, sich Pansy genauer anzusehen. Ihre schwarzen Haare hatte sie Schulterlang geschnitten und der Pony war genauso lang, wie die restlichen Haare. Ein seitlicher Scheitel zog sich vom Ansatz bis zu der Stelle, wo ihr Haar leicht antoupiert war und der Schleier befestigt wurde. Ein dezentes Make-up ließ ihr Gesicht so viel freundlicher erstrahlen, als zu ihrer Schulzeit. An ihrem Hals hing eine zierliche Kette mit einem kleinen Diamanten. Auf großes Gedöns hatte sie beim Schmuck anscheinend eher verzichtet, denn ansonsten fand sie nichts weiter an der nunmehr Goldstein. Dagegen war deren Kleid einfach atemberaubend schön, wie Hermione fand. Es war nicht das, was sie selber auf der Messe präsentiert hatte, denn dieses hier, schmiegte sich sanft an den kurvigen Körper Pansys. Sie hatte sich für ein Kleid im Meerjungfrauen Stil entschieden. Der herzförmige Ausschnitt wurde durch feine Spitze betont, auf der vereinzelte kleine Kristalle glitzerten und um die Taille herum war in filigraner Gürtel angebracht. Doch das Kleid machte nicht nur von vorn etwas her, nein, auch ihr Rücken war dadurch mehr als ansehnlich. Tief ausgeschnitten war das Kleid, sodass es einzig durch Magie halt am Körper finden konnte. Etwas anderes konnte Hermione sich nicht vorstellen. Das Glitzern, dass sie in Pansys braunen Augen sehen konnte, war genau das, was sie ihr erzählt hatte. Pansy genoss den Moment mit ihrem Ehegatten, ohne einen von ihren Gästen auch nur ansatzweise Beachtung zu schenken. Erleichtert, dass sie ihr helfen konnte, wandte sie sich von dem Geschehen ab und wollte sich einen ruhigen Ort suchen, bis sich Viktor vor sie stellte, den sie bisher mehr als nur gut verdrängt hatte. Wieso hatte sie auch mit ihm schlafen müssen, in der vergangenen Nacht? „Hermione, lass uns tanzen. Du bist schon, seit wir hier sind, so abwesend, in beiderlei Hinsicht“, begann er ihr sein Anliegen nahezulegen. Krampfhaft zwang sie sich zu einem Lächeln und nickte, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Viktor konnte nichts dafür, dass sie so eine verquere Person geworden war, die nicht mehr aufrichtig zu ihren Gefühlen stehen konnte. Zum Glück nur, beachtete sie niemand sonderlich, obwohl sie die einzige Mugglestämmige auf dieser Hochzeit und noch dazu nicht einmal sonderlich bekannt dafür war, mit den Parkinsons oder Goldsteins zu verkehren. Die Presse, die Anwesend war, schien es nur auf das Brautpaar abgesehen zu haben und so konnte sie wenigstens den beginn des Abends mehr genießen, als sie angenommen hatte. Selbst, dass sie sich kurz nach ihrem Einverständnis in Viktors Armen auf der Tanzfläche wieder fand, die mittlerweile für alle Anwesenden freigegeben war, trübte ihre gute Laune nicht, die sich an die Oberfläche kämpfte. Zufrieden und lachend schwangen sie sich über das Parkett. Ab und an wurde sie sogar von anderen Gästen abgeklatscht, die mit ihr tanzen wollten. Doch erst als sie ein Räuspern neben sich vernahm, hielt sie mit ihrem letzten Tanzpartner inne und betrachtete den Malfoy Erben, der sich neben sie gestellt hatte und höflich, wie es sich gehörte um einen Abklatsch bat. Schultern zuckend entließ der Mann, der wohl ein Cousin von Anthony war, aus ihren Tanz und begab sich von der Tanzfläche. „Du hast hoffentlich nichts dagegen, dass ich hier übernehme“, begann Draco ein Gespräch, während er sie in Beschlag nahm. Scheu lächelte sie ihn an und schüttelte ihren Kopf. Sie schämte sich dafür, wie ihr letztes Gespräch bei der Bäckerei verlaufen war, obwohl sie eigentlich nichts dafür konnte, immerhin hatte er ihr Dinge gesagt, die nicht gerade nett waren und allen Anscheins nach auch noch vollkommen falsch. „Wenn du mir nicht wieder erzählst, dass Pansy mich heute Abend noch in den Springbrunnen schubsen will“, erwiderte sie grinsend und ließ sich über die Tanzfläche wirbeln. „Nun, ich denke, da könnte ich tatsächlich falsch gelegen haben. Pansy ist unberechenbar und ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sie sich von dir helfen lassen will. Normalerweise ist sie viel zu stolz, um von irgendwen Hilfe anzunehmen“, begründete er seine Worte ihr gegenüber. „Nun und ich muss gestehen, dass ich es Pansy ebenfalls nicht zugetraut habe. Ich war allein schon in Panik verfallen, als Lavender mich zu ihr brachte und ich irgendetwas helfen sollte. Versteh mich nicht falsch, ich liebe es zu helfen, wo ich kann, doch mit dem was vorhin geschah, hatte auch ich nie im Leben gerechnet. Pansy so zu sehen, hat mir gezeigt, dass auch sie einfach nur eine Frau ist, die verdammt nervös vor ihrer eigenen Hochzeit ist. Ich habe keine Ahnung, wie es bei mir laufen würde, doch ich denke, im Gegensatz zu Pansy, würde ich wohl fliehen wollen und die gesamte Hochzeit in den Sand setzen“, lachte sie auf. In diesem Moment, mit Draco Malfoy vor sich, konnte sie nicht lügen. Alles was ihren Mund verließ, wenn sie mit ihm zusammen war, war die Wahrheit. Egal zu welchem Zeitpunkt. Sie bemerkte viel zu spät, dass Draco nicht mit ihr lachte, sondern einzig eine Augenbraue hochzog und sie eindringlich musterte, während er sie über das Parkett schweben ließ. „Vielleicht denkst du das, weil du nicht den richtigen Mann an deiner Seite hast“, erwiderte er nüchtern, was sie so aus dem Konzept brachte, dass sie verstummte und ihn prompt auf die Füße trat. War das sein Ernst? Dachte er wirklich, sie war mit Viktor auf dieser Hochzeit, weil sie mit ihm zusammen war? Viktor war ein Freund und ab und an ein Freund, mit dem sie Sex hatte, doch nicht mehr. „Ich, entschuldige, ich wollte dir nicht auf die Füße treten.“ Entschuldigend blickte sie ihn an und löste ihre Hand von seiner Schulter, um sich verlegen, aufgrund ihres Fehlers, eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen und auf ihre Füße zu starren. Egal wann und wo, jedes Mal brachte er sie komplett durcheinander und er schien es nicht einmal zu merken. „Es geht schon, komm, lass uns weiter tanzen“, forderte er sie auf, doch schüttelte sie nur ihren Kopf. „Nein, ich denke es ist besser, wenn ich eine Pause einlege.“ Hermione musste sich erst einmal sammeln, um wieder klar denken zu können. Wie aufs Stichwort, ertönte in dieser Sekunde Pansys Stimme und eine weitere Elfe, erschien neben ihr und bat sie, ihm ihre Hand zu geben. Irritiert sah sie den Elfen an, der sehr viel Älter als die kleine Elfe von der Toilette war. „Ich möchte euch bitten, wenn eine der Elfen bei euch auftaucht, deren Hand zu ergreifen. Alle anderen bitte ich, die Tanzfläche zu verlassen und sich rings herum aufzustellen.“ Pansys Stimme hallte laut über die Köpfe der Anwesenden hinweg und niemand wagte es, sich gegen ihre Anweisung zu stellen. Nach und nach leerte sich die Tanzfläche, sodass nur noch Damen auf dieser standen, die die Hand einer Elfe hielten und von diesen in eine Formation gestellt wurden. Irritiert ließ Hermione sich von dem Elfen an ihrer Hand dirigieren, bis sie zwischen Daphne Greengrass und Astoria Greengrass stand. Als sie sich umblickte, erkannte sie Ginny ebenfalls auf dem Parkett weiter ab von ihr stehend. Es waren alles in allem ungefähr zwanzig Damen aufgestellt, die mehr oder weniger in ihrem Alter waren und die sie Teilweise von Hogwarts kannte. Noch irritierter war sie, als der Elf ihre Hand losließ und von ihrer Seite verschwand. Am Rande bemerkte sie, wie sich die Elfen um die Fläche stellten und einen Zauber wirkten. Mit mulmigem Gefühl im Bauch, sah sie zu Pansy vor, die am vordersten Ende, etwa dreißig Schritte von ihnen entfernt auf einem kleinen Podest stand. „Sehr schön, wie ich sehe, sind alle ledigen Frauen in der Mitte, dann kann es beginnen!“, flötete sie und drehte ihnen den Rücken um. Ein Raunen ging durch die Reihen, als sie den Brautstrauß von Anthony entgegennahm und von fünf abwärts zählte. In diesem Moment war Hermione so schlecht, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Die Tradition bewährte sich also auch unter Zauberern. Bei Bills und Fleurs Hochzeit waren sie gar nicht so weit gekommen, um diese Tradition durchzuführen. Sich fest vornehmend, sich keineswegs darum zu scheren, diesen Brautstrauß zu fangen, hoffte sie nur inständig, dass es anderen anders erging. Als Pansy schließlich bei zwei angekommen war, schloss Hermione ihre Augen, in der Hoffnung dieses ganze Debakel, ohne einen Ellenbogen in der Seite oder einen Stoß in den Rücken zu überstehen. Hysterisches Gekreische drang an ihr Ohr und ließ sie ihre Augen nur noch mehr zukneifen, sodass sie gar nicht sehen konnte, was um sie herum geschah. Sie spürte nur, wie ihre Beine am Boden festklebten, als sie sich reflexartig in Sicherheit bringen wollte. Erschrocken darüber, riss sie ihre Augen weit auf und starrte schließlich doch auf das Geschehen, dass vor ihr stattfand. Sie stand recht gut mittig, was bei solchen Brautstrauß würfen oft am besten war, um den Strauß nicht zu fangen. Doch in ihrem Falle schien das ganze nicht auszugehen, denn mit entsetzen stellte sie fest, wie sich ihre Arme von allein erhoben, als der Brautstrauß von Astoria Greengrass Hand glitt und in ihre Arme fiel. Geschockt starrte sie auf den Strauß in ihren Armen und vernahm freudiges Jubeln der anwesenden Gäste um sie herum. Hart schluckte sie, als sie sich der Symbolik bewusst wurde, die damit einherging. Und so schnell, wie sie den Strauß gefangen hatte, drückte sie ihn Astoria Greengrass in die Hände, die ihn nur all zu gern gierig an sich nahm und verschwand selbst aus der Mitte der Aufmerksamkeit. Pansys wachsamer Blick und ihr zufriedenes Lächeln entging Hermione dabei vollkommen, als sie sich ins Innere des Hauses flüchtete und ins nächst beste Zimmer verschwand, dessen Tür zuvor geschlossen war. Tief atmete sie durch, als die Stimmen von draußen nur noch gedämpft durch die Tür drangen und fast gänzlich verschluckt wurden. Nur langsam fokussierte sich ihr Blick wieder und so nahm sie das Sofa wahr, dass in diesem Raum untergebracht war. Mit langen Schritten ging sie auf dieses zu und ließ sich darauf fallen, barg ihr Gesicht in ihren Händen und stützte diese mit den Ellenbogen auf ihren Knien ab. Hektisch atmete sie ein und aus und hoffte, dass ihre Gefühle nicht zu sehr an die Oberfläche kamen. War es dieser Moment, den Draco gemeint hatte, als er sie warnte? Wollte Pansy sie so bloßstellen? Aber sie konnte doch gar nicht genau wissen, dass sie den Strauß fangen würde, oder waren deswegen die Hauselfen dort, um dies zu organisieren? War es geplant gewesen? Überrascht schreckte sie an diesem Tag erneut zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Augenblicklich schoss ihr Kopf in die Höhe und wen sie vor sich sah, ließ ihr Herz kurz aussetzen. „Was willst du schon wieder von mir, Blaise?“, fragte sie ihn abwehrend, während sie sich auf ihre Füße stemmte, um ihn nicht zu zeigen, wie verletzlich sie in diesem Moment war. Doch eigentlich war es schon viel zu spät. Jeder verdammte Gast hatte ihre Flucht gesehen und konnte sich nun seinen Teil dazu denken. „Na na, komm wieder runter, Hermione. Deine Flucht war immerhin mehr als auffällig, daher wollte ich einfach nach dir sehen. Ich weiß, wie sehr du dich selber verabscheust und dachte mir, es kann nicht schaden zu sehen, ob es dir gut geht. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Hermione!“ Die Ruhe, die in Blaise Stimme mitschwang, ließ einen Schwall Übelkeit in ihr aufkommen. Nie würde er sich sorgen um sie machen, wo sie doch nur eine von seinen Sexgeschichten war. „Tu nicht so, als würde dich mein Seelenheil kümmern“, presste sie zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor und drängte sich an ihm vorbei. Dann würde sie eben ins Badezimmer flüchten, wo sie die kleine Trixie getroffen hatte. Dort würde sie mehr Ruhe haben, als überall anders. Wütend stapfte sie zur Tür und riss diese auf, wobei sie in ihrer rage und Verzweiflung direkt in eine Frau lief, die ihr nur zu bekannt vorkam. Klatschreporterin Rita Kimmkorn stand vor ihr und grinste sie zufrieden an. „Ahh, Miss Granger, sie habe ich schon überall gesucht“, flötete sie zufrieden, sodass sich Hermiones Magen noch eine weitere Runde überschlug. „Wissen sie, ihr Verhältnis mit Mister Zabini ist äußerst interessant. Mir fehlte nur noch die passende Geschichte zu den Bildern von ihnen und Mister Zabini im Fahrstuhl des Hotels, während dieser Hochzeitsmesse, auf der sie so schön in ihrem zukünftigen Kleid ausgesehen haben. Zu schade, dass ihr zukünftiger Ehemann sie in diesem Kleid erlebte.