The Weakness In Me von Fhin (Seiya x Bunny) ================================================================================ Kapitel 40: Would it be wrong, would it be right? ------------------------------------------------- Vollkommen erschöpft saß Seiya auf dem Sofa im Wohnzimmer seiner gemeinsamen Wohnung mit Yaten und Taiki. Die Nacht war einfach viel zu kurz gewesen und dieser eigenartige Traum, den er gehabt hatte, hatte auch nicht gerade zu seiner Erholung beigetragen. Immer und immer wieder sah er vor sich, wie Mamoru Bunny von ihm losriss und dann auf ihn losging. Doch am schlimmsten waren die Bilder davon, wie Bunny ihn mit eiskaltem Blick ansah. „Seiya?“, hörte er die Stimme Taikis. „Hm?“, gab er als Antwort. „Willst du dich nicht vielleicht nochmal hinlegen? Du siehst echt müde aus.“ „Nein…“, erwiderte Seiya. „Ich will nicht schlafen. Ich will nicht wieder so einen Scheiß träumen.“ „Was hast du denn geträumt?“, mischte sich Minako ein, die noch mit zu den Jungs gekommen war. „Ach…“, wehrte Seiya ab. „War nur… nur ein Albtraum.“ „Hatte es mit Bunny zu tun?“ Minako konnte nicht anders, als neugierig zu sein. „Mhm…“, machte Seiya bestätigend. „Weißt du…“, setzte Minako an. „Ich weiß zwar nicht genau, was du geträumt hast. Aber vielleicht hilft es schon, wenn du mit jemandem darüber redest. Ich mein jetzt gar nicht mich. Aber Rei kennt sich mit so etwas aus. Traumdeutung und so. Dich nimmt das Ganze doch echt mit gerade.“ Seiya überlegte kurz. Sollte er vielleicht wirklich mit Rei darüber sprechen? Er hatte damals schon mal mit ihr über seine Probleme geredet. Auch wenn Rei wohl nicht gemerkt hatte, dass er wusste, wer sie war, denn sie hatte damals als Wahrsagerin im Einkaufszentrum gearbeitet. Und dieses kleine Gespräch mit ihr hatte ihm wirklich geholfen. „Okay…“, stimmte er schließlich zu. Minako klatschte in die Hände. „Ich ruf sie sofort an!“, sagte sie, sprang auf und griff nach dem Telefon. Tatsächlich klingelte es zwanzig Minuten später an der Tür und Rei trat ein. „Hey…“, sagte sie vorsichtig, da sie nach Minakos Erklärungen am Telefon nicht so recht wusste, wie Seiya grad drauf war. „Hey.“, erwiderte Seiya und setzte sich leicht auf. „Setz dich, Rei.“, forderte Minako sie auf, als wäre es ihre Wohnung. Rei setzte sich Seiya gegenüber in einen Lehnstuhl, den Minako im Voraus extra dort platziert hatte. „Wie geht’s dir, Seiya?“, fragte sie immer noch vorsichtig. „Müde.“, antwortete. „Und… naja, du weißt ja, was los ist, nehme ich an. Super gut geht’s mir nicht grad.“ Rei nickte. Das war wohl verständlich. Auch wenn sie Bunny stets dazu geraten hatte, sich für Mamoru zu entscheiden, und sogar angemerkt hatte, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn sie ein wenig Abstand von Seiya halten würde, tat er ihr leid. Er sah wirklich fertig aus. Und das lag eindeutig nicht nur am Schlafmangel. „Minako hat gesagt, du möchtest über einen Traum reden?“, kam sie nun zum Punkt. Er seufzte. „Naja, am liebsten würde ich ihn eigentlich vergessen.“, erwiderte Seiya. „Aber vielleicht ist es besser drüber zu reden, als es zu verdrängen…“ Rei nickte eifrig. „Wenn ich dir helfen kann…“, sagte Rei und sah ihn erwartungsvoll an. Seiya schloss für einen Moment die Augen, bevor er ihr von seinem Traum erzählte. Als er die Erzählung beendet hatte, sah er die bekümmerten Gesichter seiner Brüder und der beiden Mädchen. „Es war nur ein Traum…“, fügte er schnell noch hinzu, um klarzumachen, dass sie sich keine Sorgen machen sollten. „Was sagst du, Rei?