Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 291: Einen Schritt der Einschätzung ------------------------------------------- Als Katsuya und ich an diesem Morgen in die Küche zum Frühstück kommen finden wir nur einen verloren wirkenden Honda am gedeckten Tisch vor. Scheinbar schlafen Yugi und Mokuba noch. Katsuya grüßt seinen besten Freund mit einem Lächeln, bevor er sich zum Wasserkocher wendet, um uns Tee aufzubrühen. Ich gehe zum Tisch und setze mich auf meinen angestammten Platz. Erst jetzt kann ich erkennen, dass Hondas Augen gerötet und leicht geschwollen vom Weinen sind... und er versucht meinem Blick auszuweichen. Katsuya hat mit mir viel über Taktgefühl gesprochen. Das es manchmal besser ist erst etwas Small Talk zu betreiben, bevor man auf das eigentliche Thema hinstößt. Die Sinnhaftigkeit hab ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Warum soll man sich mit belanglosem und unwichtigen Bla Bla aufhalten, statt direkt das aktuelle Thema anzuschneiden. Daher fragt ich Honda direkt, was gestern zwischen ihm und Otogi vorgefallen ist. Der andere Brünette hält inne und beginnt mit einem leicht gequälten Ausdruck einseitig zu grinsen. Er erinnert mich mit diesem Gesichtsausdruck ein wenig an Katsuya... früher... wenn ich eine Grenze überschritten und ihn wissentlich verletzt habe. Habe ich mit dieser Frage Honda verletzt? Katsuya schließt zu uns auf, stellt eine Teetasse vor mir und setzt sich dann auf seinen Platz neben mir. Er straft mich kurz mit einem strengen Blick. Dann hebt Honda seinen Blick, schaut uns an und meint, er habe meine ehrliche, direkte Art schon immer bewundert, aber auch gehasst. Okay... scheinbar hab ich Honda tatsächlich verletzt, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, wie. Doch bevor ich zu einer Entschuldigung ansetzen kann verschwindet das Grinsen aus Hondas Mimik. Er sagt, Otogi habe mit ihm Schluss gemacht und ihn dann aus dem Haus geworfen. Otogi hat ihre Beziehung beendet? Warum? Natürlich war Hondas Auftauchen bei der Anhörung etwas, was Otogi nicht gut weggesteckt hat, aber das Beenden der Beziehung halte ich als Konsequenz doch für etwas übertrieben. Doch wie sich rausstellt vermutet Honda genau darin den Trennungsgrund. Etwas anderes fällt ihm nicht ein, was Otogi zu dieser Entscheidung veranlasst haben könnte. Echt nicht? Nach allem, was Honda bei der Anhörung gehört hat, fällt ihm kein anderer Grund ein? Mir schon... aber ich wurde in meiner Kindheit auch anderes geprägt, als der wohlbehütet aufgewachsene Honda Hiroto. Und wie ich seit der Anhörung weiß, war Otogis Kindheit auch nicht gerade märchenhaft. Kein liebender, beschützender Vater. Im Gegenteil. Unsre beiden Väter waren Monstren, jeder auf seine eigene Art. Wenn ich überlege, wie es wäre, wenn Gozaburo nicht aus dem Fenster gesprungen, sondern stattdessen vielleicht im Gefängnis gelandet wäre... Ich hätte alles daran gesetzt mit Mokuba und Akito zu verschwinden. Ein normales Leben wäre unmöglich. Auch wenn ich ihm damals die Firma weggenommen habe, hatte er doch noch ein recht ordentliches Privatvermögen. Damit hätte er doch durchaus kämpfen können. Selbst wenn ich trotz allem hier geblieben und den Weg gegangen wäre, den ich wirklich genommen habe, dann hätte ich mir niemals erlaubt Katsuya in mein Leben zu lassen. Denn wenn Gozaburo aus dem Gefängnis gekommen wäre hätte er auf Rache gesinnt und dabei - und dabei bin ich mir sicher - wäre er über Leichen gegangen... so wie er es mich in meiner