“ Ihre Freude darüber, sich solch eine glorreiche Geschichte über die Kriegsheldin aus den Fingern zu saugen, um sich wieder im rühmlichen Glanz der Klatschpresse zu präsentieren, war kaum zu überhören und es ließ Hermione einen eisigen Schauer über den Rücken laufen, der sie an Ort und Stelle gefrieren ließ. Unfähig sich gegen diese profanen Lügen zu wehren, stand sie nur da und starrte diese verrückte Frau vor sich an, die dabei war, ihr Leben vollends in den Abgrund zu stoßen. Ihr gesamter Körper begann zu zittern und ließ sie den Blick auf das wesentliche verlieren. Erst als ein Ruck durch ihren Körper ging und sich jemand vor sie schob, sie dabei zwei Schritte zurückdrängend, kam wieder Leben in ihren Körper und Geist. „Sie werden nichts dergleichen schreiben oder ich werde sie verklagen, bis sie das letzte Stück ihrer selbst hergeben müssen, um überhaupt noch zu überleben.“ Bedrohlich leise drang die Stimme Dracos an ihre Ohren und ihr war klar, dass sie ihn damit in ihr Unheil mit hinein zog. „Ach, sieh einer an, Mister Malfoy Junior bürgt also für die Frau seines besten Freundes? Sagen Sie mir nicht, sie haben ebenfalls Interesse an Miss Granger. Scheint ja eine vielversprechende Dame zu sein. Heiße Küsse im Fahrstuhl mit ihrem Freund Zabini, auf dieser Feier zusammen mit Viktor Krum, mit dem sie schon zur Schulzeit ein Verhältnis hatte und nun auch noch interessant für sie, Mister Malfoy. Das wird eine schöne Story“, erklärte sie zufrieden und ihre flotte Schreibfeder schrieb fleißig all ihre Worte mit, die sie so überzeugt von sich gab. „Verschwinden sie, sie sind niemand von den geladenen Gästen, Roupher!“, rief Draco einen der Hauselfen des Hauses Parkinson zu sich, der sogleich neben ihnen erschien und noch fieser aussah, als Kreacher, wenn er über Schlammblüter schimpfte. „Setz diese Frau vor die Tür, Roupher und sorge dafür, dass sie all ihre Notizen vergessen kann und ihre Feder unbrauchbar wird. Sorge zudem gleich noch dafür, dass sie keinen Fuß mehr auf dieses Anwesen setzt.“ Befehlend kamen die Worte über Dracos Lippen, sodass Roupher, wie der Hauself hieß, sofort eifrig nickte und die protestierende Kimmkorn mit einem Zauber dazu zwang, den Mund zu halten, bevor er sie von der Feier verbannte. Das diebische Grinsen des alten Elfen ließ Hermione heftig schlucken. Sie sah noch, wie Roupher Ritas Schreibfeder und Notizbuch in Flammen aufgehen ließ, bevor er mit ihr verschwand. Hauselfenmagie war so viel mächtiger als die von Hexen und Zauberern. „Mach dir keine Gedanken, Roupher wird ihr die Erinnerung nehmen und sich um die Bilder kümmern, die sie erwähnte“, sagte Draco ruhig und wandte sich ihr wieder zu, wobei er sie sachte am Arm berührte. Leicht zitterte ihre Stimme, als sie Sie wieder fand. „Danke.“ Kapitel 13: Die Offenbarung --------------------------- Nachdem Roupher Rita Kimmkorn hinausgeleitete und sie allein mit Draco zurückblieb, zitterte sie weiterhin. Kimmkorn war eine Person, die nicht aufgab und die alles herausfand, wenn sie es denn nur wollte. Angst machte sich in ihr breit, dass all ihre wohl gehüteten Geheimnisse ans Licht kommen könnten, wenn sie nicht acht gab. Zudem hatte sie nun auch noch Draco in ihr Leben eingebunden, ohne dass sie dies beabsichtigte. „Draco, hör zu, was sie da gesagt hat“, begann sie, wurde jedoch von Blaise unterbrochen, der hinter ihnen aus dem Zimmer kam. „Tu doch nicht auf unschuldig, wenn es doch wahr ist. Oft genug war ich dein Lustknabe, wenn du mal wieder heiß warst.“ Und da war es. Die Wahrheit, die sie so gern Rückgängig machen würde. Vielleicht hätte sie ihm doch das Gedächtnis löschen sollen, aber dafür hatte sie einfach viel zu oft etwas mit ihm gehabt. Hätte sie ihm dann das Gedächtnis gelöscht oder verändert, hätte sie sicherlich irgendwelche irreparablen Schäden verursacht. „Komm verschwinde, Blaise, Granger und ich klären das ganze hier noch und da ist dein verletzter Stolz, weil sie dich nicht mehr ran lässt, nicht hilfreich.“ Sie war überrascht, wie Draco mit der Situation umging und das es ihn keineswegs zu stören schien, dass sie eine Affäre mit Blaise gehabt hatte. Gerade als dieser noch etwas erwidern wollte, unterbrach ihn Draco erneut. „Lass es gut sein Blaise und geh lieber zu der Frau, die du wirklich liebst, statt einer Affäre nachzutrauern. Wenn sie von euch erfährt, kannst du sie sowieso in den Wind schießen und das weißt du!“ Irrte sie sich oder schwang in Dracos Worten eine Drohung mit? Unsicher verblieb sie an seiner Seite und beobachtete den stummen Kampf der zwei ehemaligen Slytherins, bis Blaise schließlich schnaubte. „Macht doch was ihr wollt, aber ich kann dir sagen, du verbrennst dir die Finger an Granger, Draco. Diese Frau ist nicht fähig Gefühle aufzubauen und ihre sexuellen Gelüste sind teilweise echt erschreckend.“ Wütend japste sie auf und mit neuem Kampfgeist ausgestattet, zog sie ihn nah an sich heran, bevor sie zischte. „Das war dein Todesurteil, Blaise Zabini. Wir hatten eine Abmachung, die du soeben gebrochen hast.“ Sie war sich sicher, dass er sie sehr gut verstanden hatte, denn sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er wusste, wovon sie sprach. Knurrend wandte er sich aus ihrem Griff um seine Krawatte und verschwand schnellen Schrittes aus der Halle des Hauses. Noch immer zitternd atmete Hermione einmal tief durch und spürte Dracos Hand in ihrem Rücken, die ihr einen sanften Stoß versetzte. „Ich denke, es gibt da einiges, was du erklären solltest“, entkam es ihm ungeduldig und strafend. Skeptisch sah sie ihn an. Sie hatte etwas zu erklären? Was dachte er, wer er war? Ganz sicher hatte er nicht das Recht ihr zu sagen, sie müsse sich erklären, war sie ihm doch keine Rechenschaft schuldig. Den Ärger von Blaise und der Kimmkorn hatte er sich selber aufgehalst, als er ihr half. Vielleicht, dass musste sie schon zugeben, fühlte sie sich aber genau aus diesem Grunde schuldig. Verflucht! Sie hatte diese ganze Sache nicht mehr unter Kontrolle. „Gut, dann aber irgendwo, wo uns keiner stört und belauscht“, stellte sie ihre Bedingung. Es mussten nicht noch mehr von dem Erfahren, was vor sich ging. Nachdenklich sah er Hermione an, die Frau, mit der er für eine Nacht das Bett geteilt hatte. „Gut“, stimmte er zu. Sein Blick huschte umher und für einen Moment nahm sie sich die Zeit, ihn zu mustern. Er sah durcheinander aus und unzufrieden. Was ihn so unzufrieden erscheinen ließ, wusste sie nicht. Es könnte daran liegen, dass sie sich herab gelassen hatte, mit seinem Freund zu schlafen, während sie ihn in dieser Nacht im Hotel von sich stieß. Zwar hatte sie nicht genau in dieser Nacht mit Blaise geschlafen, denn Draco wusste genau, dass das nicht sein konnte, lag er doch neben ihr, aber er wusste nichts, von einem Kuss oder dergleichen. Hätte sie ihn doch nur nicht ebenfalls an diesem Tage geküsst. Er kam sich sicherlich vor wie noch so eine Kerbe in ihrem Bettpfosten, die sie bereute. In Gedanken versunken bemerkte sie nur am Rande, wie sie ein recht kleines Zimmer betraten, in dem ein Schreibtisch nahe dem Fenster stand und ein kleines Sofa vor einem wundervollen marmornen Kamin. Zwei Landschaftsgemälde hingen an den Wänden und ein großes Bücherregal stand auf der gegenüberliegenden Seite des Kamins. Hier fühlte sie sich augenblicklich wohler, als sonst irgendwo auf diesem Anwesen. Ein leichtes Schmunzeln ließ ihre Lippen tanzen, als sie die wenigen Schritte zum Bücherregal überbrückte und sich die Worte auf den Buchrücken besah. In alter und verschlungener Schrift standen dort verschiedenste Titel, die jedoch alle mehr oder minder mit magischem Recht zu tun hatten. Es schien keinen direkten Schmöker zu geben und so wirklich war auf Anhieb auch keines zu erkennen, dem sie mehr Aufmerksamkeit schenkte. Mochte aber vielleicht auch an der Person liegen, mit der sie in diesem Raum eingetreten war. Eben jener räusperte sich in diesem Moment und sah sie abwartend an. „Vielleicht hättest du besser eine Partnerschaft mit deinen Büchern schließen sollen, als mit meinem besten Freund“, knurrte er und wandte sich von ihr ab, um aus einem der Schubläden des Schreibtisches eine Flasche Feuerwhiskey heraus zu zaubern. In diesem Moment erschien mit einem kleinen Plopp der knurrende Hauself, der diesen wiederlichen Käfer namens Kimmkorn rausgeschmissen hatte. „Roupher hat sie weit weg von hier gebracht. Und Roupher hat ebenso dafür gesorgt, dass sie nie wieder dieses Haus betreten kann, weder in Menschlicher-Form, noch in Käfer-Form“, berichtete er und verbeugte sich dabei tief vor Malfoy. „Gut gemacht, Roupher, dann bring mir noch zwei Gläser und sage niemanden, wo wir sind. Damit bist du dann vorerst entlassen.“ Geschäftig verneigte sich der Elf tief und warf ihr noch einen abschätzenden Blick zu, bevor er mit einem ploppen erneut verschwand und die Gläser zu ihnen beförderte, ohne selbst nochmals in Erscheinung zu treten. Der Blick des Elfen hatte ihr deutlich gemacht, dass er einer Reinblütigen Familie gehörte. „Er verabscheut mich und hat nur gehorcht, weil du ein Reinblüter bist“, stellte sie klar, als sie auf ihn zu ging. Schultern zuckend goss er den Feuerwhiskey in beide Gläser und reichte ihr eines. „Ich habe ihn Pansy überschrieben, als Hochzeitsgeschenk quasi. Er war bei uns nicht mehr gut klargekommen.“ Er war bei den Malfoys nicht mehr klar gekommen? „Was habt ihr ihm angetan, dass er bei euch nicht mehr klar kam?“, fragte sie etwas zu forsch, worauf Draco nur die Augenbrauen zusammenzog und die Stirn kräuselte. „Wir haben ihn bezahlen wollen, Miss Elfenrechte!“, knurrte er ihr entgegen und bevor er noch etwas sagen konnte, was er nicht sagen wollte, trank er das Glas in einem Zug leer und schenkte sich selber nach. Er kannte die Verstecke von Pansys Vater genau, hatten sie doch oft danach gesucht, als sie jünger waren und feiern wollten. Beleidigt verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust, bevor sie ebenfalls zum Angriff überging. „Es war B.Elfe.R, Bund für Elfenrechte! Und ich hatte ja wohl recht damit, dass diese Geschöpfe eine sehr viel bessere Behandlung verdienten, als sie Jahrhunderte lang erfuhren. Sie leben zumeist sehr viel länger als wir selber und haben eine ungeheure Macht, egal ob durch Wissen oder Magie. Elfen sollten sehr viel mehr Beachtung bekommen, nur treten sie im Gegensatz zu den Kobolden nicht für ihre eigenen Gedanken und Wünsche ein!“ Es war ein Kampf, den Draco nur verlieren konnte, würde er sich weiterhin mit ihr darüber streiten wollen. Es war schon ein Wunder, dass sie überhaupt eingesehen hatte, dass sie nicht weiter für die Befreiung der Geschöpfe plädieren sollte. Schneller als er geplant hatte, stürzte er auch das zweite Glas Feuerwhiskey seine Kehle hinunter. Mit einem wieder aufgefüllten Glas ging er schließlich zu dem kleinen Sofa und ließ sich darauf fallen. Erschöpft lehnte er sich zurück und legte seinen linken Arm auf die Lehne hinter sich. Mit der anderen Hand schwenkte er gedankenverloren die Flüssigkeit in seinem Glas. Er schien kapituliert zu haben, doch wusste sie genau, dass das erst der Anfang ihres Gespräches war. Nur wenige Sekunden später saß sie neben ihm auf den weichen Polstern. Nachdenklich sah sie in den Kamin dessen Holz sich in Sekundenschnelle entflammte. Ungesagte Zauber waren ihr Spezialgebiet geworden, hatte sie doch genug Zeit um sie zu lernen. „Also?“, begann Draco, das Gespräch aufzunehmen, dass sie eigentlich gar nicht führen wollte. Weder mit ihm, noch mit sonst irgendjemanden. „Was lässt dich zu der Annahme kommen, dass ich dir erzähle, was das alles zu bedeuten hat? Was in mir vorgeht?“ Verächtlich schnaubte er auf, ein Überbleibsel seiner beigebrachten Züge. „Die Tatsache, dass ich dich und Blaise im Hotel gesehen hatte, oder das ich dich hier beschützte?“ „Worum ich dich im Übrigen nicht gebeten habe“, setzte sie drauf. Der Whiskey in ihrer Hand schien ihr immer verlockender um dieses Gespräch zu überstehen. „Dennoch habe ich es getan. Und ich habe dich in der Nacht im Hotel nicht umsonst geküsst. Hör zu Granger, auch wenn du es unwahrscheinlich findest, ich mag dich mittlerweile und will nicht, dass dir wieder so viel Leid wiederfährt wie zu Zeiten des Krieges.“ Draco wusste nicht, wie er es am besten verpacken sollte, wie er sich für seine Taten damals entschuldigen konnte und beschloss schließlich, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war, denn nun ging es um etwas ganz anderes. Etwas, dass ihn sehr viel mehr beschäftigte. „Was war das mit dir uns Blaise?“ Seine Wut konnte er nicht sonderlich verstecken und so betrachtete er lieber sein Glas Whiskey, bevor er ihr auch noch zeigen konnte, wie er darüber dachte. Am liebsten hätte Hermione ihm eine Lüge erzählt oder gar nichts, doch Draco war schon immer der neugierige Typ und wenn er es nicht von ihr erfuhr, dann von Blaise und das wollte sie nicht riskieren. Sie wusste zu gut, wie Blaise Geschehnisse erzählen konnte, damit sie zu seinen Vorstellungen passten. „Blaise und ich, wir waren kein Paar, falls du das denkst. Wir hatten eine Affäre. Es war rein sexuelles Interesse. Liebe war da nie im Spiel, nicht von meiner Seite und ich denke, auch nicht von seiner Seite. Was im Hotel und hier aus ihm sprach, war sein verletzter Stolz, weil ich das ganze beendet habe und nicht er“, erklärte sie ihm bitter und seufzte tief. Die feinen Haarsträhnen, die ihr in die Augen fielen, als sie sich vorbeugte, das Glas in beiden Händen haltend, strich sie sich unwirsch zurück hinters Ohr. „Sein Stolz brachte ihn schon immer dazu Sachen zu sagen, die er so nicht meinte. Seine Mutter ist eine Frau, die einen Ehemann nach dem anderen hat und ich denke fast, als du ihn abserviert hast, hast du ihn an sie erinnert. Er hasst sie für das, was sie macht.