“, fragte Minako. Rei machte ein nachdenkliches Gesicht. „Naja…“, begann sie, bevor sie Seiya direkt ansah. „Der Traum verarbeitet natürlich, was in letzter Zeit so passiert ist. Erst der Kuss und die Hoffnung, dass vielleicht doch etwas zwischen euch sein könnte. Und dann das abrupte und brutale Ende dieser Hoffnung, als Bunny gesagt hat, dass ihr keinen Kontakt mehr haben könnt.“ „Brutal?“, hakte Seiya nach. „Ist ja nicht so, als hätte Mamoru mich wirklich geschlagen. Er hat nicht mal mit mir gesprochen oder so.“ „Das nicht…“, erwiderte Rei. „Aber du weißt, dass Mamoru der Grund ist, wieso du nicht mit Bunny zusammen sein kannst und wieso sie auf einmal keinen Kontakt mehr mit dir haben will… kann. Auch wenn Mamoru dir keine körperlichen Schmerzen hinzugefügt hat, leidest du darunter. Und diese Schmerzen sind meist noch schlimmer als körperliche…“ „Mhm…“, machte Seiya. „Das wird es wohl sein…“ „Und dann hat er im Traum auch noch Bunny wehgetan, richtig?“, fuhr Rei fort. „Ich glaube nicht, dass Mamoru Bunny gegenüber jemals handgreiflich werden würde, aber… auch ihr tut es sehr weh, dass sie den Kontakt zu dir abbrechen musste. Und das wiederum liegt an ihm.“ „Okay, das verstehe ich.“, sagte Seiya. „Aber am Ende wirkte sie gar nicht mehr verletzt oder so… sondern eiskalt und sie hat gesagt, dass ich ihr nicht zu nahe kommen soll.“ „Das wiederum sind deine Ängste.“, antwortete Rei. „Du hast Angst davor, dass Bunny das alles nicht nur tut, um Mamoru zufrieden zu stellen. Du hast Angst davor, dass sie wirklich anfangen könnte, dich zu hassen oder dass du ihr einfach komplett egal bist.“ Seiya spürte einen Stich in seiner Brust. „Du hast recht.“, murmelte er. „Davor habe ich wirklich Angst.“ „Seiya!“, warf Minako schnell ein. „So ist Bunny nicht, das weißt du doch. Sie würde dich niemals hassen und du bist ihr alles andere als egal! Sie lie…. sie… sie mag dich sehr… Du bist ihr wirklich wichtig. Glaub mir.“ Seiya vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Ich weiß ja…“, murmelte er. „Aber das reicht nicht…“ „Sie hat diese Entscheidung nur getroffen, weil sie so vor die Wahl gestellt wurde.“, fuhr Minako fort. „Mamoru hat gesagt, sie muss sich zwischen ihm und dir entscheiden. Das ist so, als hätte sie gar keine Wahl! Sie hat sich nicht wegen Mamoru für ihn entschieden, sondern wegen Chibiusa und ihrer vorherbestimmten Zukunft!“ „Ich weiß.“, wiederholte Seiya. „Ich versteh das ja alles. Aber was bringt mir das? Es kommt doch alles aufs selbe raus: Bunny bleibt bei Mamoru und ich hab nicht nur keine Chance bei ihr, ich darf noch nicht mal mehr mit ihr reden!“ Er spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Wut auf Mamoru? Wut auf Bunny? Wut auf seine Freunde, die versuchten, ihn aufzumuntern? Oder Wut auf sich selbst? Er wusste es nicht. Er hatte einfach nur das plötzliche Bedürfnis, auf irgendetwas einzuschlagen. „Seiya.“, sagte Taiki scharf. „Ich weiß, das ist schwer für dich und du bist echt frustriert. Aber Bunny musste diese Entscheidung nun mal treffen. Du musst lernen, mit der Situation umzugehen. Wenn du jetzt etwas Dummes tust, wird es Bunny auch nicht zurückbringen und du würdest es hinterher nur bereuen.