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Abenteuer im Land der Träume

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich habe ich mich auch einmal getraut, eine FF hochzuladen ^o^/

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Schönen guten Abend :)

Hier nun das zweite Kapitel - ich hoffe, es gefällt ;)
Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu :)
Da ich gerade einen freien Tag hab, kann ich das neue Kapitel etwas eher hochladen, als ursprünglich geplant^^
Viel Spaß beim Lesen ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es hat ein wenig gedauert, aber nun geht's weiter :)

Viel Spaß beim Lesen^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben :)

Hab euch wieder ein neues Kapitel hochgeladen. Viel Spaß damit :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben :)

Es hat leider etwas gedauert mit dem neuen Kapitel, da ich momentan viel mehr arbeiten musste, als ursprünglich geplant -.-* Ich hoffe, ihr verzeiht mit die Verzögerung *liebguck*

Dann jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu liebe Leser/innen :)

Kleine Warnung vorweg: Dieses Kapitel beinhaltet viele Wiederholungen des letzten Kapitels. Mir war es aber wichtig, hier auch Katorys Sicht mit einzubringen, um ihren inneren Konflikt etwas besser darstellen zu können - ursprünglich war es zwar anders geplant aber beim Schreiben hatte es sich so ergeben^^*
Ich hoffe, es wird euch nicht langweilig. Ab dem nächsten Kapitel wirds etwas turbulenter, versprochen ;)

Und jetzt viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben :)

Ich will gar nicht lang daherschwafeln: Viel Spaß mit diesem Kapitel ;)
*noch einen großen Teller mit Knabbereien hinstell* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Soooo TADAAAAAA :D
Ich wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu meine Lieben, da bin ich wieder :)

Vorweg: Das Lied Troublemaker ist von Olly Murs und gehört mir nicht, ich verdiene auch nix damit!

So, viel Spaß beim Lesen^^
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, diesmal pünktlich, da ich endlich wieder zu Hause an meinem eigenen geliebten PC sitzen darf *_*

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
(^o^)/ Huuuhuuu ihr Lieben *fröhlich rüberwink*

Endlich ist wieder Freitag :) Hier das neue Kapitel, welches einer ganz lieben Freundin von mir gewidmet ist *^^*
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wunderschönen Freitagabend wünsch ich euch ihr Lieben ^^

Ich wollte mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei allen treuen Lesern, Kommischreibern und Favos bedanken!
♥ Ihr seid wirklich toll und das Sahnehäubchen schlechthin für mich ♥
Danke :)

Und nun viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu meine lieben Leser/innen :)

Zunächst einmal: Danke an alle, die bis hierher so tapfer durchgehalten haben^^ Wir steuern steil auf das Ende zu (geplant sind 26 Kapitel)!

Dieses Kapitel hat einige Sprünge drin aber seht es mir nach, sonst hätte sich das gezogen wie Kaugummi >.< zumal mich dieses Kapitel abgrundtief hasst! Ich weiß es! Habe ich das vorhergehende bereits 5 Mal umgeschrieben, habe ich bei diesem hier aufgehört zu zählen, von dem fiesen Mittelteil mal ganz abgesehen, der sich einfach nicht schreiben lassen wollte - zum Verrücktwerden, ehrlich!

So genug gejammert XD Viel Spaß mit dem Kapitel. Bitte hasst mich nicht für das Ende >.<

Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben :)

Da die beiden Kapitel recht kurz sind und wir uns immerhin mitten in der Adventszeit befinden, dacht ich mir, ich lade euch dieses Mal zwei Kapitel hoch^^

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Adventswochenende :)
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche einen wundervollen Freitagmorgen liebe Leser/innen :)

Ich hoffe, ihr habt ein paar Taschentücher und Stressbälle zur Hand - ich hab sie zumindest gebraucht, denn emotional hat mir dieses Kapitel Einiges abverlangt >.<

Hab ich schon erwähnt, dass wir steil auf die Zielgerade zurauschen? Das hier ist das drittletzte Kapitel - langsam werd ich ein bisschen wehmütig XD

Und nun viel Spaß beim Lesen :)
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben :)

Ich will gar nicht lang drum herum reden: Hier ist das vorletzte Kapitel, viel Spaß :)

Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch Allen einen besinnlichen 4. Advent, frohe Weihnachten und eine wundervolle Zeit im Kreise eurer Liebsten :)

Ich habe für mich entschieden, die Geschichte heute zum Heiligabend zu beenden und das letzte Kapitel hochzuladen (unter anderem auch wegen dem geplanten Serverumzug) und hoffe, ihr freut euch über dieses kleine Weihnachtsgeschenk :)

Viel Spaß beim Lesen
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen

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Auftakt ins Chaos

1. Kapitel: Auftakt ins Chaos (Katory)
 


 

Wir schrieben das Jahr 2015. Es war Sommer und verdammt heiß. Ich hasste den Sommer. Und ich hasste diese brütende Hitze. Die schönen Sandtrände unseres verschlafenen Städtchens auf einer kleinen Insel waren überfüllt mit übergewichtigen Touristen und die Straßen verstopft durch irgendwelche Großstädter, die an jedem gottverdammten Baum eine Sightseeintour einlegen mussten - Oh, sowas, ein Baum (!) guck mal! - ernsthaft?! Man könnte meinen, manche Menschen hatten in ihrem ganzen Leben noch nie zuvor Grünzeug gesehen außer in Bilderbüchern. Es war schlichtweg nervenaufreibend... Genau wie meine Arbeit momentan. Ich war Krankenschwester - sollte also Patienten bei ihrem Genesungsprozess unterstützen, Verbände anlegen oder wechseln, Spritzen verteilen und anderen sadistisch-masochistischen Helferkomplextätigkeiten nachgehen- aber nein, meine derzeitige Hauptaufgabe bestand darin, panischen Urlaubern zu erklären, dass Mückenstiche und Schürfwunden eher selten zum Tode führten. Gab es bei denen keine Insekten oder stürzende Kinder? Die lebten anscheinend alle in einem riesigen rosa Wattebausch...
 

Ich warf einen letzten kurzen Blick über meine Schulter zu dem riesigen Krankenhaus, dass ich für heute endlich verlassen durfte. Feierabend. Gott sei Dank! Allein beim Gedanken daran, morgen wieder in dieses Irrenhaus zurückzumüssen, wurde mir schlecht. Versteht mich nicht falsch - ich liebte meine Arbeit! Was womöglich an meinem Helferkomplex lag... und der Tatsache, dass ich in dieser Position eine gewisse Macht besaß... und es einfach gern sah, wenn wir dankend angelächelt wurden, nach getaner Arbeit - aber das, was im Moment abging, war schlichtweg jenseits von Gut und Böse! Arrogante Ärzte, die keinen Schimmer hatten, was wir Schwestern leisteten oder sich wirklich um ihre Patienten scherten, genervte Kollegen, die bereits morgens eine schlechte Laune verbreiteten, dass man am liebsten schreiend das Weite suchen möchte, naja und eben diese hohlköpfigen Touris... Dazu kam - als Sahnehäubchen auf meiner Torte des Lebens - , dass mein Verlobter es anscheinend lieber vorzog, ein brünettes Flittchen auf unserem Sofa flachzulegen, statt mich... Möge der Mistkerl gepflegt in der Hölle schmoren! Und so einem Kotzbrocken hatte ich 5 Jahre meines Lebens geopfert. Pisser!
 

Es gab jetzt nur eine Sache, die mich wirklich ablenkte, aufheiterte und diesen schrecklichen Tag noch retten konnte: Mein Lieblingsbuchladen unweit vom Hafen. Warum? Nun, abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, dass ich ein verdammter Bücherwurm war, kam heute der neue Band von OnePiece heraus - ich LIEBTE diesen Manga! Er ließ mich für einen kurzen Moment aus der Realität fliehen und in meine ganz eigene Welt eintauchen voller Freiheit und Abenteuer. Ich würde sonstwas dafür geben, ein nur halb so aufregendes Leben führen zu können wie Ruffy und Co. Ein bitteres Lächeln umspielte meine Lippen. So etwas wie Freiheit gab es in dieser Welt nicht mehr. Ein trauriges Seufzen entglitt mir. Jetzt wurd ich schon depressiv...
 

"Yo, Katory, wart mal kurz." ertönte es hinter mir. Ich schluckte schwer. Raik. Wie sehr wollte er mich eigentlich noch verletzten? Ich versuchte, meine aufkochenden Emotionen hinter einer gleichgültigen Maske zu verstecken.

"Was willst du noch von mir? Geh zu deiner brünetten Flamme, sie wartet sicher schon auf dich..." kurz blieb er stehen, legte den Kopf schief und sah mich mit seinen blauen Augen an.

"Meine Fresse bist du ne Kratzbürste... Ist ja nicht so, als wäre es der erste Seitensprung gewesen... Wollte nur Bescheid geben, dass du nicht auf mich zu warten brauchst. Ich hab meinen Kram schon gepackt und zu Mimi geschleppt." Ach, wie nett - ich musste ihn also nicht mehr aus unserer gemeinsamen Wohnung werfen? Wie aufmerksam von ihm. Und was sollte das bitte bedeuten: Nicht der erste Seitensprung!? Der Typ wollte mich wohl verarschen!!!

"Das ist mir sowas von scheißegal. Von mir aus kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst..." damit setzte ich meinen Weg Richtung Hafen fort, weg vom Klinikgelände, weg von Raik, weg von meiner Vergangenheit. Ich wollte das nicht mehr, wollte ausbrechen aus diesem Käfig, mich von meinen Ketten befreien und einfach nur frei sein - war das denn zu viel verlangt?
 

Wütend stapfte ich durch die Innenstadt auf direktem Wege zu meinem geliebten Buchladen. Ich achtete kaum auf meine Umgebung aber was ich dann aus den Augenwinkeln erblickte, ließ mich allen Ärger des Tages vergessen. Ich hatte doch nichts an den Augen... Eine ziemlich große, auffällige Gestalt bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen. Ich blinzelte ein paar Mal. Das hatte ich mir doch sicher nur eingebildet... So feuerrote Haare konnte niemand haben! Meine Neugierde setzte meinen Körper in Bewegung, während mein Verstand fleißig dagegen anschimpfte.

Du hast dir das eingebildet, Katory! Oder auch nicht aber dann gab es sicher eine völlig logische Erklärung, sowas wie ein Cosplay Event hier in der Nähe oder sowas.

Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das zerknirschte Gesicht des jungen Mannes. Musste ein verdammt authentisches Kostüm sein...

Ich folgte ihm einfach weiter, immer dem roten Schopf hinterher. Er verließ die überfüllten Straßen, bog in eine Seitengasse, die zum Hafen führte und blieb abrupt an einem unbelebten Platz unter einem Baum stehen. Da ich ihm unterdessen immer schnelleren Schrittes gefolgt war - zum Einen, um überhaupt mit seinen langen Beinen Schritt halten zu können, zum Anderen, weil ich ihn einfach aus der Nähe sehen wollte, denn ich traute meinen Augen nicht mehr- rannte ich nun beinahe in ihn hinein.
 

Ungläubig glotze ich ihn an. Von seinen feuerroten Haaren, über die Fliegerbrille, zu seinen rotglühenden Augen, die blutroten Lippen, seinen muskulösen Oberkörper hinab, an seinem Mantel vorbei, runter zu seiner Hose und den schweren Stiefel und wieder zurück zu seinem Gesicht. Ich glaube, mein Mund stand die ganze Zeit über offen- jetzt wusste ich, wie Groupies guckten, wenn sie ihrem Star das erste Mal persönlich begegneten. Was für ein peinlicher Auftritt!

"Warum verfolgst du mich, Mädel?" knurrte er. Ich gaffe ihn noch immer an, trotz seines eiskalten Blickes, der auf mir ruhte, wie der Lauf einer Pistole.

"Eustass Kid...?" murmelte ich ungläubig. Ich fantasierte! Aber kaum hatte ich den Namen ausgesprochen, wich die Kälte aus seinen Augen und sie loderten stattdessen auf.

"Und mit wem habe ich das Vergnügen?" jetzt begann er seinerseits mich zu mustern - und zwar ziemlich eingehend! Von meinen blonden, zu einem Knoten zusammengezurrten Haaren über das rote Top, wobei er auffällig ins Dekoltee linste, weiter über meine dunkle kurze Hose, wo er sich extra reckte, um einen Blick auf meinen Hintern zu erhaschen (!), meine Beine hinab und wieder hinauf. Ich spürte, wie ich einen Ton dunkler wurde. Wie kann man nur so anzüglich gucken? Solche Blicke war ich ganz und gar nicht gewohnt, wandte daher nun doch den meinigen von ihm ab.

"Katory..." kam dann meine genuschelte Antwort.

"Du lebst hier?" fragte er unbeirrt weiter und ich nickte nur knapp.

"Dann weißt du bestimmt, wie ich wieder zurück zu meiner Mannschaft komme." mir klappte der Unterkiefer herunter.

"Zurück? Wohin zurück? Wie kann es überhaupt sein, dass du existierst? Du bist eine verdammte Mangafigur! NICHT REAL! Es gibt dich gar nicht!" ohoh... ich glaub, ich hatte ihn beleidigt... Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich, er sah jetzt alles andere als freundlich aus. Hilfe?

"Was redest du da für einen Scheiß? Ich bin EUSTASS CAPTAIN KID! Ich demonstriere dir gern, WIE real ich bin!" er spannte seine Muskeln an und... weiter geschah nichts. Eine Tatsache, die ihn nicht gerade wohlgesonnener stimmte. Das wiederum ließ mein Herz in die Hose rutschen. Er wollte doch nicht etwa...?

"Was soll der Scheiß? Warum passiert nichts?" er fixierte mich mit seinen dämonischen Augen. Wenn Blicke töten könnten... Ich schluckte schwer.

"Du! Kannst du etwa Teufelskräfte blockieren?" giftete er mich an.

"Ähm... nein..." ich war einfach zu ehrlich... Dafür schien er nun verwirrt zu sein, fuhr sich mit seiner Hand durch seine wilde Mähne und sah sich panisch um. Ich nahm all meinen restlichen Mut zusammen.

"Was ist denn passiert? Vielleicht kann ich dir trotzdem irgendwie helfen?" als ob... welcher Gaul ritt mich da gerade? Ich lief geradewegs in mein Verderben... Er schien kurz nachzudenken, musterte mich noch einmal kurz, ehe er wieder seine Stimme erhob.

"Kann man hier irgendwo ungestört reden?" ich nickte kurz, setzte mich sofort in Bewegung. Ich wusste genau, wo ich hinwollte: Ein kleiner entlegener Strand, abseits allen Trubels. Ein Fleckchen Erde, welches ich nur allzu gern aufsuchte, wenn ich meine Ruhe haben wollte - hier kam nie jemand her.
 

An meinem Ziel angekommen, ließ ich mich auf einen großen, von der Sonne gut aufgeheizten Stein nieder. Wie ich dieses Wetter hasste- ich war bestimmt schon ganz gar... Der Käptn der Kid-Piratenbande folgte meinem Beispiel und platzierte sich auf einem Stein, unweit von mir. Mein Kopf rüttelte an meinem Verstand.

Ich halluzinierte! Das hier konnte gar nicht die Wirklichkeit sein! Sicher hatte ich einen Sonnenstich und lag irgendwo bewusstlos rum und träumte das hier nur... Als ob Eustass Kid wirklich existierte, hah!

Ich richtete meinen Blick auf die seichten Wellen und wartete geduldig, bis er anfing, zu reden.

"Wir waren mal wieder dabei, uns ein schönes Gemetzel mit der Marine zu liefern, als plötzlich so ein scheiß Sturm aufkam. Wir hatten alle Hände voll zu tun, nicht zu kentern, dass wir gar nicht bemerkten, wie wir immer weiter vom Kurs abkamen. Als sich die See endlich wieder beruhigt hatte, mussten wir feststellen, dass nicht nur unser Schiff einigen Schaden davongetragen hatte, sondern wir ebenfalls noch unsere Verfolger an der Backe hatten. Wir machten also, dass wir wegkamen, denn wir waren alle erschöpft und steuerten direkt auf eine glitzernde Nebelwand zu. Wir hatten gehofft, die lästige Marine so abschütteln zu können..."

"Warum hast du das Marineschiff nicht einfach mit deinen Teufelskräften auseinandergenommen?" unterbrach ich ihn. Fragend sah er mich an.

"Weil es verdammt nochmal anstrengend ist! Teufelskräfte zehren an den Kraftreserven des Nutzers. Warum weißt du über meine Teufelskräfte überhaupt so gut Bescheid, obwohl sie hier nicht nutzbar sind, wir uns noch nie zuvor begegnet sind und überhaupt, ich habe das Gefühl, nicht einmal mehr auf der Grand Line zu sein...?"

"Ich sagte es schon... du bist eine Mangafigur..."

"Was zur Hölle ist ein Manga!?"

"Eine Bildergeschichte..." erklärte ich knapp - alles andere wäre zu kompliziert geworden. Er zog ungläubig eine Augenbraue hoch.

"Du willst mir weiß machen, ich wäre nichts weiter, als ein Hirngespinst auf einem Blatt Papier?" ich nickte vorsichtig. Gleich würde er explodieren... Zumindest hatte ich das erwartet. Stattdessen wurden seine Augen langsam größer. War das... Entsetzen in seinen Augen? Ich schaute ihn unverwandt an - tatsächlich, ihm entgleisten gerade die Gesichtszüge! Meine Aussage musste für ihn genauso surreal wirken, wie die Tatsache, hier mit ihm zu sitzen, für mich. Sein Blick traf auf meinen und ich konnte deutlich sehen, wie er sich wieder fasste und zu einem Entschluss kam.

"Bring mich zu diesem glitzernden Nebel! Durch ihn muss ich hier gelandet sein, dann bringt er mich mit Sicherheit auch wieder zurück zu meiner Mannschaft!"

"Wie stellst du dir das vor? Ist ja nicht so, dass dieser mysteriöse Nebel hier plötzlich rein zufällig vorbeiwabbern würde...!" ich machte eine ausladende Geste Richtung Meer. Noch während ich es aussprach, bemerkte ich aus den Augenwinkeln eine Veränderung auf der Wasseroberfläche. Zeitgleich drehten wir unsere Köpfe in die gleiche Richtung und ich war mir sicher, mein Verstand spielte mir einen Streich. Unweit von uns, direkt über der Wasseroberfläche, wabberte eben genannte glitzerne Nebelbank entlang.

"Genau so sah das Zeug aus!" er überlegte gar nicht lang, sprang stürmisch auf und rannte darauf zu. Ich sah ihm hinterher.

Ganz schönes Stück zu schwimmen bis dahin... Moment - SCHWIMMEN?!

"Eustass, warte...!" ich eilte ihm hinterher, hechtete in das salzige Nass und war mit wenigen Schwimmzügen bei ihm - gerade rechtzeitig. Kaum, dass ich ihn erreichte, sackte er auch schon wie ein nasser Kartoffelsack zusammen. Ich fing ihn auf, hielt seinen Kopf über Wasser. Für SOWAS hatte ich mein Rettungsschwimmerabzeichen sicher NICHT gemacht! Der Typ wiegt ne Tonne... mindestens...

"Scheiße... ich hatte gehofft, keine Bleiente zu sein, nachdem meine Teufelskraft hier nicht funktioniert hatten..." lachte er düster.

"Spar dir deine Luft, Eustass..." gab ich nur entnervt von mir. Die Nebelwand wabberte unbeirrt weiter. Bald würde sie für uns unerreichbar vorbeiziehen. Was sollte ich tun? Zurück zum Ufer oder rein ins Ungewisse? Die Entscheidung fiel mir nicht sonderlich schwer.

"Bete, dass dich diese Suppe wirklich zurück bringt in deine Welt, sonst lass ich dich hier jämmerlich ersaufen!" knurrte ich, bevor ich mich daran machte, auf das Glitzerzeug zuzuschwimmen. Kein so leichtes Unterfangen mit meiner Last... Ich hatte seinen Kopf auf meinem Schlüsselbein platziert und schwamm in Rückenlage unserem Ziel entgegen. Irgendwie schaffte ich es auch und befand mich inmitten der Nebelschwaden. Plötzlich wurde alles um mich herum eiskalt und Dunkelheit umfing mich.
 


 

Als ich meine Augen wieder öffnete, trieben wir auf offenem Meer. Weit und breit nicht das leiseste Anzeichen einer Insel. Ich hatte große Mühe, bei dem herrschenden Wellengang meinen Kopf über Wasser zu halten, von Kids mal ganz abgesehen. Wie lange konnte ich das durchhalten? Aber die Tatsache, dass er noch immer da war - oder ich noch immer bei ihm (?) - ließ noch einen anderen Gedanken aufkommen: War ich ERNSTHAFT IN einem Manga? Ich sollte dringend in psychologische Betreuung... Wenn jetzt nur kein feindliches Schiff auftauchte... oder die Marine... oder einer dieser gruseligen, überdimensionalen Seekönige.... Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Aus der Ferne drangen Rufe an mein Ohr und schemenhaft zeichnete sich ein Schiff am Horizont ab. War das seins? Wie sah sein Schiff überhaupt aus? Egal, jetzt hieß es Alles oder Nichts!

"HEEEEEEEY! HAAAAALLOOOOO!" ich ruderte mit meinem freien Arm durch die Luft. Das Schiff drehte wirklich bei und steuerte direkt auf uns zu. Ich konnte sehen, wie eine Gestalt von Bord sprang und wenige Sekunden später tauchte der blonde Vize der Kid-Piratenbande mit seiner blau-weißen Maske im Wasser vor mir auf. Vor Schreck hätte ich beinahe den roten Teufel losgelassen. Das konnte nur ein Traum sein!

"Darf ich?" fragte er mich höflich, bevor er mir seinen Kapitän abnahm, meine Antwort nicht abwartend.

"Schaffst du es zum Schiff?" er ließ seinen Blick kurz über mich schweifen - zumindest glaubte ich das, denn sein Gesicht blieb wohlverborgen. Ich sah kurz rüber zu dem, immer näherkommenden, verdammt großen (!) Schiff.

"Ich denke schon..." Jetzt bloß nicht schwächeln, Katory! Ich tat, was ich konnte aber mit Killers Geschwindigkeit konnte ich bei aller Liebe nicht mithalten. Sollte mich das groß verwundern? Immerhin schwamm ich nicht rückwärts... Gerade, als ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen, bäumte sich das Meer direkt vor dem Massakersoldat auf und gab eine gigantische Urzeitunterwasserbestie preis. Wenn überhaupt, war ich so groß, wie die Pupille von diesem Seekönig. Gespickt mit rasiermesserscharfen Zähnen und unzähligen, auf seinem Körper verteilten Stacheln, sah er auf uns herab. DAS hatte mir gerade noch gefehlt - hatte ich nicht eben noch genau um so ein Monster NICHT gebeten!?

Killers Reaktion war blitzschnell: Er zückte seine Waffen und zerteilte den Koloss ganz locker in zwei Hälften. Allerdings ließ er Kid dafür los, der sofort unterging - typisch Bleiente! Ich fackelte nicht lang, holte tief Luft und tauchte hinterher. Zum Glück leuchtet der Kerl auch unter Wasser wie ein Feuermelder und so war es ein Leichtes, ihn zu finden. Es gab nur ein klitzeklitzekleines Problemchen... Er steckte UNTER dem Seekönig, dessen Stacheln sich netterweise im Körper des Kapitäns 'verfangen' hatten. Wie sollte ich ihn da nur frei bekommen? Mein Zeitfenster war immerhin begrenzt - ich hatte ja leider die Sauerstoffflasche in meiner Welt liegen lassen... so ein Pech aber auch. Meine Rettung ließ zum Glück nicht lang auf sich warten und verarbeitete den Koloss zu kleinen Sushihäppchen. Keine Sekunde zu spät, denn so langsam ging mir die Luft aus - schaffte ich es überhaupt noch bis zur Oberfläche zurück?

Killer schnappte sich seinen Kapitän und griff ebenfalls nach meinem Arm, machte einige wenige kraftvolle Schwimmzüge und beförderte uns zurück ans Tageslicht. Sofort sog ich den kostbaren Sauerstoff in meine brennenden Lungen, spürte im nächsten Moment, wie sich ein starker Arm um meine Tailie legte und mich dann durch die Luft wirbelte. Unsanft landete ich auf dem Deck des Schiffes. Neben mir kam Killer elegenat auf - war ja klar... - , seinen, über die Schulter geworfenen Käptn, ließ er mit einem lauten Plumpsen fallen und setzte einen gezielten Tritt auf dessen Oberkörper, um das Wasser aus seinern Lungen zu pressen. Ich wäre mit Sicherheit nicht so brutal mit ihm umgesprungen... Schließlich hatte ich gelernt, wie man es richtig macht.

Als ein ersticktes Röcheln vom Rotschopf kam, gefolgt von einem Schwall Salzwasser, ließ er von diesem ab, allerdings ruhte Killers interessierter Blick die ganze Zeit auf mir, was mir nicht sonderlich behagte.

"Also auf die Geschichte bin ich echt gespannt, Kid. Eben noch an Deck, dann mit diesem komischen Nebel verschwunden, tauchst du nach Wochen mitten im Meer wieder auf, deine Nase tief im Dekoltee dieser jungen Frau vergraben."

Erster Kontakt

2. Kapitel: Erster Kontakt (Katory)
 

Ich war nass bis auf die Unterwäsche und fror! Dazu kamen ein dutzend neugierig lüsterner Blicke von Piraten, die mich begafften - wenn das hier wirklich ein Traum war, möchte ich bitte JETZT aufwachen!

... ... ...

... ...

...
 

War ja klar... Natürlich wachte ich nicht auf...

Direkt vor mir hatte sich der blonde Vize der Kid-Piraten aufgebaut und daneben sein Kapitän, Eustass Kid, der sich - zwar nass wie ein begossener Pudel - mittlerweile zu seiner vollen Größe wieder aufgerichtet hatte. Nur ich hockte natürlich noch immer hier, wie ein verstörtes kleines Schulmädchen - ich war so erbärmlich!

"Eine Antwort wäre mal ganz nett, Kid." rügte ihn sein Vize.

"Nun mach doch nicht so einen Wirbel um die Sache - ich war doch höchstens eine Stunde weg..." langsam drehte sich Killers Kopf zu Kid. Ich konnte hören, wie er scharf die Luft einsog.

"Wir suchen seit fast einem MONAT nach dir!" nun gab der Rothaarige einen ungläubigen Laut von sich und sah dann zwischen seinem Vize und mir ratlos hin und her. Wollte er mir jetzt etwa die Schuld dafür geben?!

"Hey, ich hab nicht das Geringste damit zu tun, also sieh mich gefälligst nicht so an!" ich war endlich auf meine Füße gesprungen und sah ihn entschlossenen Blickes an.

"Stimmt ja - wo hast du eigentlich das Mädchen aufgegabelt? Und wie kommt es, dass euer Date im offenen Meer endete?" Date? DATE!? Ich hatte mich wohl verhört!

"Halt die Klappe, das war alles ganz anders!" fuhr Kid nun seinen Vize an.

"Dann mach endlich deinen Mund auf und erzähl uns, was passiert ist! Sonst bekommst du deine große Klappe ja auch nicht zu!"

"Dazu müsste ich erstmal selbst kapieren, was eigentlich abgegangen ist... Da war dieser scheiß Nebel vor uns und die nervige Marine hinter uns... Und dann bin ich in so einem Kuhkuff wieder zu mir gekommen. Seitdem stalkt mich die da." er machte eine abwertende Handbewegung in meine Richtung und mir blieb der Mund offen stehen - SO war das nun wirklich nicht!

"Jetzt halt mal die Luft an, Eustass! Ist ja nicht so, dass du völlig unauffällig wärst mit deiner Feuermähne und den ausgefallenen Klamotten. So etwas gibt es nun mal nicht in meiner Welt!" und schon waren wieder alle Blicke auf mich gerichtet. Ups... das war mir jetzt doch etwas viel Aufmerksamkeit. Wo war mein Loch zum verkriechen?

"Kid, was redet die da?" fragte Killer ungläubig.

"DIE DA hat einen Namen! Ich heiße Katory und nicht die da, kapiert!" ich schien völlig zu vergessen, in welch heikler Situation ich mich eigentlich befand.

"Temperamentvolles Wesen... Soll ich sie unter Deck sperren, Kid?"

"HAHA! Der war gut Killer! Aber nein, lass nur. Sie stellt keine Gefahr für uns dar. Auf der nächsten Insel setzen wir sie einfach ab..." Ich traute meinen Ohren kaum - der Kerl wollte mich allen ernstes irgendwo aussetzen! Aber nicht mit mir!

"EUSTASS!" ich stellte mich direkt vor ihn und sah zu ihm auf. Scheiße, warum war der Kerl so groß!? Herausfordernd funkelten meine grauen Augen seine feurig roten an.

"Ich habe dir geholfen, hierher zurückzukommen - jetzt hilfst du gefälligst auch mir!" alle Blicke ruhten auf uns, ich konnte es deutlich spüren aber es war mir in diesem Moment völlig egal.

"Du wagst es, Forderungen auf MEINEM Schiff zu stellen?"

"Du schuldest mir was!" ich blieb hart. Ich durfte jetzt nicht kneifen. Er lächelte eiskalt. Oh Gott, dummes Mädchen! Warum konnte ich auch nie meine Klappe halten? Der Typ brachte mich noch um...

"Ist das so...?

"Ich hab deinen scheiß Arsch vorm Ertrinken gerettet und geholfen, dich bis hierher zu bringen - also JA! Es IST SO!" ich war so gut wie tot....

"Meine Gnade, dir nicht hier und jetzt das Lebenslicht auszupusten, sollte-..."

"Lass gut sein, Kid. Sie hat Recht." unterbrach der blonde ihn nun.

"Ohne sie, wärest du nicht hier." stellte er nüchtern fest.

"Fall mir doch in den Rücken, Killer! Das weiß ich selbst!" schnauzte der rote Teufel.

"Warum verarschst du mich dann bitte so?! Weißt du eigentlich, wie schwer du bist, du Bleiente!"

"Stimmt, es ist wirklich nicht gerade leicht, dich aus dem Wasser zu fischen..."

"Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Killer!?"

"Also, im Moment..."

"SCHNAUZE! Ich will's gar nicht wissen!"

"Warum motzt du den armen Kerl eigentlich so an, nur weil er die Wahrheit sagt! Was bist du eigentlich für ein Kotzbrocken - wie hält deine Mannschaft das überhaupt aus mit dir als Käptn!?" Genau, Katory, setz noch einen drauf - ist ja nicht so, dass du einen der gefährlichsten Supernovae aus der schlimmsten Generation vor dir hast... Musste ich lebensmüde sein...

"Katory, DAS war unklug..." wisperte Killer mir zu.

"Er mag ja ein arroganter Kotzbrocken sein aber er ist ein guter Käptn." Natoll, hatte ich also soeben die gesamte Bande gegen mich aufgebracht? Kid, der sich meiner misslichen Lage durchaus bewusst war, fing an, mich auszulachen. Beschämt über meine eigenen Dummheit, wandt ich den Kopf ab. Könnte mich bitte jemand hier rausholen?
 

Plötzlich erklang ein lautes Donnern und das Schiff begann zu schwanken. Natürlich verlor ich meine Balance und stolperte direkt in Kids Arme, der mich aber bereitwillig auffing, seinen Blick verbissen auf den Horizont gerichtet.

"Verfluchte Marine... haben die denn kein anderes Hobby!? ... Repel!" Donnerwetter! Es war eine Sache, über Teufelskräfte zu lesen aber eine völlig andere, sie in Aktion erleben zu dürfen. Kib schob mich hinter sich - wollte er mich etwa beschützen?

"Hey, Kat- hier wird es gleich ziemlich ungemütlich - kannst du kämpfen?"

"W-w-w-was? Kämpfen....?" Ich beherrschte diverse Technicken zur Selbstverteidigung aber das würde mir gegen Schwert schwingende Marinesoldaten wenig nützen.

"Killer!" sofort warf sich der Maskierte auf meine ungeschützte Seite und wehrte einige Kugeln ab - waren die etwa für mich bestimmt gewesen!? Sah ich etwa aus, wie eine Verbrecherin!?

Unentwegt knallten Kanonenkugeln und Blei auf das Piratenschiff zu. Ein schneller Blick über die Schultern meiner beiden Beschützer verriet mir, dass wir es mit insgesamt 8 Marinekriegsschiffen zu tun hatten. In Gedanken schloss ich mich Kids Meinung an - hatten die keine anderen Hobbies!? Einige Schiffe waren bereits so nah, dass die Soldaten zu uns übersetzen konnten. Kid und Killer hatten alle Hände voll zu tun, genau wie der Rest der Crew.

"Du musst aus der Schusslinie raus, Katory! Versteck dich irgendwo." drang die Stimme des Vizen an mein Ohr. Verstecken - aber wo? Kurzerhand entschied ich mich, Richtung Heck zu laufen, da sich dort eine Tür befand, hinter welcher ich hoffentlich den nötigen Schutz fand. Doch kam ich nicht weit, denn im Schatten der Rehling, halb vom Schiff hängend, lauerte ein Marinesoldat und richtete seine Waffe auf den Kapitän.

"Eustass, vorsicht...!" brüllte ich zu ihm rüber, machte wieder kehrt und rannte auf ihn zu. Im selben Moment, wie der Schuss fiel, geschahen zwei Dinge gleichzeitig: Killer bereitete dem Übeltäter ein schnelles und vorzeitiges Ende und Kid ging mit einem überraschten Schmerzenslaut in die Knie. War das... Blut? Warum konnte ihn die Kugel treffen? Warum hatte er sie nicht aufgehalten? Waren seine Kräfte schon erschöpft? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen - an der Sache war doch was oberfaul!

"Verflucht, was ist das für eine Kugel...?" so sehr er sich auch bemühte, er kam nicht wieder auf die Beine. Konnte es sein... war das vielleicht ein Geschoss aus Seestein? Falls ja, musste diese Kugel schnellstmöglich aus seinem Körper! Und zwar möglichst bevor...

"Eustass, geh in Deckung!" rief ich noch, während ich gleichzeitig drei Mündungsfeier wahrnahm. Ich handelte mal wieder ohne groß nachzudenken und warf mich mit all meinem Gewicht auf ihn, riss ihn zu Boden und verhinderte somit Schlimmeres.

"Was machst du denn da!?" schnauzte der rote Teufel mich an.

"Dir schon wieder deinen Arsch retten - und jetzt bleib unten! Du hast ein Seesteingeschoss in deiner linken Schulter!" kurz darauf wurde es still um uns herum. Ich riskierte einen Blick. Kein Marineschiff war mehr zu sehen. Im nächsten Moment zuckte ich jedoch zusammen, als Killer mit zwei weiteren Piraten wieder neben mir an Deck sprang.

"Man Boss, du liegst ja hier immernoch im Dreck - jetzt mussten wir alles selbst machen..." ich musterte den Typen: fahle Haut, ein Wischmob aus blauen Haarzotteln und... waren das Nähte an seinem Mund? Ich saß noch immer auf dem Käptn der Piratenbande und starrte ungläubig Löcher in die Luft.

"Geh endlich von mir runter!" blaffte er mich nun an und ich fand zurück in die Realität.

"Erst muss der Seestein aus deiner Schulter!" schimpfte ich zurück. Killers fragender Blick ruhte mal wieder auf mir.

"Kannst du das?" er deutete auf die Wunde und ich nickte knapp.

"Ich brauch etwas, um es zu entfernen..." Killer reichte mir ein Messer.

"Ähm... ich dachte eher an eine Pinzette oder etwas Ähnliches..." riesige Fragezeichen über den Köpfen. Ach stimmt ja, ich war ja nicht mehr in meiner Welt... Also Plan B.

"Ok, also doch das Messer, oh und hochprozentigen Alkohol brauch ich auch!"

"Bisschen früh zum Trinken, findest du nicht? Und warum sitzt du eigentlich immernoch auf mir!!!" knurrte es unter mir.

"Damit du fragen kannst... Ich will das Zeug doch nicht trinken, du Hohlbirne! Ich brauche es zum Reinigen!" Killer reichte mir wortlos die benötigte Waffe und den Alkohol. Ich schüttete das Zeug über das Messer, dann über meine Hände und anschließend auf die Eintrittswunde. Blanker Schmerz lag in Kids Augen aber den Teufel würde er tun und vor seinen Männern anfangen, wie ein Mädchen rumzuheulen. Zumindest noch nicht...

"Ok, Eustass, das wird jetzt ein bisschen weh tun..." warnte ich ihn vor. Ein bisschen war die Untertreibung des Jahrhunderts - ich musste die Wunde etwas aufschlitzen, damit ich mit zwei Fingern hineinkam, um die Kugel greifen und entfernen zu können - und das alles OHNE Betäubung.

Den Schnitt ertrug er noch wie ein echter Mann aber als ich dann mit meinen Fingern in die Wunde glitt, kam ein klitzekleines Wimmern über seine Lippen. Wenigstens hielt er still... Kaum hatte ich das Teil aus seiner Schulter entfernt, landete ich rücklings auf meinem Hinterteil - war ja klar, dass er mich keine Sekunde länger auf sich sitzen haben wollte.

"Hey, das muss noch genäht werden!" protestierte ich und stand wieder auf. Finster starrte er auf mich herab aber noch bevor er dagegen angehen konnte, drückte mir Killer Nadel und Faden in die Hand, wo auch immer er die nun gerade wieder hergezaubert hatte...

"Setz dich, Kid. Lass sie ihre Arbeit zu Ende machen." meinte er ruhig und bestimmend. Kurz fragte ich mich, wer von den beiden hier eigentlich die Hosen anhatte. Grummelnd ließ Angesprochener sich wieder fallen und fixierte mich mit seinen leuchtenden Augen. Täuschte ich mich oder lag gar nicht soviel Widerwillen darin, wie er vorspielte? Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich auf meine Arbeit. Tausende Male hatte ich gesehen, wie unsere Ärzte irgendwelche Wunden genäht hatten - aber für mich war es das erste Mal. Eigentlich war das ja auch gar nicht meine Aufgabe!

"Das wird jetzt etwas piecksen und ziehen..." bereitete ich ihn wieder vor. Beim ersten Einstich zuckte er kaum merklich, den Rest der Prozedur ertrug er stillschweigend. Nach nur vier Stichen war ich fertig und betrachtete mein Werk zufrieden.

"Fertig."

"Damit hat sie dir heute schon zum zweiten Mal das Leben gerettet." kam es belustigt vom Vizen.

"Ach so ein Blödsinn, als ob-.."

"AU!" unterbrach ich ihn ungewollt. Killer hatte mir auf meine rechte Schulter geklopft und ein starker beißender Schmerz durchfuhr mich.

"Die Kugel war eigentlich für Kid bestimmt. Du hast Glück, dass sie dich nur gestriffen hat, Katory." ungläubig besah ich meine Schulter.

"Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich verletzte bin..."

"Du warst ja auch sehr damit beschäftigt, den 'Kotzbrocken' zu retten." stellte er amüsiert fest. Hatte ich gerade die Sympathie der Crew zurückgewonnen?

"HATSCHIE!"

"Und jetzt solltest du vielleicht auch mal an dich denken - du könntest trockene Klamotten vertragen."

"Kannst du mir auch sagen, wo ich die hernehmen soll?" überlegend tippte Killer sich an die Maske, bevor er sich dann langsam entfernte.

"Ich schau mal, was ich für dich tun kann. Achja, Kid - wie wäre es, wenn du sie duschen lassen würdest? Das taut sie sicher wieder auf. Und nebenbei bemerkt, solltest du dich vielleicht auch umziehen." Ich denke nicht, dass ich erwähnen muss, wie sehr ihm das Verhalten seines Vizen gegen den Strich ging, oder?

"Komm mit..." knurrte der Rotschopf mir nun zu und artig folgte ich ihm.

Wir betraten ein recht geräumiges Zimmer - die Kapitänskajüte, wie ich annahm. An diesem angrenzend befand sich ein Badezimmer, dass mich vor Neid erblassen ließ - dagegen war mein eigenes ja winzig...

"Hier kannst du duschen, dort hinten findest du Handtücher und beeil dich. In dreißig Minuten will ich mein Reich zurück haben!" damit knallte er hinter mir die Tür zu. Ich war also tatsächlich in der Kapitänskajüte. Ein bisschen mulmig war mir schon bei der Sache aber ich wollte auch nicht unbedingt krank werden. Also zog ich meine nassen, an meinem Körper klebenden Sachen aus, gab mir Mühe, bei meiner rechten Schulter etwas vorsichtiger zu sein und stellte mich dann unter die Dusche. Viel Zeit blieb mir ja nicht. Sofort rauschte angenehm lauwarmes Wasser auf mich herab. Die perfekte Temperatur! Es tat so verdammt gut. Und bitternötig hatte ich es ohnehin. Ich war das letzte Mal heute morgen unter der Dusche gewesen, BEVOR ich neun Stunden bei brütender Hitze meiner Arbeit nachgegangen war, um anschließend auf wundersame Weise in den darauffolgenden Schlamassel zu geraten. Blut, Schweiß und Anspannung - alles wusch ich mir vom Körper. Dann bemerkte ich ein silbernes Leuchten an meinem linken Ringfinger. Das hatte ich schon wieder völlig verdrängt... Ich trug ja noch den Verlobungsring von Raik... Traurig betrachtete ich das kleine Metallteil. Wann war mein Leben nur derart aus dem Ruder gelaufen? Letzte Woche noch dachte ich, ich wäre im Himmel auf Erden. Wir hatten unser fünfjähriges Jubiläum und waren schick essen gegangen. Er hatte geschworen, ich wäre die Einzige für ihn, nur mit mir wolle er alt werden. Dieser elende Heuchler... Gestern dann hatte ich ihn nach der Arbeit mit diesem brünetten, vollbusigen Flittchen auf unserem Sofa erwischt. Wenn ich nur daran dachte, wie er ihr seine Zunge in den Hals steckte und an ihrem Hintern rumknete, um sie noch fester auf seinen Schoß zu pressen, wurde mir mehr als nur schlecht. Eine Welle der Hilflosigkeit überkam mich und ich glitt die kühlen Fliesen hinab und kauerte mich zusammen. In dieser Stadt, auf dieser Insel konnte ich nicht bleiben. Ich würde irgendwo anders ganz von vorn beginnen müssen. Allein... Schon wieder... Es gab ohnehin niemanden mehr, der mir dort etwas bedeutete.

Das Schicksal hatte es noch nie besonders gut mit mir gemeint, was mir meine momentane Lage nur wieder vor Augen führte.

Ich wischte mir mit dem Unterarm über mein Gesicht - soweit kam es noch, dass ich in der Dusche eines berüchtigten Piraten einen Heulkrampf erlitt! Apropos... wieviel Zeit war eigentlich schon vergangen!? Schnell seifte ich mich ein, ich durfte nicht trödeln. Auf der anderen Seite würde es Eustass mit Sicherheit rasend machen,wenn ich sein Heiligtum länger als nötig blockierte - und es amüsierte mich schon, ihn in Rage zu bringen. Aus mir völlig unerfindlichen Gründen fühlte ich mich sicher. Er würde mir nichts tun - sonst hätte er es schon längst getan und mich nicht auch noch vor dem Marineangriff beschützt. Oder tat er das nur, weil er mir nichts schuldig bleiben wollte? Schon wieder versank ich in meinen Gedanken. Nun aber hopp! Auch wenn ich mir sicher war, dass er mir körperlich keinen Schaden zufügen würde, traute ich ihm durchaus zu, sich einen Spaß aus der Situation zu machen. Er war der Typ Mann, der es sich sicher nicht nehmen ließ, einer Frau hinterher zu spannen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Ein ziemlich gutaussehender Mann... Warte! STOP! Nein, nein, nein, nein, nein! Katory, mach dich doch nicht noch unglücklicher! Ein letztes Mal hielt ich meinen Kopf unter die Dusche, um diesen abzukühlen. Dann hüpfte ich hinaus, schnappte mir ein Handtuch und wickelte mich darin ein. Oh gott, wie flauschig!
 

Eingewickelt in das kuschelweiche (!) Stückchen Stoff, verließ ich das Badezimmer, nur um direkt wieder in die Arme von Kid zu laufen. Überrascht starrte ich ihn an - was suchte er schon hier? Oder hatte ich doch zu lang gebraucht... Ein verruchtes Grinsen lag auf seinen Lippen. Das hatte mir gerade noch gefehlt!

"Hübsche Aussicht." Waaaaah!!! Dieser Spanner! Lustmolch! Schwein! Ich versuchte, das Handtusch etwas weiter nach unten zu zuppeln, damit es mehr verdeckte, während ich es gleichzeitig an meiner Brust umklammerte.

"Hast du keine anderen Hobbies, außer Frauen vorm Badezimmer aufzulauern?" giftete ich ihn an. Hör auf, mich anzusehen, als wäre ich begehrlich, du notgeiler Bock!, schimpfte meine innere Stimme. Doch sein Grinsen wurde nur noch anzüglicher.

"Es ist immerhin MEIN Badezimmer und für gewöhnlich zieren sich die Frauen nicht so sehr, nachdem sie mir in die Arme gelaufen sind." Ich hob mir meinen Kommentar auf - es würde ja doch zu nichts führen, er war viel zu sehr von sich eingenommen -, stieß mich von ihm ab und lief in einem kleinen Bogen an ihm vorbei. Mein Ziel war der einzige Tisch in diesem Raum, auf welchem ordentlich zusammengelegt, ein Kleidungsstück lag.

"Für mich?" fragte ich knapp. Eustass, der sich dezent (!) übergangen fühlte, versuchte es weiter.

"Nicht einmal ein winziger Kommentar für mich?" überging er meine Frage.

"Ich habe es nicht nötig, mit kleinen Jungs zu spielen, wartet auf mich doch ein ECHTER Mann..." damit wedelte ich kurz mit meinem Verlobungsring vor seiner Nase. Vielleicht war das kleine silberne Teil ja doch zu was nütze. Ein anerkennder Pfiff verließ nun seine Lippen und sein nachvolgender Satz klang beinahe bedauernd.

"Hätte mir ja denken können, dass eine Frau wie du nicht mehr zu haben ist..." War das eben ein Kompliment? Ich sah ihn an - in seinen Augen spiegelte sich weder Hohn noch Verachtung wieder. Hatte er gerade ernsthaftes Interesse an mir bekundet? Ich wischte den Gedanken bei Seite. Kid war nicht der Typ, für eine Beziehung. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass er einen ziemlich hohen Verschleiß an Betthäschen hatte. Zumindest schätzte ich ihn so ein.

"Killer hat die Klamotten von einem älteren Beutezug rausgekramt. Weiß der Geier, wer sowas hat mitgehen lassen..." ich lächelte ihn freundlich an.

"Danke."

"Bedank dich nicht bei mir... und zieh dir endlich was an, Killer will mit dir reden..." ich nickte, schnappte mir die Klamotten und ging zurück Richtung Badezimmer.

"Wo willst du hin?

"Mich anziehen..." dämliche Frage!

"Warum gehst du dann? Du kannst das doch auch hier tun."

"GANZ SICHER NICHT!!!" damit knallte ich die Badezimmertür hinter mir zu.

"Man, bist du prüde... dein armer Kerl..." Tief durchatmen, Katory! Lass dich nicht von ihm ärgern!

"Du willst ja nur was zum Gaffen haben... Lustmolch..."

"Zicke!"

"Arroganter Kotzbrocken!"

"Sieh zu, dass du endlich fertig wirst, du lahme Trulla!"

"Sag mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe...!" schlagartig wurde die Badezimmertür aus ihren Angeln gerissen und ich schaffte es gerade noch so, mir das Handtuch wieder schützend vor meinen Körper zu pressen. Wütend stiefelte er auf mich zu, die roten Augen gefährlich funkelnd.

"EUSTASS!" er machte zwei Schritte auf mich zu, drängte mich an die Wand und stützte seinen Arm neben meinem Kopf ab, nahm mir damit jede Fluchtmöglichkeit. Er beugte sich ein Stück zu mir herunter, damit wir auf Augenhöhe waren. Ein bedrohliches Knurren verließ seine Kehle. Mir schlug das Herz bis zum Hals, doch ich bemühte mich, seinem tödlichen Blick standzuhalten.

"Merk dir eines, Kat: Auf diesem Schiff bin ICH der Käptn - wenn ich Befehle erteile, erwarte ich, dass sie umgehend ausgeführt werden und ihnen Folge geleistet wird. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, unschöne Konsequenzen folgen zu lassen. Haben wir uns verstanden?"

"Nein!" Ich spielte schon wieder mit dem Feuer und war drauf und dran, zu einem Häufchen Asche zu verbrennen. Wann würde ich endlich lernen, meine große Klappe zu halten!?

"Ich bin weder deine Gefangene, noch gehöre ich zu deiner Crew - du hast keine Befehlsgewalt über mich, Eustass!" seine wütende Miene wurde zu einem eiskalten Lächeln.

"Das vielleicht nicht aber..." er striff mit der freien Hand kurz über mein Kinn - eine Berührung, die mir unzählige Schauer über den Rücken jagte.

"... dein Leben hängt von meiner Laune ab, vergiss das besser nicht." Verflucht! Das war nicht fair!

"Das ist Erpressung!"

"Du wolltest es ja nicht anders, hast es geradezu herausgefordert." ich schnaubte verächtlich.

"Gib zu, dass ich Recht habe, Kat."

"In deinen Träumen!" sein breites Grinsen wurde nun wieder anzüglich.

"Wäre sicher nicht der schlechteste Traum."

Zu meinem Glück ging in diesem Moment die Tür auf und Killer trat ein. Als er uns sah, blieb er allerdings unschlüssig stehen.

"Ich hatte den Krach gehört und... Ich hoffe, ich habe nicht gestört." Wie bitte!? Kid stieß sich von der Wand ab und schlenderte zu seinem Vizen.

"Wir waren sowieso gerade fertig."

"Es ist nicht mal im Ansatz das, wonach es aussieht!" versuchte ich mich zu verteidigen. Killer legte den Kopf schief.

"Wonach sieht es denn aus?" Kid prustete laut los vor Lachen und mir schoss die Röte ins Gesicht. Hallo Fettnäpfchen - lange nicht gesehen!

"Keine Panik, Killer, mein alter Freund, wir haben uns nur nett unterhalten. Komm, lass uns draußen warten, sie wird sonst nie fertig. Ich glaube meine Anwesenheit lenkt sie zu sehr ab." Dieser eingebildete, arrogante... Ich hasste ihn! Den Satz, den Killer dem Größeren dann noch an den Kopf warf, bestätigte mir nur, was ich schon ahnte.

"Nett unterhalten? Es sah mehr aus, als würdest du mit deinem Essen spielen - wo sind nur deine Manieren hin, Kid?" er spielte nur mit mir...

"Nicht mit dem Essen, nur mit dem Nachtisch!" Hallo!? Ich kann euch hören, ihr Vollidioten! Und dann fiel die Tür ins Schloss. Naja, konnte ich mich wenigstens endlich in Ruhe anziehen. Ich schob das Handtuch bei Seite und hielt das Stück Stoff, das Killer für mich rausgesucht hatte, hoch. DAS konnte doch nicht ihr Ernst sein!?

Der Käptn und die Wildkatze

3. Kapitel: Der Käptn und die Wildkatze (Kid)
 


 

Ein lauter Pfiff verließ meine Lippen und hallte über das Schiff, als mein blonder Wildfang meine Kajüte verließ.

"Lecker." dieses kleine Wort erzielte genau die erwünschte Reaktion: Katory wurde knallrot!

"Schnauze, Eustass!" zischte sie mir entgegen. Ich konnte mein breites Grinsen echt nicht im Zaum halten. Da hat mein lieber Vize aber wirklich was Feines rausgesucht. Das Teil wickelte sich in zwei Streifen halsabwärts überlappend über ihre Brust, schnürte sich noch einmal um ihren Oberkörper und endete dann in einem verdammt kurzen Rock. Betont definitiv ihre Beine, auf denen sie gerade unsicher von einem auf's andere trat.
 

Zugegeben, als ich sie heute das erste Mal sah, war ich alles andere als begeistert - mochte vielleicht auch an meiner Situation gelegen haben... Ich stand nun wirklich nicht drauf, plötzlich von meinem eigenen Schiff zu verschwinden und irgendwo mitten in der Pampa allein wieder aufzuwachen. Und auf Blondinen stand ich eigentlich auch nicht... Sie waren tollpatschig, sentimental, anhänglich, naiv und dumm - kurzum: ANSTRENGEND! Doch die kleine hier war anders... anstrengend, ja aber sie war viel stärker, als ich es ihr zuerst zugetraut hatte und weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß daran, einen Menschen zu ärgern. Außerdem hatte sie allem Anschein nach keine Angst vor mir - das imponierte mir ehrlich gesagt ein wenig, während es gleichzeitig dezent an meinem Ego kratzte... dezent (!)...

"Bist du bald fertig mit Glotzen, Eustass? Du fängst gleich an zu sabbern!" War das so offensichtlich?

"Nope, noch lange nicht." den Teufel werd ich tun - diesen Anblick werde ich genießen, solang er mir gegönnt war. Ihre grauen Augen fixierten mich - sie war ja so knuffig, wenn sie versuchte, mich böse anzugucken. Leider zeigte sie mir dieses Mal schneller die kalte Schulter und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf meinen Vizen, der die ganze Zeit über schweigsam neben mir stand.

"Worüber wolltest du mit mir reden, Killer?" Ich konnte das Schmunzeln unter seiner Maske nur zu deutlich erahnen, wusste ich schließlich ganz genau, was jetzt folgen würde - und es wird ihr sowas von nicht gefallen!

"Wir müssen dich irgendwo unterbringen, Katory. Zumindest, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben, dich zurück zu bringen."

"Ich werde nicht bei Eustass schlafen, damit das klar ist!" Damit hatten wir bereits gerechnet - mein Grinsen ging bereits von einem Ohr zum anderen. Die Alternative wird ihr noch viel weniger gefallen - ich freu mich jetzt schon, ihre Gesichtszüge entgleisen zu sehen.

"Nun... wenn das so ist..." begann mein Vize nun langsam - ich konnte mich kaum noch beherrschen.

"... willst du dann wirklich im Gemeinschaftsraum der Crew schlafen...?" Ja, ja, ja! Genau auf DIESES Gesicht hatte ich gehofft - Göttlich! Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, noch einen drauf zu setzen.

"Wenn du mit zu mir kommst, darfst du dich auch an mich ankuscheln, Kat." ein ersticktes Lachen ertönte neben mir. Jap, mein bester Kumpel amüsierte sich genauso gut, wie ich.

" DU SPINNST WOHL! Träum weiter, Eustass! Vorher lern ich fliegen!" Sie war hochrot und ein bisschen sauer, aber hauptsächlich peinlich berührt. Für jemanden, der angeblich verlobt war, war sie aber verdammt schüchtern. Oder war das vielleicht nur ein kleiner Trick, um mich auf Abstand zu halten? Nicht, dass mich so etwas abschrecken würde. So ein billiges Stück Metall bedeutete rein gar nichts, wenn der Gedanke dahinter der falsche war. Meiner Meinung nach sollte man ein solch großes Versprechen nicht geben, wenn man es nicht gedenkt, zu halten. Und ich habe viele gesehen, die es gebrochen haben - Männer wie Frauen gleichermaßen. Ist es im Grunde dann nicht eigentlich besser, wenn man sich so ein Versprechen erst gar nicht gibt? Am Ende macht es doch nur alle Beteiligten unglücklich. Apropos unglücklich - Katory schien zu dieser Sorte zu gehören. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie glücklich war, als sie mir den Ring vor die Nase hielt.

Und auch jetzt wirkte sie alles andere als entspannt. Mürrsich glitt ihr Blick zwischen mir und Killer hin und her.

"Gibt es echt keine andere Möglichkeit?" fragte sie nun kleinlaut. Mein bester Kumpel tat so, als würde er angestrengt nachdenken.

"Hmmmm... " mittlerweile zupfte sie nervös an dem Träger ihrer rechten Schulter, versuchte vergeblich, ihn von ihrer Schussverletzung fern zu halten, woraufhin er nur immer wieder zurückrutschte. Das diese ungewollte Geste mehr als sexy war, musste ich nicht erwähnen, oder? Ich fand sie schon in ihrer kurzen Hose attraktiv und als sich ihr nasses Oberteil wie eine zweite Haut an ihren Körper legte, wurde mir bewusst, wie lange wir schon keinen Landgang mehr hatten - aber dieses... Kleid... Fetzen... was auch immer... zeigte um einiges mehr und interessantere Hautpartien. Waren das da Tattoos an ihrem linken Beckenknochen und Schlüsselbein? Ob sie noch mehr davon hatte? Killers Worte holten mich zurück aus meinen Fantasien.

"... es gibt leider kein weiteres abschließbares Zimmer auf dem Schiff. Und zu deiner eigenen Sicherheit sollte dies eine Grundvoraussetzung sein. Dabei fällt mir gerade ein: Käptn, wann können die Männer sich eigentlich mal wieder austoben? Wir waren schon eine Weile nicht mehr an Land."

"Wir steuern einfach die nächstbeste Insel an." Ich ließ unseren Wildfang nicht eine Sekunde aus den Augen. Ihre Temperatur schien zwischen heiß und kalt zu wechseln, genau wie ihre Gesichtsfarbe von tiefrot zu aschfahl, als sie die Bedeutung hinter dem Wort 'austoben' begriff und dann ihre beiden Optionen noch einmal durchdachte: Entweder eingeschlossen mit mir in einem Zimmer, welches außer Killer niemand wagte, zu betreten - oder schlaflos zwischen den notgeilen Männern meiner Mannschaft. Sie zog eine resignierende Schnute als sie sich zu einer Entscheidung durchrang.

"Also schön... ich lass mich bei Eustass einquartieren..." knurrte sie, um unmissverständlich ihren Unwillen auszudrücken. Ich MUSSTE sie einfach noch ein wenig weiter ärgern.

"In der Zwischenzeit könntest du dich hier ein bisschen nützlich machen, Kat. Kochen, putzen, Wäsche waschen..."

"Hör schon auf, Kid. Findest du nicht, es reicht für heute?" Killer sollte bloß nicht so scheinheilig tun - man konnte sein Lachen ganz genau hören!

"Ich werde sie schon beschäftigen - sinnvoll." er legte mir seine Hand auf meine Schulter. Er wollte ihr also wirklich den Umgang mit einer Waffe beibringen? Armer Irrer... Und sagte er nicht auch, sie hätte Anlagen für das Kenbunshoku? Er zog sie hinter sich her zum Heck des Schiffes, während ich unser Gespräch Revue passieren ließ.
 

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"Du solltest versuchen, etwas besser auf deine Manieren zu achten, Kid." tadelte mein bester Freund mich, wie eine Mutter ihr Kind, nachdem ich das Mädchen in meinem (!) Badezimmer zurückgelassen hatte.

"Sie könnte uns noch nützlich sein und bedenke, dass sie dir heute bereits mehrfach den Arsch gerettet hat. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich dich unter Wasser nicht so schnell gefunden, denn deine Aura wurde von der des sterbenden Seekönigs überlagert. Es war stockfinster unter Wasser aber sie schwamm zielgerichtet auf dich zu - also bin ich gefolgt. Und vorhin im Kampf gegen die Marine - sie hatte den Übeltäter mit dem Seesteingeschoss entdeckt und dich anschließend vor den Attentätern gerettet. Das kann nur Observationshaki sein!"

"Ernsthaft? Du willst mir weiß machen, dass ein unbedeutendes Mädchen aus einer völlig fremden Welt, Haki beherrscht? Das waren sicher nur Zufälle... oder Glück..."

"Ich bin mir sehr sicher, dass sie die Anlagen besitzt." er zuckte kurz mit den Schultern.

"Sie kann ja noch nicht einmal eine Waffe führen..."

"Das kann ich ihr beibringen." meinte er locker. War das sein Ernst? Auf meinen ungläubigen Blick hin, antwortete er nur:

"Irgendwie ist sie mir sympathisch. Außerdem hat sie mehr Eier in der Hose als einige unserer Männer..."

"Ok... entweder das oder sie hat Todessehnsucht."

"... und sie hat medizinisches Fachwissen."

"MAN JA VERDAMMT IST JA GUT! SIE DARF BLEIBEN, BIS WIR EINE LÖSUNG GEFUNDEN HABEN!"

"Gib zu, dass sie dich fasziniert, Kid." sein freches Grinsen hörte ich ganz deutlich hinter seiner Maske. Scheißkerl!

"Treib's nicht zu weit, Killer..." drohte ich ihm knurrend. Dann schoß mir allerdings noch ein Gedanke durch den Kopf.

"Wo genau soll sie eigentlich so lang schlafen...?"

"..."
 

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Ich begab mich in unser Krähennest - von hier aus hatte man einfach den besten Überblick über mein Schiff. Natürlich wollte ich das Training der beiden beobachten. Amüsiert schaute ich auf die zwei Gestalten, die beinahe so aussahen, als würden sie miteinander tanzen. Bei näherem Hinsehen fiel mir etwas auf: Hatte mein Vize ihr die Augen verbunden? Er testete also wirklich aus, ob sie die Anlagen für Haki besaß. Das könnte durchaus interessant werden. Wie ein Raubtier schlich er um sie herum, machte ab und an blitzschnelle Bewegungen in ihre Richtungen, denen sie tatsächlich versuchte, auszuweichen. Sie war nur nicht schnell genug. Dennoch waren ihre Bewegungen geschmeidig - sie war nicht untrainiert. Trotz, dass es ihr nie gänzlich gelang, ihm auszuweichen, war doch deutlich zu sehen, dass sie es versuchte. Aber sie konnte ihn unmöglich hören, Killer bewegte sich quasi lautlos... Hatte er etwa Recht? Es war wirklich faszinierend, den beiden zuzusehen. Auch wenn Killer eindeutig Rücksicht nahm. Er bewegte sich längst nicht so schnell, wie er konnte, zielte nie auf ihre rechte Schulter und stupste sie nur jedes Mal leicht an, statt ihr einen richtigen Schlag oder Tritt zu verstzen - vermutlich hätte ihr zierlicher Körper das auch gar nicht lang mitgemacht. Doch dann tat sie etwas, was ich so gar nicht erwartet hätte: Einem kommenden Schlag Killers wich sie nicht aus, sondern führte seinen Arm an ihrem Körper vorbei, griff danach und ließ ihn einen Purzelbaum schlagen - mutig. Und dumm... denn nun setzte mein Vize zu einem Gegenangriff an - ich konnte es an seiner Haltung erkennen, die er unmittelbar nach seinem ungewollten Überschlag annahm. Er duckte sich, streckte eines seiner langen Beine nach ihrem aus und zog es unter ihr weg. Der Tritt kam selbst für sie zu schnell - auch wenn ich den Ansatz eines Fluchtversuches erkennen konnte. Eigentlich wollte sie dem Ganzen druch einem Sprung entgehen. Ganz Gentleman fing Killer im letzten Moment ihren Sturz ab und lehnte sich vor. Tuschelten die beiden da etwa!? Aus ihrer merkwürdig nach hinten gebeugten Pose, sah sie plötzlich Richtung Krähennest. Killer hatte ihr gerade das Tuch von den Augen entfernt und nun sah sie überrascht zu mir hoch. Diesen Gesichtsausdruck konnte ich selbst von hier oben aus ausmachen. Zudem schoss ihr erneut die Röte ins Gesicht, was mir ein selbstgefälliges Grinsen entlockte, war ich mir doch absolut sicher, dass ich der Grund für diese nette Farbveränderung war. Er zog sie aus ihrer Tango-Tanzhaltung wieder auf die Füße. Aus Überraschung wurde Wut und die schleuderte sie mit ihren Blicken unverblühmt herauf - was hatte sie nur gegen Publikum? So schlecht hatte sie sich doch gar nicht geschlagen. Aber irgendwie mochte ich ihre rebellische Art - Killer hatte mal wieder Recht gehabt mit der Annahme, dass ich sie durchaus faszinierend fand. Sie entfachte ein Feuer in mir, dass ich so schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ich sollte es eigentlich nicht zulassen, würden sich unsere Wege doch bald wieder trennen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in ihre Welt zurückkehren würde. Schade eigentlich...
 

Ich ließ meinen Blick übers Deck schweifen. Meine Männer waren alle irgendwo beschäftigt, vermutlich mit Reperaturarbeiten, denn wir hatten einiges abbekommen bei dem Marineangriff. Die sollten sich bloß nicht einbilden, dass jetzt andere Sitten herrschten, nur weil wir eine Frau an Bord hatten. Die Flausen würden Killer und ich ihnen schon austreiben. Mein Vize gesellte sich zu mir ins Krähennest - wo hatte er denn unseren Wildfang gelassen? Ein Blick nach unten beantwortete meine Frage - sie stand vor sich hin träumend an der Rehling.

"Ist euer Training schon zu Ende?" fragte ich ihn unnötigerweise. Er wäre sonst nicht hier.

"Sie ist gut." begann er ohne Umschweife.

"Zu langsam..."

"Das kommt noch. Gib ihr Zeit, Kid."

"Die hat sie nicht... Entweder sie lernt schnell oder sie wird sterben, bevor sie in ihre heile Welt zurückkehren kann."

"Darüber wollte ich noch mit dir reden... wie sollen wir das anstellen?"

"Wir müssen Ausschau halten nach diesem glitzernen Wabbernebel."

"Das kann ewig dauern... wir wissen ja nicht einmal, ob, wo oder wann er wieder auftaucht."

"Wird schon... übrigens, hübschen Salto hast du da aufs Packett gelegt." ohne Vorwarnungen boxte er mir in die Rippen.

"FUCK! PENNER!" ich verpasste ihm einen Faustschlag... leider striff ich ihn nur am Oberarm - davon würde er nicht einmal einen blauen Fleck bekommen...

"Das tut scheiße weh!" fauchte ich ihn an aber er blieb natürlich völlig unbeeindruckt. Natürlich. Mein bester Freund kannte mich schon mein halbes Leben - er wusste, wann ich nur bellte und wann es besser war, in Deckung zu gehen.

"Arsch..."

"Entspann dich, Kid." mit diesen Worten lehnte er sich zurück und richtete seinen Blick in den Himmel. Ich gab mich geschlagen und schaute wieder runter zur Rehling, wo noch immer die junge Frau stand. Ihr Blick hing noch immer an den Wellen, die seicht gegen das Schiff schlugen und der Wind spielte mit ihren langen blonden Haaren, wehte sie über die Schulter nach vorn. Damit wurde ihr Rücken freigelegt, der nur dürftig von dem Stofffetzen bedeckt wurde, und gab einen interessanten Blick frei. Ein hübscher Rücken kann auch entzücken. Und war das da etwa ein weiteres Tattoo auf ihrer linken Seite? Verflucht! Und warum überkam mich gerade jetzt das Bedürfnis, ihr den Fetzen Stoff vom Leib zu reißen, um diesen Körper genauestens unter die Lupe zu nehmen? So eine verdammte... !
 

