Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 333: Einen Schritt zurück in den Alltag ----------------------------------------------- Seit ich Mokuba an seiner neuen Schule abgesetzt habe, kreisen meine Gedanken um ihn. Ich wünsche mir, dass er einen guten ersten Tag an der neuen Schule haben wird. Freunde finden. Sich gut einleben. Hoffe, dass mein Familienname ihn schützen wird. Davor erneut gemobbt zu werden. Niemand von seinen Mitschüler weiß, wessen Bruder er ist und was über diesen in den letzten zwei Monaten alles in der Presse berichtet worden ist. Sicher steuer ich den Wagen zurück zu unserem neuen Haus. Ich bin für die schnelle und gute Arbeit der Baufirma dankbar. Denn die Notwendigkeit eines neuen Heims kam schneller, als ich damit gerechnet habe. Ich kann die Wut in mir hochkriechen spüren. Darüber, dass dieser widerliche Daimon Kogoro es wagte in das Herrenhaus einzudringen. Dass er versuchte Seto erneut zu vergewaltigen. Dass er sich dann in seiner Zelle das Leben nahm. Vielleicht auch besser so. Wer weiß, was für krude Geschichten er sonst noch erzählt hätte. Die eine, dass Seto ihn verführt habe und sein Eindringen, sowie der Vergewaltigungsversuch zu einem psychologischen Rollenspiel gehört habe, zu dem er aufgefordert worden sei, hat schon mehr als genug Schaden angerichtet. Wie sehr muss man den Bezug zur Realität verlieren, um einem Kind die Verantwortung für dessen Erniedrigung aufbürden zu wollen? Als ich die Auffahrt zum Tor nehme betätigt Gomikawa-san bereits den Toröffner, dass daraufhin langsam zur Seite rollt. Ich lass den Wagen die kleine Steigung nehmen und halte ihn auf Höhe des Wachhäuschens. Überrascht blickt mich der Wachmann an und öffnet das Fensterchen in der Seite. Fragt, ob er etwas für mich tun kann. Ich schüttle den Kopf und frag ihn, wie es ihm und seiner Frau geht. Ich weiß, sie ist schwanger und erwartet sein erstes Kind. Überrascht mustert er mich, bevor er sich dankbar verneigt. Er antwortete mir rasch, denn anscheinend geht er davon aus, dass meine Zeit knapp bemessen sei. Doch ich frag ihn nur, ob er sich schon auf das Kind freut und wann denn der Geburtstermin sei. Wieder ist er baff und ich schmunzel innerlich ein wenig. Wie es aussieht wurde er bei seinem letzten Job nicht als Mensch wahrgenommen und ist es nicht gewohnt, dass sich jemand nach ihm erkundigt. Aber es ist mir wichtig, dass meine Mitarbeiter sich wohl und anerkannt fühlen. Hier, genauso wie in der Firma. Er antwortet mir wieder und wird etwas lockerer. Wir unterhalten uns ein paar Minuten und er berichtet mir, dass die Voruntersuchungen alle gute Ergebnisse erbracht haben. Auf meine Frage, ob sie schon wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden wird, schüttelt er nur den Kopf und meint, dass seine Frau das Geschlecht noch nicht wissen möchte. Schließlich fahre ich weiter aufs Grundstück und parke im Carport. Als ich aussteige und zum Haus gehe wird mir sofort die Tür von Mariko-san geöffnet. Auch für sie nehm ich mir ein paar Minuten Zeit und erkundige mich nach ihrer Mutter, die zuletzt böse erkältet war. Sie erzählt mir, dass es ihrer Mutter wieder gut ginge und bedankt sich für meine Nachfrage. Als sie davon geht wird mir bewusst, dass es das erste Mal seit Wochen ist, dass ich alleine im Haus bin: Auch Seto und Katsuya sind bereits auf dem Weg zur Schule. Tatsächlich fühl ich mich etwas verloren und weiß im ersten Moment nichts mit mir anzufangen. Denn ich werde erst ab September wieder in die Firma gehen und meinen Aufgaben dort wieder aufnehmen. Gerade als ich mich dem Wohnzimmer zuwende und losgehen möchte, sehe