Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 21: Einen Schritt in Jonouchi's Welt -------------------------------------------- Es ist Freitag und ich stehe an meinen Wagen gelehnt vor dem Conbini und warte auf meinen Streuner. Isono sitzt am Steuer. Komischerweise scheint er genau zu wissen, wann Jonouchi weg ist und kommt dann vorbei für ein kleines 'Update'. Vielleicht sollte ich mal die Telefonrechnung von Mokuba überprüfen. Ich bin mir sicher, ich finde etliche Verbindungen zu Isono. Ich muss kurz schmunzeln, als mir klar wird, dass ich recht habe und Mokuba mich mit Isono nur davon ablenken möchte, dass Jonouchi gerade nicht da ist. Isono ist nicht nur ein Angestellter! Ich... würde ihn als Vertrauten bezeichnen. Er war schon da, als Mokuba und ich adoptiert wurden. Hat einen Teil dessen miterlebt, was Gozaberu mit angetan hat. Nicht alles! War der einzige, der sich danach um mich gekümmert hat. Meine Wunden versorgte. Der mir etwas zu Essen brachte, wenn Gozaberu der Meinung war, dass Essen träge macht und ich nichts bekommen soll. Ich war und bin ihm heute immer noch sehr dankbar dafür. In der Firma ist er der einzige, dem ich vorbehaltlos vertraue! Er würde mich niemals hintergehen. Mich nicht betrügen. Mir kein Bein stellen. Manchmal hab ich den Eindruck, dass er sein gesamtes Leben und Streben alleine mir gewidmet hat. Ihm ist nie etwas zu viel. Er beklagt sich nie. Jederzeit steht er bereit, falls ich ihn brauche. Hab ich ihm jemals wirklich für all das gedankt? Ich muss das dringend mal nachholen. Ihm zeigen, dass ich das alles registriere und wahrnehme. Es nicht - mehr - als selbstverständlich ansehe, dass er sich so aufopfert. Dann kommt der Blonde endlich aus dem Conbini. Es ist halb zwölf in der Nacht. Er hat zwei Tüten in der Hand. Ich richte mich auf und möchte ihm eine der Tüten abnehmen. Er ist irritiert das ich da bin. Will wissen, was ich hier tu. Na ihn abholen! Ist das nicht offensichtlich? Genauso wie in der letzten Woche und an jedem Abend dieser Woche. Er lächelt mich sanft an und meint, dass er noch was erledigen muss, ich aber schon mal nach Hause fahren soll. Überrascht blick ich ihn an. Frage leise, ob ich ihn nicht begleiten kann. Er blickt mich kurz an. Sein Lächeln ist für einen Moment verschwunden, bevor es sich wieder auf sein Gesicht schleicht. Dann nickt er. Wir steigen in das Auto und Jonouchi gibt Isono eine Adresse. Isono beäugt Jonouchi kurz, als wolle er wissen, ob der Blonde scherzt, nickt dann und setzt den Wagen in Bewegung. Nach einigen Minuten sind wir in einem der sozialschwachen Gebieten der Stadt. Vor uns ragt ein Hochhaus auf. Es sieht schon sehr mitgenommen aus. Was will er hier? Wohnt er etwa hier? Sanft streicht mir Jonouchi über den Handrücken und meint, dass ich im Wagen warten kann. Doch als er aussteigt lasse ich ihn nicht los und verlasse ebenfalls den Wagen. Wieder hat mein Streuner diesen nachdenklichen Blick aufgesetzt, den er schon vor dem Conbini hatte. Langsam frage ich mich, was dieser Blick wohl genau bedeutet. Dann nickt er mir zu und wir betreten das Haus. Der Hausflur riecht unangenehm. Wie eine öffentliche Toilette. Die Briefkästen sind, nun ja... versifft und der ein oder andere sieht aus, als hätte man ihn zum Grillen verwendet. Wir kommen an einer Wohnungstür vorbei, die plötzlich aufgerissen wird. Ein kleiner, schmieriger Typ kommt auf den Flur und fragt mit einem Singsang in der Stimme nach der Miete. Jonouchi bleibt nicht stehen und erwidert nur, dass noch nicht der Erste wäre. Der Typ mault etwas von Jahresabrechnung und das die Miete früher fällig ist, wie jedes Jahr. Doch mein Streuner lässt sich das nicht gefallen. Er keift in seiner typischen Art zurück, dass der andere seine Miete am Ersten bekommt - wie immer! Dann zieht