Nach dem Abendessen, an dessen Zubereitung sich Katory tatsächlich freiwillig und mit großem Eifer beteiligt hatte - sie war wirklich keine schlechte Köchin -, zog ich mich in meine Kajüte zurück. Zögerlich und mit etwas Abstand folgte mir unser Gast. Das hätte ich ja beinahe vergessen - sie blieb ja die nächsten Nächte bei mir. Und wie ich unser Lager kannte, gab es keine weitere Matratze oder dergleichen, sodass wir uns das Bett würden teilen müssen. Das konnte ja heiter werden... Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass diese Situation nicht nur mir Unbehagen bereitete- auch wenn meines eher darin begründet lag, dass ich irgendwie meine Finger bei mir behalten musste, weil sie sie mir sonst wahrscheinlich abbeißen würde. Ob es ihr wirklich derart zuwider war, mit mir in einem Zimmer bleiben zu müssen? Ich wollte nicht arrogant wirken aber normalerweise rissen sich die Frauen geradezu um meinen Körper. Diese Distanz kränkte mein Ego schon ein wenig. Ich beschloss, der Sache nachzugehen.

"Kat -..."

"Katory!" kam es bissig. Sie hatte wohl etwas dagegen, dass ich ihren Namen einkürzte. Ich grinste fies.

"Ist mir zu lang. Freunde dich damit an, Kat." sie knurrte hinter mir.

"Eustass..." setzte sie an. Ich ignorierte es geflissentlich, öffnete meine Tür, schmunzelte und machte eine einladende Geste.

"Ladies first." Es sollte mir keiner nachsagen, ich hätte keine Manieren! Ich kassierte ein letztes böses Funkeln ihrer grauen Augen und dann huschte sie schnell an mir vorbei. Jedoch nicht schnell genug, schaffte ich es doch, meine Hand auf ihrem Hintern zu platzieren und einmal reinzukneifen. Ok, soviel zu meinen Manieren aber es war ehrlich zu verlockend. Ein aufgeschrecktes Quieken begleitet von einem geschockten "Eustass!" brachten mich erneut zum Grinsen. Aber sonst kamen keine Einwände - interessant. Ich schloss die Tür hinter mir und verriegelte sie mehrfach mit meiner Teufelskraft. Ein hörbares Schlucken kam von der unschlüssig im Raum stehenden Frau. Damit saß die Beute in der Falle. Diabolisch leckte ich mir über meine Lippen, was sie angestrengt versuchte zu ignorieren. Sie wandte sich sogar von mir ab - sie war doch nicht etwa schüchtern?

"Eustass...?" erhob sie zögerlich ihre Stimme. Ich ging einige Schritte auf sie zu.

"Hm?"

"Du hast nicht zufällig... also ich... ich... ähm..." sie biss sich auf ihre Unterlippe. Gott, das sollte man ihr verbieten! Ich stand direkt vor ihr, sah zu ihr runter. Um nicht an ihren Lippen kleben zu bleiben, wie ein hungriger Wolf, der auf sein Abendessen wartete, ließ ich meinen Blick weiter auf Wanderschaft gehen. Unter dem hellen Stoff auf ihrem Schlüsselbein blitzten schwarze Linien hervor. Es war also wirklich ein Tattoo - ein Schmetterling, nein zwei, von der Seitenansicht. Es sah beinahe so aus, als wollten sie gen Himmel davonfliegen. Dieser verdammte Stoff behinderte allerdings die Sicht - wie gern würd ich einfach... Nein! Guck woanders hin, Kid! Ich huschte absichtlich sehr schnell mit meinem Blick über ihre Brust hinweg, damit ich da nicht auch noch hängen blieb, weiter zu ihrem Bauch. Dort oberhalb des Beckenknochens hatte sie sich ebenfalls einen Schmetterling eintattoowieren lassen. Diesmal von der Frontansicht. Es wirkte ein bisschen so, als hätte er sich gerade erst dort niedergelassen. Ein wirklich hübsches Motiv, es stand ihr ausgesprochen gut. Ob ich wohl auch einen Blick auf ihren Rücken erhaschen konnte? Mich würde auch interessieren, ob die Schmetterlinge einen Bedeutung für sie hatten. Dann riss sie mich wieder aus meinen Gedanken. Sie hatte ihre Sätze anscheinend geordnet bekommen.

"Ich würde gern noch einmal duschen gehen..." Ich auch...

"... und... hättest du zufällig etwas für mich, dass ich zum Schlafen überziehen könnte?" Meine Decke...

"Ich glaube nicht, dass ich in diesem Teil schlafen kann..." Dann zieh es aus! Nanu, wie kam denn dieses Teufelchen auf meine Schulter? Ehrlich, Kid, schäm dich! SO nötig hatte ich es nun wirklich nicht. Aber sie war schon süß, wie sie hier vor mir stand, den Kopf leicht gesenkt, rot bis über beide Ohren. Wie konnte ich da ihre Bitte abschlagen?

"Ich schau mal, Moment..." das leise überraschte "Wirklich!?" hatte ich sehr wohl gehört. Ich wurde noch weich... und grinste dabei auch noch blöd vor mich hin. Was tat diese Frau nur mit mir?! Ich öffnete eine Schublade, in der sich eine überschaubare Anzahl TShirts befanden. Ich zog so gut wie nie eines an - da musste mir schon verdammt kalt sein! Ich griff mir das oberste und drückte es ihr in die Hand.

"Danke." murmelte sie und verschwand zum zweiten Mal in meinem (!) Badezimmer. Musste ich mir dann etwa auch etwas anziehen zum Schlafen!? Ich schlief sonst ohne Klamotten, weil mir sonst einfach zu heiß war. Seufzend kramte ich eine bequeme Hose aus meinem Schrank - mehr würde ich auf gar keine Fall tragen! Aber sonst bekam sie am Ende noch einen Herzstillstand...
 

Kaum kam sie aus dem Bad gehuscht, stürmte sie auch schon auf's Bett zu und versteckte sich unter der Decke. Wieder musste ich breit grinsen - das wird noch ein Dauerzustand, wenn das so weiterging... Mein Oberteil verbarg nur geradeso ihren wohlgeformten Hintern. Verdammt - ich würde heut Nacht nicht ein Auge zubekommen. Ich begab mich ins Bad unter die Dusche. Ah, angenehm kühl... Ob sie auch bei diesen Temperaturen geduscht hatte? Der Regler war nicht verstellt worden... Wenn Killer hier mal duschen war, musste ich danach eine ganze Stunde warten, eh ich mein Bad, dass dann einer Sauna glich, wieder betreten konnte - der Typ duschte mit kochendem Wasser, ich schwör's!
 

Nur in diesen nervigen Schlabberhosen kam ich aus dem Bad geschlurft. Die kleine Wildkatze ließ es sich nicht nehmen, doch einmal unter der Decke hervorzuluken. Natürlich bemerkte ich den Rotschimmer auf ihren Wangen sofort und grinste selbstgefällig. Ich war schließlich mehr als stolz auf meinen Körper!

"Gefällt dir, was du siehst, Kat?"

"Eingebildeter Macho..." knurrte sie und verkroch sich wieder unter der Decke. Ich wertete das mal als Ja. Gekonnt schwang ich mich unter die Decke, indem ich sie ihr zum Großteil wegzog - Mein Bett, meine Decke, wenn sie was haben wollte, konnte sie den Mund aufmachen und fragen - und eroberte mir meinen Platz im Bett. Für so eine zierliche Person beanspruchte sie eine ganze Menge Raum!

Ich lauschte eine Weile ihren gleichmäßigen Atemzügen. Sie schien bereits fest zu schlafen. Der Tag war ja auch turbulent genug gewesen. Ich drehte mich auf die Seite in ihre Richtung und betrachtete sie. Katory lag mittlerweile auf dem Rücken, eine Hand ruhte auf ihrem Bauch, die andere lag seitlich neben ihrem Gesicht, ihre blonden Haare kreuz und quer über ihr Gesicht und das Kissen verteilt. Gedankenverloren strich ich ihr eine Strähne weg, die über ihren Augen hing. Völlig verschlafen öffnete sie diese leicht.

"Wie spät ist es? Muss ich schon zur Arbeit?" nuschelte sie. Anscheinend war sie sich gerade nicht mehr bewusst, wo sie sich befand. Ich sollte sie schleunigst daran erinnern.

"Das kommt drauf an..." raunte ich in ihr Ohr. Schlagartig war sie wieder wach und sah mich aus großen meergrauen Augen an. Ich legte meinen Arm um sie, sodass sie nicht mehr weg konnte, platzierte meinen Kopf dicht neben den ihren.

"... allerdings würde ich es bevorzugen, jetzt zu schlafen." sprach ich weiter und biss ihr dann leicht ins Ohr. Erneut entwich ihr dieses entzückende Quieken. Sie umklammerte meinen Arm und versuchte, sich dahinter zu verstecken, denn zum wiederholten Male hatte ich es geschafft, ihre Wangen zum Glühen zu bringen. So langsam fand ich Gefallen daran. Es machte durchaus Spaß, sie zu ärgern. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.

Und das Chaos nahm seinen Lauf...

4. Kapitel: Und das Chaos nahm seinen Lauf... (Katory) :
 


 

Wenn ich das hier jemals überleben wollte, brauchte ich dringend mehr Schlaf! Seit 3 Nächten hielt dieser verrückte Rotschopf mich nun schon vom Schlafen ab, indem er mich als Kuscheltier missbrauchte, in mein Ohr biss und in meinen Nacken atmete - was mir jedes Mal tausend Schauer durch meinen Körper jagte. Ich war nun mal verflucht empfindlich am Ohr und im Nacken... und mein verräterischer Körper schlug wirklich jedes einzelne Mal an! Meine Nerven lagen sowas von blank... Zum Glück wurde ich diesen knappen Fummel, den mir Killer am ersten Tag rausgesucht hatte, gestern endlich los, denn wir ankerten an einer bewohnten Insel, auf der ich erst einmal ausgiebig shoppen war, gut beraten durch Wire und Killer. Wire schaffte es in wirklich jedem Laden den Verkäufer derart über den Tisch zu ziehen, dass wir die Klamotten quasi für Lau bekamen - das spielte mir ungemein in die Karten, da ich nur ein kleines Budget von Kid bekommen hatte - dieser Geizhals! Es reichte sogar noch für 3 Bücher, was mich wirklich mehr als freute, denn ich wollte so viel wie möglich über die hiesige Medizin in Erfahrung bringen und natürlich über die Grand Line an sich. Auch wenn ich nie viel Zeit hatte zum Lesen, da Killer ein verdammt strenger Mentor war, der mich täglich mehr als nur einmal bis über meine Grenzen hinaus quälte. So auch jetzt...

"Katory, wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken!?" rügte er mich, als er mit seinem Angriff meine Füße wegzog und ich unsanft auf meinen vier Buchstaben landete. Ich rieb mir mein schmerzendes Hinterteil, auf dem ich heute schon viel zu oft gelandet war. Durch meinen Schlafmangel war es mir kaum noch möglich, mein Haki richtig zu kontrollieren. Ja, ganz richtig - ich besaß die Anlagen für das Observationshaki! Ich hatte schon immer einen sechsten Sinn dafür gehabt, wann ich beobachtet wurde oder sich jemand an mich anzuschleichen versuchte aber dass diese Ahnungen ausgerechnet auf so einer mächtigen Technik beruhten, hätte ich nie für möglich gehalten.

"Tschuldige, Killer..." presste ich mühsam hervor, während ich vergeblich versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Er schüttelte nur mit dem Kopf und sah zu seinem Käptn rüber, der uns wie immer, an der Rehling lehnend, beobachtete und sich ins Fäustchen lachte.

"Ernsthaft, egal, was ihr beide nachts treibt - lasst es!" Kid amüsierte sich köstlich.

"Ich mache nichts..." trällerte er unschuldig. Ich bekam gerade große Lust, ihm weh zu tun...

"Katory braucht Schlaf! Wenn ich sie anständig trainieren soll, dann muss sie sich konzentrieren können!" knurrte der Vize nun. DANKE! Endlich jemand, der ein Machtwort spricht. Kid grinste allerdings nur weiterhin vor sich hin, woraufhin der Blonde mich am Arm packte und hinter sich her unter Deck zog. Er führte mich in einen kleinen Raum, in dem eine unbequem aussehende Koje stand, flankiert von einem riesigen Bücherregal - ob ich mir die vielleicht mal ausleihen dürfte? Gegenüber stand eine große schwere Holzkiste neben einem Tisch, auf dem eine Teleschnecke saß. War das hier etwa Killers eigenes Zimmer? Ich hatte erwartet, er würde mit den anderen im Gemeinschaftsraum schlafen. Der Vize beugte sich über die Truhe und kramte etwas heraus, dass er mir dann in die Hand drückte. Ungläubig blickte ich auf die in Leder gebundene Tasche mit ihrem Riemen.

"Du musst sie schon öffnen, Katory." gehorsam folgte ich seiner Aufforderung.

"Aber das sind doch..." ehrfürchtig zog ich eins der fünf Messer aus der Tasche, ließ es durch meine Hand gleiten und spielte ein wenig damit herum, beobachtete, wie das wenige Licht sich auf dem kalten Stahl reflektierte.

"Sie sind wunderschön... danke!" Das Wurfmesser lag perfekt in meiner Hand, als wäre es nur für mich geschmiedet worden. Die Klinge war perfekt ausbalanciert. Ich hatte mich sofort in meine neuen Waffen verliebt.

"Als wir gestern in der Stadt unterwegs waren, fand ich sie durch Zufall und musste sofort an dich denken. Du bist ja leider nicht sonderlich geschickt im Umgang mit dem Schwert..." Autsch...

"... zudem bist du als Frau einem Mann gegenüber im Kampf deutlich im Nachteil, da du viel kleiner, leichter, schwächer und außerdem körperlich unkonditionierter bist." Ja, streu Salz in die Wunde!

"Aber..." er machte eine dramatische Pause und hob seinen Zeigefinger bedeutend.

"... dein Vorteil ist die Geschwindigkeit!" ich lachte bitter.

"Ja klar, außer ich habe dich als Gegner..." er wischte meinen Kommentar mit einer Handbewegung weg.

"Willst du sie testen?" die Müdigkeit war wie weggeblasen und meine Augen begannen zu leuchten - das war ihm Antwort genug.

"Am besten du bindest dir die Tasche um deinen Oberschenkel auf der Seite deines Wurfarmes." behutsam, wie einen Schatz, verstaute ich das Messer wieder in der Tasche und band mir diese um meinen rechten Oberschenkel. Es war ein merkliches Gewicht aber nicht übermäßig störend und das weiche Leder auf meiner Haut war sehr angenehm. Dann folgte ich dem blonden wieder zurück an Deck. Ein prüfender Blick in jede Richtung garantierte mir die Abwesenheit des Kapitäns, was mich nicht unbedingt traurig stimmte. Killer hatte in der Zwischenzeit ein altes Stück Holz an dem Mast befestigt und mittig eine Markierung gezeichnet.

"Für den Anfang reicht es, wenn du das Holz triffst - die Feinarbeit kommt danach. Ich zeig es dir einmal." er positionierte sich direkt gegenüber vom Mast, zog ein Messer hervor, straffte sich und warf geübt locker aus dem Handgelenk die Waffe, die mit tödlicher Präzision genau mittig stecken blieb - unnötig zu erwähnen, dass ich nichts anderes erwartet hatte oder? Jetzt war ich an der Reihe, mich zum Deppen zu machen. Immerhin waren das hier meine ersten Übungen mit einer Wurfwaffe. Ich stellte mich auf seine Position und zog eines meiner Wurfmesser heraus. Erstes Problem: Wieviel Kraft brauchte ich überhaupt, um die Distanz zu überbrücken? Zweites Problem: In welchem Winkel musste ich werfen? Drittes Problem: Killer! Noch ehe ich das erste Mal überhaupt zum Wurf ansetzen konnte, korrigierte er gefühlte zwanzig Mal meine Haltung.

"Sei nicht so verkrampft!" Klar, ganz easy going...

"Halt deinen Arm gerade!" Ja doch...

"Du musst deine Bauchmuskeln mehr anspannen, sonst wird das nichts!" Bauchmuskeln... etwa die, die bereits höllisch schmerzten!? Oder tat das mittlerweile mein gesamter Körper?

"Wo zielst du denn hin, Katory?" na auf dieses verfickte Stück Holz!

"Katory, jetzt konzentrier dich gefälligst!" Schnauze, verdammt! Was glaubte der Kerl eigentlich, was ich hier tat!? Ich wurde immer wütender - sehr zum Leidwesen meiner Konzentration. Und das wiederum machte meinen Mentor sauer, wie an dem Grollen in seiner Stimme kaum zu überhören war. Menno, ich konnte einfach nicht mehr - sah er das denn nicht hinter seiner verfluchten Maske?

"Du solltest ihr eine Pause gönnen, Killer." feixte Kid. Wo kam der Typ denn nun schon wieder her? Wie lange er dieses Drama wohl schon beobachtet hatte... Der Angesprochene hingegen fuhr sich wirsch durch seine Haare.

"Du kannst nicht die gleichen Erwartungen an sie stellen, wie an dich, alter Freund. Bedenke, dass ihr bereits seit den frühen Morgenstunden ihr Haki trainiert habt - und wie lange spielt ihr jetzt schon mit diesen niedlichen Messerchen?" er zog eines der umherliegenden Messer zu sich heran und betrachtete es eingehend.

"Ich staune, dass sie sich noch gar nicht beschwert hat, dabei kann sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Tapfer..." lobte Kid mich etwa gerade? Ich musste mich verhört haben, das sah ihm gar nicht ähnlich.

"Vermutlich hast du Recht... Wir machen morgen weiter." beendete Killer das Training, nahm seinem Käptn noch mein Messer wieder ab und drückte es in meine Hand. Sofort entspannte sich mein Körper spürbar und ich schlurfte Richtung Kapitänskajüte. Mich beherrschte nur noch ein Gedanke...

"Ich geh duschen..." murmelte ich erschöpft.

Das kühle Nass prasselte über meinen geschundenen Körper und ein leises gequältes Stöhnen verließ meine Lippen. Mir tat ALLES weh - und morgen würde ich jeden einzelnen Muskel spüren. Wenn ich nur daran dachte, wurden meine Beine weich wie Wackelpudding - noch mehr, als sie es ohnehin schon waren. Und ich ahnte, dass das hier nur der Gipfel vom Eisberg war. Erschöpft schleppte ich mich aus der Dusche, warf mir noch Eustass' TShirt über und kroch ins Bett. Nur fünf Minuten die Augen schließen...
 

Es war so schrecklich warm... Woher kam nur plötzlich diese Hitze? Zaghaft öffnete ich ein Auge. Es war stockfinster. Soviel also zu meinen fünf Minuten... Das Abendessen hatte ich also leider auch verpasst... Auch egal... Kid

atmete ruhig neben mir und hatte mich mal wieder in seinem Kuscheltiergriff. Kein Wunder also, dass ich in meinem eigenen Saft schmorte, der Kerl strahlte einfach eine unglaubliche Hitze aus...

"Eustass..." murrte ich. Er setzte einen Atemzug lang aus, nur um dann die Luft hörbar auszustoßen. Hatte er sich etwa eben erst hingelegt und noch gar nicht richtig geschlafen?

"Könntest du deinen Arm wegnehmen? Ich bekomme kaum noch Sauerstoff..." als er keine Anstalten machte, sich zu rühren, versuchte ich es erneut.

"Bitte..." brummend gab er mich frei und kullerte sich auf den Rücken. Hätte ich geahnt, dass es SO einfach war, hätte ich das schon vor 3 Nächten getan! Ich streckte mich kurz, rollte mich zusammen und war schon wieder kurz vorm Einschlafen. Doch statt meine neugewonnene Freiheit zu genießen, tat ich unbewusst das, was ich auch in meiner Welt getan hatte, als ich das Bett noch mit meinem Exverlobten teilte - ich kuschelte mich an die Brust des Mannes neben mir. Unter dem beruhigenden rhythmischen Herzschlag an meinem Ohr schlief ich schließlich wieder ein.
 

Ich erwachte in den frühen Morgenstunden, fühlte mich zum ersten Mal, seit ich hier an Bord bei den Kid-Piraten war, wirklich ausgeschlafen und erholt. Um ehrlich zu sein, hatte ich seit Wochen nicht mehr so gut geschlafen. Ich blickte kurz zu dem noch fest schlafenden Rotschopf, auf dessen Brust mein Kopf bis eben noch geruht hatte. Seine Züge waren entspannt, sein Atem ruhig und gleichmäßig. Keine Spur von dem überheblichen Choleriker. Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen, als mir auffiel, dass ich trotz unseres "Stellungswechsels" seiner besitzergreifenden Umarmung zum Opfer gefallen war. Entweder konnte er mich besser leiden, als er zugab oder er hatte einen ausgeprägten Kuscheltierkomplex. Allerdings blieb die Frage, wie ich mich daraus befreien sollte, ohne ihn zu wecken. Vorsichtig drehte ich mich in der Umarmung, sodass ich mit dem Rücken zu ihm lag und somit seinen Arm leichter von mir wegstrecken konnte. Eigentlich hatte ich vor, ihm dann das Kissen unter den Arm zu drücken aber da hatte ich die Rechnung ohne Kid gemacht... Sein Arm fiel locker auf meinen Oberkörper. Als seine Hand meine Brust ertastete, griff er plötzlich zu. BASTARD! Zu allem Überfluss drehte er sich nun seitlich und kuschelte sich wieder an mich an, knurrte leise zufrieden und... sabberte er etwa?! Das war eindeutig zuviel für mich! Mit aller Kraft stieß ich den notgeilen Bock von mir - mir doch egal, wenn er jetzt wach wurde, pah! - und rannte panisch ins Badezimmer. Eustass landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden, schlief aber fröhlich weiter - wie mich der Kerl ankotzte! Mieser Grapscher! Selbst im Schlaf machte der Kerl mich noch fertig. Ich versuchte, meinen unregelmäßigen, viel zu schnellen Herzschlag zu beruhigen und redete mir fortwährend ein, dass alles in Ordnung sei. Während ich hier stand und versuchte, wieder runter zu kommen, wurde mir etwas bewusst: Neben dem Schreck, den ich durch Kids Aktion erlitten hatte, breiteten sich auch wohlige Schauer in meinem Körper aus. Dieser mieser Verräter! Mir war sehr wohl bewusst, dass das letzte Mal schon verdammt lang her war aber das war nun wirklich kein Grund, ausgerechnet bei IHM so zu reagieren! Wütend über mich selbst, stellte ich mich unter die Dusche, drehte den Regler ein ganzes Ende kälter als gewohnt und verpasste meinem Körper den Schock, den er für seine verräterische Tat verdiente! Anschließend schlüpfte ich in eine kurze Stretchhose und ein Tanktop. Davon hatte ich mir auf der Insel einen ganzen Stapel zugelegt. Killer und ich waren uns einig, dass diese Sachen beim Training die meiste Bewegungsfreiheit boten und somit optimal waren. Dann band ich noch meine Tasche um meinen Oberschenkel und verließ das Bad. Kid pennte noch immer seelenruhig auf dem Fußboden. Möge er an seinem Sabberfaden ersticken!

Ich beschloss, zuerst in die Kombüse zu gehen. Sicher hatte niemand etwas dagegen, wenn ich bereits das Frühstück vorbereitete - außerdem war ich selbst verdammt hungrig, hatte ich seit dem Mittagessen am Vortag schließlich nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.

"Morgen Katory. Du bist aber heute früh auf." begrüßte mich Heat freundlich.

"Ich bin eigentlich kein Langschläfer." entgegnete ich ihm mit einem ebenso breiten Lächeln, wie er es mir schenkte. Ich mochte den grobschlächtigen Kerl mit seiner blauen Rastalockenmähne wirklich.

"Ich wollte Frühstück machen, wenn das okay ist."

"Klar, da freuen die anderen sich sicher." und er sich mit am meisten - ich glaube, er tat nichts lieber, als zu essen.

Es dauerte gar nicht lang, da stieg ein angenehmer Geruch von frischem Kaffe und gebratenen Eiern mit Speck über's Schiff. Dazu gesellten sich noch Platten mit frischen belegten Broten und gefüllten Reisbällchen. Ich hatte alles zusammen auf den großen Tisch im angrenzenden Aufenthaltsraum gestellt und mir selbst eines der Brote gegönnt. Heat saß schmatzend an meiner Seite und gönnte sich bereits den dritten vollen Teller mit... naja, einmal alles oder so. Als ich mir gerade den letzten Bissen in den Mund schob, kam auch schon der erste reingeschlurft. Killer war dem Duft seines geliebten Morgengetränks gefolgt - ich werde nie begreifen, was er daran fand, für mich ist Kaffee einfach nur eklig.

"Kaaaaffeeeee~" lechzte er verpennt und ich musste breit grinsen. Von dem gefährlichen Massaker-Soldat war vor dem ersten Kaffee nichts zu sehen. Gemütlich schlenderte ich nach draußen an Deck - ich hatte ein Zeitfenster von etwa einer halben Stunde, bis mein Lehrmeister richtig wach war. Solange würde noch alles ruhig bleiben auf dem Schiff - jetzt konnte ich mich am besten konzentrieren. Ich stellte mich mittig auf's Deck, zog eines der Messer und wog es in meiner Hand. Das Gewicht war mir sofort vertraut, obwohl ich die Waffen noch nicht einmal 24 Stunden mein Eigen nennen durfte. Entspannt warf ich es einige Male hoch, fing es auf, ließ es rotieren und beobachtete genau, wie sich das Messer unter welchem Einfluss verhielt. Ich glaubte, so langsam einschätzen zu können, wie ich damit umzugehen hatte. Dann fixierte ich die Kerbe im Holzbrett, die von Killers Wurf stammte, ließ mein Messer derweil weiter durch die Luft tanzen. Als ich es dann erneut auffing, setzte ich einen kleinen Ausfallschritt nach vorn und warf es mit einer geschmeidigen Bewegung auf mein Ziel. Ein kurzes erfreutes Auflachen entwich mir, als ich genau in die Kerbe traf. Ich ging auf den Mast zu und zog es wieder aus dem Brett, hielt dann aber sofort inne. Links von mir, an der Rehling lehnend mit einer dampfenden Tasse Kaffee bewaffnet, stand Killer und beobachtete mich. Ich erkannte seine Präsenz sofort, auch ohne mich zu ihm zu drehen, und auch die herausfordernde Haltung. Für normale Augen wirkte er total entspannt aber ich konnte unter die Oberfläche schauen - seine Aura flackerte ungeduldig. Er wollte also spielen? Fein! So schnell, wie ich konnte und ohne Vorwarnung, warf ich mein Messer in seine Richtung - natürlich war das längst nicht schnell genug und er konnte beinahe gemütlich ausweichen. An der Stelle, wo er eben noch lehnte, stand jetzt nur seine Tasse und meine Waffe steckte im Holz der Rehling. Ich schnaubte kurz, setzte mich in Bewegung, sammelte unterwegs noch mein Messer ein und verfolgte Killer quer über das ganze Deck. Aber so sehr ich auch versuchte, seine Handlungen vorauszuahnen, meine Reaktionen waren einfach noch zu langsam und ich hatte eindeutig zu wenig Wurfmesser für einen so wendigen Gegner!

Keine Ahnung, wie lange ich ihm hinterherjagte, als sich plötzlich etwas an den Rand meiner Gedanken drängte. Dem Impuls folgend, platzierte ich mich selbst wieder mittig auf dem Deck, den Mast im Rücken und warf blindlings den Stahl. Just in dem Moment tauchte Killer vor mir auf und konnte geradeso mit knapper Not noch ausweichen. Das Messer flog allerdings weiter und blieb in der sich gerade öffnenden Tür zur Kapitänskajüte stecken.

"Upps..." warum war der Typ schon wach? Der pennte doch sonst auch bis mittags!

"Schnell weg, Katory!" lachte Killer, ergriff meinen Arm und zog mich hinter sich her.

"Sagt mal, habt ihr sie noch alle!?" donnerte Kid.

"KAT! KILLER!!! KOMMT SOFORT ZURÜCK!" Ohoh, scheiße, war der angepisst. Aber ich konnte nicht anders - ich musste in Killers Lachen mit einsteigen. Allerdings hatten wir etwas Entscheidendes vergessen... die Messer an meinem Oberschenkel... Ruckartig wurde mein Bein nach hinten gerissen und zusammen mit Killer, der vor Schreck vergaß, meinen Arm loszulassen, landeten wir direkt vor den Füßen des rothaarigen Teufels. Er hockte sich vor uns hin, spielte mit dem Messer, dass er zuvor aus seiner Tür gezogen hatte und lächelte uns an, während seine Stimme nur so vor Mordlust triefte.

"Könnt ihr zwei mir verraten, was ihr hier treibt?" wir mussten beide hörbar schlucken. Er hatte aber auch eine unheimliche Präsenz, da lief es einem kalt den Rücken runter.

"Ja, Eustass, weißt du..." seine roten Augen flackerten kalt.

"Katory hatte Frühstück gemacht - der Kaffee war einfach zu stark, da wurden wir halt übermütig und..." versuchte es nun Killer, wurde aber prompt mit einem Blick seines Käptns zum Schweigen gebracht. Dann fixierte er wieder mich. Sein Blick war unheimlich.

"Es gibt... Frühstück?" meine Angst wich Überraschung und dann Erkenntnis. Stimmt ja, er war nur so lange mufflig nach dem Aufstehen, bis er was zwischen die Zähne bekommen hatte - oder wahlweise ein Dorf in Schutt und Asche legen konnte. Kurzerhand sprang ich auf und streckte ihm meine Hand entgegen - ich musste verrückt geworden sein...

"Ja, ich hab mir wirklich viel Mühe gegeben. Komm!" forderte ich ihn nun breit grinsend auf. Ich bin mir nicht sicher, warum, aber er ergriff meine Hand und ließ sich von mir zum Aufenthaltsraum führen - eigentlich hatte ich damit gerechnet, er würde sie wegschlagen. Seine Hand war rau aber angenehm warm. Mein Herzschlag beschleunigte sich leicht. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen!

Im Aufenthaltsraum angekommen, blieb ich stehen und strahlte den Rotschopf wieder an. Dieser zog nur eine Augenbraue zusammen mit seiner Hand hoch, die ich noch immer festhielt. Ups... Schnell ließ ich ihn los und schaute in eine andere Richtung. Man, wie peinlich war das denn bitte!

"Ich bin draußen..." stammelte ich und verließ den Raum schnellstmöglich wieder, ohne mich noch einmal umzudrehen.

"Willst du weiter trainieren?" fragte mich Killer, der im Türrahmen lehnte.

"Ja, gern."

"Dass ihr mir ja das Schiff heile lasst!!!" donnerte es quer durch den Raum. Kid war also bereits beim Essen - unbewusst fing ich an zu grinsen.

"Wir werden es schon nicht versenken, Kid." sprach sein Vize ruhig und verließ hinter mir den Raum, damit wir unser Training fortsetzen konnten.
 

Die darauffolgenden Tage verliefen relativ ereignislos. Killer verschärfte mein Training merklich. Ich glaub, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel und so hart trainiert, wie in der vergangenen Woche. Dabei achtete ich stets darauf, in Form zu bleiben... nagut, ich tat das Nötigste, damit meine geliebten Süßigkeiten nicht ansetzten, ich geb's ja zu. Immerhin schien ich Fortschritte zu machen. Killer musste mittlerweile sein Tempo erhöhen, denn ich wich all seinen Angriffen erfolgreich aus. Als ich es allerdings einmal wagte, überheblich zu grinsen, kassierte ich nur einen Wimpernschlag später die Quittung. Killer griff so schnell an, dass ich es im Grunde erst realisierte, als ich bereits unter ihm, bäuchlinks liegend die Planken knutschte. Dass das scheiße weh tat und Kid sich darüber kringelig lachte, muss ich nicht betonen oder? Leider tat dadurch auch meine rechte Schulter wieder höllisch weh und ich musste mich allen ernstes von Kid (!) verarzten lassen, da sich Killer schlichtweg weigerte... Der rothaarige Bastard war extra grob... Zumindest redete ich mir das ein, um mich davon abzulenken, wie seine Finger eine heiße Spur auf meiner Haut hinterließen.
 

Am darauffolgenden Tag hatten wir seit Langem mal wieder einen unerfreulichen Besuch von der Marine. Und obwohl ich mich mittlerweile doch recht gut verteidigen konnte, wurde ich - mal wieder - von Kid und Killer flankiert. Wie ich es hasste, von den beiden nur als kleines schwaches Mädchen abgestempelt zu werden... Dass sie das im Grunde hauptsächlich deswegen taten, damit die Marine nicht auf mich aufmerksam wurde und mein Leben hier noch schwerer als ohnehin schon machte, war mir zu diesem Zeitpunkt keineswegs bewusst... Als wir gerade bei den "Aufräumarbeiten" waren - aufmüpfige Marinesoldaten vom Schiff schmeißen - griff einer von den Weißhemden nach meinem linken Arm.

"Mädel, du musst fliehen! Diese Piraten sind gefährlich!" ich drehte mich kurz um und sah über meine Schulter. Kid und Killer waren anderweitig beschäftigt. Also beugte ich mich zu ihm runter.

"Ich bin hier, weil ich keine andere Wahl habe. Und - ich bitte um Verzeihung aber - ich muss Sie leider von Bord schicken. Hätten Sie dann die Freundlichkeit meinen Arm loszulassen?" Keine Ahnung woher die Kälte in meiner Stimme kam - vielleicht nervte es mich auch einfach, dass er meine Klamotten mit Blut beschmierte - oder ich war einfach zu lang bei den Piraten... Jedenfalls griff ich nach seinem Kragen und schliff ihn zur Rehling. Der Typ krallte sich noch immer an meinen linken Arm und baumelte kurz danach über dem Wasser.

"Du... du musst das nicht tun... man hat immer eine Wahl!" krächzte der Soldat. Seine Hand glitt von meinem Arm über meine Hand und rutschte ins Leere. Ich sah noch, wie sein Kopf wieder über Wasser auftauchte und sein Blick verständnislos zu mir huschte, bevor er davonschwam. Natoll, jetzt musste ich erst einmal den Dreck wieder von mir abwaschen... und meine Klamotten ebenfalls.
 

Zwei weitere Tage verflogen, bevor wir eine kleine unbewohnte Insel erreichten. Neugierig, wie ich nun mal war, sprang ich von Bord, ein Buch über Kräuter und Pflanzen mit in meinem Rucksack. Ich wollte diese Welt unbedingt kennen lernen, die ich sonst nur aus meinen Mangas kannte.

"Katory, warte. Wir kommen mit." hielt mich Killer auf und sprang zusammen mit seinem Käptn ebenfalls von Bord. Hatte ich den Teufel also schon wieder an der Backe... Er hätte sich wenigstens noch die Zeit nehmen können, um sich was drüber zu ziehen... Aber nein! Ein Eustass Kid zieht es lieber vor, mit blankem Oberkörper durch den Dschungel zu spazieren, damit die kleinen Schweißperlen besonders hübsch auf seiner Haut glitzerten. Er war wirklich heiß... Nein, ihm... IHM war wirklich heiß! Und mein Hirn wurde weich... Ich schalt mich selbst- nun schmachtete ich schon den rothaarigen an, soweit kam's noch! Vielleicht wurde ich ihn ja wieder los?

"Warum kommt Eustass überhaupt mit? Hier gibt es nur Wald - nichts, was zu zerstören sich lohnen würde." wandte ich mich an den blonden Vizen. Kid, der mich garantiert gehört hatte, stapfte nur wortlos an uns vorbei. Killer beugte sich leicht in meine Richtung und flüsterte dann:

" Er denkt, du könntest Geleitschutz gebrauchen. Es war seine Idee." Kid spielte freiwillig meinen Babysitter? Ich war im falschen Film. Also würde ich ihn vorerst nicht wieder loswerden... Ich warf noch einen schnellen Blick zurück zum Schiff, wo Heat gerade dabei war, ins Krähennest zu kriechen. Er und Wire mussten demnach wohl auf das Schiff aufpassen. Wir wanderten gemütlich durch den gigantischen Wald und ich war mehr als froh, mir eine lange Hose angezogen zu haben, trotz der Temperaturen. Denn die tollsten Heilkräuter befanden sich grundsätzlich inmitten von irgendwelchen Dorngewächsen. Meine Arme hatten dagegen leider trotzdem einige Kratzspuren abbekommen, da ich nur ein Tanktop trug. Aber was tat Frau nicht alles, um an das zu kommen, was sie wollte? Das tat meiner stetig besser werdenden Laune allerdings keinen Abbruch. Meine Errungenschaften konnten sich durchaus sehen lassen, mein Rucksack quoll nach nur 3 Stunden bereits über. Ob ich meine zwei Begleiter dazu bewegen konnte, auch ein paar Kräuter einzustecken? Oder wenigstens das Buch zu tragen, dass doch einigen Platz wegnahm in meinem viel zu kleinen Rucksack? Ich starrte, völlig in meinen Gedanken versunken, auf Kids breites Kreuz - dem würde das kleine Buch doch nichts ausmachen... Abrupt blieb er stehen und funkelte mich über seine Schulter hinweg mit seinen roten Augen an.

"Wag es ja nicht, auch nur daran zu denken, Kat!" knurrte er mich an.

"Woran denn?" fragte ich unschuldig.

"Das weißt du ganz genau - trag deinen Kram gefälligst allein!" ich verdrehte die Augen. Als ob ich es geahnt hätte...

"Das hab ich genau gesehen!" Achwas, wirklich?! Ich streckte ihm die Zunge raus - ich hoffte, das hatte er auch gesehen! Dieser Kotzbrocken. Ich bekam die gleiche Geste als Antwort.

"Ihr zwei seid echt kindisch... nehmt euch doch einfach ein Zimmer!" brummte Killer und sofort blieben Kid und ich stehen, starrten fassungslos auf den Vizen. Der blieb einige Schritte später dann auch stehen, zuckte nur mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf.

"Ihr benehmt euch schlimmer, als ein altes Ehepaar! Was euch beiden fehlt, ist eindeutig -..." wir ließen es ihn nicht aussprechen.

"ABER GANZ SICHER NICHT MIT DEM/ DER!!!" knallten wir ihm unisono entgegen und zeigten mit dem Finger auf den jeweils anderen.

"Nein, natürlich nicht..." er kicherte kurz - fühlt sich wohl verdammt sicher hinter seiner Maske! Und dabei dachte ich, er wäre auf meiner Seite... Ich sah von Killer wieder zu Kid, der mich anscheinend sehr interessiert zu mustern schien. Ich legte den Kopf schief.

"Eustass..." zischte ich böse. Er blinzelte zweimal und grinste mich dann schief an.

"Hör auf damit!"

"Ich mach doch gar nichts." meine Hand zuckte zu meinen Messern, doch er hob nur seinen Zeigefinger und schnalzte mit der Zunge.

"Na na na, Kat. Das würde ich mir an deiner Stelle noch einmal gründlich überlegen." leicht zog er das Metall an und ich war gezwungen, einen Schritt vorwärts zu machen... noch einen... und noch einen, bis ich direkt vor ihm stand. Wie gern ich ihm dieses überhebliche Grinsen aus seinem Gesicht wischen würde - er war so ein Oberarsch!

"Meine Güte, könnt ihr nicht einen einzigen Tag nett zueinander sein und euch verhalten, wie zwei erwachsene Menschen?" stöhnte Killer. Ich biss mir auf die Lippe, bevor mir ein weiterer Kommentar über diese rutschte. Eustass drehte seinen Kopf weg, betrachtete mich aber noch immer aus seinen Augenwinkeln - die Blicke spürte ich mehr als deutlich!

"Lasst uns einfach wieder zum Schiff zurückgehen..." beschloss der Vize dann und wir trotteten hinter ihm her.

Der Rückweg war echt mühselig - war der Hinweg auch schon so anstrengend gewesen? Dazu herrschte in dem dichten Wald mittlerweile eine drückende Hitze, selbst die Vögel waren verstummt. Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht- sobald wir zurück waren, würde ich zuerst duschen gehen! Danach hätte ich noch genug Zeit, mich um meine Kräuter zu kümmern. Plötzlich tauchte eine Hand vor meinem Gesichtsfeld auf. Ich blickte verwirrt zu Eustass.

"Was ist?"

"Gib schon her... ich kann den Rucksack tragen... ist ja nicht mit anzusehen..." er sah sturr in eine andere Richtung als er das sagte. War ihm das etwa peinlich? Ich war zu erschöpft um darüber nachzudenken, händigte ihm einfach meine Tasche aus.

"Danke..."

"Jaja..." brummte er nur. Er konnte ja doch nett sein.

Einige Minuten später erregte ein rotes Leuchten meine Aufmerksamkeit. Als ich näher ranging, entdeckte ich etwas, das meinen heimischen Walderdbeeren nicht ganz unähnlich sah - nur waren diese Früchte etwa handtellergroß.

"Kann man die essen?" unsere Gruppe hatte angehalten und Killer warf einen Blick über meine Schulter.

"Jap, kann man." ich freute mich sehr darüber und pflückte schnell ein paar der Früchte. Sie sahen wirklich hübsch aus mit ihren lustigen Wirbelmustern - eine war besonders hübsch, sie glänzte auch viel mehr als die anderen - die würde ich mir bis zum Schluss aufheben. Fröhlich sprang ich auf und ging weiter, biss dabei genüsslich in die erste Frucht. Sie hatte einen süß-sauren, leicht herben Geschmack. Daraus hätte man sicher auch einen prima Kuchen backen können... Lecker... mir lief geradezu das Wasser im Mund zusammen, als....

"Bah! Die war anscheinend noch nicht ganz reif... eklig..." ich musste zwei Mal schlucken um den Bissen richtig herunterzuwürgen, als sich Killer und Kid geschockt zu mir umdrehten und mit Entsetzen die angebissene Frucht in meiner Hand betrachteten. Killer war mit zwei langen Schritten bei mir, packte mich an den Schultern und schüttelte mich kräftig durch - waaaaaah ich kotz gleich!

"Katory, spuck das sofort wieder aus! Das ist eine Teufelsfrucht!" Ups...

"Spuck! Sie! Wieder! Aus!" in meinem Kopf drehte sich bereits alles, weil er noch immer nicht von mir abließ.

"Lass gut sein, Killer. Es ist bereits zu spät..." stellte Kid resignierend fest. Er ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen und betrachtete mich eingehend.

"Und was jetzt" fragte der Vize.

"Wir warten ab, was passiert - früher oder später wird sich schon zeigen, von was für einer Frucht sie genascht hat." auf Kids Aussage hin betrachtete ich meine Hände - hatte ich wirklich eine Teufelsfrucht gegessen? Dann traf mich etwas Hartes an meiner Wange und hinterließ eine kleine blutende Schramme.

"AU! Eustass, du Arsch, was sollte das!"

"Ein Test." antwortete er gelassen.

"Also keine Logia..." stellte Killer fest, der sich nun neben seinen Käptn platzierte.

"Vielleicht eine Zoan - ein Schweif und Katzenohren würden ihr ganz gut stehen, findest du nicht auch, Killer?" Kid grinste seinen Vizen breit an, dessen Schultern ebenfalls belustigt zuckten. Hallo? Wurde ich vielleicht auch noch gefragt, ob mir das passen würde? Naja, im Grunde war es ja eh schon zu spät... Ich ließ meine Schultern hängen.

"Ihr seid echt doof..." damit setzte ich meinen Weg zurück zum Schiff fort. Warum sollte ich mich über die Kommentare der beiden auch aufregen? Ich war ja selbst Schuld an dem Schlamassel. Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt? Ich konnte es nicht leugnen, ich spürte die Veränderung in meinem Körper bereits. Ich würde also nie wieder schwimmen können... Wie sollte ich das nur erklären, wenn ich wieder zu hause war? Und ging das jetzt überhaupt noch? War ich nicht schon längst viel zu tief in diese Welt eingetaucht? Würde ich nun für immer hier bleiben müssen? Was sollte ich jetzt nur tun?
 

Als ich auf das Schiff zurückkehrte, wurde ich von Heat und Wire fröhlich begrüßt.

"Yo, Katory, Käptn, Killer." rief der blauhaarige. Erschrocken fuhr ich zusammen und riskierte einen kurzen Blick über meine Schulter. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die beiden mir nachgekommen waren - wobei es eigentlich nur logisch war. Die zwei konnten nichts für meine Dummheit - meine aufbrodelnde Wut galt einzig und allein mir. Wortlos begab ich mich an Deck, ließ Heat und Wire mit fragendem Gesichtsausdruck stehen und kletterte ins Krähennest. Hier oben war so wenig Platz, da würden sie mir sicher nicht alle versuchen, hinterherzukraucheln. Duschen konnte ich auch später noch... jetzt brauchte ich erst einmal einen klaren Kopf - und einen Plan... Die frische Seeluft umspielte mich, ließ mein blondes Haar zu ihrer leise wispernden Melodie tanzen und meine Gedanken kurz vergessen. Der kurze Hauch von Freiheit wurde durch eine näherkommende aufgewühlte Aura vertrieben.

"Lass mich bitte in Ruhe, Eustass..."

"Dein Haki hat sich gut entwickelt in der kurzen Zeit." Ja, ignorier meine Bitte ruhig! Er ließ sich neben mir - direkt (!) neben mir - nieder aber ich wollte ihn nicht ansehen, noch nicht einmal in meiner Nähe haben. Also blieb ich stumm und auch er gab vorerst keinen Laut von sich. Ich zog meine Beine an meinen Körper, umschlang diese mit meinen Armen und bettete meinen Kopf auf meine Knie.
 

Ich wusste nicht, wie lang wir so schweigend einfach nur dasaßen aber irgendwann begann ich zu frösteln. Die Abendsonne spendete kaum noch Wärme und würde bald untergehen. Und ich hatte noch immer diese dreckigen, verschwitzen Klamotten an. Es wäre ein Wunder, wenn das spurlos an mir vorbeigehen würde... Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf meinen Schultern und Wärme. Überrascht sah ich auf. Eustass hatte mir seinen Mantel umgelegt - er musste ihn sich geholt haben, bevor er zu mir hochkam.

"Wehe, du sagst etwas!" knurrte er. Diese freundliche, fürsorgliche Ader kannte ich ja noch gar nicht.

"Danke..." flüsterte ich kaum hörbar. Er seufzte und fuhr sich durchs Haar.

"Ach, verdammt, was soll's... Komm her, Kleines." Was...?! Er zog mich zu sich ran in eine Umarmung, sodass meine Wange an seinem freien Oberkörper lehnte. Wieso strahlte er eigentlich so eine enorme Hitze aus? Aber momentan tat es mir verdammt gut. Und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich mit einem Mal geborgen - so hatte mich schon lang niemand mehr festgehalten...

"Mach dir nicht solche Sorgen, Kat. Wir finden schon einen Weg, dich in deine Welt zurückzubringen." Konnte man mir meine Gedanken so deutlich vom Gesicht ablesen?

"Und wenn es nicht mehr geht, weil ich in meiner Dummheit ausgerechnet eine Teufelsfrucht essen musste?"

"Zuerst einmal: du bist NICHT dumm! Und dann... bleibst du einfach hier bei mir... UNS!" korrigierte er sich schnell.

"Oder findest du uns so abstoßend, dass du ganz schnell wieder wegwillst?" zweifelnd sah er mich an. Ich schüttelte den Kopf.

"Ich mag diesen verrückten Haufen von Chaoten irgendwie... ehrlich gesagt, finde ich es sogar mittlerweile recht schön hier..." auch wenn ich Eustass in regelmäßigen Abständen an die Gurgel springen könnte - aber das verschwieg ich gerade besser. Immerhin war er gerade ziemlich nett zu mir, das musste sich ja nicht gleich wieder ändern.

"Wirklich?" er freute sich ehrlich darüber.

"Ja. Auch wenn du ein ziemlicher Kotzbrocken sein kannst, Eustass." danke Hirn, dass du dich so gut mit meiner spitzen Zunge abgesprochen hast! Ein kehliges Lachen kam vom Rothaarigen. Hatte ich ihn etwa nicht verärgert?

"Es soll ja niemand auf den abwägigen Gedanken kommen, ich könnte nett sein." zu spät... Ich sah zu ihm auf. Es war also doch mehr Schein als Sein.

"Und warum bist du es dann jetzt?" er sah mich unverwandt aus seinen rot-goldenen Augen an.

"Weil es so aussah, als könntest du einen Freund gebrauchen." Meine Kinnlade klappte runter. Ich war völlig sprachlos. Ich hatte schon so lang keinen guten Freund mehr gehabt, bei dem ich mich ausheulen konnte. Also hatte ich immer nur alles in mich hineingefressen und Mauern gebaut. Dann schüttelte ich leicht den Kopf und sah woanders hin.

"Hör schon auf, Eustass... sonst will ich am Ende gar nicht mehr zurück in mein altes Leben..."

"Ich wiederhol es gern für dich: Dann bleibst du eben hier!" ich konnte spüren, wie er mich musterte.

"Gibt es denn niemanden, der dich vermisst oder sich Sorgen macht, wenn du so lang wegbleibst?" mein Blick sank auf meine Knie und ich blieb ihm die Antwort schuldig, lehnte meinen Kopf stattdessen an seine Brust.

"Was ist mit deiner Familie?" hakte er vorsichtig nach. Ich biss mir auf die Lippe. Das war nun wirklich keins der Themen über die ich gern sprach.

"Ich habe keine Familie mehr..." presste ich mühsam hervor. Ich ahnte, dass er weiterfragen würde. Soweit reichte sein Feingefühl eben einfach nicht.

"Darf ich fragen, was passiert ist?" Eigentlich nicht... ich hatte jenen verhängnisvollen Tag sorgsam in eine dunkle Ecke meines Herzens verbannt und mit niemandem darüber gesprochen. Niemals. Nicht einmal mit Raik.

"Du musst es nicht sagen, wenn du nicht willst..." gedankenverloren strich er mir über meinen Arm und starrte in die Ferne. Ich sah kurz auf. Wollte ich wirklich weiter schweigen? Meine innere Stimme mahnte mich zur Vorsicht aber mein krankes Herz sehnte sich so sehr nach einem verständnisvollen Zuhörer.

"Es war ein Unfall..." etwas überrascht sah er mich nun wieder an. Unsere Blicke trafen sich und schnell blickte ich wieder auf meine Knie. Ich würde diesem intensiven Blick nicht standhalten können und mit Sicherheit anfangen zu heulen, wenn ich ihn weiter ansah...

"Es geschah vor 6 Jahren. Wir wollten eigentlich alle zusammen in den Urlaub fliegen. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut. Durch meine Ausbildung zur Krankenschwester hatte ich nur noch wenig Zeit mit meiner Familie verbringen können. Aber wie das dann so ist... ich kann einfach nicht nein sagen... und so musste ich Doppelschichten schieben, da einige Kollegen krank geworden waren. Ich rief meinen Vater an und sagte ihm, ich würde den Flieger am darauffolgenden Tag nehmen und nachkommen..." ich musste kurz in mich gehen, als ich diesen schrecklichen Tag Revue passieren ließ. Ich schluckte den Kloß herunter und fuhr fort.

"Am Abend dann erreichte mich ein Anruf... Die Maschine, in der meine Familie auch gewesen war, war abgestürzt.... menschliches Versagen konnte nicht ausgeschlossen werden... es gab keine Überlebenden..." Kid zog mich stärker in seine Umarmung und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. Es tat noch immer so unendlich weh. Er sagte nichts. Es gab ohnehin keine Worte des Trostes für mich. Weder heute noch damals.

Ich schniefte einmal, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte weiterzuerzählen. Meine Stimme zitterte gefährlich.

"Ich hatte kurz darauf meine Ausbildung abgeschlossen. Aber ich konnte nicht in der Stadt bleiben, in der ich aufgewachsen war. Zu viele Erinnerungen... Also ließ ich alles hinter mir und versuchte, von vorn zu beginnen. Ich fand eine neue Anstellung in einem riesigen Krankenhaus, in dem ich auch heute noch arbeite... Aber der Schmerz blieb und um mich abzulenken, arbeitete ich extra viel und verbrachte so wenig Zeit wie möglich allein zu haus. Allerdings erschwerte das natürlich die Suche nach neuen Freunden... somit blieb ich allein. Bis ich Raik kennen lernte. Er arbeitet ebenfalls im Krankenhaus. Er war... sehr freundlich. Es blieb natürlich nicht bei einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Arbeitskollegen, sondern wurde schnell mehr. Und bis zum Vortag, als wir uns begegneten, dachte ich wirklich, es wäre alles in Ordnung..." ich biss mir auf die Unterlippe. Hatte ich mich doch soeben verraten, dass ich im Grunde nicht mehr vergeben war. Ich war mir sicher, Kid konnte zwischen den Zeilen lesen.

"Er hat dich sitzen lassen..." kam es leise von ihm.

"Betrogen... mehrfach... und ich dumme Kuh habe es nicht einmal bemerkt... bis ich ihn dann mit diesem Flittchen in unserer gemeinsamen Wohnung erwischt hatte..."

"Du solltest an diesen Trottel wirklich keine Träne verschwenden. Und dich schon gar nicht als dumm beschimpfen. Menschen sind grausam. Wenn sie einen anderen täuschen wollen, dann schaffen sie es auch. Wenn dieser Idiot nicht bemerkt hat, was er an dir hatte, dann ist er nur ein bedauernswerter Arsch ohne Augen im Kopf und hat dich in keinster Weise verdient." überrascht sah ich ihn an.

"Wer bist du und was hast du mit Eustass gemacht?" entwich es mir. Er lachte laut auf.

"Wenn du den gutaussehenden, leicht cholerischen Käptn dieses Kahns meinst - den hab ich kalt duschen geschickt." Leicht? Naja... Gutaussehend... schon eher... Nein, halt!

"Ohne die kratzbürstige Krankenschwester? Sowas..." schnell schlug ich mir meine Hand vor den Mund. Sein durchdringender Blick ließ mir die Röte ins Gesicht schießen. Seine roten Augen wurden dunkel wie Bernstein und bekamen einen undefinierbaren Glanz.

"Du würdest also mit mir duschen gehen?" SCHEIßE! Seine tiefe Stimme jagte mir unzählige Schauer über den Rücken.

"So w-w-w-war das n-n-n-nicht gemeint..."

"Nein?" Oh Gott! Der Kerl machte mich noch wahnsinnig! War ja klar, dass mir so etwas Bescheuertes rausrutschen musste, nachdem er plötzlich so zutraulich und handzahm war. Wie sollte ich da nur wieder raus kommen?

"Weißt du eigentlich, dass du echt süß bist, wenn du rot wirst." er grinste wieder breit.

"Musst du nicht dein cholerisches Ego aus der Dusche holen?" brummte ich nun.

"Das war mein Ernst, Kat." seine Stimme war jetzt ruhig und sein Blick ruhte auf mir. Behutsam strich er mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht hinter's Ohr. Diese kurze Berührung ließ meinen Atem stocken und mein Herz stolpern. Was geschah hier gerade!? Ich war gefangen in seinen Augen, konnte meinen Blick nicht abwenden. Täuschte ich mich oder war er mir näher gekommen? Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust.

"HEAT, DU VERFRESSENER ZOMBIE! NIMM DEINE GRIFFEL VON MEINEM MITTERNACHTSMAHL ODER ICH SPIEß DICH AUF!!!" Sofort verschwand die Spannung zwischen uns. Kids Blick verfinsterte sich, als er sich erhob und mich mit zog.

"SCHNAUZE, WIRE! DU STÖRST DIE RUHE AUF MEINEM SCHIFF!!! UND DU SIEH ZU, DASS DU UNTER DECK KOMMST, HEAT ODER ICH VERARBEITE DICH ZU HAIFISCHFUTTER!" da war er ja wieder der aufbrausende cholerische Käptn. Ich musste kurz schmunzeln. Schnell wuselte Heat unter Deck - keinesfalls wollte er seinen Kapitän noch wütender machen. Wire dagegen lehnte sich gegen den Mast und wartete, bis wir runterkamen, damit er seinen Posten beziehen konnte. Als wir unten waren, sah er mich kurz fragend an - ich hatte ja noch immer Kids Mantel und zudem hatte der rothaarige seinen Arm um meine Schulter gelegt und zog mich mit sich in seine Kajüte. Erst als die Tür hinter uns zufiel, nahm er seinen Arm weg und ging direkt zum Bad. In der Tür drehte er sich allerdings noch einmal mit anzüglichem Grinsen zu mir um.

"Ich geh duschen - willst du mitkommen?" Ich glaubte, mich verhört zu haben. Ich ging kurz in mich, um nicht in die Luft zu gehen. Ich wollte schon noch duschen... aber vorzugsweise VOR und nicht MIT ihm. Also tat ich etwas, wozu ich mir unter normalen Umständen erst hätte Mut antrinken müssen... VIEL Mut... Langsam schritt ich durch den Raum auf ihn zu, ließ dabei seinen Mantel elegant von meinen Schultern zu Boden gleiten. Als ich bei ihm war, strich ich mit meinen Fingerkuppen über sein Oberkörper und seine fein definierten Muskeln. Er bemerkte gar nicht, dass ich ihn dazu brachte, mit mir die Plätze zu tauschen, sodass er nun wieder im Raum und ich im Bad stand.

"Mein lieber Eustass..." schnurrte ich und vernahm, wie er hörbar die Luft einsog - das ließ ihn anscheinend nicht gänzlich kalt. Mit einem Augenaufschlag, der hollywoodreif war, sah ich zu ihm hoch.

"... ich bin mir sicher, du kannst es kaum erwarten, mir deinen durchtrainierten Körper zu zeigen..." er wollte schon nach meinem Arm greifen, als ich weitersprach.

"... aber um mich unter die Dusche zu bekommen MIT dir, bedarf es einiges an Alkoholeinfluss - also nein!" ich stieß ihn etwas von der Tür zurück und schloss diese vor seiner Nase. Mit einem lauten Seufzer ließ er sich gegen die Tür gelehnt zu Boden sinken.

"Mach das nie wieder, Kat! Sonst entriegel ich beim nächsten Mal die Tür und leg dich über's Knie!" kam es gedämpft knurrend mit vorwurfsvoller Stimme von der anderen Seite der Tür. Hatte ich ihn ernsthaft mit dieser kleinen Geste derart erregt?

"Wie gesagt, es wird nicht wieder vorkommen, solange du nicht auf die Idee kommst, mich abzufüllen." damit stellte ich das Wasser an.

Schmetterlinge der Freiheit

5. Kapitel: Schmetterlinge der Freiheit (Kid) :
 

Was war nur in mich gefahren? Sie brachte mich dazu, die absurdesten Dinge zu tun... Ich hatte ihr meinen Mantel geliehen - meinen Mantel! Den durfte niemand (!) auch nur schief ansehen, geschweige denn berühren! Es war nur ein kurzer Moment der Schwäche... der mittlerweile schon den ganzen Abend andauerte... Warum war ich überhaupt zu ihr ins Krähennest gekrochen gekommen? Achja! Ich wollte versuchen, etwas über ihre neu gewonnen Kräfte herauszufinden - dieses Unterfangen scheiterte allerdings sofort, als ich sah, wie fertig sie war. Ich konnte das einfach nicht mit ansehen. Sonst interessierte es mich herzlich wenig, ob jemand mental am Ende war - nur bei ihr ließ es mich nicht im Geringsten kalt. Ich wollte wissen, was in ihr vorging, wollte ihr helfen, für sie da sein - ein Freund sein.

So sentimentale Gefühle hatte ich noch nie! Killer wird mir das sicher noch vorhalten... Dabei wusste gerade er, dass ich durchaus ein guter Freund und Zuhörer sein konnte.

Ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren.

Als wir vor zwei Tagen von der Marine angegriffen wurden, musste sie ihren Verlobungsring verloren haben - es war ihr bis heute nicht aufgefallen. Ich hatte sie auch nicht weiter darauf angesprochen aber als sie mir heut Abend einen Einblick in ihr chaotisches und von Schicksalsschlägen gezeichnetes Leben gab, wurde mir auch klar, warum; sie hatte mit diesem Idioten längst abgeschlossen, dementsprechend egal schien es ihr zu sein. Was mich aber endgültig aus der Bahn warf, war ihre letzte Aktion. Ich war ja schon leicht stutzig geworden, als sie ihre kratzbürstige Krankenschwester zu meinem cholerisches Ego unter die Dusche schicken wollte - die zwei hätten sicher eine Menge Spaß gehabt - aber als sie dann wirklich zu mir kam, mit diesem Blick... ich konnte ihre kalten Fingerspitzen noch immer auf meiner Brust spüren, wo sie ein elektrisierendes Kribbeln hinterlassen hatten. Diese Frau würde mich noch um den Verstand bringen...
 

Meine Gedanken wurden allerdings jeh unterbrochen, als die Badezimmertür, an der ich noch immer angelehnt saß, aufgerissen wurde und ich rücklinks nach hinten kippte - genau vor Katorys Füße, Blick nach oben (!) gerichtet. Leider trug sie seit ihrer Shoppingtour Anfang der Woche neben meinem TShirt auch eine kurze Hose - warum hatte sie das eigentlich noch immer? - somit blieben mir interessantere Aussichten verwehrt.

"Suchst du da unten was Bestimmtes oder liegst du mir nur einfach so zu Füßen, Eustass?"

"Warum so ruhig? Solltest du nicht toben vor Wut?" fragte ich ungläubig. Sie fing an zu grinsen, stieg über mich drüber und steuerte auf's Bett zu.

"Sollte ich das? Es gab ja doch nichts für dich zu sehen." antwortete sie gelassen. Irgendwie wurde sie mir gerade unheimlich.

"Wer bist du und was hast du mit Kat gemacht?" ein melodisches Lachen erklang.

"Mit mir ist alles in bester Ordnung - und was ist mit dir?" sie warf mir einen Blick zu, der mich daran erinnerte, dass ich heute eindeutig zu lange zu nett zu ihr war.

"... ich geh duschen..." gesagt, getan.
 

Als ich fertig war, lag sie bäuchlinks auf dem Bett, die Nase tief in einen dicken Wälzer gesteckt.

"Was liest du da?" ich reckte meinen Kopf in ihre Richtung.

"Ein Buch über Schmerzpunkte, diverse Massagetechnicken und..." sie klappte das Buch kurz zu um den Deckel zu lesen.

"Druckpunkte des menschlichen Körpers - Grundwissen." las sie laut vor. Bitte was?

"Im Grunde geht es um verschiedene Technicken, Schmerzen zu lindern - allerdings steht hier auch drin, wo man drücken muss, damit es richtig schön weh tut, hihi." ihr diabolisches Grinsen gefiel mir.

"Und das bringt dir genau - was?" strahlend sah sie mich nun an.

"Vorteile für mich im Kampf. Killer erinnerte mich vor Kurzem daran, dass ich als Frau ja leider haushoch unterlegen bin - also muss ich mir etwas einfallen lassen. Ich kann mich nicht nur auf euch zwei und meine 5 Messer verlassen. Ich will nicht mehr wehrlos sein..." sie strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

"Neben den offensichtlichen Schwachpunkten, wie Leber, Niere und Milz - oder notfalls auch einen gezielten Tritt zwischen die Beine - ..." das tat schon beim Zuhören weh!

"... gibt es noch dutzende andere empfindliche Punkte, an denen ein gut platziertes Messer eine Menge Schaden anrichten kann."

"Interessant. Aber das braucht doch sicher einiges an Zeit und Training, diese Punkte überhaupt zu finden oder?" ich setzte mich zu ihr auf's Bett und hörte ihr weiter intressiert zu.

"Nicht wirklich... durch meine Ausbildung hab ich ganz gute Kenntnisse über die menschliche Anatomie - eigentlich muss ich nur richtig treffen, sprich, Zielübungen machen."

"Und was ist mit deinen Teufelskräften? Vielleicht brauchst du dieses Wissen ja gar nicht."

"Ich weiß ja noch nicht einmal, was das überhaupt für Kräfte sind... bei meinem Glück verwandel ich mich wirklich in eine zahme Hauskatze mit stumpfen Krallen..."

"Es gibt keine unnützen Teufelskräfte, Kat. Du hast Angst, das ist ganz normal. Aber du wirst schon damit klar kommen - wir helfen dir ja - aber du musst es zulassen." sie schlug das Buch zu und setzte sich im Schneidersitz mir gegenüber, ihre grauen Augen fixierten mich.

"Ich wollte diese Kräfte nie, Eustass. Ich gehöre nicht in diese Welt und darum ist es einfach nur falsch. Ich spüre sie in mir, wie sie versucht, aus mir herauszubrechen, wie ein Sturm. Aber ich habe Angst... viel zu große Angst davor, danach nicht mehr ich zu sein. Was ist, wenn diese unglaubliche Macht einen völlig anderen Menschen aus mir macht?"

"Wäre das denn so schlecht?"

"Ich habe Angst, meine Persönlichkeit zu verlieren, Eustass! Das, was mich ausmacht!" ihre Stimme klang verzweifelt und ein bisschen vorwurfsvoll.

"Du wirst deinen starrsinnigen Charakter schon nicht verlieren, keine Sorge, Kat."

"Als ob mein Sturschädel das einzige ist, was mich ausmacht..." schnaubte sie.

"Stimmt... du bist außerdem eine verfluchte Frühaufsteherin, eine verdammte Kratzbürste, eine mieserable Kämpferin und... ähm... bestimmt auch eine schlechte Liebhaberin- sonst wärest du nicht Single." ein Kissen flog haarscharf an meinem Kopf vorbei.

"Schnauze, Eustass! Du kennst mich doch gar nicht! So etwas kannst du doch überhaupt nicht beurteilen!" ich schnappte mir das Kissen und warf es zu ihr zurück, welches sie geschickt auffing.

"Dann erzähl mir was über dich." mit offenem Mund und geweiteten Augen saß sie da - damit hatte sie nicht gerechnet. Zufrieden grinsend lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Ja, ich wollte sie wirklich besser kennen lernen. Sie drehte ihren Kopf weg und senkte die Stimme.

"Als ob dich das wirklich interessieren würde..." Waaaaaah! Warum schmolz ich wie Butter in der Sonne, wenn sie so traurig guckte!?

"Warum sollte es das nicht? Ein bisschen was hast du mir ja heute schon verraten." sie zuckte kurz zusammen. Dacht ich mir schon fast, dass sie dieses Thema nicht gern anschnitt. Ich wollte sie wieder ein bisschen aufheitern...

"Und dann wären da noch einige Dinge, die mir so aufgefallen sind, seit du bei uns bist." ihr Kopf hob sich langsam wieder. Sie wurde aufmerksam. Schmunzelnd fuhr ich fort.