Jugend glauben gemacht hatte, als es um Keizo gegangen war. Fürchtet Otogi das Selbe? Sein Vater ist definitiv nicht zu Mitgefühl und damit auch nicht zur Vergebung für den Verrat seines Sohnes empfänglich. Einen Verrat, der sein erklärtes Lebensziel - Rache an Yugis Familie - zerstört hat. Ich sollte Personenschützer beauftragen auf Yugi und seinen Großvater acht zu geben. Katsuya nennt den kleinen Punk schließlich nicht umsonst das Herz der Clique. Nicht auszudenken, wenn ihm etwas geschehen würde. Erst nachdem Katsuya mich scheinbar wiederholt beim Namen ruft bemerke ich, dass ich alles um mich herum ausgeblendet hatte. Honda fragt mich erneut um Rat und möchte wissen, was ich denke. Was ich denke? Ich denke, dass da Klärungsbedarf besteht an mehr als einer Front. Ich meine, dass die Justiz dringen mal ihre Maßstäbe überdenken sollte. Ich sehe, welches Opfer Otogi bereit ist zu erbringen und das werde ich nicht zulassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schmerzhaft und schädlich die Selbstisolation sein kann. Wie wenige Erfolgsaussichten er haben wird, wenn er seinem Vater diese Macht zugesteht. Denn sein Vater wird nicht logisch oder rational vorgehen. Otogi hat sich damals offen gegen ihn gestellt und damit seinen Fall eingeläutet. Für Menschen, die er damals kaum kannte. Für Yugi und dessen Freunde. Also wird der Alte alles dran setzen, dass Otogi diese Entscheidung bereuen wird. Beängstigend, wie gut ich mich in Monster hinein versetzen kann. Aber andererseits hab ich über fünf Jahre unter Monstern überlebt, gerade weil ich diese Denkweisen erlernt habe. Wenn ich das nicht hätte, dann wäre ich früher oder später drauf gegangen und hätte Mokuba in dieser Welt schutzlos zurückgelassen. Es war also notwendig gewesen die Gedankengänge meiner Monster vorher zu sehen. Also verspreche ich Honda, dass sich alles wieder zum Guten wenden und Otogi seinen Fehler bald erkennen wird. Dann wird er, wie in so einer Schnulze, sofort zu Honda zurück kommen, ihn um Verzeihung bitten und ihn anflehen, dass Honda ihn zurück nimmt. So oder so ähnlich... oder vielleicht auch etwas realistischer? Einfach eine Aussprache, alle Fronten klären und dann weitersehen, ob noch eine Basis für eine gemeinsame Zukunft vorhanden ist? Ich möchte schon aufstehen, als Katsuya mir eine Hand auf den Unterarm legt, zu mir aufschaut und mir zu verstehen gibt, dass wir erst frühstücken. Er würde es nicht laut aussprechen, aber ich verstehe auch ohne Worte seine Sorge darum, dass ich gestern kaum was gegessen habe, beziehungsweise von dem, was ich aß nicht bei mir behalten konnte. Also lächle ich meinen getreuen Wachhund an, beug mich zu ihm und küsse ihn kurz. Ich weiß nicht, wo ich heute sein würde, wenn er nicht an meiner Seite wäre. Sicherlich wäre ich längst in irgendeiner Klapse, vollgepumpt mit Medikamenten und nichts mehr um mich wahrnehmend. Wir frühstücken noch nicht lang, da gesellt sich Yugi zu uns und schließlich Mokuba, der total zerknautscht, aber wahnsinnig glücklich wirkt. Er kommt zu mir, umarmt mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Erst dann setzt er sich neben mich auf seinen Platz und versucht mit dem Gesicht nicht in seinen Reis zu fallen. Schmunzelnd beobachte ich ihn einen Moment und streiche ihm eine wirr abstehende Strähne hinter sein Ohr. Er blickt zu mir auf und strahlt mich mit vollen Backen und einem Reiskorn auf der Wange an. Ein Bild für die Götter. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)