er mich weiter und wir erreichen den Aufzug. Doch der ist außer Funktion. Als ob er das schon gewusst hat zieht mich der Blonde zur Tür neben den Aufzug und dann die Treppen hoch. Irgendwann kommen wir im dritten Stock an. Wir verlassen den Treppenaufgang, der genauso gerochen hat, wie der Eingangsbereich dieses Hauses. Doch der Flur hier riecht auch nicht wesentlich besser. Nur das sich jetzt noch eine Brise Müllgeruch dazu mischt. Der Blonde dreht sich zu mir und fragt mich, ob ich nicht doch lieber im Wagen warten möchte. Schämt er sich mir zu zeigen, wo er lebt? Ich schüttel nur wortlos den Kopf und er lächelt mich wieder an. Diesmal liegt eine Spur von Bitternis in seiner Mimik. Dann führt er mich den Gang entlang. Nicht alle Birnen funktionieren. Ein Teil des Flurs liegt in Dunkelheit. Aus vielen Wohnungen höre ich lautes Geschrei, Musik oder einen Fernseher dröhnen. Alles wirkt so unglaublich laut und aufdringlich. Und das um Mitternacht! Am Ende des Flurs bleibt mein Streuner vor der letzten Tür stehen. Jetzt endlich gibt er mir eine der beiden Tüten. Dann kramt in seiner Hosentasche. Schließlich findet er seinen Schlüssel und schließt auf, nimmt mir die Tasche wieder ab und tritt ein. Die Tür führt direkt in ein Wohnzimmer. Die Möbel sind längst über ihr Verfallsdatum hinaus, wirken, als würden sie nur noch durch Klebeband zusammengehalten werden. Erstaunlicherweise bleibt der Mief vor der Tür. Es ist unordentlich, aber nicht dreckig. Ich habe was anderes erwartet. An das Wohnzimmer schließt sich eine offene Küchennische an. Kleiner Kühlschrank, nur zwei Herdplatten auf der Anrichte, keinen Ofen! In der Spüle stapelt sich Geschirr. Jonouchi stellt die Tüten auf die Anrichte, bevor er sich wieder zum Wohnzimmer wendet. Ich schließe hinter mir die Tür, dann scheint der Blonde etwas zu sehen, was ihn um die Couch laufen lässt. Zwischen Couch und einem in sich zusammengefallenen Couchtisch liegt ein Mann. Mittleres Alter, fettige blonde Haare, ungepflegter mehrtägiger Bart, in Unterhemd und Jogginghose. Große Schweißflecken auf dem nicht mehr ganz weißen Unterhemd. Besorgt kniet sich mein Streuner vor den Mann. Ruft ihn Dad. Das ist sein Vater? Der brummt nur ungehalten. Erleichterung macht sich auf dem Gesicht des Blonden breit. Dann richtet er den Mann langsam auf und hebt ihn vom Boden auf die Couch. Der Kerl tut nichts, um Jonouchi dabei zu helfen. Dann riech ich Alkohol. Mir wird bewusst, dass Jous Vater besoffen ist. Ich verschränk die Arme vor der Brust. Mieser Säufer! Der Blonde springt auf und läuft zur Küche. Nimmt einen Wasserkocher, befüllt ihn mit Wasser und schaltet ihn an. Er fängt an die Tüten auszuräumen. Er hat für den Alten hier eingekauft!? Er räumt die Sachen in einen Vorratsschrank und holt eine Packung Reis raus. Schnell hebt er das schmutzige Geschirr aus dem Becken auf die Abtropffläche, bevor er einen Sieb aus dem Schrank holt. Er wäscht den Reis drei, vier Mal, bevor er ihn in den Wasserkocher füllt und anschaltet. Dann holt er einen Filter und eine Kaffeedose aus dem Schrank. Der Wasserkocher ist fertig und mein Streuner brüht einen Kaffee auf. Die Tasse mit dem frischen Kaffee bringt er seinem Vater. Hält ihm die Tasse sogar, während dieser laut schlürfend den Kaffee schluckt. Erst als er sicher ist, dass sein Vater die Tasse selbstständig halten kann ohne sich das heiße Zeug über den eigenen Schoss zu kippen, steht Jonouchi wieder auf und kommt zu mir. Sanft nimmt er mich an der Hand und zieht mich zur Couch und vor seinen Vater. Der schaut mit blutunterlaufenen Augen zu mir auf. Dann stellt mich der blonde Streuner als Seto vor. Einfach nur Seto! So wie Cher oder Madonna. Oder... so wie 'das ist mein Freund Seto' statt 'das ist mein Kumpel Kaiba', kommt es mir in den Sinn. Schnell