"Du bist neugierig, klug, wissbegierig, fleißig und lernst schnell. Du bist eine ebenso gute wie geschickte Krankenschwester und Ärztin - wobei du dir letzteres eigentlich erst aneignest und wir so etwas wie deine Versuchskaninchen sind." ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

"Du bist freundlich, ehrlich und hilfsbereit. Wenn du nicht gerade von Killer gequält wirst, steckst du deine Nase in Bücher oder stehst in der Kombüse." verlegen fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken.

"Ich will euch nicht zur Last fallen und mich eben auch ein wenig nützlich machen..." warf sie leise ein.

"Und du hast eine Höllenangst davor, verletzt zu werden... darum verschließt du dich und lässt niemanden an dich heran." ihr Lächeln wurde traurig.

"Und warum versuchst du dann trotzdem, etwas über mich in Erfahrung zu bringen, Eustass?"

"Gute Frage..." ich überlegte kurz. Mir fielen schon einige plausible Gründe ein - aber keinen davon würde ich ihr offenbaren!

"Ich sag's dir, wenn ich's weiß." immerhin kicherte sie jetzt wieder.

"Manchmal bist du echt komisch. Also gut - was willst du wissen, Eustass Captain Kid?" ihre grauen Augen begannen zu leuchten. Gott, ich stand total drauf, wenn sie meinen Namen so aussprach... Oh, mir brannte da etwas ganz bestimmtes unter den Nägeln - aber vielleicht sollte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen... Also erstmal langsam vorantasten.

"Was ist deine Lieblingsfarbe?"

"Ernsthaft?" sie lachte laut los.

"Ja, ernsthaft - oder soll ich dich lieber nach deiner Lieblingsstellung fragen?" stichelte ich. Sie knuffte mir in die Seite - das hieß wohl nein.

"Na schön - gelb." erwartungsvoll funkelten ihre Augen mich an.

"Ach, weißt du was, erzähl mir einfach was über dich." ich hasste diese Frage - Antwort - Spielchen. Sie zog grübelnd ihre Augenbrauen hoch.

"Puh... und was?"

"Keine Ahnung - irgendwas." sie lachte wieder.

"Du machst es mir aber auch nicht einfach... Mal überlegen... Also zum Beispiel hasse ich Hitze - diese unerträgliche, drückende Hitze, wie sie oft im Sommer herrscht. Mir ist der Frühling viel lieber, wenn das Leben wieder erwacht, die ersten Knospen beginnen zu blühen und der Wind sanft über die Wiesen und Felder weht." da konnte ich ihr nur zustimmend zunicken.

"Das klingt sicher voll bescheuert oder..." sie wurde leicht verlegen.

"Nein - ich geh da voll mit - Sommer ist scheiße!"

"Dabei bist du selbst ein lebendiger Hochofen! Neben dir bräuchte ich wahrscheinlich nicht einmal im Winter eine Decke." mein Grinsen wurde anzüglich.

"Eustass!" mahnend hob sie ihren Zeigefinger.

"Hab ich was gesagt?"

"Nein, aber gedacht - dein Grinsen war mehr als eindeutig!"

"Oh, mir ging nur gerade durch den Kopf, wie man sich sonst noch warm halten könnte, wenn meine Körperwärme alleine nicht mehr ausreicht."

"Also ganz ehrlich... es wird Zeit, dass wir wieder an eine bewohnte Insel kommen - du hast zu viele anzügliche Gedanken!" Als ob ich allein Schuld daran wäre...

"Find ich auch - dann könntest du dir vielleicht ein paar hochgeschlossene Kartoffelsäcke zum Anziehen zulegen, damit solche Gedanken nicht auch noch gefördert werden."

"Aber ich trag so gern Tanktops und Blusen..." und die standen ihr zweifellos auch verdammt gut - apropos knappe Klamotten...

"Ich will deine Tattoos sehen." überrascht über den plötzlichen Themenwechsel sah sie mich an. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet und ich konnte genau beobachten, wie sie mit sich rang, waren diese doch an sehr delikaten Stellen.

"Wann hast du sie bemerkt?" sie nestelte nervös am TShirt herum.

"Na als du den Stofffetzen anhattest, den Killer rausgesucht hatte - sonst weißt du sie ja verdammt gut zu verstecken... leider." ich grinste sie schief an. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte sie zaghaft den Kopf.

"Ich hätte es wissen müssen..." dann seufzte sie ergeben und raffte das TShirt und legte die Stelle über ihrem linken Beckenknochen frei. Unbewusste krabbelte ich näher zu ihr ran.

"Den hab ich mir als erstes stechen lassen. Ich hatte das Motiv durch Zufall entdeckt und mich sofort verguckt. Aber ich... ich wollte ihn nicht an so einer auffälligen Stelle..."

"Ich find, er sitzt da perfekt." mein Grinsen wurde breiter. Die schwarze Tinte zierte ihre helle Haut ungemein und das Motiv passte sehr gut zu ihr. Leider ließ sie den Stoff wieder fallen und verdeckte den Schmetterling wieder.

"Die zwei hier hab ich mir nach dem Unfall stechen lassen..." sie zog etwas an dem Oberteil und entblößte ihr linkes Schlüsselbein an dem die beiden Schmetterlinge entlang flogen. Unter dem Gesichtspunkt wirkte das Motiv beinahe sehnsüchtig. Und dann entzog sie es meinem Blick wieder, atmete einmal tief durch und zog das TShirt über ihren Kopf, nicht aber über ihre Arme - somit lag nur ihr Rücken frei. Sie legte sich wieder mit dem Bauch auf's Bett, vermutlich um nicht noch mehr nackte Haut zu zeigen - das war ihr sichtlich unangenehm. Ich ließ meinen Blick über ihren fast makellosen Rücken wandern.

"Auf dieses Motiv bin ich ehrlich gesagt besonders stolz - die Vorlage hatte ich selbst gezeichnet. Ich habe sie von derselben Frau stechen lassen, wie die Schmetterlinge." meine Finger strichen über das Motiv und ich konnte beobachten, wie sie eine leichte Gänsehaut bekam.

"Du zeichnest also auch?"

"Ab und an... wenn mir danach ist..."

"Es ist hübsch."

"Danke..." Ihr Rücken wurde von einer jungen Frau geziert, ihre Hand streckte sich zu Katorys Schulter, ihre Flügel, die natürlich die eines Schmetterlings waren, waren halb auseinandergefalten. Dieses Bild war so anmutig, wie grazil, trotz der spärlichen Bekleidung der Schmetterlingsfrau.

"Kat...?"

"Hm?"

"Warum Schmetterlinge?" ein langgezogener Seufzer entglitt ihr. Den Kopf auf ihre Arme bettend, schloss sie kurz die Augen, während ich die meinigen einfach nicht von ihrem Körper lösen konnte - ob sie es wohl bemerkte?

"Weißt du, Eustass, in meiner Welt gibt es keine Freiheit. Sie ist nichts weiter als ein schöner Traum. Flüchtig. Zerbrechlich. Und ohne Hoffnung auf Überleben... eben wie ein Schmetterling. Jedes Jahr zur selben Zeit kommen sie wieder, wächst die Sehnsucht bis sie am Ende des Sommers wieder zurück in die Leere verschwindet. Wir sind Marionetten, die nach der Pfeife irgendwelcher Flötenspieler tanzen, nur um unser Überleben zu sichern. Die vielen Gesetze sind natürlich dazu da, um ein friedliches Miteinander zu schaffen aber... seien wir doch mal ehrlich: Der Mensch ist ein territoriales Wesen. Er liebt seinen Besitz, sein Eigen, seine Familie - aber alles, was darüber hinaus geht, wird maximal geduldet aber vorzugsweise vertrieben. Es gibt dort keinen Platz mehr für Freiheit. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher..." als sie ihre Augen wieder öffnete und mich ansah, konnte ich genau diese Sehnsucht sehen.

"Und genau darum sind wir Piraten geworden. Für uns gibt es keinen Platz in der Gesellschaft. Darum haben wir das Meer als unsere Heimat gewählt."

"Ich habe diese Wahl leider nicht... sobald ich zurück bin, sitze ich wieder in meinem goldenen Käfig."

"Man hat immer eine Wahl - man muss nur den Mut haben, den gewählten Weg auch zu gehen. Du musst nicht zurück, wenn du nicht willst. Du hättest die Teufelskräfte nicht erhalten, wenn du nicht hierbleiben dürftest."

"Ich hab... eine Wahl?" aufmunternd nickte ich ihr zu. Ich war fest davon überzeugt, dass sie auch hierbleiben konnte - sonst hätte der Verzehr der Teufelsfrucht ihr Leben gefordert. Jetzt leuchteten ihre meergrauen Augen voller Freude auf.

"Dann würde ich gern die Freiheit wählen."
 


 

"Ich dachte, du wolltest deine Treffsicherheit trainieren, Kat!" höhnte ich zu ihr rüber. Atemlos, aber längst nicht am Ende ihrer Kräfte, stand die blonde in Kampfhaltung mir gegenüber.

"Dann sei nicht so unfair und lass deine Teufelskräfte aus dem Spiel, Eustass!" schimpfte sie.

"Du musst halt lernen, dir die Stärken deiner Gegener zu Nutze zu machen und ihre Schwächen finden - und das möglichst BEVOR du aus den Latschen kippst."

"Kid, übertreib's nicht. Sie kann doch kaum noch stehen..."

"Halt dich da raus, Killer! Ich bring das zu Ende! Ich kneife nicht!" Mutig war sie ja, das musste ich ihr neidlos zugestehen. Aber lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Ursprünglich wollte ich heute ihr Training übernehmen, um ihr aufzuzeigen, dass sie MIT Teufelskräften doch deutlich mehr im Vorteil war, als ohne. Aber mein sturer Wildfang wollte diese Kräfte einfach nicht loslassen. So viel Kontrolle hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

Immer wieder griff sie mich mit ihren Wurfmessern an, die ich natürlich mit Leichtigkeit abwehrte und postwendet zurückschickte - war ich nicht nett, sie nicht waffenlos dastehen zu lassen?! Sie setzte gerade zu einem neuen Versuch an, ihr Blick entschlossen auf mich fixiert. Ihr erstes Messer flog direkt auf mich zu. Mit einem Repelangriff schickte ich es ihr zurück, doch sie wich dem Messer gekonnt aus, zückte ihr zweites und drittes und warf sie kurz nacheinander in meine Richtung - was hatte sie vor? Gelangweilt parrierte ich auch diese beiden, bemerkte nicht, wie sie näher kam, als die Male zuvor. Ihr viertes Messer flog auf mich zu, welches kurz meine Aufmerksamkeit forderte, während sie einen halben Salto über mich machte und ich gerade noch ein überhebliches Grinsen erkannte, bevor ihre Finger sich grob in meine Schlüsselbeingrube bohrten. Der Schmerz, der mich durchfuhr, ließ mich in die Knie gehen, bevor sie ihr ganzes Gewicht gegen mich drückte und ich ganz zu Boden ging. Was zum...??? Geschickt platzierte sie sich auf mir, bohrte mit einem Finger noch immer in dem empfindlichen Punkt, sodass der Schmerz mein ganzes Denken einnahm und ich meine Teufelskräfte nicht einsetzen konnte, und hielt mir mit ihrer anderen Hand ihr letztes Messer an die Kehle. Wann genau war sie so gut geworden?

"Ich hab gewonnen." lachte sie triumphierend.

"Und weißt du auch wieso, Eustass?" ich brachte lediglich ein Knurren heraus - könnte sie wohl ihren Finger da wegnehmen!? Das tat scheiße weh!

"Weil ich meine Hausaufgaben gemacht habe und mich nicht nur auf irgendwelche Kräfte verlasse." ... und ich nichtmal mit halber Kraft gekämpft hatte... Damit löste sie endlich den Druck, sprang auf, als wäre nie etwas gewesen und reichte mir ihre Hand.

Allerdings war ich ein verdammt schlechter Verlierer... Als sie meine Hand ergriff, zog ich sie mit einem Ruck nach unten. Vor Schreck ließ sie ihre Waffe fallen und landete nur zwei Sekunden später bäuchlinks unter mir. Ihren Arm auf den Rücken gedreht - nicht zu fest, da ich ihr nicht wehtun wollte aber doch fest genug, dass sie keinen Fluchtversuch unternehmen würde - raunte ich ihr vergnügt ins Ohr.

"Könntest du das bitte noch einmal für mich wiederholen, Kat?" sie wurde rot vor Wut.

"Eustass! Ich warne dich nur einmal! Geh! Von! Mir! Runter!"

"Warte, lass mich kurz darüber nachdenken.... Hmmmmm.... Nein." fies grinsend sah ich zu ihr runter.

"EUSTASS!!!"

"Warst du nicht eben noch diejenige, die mich tadelte, ich solle mich nicht nur auf meine Teufelskraft verlassen? Also im Moment halte ich dich mit reiner Muskelkraft in Schach, Kleines."

"Grrrr...." Ohja, sie war so richtig sauer! Hoppla, wo kam denn dieser eisige Wind her?

"Kid, schau mal nach oben!" drang Killers Stimme warnend an mein Ohr. Was sollte ich da schon se- .... WAS zum Henker war DAS!? Direkt über uns rotierte bedrohlich ein Sturmauge - dabei war es überall sonst friedlich am Himmel - und je mehr Katory sich unter mir wandt, umso schneller schien es zu rotieren. Konnte es sein...? Meine Lippen formten ein breites Grinsen.

"Na also, geht doch!" ich verlagerte mein Gewicht und drehte meinen Wildfang auf den Rücken, damit auch sie sah, was sie angestellt hatte.

"Sieh hin, Kat. DAS ist deine Macht!" für einen kurzen Moment startte sie geschockt in den Himmel. Ich ließ sie aufstehen und beobachtete gebannt das folgende Schauspiel.

Sie streckte vorsichtig ihre Hände in den Himmel, bewegte sie ein wenig, was die Sturmwolken sich ebenfalls bewegen ließ. Neugierde packte sie - ich sah es an ihren Augen - und mutig bewegte sie ihre Hände zum Takt einer unbekannten Melodie und ließ die Wolken tanzen. Der Sturm löste sich auf, die Wolken schrumpften, wuchsen zu großen Wattewolken an und wurden wieder kleiner. Zum Schluss blieb nur eine Wolke über, die sie sich direkt vor die Füße dirrigierte. Ich sah ein Aufblitzen in ihrem Antlitz - was hatte sie jetzt wieder vor? Prompt hüpfte sie auf die kleine Wolke, die sie tatsächlich trug! Ich staunte nicht schlecht. Dann flog sie vorsichtig eine kleine Runde damit und meine Männer, die sich im Laufe unseres Kampfes bereits an Deck gesammelt hatten, begannen wie kleine Kinder zu kichern - ich war im falschen Film! Etwas abseits von mir hielt sie an.

"Willst du auch mal, Eustass?" mit einer Handbewegung erschien der kleine Wattebausch vor mir - verschwand allerdings unter ihr und sie plumpste auf's Deck.

"Ach schade... anscheinend geht nur eine..." misstrauisch beäugte ich das Teil vor mir - sie erwartete doch nicht ernsthaft von mir, dass ICH mich da draufsetzte oder?! Sie jedenfalls saß bereits wieder drauf.

"Yo, Katory, darf ich? Ich will! Lass mich!" plärte Heat aus einiger Entfernung und natürlich flog die Wolke direkt in seine Richtung los. Gott, ich musste das schleunigst unterbinden! Ich konnte nicht zulassen, dass aus meiner Piratenbande ein Haufen Kleinkinder wurde!

"Schluss jetzt! Wie alt seid ihr eigentlich!? Wir sind doch hier nicht im Kidnergarten!" tadelte ich alle Anwesenden.

"Spielverderber... du bist ja nur neidisch, dass du nicht mitgeflogen bist..."

"Bestimmt nicht! Und jetzt komm da SOFORT wieder runter!" dann drehte ich mich halb zu meiner Crew, die noch immer mit leuchtenden Augen die Wolke anstarrten, die sich nun langsam wieder dem Deck näherte, nachdem sie eine kleine Runde geflogen war - trotz meines Befehls!

"Sagt mal, habt ihr nichts zu tun?! Zurück an eure Arbeit oder ich lass euch Kielholen!!!" panisch entsetzte Gesichter und schon leerte sich das Deck wieder, bis auf meinen Vizen, Katory und mir. Die blonde blieb direkt vor mir stehen und strahlte mich fröhlich an - warum war sie immer so unbeeindruckt, wenn ich meine Leute zusammenfaltete - der Rüffel galt schließlich hauptsächlich ihr!

"Eustass, ich möchte dir etwas zeigen..." sie legte ihre hohlen Handflächen übereinander und formte somit eine Kugel. Als sie sie langsam wieder öffnete, flogen zwei kleine schmetterlingsförmige Wolken aus ihnen empor. Ich seufzte ergeben.

"Du bist eine hoffnungslose Romantikerin, Kat..." doch das Lächeln konnte ich nicht unterdrücken, als ich den beiden weißen Schmetterlingen nachsah.

"Danke."

"Wofür?"

"Für diese wundervollen Kräfte..." ihr war also bewusst, dass ich es provoziert hatte? Sie sah mich unverwandt an und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihr glückliches Gesicht.

"... und für deine Freundschaft." Ich stand da wie ein Obertrottel, konnte nichts sagen, starrte sie nur an. Warum berührten diese Worte mich gerade so sehr? Früher oder später würde ich es sicher noch bereuen, so nett zu ihr gewesen zu sein. Eher früher...

"Da hast du aber ein feines Früchtchen vernascht, Katory." Killer hatte sich zu uns gesellt - wieviel er wohl von unserem kleinen Gespräch mitbekommen hatte?

"Ich glaub, ich mag meine Teufelskräfte." grinste sie nun breit meinen Vizen an.

"Du glaubst..." witzelte Killer. Ihr melodisches Lachen erklang wieder.

"Ich werd mal in die Kombüse und uns was zu essen kochen." damit ließ mein Wildfang uns zwei zurück. Ich stieß hörbar die Luft aus, als sie außer Hörreichweite war.

"Wenn das mal gut geht... Sie muss schnellstmöglich lernen, sie zu kontrollieren." presste ich hervor.

"Dir sind die Schäden am Schiff also auch nicht entgangen." Eine Feststellung.

"Natürlich nicht. Hast du die tiefen Einschnitte bemerkt? Ihre Kräfte sind extrem gefährlich."

"Die Frage ist nur: Wie machen wir ihr das klar, dass ihr Wind nicht nur niedliche Wolken hervorbringen kann? Sie selbst hat die sichelartigen Windböen nämlich gar nicht bemerkt." das war mir auch schon aufgefallen. Diese Frau stolperte wirklich von einer Katastrophe in die nächste und schien es noch nicht einmal zu bemerken...

"Wir brauchen eine Insel.... nach Möglichkeit kein Grasland - sie muss sehen, welchen Schaden sie anrichtet, wenn sie wütend wird."

"Von so einer Insel kommen wir gerade, Kid!"

"Hier wird es sicher noch mehr davon geben..." brummte ich unzufrieden. Es kotzte mich schon an, wenn er so den Klugscheißer raushängen ließ.

"Wir müssen auch noch nach diesem komischen Nebel Ausschau halten."

"Ich denke nicht..." fragend legte er den Kopf schief.

"Wie darf ich das verstehen?"

"Sie will nicht zurück in den Käfig, der sie in ihrer Welt erwartet... sie hat sich für die Freiheit entschieden."

"Na dann ist ja alles in bester Ordnung - wo sollen wir die Dame dann absetzen?" spottete er.

"Killer, ich mein's ernst - sie will hier bleiben. Auf dem Schiff. Bei uns." Bei mir! Er sog scharf die Luft ein - ich wusste genau, dass er mir gerade tadelnde Blicke zuwarf.

"Weiß sie überhaupt, was es bedeutet, hier zu bleiben? Auf einem Piratenschiff? Mitten auf der Grand Line!"

"Deswegen musst du mich ja nicht gleich so angiften, Killer..."

"Oh, ich bin mir sicher, ich gifte den Richtigen an! Den Floh hast du ihr doch ins Ohr gesetzt, Kid!" ertappt drehte ich den Kopf etwas weg.

"Alter! Das hier ist kein Spiel! Was hast du dir nur dabei gedacht?! Sie ist hier nicht sicher - du kannst sie nicht ewig beschützen!"

"Du hast doch selbst gesehen, wie gut sie geworden ist - wir schaffen das schon." fassungslos schüttelte der blonde den Kopf.

"Kid, denk doch mal nach! Sie ist das schwächste Glied und außerdem macht sie dich verwundbar! Du bist weich geworden, seit sie bei uns ist! Was, wenn die Marine davon Wind bekommt? Du kannst sie doch nicht einfach hier behalten, nur weil du einen Narren an ihr gefressen hast! Sie muss zurück in ihre Welt!"

"Aber vielleicht -"

"NEIN!" es war endgültig. Killer duldete keinen Widerspruch mehr. Warum ließ ich mir überhaupt etwas von ihm sagen? Immerhin war ich doch der Kapitän hier!

"Kid, es ist nur zu ihrem Besten." beschwichtigend legte er mir eine Hand auf die Schulter. Aber sie wollte ja gar nicht zurück - woher wollte Killer wissen, was das Beste für sie war?

"Und wag es nicht, jetzt dagegen anzureden! Du weißt genauso gut wie ich, dass die Neue Welt kein Spielplatz ist. Und genauso wenig ist es ein Ort, wohin sich eine junge Frau, wie sie hin verirren sollte. Lass sie gehen..." Hatte er überhaupt eine Ahnung, was er da von mir verlangte? Aber es brachte jetzt ohnehin nichts, mit ihm darüber zu diskutieren. Er war schon immer die Stimme der Vernunft gewesen von uns beiden. Vielleicht war es wirklich das Beste so... Bis dahin mussten wir nur dafür sorgen, dass sie unser Schiff nicht zu Kleinholz verarbeitete oder versehentlich andere Katastrophen heraufbeschwor. Wer wusste schon, wozu sie noch fähig war... Ich seufzte erneut und machte mich dann daran, die Schäden am Schiff reparieren zu gehen. Das würde sicher den Rest des Tages dauern...

Kontrolle

6. Kapitel: Kontrolle (Katory)
 


 

"Wann genau wolltest du anfangen, dich auf deine Kräfte zu konzentrieren, Katory!?" schimpfte Killer. Es war nur seinen unglaublichen Reflexen zu verdanken, dass er meiner ungewollten Attacke entging und nicht filetiert wurde zum... keine Ahnung wievielten Mal bereits - sehr zu meinem Bedauern. Aber wie sehr ich mich auch bemühte, ich verlor ständig die Kontrolle... Dabei war es ein so großartiges Gefühl gewesen, als ich sie endlich freiließ. Kid hatte es wirklich geschafft - keinen blassen Schimmer wie aber er hatte es geschafft. Ich fand es so wahnsinnig toll, Wolken zu formen und mit dem Wind zu fliegen... und am selben Abend noch hatte mir Killer dann gezeigt, was ich WIRKLICH angerichtet hatte... Die tiefen Einschnitte auf der Backbordseite des Schiffes waren erschreckend - ein Wunder, dass ich das Schiff nicht versenkt hatte... Es war mir mehr als schleierhaft, wie und wann das passiert sein sollte. Aber die vielen Bäume, die fein säuberlich zerteilt überall um uns herum lagen, waren der unumstößliche Beweis.
 

Als wir vor 3 Tagen an dieser verlassen Insel ankerten, war hier noch überall undurchdringlicher Dschungel gewesen - Betonung auf der Vergangenheitsform -, jetzt eher nicht mehr... Im Laufe der Tage hatten wir immer wieder unseren Trainingsort gewechselt, nachdem ich alle Bäume in meiner Reichweite unfreiwillig niedergemäht hatte. Jetzt verstand ich auch, warum die Jungs mir vorsichtshalber Seesteinarmreifen angelegt hatten, bis wie hier ankamen - sie waren zwar bei weitem nicht so stark wie richtige Seesteinhandschellen aber lustig war das trotzdem nicht! Ich fühlte mich die ganzen Tage über wie benommen, verbrachte die meiste Zeit unter Deck mit Lesen, da ich zu nichts Anderem zu gebrauchen war. Wie ich den Moment herbeigesehnt hatte, diese Dinger wieder loszuwerden - wenn ich vorher gewusst hätte, was mich hier erwartet, hätte ich vielleicht etwas weniger Sehnsucht gehabt...

Ein lautes Krachen riss mich aus meinen Gedanken. Direkt neben mir kam laut polternd ein weiterer Baum zum Liegen. Verflucht - wie war das nun schon wieder passiert?!

"Nennst du das etwa konzentrieren!? Himmel Herr Gott nochmal, Katory!" Killer war noch nie so sauer auf mich gewesen... Mir war nicht einmal bewusst, dass er überhaupt fluchen konnte...

"Begreif es doch endlich! Wach aus deiner rosa Schmetterlingsstarre auf! Teufelskräfte sind nicht niedlich - sie sind scheiße gefährlich! Wenn du nicht begreifst, wie du sie kontrollieren kannst, wirst du bald die Mannschaft in Mitleidenschaft ziehen oder sogar das Schiff versenken - ist es das, was du willst? Dann mach ruhig so weiter..." Ich schüttelte heftig den Kopf.

"Dann reiß dich gefälligst endlich zusammen!" keine Ahnung, wann mich das letzte Mal jemand so geschollten hatte. Um die aufkommenden Tränen niederzukämpfen, biss ich mir kräftig auf die Unterlippe.

"Ich versuch's ja. Aber ich... ich weiß einfach nicht, wie..." seufzend fuhr er sich durch seine Haare und kam dann auf mich zu. Man merkte ihm die Strapazen deutlich an und Schuldgefühle nagten an mir. Er gab sich solche Mühe aber ich kam einfach nicht auf den Trichter, was ich verkehrt machte.

"Ich habe noch nie erlebt, dass jemand solche Probleme mit seinen Teufelskräften hat." Na toll! Bestätigte er mir gerade, dass ich abnormal war? Was konnte ich denn bitteschön dafür, dass ich als Normalsterbliche seit über 2 Wochen in einem Manga feststeckte!? Oder waren es schon 3 Wochen...?

"Bestimmt, weil ich eine Anomalie bin..." sprach ich meine Gedanken nun doch aus und bekam sofort eine liebevolle Kopfnuss.

"Red nicht so einen Blödsinn. Wenn dem so wäre, hätte der Verzehr der Frucht dich augenblicklich umgebracht." Das war gerade nicht wirklich aufbauend...

"Nein, ich denke eher, es liegt daran, dass du dir das mit deiner Kraft völlig falsch vorstellst." er setzte sich auf einen Baumstumpf neben mich und bedeutete mir, mich ebenfalls zu setzen.

"Teufelskräfte gehen immer Hand in Hand mit deiner eigenen physischen und psychischen Stärke einher. Zweifelst du oder verlierst du die Kontrolle über dich selbst, verlierst du auch die Kontrolle über deine Kräfte. Du kennst das sicher: Umso verzweifelter man sich wehren will, umso schwächer wird man, da man seine eigene Kraft nicht mehr mobilisiert sondern nur noch unkontrolliert walten lässt." ich nickte. Solche Situationen kannte ich nur zu gut.

"Du musst lernen, deine verborgenen Kräfte mit all deinen Sinnen zu spüren, um sie vollständig kontrollieren zu können. Jedes Kribbeln auf deiner Haut, jedes Aufstellen deiner Nackenhaare, jede noch so kleine Reaktion deines Körpers steht jetzt in Zusammenhang mit deinen Teufelskräften. Du darfst nicht nur versuchen, sie mit deinem Kopf zu erfassen, sondern auch mit deiner Seele. Sie sind wie dein Herzschlag - immerda, auch wenn du nicht daran denkst und stets durch deine Handlungen und Gefühle beeinflusst."

"Wie... mein Herz...?" ich legte meine Hand auf meinen Brustkorb und spürte das rythmische gelassene Schlagen. Wenn man es so betrachtete... vielleicht war es doch nicht so kompliziert, wie ich die ganze Zeit dachte. Und vielleicht war genau dieses komplizierte Denken ja am Ende der Grund, warum es mir einfach nicht gelang.

"Aber sag mal... diese... Windsicheln - was hat es damit auf sich? Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas gespürt zu haben..." brachte ich nachdenklich mit ein. Er legte kurz den Kopf schief und sah in meine Richtung.

"Katory..." er seufzte leicht genervt - war ich wirklich so schwer von Begriff? Aber ich verstand es ja wirklich nicht! Sonst würde ich ganz sicher nicht so doof fragen... Bloß gut, dass Kid nicht dabei war. Er hätte mir sicher schon unzählige dumme Sprüche an den Kopf geworfen. Wobei... er hatte eigentlich kein Wort mehr mit mir gewechselt, seit ich sein Schiff beschädigt hatte. Ob er mir böse war? Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu reden, da er mir grundsätzlich aus dem Weg ging oder mich ignorierte. Oder hatte ich ihm zu viel von mir verraten und ihn damit vergrault?

"... hörst du mir überhaupt zu?" knurrte es plötzlich gegfährlich neben mir. Erschrocken fuhr ich hoch. Ups...

"Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?!"

"Nicht ganz bei der Sache..."

"Das merke ich!" ich machte mich klein. Irgendwie schaffte ich es immer wieder den blonden Vize zur Weißglut zu treiben - dabei wollte er mir nur helfen und im Grunde schätzte ich das auch sehr. Aber im Moment ging mir viel zu viel durch den Kopf. Ein erneutes Seufzen holte mich wieder zurück in die Gegenwart.

"Ok... wehe, das wird zur Gewohnheit!" er hob mahnend seinen Zeigefinger.

"Also: Was beschäftigt dich derart, dass du dich nicht auf das Wesentliche konzentrieren kannst?"

"Du meinst außer meiner Unfähigkeit?"

"Davon will ich nichts hören! Du machst doch Fortschritte, oder nicht? Hör endlich auf, dich jedes Mal selbst schlecht zu machen - das würde meine Arbeit ungemein erleichtern!" ich biss mir auf die Unterlippe - wenn ich so weiter machte, hatte ich bald keine mehr, sooft wie ich darauf herumkaute in letzter Zeit... - und nickte schnell.

"Es ist Eustass..." gab ich kleinlaut zu.

"Hätte ich mir ja denken können... was hat er nun wieder angestellt?"

"Eigentlich nichts... aber genau das ist es ja... er ignoriert mich seit meine Kräfte ausgebrochen sind. Ich glaube, er hasst mich..." Stille. Dann brach Killer in schlallendes Gelächter aus - danke auch!

"Du hast es immer noch nicht geschnallt oder? Das ist seine Art, dich zu beschützen." ungläubig sah ich den Vizen an.

"Die Seesteinarmreifen waren eine Vorsichtsmaßnahme aber sind keineswegs eine Garantie zur vollständigen Unterdrückung von Teufelskräften. Dazu sind sie zu schwach. Damit du dich und alle anderen nicht doch in Gefahr bringst, geht er dir aus dem Weg. Deine Kräfte sind vor allem dann unkontrollierbar, wenn deine Emotionen überkochen. Und da ihr beide streitlustiger seid als ein Haufen Kampfhähne, hielt er es so für das Beste." Ich war so dumm! Die ganze Zeit über hatte ich geglaubt, er würde nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, nach allem, was er über mich erfahren hatte. All die Abende, die ich ihn zum Teufel gewünscht hatte...

"Ich muss zu ihm!" entschlossen stand ich auf, wurde aber sofort durch Killers scharfe Stimme aufgehalten.

"Warte! Was willst du jetzt bei ihm? Dich für nie ausgesprochene Flüche entschuldigen? Was glaubst du, würde dann passieren?" ich hielt inne, blieb stumm, die Antwort erahnend.

"Er würde an die Decke gehen - weil du ihn missverstanden hast, weil ich es dir gesagt habe, weil du ihn insgeheim verflucht und misstraut hast und weil wir mit deinen Kräften noch immer kein Stück weiter sind und deswegen weiterhin auf dieser blöden Insel festsitzen! Und da du dich so schön mitreißen lässt,würde alles in einem Streit enden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit unser Schiff zerlegen würde, weil du dich nicht unter Kontrolle hast! Willst du das?" ich starrte auf den Boden vor mir - natürlich wollte ich das nicht! Killer stand auf, kam zu mir und legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.

"Bedank dich bei ihm, wenn wir wieder auf See sind - am besten mit einem Berg Kohlrouladen, die liebt er nämlich." überrascht sah ich ihn nun wieder an.

"Ernsthaft?"

"Du könntest ihm natürlich auch ein Liedchen trällern aber ich tippe mal, dass du besser kochen, als singen kannst." ich musste lachen.

"Ich glaube nicht, dass wir den gleichen Musikgeschmack haben. Aber das mit dem Essen merk ich mir. Danke." er nickte knapp und sah dann zum Horizont.

"Die Sonne wird bald untergehen. Die Tage auf einer Winterinsel sind einfach zu kurz - selbst im Sommer..."

"Dafür ist es aber verdammt warm hier." er zuckte nur mit den Schultern.

"Sommer eben. Lass uns zurückgehen."

"Du, Killer... könnte ich noch etwas hierbleiben? Ich würde gern... versuchen, das umzusetzen, was du gesagt hast..."

"Warum nicht... dein Haki sollte dich rechtzeitig warnen aber ich denke nicht, dass irgendetwas hier auf dieser Insel dir noch zu nahe kommt, nachdem, was du die letzten Tage hier angerichtet hast." schuldbewusst drehte ich den Kopf weg. Es war nie meine Absicht eine ganze Insel zu verwüsten... Dabei war ich eigentlich ein Mensch, der dir Natur liebte.

"Sag mal, wie weit reicht dein Haki eigentlich mittlerweile?" riss er mich wieder aus meinen Gedanken. Ich runzelte dir Stirn - bisher war es nie nötig gewesen, es über das Schiff hinaus zu spannen.

"Keine Ahnung... wir sind hier am südlichen Ende der Insel oder?"

"Ja. Am weitesten entfernten Punkt vom Schiff." wollte er also wissen, ob ich es bis zum Schiff spannen konnte? Es wäre einen Versuch wert...

"Westlich von uns befindet sich eine Ansammlung schwacher kleiner Auren, vermutlich eine Tiergruppe. Ich würde sagen es sind etwa 500 Meter von hier. Östlich ein Schwarm Vögel, der nordwärts zieht zum Schiff..." Hah! Und da war es auch schon! Vielleicht zwei Kilometer von unserem Standpunkt entfernt?

"Heat wuselt durch die Kombüse - er hat wohl schon wieder Hunger. Wire sitzt im Ausguck. Und dein Käptn hockt in seiner Kajüte, macht aber keinen glücklichen Eindruck. Seine Aura wirkt dunkel..." ein wissendes Kichern erklang. Was hatte ich verpasst?

"Dann sollte ich mich wirklich auf den Rückweg machen. Im übrigen ist die Tierherde etwa 3 Kilometer von hier entfernt und das Schiff... ziemlich weit weg... Ich sollte mich also beeilen, wenn ich noch etwas Essbares bekommen will." So weit??? Wie weit kann dieses Kenbunshoku eigentlich reichen?!

"Du hast wirklich beeindruckende Fortschritte gemacht in der kurzen Zeit, Katory. Noch etwas mehr Training und du kannst einzelne Personen selbst über mehrere Inseln hinweg erspähen. Das ist durchaus nützlich, um der Marine zu entgehen. Vielleicht solltest du demnächst öfter mal die Nachtwache bekommen..." überlegte er laut und schlenderte davon. Wollte er sich nicht eigentlich beeilen? Naja, konnte mir ja erst einmal egal sein. Ich holte meine Tasche unter einem eingestürzten Baum hervor und klopfte den Staub ab. Ich war mir sicher, noch etwas Proviant dabei zu haben...
 

"Ich bin das Auge des Sturms! Ich allein befehlige darüber, wie stark der Wind weht! Ich allein entscheide, ob sich Windsicheln bilden oder nicht! Nur ich allein!" knurrte ich zum wiederholten Mal. Ich hatte erneut eine Windhose geformt - das funktionierte immerhin tadellos. Ich drehte meinen Zeigefinger einmal im Uhrzeigersinn und schon beschleunigte sie ihre Rotation. Dann ließ ich meine Hände umeinander kreisen, vergrößerte damit die Windhose.

"Und jetzt tief durchatmen! Entspannen und nicht die Kontrolle verlieren!" murmelte ich mir selbst zu, bevor ich meine Finger spreizte, die Kuppen einander zugewandt, sodass es aussah, als würde ich einen unsichtbaren Ball halten. Deutlich spürte ich, wie der Sturm gegen meinen durch meine Hände erzeugten Wall peitschte. Immer wieder versuchten sich kleine Sicheln zu lösen, wie ich deutlich an den Einschnitten in meinen Handinnenflächen sah. Aber ich würde es dieses Mal nicht wieder verbocken! Langsam bewegten sich meine Hände aufeinander zu, komprimierten somit den Sturm, der immer stärker tobte - soweit ging immer alles gut. Der Druck auf meine Hände verstärkte sich weiter. Bloß nicht wieder öffnen! Als ich das versehentlich das letzte Mal tat, gab es einen unschönen Luftdruck einer Explosion gleich, der sogar das Schiff stark schwanken ließ. Dass das besonders ein Crewmitglied verärgert hatte, musste ich nicht extra erwähnen oder? Also weiter im Text... Ich nahm alle Kraft zusammen und schlug meine Handflächen aufeinander. Sofort verpuffte der Sturm ins Nichts. Keuchend sah ich mich um. Einige naheligenden Bäume waren umgeknickt aber nrigends konnte ich die Zerstörung einer Windsichel ausmachen. Hatte ich es also endlich geschafft? Mit einem erfreuten Quieken ließ ich mich völlig erschöpft in den warmen Strandsand fallen. Lange währte die friedliche Stille jedoch nicht, denn eine Präsenz drängte sich in meinen Geist.
 

"Was machst du denn hier so mitten in der Nacht?" ungläubig drehte ich meinen Kopf über meine Schulter in seine Richtung. Ein breites Grinsen kam mir zwischen den umgeknickten und zerhackten Bäumen entgegen.

"Wollte mal schauen, ob du dich schon selbst zerfetzt hast, bei deinem Versuch, den Sturm zu kontrollieren."

"Der Sturm selbst ist nicht das Problem, Eustass..." gab ich beleidigt zurück.

"Nein, natürlich nicht. Was hat mich dann aus meiner Koje geworfen?" kam es sarkastisch zurück und ich musste lachen.

"Dein Fluchen war über die gesamte Insel zu hören."

"Oh, gut, du hast es gehört - warum hast du dann weitergemacht?!" seine roten Augen fixierten mich gespielt böse.

"Du weißt genau, was für einen leichten Schlaf ich hab!" Klar! Wenn er nicht gerade vor sich hinsabbernd irgendwelche versauten Dinge träumte...

"Ich dachte, du könntest darüber hinwegsehen, wenn wir dafür schneller wieder in See stechen können." er fuhr sich durch seine rote Mähne, kam zu mir und ließ sich neben mir in den Sand fallen.

"Es ist dir eh zu warm zum Schlafen. Gib's zu, Eustass." Er konnte es schlecht leugnen. Immerhin saß er hier neben mir nur in kurzer Hose bekleidet und mit freiem Oberkörper. Nicht der schlechteste Anblick.

"Ich hatte gut geschlafen, bis das Schiff anfing zu schaukeln, wie eine billige Jahrmarktsattraktion!" schmollte er nun.

"Du willst also unbedingt, dass ich Schuld hab, hm?"

"Jap!" er grinste triumphierend.

"Du brauchtest doch nur einen Vorwand, um hierher zu kommen." gab ich amüsiert zurück. Immerhin wusste ich ja nun, dass er mir nicht böse war. Sein Grinsen wurde zu einem lauten Lachen.

"Bilde dir bloß nichts ein, Kat."

"Würde mir nie einfallen." ich grinste ihn an. Es tat so unendlich gut wieder mit ihm zu reden nach mehr als einer Woche des Schweigens. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte in den sternenklaren Nachthimmel.

"Ich hatte schon Angst, du würdes nie wieder ein Wort mit mir wechseln..." gestand ich ihm.

"Die Woche ohne dich war die Hölle. Es war fast so, als wäre ich wieder in meiner Welt..."

"Du willst also wirklich nicht zurück, was?"

"Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Für mich gibt es dort nichts mehr. Ich wäre nur noch einsamer als zuvor..."

"Du kennst die Gefahren, die hier lauern."

"Marine, andere Piraten, ein unbändiges Meer..." zählte ich auf.

"Ich rede nicht nur von den Offensichtlichen... Natürlich sollten die vier Yonkos, die Marine und die Monster der Meere abschreckend genug sein aber ich meinte eher die Tatsache, dass eventuell ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt werden könnte - dann wären auch andere Typen hinter dir her, neben den Schmierlappen, die dir bereits auf den letzten bewohnten Inseln hinterhergesabbert haben."

"Die sich jetzt allesamt die Radieschen von unten angucken..." ertappt wich er meinem Blick aus.

"Solche Typen kümmern mich nicht. Und dich sollte das auch kalt lassen. Du gehst immer viel zu schnell an die Decke. Ist ja nicht so, als wären wir ein Paar und du müsstest unterstreichen, dass ich dein Mädchen bin..." war das gerade...? Nein, das musste ich mir eingebildet haben. Eustass Kid würde niemals rot werden! Die Erschöpfung der vergangenen Tage spielte mir einen Streich und die Dunkelheit tat ihr übriges.

"Du hast ja keine Ahnung, wie lästig solche Typen werden können - besser man schaltet sie gleich aus, dann hat man später keine Probleme."

"Ich find's ja süß, dass du für mich über Leichen gehst - aber findest du das nicht ETWAS übertrieben? Du musst doch nur kurz böse gucken und diese Schlappschwänze fliehen freiwillig bis ans andere Ende der Welt."

"Ach, lass mich..." ... wie ein kleines bockiges Kind... Da Kid das Gespräch damit für beendet erklärt hatte, richtete ich meinen Blick nun auf den Strand und beobachtete die Wellen, wie sie den Sand immer wieder dunkel einfärbten, nachdem sie sich wieder zurückzogen. Ich seufzte leise.

"Wie gern würde ich jetzt schwimmen gehen..."

"Bis zu den Knien könntest du rein. Ab dann wirds unangenehm..." eigentlich hatte ich mit mir selbst geredet und nicht mit einer Antwort gerechnet, weshalb ich ihn nun schief ansah. Lächelnd sah ich zurück zum Wasser. Sicher, es wäre nicht das Gleiche aber...

"Hey, was hast du vor?" sofort sprang er auf die Füße und folgte mir. Seufzend blieb er dicht neben mir im knietiefen Meer stehen.

"Du bist einfach unmöglich..." ich genoss es schweigend das kühle und doch so verhängnisvolle Element an meinen Beinen zu spüren, auch wenn es mittlerweile unangenehm kribbelte. Ich warf einen kurzen Blick an meine Seite zu Kid, der mich mit ausdrucksloser Miene musterte.

"Wenn uns jetzt etwas passiert, kann uns niemand helfen..." überlegte er laut.

"Schon gut, ich geh nicht weiter rein... aber ich vermisse es jetzt schon. Ich bin immer gern geschwommen." er legte eine Hand zwischen meine Schulterblätter - irgendwie bereitete mir diese Berührung Unbehagen. Mein Gesicht zu ihm drehend, wurde dies auch schon durch sein schelmisches Grinsen bestätigt und ehe ich mich versah, schubste er mich ins Wasser. Dieser Bastard! Erschrocken richtete ich mich schnellstmöglich wieder auf.

"EUSTASS!!!" lachend rannte er vor mir weg - zu Recht! Immer wieder spritzte er Wasser in meine Richtung - na warte! Was er konnte, konnte ich schon lange! Ich ließ eine kleine Windhose aufkommen und saugte mit ihr Meerwasser an, schickte sie zu dem rothaarigen Teufel und löste sie direkt über ihm wieder auf. Die ungewollte Dusche sollte ihn etwas abkühlen!

"Hey, das ist unfair!" brüllte er dann. Ich musste herzhaft lachen - er sah einfach zum schreien aus, wie seine pitschnassen Haare ihm ins Gesicht fielen.

"Wenn ich dich in die Finger kriege, Kat!" damit rannte er auf mich los. Ich sah zu, dass ich wegkam und vor allem raus aus dem Wasser...
 

Wir tobten eine gefühlte Ewigkeit wie zwei Kleinkinder zwischen Matsch und seichtem Wasser - und genau so sahen wir hinterher auch aus. Das brachte uns nur noch mehr zum Lachen. Wir waren von oben bis unten mit Schlamm bekleckert und nass bis auf die Knochen aber es war uns total egal. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt. Alle Viere von uns gestreckt, lagen wir im noch immer warmen Strandsand und lachten atemlos.

"Es wird ewig dauern, den ganzen Sand wieder aus meinen Haaren zu bekommen..." kicherte ich.

"Bestimmt. Du solltest echt duschen, Kat. Du siehst aus, als wärest du in eine Schlammgrube gefallen."

"Guck dich doch selbst an! Du siehst auch nicht viel besser aus." er rollte sich auf die Seite und blickte mich interessiert an.

"Hmm... steht das Angebot eigentlich noch, dass die böse Krankenschwester mit dem fiesen Choleriker duschen geht?" konnte er diesen unbedacht ausgesprochenen Satz nicht einfach vergessen?!

"Nur unter erhöhtem Alkoholpegel!"

"Dann wird es echt Zeit, dass du die Flasche ansetzt..."

"VERGISS ES!" er zog eine beleidigte Schnute.

"Eustass, ich trinke keinen Alkohol, das solltest du mittlerweile mitbekommen haben. Das heißt also im Grunde soviel wie NEIN!" sein Gesicht auf seine Hand gestützt grinste er mich nun schweigend an. Das war nicht wirklich besser, denn dadurch schoss mir die Röte erst Recht ins Gesicht.

"Eustass, behalt deine schmutzigen Gedanken für dich!"

"Ich hab doch gar nichts gesagt."

"Dein Grinsen sagt mehr als tausend Worte!" wieder bekam ich keine Antwort. Der Kerl machte mich wahnsinnig! Doch dann stieg noch ein anderes Gefühl auf - war das die Teufelskraft? Verwirrt setzte ich mich abrupt auf, sah mich prüfend um. Nichts deutete auf eine Veränderung der Landschaft hin - also lag dieses Kribbeln schonmal nicht daran, dass ich wieder ungewollt mit Windsicheln um mich warf. Aber was war es dann?

"Was ist los?" wachsam setzte auch er sich auf, wahrscheinlich weil meine Stimmung so schnell umgeschlagen war.

"Ich weiß nicht... ich dachte, ich hätte was gespürt. Für einen kurzen Moment dachte ich schon, die Teufelskräfte würden wieder mit mir durchgehen."

"Dabei sah es vorhin so aus, als hättest du sie endlich unter Kontrolle." Langsam nickte ich. Das hatte ich auch geglaubt. Dann fiel mir etwas ein, dass Killer mir am Nachmittag erzählt hatte.

"Sag mal, Eustass, spürst du es eigentlich, wenn sich dir Metall nähert? Oder sich irgendwo in deiner Nähe befindet?" Ein wissendes Funkeln trat in seine Augen.

"Du spürst einen Sturm, der in der Nähe tobt." es war eine Feststellung. Schwang da leichte Anerkennung mit? Ich blickte raus auf's Meer, versuchte herauszufinden, von wo dieses Gefühl kam.

"Irgendwo von da hinten kommt es." ich streckte meinen Finger nach Südosten und tatsächlich konnte man in weiter Ferne eine dunkle Stelle am Horizont erkennen, wenn man genau hinsah. Erleichtert lächelte ich.

"Ich habe es wirklich geschafft..." strahlend sah ich nun wieder Kid an.

"Na, na, na, kein Grund, gleich in Tränen auszubrechen, Kleines." Ach verflucht! Musste ich ausgerechnet jetzt so übertrieben emotional werden? Ich rieb mir die Augen.

"Achwas, Blödsinn... ich hab nur was ins Auge bekommen..." wissend grinste er nur und ich musste wegsehen, damit ich nicht wirklich noch anfing, zu heulen. Ich erhob mich wieder und schlenderte zum Wasser. Ich hatte es endlich geschafft! Ich platzte fast vor Stolz. Und vor Dankbarkeit, denn ohne Kids und Killers Hilfe wäre ich hoffnungslos aufgeschmissen gewesen, hätte am Ende vermutlich sogar noch jemand Unschuldigen verletzt. Wie in Trance blickte ich an mir herunter und zog die Augenbrauen hoch. Meine Klamotten waren komplett verdreckt - mein langes Shirt hatte dabei zum Glück meine kurze Hose weitestgehend vor Schlamm bewahrt - und an Armen und Beinen bildeten sich bereits Schlammkrusten. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie mein Gesicht und meine langen blonden Zotteln aussahen - es würde Stunden dauern, da wieder vernünftig mit einer Bürste durchzukommen. So konnte ich unmöglich zurück auf's Schiff. Kurzerhand zog ich mir mein Oberteil aus, das erstickte Husten hinter mir ignorierend, und begann, es im seichten Wasser auszuwaschen, sowie den Dreck von Armen und Beinen. Ich konnte die gaffenden Blicke des Rothaarigen überdeutlich spüren - dabei hatte er meinen nackten Rücken doch bereits genauestens inspiziert. Er hatte das Tattoo nämlich mehr als eingehend gemustert gehabt - sollte nicht denken, ich hätte es nicht bemerkt gehabt! Und jetzt hatte ich immerhin noch einen BH an, er sollte sich wirklich schämen!

"Wann genau wolltest du aufhören mich anzustarren, als hättest du noch nie so viel nackte Haut auf einmal gesehen?" und wisch dir den Sabberfaden weg!, ertönte meine innere Stimme.

"Mich hat nur deine Freizügigkeit verwundert."

"Stell dir vor, es wäre ein Bikini, das macht es vielleicht erträglicher..." oder auch nicht - denn jetzt wanderte sein Blick über meinen gesamten Körper, statt wie vorher nur an meinem Rücken zu kleben. Ich schüttelte nur den Kopf, saugte mit einer Windhose erneut Wasser an und ließ es mir über den Kopf fallen, um den Sand aus meinen Haaren zu waschen. Warum sollte ich mich auch weiter von ihm aus der Fassung bringen lassen? Ich sollte wirklich ruhiger werden. Als ich halbwegs zufrieden war, ging ich zurück zu Kid an den Strand, mein nasses Shirt hatte ich lässig über meine Schulter geworfen. Alles andere würde ich nur unter einer ordentlichen Dusche abgewaschen bekommen. Den Rothaarigen betrachtend, legte ich fragend den Kopf schief. Wollte er wirklich so dreckig bleiben? Mir kam eine diabolische Idee. Warum ihn nicht ein wenig abkühlen? Er hatte sich mittlerweile mit geschlossenen Augen wieder in den Sand fallen lassen. Somit konnte ich ungestört erneut eine Windhose formen und den Trick mit dem Wasser wiederholen.

"Oh, Eustass..." flötete ich zuckersüß.

"Was...?" brummte er und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Sein Blick huschte alarmiert zu mir - gut so, denn nun konnte ich meine kleine Überraschung unbemerkt direkt über ihm platzieren.

"Ich bin wirklich dagegen, dass du so verdreckt auf's Schiff zurückgehst." er schnaubte.

"Ich bin der Käptn von dem Kahn, ich kann tun und las-... AAAAH!!!" ich hatte die Windhose aufgelöst und somit seine Dusche freigegeben. Sofort sprang er auf die Beine, schüttelte sich und funkelte mich böse an. Ich stand direkt vor ihm und konnte es mir nicht verkneifen, ihm eine seiner roten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen.

"Süß siehst du aus, Eustass."

"Ich bin nicht SÜß! Was fällt dir eigentlich ein!?"

"Jetzt bist du immerhin sauber... Naja, zumindest sauberer als vorher."

"Das findest du wohl witzig, was?" Schnell machte ich einen Satz zurück. Seine Stimme war gerade eine Spur kälter geworden. Ob ich es vielleicht übertrieben hatte? Ungewöhnliche Schwingungen erfüllten die Luft. Zog er Metall an? Ein Blick zu meiner Tasche, in der sich auch meine Wurfmesser befanden, bestätigte meine Vermutung, als diese sich langsam aber stetig in seine Richtung bewegte.

"Was soll das Eustass?" ich bekam keine Antwort, dafür aber kleine Metallgeschosse. Hallo!? Ich wischte sie mit einer Handbewegung in eine andere Bahn. Wollte er mich provozieren? Ich erzeugte eine Wand aus Windhosen - es geschah fast wie von selbst, ich musste gar nicht darüber nachdenken. Kids Mundwinkel zuckte leicht - freute er sich etwa? In dem Moment kam ein weiteres Geschoss direkt auf mich zu, verschwand allerdings in meinem Wall aus Windhosen in deren unendlichen Verwirbelungen und wurde nicht wieder freigegeben. Oder versuchte er nicht einmal, seine 'Waffe' zurückzubekommen? Apropos Waffe... da kam doch was von hinten... Ich zerstörte das Teilchen mit einer Windsichel, ich musste mich dazu noch nicht einmal bewegen. Das mit der Kontrolle war schon geil.

"Kannst du auch was anderes, als dich nur zu verstecken?" höhnte er. Jap, er wollte mich provozieren, definitiv.

"Von dir und Killer muss ich mir doch immer anhören, wie wichtig die Verteidigung ist." herausfordernd grinste er mich an.

"Zeig mir, dass du auch kämpfen kannst, Kat!"

"Du stehst drauf, von mir zusammengeflickt zu werden, oder Eustass?" wenn er glaubte, ich würde mich zurückhalten, war er schief gewickelt! Schallendes Gelächter erfüllte die Nacht. Eine der Windhosen aus meinem Wall zog ich zu mir und umgab mich mit ihr, die anderen ließ ich wieder verschwinden. Ich hob eines meiner Messer auf, das Kid mit purer Absicht zu mir befördert hatte. Dann schoss ich vor, zeitgleich mit ihm. Mein Messer flog auf ihn zu, wurde wie erwartet mit Leichtigkeit abgeblockt, während er zeitgleich noch zwei meiner Windsicheln auswich - der Kerl war verdammt schnell, das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Unsere Kräfte prallten aufeinander, genau wie wir. Und nur den Bruchteil einer Sekunde später fand ich mich unter ihm in den Sand gedrückt wieder, mein Messer in seiner Hand an meiner Kehle, meine Sichel über seinem Nacken schwebend.

"Unentschieden würd ich sagen."

"Du hast dich zurückgehalten, Eustass..."

"Du nicht?" er grinste und deutete auf die Sichel hinter sich. Ich löste sie auf und funkelte ihn herausfordernd an.

"Ich hatte erwartet, dass du gut bist..." er kam von mir runter und half mir auf.

"... aber du hast meine Erwartungen sogar noch übertroffen." verlegen senkte ich meinen Blick. Das war dann doch zu viel der Ehre - zumal eigentlich er gewonnen hätte, denn ich wäre vor ihm hopps gegangen.

"Komm, wir gehen zurück. Du erkältest dich noch, wenn du weiterhin so halb nackt hier herumrennst." als ob ihn das stören würde! Er warf einen Blick über seine Schulter Richtung Norden, wo das Schiff lag.

"Ich hab sowas von keinen Bock, den ganzen Weg zurückzurennen..." murrte er und schielte dann zu mir.

"Hast du noch Kraft für eine Wolke?"

"Ach, auf einmal ist das Spielzeug doch zu was nütze, ja?" gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

"Wir müssen es den Spielkindern ja nicht unter die Nase reiben, dass wir sie benutzt haben." Von wegen! Er war ja hier wohl das mit Abstand größte Spielkind von dem Haufen! Kopfschüttelnd sammelte ich meine Sachen zusammen und überlegte kurz. Reichte meine Kraft noch? Für mich alleine schon - aber sobald jemand mit auf der kleinen Wolke saß, wurde die Kraftanstrengung entsprechend des zusätzlichen Gewichtes größer. Ich musterte Kid. Ich würde völlig kaputt sein, wenn wir am Schiff ankämen. Aber was würde es schon ändern? Erschöpft war ich so oder so und müde ebenfalls. Also erschuf ich mein flauschiges Gefährt und hüpfte rauf. Abwartend sah ich ihn an.

"Kommst du?" etwas unschlüssig stand er davor.

"Wo hält man sich denn da fest?" ich verdrehte die Augen.

"Komm rauf, du kannst dich an mir festhalten." ich reichte ihm meine Hand, damit er aufsteigen konnte, doch die ignorierte er gekonnt, schwang sich breit grinsend zu mir und legte seine starken Arme um meine Tailie. Dieser Teufel! Das hatte er doch von Anfang an geplant!

"Wenn du es wagen solltest, deine Hände woanders zu platzieren, schmeiß ich dich ohne Vorwarnung runter!"

"Das würdest du mir antun, Kat?" raunte er mir ins Ohr und sofort jagten mir dutzende Schauer über meinen Körper. Ah, dieser Mistkerl!

"Du gehst gleich zu Fuß!" knurrte ich zurück und setzte unser flauschiges Gefährt in Bewegung.

Das Geschenk

7. Kapitel: Das Geschenk (Kid) :
 

Na wunderbar - Katory hatte ihre Tage! Woran ich das merkte? Abgesehen davon, dass sie etwas launischer war, als sonst - also ich meine so RICHTIG launisch! - hatte sie kaum Appetit und hockte ständig bei Killer (!) in seiner dunklen Kajüte, bewaffnet mit einem riesen Pott Tee, einem Kissen, welches sie sich immer vor den Bauch presste und einem ihrer Bücher. Es war schrecklich! Ich bekam kaum noch Aufkermsamkeit von ihr! Ja, so etwas nagte extrem an meinem Ego! Seit gestern war ich Luft für sie. Einfach nur ätzend! Und als wir vorhin an einer bewohnten Insel anlegten, war sie wortlos von Bord gegangen - mit Wire (!) im Schlepptau. Wire! Warum?! Warum er und nicht ich?! Warum suchte sie von jedem die Nähe nur von mir nicht!? Es war zum aus der Haut fahren! Wütend starrte ich den scheiß Feldweg an, der ins Dorf führte. Katorys schlechte Laune war sowas von ansteckend...

"Versteh sie doch, Kid. Sie ist eine Frau - sie braucht jetzt ihren Freiraum." Konnte dieser Klugscheißer von einem Vizen nicht einfach seine Fresse halten? Und was hieß hier überhaupt Freiraum?! Ihm konnte das doch völlig egal sein - schließlich saß sie fast den ganzen Tag bei ihm. Und überhaupt - wenn sie so unbedingt Freiraum brauchte, warum war sie dann mit Wire, der Klatschtante losgezogen?!

"Und warum darf Wire dann mit?" er kicherte - was zum... ?!?

"Eifersüchtig?"

"Hackt's bei dir? Ich glaub, ich spinn!" blaffte ich ihn an.

"Warum regst du dich dann so auf?"

"Ach, lass mich doch..."

"Gut... Was habt ihr zwei eigentlich neulich Nacht getrieben? Du weißt schon, jene Nacht, in der sie eigentlich ihre Teufelskräfte noch trainieren wollte auf der Insel. ALLEIN!"

"..."

"Kaum war ich zurück, bist du wie von der Tarantel gestochen zu ihr... Und euer Gekicher hab ich selbst an Deck gehört - ich hatte Nachtwache, falls du dich erinnerst."

"Gar nichts haben wir getrieben!" Ok, die Lüge hätte offensichtlicher nicht sein können aber wir hatten nicht das getan, was Killer dachte, dass wir es getan hätten!

"Schon verdächtig... erst löcherst du mich jeden Tag, wie sie sich macht und vorankommt und kaum lass ich sie mal allein, bist du sofort bei ihr."

"Bist du jetzt ihr Leibwächter geworden und willst sie vor mir beschützen oder was?" merkte der eigentlich nicht, dass er mir gerade tierisch auf die Eier ging!

"Euer kleines Gespräch im Krähennest war auch schon ziemlich merkwürdig." er machte einfach weiter... gleich würde ich WIRKLICH ungemütlich werden!

"Du bist weich geworden, seit sie bei uns ist, Kid." Jetzt reicht's!

"Kannst du endlich mal die Fresse halten! Ich hab dich nicht um deine Meinung gebeten! Es geht dich 'nen Dreck an, was zwischen ihr und mir ist!"

"Also ist da wirklich was!" kicherte er nun wieder - wie so eine kltaschsüchtige Tussi - was war aus meinem eiskalten, berechnenden, wortkargen Vize geworden?!

"Nein verflucht nochmal! Wir sind nur Freunde, mehr nicht!" er drehte sich zu mir, schüttelte nur den Kopf, als wollte er sagen "Das glaubst du doch wohl selbst nicht..." und ging dann weiter zum Dorf. Ich wurde aus dem Kerl nicht schlau - was bezweckte er damit? Naja, wenigstens hielt er endlich den Mund. Was für ein ätzender Tag. Und etwa drei weitere davon würden noch folgen. War hier nicht irgendwo etwas zum kaputt machen?
 

Schweigend lief ich neben meinem Vize her. Laaaaaaaaangweilig!

"Kid, schau mal..." durchbrach seine leise Stimme die Stille. Er nickte in eine Seitengasse, in der Katory und Wire gegen ein Schaufenster gelehnt standen. Nagut, mein Wildfang kroch beinahe hinein... Reflexartig wollte ich zu ihr, doch Killer packte mein Handgelenk.

"Warte." nach kurzer Zeit stieß die Blonde sich dann mit einem geknickten Ausdruck vom Schaufenster ab und ging mit Wire die Seitengasse weiter entlang, aus unserem Sichtfeld raus. Ich fackelte nicht lang, überquerte die Straße und stellte mich an die Stelle, an der bis eben noch mein Wildfang gestanden hatte.

"Ein Juwelier... Naja, war ja fast klar oder...?" kommentierte mein Vize desinteressiert. Und was für einer! Die Teile im Schaufenster kosteten ein halbes Vermögen. Die Juweliere hatten entweder utopische Preisvorstellungen oder ihre Ware war jeden Berry wert und von erhabener Qualität. Ich betrachtete den Schmuck kurz, streckte meine Teufelskraft danach aus. Letzteres war anscheinend der Fall. Reinste Materialien, da war nichts gepanscht oder gepfuscht. Neugierig sah ich mich um. Erst jetzt fiel mir auf, dass es auffallend viele Juweliere hier gab. Aber auch Schmiede und Erzhändler. Ob sie das Gestein auf ihrer eigenen Insel förderten? Ich streckte meine Sinne weiter aus und fand kurz hinter dem Dorf in den Bergen eine reiche Mine. Dabei fiel mir ein, dass Katory ihren Ring verloren hatte - auch wenn er ihr symbolisch nichts mehr bedeutet hatte, so sah sie doch etwas nackt aus, so ganz ohne eine glitzernde Kleinigkeit. Und dann kam mir eine Idee, die meine Laune merklich anhob. Ohne ein Wort zu verlieren, steuerte ich auf eben erspähte Mine zu. Killer, dem mein Stimmungswandel nicht entgangen war, und auch nicht mein zielgerichteter schneller Gang, zischte sofort hinter mir.

"Was hast du jetzt wieder vor?" Oh, das würde er noch früh genug erfahren - aber für's erste blieb ich ihm die Antwort schuldig. Dennoch folgte mein treuer Freund mir ergeben.
 

"Fuck!"

"Man, Kid! So wird das nie was! Gib schon her, ich mach die Feinheiten!"

"Pfoten weg! Ich kann das allein! Geh weg, Killer! Nimmst du deine Griffel da weg!"

"Wovon soll er seine Finger nehmen? Was treibt ihr Jungs da überhaupt?" Katory stand in meiner Tür. Während Killer halb auf mir hing und ich leicht zurückgelehnt auf meinem Stuhl am Schreibtisch saß. Schnell nahm ich das Teil, an dem ich bis eben noch gearbeitet hatte, vom Tisch und stopfte es in meine Hosentasche. Wir mussten wirklich ein ziemlich bescheuertes Bild abgeben.

"Was machst du schon hier? Ich denke, du liest unten in Killers Kajüte..." es kam viel bissiger rüber als ich beabsichtigt hatte und sofort verfinsterte sich ihre Miene.

"Wollte nur mein Notizbuch holen... Entschuldigt die Störung..." sie ging zu dem kleinen Schränkchen neben meinem Schreibtisch und holte ihren Block und einen Stift heraus. Schnell schob ich Killer beiseite und griff nach ihrem Handgelenk.

"Kat, warte..."

"Lass mich bitte in Ruhe, Eustass..." sofort ließ ich von ihr ab. Irgendetwas in ihrer Stimme sagte mir, dass ich ihr besser nicht auf die Pelle rücken sollte. Sie klang traurig, wütend, enttäuscht und ein bisschen... verletzt? Als meine Tür wieder zuflog, sahen Killer und ich uns an.

"Was hast du jetzt wieder angestellt, Kid..."

"Ich? ICH!?"

"Ja, DU! Du solltest echt mal auf deinen Ton achten, Alter!" Jetzt war ich also wieder der böse - war ja klar! Und überhaupt, der sollte jetzt mal nicht so tun als ob! Schließlich hatte er mich vor zwei Tagen doch noch blöd angemacht, ich wäre weich geworden wegen ihr...

"Ich geh mal zu ihr..." meinte mein Vize nach kurzer Zeit. Natürlich - nun rannte er ihr nach - aber ich war weich geworden, ja?!

"Mein Gefühl sagt mir, dass sie dich gerade auch nicht sehen will..." Er ignorierte mich gekonnt und verließ meine Kajüte ebenfalls. Wenn er unbedingt Prügel kassieren wollte... Ich zog das kleine Teil wieder aus meiner Hosentasche und legte es vor mich auf den Tisch. Seufzend fuhr ich mir durch meine Haare. Morgen war mein Wildfang genau einen Monat bei uns - bis dahin wollte ich das hier fertig bekommen - und wenn ich die ganze Nacht dafür brauchte!
 

"Verpiss dich, Killer! Raus hier aber plötzlich!" hallte es über das ganze Schiff, keine fünf Minuten nachdem mein Vize dieses Zimmer hier verlassen hatte. Ich hatte ihn gewarnt... Aber auf seinen Käptn muss man ja nicht hören... Selbst Schuld! Meine Tür flog auf und genauso schnell auch wieder zu. Atemlos stand mein Vize an der Tür gelehnt.

"Ich an deiner Stelle würde da weggehen." sprach ich ruhig ohne von meiner Arbeit aufzusehen. Ein dumpfer Laut und Killer sog scharf die Luft ein. Nun drehte ich mich doch zu ihm. Direkt neben seinem Kopf ragte die Spitze eines mir sehr bekannten Messers durch's Holz.

