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Bend, not Broken

von

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Wie ist dieses 'Wir'?

„Was machst du da?“ Neugierig schaute Kyo aus dem Badezimmer, wo er seine Haare gekämmt hatte. Bis er das Klicken einer Handykamera hörte und daraufhin Toshiya im Flur entdeckte.

„Fotografieren“, kam die freche Antwort.

„Etwas genauer bitte.“

„Fotos von der Wohnung. Vielleicht wecken die auch ein paar Erinnerungen.“ Wieder machte es klick. „Mein Lieblingsmotiv.“

„Ach du.“ Murmelnd drehte sich der Kleinere wieder um, während Toshiya grinsend zurück blieb. Er wusste genau, dass sich sein Schatz geschmeichelt fühlte. Nur konnte er noch immer nicht mit derartigen Schmeicheleien umgehen. Noch schnell das ein oder andere Bild von ihrem Schlafzimmer, dann war er bereit aufzubrechen.
 

„Da seid ihr ja.“ Endlich war er nicht mehr allein. Gestern war es zwar aufregend gewesen mit dem Umzug und allem, aber sobald er auf sein offensichtliches Einzelzimmer gekommen war, waren die Ärzte und Pfleger recht schnell verschwunden gewesen.

„Du guckst gerade wie so ein Hundewelpe, den man allein gelassen hat“ sagte Toshiya, strich dem Liegenden aber liebevoll durch das kurze, schwarze Haar. „Glaub mir, wir haben dich auch vermisst.“

„Wirklich?“ So ganz konnte er es sich nicht vorstellen. Immerhin hatten sie noch einander, um zu reden und sich die Zeit zu vertreiben. Er war dagegen ganz allein gewesen.

„Natürlich“, versuchte der Bassist zu beruhigen.

Schweigend war Kyo auf die andere Seite des Bettes gegangen, wo er liebevoll eine Hand über den Unterarm seines Liebsten streichen ließ. „Wie geht es dir heute?“

„Ich weiß nicht“, gestand der Jüngste. „Ich freue mich zwar, dass ihr hier seid, aber irgendwie... fühle ich mich auch leer. Und eingesperrt.“ Die Ärzte hatten ihm schon einige Male erzählt, dass es nun dauern würde, bis er sich wieder würde bewegen können. Bis seine Muskeln soweit wieder aufgebaut waren, um selbst die einfachsten Dinge machen zu können. Doch trotz der wenigen Tage, die er erst wach war, kam es ihm jetzt schon wie eine verdammte Ewigkeit vor. Als wäre das dann nicht auch schon schlimm genug, lag vor ihm noch ein riesiges Puzzle mit leeren, weißen Teilen. Zusammengesetzt ergaben sie fünf Jahre seines Lebens. Aber ohne Motiv wäre es auch nahezu unmöglich gewesen es zusammen zu setzen, wenn er eben nicht ein Gefangener seines Körpers wäre.“,

„Halt durch. Hier werden sie jeden Tag mit dir üben. Ist ja schließlich auch in deren Interesse, dass du so bald wie möglich wieder Heim darfst.“ Toshiya gab sich Mühe seinen Freund aufzubauen, positiv zu klingen. Weil er auf jeden Fall verhindern wollte, dass ihr Shinya in sein schwarzes Loch fiel. Dann würde es alles nur noch länger dauern und ihn noch mehr deprimieren.

„Heim“, seufzte der Liegende leise. „Ich weiß ja nicht einmal mehr-“ Ein tätowierter Finger legte sich auf seine Lippen.

„Es ist bei uns. 'Wo immer wir auch gerade sind, dort ist mein zu Hause, denn ich habe euch an meiner Seite.'“, zitierte Kyo. „Deine Worte.“

„Meine Worte...“ Nachdenklich sah er dem Sänger dabei zu, wie dieser seine rechte Hand in seine eigene nahm und die Fingerspitzen küsste. „Das kitzelt.“

„Das ist gut, meinst du nicht?“

„Ja.“

Vorsichtig setzte sich der Größte unter ihnen auf das Bett. „Wir haben dir was mitgebracht. Etwas von dir.“

„Hm?“

Aus seiner Umhängetasche holte Toshiya das Fotobuch. „Das hier hast du vor einem Jahr etwa zusammengestellt und drucken lassen. Mit deinen Lieblingsbildern.“

Fotos. Das klang spannend. Im nächsten Moment richtete sich das Kopfteil seines Bettes auf. Zu seiner Rechten erkannte er die Steuerung in den Händen des blonden Sängers. So war es wirklich bequemer.

„Danke.“ Schon erstaunlich, wie die beiden manchmal wussten, was er wollte, ohne dass er es sagen musste. Neugierig sah er in das Fotobuch, aus dem er mehr über sie Drei erfahren wollte. Ihre Beziehung musste zueinander musste wirklich tief gewesen sein, wenn sie sich Dinge an der Nasenspitze ansehen konnten. Was Kyo auch gleich wieder einmal bewies.

„Du hast doch irgendwas. Erzähl.“

„Hm? Ich soll-?“ Sein Blick ging von dem Älteren wieder in das aufgeschlagene Buch, wo unter anderem ein Foto drin war, welches wohl auf einer Tour geschossen worden war. Jedenfalls saßen sie alle zusammen. Sie fünf, dazu Leute, die sie schon lange auf Touren begleiteten und er auch noch erkannte. Eine Szene bei einem Frühstück. Und Toshiya, der in einen Apfel biss. „Irgendwie... Hätte ich gerade Appetit auf einen Apfel“, murmelte er verlegen. Beim Frühstück hatte er nicht viel gegessen, weil es ihm so unangenehm gewesen war, dass die Schwester ihn hatte füttern müssen.

