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Bend, not Broken

von

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Stimulation

„Das ist echt stark.“ Begeistert beobachtete Toshiya den sich bewegenden Daumen. Es machte Hoffnung. Ihnen allen. Seine positive Einstellung hatte sich also bezahlt gemacht.

Shinya stoppte, atmete etwas schwerer. „Es ist nur noch sehr anstrengend.“

„Aber es klappt“, meinte Die mit einem breiten Grinsen vom Fußende des Bettes aus.

Der Jüngste erwiderte mit einem Lächeln, bevor ihm doch Tränen in die Augen stiegen.

Besorgt festigte Kyo den Griff um die Hand etwas.

„Was hast du? Tut dir etwas weh?“

„Nein. Nicht im Geringsten. Im Gegenteil.“ Energisch blinzelte der Liegende. Er wollte jetzt nicht weinen. „Ich bin nur gerade glücklich. Darüber, dass ihr alle hier seid.“

„Ist doch selbstverständlich“, kam es sanft von dem Ältesten unter ihnen. „Du bist unser Freund. Als wenn wir da einfach zu Hause bleiben, wenn wir hören, dass du endlich aufgewacht bist.“ Er stellte sich neben Kyo, dem er eine Hand auf die Schulter legte. „Wenn du willst, kannst du mir heute Löcher in den Bauch fragen.“

Kyo konnte sehen, wie seinem Liebsten bereits die ersten Fragen auf der Zunge lagen. Plötzlich wurde er aber aschfahl und sein Magen drehte sich um. „Entschuldigt mich für einen Moment.“ Ohne weiter auf die Anderen zu achten verließ er das Zimmer und im Eiltempo auch das Krankenhaus. „Verdammt!“, fluchte er. Ein paar Mal musste er tief durch atmen, um sich wieder zu beruhigen.

„Kyo?“

Ertappt zuckte er zusammen. Als er sich umdrehte konnte er Daisuke sehen, der auf ihn zu kam. „Was machst du hier?“

„Die Frage könnte ich dir auch stellen? Rennst raus mit einem Gesicht, als müsstest du nicht nur deinen Mageninhalt, sondern alle Eingeweide auskotzen und dann findet man dich hier draußen. Was ist also los?“

Eigentlich hatte er sich ja vor Erklärungen drücken wollen. „Ich...Wir haben was vergessen. Etwas... Wichtiges.“

„Was denn?“ So ein bisschen wurde der Gitarrist nun doch unruhig. „Gibt es bezüglich Shinyas Gesundheit doch etwas, das nicht so erfreulich ist?“

„Nein, nicht doch. Mit ihm ist alles in Ordnung.“ Niedergeschlagen ging in die Hocke, raufte sich die Haare.

„Mann, jetzt sag halt, was los ist und mach es nicht so kompliziert.“

„Seine Eltern!“

„Eeh?“

Seufzend erhob sich der Sänger wieder, rieb sich den Nacken. „Wir haben seine Eltern noch nicht angerufen. Die wissen noch nicht, dass er wieder wach ist.“

„Fuck.“

„Du sagst es.“ Kyo schallte sich innerlich für seine Dummheit. „Wie konnte ich nur? Dabei hätten sie es doch noch vor euch erfahren müssen.“

„Dann ruf sie doch jetzt an. Du hast die Nummer doch, oder?“

Der Sänger nickte und holte seine Handy aus der Jackentasche, starrte auf das Display.

„Soll ich hier bleiben?“

„Bitte“, hauchte Kyo und krallte sich am Jackenärmel des Größeren fest. Der Anruf vor einigen Wochen, als sie ihnen hatten sagen müssen, was passiert war, war im Vergleich nicht mehr so schlimm wie dieser jetzt. Weil sein schlechtes Gewissen an ihm nagte. Seine Hand zitterte heftig, als er das Display entsperrte und sich nur wenige Momente später mit dem Anschluss von Shinyas Eltern verbinden ließ.
 

„Irgendwie läuft er im Moment gerne einfach so weg“, murmelte der Patient und sah zur Tür.

Kaoru zuckte mit den Schultern. „Er wird auch einen Grund dafür haben. Er hat immer einen Grund.“

Der Liegende machte sich trotzdem Sorgen, weswegen der Gitarrist sich mit aufs Bett setzte.

„Ich dachte, du hättest noch eine Menge Fragen? Wir können ja schon mal damit anfangen sie zu beantworten. Dann sind die anderen Beiden gefühlt auch viel schneller zurück.“

„Uhm...“ Recht hatte der Ältere schon. Aber Kyos erneutes Verschwinden gerade hatte ihn dann doch reichlich aus der Bahn geworfen.