“ Wut kochte in ihr hoch, wollte er seinen besten Freund vor ihr in Schutz nehmen? „Das ist aber keine Entschuldigung dafür, mich gegen meinen Willen zu küssen!“, protestierte sie und wandte sich ihm zu. Ihre Haare waren schon ganz zerzaust durch diese wenigen Stunden voller Stress. Sie sah, wie es in ihm arbeitet und er diese neue Information erst einmal verdauen musste. „Hat er sonst noch etwas gegen deinen Willen getan?“ Die Wut, die sie in seiner Stimme vernahm, ließ sie wieder ruhiger werden und ihre eigene Wut vergessen. „Nein“, hauchte sie. „Er konnte nur nicht damit umgehen. Etwas anderes war da nicht und das ich mich wehren kann, zumindest bei so etwas, weißt du zu gut. Ich denke, deine gebrochene Nase ist dir wohl bis Heute im Gedächtnis geblieben“, frotzelte sie leicht um etwas lockerer zu werden. „Mit Viktor hatte ich auch mal etwas. Es war aber auch nie mehr als Sex. Ein weiterer Fehler in dem ach so perfekten und langweiligen Leben der Kriegsheldin Hermione Granger. Ein Fehler, den ich vergangene Nacht erneut beging und für den ich mir am liebsten selbst die Erinnerungen nehmen würde, wenn ich denn könnte.“ So offen wie in diesem Moment war sie zu niemand anderes. Nicht einmal Harry wusste von ihren Eskapaden, die sie beging. Viel zu sehr schämte sie sich auch dafür. Doch irgendwie schaffte es Draco Malfoy, Ex-Todesser und ehemaliger Slytherin, dass sie sich ihm öffnete. Sie hatte das Gefühl, Verrat an sich selbst zu begehen, indem sie sich ihm offenbarte. Schnell hob sie das Glas an ihre Lippen und ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit ihre Kehle hinabfließen. Brennend bahnte sie sich ihren Weg über ihre Zunge durch die Speiseröhre hinab in ihren Magen. Wiederliches Zeug. „Also Blaise und Krum. Krum ist ja nicht wirklich etwas Neues, da lief ja schon zur Schulzeit etwas. Wobei ich sagen musste, dass er deine körperlichen Vorzüge vor allen anderen erkannte.“ Sein Kompliment ging in einem leichten murren unter. Hermione war sich nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte. Draco dagegen schien noch viel mehr zu sagen zu haben. „Blaise und Krum. Na ja, du hättest es auch schlechter Treffen können. Wenigstens hast du eingesehen, dass Weasley nichts für dich ist.“ Entgeistert starrte sie ihn an. „Jetzt guck nicht so, das war ein Kompliment“, beteuerte er ihr. Dabei fiel ihm etwas ein. „Da du trinkst, musst du ja mit mir reden, denn zum Sex ist dir vermutlich gerade nicht.“ Zumindest hatte sie ihm im Hotel erzählt, wenn sie trank, musste sie nachdenken, oder Sex haben und das hier war ein nachdenkliches Gespräch, wobei er Sex mit ihr sicherlich nicht abgeneigt war. Allerdings, das wusste er zu gut, war sie mit Krum hier, mit dem sie vergangene Nacht, nach eigener Aussage, geschlafen hatte und mit dem sie an diesem Abend, nach genügend Alkohol, wieder Sex haben würde. Eine Tatsache, die er wohl oder übel, zum Missfallen von Krum, vereiteln musste, wenn er selber seelenruhig schlafen wollte. „Hermione“, begann er sachte, wobei er sich weiter an das Gespräch im Hotelzimmer erinnerte. „Du hast getrunken und wirst noch viel an diesem Abend trinken, denn wenn wir wieder dort hinausgehen, wirst du dir als Erstes einen Drink schnappen und Essen. Krum wird dich durch den Abend geleiten, doch da du ihn eingeladen hast, wird er mit zu dir kommen. Du verabscheust dich für das, was du tust, mit wem du schläfst und da ich scheinbar der einzige Mann bin, dem du Wiederstehen kannst, auch wenn das mächtig an meinem Ego kratzt, werde ich dich in dieser Nacht begleiten. Du wirst, zumindest in dieser Nacht, nichts tun, was dich dazu bringt, dich erneut zu verabscheuen.“ Es war selbstverständlich für ihn, ihr so beizustehen, merkte er doch, dass sie sich nur ihm zu öffnen schien. Sowohl damals, als sie zusammen im Bett lagen, als auch jetzt. Sie Vertraute ihm und wusste es scheinbar selbst nicht einmal. „Ich, Draco, bitte, tu das nicht. Ich kann nicht“, flüsterte sie flehend und sah ihn an. In ihrem Blick lag so viel Angst und Reue, so viele Selbstzweifel spiegelten sich darin wider, dass er nicht anders konnte, als sein Glas beiseite zu stellen und sie in seine Arme zu ziehen. Diese Frau brachte ihn schlichtweg um den Verstand und nun, wo er wusste, was sie belastete, würde er nicht aufgeben. Er wollte sie, seit er sie auf diesem Weihnachtsball in diesem unglaublichen Kleid gesehen hatte. Die Schwärmerei, die eigentlich schon seit der ersten Klasse bestand, zählte er dabei lieber nicht hinzu. Hermione kribbelte es an den stellen, an denen er sie berührte und erneut fühlte sie sich so wohl und umsorgt, wie schon im Hotelzimmer. Doch eines war ihr noch immer nicht klar. War Draco Malfoy ein vergebener Mann, an den sie sich nun schmiegte? Und was würde nach ihrer Offenbarung passieren? Kapitel 14: Die Schlange ------------------------ Da stand sie nun, wie Malfoy es vorausgesagt hatte, auf dieser Hochzeitsparty und wusste nicht, wohin mit sich. Viktor war ein gern gesehener Gast und wurde von vielen Leuten in ein Gespräch verwickelt. Oftmals wurde sie dabei gänzlich ausgeschlossen, obwohl sie seine Begleiterin war. Genervt nahm sie sich ein weiteres Glas Sekt, das an ihr vorbeigetragen wurde und kippte den Inhalt schnellstens ihre Kehle hinab. Nachdem sie sich bei Draco ausgelassen hatte, was ihr Leben betraf, hatten sie sich nach einigem schweigen dazu aufgerafft, wieder an dem Fest teilzunehmen, doch kaum hatte er sie an Krum verloren, hatte sie ihn aus den Augen verloren. Das letzte Mal, als sie ihn sah, war er mit Astoria Greengrass durch die Tür ins Haus verschwunden, aus dem sie zuvor gekommen waren. Wie lange das her war, wusste sie schon gar nicht mehr, denn ihr Zeitgefühl war irgendwo zwischen Häppchen und Alkohol verschwunden. Sicherlich war Astoria Dracos Begleitung und da beide nirgends zu sehen waren, nahm sie an, die beiden hätten eine bessere Beschäftigung gefunden, als zwischen all den Idiotischen Reinblutfanatikern unterwegs zu sein. Soweit sie wusste, war Astoria Greengrass die kleine Schwester von Daphne Greengrass, mit der sie zusammen in einem Jahrgang gewesen waren und wenn sie die Gerüchte, um die jüngere der beiden glauben konnte, war Astoria von ihrer Einstellung her sehr angenehm zu ertragen. Eine Reinblüterin, die Mugglestämmige nicht verachtete. Lag vermutlich auch daran, dass sie erst ab der dritten Klasse nach Hogwarts ging und zuvor ihre Ausbildung in Frankreich absolviert hatte. Sie war nicht mit den Reinblutfanatikern in Slytherin aufgewachsen, zumindest nicht von Anfang an. Etwas, das sich sicherlich positiv ausgewirkt hatte. Kein Wunder, dass Malfoy auf sie stand. Wenn er schon sagte, dass er sie, eine Mugglestämmige mochte, dann konnte er sich ja nur eine Reinblüterin suchen, die nichts gegen Mugglestämmige hatte. Es passte zu ihm, die Regeln zu brechen, die seine Gesellschaft auferlegte. Dennoch, Eifersucht kroch in ihr hoch und ließ sie frustriert auf schnauben. Wie gern hätte sie sich ganz bei ihm fallen lassen, doch war er eben der, bei dem sie die größten Skrupel hatte. Unwirsch drehte sie sich auf ihren Absatz herum und lief dadurch direkt gegen einen dieser Reinblüter. Leise fluchend sah sie demjenigen in die Augen, dem sie nun gegenüberstand und schluckte fest. Vor ihr stand Marcus Flint. Ex Slytherin und Quidditch Spieler. Einer von denen, die viel Wert auf die Traditionen legte und sie schon den gesamten Abend im Auge behielt und dachte, sie würde es nicht merken. Eine Augenbraue lupfend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und sah zu ihm auf, war er doch größer als sie selber, selbst mit Hakenschuhe. „Was, Flint?“, begann sie unaufgefordert. „Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es und starr mich nicht den gesamten Abend an. Ich bin auf Einladung von Pansy hier, falls du dich fragst, was ich hier zu suchen habe.“ Wut kochte in ihr hoch. Diese Party war eben doch das, was sie war. Verschnobt. Reinblüter unter sich, wie sie es hasste hier zu sein. Selbst mit Ginny gingen sie besser um, die sie Jahrelang als Blutsverräterin gesehen hatten. Sie bewegte sich zwischen den Reinblütern wie selbstverständlich und aus welchem Grund auch immer, mied sie den Kontakt zu ihr, Hermione. „Ach, wer reißt denn hier seine Klappe so weit auf, Granger? Du solltest vorsichtiger sein, bevor dir noch etwas passiert. Du magst zwar eingeladen sein und dein Körper wäre sicherlich nicht für das ein oder andere Sex Spiel ungeeignet, bevorzugt in Fesseln auf den Knien und dennoch hast du hier nichts zu suchen“, knurrte er ihr rau entgegen und da war es wieder. Wieder ein Kerl, der sie anziehend fand und dennoch so arrogant von ihr Sprach. Wie sie es verabscheute, wenn sie so dachten. Das nahm ihr jegliche Lust, einfach hemmungslosen Sex zu haben, der danach in Vergessenheit geraten würde. Doch bevor sie etwas entgegensetzen konnte, schob sie eine zierliche Hand auf den Brustkorb ihres Gegenübers und drückte ihn von ihr weg. Irritiert bemerkte sie, dass es sich um Astoria Greengrass handelte, die sich zwischen sie schob und Flint zur räson brachte. „Ich denke, es wäre besser, wenn du wieder zu deiner Begleitung gehst, Marcus. Sie wäre sicherlich beschämt, wenn sie wüsste, dass du einer Mugglestämmigen gerade mitgeteilt hast, dass du Sex mit ihr willst“, flüsterte sie ihm sanft zu. Hermione beobachtete, wie Flint sich versteifte und knurrend umkehrte. Erstaunt über seinen schnellen und lautlosen Abgang sah sie Astoria Greengrass in die Augen, die sich ihr lächelnd zuwandte. „Hallo, ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt“, begann sie zu sprechen, wobei Hermione nur an ihren Lippen hing. Diese Frau hatte eine Art an sich, die jede andere in den Schatten stellte. Ihre Augen strahlten in warmen Kastanienbraun und ihre Lippen schienen genau den perfekten Schwung innezuhaben. Ihre Haare waren wundervoll in sanften Wellen nach oben gesteckt, wobei ein paar lose Strähnen in ihr Gesicht fielen, was wahrscheinlich mit Absicht so drapiert wurde. Das Kleid, das sie trug, war aus feinstem Stoff und schmiegte sich makellos an ihre Rundungen. Hermiones Atem stockte, als ihr gewahr wurde, wen sich Malfoy wirklich ausgesucht hatte und als sie ihren Mund öffnete, entkam kein Wort ihrer Kehle. Fröhlich gluckste die Frau vor ihr und reichte Hermione ihre Hand. „Ich bin Astoria Greengrass, freut mich dich kennenzulernen, Hermione Granger.“ „Ich, ähm, ja, Hermione Granger, angenehm.“ Erneut gluckste die Jüngere vor ihr. Ihre Stimme war samtig weich und wohlklingend. Diese Frau war perfekt, schoss es Hermione durch den Kopf. Niemals hatte sie jemanden wie sie getroffen. „Sie scheinen mir nicht sehr viel Freude zu haben, wo sie doch zu einer Hochzeit eingeladen sind. Wo ist denn ihr Begleiter?“, fragte sie ruhig und blieb bei Hermione stehen, was sie noch mehr irritierte. Neben Lavender, Ginny und Pansy, hatte hier noch keine Frau mit ihr gesprochen, obwohl sie zu gern mit Daphne Greengrass gesprochen hätte. Stattdessen stand sie nun mit ihrer jüngeren Schwester und der Begleitung von Malfoy. Oder war sie vielleicht keine reine Begleitung? War sie vielleicht mehr für ihn? Seine zukünftige Frau vielleicht? Astoria schien sehr erpicht auf den Brautstrauß gewesen zu sein und das war nur eine Frau, die glücklich in festen Händen war. Am liebsten hätte sie nun erneut geflucht und das Tablett mit den Alkoholgläsern war nur um so verlockender. Erneut hörte sie Astoria glucksen, als sie zwei Gläser Elfenwein vom Tablett des Hauselfen nahm und ihm dankte. Eines davon reichte sie ihr und hielt ihres gegen das von Hermione um mit ihr anzustoßen. „Weißt du, Hermione, darf ich dich so nennen?“, fragte sie gerade heraus und drehte sich den Gästen zu, um sie zu beobachten, während sie im Plauderton mit ihr sprach, als hätte Hermione ihr Einverständnis gegeben. „So wirklich kann ich dir nicht nachfühlen, wie du dich hier als einzige Mugglestämmige zwischen all diesen Rassisten fühlst. Es ist sicherlich nicht leicht und die Kommentare und Blicke sind wahrlich nicht zu übersehen. Ehrlich gesagt hat es mich überrascht, dass Pansy dich zu ihrer Hochzeit eingeladen hat. Versteh mich bitte nicht falsch, ich freue mich, dass sie nicht die Ansichten ihrer Gäste teilt, doch es ist absonderlich, dass ihr beide nun miteinander zu tun haben, wo Pansy dich doch allzeit gehasst hat.