"Ich hab dich gewarnt..." schnell kam er nun von der Tür weg - wer wusste schon, wieviele Wurfmesser Katory noch griffbereit hatte - das nächste Mal würde sie ihn womöglich wirklich treffen und ich brauchte meinen Vize noch - auch wenn er mir im Moment arg auf die Nerven ging. Seufzend stand ich auf, öffnete die Tür und beförderte die kleine Waffe dank meiner Teufelskräfte zurück zu seiner Besitzerin.

"Hättest du die Güte, dein Messer woanders zu platzieren, als in meiner (!) Tür." ich bemühte mich wirklich darum, ruhig zu bleiben. Wortlos steckte sie ihr Messer zurück, schnaubte kurz und verschwand dann Richtung Kombüse. Ich schloss meine Tür wieder.

"Sollte sie am vierten Tag nicht eigentlich schon weniger reizbar sein?" wandt ich mich an Killer, der es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte.

"Vielleicht ist sie einfach chronisch untervögelt." kam es trocken von ihm und ich verschluckte mich schwer. Auf diese Antwort war ich nicht vorbereitet. Mein Vize musterte mich interessiert, während ich verzweifelt nach Luft rang.

"Soll ich Katory zurückholen? Ich bin mir sicher, sie kann das ausgezeichnet mit der Mund-zu-Mund-Beatmung." Der Penner wollte mich doch wohl auf den Arm nehmen! Das ging schon so, seit wir auf dieser blöden Insel waren, auf der sie ihre Teufelsfrucht vernascht hatte. Wollte er uns etwa verkuppeln? Die Mühe konnte er sich sparen! Nach der Geschichte mit ihrem Ex würde sie sich sicher nicht so schnell wieder in irgendein Abenteuer stürzen - so eine Frau war sie einfach nicht. Aber sie brauchte Sicherheit - etwas, dass ich ihr sowieso nicht geben konnte. Allmählich kam ich wieder zu Atem und warf Killer tödliche Blicke zu.

"Wenn du so begeistert von ihr bist, kannst du dich ja an sie ranschmeißen - ich bin jedenfalls nicht interessiert." beendete ich das Thema.

"Du weißt, dass sie nicht mein Typ ist." musste der Kerl eigentlich immer das letzte Wort haben!? Ich knurrte genervt und widmete mich wieder meiner Arbeit. Für eine Weile kehrte endlich Ruhe ein und meine ganze Konzentration lag wieder auf dem kleinen Ding vor mir.

"Kid..." leise drang Killers Stimme an mein Ohr. Konnte er nicht für zehn Minuten Ruhe geben? Genervt unterbrach ich also zum wiederholten Mal an diesem Nachmittag meine Arbeit.

"Was?"

"Sei ehrlich - warum tust du das? Du weißt, sie kann nicht bleiben."

"Warum nicht? Sie möchte doch so gerne..." seinen ersten Teil überging ich geflissentlich. Ja, ich wollte nicht, dass sie wieder fortging. Ich hatte sie gern - und ich ließ wirklich nicht viele Menschen an mich heran!

"Kid, du wirst sie nicht ewig beschützen können."

"Das muss ich doch auch gar nicht - du hast sie doch ausgezeichnet trainiert. Sie hat viel gelernt in der kurzen Zeit."

"Sie macht dich verwundbar." In meinen Stuhl zurücklehnend starrte ich an die Decke.

"Killer, wie lange kennen wir uns jetzt schon?" es war eine rhetorische Frage - eigentlich erwartete ich keine Antwort. Es sollte ihm ins Gedächtnis rufen, dass er sowieso nicht gegen meinen Sturkopf ankam und ich sehr wohl in der Lage war, das zu beschützen, was mir wichtig war.

"Lange genug, um zu wissen, dass du dich noch NIE so benommen hast, wie jetzt." grummelte er. Ich musste grinsen.

"Eifersüchtig?" stichelte ich.

"Dass ich nicht mehr die erste Geige in deinem Orchester des Grauens spiele? Jaaaaa~ tierisch..."

"Wusst' ich's doch!" breit grinsend sah ich meinen besten Freund an. Der schüttelte nur mit dem Kopf und lachte nun ebenfalls.

"Du weißt aber schon, dass es echte Freundschaft nur unter Männern geben kann oder? Das klappt zwischen Mann und Frau einfach nicht - da sind Katastrophen vorprogrammiert."

"Wo wäre der Unterschied zu vorher? Sie ist schließlich so etwas wie ein gigantischer Magnet für Unheil und Chaos - was macht es da schon, wenn ich noch etwas Öl ins Feuer gieße. Und überhaupt! Du musst große Töne spucken! Du hast doch in jedem Dorf 'ne Flamme!"

"Das ist etwas völlig anderes. Die Damen wussten, worauf sie sich einließen."

"Du lässt auch echt nichts anbrennen, was."

"Warum sollte ich? Im Übrigen warst du ja wohl nicht besser, bevor Katory hier aufgetaucht ist. Seitdem hast du nicht eine Frau mehr angerührt - glaub nicht, das wäre mir entgangen!" Meine Fresse, was bemerkte der Kerl eigentlich noch alles hinter seiner Maske?

"Na und... ist doch nichts dabei... ich bin halt wählerisch..."

"Eher verknallt!"

"Sicher nicht!"

"Ach stimmt ja, ihr seid ja nur Freunde... pfffffpfffff... "

"Lachst du mich gerade aus?!"

"Nein... pfff..."

"Alter, Killer! Sieh zu, dass du Land gewinnst oder ich werd verdammt ungemütlich!" sofort sprang mein Vize auf und eilte lachend aus meiner Kajüte. So ein Arsch! Der hatte ja keine Ahnung! Wir konnten sehr wohl einfach nur befreundet sein. Grummelnd widmete ich mich erneut dem kleinen Ding vor mir. Böse funkelte ich es an und fixierte das Teil mit einem tödlichen Blick - wenn das Drecksding nicht bald nach meiner Pfeife tanzte, würde ich echt sauer werden!
 

Ein zaghaftes Klopfen riss mich erneut aus meiner Arbeit. Wer war das jetzt schon wieder?! So würde ich nie fertig werden!

"Ja, bitte..." ich schob das nervige Teil in die Schublade meines Schreibtisches. Vorsichtig näherte sich die Person. Ich drehte mich um und sah in Katorys graue Augen, die mich aufmerksam beobachteten. Sie hing direkt neben mir und stellte einen gefüllten Teller vor meine Nase.

"Ich dachte, du könntest vielleicht Hunger haben..." Sie war wie ausgewechselt. Ruhig, beinahe vorsichtig, freundlich. War das noch die gleiche Frau, die vor wenigen Stunden versucht hatte, meinen Vizen einen Kopf kürzer zu machen? Diese Hormonschwankungen waren schon krass - jetzt wusste ich wieder, warum ich nie eine Frau in meiner Mannschaft haben wollte.

"Ich kann es auch wieder mitnehmen, wenn du nicht magst..." Oh, beim ganzen Anstarren hatte ich glatt vergessen, ihr zu antworten.

"Nein, lass nur - ich hab gar nicht bemerkt, wie spät es geworden ist... Danke." Was zum...! Hatte ich mich gerade ERNSTHAFT bedankt?! ICH! Sie schenkte mir ein Lächeln.

"Du solltest dir ein bisschen mehr Licht machen, Eustass. Du verdirbst dir noch die Augen." sie beugte sich über den Tisch, griff in eine kleine Kiste, in der sich die Kerzen befanden, schnappte sich zwei und zündete diese an. Gott, was für eine Aussicht! Ob sie das nochmal machen könnte?

"Eustass... könntest du deine Nase wohl aus meinem Ausschnitt nehmen!" Huch... sowas.... aber es war einfach zu verlockend - ich war schließlich auch nur ein Mann! Sie ging hinter mir entlang zum Bett und ich musterte ihre weite Jogginghose, die dennoch nicht verbergen konnte, wie wohlgeformt ihr Hintern war. Wie gern ich da nochmal reinkneifen würde. Ich legte meine Stirn in Falten - warum kreisten meine Gedanken nur noch um ihren Körper? Ich schüttelte die Fantasien ab, die gerade begannen, in lebhaften Bildern vor meinem geistigen Auge zu flimmern. Seufzend ließ die Blonde sich auf mein Bett fallen.

"Eustass..."

"Hm?"

"Tut mir Leid, dass ich im Moment so unausstehlich bin..."

"Davon kann ich mir auch keine neuen Nerven kaufen..." brummte ich, wohlwissend, dass ich der Tigerin gerade am Schwanz zog.

"Ich hab die letzten Nächte beschissen geschlafen..." gestand sie, ohne weiter auf meinen Kommentar einzugehen. Ich im Übrigen auch! Sie hat sich nämlich grundsätzlich von mir weggedreht und jeden Kuschelversuch grob im Keim erstickt. Das war echt ätzend, denn ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, sie nachts einfach an mich zu drücken. Ihr gleichmäßiger Atem beruhigte mich ungemein und ließ mich in einen angenehm ruhigen Schlaf gleiten.

"... darf ich mich heut Nacht wieder ankuscheln?" hatte ich mich verhört? Konnte sie das nochmal für mich wiederholen? Erstaunt sah ich sie an. Katory war hochrot und fixierte einen Punkt am Boden vor ihr.

"Wenn du magst..." Distanz, Kid! Zügel deine ungestüme innere Freude! Sollte ja keiner auf merkwürdige Gedanken kommen. Aber ihr strahlendes Lächeln ging dann doch nicht spurlos an mir vorbei. Vielleicht sollte ich mich mal von meinem Wildfang untersuchen lassen - dieses Herzrasen konnte einfach nicht gesund sein. Allein beim Gedanken daran, wie ihre kühlen Finger über meinen Körper glitten, fing mein Kopfkino erneut an, eine nichtjugendfreie Szene nach der anderen abzuspulen - ooooookay, entspann dich, Kid! So konnte das nicht weitergehen! Also beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

"Ich bin duschen..." ... unter anderem...
 

Eine geschlagene Stunde später verließ ich das Bad wieder. Katory war anscheinend inzwischen eingeschlafen. Sie lag eingerollt - nur mit meinem TShirt und einer Hotpan bekleidet - auf meiner Seite des Bettes und kuschelte mit meinem Kissen. Ziemlich viel Meins bei ihr... nur keine Decke... Ich bemühte mich ehrlich darum, ihr nicht auf ihren Hintern zu starren aber das war nahezu unmöglich. Also tat ich das einzige, was mich davon abhalten konnte, direkt über sie herzufallen, wie der Wolf über das Rotkäppchen - ich deckte sie zu! Um anschließend erneut im Bad zu verschwinden...
 

Als ich dann wiederkam, kuschelte sie noch immer mit meinem Kissen - wenigstens hatte sie die Decke nicht weggestrampelt. Manchmal hatte sie einen verdammt unruhigen Schlaf. Ich beschloss, mich daran zu machen, meine Arbeit zu beenden - jetzt würde mich garantiert niemand mehr stören - und Stärkung hatte ich ja von Katory gebracht bekommen. Ich stellte einige Kerzen auf und zog das kleine, im Schein der Kerzen glitzernde Etwas hervor. Wann hatte ich mir das letzte Mal so viel Mühe bei etwas gegeben? Noch dazu bei etwas, das nicht einmal für mich war... Hatte mein alter Freund Recht? Machte sie mich weich? Ich sah zu ihr rüber. Leicht bewegte sie sich.

"Mmmmh.... Eustass..." redete sie etwa im Schlaf? Träumte sie etwa von mir? Ich legte den Kopf schief - das hatte ich mir sicher nur eingebildet... Sie begann, leise zu kichern und drehte sich in meinen Richtung, das Kissen noch immer eng an ihre Brust gedrückt. In dem Licht der Kerzen konnte ich deutlich sehen, dass ihre Augen geschlossen waren.

"... Kid... ... ... mmh... .... hihi.... " Was zum..!? Was bitte träumte sie da!? Ich versuchte die Tatsache auszublenden, dass sie meinen Vornamen genannt hatte - auch wenn es nur im Schlaf war - und auch wie sehr es mir unter die Haut ging, WIE sie ihn ausgesprochen hatte.
 

Einige Zeit später hatte ich meine Arbeit endlich beenden können! Dabei wollte ich schon fast verzweifeln. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm.

"Eustass...?" ich drehte meinen Kopf leicht zu ihr rüber. Katory rieb sich verschlafen die Augen.

"Bist du immernoch auf? Komm schlafen. Es ist doch sicher schon weit nach Mitternacht." ich grinste sie an, verstaute meine Arbeit in meiner Schublade und trat zu ihr ans Bett.

"Sag mal, was hast du da eigentlich eben Schönes geträumt? Das klang ja ungemein spannend." sie zuckte kurz zusammen, bevor ihr Gesicht feuerrot wurde.

"Weiß nicht... kann mich nicht erinnern..."

"Du bist eine schlechte Lügnerin." ein leises Quieken und sie zog sich die Decken über den Kopf.

"Das geht dich gar nichts an!" Ich musste lachen, beschloss aber, die Sache auf sich beruhen zu lassen - vorerst zumindest. Also kroch ich ebenfalls ins Bett und zog sie dreist von hinten in eine Umarmung. Ihren außer Takt geratenen lauten Herzschlag konnte ich nur zu deutlich hören - machte ich sie etwa nervös?

"Ist dir meine Nähe unangenehm?" sofort atmete sie hörbar aus und schüttelte den Kopf, umschlang sogar meine Arme, die ich um ihren Bauch gelegt hatte.

"Warum hast du dann Herzklopfen?"

"Frag mich was Leichteres..." ein Grinsen umspielte meine Lippen.

"Ich weiß genau, dass du gerade breit am Grinsen bist, Eustass! Ich versichere dir, es hat nichts zu bedeuten, also bilde dir bloß nichts ein!"

"Hm... wenn du meinst."

"Ja! Deine Stimmungsschwankungen bringen mich nur völlig aus dem Konzept, das ist Alles. - du soltlest dich langsam mal entscheiden, was ich für dich bin." MEINE Stimmungsschwankungen? Und was meinte sie damit? Verwirrt sah ich zu ihr.

"Wie meinst du das?" sie drehte sich in der Umarmung um, sodass sie mich ansehen konnte.

"Erst bin ich dir nur ein lästiges Anhängsel, dann flirtest du mit mir, bist wieder gemein zu mir, bietest mir deine Freundschaft an, um mich dann wieder von dir zu stoßen, indem du mich tagelang ignorierst. Dann scheint wieder alles in Ordnung und dann das heute Nachmittag... keine Ahnung, was das hier mit Killer war - ich glaub, ich will es auch gar nicht wissen! Aber jetzt... jetzt bist du wieder so... so... na halt einfach so zu mir und ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch denken soll..." ruhig und sachlich, fast emotionslos legte sie mir die Situation dar. Auch wenn ich schwören könnte, dass da ein gewisser Vorwurf in ihrer Stimme lag. Als sie dann auf mich und Killer zu sprechen kam, wurden meine Augen groß - sie dachte doch nicht etwa...?

"Kat..."

"Hm?"

"Hast du ernsthaft gedacht, zwischen mit und Killer läuft was?"

"Keine Ahnung... sah jedenfalls sehr verdächtig aus..." grummelte sie jetzt. Ich schnippte ihr gegen die Stirn.

"Nicht in einer Millionen Jahre würde ich dem weiblichen Geschlecht entsagen und auf die andere Seite wechseln!" sie nickte langsam, sagte aber nichts weiter dazu.

"Tja, und das zwischen uns..." ich wusste genau, was ich eigentlich wollte aber ich befürchtete, darauf lange warten zu können.

"... wir sind Freunde, oder?" beendet sie meinen Satz.

"Ja..." sie nickte wieder.

"Gut. Dann sage ich dir jetzt als Freundin: Wehe, du unternimmst jemals den Versuch, mich zu verkuppeln! Ich will nie wieder so enttäuscht und verletzt werden. Ich will mich nie wieder verlieben..."

"... und wenn es einfach passiert? So etwas kann man ja schlecht beeinflussen." begab ich zu bedenken - alles rein hypothetisch.

"Dann musst du mir den Typen ausreden!" antwortete sie trotzig.

"Und wenn du dich in mich verliebst?"

"Sicher nicht!" Autsch!

"Ich würde unsere Freundschaft niemals durch so etwas Törichtes zerstören wollen!"

"Und wenn es auf Gegenseitigkeit beruhen würde?" Natürlich rein hypothetisch!

"Als ob... seien wir ehrlich, Eustass: Ich gehöre nicht in dein Beuteschema und du bist einfach nicht der Typ für eine langfristige Bindung. Das würde dich zu sehr einengen." Warum hatte sie so ein schlechtes Bild von mir? Ich brummte nur - was sollte ich darauf auch antworten? Sie kuschelte sich enger an mich, lehnte ihre Stirn gegen meine Brust.

"Lass uns einfach nur Freunde sein, okay? Bitte." flehte sie flüsternd. Stumm nickte ich und hörte, wie sie erleichtert ausatmete.

Die Nacht bekam ich kein Auge mehr zu. Ihre Worte wollten einfach nicht aus meinem Kopf - warum wollte sie so plötzlich ihr Herz verschließen? Wie tief musste dieser Idiot sie verletzt haben...
 

Gedankenverloren strich ich ihr sanft über ihren Rücken. Sie war schon ein Katastrophenmagnet. Aber nicht nur das Chaos zog sie magisch an... sondern auch mich. Bereits ab dem Moment, als wir uns das erste Mal in ihrer Welt begegneten, hatte sie mich unweigerlich in ihren Bann gezogen. Jeder Streit, jedes Lächeln, jede Berührung, ließ mich tiefer versinken - hatte sie überhaupt den Hauch einer Ahnung, was sie mit mir machte? Immer, wenn ich dachte, ich hätte etwas Abstand zu ihr gewonnen, geschah etwas, das mich wie ein Stück Metall zu ihrem Magneten zurückzog. Ihre leuchtenden Augen und ihr bezauberndes Lächeln brachten mich völlig aus dem Gleichgewicht - es war wie eine Sucht. Ich war süchtig nach ihr. Für mich gab es kein Zurück mehr. Aber ausgerechnet jetzt, wo ich mir dessen bewusst wurde, verschloss sie ihr Herz und wollte niemanden mehr hinein lassen. Also musste mir ihre Freundschaft für's Erste genügen. Wie ich es hasste, auf etwas warten zu müssen, dass ich unbedingt haben wollte...
 

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch mein Fenster hinein und Katory begann sich zu regen - sie musste eine innere Uhr haben, die auf Sonnenaufgang gestellt war. Noch verschlafen, öffnete sie leicht die Augen und sah mich dann fragend an.

"Du bist schon wach?" sie blinzelte zwei Mal bevor sie sich ihre Frage selbst beantwortete.

"Du hast gar nicht geschlafen..." Verwirrung schwang in ihrer noch müden Stimme mit.

"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin." entgegnete ich ihr schmunzelnd.

"Ich erinner dich dran, wenn du mal wieder schimpfst, dass du nicht schlafen kannst, weil wir angeblich zu laut sind." ich grinste - natürlich würde ich jeden zusammenfalten, der es wagt, mich bei einem Nickerchen zu stören Mein Schlaf war mir schließlich heilig! Dann zog ich sie wieder enger zu mir und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Sei nicht so nett zu mir, das ist mir unheimlich..." grummelte sie gegen meine Brust, kuschelte sich aber zeitgleich an - versteh einer die Logik einer Frau. Ich sollte also nicht mehr nett sein? Nagut...

"Solltest du nicht aufstehen und Frühstück machen?" sie knurrte genervt.

"Sag doch, dass du mich loswerden willst..."

"Eigentlich will ich nur was zu essen."

"Dann geh in die Kombüse und such dir was. Es ist sicher noch etwas übrig... ich mag noch nicht aufstehen..." damit schloss sie ihre Augen wieder. Und jetzt? Eigentlich hatte ich schon verdammt großen Hunger.

"Eustass... dein Magen knurrt..." nuschelte sie und kicherte leise.

"Dann bring mir was zu essen!" fing ich an zu maulen. Sie seufzte und sah auf.

"Spielst du jetzt deine Ich-bin-der-Kapitän-Karte aus?"

"Nein. Noch setze ich auf dein Mitgefühl und deine soziale Ader. Danach würde ich es mit der Aber-wir-sind-doch-Freunde-Karte versuchen. Erst wenn das auch nichts nützt, lass ich den fiesen Käptn raushängen." Mein schiefes Grinsen ließ sie ebenfalls schmunzeln.

"Eustass... du bist ein Idiot!" damit befreite sie sich aus meinem Klammergriff und stand auf.

"Versuch's mal mit 'Bitte' - das kleine Wort wirkt Wunder."

"Du träumst wohl noch, Kat. Soweit kommt's noch..." dann zwinkerte sie mir zu.

"Es kann ja unter uns bleiben, Eustass." damit verschwand sie im Bad. Das musste ich doch mal testen. Ich sprang auf und folgte ihr ohne Vorwarnung ins Bad. Wie erwartet, stand sie bereits unter der Dusche - warum ist dieses Milchglas eigentlich so undurchsichtig?!

"Lässt du mich mit unter die Dusche? Biiiitteeee~" auch wenn ich die Antwort bereits kannte, war es einfach zu verlockend.

"Eustass...!" schnell ging ich einige Schritte rückwärts, als ich die Drohung in ihrer Stimme vernahm.

"Raus hier oder ich muss handgreiflich werden!" Wo zur Hölle kam dieser kalte Wind plötzlich her? Schnell verließ ich das Bad wieder und ließ die Tür hörbar ins Schloss fallen.

"Von wegen es bewirkt Wunder!" grummelte ich besonders laut.

"Du bist und bleibst ein arroganter Kotzbrocken, Freundchen!" lachte sie und ich musste wieder grinsen.

"Ich hab dich auch gern, Kätzchen."

"SCHNAUZE!" Oh, den Kosenamen schien sie nicht zu mögen. Ein lautes Lachen verließ daraufhin meine Kehle.

"Fick dich, Eustass!" Sie konnte so schön dreckig daher fluchen. Kein Wunder, dass die Jungs sie ins Herz geschlossen hatten. Oder lag es an ihren Kochkünsten? Vielleicht auch die Kombination zusammen mit der Tatsache, dass sie eine Frau war.
 

Seit einigen Minuten schon versuchte Killer meine Aufmerksamkeit zu erregen. Natürlich war es mir nicht entgangen aber verflucht noch eins, ich wollte in Ruhe frühstücken! Immerhin hatte ich die Nacht überhaupt kein Auge zugetan - das rächte sich nun in Form von schlechter Laune.

"Eustass, ignorier ihn nicht. Das ist unhöflich. Außerdem scheint es wichtig zu sien." meinte Katory im Vorbeigehen. Sie stellte dem Blonden gerade eine weitere Tasse dieser abscheulichen schwarzen Plörre vor die Nase und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Warum bekam ich eigentlich keine Sonderbehandlung? Ich war immerhin der Käptn dieses Schiffes! Mürrisch sah ich von meinem Teller auf und fixierte meinen Vize. Dieser beugte sich augenblicklich zu mir rüber, als mein Wildfang außer Hörweite war.

"Psst, Kid.... Ist es fertig geworden?" neugierig war er ja überhaupt nicht. Stumm nickte ich nur.

"Zeig doch mal." drängelte er weiter. Ich knurrte nur in seine Richtung - er sollte mich in Ruhe lassen! Stattdessen rückte er weiter zu mir auf, meine finsteren Blicke ignorierend.

"Nicht jetzt..."

"Ist es in der zweiten Schublade?" Hatte ich mich gerade verhört? Killer wollte ernsthaft in meine Kajüte, meine Sachen durchwühlen und das nur, um zu sehen, was ich fabriziert hatte?

"Killer...!" mein Knurren wurde bedrohlich. Diese Warnung sollte auch er endlich verstanden haben! Doch der Bastard wandte sich nur von mir ab, stand auf und richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf Katory.

"Danke für den Kaffee, Katory. Hervorragend, wie immer. Du weißt, wie man Mann munter bekommt."

"Hör schon auf zu schleimen, das ist mir unangenehm!" entgegnete sie lächelnd. Warum? Warum bekam er ein Lächeln nach dem anderen und ich nicht!? Das war so unfair! Mein Vize klopfte mir auf die Schulter.

"Du solltest dich öfter bei ihr bedanken, dann kommst du auch in den Genuß." konnte er jetzt schon Gedanken lesen?

"Und guck nicht so eifersüchtig - irgendwann fällt es sonst nicht mehr nur mit auf..." damit ging er. Ok, tief einatmen! NICHT aufregen! RUHIG BLUT!

... ... ...

... ...

...

Es half nichts. Ich sprang auf, stürzte aus dem Raum, zurück zu meiner Kajüte. Vor Ort wartete mein Vize überraschenderweise artig vor meiner Tür.

"Ich wusste, du würdest mir folgen." kommentierte er meinen fragenden Gesichtsausdruck nur. Wütend knallte ich die Tür auf und ging zu meinem Schreibtisch. Als ich die Schublade öffnete, verflog all mein Ärger und behutsam holte ich das Objekt heraus und zeigte es ihm.

"Wow." Anerkennenung.

"Da hast du dir ja ausnahmsweise richtig viel Mühe gegeben." Spott?

"Und wann wolltest du es ihr geben?" Vorwurf??

"Oder wolltest du es ihr heimlich unterjubeln?" Schon wieder Spott!

"Ich kann es ihr natürlich auch geben, wenn du dich nicht traust..." auffordernd hielt er seine Hand auf. Was war denn jetzt kaputt?

"Was redest du da für einen Mist, Killer? Natürlich werde ich es ihr geben!"

"Du weißt genauso gut wie ich, dass man einer Frau nicht einfach so Geschenke macht - was bezweckst du damit, Kid?" Lässig verschränkte er nun wieder seine Arme vor der Brust. Es war ja wohl ganz allein meine Sache, ob und wann ich jemandem etwas schenkte! Stumm starrte ich ihn finsteren Blickes an.

"Ich kenne dich jetzt lange genug, Kid. Du liebst die Frauen, hast nicht selten gleich mehrere gleichzeitig in deinem Bett aber nie - ich betone: NIE - hattest du dir was aus ihnen gemacht. Von Geschenken wollen wir gar nicht erst reden, denn die machst du wenn, dann nur dir selbst. Das hier ist anders. Und ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich! Du weißt ganz genau, dass sie nicht bleiben kann und trotzdem tust du dir selbst das an - wieso?"

"Sie wird stärker. Jeden Tag ein bisschen mehr - das muss dir doch auch aufgefallen sein, Killer!"

"Und du glaubst, das reicht?" Es musste einfach reichen!

"Bisher waren wir nicht in ernste Bedrängnis gekommen - aber so wie sie das Unheil anzieht, wird das nicht mehr lang auf sich warten lassen... Du weißt selbst am besten, wie grausam du sein kannst, wenn wir angegriffen werden. Was wäre, wenn sie sieht, wie du wirklich bist? Bisher kennt sie nur deine humane Seite. Aber die kaltherzige, brutale, abgebrühte und rücksichtslose Killermaschine hat sie noch nicht kennen gelernt. Um dein Ziel zu erreichen, gehst du über Leichen, ohne Rücksicht auf Verluste. Für dich gibt es keine halben Sachen, nur Alles oder Nichts. Glaubst du ernsthaft, sie will noch hier bleiben, wenn sie dein wahres Ich kennen gelernt hat?"

"Du weißt ganz genau, dass das nur die halbe Wahrheit ist, Killer!"

"Dennoch ist es die Seite, die dich bis hierher gebracht hat. Genau so bist du, Kid. Sie wird dir das Herz brechen." Nein! Das konnte ich nicht glauben - wollte es nicht glauben! Sie war anders - sie stopfte mich nicht einfach in irgendeine Schublade. Sie nahm mich so, wie ich war. Mein Freund löste seine Abwehrhaltung und kam langsam auf mich zu.

"Wenn sie in Gefahr gerät, würdest du sie dann mit deinem Leben beschützen? Würdest du alles für sie aufgeben, nur um ihr Leben zu retten?"

"Es ist meine Entscheidung, Killer! Ich werde sie nicht gehen lassen - ich kann es einfach nicht. Versteh mich doch." entschlossen sah ich ihn an.

"Du weißt, dass es nicht allein deine Entscheidung ist - du ziehst die gesamte Mannschaft mit hinein!"

"Tu ich das nicht immer..." er lachte kurz auf - er wusste, dass ich Recht hatte. Immerhin war ich der Käptn. Jede tollkühne oder waghalsige Entscheidung hatten meine Männer genauso zu ertragen wie meine täglich schwankenden Launen.

"Das wird in einem Desaster enden - denk an meine Worte, Kid!" dann nickte er zu meiner Hand, in der ich die ganze Zeit meine Arbeit gehalten hatte.

"Du solltest es ihr bald geben. Möglichst bevor deine Entschlossenheit den Schwanz einzieht."

"Pah! Als ob!" Sofort stapfte ich an ihm vorbei an Deck, um ihm zu beweisen, WIE entschlossen ich war. Da kam mir mein blonder Wildfang auch schon entgegen - und mein Mut setzte sich mit einem Beiboot ins Wasser ab. Shit. Den aufkommenden Kloß runterschluckend, rief ich sie zu mir.

"Kat, komm doch mal bitte her." strahlend kam sie auf mich zu. Für dieses Lächeln würde ich töten...

"Du kannst ja doch höflich sein, Eustass." Wenn ich für jedes 'Bitte' diese Geste bekam, könnte das demnächst durchaus öfter vorkommen - aber nur in ihrem alleinigen Beisein!

"Schließ die Augen, ich hab was für dich." grinste ich nun breit. Sofort wurde sie rot.

"Ich hoffe, es ist nichts unanständiges..." nuschelte sie.

"Keine Angst - ich werd artig sein." damit schloss sie ihre Augen und ich stellte mich hinter sie. Behutsam ließ ich die silberne Kette aus meiner Hand gleiten und legte sie ihr um den Hals. Der kleine Anhänger in Form einer Wolke baumelte sofort hinab zu ihrem Schlüsselbein. Zufrieden begutachtete ich mein Werk - es stand ihr ausgesprochen gut.

"Kannst wieder gucken." im selben Augenblick tasteten ihre Finger behutsam die Kette entlang bis hin zum Anhänger, den sie kurz anhob, um ihn zu betrachten.

"Das hast du... für... für mich...?" mit Augen, die funkelten wie das Silber um ihrem Hals, drehte sie sich zu mir um.

"Danke!" überrascht sah ich auf, als sich zwei zierliche Arme um meinen Hals legten und ihre Wange sich kurz gegen meine drückte. Ich war mir fast sicher, dass ich leicht rot wurde. Killer, der etwas abseits stand, schüttelte kaum merklich den Kopf. Er war alles andere als begeistert aber das ging mir gerade ziemlich am Arsch vorbei. Also erwiederte ich Katorys herzliche Umarmung, streckte meinem Vizen dabei provokativ die Zunge raus. Und wenn er tausend Bedenken äußerte - ich hatte meine Wahl getroffen!

Ordne deine Gefühle!

8. Kapitel: Ordne deine Gefühle! (Katory) :
 


 

Schon mal mitten auf hoher See deine Tage bekommen? Nein? War auch nicht die tollste Erfahrung... Wie sollte Frau bitteschön an Damenhygieneartikel kommen auf einem Piratenschiff mit rein männlicher Besatzung?! Richtig: Gar nicht! Mir war zum Heulen zu Mute - scheiß Hormonschwankungen! War ja nicht so, dass ich bereits mehr als genug um die Ohren hatte... wobei ich anmerken durfte, dass die letzten Nächte mit Kid echt schön waren - zumindest bis zu jenem verhängnisvollen Moment...

Wir hatten uns über alles Mögliche unterhalten und dabei festgestellt, dass wir gar nicht so verschieden waren. Unter seiner rauen Schale steckte tatsächlich ein weicher Kern. Mit einem dezenten Aggressionsproblem... Er konnte es gar nicht leiden, wenn man ihn nicht für voll nahm - darum radierte er gerne mal das ein oder andere Dorf von der Weltkarte. Zugegeben, nicht unbedingt die eleganteste und erwachsenste Lösung aber hey irgendwie musste man sich ja Respekt verschaffen. Auch wenn ich es nicht unbedingt guthieß, hatte ich dennoch Verständnis. Er erzählte mir von seinen Abenteuern, die er mit Killer und den anderen bereits erlebt hatte und schaffte es immer wieder, mich in Staunen zu verstzen und zum Lachen zu bringen.

Im Gegenzug erzählte ich ihm von meiner Welt, von den unbeschwerten Tagen als ich noch klein war. Dinge, die es hier nicht gab, veranschaulichte ich ihm mit Wolkengebilden. Meine Teufelskraft war durchaus recht nützlich. Eine Sache schien ihn jedoch besonders zu faszinieren. Mir war es damals schon aufgefallen, als ich ihm meine Tattoos gezeigt hatte.

"Magst du mir nicht was zeichnen?" er setzte einen Hundeblick auf, doch ich schüttelte wehemend mit dem Kopf. Ich hasste es, wenn mir jemand dabei über die Schulter sah - sowas kam spontan und vor allem, wenn ich allein war.

"Dann zeig mir einfach eine, die schon fertig ist." versuchte er es weiter. Kurz überlegte ich. Natürlich gab es da schon einige fertige Zeichnungen, wenn man diese denn als solche bezeichnen wollte. Für mich war es eher Gekritzel, dass immer dann entstand, wenn mir langweilig wurde oder ich mich nicht mehr konzentrieren konnte. Jene Kritzeleien zierten dann meist den Rand meiner Hefter in der Schule - wer brauchte schließlich schon einen Korrekturrand? Hier bei Kid war es mein Notizbuch, welches mit diesen Nettigkeiten bestückt wurde - mein neuestes Lieblingsmotiv: Ein Mini-Kid, der von einem Mini-Killer gepiesackt wurde. Es bereitete mir jedes Mal auf's Neue eine diabolische Freude, diese Kritzeleien zu betrachten. Mir war sehr wohl bewusst, dass Kid der Käptn und nicht sonderlich gut Kirschen essen mit ihm war, wenn er schlechte Laune hatte aber Killer war in meinen Augen so etwas wie der große Bruder, die Stimme der Vernunft, der Knüppel, der hinter Kid stand und ihm den Hintern versohlte, wenn dieser mal wieder Scheiße bauen wollte oder der Rettungsanker, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen war. Ohne Killer lief hier gar nichts. Und das wusste Kid. Manchmal fragte ich mich, ob der Vize nicht ohne seinen Käptn besser dran wäre, verwarf diesen Gedanken aber immer wieder ganz schnell. Diese beiden verband eine langjährige und bedingungslose Freundschaft, worum ich sie ehrlich beneidete.

"Vielleicht später irgendwann mal..." antwortete ich ihm letztendlich und beendete das Thema damit, sehr zu seinem Leidwesen. Er konnte es einfach nicht leiden, wenn er seinen Willen nicht bekam. Also zückte ich dann doch meinen Bleistift, zog ein leeres Blatt hervor und malte einen Himmel mit großen Wattewolken. Grinsend überreichte ich ihm mein 'Kunstwerk' und sofort begann er laut zu lachen. So langsam wusste ich, wie ich ihn zum Lachen bringen konnte. Immerhin war ich schon fast einen ganzen Monat hier. Wie doch die Zeit verflog...

Moment! Einen ganzen Monat? Plötzlich drängte sich ein unangenehmer Gedanke in den Vordergrund - kurz bevor ich Kid das erste Mal in meiner Welt begegnet war, endete gerade mein Zyklus... Wie auf's Stichwort wurde mir schlagartig übel und panisch rannte ich ins Bad, nur um feststellen zu müssen, dass das Unheil bereits seinen Lauf genommen hatte. Mist! Mist, Mist, Mist, Mist! Und jetzt? So konnte ich unmöglich zurück zu Kid gehen. Gehetzt lief ich im Bad auf und ab, als ein Klopfen und ein vorsichtiges Räuspern mich aus meinen Gedanken riss.

"Alles okay bei dir?" kam es besorgt von dem Rotschopf. Nein, natürlich nicht! Verflucht...

"Mir ist nur etwas übel..." zumindest war es nicht gelogen, wie mir gerade wieder bewusst wurde. Zudem setzten in diesem Augenblick auch noch meine geliebten Bauchkrämpfe ein. Warum musste das auch immer so schrecklich unangenehm sein? Als ob der Mist nicht an sich schon eklig genug war!

"Kann ich... Soll ich... Brauchst du irgendwas?" Ohja! Eine Aspirin, eine Ibuprofen und eine Buscopan, bitte! Achja, und ein paar Damenhygieneartikel - innerlich lachte ich mich selbst aus. Mit keinem der Begriffe würde er sonderlich viel anfangen können, oder wollen.

"Nein, schon gut... Lass mich bitte einfach nur einen Moment in Ruhe, ja?" es gefiel mir zwar ganz und gar nicht ihn wegzuschicken aber was blieb mir anderes übrig? Er konnte mir ja doch nicht helfen - und seine Hilflosigkeit hatte ich bereits aus seiner Stimme lesen können, da musste ich sie nicht noch in seinem Gesicht sehen.

Nach einigen Minuten der Stille, in denen ich meinen Kopf gegen die kühlen Fliesen gelehnt hatte, kam mir dann doch eine Idee, wie er mir helfen konnte - und wobei er nichts kaputt machen konnte.

"Eustass...?" schwach erklang meine Stimme - natoll! Nun würde er sich noch mehr Sorgen machen!

"Ja?" er stand noch immer auf der anderen Seite der Tür und hatte sich allem Anschein nach nicht einen Millimeter bewegt, was mir ein flüchtiges, schwaches Lächeln auf die Lippen zeichnete, bevor sie sich wieder vor Schmerz verzogen.

"Ein Kräutertee wäre schön."

"Kommst du bis in die Kombüse? Ich kann ihn dir auch ins Zimmer bringen... oder ins Bad... oder ich trag dich rüber?" Bloß nicht! Ich war ja nicht todsterbenskrank! Auch wenn es sich nur knapp anders anfühlte...

"Ich komm gleich nach." kurz darauf entfernten sich seine Schritte von der Tür und ich konnte hören, wie er die Kajüte verließ. Erst danach setzte ich mich langsam in Bewegung, nachdem ich gewisse Vorkehrungen getroffen hatte. Uuuuuh diese Schmerzen!!! Ich hatte mich bereits bis zur Kajütentür vorgekämpft, als diese vorsichtig aufgezogen wurde. Überrascht sah ich Wire an.

"Was tust du denn hier?"

"Dich retten." antwortete er breit grinsend, schob mich zurück in die Kajüte und drückte mir eine kleine schwarze Tasche in die Hand. Ich spähte hinein und meine Augen wurden groß und leicht nass - diese verfluchten Hormone!!

"Wire, aber woher...?"

"Frag nicht, Süße. Ich kann auch rechnen, weißt du. Früher oder später musste das ja passieren. Und als unser Käptn gerade völlig aufgelöst versuchte, einen Tee zu kochen, hatte ich so eine Ahnung. Diese Vorkehrungen hatte ich im Übrigen schon getroffen, als du die erste Woche bei uns gewesen bist - ganz im Gegensatz zu dir, wie mir scheint."

"Du bist meine Rettung!" ich umarmte den schwarzhaarigen Hünen und huschte ins Bad - komisch wie gut ich manchmal diese unerträglichen Schmerzen ausblenden konnte. Das musste wohl an den Glücksgefühlen liegen. Naja, wenigstens musste ich mir jetzt keine Sorgen mehr um meine Unterwäsche machen - es war sogar eine Kopfschmerztablette mit dabei, juchu! Wire war schon goldwert!

"Ich hatte es vollkommen verdrängt, wenn ich ehrlich bin. Außerdem hatte ich anfangs nicht erwartet, überhaupt so lange hier zu sein. Irgendwie ist das alles... aus dem Ruder gelaufen. Keine Ahnung..." Ja, ich hatte es wirklich vergessen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieses Problemchen sich einfach in Luft aufgelöst hätte. Ein glucksendes Lachen erklang vor der Tür.
 

Als ich dann nach einer kleinen Ewigkeit mit Wire im Schlepptau in die Kombüse kam, wartete Kid bereits völlig ungeduldig auf mich. Prüfend sah er mich an.

"Ist alles okay? Du siehst so blass aus." Sofort klebte seine Hand an meiner Stirn.

"Du kannst deine Hand wegnehmen, Eustass. Ich bin nicht krank..." Verständnislos sah er mich an. Schnell griff ich nach der großen Tasse mit dem Tee, um seinem Blick zu entkommen. Wire kicherte leise neben mir.

"Hast du nichts zu tun?" knurrte ihn der Rothaarige an.

"Ich habe heute Küchendienst - ich bin hier genau richtig, Käptn." wütend wurde der schwarzhaarige nun angefunkelt.

"Eustass, lass ihn doch..."

"Aber -"

"Aber was?" fiel ich ihm bissig ins Wort. Ohoh, die Stimmungsschwankungen setzten ein. Er schnaubte wütend und ich massierte mir den Nasenrücken. Jetzt nur nichts Falsches sagen - immerhin hatte er sich genauso Sorgen gemacht wie Wire und sich sogar dazu herabgelassen, mir einen Tee zu kochen.

"Tschuldige, Eustass. Bin wohl nicht ganz auf der Höhe. Danke für den Tee." immerhin brummte er nur noch. Danach herrschte Schweigen. Wie ich solche Situationen hasste... Wire grinste die ganze Zeit über wissend vor sich hin, wofür er von Kid vernichtende Blicke erntete, wenn der Teufel nicht gerade sorgenvoll zu mir sah. Um dieser unbehaglichen Situation schneller zu entgehen, stürzte ich das heiße Getränk zügiger runter, als es meinem angeschlagenen Magen lieb war.

"Ich geh schlafen... Nacht, Jungs."

"Nachti." flötete Wire mir hinterher. Schwere Schritte verfolgten mich zurück in die Kajüte, gepaart mit einem stechenden Blick, der mir nur noch mehr Unbehagen bereitete. Vor der Tür drehte ich mich seufzend zu ihm um.

"Eustass, bitte, sieh mich nicht so an. Es hat nichts mit dir zu tun, dass es mir so beschissen geht." beschwichtigend legte ich meine Hand auf seine Wange. Es sollte das letzte Mal in den kommenden Tagen sein, dass ich so freundlich zu ihm war... Plötzlich wurden seinen Augen groß.

"Aber du bist nicht...! Von diesem Oberarsch...!?" mir fiel die Kinnlade runter - auf was für Gedanken kam er nur immer?!

"Gott, NEIN, Eustass, wo denkst du hin? Abgesehen davon hat er mich seit über einem halben Jahr nicht mehr berührt..." drehte ich das Messer in meinem geschundenen Ego gerade selbst herum? Meine Güte, wann war ich so masochistisch geworden? Unglaube lag in seinen Augen, dann schüttelte er schnell den Kopf.

"Was wolltest du nur mit so einem Vollpfosten?" Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Damals erschien es mir richtig. Reden wir nicht mehr darüber - das Thema ist für mich längst abgehakt." somit ging ich hinein und Kid folgte mir. Im Bad zog ich mich noch schnell um, entschied mich aber für eine längere Hose zum Schlafen - auch wenn ich jetzt schon wusste, dass es mir viel zu warm werden würde - aber in der kurzen fühlte ich mich gerade einfach nicht wohl. Beinahe enttäuscht blickte der Rotschopf auf meinen eingehüllten Körper, fragte aber nicht weiter. Im Bett rollte ich mich, mein Kissen vor meinen Bauch gepresst, in Embryonalstellung zusammen in meine Decke. Mir war durchaus bewusst, dass ich somit verhinderte, dass mein Teufel sich ankuscheln konnte aber in meinem jetzigen Zustand war mir das schlichtweg unangenehm.
 

Am nächsten Morgen schleppte ich mich müde und kraftlos ins Bad. Hölle noch eins, wie ich es in solchen Momenten hasste eine Frau zu sein! Mürrisch suchte ich nach bequemen Klamotten und fand eine Dreiviertelhose mit Bund statt Knopf und ein weites TShirt, welches ich ursprünglich als Schlafshirt gekauft hatte - aber ich kam einfach nicht von Kid seinem los... Müde machte ich mich auf den Weg in die Kombüse und begegnete unterwegs Wire.

"Guten Morgen, Süße. Du siehst ja furchtbar aus!" Er war der einzige, der mir diesen Kosenamen geben durfte und noch dazu im selben Atemzug so einen Kommentar bringen konnte, ohne, dass ich endgültig die Fassung verlor.

"Hab beschissen geschlafen..." grummelte ich und er lachte vergnügt.

"Ich weiß da etwas, was dich aufmuntern kann. Schau mal!" er zeigte zur Steuerbordseite und tatsächlich hellte sich meine Miene auf.

"Eine Insel!"

"Genau. Und sie ist bewohnt.Was hälst du von einer ausgiebigen Shoppingtour? Ich zahl auch, wenn du Frühstück machst." Er wusste wirklich, wie man mich aufheitern konnte. Ich musste herzhaft lachen.

"Was genau willst du bezahlen, Wire? Du verhandelst ja doch solang, bis wir die Klamotten geschenkt bekommen. Wenn einer die Leute über den Tisch ziehen kann, dann du!"

"Darum ja."

"Einverstanden - ich geh schonmal in die Kombüse. Hast du irgendeinen besonderen Wunsch?"

"Deine gefüllten Reisbällchen!"

"Haha, aber gerne doch."
 

"Wo ist eigentlich Heat?"

"Ach hör mir doch auf mit der Rastalocke..." ich seufzte, während ich die ersten Reisbällchen zubereitete.

"Habt ihr euch schon wieder gezankt?"

"Er ist halt einfach ein emotionaler Krüppel!"

"Oh nein! Sag sowas nicht, Wire! Du weißt, dass das nicht stimmt."

"DOCH! Und in seinem Hirn ist nur Platz für Essen..." mir dämmerte langsam.

"Was hat er vergessen?" fragte ich sanft. Wire schürzte seine Lippen.

"Meinen Geburtstag..." kam es dann leise.

"Guck nicht so, Katory! Heat ist der einzige, der es weiß... Vielleicht weiß es noch unser Vize aber auch der hat null Anstalten gemacht..."

"Wann hattest du denn?""

"Vor vier Tagen..." kam die genuschelte Antwort. Oh, das war der letzte Tag auf der Insel, auf der ich meine Teufelskräfte trainiert hatte. Da war zumindest Killer verhindert... Aber Heat? Wo war der Trottel überhaupt? Ich hatte ihn, wenn überhaupt, in den letzten Tagen nur flüchtig gesehen.

"Ich denke nicht, dass er es absichtlich vergessen hat." verächtliches Schnauben kam von dem Schwarzhaarigen.

"Es gibt sicher eine einfache Erklärung dafür. Vielleicht wurde er mit Arbeit überhäuft. Du weißt doch, wie Eustass sein kann."

"Ist ja jetzt auch egal..." seine Stimme verriet allerdings das Gegenteil. Es nahm ihn schon ziemlich mit, dass sein bester Freund diesen wichtigen Tag vergessen hatte.
 

Nach dem Frühstück machten Wire und ich uns dann auf, das naheliegende Dorf in Augenschein zu nehmen. Es war viel größer als wir zeurst annahmen und wir fanden tatsächlich das ein oder andere Teil, welches mir stand. Außerdem gab es hier auffallend viele Schmuckläden. In einer kleinen Seitengasse machten wir dann vor einem Halt und interessiert betrachtete ich die wunderschön gefertigten silbernen Ringe in der Auslage. Ein melancholisches Lächeln huschte über meine Lippen - hatte ich meinen eigenen doch vor einiger Zeit verloren. Vermutlich hatte ich das diesem nervigen Marinesoldaten zu verdanken. Sei es drum. Bedeutet hatte der Ring mir eigentlich nichts mehr - aber er war recht hübsch gewesen. Allerdings wurde bei den Wucherpreisen jeder Gedanke an eine Neuanschaffung im Keim erstickt. Somit gingen wir weiter. Im Schaufenster konnte ich allerdings zwei Spiegelungen erkennen, die mir sehr vertraut waren. Warum beobachteten Killer und Kid uns? Folgten die zwei uns etwa? Vielleicht war es ja auch nur Zufall... Schnell schüttelte ich jedweden Gedanken an die beiden ab - ich wollte einfach nur mit Wire shoppen gehen und den Rest ausblenden.
 


 

Zwei Abende später sollte mein angeknackstes Ego erneut auf eine harte Probe gestellt werden. Ich hatte ein wirklich gutes Buch über Medizin in dem kleinen Dorf gefunden und hockte nun in Killers Zimmer unter Deck, um es in Ruhe zu lesen. Kid kam nicht hier runter - warum, wusste ich selbst nicht so genau. Aber es verschaffte mir die nötige Ruhe, die ich momentan brauchte und sehr genoss. Meine Kopfschmerzen würden mich sonst noch umbringen... oder die Krämpfe... wahlweise könnte ich mich auch von Bord stürzen, weil mir die übertriebene Sorge und schlechte Laune des Teufels den letzten Nerv raubte. Womit wir zurück bei den Kopfschmerzen wären.

Deswegen war es in dem Zimmer auch recht dunkel bis auf eine einzige Kerze, die für gerade so viel Licht sorgte, dass ich lesen konnte.

Weil ich mich weitestgehend aus der Kapitänskajüte zurückgezogen hatte, war nun Killer des Öfteren bei seinem Kapitän. Vermutlich damit er nicht so einsam war. Ich musste kurz lachen bei dem Gedanken - Kid und einsam! Zumal die beiden sich die meiste Zeit über stritten, wie ein altes Ehepaar. Das konnte ich selbst hier unten gedämpft hören, was mich nur immer wieder mit dem Kopf schütteln ließ. Diese zwei Hitzköpfe... Jetzt verstand ich auch, warum die zwei jeder ihre eigene Kajüte hatten - Killer war nicht minder streitsüchtig wie sein Käptn. Die zwei stichelten solang, bis einer von ihnen explodierte - meistens ging Kid zuerst in die Luft.
 

Vertieft in mein Buch, fiel mir erst nach etwa 20 spannenden Seiten auf, dass ich mir noch gar keine Notizen gemacht hatte. Kurz sah ich mich um - natürlich war mein Notizbuch nicht hier unten... Ich musste es oben in meiner Schublade gelassen haben. Kid hatte mir mittlerweile einen kleinen Schreibtisch organisiert - oder selbst gebaut? - auf dem sich etliche Bücher über Medizin gestapelt hatten, bis er mir dann auch noch ein Regal in seine Kajüte gestellt hatte. Nun war mein eigenes kleines Reich meistens aufgeräumt, bis auf vereinzelte Notizen, die ich noch nicht in die Schublade geräumt hatte. Aber der Rotschopf störte sich nicht an meinem Chaos, blätterte er oft genug doch selbst durch meine Notizen und las sie interessiert durch - ob er überhaupt verstand, was ich da hingekritzelt hatte? Schließlich verwendete ich viele Abkürzungen, lateinische Begriffe oder kritzelte noch Randnotizen zu den Notizen, was meine Zettel auf den ersten Blick nur verwirrend und chaotisch wirken ließ - nur ich erkannte mein System dahinter.

Aber eben jene Notizen konnte ich gerade nicht machen. Ich überlegte kurz. Sollte ich mich in die Höhle der zwei Streithammel begeben oder einfach bis morgen warten und es mitnehmen, bevor ich die Kajüte wieder verließ?
 

Ich entschied mich für die Höhlenforschung und schlenderte hinauf zur Kapitänskajüte. Bereits kurz vor der Tür konnte ich deutlich die zwei Streithähne hören.

"Pfoten weg! Ich kann das allein!" Ooooookay.... was passierte da gerade?

"Geh weg, Killer!" Wollte ich da jetzt wirklich rein?

"Nimmst du deine Griffel da weg!" Augen zu und durch... Ich drückte die Klinke herunter und betrat den Raum.

"Wovon soll er seine Finger nehmen?" ungläubig betrachtete ich das Bild, welches sich mir bot. Killer hing halb über seinem Käptn und sah mich über dessen Schulter hinweg an, während Eustass zurückgelehnt in seinem Stuhl hing und schnell an seiner Hose nestelte.

"Was treibt ihr Jungs da überhaupt?"

"Was machst du schon hier? Ich denke du liest unten in Killers Kajüte..." Man, warum wurde er denn gleich so bissig? Ich muss ja extrem gestört haben. Beleidigt ging ich auf meinen Schreibtisch zu und öffnete die unterste Schublade, in der sich mein Notizbuch und ein Stift befand.

"Wollte nur mein Notizbuch holen... Entschuldigt die Störung..." Ich war schon wieder auf dem Rückweg, als sich eine starke Hand um mein Handgelenk schloss.

"Kat, warte..."

"Lass mich bitte in Ruhe, Eustass..." Es sollte mich doch völlig kalt lassen, was die beiden hier taten - aber warum tat es dann so verdammt weh!? Sofort löste sich sein Griff wieder und er ließ mich ziehen.
 

Ich pfefferte mein Notizbuch auf Killers Tisch und warf mich auf sein Bett. Na wunderbar! Und was sollte ich jetzt tun? Genervt fuhr ich mir durch meine blonden Haare - auf mein Buch konnte ich mich jedenfalls nicht mehr konzentrieren. Meine Augen schließend, versuchte ich, meine konfusen Gedanken und mein inneres Gefühlschaos zu ordnen. Ob zwischen dem Vizen und dem Käptn wirklich was lief? Auf den letzten bewohnten Inseln konnte ich Killer stets dabei beobachten, wie er sich an die Frauen ranmachte und immer mal wieder mit einer in eine dunkle Ecke verschwand. Während Kid dagegen niemanden der Inselbewohner auch nur eines Blickes würdigte. Dabei hatte mir sein Vize erzählt, dass Kid ein richtiger Schürzenjäger war. Davon hatte ich allerdings bisher recht wenig mitbekommen. Aber vielleicht tat er es auch, wenn ich mit Wire, Heat und Killer unterwegs war... Wirklich Gewissheit würde ich aber nur bekommen, wenn ich ihn mal darauf ansprach - bei meinem 'unermesslichen' Potential an Mut also eher nie.

Also weiter zu meinem Gefühlschaos... Kid brachte mich ständig aus der Fassung! Obwohl ich gern in seiner Nähe war, hatte ich stets ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn er mich an sich zog. Mir war sehr wohl bewusst, dass diese Empfindungen nur in zwei Richtungen gehen konnten: Tiefste Abneigung oder hoffnungslose Verliebtheit - beides wollte ich nicht! Alles, was ich wollte, war seine Freundschaft, mehr nicht. Mein ohnehin angeschlagenes Herz würde es nicht noch einmal ertragen, gebrochen zu werden - und er würde es mir brechen, dessen war ich mir absolut sicher. Also musste ich den ersten Anflug zärtlicherer Gefühle schleunigst unterbinden.

Ich kannte diese Anwandlungen nur zu gut. Im Grunde waren es nichts weiter als Schwärmereien, die ich oft genug fälschlicherweise für Liebe gehalten hatte. Aber aus Angst wieder allein zu sein, redete ich mir ein, es wäre etwas Tieferes sobald ein Schwarm Interesse an mir bekundete. War ich überhaupt schon einmal verliebt gewesen? Also ich meine, so richtig verliebt. Selbst bei Raik war ich mir da heute nicht mehr so sicher. Am Ende war es vielleicht doch nur Gewohnheit, ihn ständig um mich zu haben. Vermutlich kam ich deswegen so schnell über ihn hinweg. Was mich im Grunde wirklich kränkte und verletzte, war die Tatsache, so leicht ersetzlich gewesen zu sein... Aber zurück zu meinem aktuellen Problem. Dann wollen wir uns diesen Idioten mal ausreden!

Also... Eustass Captain Kid... ein rothaariger Teufel, der lieber Dinge mit Gewalt löste, statt eine vernünftige sachliche Diskussion zu führen. Er war cholerisch und ging wegen jeder Kleinigkeit an die Decke. Außerdem war er ein perverser Grapscher! Und legte, laut seinem Vize, alles weibliche flach, was nicht bei drei aus seiner Reichweite war. Er war selbstverliebt, überheblich und ein Großkotz. Wie sein überdimensionales Ego überhaupt in seinen Körper passte, war mir ein echtes Rätsel. Apropos Rätsel: Die hellste Leuchte auf der Krone war er auch nicht... zumindest nicht dann, wenn es notwendig war, seinen Grips zu benutzen! Denn in genau solchen Situationen, wo kurzes Nachdenken zu unkomplizierten Lösungen verholfen hätte, ging er mit dem Kopf durch die Wand. Dabei war er gar nicht so ungebildet, wie er gern tat - aber er überließ das Denken lieber seinem Vize, denn er selbst hatte viel mehr Freude daran, Dinge kaputt zu machen. Dabei war er auch handwerklich sehr begabt, wie ich nicht zuletzt daran sehen konnte, mit welcher Geschicklichkeit er das Schiff reparierte. Davon mal abgesehen, dass er unglaublich heiß aussah, wenn er Dinge instand setzte mit den leichten Schweißperlen auf seinem nackten Oberkörper und dem konzentrierten Blick. Viel zu gern ließ ich mich an seine muskulöse Brust drücken und lauschte seinem kraftvollen Herzschlag.

Ich zog die Stirn in Falten - das ging gerade eindeutig in die falsche Richtung! Ich sollte lieber damit aufhören. Egal, wie attraktiv ich ihn auch finden mochte, Kid war nur ein guter Freund. Punkt. Ende der Diskussion!
 

Plötzlich warf sich jemand schwungvoll neben mich und lehnte sich über meinen Bauch. Welcher Bastard...?! Genervt öffnete ich die Augen und starrte auf Killers Maske. Der Typ hatte sie ja wohl nicht mehr alle!

"Tickst du noch ganz sauber?!" blaffte ich ihn an - ich hatte noch immer leichte Unterleibsschmerzen und sein Gewicht trug nicht gerade zur Linderung ebendieser bei!

"Warum so böse?" fragte er unschuldig.

"Verzieh dich Killer - ich bin gerade nicht scharf auf Gesellschaft..."

"Warum so schlecht gelaunt?"

"Geh von mir runter, Killer!" knurrte ich nun drohend. Was wollte er von mir? Sonst war er doch auch nicht so aufdringlich.

"Ehrlich, Katory, deine schlechte Laune ist nicht zum Aushalten. Vielleicht solltest du dich auch mal ein bisschen austoben. Ich bin mir sicher, Kid kann dir da gern weiterhelfen." mein Gesicht wechselte von Unglaube zu Empörung - jetzt hatte er den Bogen endgültig überspannt! Grob stieß ich ihn von mir runter und griff zu meinen Wurfmessern. Als das erste ihn nur knapp verfehlte, nahm er endlich die Beine in die Hand.

"Verpiss dich, Killer! Raus hier aber plötzlich!" mag sein, dass ich vielleicht etwas (!) laut geworden war... Schnurstracks lief er zurück zur Kapitänskajüte. Leider landete mein Messer genau in der Tür zu jenem Raum und ich fluchte leise - der Kerl war aber auch verdammt fix. Langsam wurde die Tür aufgeschoben und Kid zog seelenruhig meine Waffe aus dem Holz und schickte sie mir mit seinen Teufelskräften zurück.

"Hättest du die Güte, dein Messer woanders zu platzieren, als in meiner (!) Tür." ich schnaubte nur zur Antwort, steckte mein Messer zurück und drehte mich um. Vielleicht sollte ich in die Kombüse gehen und etwas Kochen? Auf diese Art könnte ich mich wenigstens in nützlicher Weise abreagieren.
 

"Gibt es Ärger im Paradies?" kicherte Wire, der sich zu mir in die Kombüse gesellt hatte, gefolgt von Heat. Verdutzt sah ich die beiden an, meinen bissigen Kommentar sogleich vergessend, als ich die zwei wieder vereint sah.

"Habt ihr euch wieder vertragen?" Verlegen kratze der blauhaarige sich am Hinterkopf und Wire nickte bestätigend.

Während ich mich daran machte, eine köstliche Meeresfrüchteplatte vorzubereiten, erzählten mir die beiden ausführlich, wie es zu all dem gekommen war.

Heat hatte Wires Geburtstag nicht vergessen - es bestand nur das Problem dass seine Überraschung für seinen besten Freund nicht auf dem Schiff funktionierte. Und da die gesamte Crew ein Landgangsverbot aufgedrückt bekommen hatte - an dem ich Schuld war -, musste er leider warten. Es war damals einfach zu gefährlich gewesen, die Insel zu betreten, solange ich meine Teufelskräfte noch nicht unter Kontrolle hatte. Aber vor zwei Tagen dann hatte Heat den schwarzhaarigen zu einem kleinen Hügel außerhalb des Dorfes bestellt, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Insel hatte. Unweit davon hatte er dann ein riesiges Feuerwerk gestartet - nur für Wire. Der Pyromane wusste genau, wie sehr Wire die bunten Lichter mochte und hatte sich extra große Mühe gegeben. Irgendwie war es schon süß... Freundschaft, vor allem die echte, bedingungslose, war etwas unglaublich Kostbares.
 

Dabei fiel mir ein, dass ich meine derzeit mit Füßen trat...

Ich sollte mich wirklich bei ihm entschuldigen...

Also schnappte ich mir einen Teller voll mit Essen und ging zur Kapitätnskajüte. Unschlüssig blieb ich dann doch davor stehen. Ob er allein war? Ob er mich überhaupt sehen wollte?

...

Ich würde es nie herausfinden, wenn ich hier nur dumm rumstand! Zaghaft klopfte ich an und erhielt nur kurz darauf die Genehmigung, einzutreten. Langsam näherte ich mich ihm. Er hing noch immer an seinem Schreibtisch - was tat er nur den ganzen Tag? Mit vorsichtiger Neugierde musterte ich ihn. Er sah abgespannt aus, sein Haar war verwuschelt, als wäre er sich zu oft mit den Fingern durchgefahren. Sein Mantel hing achtlos über der Stuhllehne und seine Fliegerbrille lag auf der letzten Ecke des Tisches.

Ich stellte ihm den Teller vor die Nase.

"Ich dachte, du könntest vielleicht Hunger haben..." er hatte sich zu mir gedreht und seine rotgoldenen Augen sahen mich prüfend an. Zögernd ließ ich meine Hand am Teller - vielleicht hatte er auch gar keinen Hunger.

"Ich kann es auch wieder mitnehmen, wenn du nicht magst..." es wäre das erste Mal, dass er mein Essen verschmähte...

"Nein, lass nur - ich hab gar nicht bemerkt, wie spät es geworden ist... Danke." mein Herz machte einen Freundensprung. Er hatte sich gerade wirklich bei mir bedankt! Ich lächelte ihn an. Sah er das überhaupt? Es war ja schon ziemlich dunkel. Ich beschloss, etwas Licht zu machen.

"Du solltest dir ein bisschen mehr Licht machen, Eustass. Du verdirbst dir noch die Augen." damit langte ich in eine kleine Kiste, holte zwei Kerzen heraus und zündete diese an. Dazu musste ich mich etwas vorbeugen und augenblicklich klebten seine Augen in meinem Dekoltee.

"Eustass... könntest du deine Nase wohl aus meinem Ausschnitt nehmen!" Er tat noch nicht einmal so, als wäre ihm das unangenehm - Männer! Ich schlurfte zum Bett und ließ mich mit einem Seufzer darauf fallen.

"Eustass..."

"Hm?"

"Tut mir Leid, dass ich im Moment so unausstehlich bin..."

"Davon kann ich mir auch keine neuen Nerven kaufen..." brummte er. Dieser...! Dieser...! Argh! Nein! Ich würde mich jetzt NICHT aufregen - meine Nerven waren schließlich genauso strapaziert worden. Außerdem war das nicht der Grund, warum ich hergekommen war - ich wollte meine Freundschaft retten und nicht noch weiter zerstören.

"Ich hab die letzten Nächte beschissen geschlafen..." gestand ich. Ich vermisste seine Nähe... seine starken Arme, die mich festhielten und die Alpträume fernhielten, die mich die letzten Nächte wieder heimgesucht hatten. Alpträume vom Tod meiner Familie und von der Einsamkeit. Ich wollte nicht mehr allein sein.

"... darf ich mich heut Nacht wieder ankuscheln?" Mein Gesicht glühte und um ihn nicht ansehen zu müssen, starrte ich auf den Boden vor mir. Hoffentlich lachte er mich jetzt nicht aus...

"Wenn du magst..." Musik in meinen Ohren! Von ganz allein breitete sich mein Grinsen von einem Ohr zum anderen aus. Doch dann erhob er sich und ging einfach ins Bad.

"Ich bin duschen..." Was... Wieso? Beleidigt schnappte ich mir sein Kissen, nachdem ich mir mein Schlafshirt - also sein TShirt - angezogen hatte. Alles andere hatte ich achtlos auf den Boden geworfen. Ich rollte mich von einer Seite auf die andere und blieb irgendwann auf seiner liegen, sein Kissen eng an mich gedrückt, um wenigstens seinen Duft einatmen zu können, wenn er schon nicht persönlich erscheinen wollte... Wie konnte man nur so lange duschen?! Ich spürte deutlich, wie ich langsam wegdriftete aber Kid kam noch immer nicht zurück...
 

Ich wurde von warmen rauen Lippen in meinem Nacken geweckt. Genüsslich reckte ich den Hals und öffnete halb meine Augen. Rote Haare streichelten mein Gesicht. Kid!?

"Mmh... Eustass..." murmelte ich noch schlaftrunken und gleichzeitig berauscht von dem angenehmen Kribbeln, welches seine Lippen auf meiner Haut verursachten. Dabei sollte ich das hier doch gar nicht genießen! Nicht mit ihm!

...

Aber ich tat es. Wohlige Schauer breiteten sich in meinem Körper aus, verpassten mir eine Gänsehaut - wie war ich in diese Situation geraten? Seine Finger legten sich um mein Kinn und drehten meinen Kopf zu ihm. Flüssiges Bernstein traf auf Dunkelgrau und nahm mich gefangen.

"Kid reicht völlig, Kleines." raunte er. Allein diese tiefe, verführerische Stimme machte mich gerade willenlos. Ich war ihm hoffnungslos verfallen. Unbewusste biss ich mir auf die Unterlippe, als ich mich in seiner Umarmung zu ihm umdrehte. Er lachte rau und kam meinem Gesicht verdammt nah.

"Du bist so verdammt heiß." sein warmer Atem striff meine Lippen, ließen sie leicht beben. Ach scheiß doch auf die Vorsätze vom Nachmittag! Ich überbrückte die letzte Distanz zwischen uns und versiegelte unsere Lippen zu einem Kuss. Das fühlte sich so unendlich gut an! Leicht biss er mir in die Unterlippe, was mich kurz kichern ließ.

"Heute Nacht gehörst du nur mir!" bei seinen Worten wurde mir so schrecklich schön heiß. Dann küsste er mich erneut - viel zu kurz - , ließ seine Lippen über meine Wange zu meinem Hals gleiten, bis hin zu meinem Ohrläppchen.

