Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 295: Einen Schritt, der so nicht erwartet wurde ------------------------------------------------------- Scheiß Sommer. Scheiß Hitze. Scheiß Alltag. Scheiß auf alles. Und dennoch steh ich im Aufzug meiner Firma und fahr gerade zu meinem Büro hoch. Das Aufstehen fällt mir von Tag zu Tag immer schwerer. Heute hab ich eine geschlagene Stunde gebraucht, um es überhaupt in eine sitzende Position zu schaffen. Und es lag nicht an dem Kater, den ich habe. Okay, vielleicht ein wenig, aber nicht nur. Alles erscheint auf einmal so sinnlos. So trist. Grau. In mir wütet die Sehnsucht nach Hiroto. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie mit der Zeit nachlassen würde, aber selbst nach einer Woche schmerzt es, als hätte ich ihn erst fünf Minuten weggeschickt. Wie oft hab ich in dieser Woche das Telefon in der Hand gehabt und die Nummer von Hiroto gewählt. Doch bevor das erste Klingelzeichen kam hab ich wieder aufgelegt. Meine Augen brennen wie Hölle. Sie sind zu trocken, zu gereizt... sind gerötet. Also lass ich meine Hand in die Jackettasche gleiten und taste nach einem kleinen Plastikfläschchen. Als ich es finde zieh ich mir mit leicht zitternder Hand die Sonnenbrille ab, leg meinen Kopf in den Nacken und befeuchte sie mit den Augentropfen, die ich mir dafür besorgt habe. Diese sollten die Rötung in ein paar Minuten lindern und die Augen beruhigen. Nachdem ich die Tropfen wieder weggesteckt habe ertönt ein furchtbar grelles Bing vom Fahrstuhl. Dieser teilt mir damit mit, dass ich im gewünschten Stockwerk angekommen bin. Ich sollte meine Sekretärin um eine Kopfschmerztablette bitten, sonst zerspringt mir noch die Birne. Mit schleppendem Schritt verlasse ich den Aufzug und schlurfe in die Richtung meines Büros, bevor mir auffällt, dass ich falsch bin. Also dreh ich um und lauf in die andere Richtung. Man, ich könnt kotzen. Nein, nicht im übertragenen Sinn, sondern eher wortwörtlich. Aber ich verkneif es mir einfach. Hätte vielleicht doch was essen sollen. Egal... ich frühstücke sonst auch nicht... jedenfalls vor Hiroto nicht und jetzt, wo es vorbei ist bin ich wieder dazu übergegangen. Als ich im Vorzimmer meines Büros ankomme bleib ich stehen und bitte Mari um eine Kopfschmerztablette. Sie mustert mich ausführlich, dabei spüre ich, wie ich meine Geduld verliere und sie anblaffe. Erschrocken zuckt sie kurz zusammen, was sofort in mir Bedauern und Scham über mein eigenes Verhalten auslöst. Ich murmel eine Entschuldigung und bitte sie noch einmal höflicher um die gewünschte Tablette. Sie zieht eine ihre Schubladen am Schreibtisch auf, greift zielsicher hinein und hat ein Päckchen Kopfschmerztabletten in der Hand. Während sie mir ein Teil des Blisters abtrennt informiert sie mich, dass mein 08.00 Uhr-Termin bereits anderthalb Stunden auf mich wartet. Verdutzt schau ich sie an und mein nur trocken, dass ich alle Termine doch abgesagt habe. Doch sie zuckt nur mit den Schultern und sagt mir, dass da noch ein Termin im Kalender stand und der nun auf mich warten würde. Ich fluche innerlich. Ist mir tatsächlich ein Termin durchgerutscht? Na ja, bin ja eh der wilde, unstete Jungspund. Wenn's dem Typen nicht passt, kann er sich ja verpissen. Dankend nehm ich die zwei Tabletten entgegen und bitte Mari mir einen meiner Energy-Drinks zu besorgen. Sie nickt und steht dann auf, während ich die Tür meines Büros öffne und eintrete. Noch während