“ Sie sprach so ruhig, dass Hermione an ihren Worten keinen Zweifel hegte. „Pansy und ich haben uns ausgesprochen. Es ist nichts mehr, das zwischen uns steht und daher hat sie mich auch zu ihrer Feier eingeladen.“ Dennoch hatte Hermione das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Ich habe dich und Draco gesehen, als ihr mit Pansy zum Altar kamt und ich habe euch gesehen, als ihr allein aus dem Haus kamt. Pansy hat diesen Wandel sicher nur wegen Draco aufgezeigt, denn obwohl sie nun ihren Mann hat, war sie doch schon immer hinter Draco her, der für sie unerreichbar ist. Er hat damals einen ziemlichen Wandel durchgemacht, nach dem, was er alles im Krieg erlebte und mit ansah. Daher ist er nun auch freundlich zu dir. Draco ist ein Gentleman durch und durch, der erzogen wurde, eine Frau auf Händen zu tragen, wie er es mir gern zeigt. Genau das liebe ich auch an ihm“, erzählte sie seelenruhig und das war es, was Hermione dazu brachte zu stocken. Diese Frau neben ihr war nicht perfekt. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Daphne bei dem Junggesellinnenabschied, als sie Sie fragte, wo sie ihre Schwester gelassen hatte. Daphne hatte geantwortet, dass Astroria sicherlich hinter Draco her war, der selbst um die Häuser zog und zuvor hatte sie gesagt, dass Malfoy sich oft in Mugglelondon umhertrieb, weil die magische Welt ihn und seine Frauen beobachtete. Das bedeutete, dass Astoria sicherlich nicht an seiner Seite stand, denn dann hätte Daphne nicht von falschen Frauen an seiner Seite gesprochen. Und genau das war es auch, weswegen sie Astoria Greengrass prüfend ansah. „Nun, ich habe nicht zugestimmt, mich zu siezen Miss Greengrass und ich würde es auch bevorzugen nun zu gehen, haben sie noch einen schönen Abend“, entgegnete sie der Greengrass Erbin. Diese Frau war eine Schlange durch und durch und auch, wenn ihre Menschenkenntnis gelitten hatte, konnte sie Schlangen durchaus noch erkennen. Erneut wollte sie nach einem Glas greifen, dass an ihr vorbeizuschweben schien, als sich ein Arm um ihre Schulter legte und sie aufstöhnen ließ. Konnte sie nicht einfach in Ruhe gelassen werden? „Ich hoffe, du hast dich nicht von Astoria einlullen lassen, Hermione“, hörte sie Pansy, die sich neben sie gesellt hatte und ihr den Alkohol wieder aus der Hand nahm. „Vielleicht solltest du nicht ganz so viel trinken“, stellte sie fest und besah sich Hermione. Sie wusste nicht warum, doch sie mochte Pansy gerade lieber als Astoria. „Was bei Merlin soll das, Parkinson?“, verfiel Hermione in alte Muster und verwendete den ehemaligen Nachnamen ihrer gegenüber. „Goldstein, wenn ich bitten darf“, lächelte diese ihr nur entgegen und nahm Hermiones Hand, um sie aus dem Getümmel zu ziehen. „Ich bin sicher, du fühlst dich nicht wohl hier und eigentlich kann man das auch gar nicht übersehen, nur Viktor scheint blind dafür zu sein.“ Mit einem Blick in Richtung des Bulgaren stellte sie fest, wie Recht Pansy doch hatte. Zustimmend brummte sie daher nur und ließ sich auf eine der Schaukeln nieder, die weit Abseits im Dunkeln standen. „Trotz allem, möchte ich mich bei dir bedanken, Hermione. Dass du hier bist, hast du wahrscheinlich Draco zu verdanken. Hätte er mich nicht all die Jahre mürbe gemacht, indem er immer wieder betonte, wie gleich uns die Muggle wären, wäre ich wohl nicht so wohlwollend dir gegenüber. Aber Draco vertraut mir bei dem ganzen noch immer nicht.“ Erstaunt sah Hermione die Schwarzhaarige an, die neben ihr auf der Schaukel saß und in den Himmel sah. Ihr Brautkleid hatte sie gegen ein stilvolles Cocktailkleid getauscht, das ebenfalls weiß war und damit noch immer zeigte, dass sie die Braut auf dieser Feier war. „Er hat dir gesagt, du sollst nicht kommen, oder?“, fragte sie und ihre Blicke verfingen sich, als Pansy sich ihr wieder zuwandte. Sachte nickte Hermione ergeben und wand selber ihren Blick ab, um auf den Boden zu starren. „Er sagte, du willst mich Bloßstellen“, ergänzte sie Pansys Ahnung. „Du bist dennoch hier“, stellte Pansy fest. „Deine Versprechen hältst du ein, egal wie mies du dich dabei fühlst, oder? Bist eben eine wahre Gryffindor.“ Schmunzelnd sah Pansy Hermione an. „So bin ich nun einmal. Ich stelle mich auch den unmöglichsten Situationen“, antwortete Hermione leicht grinsend, obwohl ihr nicht danach war. „Das mit dem Brautstrauß tut mir leid, dass es so kommt, war nicht beabsichtigt, damit wollte ich dich wahrlich nicht Bloßstellen, doch ich dachte einfach, du wärst die perfekte nächste Braut, auch wenn du deinen zukünftigen Mann noch nicht an deiner Seite hast.“ Pansys geflüsterten Worte trafen sie wie ein Kübel eiskaltem Wassers. Diese Zauber, die die potenziellen neuen Bräute an Ort und Stelle hielten, waren also kein Brauch, das war einzig Pansy geschuldet? „Dann waren die Zauber, die uns fest hielten dein Werk?“, fragte sie verbissen. Konnte sie denn niemandem trauen? „Ja und nein. Diese Zauber gehören zu einem Brauch der Reinblütigen Gesellschaft, er kam mir nur zugute“, erklärte sie Hermione. „Dein zukünftiger Mann ist dir vielleicht näher, als du glaubst, Hermione. Ich wollte dir damit nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben“, sagte sie ruhig und stand schließlich auf, um sie allein zu lassen. „Vielleicht solltest du besser nach Hause gehen, ich denke, die Gäste werden nur schlimmer statt besser. Draco wird dich apparieren, damit du auch sicher ankommst und um Viktor mach dir keine Sorgen, ich denke für den finden wir schon ein Übernachtungsplätzchen“, zwinkerte Pansy, als sie sich Hermione noch einmal besah und davon ging, Draco entgegen. Im Stillen dankte sie Pansy für ihre Worte und taten an diesem Tag und war froh, dass die Schwarzhaarige sich so sehr verändert hatte. Vielleicht sollte sie Draco und Anthony, eines Tages, für den guten Einfluss auf Pansy danken. Sachte schaukelte sie weiter vor und zurück, wartete, bis Draco bei ihr angelangt war, der noch kurz anhielt, um ein paar Wörter mit Pansy zu wechseln. Als sie Sie beobachtete fiel ihr auf, dass sein Blick immer wieder zu ihr glitt. Seine Bewegungen waren geschmeidig, als er weiter auf sie zu lief, weg von der Hochzeitsfeier und Pansy, die zurück zu ihren Gästen ging. „Pansy sagte, du willst nach Hause“, nahm er das Gespräch auf und betrachtete sie. „Komm, ich bringe dich“, flüsterte er rau und reichte ihr seine Hand, damit sie aufstehen konnte. Sachte lächelte sie, als sie Sie ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ. Durch den Schwung, den sie dabei bekam, landete sie erneut in seinen Armen und kurz darauf spürte sie, wie der Sog um ihren Bauchnabel begann und sie mit sich zog. Kurze Zeit später standen sie in einer Gasse, unweit von ihrem Zuhause entfernt. Halt suchend hielt sie sich weiterhin an Draco fest, der seine Hände auf ihrer Taille ruhen ließ, bis ihr nicht mehr schwindelig war. Normalerweise war apparieren ihre liebste Fortbewegungsmethode, doch nicht, wenn sie Alkohol zu sich genommen hatte und ihr danach schwindelig und speiübel war. Schwer schluckte sie, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken und als sie das Gefühl hatte, es ginge ihr besser, löste sie sich langsam von ihm. „Danke.“ Heiser kam das Wort über ihre Lippen, über die sie sich leckte, schienen sie doch viel zu trocken. Hermione sah, wie Draco knapp nickte und spürte, wie er ihr seinen Arm um den Rücken legte um sie sachte zu geleiten. Zusammen liefen sie über die Straße zu ihrer Wohnung und mehr schlecht als recht, stolperte sie mit ihren Hakenschuhen umher. Viel zu deutlich kam der Alkoholgenuss des Abends in ihr auf und ließ sie schwanken. Amüsiert kicherte sie, als sie auf dem Weg zur Tür stehen blieb und ihre Schuhe auszog, um barfuß weiter zu gehen. „Dein ernst, Granger?“, hörte sie ihn ebenfalls amüsiert fragen, was sie zum Lachen brachte. „Sicher, warum nicht?“, fragte sie ihn und lächelte ihn an. Ihr Gemütszustand, schien sich schlagartig geändert zu haben. Was hatte sie eigentlich den gesamten Abend über getrunken? Auf jeden Fall war es viel zu viel durcheinander. Sie grinste und fühlte sich mit einem Mal ungeheuer leicht. „Lass uns tanzen, Draco, hier und jetzt“, lächelte sie ihn an. Sie waren noch nicht in der Wohnung, standen noch immer auf dem Bürgersteig, doch es war ihr egal. Ihre Schuhe hielt sie in ihrer Hand, als sie begann sich nach einer lautlosen Melodie zu bewegen. Fasziniert starrte Draco sie an und er hatte das Gefühl, plötzlich nicht mehr Hermione Granger vor sich zu haben, sondern Luna Lovegood. Unruhig sah er sich um, ob sie auch niemand sah und hob sie schließlich über seine Schulter. Ihr anfängliches Kreischen wandelte sich in Lachen und es war verwirrend, sie nun so anders zu erleben. Unweigerlich fragte er sich, wie viele Seiten Hermione wirklich hatte. Im Hotel war sie nach dem Alkoholgenuss ganz anders als hier und jetzt, wo sie vor ihrer Tür standen. Es war, als hätte sie mehrere Gläser Gigglewasser getrunken. „Sag Draco, willst du mich nicht heiraten?“ Ein Ruck ging durch ihren Körper, als er plötzlich stockte und sich sein Griff für wenige Sekunden von ihr löste. „Okay, Granger, du bist nicht bei Sinnen, ich bring dich jetzt ins Bett, denn ein klares Gespräch wie im Hotel kannst du scheinbar auch nicht mehr führen.“ Erneut lachte sie, als er endlich in ihre Wohnung eintrat und die Tür magisch hinter sich verschloss und vor Lauschangriffen absicherte. Sicher war sicher, gerade nach dem Vorfall mit Rita Kimmkorn auf der Hochzeit. Langsam wurde ihm das ganze doch unangenehm, so sehr er sie auch mochte. „Oder heiratest du lieber diese Schlange Astoria?“ Kapitel 15: Der Kampf --------------------- „Oder heiratest du lieber diese Schlange Astoria?“ War das ihr Ernst? Er fragte sich wirklich, was nur in dieser Frau vorgehen musste, dass sie sich so verhielt, wie sie sich eben verhielt. Sie war so schwer zu verstehen, wie die Gedanken von Dumbledore zu lesen waren. Und dieser Mann war schon äußerst schwer zu knacken, was also einiges heißen musste. Seufzend fuhr er sich durch seine Haare und sah sich in ihrer Wohnung um. „Ich denke, das sind Themen, die wir einmal besprechen sollten, wenn du nüchtern genug bist, Granger“, erklärte er ihr ruhig, doch schien sie es gar nicht zu verstehen. Beschwingt schmiss sie ihre Schuhe in den Flur und drehte sich ihm zu. „Ich weiß, dass du mich begehrst, Draco“, säuselte sie und lief auf ihn zu. Sanft streichelte sie über seine Brust am Saum seines Jacketts entlang und sah zu ihm auf. Seine Augen waren wunderschön, stellte sie wieder einmal fest. In ihrem vernebelten Verstand stieg wieder die Begierde auf, die sie empfand, wenn sie einem Mann gegenüberstand, den sie nicht haben konnte. Doch bei Draco war es noch etwas ganz anderes. Er war nicht so unerreichbar, wie manch andere, denen sie schon gegenüber gestanden hatte. Viele hatten gegrinst, als sie sich an sie heranschmiss um halt und nähe zu suchen, die sie nur bei hemmungslosen Sex fand. Es war nicht das gleiche, doch woher sollte sie diesen Unterschied noch verstehen? Es gab so viel, dass sich vermischt hatte. So viele Grenzen, die verschwommen waren, während des Krieges. Nicht alle Todesser waren von Grund auf Böse und nicht alles was Licht war, war es auch. Niemand war rein Weiß oder Schwarz, es war alles verschwommen und Grau. Ja, das war die Farbe, die ihr Leben bestimmte. Grau, genau wie seine Augen, seine wunderschönen Augen. Mit der Zeit hatte sie die Farbe zu lieben gelernt und sie begleitete sie, wo sie auch war. Alles erschien ihr nur noch matt und traurig wie ein Regentag im Herbst. Doch in Draco sah sie immer schon mehr. Nie hatte sie glauben wollen, dass er zu den Todessern gehörte. Selbst als Harry es längst wusste, hatte sie es noch bestritten, wie dumm sie doch damals gewesen war. Und dennoch, er war nicht, was er zu sein schien. „Sag Draco, wie sieht dein Arm mittlerweile aus? Sind sie noch schwarz und prägnant? Oder sind sie schon ergraut, gar verblasst auf deiner schneeweißen Haut?“, fragte sie, wie aus einer anderen Welt aufgetaut. So ganz ohne Zusammenhang zu ihrem vorherigen Thema. War sie nun schon genauso wie Luna? War auch ihre Welt so durcheinander gewirbelt und doch so klar, wie sonst nie? Seufzend schmiegte sie sich an den Mann vor ihr, der sich nicht zu regen schien. Sachte legten sich ihre Arme um seinen Oberkörper und strichen über seinen Rücken, zeichnete sein Schulterblatt nach und fuhren seine Wirbelsäule hinab um schließlich hauchzart an seinem Hemd zu zupfen, dass in seiner Hose steckte. Er brachte all ihre Gedanken durcheinander, roch er doch so unwiderstehlich nach Sandelholz und Pfefferminzzahnpasta. Zufrieden schloss sie ihre Augen und sog seinen Duft in sich ein. „Granger, Hermione“, begann er wieder ruhig, wollte zumindest ruhig klingen. Seine Stimme zitterte jedoch, was sie sofort bemerkte und ein Grinsen schlich sich auf ihre Züge, war sie sich doch bewusst, dass es nur ihretwegen war. „Komm, Hermione, du solltest wirklich ins Bett gehen und dich ausruhen, der heutige Tag war anstrengend genug für dich und du musst dich sicherlich morgen noch genug verausgaben, sobald die Klatschblätter wieder irgendetwas präsentieren.