"... Kid... ... ... mmh... .... hihi.... " das kitzelte! Seine Küsse wanderten meinen Hals wieder hinab zu meinem Schlüsselbein und verharrten dort kurz.

"Willst du mich überhaupt?" kam es plötzlich zweifelnd von ihm. Moment, was? Erst verführen und dann fragen? Bisschen falsche Reihenfolge, mein Freund! Ich strich über sein zerzaustes Haar und langsam richtete er sich wieder auf, sah mir erneut tief in die Augen.

"Ja." wisperte ich kaum hörbar und sofort legten sich seine Lippen wieder verlangend auf meine.
 

Verschlafen rieb ich mir über die Augen, sah mich langsam im Raum um. Kid hockte an seinem Schreibtisch. In meinen Armen hielt ich noch immer das Kissen und an meinem Körper hing noch immer sein Shirt. Moooooment.... Hatten wir nicht eben...?

"Eustass...?" er drehte seinen Kopf leicht zu mir und ich rieb mir erneut die Augen. Ich war verwirrt.

"Bist du immernoch auf? Komm schlafen. Es ist doch sicher schon weit nach Mitternacht." Breit grinsend kam er zu mir.

"Sag mal, was hast du da eigentlich eben Schönes geträumt? Das klang ja ungemein spannend." Ein Traum!? Ich hatte das nur geträumt? Aber es fühlte sich so verdammt real an. Allein der Gedanke daran ließ die Hitze in mir wieder aufsteigen. Ich schaffte es nicht, ihn weiter anzusehen. Wieviel hatte ich im Schlaf geredet? Ahnte er etwas?

"Weiß nicht... kann mich nicht erinnern..."

"Du bist eine schlechte Lügnerin." Argh, wieso war er mir so nah? Das hielt ich ja im Kopf nicht aus! Schnell zog ich mir die Decke mit einem peinlichen Laut über den Kopf.

"Das geht dich gar nichts an!" Sein gedämpftes Lachen konnte ich überdeutlich hören unter meiner Decke, während mein Herz unregelmäßig vor sich hinstolperte. Toll! Er durfte mich nicht so aus der Fassung bringen! Ich durfte mich nicht schon wieder verlieren... Durfte ihn nicht verlieren. Dafür war er mir einfach zu wichtig. Das nächste, was ich spürte, waren seine starken Arme, die sich um meinen Bauch legten und sein Atem an meinem Ohr.

"Kat..." raunte er und sofort kribbelte es überall. Dieser verräterischer Körper!

"Ist dir meine Nähe unangenehm?" ich stieß die Luft aus, die ich unwissentlich angehalten hatte. Wenn er nur wüsste... Da ich meiner Stimme gerade keinen Meter über den Weg traute, schüttelte ich nur den Kopf und legte meine Arme über seine, um die Geste zu unterstreichen.

"Warum hast du dann Herzklopfen?" Verdammt! War das so leicht zu bemerken?

"Frag mich was Leichteres... Ich weiß genau, dass du gerade breit am Grinsen bist, Eustass! Ich versichere dir, es hat nichts zu bedeuten, also bilde dir bloß nichts ein!"

"Hm... wenn du meinst." sein Atem striff noch immer über mein Ohr und verpasste mir eine Gänsehaut - das machte der Kerl doch mit Absicht!

"Ja! Deine Stimmungsschwankungen bringen mich nur völlig aus dem Konzept, das ist Alles. - du solltest dich langsam mal entscheiden, was ich für dich bin." Dann konnte ich auch vielleicht entscheiden, was er für mich war....

"Wie meinst du das?" Das konnte doch nicht wahr sein! Das war ja nun wirklich nicht schwer zu verstehen! Ich drehte mich in der Umarmung um und sah ihn an. Rot traf grau und ein leises Deja vú schlich sich in meine Gedanken - verflucht, das war ein Traum! Nichts weiter! Schnell sammelte ich mich wieder und sprach dann ruhig und sachlich.

"Erst bin ich dir nur ein lästiges Anhängsel, dann flirtest du mit mir, bist wieder gemein zu mir, bietest mir deine Freundschaft an, um mich dann wieder von dir zu stoßen, indem du mich tagelang ignorierst. Dann scheint wieder alles in Ordnung und dann das heute Nachmittag... keine Ahnung, was das hier mit Killer war - ich glaub, ich will es auch gar nicht wissen! Aber jetzt... jetzt bist du wieder so... so... na halt einfach so zu mir und ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch denken soll..."

"Kat..."

"Hm?"

"Hast du ernsthaft gedacht, zwischen mir und Killer läuft was?" Irgendwie war ich erleichtert, dass er dieses Thema zuerst anschnitt.

"Keine Ahnung... sah jedenfalls sehr verdächtig aus..." er schnippte mir gegen die Stirn - Aua!

"Nicht in einer Millionen Jahre würde ich dem weiblichen Geschlecht entsagen und auf die andere Seite wechseln!" Mein inneres Ich begann, in Jubel auszubrechen. Ich sollte mal ein ernsthaftes Gespräch mit mir selbst führen... Langsam nickte ich und Kid fuhr fort.

"Tja, und das zwischen uns..." begann er, ließ den Satz aber unvollendet.

"... wir sind Freunde, oder?" Bitte! Bitte, bitte, bitte, bitte! Er durfte es einfach nicht zurücknehmen!

"Ja..." Danke! Ich nickte ihm wieder zu. Jetzt musste ich nur noch sicherstellen, dass er mich bezüglich nichts unüberlegtes tat. So etwas wie in meinem Traum durfte NIEMALS geschehen! Ich war mir nämlich nicht sicher, ob unsere Freundschaft so etwas unbeschadet verkraften konnte.

"Gut. Dann sage ich dir jetzt als Freundin: Wehe, du unternimmst jemals den Versuch, mich zu verkuppeln! Ich will nie wieder so enttäuscht und verletzt werden. Ich will mich nie wieder verlieben..." Schon gar nicht und ganz besonders nicht in Kid.

"... und wenn es einfach passiert? So etwas kann man ja schlecht beeinflussen."

"Dann musst du mir den Typen ausreden!" Ich war ja leider weniger erfolgreich damit...

"Und wenn du dich in mich verliebst?" Dann erst Recht!

"Sicher nicht!" Kämpfte ich doch gerade mit aller Gewalt dagegen an! Aber jetzt sah er aus wie ein geschlagener Hund - ich musste sein Ego stark gekränkt haben. Dabei wollte ich ihn gar nicht verletzen.

"Ich würde unsere Freundschaft niemals durch so etwas Törichtes zerstören wollen!" Ja, für mich war Liebe etwas Törichtes! Zumindest seit der Sache mit Raik...

"Und wenn es auf Gegenseitigkeit beruhen würde?" Worauf wollte er hinaus? Als ob es eine Zukunft für uns geben könnte...

"Als ob... seien wir ehrlich, Eustass: Ich gehöre nicht in dein Beuteschema..." das wusste ich von Killer. Der Rotschopf stand eher auf dunkelhaarige Rasseweiber mit ordentlich Holz vor der Hütte - und ich hatte weder die Haarfarbe, noch den Vorbau, geschweige denn die Rasseklasse...

"... und du bist einfach nicht der Typ für eine langfristige Bindung." Immerhin war er nicht umsonst Pirat geworden - das durfte man nicht außer Acht lassen. Er war ein Mann der Freiheit, liebte sein Schiff, das Meer und die unendliche Weite des Horizonts. Da war kein Platz mehr für eine Frau und eine feste Beziehung.

"Das würde dich zu sehr einengen." schloss ich ab. Er brummte nur - ich hatte also Recht... Ich kuschelte mich etwas enger an ihn an und legte meine Stirn gegen seine Brust.

"Lass uns einfach nur Freunde sein, okay? Bitte." flüsterte ich. Erleichtert atmete ich aus, als ich sein Nicken spürte. Mit der Gewissheit, zumindest in dieser Welt nicht allein zu sein, und seinem beruhigenden, kraftvollen Herzschlag, schlief ich wieder ein.
 

Warum war es nur so schrecklich hell? Und warum tickte meine innere Uhr immernoch nach Frühdienstrythmus? Ich wollte doch so gern noch etwas weiter schlafen... An Kids Atmung konnte ich erkennen, dass auch er bereits wach war. Normalerweise waren seine Atemzüge tiefer, länger und ruhiger solange er noch schlief. Verschlafen sah ich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen.

"Du bist schon wach?" Ein prüfender Blick in sein Gesicht verriet mir die Antwort.

"Du hast gar nicht geschlafen..." hatte er mich die ganze Nacht beobachtet? Oder hatte ich wieder im Schlaf geredet? Dabei war ich mir sicher, dass ich keinen weiteren dieser Träume gehabt hatte.

"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin."

"Ich erinner dich dran, wenn du mal wieder schimpfst, dass du nicht schlafen kannst, weil wir angeblich zu laut sind." Sein breites Grinsen und seine raue Stimme ließen mein Herz einen Takt schneller schlagen. Er sah einfach unverschämt gut aus mit seinen wilden Haaren, den dunkelroten Augen und diesem Grinsen. Ob ich ihm das mal sagen sollte? So als gute Freundin... Den Gedanken verbannte ich allerdings schnell wieder. Bloß nicht! Ich musste sein ohnehin schon zu großes Ego nicht auch noch füttern. Mitten in meinen Gedanken versunken, spürte ich plötzlich seine Lippen an meiner Stirn, außerdem hatte er mich enger an sich gedrückt.

"Sei nicht so nett zu mir, das ist mir unheimlich..." gegen jeden guten Vorsatz kuschelte ich mich noch näher an ihn ran. Seine Nähe machte mich süchtig...

"Solltest du nicht aufstehen und Frühstück machen?" Oder ihm eine überziehen, weil er den Moment zerstört hatte? Wenn ich gehen sollte, musste er es nur sagen...

"Sag doch, dass du mich loswerden willst..."

"Eigentlich will ich nur was zu essen." dieser verfressene, eingebildete, faule...

"Dann geh in die Kombüse und such dir was. Es ist sicher noch etwas übrig..." falls Heat es noch nicht gefunden hatte...

"... ich mag noch nicht aufstehen..." Nur noch 5 Minuten! Aber es war wie in meinem Arbeitsalltag - diese 5 Minuten waren mir natürlich nicht gegönnt... Ein lautes Grummeln ertönte und der Traum meiner 5 Minuten zerplatzte endgültig wie eine Seifenblase.

"Eustass... dein Magen knurrt..." die Situation war schon beinahe wieder komisch und ich musste leise lachen.

"Dann bring mir was zu essen!" maulte er wie ein Kleinkind.

"Spielst du jetzt deine Ich-bin-der-Kapitän-Karte aus?"

"Nein. Noch setze ich auf dein Mitgefühl und deine soziale Ader. Danach würde ich es mit der Aber-wir-sind-doch-Freunde-Karte versuchen. Erst wenn das auch nichts nützt, lass ich den fiesen Käptn raushängen."

"Eustass... du bist ein Idiot!" aber ein liebenswerter, der mich mal wieder zum Lachen brachte. Na dann wollte ich mal nicht so sein. Immerhin bekam auch ich so langsam Hunger. Also schob ich mich aus seiner Umarmung.

"Versuch's mal mit 'Bitte' - das kleine Wort wirkt Wunder."

"Du träumst wohl noch, Kat. Soweit kommt's noch..." ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

"Es kann ja unter uns bleiben, Eustass." damit verschwand ich im Bad. Kaum, dass ich unter der Dusche stand, vernahm ich ein Poltern und Kids Präsenz - was war ich froh, dass die Scheiben aus Milchglas waren...

"Lässt du mich mit unter die Dusche? Biiiitteeee~" ich hätte es ahnen müssen, oder? Ich spielte ein wenig mit meinen Teufelskräften und ließ einen eisigen Wind aufkommen. Jetzt nur noch ein bisschen Bösartigkeit in mein Stimmchen und...

"Eustass...Raus hier oder ich muss handgreiflich werden!" Das darauffolgende Klicken der Tür, die ins Schloss fiel, war nicht zu überhören. Genauso wenig wie sein Protest.

"Von wegen es bewirkt Wunder!" Oh, tat es - er war immerhin noch am Leben und nicht von mir filetiert worden!

"Du bist und bleibst ein arroganter Kotzbrocken, Freundchen!" Manieren würde ich ihm wohl nicht mehr beibringen können.

"Ich hab dich auch gern, Kätzchen." WIE hatte er mich gerade genannt!?

"SCHNAUZE!" da lachte der Kerl einfach nur - ich konnte es nicht fassen!

"Fick dich, Eustass!" Upps... Ich sollte ehrlich mehr auf mein Vokabular achten... Seine Ausdrucksweise färbte bereits auf mich ab... Aber immerhin ließ er mich nun in Ruhe duschen.
 

Manchmal fragte ich mich ernsthaft, ob ich nicht doch meine Berufung verfehlt hatte. Die komplette Kid-Piratenbande saß im Gemeinschaftsraum und plapperte fröhlich schmatzend durcheinander. Es war einfach wundervoll - nicht die Manieren, eher die Tatsache, dass es allen schmeckte, was ich zubereitete. Seit ich hier war, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Ich war mehr als einfach nur glücklich.

So langsam verstand ich auch, was Killer damals meinte, als er sagte, Kid sei ein guter Kapitän. Auch wenn er nicht selten wegen irgendwelcher Kleinigkeiten an die Decke ging, sobald es um seine Mannschaft ging, war er kompromislos - niemand legte ungestraft Hand an seine Leute. Dennoch sollten auch die es vermeiden, den rothaarigen Teufel bei seinem Frühstück zu stören - das konnte er nämlich gar nicht leiden. Aber genau das versuchte sein Vize seit einiger Zeit. Killer war nicht so blöd, dieses Risiko einzugehen, wenn es nicht wirklich wichtig gewesen wäre. Also beschloss ich, die Wogen etwas zu glätten.

"Eustass, ignorier ihn nicht. Das ist unhöflich. Außerdem scheint es wichtig zu sein." Seine Mimik wurde etwas aufmerksamer - na also, geht doch! Dann stellte ich Killer seinen bereits dritten Kaffee vor die Nase. Kurz danach rutschte er näher zu seinem Käptn. Ich ging zurück in die Kombüse, um Ordnung zu schaffen.

"Lass mich dir helfen, Süße." Wire. Gern nahm ich seine Hilfe an.

"Danke für den Kaffee, Katory." drang Killers Stimme zu mir und ich lächelte ihn fröhlich an. Natürlich freute ich mich über so etwas Kleines wie ein Danke.

" Hervorragend, wie immer. Du weißt, wie man Mann munter bekommt." Munter? Jeder andere hätte schon längst einen Herzkasper bekommen, so stark wie sein Kaffee immer war.

"Hör schon auf zu schleimen, das ist mir unangenehm!" Wire lachte neben mir und flüsterte in mein Ohr.

"Guck mal, unser Chef explodiert gleich." Oh, tatsächlich - was hatte er nur? Und da stürmte er auch schon aus dem Raum. Dieser unverbesserliche Hitzkopf.

"Warum er dem armen Killer wohl dieses Mal an die Gurgel will?" überlegte ich kopfschüttelnd.

"Nun, wenn ich raten müsste, dann weil er mehr Aufmerksamkeit bekommt von dir als Kid."

"Sei nicht albern, Wire. Und überhaupt - das ist doch nicht Killers Schuld."

"Vielleicht - aber dir würde er nie ein Haar krümmen, Süße."

"Meinst du, ich sollte ihnen nach? Ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, die beiden schon wieder zusammenflicken zu müssen..." Wire kicherte wieder. Er war dabei gewesen, als ich die beiden Kindsköpfe verarzten musste, weil sie wegen einer Meinungsverschiedenheit aneinander geraten waren. Selbst während der Behalndlung hatten sie sich angegiftet. Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf.

"Wie ein altes Ehepaar..."

"Aber wenn es darauf ankommt, sind sie ein unschlagbares Team. Eigentlich sind sie ein Herz und eine Seele."

"Wohl eher ein Hirn und eine Faust..." Wire lachte herzhaft.

"Dann geh mal die Faust davon abhalten, ihr Hirn zu verprügeln. Ich schaff das hier auch ganz gut allein." ich seufzte.

"Vermutlich hast du Recht... Dann geh ich mir den Ehekrach mal anhören." Zu meinem Glück schienen die zwei jedoch ausnahmsweise friedlich geblieben zu sein. Killer lehnte an der Wand der Kapitänskajüte und Kid kam gerade in meine Richtung.

"Kat, komm doch mal bitte her." Bitte? Ich war positiv überrascht und sofort stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen.

"Du kannst ja doch höflich sein, Eustass." Schnellen Schrittes war ich bei ihm und sah ihn erwartungsvoll an.

"Schließ die Augen, ich hab was für dich." ein breites Grinsen legte sich auf seine Züge und kurz schoss mir mein Traum wieder in den Kopf. Er würde doch nicht... Nein, sicher nicht, schon gar nicht mit Killer im Nacken.

"Ich hoffe, es ist nichts unanständiges..." zuzutrauen wäre es ihm ja.

"Keine Angst - ich werd artig sein." Artig und Kid in einem Satz? Ohne Negierung? JETZT hatte ich doch leichte Bedenken... und schloss brav meine Augen. Manchmal kam dann doch das naive Blondchen durch. Seine Finger striffen meinen Hals und etwas Kühles legte sich auf meine Haut, klimperte leise.

"Kannst wieder gucken." tastend erkundete ich das kühle Etwas und hob es kurz an. Es war eine wunderschön gearbeitete silberne Kette mit einem Anhänger, der wohl eine Wolke darstellen sollte.

"Das hast du... für... für mich...?" Daran hatte er also die ganze Zeit über seinem Schreibtisch hängend gearbeitet! Oh, dieser liebenswerte Idiot! Ich fuhr herum, da er sich beim Anlegen der Kette hinter mich gestellt hatte, und ohne große zu überlegen, schlang ich meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn.

"Danke!"

Der Sturm

9. Kapitel: Der Sturm (Katory) :
 


 

Gedankenverloren spielte ich mit meinem Anhänger, beobachtete, wie die Sonne das Silber zum Glitzern brachte. Wer hätte gedacht, dass Eustass Kid nicht nur im Zerstören verdammt gut war?

"Hier bist du also!" erschrocken fuhr ich hoch und blickte in Killers Maske, der soeben zu mir ins Krähennest gestiegen war.

"Glaubst wohl, du kannst dich jetzt auf deinen Lorbeeren ausruhen, was? Die Schonfrist ist um!" Zugegeben, wir hatten das Training vielleicht etwas (!) vernachlässigt, seit ich meine Teufelskräfte unter Kontrolle hatte... aber immerhin hatte ich nun auch eine Woche des Grauens hinter mir!

"Ich hab mich nicht versteckt. Ich genieße die Aussicht." verteidigte ich mich. Wenn ich mich wirklich vor Killer hätte verstecken wollen, hätte ich ihn zuerst umbringen müssen - denn mit seinem Haki hätte er mich überall aufspüren können. Ehrlich gesagt, hatte ich unser Training wirklich komplett vergessen. Er lachte leise.

"Ja, es ist wirklich schön..." er blickte hinaus auf die ruhige See. Am Horizont zeichneten sich kleine, fluffige Wolken ab. Eine willkommene Abwechslung, denn den gestrigen Tag über hatte es nur wie aus Eimern geschüttet und anschließend gehagelt, mit Hagelkörnern, so groß wie Medizinbälle! Diese Welt war schon verrückt.
 

Killer und ich hatten diesen Tag dafür genutzt, einige Bücher zu wälzen. Er hatte mir verraten, dass sie durch Kids Verschwinden ihre eigentliche Route verlassen hatten und nun anscheinend irgendwo zwischen den von den Logports vorgegebenen Strömen umherschipperten - was auch erklärte, warum wir nur auf verhältnismäßig langweilige Inseln trafen. Seitdem versuchte der Vize fieberhaft uns wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Bei der Gelegenheit konnte ich ihn auch nach etwas fragen, was mir schon eine Weile im Kopf umher spukte: Wo genau befanden wir uns zeitlich gesehen momentan? Würde ich nach dem Manga gehen, hätte ich gedacht, es wäre unmittelbar nach der Gipfelschlacht, da Kids Körper noch völlig unversehrt war - was ich Killer allerdings verschwieg. Doch als dieser mir eine aktuelle Zeitung unter die Nase hielt, in der von Strohhut-Ruffys Wiederauferstehung nach 2 Jahren die Rede war, ratterte es erneut in meinem Hirn.

Hätte Eustass Kid an dieser Stelle nicht bereits seinen Metallarm haben müssen?

Hatte Kids Verschwinden und mein Auftauchen die Zeitlinien durcheinander gebracht?

Hatte dieser Nebel ihn am Ende vielleicht sogar davor bewahrt seinen Arm zu verlieren?

Und was würde nun weiter geschehen?

War noch mehr durcheinander geraten?

Oder würde es demnächst zur Allianz zwischen Trafalgar Law und Strohhut-Ruffy, sowie Eustass Kid, Basil Hawkins und Scratchmann Apoo kommen?

Wobei mir letzterer schon seit seinem ersten Auftreten irgendwie unsympathisch war - Apoo war in meinen Augen ein typischer Verräter, Einzelkämpfer und einer, der nur auf seinen eigenen Vorteil aus war. Ich hoffte inständig, dass diese Allianz nicht zustande kam. Eine böse Vorahnung beschlich mich bereits, als ich den Manga damals las - nur dass ich dieses Mal involviert wäre. Kein besonders prickelnder Gedanke. Das einzige, was mich vor dieser Situation - sollte sie sich ergeben - retten konnte, war die Rückkehr in meine Welt.
 

Seufzend schloss ich meine Augen und reckte meinen Kopf etwas weiter den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen. Seit meiner Ankunft hier war ich tatsächlich ein bisschen braun geworden - sonst war ich eher eine Kalkleiste, die man getrost im Schnee verstecken konnte. Vermutlich war das harte Training an Deck oder auf den Inseln und die viele Sonne Schuld daran - nicht unbedingt das schlechteste, wie ich feststellen durfte, denn der leichte Farbtouch stand mir gut.

"Was geht dir durch den Kopf, Katory?" fragte mich Killer plötzlich.

"Das mein Leben noch nie so oft in Gefahr war, wie in den letzten eineinhalb Monaten... und der kommenden Zeit, die ich noch hier sein werde..."

"Das wusstest du aber doch schon vorher. Kid hat mir erzählt, dass du durchaus die Wahl gehabt hättest, einfach wieder an den Strand mit ihm zu schwimmen. Aber anscheinend hast du in dem Moment entweder nicht nachgedacht oder wolltest ganz unbedingt raus aus deinem langweiligen Leben." zögerlich zog ich eine Augenbraue hoch und betrachtete das Meer.

"Ein bisschen von beidem, denke ich..."

"Ich hab gestern kurz mit Kid gesprochen." Killer sah nicht zu mir aber ich war mir sicher, er bemerkte meinen fragenden Gesichtsausdruck ganz deutlich. Warum erzählte er mir von einem Gespräch zwischen ihm, den Vizen und seinem Kapitän?

"Katory, du solltest dir dessen bewusst sein, dass du bereits mehrfach die Chance vertan hast, in deine Welt zurückzukehren." meinen Kopf schief legend, musterte ich ihn fragend.

"Ach wirklich?"

"Ja... Aber Kid hielt es anscheinend nicht für nötig, irgendwen darüber zu informieren, dass der Nebel wieder aufgetaucht war." An seiner Stimmlage konnte ich deutlich hören, dass ihm dieser Umstand sehr missfiel.

"Kann es sein, dass du mich loswerden willst?" fragte ich leise.

"Keine Ahnung. Kann es sein, dass du gerade dabei bist, Kid den Kopf zu verdrehen?" stellte er mir nur eine Gegenfrage.

"Wie darf ich das verstehen?"

"Was läuft da zwischen euch?"

"Ich glaube, ich verstehe immernoch nicht..."

"Ihr schlaft doch miteinander-"

"Bitte WAS!? Nein, das tun wir nicht! Wir sind nur Freunde!"

"Freunde?" sein Unglaube war deutlich zu hören.

"Ja, genau. Freunde. Weißt du, Menschen, die sich gegenseitig vertrauen und so'n Kram..." gab ich beleidigt zurück.

"Ich weiß sehr wohl, was Freundschaft bedeutet!" knurrte er bedrohlich.

"Eben darum mache ich mir ja solche Sorgen um Kid. In den vergangenen Jahren habe ich nicht ein einziges Mal erlebt, dass er derart weich geworden ist. Er nimmt dich in Schutz, lässt dich nicht gehen und ignoriert die Tatsache, dass du das Unheil anziehst, wie der Mist die Fliegen." Na schönen Dank auch für diesen Vergleich! Ich schnaubte verächtlich. Doch der Vize ließ nur einen Seufzer vernehmen.

"Katory, er mag dich... Aber genau das macht ihn unsagbar verwundlich. Wenn unsere Feinde das spitz kriegen, werden sie versuchen, dir etwas anzutun, um ihn zu erpressen." Mir wurde schlecht bei der Vorstellung. Ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen und auch den Rest der Mannschaft nicht. Dafür waren mir diese Chaoten einfach zu sehr ans Herz gewachsen.

"Dann lass mich nicht länger das schwächste Glied in der Kette sein. Ich bitte dich!" flehend sah ich ihn an und endlich drehte er sich auch zu mir um. Zögernd kratzte er sich am Hinterkopf.

"Ich scheine ohnehin keine andere Wahl zu haben, da mir mein Leben lieb ist. Heat und Wire würden versuchen, mich umzubringen, wenn dir etwas zustieße oder du zurück in deine Welt gingest. Von Kid mal ganz zu schweigen..."

"Ich würde fast alles dafür tun, nicht in mein altes Leben zurückzumüssen."

"War es wirklich so ätzend? Ich kann mir das gar nicht vorstellen."

"Ätzend ist gar kein Ausdruck. Ich habe dort niemanden. Keine Familie, keine Freunde, eben niemanden. Auch wenn ich verdammt gut bin bei dem, was ich tue und es mir Anerkennung und Respekt einbrachte, so gehörte ich doch nie wirklich dazu. Ich war immer nur das fünfte Rad am Wagen. Erst seit ich hier auf dem Schiff bin, habe ich das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, verstehst du?" er nickte nur.

"Würde ich jetzt wieder zurückkehren, wäre es für mich sogar noch schlimmer als vorher. Ich bin nicht mehr dieselbe, Killer. In dem einen Monat auf See habe ich mich verändert. Ich bin stärker geworden, habe meine Fähig- und Fertigkeiten verbessert, verfeinert und erweitert. Würde ich jetzt wieder als normale kleine Krankenschwester arbeiten, würde ich eingehen, da mich meine Arbeit nicht mehr ausfüllt. Und ehe du mir jetzt vorschlägst, umzusatteln: Ein Medizinstudium, zumindest die Grundausbildung, dauert 5 Jahre. Aber dann bin ich noch lange nicht fertig. Im Schnitt braucht man etwa 10 Jahre von der Einschreibung an einer Universität bis zu dem Zeitpunkt, wo man selbstständig als Facharzt praktizieren darf. Allerdings würde mich auch das nicht glücklich machen, denn die Arbeit dort ist eine ganz andere, als das, was ich hier tue. Abgesehen davon würde ich meine Freiheit und das Meer unendlich vermissen. Von euch Jungs mal ganz abgesehen." ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Diese Chaoten würden mir wirklich fehlen und allein der Gedanke daran, vielleicht nicht mehr mit ihnen weiter segeln zu können, machte mich traurig.

"Wenn das so ist..." ein gedämpftes Lachen erklang unter seiner Maske.

"... dann sollten wir schleunigst dein Training fortsetzen! Aber wehe ich höre dich nur ein einziges Mal klagen!"

"Als ob ich mich bisher beschwert hätte..." wir mussten beide lachen - ich hatte mich nie bei Killer über das harte Training beschwert. Lediglich Kid gegenüber habe ich ab und an meine schmerzenden Muskeln erwähnt aber gejammert habe ich noch nie.

Killer reichte mir die Hand und half mir auf, als sich plötzlich meine Nackenhaare aufstellten und all meine Sinne in Alarmbereitschaft versetzen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Panisch sah ich mich um, suchte den Horizont nach einer Anomalie ab, doch ich konnte nichts erkennen. Der Vize hatte meine Reaktion sehr wohl bemerkt.

"Was ist los?"

"Keine Ahnung... Ich habe plötzlich so ein ungutes Gefühl..."

"Hat uns die Marine schon wieder gefunden?" auch sein Kopf schnellte nun prüfend in alle Richtungen.

"Ich bin mir nicht sicher..." das war eindeutig nicht der Satz, den er hören wollte, wie er mir nur überdeutlich mit einem leisen Grollen zu verstehen gab. Aber da draußen war irgendetwas - ich konnte es nur einfach nicht einordnen.

"Was hast du genau gespürt, Katory?" seine Stimme war angespannt und ich musste mich stark konzentrieren, denn seine bedrohliche Aura war nicht leicht auszublenden. Ich ging in mich.

"Da ist... eine Art... Schatten?" ungläubig sah ich ihn an.

"Ist das eine Frage? Du musst doch wissen, was du spürst!" er war fassungslos.

"Ich kann es nicht beschreiben... Aber wir steuern direkt darauf zu."

"Na großartig... Sowas hat uns gerade noch gefehlt... Ich geh und sag der Mannschaft Bescheid. Bleib du hier und.... keine Ahnung... beobachte deinen Schatten oder so."

"Du nimmst das gar nicht ernst!" schimpfte ich, doch sofort brachte mich seine scharfe Stimme zum Schweigen.

"Zügle deine Zunge, Katory! Ich bin nicht Kid, der dir alles durchgehen lässt! Und außerdem: wenn ich das nicht ernst nehmen würde, würde ich jetzt nicht gehen."

"Tschuldige..." nuschelte ich schnell.

"Schon gut. Finde heraus, was es ist. Möglichst, BEVOR es in Sichtweite kommt!" damit verschwand er aus dem Krähennest. Seufzend lehnte ich mich zurück und ließ mich wieder fallen. Also schön.

Was war das für ein Schatten? Ich war mir sicher, dass es nicht die Marine war - also reagierte nicht mein Haki, sondern meine Teufelskraft. Das war nicht unbedingt beruhigend, wenn ich bedachte, wie unwohl ich mich allein gestern gefühlt hatte, als der Hagelsturm über uns hinwegfegte. Das hier war ein ganz anderes Kaliber! Ein kalter Schauer jagte mir über den Rücken. Das, was ich wahrgenommen hatte, war mehr als nur gefährlich - und da meine Teufelskraft ja bekanntlich im Verhältnis zu meinen eigenen körperlichen und mentalen Kräften stand, konnte ich ungefähr erahnen, WIE gefährlich. Vorsichtig streckte ich meine Sinne nach diesem Schatten aus. Ach du heilige...! Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte auf den Horizont.

"Was soll das heißen, Killer? Was für ein Schatten?" hörte ich Kid blaffen.

"Hey, Kat!" schnauzte er nun zu mir hoch, als ihm sein Vize die Antwort schuldig blieb. Langsam reckte ich meinen Kopf über die Brüstung und starrte zu ihm herunter.

"Was ist das für ein Schatten?"

"Ein gigantischer Sturm." ungläubig starrte er zu mir hoch.

"Ja und? Das ist doch nichts besonderes..."

"Ich hab ein ziemlich ungutes Gefühl! Wir steuern direkt darauf zu..."

"Dann drehen wir eben bei..." genervt gab er den Befehl an Heat weiter, der sich sofort an dessen Ausübung machte.

"Eustass! Du unterschätzt -...." sein eiskalter Blick ließ mich augenblicklich verstummen. Warum wollte er mir nicht zuhören? Dieser sture Dickschädel! Schnaubend wandt ich mich von ihm ab und sah wieder in die Richtung, aus der ich den Schatten spürte. Ich war mir mehr als sicher, dass es nichts Gutes verheißen konnte, wenn ich einen Sturm als dunklen Schatten wahrnahm. Trotz der deutlichen Kursänderung - Killer wird eine Krise kriegen, so kommen wir nie auf den beabsichtigten Kurs zurück - hatte ich nicht das Gefühl, dass wir diesem Sturm entgehen würden. Im Gegenteil: Sobald wir unseren Kurs geändert hatten, schien der Schatten das gleiche zu tun - als würde er wie ein Magnet von uns angezogen werden. Schnell näherte sich das Unheil und es dauerte nicht lang, da konnte ich riesige dunkle Wolken an der Steuerbordseite ausmachen.

"Verdammt!" fluchtartig verließ ich meinen Posten.

"Heat, du musst uns hier wegbringen, schnell!" brüllte ich über's Deck. Auf dem Weg zu ihm stieß ich allerdings mit Kid zusammen, der mürrisch auf mich herabsah.

"Noch gebe ich hier die Befehle!" knurrte der Rothaarige, doch meine Angst vor dem Sturm war momentan größer als die vor dem Kapitän.

"Man, Eustass, sieh selbst! Der Sturm ist nicht mehr weit weg, er rast direkt auf uns zu!"

"Na und? Wäre nicht der erste Monstersturm..." meinte er nur gelangweilt. Er wollte mich verarschen oder? Doch mir blieb nichts anderes übrig, als mich in mein nunmehr unausweichliches Schicksal zu fügen, da mich Kid gemächlich Richtung Unterdeck zog. Dort angekommen, platzierte er mich auf einem Stuhl und ging wieder. Nur Killer gesellte sich zu mir.

"Das wird übel... dieser Sturm ist bösartig..." murmelte ich leise. Beschwichtigend legte er mir eine Hand auf die Schulter.

"Kid hat Recht - das hier ist nicht der erste, den wir abbekommen. Dank deiner Vorwarnung konnten wir aber dieses Mal Vorkehrungen treffen. Entspann dich." Entspannen?! Ok, es war amtlich: Hier waren alle verrückt!

"Solche Unwetter ziehen genauso schnell wieder vorüber, wie sie gekommen sind." der blonde Vize streckte sich einmal ausgiebig, bevor er mich wieder allein ließ. Allerdings hatten mich seine Worte so gar nicht beruhigen können. Meine Nackenhaare standen senkrecht und meine Nerven waren bis auf's Äußerste gespannt. Es war nur noch eine Sache von wenigen Minuten, bis dieses Unwetter uns mit voller Wucht treffen würde.

Mittlerweile hatte sich der Großteil der Crew in dem Raum gesammelt - niemand wollte freiwillig draußen bleiben. Und dann überrollten uns die ersten Ausläufer des Sturms mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ließ mich erschrocken zusammenfahren.

"Ganz ruhig, Kat. Es ist gleich vorbei." hatte ich schon erwähnt, dass mich die Stimmungsschwankungen des Rothaarigen langsam fertig machten? Eben noch wurde ich von ihm runtergeputzt wie ein dummes Kleinkind und nun kam wieder sein Beschützerinstinkt durch. Murrend sah ich ihn an, erwiderte aber nichts.

"Dein bösartiger Sturm lässt bereits nach - sieh mal nach draußen, es wird schon wieder deutlich heller." er deutete auf das Fenster und tatsächlich konnte man erkennen, wie Tageslicht hinter der dunklen Wolkenwand erschien. Warum also wuchs dann mein Unwohlsein, statt zu verschwinden? Das war so nicht richtig! Plötzlich wurde es totenstill.

"Siehst du, schon vorbei." Kid schenkte mir ein knappes Lächeln und verließ den Raum wieder.

"Warte, ich komm mit!" sofort sprang ich auf und folgte ihm schnellen Schrittes. Ich musste herausfinden, warum mir noch immer dieser eiskalte Schauer im Rücken hing. Draußen sah ich mich aufmerksam um: Zur Backbordseite hin konnte man deutlich die letzten Ausläufer der dunklen Unwetterwand sehen, die eben über uns vorbeigezogen war. Doch unmittelbar über uns befand sich nun ein klarer Himmel... zu klar... ohne Wolken, ohne Wind... und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz!

"Eustass, wir müssen hier sofort weg!" mit hochgezogener Braue sah er mich an.

"Du gibst wohl nie auf, was?" aufmerksam sah ich mich weiter um, ignorierte seinen zynischen Kommentar. Es ging wirklich absolut kein Windhauch, die See war spiegelglatt - es war fast wie im Calm Belt. Nur dass wir ewig weit von diesem entfernt waren.

"Wir befinden uns mitten im Auge des Sturms..." wisperte ich, konnte den Hauch von Angst in meiner Stimme nicht unterdrücken. Herablassend sah er mich noch immer an.

"Und was ist so schlimm daran?"

"Du meinst außer der Flaute?" knurrte ich genervt und jetzt war es an ihm, sich prüfend umzusehen.

"Das, was jetzt kommt, ist das, was ich als Schatten wahrnehme - und es wird das Schiff in seine Einzelteile zerlegen, wenn wir hier nicht schleunigst wegkommen!" Bevor Kid irgendetwas sagen konnte, trat Killer zu uns, die Nase in einem Buch - nagut, die Maske...

"Weißt du, Katory, ich hasse es, wenn du Recht hast..." begann er und zeigte uns die aufgeschlagene Seite. Ich konnte mich gut an das Buch erinnern. Dort war über alle möglichen Arten von Wetterphänomen berichtet worden, die die Neue Welt so aufzubieten hatte - darunter auch einige Mythen, die Killer nur allzu oft belächelt hatte, die mir allerdings schon beim Lesen eine heiden Angst eingejagt hatten.

"Diese Stürme gelten als ein Mythos, da es nie Überlebende gab, die davon berichten konnten. Die Schiffe verschwanden einfach auf wundersame Weise mitsamt ihrer Besatzung. Man nimmt aber an, dass es nicht der Sturm an sich ist, der so gefährlich ist, sondern der zweite Teil hinter dem Auge." erläuterte er kurz.

"Ich bin nicht sonderlich scharf darauf, es herauszufinden..." gab ich zu.

"Und wie sollen wir hier wegkommen? Es geht ja nicht der leiseste Windhauch..." stellte der Rotschopf nüchtern fest. Aus der Ferne konnten wir ein unheimliches Grollen vernehmen und ich zuckte zusammen.

"War das... Donner?" fiepste ich mit zitternder Stimme. Ich hasste Donner. Und da grollte es erneut. Und wo Donner war, waren Blitze nicht fern...

"Ich ahne, was da auf uns zukommt..." brummte Killer. Ich auch...

"Wieviel Zeit bleibt uns noch, um hier wegzukommen?" Kids Stimme klang gefasst - er schien in Gedanken bereits unsere Möglichkeiten durchzugehen.

"Nicht viel... wenige Minuten vielleicht." antwortete ich ihm und starrte weiterhin in die Richtung, aus der die unheilvolle Klangkulisse kam. Dann wurde der Horizont für den Bruchteil einer Sekunde stockfinster und meine Augen weiteten sich vor Schreck. Bisher hatten wir das näherkommende Unheil nicht sehen können - jetzt wusste ich auch warum: Der gesamte Horizont wurde beinahe pausenlos von Blitzen erhellt. Wir würden lebendig gegrillt werden! Nun war klar, warum es nie Überlebende gab, die hätten berichten können... Wir mussten hier weg - SOFORT! Ohne weiter zu zögern, erschuf ich meine Wolke, sprang auf und manövrierte mich hinter das Heck des Schiffes.

"Was hast du vor, Kat?" entsetzte sah Kid mich an.

"Uns hier rausholen, was denkst du denn?" Wenn wir genau in Fahrtrichtung wegkommen könnten, sollten wir dem entgehen... Zu beiden Seiten von mir erschuf ich eine gigantische Windhose und ließ sie langsam vorangleiten. Die Wirbelstürme erzeugten Wellen, die nach kurzer Zeit den Kahn endlich in Bewegung setzten. Ich schob das Schiff damit vor mich her, während meine innere Unruhe stetig wuchs - das dauerte einfach viel zu lang! Zum Glück schaltete Kid und brüllte der Besatzung einige Befehle entgegen.

"Strafft die Segel! Wir müssen jeden Windhauch einfangen und für uns nutzen! Und dann ab an die Riemen! Rudert, was das Zeug hält! Was steht hier noch so faul in der Gegend herum - es zählt jede Sekunde!!!" Augenblicklich lösten sich alle aus ihrer Starre - hatten sie mich bis eben doch noch gebannt beobachtet. Seine Anweisungen würden mein Vorhaben zumindest unterstützen. Aber es ging einfach nicht schnell genug...

Also vergrößerte ich meine Windhosen noch etwas weiter und erhöhte ihre Rotation - ich konnte bereits spüren, wie diese Aktion an meinen Kräften zerrte, da ich neben dem Kontrollieren der beiden Megastürme auch noch die Windsicheln davon abhalten musste, wahllos durch die Gegend zu feuern. Oder konnten sie mir vielleicht von Nutzen sein? Probieren ging ja beklanntlich über Studieren - also ließ ich sämtliche Sicheln gebündelt hinter mir einschlagen. Die Wucht der Einschläge ließ weitere Wellen aufkommen und spornte mich an. Wir konnten das hier schaffen! Allerdings kam auch die Front mit den Blitzen erbarmungslos näher - ich konnte es spüren. Ich musste sie nicht sehen. Es würde nur unnötig Zeit kosten, nach ihr Ausschau zu halten und wir brauchten jede Sekunde. So trieb ich meine Stürme weiter an, konzentrierte mich darauf, die Windsicheln weiterhin gebündelt abzufeuern und ignorierte Kids eindringlichen Blick, der auf mir ruhte. Noch immer stand er am Heck und beobachtete mich genau, als müsste ich jeden Moment gerettet werden. Doch ich konnte noch etwas anderes in seinen Augen aufblitzen sehen... Wenn wir das hier überlebten, würde mich ein Donnerwetter vom Feinsten erwarten... Aber dem würde ich mich stellen, wenn es soweit war. Jetzt musste ich erst einmal dafür sorgen, dass den Menschen, die mir am Herzen lagen, nichts geschah.
 

Das Donnergrollen war bereits gefährlich nah - was konnte ich noch tun, um das Schiff schneller hier hinauszumanövrieren - denk nach, Katory! Ich mobilisierte weiterhin meine Kräfte, versuchte, sie mir einzuteilen. Es war nicht einmal halb so einfach, wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Bisher hatte ich ja nur trainiert, sie zu kontrollieren - es war das erste Mal, dass ich sie derart zum Einsatz brachte, auch wenn es erst wenige Minuten waren. Innerlich verfluchte ich mich, dass ich die letzten Tage so faul gewesen war. Dann fiel mir kurz wieder das Gespräch zwischen Killer und mir ein - ich wollte nicht mehr schwach sein! Ich musste stärker werden, über mich hinaus wachsen! Neue Energie durchflutete meinen Körper zusammen mit einer wahnwitzigen Idee: Wenn ich meine beiden Wirbel fusionierte, komprimierte und kurz vorm Verschwinden wieder freilassen würde - so wie damals unbeabsichtigt auf der Insel - sollte der Druck uns ein ganzes Ende weit katapultieren können. Zwar würde mich das einiges an Reserven kosten und ich müsste anschließend neue Windhosen erschaffen aber einen Versuch war es wert!
 

Mein Entschluss stand fest: Ich platzierte mich zwischen den Stürmen und dem Schiff, drehte mich mit dem Rücken zu letzterem und zog die beiden Wirbel zusammen, um sie zu fusionieren und zu komprimieren. Der Wind und der Wellengang nahmen deutlich ab und entfernt konnte ich Kids wütende Stimme vernehmen, der anscheinend ahnte, was ich vorhatte. Es kostete mich Unmengen an Kraft, diese beiden gigantischen Stürme zusammenzudrücken. Schweiß rann meine Stirn herab, mein Puls jagte durch meine Adern und mein Atem ging stoßweise - doch ich würde jetzt nicht aufgeben! Als der Druck schier unerträglich und der Wind beinahe vollends abgeebt waren, gab ich die Explosion frei. Ich wurde in meine Wolke gedrückt und mit dem Schiff zusammen bis in die dunkle Wolkenfront katapultiert, die die Grenze des Sturmausläufers markierte.

Jedoch war die Gefahr damit noch nicht überstanden, denn die Sturmfront trieb das Schiff wieder in genau die entgegensetzte Richtung zurück ins Auge - Verzweiflung griff nach mir. Für noch so eine Aktion fehlten mir einfach die Kraftreserven, doch ich durfte nicht zulassen, dass wir zurückgedrängt wurden. Mit wackeligen Beinen richtete ich mich wieder auf, erschuf eine neue Windhose - oder wollte es zumindest... Der Miniwirbelwind der sich daraufhin bildete, ließ mich zuerst völlig verdattert gucken - dann stieg die Wut in mir hoch.

Ich war wütend auf mich selbst.

Wütend, dass ich mein Training vernachlässigt hatte.

Wütend, weil ich nur ein schwaches Mädchen war.

Wütend, weil ich die Menschen, die mir etwas bedeuteten, nicht beschützen konnte.

Dann schleuderte ich in meiner verzweifelten Wut eine Windsichel auf diese verfluchten dunklen Wolken, die diesen grausamen Wind erzeugten, der das Schiff immer weiter zurück ins Auge drückte. Und starrte für einen kurzen Moment überrascht auf die aufgerissene Wolkendecke. Für einen Augenblick nahm die Stärke des Windes ab - bis sich der dunkle Vorhang wieder schloss. Hoffnung keimte in mir auf: Ich brauchte also nur die Wolkendecke zu teilen - es war so simpel, dass es schon wieder genial war! Zwei weitere Sicheln zerschnitten die Wolken aber dieses Mal war ihre Kraft geringer und der Riss schloss sich viel schneller als der erste. Verdammt! Ich brauchte eine größere Sichel... eine stärkere... aber wo sollte ich die hernehmen? Ich hatte kaum noch genug Kraft, mich auf meiner Wolke zu halten. Ich wollte diesen Sturm zerteilen! Einfach durchschneiden, wie mit einem Schwert! Genau so eine Klinge brauchte ich jetzt! Ich streckte meine Hand in den Himmel aus - und was dann geschah, begriff ich selbst kaum...
 

Vor meinen Augen formte sich aus vielen kleinen Windsicheln ein Schwert, dessen Klinge der Wind selbst zu sein schien. Ehrfürchtig griff ich danach, spürte, wie es in meiner Hand pulsierte und ein Energiestoß durch meinen Körper jagte. Dann fixierte ich die dunkle Wolkendecke, machte einen Schwertstreich durch die Luft und blickte ungläubig in den Himmel. Deutlich konnte man sehen, wie einfach Alles in der Bahn des Streiches zerteilt worden war - es war fast wie ein Riss in der Atmosphäre. Alles war gespalten worden, auch die Wolkendecke, die sich nun nicht mehr zuzog. Glücksgefühle durchfluteten mich - wir konnten es schaffen! Wir mussten nur noch das Schiff hier herausbringen. In dem Moment, wo ich mich zu meiner Miniwindhose drehte, verschwand meine neue Waffe auch schon wieder - ich hatte also nur diese eine Chance. Meinen Wirbelwind vergrößernd, ließ ich mich bereits auf meine Wolke fallen - stehen war einfach zu anstrengend und ich brauchte jetzt jedes bisschen Energie, das ich noch zur Verfügung hatte. Das Schiff setzte sich wieder in die richtige Richtung in Bewegung und nach kurzer Zeit konnte ich endlich wieder den blauen Himmel mit seinen Wattewolken ausmachen. Ich musste nur noch ein kleines bisschen durchhalten... nur noch ein wenig mehr...
 

Kaum hatten wir die Schwelle des Sturms passiert, der sich dann schnell entfernte, löste sich meine Windhose auch schon auf. Sie wurde ohnehin nicht mehr gebraucht. Erschöpft sackte ich nun endgültig auf meiner Wolke zusammen und konnte entfernt Kid nach mir rufen hören. Doch mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen. Ich hatte alle Kraft verbraucht - endlich verstand ich, was er mir damals am Strand erzählt hatte. Durch meine Wolke konnte ich das Meer unter mir sehen, die sanften Wellen, das Glitzern der reflektierenden Sonne. Und dann striff ein beunruhigender Gedanke mein Bewusstsein: Mein flauschiges Gefährt war definitiv NICHT durchsichtig, ich sollte das Meer nicht sehen können - es sei denn, sie löste sich gerade auf... Upps...

Das letzte, was mein getrübtes Bewusstsein wahrnahm, waren die veränderten Luftschwingungen, die mir verrieten, dass der Rotschopf, der nach seinem Vizen brüllte, Metall anzog. Eine Silhouette steuerte zielstrebig und schnell auf mich zu.

Dann fiel ich und Dunkelheit umfing mich.

Alkohol, du böser Geist...

10. Kapitel: Alkohol, du böser Geist... (Kid):
 


 

Endlich regte sich mein Wildfang! Was fiel ihr eigentlich ein, uns so einen Schrecken einzujagen? Sie hatte all ihre Kraft aufgebraucht, um uns zu retten und am Ende sogar das Bewusstsein verloren, woraufhin sich ihre Wolke in Wohlgefallen aufgelöst hatte....

Warum auch immer sie ihre Show unbedingt von dort aus abziehen musste...

Hätte ich nicht eine Art Brücke errichtet, die Killer entlang gelaufen war, um sie in letzter Sekunde noch zu fassen zu kriegen, wäre sie unweigerlich ins Meer gestürzt. Wobei er, mir zu Liebe, wahrscheinlich auch da hinterher gesprungen wäre, um sie wieder herauszufischen - ich war mir sicher, dass er um meine - für uns beide verstörenden - Gefühle für die junge Frau wusste. Auch wenn ich es bisher noch nicht laut ausgesprochen hatte.

Warum es für ihn verstörend war? Weil es für mich das erste Mal war, so zu empfinden und diese Situation ihn in unnötige Sorge für mich versetzte.

Verwirrend? Für mich auch...

Doch nun, nach fünf endlosen Stunden, in denen Katory mehr oder weniger reglos auf meinem Bett lag, flatterten endlich ihre Lider. Ihre zierliche Hand wanderte direkt zu ihrer Stirn und ein gequältes Stöhnen verließ ihre Kehle.

"Was ist passiert? Wo bin ich?" leicht neigte sie ihren Kopf in meine Richtung.

"Eustass...?" Wen hatte sie denn sonst erwartet?

"Sag mal, hast du sie noch alle, Kat!? Du hättest dich umbringen können! Was fällt dir eigentlich ein?!" Mir war ja selbst klar, dass dieser kleine Ausraster nicht unbedingt nötig war direkt nach ihrem Erwachen aber für freundliche Worte war ich gerade viel zu aufgebracht. Und nun wurden ihren Augen auch noch glasig...

"Tut mir Leid, dass du dir Sorgen gemacht hast, Eustass."

"Gar nicht wahr!" höllische Sorgen sogar!

"Katory, das war mehr als nur knapp gewesen. Dieses Mal mag es noch gut ausgegangen sein aber wer weiß schon, wie es das nächste Mal sein wird..." stellte Killer nüchtern klar. Er war die ganze Zeit über nicht von meiner Seite gewichen und ich fragte mich, um wen er sich eigentlich mehr Sorgen machte... Sein innerer Konflikt war für mich mehr als offensichtlich. Er sah, wie diese junge Frau etwas in mir veränderte und wusste eigentlich nicht, wie er darauf reagieren sollte. Ich würde ihm noch beweisen müssen, dass es nicht zu meinem Nachteil war. Außerdem betraf das nicht nur mich - auch er war... weicher (?) geworden. Niemals hätte er für jemanden, der nicht zu unserer Mannschaft gehörte, Kopf und Kragen riskiert - aber Katory hatte er bereits mehrfach gerettet, sie trainiert und verdammt viel Zeit mit ihr verbracht. Sollte sie wirklich in ihre Welt zurückkehren, machte uns das vielleicht weniger verwundbar aber die gesamte Mannschaft würde daran zu knabbern haben.

"Es tut mir wirklich Leid... aber ich sah keinen anderen Ausweg. Ich will gar nicht daran denken, was geschehen wäre, hätte dieses Blitzinferno uns erreicht..."

"Du hättest uns sicher auch mit weniger Aufwand da rausbekommen..." murrte ich nur.

"Aber so habe ich eine weitere Fähigkeit entdeckt." strahlte sie nun plötzlich. Meinte sie das Schwert? Diese Klinge hatte eine ungeheure Macht ausgestrahlt, die selbst mir Unbehagen bereitet hatte. Ich wollte gar nicht wissen, welche Kraft die Blonde aufbringen musste, um sie heraufzubeschwören - ganz zu schweigen von dem Zerstörungspotential!

"Du bist so dumm! Das hätte uns alle umbringen können!" Das oder die Blitze...

"Du darfst deine vollen Kräfte nie wieder einsetzen ohne meinen ausdrücklichen Befehl, hast du mich verstanden!" mahnend hob ich den Zeigefinger. Als ob ich ihr irgendetwas verbieten könnte, sie war mir schließlich nicht verpflichtet - sie war nur Gast auf meinem Schiff.

"Aye, mein Käptn." ... ... ... ...

... ... ...

... ...

...

Hatte ich mich gerade verhört? Killer sog scharf die Luft neben mir ein, als auch ihn die Erkenntnis ihrer Worte traf - er war also genauso überrascht wie ich. Ungläubig starrten wir Katory an, die nun versuchte, sich lansgam zu erheben, meinen Vizen dabei nicht aus den Augen lassend. Als sie dann aufrecht auf meinem Bett saß, seufzte er ergeben, trat auf sie zu und hob leicht seine Hand.

"Dann Willkommen in der Mannschaft des Teufels." kam es leise glucksend von ihm und sie schlug in seine Hand ein - war dieses Bild nur für mich gerade irgendwie verwirrend? Er beugte sich kurz zu ihr, schien ihr etwas ins Ohr zu flüstern, woraufhin sie ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, den ich nicht zu deuten vermochte.

"Ich werd mal schauen, ob noch was vom Mittag übrig ist für Katory. Bin gleich zurück - seid anständig!" und schon flog die Tür hinter ihm zu. Verwirrt blickte ich ihm nach - hatte er gerade ernsthaft beschlossen, sie in die Crew aufzunehmen? Das war doch eigentlich Aufgabe des Kapitäns - seit wann übernahm dieser Idiot MEINE Aufgaben?! Außerdem dachte ich eigentlich, er wäre der erste, der dagegen anging - hatte er mich gestern doch derbe beschimpft, als ich ihm gebeichtet hatte, dass ich diesen mysteriösen Nebel bereits einige Male gesehen aber nichts gesagt hatte...

"Eustass..." drang ihre Stimme leise an mein Ohr und holte mich zurück in die Gegenwart. Schweigend sah ich sie an und wartete darauf, dass sie fortfuhr.

"... bitte sag, wenn du nicht einverstanden bist..." Achso war das - erst eigenmächtig Entscheidungen treffen und hinterher um Erlaubnis bitten? Typisch!

Nervös nestelte sie an der Bettdecke herum, vermied direkten Blickkontakt. Ich setzte mich neben sie an die Bettkante, legte meine Hand auf ihre.

"Wie kommst du darauf, ich könnte damit nicht einverstanden sein?"

"Naja, bisher hast du mich nur geschimpft oder angeschwiegen... Ich wollte dich nicht verärgern..." Ich lachte leise.

"Das hast du nicht. Ich habe mir lediglich Sorgen um dich gemacht, da werd ich schon mal ungehalten - aber das weißt du ja. Allerdings hast du mich heute ziemlich überrascht!" Endlich sah sie mich wieder an.

"Du bist sehr stark geworden und ich weiß nicht, was wir ohne deine Fähigkeiten getan hätten - vermutlich wären wir blindlinks in unser Verderben gesegelt. Aber in Zukunft werde ich solche Alleingänge nicht mehr dulden! Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst, dass du dich freiwillig in die Klauen eines Monsters geworfen hast!" verkündete ich breit grinsend - nein, es missfiel mir nicht im Geringsten, nun eine gewisse Befehlsgewalt über meinen Wildfang zu haben. Somit war zudem vorerst sichergestellt, dass sie wirklich an Bord blieb.

"Ich hoffe ja, dass ich das Monster mit gutem Essen davon abhalten kann, mir an die Wäsche zu gehen." kicherte sie. Davon abhalten, ihr etwas anzutun - mit Sicherheit, aber das ging auch ohne Bestechung. Davon abhalten, ihr an die Wäsche zu gehen - wohl eher weniger, würde mich mit vollem Magen doch nichts mehr davon ablenken können so leicht.

"Hmmm... vielleicht..." war daraufhin meine einzige Antwort. Unsere Blicke trafen sich und mich überkam plötzlich das Verlangen, ihre wundervollen Lippen zu berühren. Ich wusste, dass ich diese Gedanken nicht haben sollte aber sie waren da... genauso wie die Gelegenheit. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander, es wäre eine kurze Distanz, die ich bereits dabei war, zu vermindern, ohne, dass ich es wirklich merkte.

Ob sie es zulassen würde?

Ihre grauen Augen versanken in meinen und ihr Atem striff mich bereits, als...

...

"Das war gar nicht so einfach - Heat ist so ein Fresssack, ich -..." Killer... Warum musste er ausgerechnet jetzt zurückkommen?! Er stellte das Essen auf meinem Schreibtisch ab und ging zurück zur Tür.

"Auf ein Wort, Kid..." War ja klar... Jetzt würde ich mir wieder Muttis Vorträge anhören dürfen...

Schöne Scheiße...

Schnell sah ich noch einmal zu Katory, die ihren Blick nun gesenkt hielt. Ihre blonden Haare waren ihr seitlich vor ihr Gesicht gefallen, sodass ich dieses nicht erkennen konnte. Ob sie das absichtlich getan hatte?

Leise seufzend verließ ich die Kajüte, ließ sie allein zurück und folgte meinem besten Freund raus ans Heck, wo er bereits an der Rehling lehnte.

"Was war das da gerade?" fragte er mich tonlos.

"Was soll gewesen sein?" als ob ich das nicht genau wüsste...

"Kid, ich hab Augen im Kopf!" zeitweise schwer vorstellbar mit seiner Maske.

"Wäre ich später oder gar nicht wiedergekommen, hättest du sie geküsst!" kam es vorwurfsvoll von ihm.

"Ist ja wohl meine Sache..." gab ich nur entnervt zurück.

"Kid... was willst du von ihr? Was ist das zwischen euch?"

"Wir sind Freunde."

"Ja, den Satz hab ich heute schonmal von Katory gehört - aber bei ihr klang er weitaus überzeugender!"

"Seit wann mischst du dich eigentlich in meine Angelegenheiten ein, Killer?" er legte den Kopf schief.

"Schon immer - du hast es nur anscheinend nie bemerkt." Meine Arme vor der Brust verschränkend starrte ich ihn nun mürrisch an.

"Sie ist doch überhaupt nicht dein Typ, Kid. Du machst dich nur unglücklich." Wie mir dieses überfürsorgliche Getue auf den Geist ging!

"Das lass mal schön meine Sorge sein. Und ich wiederhole mich gern nochmal für dich, weil du es bist: Es läuft nichts zwischen uns, wir sind lediglich befreundet!"

"Jaja, du kennst meine Meinung zu Freundschaften zwischen Männern und Frauen. Aber davon mal abgesehen: Würdest du mit ihr eine ernsthafte Beziehung eingehen? Kannst du das überhaupt?" langsam stieg Wut in mir auf - unterstellte er mir gerade, ich wäre emotional verkrüppelt?

"Du weißt schon, dass diese Diskussion zu nichts führt, oder Killer?" presste ich hervor, sehr darauf bedacht, nicht doch noch in die Luft zu gehen.

"Weil...?"

"Sie nicht bereit ist, jemals wieder eine Beziehung einzugehen. Sie hat mich persönlich eindringlich darum gebeten, ihr jedwede Schwärmerei sofort auszuprügeln. Selbst wenn sie für mich sei..." was mich noch immer verletzte. Mein Vize war hörbar überrascht und brach dann in schallendes Gelächter aus.

"Ernsthaft? Da passiert es endlich, dass dir eine Frau den Kopf verdreht und ausgerechnet sie will keinen Kerl mehr an sich heran lassen - DAS nenn ich Ironie des Schicksals!"

"Halt's Maul, Killer..." musste er auch noch Salz in die offene Wunde streuen? Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre mit diesen, für mich völlig fremden Gefühlen klarzukommen.

"Wer weiß, vielleicht ändert sie ihre Meinung ja auch wieder, wenn sie nur lange genug mit uns unterwegs ist." versuchte er gerade, mir Hoffnungen zu machen? War er nicht eben noch dagegen, dass ich etwas mit ihr anfange?

"Du bist also nicht mehr dagegen, dass sie bleibt?" fragte ich vorsichtig und er zuckte nur belustigt mit den Schultern.

"Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, sie an Bord zu haben. Aber da sie ein noch größerer Katastrophenmagnet ist als du, gehe ich davon aus, dass es ab jetzt noch um einiges turbulenter zugehen wird. Ich hoffe, das ist dir bewusst." Damit schlenderte mein Vize fröhlich pfeifend davon. Und ob ich das wusste.
 

"Hoch die Becher! Auf unser neues Mitglied!" gröllten Heat und Wire. Natürlich wurde noch am selben Abend eine riesen Party veranstaltet. Mein alter Freund hatte es sich nicht nehmen lassen, der Mannschaft davon zu berichten, dass Katory nun ganz offiziell nicht nur Inventar, sondern vollwertiges Mitglied unserer Piratenbande war. Auch wenn sich dadurch im Grunde kaum etwas verändern würde, hatten die meisten sie doch schon nach der ersten Woche als solches akzeptiert.

"Yo, Katory, komm schon! Du musst auch was trinken!" schmollte Heat, da sie zum wiederholten Mal den Alkohol dankend ablehnte. Sie trank also tatsächlich nicht... Aber es reizte mich schon sehr, zu sehen, wie sie sich daneben benahm, wenn sie angeheitert war - und das hier war die Gelegenheit, war es doch nicht zuletzt ihr Abend. Also rief ich Wire zu mir ran und heckte mit ihm einen diabolischen und gleichzeitig simplen Plan aus - nüchtern würde sie diesen Raum unter keinen Umständen verlassen!

"Aufgepasst Jungs!" gröhlte er nun durch den Raum.

"Zu Ehren unserer süßen Krankenschwester haben wir gedacht, wir spielen ein paar kleine Spielchen~" Ein Blick zu meinem Wildfang verriet mir, was sie davon hielt - absolut gar nichts!

"Und weil es hier drin schon so mächtig heiß ist, beginnen wir mit einer Runde Strippoker - alle ran hier, wer mitspielen will! Katory, du MUSST - du darfst heute nicht kneifen!" ein süffisantes Grinsen umspielte ihre Lippen und herausfordernd funkelte sie Wire über ihr Colaglas hinweg an.

"Ihr wollt ernsthaft gegen mich Poker spielen? Ihr armen Irren! Nagut, dann wollen wir mal." Da war gerade eindeutig ihr Kampfgeist erwacht - das konnte ja heiter werden. Das Spiel schien sie also zu kennen. Nur unsere erweiterten Regeln noch nicht...

Zu Beginn bekam bereits jeder Mitspieler einen Becher hochprozentigen Alkohol - das nahm die Hemmungen und erhöhte den Spaßfaktor. Jede weitere Runde gab es dann einen kurzen für alle, die noch dabei waren und für die Verlierer einen doppelten. Macht Summa Summarum eine ziemliche Menge Alkohol.

Entspannt lehnte ich mich zurück, wollte das Treiben einfach nur beobachten. Aber Wire dieser kleine Mistbock beharrte penetrant auf meiner Teilnahme - dabei wollte ich mir ausnahmsweise heute mal nicht die Kante geben... Egal, fügte ich mich halt in mein Schicksal, was sollte mir schon passieren? Ich vertrug deutlich mehr als der Durchschnitt meiner Mannschaft - was nicht zuletzt dazu führte, dass ich immer gewann. Denn waren meine Männer sternhagelvoll, konnte ich ihnen das Blaue vom Himmel erzählen - sie konnten sowieso ihre Hand vor Augen nicht mehr identifizieren. Ich war eben noch nie fair, wenn es um Spielchen ging.
 

Allerdings musste ich schnell feststellen, dass das heute Abend bei Weitem nicht so einfach werden würde, wie sonst. Katory vertrug nicht nur mehr, als ich ihr zugetraut hätte, sie beherrschte zudem das Spiel und ein Pokerface, dass jeden straucheln ließ - selbst mich! Sie lächelte einen einfach so lange unschuldig an, bis man selbst nicht mehr wusste, was man noch glauben sollte. Am Ende hatte sie gerade mal ihr Halstuch abgelegt, welches sie heute Nachmittag aufgrund der kühleren Temperaturen umgebunden hatte. Somit gab es rein gar nichts für uns zu gucken, denn ihre lange Hose und ihr langärmeliges Shirt verdeckten so ziemlich jeden Zentimeter ihres Körpers. Dafür spielte sie die ganze Zeit über mit ihrer Halskette und funkelte mich immer wieder herausfordernd an - in ihren Augen schien ich der einzig gefährliche Gegner an diesem Tisch zu sein. Als dann das letzte Blatt ausgeteilt wurde, beugte sie sich leicht in meine Richtung.

"Eustass..." schnurrte sie vergnügt.

"Du hast verloren." Woher wollte sie das bitte wissen!? Nun beugte ich mich meinerseits zu ihr.

"Das glaub ich kaum! Los, zeig her!" forderte ich sie auf und mit einem triumphierenden Grinsen zeigte sie mir ihre Karten. Ein anerkennendes Raunen ging durch den Raum - wie machte sie das nur? Die Frau hatte eindeutig mehr Glück als Verstand! Naja gut... zumindest beim Spielen... Kichernd betrachtete sie mich.

"An diesen Anblick könnte ich mich gewöhnen."

"Du könntest ihn jede Nacht haben, wenn du nur hingucken würdest." raunte ich zurück und entlockte ihr damit ein Glucksen.

"Diesen Anblick meine ich nicht, mein Lieber. Sondern den, wenn du feststellst, dass es jemanden gibt, der dir in Etwas überlegen ist." Ich legte den Kopf schief - wie guckte ich denn? Aber sie beantwortete mir meine stumme Frage nicht.

"Also, worin soll ich dich als nächstes fertig machen, Eustass~?" sie hatte ihr Kinn auf ihre zusammengefalteten Hände gebettet und funkelte mich aus ihren meergrauen Augen erwartungsvoll an.

"Ich hätte da noch so die ein oder andere Idee..." ein fieses Grinsen huschte über meine Lippen. Doch noch bevor ich weitere Äußerungen von mir geben konnte, kündigte Wire schon das nächste Spiel an: Karaoke! Musste ich nichts weiter zu anmerken oder?