ich versuche die Tabletten aus dem Drecksblister zu drücken entschuldige ich mich bei wem auch immer für meine Verspätung. Ich rechne durchaus mit Empörung. Ich wäre es jedenfalls, wenn man mich anderthalb Stunden hätte warten lassen. Aber was ich höre hab ich nicht erwartet und es lässt mich abrupt stoppen. Die Worte verstehe ich nicht ganz, daher hebe ich langsam meinen Blick. An meinen Tisch gelehnt steht Seto - nein Kaiba - und mustert mich streng und scharf. Scheiße. Er wirkt auf einmal wie letztes Jahr, bevor er sich Jonouchi geöffnet hat. Sein Blick ist so schneidend und niederschmetternd, dass ich ihm nicht standhalten kann. So richte ich meinen Blick wieder auf den Blister in meiner Hand. Was macht er hier und wo ist mein 08.00 Uhr-Termin? Als Antwort bekomm ich von ihm nur, dass er mein Termin sei, denn anders scheint ein Gespräch mit mir nicht möglich zu sein. Ich spüre, wie sich die Schamesröte auf meine Wangen legt. Es stimmt: Als er Samstag vor meiner Tür stand, klopfte und klingelte, hab ich die Tür nicht geöffnet. Auch meinem Hauspersonal hab ich die Anweisung erteilt in nächster Zeit niemanden mehr die Tür zu öffnen. Sie halten sich auch daran, doch wenn ich abends heimkommen berichten sie mir kurz wer von meinen Freunden wann da war und geklopft haben. Seto, Jonouchi, Yugi... kein Hiroto. Verstehen sie denn nicht, dass sie sich von mir fernhalten müssen? Nein, wie sollten sie denn, flüstert mich eine kleine Stimme in meinem Kopf zu. Immerhin hab ich es nie erklärt. Werd ich auch nicht. Gerade will ich Seto - Mist, ich meine Kaiba - anfauchen, was er eigentlich hier will und ihn fragen, wie er an den Termin gekommen ist. Doch bevor ich auch nur Luft holen kann merk ich, dass er mir entgegen gekommen ist und mir den Blister aus der Hand genommen hat. Vorsichtig drückt er die Tabletten heraus und in meine Hand. Meine Sekretärin kommt herein und will mir meine Dose Energy-Drink geben, doch Seto - ich knurr mental mich selbst an - blafft sie an, sie soll das Gift wieder mitnehmen und mir Wasser besorgen. Erschrocken springt sie weg. Ich stoße Seto einen Schritt zurück und blaff ihn endlich an, wer er sich einbildet zu sein. Wut flammt in mir auf und das find ich gut. Denn Wut wird mir helfen ihn zu vergraulen. Doch das scheint ihn gar nicht aus der Ruhe zu bringen, denn er schließt wieder zu mir auf. Als seine Worte an mein Ohr dringen spür ich, wie meine Wut sofort erstirbt und etwas in mir zu vibrieren beginnt. Er ist mein Freund, sind die einzigen Worte, die von ihm kommen. Dann legt er vorsichtig seine Hände seitlich an meine Schultern und zieht mich näher zu sich. Seine Arme legen sich langsam um mich und bilden eine Umarmung. Ich... ich darf das nicht zu lassen. Darf ihn nicht wieder an mich ran lassen. Muss ihn wegstoßen. Körperlich. Freundschaftlich. Doch er lässt das nicht zu. Vielleicht... weil er als einziges wirklich weiß, wie ich mich gerade fühle? Plötzlich erkenne ich, dass ich den Kampf gegen mich selbst verloren habe und mich an seine Schulter presse. Ich will, kann aber nicht weinen. Was soll ich nur tun? Ich kann nicht mit und nicht ohne meine Freunde. Sie sind durch mich in ständiger Gefahr und doch will ich nichts anderes, als bei ihnen sein. Da höre ich Setos Worte, dass wir das schon alles hinkriegen werden. Ich möchte ihm glauben. Wirklich. Nur kann ich das wirklich verantworten...? . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)