“ Und er wusste, es würde so kommen. Hermione hatte immerhin den Brautstrauß gefangen und war fluchtartig davon gelaufen. Hinzu kam, dass sie ohne Viktor Krum die Feierlichkeiten verlassen hatte und von diesem nicht all zu viel Beachtung geschenkt bekommen hatte. „Ach komm schon Draco, im Hotel wolltest du mich doch auch, was hat sich geändert?“, fragte sie ihn und lenkte damit wieder gegen seinen Vorschlag. Ruhig schob sie ihn rückwärts vor sich her, immer ein Lächeln auf ihren Lippen tragend und sein Hemd aufknöpfend. Er wich von ganz allein zurück, sobald sie einen Schritt auf ihn zu ging und es amüsierte sie zu sehen, wie sein Widerstand gegen sie zu bröckeln begann. „Ich bin gewiss nicht abgeneigt, Hermione. Im Gegenteil, ich habe es darauf angelegt, dich hier her zu bringen und ins Bett zu befördern“, begann er zu grinsen und übernahm nun seinerseits die Hauptrolle in dieser wahnsinnigen Situation, in die Hermione sie beide manövriert hatte. Kurz schluckte er fest, bevor er ihre Handgelenke ergriff und sie somit daran hinderte, ihn noch weiter auszuziehen. Kurzerhand ließ er sie jedoch wieder los, nur um seine Hände an ihren Hintern zu legen und sie hochzuheben. Schwungvoll warf er sie sich über seine Schulter und obwohl ihm klar war, dass das keine gute Idee sein könnte, war sie doch viel zu sehr vom Alkohol eingenommen, als dass ihr dabei nicht schlecht wurde, lief er so mit ihr in die nächst beste Richtung, einer Tür entgegen, hinter der er ihr Schlafzimmer vermutete. Doch als er diese öffnete, befanden sich darin nur Sachen zum Putzen. Irritiert sah er sich die Kammer einen Augenblick an, bevor er lachte. „Ernsthaft, Granger? Du besitzt noch etwas so altmodisches wie eine Besenkammer?“ Es war die Skurrilität, die ihn zum Lachen brachte. Bei Merlins Bart, in Hogwarts Gängen hätte er sie zu gern einmal in eine der unzähligen Besenkammern gezerrt, doch bei ihr Zuhause? Nein, da gab es bessere Orte als diesen. Den Kopf schüttelnd schloss er die Tür wieder und ging grinsend zur nächsten, hinter der sich ihr Büro zu verstecken schien. „Die zweite Tür auf der anderen Seite“, vernahm er Hermiones Stimme, die nicht mehr ganz so zufrieden klang. Eher klang sie so, als müsse sie sich zurückhalten, um sich nicht zu übergeben. Schnellstens öffnete er die ihm angewiesene Tür und fand endlich ihr Schlafzimmer, in dem sich ein zerwühltes Bett befand, auf das man direkt Blickte, sobald man den Raum betrat. Hinter dem Bett war ein Fenster, durch das der Mond das Zimmer erhellte. Nur schemenhaft erkannte er, in den nicht vom Mond erhellten Ecken, wo was stand. Ein großer Kleiderschrank war zu seiner Rechten zu erkennen und zu seiner linken stand ein gemütlicher Sessel neben dem einige Bücher offen auf einem kleinen Bücherregal lagen. Schmunzelnd bemerkte er, dass das typisch Hermione war. Schon in ihrem Wohn- und Arbeitszimmer hatte er diverse Bücherregale entdecken können. Sie war und blieb eben immer der wissbegierige Bücherwurm, den er in der Schule kennengelernt hatte. Erneut hörte er sie schlucken, wodurch er in die Realität zurückfand. Vorsichtiger als zuvor, hob er sie von seiner Schulter und setzte sie auf ihren Sessel, damit sie sich erst einmal wieder erholen konnte. Derweil widmete er sich dem zerwühlten und durchgeschwitzten Laken ihres Bettes. Angewidert, bei dem Gedanken daran, was vor einigen Stunden darin passiert war, zog er seinen Zauberstab und schwang ihn einmal in einer fließenden Bewegung. Den Zauber das Bett neu zu beziehen, kannte er von den Hauselfen im Manor zu genau. Selbst gebrauchte er ihn gern, wenn er einmal des Morgens nach einer verkaterten Nacht aufwachte und sich ins Bad begab. Sein Bett sollte nicht nach solchen Nächten stinken und somit wandte er diesen Zauber nur zu gern an. Genügend wechsel Bettwäsche hatte er immer. Eine Angewohnheit, die ihm wohl bleiben würde. Nachdem das Bett abgezogen war, machte er einen weiteren Schwenk und aus ihrem Kleiderschrank erhob sich aus der hintersten Ecke neue Bettwäsche, die sich sogleich in um Kissen und Decke schlangen und das Bett mit Stoff überzogen. Zufrieden ließ er die alte Bettwäsche noch verschwinden und packte seinen Zauberstab wieder weg. Als er sich wieder zu Hermione umdrehte, stand diese aufrecht vor ihm, im Begriff, den Stoff, der sich Kleid nannte, ihren Körper hinab fließen zu lassen. Überrascht weiteten sich seine Augen, als er sie fast völlig Nackt vor sich stehen sah. Ihre Brüste waren von einem Zauber gehalten worden, wie er feststellte und einzig ein Höschen schien sie noch zu tragen, als sie mehr oder minder unelegant aus ihrem Kleid auf ihn zu stolperte. Lachend landete sie in seinen Armen und stützte sich an seiner Brust ab. Wie viel hatte sie nur getrunken, dass sie so ein undefinierbares Wesen geworden war? Ihre Stimmungen wechselten schneller als die einer Schwangeren und auch das hatte etwas zu heißen. Ihn beschlich so langsam das Gefühl, dass er keine Ahnung hatte, worauf er sich eigentlich wirklich eingelassen hatte. Hermione Granger schien viel mehr Dämonen in sich zu tragen, als er nach ihrem gemeinsamen Gespräch im Hotel angenommen hatte und er war sich nicht so sicher, ob er diesen Dämonen wirklich gewachsen war. Er wollte ihr helfen, doch zu welchem Preis? Mit ein wenig Sex würde er alles nur schlimmer machen, egal wie anziehend er sie fand. Er musste dringend mit Blaise über seine und Hermiones Beziehung sprechen, um besser verstehen zu können. „Mmh, das hast du gut gemacht, Draco“, seufzte Hermione und lächelte ihn an. Sie war schon wieder wie ausgewechselt, dieses Mal zeigte sie eine sanfte Seite an sich. „Ich hatte vor es selber zu tun, doch es wäre unhöflich gewesen die Wäsche zu wechseln, während er noch anwesend war.“ Leicht knurrte er bei dem Gedanken, was gewesen wäre, wenn nicht er sie geleitet hätte. „Wäre ja auch unnötig gewesen, wo doch geplant war, dass er erneut hier nächtigt, während du dir vorgenommen hast, dich auf der Hochzeit dem Alkohol hinzugeben statt dich davon fernzuhalten.“ Wut kam in ihm hoch. Er verstand plötzlich Blaise, wie dieser sich wegen Hermione gefühlt haben musste. Sie war ein Mysterium, das nicht wusste, was sie wirklich wollte. Doch auch sie wurde bei seinen Worten wütend und trat einen Schritt zurück, wobei sie auf ihr Kleid trat und dieses wütend mit ihrem Fuß beiseite wischte. „Denkst du, ich mach das ganze mit Absicht? Ich bin gern so, wie ich bin? Ich hasse es, okay? Nicht einmal ich verstehe mein Handeln, meine Absichten. Ich will dich und doch will ich dich gleichzeitig so weit fort wissen, wie es nur geht. Du solltest nicht hier sein, nicht hier bei mir, wenn du da auf dieser Feier deine Verlobte hast, die sicherlich in diesem Moment schon eure Hochzeit plant. Es macht mich wahnsinnig, dass ich nur an Sex denken kann, um mich abzulenken, weil nichts anderes hilft, weil ich mich sonst vollkommen selbst verliere. Sex ist ein Ventil für mich. Etwas, womit ich mich beschäftigen kann, ohne all zu großen Schaden anzurichten.“ Ihre Stimme war laut und Verzweiflung schwang mit ihr mit, während sie ihm all das an den Kopf warf. Sie wollte ihn, für Sex und nicht mehr. Denn mehr war für sie nicht drinnen. Wenn sie keinen Sex bekam, wollte sie ihn nicht in ihrer Nähe haben war für ihn bedeutete, dass sie sich ihm nicht geöffnet hatte, weil sie ihm vertraute, sondern weil er sie einfach nur genervt hatte und sie nicht weiter Wiederstehen konnte zu reden. Seine Zähne zusammenbeißend wandte er seinen Blick von ihr ab und atmete einmal zittrig ein und aus, bevor er sich der Tür zu wandte, durch die er diesen immer kleiner werdenden Raum verlassen konnte. „Ja, verschwinde, ich brauche dich nicht, ich brauche niemanden!“, rief sie ihm noch nach und blieb wie angewurzelt stehen. Die ersten Tränen liefen über ihre Wangen, während sie allein gelassen und nackt in ihrem Schlafzimmer stand, in dem sein Duft noch in der Luft lag. Sie fühlte sich auf einmal so nackt und schutzlos, wie noch nie zuvor. Diese gesamte Situation, dieser gesamte Tag, überforderte sie. Er überforderte sie. Wenn er nicht gewesen wäre, wüsste niemand von ihr und Blaise und es wüsste auch niemand davon, dass sie Probleme mit Bindungen hatte. Wäre er nicht gewesen, wäre sie nun zusammen mit Viktor Krum in den zerwühlten Laken von der Nacht zuvor und würde sich mit Sex von all ihren Problemen ablenken. Doch es war Draco, der sie nach Hause gebracht und im Stich gelassen hatte, denn er war gegangen und überließ sie ihren eigenen Gedanken, mit denen sie nicht zurechtkam, die sie in Dunkelheit stürzten. Was sie nicht wusste war, dass er keineswegs gegangen war. Sein Weg hatte ihn lediglich in ihr Badezimmer geführt, dass hinter der letzten Tür verborgen lag, die er zuvor nicht geöffnet hatte. Überfordert riss er das Fenster auf und ließ die kühle Nachtluft in den Raum eindringen. Dicht stellte er sich an das offene Fenster und holte eine Zigarette aus seiner Tasche, die er sich kurz darauf anzündete. Er rauchte nicht oft, doch in Situationen wie diesen war es sein Steckenpferd. Etwas, wodurch er Beruhigung für seine eigenen Nerven fand. Draco brauchte diesen Moment um wieder klar denken zu können. Nie würde er sie in dieser Situation allein lassen, sie mit ihren Problemen im Stich lassen, wenn er dafür verantwortlich war, sie verschlimmert zu haben. Doch diesen einen ruhigen Moment musste sie ihm geben. Unruhig zog er einen Zug nach dem anderen an seiner Zigarette, bis sie komplett zu Asche zerfallen war. Tief atmete er daraufhin die frische Luft ein, bevor er das Fenster wieder schloss und sich die Hände wusch. Dabei nahm er sich aus einem der Schränke, die im Bad standen, einen Lappen und tränkte ihn mit kalten Wasser. Schweres schluchzen drangen an seine Ohren, als er das Badezimmer wieder verließ und zum Schlafzimmer schritt. Leise wie eine Raubkatze ging er auf das Häufchen Elend zu, dass nackt auf dem Boden des Zimmers saß, welches noch immer nur vom Mondlicht erhellt wurde. Auch jetzt würde er kein Licht in dieses Zimmer bringen und so legte er den Lappen beiseite und kniete sich zu ihr hinab. „Komm, es wird Zeit zu schlafen, um die Dämonen zu bekämpfen“, flüsterte er ihr zu und hob die erschrockene Hermione auf seine Arme. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch in ihrer Wohnung war, hatte sie doch angenommen, er war gegangen. „Du bist noch da.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und für den Moment des Schrecks waren ihre Tränen versiegt. Halt suchend klammerte sie sich an ihm fest und hielt ihn auch dann noch, als er sie auf ihrem Bett absetzte. „Lass mich los, Hermione, ich verspreche dir, dich nicht allein zu lassen.“ Ihr griff um seinen Hals war zu fest, als dass er sie ohne Gewalt von sich bekam. „Und du bleibst?“, fragte sie einzig in die Stille der Nacht, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich meinte, was er sagte. Sanft strich er ihr über ihren Rücken und nickte dabei. Es dauerte noch einige Sekunden, bevor sie ihn zaghaft losließ und sich im Bett aufsetzte, um zu sehen, wohin er ging. Doch weit wollte er sich gar nicht von ihr entfernen. Kurz ging er zurück zum Sessel, um sich den Lappen von dessen Armlehne zu nehmen. Ohne nochmal ein Wort zu verlieren, drückte er sie in die Kissen und legte den kühlen Stoff auf ihre erhitzte Stirn. „Shhhh, ist okay, ich bleibe“, flüsterte er erneut, als sie sich wieder aufsetzen wollte. Um ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte, zog er sich bis auf seine Boxershorts aus und legte sich zu ihr ins Bett, die Decke über sie beide ziehend und einen Arm um sie legend. „Schlaf jetzt, ich bin auch morgen früh noch da.