schüttel ich den Kopf. Da geht gerade meine Fantasie mit mir durch! Der Alte lächelt müde und fängt an sich für sein Erscheinungsbild zu entschuldigen. Für einen elendigen Säufer drückt er sich durchaus gutbürgerlich aus. Überraschend. Vor allem lallt er kaum. Ich nick ihm nur zu. Der Blonde erklärt ihm, dass er eine Weile bei mir wohnt, aber alle paar Tage bei ihm vorbei schauen wird! Der Säufer nickt nur. Scheinbar ist es ihm egal, wo sein Sohn abbleibt! Dann zieht mich Jonouchi weiter zu einer von zwei Türen, die an das Wohnzimmer anschließen. Es entpuppt sich als Jonouchis Zimmer. Sein Zimmer ist nicht mal halb so groß wie mein begehbarer Kleiderschrank. In ihm steht ein Jugendbett, ein klappriger Schreibtisch und ein Kleiderschrank. Das ist sein Zimmer? Hier drin werde ich klaustrophobisch! Mein blonder Streuner angelt nach einer Tasche auf dem Schrank. Ich streck mich und hol sie ihm runter. Er nimmt sie mit einem warmherzigen Lächeln an und beginnt dann ein paar Klamotten aus dem Schrank reinzustopfen. Unter anderem wandert auch seine Schuluniform in die Tasche. Erst jetzt wird mir bewusst, dass er es ernst gemeint hat, was er vor einigen Tage zu mir sagte. Er wird so lange bei mir bleiben, bis ich ihn wegschicke. Das war kein blöder Spruch, den er sagte um mich zu beruhigen! Mein Herz macht einen freudigen Hüpfer. Dann dringt ein Poltern und Krachen zu uns. Unsicher blicke ich zur Zimmertür. Jonouchi schaut durch einen kleinen Spalt ins Wohnzimmer, schließt die Tür wieder und blickt mich besorgt an. Was... was ist los? Er kommt zu mir und zieht mich zum Zimmerfenster. Er bittet mich darum, dass ich auf gar keinen Fall, egal was ich höre, aus dem Zimmer kommen soll. Ich nicke unsicher. Dann verschwindet er ins Wohnzimmer. Doch ich kann nicht anders, als ihm hinterher zu schleichen und durch einen Spalt ins Wohnzimmer zu spähen. Dort sehe ich drei Typen stehen. Einen drahtigen Kleinen, einen Berg von Kerl und einen durchtrainierten mit gefährlichem Blick. Ihre Winterjacken sind offen und darunter tragen sie nicht mehr als ein Träger-Shirt. Auf der freien Haut sehe ich umfangreiche und farbenfrohe Tätowierungen. Yakuza! Mir kommt der Schmierfink Hayashi wieder in den Sinn. Das was er über Jous Vater, seine Spielsucht und die daraus resultierenden Schulden erzählt hat. Sowie dem Vorhaben der Yakuza, die Schulden auf andere Art und Weise von Jonouchi abarbeiten zu lassen! Ich hatte es als Erfindung abgetan, um den Druck auf den Blonden zu erhöhen und ihn gefügig zu machen. Doch... das da sieht nicht wie eine bloße Erfindung aus. Die da sehen aus, wie die typischen Schuldeneintreiber der Yakuza. Der drahtige Kleine der Drei drischt auf Jous Vater ein. Der Blonde stößt ihn von seinem Vater weg und kniet sich besorgt neben den Säufer. Wenn das mal kein Fehler war. Ich kann gerade noch hören, dass er seinen Vater fragt, ob alles in Ordnung ist, da zieht ihn der Berg schon von dem Alten weg und pinnt ihn an die Wand. Ich will raus und ihm helfen, als ich seinen Blick sehe. Er mahnt mich, in dem Zimmer zu bleiben und mich ja nicht einzumischen. Aber ich kann doch nicht nur... Etwas in mir sagt mir, ich solle ihm vertrauen. Also trete ich einen Schritt zurück, lehne mich an die Wand. Die Tür immer noch einen Spalt geöffnet. Aber ich sehe jetzt nichts mehr. Ich weiß nicht, ob ich der Bitte meines Streuners nachkommen könnte, wenn ich sehen würde, was abgeht. Ich höre den einen ein tadelndes Geräusch machen, so etwas wie 'tz, tz, tz'. Dann erklingt die Stimme meines Streuners. Ich kann sein Grinsen heraus hören. Locker, flockige Art, respektloser Tonfall. Wie bei unseren Wortgefechten. Er fragt, ob sie nicht endlich checken würden, dass Prügel bei dem Alten nichts hilft. Dann klingt es so, als würde jemand einen Schlag ins Gesicht bekommen. Der Tonfall meines Streuners ändert sich. Klingt merkwürdig unvertraut. Verhandelnd. Er fragt die drei, wie viel der Alte ausstehen hat. Die drei Lachen. Es klingt bedrohlich und spottend! Dann wird eine Summe genannt. 