ich wie Mariko-san aus der Küche zurück ins Foyer kommt. Sie eilt an mir vorbei und zur Tür, um diese zu öffnen. Zu meiner Überraschung steht Kai vor der Tür, grüßt erst Mariko-san, bevor er reinkommt und mich begrüßt. Seine Haut ist gebräunt und er wirkt frisch und ausgeruht. Es sind jetzt etwas mehr als drei Wochen, seit wir uns das letzte Mal sahen: Erst waren wir zehn Tage weg, dann er die letzte Woche in Urlaub. Ich lade ihn ins Wohnzimmer ein. Kai nimmt die Einladung gerne an und wir machen es uns auf der Couch gemütlich. Dann serviert Mariko-san uns noch Tee und lässt uns dann alleine. Also nehmen wir erst einmal einen Schluck von dem frisch aufgebrühten Tee, den Mariko-san wirklich erstklassig beherrscht. Erst frag ich Kai nach seinem Urlaub. Er erzählt mir, dass er eine Woche in der Toskana war und fragt mich, ob ich schon einmal dort war. Ich schüttle den Kopf. Urlaub ist im Grunde ein Fremdwort für mich. Klar, hab ich Seto schon auf Geschäftsreisen begleitet, aber Urlaub ist ja schon was anderes. Kai beschreibt mir die Toskana sehr bildlich, so dass ich sie mir gut vorstellen kann. Was ich höre gefällt mir sehr und mir wird klar, dass ich dort gerne mal hin möchte. Da schlägt Kai vor, dass er mich nächstes Jahr mitnimmt, wenn ich bis dahin nicht schon dort war. Etwas perplex schau ich ihn an und nicke dann. Warum eigentlich nicht? Kai kennt die Toskana scheinbar gut und kann, wie er mir versichert, annehmbar italienisch. Dann fragt mich Kai, wie denn unser 'Urlaub' war. Nun liegt es an mir ihm zu erzählen, welche Entwicklungen Seto und Mokuba die letzten drei Wochen durchlaufen haben. Dazu kommt die Sorge um Otogi-kun, der ebenfalls Probleme mit dem Schlaf hat, seit er von der Entlassung seines Vaters aus dem Gefängnis erfahren hat. Geduldig hört sich der Rothaarige alles an, fragt hier und da mal nach und nickt. Bietet mir an, dass er gerne mal mit Otogi-kun sprechen kann, wenn dieser offen dafür ist. Ich verspreche ihm, das Angebot an den jungen Mann weiterzureichen. Kai zieht sein Smartphone und macht sich eine Notiz. Dann steckt er es wieder weg. Dann bemerke ich, dass sich Kais Körpersprache und Stimme etwas ändert. Er wirkt auf einmal mehr so, wie wenn wir gemeinsam bei ihm zu Abend essen. Das letzte Mal ist ja leider schon eine kleine Weile her und ich frag mich, ob er an einer Wiederaufnahme interessiert wäre. Doch bevor ich ihn fragen kann, fragt er mich, wie es mir eigentlich so geht. Die Frage überrascht mich. In meinem Bestreben Seto und Mokuba zu schützen vergesse ich manchmal mich selbst, sowohl meine körperliche, als auch meine seelische Gesundheit. Tatsächlich muss ich mich noch bei Doktor Akari melden und einen Termin für einen Check up machen. Der wird mir aufs Dach steigen, weil ich seit drei Wochen nicht mehr bei ihm war. Dann reden wir über meine Enttäuschung bezüglich Detective Nagasato, meine Hoffnungen bezüglich Mokuba und seiner neuen Schule, sowie meinen Wunsch, dass Seto weiterhin so gute Fortschritte machen wird. Es tut gut mit Kai über all das sprechen zu können. Klar, ich hab auch viel mit Katsuyas Vater gesprochen, aber meist waren das Gespräch rund um das Vater sein und welche Schwierigkeiten vielleicht noch in Mokubas Pubertät auf mich zukommen könnte. Jemand zu haben, der einen nicht nur in einer speziellen Rolle wahrnimmt, sondern einfach nur als Mensch mit eigenen Bedürfnissen, tut gut. Das wird leider heutzutage viel zu oft unterschätzt oder vergessen. Und so reden wir noch eine ganze Weile miteinander, einfach wie zwei Freunde, die ich in uns sehe. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)