“ Unsicher blickte sie ihn an und nahm schließlich seine Hand in ihre. Ihre Finger kreuzten sich ineinander und so blieb sie ruhig neben ihm liegen, die letzten Tränen vergießend, bis sie in einen unruhigen Schlaf abdriftete, der mehr Abgründe als jemals zuvor aufriss. Doch dieses Mal stand sie ihren Dämonen nicht allein gegenüber, denn dieses Mal stand jemand neben ihr und erhob mit ihr gemeinsam seinen Zauberstab um zu kämpfen. Kapitel 16: Der Morgen ---------------------- Schwerfällig drehte er sich auf den Rücken, ließ seinen Arm dabei von der Bettkante baumeln, auf der er unweigerlich zu liegen kam. Müde und ausgelaugt war er vor einigen Minuten schon erwacht, nachdem die Nacht unruhiger und anstrengender war, als er je erwartet hätte. Hermione hatte sich die halbe Nacht durch Alpträume gekämpft, ab und an um sich geschlagen und wild geschrien, als wäre sie allein im Kampf gegen Voldemort. Aber, vielleicht war dem ja auch so? Was wusste er schon von ihren Alpträumen, wenn er nicht einmal sagen konnte, wie oft er in dieser Nacht aufgestanden war, um ihr den Lappen erneut unter dem Wasserhahn im Bad zu kühlen und auf ihre Stirn zu legen. Sie schien sich bei ihren Träumen zu überhitzen und erst, wenn er sie wieder nah an sich zog, beruhigte sie sich langsam. Mittlerweile war er sich auch bewusst, dass er von dieser Nacht sicherlich so einige blaue Flecken davon getragen hatte. Ihre Schläge kannte er ja, doch wusste er nicht, dass sie auch in der Nacht, wenn sie schlief, noch so fest zuschlagen konnte. Hermione war eben immer für Überraschungen gut. So überraschte es ihn auch nicht mehr, als ihn etwas an der Hand traf, die aus dem Bett hing. Fluchend zog er seine Hand zurück und setzte sich im Bett auf. Tiefe Schlieren zogen sich über seinen Handrücken, die begannen zu bluten. Haut war aufgerissen worden und würde sicherlich nicht so schnell heilen, sollte er nicht nachhelfen. Aber wenigstens wusste er nun, dass sie nicht allein waren und Hermiones Kater noch am Leben war und umherstreunt. Angefressen, hatte er doch nun schon schlecht geschlafen und dann noch das, leckte er sich über die Wunde und bevor er sich versah, bekam er gleich noch eine verpasst, dieses Mal jedoch von Hermione, die allen Anschein nach, erwacht war. „Untersteh dich gefälligst das abzulecken!“, brummte sie und stieg aus ihrem Bett, als wären sie schon öfter zusammen aufgewacht. Irritiert blinzelte er und sah ihr nach, wie sie den Raum verließ. Es dauerte nicht lange, da kam sie schon wieder zurück und an ihrer Seite ihr humpelnder Kater, der ihn aus neugierigen Augen ansah. Früher hatte der Kater ihn gehasst, obwohl er selber den Kater doch faszinierend fand. Sein Vater hatte damals Hunde gehalten, die hässlicher als die Nacht waren und jedes Mal hat er diese Biester verabscheut, die nur dafür da gewesen waren, zu zeigen, was für einen Status sie besaßen. Ganz genauso, wie die Pfauen im Garten der Malfoys, verfluchte Biester. Wenn er so überlegte, kam er nie sonderlich gut mit Tieren zurecht. „Zeig mal her, dass muss desinfiziert werden. Katzen können Krankheiten mit sich bringen, wenn die von ihnen verursachten Wunden nicht ordentlich versorgt werden“, erklärte sie ihm und es schien, als wäre sie bei vollkommen klarem Verstand. „Hast du gleich noch einen Ausnüchterungs-Trank genommen, als du schon am Medizinschrank vorbeikamst?“, fragte er sie mit hochgezogener Augenbraue, was sie selbst imitierte, als sie ihn ansah. „Mach dich nicht lächerlich, du hast mich doch die gesamte Nacht lang schon versorgt“, begehrte sie auf und besah ihn sich genauer. Nur in Unterhose saß er vor ihr in ihrem Bett, die Bettdecke dabei über seine Beine liegend, war die nur an seinem Oberkörper hinab gerutscht, als er sich aufgesetzt hatte. Ihr Blick war wie magnetisiert. Jede Stelle seines Oberkörpers schien sie genaustens zu inspizieren, was ihn leicht grinsen ließ. „Gefällt dir, was du siehst? Ist ja jetzt das erste Mal, dass du mich so frei in einer hellen Umgebung betrachten kannst“, lachte er auf. „Na ja, es geht schon, würde ich sagen. Vielleicht doch etwas mehr Fett als ich unter den Sachen vermutet hätte“, grinste sie ihm entgegen und wandte sich dann seiner Hand zu, die sie für den Moment außer Acht gelassen hatte. Lachend sah er ihr dabei zu und als sie fertig war, schwang er schließlich seine Beine aus dem Bett und stand auf. Ihr Kater behielt ihn dabei genaustens im Blick und so beschloss er, statt sich zu strecken, sich dem roten Fellball zu nähern. Sachte ging er in die Knie und hielt dem Kniesel seine Hand hin, damit er ihm zeigen konnte, dass er nichts tun würde. Es war eine Geste, die er sich irgendwann bei Hunden angewöhnt hatte und ob die auch bei Katzen funktionierte, wusste er nicht, aber auf einen Versuch kam es immerhin an. Zu seiner und auch Hermiones Überraschung, schmiegte sich Krummbein gleich darauf an seine Hand und ließ sich über den Kopf kraulen, bevor er ein kräftiges Mauzen von sich gab und hinkend, aber stolz, aus dem Zimmer marschierte. Im Flur angekommen blieb der Kater nochmals stehen, sodass Draco ihn genaustens betrachten konnte und so kam es, dass er sich fühlte, als würde der Kater ihm etwas sagen wollen, als dieser ihm nochmals in die Augen sah, bevor er weiter lief. Hermione neben ihm gluckste erfreut, wie ein kleines Kind, dass etwas geschenkt bekommen hatte. „Ich gehe ins Bad, mich ein wenig frisch machen, würdest du ihm etwas zu fressen geben? Er hat hunger. Sein Napf findest du leicht und das Nassfutter steht im Schrank unter der Spüle. Wenn ich fertig bin, kannst du dich frisch machen.“ Noch bevor er wirklich antworten konnte, hatte sie das Zimmer schon wieder verlassen und war in ihr Bad verschwunden. Er hörte noch, wie das Wasser angedreht wurde und sie sich vermutlich erst einmal duschte. Mit den Schultern zuckend, was sowieso keiner sah, fuhr er sich kurz durch seine Haare und machte sich auf den Weg in die Küche, wo der Kater schon mit mahnendem Blick vor seinem Napf auf etwas zu fressen wartete. Kam es ihm nur so vor, oder hatte in diesem Haushalt der Fellball das sagen? Es dauerte nicht lang, da hatte Draco Krummbein mit seinem Fressen versorgt und stand angelehnt an der Spüle. Wie er so darüber nachdachte, hatte er die Nacht mit Hermione und ihren Dämonen ganz gut überstanden, außer den blauen Flecken, die sie ihm verpasst hatte. Doch war es das schon? Was würde ihn noch erwarten, wenn er sich weiterhin um sie kümmern würde? Dass sie jemanden brauchte, der sich um sie kümmerte, dem war er sich mittlerweile mehr als sicher, mochte sie es vielleicht auch bestreiten. „Genug überlegt, jetzt wird erstmal Frühstück gemacht“, entschied er sich und suchte in ihren Schränken nach allem, was sie dazu brauchen würden. Eier und Speck fand er im Kühlschrank und Brot sowie Bohnen in einem anderen Schrank. Zusammen mit zwei Pfannen machte er sich dran, ein Frühstück zuzubereiten, denn wenn er etwas konnte, dann ein nahrhaftes typisch englisches Frühstück. Das einzige was ihnen dazu fehlte, waren die Würstchen, doch damit konnte er leben. Zuerst briet er den Speck schön knusprig, bevor er die Eier aufschlug und in der Pfanne zu Rührei verarbeitete. Der Geschmack des Specks ging so in die Eier über und damit brauchte er nichts würzen, schmeckte ihm normales englisches Rührei doch immer zu trocken und lasch. Als auch die Eier fertig waren, ließ er alles auf Tellern, die er in den Schränken fand, zum Tisch schweben. Noch während der Speck und die Eier zum Tisch gelangen, betrat Hermione frisch fertig gemacht, die Küche. Ein großes T-Shirt hatte sie sich übergezogen und eine lockere lange Hose. Es sah alles danach aus, als wäre sie auf einen entspannten Sonntag eingerichtet. „Du musst das nicht machen, ich hätte uns auch Frühstück gemacht“, sagte sie ruhig und sah neugierig an ihm vorbei. „Würde ich halb nackt an der Pfanne stehen und etwas braten, hätte ich lauter Fettverbrennungen am Körper“, moserte sie an ihm herum, der keinerlei Spritzer beim Braten des Specks abbekommen hatte. „Tja, dann machst du wohl irgendwas falsch“, antwortete er ihr nonchalant. Kurz sahen sie einander in die Augen, bevor er sich weiter seinen Bohnen widmete. „Gut, dann mache ich uns etwas zu Trinken“, überlegte sie, was sie tun könnte, um wenigstens nicht ganz so nutzlos in ihrer eigenen Wohnung herumzustehen. Ein schriller klang erfüllte die Wohnung und riss die Draco und Hermione schließlich aus ihrem tun. Mit hochgezogener Augenbraue sah er Hermione an, die kurz den Mund verzog und die Tassen, die sie soeben noch aus dem Schrank gezogen hatte, auf die Anrichte stellte. „Erwartest du Besuch?“, fragte er sie, als sie sich auf den Weg zur Tür machte, selbst machte er jedoch keine Anstalten, sich vom Fleck zu bewegen und so kümmerte er sich weiter um die Bohnen, die bald schon heiß genug sein würden. „Nein, eigentlich nicht!“, vernahm er noch ihre Antwort, bevor sie verschwunden war. Er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und sie mit jemanden zu reden begann. Mit jemanden, den er selber eigentlich dachte los zu sein. Stattdessen hörte er den Akzent des Bulgaren, dessen Stimme den Flur erfüllte. „Hermione, schön, dass du gut zu Hause angekommen bist“, hörte er ihn sagen und verzog sein Gesicht. Auf ein Frühstück mit Viktor Krum hatte er nun wirklich keine Lust, weswegen er es für besser hielt, diese Veranstaltung nun zu verlassen. „Ja, ich bin gut nach Hause gekommen, Draco hat mich begleitet, komm doch rein, Viktor“, vernahm er ihre Stimme, die sich nicht mehr so leicht und unbeschwert anhörte. Auch ihr schien es nicht zu gefallen, dass der Bulgare nun wieder bei ihr auf der Matte stand. In dem Moment, als sie zur Küche kamen, nahm Draco die Bohnen vom Herd und stellte diesen aus. Es reichte ein Blick der beiden Männer, um zu wissen, dass keiner wirklich sonderlich begeistert war, den anderen zu sehen. Bei Draco kamen sofort Bilder in den Kopf, wie dieser Typ Hermione wohl in der vorletzten Nacht um den Finger gewickelt hatte und bei dem Bulgaren schienen ähnliche Gedanken über Draco und Hermione aufzukommen, als er Malfoy nur in Boxershorts in Hermiones Küche stehen sah. „Viktor“, begrüßte er sein Gegenüber jedoch ruhig und reichte ihm die Hand. „Ich hoffe, es war in Ordnung, dass ich Hermione nach Hause brachte und auf sie acht gab. Sie fühlte sich nicht gut.“ Er wollte Viktor keine Rechtfertigung liefern, doch eine bessere Konversation fiel ihm in diesem Moment nicht ein und auch Hermione schien Schwierigkeiten mit der Situation zu haben, sodass er selber nochmals das Wort ergriff. „Setzt euch und esst, dass Frühstück ist fertig. Ich gehe mich derweil anziehen und werde los, ich habe noch einen Termin“, log er, was er ja nur zu gut konnte. Sein Gesicht zeigte dabei keine Anzeichen dafür, dass es überhaupt gelogen war. Doch bevor er verschwinden konnte, hielt Hermione ihm am Arm fest. „Mach dich frisch und zieh dich an, aber du bleibst und frühstückst mit uns“, raunte sie ihm in einem Befehlston zu, der seine Stirn in falten legen ließ. Was dachte sie, was er war? Ihr Hauself? Wut loderte in seinen Blick, doch als er ihr in die Augen sah, bemerkte er, was sie wollte. Angst schrie ihm entgegen. Angst, er könnte nicht wieder kommen und in diesem Moment fühlte er sich um einige Stunden zurückversetzt, als sie ihn ebenfalls nicht gehen lassen wollte. Es schien, als würde sie nun endlich verstehen, dass sie nicht immer vor ihren Dämonen davon laufen konnte. „Gut, dann fangt aber schon an, bevor es kalt wird“, gab er sich geschlagen und verschwand im Badezimmer, nachdem er seine Sachen aus ihrem Schlafzimmer geholt hatte. Hermione dagegen sah zu Viktor und lächelte diesen freundlich an. „Bitte, setz dich Viktor, du bist immerhin noch immer mein Gast und du hast ihn ja gehört, dass Frühstück ist fertig. Ich mache uns nur noch etwas zu trinken“, erklärte sie ihm ihr vorgehen, als sie in der Küche verschwand. „Läuft da etwas zwischen euch?“, fragte Viktor, der ihr gefolgt war, aber an der Spüle gelehnt stehen blieb. „Nein, da läuft nichts. Draco hat mich nach Hause gebracht und da ich zu viel getrunken hatte, hat er aufgepasst, dass ich nicht ersticke, sollte ich mich übergeben“, klärte sie ihn auf. Es ging ihn auch nichts an, was mit ihnen war, weswegen sie ihm auch nichts weiter verraten würde. Sollte er doch denken, was er wollte. Dieser schien sich jedoch mit Hermiones Worten zufriedenzugeben und so setzte er sich an den Tisch und wartete darauf, dass sie mit den Getränken soweit war und Draco zurückkam. Er hatte nichts gegen den Blonden und wenn Hermione nach der Nacht mit ihm, gleich mit Draco schlief, sollte sie es tun. Es war ihr Leben und er hatte deutlich zu spüren bekommen, dass sie nicht auf eine Beziehung hinaus wollte. „Wie lief es denn gestern Abend noch für dich und wo bist du für die Nacht untergekommen?“ Hermione, die an den Esstisch getreten war, versuchte sich in freundlicher Konversation. „Es war gut, ich kannte viele Leute und wir haben lange geredet oder auch getanzt. Geschlafen habe ich bei Zabini, er nahm mich mit, nachdem wir zusammen getrunken haben“, erzählte er und ließ Hermione durch seine Worte gefrieren. Wenn Viktor mit einem besoffenen Blaise Zabini Kontakt gehabt hatte, konnte das doch nichts Gutes verheißen, zumindest nicht für sie selbst. Fest schluckte sie, versuchte sich aber nichts von ihren Gedanken anzumerken. „Ach, mit Blaise? Dann warst du ja in bester Gesellschaft für den Abend“, lächelte sie leicht und setzte sich schließlich. Sie hoffte, dass das ganze ein Alptraum war und Viktor seine Zeit nicht wirklich mit Blaise verbracht hatte. Nachdem dieser so sauer davon gerauscht war, konnte sie sich gut vorstellen, was er alles erzählt haben könnte. Würde sie herausfinden, dass er etwas Falsches gesagt hatte, würde sie ihm die Zunge heraushexen, darauf konnte er wetten und als Viktor begann weiter zu reden, wurde ihr bewusst, wie gern sie ihn wirklich verhexen wollte. „Blaise sagte, er wollte mit dir zur Hochzeit.