“ Seiya hasste es manchmal, wie recht Taiki doch immer hatte. Er stand auf. „Ich will ein bisschen alleine sein.“, sagte er und ging einige Schritte Richtung Tür, bevor er sich nochmal umdrehte. „Keine Sorge. Ich werde nichts Dummes machen.“ Damit verschwand er aus dem Wohnzimmer. Nur wenig später hörten alle, wie die Wohnungstür ins Schloss gezogen wurde. Ziellos wanderte Seiya durch die Straßen Tokyos. Er wusste nicht, was er jetzt machen sollte, aber er hatte es nicht mehr ertragen, mit den anderen auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Er konnte die aufmunternden Worte nicht mehr ertragen. Er konnte es nicht mehr ertragen, die ganze Zeit über dieses Thema zu reden. Er konnte es nicht mehr ertragen, wie alle sich um ihn sorgten. Er konnte es nicht mehr ertragen, so eine Schwäche zu zeigen. Er konnte sich selbst nicht mehr ertragen. Wann war er zu so einem Jammerlappen geworden? Er war früher immer so von sich selbst überzeugt gewesen. Er hatte sich immer selbst gemocht, ohne – wie er hoffte – zu überheblich zu sein. Einfach selbstbewusst. Aber von diesem Selbstbewusstsein war nichts mehr übrig geblieben. Wann war das passiert? Er dachte an die Zeit zurück, als er Bunny kennengelernt hatte. Er hatte sie von Anfang an gemocht, aber damals hatte er noch selbstbewusst an sie herantreten können. Selbst nachdem ihm klargeworden war, dass er sie wirklich liebte, er aber keine Chance bei ihr hatte, hatte er ihr noch ganz selbstbewusst seine Liebe gestehen können. Natürlich war er traurig gewesen damals, aber er hatte geglaubt, dass es ihm reichen würde, wenn sie glücklich war. Er hatte geglaubt, dass ihm Freundschaft reichen würde, er über sie hinweg kommen würde und womöglich ein anderes Mädchen finden würde. Aber er hatte das Gefühl, dass er sie einfach mit jedem Tag mehr und mehr liebte. Und mittlerweile wusste er, dass es für ihn unmöglich war, ein anderes Mädchen je so zu lieben. Er würde niemals über Bunny hinwegkommen. Was sollte er nur tun? Er blieb stehen. Unbewusst war er in Richtung von Bunnys Haus gegangen. Wenn er um die nächste Ecke gehen würde, wäre er dort. Er zögerte einen Moment, bevor er sich wieder umdrehte. Er würde ihr nur Probleme bereiten, wenn er jetzt zu ihr gehen würde. „Bunny?“ Bunny hörte, wie ihre Mutter vorsichtig an ihre Tür klopfte und nach ihr rief. Nachdem sie Seiya gefunden hatte, war sie nach Hause zurückgekehrt und hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Sie war unglaublich erleichtert gewesen, als sie gesehen hatte, dass er unversehrt war. Aber lange hatte die Erleichterung nicht angehalten. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, ihn nicht direkt zu wecken, ihn womöglich in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, wie froh sie war, dass es ihm gut ging. Und es war ihr bewusst geworden, dass all das niemals mehr möglich sein würde. Sie durfte keinen Kontakt mehr zu ihm haben, sonst brachte sie Chibiusa in Gefahr. „Bunny!“, ertönte erneut die Stimme ihrer Mutter und dieses Mal wartete sie nicht mehr auf eine Antwort. Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat ein. Bunny lag von der Tür abgewandt auf ihrem Bett und umklammerte ihr Kissen. „Bunny, Schatz…“, sagte ihre Mutter leise, setzte sich zu ihr aufs Bett und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Ist alles in Ordnung?“ Bunny überlegte kurz. „Mama…“, sagte sie schließlich und drehte sich zu ihrer Mutter. „Warst du schon mal in einen anderen Mann als Papa verliebt?“ Ikuko sah ihre Tochter erstaunt an. „Bevor ich deinen Vater kennengelernt habe, hatte ich schon ein zwei Freunde…“, antwortete sie mit leicht geröteten Wangen, als sie an ihre Highschool- und Collegeliebe zurückdachte. „Das meine ich nicht…“, widersprach Bunny. „Ich meine… also… hast du dich schon mal in einen anderen Mann verliebt, während du mit Papa zusammen warst?“ Nun war Ikuko noch erstaunter. Aber sie konnte eins und eins zusammenzählen. Sie streichelte ihrer Tochter über das Haar. „Weißt du, mein Schatz, wir können unsere Gefühle nicht steuern.“, sagte sie schließlich. „Egal, wie sehr wir das auch versuchen, das ist einfach nicht möglich. Ich habe in deinem Vater den richtigen Mann für mich gefunden. Aber dafür musste ich auch erstmal die eine oder andere Beziehung mit dem Falschen erleben. Das ist ganz normal.“ „Und was, wenn man nicht weiß, wer der Richtige ist?“, fragte Bunny. „Das weiß man vorher nie.“, erklärte Ikuko. „Wenn man das von Anfang an wüsste, dann gäbe es nicht so viele Trennungen. Aber das gehört eben zum Leben dazu. Es ist doch auch alles viel spannender, wenn man nicht weiß, was einen erwartet. Auch wenn es manchmal wehtun kann… das alles sind Erfahrungen, die man machen muss.“ „Und wenn man die falsche Entscheidung trifft?“, fragte Bunny weiter. „Und man es nachher bereut?“ „Bunny… Schatz…“, sagte Ikuko sanft. „Man kann vorher nie wissen, was die richtige Entscheidung ist. Egal, worum es geht. Privat oder beruflich… Jeder trifft mal eine falsche Entscheidung. Und wenn das so ist, dann hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du versuchst, die falsche Entscheidung wieder gutzumachen oder du blickst nach vorne.“ „Und wie soll man dann überhaupt eine Entscheidung treffen?“ „Du musst einfach deinem Herzen folgen.“, antwortete Ikuko. „Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber… wenn du eine Entscheidung nur mit dem Kopf triffst, dann läufst du Gefahr, dich nur unglücklich zu machen. Du musst dich für das entscheiden, was dich glücklich macht.“ Bunnys Herz pochte laut in ihrer Brust. Sie sollte sich für das entscheiden, was sie glücklich machte? Sofort dachte sie an Seiya. Ja, er würde sie glücklich machen, das wusste sie. Doch unwillkürlich schweiften ihre Gedanken auch zu Chibiusa. Denn auch sie bedeutete nur Glück für sie. „Hast du gemacht, was dich glücklich macht?“, stellte Bunny eine letzte Frage. Ikuko lächelte. „Das habe ich.“, erwiderte sie. „Ich habe einen wundervollen Mann und zwei wundervolle Kinder.“ Sie beugte sich runter zu Bunny und gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz. Bunny schob das Kissen beiseite und schlang ihre Arme stattdessen um die Taille ihrer Mutter, die sie sofort an sich drückte. „Danke Mama.“, murmelte Bunny, ohne verhindern zu können, dass in ihr ein paar Tränen aufstiegen. Würde sie auch irgendwann so glücklich sein? Mit dem richtigen Mann und ihrem gemeinsamen Kind? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)