Ehrlich, ich mochte Musik - es gab kaum einen angenehmeren Zeitvertreib für mich, wenn mir langweilig war - aber das, was mich in den darauffolgenden Stunden erwartete, war die reinste Folter für meine Ohren! Seinen grausamen Höhepunkt erreichte das Spektakel in einem Duett von Heat und Wire - meine Ohren klingelten noch Stunden später! Einzig und allein, wenn unser Neuzugang das Mikro in die Hand nahm, genoss ich die Gesangseinlage - ich entdeckte immer mehr Seiten an ihr, denen ich sehr zugetan war. Natürlich wurden auch hier schiefe Töne und falsche Texte mit ordentlich Alkohol bestraft - nur Katory musste nichts trinken, von Wasser mal abgesehen.
 

Weitere drei Stunden sinnfreier Trinkspiele und hemmungslosen Besaufens später, saßen mein Wildfang und ich uns mitten auf dem Deck gegenüber, zwischen uns eine leere Rumflasche, deren Kopf ins Leere zeigte, weil der Teilnehmer, der dort gesessen hatte, schon längst ausgeschieden war. Ja, wir spielten Flaschendrehen... oder Wahrheit oder Tat? ... ein bisschen von beidem. Aber bei unserem Pegel war wirklich niemand mehr zurechnungsfähig und es somit im Grunde völlig egal. Witzigerweise lallte die Blonde nicht ein bisschen, was wohl mitunter daran lag, dass sie ausnahmslos jedes Spiel gewonnen hatte. Außer den obligatorischen Startdrinks hatte sie keinen Alkohol angerührt - bis jetzt. Denn als wir noch etwas mehr in unserer überschaubaren Runde waren, hatte ich immer wieder versucht, herauszufinden, was sie an jenem Abend geträumt hatte - allerdings verweigerte sie und trank lieber einen ordentlichen Zug aus der bereitgestellten Rumflasche, als mir zu antworten. Als sie dann irgendwann zu Tat wechselte, weil ihr meine Frage auf den Wecker ging, wurde es nicht besser - natürlich kam stets eine anzügliche Aufforderung, die sie nur allzugern ablehnte und wieder die Flasche ansetzte. Trotzdem war ihre Aussprache klar und deutlich, wenn auch etwas verlangsamt. Nun war ich wieder an der Reihe zu wählen.

"Wahrheit." sie kicherte, ich hatte bisher nur Wahrheit genommen - konnte ich doch auf diese blöden Aufgaben getrost verzichten. Sie überlegte, was ihr mittlerweile sichtlich schwer fiel. Langsam forderte der Alkohol also auch bei ihr seinen Tribut. Dann veränderte sich ihr Ausdruck plötzlich und ihre grauen, leicht benebelten Augen sahen mich forschend an.

"Wolltest du mich heute Nachmittag küssen?" Whooooh! Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht mit dieser Frage.

Sollte ich meine Antwort verweigern? Sicher würde es sie wahnsinnig machen...

Ich könnte auch lügen. Ob ich sie damit verletzten würde?

Oder ich könnte einfach die Wahrheit sagen...

"Ja." ich entschied mich für Letzteres. Es lag kaum Überraschung in ihren Augen aber sofort wurde ihr Gesicht wieder undurchschaubar.

"Wahrheit." erklang dann ihre Stimme.

"Hättest du es zugelassen?" fragte ich neugierig - wenn wir schonmal bei dem Thema waren... Sie neigte kurz den Kopf zur Seite, wich meinem Blick aber nicht aus, nickte stattdessen langsam.

"Ich denke schon..." Jetzt ärgerte ich mich wirklich, dass Killer wieder zurückgekommen war.

"Wahrheit..." Wie weit ich dieses Spiel wohl noch in diese Richtung treiben konnte? Unter den gegebenen Umständen fiel es mir deutlich leichter mit ihr über solche Dinge zu reden. Sie zog ihre Stirn in Falten, irgendetwas schien sie sehr zu beschäftigen.

"Erklär's mir. Ich verstehe es nämlich nicht... Warum wolltest du das tun?" Wie bitte?

War das nicht offensichtlich?

Konnte ein Mensch so blind sein?

Erklären?

Was sollte ich da bitteschön erklären?

Ich schüttelte fassungslos den Kopf.

"Weil du die pure Versuchung bist." Ungläubig riss sie ihre Augen auf, öffnete den Mund und klappte ihn dann wieder zu.

"Sag sowas nicht, Eustass... Sonst würdest du nur Antworten von mir bekommen, die vom Alkohol beeinflusst sind..."

"Was denn zum Beispiel?"

"Naja, so peinliche Dinge halt, wie zum Beispiel: Du auch, denn du bist echt heiß! oder Wenn, dann bist du hier die Versuchung! und so'n Kram. Allerdings werde ich mich morgen wohl nicht mehr daran erinnern können... ich will gar nicht wissen, wieviel ich bereits getrunken habe... Also am besten, du ignorierst solche Äußerungen einfach!"

"Ist das so?" hakte ich erheitert nach aber sie machte nur eine abwertende Handbewegung.

"Da sprechen nur die Promille aus mir! Also, spielen wir weiter?"

"Klar." Nun hatte sie mein Ego ja gefüttert. Und wenn sie sowieso mit einem Filmriss rechnete, warum nicht noch ein bisschen weiter gehen?

"Also: Wahrheit." Bingo!

"Würdest du mit mir schlafen?" Augenblicklich fiel ihr die Kinnlade herunter, dann blinzelte sie zwei Mal, sortierte ihre Gesichtszüge und massierte sich dann langsam ihren Nasenrücken. Sie wollte auf diese Frage nicht antworten, das konnte ich ihr deutlich ansehen. Aber noch mehr trinken wollte sie auch nicht. Sie überlegte anscheinend gerade, welches von den beiden das kleinere Übel war und ich konnte mir ein dreckiges Grinsen einfach nicht verkneifen.

"Ja..." presste sie dann nach einigem Zögern hervor. Triumphierend breitete sich mein Grinsen von einem Ohr zum anderen aus. Mochte ja sein, dass sie sich nicht verlieben wollte aber man konnte auch sehr gut ohne Liebe Spaß haben, das wusste ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Plötzlich sah sie mich ernst an.

"Soll das heißen, du willst mit mir schlafen?!" Ohja - und das nicht erst seit heute. Doch ich nahm ihr den Wind aus den Segeln - noch spielten wir immerhin, auch wenn sonst niemand mehr hier draußen war.

"Ich hab doch noch gar nicht gewählt." feixte ich und erntete dafür einen bösen Blick. Sie ahnte wohl bereits, dass ich ihr den Gefallen, die Frage zu beantworten, nicht tun würde.

"Tat." raunte ich ihr dann zu. Ich konnte deutlich beobachten, wie aus dem bösen Blick ein aufflackerndes Begehren wurde.

"Küss mich." Hölle noch eins - dieser Aufforderung kam ich nur zu gern nach. Stürmisch überbrückte ich die Distanz zwischen uns, warf mich geradezu auf sie und versiegelte unsere Lippen. Sie waren so sinnlich weich - wie hatte ich ihr nur so lange wiederstehen können? Es fühlte sich so verboten gut an, dass ich einfach unbeirrt weiter gegen ihre Lippen drängte, die Tatsache ausblendet, dass sie derzeit unter meinem Gewicht begraben auf dem Boden lag. Als ein ersticktes Keuchen von ihr kam und ihre Hände gegen meine Brust drückten, wurde ich mir dessen allerdings gewahr und stützte mich auf meine Unterarme, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ihre Hände wanderten nun zu meinem Nacken, strichen sanft darüber und zogen mich wieder näher an sie heran - und ich dachte, ich wäre gierig. Ich genoss diesen Moment wirklich aber bevor ich dann doch die Kontrolle verlor - schließlich hatte auch ich eine gehörige Menge getrunken und war nicht mehr hundertprozentig zurechnungsfähig - drückte ich sie sanft von mich. Mein Hirn hatte sich kurz wieder eingeschalten - was tat ich hier eigentlich? War ich schon so verrückt, unsere Freundschaft derart zu gefährden? Ich kämpfte meine aufkommende Erregung nieder. Auch wenn sie sich morgen nicht mehr daran erinnern würde, ich konnte es! Und das würde mich ewig verfolgen.

"Wenn du das nächste Mal diese Forderung stellst, hoffe ich sehr, dass du nüchtern bist." raunte ich ihr noch zu, dann stahl ich mir noch einen kleinen Kuss und erhob mich leicht schwankend, um mich nun in die Kombüse zu begeben - ich hatte gerade verfluchten Hunger bekommen...
 

Dort angekommen, entdeckte ich Killer, der genüßlich die Reste vom Abendessen verputzte und meine Anwesenheit gekonnt ausblendete. Ich dachte, er wäre schon vor Stunden zu Bett gegangen? Apropos Bett... mir fiel gerade ein, ich hatte ja meinen Wildfang einfach an Deck liegen gelassen. Ob sie den Weg ins Bett wohl alleine finden würde? Leise Zweifel beschlichen mich und ich musterte meinen Vizen eingehend. Wieviel hatte er eigentlich heute Abend getrunken? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er sich an den Spielen beteiligt hatte.

"Könntest du mir einen Gefallen tun?" unterbrach ich sein Nachtmahl. Mürrisch grummelte er mir zu - ich nahm das als Ja.

"Unser lieber Neuzugang hat wohl etwas zu tief ins Glas geguckt - könntest du sie in meine Kajüte bringen? Ich glaube, sie verirrt sich sonst noch in fremde Betten."

"Als ob das nicht dein Ziel gewesen wäre... Hast du wenigstens erreicht, was du erreichen wolltest? Denn du hast mit Sicherheit etwas damit bezweckt. Ich kenn dich doch, Kid." Murrend ging ich zum Kühlschrank auf der Suche nach etwas Essbarem.

"Keine Chance. Die Kleine nimmt all ihre Geheimnisse mit ins Grab..." Nagut, fast alle - immerhin hatte ich jetzt herausgefunden, dass sie durchaus eine Schwäche für mich hatte. Ich hörte ihn leise kichern. Wütend fuhr ich herum, wollte gerade auf ihn zupreschen, als er leichtfüßig aufsprang und zur Tür eilte.

"Ich werd sie mal ins Bett bringen aber erwarte nicht von mir, dass ich sie auch noch ausziehe!" damit verschwand er und ich widmete mich wieder dem Kühlschrank.
 

Keine Ahnung wieviel Zeit inzwischen vergangen war, als ich mich endlich voller Müdigkeit in mein Zimmer schleppte. Leise schloss ich die Tür hinter mir, hatte ich doch erwartet, dass Katory bereits seelenruhig schlief und ich sie nicht wecken wollte. Doch besagte Dame hing über ihre Notizen brütend am Schreibtisch, in ihrer Hand eine Rumflasche - die fast leer war. Wo hatte sie die bitte her?

"Solltest du nicht lieber deinen Rausch ausschlafen?" brummte ich leicht verwirrt über den mir dargebotenen Anblick. Abrupt schaute sie auf, fiel dabei fast vom Stuhl und torkelte auf mich zu. Warum hatte sie nur Unterwäsche und mein Schlafshirt an, verdammt?

"Euuuuuus... tassssssss" begann sie fröhlich. Oha, nun war es aber wirklich zu viel - die Sprachprobleme setzten ein.

"Woooo warscht du soooo lange? Ich... haaab... auf dich gewartet...." wisperte sie mir zu, während sie mich verführerisch ansah, ihre Arme um meinen Hals schlang, ihren Körper an meinen presste und sich zu mir zog.

"Kat, was tust du da?" das passte so gar nicht zu ihr und ich wurde schlagartig wieder hellwach. Sie strich mir mit ihrem Finger über meine Wange, zu meinen Lippen, wo sie kurz verharrte und lüstern draufstarrte.

"Lass mich nicht allein..." hauchte sie gegen meine Lippen, bevor sie ihren Finger von ihnen nahm und mir einen Kuss aufdrückte. Ich war völlig perplex - war ich auf dem Weg in meine Kajüte irgendwo falsch abgebogen? Das konnte unmöglich mein Wildfang sein! Ihre Finger gruben sich in meine Mähne während ihre Lippen weiter gegen meine drängten - und ich das einzig Vernünftige in dieser merkwürdigen Situation tat: Ich glitt ihre Arme hinauf und löste ihre Finger aus meinen Haaren, drückte sie an den Oberkörper ihrer Besitzerin und schob diese einige Zentimeter von mich.

"Du bist ja völlig betrunken..." Tränen sammelten sich in ihren Augen - meine Güte, in diesem Zustand war sie ja schlimmer als wenn sie ihre Tage hatte!

"Ich werde dich nicht allein lassen, versprochen. Aber du weißt gerade eindeutig nicht, was du tust. Also bitte ich dich; hör auf. Du würdest es bereuen." sprach ich sanft. So vernünftig war ich schon lang nicht mehr gewesen... Killer wäre stolz auf mich!

"Du wirst nicht gehen?" und da kullerten auch schon die ersten Tränen - ich konnte es nicht mit ansehen, wenn sie so traurig war. Also zog ich sie wieder an mich und legte meine Arme beschützend um sie.

"Nein." und das meinte ich auch genau so, wie ich es gesagt hatte!

Der Tag danach

11. Kapitel: Der Tag danach (Katory) :
 


 

Alter Schwede, hatte ich einen Kater!

NIE WIEDER ALKOHOL!

Wie zum Teufel hatten die Jungs es nur geschafft, mich derart abzufüllen? Ich war mir sicher, ich hatte jedes Spiel gewonnen und dennoch riss irgendwo beim Flaschendrehen meine Erinnerung ab. Und eine leise Stimme in mir warnte mich davor, diese schwarze Leere mit Inhalt zu füllen.

Müde blickte ich Kid an, der leise schnarchte. Er hatte definitiv mehr getrunken als ich, steckte das aber bei Weitem besser weg. Vorausgesetzt ich ließ ihn schlafen... so etwa bis Sonnenuntergang.

Wie ich den rothaarigen Teufel so ansah, blieb mein Blick an seinen Lippen hängen und gedankenverloren strich ich mir über meine eigenen. Ich wusste nicht, wie lange ich ihn so fixierte. Mein Kopf war plötzlich leer gefegt und ich bemerkte nicht, dass er aufgewacht war und mich genauestens beobachtet hatte. Erst als ein Grinsen sein Antlitz zierte, das anzüglicher nicht hätte sein können, erwachte ich aus meiner Starre und wurde schlagartig rot - warum, wusste ich selbst nicht so genau. Vielleicht fühlte ich mich ertappt. Aber wobei? Ich hatte ja nur geguckt...

"Guten Morgen." raunte er mir mit dunkler Stimme zu. Meine einzige - und dieser Situation absolut falscheste - Reaktion war ein leises zufriedenes Seufzen. Danke Hirn, dass ich so zeitnah über deinen Urlaub informiert wurde! Ein amüsiertes Glucksen kam von ihm und ich war noch immer nicht in der Lage, irgendetwas Sinnvolles zu tun oder zu sagen.

Schöne Scheiße!

"Darf ich neugierig sein?" Sein Grinsen wurde breiter. Sollte er nicht genauso verkatert sein wie ich? Natürlich nickte ich ihm zu. Hatte ich erwähnt, dass mein Hirn im Urlaub ist?

"Woran kannst du dich erinnern?" Oh Gott, nein! Er WUSSTE von meinem Filmriss - vermutlich hatte ich es ihm sturzbetrunken sogar erzählt, dass es dazu kommen würde. Mit Sicherheit hat er das schamlos ausgenutzt und irgendwelchen Schabernack mit mir getrieben, darauf könnt ich wetten. Falls ich da nicht selbst die Initiative ergriffen haben sollte... Ich wusste immerhin am besten, wie anhänglich ich unter erheblichem Alkoholeinfluss werden konnte. Warum also musste er mir ausgerechnet diese Frage stellen? Ich war mir mehr als sicher, dass er haargenau wusste, was ich am Abend noch alles angestellt hatte - und da war mit Sicherheit die ein oder andere peinliche Aktion mit bei, sonst würde er nicht so unschuldig grinsen!

Wie ich mir das so durch meinen noch immer völlig benebelten Kopf gingen ließ, fixierte ich wieder unbewusst seine Lippen, begann dann, langsam zu antworten.

"Deine vernichtende Niederlage beim Poker..." Ohja, daran konnte ich mich ganz genau erinnern - dieser leicht gereizte, völlig überrumpelte Gesichtsausdruck, als ihm bewusst wurde, dass er mit Pauken und Trompeten untergegangen war und gegen mich verloren hatte!

"Heats grässlicher Gesang beim Karaoke... und das noch grausamere Duett von ihm und Wire - warum durfte der überhaupt mitspielen? Ich dachte, er wäre nur Schiedsrichter!" Mich gruselte es immernoch. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie jemanden so erbärmlich falsch Singen gehört! Dass die beiden dafür jeder eine Flasche Rum auf Ex trinken mussten, brauchte ich nicht weiter erwähnen oder? Sie hatten es sowas von verdient!

"... jede Menge Alkohol... Und dann haben wir uns an Deck gesetzt - zumindest alle die, die noch bis dahin kamen - und haben..." ungläubig zog ich meine Augenbrauen hoch.

"Wir haben Wahrheit oder Tat gespielt?" Bestätigend nickte er.

"Gott, waren wir betrunken..." Zu so etwas bekommt man mich nun wirklich nicht im nüchternen Zustand.

"Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist Heat, der tanzend seine Hose fallen ließ - ich glaub, Wire hatte ihm die Aufgabe gestellt, zu strippen..." Oh, diese Kopfschmerzen! Ich wusste noch, ich hatte mir laut quietschend die Hände vor's Gesicht geschlagen, weil ich diesen Anblick unbedingt vermeiden wollte. Alle noch Anwesenden hatten daraufhin nur noch lauter gegröhlt. Kid lachte amüsiert.

"Ohja, das war definitiv ein Highlight des Abends, haha! Ich wusste gar nicht, dass er so einen Hüftschwung drauf hat."

"Bitte, Eustass, keine Bilder!" flehte ich und ließ mich in mein Kissen fallen. Kid beugte sich leicht über mich, seine roten Augen funkelten.

"Möchtest du wissen, wie es weiterging?" Also ganz ehrlich - wenn er mich weiterhin mit dieser dunklen Stimme und seinen bernsteinfarbenen Augen traktierte, würde ich mich gleich vergessen... Das war eindeutig zu viel Erotik am frühen Morgen für mich - mein ausgehungerter Körper gierte geradezu nach Leidenschaft. Warum überkamen mich nur ausgerechnet jetzt solche Gefühle?

Ich legte meinen Arm schützend über meine Augen, um diesen verteufelt heißen Mann nicht länger ansehen zu müssen. Seine Blicke spürte ich allerdings dennoch nur allzu deutlich auf meiner Haut.

"Nein... lieber nicht..."

"Schade."

"Und könntest du bitte aufhören, mich mit deinen Blicken auszuziehen, Eustass?!" Wieder diese amüsierte Lache!

"Oh, das muss ich gar nicht mehr..." Bitte was!? Erschrocken riss ich meinen Arm von meinem Gesicht und starrte auf meinen Körper, der nur zum Teil von meiner Decke verdeckt wurde. Und dann krallte ich mir mein Kissen und stopfte es dem Teufel ins Gesicht.

"Du Arsch! Mich so zu erschrecken, du spinnst ja wohl!" Natürlich hatte ich was an. Auch wenn es nur Kids TShirt war und ich sonst nur noch meinen Slip trug - aber immerhin! Das war mehr, als er mich eben noch glauben lassen wollte. So eine fiese Ratte! Lachend versuchte er mich abzuwehren und wir rollten uns noch einige Male hin und her, bis er mir das Kissen entriss und mich rücklinks in die Matratze tackerte und meine Arme über meinem Kopf pinnte. Er hing nun direkt über mir und ich strampelte mit den Beinen, um ihn wieder loszuwerden. Vergeblich... Allerdings zog ich sein Bein weg, auf das er sich gestützt hatte. Daraus folgend fiel er direkt auf mich! Sein Oberkörper landete auf meiner Brust, gegen die mein Herz stark hämmerte, sein Becken direkt auf meinem und sein Gesicht in meiner Halsbeuge -verdammt!

Vorsichtig richtete er sich wieder auf, sah mir direkt in die Augen. Die Stimmung, die eben noch ausgelassen und fröhlich war, schlug um zu... peinlich berührt? ... abwartend? Ich vermochte es nicht zu beschreiben, war mein Kopf doch gerade ohnehin wie leergefegt.

Warum sah er mich so an?

Warum sagte er nichts?

Warum ging er nicht von mir runter?

Er war mir so schrecklich nah, dass ich seinen Atem auf meiner erhitzen Haut spüren konnte. Mein Puls und meine Atmung gingen unregelmäßig. Er machte mich mehr als nur nervös. Erneut griff das Feuer nach mir und ich war kurz davor, dem nachzugeben. Die dünnen Stofffetzen zwischen uns konnten nicht verbergen, dass diese Situation auch an ihm nicht spurlos vorbeiging.

Und wenn ich es einfach zuließ?

Was wäre schon dabei?

Um diesem Verlangen nachzugeben, bedarf es keinerlei Gefühle, das ging auch wunderbar ohne zärtliche Emotionen...

Würde sich dadurch etwas zwischen uns verändern?

Ich fixierte wieder einmal seine Lippen, die mich magisch anzogen. All diese Fragen... würden ewig ohne Antwort bleiben, wenn ich es nicht riskierte.

Nur einmal...

Nur ein einziges Mal...

Seine Lippen spüren...

Seine Haut auf meiner...

Mich nur ein einziges Mal an ihm verbrennen...

Und vergessen, dass ich weder hierher noch an seine Seite gehörte...

Mehr wollte ich nicht...

Unsere Lippen trennten kaum ein Zentimeter - er war auch mir entgegen gekommen - als er abrupt seinen Körper von meinem hob und aufsprang, nur um ins Bad zu verschwinden. Völlig perplex lag ich da und kam mir vor, wie eine mega Idiotin. Was hatte ich auch erwartet?!

Dass er sich auf mich stürzen würde?

Dass er mich anziehend und attraktiv finden würde?

Dass er mit mir schlafen würde?

Als ob... Meine flachen Hände auf mein Gesicht pressend, biss ich mir kräftig auf die Unterlippe - ich war so unendlich dumm! Hatte ich ernsthaft geglaubt, seine deutliche Erregung wäre mir zuzuschreiben gewesen? Er hatte es einfach nur bitternötig aber selbst dafür war ich ihm nicht gut genug... obwohl ich gedacht hatte, meine Reaktion war mehr als eindeutig gewesen. Vielleicht hatte Kid Recht gehabt... vielleicht war ich wirklich eine miserable Liebhaberin, wenn ich es nicht einmal fertig brachte, jemandem offensichtlich zu zeigen, dass ich ihn ranlassen würde. Ich war doch wirklich erbärmlich...

Um nicht noch mehr im Selbstmitleid zu versinken, stand ich auf, suchte mir etwas bequemes zum Anziehen heraus und fasste einen Entschluss: Niemals wieder würde ich einen Gedanken an Sex im Zusammenhang mit Eustass Kid zulassen!
 

Noch bevor besagter Teufel wieder zurückkam, zog ich mir schnell die Klamotten vom gestrigen Abend über - auch wenn sie dezent nach Alkohol rochen - und verließ die Kajüte - ich konnte auf ein peinlich berührtes Aufeinandertreffen verzichten. Es zog mich zur Rehling ans Heck, wie so oft, wenn ich einen Augenblick allein meinen Gedanken nachhängen wollte. Gedankenverloren stützte ich meine Unterarme auf dem Geländer ab und schaute auf die aufgewühlte See. Dass meine Haare wirr durcheinander flogen durch den kräftigen Wind, ignorierte ich. Natürlich hätte ich sie mir zu einem Zopf binden oder flechten können - oder überhaupt erst einmal durchkämen -aber dazu hätte ich ins Bad gemusst.

Fast automatisch griff ich zu der silbernen Kette, die mir Kid geschenkt hatte und spielte damit. Keine Ahnung, wie er auf die Idee gekommen war aber ich fand es irgendwie süß von ihm - das dürfte ich ihm natürlich niemals sagen, es war bereits peinlich genug gewesen, dass ich ihm einfach um den Hals gefallen war wie ein verliebter Teenager...

Warum konnte ich nicht einfach seine Freundschaft annehmen und mich damit zufrieden geben?

Warum wollte ich jetzt auch noch unbedingt ein Extra?

Konnte mein Körper nicht einfach akzeptieren, dass er in dieser Welt, voller gestählter, zum Sabbern heißer Bodies, abstinent bleiben sollte!? ... Ich hatte mir meine Frage gerade selbst beantwort oder? Das hier war aber auch hart! Jede Menge gut gebauter Kerle, die gern mal halb nackt durch die Gegend, vor meiner Nase entlangliefen - und da sollte Frau anständige Gedanken behalten!? Niemals!

Ich drehte mich um, lehnte mit dem Rücken an der Rehling und ließ meinen Blick über's Deck schweifen. Und da war auch schon eines jener besagten Exemplare... das Hemd offen, sodass man die fein definierten Muskeln gut erkennen konnte... Ein hörbares Seufzen verließ meine Kehle. Ich konnte schlecht erwarten, dass der Vize Rücksicht nahm - sicher liefen sie vor meiner Ankunft hier auch schon alle halbnackt über's Schiff. Es war ja auch ihr gutes Recht. Killer hatte mich längst erspäht und kam zu mir geschlendert.

"Morgen Katory. Gut geschlafen?" Ich hätte ihn schlagen können! Vermutlich war er noch am nüchternsten davon gekommen.

"Keine Ahnung... hab nen mächtigen Filmriss..." ein amüsiertes Glucksen kam von dem Blonden. Diese Reaktion hatte ich doch gerade schonmal bekommen - er und sein Käptn könnten Zwillinge sein! Bastarde! Alle beide!

"Bitte sag mir, dass ich nichts oberpeinliches angestellt habe..." Ein erneutes Glucksen - wollte ich jetzt noch eine Antwort haben?

"Sagen wir es mal so: Solange ihr unter Deck ward, ging es alles noch. Aber an Deck das Spiel... hachja..."

"Killer!" knurrte ich nun. Er lachte laut.

"Frag lieber Kid - es schien da eine Sache zu geben, die er unbedingt wissen wollte. Du hast dich allerdings hartnäckig geweigert und irgendwann lieber ' Tat' genommen, was in nicht minder exsessiven Alkoholkonsum deinerseits endete." Ok, das erklärte schonmal den Filmriss. Und ich war mir auch mehr als sicher, dass ich genau wusste, was Kid herausfinden wollte... Nur über meine Leiche würde ich ihm preis geben, was ich an jenem Abend geträumt hatte. Leider war ich seitdem mehr als nur ein bisschen von seinem Körper angetan.

"Ich kann dir allerdings nicht sagen, wie alles endete, da ich mich zwischenzeitlich in den Gemeinschaftsraum zum Essen zurückgezogen hatte. Kid hatte mich dann aufgefordert, dich in seine Kajüte zu tragen. Da lagst du bereits ziemlich betrunken in der Gegend rum. Aber ich würde meine Maske darauf verwetten, dass unser Käptn sich an alles erinnern kann." Na wunderbar. Nach der Aktion vorhin konnte ich ihm doch unmöglich sobald wieder unter die Augen treten. Aber warte mal!? Hatte er gerade gesagt, ich LAG an Deck und ER hatte mich ins richtige Bett befördert? WAS IN DREI TEUFELS NAMEN GING DA GESTERN AB!?!

"Hey, sieh MICH nicht so vorwurfsvoll an - es war Kid, der dich abgefüllt und mir dann den Befehl gegeben hatte, dich dorthin zu geleiten."

"Eustass!" knurrte ich nun, wollte schon losstürmen, als mir Killer die Hand auf die Schulter legte.

"Jetzt komm mal wieder runter, Katory. Du bist anscheinend immer noch nicht ganz nüchtern. Du weißt doch selbst, wie er sein kann, wenn er etwas unbedingt haben - oder wissen - will. Wenn du in deinem jetzigen Zustand einen Streit beginnst, kannst du nur verlieren - und wer weiß schon, wie das endet..." schlagartig wurde ich rot.

"Oder ist es für diese Warnung schon zu spät?" kam es neugierig von ihm. Verlegen drehte ich meinen Kopf weg.

"Ich weiß gar nicht, was du meinst..." Den zweifelnd spöttischen Blick konnte ich nur zu deutlich erahnen. Doch dann kam wieder ein belustigter Laut und leises Seufzen von ihm. Sein Blick wanderte an mir vorbei zur See.

"Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag hier?" Wie könnte ich das jemals vergessen? Ich nickte langsam.

"Du sagtest, eher würdest du fliegen lernen, als dich an ihn anzukuscheln." Rot war eine so schöne Gesichtsfarbe... Ich wurde sie einfach nicht wieder los...

"Auch ohne deine Reaktion hatte ich es schon länger gewusst. Du suchst viel zu oft seine Nähe. Und fliegen kannst du ja mittlerweile dank deiner Teufelskräfte auch irgendwie." Verdammt... Tat ich das wirklich? Das war mir gar nicht wirklich bewusst... Ich presste meine Lippen aufeinander. Immerhin hatte ich mich bereits in der dritten Nacht freiwillig an den Teufel angekuschelt - meine Teufelskräfte bekam ich erst gut eine Woche später.

"Und auf der Insel dann habt ihr beide behauptet, ihr würdet NIEMALS mit dem jeweils anderen schlafen. Und nun stehst du hier vor mir und wirst allein bei dem Gedanken an ihn rot wie eine Tomate. Da frage ich mich doch so langsam, was als nächstes kommt. Schwört ihr, niemals mehr als nur Freunde zu sein - selbst wenn ihr in naher Zukunft im Bett landen werdet?" er klang überaus belustigt - ich könnte ihm den Hals umdrehen! Und was sollte das überhaupt heißen, wir würden in naher Zukunft zusammen im Bett landen? Das konnte er doch überhaupt nicht wissen! Ich würde das ohnehin niemals zulassen!

"Warum denkst du, sollte das nicht funktionieren, dass wir einfach nur Freunde sind?" denn es war mehr als offensichtlich, dass er genau das dachte. Doch er schwieg sich aus.

"Du weißt doch irgendwas, Killer... Warum können Eustass und ich nicht einfach nur Freunde sein?" Beim letzten Teil des Satzes war ich um einiges leiser geworden, starrte auf die Holzplanken zu meinen Füßen.

Warum musste es immer kompliziert sein?

Konnte es nicht einmal einfach sein?

Einfach nur Freundschaft.

"Du wirst schon noch selbst auf den Trichter kommen." murmelte er nun mindestens genauso leise.

"Auf welchen Trichter?" ertönte eine mir sehr vertraute Stimme in unserer Nähe. Ruckartig riss ich den Kopf hoch und sah meinen Käptn direkt an. Aber der Blick, den er mir zuwarf, war unergründlich. Er stand unmittelbar bei mir - ich hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. Hatte Killer mich absichtlich abgelenkt?

"Morgen Kid. Schon wach? Ist ja eher untypisch für dich." stichelte sein Vize. Der Teufel grinste schief.

"Es roch so verführerisch nach Alkohol, da musste ich einfach die Augen öffnen." Sofort war mein Blick wieder auf die Planken getackert. Mir war vollkommen klar, dass er damit nicht nur den Geruch, der noch immer an mir haftete, gemeint hatte. Meine Handlungen ließen ihn anscheinend darauf schließen, dass ich noch eine Menge Restalkohol im Blut haben musste. Immerhin hatte ich somit eine Ausrede für mein Handeln. Die Wahrheit allerdings war, dass ich, seit ich seine Lippen gesehen hatte, an nichts anderes mehr denken konnte, als daran, wie sie sich wohl auf meiner Haut anfühlten. Soviel zu meinem tollen Vorsatz! Seufzend fuhr ich mir durch meine Haare, die mittlerweile völlig wild aussehen mussten.

"Ich sollte mich noch etwas hinlegen, mir geht's noch nicht so gut..." damit trottete ich mit gesenktem Blick an den beiden vorbei, zurück in die Kapitänskajüte. Mein Plan war simpel: Duschen, Zähne putzen, zurück ins Bett - und erst wieder aufwachen, wenn ich nüchtern und frei von diversen Gelüsten war!

"Das sollten wir öfter machen!" hörte ich Kid noch sagen - er hatte absichtlich laut gesprochen. Sein Ton war hochgradig amüsiert. So langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich vielleicht doch in Erfahrung bringen sollte, was da gestern Abend noch so alles geschehen war...
 

Die kalte Dusche tat mehr als gut. Und auch wenn ich eigentlich ein riesen Fan von kaltem und lauwarmen Wasser war, überkam mich das Bedürfnis, den Regler jetzt zum Abschluss deutlich wärmer zu stellen. Langsam entspannten sich meine Muskeln, die ich dringend mal pflegen sollte... was würde ich alles für eine vernünftige Massage geben... Das andauernde Training und die Verausgabung beim Einsatz meiner Teufelskräfte forderten ihren Tribut. Und so ließ ich das heiße Wasser sehr lange auf meinen Körper prasseln. Erst als meine Haut selbst zu dampfen schien, quälte ich mich aus der Dusche, trocknete mich ab und schlurfte zum Bett. Ich hatte mich schon fast hingelegt, als mir einfiel, dass ich mir eventuell etwas drüber ziehen sollte. Sonst war die nächste peinliche Situation mit Kid vorprogrammiert. Ohne zu überlegen, ging ich an seinen Schrank und holte mir eines seiner TShirts raus. Mittlerweile hatte auch ich so etwas wie einen eigenen Kleiderschrank erhalten, aus dem ich mir nun noch eine Hotpan rauskramte und beides anzog, um wenige Sekunden später unter die noch mollig warme Bettdecke zu schlüpfen.

Nie wieder würde ich auch nur einen Tropfen Alkohol anrühren!

Doch noch im selben Augenblick, als ich mir dies schwor, war mir bereits klar, dass 'nie wieder' und 'niemals' in dieser Welt eine verdammt kurze Zeitspanne sein konnten.

Brummend und mit stetig pochenden Kopfschmerzen schaffte ich es glücklicherweise dennoch einzuschlafen, bevor mich irgendetwas oder -jemand davon abhalten konnte.
 

"Aufwachen, Kleines." drang eine dunkle sexy Männerstimme an mein Ohr. Verschlafen öffnete ich ein Auge, nur um in die strahlend roten von Kid zu blicken.

"Na, gut geschlafen?" raunte er mir zu, während er weiterhin vor dem Bett hockte, den Kopf auf seinen Unterarmen abgelegt, die auf der Matratze über kreuz direkt vor meinem Kopf Platz gefunden hatten. Der Versuch, mich aufzurichten, um ihm nicht mehr ganz so nah zu sein, scheiterte kläglich, da mir einfach alles weh tat. Stöhnend ließ ich mich wieder auf mein Kissen fallen. Kid legte den Kopf schief.

"Was ist los? Tut dir was weh?" Nein, natürlich nicht - wie kam er nur auf so derart weit hergeholte Annahmen? Meine innere Stimme strotzte nur so vor Sarkasmus. Ich nuschelte ihm irgendetwas Unverständliches zu, von dem ich selbst nicht so genau wusste, was es eigentlich heißen sollte.

"Also deine Sprachstörungen sind schon immens... Vielleicht hättest du wirklich weniger trinken sollen." Kommentierte er in meine Richtung. Mein Gesicht wieder zu ihm drehen, schüttelte ich leicht den Kopf.

"Ich glaube nicht, dass ich das noch dem Alkohol in die Schuhe schieben kann..." nuschelte ich, nun sehr viel deutlicher.

"Aber um deine Ausgangsfragen zu beantworten: Ich hab bescheiden geschlafen, weil mir schlicht jeder Muskel, jede Faser meines Körpers höllisch weh tut! Ich könnte echt mal eine gute Massage gebrauchen..." ein breites Grinsen legte sich nun wieder auf seine Züge.

"Wenn es weiter nichts ist..." damit erhob er sich und platzierte sich auf meinem Hintern. Ich ächzte kurz auf unter seinem Gewicht.

"Eustass!" zischte ich, doch er ließ keinen Protest zu. Stattdessen sorgte er dafür, dass die Decke verschwand und schob mein Oberteil nach oben. Raue Hände strichen über meinen Rücken, zuerst sanft, dann mit mehr Druck. Ich ergab mich der angenehmen, wenn auch anfangs schmerzhaften Tortur. Wer hätte gedacht, dass er das so gut konnte? Ich jedenfalls war völlig hin und weg und genoss die Massage in vollen Zügen.

"Es wäre leichter, wenn du das Shirt ausziehen würdest. Es stört etwas..." meinte er nach einer Weile. Ohne großartig nachzudenken, zog ich es endgültig aus und ließ mich zurück ins Kissen sinken. Für ihn war mein entblößter Rücken ja nichts Neues.

"Eustass..."

"Hm?"

"Danke... das tut verdammt gut..." er lachte leise.

"Was bekomm ich als Belohnung?" Der Druck seiner Hände wurde wieder sanfter und ich spürte, wie er sein Gewicht verlagerte, bevor federleichte Küsse auf meinen Schulterblättern verteilt wurden. Was zum...? Ich versuchte, mich aufzurichten, schaffte es aber nicht. Ich war viel zu entspannt, um ihn von mir runter zu bekommen.

"Eustass, was tust du da?" meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern - viel zu gut gefiel meinem Körper, was er da tat. Er strich mit seinen Fingerkuppen an meiner Seite entlang, küsste meinen Nacken und legte sich dann neben mich. Bestimmend wurde ich zu ihm gezogen, er presste meinen Körper eng an seinen und sah mir tief in die Augen. Ich verlor mich bedingungslos in ihnen und konnte ihn weder davon abhalten, mit seinen Händen meinen Körper zu erkunden, noch davon, seine Lippen auf meine zu legen. Es war ein schöner und endlos langer Kuss. Alles andere verschwamm bereits. Vielleicht sollte ich mich kurz lösen, um wieder zu Atem zu kommen... Aber ich wollte nicht...
 

Erschrocken und atemlos riss ich meinen Kopf aus meinem Kissen und polterte, völlig eingemurmelt in meine Decke, zu Boden. Wild strampelnd versuchte ich mich aus meiner 'Zwangsjacke' zu befreien, bevor ich realisierte, dass ich nicht allein im Raum war... und die schöne Massage und der Kuss wieder nur ein Traum... Zum zweiten Mal!

Kid lukte über das Bett. Er hatte auf der anderen Seite davor gelehnt und mich allem Anschein nach bereits eine Weile beobachtet. Sein Gesicht spiegelte Verwirrung und Belustigung wieder.

"Na, gut geschlafen?" ein verschmitztes Grinsen zierte seine Lippen. Ich wollte aufstehen, doch war noch immer in der Decke gefangen und rollte so lediglich über den Boden - jetzt wusste ich, wie sich eine Frühlingsrolle fühlen musste... Ich gab auf, ließ meinen Kopf sinken und ignorierte meine schmerzenden Muskeln.

"Was ist los? Tut dir was weh?" überrascht sah ich ihn an. Noch immer hatte er sich keinen Zentimeter bewegt. Ich hatte gerade ein Deja vú.

"Lass gut sein, Eustass. Mir tut nur jeder Muskel weh. Alles, was mir helfen könnte, wäre eine vernünftige Massage..."

"Oh, das kann ich verdammt gut." raunte er verschwörerisch.

"NEIN!" antwortete ich zu schnell und zu laut. Verwundert sah er mich an, stand dann auf, kam zu mir und hockte sich mit einem interessierten Grinsen vor mich.

"Du träumst ja ganz schön oft von mir, Kätzchen. Worum ging es denn dieses Mal?" Hitze stieg mir ins Gesicht - also hatte ich schon wieder im Schlaf geredet. Verdammt! Peinlich berührt drehte ich den Kopf weg.

"Komm, ich helf dir mal. Du zappelst in deiner Decke ja wie ein Fisch auf Landgang. Das kann ja keiner mit ansehen..." meinte er dann plötzlich, zog an einem Ende der Decke und befreite mich somit aus meiner misslichen Lage.

"Hör schon auf so dämlich zu grinsen, Eustass! Ich weiß selbst, dass ich zu wenig anhabe!" motzte ich, als sein lüsterner Blick über meinen Körper glitt. Hotpan und TShirt waren einfach unvorteilhaft in seiner Nähe. Also ging ich zu meinem Schrank und kramte die erstbeste Hose heraus, um hineinzuschlüpfen. Täuschte ich mich oder kam das in letzter Zeit häufiger vor, dass er mich ansah wie ein hungriges Rauptier seine Beute? Dann erklang ein langgezogener Seufzer seinerseits und genervt drehte ich mich zu ihm um.

"Was ist nun schon wieder?"

"So geht das nicht weiter, Kat..."

"Wie? Was meinst du?"

"Na das hier...!" er deutete auf mich.

"Ich verstehe nicht..." Er fuhr sich durch seine wilde Mähne.

"Nur weil ich gestern Abend sagte, du sollst das nächste Mal nüchtern sein, wenn du mich aufforderst, dich zu küssen, hieß das nicht, du sollst mich am Morgen darauf versuchen, zu verführen - verdammt Kat, weißt du überhaupt, was wir fast getan hätten!?" völlig überrumpelt starrte ich ihn an. Die Informationen sickerten nur langsam in mein Hirn.

"Ich hab gesagt, du sollst mich küssen?" Nie wieder Wahrheit oder Tat! NIE WIEDER!!!

"Ja..."

"Und du hast...?"

"Dich geküsst."

"Das erklärt, warum ich heute Morgen so ein Verlangen danach hatte... ich bin also selbst Schuld..."

"Hattest du das? Wäre mir fast nicht aufgefallen." kam es sarkastisch. Ich biss mir auf die Unterlippe - ich wollte den Satz eigentlich nicht laut aussprechen, sondern nur denken...

"Oh, bitte, hör auf damit, dir ständig auf die Lippe zu beißen! Das macht mich wahnsinnig!" knurrte er. Ich konnte nicht glauben, dass wir gerade ernsthaft so ein Gespräch führten.

"Warum?" fragte ich nur dümmlich.

"Warum was?"

"Warum dich das wahnsinnig macht?"

"Diese Art von Gespräch hatten wir gestern schon einmal geführt... "

"Schön, dass du dich daran erinnern kannst!" fahrig fuhr er sich zum wiederholten Mal durch seine Haare und riss dabei seine Fliegerbrille herunter.

"Weil es verdammt sexy ist! Zum Teufel nochmal, hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut!?" Überrascht sah ich ihn an. Meine Gedanken waren das reinste Chaos.

"Du findest mich attraktiv?!?" ungläubig sah ich den Rotschopf an, dem gerade der Unterkiefer herunterklappte.

"Die Frage stellst du mir nicht ernsthaft... Zum zweiten Mal!"

"Doch, anscheinend... ich kapier's nämlich nicht." Ich selbst sah mich eher als Mauerblümchen und als gewöhnlich an. Ich war keine von diesen Schönheiten, die alle Blicke auf sich zogen, wollte es eigentlich auch nie sein. Umso mehr verblüffte es mich, dass ein Mann wie Eustass Kid, der nun wirklich JEDE haben konnte, wenn er denn wollte, ausgerechnet MICH attraktiv fand.

"Ja, ich finde dich sogar sehr attraktiv. Und wäre heute Morgen nicht mein Gewissen angesprungen, hätte ich mich sicher nicht mehr zügeln können."

"Und ich dachte, dir wäre wieder eingefallen, wie abstoßend du mich eigentlich findest..."

"Wie kannst du so etwas auch nur denken?! Nach all den Wochen... Glaubst du ernsthaft, ich hätte dich auch nur einmal berührt, wenn mich dein Körper nicht reizen würde?" Ok, so betrachtet... gut, der Punkt ging an ihn.

"Und warum hast du dann nicht einfach... ich meine, es gab so viele Gelegenheiten aber du hast nie..."

"Spinnst du? Ich würde so etwas nie ohne gegenseitiges Einverständnis tun!"

"Und heute morgen?" Er hatte schließlich selbst gesagt, dass meine Signale mehr als eindeutig waren oder nicht? Er seufzte.

"Ich war mir sicher, du hättest es bereut... Vielleicht hätte es sogar unsere Freundschaft zerstört. Das wollte ich nicht." betretenes Schweigen.

Er wollte diese Freundschaft. So sehr, dass er seine Triebe zügelte. Aber wenn es unsere Freundschaft nicht beeinflussen würde, dann würde er... Und ich würde sofort fleißig mitmachen...

Nachdenklich musterte ich ihn. Er war mehr als nur attraktiv, auch wenn er so gar nicht der Typ Mann war, auf den ich sonst abfuhr. Er war ein typischer BadBoy: Großgewachsen, muskulös, attraktiv auf eine verbotene Art und Weise und er zog das Unheil geradezu an. Kein Mann für's Leben - aber definitiv für's Bett.

"Was denkst du gerade?" flüsterte er kaum hörbar und kam noch näher zu mir. Ich öffnete den Mund, nur um ihn wieder zuzuklappen und schüttelte meinen Kopf.

"Du siehst aus, als wüsstest du nicht, was du tun sollst." War das so offensichtlich?

"Das weiß ich wirklich nicht..." Ich hob meine Hand, strich langsam über seinen freien Oberkörper und sprach meine Gedanken frei heraus.

"Dein Körper zieht mich an wie ein Magnet. Ich möchte ihn berühren aber ich habe Angst mich zu verbrennen. Es ist mir neu, dass ich so empfinde, denn ich habe noch nie jemanden berührt, ohne etwas für ihn zu empfinden. Ich habe es immer als falsch angesehen." Seine Hand umschloss die meine und ich sah zu ihm auf.

"Ich will, dass wir Freunde bleiben." sagte ich bestimmend.

"Ich auch..." Damit schob er meine Hand von seinem Körper.

"Aber das funktioniert nicht, wenn du mich weiter antaschst."

"Wieso nicht?"

"Na weil..." er hielt inne und überlegte kurz.

"Du würdest es bereuen." Woher wollte er das bitteschön wissen?

"Was macht dich da so sicher, Eustass?"

"Du gehörst nicht zu den Frauen, die einfach mal eben mit jedem schlafen."

"Ich will ja auch nicht jeden..." nur ihn.

"Und wenn du dich verliebst? Ich meine in irgendwen - was wird dann aus uns?"

"Ich sagte dir schon; sobald sich solche Anwandlungen anbahnen, musst du sie mir austreiben!"

"Also eine Freundschaft mit Bonus?" er zog meine Hand wieder an seinen Körper und mich noch etwas näher zu sich heran.

"Mit Bonus und ohne kompliziertes Gefühlschaos." Ich konnte sehen, wie seine Augen anfingen zu lodern.

"Also gibts du mir einen Freifahrtschein?" Seine Lippen waren direkt neben meinem Ohr und sein Atem striff leicht darüber. Ich schloss genießerisch meine Augen, als meine Haut daraufhin anfing zu kribbeln und nickte zur Bestätigung seiner Frage.

"Dann fürchte ich, wird das Abendessen leider ohne uns stattfinden..." raunte er dunkel, presste mich an seinen Körper und drückte seine rauen Lippen auf meinen Hals.

Der Bonus

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verhängnisvolle Abfuhr

13. Kapitel: Verhängnisvolle Abfuhr (Kid):
 


 

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein Wildfang schon auf. Es machte mir nichts aus, allein aufzuwachen, hatte ich doch so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Auch wenn ich gestehen musste, dass es nicht viel Schlaf war, den wir beide bekommen hatten. Beim Gedanken an die vergangene Nacht, stahl sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Heiß traf es nicht einmal annähernd. Dieses kleine Extra in unserer Freundschaft hatte schon so einiges für sich und tat uns beiden gut, wie ich feststellte. Diese ganze Anspannung, weil ich sie nicht berühren durfte, wie ich wollte, meine lüsternen Gedanken für mich behalten musste aber im Grunde kurz vorm Explodieren stand, war wie verpufft. Auch wenn ich mit der jetzigen Situation durchaus zufrieden sein konnte, gab es noch eine Kleinigkeit, das Sahnehäubchen sozusagen, was fehlte. Sie konnte mir mit ihren Vorsätzen mal gehörig den Buckel runterrutschen! Ich würde schon noch dafür sorgen, dass sie sich verliebte - mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln! Sie gehörte mir - ich musste ihr das nur noch irgendwie schonend beibringen, damit sie sich nicht gleich wieder in ihr Schneckenhaus zurückzog.
 

Ich streckte mich ausgiebig, sprang gut gelaunt aus dem Bett ins Bad, um anschließend in die Kombüse zu schlendern. Sicher war Katory schon längst dort und bereitete das Frühstück vor. Allein bei dem Gedanken an sie und ihr gutes Essen, lief mir das Wasser im Mund zusammen - ich hatte einen mords Kohldampf! Was mich nach der vergangenen Nacht nicht weiter verwundern sollte...
 

Ich war schon fast da, konnte breits sehen, wie mein Wildfang gut gelaunt die Pfannen schwang und Pfannkuchen zubereitete. Sie hatte eine fröhlich- rhythmische Melodie auf den Lippen und sang vor sich hin. Bei genauerem Hinhören musste ich schmunzeln - der Text passte einfach nur perfekt...
 

You had me hooked again from the minute you sat down

(Du hattest mich bereits in deinen Bann gezogen, als du dich hingesetzt hattest)
 

The way you bite your lip got my head spinnin' around

(Die Art, wie du dir auf deine Lippe beißt, lässt meine Gedanken sich überschlagen)
 

After a drink or two I was putty in your hands

(Nach eins zwei Drinks war ich dir hilflos ausgeliefert)
 

I don't know if I have the strength to stand

(Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, dir zu wiederstehen)
 

Trouble troublemaker yeah that's your middlename

(Troublemaker das ist dein Zweitname)
 

I know you're no good but you're stuck in my brain

(Ich weiß, du bist nicht gut für mich aber du hast dich in meinem Kopf festgesetzt)
 

And I wanna know why does it feel so good but hurt so bad

(Ich will wissen, warum es sich so gut anfühlt und doch so sehr schmerzt)
 

My mind keeps saying run as fast as you can

(Mein Verstand sagt mir: Renn, so schnell du kannst!)
 

I say I'm done but then pull me back

(Ich sage, ich bin fertig mit dir aber du ziehst mich zurück)
 

I swear you're giving me a heart attack

(Ich schwör, wegen dir bekomm ich noch einen Herzinfarkt!)
 

It's like you're always there in the corners of my mind

(Es ist fast so, als wärest du immer in meinen Gedanken)
 

I see a silhouette every time I close my eyes

(Ich sehe dich vor mir, wenn ich meine Augen schließe)
 

There must be poison in those finger tips of yours cos I keep comin' back again for more

(Deine Berührungen sind wie eine Droge, denn ich komme immer wieder zurück, um mehr zu bekommen)
 

Ich lächelte in mich hinein - ob sie wusste, wie haargenau dieser Text passte? Oder war es nur Zufall, dass sie gerade dieses Lied angestimmt hatte?

Als sie nur noch leise vor sich hinsummte, beschloss ich, zu ihr zu gehen. Von hinten schlang ich meine Arme um ihren Bauch - aber entgegen meinen Erwartungen zuckte sie weder zusammen, noch gab sie einen entsetzten Laut von sich.

"Hat dich der Hunger hergetrieben, Eustass?" fragte sie mich stattdessen nur und lächelte, stellte ihre Pfanne wieder auf den Herd zurück.

"Auch. Aber dann erklang so ein süßes Stimmchen und ich beschloss, die Köchin persönlich aufzusuchen." sie lachte leise.

"So so. Du hattest also gar nicht vor, mir einen guten Morgen zu wünschen, sondern wolltest dich gleich an den gedeckten Tisch setzen?" täuschte ich mich oder wurde ihre Stimme gerade eine Spur kälter?

"Naja... ähm... also eigentlich..." Schallendes Gelächter erklang und sie drehte sich in der lockeren Umarmung um, strich mir über die Wange und lächelte mich liebevoll an.

"Seit wann lässt du dich so leicht von mir einschüchtern? Ich wusste schon die ganze Zeit, dass du an der Tür gelauscht hattest. Du kannst dich nicht mehr an mich anschleichen, mein Lieber." Dann gab sie mir einen kleinen Klaps auf die Wange. Redete ich hier gerade mit meiner Mutter?

"Und jetzt geh und setz dich hin. Der Tisch ist längst gedeckt. Ich mach das hier nur noch schnell fertig und komm dann auch frühstücken." Artig folgte ich ihrer Aufforderung - das durfte nur nicht zur Gewohnheit werden. Killer würde mir gehörig den Kopf waschen und meine Folgsamkeit ganz schnell wieder ausprügeln!
 

Unser Gemeinschaftsraum war, wie immer, wenn Katory den Kochlöffel schwang, gut besucht. Fast alle saßen am Tisch - ich hatte ganz vergessen, wie gut sich so ein gemeinsames Frühstück anfühlen konnte. Oder waren das noch die Nachwirkungen von gestern Abend? Grinsend legte ich den Kopf schief - scheiß egal, warum es sich gut anfühlte. Hauptsache dieses angenehme Gefühl verging nicht so schnell wieder.

Kaum hatte ich mich auf meinem Stuhl niedergelassen, rückte Killer zu mir ran, drückte seine Hand auf meine Stirn und musterte mich eingehend.

"Es ist unheimlich, wenn du so gute Laune am frühen Morgen hast." überfuhr er mich direkt.

"Was ist so schlimm daran?" sonst meckerte er doch immer herum, dass ich mit meiner schlechten Laune gefälligst in meiner Kajüte bleiben konnte - und jetzt passte ihm meine gute Laune auch nicht. Egal.

"Weil ich den Grund nicht kenne!" Ernsthaft? Ich musste lachen.

"Das ist nicht komisch!" Oh doch, das war es! Durfte ich vorstellen: Mama Killer, der sich stets und ständig um mich sorgte, sobald ich mich einen Hauch anders benahm, als es von mir erwartet wurde.

"Sonst bist du nur so gut drauf, wenn du gerade ein Dorf oder eine Stadt dem Erdboden gleichgemacht hast oder dein Kopfgeld erhöht wurde. Aber weder das eine noch das andere ist innerhalb der letzten Wochen passiert. Also: Warum bist du so gut gelaunt?" Stimmt, ich war ja schon eine Weile nicht mehr unanständig - ich sollte mal wieder etwas dafür tun, dass sich mein Kopfgeld erhöhte. Wenn ich Killer nicht hätte...

"Ich hab einfach nur gut geschlafen." antwortete ich ihm fröhlich grinsend. In dem Moment platzierte Katory sich zu meiner anderen Seite, grinste uns beide an und schob meinem Vize einen weiteren dampfend heißen Kaffee zu, der diesen dankend annahm.

"Katory, was hast du mit unserem Käptn gemacht? Er ist viel zu gut gelaunt!" Sie legte ihren Kopf schief.

"Was soll ich gemacht haben? Und was ist so schlimm daran? Mir ist er so viel lieber als murrend und schlecht gelaunt - dann ist er unberechenbar."

"Ok, Schluss mit Schwafeln! Was läuft da zwischen euch!?" Mein Wildfang und ich tauschten einen kurzen Blick aus.

"Wir sind nur Freunde, Killer. Mehr läuft da nicht." meinte sie dann schulterzuckend. Meinem besten Freund platze fast der Kragen. Er sah genau, dass sich irgendetwas verändert hatte, konnte es aber nicht benennen und wir waren einfach nicht gewillt, dieses kleine Geheimnis preis zu geben. Entnervt schüttelte er dann den Kopf und gab vorerst auf.

"Ich erwarte dich nach dem Frühstück beim Training!" brummte er der Blonden zu.

"Achja und gegen Nachmittag werden wir wohl eine Insel erreichen." damit stand er mit der Tasse in der Hand auf und verließ den Raum. Kurz grinste die junge Frau mich wissend an, bevor sie sich ihrem Frühstück widmete.

Mein Wildfang hatte eindeutig zu viele positive Eigenschaften - das machte es mir geradezu unmöglich, schlecht gelaunt zu sein. Ganz besonders nach der letzten Nacht.
 

Killer behielt wie immer Recht: Am frühen Nachmittag erreichten wir eine bewohnte Insel, die mittig von einem hohen Berghang geteilt wurde, sodass man von unserer Seite aus den hinteren Teil nicht sehen konnte. Ein bisschen neugierig war ich ja schon, was sich dahinter verbarg. Aber wir würden nicht lange vor Anker bleiben, somit hatte ich keine Zeit, auf ausgiebige Erkundungstour zu gehen.

Gut gelaunt schlenderten Heat, Wire, Killer, Katory und ich durch die kleine Hafenstadt, in der reges Treiben herrschte. Die Stimmung der Bewohner war ausgelassen, da sie für den heutigen Abend allem Anschein nach ein Fest geplant hatten. Sofort als wir diese Information erhalten hatten, klebten drei leuchtende Augenpaare an mir.

"Nein!" sagte ich entschieden. Wir waren gesuchte Piraten - es war ein Wunder, dass wir bisher so unbehelligt durch die Straßen gekommen sind. Da konnten wir nicht jetzt noch das Dorffest aufmischen. Was dachten sich diese Chaoten nur?

"Aber Boss..." maulte Heat, machte einen auf Kulleraugen und traktierte mich weiterhin. Selbst Wire gab nicht nach - was war nur in die gefahren? Und das Katory mich von schräg unten ansah mit einem flehenden Gesichtsausdruck, machte es echt nicht besser!

"Ich hab NEIN gesagt!"

"Ach komm schon, Käptn. Das wird sicher lustig - was soll schon passieren?" fragte der Schwarzhaarige unschuldig. War er nicht sonst der Vernünftige von meinem Chaotentrio?

"Nichts da! Ihr seid alle gesuchte Piraten, habt ihr das schon wieder vergessen?" bedrohlich baute ich mich vor ihnen auf. Konnten die nicht einmal ohne Widerworte hören?!

"Also... ich nicht..." strahlte mich mein Wildfang geradezu an. Ehrlich, wenn ich sie nicht so verflucht gern hätte, würde ich ihr genau JETZT den Hals umdrehen!

"Stimmt, Katory wird nicht gesucht. Können wir sie dann nicht begleiten als Beschützer?" versuchte die Rastalocke es erneut und natürlich stimmten Wire und mein Wildfang freudestrahlend mit ein.

"Was genau ist an dem Wort NEIN so schwer zu verstehen?!" und da verabschiedete sich meine gute Laune nun endgültig.

"Kid, vielleicht sollten wir doch mit hingehen." mischte sich nun mein Vize auch noch mit ein. Waren denn heute alle gegen mich? Verdammt noch eins: Ich war der KÄPTN! Wenn ich etwas sagte, dann hatten sich gefälligst ALLE daran zu halten!!! Ich spürte meine Wutader gefährlich pochen und ballte meine Hände zu Fäusten.

"Hör mir doch erst einmal bis zu Ende zu, bevor du in die Luft gehst." versuchte Killer mich zu beschwichtigen.

"Solange die Marine hier nicht auftaucht - was höchst unwahrscheinlich ist - kann sich Katory doch unter die Menschen mischen. Wir bleiben im Schatten, um sie im Auge zu behalten und können so auch ein bisschen mitfeiern. Was hälst du davon?" So war das also... Mein Vize wollte genauso gern feiern gehen, wie die anderen drei. Ich haderte mit mir selbst. Sein Vorschlag war eigentlich völlig in Ordnung - es gab nichts daran auszusetzen. Aber ich ließ die junge Frau ungern alleine ziehen.

"Na also gut..." Schlussendlich gab ich dem dann doch nach. Wire hatte ja eigentlich Recht: Was sollte schon passieren? Laut jubelnd bewegte sich unsere Gruppe zurück zum Schiff. Ich bereute bereits, dass ich zugesagt hatte. Hoffentlich ging das gut...
 

"In dem Aufzug wirst du ganz sicher NICHT auf dieses scheiß Fest gehen!" wetterte ich meinen Wildfang an, die gerade vor mir aus der Kajüte flüchtete. Ihr Rock wehte ihr dabei um die Beine, während ihr Pferdeschwanz im Takt auf und ab hüpfte. Schnell versteckte sie sich hinter Killer, der gerade auf's Deck spaziert kam.

"Was ist los?" fragte er verdutzt, als sie sich hinter ihn warf und an seiner Schulter festkrallte, ihn schützend vor sich zurechtschob.

"Killer! Sag ihr, dass sie so nicht da hin gehen kann!" motzte ich weiter. Er musterte sie kurz.

"Warum nicht? Sie sieht doch gut aus - völlig unschuldig. Man würde nie vermuten, dass sie auf einem Piratenschiff unterwegs ist." kommentierte er unbeeindruckt. Dann sah er nocheinmal zu ihrem Rock.

"Ich gehe davon aus, dass du deine Messer mit dabei hast." Sie lüftete den Stoff ein Stück weit und entblößte die Tasche mit ihren Waffen. Außerdem konnte ich nun erkennen, dass sie unter ihrem Rock anscheind noch eine kurze Hose trug. Zugegebenermaßen beruhigte mich das etwas. Trotzdem sah sie viel zu süß aus - die Männer würden ihr nur so hinterher sabbern. Widerlich!

"Ich werd schon auf mich aufpassen, keine Sorge, Eustass. Und im Notfall seid ihr ja auch in der Nähe." sie hatte sich wieder etwas von Killer entfernt und war auf mich zugekommen. Sie wickelte mich schon wieder um den Finger - das konnte so echt nicht weitergehen! Kommentarlos ging ich an ihr vorbei, um die anderen beiden Chaoten suchen zu gehen. Immerhin wollten wir bald aufbrechen und ich hatte keinen Bock auch noch auf irgendjemanden warten zu müssen.
 

Katory zwängte sich durch die überfüllten Straßen, immer darauf bedacht, in der Nähe der Seitengassen zu bleiben, damit wir ihr ungesehen folgen konnten. Auf einem großen Festplatz hielt sie dann an, starrte mit leuchtenden Augen auf die flackernden Lichter, die tanzenden Menschen und die Musikanten und grinste dann kurz in unsere Richtung, bevor sie sich unter die umherhüpfende Menge mischte. Wire grinste ebenfalls amüsiert und wippte mit Heat im Takt der Musik mit.

Langsam ließ meine Anspannung nach und ich beobachtete das tanzende Duo und meinen umherhüpfenden Wildfang abwechselnd, merkte, wie meine gute Laune langsam wiederzurückgekrochen kam. Vielleicht wurde dieser Abend ja doch nicht so grauenvoll, wie ich annahm - was konnte uns schließlich schon passieren?

Plötzlich spannte sich Killer neben mir an und zischte. Er klang verdammt angepisst.

"Scheiße, die Marine! Was machen die denn hier?!" Sofort raste mein Blick durch die Massen. Tatsächlich konnte ich nun gleich mehrere von den Weißhemden ausmachen. Und mitten drin den blonden Schopf meines Wildfangs. Schöne Scheiße!

Gerade als ich dachte, es könnte nicht noch schlimmer kommen, wurde der Blick frei auf Katory und einen Mann mit dunklen Haaren und einem Spitzbart, der auffällig eng mit ihr tanzte und nun sogar seine Hand auf ihre Hüfte ablegte. Ein drohendes Grollen entkam meiner Kehle - was bildete dieser Lackaffe sich eigentlich ein!? Erst als ich Killers Arm an meiner Brust spürte, bemerkte ich, dass ich mich wohl in Bewegung gesetzt hatte.

"Kid!" kam es mahnend von ihm.

"Wenn du dich jetzt einmischst, machst du es nur schlimmer." Meine Hände zu Fäusten geballt, nickte ich langsam, auch wenn ich diesem Kerl gerade am liebsten jeden Knochen einzeln brechen wollte - mehrfach!

"Vertrau ihr. Sie wird sich schon nicht von so einem Schmierlappen abschleppen lassen." Also war ich weiterhin zum Zusehen verdonnert.
 

Mein Vize sollte Recht behalten. Nur Sekunden später wandt die Blonde sich geschickt durch einige Drehungen aus seinem aufdringlichen Griff, tanzte ihn buchstäblich an die Wand und zog mit einer geschmeidigen Bewegung eines ihrer Messer hervor, welches nur kurz darauf an seiner Kehle hing. Mit der anderen Hand hatte sie ihn an seiner Krawatte gepackt und zog leicht daran. Ich grinste diabolisch - sie konnte ja richtig böse sein. Nur eine falsche Bewegung seinerseits, ein leichtes Ziehen an seiner Krawatte oder verstärkten Druck auf der Waffe und er würde über ihre Klinge springen. Sie grinste unheilvoll, als sie sich leicht zu ihm beugte und etwas in sein Ohr flüsterte. Danach drückte sie ihn zurück an die Wand und kehrte ihm den Rücken zu. Unauffällig machte sie eine Geste in unsere Richtung, die uns bedeutete, von hier zu verschwinden. War auch besser so!

Zügig aber nicht gehetzt, um keine unnötigen Blicke auf sich zu ziehen, bahnte sie sich ihren Weg zurück durch die Massen. Erst außerhalb des ganzen Trubels stießen wir wieder zu ihr.

"Ich könnt dem Kerl den Hals umdrehen!" knurrte ich ihr zu.

"Du kennst meine Meinung dazu." entgegnete sie nur kühl.

"Lass uns kein Aufsehen erregen und von hier verschwinden. Überall sind Marinesoldaten, das kann einem echt die Laune verderben." Ich nickte nur zustimmend. Von ihrer ausgelassenen Fröhlichkeit war nichts mehr übrig.
 

Als wir dann den Anker gelichtet hatten und bereits ein ganzes Ende von der Stadt entfernt waren, konnte man einen kurzen Blick auf die Rückseite der Insel erhaschen.

"Eine Marinebasis... das erklärt alles!" nuschelte Katory neben mir. Sie stieß sich genervt von der Rehling ab und setzte sich in Bewegung.

"Wo willst du hin?" fragte ich interessiert. Sie drehte sich noch einmal kurz zu mir, wischte sich angewidert mit dem Handrücken über ihre rechte Wange.

"Mich waschen! Dieses Ekel hat mich angefasst!" damit ging sie in meine Kajüte und ich kletterte ins Krähennest, hatte ich meinem Vizen doch nachgegeben, heute die Nachtwache zu übernehmen.
 

Ich hatte es mir gerade bequem gemacht, als die Insel endlich außer Sicht und somit auch die Gefahr durch einen Marineangriff vorüber war, als mein Wildfang sich zu mir gesellte. Sie schob einen Teller mit Leckereien zwischen uns und setzte sich. Kurz musterte ich sie - natürlich hatte sie sich umgezogen und trug nun lange Klamotten.

"Hat er dir was getan?" fragte ich sie nach einiger Zeit des Schweigens. Langsam schüttelte sie den Kopf.

"Nein. Nur an der Hüfte berührt und mir mit seiner flachen Hand über die Wange gestrichen - was allerdings mehr als unangenehm war! Als er mir dann anfing irgendwelche widerwärtigen Dinge ins Ohr zu säuseln, hab ich ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, was ich davon hielt!"

