Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 265: Einen Schritt, der zeigt, wie angeschlagen man ist --------------------------------------------------------------- Auch an diesem Morgen fühl ich mich wie gerädert. Seit ich Montag getriggert worden bin quälen mich nachts wieder Albträume von dem alten Mann. Dieses verdammte Oyakodon aus dem Restaurant meiner Tante. Ich hab es sofort an der unverkennbaren Sauce erkannt, die in diesem Restaurant Tradition ist. Die gleiche Sauce, die der alte Mann immer zubereitet hat. Ich spritz mir kaltes Wasser ins Gesicht und hoffe, dass es mich etwas wacher macht. Da spüre ich eine Präsenz hinter mir und als sich eine Hand auf meine Schulter legt zucke ich schreckhaft zusammen. Gleichzeitig tadel ich mich dafür. Ich weiß, dass der alte Mann schon lange tot ist und hier nur mein geliebter Drache ist, dem sein schlechtes Gewissen immer noch deutlich im Gesicht abzulesen ist. Über den Spiegel schau ich ihn an und ring mir ein Lächeln ab. Vorsichtig schmiegt er sich, feucht, weil er gerade aus der Dusche gestiegen ist, an meinen Rücken und beteuert erneut, wie leid es ihm tut, dass er in diesem Restaurant gewesen ist. Ich versuche gelassen zu bleiben, als ich ihm sage, dass ihm nichts leidtun muss und er endlich aufhören soll sich zu entschuldigen. Doch in seinem Blick erkenne ich, dass es mir nicht ganz geglückt ist und ich wohl schroffer geklungen habe, als ich wollte. Also wende ich mich zu ihm, so dass ich ihn direkt ansehen kann. Sanft streichle ich ihm über die Wange. Sag ihm, dass es nun mal passiert ist. Ich weiß, dass es keine böse Absicht war, aber auch ich Zeit brauche, um einen Trigger zu verarbeiten. Fragend sieht er mich an und ich weiß, was ihm durch den Kopf geht. Also füg ich hinzu, dass jeder trotz abgeschlossener Therapie noch immer von Auslöser getriggert werden kann. Die Frage, was für einen Sinn eine Therapie dann hat, kann ich genauso gut ablesen, wie zuvor seine Schuldgefühle. Ich lächle - dieses Mal von innen heraus - und streich ihm eine Strähne hinters Ohr. Erkläre ihm, dass die Therapie einem hilft einiges zu akzeptieren, einiges, was im Verborgenen liegt, aufzuarbeiten und einem Werkzeuge und Bewältigungsstrategien an die Hand gibt, mit denen man so einen Trigger leichter bewältigen kann. Er umschlingt mich mit seinen Armen und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Das Wasser aus seinen Haaren tropft auf mich und auch ich lege meine Arme um ihn. Ich kann ihm seine Schuldgefühle nicht nehmen. Egal, was ich sage. Es geht nicht. Also schlag ich ihm vor, dass wir morgen - wenn Kai regulär wieder zu uns kommt - mit diesem darüber reden. Mein Drache nickt, will sich aber nicht von mir lösen. Seine Arme liegen um meinen Körper, wie große, mächtige Flügel, die mich vor der Welt schützen wollen. Doch das können sie einfach nicht. Vorsichtig heb ich seinen Kopf, so dass wir uns einander ansehen können, dann küss ich ihn behutsam. Er erwidert zaghaft den Kuss und überlässt mir die Führung. Mein Trigger hat ihn doch sehr verunsichert. Vielleicht, weil er ihn ausgelöst hat? Sicherlich hat Seto gedacht, dass ich so etwas gar nicht mehr besitze. Weil ich so frei und offen über das erzählen kann, was mir dieser Mann angetan hat. Und ich wünschte, er würde Recht haben. Langsam lös ich mich von ihm, denn auch ich muss noch unter die Dusche. Meinem Drachen fällt es schwer, mich gehen zu lassen. Schon die ganze Woche ist er so bedächtig und anhänglich. Ich denke, dass er Angst hat, dass ich ihn verlassen könnte. Ihm die Schuld für den Trigger gebe. Klar, Seto hat das Oyakodon mitgebracht, aber er konnte unmöglich wissen, was das in mir auslöst. Daher geb ich ihm daran keine Schuld. Ich hätte ja auch einfach sagen können, dass ich das nicht essen möchte, weil ... es mich an den alten Mann erinnert. Manchmal bin ich halt einfach ein Idiot. Einer, der vor seinem Freund nicht schwach wirken möchte, weil mein Drache doch selbst noch so viel Halt braucht. Doch Seto hat mich überrascht: Ich weiß nicht, woher er die Energie und Kraft hernimmt, aber wann immer ich diese Woche in der Nacht aufgeschreckt bin, war er für mich da. Hat mich aufgefangen. Gehalten. Getröstet, wenn ich es brauchte. Es war fast so, als hätten wir die Plätze getauscht. Und ... es hat sich gut angefühlt, dass er da war. Dass ich mich bei ihm fallen lassen darf. Ich hatte durch die letzten Monaten ganz vergessen, wie stark er sein kann, wenn es um jemand geht, den er liebt. Hinter mir hör ich, wie die Duschkabine geöffnet wird und Seto zu mir steigt. Sanft umfangen mich seine Arme noch einmal und ich spüre seine Lippen an meinem Nacken. Ich schmunzle glücklich und lehn mich an seiner Brust an. Eine seiner Hände streicht mir sanft über die Brust. Über das Rauschen der Duschbrause hör ich ihn sagen, wie sehr er mich liebt. Ich dreh meinen Kopf ein wenig und schau ihn an. Dann zieh ich ihn in einen langsamen, sanften Kuss. Seine Finger graben sich in mein Haar und ich wende mich mehr zu ihm. Die Welt um uns herum verliert ihre Bedeutung, genauso wie die Zeit. Alles was gerade zählt sind nur wir beide und unsere Liebe. Ich kann es kaum noch erwarten den heutigen Schultag hinter uns zu bringen und dann endlich ein ganzes Wochenende mit meinem Drachen zu haben. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)