200.000 Yen. Das... ist eine Menge - jedenfalls für meinen Streuner! Ich höre wieder den Blonden, wie er fragt, bis wann sie die Kohle sehen wollen. Die Antwort ist nüchtern und nicht weniger bedrohlich: Gestern! Für einen Moment mein ich meinen Streuner schlucken zu hören, bevor er etwas murmelst. Für mich ist nicht ganz verständlich was er sagst. Doch dann hör ich Schritte, die in meine Richtung kommen. Ich press mich mehr an die Wand. Mein Herz klopft bis zum Hals und ich erwarte, dass einer der drei Yakuza gleich reinkommt. Doch dann schiebt sich der blonde Schopf meines Streuners durch die offen Tür, die er hinter sich schließt. Mit geweiteten Augen blick ich ihn an. Er lächelt mich nur sanft an und streicht mir zärtlich über die Wange. Seine Wange ist stark gerötet, verfärbt sich langsam bläulich, während das Gewebe um das Auge bereits zu schwillt. Wut flammt in mir auf. Einer dieser Dreckssäcke hat es tatsächlich gewagt meinen Streuner... MEINEN FREUND zu schlagen!? Ich will raus und sie zur Schnecke machen, doch Jonouchi hält mich auf, legt seine Hände auf meine Schultern und drückt mich gegen die Wand. Sein Gesichtsausdruck ist ernst und er schüttelt den Kopf. Dann legt er wieder seine Hand an meine Wange und schmunzelt sanft, bevor er sich abwendet und zum Kleiderschrank geht. Er kniet sich hin und kramt aus der hintersten Ecke eine kleine Dose. Wenn man nicht wüsste, das sie da ist, würde man sie vermutlich nicht finden, geht es mir durch den Kopf. Er öffnet die Dose und ich sehe einige Geldscheine. Schnell und geschickt zählt er die Scheine ab, dann lässt er seinen Kopf hängen. Scheinbar reicht das Geld nicht für die ganze Summe. Ich zieh meinen Geldbeutel und zieh alles, was ich an Geld hab, heraus. Auffordernd halte ich dem Blonden das Geld hin. Er schaut entgeistert erst auf die Scheine in meiner Hand und dann zu mir hoch. Dann grinst er auf diese Art und Weise, die ich so hasse. Dümmlich. Oberflächlich. Er weist meine Geste ab. Ich halt ihm das Geld energischer hin. Doch er schließt die nun leere Dose, verstaut sie wieder sorgfältig im Schrank und schiebt mich wieder an die Wand. Dann verlässt er das Zimmer und ich bleibe, immer noch mit dem Geld in meiner Hand, zurück. Warum...? Warum hast du mein Geschenk abgelehnt? Ich höre einen kurzen Wortwechsel. Irgendetwas, dass sie den Rest nächste Woche kriegen. Der eine, der ihn vorhin getadelt hat, meint nur, dass der Blonde ein guter Junge sei und er hofft, dass Jonouchi ihn nicht enttäuschen wird. Dann stampfen sie aus der Wohnung und ich höre, wie jemand die Wohnungstür schließt. Vorsichtig luge ich aus seinem Zimmer in das Wohnzimmer und sehe ihn mit der Stirn an der Tür lehnen, bevor er sich wieder abstößt. Als er sich umdreht sieht er mich an. Sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus Verlegenheit und Resignation. Jonouchi geht neben seinem Vater in die Hocke und hilft ihm erneut sich aufzusetzen. Vorsichtig lehnt er ihn gegen die Couch. Der Säufer blutet über dem Augen. Eilig springt Jonouchi auf und eilt zu der zweiten Tür, die in ein Badezimmer führt. Er kramt aus dem Spiegelschrank etwas raus und geht zurück zu seinem Vater. In der einen Hand hält er ein sauberes, kleines Handtuch, dass er erst mal auf die Wunde presst. Als nach einigen Augenblicken die Blutung etwas abklingt säubert der Blonde die Wunde seines Vaters, bevor er ein Pflaster draufklebt. In der ganzen Zeit wird kein Wort gesprochen. Warum durfte ich meinem Streuner nicht helfen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)