"Ja, das haben wir gesehen. Das Kätzchen hat seine Krallen ausgefahren." lachte ich dreckig.

"Sollte ich mich denn abschleppen lassen?" Sie warf mir einen düsteren Blick zu.

"Nein. So war das nicht gemeint. Ich habe mich köstlich amüsiert, als du diesem Schmierlappen gezeigt hast, was Sache ist." Sie entspannte sich wieder und lehnte sich zurück.

"Erinner mich daran, nie wieder allein auf so ein beknacktes Fest zu gehen."

"Werd ich zu gegebener Zeit, keine Sorge." Schweigend starrte sie in den wolkenverhangenen Nachthimmel.

"Schade, dass man die Sterne nicht sehen kann..." wisperte sie gedankenverloren. Dann schien ihr eine Idee zu kommen und sie sprang mit einem Grinsen auf, streckte mir ihre Hand entgegen.

"Vertraust du mir?" Wie kam sie jetzt darauf?

"Ja..." antwortete ich etwas unsicher. Theoretisch schon. Ohne zu zögern ergriff sie meine Hand, zog mich auf die Beine und erschuf ihre Wolke unter unseren Füßen.

"Lust, auf einen kleinen Ausflug?" Wie konnte ich bei dem abenteuerlustigen Funkeln in ihren Augen noch nein sagen? Also grinste ich kurz zur Antwort und sofort erhob sich das flauschige Gefährt mit uns. Scheiße, worauf hatte ich mich eingelassen?

Die Wolke flog hoch hinauf und ich versuchte das flaue Gefühl in meinem Magen zu unterdrücken. So weit oben war ich noch nie zuvor gewesen. Doch als wir die Wolkendecke durchbrachen und der Blick frei wurde auf den Sternenhimmel, verflog jedes mulmige Gefühl. Ehrfürchtig drehte ich meinen Kopf in jede Richtung.

"Du bist ja verrückt..." flüsterte ich und sie kicherte, machte es sich bequem und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Fast automatisch schloss ich sie in eine Umarmung. Warum konnte es nicht immer so sein?

Alpträume

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Falle

15. Kapitel: Die Falle (Kid):
 


 

Ich war gerade dabei, diesem Armleuchter eines Marinesoldaten das Lebenslicht auszupusten - keine Ahnung, wie diese anhänglichen Versager uns schon wieder gefunden hatten - da bemerkte ich meinen Wildfang, wie sie mit ausdrucksloser Miene in meiner Tür stand und zu mir rüber sah. Sofort fragte ich mich natürlich, was und wie viel sie gesehen hatte. Ich war noch nie zimperlich mit meinen Feinden umgegangen aber es war das erste Mal, seit sie bei uns war, dass ich derart randaliert hatte.

Was sie jetzt wohl von mir dachte?

Sonst hatte ich sie nur beschützt, die Opfer auf ein Minimum beschränkt dadurch. Aber heute war sie in meiner Kajüte, in Sicherheit - das dachte ich zumindest.
 

Wir sahen uns einfach nur an - was hätte ich auch sagen sollen?

Tut mir Leid, dass du mit ansehen musstest, wie ich wirklich bin.

Bestimmt nicht!
 

Im Grunde musste es irgendwann soweit kommen. Nur so konnte sie eigentlich erst richtig beurteilen, was sie bei uns erwartete. Wenn ich ehrlich war, hatte ich sie bereits viel zu lange mit Samthandschuhen angefasst.

Das war jetzt wohl vorbei.
 

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schritt ich langsam auf sie zu. Ich wollte ihre Reaktion sehen, wollte sehen, ob sie vor mir zurückwich, sich abwandte oder gar angewidert war. Doch nichts dergleichen geschah. Sie blieb einfach nur stumm da stehen, wo sie war.

"Yo, Chef, das war vielleicht ein Gemetzel!" Heat sein Timing war wie immer zum Kotzen. Ich neigte meinen Kopf leicht in seine Richtung, ließ Katory aber keineswegs aus den Augen, deren Blick nun ebenfalls langsam zu ihm glitt. Allerdings zeigte sie noch immer keinerlei Regung. Wire und Killer waren ebenfalls bei ihm. Vom Prinzip her nichts Ungewöhnliches, bis auf die Blicke, die mir mein Vize hinter seiner Maske zuwarf.

Er hatte mir diese Situation prophezeit.

Nur fragte ich mich noch immer, ob er ihre Reaktion bezüglich auch recht gehabt hatte.

Was war, wenn sie sich einfach nur in einer Art Schockstarre befand und deswegen außer Stande war, irgendetwas zu tun oder zu sagen?

Oder ließ sie das Alles hier wirklich so kalt?

"Meine Güte, Käptn, musstest du wieder so maßlos übertreiben? Wer soll denn jetzt das Schiff wieder auf Vordermann bringen? Überall Leichen und Körperteile..." maulte Wire. Heat lachte daraufhin nur herzhaft. Dieser Idiot! Null Feingefühl, die Rastalocke! NULL!

"Er hat sich richtig ausgetobt - hatte schon befürchtet, er hätte es verlernt gehabt." ABSOLUT NULL! Katory zuckte mit keiner Wimper, als Wire einen der Soldaten über Bord kickte und angewidert über's Deck sah. Bis dann auch sein Blick an ihr kleben blieb.

"Grundgütiger, Katory, Süße - was tust du denn hier?!" Allen, außer Killer und mir, wurde gerade erst bewusst, dass sie zum allerersten Mal Zeuge unserer Grausamkeit geworden war. Und endlich zeigte sie eine Regung - auch wenn sie so ganz anders ausfiel, wie wir erwartet hatten. Sie legte ihren Kopf leicht schief, wodurch ihr einige Strähnen ihres blonden Haares ins Gesicht fielen.

"Was schon? Darauf warten, dass ich mich mal wieder um eure Verletzungen kümmern darf... Könnt ihr nicht ein bisschen vorsichtiger sein? Ganz besonders du, Eustass! Dein Metallhagel hätte vorhin auch beinahe mich getroffen - Idiot." Sie war so ruhig... so... gefasst... einfach unheimlich. Dann tapste sie barfuß, nur in ihrem Schlafshirt und einer langen Hose bekleidet über's Deck, warf mir im Vorbeigehen einen mürrischen Blick zu und ging dann direkt auf Killer zu. Sie streckte ihm ihre offene Hand entgegen.

"Zeig her!" forderte sie. Verwirrt beobachteten wir das Geschehene.

"Das ist nichts! Lass mich!" fauchte er barsch zurück, doch sie ließ nicht locker.

"Killer! Dein Arm! Sofort!" Er streckte ihr seinen rechten Arm entgegen, doch sie funkelte ihn nur böse an.

"Den anderen Arm!" Wieder reagierte er nicht.

"Jetzt lass mich schon deinen linken Arm sehen, Killer! Ich bin nicht blind! Die Wunde blutet noch immer und muss sicher genäht werden! Entweder du hilfst mir freiwillig oder ich muss Gewalt anwenden!" knurrte sie nun bedrohlich. Sollte das heißen, mein Vize hatte sich ernsthaft verletzt!?

Er machte noch immer keine Anstalten, ihr seinen Arm zu reichen, stattdessen griff sie nun grob danach, drehte die Innenseite nach oben und zog seinen Ärmel zurück. Finster musterte sie erst die klaffende Wunde - die echt hässlich aussah, das wäre eine prima Narbe geworden! - und dann wieder Killer.

"Wire, geh runter ins Lager und hol bitte den großen weißen Kasten mit dem roten Kreuz!" befahl sie, ohne ihren Blick abzuwenden. Angesprochener rannte ohne Wiederworte los und kam kurz darauf mit gefordertem Utensil zurück.

"Das wird gleich höllisch brennen, also wehe du ziehst den Arm zurück!" Seine Haltung versteifte sich merklich, sogar noch mehr, als sie das gräßlich stinkende Zeug über seinen Arm kippte - mehrfach! Anschließend begutachtete sie die Wunde ganz genau, nickte dann kurz und griff erneut in die Box, um sich Nadel und Faden herauszunehmen.

"Ganz ehrlich, wenn ihr das nächste Mal vorhabt, so einen Scheiß zu machen, weckt mich einfach! Das hier hätte man sicher verhindern können... Genau wie deine Wunden, Eustass. Die muss ich gleich auch noch nähen, also wage ja nicht, deinen Arsch aus meinem Sichtfeld zu bewegen!" Sie durchtrennte den Faden, wickelte einen sauberen Verband um den Arm und lächelte meinen Vizen dann wieder so herzlich an, wie wir sie kannten.

"War doch halb so schlimm oder? Lass den Verband bitte vorerst dran. Wenn du dich nicht gerade durch Dreck suhlst, muss er nicht so oft gewechselt werden." Damit drehte sie sich zu mir. Hatten wir gerade alle einfach nur erstarrt zugesehen, wie sie ihn verarztet hatte? Nachdenklich betrachtete sie mich.

"Es wäre besser, wir hätten irgendwo eine Liege, wo du dich drauflegen könntest. Wenn du sitzt, müsste ich mich hinhocken und wenn du stehen bleibst, bekomm ich's im Kreuz, wenn ich das behandel." Sie sah zwischen uns hin und her.

"Vielleicht können wir ein Provisorium errichten. Gibst du mir etwas Zeit?" fragte Wire nachdenklich. Eigentlich wäre es keine schlechte Idee so etwas wie ein Krankenzimmer einzurichten. Da könnte Katory all ihre Utensilien, Mittelchen und Kräuter unterbringen.

"Ich komm mit. Heat, magst du auch helfen?" fragte sie zuckersüß. Natürlich konnte ihr der Zombie nichts abschlagen und Killer und mir gab sie ebenfalls zu verstehen, dass wir folgen sollten. Seit wann standen wir so sehr unter ihrem Pantoffel?
 

Schneller, als mir lieb war, war einer der unnützen Lagerräume zu einem provisorischen Krankenzimmer umfunktioniert und ich fand mich liegend auf der harten Koje wieder. Natoll! Ich ließ die Behandlung artig über mich ergehen, zuckte mit keinem Muskel, während sie die Wunde reinigte und anschließend vernähte. Auch ich bekam einen hübschen Verband quer über meinen Bauch gebunden. Yeah - jetzt konnten Killer und ich fast im Partnerlook auftreten! Wann genau kam die Stelle, an der ich mich übergeben durfte?

Es war nicht ihre überfürsorgliche Art oder die unangenehme Behandlung, die in mir den Brechreiz hervorrief, sondern die Tatsache, dass sie einfach nicht den Mund aufmachte! Warum konnte sie nicht einfach mit mir reden? Ich konnte genau sehen, wie das Geschehene an ihr nagte, Kreise in ihrem Kopf zog und doch tat sie so, als wäre NICHTS passiert! Ich wartete geduldig, bis sie auch Heat und Wire verarztet hatte - die beiden hatten nur kleinere Blessuren davongetragen, nicht der Rede wert. Als sie dann alle rausschmiss, um ihre Ruhe zu haben, blieb ich natürlich, wo ich war. Erst als Killer die Tür hinter sich zugezogen hatte, sah sie genervt zu mir.

"Was willst du noch, Eustass? Ich hab doch gesagt, ich würde gern meine Ruhe haben!" zischte sie böse.

"Ich will wissen, was du denkst."

"Ich denke, dass ich gerade mehr als genervt bin!" Wütend stand ich auf, zog sie von ihrem Stuhl, auf dem sie hockte und hielt sie an ihrem Handgelenk fest.

"Du weißt genau, dass ich das nicht meine!" Madame drehte nur trotzig den Kopf weg und wich meinen Blicken aus.

"Kat! Rede mit mir, verdammt!" Beharrliches Schweigen.

"Kat...!" Ich seufzte schwer, ließ ihren Arm los, blieb aber vor ihr stehen. Dann eben doch wieder die sanfte Tour…

"Ich dachte, wir wären Freunde. Und Freunde reden miteinander, wenn sie etwas bedrückt. Oder ist das jetzt nicht mehr so?"

"Müssen wir denn über irgendetwas reden?" fragte sie nur tonlos, versteckte ihr Gesicht hinter einem Vorhang ihrer Haare.

"Ja, müssen wir. Denn anscheinend hat sich etwas verändert, sonst könntest du mich ansehen." Sanft strich ich ihr ihre Haare hinters Ohr und endlich bröckelte die kalte Fassade!

Erst zuckte sie merklich zusammen und ich wollte schon meine Hand zurückziehen, weil mein Wildfang sich merklich versteifte aber von einer Sekunde auf die andere lehnte sie sich an meine Hand, entspannte sich sichtlich und stieß einen lang gezogenen Seufzer aus.

Aus diesem Anlass heraus, nahm ich sie in den Arm, drückte sie an mich und lehnte meinen Kopf gegen ihren.

"Ich bin immer noch derselbe. Ich habe mich nicht verändert. Das, was du gesehen hast, bin genauso ich, wie das hier." Sie schüttelte schnell den Kopf, legte ihre Hände auf meinem Oberkörper ab.

"Dummkopf! Das weiß ich selbst! Es... es ist nur... ich... Es fällt mir so schwer, das zu akzeptieren. Ich möchte ja... ich will dich nicht hassen... ich kann es gar nicht... Darum. Darum will ich es akzeptieren, will es begreifen... Aber es ist so schwer, weil ich dich bisher nicht anders erlebt habe..."

"Mach ich dir Angst?" Sofort schüttelte sie wieder den Kopf.

"Was ist es dann?"

"Die Angst, dich zu verlieren." wisperte sie gegen meine Brust und ließ mein Herz einen Schlag aussetzen.

"Wenn du so bist... bemerkst du nicht, dass du verletzt wirst. Du wirst nicht nur... unberechenbar... sondern auch unvorsichtig."

"Tzz... Ich war nur eine Sekunde unaufmerksam und wir waren deutlich in der Unterzahl. Also ignorier den Kratzer einfach." sie sah auf und ihre Augen funkelten böse zu mir auf.

"Das kann ich aber nicht! Genauso wenig, wie ich es ignorieren kann, dass... dass..." Ihre Wut verflog, stattdessen wurde ihr Blick glasig. Was konnte sie nicht ignorieren? Sie lehnte ihre Stirn wieder gegen meine Brust.

"Eustass... ich habe gezweifelt... verzeih mir." Ab jetzt kam ich nicht mehr so ganz mit - woran hatte sie gezweifelt? Was sollte ich ihr verzeihen? Weiber und ihre Gedankensprünge...

"Als du zurück auf's Schiff kamst, als alles vorbei war... da war ich mir für einen kurzen Moment unsicher, ob ich dich noch mit den gleichen Augen sehen könnte, wie zuvor. In diesem Augenblick erschienst du mir so fremd."

"Und jetzt?"

"Nicht mehr." Eine Weile herrschte erneutes Schweigen zwischen uns und ich wollte sie schon loslassen, als sie sich fester an mich drückte.

"Eustass..." flüsterte sie.

"... könntest du... mich noch ein bisschen so festhalten?" Ich musste schmunzeln. Gern kam ich dieser Bitte nach.
 

Als ich eine ganze Weile später unser neues Krankenzimmer wieder verließ, bemerkte ich, dass Killer neben der Tür lehnte. Ich warf ihm nur einen kurzen unzufriedenen Blick zu - ich ahnte, was ich mir gleich anhören würden dürfen - und setzte meinen Weg fort.

"Du wirst nicht mit mir darüber reden, oder Kid?"

"Nein." Er seufzte hinter mir. Er hatte die Antwort doch bereits gewusst, warum also hatte er trotzdem fragen müssen?

"Räumen die Jungs oben die Sauerei weg?" versuchte ich vom Thema abzulenken. Hoffentlich würde er nicht doch noch weiter nachhaken.

"Ja, sie sind bereits dabei, dein (!) Chaos zu beseitigen." knurrte er leise. Konnte ich da einen bösen Unterton hören, der mir sagen sollte, ich könne gefälligst helfen? Falls ja, würde ich ihn spätestens ab jetzt ignorieren.

"Kid?" genervt verdrehte ich die Augen.

"Was denn?"

"Wie geht es ihr? Kommt sie klar?" Seit wann sorgte er sich so um meinen Wildfang?

"Keine Panik. Sie ist ein großes Mädchen. Sie kommt zurecht." Als ob er nicht jedes Wort unseres Gespräches gehört hätte!

"Ich hoffe es... Da ist noch etwas..." Boarh, was denn noch!?

"Eine Insel ist in Sichtweite..."

"Ja und? Wir müssen unsere Vorräte auffüllen und das Schiff reparieren. Wir müssen anlegen."

"Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest..." Dezent gereizt hielt ich an und drehte mich zu ihm um.

"Red Klartext, Killer!"

"Auf der Insel ist eine ziemlich große Marinebasis. Wir sollten möglichst schnell agieren oder lieber gar nicht erst anlegen. Ich hab ein beschissenes Gefühl bei der Sache."

"Seit wann hast du Schiss vor der Marine?"

"Nicht vor der Marine, ich bitte dich, Kid! Es ist vielmehr die Insel selbst... Sie wird von einer komischen Aura umgeben."

"Wenn du es sagst... Aber es hilft nichts, wir müssen an Land. Dann werden nur wir fünf gehen. Heat und Wire sollen alles besorgen, was für die Reparatur benötigt wird und du, Kat und ich gehen Proviant und all den anderen Kram besorgen, den wir sonst noch brauchen."

"Du kommst freiwillig mit einkaufen?"

"Wolltest du alles alleine schleppen?"

"Das nicht unbedingt... Und wieso soll Katory auch mit?"

"Ist doch klar: Damit ich sie im Auge behalten kann! Glaubst du ernsthaft nach der Sache vorhin lasse ich sie jetzt allein?" Mein Vize schüttelte ergeben den Kopf.

"Dann pass dieses Mal aber auch auf sie auf!" Als ob er mir das extra noch einmal sagen müsste... Dann drehte er sich auf dem Absatz um und schlenderte in die Richtung zurück, aus der wir eben gekommen waren.

"Ich will ihr nur Bescheid sagen. Vielleicht will sie noch duschen - aber auf jeden Fall sollte sie sich etwas anziehen!" Beantwortete er mir meine ungestellte Frage. Stimmt ja, sie hatte noch immer nur das Shirt und die Hose an.
 

"Die Insel ist wirklich unheimlich..." kommentierte Katory. Wir standen alle bereits an Deck, waren nur noch wenige Minuten von der Insel entfernt. Inzwischen hatte sie sich umgezogen und trug jetzt ein hübsches Kleid und kniehohe flache Stiefel. Hatte sie keine Hose mehr? So war doch sofort der nächstbeste Lustmolch wieder an ihren Fersen... Wobei sie wahrscheinlich selbst in einem Kartoffelsack noch viel zu gut ausgesehen hätte...
 

Kaum hatten wir die Insel betreten, durchfuhr selbst mich ein Frösteln, das definitiv nicht wetterbedingt war. Ich gab es nur ungern zu aber Killer und Katory hatten Recht: Diese Insel war mehr als gruselig! Also nichts wie los, das Nötigste holen und wieder zurück zum Schiff!
 

Zügig gingen wir durch die Straßen, die recht belebt waren. Kurz machten wir Halt vor einer Bücherei und innerlich verfluchte ich meine beiden Leseratten, die mit großem Interesse direkt hineingestürmt waren. Dabei waren sich doch beide so einig gewesen, dass sie hier schnellstmöglich wieder verschwinden wollten - und nun bummelten sie durch die Bücherregale... Kichernd kam das blonde Duo nach gefühlten Stunden wieder heraus.

Nein, ich wurde gerade NICHT eifersüchtig!

"Können wir dann endlich weiter?" grummelte ich schlecht gelaunt.

"Klar!" flötete mein Wildfang gut gelaunt und schlenderte breit grinsend die Straße weiter - hatte sie nicht bis vor wenigen Minuten noch mächtig Schiss gehabt? Was lief hier ab? Im nächsten Moment streckte sie ihren Arm aus.

"Schaut mal, da vorne bekommen wir sicher alles, was wir brauchen, um das Schiff wieder instand zu setzen." Weiter vor mich hinschmollend folgte ich den Vieren, die mittlerweile alle merklich bessere Laune hatten als ich!

Kurz vor dem Laden erklang ein Pfeifen und jemand packte Katory am Arm, zog sie in Richtung des Häuserschattens.

"Hey! Griffel weg!" polterte sie und versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien.

"Aber aber... so ein süßes Ding... Was verkehrt so eine schöne Dame wie du mit so ungehobelten Primaten wie denen?" Angewidert schlug sie seine zweite Hand weg, die gerade nach ihrem Gesicht tatschen wollte. Ich fackelte nicht lang, kam zu ihr und entzog diesem Schmierlappen die junge Frau. Ich würde kein zweites Mal zulassen, dass sie jemand gegen ihren Willen berührte!

"Pfoten weg von meinem Mädchen!" knurrte ich ihn nur drohend an und zog Katory eng an meine Seite. Aus den Augenwinkeln konnte ich genau sehen, wie sie hochrot wurde. Abwertend sah der Kerl zu mir auf. Dann grinste er bedrohlich, bevor er sich meinem Blickfeld wieder entzog.

"Was war das denn für ein komischer Vogel?" fragte Wire hinter mir.

"Ein Kopfgeldjäger..." antwortete ich trocken. Leider wurde mir das selbst erst viel zu spät klar. Von jetzt an würde ich noch besser auf die Blonde aufpassen müssen. Es war nie ein gutes Zeichen, auf einer Insel mit einer Marinebasis Kopfgeldjäger anzutreffen.

"Gehen wir weiter. Wir sollten uns nicht länger als nötig hier aufhalten." meinte ich nur knapp und zog die junge Frau, um deren Oberkörper ich noch immer besitzergreifend meinen Arm gelegt hatte, mit mir. Schweigend ließ sie es über sich ergehen, nuschelte nur irgendwann ein leises "Danke", woraufhin ich sie nur noch fester an mich drückte. Mir war mehr als bewusst, dass sich Nachrichten unter Kopfgeldjäger verbreiteten wie ein Lauffeuer und ebenso schnell die Marine Wind davon bekommen würde.

Nun wussten sie also, dass wir hier waren.

Und dass Katory zu uns gehörte.

Das Schicksal meines Wildfangs war besiegelt.
 

Nachdem Wire den Ladenbesitzer um seine besten Stücke gebracht und den Preis derart gedrückt hatte, dass es ihn sicher in den Ruin treiben würde, trennten wir uns. Heat und Wire gingen zurück zum Schiff und würden schon einmal mit den Reparaturen anfangen. So verloren wir nicht allzu viel Zeit und konnten alsbald wieder ablegen. Ich hatte keine Lust, länger als nötig auf dieser Insel zu bleiben.
 

Auf dem Weg zu unserem letzten Einkaufsziel fiel mir immer wieder auf, dass wir beobachtet wurden. Es waren zum Glück keine Marinesoldaten, sondern lediglich Kopfgeldjäger aber das war lästig genug.

"Eustass..." richtete die Blonde nach einer Ewigkeit ihr Wort an mich. Dabei fiel mir ein: Ich hatte ja noch immer meinen Arm um sie gelegt...

"Ist dir auch aufgefallen, dass die Menschen hier ungewöhnlich fröhlich und sorglos scheinen?"

"Fühlen sich anscheinend gut beschützt durch die Marinebasis." vermutete ich. Nachdenklich zog sie ihre Augenbrauen hoch.

"Nein, ich denke, dass da etwas anderes dahintersteckt... "

"Meinst du, es könnte mit der merkwürdigen Aura zusammenhängen?" mischte sich nun auch Killer ein. Den hatte ich schon völlig ausgeblendet... Seit wir das Schiff verlassen hatten, hatte er keine einzige Silbe mehr von sich gegeben - wenn man das Kichern nach dem Besuch im Buchladen mal unter den Tisch fallen ließ.

"Denkbar wäre es. Hier stimmt irgendwas nicht."

"Also ich bin nicht scharf darauf, dahinter zu kommen, ehrlich." gab ich nun meinen Senf dazu. Katory lächelte mich entschuldigend an.

"Ja, du hast Recht, Eustass. Für solche Sachen haben wir keine Zeit. Wir sollten zusehen, dass wir hier wieder verschwinden."

"Möglichst bald. Es gefällt mir ebenso wenig, dass wir dazu noch die ganze Zeit über beschattet werden." sprach Killer leise. Wir nickten zustimmend.
 

Doch unsere Pläne sollten vereitelt werden... Direkt hinter dem Dorf befand sich ein schmaler Pass mitten zwischen zwei steilen Berghängen durch. Auf dem Hinweg hatte ich ihn kaum eines Blickes gewürdigt - nun sollten wir bereuen, dass wir uns nicht nach einem weiteren Weg umgesehen hatten, um zum Schiff zurück zukommen. Noch aus einiger Entfernung konnte man die düsteren Gestalten bereits erkennen, die den Weg versperrten, dazwischen etliche Marinesoldaten - und leider nicht nur kleine Kaliber. Wir schlichen zu einer angrenzenden Baumgruppe und spähten hinüber.

"Verflucht... wo kommen die bitte alle her?" schimpfte ich zischend.

"Keine Ahnung, Kid. Aber feststeht: Verursachen wir hier jetzt Aufsehen, haben wir gleich die gesamte Basis am Hals. Und wir wissen nicht, ob das Schiff schon repariert ist und wir weitersegeln können." flüsterte mir mein Vize zu.

Fuck!! Wire und Heat und der Rest meiner Männer war ja auf sich gestellt. So eine Scheiße!

Wir sahen uns um. Ringsherum ragte ein Gebirge in die Höhe und umringte die gesamte Gegend. Mittig vom Dorf lag ein kleiner See, der aus den Bächen aus dem Gebirge gespeist wurde. Direkt gegenüber von unserem Standpunkt ragte ein riesiges Eisentor aus dem Fels heraus. Ich war mir mehr als sicher, dass es direkt zur angrenzenden Marinebasis führte. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über die uns umschließende Gebirgskette gleiten.

"Wir sind eingekesselt..." knurrte mein Vize meine Gedanken heraus. Kurz wägte ich ab, was wir tun konnten.
 

Möglichkeit eins: Wir warfen uns ins Getümmel und prügelten uns den Weg zu unserem Schiff frei, riskierten, dass Wire und Heat noch nicht fertig waren und saßen gemeinsam in der Falle.
 

Möglichkeit zwei: Wir warteten auf den Schutz der Dunkelheit, um die Vollidioten zu überraschen und prügelten uns dann den Weg in die Freiheit.
 

Möglichkeit drei: Ich riss das scheiß Eisentor aus seinen Angeln, marschierte in die Marinebasis, jagte sie in die Luft und machte mich dann mit meiner Mannschaft auf den Weg zurück zum Schiff.
 

Also mir persönlich gefiel Variante drei am besten. Kurz ließ ich das diabolische Grinsen zusammen mit meinen mordlüsternen Gedanken zu. Hach, das wäre ein wunderbares Gemetzel...

"Wir sollten auf den Schutz der Dunkelheit warten, vielleicht verbessert sich unsere Lage dann. Ich vertraue darauf, dass Heat das Schiff gut versteckt hat." sprach Killer dann leise aus, was die eindeutig vernünftigste Idee war. Der Kerl gönnte mir wirklich keinen Spaß...

"Ich könnte versuchen, uns mit meiner Wolke hier heraus zu bringen." kam es kleinlaut von meinem Wildfang. Verwirrt sahen Killer und ich sie an und schüttelten den Kopf.

"Abgelehnt." gab ich ihr entschieden zu verstehen.

"Dann lass mich wenigstens allein los, damit ich sehen kann, was uns noch alles erwartet." bat sie leise. Konnte ich das wirklich riskieren? Wenn sie nun jemand sah!

"Ich weiß nicht..." brummte ich zweifelnd, doch Killer legte nachdenklich seine Finger an seine Maske.

"Wir könnten es versuchen. Vielleicht sind es viel weniger, als wir denken. Aus der Luft hätte sie einen viel besseren Überblick. Kid? Vielleicht ist das unsere einzige Chance. Aber wir sollten bis zur Dämmerung warten. So eine Wolke, die mitten aus dem Dorf in die Luft steigt, wäre wohl zu auffällig." Es missfiel mir sehr, meinen Wildfang allein losziehen zu lassen. Auch wenn der Vorschlag durchaus nicht verkehrt war. Vielleicht konnten wir auch zu dritt im Schutz der Nacht direkt über ihre Wolke entkommen?

"Und wenn wir gleich warten, bis es stockdunkel ist und dann alle mit ihrer Wolke fliehen?" sprach ich meinen Gedankengang aus. Nach kurzem Zögern nickte er. Das leise Räuspern der jungen Frau, gepaart mit dem Satz „Genau das hatte ich doch vorgeschlagen…“ ignorierten wir.

"Wir sollten uns bis dahin irgendwo abseits des Dorfes verstecken." Killer war immer so vernünftig... Aber irgendwo hatte er auch Recht. Es war sicher besser, wenn wir nicht mitten auf dem Präsentierteller saßen. Also schlichen wir uns davon und fanden nach einigem Suchen eine kleine Baracke abseits vom Dorf. Nicht gerade die geräumigste Hütte aber sie musste auch nur einige Stunden als Unterkunft herhalten.
 

"Katory sollte sich etwas ausruhen, bis wir aufbrechen. Wenn ihr einverstanden seid, halte ich hier die Stellung." bot sich mein Vize an. Zaghaft begab die junge Frau sich in den hinteren Raum, in dem sich ein Bett befand. Wirklich wohl war ihr anscheinend nicht bei der Sache aber sie gab auch keine Wiederworte.
 

"Nun geh schon zu ihr, Kid." überrascht sah ich ihn an.

"Sei einfach bei ihr. Ich glaub sie hat viel mehr Angst und Bedenken, als sie zugeben will. Wenn du willst, dass sie bleibt, solltest du ihr Vertrauen in dich stärken und bei ihr sein. Was uns bevorsteht, wird sicher nicht einfach werden für sie. Außerdem hat sie sicher noch immer an dem Vorfall von heute Morgen zu knabbern. Egal, was sie sagt." Schmunzelnd stand ich auf, klopfte ihm noch dankend auf die Schulter und begab mich zu meinem Wildfang.

Als ich mich zu ihr auf's Bett warf, sah sie mich überrascht an. Anscheinend hatte sie in keinster Weise mit meinem Erscheinen gerechnet.

"Was machst du hier, Eustass?"

"Auf dich aufpassen." grinste ich ihr entgegen und zog sie in eine Umarmung.

"Und jetzt mach etwas die Augen zu. Killer hält Wache und ich bin ja auch noch da. Dir kann überhaupt nichts passieren." Sie nickte kurz, bevor sie sich ankuschelte und ihre Augen schloss. Es war mittlerweile derart zur Gewohnheit geworden, dass sie in meinen Armen einschlief, dass ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern konnte, wie es ohne sie war. Und für mich stand fest: Ich wollte es auch nie wieder anders haben.
 

Während meine Gedanken sich allmählich rosarot färbten - waren das wirklich noch meine eigenen?! - lauschte ich den gleichmäßigen Atemzügen Katorys. Ob sie es wohl bereits bemerkt hatte? Meine Geste heute Mittag war eigentlich ziemlich eindeutig. Dabei wollte ich sie nur aus den Klauen dieses Ekels befreien. Mir waren die Worte einfach so über die Lippen gekommen. Ich strich ihr eine ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht und genoss die Stille.

...

War es vorhin auch schon so schrecklich ruhig gewesen?

...

Ich lauschte angestrengt. Ich war mir sicher, ich hatte vorhin Killer noch hören oder zumindest wahrnehmen können.

...

Nichts. Da war nicht das leiseste Geräusch. Nicht einmal von draußen war irgendetwas zu hören. Im selben Moment, wie meine Lider plötzlich unnatürlich schwer wurden, drang ein merkwürdiger Geruch in meine Nase: Schlafgas?! Und ein unangenehmer Gedanke rüttelte an meinem bereits völlig benebelten Kopf: Diese scheiß Baracke war eine verfluchte Falle!

Blutrausch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Privatgespräche

17. Kapitel: Privatgespräche (Katory):
 


 

Drei Tage war der Vorfall nun schon her, bei dem wir 'versehentlich' eine Marinebasis geplättet hatten und noch immer sah Kid mich an, wie ein geschlagener Hund - was zur Hölle hatte ich getan, dass er nicht mehr normal mit mir reden konnte?! Ich gebe zu, vielleicht hätte ich nicht ganz so drastisch reagieren dürfen - aber ich war sowas von stinksauer auf diesen dummen Kopfgeldjäger gewesen! - nur war das wirklich der Grund, dass er mir nicht mehr in die Augen sehen konnte? Er mied meine Nähe, wo er nur konnte - was ein Kunststück für sich ist auf einem Schiff. Somit beschloss ich irgendwann, mich lieber in mein neues Krankenzimmer zu verziehen und dort weiter meine Medizinbücher zu studieren.
 

Killer ging es dafür mit jedem Tag besser. Der Heilungsprozess lief enorm schnell voran, was mich einfach nur immer wieder verblüffte. Leider machte ich mir noch immer Vorwürfe, da die Narben an seinem Rücken wohl wirklich bleiben würden. Eine Schande... Zumal unser Vize keiner von den Feiglingen war, der einem Kampf den Rücken zukehrte - solche Verletzungen hatte er einfach nicht verdient! Sicher wollte dieser Mistkerl ihn damit einfach nur demütigen und das brachte mein Blut erneut zum Kochen, wann immer ich Killers Wunden behandelte.
 

Ich seufzte schwer, legte mein Buch bei Seite und ging gemächlichen Schrittes zurück an Deck. Sicher war die Zeitung schon da. Seit kurzer Zeit interessierte ich mich ungemein für die Dinge, die dort abgedruckt wurden und nicht selten hielten Killer und ich uns die Bäuche vor Lachen ob der skurilen Geschichten, die sich die Redakteure ausgedacht hatten. Als ich heute jedoch diesem Ritual folgen wollte, war der Blonde schon fleißig beim Lesen, was mich dezent verärgerte - hätte er nicht auf mich warten können? So viel zu spät war ich nun wirklich nicht! Anscheinend stieg ihm die Langeweile zu Kopf, denn ich hatte ihm viel Ruhe verordnet, weswegen auch unser Training etwas darunter litt.
 

Meinen Kopf schief legend, tippte ich vor ihm mit dem Fuß immer wieder auf den Holzboden - was war nur derart komisch, dass er es nicht einmal schaffte, kurz zu mir zu sehen?!

"Was steht denn da so lustiges, Killer?" grummelte ich genervt. So langsam verstand ich, warum Kid immer gleich an die Decke ging, wenn man ihn ignorierte - ich nahm immer mehr Züge von dem Rotschopf an, ich war schon viel zu lange hier...

Angesprochener blickte kurz auf, nur um dann in einem neuen Lachanfall krümmend über den Boden zu wackeln - ähm, hallo? War das hier eine Privatparty oder durfte ich mitfeiern?

Als er sich nach einer endlosen Zeit dann ein wenig beruhigt hatte, reichte er mir endlich das Klatschblatt.

"Genieß es und reg dich nicht auf, Sonnenscheinchen." kommentierte er noch, bevor er an mir vorbei Richtung seiner eigenen Kajüte verschwand. Hatte er mich gerade 'Sonnenscheinchen' genannt? Jetzt war endgültig alles zu spät...

Also lehnte ich mich an die Rehling und begann zu lesen. Bla bla bla ... uninteressant... ... ... bla bla... was für ein Blödsinn... ... bla... Windhexe der Kid-Piraten bla... ... MOMENT!

... ... ... Hexe …

... ... Hexe …

... HEXE …

WAS ZUM GEIER SCHREIBEN DIESE HOHLEN AFFEN DA BITTESCHÖN?!?

Wütend warf ich das Schundblatt zu Boden und trat kräftig darauf herum.

"Aber, Süße! Was machst du denn da? Haben sie wieder irgendwelche Lügen verbreitet? Das ist doch kein Grund, sich so aufzuregen. Du weißt doch, wie die Spinner von der Zeitung sind." Wire kam zu mir geschlendert, hob den Papierhaufen auf und klopfte den Staub ab. Als er durch die Zeitung blätterte, flog eine der Seiten heraus, die mir bisher gar nicht aufgefallen war. Neugierig, wie ich nun mal war, hob ich es auf, erstarrte und bekam nur unterschwellig mit, dass der schwarzhaarige den Artikel nun laut vorlas.

"Windhexe der Kid-Piraten… brutaler Angriff der Kidpiratenbande… Einwohner berichten von einer jungen Frau, die hysterisch lachend durch die Lüfte flog… auf der Insel befindliche Marinebasis stark in Mitleidenschaft gezogen… der barbarische Eustass Captain Kid verhalf ihr zur Flucht… Führende Experten gehen davon aus, dass diese höchst gefährliche Frau zu seiner Bande gehört. Den braven Bürgern wird empfohlen, sich von diesem Teufelsweib fernzuhalten!" Wire prustete lauthals los, hatte schon nach kurzer Zeit Tränen vor Lachen in den Augen.

"Was für ein Schwachsinn - auch wenn ich es gern einmal sehen würde, wie du hysterisch lachend auf deiner Wolke davonfliegst, Ka-..." er brach ab, sah mich fragend an.

"Katory? Was ist denn?" er kam zu mir, da ich noch immer keine Anstalten gemacht hatte, mich zu rühren. Wie zur Salzsäule erstarrt, hielt ich einfach nur ungläubig dieses eine Blatt Papier fest, welches meine gesamte Aufmerksamkeit forderte.

"Aber das ist doch... Haha, genial!" er riss mir den Zettel aus meinen zittrigen Fingern und rannte damit zur Kapitänskajüte.

"Hey, Käptn! DAS MUSST DU DIR ANSEHEN!"

"Man, Wire, plärr hier nicht so rum - was willst du!?" motzte Kid, der schlecht gelaunt aus seiner Tür trat. Sofort hielt ihm der Schwarzhaarige das Blatt unter die Nase und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Etwas entnervt fuhr er sich durch seine rote Mähne.

"Ach, scheiße! Das musste ja passieren..." dann hellte sie sich zu einem ziemlich dreckigen, sehr breitem Grinsen auf.

"Mensch, Kat, herzlichen Glückwunsch." rief er mir rüber. Endlich löste ich mich aus meiner Starre, nur um ihn dann anzufahren.

"Was genau ist so toll daran, dass du mir gratulieren musst? GAR NICHTS! Ich habe das alles doch nur getan, um meine Freunde zu retten und zu beschützen! Wir wurden zuerst angegriffen, nicht andersherum! Ich habe mich doch nur verteidigt! Also WARUM schreiben diese Tunichtgute ein Kopfgeld auf mich aus?! Zur Hölle mit diesem Steckbrief!" Kid sah mich empört an, drückte den Zettel an sich, wie einen Schatz.

"Wenn du ihn nicht willst... ICH werde ihn behalten!"

"Mach doch damit, was du willst!" wütend stapfte ich davon - gab es denn hier niemanden, der mich verstand? Ich wollte mit irgendjemanden über meine missliche Lage reden! Wire und Kid fielen gerade aus, die waren viel zu stolz auf meine 'Leistung' und Heat würde meine Situation nicht nachvollziehen können. Er war ein herzensguter Mensch aber sich in andere hinein versetzen war nicht gerade seine Stärke... Ob ich mit Killer reden konnte? Er sagte ja eigentlich, ich sollte mich nicht aufregen... Anscheinend war ihm vollkommen klar, wie ich reagieren würde. Mein Entschluss stand fest: Ich würde mich bei dem Blonden mal wieder auskotzen gehen.
 

Vor seiner Tür angekommen - ich wollte gerade klopfen - hörte ich gedämpft ein leises 'Gatcha', was mich in meinem Tun innehalten ließ.

"Na endlich, das hat ja ewig gedauert. Was machst du nur schon wieder?" fragte Killer in die Teleschnecke. Ein leises Lachen erklang am anderen Ende der Leitung.

"Ich freu mich auch, dich zu hören, Killer." Ich kannte die Stimme nicht. Der Vize seufzte kurz.

"Entschuldige."

"Schon gut. Hast dich schon eine Weile nicht mehr gemeldet. Ich dachte schon, du hättest mich vergessen."

"NIEMALS!" kam Killers Antwort etwas zu laut. Mit wem redete er da nur?

"Du weißt genau, dass ich das niemals könnte." sprach er nun in wesentlich ruhigerem Ton weiter.

"Ich weiß. Geht mir doch genauso."

"Hier ist einiges passiert, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben, weißt du..." begann der Blonde nach kurzem Schweigen wieder. Die zweite Person kicherte wieder leise.

"Ja. Das habe ich bemerkt. Ich nehme an, die Zeitung von heute hast du bereits gelesen?"

"Ja - und sie im Übrigen auch. Ganz sicher ist sie in die Luft gegangen." Ging es gerade um mich?!

"Also ist sie das wirklich auf dem Foto? Hübsch die Kleine. Wie macht sie sich eigentlich so? Bei unserem letzten Gespräch hatte sie die Teufelskräfte noch nicht, wenn ich mich recht erinnere."

"Ist das schon so lang her? Manchmal verschwimmen die Tage so ineinander, dass ich gar nicht mehr weiß, wie viel Zeit eigentlich schon wieder vergangen ist."

"Sie muss dich ja ganz schön auf Trab halten." lachte der unbekannte Gesprächspartner erneut auf.

"Ja und nein... Am Anfang war es wirklich anstrengend mit ihr aber sie lernt wirklich schnell. Sie ist geschickt im Umgang mit ihren Wurfmessern und dank ihrer Teufelskräfte ist sie auch ein wenig selbstbewusster geworden. Naja... vielleicht ein wenig ZU sehr..."

"Was ist passiert?"

"Kannst du nicht lesen?" gluckste Killer.

"Da steht doch eh nichts drin - sag mir, was passiert ist."

"Wir hatten auf dieser Insel angelegt und mussten einige Besorgungen tätigen, da wurde Katory von so einem Kopfgeldjäger angegraben. Kid sind natürlich fast die Sicherungen durchgeknallt und er musste sie beschützend an sich tackern. Auffälliger hätte es kaum sein können... Du hättest das mal sehen müssen: Die beiden sind wie ein frisch verliebtes Paar durch die Straßen geschlendert. Er immer schön seinen Arm um sie und sie mit hochrotem Kopf artig an seiner Seite mitgelaufen." Mir schoss die Röte ins Gesicht - hatte das wirklich so ausgesehen? Aber er wollte mich doch nur beschützen...

"Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein! Lass mich raten: Durch das mehr als auffällige Verhalten von ihm hattet ihr danach jede Menge Ärger an der Backe."

"Natürlich. Der Schmierlappen hatte es anscheinend von Anfang an auf Katory abgesehen gehabt - der Typ war ein echter Singvogel. Sie sollte sowieso gefangen genommen werden auf Geheiß eines Konteradmirals Hiyoru - kennst du den Namen zufällig?"

"Hiyoru? Warte... Lass mich kurz nachdenken..." Es wurde still am anderen Ende. Meine Gedanken begannen zu kreisen - diese Informationen waren mir neu. Ich hatte gedacht, der Kopfgeldjäger hatte es nur auf Kid und Killer abgesehen gehabt aber anscheinend war das primäre Ziel die ganze Zeit über ich gewesen. Ich wusste ja bereits, dass dieser Konteradmiral der Typ gewesen war, dem ich eine Abfuhr erteilt hatte. Sicher war das der Grund, warum er mich suchen ließ. Wie leicht man doch den Stolz eines gestandenen Mannes kränken konnte... Hätte ich das geahnt, ich wäre nie auf dieses blöde Fest gegangen! Oder zumindest nicht allein...

"Ja, doch, den Namen habe ich schon einige Male gehört. Er gilt als besonders raffiniert und skrupellos. Er soll irgendwelche Teufelskräfte besitzen, die einen nach und nach umbringen, ohne, dass das Opfer etwas davon bemerkt. Auf diese Weise hat er bereits einige Piraten unschädlich gemacht und sich so hoch gearbeitet. Mit dem ist nicht zu spaßen."

"Ich hatte es befürchtet... Naja auch egal. Ändern können wir es nicht mehr. Den Kerl werden wir an der Backe haben, bis wir ihn erledigt haben. Er will Katory - jetzt, wo ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wurde, wahrscheinlich umso mehr. Außerdem weiß die Marine jetzt, dass sie zu uns gehört und nicht einmal halb so ungefährlich ist, wie sie aussieht. Immerhin hat sie die halbe Marinebasis zerlegt, damit wir fliehen konnten. Nebst dem kleinen Stiefellecker, den sie laut Kid ziemlich übel zugerichtet hatte."

"Sie muss ja ein richtiger Wildfang sein! Ein beachtliches Kopfgeld... 65 Millionen Berry sind kein Pappenstiel. Sie muss ja ziemlich gewütet haben. Seit wann ist sie eigentlich offizielles Mitglied eurer Bande?"

"Ach stimmt ja, ich wollte dir ja erzählen, was noch alles passiert ist..." Der Vize machte eine kurze Pause und seufzte theatralisch.

"Irgendwo im Nirgendwo waren wir an Land gegangen. Mein Sorgenkind natürlich gleich vorweg und Kid direkt hinterher. Damit die beiden sich nicht die Köpfe einschlagen, bin ich ebenfalls mit - das war auch gut so! Zu dem Zeitpunkt waren sie nämlich noch wie Hund und Katze."

"Kann ich mir vorstellen - nach deinen Erzählungen ist sie ein ziemlich stures Kind."

"Stur und chronisch untervögelt! Alle beide! Wobei sich das in letzter Zeit irgendwie entspannt hat... Ah, ich schweife schon wieder ab! Jedenfalls hat sie dort auf der Insel neben vielen bunten Kräutern auch eine Teufelsfrucht gefunden und vernascht. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat sie diese dann auch endlich freigelassen und eine zerstörte Insel später auch kontrollieren können. Ich kann dir sagen; meine armen Nerven!"

"Ich würde dich liebend gern trösten, Killer..." erklang die leicht geknickte Stimme seines Gesprächspartners.

"Ich weiß..." und der Vize schien ebenso geknickt. Mein leicht aufgeflammter Ärger, ebbte sofort wieder ab. Egal, wer da am anderen Ende war, Killer mochte diese Person und sie fehlte ihm. Ich litt geradezu mit ihm. Mir würde es genauso das Herz zerreißen, wenn ich von meinen Freunden getrennt wäre.

"Macht sie dir immer noch solche Probleme?" setzte der Unbekannte zaghaft wieder an.

"Nein. Sie macht sich richtig gut. Sie wird stärker. Sie hat uns dank ihrer Kräfte sogar einmal den Arsch gerettet, wurde nach der Aktion allerdings ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, hatte sie Kid dann mit 'Mein Käptn' angesprochen - seitdem gehört sie offiziell zu uns. Man, das war vielleicht ein Gelage!" er hielt kurz inne. Ich dachte an jenen Abend zurück und musste schmunzeln bei den aufkommenden Erinnerungen.

"Sie macht sich gar nicht so schlecht, wenn ich ehrlich bin. Ich kann ihr schon jetzt nichts mehr beibringen. Alles, was sie noch tun muss, ist ihre Fähigkeiten zu verfeinern. Außerdem ist sie eine richtig gute Ärztin geworden. Du solltest mal sehen, wie geschickt sie uns wieder zusammenflickt."

"Na zum Glück - sonst hättest du sie ja zu uns in die Lehre schicken können!" Beide lachten laut.

"Sie hätte deinem Käptn den allerletzten Nerv geraubt, glaub mir."

"Ja, das denke ich auch. Aber immerhin hätte ihn endlich mal wieder jemand aus der Fassung gebracht, haha."

"Wisst ihr eigentlich mittlerweile, wo er sich aufhält?" Killers Stimmlage schlug um. Er wurde ernster.

"Nein... leider nicht." Sollte das heißen, der Mann, mit dem Killer redete, gehörte ebenfalls zu einer Piratenmannschaft? Und ihr Kapitän war verschollen?

"Seid ihr denn mittlerweile zurück auf eurem Kurs?" wollte der Unbekannte wissen.

"Nein... aber ich denke, es wird nicht mehr lang dauern. Ich habe so eine ungefähre Ahnung, wo wir sind. Mit etwas Glück könnten wir in etwa einer Woche endlich wieder auf Kurs sein." Das waren doch mal gute Neuigkeiten. Wie es dann wohl weiterging?

"Wo seid ihr momentan? Vielleicht segeln wir ja bei euch vorbei. Dann könnte ich einen kurzen Abstecher machen und dich endlich wiedersehen." schnurrte (!?) Killer in die Teleschnecke, was seinen Gesprächspartner hörbar aus der Fassung brachte.

"Ki-Ki-Killer!"

"Ja, mein Lieber?" flötete er vergnügt weiter.

"Nein, ich kann dir nicht sagen, wo wir sind! Ich DARF es nicht sagen... das weißt du doch..." Der Blonde seufzte ergeben.

"Ja, ich weiß. Also seid ihr immer noch da, wo er euch zurückgelassen hat?"

"Ja." In meinem Kopf arbeiteten die grauen Zellen auf Hochtouren. Mir fiel nur eine einzige Piratenbande ein, die momentan ohne ihren Kapitän war - zumindest wenn es nach dem Manga ging. Und wenn ich Recht hatte und die Ereignisse sich vielleicht genauso entwickeln würden, würden wir schon sehr bald etwas über besagten Kapitän in der Zeitung lesen können. Aber was hatte Killer mit einem aus dessen Crew zu schaffen? Kam diese Beziehung zu Stande, nachdem die beiden Mannschaften gemeinsam auf dem Sabaody-Archipel gegen einen der Pazifista gekämpft hatten? Aber das war doch schon zwei Jahre her...

"Killer..." flüsterte er.

"Ja?"

"Ich bin mir sicher, wir werden uns wiedersehen."

"Wenn du das sagst, klingt es, als wäre es Gewissheit."

"Für mich ist es das. Und es wird noch etliches mehr passieren. Seit der Strohhut wieder auf der Bildfläche erschienen ist, sind viele Dinge ins Rollen gekommen. Schon sehr bald werden die Ereignisse sich überschlagen und ich bin mir sicher, dass sich dort auch eine Gelegenheit finden wird, dass wir uns wiedersehen."

"Ich liebe deinen Optimismus." Die eben noch geknickte Stimmung hellte sich wieder auf.

"Hey, Pe-..." setzte der Blonde wieder an, wurde aber unterbrochen...

"KILLER! KAT!" donnerte es über das Schiff und ließ meine Nackenhaare senkrecht nach oben springen.

"Ich ruf dich wieder an."

"Geh schon zu deinem Käptn. Ich werde auf dich warten." Killer legte auf und im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass ich ohne Genehmigung einem sehr privaten Gespräch gelauscht hatte und ja noch immer dämlich hier herumstand. Ich tat das Einzige, was mir jetzt noch meinen Hals retten konnte: Ich nahm die Beine in die Hand und rannte zu Kid - egal, was er von uns wollte, es war tausend Mal besser, als das, was Killer mit mir getan hätte, würde er herausfinden, dass ich gelauscht hatte!

Jäger und Beute

18. Kapitel: Jäger und Beute (Katory) :
 


 

Die Marine - schon wieder! Kein Wunder, dass Kid so aufgebracht nach uns gerufen hatte...

Er sah mich kurz mit einem mahnenden Blick an, der mich an seine Warnung vom Vortag erinnerte. Ich würde mich nicht erneut einem solchen Blutrausch hingeben.

Aber meine Teufelskräfte waren wunderbar dazu geeignet, den Rest zu unterstützen. Ich würde mich also artig im Hintergrund halten.

"Heat, Wire, kümmert euch um das Schiff! Killer..."

"Schon da!" Der Blonde sprang an die Seite seines Käptns und ließ seine Sicheln rotieren.
 

Meine Wolke brachte den Rastaträger und seinen Begleiter zum Marinekriegsschiff. Ich überlegte kurz, wie ich den beiden noch unter die Arme greifen konnte und grinste verschmitzt, als mir eine Idee kam.

"Heat - hast du mal Feuer?" Angesprochener sah kurz verwirrt in meine Richtung, betrachtete die Windhose, die an ihnen vorbei zum feindlichen Schiff zog und verzog dann ebenfalls seine Mundwinkel wissend.

Im nächsten Augenblick spuckte er sein Feuer in Richtung des Wirbelwindes, der sich sofort in einen Feuersturm verwandelte, hinter den der Blauhaarige nun aufgeregt, seine beiden Schwerter schwingend hinterher wetzte. Wire schüttelte belustigt den Kopf, als er seinem Freund hinterher sah.

"Wie ein Bluthund... Hey, warte gefälligst auf mich!" damit setzte der Schwarzhaarige hinterher, schwang seinen Dreizack und räumte die Reste weg.
 

Mein Blick glitt über unser eigenes Deck, auf welchem sich doch recht viele Marinesoldaten tummelten - auch wenn ihre Zahl bereits drastisch reduziert wurde. Ein besonders tollkühner war den Mast emporgeklettert und versuchte sich nun von oben auf das Duo von Kapitän und Vize zu stürzen. Böser Fehler...

"Eustass, Killer - duckt euch!" Ich schleuderte eine Windböe in die Flugbahn des unvorsichtigen Weißhemdes und fegte ihn von Bord. Mit einem lauten Platschen landete er im Meer. Kid grinste mir kurz zu, bevor er seine Hand krümmte und hinter mir ein unschönes Geräusch erklang. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er mir gerade einen aufdringlichen Soldaten aus dem Rücken geräumt hatte.

Im nächsten Moment wirbelte Killer durch die Luft - was auch immer er vorher getan hatte, er hatte eindeutig zu viel Schwung drauf und drohte, im Wasser zu landen. Auch wenn er ein sehr guter Schwimmer war, klaffte somit doch für kurze Zeit eine erhebliche Lücke in unserer Verteidigung. Schnell erzeugte ich meine Wolke, die ihn auffing und neben Kid wieder absetzte. Ein dankendes Nicken seinerseits und schon stürzte er sich wieder ins Getümmel.
 

Neben uns explodierte gerade das Marineschiff.

"Kat, hol Heat und Wire da raus!" Das musste er mir nun wirklich nicht zwei Mal sagen...

Ich flog rüber, sah durch die Feuerwand und die dicken Rauchschwaden Wire, wie er sich mit seinen Äxten einen Weg Richtung Rehling erkämpfte - wo war sein Dreizack abgeblieben?

"Wire!" brüllte ich, sauste auf ihn zu und hielt ihm meine Hand entgegen. Er sah kurz zu mir, ergriff sie, nachdem er eine seiner Äxte zurückgesteckt hatte und ließ sich von mir auf meine Wolke ziehen. Der zurückgebliebene Marinesoldat fluchte uns entgegen.

"Wo ist Heat?"

"Keine Ahnung. Ich hab ihn aus den Augen verloren, als der Kahn in die Luft ging..." Fluchend lenkte ich meine Wolke um das brennende Wrack. Irgendwo musste er ja sein. Und dann sahen wir ihn: Er fuchtelte wild mit einem Schwert herum, versuchte gleich drei der aufdringlichen Soldaten sich vom Leib zu halten. Er spuckte absichtlich kein Feuer, denn dadurch würde dieses Wrack nur noch schneller in seine Einzelteile zerfallen und warum er sein zweites Schwert nicht benutzte, konnten wir auch kurz darauf erkennen: Er hielt beschützend Wires Dreizack fest. Wir mussten beide schmunzeln.

"Zeit, ihn da raus zu holen!" meinte ich nur und Wire stimmte mir zu. Wir landeten direkt hinter dem Blauhaarigen, der erst überrascht und dann breit grinsend sein Gesicht verzog, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Gegner richtete.

"Yo, kommt ihr mich abholen?" Wire lachte herzhaft.

"Ohne uns findest du ja sonst nicht mehr zurück zum Schiff." Dann schwang er seine Äxte und sofort wichen die drei Feinde ein ganzes Stück zurück. Eine weitere kleinere Explosion ließ die Überreste des Schiffes gefährlich schwanken. Ich verlor keine Zeit mehr, erzeugte erneut meine Wolke, zog Heat rauf, packte Wire an seinem Umhang und schickte den Marinesoldaten eine kleine Windhose zum Spielen.

Kaum hatten wir uns ein kleines Stück entfernt, ging das Kriegsschiff mit weiteren unzähligen Explosionen unter.

"Puh, gerade nochmal Glück gehabt..." seufzte der Rastaträger mit einem diebischen Grinsen.

"Ja, das war knapp." kommentierte mein Schwarzhaariger Sozius und das gleiche Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus.

"Für meinen Geschmack, ein wenig zu knapp..." gab ich leise seufzend hinzu. Diese ständige Angst, als Teufelskraftnutzer mit Meerwasser Bekanntschaft zu machen, war echt belastend.
 

"Immer das gleiche mit euch dreien... Was habt ihr jetzt wieder angestellt?" schimpfte Kid, als wir wieder an Bord unseres Schiffes ankamen. Sein 'Chaostrio' - wie er uns so gern nannte - hatte seinem Namen mal wieder alle Ehre gemacht.

Betretenes Schweigen.

Wire, Heat und ich sahen uns kurz an und seufzten synchron.

"'Tschuldige Käptn..."

Dann ertönte ein Schuss. Neben dem stechenden Schmerz meiner rechten Schulter, hörte ich Kid laut fluchen, sah, wie Killer hinter mich sprang, hörte das rotierende Geräusch seiner Klingen. Dann einen gurgelnden Laut, erneutes Fluchen und starke Arme, die mich auffingen.
 


 

Mit fragendem Gesichtsausdruck hob ich das merkwürdig glitzernde Teil empor, welches Kid mir zuvor in die Hand gedrückt hatte. Nachdem ich mehr oder weniger liebevoll von Killer verarztet worden war, war unser Käptn zu uns ins Krankenzimmer gekommen.

"Was genau soll ich jetzt damit?" Er verdrehte die Augen.

"Natürlich anziehen... es ist zu deinem eigenen Schutz."

"Schutz wovor?"

"Vor Kugeln. Nun zieh es schon an!" Erneut begutachtete ich das merkwürdig anmutende Oberteil in meinen Händen. Wie sollte mich ein Stofffetzen bitte vor den Kugeln einer Schusswaffe beschützen? Meine Frage sollte kurz darauf beantwortet werden... Ungeduldig nutzte Kid seine Teufelskräfte - das konnte ich deutlich an den veränderten Luftschwingungen spüren - und zog das Teil mitsamt mir als Anhang zu sich.

"Wir haben uns gedacht, es könnte nicht schaden, wenn du ein wenig kugelsicherer wirst... So wäre zumindest der Bereich geschützt mit den wichtigsten Organen..." nuschelte er vor sich hin, während er mir das Shirt über den Kopf zog, wobei er sich große Mühe gab, mir nicht allzu sehr weh zu tun. Meine rechte Schulter schmerzte höllisch, was mich daran erinnerte, dass ich etwas mehr Schutz durchaus gut gebrauchen konnte. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob diese eine Stelle eine magische Anziehungskraft für Kugeln hatte - war es doch bereits die zweite, die mich genau dort erwischt hatte.

"In den Stoff ist besonders robustes Metall eingewebt. Es sollte dir zumindest ein bisschen Schutz bieten." erklärte er weiter. Ich sah an mir herunter, beobachtete, wie sich das Licht stellenweise auf dem silbergrauen Oberteil brach und strich langsam darüber.

Kid machte sich schon wieder viel zu große Sorgen um mich. Und wann genau hatte er Zeit gefunden, das hier anzufertigen? Ich wusste, dass es ursprünglich eines meiner eigenen Shirts gewesen war aber es musste eine immense Arbeit gewesen sein, dort Metall mit einzuweben. Hatte er überhaupt Ahnung davon? Skeptisch sah ich meinen Kapitän nun wieder an.

"Nun bedank dich einfach bei ihm, Katory..." brummte Killer hinter mir genervt. Der war ja auch noch da...

"Danke..." nuschelte ich und sah betreten zu Boden.

Kid wuschelte mir durch's Haar, wie so oft. Es war eine freundschaftliche Geste, die mir verdeutlichen sollte, dass ich mir nicht immer um alles so viele Gedanken machen sollte.
 

Ich huschte wortlos aus dem Krankenzimmer und in die Kapitänskajüte, zog das Metallshirt und meine Bluse aus - die ich erst kurz zuvor unter Schmerzen wieder angezogen hatte, nachdem Killer mit mir fertig war -, um sie in umgekehrte Reihenfolge wieder anzuziehen. Anschließend betrachtete ich mich im Spiegel. Man sah es nicht und es lag auch nicht schwer auf der Haut. Es war ein perfekter kleiner Panzer - wenn er denn das tat, was Eustass mir versprochen hatte...
 

Lächelnd betrachtete ich mein Spiegelbild. Ich hatte mich merklich verändert. Mein Teint war eine Spur dunkler geworden, meine Augen hatten einen wilden Glanz bekommen und ich wusste sehr wohl um die Muskulatur, die sich aufgebaut hatte. Man konnte mir meine Wendigkeit geradezu ansehen und ich war schon ein bisschen stolz auf mich. Dann musterte ich skeptisch den Blutfleck auf der rechten Schulter meiner Bluse. Seufzend zog ich sie wieder aus, kramte mir eine neue raus aus meinem Schrank. Meine Schulter hasste mich dafür. Doch noch bevor ich diese bis oben zuknöpfte, fiel mein Blick auf den glitzernden Anhänger.

Liebevoll strich ich über die Kette um meinen Hals und umschloss sie mit meinen Händen. Kid hatte mir so viel gegeben. Und ich redete nicht nur von dem Anhänger oder dem Oberteil. Er gab mir seine Freundschaft, ließ mich mit ihm Abenteuer bestehen und schenkte mir eine nie geahnte Freiheit. Ich war unsagbar glücklich, ihm begegnet zu sein.

Und es war ja nicht nur Kid allein. Dank Killer hatte ich nun eine Kontrolle über meinen Körper, die meine Vorstellungskraft bei weitem überstieg. Zudem bereitete es mir große Freude, mit ihm über Karten und Büchern zu hängen. Ich lernte viel von ihm: im Training, über's Navigieren, über die Grand Line. Er half mir stets bei meinen Medizinstudien und auch wenn er mich des Öfteren rügte, hatte er stets ein offenes Ohr für mich.

Genau wie Wire. Der Schwarzhaarige schien immer genau zu spüren, wann ich mal mit meinen Problemen nicht zu Kid oder Killer gehen konnte und war dann für mich da. Unsere Shoppingtouren waren legendär! Und mit ihm und dem stets gut gelaunten, optimistischen Heat an meiner Seite, war zwar Chaos vorprogrammiert aber wir hatten auch immer einen riesen Spaß dabei.

Ich mochte die Jungs wirklich. Ich wollte hier nicht wieder weg.
 

Mein Blick glitt zur Wand neben dem Schrank und ich musste schmunzeln. Unter einer Reihe von Kopfgeldplakaten von meinem Käptn prangte nun auch mein Steckbrief. Zaghaft strich ich mit meinen Fingern darüber. Wer auch immer das Foto geschossen hatte, musste damals mit am Strand gewesen sein, denn im Hintergrund konnte ich deutlich meine Wolke mit dem Vizen drauf erkennen. Der Fotograf hatte mich wirklich gut getroffen. Ich hatte mich gerade noch einmal umgedreht zu Kid und dabei einen leicht diabolischen Gesichtsausdruck auf den Zügen. Meine Haare flogen mir wild um die Ohren und meine Augen blitzten gefährlich.

Windhexe.

Was für ein bescheuerter Name.

Na wenigstens keine Gewitterhexe. Ich lachte innerlich. Den Beinamen würde ich nun für immer behalten.

"65 Millionen Berry..." flüsterte ich gedankenverloren. Das war eine ziemliche Stange Geld.

"Beeindruckend, nicht?" raunte mir Kid ins Ohr und sofort fuhr ich herum. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er in die Kajüte gekommen war. Er lächelte mich schief an.

"Wollte mal sehen, wo du bleibst. Du kamst gar nicht wieder raus. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung."

"Ja, es ist alles gut. Ich war nur in Gedanken."

"Dann ist ja gut. Es ist übrigens gerade noch ein Brief für dich gekommen." Er hielt ihn mir vor die Nase. In fein säuberlichen Lettern stand da 'An die Windhexe der Kid-Piraten' und ich schnaubte wütend. Nein, ich mochte diesen Namen definitiv nicht! Ich nahm ihn entgegen, wollte ihn gerade öffnen, als der Rotschopf noch einmal das Wort an mich richtete.

"Du, Kat... an dem Abend nach dem Überfall... da... da hatten wir uns doch noch unterhalten." Verdutzt sah ich ihn an. Wie kam er jetzt darauf? Ich überlegte kurz. Ich war so schrecklich müde und erschöpft gewesen.

"Du meinst, als du sagtest, du hättest Angst um mich gehabt..." er nickte.

"Du warst so schnell eingeschlafen..." begann er wieder zögerlich. Fragend sah ich ihn an.

"Eigentlich schon direkt nachdem du das gesagt hattest. Entschuldige bitte, ich hoffe, ich hab dich danach keine Monologe führen lassen." Traurig lächelte er mich an. Er wollte also eigentlich wirklich noch mit mir reden! Und ich war einfach eingeschlafen - waaaaah, ich Trampeltier!

"Es tut mir Leid, Eustass! Ich wusste nicht, dass du noch mit mir reden wolltest..."

"Schon gut. Ich wollte ja auch eigentlich nur wissen, ob du dich absichtlich schlafend gestellt hattest, weil du zu faul warst, mir zu antworten, bäh." Frech grinsend streckte er mir die Zunge raus und verschwand dann wieder. Dieser Mistkerl! Na immerhin hatte er wieder gute Laune...

War also das der Grund, warum er die letzten Tage so komisch drauf war?

Dachte er, ich würde ihn absichtlich ignorieren?

Dieser Idiot sollte mich doch eigentlich mittlerweile besser kennen! Immerhin schien das Thema jetzt aus der Welt zu sein. Erleichtert atmete ich aus und besah mir wieder das Schriftstück in meinen Händen.

Manchmal wünschte ich mir, ich wäre etwas weniger neugierig...
 

Gegen Abend lehnte ich mich zu Killer an die Rehling und lauschte gedankenverloren den Wellen, die gegen das Schiff klatschten. Es war so herrlich friedlich. Und nur ich wusste, wie sehr der Schein trügte.

„Du, Killer…“ Langsam drehte er den Kopf zu mir, als Zeichen, dass er mich vernommen und ich weiterreden konnte.

„Weißt du, wann wir die nächste Insel erreichen?“ Er horchte auf, war alarmiert, das erkannte ich nicht nur an seiner Haltung, sondern auch an seiner sich verändernden Aura.

„Wahrscheinlich morgen Mittag. Darf ich fragen wieso?“ Eigentlich nicht.