“ Kapitel 17: Der Kontrollverlust ------------------------------- Ihr wurde schlecht, verdammt schlecht, während sie Viktor anstarrte, als habe er plötzlich drei Köpfe und einen langen Schweif bekommen. Was bei Merlins verdammter Unterhose, hatte dieser ehemalige Slytherin vor? Wollte er sie bei allen schlecht machen? Sie hätte Blaise Zabini doch obliviieren sollen, schoss es ihr durch den Kopf. Wie konnte man nur so ein impertinenter Volltrottel sein? Wollte er sich mit Ron gleichsetzen? Und sie hatte immer gedacht, dass nur Rons Einfühlungsvermögen auf ein Teelöffel passt, doch Blaise schaffte es tatsächlich, dass ganze noch zu toppen, denn sein Einfühlungsvermögen schien nicht einmal auf einer Kuchengabel zu halten. Wie sehr sie sich in ihn verschätzt hatte. Als sie etwas mit ihm angefangen hatte, war er noch ganz anders gewesen. Zwar verschlagen, aber auf eine gute Art und Weise. Nun war er es auf dreckige Todesser Manier. Knurrend stand sie auf und ließ ihre Hände auf den Tisch sausen, verursachte damit einen klirrenden Lärm, da das Geschirr auf dem Tisch vibrierte. „Was bildet sich dieser verfluchte Sohn einer schwarzen Witwe nur ein? Denkt der wirklich, so kann er mich irgendwie beeindrucken?“ Sie war sauer und wie sauer. Vergessen war ihre ruhige Nacht an Dracos Seite, vergessen ihre Zurückhaltung und ihre Furcht vor dem, was herauskommen könnte. Allen Anschein nach, hatte Blaise sowieso schon ganze Arbeit auf dieser verfluchten Hochzeit geleistet, auf die sie nie hätte gehen dürfen. „Er wollte gar nichts, außer Sex! Nie hat er mich gefragt, ob ich mit ihm zu dieser Hochzeit gehe! Ich kann es nicht glauben“, echauffierte sie sich weiter. Sie bemerkte in ihrer Wut nicht, dass sie viel zu Weit ging, viel zu viele Sachen sagte, die Viktor gar nicht wissen sollte. Erst ein eindringliches und scharfes räuspern riss sie aus ihrer Hasstirade ihrer Ex-Affäre gegenüber. Wütend sah sie zum Verursacher des störenden Geräusches und entdeckte Draco, der mit einem Handtuch in der Hand seine Haare verwuschelt hatte um sie zu trocknen, doch damit aufhörte, als er sie unterbrach. Seine Augen funkelten sie zornig an und ein kurzes Nicken deutete ihr, dass sie auf Viktor Krum achten und sich nicht gehen lassen sollte. Brummend biss sie ihre Zähne fest zusammen und wandte sich von den beiden Männern ab. „Hermione, ich verstehe nicht ganz“, hörte sie Viktor sagen, während sie versuchte sich zu beruhigen und innerlich alle Runen durch ging, die sie je entschlüsseln musste. Es dauerte einige wenige Minuten, bis sie nicht mehr vor Wut zitterte und sich ihre Atmung wieder normalisierte. Ohne sich zu ihnen umzudrehen, erhob sie wieder ihre Stimme, dieses Mal jedoch leiser und ruhiger als zuvor. „Blaise Zabini ist ein Vollidiot. Er ist verletzt in seinem Stolz, weil ich mich nicht weiter mit ihm treffen werde. Darum erzählt er Dinge, die gar nicht Stimmen. Nie hat er mich gefragt, ob ich mit ihm zu der Hochzeit gehe und nie hätte ich ja gesagt. Ich weiß nicht, was er dir noch alles erzählt hat, während ihr zusammen gefeiert habt, doch ich kann dir sagen, dass er ein rachsüchtiger Typ ist, der mich fertig machen will“, erklärte sie ihre Situation, sodass Viktor verstand, was sie so aufregte, doch mit dessen nächsten Worten hatte sie nicht gerechnet. „Aber, Hermione, Blaise erzählte nur, dass ihr Mal etwas miteinander hattet und dass er sich für sein Verhalten in der letzten Zeit entschuldigen muss. Ihr hattet wohl gestern Abend streit, wie er sagte und dadurch ist ihm aufgefallen, dass er sich aufgeführt hat wie ein trächtiges Erumpent.“ Irritiert drehte sie sich wieder zu Viktor um und bemerkte, dass Draco zu ihr getreten war, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Ihre Reflexe und Sinne waren nicht mehr so geschärft wie sonst, stellte sie fest und ihre Wut machte sie verrückt, ließ sie nicht klar denken. Doch wenn sie es genau nahm, konnte sie seit langem nicht mehr klar denken. Sie tat Dinge, die nicht zu ihr passten, die sie nie von sich selber erwartet hätte. Wieso war sie nur so geworden? Und dann dieses zwiegespaltene Verhalten von Blaise, der sie bedrängte und dann bei anderen erzählte, er wolle sich entschuldigen? Träumte sie noch? Wünschte sie sich, er würde sich entschuldigen? Verflucht, ja! Sie waren gut miteinander ausgekommen, hatten eine tolle Zeit, wenn sie zusammen gewesen waren, bis ihr Gewissen sie aufgefressen hatte. Sie hatte ihn gemocht. „Ich verstehe nicht, er sagte dir, er will sich entschuldigen?“, fragte sie nochmals nach und langsam verließen sie ihre Kräfte, sodass sie sich an ihrem Stuhl abstützen musste. All diese Eindrücke schlauchten sie, raubten ihr den Verstand und die Kraft, die sich nach dieser einen halbwegs ruhigen Nacht nicht hatten vollkommen regenerieren können. Sie spürte Dracos Hände an ihrer Taille und lehnte sich leicht gegen seine Brust. Müde schloss sie einen Moment die Augen, versuchte nochmals zu verstehen, während Viktor sprach. „Wir haben zusammen getrunken, er erklärte mir, dass er mich verstand, dass ich mit dir zu dieser Hochzeit ging. So kamen wir ins Gespräch. Er mochte dich, Hermione, aber er hat auch verstanden, dass es von deiner Seite nicht in diese Richtung ging, spätestens, als er dich mit Draco sah. Ich erinnere mich an die Schulzeit, an eure Streitereien, Dracos Worte dir gegenüber und wie du darauf reagiert hattest. Es wunderte mich, dass ich euch dann zusammen sah, doch ihr scheint euch zu mögen und Draco ist mittlerweile ein anderer. Blaise war voller reue, als ich mich gestern lange mit ihm unterhielt. Ich werde jetzt gehen, Hermione, komm doch mal zu mir“, berichtete der stark gebaute Bulgare und verabschiedete sich von ihr, merkte er doch, dass er fehl am Platze war. Er war zwar ein Quidditch Spieler und vielleicht nicht immer gut mit Worten, doch war er durchaus einfühlsam, wenn es sein musste und so lächelte er die beiden vor sich noch einmal an, bevor er mit einem Accio seine Sachen zusammen rief, die er bei seiner Anreise dabei gehabt hatte. „Danke, Viktor, ich werde es mir überlegen. Vielleicht kann ich ihm verzeihen, was er getan hat.“ Sachte löste sie sich von Draco und schritt auf den deutlich muskulöseren Mann in dieser Runde zu, den sie kurz umarmte. „Komm gut nach Hause, ich melde mich wieder und dieses Mal nicht erst nach gefühlten Jahrzehnte.“ Lächelnd sah sie ihn an und er nickte so gutmütig, wie es Hagrid immer getan hatte, den sie ebenfalls vernachlässigt hatte, wie sie in diesem Moment bemerkte. All ihre Freunde hatte sie vernachlässigt und es wurde Zeit, dass sie das änderte, dass sie sich ihrem Leben wieder stellte und sich nicht auf der Arbeit oder zu Hause verkroch und vielleicht würde sie dann auch einmal eine vernünftige Beziehung führen können. Mit einem letzten Gruß verabschiedete sich Viktor von ihnen und ließ sie alleine zurück, das Frühstück vollkommen erkaltet und vergessen. Draco war es schließlich, der sie abermals dazu brachte, wieder leben durch ihren Körper fließen zu lassen. „Komm, setz dich, du solltest etwas Essen und dich danach nochmal hinlegen“, verkündete er, während er selber sich auf den Stuhl links von ihrem setzte und seinen Zauberstab zog, um das Frühstück nochmals aufzuwärmen. Kalte Eier und kalter Speck waren dann doch nicht das Frühstück, dass er sich selbst gewünscht hatte. Für einen Moment blieb sie noch in ihrer Position verharren, beobachtete Draco, der sich wie selbstverständlich in ihrer Wohnung bewegte. So, als wäre er schon einige Jahre bei ihr zu Gast, als wären sie zusammen und ein eingespieltes Team. Es war ihr unbegreiflich, wie er sich so sehr verändern konnte. Vor einigen Jahren, während ihrer Schulzeit, hasst er sie noch, verfluchte sie gar und nun saß er hier, in ihrer Wohnung, neben ihr und frühstückte in aller Seelenruhe. Ein Anflug eines Lächelns schlich sich auf ihre Lippen, als sie sich langsam setzte und sich ihre Tasse nahm, um ihren trockenen Mund wieder zu befeuchten. „Er hat recht“, eröffnete sie ihm schließlich ihre Gedanken und begann ebenfalls endlich zu Frühstücken. „Wir haben uns verändert. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich einmal ein Verlangen nach dir bekomme und das gerade du es sein wirst, der von meinen Abgründen erfährt.“ Sie wusste, er würde ihr zuhören, egal bei was und er würde sie nicht dafür verurteilen. Vermutlich hatte er selbst schon mit Frauen geschlafen die vergeben oder verheiratet waren. Unter Männern war so etwas ja nichts Unnormales, da musste man sich nur Blaise ansehen, doch sie selber fühlte sich schmutzig dabei, als würde der Teufel selbst schon hinter ihr stehen und hämisch grinsend die Hände aneinander reiben, weil er sich freute, eine früher so reine Seele in Empfang nehmen zu können. „Mach dich nicht lächerlich, natürlich haben wir uns verändert. Es gibt kaum jemanden, den der Krieg nicht verändert hat“, erwiderte Draco ihr und sah ihr dabei fest in die Augen. „Denkst du, es war klug, so vor Krum auszurasten und ihm damit viel mehr über dich Preiszugeben als du solltest?“ Sie wusste, es war keine Frage, die er da stellte. Er klagte sie dafür an, dass sie sich nicht im Griff gehabt hatte. „Bist du eifersüchtig, weil nun noch jemand über meine Probleme Bescheid weiß und du nicht mehr die einzige Vertrauensperson bist?“ Es war nicht ihr ernst, sie wollte ihn nur auf den Arm nehmen, doch als er daraufhin schwieg, wurde auch sie wieder ernster. „Weißt du, es ist okay, dass Viktor das mitbekommen hat. Er ist verschwiegen, wenn es um Ding geht, die mich betreffen und dennoch werde ich ihm nicht noch mehr erzählen, als er nun weiß. Es reicht mir nämlich schon, dass ein gewissen Mr. Malfoy von meinen Problemen Kenntnis genommen hat.“ Provozierend hob sie ihre Augenbraue, während sie sich ein Stück Speck in den Mund schob. „Findest du das witzig, Granger? Ich habe die vergangene Nacht neben dir verbracht. Deine Dämonen sind nichts, was du von Heute auf Morgen bekämpfen kannst und verdrängen hilft ja allen Anschein nach auch nicht. Deine einzige Möglichkeit ist, dass du dich Therapieren lässt, oder dich jemandem anvertraust und damit meine ich alles, was dich belastet.“ Er wusste, dass sie das nicht gerne hörte und bemerkte auch, wie sie zerknirscht und lustlos auf ihrem Stück Speck herumkaute, nachdem er ihr diese deutlichen Worte gesagt hatte. „Du meinst, dass jemand erfährt, dass ich im Krieg getötet habe, dass ich Flüche angewandt habe, die tiefste dunkelste Magie waren? Oder das ich mit einem sehr guten Freund geschlafen habe, der verheiratet ist und dem ich dann die Erinnerung an diese eine Nacht aus dem Gedächtnis löschte, indem ich ihn obliviierte? Meinst du, das soll ich jemanden erzählen, mich öffnen und alles Preisgeben? Dann Glückwunsch, Malfoy, du weißt mittlerweile mehr über meine Abgründe als jeder andere!“ Und in dem Moment, wo sie ihm so patzig antwortete, bereute sie es schon wieder. Jedes Mal fühlte sie sich angegriffen, wenn man ihr nur helfen wollte und auch Draco schien sich nicht noch länger von ihr angreifen lassen zu wollen. Geräuschvoll legte er das Besteck zur Seite und stand auf. Fest schluckte Hermione, als ihr klar wurde, dass sie ihn damit endgültig vergrault hatte, obwohl er schon so viel für sie getan hatte. „Ich“, begann sie, wusste aber nicht, wie sie ihren Satz überhaupt weiter führen wollte. „Hör auf, Granger“, begann er und sah sie wütend an. „Ordne verdammt nochmal deine Gedanken, bevor du sprichst, denn dann muss dir auch nicht leidtun, dass du deine Geheimnisse jemanden erzählst, der sie gar nicht hören soll!“ Seine Wut war greifbar, doch unbegründet, wie sie selber merkte. Er war keine falsche Person, er sollte es erfahren, er hatte ein Recht dazu, wie sie fand. Niemand hatte sich bisher um ihre Gedanken geschert und dann kam er und kümmerte sich um sie, hinterfragte ihr verhalten und half ihr, nicht wieder einen Fehler zu begehen. Sie sah zu, wie er sich erhob und ins Schlafzimmer ging. Sein Jackett über gezogen, trat er wieder zu ihr und sah sie fest an. Sie wollte so viel sagen, so viel tun, doch war es, als hätte sie jemand verflucht, sie an Ort und Stelle eingefroren. Kälte machte sich in ihr breit, als er sich von ihr abwandte und zur Haustür lief, um zu gehen. Es war wie ein Stromschlag, der sie bei diesem Anblick durchfuhr und ihren Körper in Bewegung setzte. Ihr Stuhl fiel schallend zu Boden, als sie sich schwungvoll von diesem erhob und ihm hinterherlief. Fest schlang sie ihre Arme um seinen Bauch und drückte sich gegen seinen Rücken. Sie verstand nicht, was vor sich ging, warum sie das tat, wollte sie ihm doch nie zu nah kommen, um nicht wieder einen Fehler zu begehen, den sie irgendwie korrigieren musste, doch in diesem Moment erschien es ihr nicht als ein Fehler. Draco Malfoy versuchte sie zu verstehen und ging behutsam mit ihr um. Schon in dieser einen Nacht im Hotel, bei ihrem ersten zarten Kuss. Flehend entkamen ihr die nächsten Worte, die sie nicht bereuen würde. „Bitte, bleib.