„Ich hab eine Idee.“ Kaoru holte sein Handy aus der Hosentasche. „Toshiya meinte vorhin zu mir, dass du gerne die Songs hören willst, die wir in den letzten Jahren aufgenommen und veröffentlicht haben.“

Während er nach den entsprechenden Tonaufnahmen suchte, strich der Bassist seinem Freund über den Kopf.

„Die ist bei ihm. Es kümmert sich also jemand um ihn. Außerdem sind wir in einem Krankenhaus. Wenn es ernst ist, bekommt er gleich Hilfe.“ Toshiya lächelte, konnte ihm aber nachfühlen. Gut, dass ihr Daisuke so schnell reagiert hatte, wo er selbst noch gehadert hatte, welchem seiner beiden Liebsten er beistehen sollte.

„Gefunden“, verkündete der Älteste. „Mit welchem fangen wir denn an?“

„Du hast nicht wirklich Songs von uns auf deinem Handy?“

„Doch, hab ich. Gestern Abend noch drauf gespielt, nach Kyos Anruf. Hatte eine Ahnung, dass Shinya was davon hören möchte.“ Siegessicher grinste der Gitarrist den Mann ihm gegenüber an. „Und ich hatte Recht. Also, welches Lied zuerst?“
 

Erleichtert atmete er auf, ließ das Handy sinken. Sie hatten geweint vor Freude. Zumindest überwiegend, hatte er ihnen die Amnesie doch nicht verschweigen wollen. Sie waren ihm auch nicht böse gewesen, als er erzählt hatte, dass ihr Sohn bereits den dritten Tag wach war. Dafür waren sie einfach nur zu froh über diese Nachricht an sich.

Zumindest hatte sich sein schlechtes Gewissen verzogen.

„Du hast schon deutlich mehr Farbe im Gesicht“, kam es aufmunternd von dem Rothaarigen, der ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Wollen wir zurück?“

Ein Nicken war seine Antwort, worauf sich die beiden Männer wieder dem Krankenhaus zu wandten und hinein gingen. Zurück zu den Freunden, die sie dort gelassen hatten. Bestimmt hatte er ihnen einen fürchterlichen Schrecken eingejagt.

„Warum bist du mir eigentlich nach geeilt?“

Der Größere zuckte mit den Schultern. „Eingebung. Bin einfach los.“

Eine Eingebung, für die der Sänger dankbar war. Ohne einen Freund an seiner Seite hätte er sich mit seinem Schuldgefühl in eine Teufelsspirale abwärts begeben. Nur Shinya war meist sehr gut darin, die Anzeichen schon frühzeitig zu erkennen und alles zu verhindern. Sein Shinya...

„Kopf hoch, Kurzer. Alles wieder gut.“

„Wie hast du mich gerade genannt?“

„Genau richtig, um dich auf andere Gedanken zu bringen.“

Kyo schnaubte. „Blödmann.“

Nur wenige Minuten später waren sie wieder bei dem Zimmer, traten auch gleich ein.

„Kyo“, kam es sogleich von dem Schlagzeuger, der ihn freudig anstrahlte. „Geht es dir besser? Was war denn?“ Zittrig hoben sich seine Finger an, wollte er die Hand doch nach dem Älteren ausstrecken.

Der Sänger trat ans Bett, ergriff die Hand seines Liebsten, küsste den Handrücken. „Es geht mir viel besser. Keine Angst mehr. Ich...“ Beschämt senkte er den Blick, merkte aber, dass auch Toshiya ihn mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht betrachtete. „Es gab da einen Anruf, den ich vergessen hatte zu tätigen. Den habe ich jetzt nach geholt.“

Kaoru stoppte den Song, der gerade lief und zog fragend eine Augenbraue hoch, sah aber zu Die von dem er sich gerade eher eine Antwort erhoffte. Jener grinste aber nur und legte sich einen Zeigefinger an die Lippen. Er würde die Antwort nicht vorweg nehmen.

Nervös spielte Kyo mit den Fingern des Schlagzeugers. „Ich hab deine Eltern angerufen. Sie... sie wussten noch nicht, dass du wieder wach bist.“

„Meine-?“ Überrascht riss der Jüngste die Augen auf, beruhigte sich gleich darauf aber wieder. „Meine Eltern... Danke, dass du doch noch dran gedacht hast.“ Wie die beiden wohl aussahen mittlerweile? Ob sie sich stark verändert hatten? War jedoch beruhigend zu wissen, dass sie beide noch lebten. „Was... haben sie denn gesagt?“