„Sollst du bekommen.“ Kyo und Toshiya nickten sich zu. „Bis gleich.“ Damit ging der Sänger wieder, bemerkte dabei aber nicht, wie ihm die anderen Beiden bereits jetzt schon sehnsüchtig hinterher sahen.

„Und der gehört uns“, seufzte Toshiya verliebt.

„Kann man Kyo denn besitzen?“ Immerhin brauchte der Sänger seine Freiheit, seinen Raum um sich und all seine Gedanken und Gefühle entfalten zu können. So viel wusste er von 'damals' ja auch noch.

„Ja. Wir können das.“ Schwermütig löste er seinen Blick von der Tür und wandte sich an den Mann neben sich. „Zumindest, wenn man ihn fragt.“

„Wirklich?“

Toshiya nickte zustimmend. „Unsere Beziehung zu ihm ist schon etwas besonderes.“

„Inwiefern?“ Shinya brauchte mehr Einzelheiten. Es taten sich gerade so viele Fragen auf, deren Antworten er kaum erwarten konnte.

Doch zuerst schob der Bassist seinen rechten Arm unter den Kopf seines Freundes. Seine Schuhe streifte er sich von den Füßen, um seine Beine mit auf das Bett zu legen und sich an seinen Partner schmiegen zu können. „Kyo lieben zu dürfen....Schon mehrfach hatte ich das Gefühl, dass es Ketten sind, die ihn und uns verbinden. Das eine Ende ist an uns befestigt, das andere hält er in den Händen.“

„Aber besitzt er dann nicht eher uns?“, fragte der Jüngere dazwischen.

„So mag es aussehen, ja.“ Verliebt sah Toshiya dem Anderen in die Augen. Den Arm, auf dem nun der Kopf des Anderen gebettet war, winkelte er an, um mit den Fingerspitzen durch dessen kurzes, schwarzes Haar zu streicheln. „Mit diesen Ketten bestimmt er aber seinen Freiraum. Je nach Länge mag er uns ganz nah bei sich haben oder Abstand halten wollen. Gleichzeitig geben sie ihm aber auch Sicherheit. Zusammen mit der Gewissheit, dass wir immer für ihn da sein werden, wenn er uns braucht.“

So war das? Shinya versuchte sich das vorzustellen. Jemanden besitzen an den man gekettet war. „Und warum ist er jetzt gegangen?“

„Weil du“, begann Toshiya lächelnd, während er sich auf die Seite drehte, „einen Apfel haben möchtest. Selbst, wenn er die Ketten ganz lang lässt, sei es, weil er Zeit für sich braucht oder wir etwas ohne ihn machen, sobald er merkt, dass einer von uns etwas braucht, zieht er sich an den Ketten zu uns zurück, um uns dies zu geben.“

Das ergab Sinn. Schließlich hatte Kyo ihm selbst erzählt, dass er gerne etwas von dem zurück geben wollte, was er immer erfahren hatte. Und jetzt ging jener sogar extra noch mal los, um ihm einen einfachen Apfel zu holen. Dem Patienten wurde ganz warm um sein Herz und in seinem Bauch.

Irgendwie unbequem so zu liegen, wenn das Kopfteil so hoch stand, fand Toshiya. Weil in dem Bett aber zu wenig Platz war, um sich bequem auf den Rücken zu drehen und er dann auch nicht mehr diesen engen Kontakt zu dem Anderen hätte, gab es nur eine Lösung. Er richtete sich wieder auf und angelte nach der Fernbedienung. Leise surrend ging es wieder in die Waagerechte. „Angenehmer.“

„Du liebst ihn.“

„Hm?“

„So, wie du über ihn sprichst und ihn ansiehst, musst du ihn sehr lieben.“

Etwas ertappt senkte der Größere den Blick. „Wie könnte ich das nicht? An ihm ist alles liebenswert.“ Mit einem kleinen Grinsen sah er wieder auf. „Dich sehe ich aber genauso an. Liebe dich ebenso sehr. Für deinen Sanftmut und Ruhe. Aber auch deine Bestimmtheit und deinen Ehrgeiz. Deine Willensstärke. Für dein süßes Lächeln. Und diesen Blick deiner Augen, bei dem ich weiß, dass du mich verstehst.“ Unbewusst war dieser auch schon wieder da. Doch gerade suchten sie etwas. „Was hast du?“

„Sag es mir. Sag, dass du mich liebst.“

„Ich liebe dich.“

„Küss mich.“

Nichts lieber als das. Ihn zu küssen ließ er sich doch nicht entgehen.

Wie von selbst schlossen sich Shinyas Augen, während er sich darauf konzentrierte einfach nur zu fühlen. Es kribbelte und prickelte. In seiner Erinnerung konnte er keinen Hinweis darauf finden, dass er sich jemals auch nur hätte vorstellen können, dass Toshiya das so gut konnte. Dass er sich das in der Form überhaupt von einem Mann gefallen lassen würde. Dennoch war da keine Abscheu, kein Versuch von irgendetwas in ihm, dieser Nähe und dem Kuss entkommen zu wollen. Im Gegenteil. Alles an und in ihm sehnte sich danach sich an den Größeren zu drücken und von dessen Armen gehalten zu werden. Er wollte von ihm geliebt werden.

„Lasst mich nicht mehr allein.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Erzählt mir doch mal: Was findet ihr gut? Was kann noch besser werden? Gibt es etwas, worüber ich mehr schreiben sollte? Nicht, dass mir die Ideen ausgehen. Im Moment arbeiten die Figuren fleißig mit. Ich mag nur gerne eure Meinung lesen :) Komplett anzeigen

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