“ Kapitel 18: Das Erwachen ------------------------ Ein Monat war vergangen, seitdem Hermione Draco gebeten hatte bei ihr zu bleiben. Ein Monat, in dem sie sich in ihrer Wohnung verkroch und jeden abwies, der zu ihr wollte, der sie besuchen, ihr helfen wollte. Draco Malfoy war gegangen, er hatte sich aus ihrer Umarmung oder besser, Umklammerung gelöst und sie mit einem Blick angesehen, der sie hatte erstarren lassen. Zwiegespalten hatte er nach Luft gerungen, nur um dann einzig seinen Kopf zu schütteln und ohne ein Wort ihre Wohnung zu verlassen. Seitdem war sie allein und sie wollte es auch bleiben. Nicht einmal einkaufen ging sie noch, dass erledigte sich wie von selbst. Jedes Mal, wenn sie von Alpträumen geplagt aus den Schlaf schreckte und in ihre Küche ging, war alles aufgefüllt, was sie so brauchte. Dabei war das nicht viel, aß sie doch kaum noch und verkroch sich immer mehr in ihrem Kummer und ihrer Lethargie. Keuchend erwachte sie erneut aus einem Traum, der sich ihr Leben nannte. Die Erinnerungen an die Vergangenheit überrollten sie in dieser Nacht, als wäre eine Herde Erumpent über sie hergerannt. Schmerzerfüllt griff sie sich an ihre Brust, während Tränen über ihre Wangen liefen und sie versuchte zu Atem zu kommen. Immer schwerer drückte es auf ihren Brustkorb. Bilder des Traumes - ihrer Vergangenheit - flammten vor ihr auf, als sie ihre Augen zusammenkniff und der Schmerz, der ihr die Luft abdrückte und sie immer weniger atmen ließ, stärker wurde. Sie fühlte sich, als würde eine unsichtbare Hand an ihrem Hals liegen und immer fester zudrücken. „K-Krummbein“ keuchend schaffte sie es den Namen ihres Katers zu sagen, doch war sie viel zu leise. Die Kraft, die sie zum Sprechen, benötigte wurde immer geringer und sie wusste, sie hatte eine Panikattacke. Es war nicht ihre erste, doch ihre bisher schlimmste. Die Luft blieb ihr mittlerweile gänzlich weg. Vollkommen verkrampft saß sie in ihrem Bett und die erlösende Schwärze, die alles verschlingen würde, kam unaufhaltsam näher. Allein schaffte sie es nicht mehr aus ihr heraus und auch Krummbein kam nicht mehr zu ihr, bis alles vor ihr verschwamm und sie sich der erlösenden Betäubung ihres Körpers hingab, die sie in die Dunkelheit zog. Ein Ruck durchfuhr sie und ihr Körper bewegte sich, denn sie spürte das Schwanken ihres Armes, der schlaff irgendwo herunter hing und wie ihr Körper leicht bebte bei jedem Schritt, den derjenige machte, der sie trug. Einzig die Kraft um sich selbst zu bewegen, oder gar die Augen wieder zu öffnen, hatte sie nicht mehr. Wenn sie ehrlich mit sich war, wollte sie auch gar nicht mehr. Allein die vergangenen Tage hatten sie so viel Kraft gekostet, dass sie nun an einem Punkt war, an dem sie nicht mehr konnte. Es dauerte nicht lang, da spürte sie nicht einmal mehr die Arme, die sie trugen und das Schwanken ihres Körpers. Müde und ausgelaugt versuchte sie ihre Augen aufzuschlagen, waren ihre Lider doch sehr verklebt von dem schlaf ähnlichen Zustand, in den sie gefallen war. Nur langsam kamen die Erinnerungen wieder, was passiert war. Es wunderte sie, dass sie noch lebte, denn soweit sie sich erinnern konnte, war ihr die Luft ausgegangen gewesen. Leise stöhnte sie auf, als sie versuchte ihre Arme zu bewegen, um sich aufzustützen, doch schon ihre lichtempfindlichen Augen schmerzten, seit sie Sie geöffnet hatte und so auch ihre Arme, die viel zu schwach waren, sie in diesem Zustand zu halten. Es fühlte sich an, als zog etwas in ihrem inneren an ihren Muskeln und spannte sie somit zu sehr an. Erneut schloss sie ihre Augen, um sich zu beruhigen, denn die Panik ergriff erneut ihre Seele und wollte sie zurück in die Schwärze ziehen, doch dieses Mal war sie nicht bereit dafür, wollte sie doch wissen, wo sie war und wie es dazu kam, dass sie noch lebte. Ihre Hand zuckte leicht, als sie versuchte wenigstens eine Faust zu ballen, um zu sehen, ob sie noch Herrin ihres Körpers war. Und es funktionierte, wenn auch nur schwerfällig, besser als nichts. Dass sie bei ihren Versuchen sich zu bewegen jedoch beobachtet wurde, merkte sie erst, als sie eine ihr bekannte Stimme hörte, die aufgeregt aufschrie. „Ein Doktor, schnell! Sie hat sich bewegt!“, rief diese, nachdem sich eilige Schritte von ihr entfernt hatten. Genauso schnell, wie sie gegangen waren, kamen sie wieder zurück. „Hermione, hörst du mich? Ich bin es, Ginny“, aufgeregt sprach ihre Freundin mit ihr, dessen Hand sie an ihrer eigenen spürte. Erneut öffnete Hermione ihre Augen um Ginny ansehen zu können und was sie sah, überraschte sie. Neben Ginny, die sich über sie gebeugt hatte, stand ein Mann mit dunklem Teint und er kam ihr schrecklich bekannt vor. „Blaise“, mehr brachte sie nicht heraus, nur seinen Namen. Die Erinnerungen an die Hochzeit von Pansy kamen wieder und sofort wünschte sie sich die Schwärze zurück, die sie so gern umfing und in ihre untiefen zog, doch in diesem Moment kam sie nicht, obwohl sie so verzweifelt war. Nichts hatte sie geschafft. Sie hatte sich nicht mehr zurücknehmen können. Ihr ganzes Leben war nur noch ein Scherbenhaufen. Sie hatte es nicht mehr geflickt bekommen, konnte niemanden mehr täuschen und wenn Ginny hier bei ihr im Krankenhaus war, wie sie sich nun denken konnte, wer wusste es dann noch? Wusste die Presse davon? Ihre Freunde? Draco? Doch selbst wenn er es wusste, er würde nicht kommen. Dafür hatte sie ihn zu sehr verletzt. „Hermione, wie geht es dir?“, hörte sie die besorgte Stimme ihrer Freundin, die noch immer ihre Hand hielt. Hermione wusste nicht, was sie antworten sollte. Sollte sie die Wahrheit sagen oder wieder anfangen zu leugnen? Sah man es ihr denn nicht an, wie es ihr ging? „Ich, es geht schon“, entschloss sie schließlich zu sagen und damit wieder abzuwiegeln, wie es ihr wirklich ging. Es rappelte leicht und die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgeschoben gerade, als Ginny etwas erwidern wollte. „Ahh, Miss Granger, wie schön, dass Sie wieder wach sind. Ich würde Ihren Besuch nun bitten vorübergehend das Zimmer zu verlassen, damit ich überprüfen kann, wie es Ihnen geht.“ Ein Mann gehobenen Alters war in ihr Zimmer getreten. Er war vollkommen in Weiß gekleidet mit einem Umhang ähnlich eines Muggle Arztkittels. Seine braunen schütteren Haare schienen durchgeschwitzt und seinen Augen sah man die Müdigkeit deutlich an auch, wenn sein Blick offen und wachsam blieb, zeugten die tiefen Augenringe doch von seiner kräftezehrenden Arbeit. „Wir gehen solange in die Cafeteria, sollen wir dir etwas mitbringen? Du hast doch sicherlich Hunger, oder? Ach, weißt du was? Wir finden schon etwas“, plapperte Ginny aufgeregt los und verabschiedete sich fürs Erste von ihr, wohingegen Blaise ihr nur knapp zunickte und mit seiner Hand an Ginnys Rücken aus dem Zimmer trat. „So, Miss Granger, dann wollen wir doch mal sehen“, begann der Arzt, dessen Name sie nicht wusste. Entweder hatte er ihn ihr noch nicht gesagt oder sie hatte es schlicht ignoriert. Genau so, wie sie ihn nun ignorierte und lieber darüber nachdachte, was das für ein Auftritt von Ginny und Blaise war. Sie verspürte keine Eifersucht, wahrlich nicht. Doch kam ihr diese gesamte Situation mehr als seltsam vor, wollte er doch das letzte Mal, als sie ihn sah, noch etwas von ihr und nun war er mit Ginny so vertraut, wie es liebende waren. „Miss Granger, Sie sollten wahrlich milde mit einem alten Herrn walten lassen, wenn er mit Ihnen spricht“, riss sie der Arzt auf ihren Gedanken. „Verzeihen Sie, Dr.“ „Dr. Hemsworth, Miss Granger“, half er ihr auf die Sprünge. „Natürlich, verzeihen Sie mir, Dr. Hemsworth. Wie war Ihre Frage an mich noch gleich?“ Er sah Hermione an, dass sie nicht bereit war. „Es mag unangenehm für Sie sein, Miss Granger, doch in Anbetracht Ihres gesundheitlichen Zustandes, ist es notwendig, einen Heiler hinzuzuziehen, der sich mit der Psyche auseinandersetzt. Sie haben eine posttraumatische Belastungsstörung, die Sie mit allen Mitteln zu vertuschen versuchen. Auf Dauer verholt Ihre Psyche das nicht von allein, wie Sie bei Ihrem jetzigen Zusammenbruch schmerzlich erkennen mussten. Miss Granger, wir dürfen Ihnen keine Behandlung aufzwingen, doch wir dürfen sie Ihnen ans Herz legen. Bitte denken Sie darüber nach, solange Sie hier sind.“ Während des gesamten Monologes des Heilers, hörte sie ihm aufmerksam zu. „Dr. Hemsworth, dürfte ich Sie etwas fragen?“ Rau verließ ihre Stimme über Lippen. „Sicher, Miss Granger, Sie können mich alles fragen.“ Gütig lächelte er sie an und steckte seinen Zauberstab in seine Tasche, den er für seine Untersuchungen gebraucht hatte. „Wie bin ich hier hergekommen?“ Nachdenklich sah der Heiler sie an, was sie mehr beunruhigte, als sie sich eingestehen wollte. „Was ist denn das letzte, an das Sie sich erinnern können?“, fragte er abwartend. Das Letzte an das sie sich erinnern konnte? Sie wusste noch, wie sie nach einem Alptraum aufgewacht war und dann diese Panik in ihr aufstieg. „Um ehrlich zu sein, erinnere ich mich an kaum etwas. Ich hatte von vergangenes Geträumt und als ich erwachte, überkam mich die Panik.“ Hermione wusste, sie musste ihm gegenüber nicht ihre Panik verheimlichen, ihm etwas vormachen. Er wusste ganz genau, was mit ihr los war und was sie zu ihm ins St.Mungos gebracht hatte. Sicher wusste er dann auch, wer sie gebracht hat. „Nun, das ist in der Tat nicht viel, Miss Granger, aber es verwundert mich nicht, wenn ich den Zustand bedenke, in dem Ihr hier eingeliefert wurdet. Keine Sorge, es erfolgte alles unter größter Diskretion und niemand wird verraten, dass Sie hier sind oder gar, warum Ihr hier seid.“ Das war alles sehr löblich, doch beantwortete er nicht ihre Frage. „Ich danke Ihnen, Dr. Hemsworth, doch bitte sagen Sie mir, wie bin ich hier hergekommen?“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und so langsam wurde sie wütend. Warum verschwieg er es ihr? Mit angehaltener Luft betrachtete sie den Heiler vor sich und wartete angespannt auf seine Antwort, zu der er endlich ansetzte. „Dies, Miss Granger, werden Sie zu gegebener Zeit erfahren. Es liegt nicht in meiner Macht, es Ihnen zu sagen, da ich bei Ihrer Annahme nicht dabei war.“ Keuchend atmete sie wieder aus, war das sein Ernst? Schwer atmend sah sie auf ihre Bettdecke. Warum nur fühlte sich ihr Herz an, wie zerquetscht? Hatte sie so sehr gehofft, Draco wäre dort gewesen? Dass er sie gefunden hätte? Doch bestand diese Möglichkeit nicht immer noch? „Die Schwester wird Ihnen Ihre Medikamente bringen, Miss Granger. Wenn Sie diese gut vertragen, können Sie in wenigen Tagen entlassen werden, bitte bedenken Sie bis dahin das Angebot der Heilerin Murphy, die Sie heute Nachmittag aufsuchen wird, um mit Ihnen zu besprechen, wie eine psychische Behandlung in Ihrem Fall aussehen würde.“ Knapp nickte sie nur, um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte. Heiler Dr. Hemsworth verstand, dass es zu viele Informationen für sie waren, die sie nicht verarbeiten konnte und ließ sie fürs Erste allein in ihrem Zimmer zurück. Als er auf den Flur trat und die Tür hinter sich schloss, bemerkte er eine Gestalt, die am Ende des Ganges auf ihn zu warten schien. „Wie geht es ihr?“, fragte die Frau, die ihren Umhang tief ins Gesicht gezogen hielt. „Sie wissen, dass ich Ihnen keine Auskunft geben darf, da sie keine Angehörige von Miss Granger sind“, tadelte er sie, seufzte dann jedoch auf und fuhr sich einmal durch sein schütteres Haar. „Miss Granger wird eine Therapie benötigen und Menschen, die ihr helfen auch, in schweren Zeiten. Es war gut, dass Sie sie zu und gebracht haben. Mehr kann ich Ihnen wahrlich nicht sagen, bitte verstehen Sie das.“ „Aber natürlich, ärztliche Schweigepflicht, ich verstehe Dr. Hemsworth. Vielen Dank für ihre Auskunft. Alles Weitere wird doch hoffentlich schon in die Wege geleitet worden sein?“, fragte die Frau ihn erwartungsvoll. „Natürlich, natürlich, sie sind bereits auf dem Weg zu Ihrem Ziel, dass Sie uns nannten“, bekräftigte er und erntete ein zufriedenes Lächeln der Frau ihm Gegenüber. „Vielen Dank, damit erweisen Sie meiner Familie und Miss Granger einen großen Dienst, auf Wiedersehen, Dr. Hemsworth“, verabschiedete sie sich und ging unbemerkt den Gang entlang, bis sie verschwand, ungesehen, wie sie auch gekommen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)