„Dass sie sich freuen. Sehr freuen. Ich hab ihnen zwar gesagt, was los ist... Aber allein die Tatsache, dass du wach bist und mit uns redest lässt für sie alles andere im Moment zweitrangig sein. Vor lauter Freude habe ich sie sogar weinen hören können.“

„Ich denke mal, dass sie dann in den nächsten Tagen auch einmal her kommen werden, um nach dir zu sehen.“

Seine Eltern. Er fieberte ihrem Besuch schon entgegen. Wie sie wohl aussahen? Und was ihnen in den letzten Jahren wohl passiert war? „Anô...“

Toshiya wurde hellhörig: „Was möchtest du wissen, mein Süßer?“

Schlagartig wurde der Jüngere etwas rötlicher im Gesicht, was Kyo zu einem Schmunzeln verleitete. Es stand ihm einfach so gut und bestätigte das 'süß'.

Schüchtern öffnete er den Mund und setzte erneut zu seiner Frage an: „Wegen... meinen Eltern...“ Nervös sah der Jüngste in die Runde, biss sich auf die Unterlippe, was nur einen Augenblick später von Toshiya und einem Kuss unterbrochen wurde. „Die wissen, dass wir beide nicht nur deine Kollegen und Freunde sind. Sei in dem Punkt also unbesorgt.“

Sofort entspannte sich Shinya wieder, ließ das alles erst einmal wirken. „Kaoru?“

„Hm?“

„Magst du die Musik wieder an machen?“ Sie hatten da gute Arbeit geleistet. Außerdem hörte er doch so gerne den Gesang von Kyo.

Grüblerisch sah der Bandleader auf sein Handydisplay. „Welchen nehme ich denn?“, murmelte er halblaut.

„Irgendwas mit viel Schlagzeug“, grinste der andere Gitarrist. „Vielleicht aktiviert das ja dein Körpergedächtnis und animiert deine Muskeln dazu etwas in Schwung zu kommen.“

Die Idee war nicht ganz abwegig, fand der Liegende. Selbiges hatte ihm schon einmal geholfen. Gleichzeitig hatte er aber auch bedenken. Was, wenn dieses Gedächtnis sich austoben wollte, nur eben nicht in der Lage wer dies auch zu tun? Dann würde er sich nur wieder eingesperrt fühlen. Tief atmete er durch. Er wollte die Songs hören. Wollte Kyo hören. Hoffte auf einen Funken, der ein paar Bilder in seinem Kopf aufflackern ließ. „Ah, am Besten einen Song, zu dem wir auch ein Video gemacht haben.“ Das könnte womöglich noch am ehesten für eine zurückkehrende Erinnerung sorgen. Mit großen, freudigen Augen sah er die vier Freunde an, wartete darauf, dass sie ebenfalls so begeistert von dieser Idee waren.

„Schatz?“

Kyo schüttelte leicht den Kopf. „Hab mein Datenvolumen aufgebraucht. Wie du.“

„Mist.“ Hoffend sah der Bassist deshalb zu den beiden Älteren, was Die dazu brachte auf sein Handy zu gucken. Und ebenfalls den Kopf zu schütteln.

„Kaum noch Akku.“

„Wie immer, wenn man die Dinger mal für was wichtiges braucht“, brummte der Größte im Raum.

„Ich hab noch sowohl Akku, als auch Volumen, aber nen bescheidenen Empfang hier drin“, machte Kaoru auch die letzte Hoffnung zunichte.

Der Sänger seufzte, strich seinem Angebeteten durch das kurze, dunkle Haar. „Ich bringe morgen meinen Laptop mit. Versprochen. Dann kannst du dir welche anschauen.“

„Sind da auch Fotos von uns drauf? Also, mehr private.“

Kyo nickte, fürchtete aber, dass Shinya sich einer Reizüberflutung aussetzen wollte. Dabei sollten sie doch nichts erzwingen. Nicht, dass dieser hübsche Kopf wieder schmerzte. „Wir haben aber auch welche auf unseren Handys.“ Sein Blick huschte zu dem anderen Freund, der bekräftigend nickte und dem Jüngsten gleich noch mehr Freude ins Gesicht zauberte. Das sah so schön aus. Jetzt verliebte er sich glatt noch einmal in ihn.

Der Bassist anscheinend ebenfalls, küsste er den Liegenden doch innig.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kommentare sind sehr erwünscht. Sehr gerne auch mit Anmerkungen, was ihr weniger gut fandet und ob es irgendwelche Verständnisprobleme oder ähnliches gibt. Nur so habe ich die Möglichkeit mich zu verbessern.
Wünsche an dieser Stelle schön mal fröhliche Weihnachten. Mit Familie und Freunden und einem schönen Gefühl des Zusammenseins. Man liest sich wieder Komplett anzeigen

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