„Nichts Bestimmtes. Ich muss nur ein paar kleine dringliche Besorgungen machen. Nach dem ganzen Durcheinander dank dieses durchgeknallten Kopfgeldjägers ist mir das völlig entfallen.“ log ich. Er nickte nur knapp und dachte sich seinen Teil. Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen, hoffte aber inständig, dass er keinen Verdacht schöpfen würde.

Ich streckte mich ausgiebig, bereute es sofort, als ich den stechenden Schmerz verspürte und beschloss, noch einmal in meinem Krankenzimmer vorbei zu schauen, um mir ein starkes Schmerzmittel einzuverleiben bevor ich das Abendessen vorbereiten würde.
 

Die Jungs hatten im Laufe des Nachmittags einen Seekönig erlegt, ihn fein säuberlich filetiert und in der Kombüse auf meiner Arbeitsfläche abgeladen. Ich wusste ja, dass diese Mannschaft verfressen sein konnte aber war dieser Fleischberg nicht selbst für sie etwas zu viel? Schulterzuckend machte ich mich an die Arbeit - bisher ist immer alles aufgegessen worden - warum sollte es dieses Mal anders sein? Mit einem leichten Wehmutstropfen bereitete ich also das Abendessen zu - wer wusste schon, ob es für mich nicht vielleicht das letzte Mal war…
 

„Ist wirklich alles in Ordnung bei dir, Kat?“ fragte mich Kid nun schon zum achten Mal, als ich mich mal wieder schlagartig auf die andere Seite warf - ich konnte einfach nicht schlafen und diese miese Verletzung machte es auch nicht besser. Und falls ich doch kurz vorm Einschlafen war, fielen mir die Alpträume wieder ein, die mich quälten und schlagartig war ich wieder hellwach. Ich seufzte, setzte mich auf und sah meinen Käptn traurig an.

„Nein… nichts ist in Ordnung. Ich bin verflucht! Diese Alpträume bringen mich langsam nicht nur um den Verstand sondern auch um mein Leben!“ Er schmunzelte, zog mich in eine Umarmung.

„Du glaubst den Mist doch nicht, den dieser Lügenbold von einem Piratenjäger uns erzählt hat oder?“ Ich glaubte es nicht nur - ich WUSSTE, dass es die Wahrheit war. Nur Eustass nicht…

„Konteradmiral Hiyoru war auch am Strand…“ eröffnete ich ihm plötzlich und überrascht sah er mich an.

„Falls ja, dann lebt er jetzt nicht mehr. Wir waren gründlich.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Ich habe ihn aus den Augenwinkeln gesehen, er war bereits am Gehen. Euch wird er gar nicht aufgefallen sein. Er lebt, Kid. Und er ist gefährlich.“ Er zog die Stirn in Falten.

„Woher weißt du, wie er aussieht?“

„Er war der aufdringliche Grapscher auf dem Dorffest.“ Kid sog neben mir scharf die Luft ein.

„Und das sagst du mir erst JETZT!?“

„Ich wusste es ja auch erst, seit ich es aus dem kleinen Schleimer rausgeprügelt hatte!“ verteidigte ich mich. Ich spürte seinen bohrenden Blick auf mir.

„Was weißt du noch?“ In seiner Stimme war ein herrisch-bestimmender Unterton - jetzt würde ich ihm Rede und Antwort stehen müssen. Hätte ich doch bloß nicht davon angefangen…

„Er hat Teufelskräfte. Wenn er jemanden berührt, kann er ihm Träume der verschiedensten Art schicken. Gute Träume, wie er sie den Inselbewohnern schenkt, lassen einen Menschen in einer heilen Welt der Glückseligkeit leben. Nach einiger Zeit bekommen diese Menschen einen derart verklärten Blick, dass sie sich deutlich von normalen Menschen unterscheiden.“

„Das war es also, warum die alle wie Traumtänzer aussahen.“ Ich nickte nur zur Bestätigung und fuhr fort.

„Er kann allerdings auch Alpträume bescheren… Das hat er bei mir getan, nachdem ich ihm eine Abfuhr erteilt habe. Diese Alpträume werden immer intensiver, realer und brutaler und bringen das Opfer regelrecht um den Verstand und auch ums Leben.“

„Das war also nicht nur so daher gesagt, dass du die Kälte des Todes noch immer spürst…“ völlig entsetzt sah er mich an. So langsam schien er zu begreifen, in welcher Gefahr ich wirklich schwebte.

„Und wie wirst du sie wieder los?“

„Nur der Tod bringt Erlösung hatte der Kopfgeldjäger gesagt. Also entweder der vom Konteradmiral oder…“

„NIEMALS! Ich werde es nicht zulassen, dass er dir etwas antut!“ schimpfte Kid lautstark.

„Aber er tut es bereits…“ gab ich kleinlaut zu bedenken, erntete dafür nur einen missbilligenden Blick.

„Ich finde diesen Hiyoru und dann reiß ich ihm die Eingeweide einzeln heraus! Ich werde nicht zulassen, dass er dich noch länger quält!“ Ich war so gerührt von seinen Worten, die in meiner ausweglosen Situation wie ein Licht am Ende des Tunnels wirkten, dass ich ihm um den Hals fiel und mich fest an ihn drückte. Er fragte nicht, sagte nichts, legte nur seine Arme um mich und hielt mich fest. Ich genoss jede Sekunde. Wenn Kid wüsste, was ich vorhatte, würde er mich davon abhalten, dessen war ich mir ganz sicher. Aber ich würde es tun müssen, wenn ich jemals wieder frei sein wollte. Und um zu verhindern, dass ihm und der Mannschaft Schaden zugefügt wurde.
 

Freudestrahlend kam Killer zu mir an die Rehling - ich konnte es nicht wirklich sehen aber seine Aura verriet es mir in aller Deutlichkeit.

„Endlich gute Neuigkeiten, Katory!“ begann er ohne Umschweife.

„Wenn wir diesen Kurs halten, sind wir in zwei Tagen wieder auf unserer ursprünglichen Route. Dann siehst du auch endlich was von der neuen Welt und nicht nur die langweiligen Inseln abseits von allem.“ Ich lächelte ihm anerkennend entgegen.

„Braver Vize. Hast du fein gemacht. Ich hab nur leider grad kein Leckerlie in der Tasche…“ witzelte ich und wurde sofort in die Seite geknufft.

„Wie geht es dir, Killer?“ fragte ich nun wieder ernst. Auch wenn er so locker umher stolzierte, war ich mir fast sicher, dass er noch immer Schmerzen hatte. Er zuckte nur mit der Schulter.

„Muss ja oder? Es hat nichts mehr nachgeblutet, die Verbände sind alle sauber.“

„Und wie sieht es mit Schmerzen aus?“

„Pah, Schmerzen…“ Ich schmunzelte wissend.

„Ich leg dir nachher etwas in deine Kajüte. Nimm es bei Bedarf mit viel Flüssigkeit - kein Alkohol! - und gönn dir danach etwas Ruhe.“ Er nickte knapp. Wenn er wirklich keine Schmerzen gehabt hätte, hätte er spätestens jetzt dankend abgelehnt. Da er dies nicht tat - wie ich bereits vermutet hatte - zeigte er sie nur nicht, sondern stand tapfer seinen Mann.

Genau wie sein Kapitän. Dem musste ich die Schmerzmittel heute Morgen beinahe einprügeln, damit er sie nahm! Und am Ende kam er mir noch frech, von wegen, ich könnte sie ihm ja auch mit dem Mund einflößen - der tickte doch nicht mehr ganz sauber! Nur weil es diesen Bonus in unserer Freundschaft gab, musste er es ja nicht derart ausufern lassen!

„Dort vorn ist schon die Insel.“ riss Killer mich aus meinen Gedanken. Mein innerer Aufruhr kehrte zurück. Ich würde mein Vorhaben durchziehen. Es gab keine Alternative. Nicht, wenn ich meine Freunde beschützen wollte. Entschlossen fixierte ich das Eiland.
 

Sie schien nicht sehr groß zu sein, dafür gab es einen steil ansteigenden Berg, der auf einer Seite von einem Wald gesäumt wurde. Zu seinen Füßen ragte ein kleines Dorf zwischen den Wipfeln hervor. Ansonsten gab es nicht viel auf dem kleinen Fleckchen Erde. Aber mehr brauchte es auch nicht. Ich sah zum Berghang. Dort würde ich hinmüssen. Und zwar möglichst unauffällig und ohne, dass mir jemand folgte.
 

Schneller, als es mir lieb war, hatten wir die Insel erreicht und waren vor Anker gegangen. Lächelnd verabschiedete ich mich von den Jungs, sagte, ich sei bald zurück, sie sollten sich keine Sorgen machen. Ich würde vorsichtig sein. Innerlich ohrfeigte ich mich. Von wegen vorsichtig… Ich lief gerade wissentlich in mein Verderben!

Kaum war ich außer Sichtweite des Schiffes, bog ich vom Weg ab und steuerte direkt auf den Berg zu. Ich entdeckte einen kleinen verschlungenen Pfad, dem ich folgte. Der Aufstieg war nicht sonderlich schwer, trotzdem hämmerte mein Herz wie wild in meiner Brust und schlug mir bis zum Hals.

Was zum Henker tat ich hier eigentlich?

Ich hätte Kid etwas sagen müssen!

Warum hatte ich geschwiegen?

Warum hatte ich ihnen nichts von dem Brief des Konteradmirals gesagt?

War ich feige?

Wollte ich sie nicht schon wieder unnötig in Gefahr bringen?

Wollte ich mir selbst etwas beweisen, indem ich dieses Problem alleine bewältigte?

Ich seufzte schwer, massierte mir meinen Nasenrücken. Ich hatte doch so gute Freunde - warum hatte ich sie nicht eingeweiht?

Weil man eine Suppe, die man sich selbst eingebrockt hatte, auch selbst wieder auslöffeln musste!

Aber die letzten Tage hatten mir die Jungs doch immer wieder versichert, dass es nicht meine Schuld war. Dass wir aufeinander Acht gaben. Füreinander da waren.

Und ich ignorante Kuh lief schon wieder alleine los! Sollte ich das hier überleben, würde ich mein Verhalten gründlich überdenken. Aber nicht jetzt. Dafür war es bereits zu spät.
 

Oben auf der Spitze des Berges wurde ich bereits erwartet: Ein stattlicher Mann mit Sonnenbrille und schwarzem Spitzbart nickte mir kurz zu. Konteradmiral Hiyoru. Entschlossen und mit festem Schritt ging ich zu ihm, blieb einen knappen Meter vor ihm stehen und funkelte ihn herausfordernd an.

„Wie schön, dass du es einrichten konntest, Windhexe.“ spottete er. Ich spuckte ihm vor die Füße.

„Nenn mich gefälligst nicht so! Mein Name ist Katory! Aber es bringt dir ohnehin nichts, ihn dir zu merken, denn du wirst nicht mehr lange genug leben, um irgendjemanden davon berichten zu können!“ giftete ich zurück und versuchte, meine Teufelskräfte zu sammeln.

Was mir nicht gelang…

„Na, klappen deine kleinen Tricks nicht? Wie schade.“ Sein geheucheltes Mitleid konnte er sich sonst wohin stecken! War er dafür verantwortlich, dass ich meine Kräfte nicht nutzen konnte? Bestimmt. Sonst würde er jetzt nicht so überheblich grinsen, dieser Lackaffe!

„Wir hatten einen schlechten Start, findest du nicht, Kätzchen?“ Wütend griff ich zu meinen Messern, doch war er mit einem Satz bei mir, drückte mich zu Boden, die eine Hand fest um meinen Hals gelegt, die andere friemelte meine Ledertasche von meinem Oberschenkel. Scheiße!

„Lass uns noch einmal von vorn beginnen.“ säuselte er mit einem süffisanten Lächeln, stand auf, zog mich mit hoch und drückte weiterhin meinen Hals zu. Das Atmen fiel mir bereits deutlich schwerer.

„Mein Name ist Hiyoru Jiro. Konteradmiral der Marine. Ich besitze die Gabe der Traumfrucht, womit ich ohne viel Aufwand die gefährlichsten Piraten zur Strecke bringen kann. Einfach so im Schlaf. Ich bin immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Teufelskräften und verhandel selbst mit den schlimmsten Schurken. Manch einer wechselt sogar auf meine Seite, genießt den Schutz der Weltregierung und verstärkt somit meine Macht. Die andren... nun ja, sagen wir es einmal so: Zu meinem Glück erscheinen Teufelsfrüchte immer wieder, sobald ihr ursprünglicher Besitzer nicht mehr ist.“ Ich versuchte zu schlucken. Ich wollte diesem Widerling nicht mehr zuhören. Der Typ spielte doch mit gezinkten Karten!

„Und dich wollte ich fragen, Mädchen, die du von der Sturmfrucht gegessen hast, ob wir nicht zu einer Übereinkunft kommen können.“

Konteradmiral Hiyoru

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schwester Katory, bitte in den OP!

20. Kapitel: Schwester Katory, bitte in den OP! (Katory):
 


 

Tief durchatmen, Mädchen!
 

Einatmen.
 

Ausatmen.
 

Und wieder einatmen!
 

Es gab nichts, was ich nicht konnte!
 

Ein letzter Blick in das aufgeschlagene Medizinbuch, die Stelle abgleichend, über der mein Skalpell hing. Ich war richtig - hier konnte ich schneiden. Dort, wo mein Utensil die schützende Hautbarriere durchtrennt hatte, quoll Blut hervor, welches sich in einem kleinen Rinnsall ergoss, die Seite meines Patienten hinunter, auf den mehr oder weniger sterilen Tisch tropfte und sich dort in einer kleinen Lache sammelte.
 

Blut. Der Saft des Lebens. Kurz ließ ich mich davon gefangen nehmen, wie die rote Flüssigkeit rhythmisch aus dem Körper sickerte. Angetrieben durch das starke Herz, welches in jener Brust so kraftvoll pumpte. Ich sollte mich lieber beeilen. Wir hatten keinerlei Blutkonserven an Bord. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht einmal seine Blutgruppe kannte... Ich sollte bei Gelegenheit einmal einen Test machen, beschloss ich und führte meine Arbeit fort.
 

Wie gern hätte ich ein Röntgengerät hier gehabt, um zu sehen, wo seine Rippen gebrochen waren und an welchen Stellen sie seine Lunge verletzt hatten. Auf so tolle Geräte musste ich allerdings verzichten und somit agierte ich blind.

Nachdem ich den Schnitt zwischen seinen Rippen gesetzt hatte, fuhr ich mit meinem Zeigefinger in die Wunde - ich musste zum Zwischenraum zwischen Lunge und Rippenfell vordringen und das ohne noch unnötig mehr Gewebe zu schädigen. Also musste ich stumpf punktieren. Hier durfte kein spitzer Gegenstand ran, mein Finger musste reichen. Einfach war das nicht aber unter ziemlichen Kraftaufwand schaffte ich es dennoch. Vorsichtig tastete ich etwas umher, soweit mein Radius es zuließ. Was ich ertastete, beruhigte mich ungemein. Nun musste ich nur noch das kleine Loch ein wenig vergrößern, damit ich die Drainage legen konnte und fertig. Sollte ich mir Sorgen machen, dass das so glatt abgelaufen war?
 

Mit Hilfe meiner Medizinbücher schaffte ich es, diesen ersten Teil der Operation ganz passabel hinzubekommen. Kids Rippen waren sauber gebrochen und nur eine hatte seinen Lungenflügel gequetscht aber nicht ernsthaft verletzt. Dennoch musste ich eine Drainage legen, damit seine Lunge sich wieder richtig entfalten und das entstandene Wundsekret ablaufen konnte.
 

Das Ganze war unglaublich aufwendig - angefangen bei meiner Bekleidung, über das ständige Säubern meiner Hände und der Wunde, da es keine sterilen Handschuhe an Bord gab, - vielleicht sollten wir mal in ein Krankenhaus einsteigen und einige Dinge mitgehen lassen - bis hin zu dem gesamten Provisorium, in dem ich mich befand, von der Operation selbst mal ganz abgesehen!

Meine Haare hatte ich zu einem Knoten zurückgebunden und ein Tuch drumherum gewickelt, sodass mir mein widerspenstiger Pony nicht ständig ins Gesicht fallen konnte. Ich hatte mir ein enges Top angezogen und eine Gummischürze oben drüber gebunden, dazu eine kurze Hose und Gummistiefel, damit ich nicht ausrutschte - ziemlich sexy oder? Wenn Kid mich so sehen könnte, er würde... Nein! Ich durfte keinen Gedanken daran zulassen. Ich musste mich voll und ganz darauf konzentrieren, was ich hier tat. Zum Glück bekam er von alldem recht wenig mit...
 

Killer half mir, mich durch meine Medizinbücher zu wühlen, um die richtigen Seiten und Passagen zu finden, damit ich auch ja nichts falsch machte. Immerhin war das hier meine allererste Operation! Und dann natürlich gleich an meinem Käptn... Vielleicht hätte ich mir zwischendurch einfach einen Marinesoldaten als Versuchskaninchen halten sollen... Für solch glorreiche Ideen war es nun leider zu spät.

Wire wechselte in regelmäßigen Abständen die Infusion, die in Kids rechtem Arm hing, aus und spritzte die von mir angegebene Menge an Schmerzmitteln hinein, damit der Rotschopf auch ja nichts mitbekam von der ganzen Prozedur. Wenn er damit nicht beschäftigt war, spülte der Schwarzhaarige die offenen Wunden mit einer isotonischen Kochsalzlösung aus, wann immer ich es verlangte.

Ich hatte irgendwann einmal in einem der Bücher die Formel zur Herstellung dieser gefunden und gleich dafür gesorgt, einen ausreichenden Vorrat davon an Bord zu haben. Manchmal machte sich meine Voraussicht doch bezahlt.

Sogar Heat konnte sich nützlich machen, was den Rastaträger ungemein begeisterte. Wann immer ein Gefäß zu stark blutete, durfte er es veröden. In meiner Welt machte man das mit Strom. Den hatte ich hier nicht zur Verfügung, also mussten wir improvisieren. Heat entzündete ein langes schmales Stück Holz, das ein bisschen aussah, wie ein überdimensionaler Zahnstocher und kokelte diesen an. Durch die Hitze konnte ich kleinere Gefäße somit fast genauso gut veröden, wie mit Strom. Manchmal musste man sich einfach nur zu helfen wissen.
 

"Katory, dein Verband ist schon wieder durchgeblutet. Du solltest wirklich eine Pause machen!" mahnte mich Killer. Diese miese Schussverletzung! Killer hatte es notdürftig verbunden, allerdings blutete der Mist einfach ohne Unterlass. Es war schon das dritte Mal, dass wir ihn erneuern mussten. Mürrisch trat ich von meinem Patienten zurück, dehnte meinen Nacken und ließ den Blonden meinen linken Oberarm verarzten.

"Was musst du noch machen?" fragte er mich, während er den Verband wechselte. Auch Heat und Wire sahen mich erwartungsvoll an.

"Ich muss noch an seinen Arm. Hiyoru hat ihn mehrfach gebrochen. Ich muss schauen, ob irgendwelche Splitter Schäden angerichtet haben und sie beheben."

"Was glaubst du, wie lange wird das dauern?" Ich seufzte schwer.

"Keine Ahnung. Ist mein erstes Mal. Ich weiß ja auch noch gar nicht, was mich erwartet." Killers Schmunzeln war deutlich zu vernehmen.

"Soll ich uns kurz etwas zu trinken und zu essen holen? Du stehst hier schon seit mehr als zwei Stunden. Und wer weiß, wie lange das hier noch dauern wird." Was? Schon ganze zwei Stunden? Ein ausgebildeter Arzt brauchte für so einen Eingriff keine zwanzig Minuten... Mein Ego bekam einen kräftigen Arschtritt. Ich hatte wirklich geglaubt, ich wäre besser. Ein verächtliches Schnauben entwich mir.

"Ich will es eben vernünftig machen. Am Ende überseh ich sonst noch etwas Wichtiges." Oder brachte meine Kapitän doch noch um. Killer legte mir vorsichtig eine Hand auf meine rechte Schulter.

"Denk aber auch an dich. Du bist ebenfalls verletzt worden. Ganz zu schweigen von der Wunde, die dir gestern zugefügt wurde."

"Weiß ich selbst..." gab ich pampig zurück. Damit verließ der Blonde den Raum.

Ich wusch mir erneut meine Hände und meine Arme bis zu den Ellbogen, bevor ich mich wieder Kid zuwandte.

"Skalpell." Wire drückte mir gewünschtes Instrument in die Hand. Und weiter ging das Prozedere...
 


 

Fünf weitere verfluchte Stunden später (!) hatte ich es endlich geschafft. Völlig erschöpft tauschte ich die letzte Infusion aus und ließ mich auf meinen Stuhl sinken, nachdem ich mir die Schürze abgebunden hatte.

Das war wirklich nicht einfach gewesen. Sein Oberarm war ein sauberer Bruch gewesen und wir hatten lediglich einige stark blutende Gefäße veröden müssen.

Der Unterarm dagegen war das reinste Gruselkabinett. Elle und Speiche waren mehrfach gebrochen, zum Teil gesplittert und es waren umliegende Gefäße und Gewebe stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie ein Puzzle hatte ich die Splitter wieder zusammengesetzt. Für diesen Moment hatte ich meine drei Helferlein aus dem Raum geschmissen, denn ich konnte niemanden gebrauchen, der mir dabei auf die Finger sah, zitterten die doch ohnehin schon mehr als genug - und dann noch diese Fummelarbeit! Nun musste ich anschließend nur noch dafür sorgen, dass Kids ledierte Knochen auch die Chance zum Heilen bekamen.

Aber wie fixiert man ein derartiges Energiebündel?

Eigentlich dürfte er den Arm mindestens vier Wochen lang weder bewegen noch belasten. Bei so einem komplizierten Bruch sogar besser sechs Wochen. Aber Kid würde keine sechs Stunden mit einem Gibs überstehen.

Und jetzt?

Ich hatte keine Ahnung.
 

Müde striff ich mein Tuch vom Kopf und löste meinen Haarknoten. Ein leises Klopfen erklang.

"Komm rein." Heat streckte seinen Kopf zu mir herein. Ich hatte eigentlich Killer erwartet. Was suchte der Blauhaarige hier?

"Für dich." Er reichte mir eine Schüssel mit dampfender Nudelsuppe und eine Tasse Tee.

"Killer meinte, er kümmert sich um alles, bis unser Chef wieder wach ist. Und du sollst dir auch eine Pause gönnen. Wire übernimmt heute deine Nachtwache." Das hatte ich schon völlig verdrängt. Killer war wirklich gewissenhaft, das musste ich ihm lassen.

"Danke." Ein erschöpftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Etwas unschlüssig stand Heat neben mir.

"Ist noch was?" Er schloss vorsichtig die Tür und ließ sich zu meinen Füßen auf den Boden fallen. Eine Weile herrschte Schweigen und ich begann mich schon zu fragen, was das hier werden sollte.
 

"Warum bist du heute Morgen allein los?" Ich sah von meiner Suppe auf und blinzelte ein paar Mal. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er noch etwas sagen würde.

"Wir haben den Brief gefunden. Du hättest etwas sagen können. Wir hätten dir doch geholfen." Schuldbewusst senkte ich meinen Blick.

"Magst du uns etwa nicht?" Überrascht sah ich ihn an.

"Ach, Heat... Natürlich mag ich euch."

"Warum hast du dann nichts gesagt?"

"Weil ich euch beschützen wollte..." gab ich kleinlaut zurück und erntete dafür ein verächtliches Schnauben. Mit dieser Reaktion hatte ich irgendwie gerechnet.

"Es tut mir Leid."

"Das sollte es auch! Wir haben uns riesige Sorgen gemacht! Wir sind eine Familie - merk dir das! Wir gehören zusammen!" Ich wischte mir die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln, nickte und lächelte.

"Ja, du hast Recht. Wir sind eine Familie. Danke Heat." Ich schlang meine Arme von hinten um seinen Hals, woraufhin er etwas verlegen seinen Kopf schief legte.

Der Blauhaarige war nie ein Freund großer Worte gewesen aber die wenigen, die er mit mir gewechselt hatte, hatten mich tief berührt.
 

Wir waren viel mehr, als nur eine Bande von Gesetzlosen.
 

Wir waren eine Gemeinschaft.
 

Wir waren Freunde.
 

Wir waren eine Familie.
 


 

Am nächsten Morgen war es Wire, der zu mir ins Krankenzimmer kam. Ich hatte den restlichen Tag und die gesamte Nacht nicht ein Auge zugetan, während Eustass friedlich schlafend im Bett des Krankenzimmers lag. Nicht mehr auf dem provisorischen Operationstisch. Mit vereinten Kräften hatten wir ihn in das bereit stehende weiche Bett gelegt, ihn zugedeckt und gewartet, dass er endlich seine Augen aufschlägt.

Aber es geschah nicht. Immer wieder hatte ich mich vergewissert, dass sich sein Brustkorb noch immer hob und senkte und seine Vitalparameter stabil waren. Vielleicht hatte ich doch etwas übertrieben mit dem Schmerzmittel... Aber so war zumindest sichergestellt, dass er nichts von all dem mitbekommen hatte.

Ein schwacher Trost.

"Guten Morgen, Süße. Wie geht es dir?" fragte mich Wire sanft, stellte ein kleines Frühstücksbuffet auf meinen Schreibtisch, musterte eingehend meine Notizen, bevor er zu mir sah.

"Du siehst ziemlich fertig aus... Wann hast du zuletzt geschlafen? Wann warst du eigentlich das letzte Mal duschen? Und was ist mit deinem Verband? Der ist völlig durchgeblutet! Wann hast du ihn das letzte Mal wechseln lassen?"

"Gestern Nachmittag. Aber die Blutung hat gestoppt. Wenn ich ihn jetzt abreiße, würde es wieder anfangen, also lasse ich ihn, wo er ist." Alle anderen Fragen ließ ich unbeantwortet. Wire nickte zu Kid.

"Wie geht es ihm?"

"Unverändert. Er zeigt noch immer keinerlei Reaktion aber seine Werte sind stabil." Der Schwarzhaarige seufzte.

"Willst du dir nicht eine kleine Pause gönnen? Du musst auch schlafen." Ich lächelte ihn schief an.

"Du hattest Nachtwache, Wire. Denk auch ein bisschen an dich und geh lieber selbst in deine Koje."

"Weißt du, Katory, manchmal frage ich mich, ob du als Krankenschwester dazu verpflichtet bist, deine eigenen Ratschläge nicht zu befolgen. Du sagst uns, wir sollen uns Ruhe gönnen, bleibst aber selbst am längsten wach und schläfst am wenigsten. Wenn wir uns verletzen, sollen wir uns schonen aber du operierst hier stundenlang mit blutender Wunde und etlichen anderen Blessuren." Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, seine Lippen zu einem strengen, schmalen Strich verzogen und sah mich vorwurfsvoll an. Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln.

"So bin ich nun mal. Ich kann einfach nicht ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass es einem von euch nicht gut geht. Ich möchte helfen. Möchte für euch da sein, so wie ihr für mich da seid." Gedankenverloren blickte ich zu Kid.

"Kannst du das denn nicht verstehen?" wisperte ich.

"Doch. Sehr gut sogar. Aber du hilfst niemanden, wenn du selbst immer bis zur völligen Erschöpfung für uns kämpfst - egal in welcher Hinsicht." Er hatte Recht. Aber ich hasste es so sehr, meine Aufgaben an jemand anderen zu deligieren und in meiner Welt hatte ich gelernt, mich auf niemanden außer mich selbst zu verlassen.

"Ich mache dir jetzt einen Vorschlag. Und entweder du nimmst ihn an oder ich schlage dich bewusstlos, damit du endlich deine Mütze Schlaf bekommst!" Überrascht fuhr ich zu ihm rum. Hatte er das ernst gemeint?!

"Ich werde jetzt Heat wecken, der hier bei unserem Käptn Stellung bezieht und sobald er aufwachen sollte, wird er dich sofort wecken kommen. In der Zwischenzeit wirst du ausgiebig duschen und dich hinlegen. Na, wie klingt das?"

"Verlockend." gestand ich wahrheitsgemäß. Wire grinste breit.

"Wusst ich's doch. Ich werd dann mal unseren Lieblingszombie wecken gehen. Sobald er hier ist, wirst du deinen kleinen Hintern sofort hier raus bewegen. Kapiert!" Ich nickte ihm lächelnd entgegen, dann verschwand er.

Ich setzte mich ans Krankenbett, strich Kid liebevoll über's Gesicht und zog die Decke etwas zurück. Die Drainage förderte nur noch mäßig Sekret. Ich würde sie vielleicht schon morgen wieder entfernen können. Die Nähte waren reizlos und wenn ich leicht auf die Nahtstellen drückte, drang kein Wundsekret nach draußen. Das war ein gutes Zeichen.

Dann strich ich über seinen linken Arm. Er war angenehm warm und auch hier waren die Nahtstellen reizlos. Erleichtert atmete ich aus. Wenn es die nächsten ein bis zwei Tage so blieb, konnte ich wirklich mehr als stolz auf unsere gemeinsame Leistung sein.

Meine erste Operation.

Und das ohne postoperative Infektionen.

Das sollte mir erst einmal jemand nachmachen! Vor allem unter diesen Bedingungen...

Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, lehnte dann meine eigene dagegen und lächelte, als mir unbewusst auffiel, dass er keine erhöhte Temeratur zu haben schien. Ich war einfach zu sehr Krankenschwester.

Gerade als ich mich wieder aufrichtete, kam Heat grinsend durch die Tür gestapft.

"Yo, Katory. Ich soll dich ablösen." Ich schenkte auch ihm ein Lächeln.

"Ja, danke. Ich werde versuchen, etwas zu schlafen. Weck mich bitte, sobald sich etwas verändert."

"Klar. Kannst dich auf mich verlassen." Dessen war ich mir mehr als sicher. Also begab ich mich guten Gewissens in die Kapitänskajüte und steuerte sofort die Dusche an. Ich ließ den Verband absichtlich drum, damit sich das angetrocknete Blut schonend von meiner Haut löste und die Wunde nicht gleich wieder aufriss. Als er völlig durchweicht war, löste ich ihn vorsichtig und begutachtete die Verletzung zum ersten Mal persönlich.

Ich verzog das Gesicht. Das würde ewig dauern, bis es vollständig wieder verheilt war.

Ich wusch mich, versorgte anschließend meine Blessuren und verband mir Schulter und Oberarm mit einem sauberen Verband wieder. Anschließend kuschelte ich mich unter beide Decken und drückte Kids Kissen eng an mich.
 

Es war nicht einfach, ohne ihn an meiner Seite einzuschlafen aber irgendwann musste es mir doch gelungen sein, denn irgendjemand riss mich laut plärrend aus meinem Schlaf. Ich musste mehrfach blinzeln, um mich zu orientieren.

Wo war ich gleich?

Was war geschehen?

Und wie spät war es überhaupt?

Ein Blick nach draußen beantwortete mir zumindest meine letzte Frage: Rotglühende Sonnenstrahlen schienen durch das kleine Fenster hinein. Es war also beginnender Abend. Ich drückte das Kissen noch einmal fest an mich. Ja, ich wusste auch wieder, wo ich war und was geschehen war. Dann sprang ich auf, zog mich an und ging nach draußen, wo ein völlig aufgebrachter Heat zappelnd auf mich wartete.

"Du sagtest, ich soll dich wecken, sobald sich etwas verändert..." meinte er entschuldigend. Ich musste ziemlich verschlafen aussehen.

"Schon gut, Heat. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Was ist denn passiert?"

"Er atmet irgendwie anders. Und schwitzt. Und -..."

"SCHEIßE!" Er wird doch nicht etwa eine Infektion bekommen haben? Verdammt! Ich war sofort hellwach und eilte die Treppen hinunter unter Deck, den Flur entlang und schlug die Tür zum Krankenzimmer auf.

Kid lag schweißgebadet im Krankenbett, das Gesicht schmerzverzogen. Schnell trat ich an seine Seite, zog die Decke zurück und betrachtete die Nähte, fuhr mit meinen Fingern darüber. Sie waren noch immer sauber, reizlos und genauso warm wie der Rest der Umgebung. Die Wunden hatten sich also demnach nicht entzündet.

Ich legte meine Hand auf seine Stirn aber trotz der Rötung seines Gesichtes schien er kein Fieber zu haben. Das ließ nur noch einen Schluss zu: Er hatte Schmerzen. Das erleichterte mich schon ziemlich. Ich ging zu meinem Medizinschrank und zog ein schmerzstillendes Mittel auf, das ich nicht extra mit einer Infusion verdünnen musste. Nur wenige Minuten später entspannten sich seine Züge wieder.

Lächelnd drehte ich mich zu Heat um, der gebannt alles beobachtet hatte.

"Er hatte Schmerzen. Ansonsten geht es ihm gut. Danke, dass du mich sofort geholt hast, Heat." Auch er wirkte nun entspannter.

"Hast du schon etwas gegessen, Heat?" fragte ich freundlich und er verneinte. Sofort schickte ich ihn rauf in die Kombüse, sonst fiel er mir am Ende noch vom Fleisch. Ich würde hier bleiben. Schlaf fand ich jetzt doch keinen mehr.
 

Stunden später klopfte es und ohne auf Erlaubnis zu warten, wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und Killer trat ein, in seinen Händen ein gefüllter Teller und eine Decke. Wenn die Jungs mir nicht ständig etwas zu essen bringen würden, wäre ich sicher schon verhungert - ich vergaß es einfach in meiner Sorge um den Rotschopf... Oder hatte Wire doch Recht? War das meine 'Pflicht als Krankenschwester' auf alle zu achten außer auf mich selbst?

"Dacht ich mir, dass du noch immer hier bist. Hier, du hast seit heute Morgen nichts mehr zu essen bekommen."

"Danke, Killer. Wie geht es dir eigentlich?" Er zuckte wiedermal nur mit den Schultern.

"Ich verspür kaum noch Schmerzen. Aber wie ich dich kenne, wirst du trotzdem noch einmal gucken wollen, hab ich Recht?" Ohne auf meine Antwort zu warten, hüpfte er auf die Pritsche, zog sein Hemd aus und nahm bereitwillig seine Maske ab. Der Anblick, Killer ohne seine Maske zu sehen, war noch immer befremdlich für mich, bereitete mir aber nicht mehr ganz so großes Unbehagen. Immerhin nahm er sie freiwillig ab.

Ich besah mir zuerst die Nahtstellen an seinem Kopf, damit er nicht zu lange ohne seine Maske sein musste. Doch als ich damit fertig war, machte er keinerlei Anstalten sie wieder aufzusetzen. Stattdessen ruhten seine eisblauen Augen ununterbrochen auf mir, als ich seinen Oberkörper genauestens inspizierte. Immer wieder huschte mein Blick zu seinem Gesicht und verunsicherte mich zusehends.

Warum tat er das?

Konnte er nicht einfach damit aufhören?

Wollte er mich damit bestrafen?

"Ok, Schluss jetzt! Was soll das? Du ärgerst mich doch absichtlich!" schimpfte ich und er grinste amüsiert.

"Durchaus." Mehr Antwort bekam ich nicht. Na toll!

Ich beendete meine Untersuchung, teilte ihm mit, dass alles sehr gut verheilte, drehte dem Vizen den Rücken zu und ging mir die Hände waschen. Noch immer ruhte sein Blick auf mir. Wütend warf ich das Handtuch bei Seite und drehte mich wieder zu ihm um.

"Hör endlich auf damit! Sag mir einfach, was du willst!" Lässig zog er sich sein Hemd über, griff dann zu seiner Kopfbedeckung und kam zu mir, ohne sie wieder aufzusetzen. Direkt vor mir blieb er stehen, sah auf mich herab. Seine Augen spiegelten keinerlei Emotionen wieder, der Schalk von vorhin war verschwunden und in mir breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Ich würde es in diesem Leben wohl nicht mehr lernen, wann ich lieber meine Klappe halten und gewisse Dinge einfach so hinnehmen sollte.

"Ich versuche herauszufinden, ob wir dir trauen können." Seine Worte trafen mich härter, als alles zuvor.

"Wie meinst du das?" stammelte ich nur, sah ihn mit großen Augen an.

"Das war nicht dein erster Alleingang. Durch deine Aktionen bringst du nicht nur dich, sondern uns alle in Gefahr. Kid wirft sich immer wieder bereitwillig für dich ins Kreuzfeuer aber dieses Mal hätte er beinahe mit dem Leben dafür bezahlt. Du verstehst also meine Missgunst dir gegenüber, wenn es um meinen besten Freund und Kapitän geht." Ich wagte es nicht, meinen Blick abzuwenden, nickte nur langsam. Natürlich verstand ich ihn.

"Dann hoffe ich für dich, um deiner selbst Willen, dass es der letzte Alleingang war. Denn ein nächstes Mal wird es nicht geben, das werde ich zu verhindern wissen!" Das war keine leere Drohung, ich sah es mehr als deutlich an seinem eiskalten Blick. Dann wandte er sich von mir ab und ging.

"Killer..." fand ich dann doch meine Stimme wieder, bevor er zur Gänze das Zimmer verlassen konnte.

"... ich habe nicht aus Egoismus so gehandelt... oder um besonders stark zu wirken... ich habe es getan, weil ich mir keinen anderen Ausweg wusste, um euch zu beschützen..." Verächtlich schnaubend knallte er die Tür wieder zu, war mit wenigen langen Schritten wieder bei mir und verpasste mir eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

"Hör auf damit, ständig alles und jeden allein beschützen zu wollen, Katory! Du bist nicht allein! Begreif das endlich! Wenn du Probleme hast oder in Schwierigkeiten steckst, dann rede gefälligst mit uns und versuche nicht immer, alles auf eigene Faust zu lösen! So läuft das hier nicht, kapiert!?" Ganz langsam nickte ich, wagte es aber nicht, meine Hand zu meiner schmerzend-pochenden Wange zu führen. Ich wusste, ich hatte diese Ohrfeige mehr als verdient. Vermutlich war sie sogar schon mehr als überfällig gewesen...

"Dann verinnerliche es auch!" Wieder nickte ich. Killer seufzte, gab seine eiskalte Miene auf, seine Züge entspannten sich. Als er erneut zum Sprechen ansetzte, war seine Stimme um ein Vielfaches sanfter als zuvor.

"Du hast doch die Tage bewiesen, wie gut du mit uns zusammen arbeiten kannst - und damit meine ich nicht nur die Operation." Ein erneutes Nicken sparte ich mir, denn die Bewegung schmerzte sehr. Er beließ es dabei, richtete ein letztes Mal seine Worte an mich.

"Dann kümmer dich bitte weiter um Kids Genesung. Ich habe dir eine Decke mitgebracht, denn du willst sicher heut Nacht wieder hier bleiben." Ein dankbares Lächeln huschte über meine Lippen. Auch das tat verflucht weh aber die Geste war ich ihm zumindest schuldig.

"Ja." Mehr brachte ich nicht hervor aber das schien ihm zu genügen. Nun war er es, der nickte, seine Maske überzog und den Raum verließ.

Langsam tastete ich mit meinen Fingern nach meiner Wange. Es war eine Warnung. Und gleichzeitig ein Versuch, mir Vernunft einzubleuen. Ich hatte ihn enttäuscht. Ich hatte alle enttäuscht.
 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war. Ich hatte gegessen, Kids Vitalparameter überprüft und mich anschließend in die Decke eingekuschelt, die Killer mir mitgebracht hatte. Irgendwann muss ich auf dem Stuhl am Krankenbett eingenickt sein. Geweckt wurde ich durch ein unzufriedenes Brummen, sowie einer Regung, die so gar nicht zu den gleichmäßigen Atemzügen zuvor passte.

Verschlafen öffnte ich meine Augen, richtete mich leicht auf. Kids Augen waren einen Spalt geöffnet und er verzog sein Gesicht, als er versuchte, seinen linken Arm zu bewegen. Stattdessen hob er seinen rechten, besah sich kurz seine Hand, schielte dann zu mir und legte diese auf meinem Kopf ab.

"Da ist ja meine Lieblingskrankenschwester." erklang seine Stimme schwach und rau. Seine Kehle musste staubtrocken sein.

"Ist dir auch nichts passiert?" Ungläubig sah ich ihn an, als diese Worte seine Lippen verließen. Dann brach einfach alles aus mir heraus - ich warf mich auf seinen Oberkörper, ignorierte das Zischen seinerseits, und ließ meinen Tränen freien Lauf.

"Dummopf! Vollidiot!" schimpfte ich laut schluchzend. Er lächelte nur, strich mir weiterhin über meinen Kopf.

"Was machst du auch immer für Dummheiten, Kat."

"Es tut mir Leid..."

"Das will ich auch hoffen!" Kurz huschten strengere Züge über sein Gesicht, bevor er mich wieder angrinste. Dann fügte er nach einigen schweigsamen Minuten noch hinzu:

"Ich finde, ich habe eine Belohnung für deine heldenhafte Rettung verdient!" Sein Grinsen wurde anzüglich und mit einem Schlag versiegten meine Tränen und die Röte schoss mir ins Gesicht. Meinte er die Art von Belohnung, die ich dachte, dass er sie meinte?!

"Du bist verletzt! Komm erst mal wieder auf die Beine, dann... reden wir vielleicht darüber..." Ich stieß mich von ihm ab, setzte mich aufrecht mit verschränkten Armen vor der Brust auf meinen Stuhl und ignorierte die Hitze in meinen Wangen.

"Du wirst deinen linken Arm eine ganze Weile nicht benutzen können. Es ist ein ziemlich komplizierter Bruch. Und deine Rippen müssen auch vernünftig verheilen."

"Ich steh drauf, wenn du die böse Krankenschwester raushängen lässt." Jetzt brachte er mich endgültig aus der Fassung und abrupt stand ich auf. Konnte er nicht ein Mal ernst bleiben?! Dieser Kindskopf!

"Du spinnst ja wohl! Ich glaub die Schmerzmittel haben dir nicht gut getan! Ich gehe jetzt frische Luft schnappen und wenn ich wiederkomme, will ich dieses Grinsen nicht mehr in deinem Gesicht sehen!"

Ich hätte ihn doch leiden lassen sollen, wie ich es ihm angedroht hatte. Dann wäre er jetzt mit Sicherheit weniger großspurig!

So schnell ich konnte, verließ ich das Krankenzimmer und stürzte an Deck. Das war nun doch alles ein bisschen fiel. Killers Drohung, die Ohrfeige, sein plötzlicher Stimmungswechsel, die Freude, dass Kid endlich aufgewacht war, die ganze Anspannung, die von mir abfiel und am Schluss diese anzüglichen Blicke und Bemerkungen. Keine fünf Minuten weilte er wieder unter den Lebenden, da dachte er schon wieder nur noch an das Eine! So ein unverbesserlicher Vollidiot!
 

Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken und herumwirbeln.

"Killer! Erschreck mich nicht so!"

"Warum bist du hier?" fragte er nur. Ich deutete unter Deck.

"Eustass ist wieder wach und anscheinend wieder völlig auf seiner geistigen Höhe." motzte ich und kämpfte die aufsteigende Hitze nieder. Der Blonde legte den Kopf schief und ließ kurz darauf einen amüsierten Laut vernehmen.

"Verstehe. Kann ich zu ihm?"

"Klar. Du solltest ihm vielleicht etwas zu trinken mitbringen. Und sobald er Anzeichen von Schwäche zeigt, zieh ihm eine über, damit er sich gefälligst weiter ausruht." Nun lachte er laut auf.

"Ich werd's mir merken. Ich sag dir Bescheid, sobald ich zurück bin - könntest du solang meinen Posten beziehen?" Er deutete nach oben auf das Krähennest und ich willigte ein.
 

Die laue Nachtluft tat mir gut. Sie kühlte mein erhitztes Gemüt ab und ließ mich meine Gedanken ordnen. Ich musste Kid irgendwie dazu bringen, seinen Arm zu schonen! Und ich musste endlich damit aufhören, alle auszuschließen.

Hatten sie mir nicht alle schon mehr als genug bewiesen, dass ich ihnen vertrauen konnte?

Warum schaffte ich es dann nicht, meinen Turm mit den dicken Mauern zu verlassen?

Warum sperrte ich sie alle einfach aus?

Hatte ich etwa noch immer Angst, verletzt zu werden?

Ließ ich deswegen keine Nähe zu, weil ich Angst hatte, meine neuen Freunde wieder zu verlieren?

Aber ich würde sie verlieren...

Wenn ich so weiter machte, wie bisher, würde ich sie verlieren. Für immer. Dabei wollte ich das gar nicht. Ich hatte sie doch gern. Sehr gern.

"Katory." Killer war zurück.

"Kid will dich sehen. Ich habe ihm von unserer... 'Unterhaltung' erzählt." Er hatte WAS getan!? Völlig panisch sah ich ihn an.

"Er ist übrigens meiner Meinung, dass es so nicht weiter gehen kann." Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab. Er sollte nicht sehen, wie sehr mich das traf und verletzte.

"Und jetzt komm aus deinem Schneckenhaus wieder raus, steh gefälligst deine Frau und geh da runter!" Ruckartig stand ich auf, funkelte ihn kurz wütend an und sprang aus dem Krähennest, landete sicher auf meiner Wolke und ließ mich zur Treppe unter Deck bringen.

"Musst du immer den direkten Weg nehmen?" knurrte er mir hinterher.

"So bin ich nunmal, das weißt du."

"Ja... hast es die letzten Tage ja oft genug bewiesen..." brummte er noch, bevor ich endgültig unter Deck verschwand. Ohja, das hatte ich. Und genau deswegen war ich nun in dieser heiklen Situation.
 

"Du wolltest mich sehen?" begann ich vorsichtig, als ich mein Reich wieder betrat. Kid hatte seinen rechten Arm hinter seinem Kopf verschränkt und starrte die Decke über ihm an. Als Antwort bekam ich erst nur ein Brummen.

"Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?" versuchte ich von der unangenehmen Situation abzulenken. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht klappen würde.

"Weißt du, Killer macht seinem Spitznamen wirklich alle Ehre..." er seufzte kurz.

"Er wird seine Drohung wahr machen, wenn du nicht besser aufpasst!" Darauf war ich auch schon gekommen...

"Spitzname?" fragte ich verwirrt.

"Natürlich. Oder hast du ernsthaft geglaubt, Killer wäre sein richtiger Name?" Noch immer sah er mich nicht an.

"Es gibt außer ihm nur vier lebende Menschen, die seinen richtigen Namen kennen. Drei davon befinden sich hier auf dem Schiff. Die vierte... tja, wer weiß, wo diese Person sich momentan aufhält." Ich konnte mir denken, wer diese Menschen waren: Kid, Wire, Heat und der mir unbekannte Gesprächspartner von Killer, derren Konversation ich mehr oder weniger unfreiwillig belauscht hatte.

"Es ist das höchste Zeichen seines Vertrauens." fuhr er gedankenverloren fort. Vertrauen. Wehmütig senkte ich den Blick. Würde ich je wieder lernen, bedingungslos zu vertrauen? Eigentlich vertraute ich den Jungs schon... irgendwie... aber nicht bedingungslos. Nicht so, wie ich es tun sollte. Wobei... Ich musste an den kleinen Bonus denken und seufzte leise. So langsam verwirrten mich meine eigenen Gedanken und Gefühle. Das war doch sonst nicht so.

Eine ganze Weile herrschte wieder Schweigen in dem Raum und ich stand noch immer unsicher zwischen der Tür und meinem Schreibtisch.
 

"Komm her, Kat." forderte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit auf und ich kam an sein Bett.

"Was soll ich nur mit dir machen? Sag mir, was ich noch tun kann, damit du endlich begreifst, dass du uns vertrauen kannst!" Seine rotglühenden Augen fixierten mich, ich hielt seinem Blick einfach nicht stand.

"Es liegt doch nicht an euch..."

"Was ist es dann?" Konnte er vielleicht etwas weniger eindringlich gucken? Unsicher rieb ich mir über meinen rechten Arm, schaffte es einfach nicht, ihn wieder anzusehen.

"Das ist kompliziert..."

"Ist es nicht! Du willst nur, dass es das ist, damit du dich weiterhin hinter deinen Mauern verstecken kannst." Er versuchte sich aufzurichten, scheiterte allerdings und ließ sich unter Schmerzen wieder ein Stück zurück ins Kissen sinken. Natürlich war ich sofort bei ihm - scheiß Helferkomplex! Wieder sah er mich an und diesmal konnte ich dem nicht entgehen. Seine Augen hielten mich gefangen und eh ich mich versah, zog er mich zu sich auf seine rechte Seite rüber.

"Niemand hier will dir etwas Böses. Wir sind für dich da. Aber du musst uns auch vertrauen." Ich schwieg. Was hätte ich auch antworten sollen? Er stieß hörbar die Luft aus.

"Ich will dich nicht verlieren. Du gehörst zu den wenigen Menschen, die mir wichtig sind. Und ich beschütze, was mir wichtig ist. Aber dazu musst du dich auch beschützen lassen." Sanft strich er mir dabei über meinen rechten Arm und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Wenn er weiter so nette Worte an mich richtete, würde ich gleich wieder anfangen zu heulen!

"Du bist weder unbesiegbar noch unsterblich. Du hast Schwächen, wie jeder andere Mensch auch. Und deine größte ist momentan, alles auf eigene Faust regeln zu wollen! Aber um wirklich stärker zu werden, musst du deine Schwächen zulassen. Wie sollen wir sie sonst ausgleichen, wenn wir sie nicht kennen? Wir sind ein Team. Vergiss das niemals." Ein Team. Eine Gemeinschaft.

Ich erinnerte mich daran, was Kid diesem Kopfgeldjäger an den Kopf geworfen hatte. Ich sei ein vollwertiges Mitglied seiner Mannschaft.

Ich erinnerte mich an Heat, der mir gesagt hatte, wir seien eine Familie und wie sehr ich mich darüber gefreut hatte.

Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Wire, als dieser mir verdeutlicht hatte, dass niemandem damit geholfen wäre, wenn ich bis zur totalen Erschöpfung alles im Alleingang bekämpfte.

Und ich erinnerte mich an Killer, der mir unmissverständlich zu verstehen gab, was er von eben diesen Alleingängen hielt. Ich sollte aufhören, alles allein machen zu wollen. Sie wollten alle, dass ich Teil dieser Gemeinschaft sein konnte. Und ganz langsam begann ich zu verstehen.

"Eustass..."

"Hm?"

"Für mich ist es das Schwerste überhaupt, aus meinem sicheren Turm herauszukommen..." gestand ich flüsternd.

"Ach, ich hab sicher irgendwo noch das ein oder andere Werkzeug, das zum Einreißen von Mauern geeignet ist." Er grinste verschmitzt und auch auf meine Lippen legte sich ein leises Schmunzeln.

Ob er wusste, dass er bereits einen kleinen Teil dieser Mauern eingerissen hatte? Ausgerechnet er...

Zweifel und seine verhängnisvollen Folgen

21. Kapitel: Zweifel und seine verhängnisvollen Folgen (Kid):
 


 

Ich zog meinen Wildfang näher zu mir heran. Wie schaffte die Blonde es nur immer wieder, sich in solche Gefahren zu manövrieren?

"Kat, warum zweifelst du so viel?" Verwirrt sah sie zu mir auf und ich stieß hörbar die Luft aus.

"Woher ich das weiß?" Ein stummes Nicken war ihre einzige Antwort.

"Ich habe herausgefunden, dass, jedes Mal, wenn du zweifelst - warum auch immer - dieser grüne Nebel in der Nähe des Schiffes auftaucht. Und in den letzten Tagen geschah das eindeutig zu häufig. Selbst Killer hat es mittlerweile bemerkt."

"Das... das wusste ich nicht..."

"Deswegen bin ich dir auch heimlich gefolgt, als du dich mit diesem Marinetypen getroffen hattest. Der Nebel war wieder aufgetaucht und wabberte die ganze Zeit hinter unserem Schiff her. Ich habe ja erwartet, dass du etwas Dummes anstellen würdest aber das übertraf wirklich alles!"

"Tut mir Leid..."

"Jetzt zieh nicht so ein Gesicht! Sonst taucht dieses gruselige Zeug nur gleich wieder auf!"

"Tschuldige..." Genervt sah ich zu ihr runter - sie war ja schlimmer als dieser Eisbär vom Todeschirurgen!

"Willst du mir nicht endlich sagen, was in deinem hübschen Kopf vor sich geht?" aus traurigen Augen sah sie mich nun wieder an.

"Viel zu viel..."

"Dann fang einfach irgendwo an. Ich will dir helfen aber das kann ich nur, wenn du mit mir redest!"

"Ich werde dich zu Tode langweilen." kam es leicht glucksend von ihr. Na immerhin ihr Humor kehrte allmählich zurück.

"Schlimmer als das hier wird es schon nicht werden." und deutete auf meine linke Körperhälfte. Sie kuschelte sich wieder an mich, so dass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte - nur noch ihre blonden Haare.

"Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal hier in dieser Welt landen könnte. Oder das mein Leben auch nur im Ansatz einmal so aufregend werden könnte. Alles um mich herum verändert sich so unglaublich schnell. Schneller, als ich in der Lage bin, mich zu verändern." sie krallte sich in die Decke und ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper. Unterdrückte sie gerade ein paar Tränen?

"Ich war seit dem Tod meiner Familie stets auf mich allein gestellt. Ich habe schnell gelernt, dass die Menschen um mich herum sich nie wirklich für mich interessiert haben, sondern immer nur etwas zum Tratschen brauchten. Wie es mir dabei ging, juckte die nicht im Geringsten. Somit schloss ich irgendwann alles und jeden aus und vertraute nur noch mir selbst." Kurz hob sie ihren Kopf leicht und ich konnte ein trauriges Lächeln erkennen.

"Du warst der erste, den ich seit Jahren an mich habe herankommen lassen." Unsere Blicke trafen sich flüchtig, bevor sie sich zurück an meine Brust kuschelte.

"Ich denke schon, dass ich Killer, Heat und Wire vertraue. Jedem von ihnen auf eine andere Art und Weise aber es ist weder die Art von Vertrauen, die ihr von mir erwartet, noch die Art, die sie verdienen. Ich habe mich bisher einfach nicht getraut, mehr zuzulassen."

"Und was ist mit mir?" drängte sich die Frage auf. Sie schmunzelte leicht.

"Wenn ich das wüsste, Eustass..."

"Du musst es nicht wissen - sag mir einfach, was du denkst." Sie legte ihren rechten Arm angewinkelt über meinen Oberkörper und legte ihren Kopf darauf, sodass sie mich wieder ansah.

"Das ist eine ganz andere Ebene." Das war mir auch klar! Sonst hätte sie es wohl kaum zugelassen, dass wir miteinander geschlafen haben. Mehrfach.

"Du hast es irgendwie geschafft, hinter all diese Mauern zu kommen. Keine Ahnung, wie du das angestellt hast aber..." ein Funkeln trat in ihre Augen und sie lächelte mich schief an.

"... du hast mich dazu gebracht, dir beinahe bedingungslos zu vertrauen." Ich hob eine Augenbraue.

"Nur beinahe?" Ihre Züge wurden wieder trauriger.

"Sonst hätte ich wohl kaum über den Brief geschwiegen oder?" sie seufzte kurz.

"Ich hätte ehrlicher zu euch sein müssen. Es tut mir ehrlich Leid, dass ich euch solche Scherereien bereitet und dich in solche Gefahr gebracht habe."

"Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung." Ruckartig drehten wir unsere Köpfe zur Tür, in der Killer stand. Anscheinend lauschte er schon eine Weile unserem Gespräch. Etwas peinlich berührt krabbelte mein Wildfang von mir runter und drückte sich an die Wand.

"Was treibt dich zu nachtschlafender Stunde hier runter, alter Freund?"

"Falls das die Frage danach war, wer jetzt auf dem Krähennest sitzt - Heat. Der tigerte noch an Deck herum, da hab ich ihn kurzerhand dazu abkommandiert. Und falls die gestellte Frage wirklich eine ernst gemeinte war: Mir ist eine Idee gekommen, wie wir deinen Arm stabilisieren und du ihn trotzdem benutzen könntest." Damit trat mein Vize vollends ins Krankenzimmer, schloss die Tür hinter sich und ließ sich auf die Bettkante fallen.

"Erzähl!" forderte ich ihn sofort auf.

"Ich habe da an eine Art Metallprothese gedacht, die den gesamten Arm umschließt, ihn stabilisiert und an der Schulter fixiert wird. Somit müsstest du ihn zwar über deine Teufelskräfte lenken, damit du den Heilungsprozess nicht behinderst aber es ist besser, als ein völlig nutzloser Arm. Außerdem sieht es unglaublich einschüchternd aus." Das diebisches Grinsen, welches sich auf seinem Gesicht unter seiner Maske ausbreitete, konnte ich mir nur zu deutlich vorstellen. Und auch meine Mundwinkel zuckten nach oben. Die Idee gefiel mir durchaus.

"Ich nehme an, du bastelst bereits fleißig daran."

"Klar - was soll ich sonst machen während der Nachtwache?" Unschuldig zuckte er mit den Schultern. Das ließ ich jetzt einfach mal so stehen...

"Und wie gedenkst du so eine Metallkonstruktion zu fixieren?" kam es leise von Katory. Killer drehte seinen Oberkörper in ihre Richtung.

"Ich hatte erwartet, du hättest da eine Idee. Ich kann es dir zusammenbasteln, ums Befestigen musst du dich kümmern."

"Bist du wahnsinnig! Das erfordert handwerkliches Geschick! Willst du, dass ich Eustass umbringe?!"

"Ach komm. Da ist doch nichts dabei - wir jagen ihm ein paar Schrauben in die Schulter und fertig." Wie bitte?!

"Bei meinem Talent zertrümmer ich ihm eher die Schulter..."

"Dann gib dir halt ein bisschen Mühe!"

"Das hat damit überhaupt nichts zu tun!"

"Sonst kannst du doch auch immer alles!"

"Gar nicht wahr! Ich hab die ganze Zeit über, seit ich hier bin, nicht einen Hammer angerührt, weil ich sonst mit Sicherheit, mich und alle Anwesenden in Lebensgefahr gebracht hätte!"

"Soll das heißen, du KANNST es nicht?"

"Hab ich doch gesagt!" Damit kehrte kurz Stille ein. Hatte sie gerade erstmals zugegeben, dass sie etwas nicht konnte? Killer und ich sahen uns kurz an, bevor wir die Blonde wieder eingehend musterten. Die kauerte, mit zerknirschter Miene noch immer an der Wand, die Wangen leicht gerötet, den Blick von uns abgewandt. Mein Vize gab einen amüsierten Laut von sich.

"Dann machen wir doch mal direkt weiter: Was kannst du denn noch alles nicht?" Wütend funkelte sie ihn an.

"Das fragst du mich gerade nicht ernsthaft, Killer? Dir ist bewusst, dass das unter die selbe Kategorie Todsünden gehört, wie eine Frau nach ihrem Alter zu fragen, oder?"

"Stimmt ja, das hast du uns auch noch nicht verraten. Wie alt bist du eigentlich?" mischte ich mich nun ein.

"Alt genug, um die Antwort zu verweigern!" schoss sie sofort zurück.

"Haha! Sehr gut! Na wenn das so ist..." Killer streckte sich ausgiebig, bevor er sich vom Bett erhob.

"Überleg einfach, wie wir das Teil befestigen können, ohne, dass du dich oder andere in Lebensgefahr bringst, Katory." Schade, jetzt waren wir wieder beim Ausgangsthema.

"Achja und dich wollte ich noch fragen, ob du an deinem ursprünglichen Plan festhalten wolltest, Kid? Dann müsste ich so langsam Kontakt aufnehmen, denn wir erreichen die Tage die Insel." Plan? Welchen Plan meinte er noch.... Ach DEN PLAN!

"Ja, es bleibt alles dabei." Er nickte, setzte sich in Bewegung und hielt in der offenen Tür noch einmal kurz inne.

"Dann werde ich alles in die Wege leiten, Käptn."
 

Ich wartete, bis seine Schritte im Flur verhallt waren, bevor ich meinen Wildfang wieder interessiert musterte.

"Kannst du mir sagen, was das eben war?" fragte sie ungläubig, den Blick auf die Tür gerichtet, durch die Killer gerade wieder verschwunden war.

"Ein Friedensangebot." Sie hob ungläubig ihre Augenbrauen.

"Inwiefern?"

"Erinner dich an eure Unterhaltung."

"Oh... dann ist es wohl eher ein Waffenstillstand, als ein Friedensangebot..."

"Nenn es, wie du willst." damit zog ich sie wieder zu mir und widerstandslos ließ sie sich in meinen Arm fallen. Gedankenverloren strich sie sanft die Konturen meiner linken Schulter nach. Sie sollte das nicht zu lange machen, sonst würde ich gleich unseren Bonus einfordern, Verletzung hin oder her!

"Killers Idee könnte funktionieren. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie man diese Prothese fixieren sollte. Zumindest nicht ohne deine Schulter zu verletzen."

"Dir wird schon was einfallen." entgegnete ich zuversichtlich. Dann zog ich sie noch näher, sodass ich ihr ins Ohr flüstern konnte.

"Also, wie war das noch gleich mit den Todsünden? Was muss ich tun, damit ich Antworten bekomme?"

"Ich hasse dich, Eustass!" nuschelte sie an meinen Hals und ich spürte, wie ihre Wangen begannen zu glühen.

"Ich verrate es auch keinem." schnurrte ich. Ihr Atem stockte kurz und schnell vergrub sie ihr Gesicht noch weiter in meiner Halsbeuge. Und dort verharrte sie auch eine gefühlte Ewigkeit schweigend.
 

"24" kam irgendwann die genuschelte Antwort. Kurz einige Male blinzelnd, versuchte ich die eben erhaltene Information zuzuordnen. Hatte sie mir gerade doch noch ihr Alter verraten? Dann folgte ein langgezogener, resignierender Seufzer und erneut drang hauchzart ihre Stimme an mein Ohr, als wollte sie verhindern, dass außer mir noch jemand die folgenden Sätze hören konnte.

"Ich bin schnell beleidigt und nehme Vieles viel zu persönlich... Wenn ich etwas nicht machen will, lass ich es gern liegen, obwohl ich es dringend erledigen sollte und wenn ich mich dann doch dazu aufraffe, stell ich mich derart dämlich an, dass ich die Hälfte vergesse... Ich bin nicht nur handwerklich unbegabt, bei mir sterben auch sämtliche Pflanzen, selbst Kakteen! Ein grüner Daumen sieht wirklich anders aus... Davon abgesehen bin ich wahrscheinlich die einzige Frau weltweit, die es nicht gebacken bekommt, auf Absatzschuhen zu laufen, ohne sich und andere dabei in Lebensgefahr zu bringen!"

"Du bist ja plötzlich so redselig." Daraufhin schwieg sie wieder einen Moment. Dann vernahm ich ein leises Lachen, sie hatte sich keinen Millimeter gerührt, seit sie sich verkrochen hatte.

"Was gibt es da zu kichern?" Doch sie schüttelte nur leicht den Kopf.

"Mehr wirst du mir heute nicht über dich preis geben oder?" Ich spürte, wie sie schmunzelte.

"Eins nach dem anderen, Eustass." Daraufhin veränderte sie ihre Position so, dass sie sich wieder ankuscheln konnte, ich aber dennoch ihr Gesicht nicht zu sehen bekam. Nur kurze Zeit später war sie eingeschlafen.
 

"Fuuuuck! Kaaaaaaat!"

"Jetzt hab dich nicht so, die Drainage ist längst draußen..."

"Da ist ein riesen Loch in meiner Brust!"

"Zwischen deinen Rippen..."

"Wolltest du mich umbringen?!"

"Eigentlich nicht aber gerade jetzt spiele ich mit eben diesem Gedanken." blaffte sie mir gereizt entgegen.

"Sadistin!"

"Weichei!"

"Eiskönigin!"

"Choleriker!"

"Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?!"

"..."

"HEY! Ich rede mit dir!"

"Die Klügere gibt nach~."

"Wenn ich dich erwische..." knurrte ich ihr noch hinterher, doch im nächsten Moment war sie schon durch die Tür verschwunden. Vorsichtig strich ich über die schmerzende Stelle, wo zuvor noch dieser dämliche Schlauch gesteckt hatte und nun ein gut gepolstertes Pflaster klebte.

Und wie das weh getan hatte! Die konnte sich warm anziehen! Ich würde ihr alles doppelt und dreifach zurückzahlen, sobald ich wieder hergestellt war.
 

"Kid, wir sind fertig." platzte mein Vize ohne anzuklopfen ins Krankenzimmer.

"Womit?" brummte ich unzufrieden zurück. Meine liebenswerte Krankenschwester hatte mir den Rest des Tages noch Bettruhe aufgebrummt, also war ich dazu verdammt hier untätig rumzugammeln - dass sich alle anderen gerade sinnvoll beschäftigen konnten, steigerte meine Laune nicht wirklich.

"Womit wohl... setz dich mal auf." Jetzt konnte ich auch sehen, dass er etwas unter seinem Arm trug. Ich sah Metall... VIEL Metall... Und direkt hinter ihm meinen Wildfang, die ebenfalls irgendetwas trug.

"Hoffentlich passt das... ich hab die ganze Nacht daran gearbeitet. Streck mal deinen linken Arm aus."

"Nein! Nicht strecken! Warte, ich stütz den Arm, dann kannst du das Teil anlegen." mischte Katory sich sofort ein, bevor ich auch nur einen Muskel rühren konnte. Prompt war sie bei mir, zog mich in eine sitzende Position und hielt meinen linken Arm etwas von meinem Körper weggestreckt. Ich kam mir vor, wie ein Krüppel...

Doch mir blieb keine Zeit meinem Ärger Luft zu machen, denn schon im nächsten Moment spürte ich kaltes Metall, das sich um mein lediertes Körperteil schloss. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie Killer das Ding umgeschnallt hatte.

"Sitzt wie angegossen." freute sich mein Vize.

"Oder drückt es irgendwo, Kid?" Ach, hatte ich plötzlich doch wieder ein Mitspracherecht?

"Nein." knurrte ich, noch immer unzufrieden, auch wenn ich meine Neugier kaum unterdrücken konnte. Ich wollte mein neues Spielzeug testen, denn von dem, was ich bisher zu Gesicht bekommen hatte, war ich mehr als begeistert.

"Ok, dann lass uns eben tauschen, Killer. Halt seinen Arm genau so. Ich guck mal, ob unsere Idee funktioniert."

"Euch ist eingefallen, wie man es befestigen kann?" Die zwei nickten und die junge Frau lächelte leicht verlegen.

Sie tauschten ihre Position, wobei Katory sehr darum bemüht war, meinen Arm so behutsam zu übergeben, wie ein rohes Ei. Ich war doch nicht aus Zucker!

Sie stellte sich vor mich, hakte etwas unter die Prothese und zog es über meinen Oberkörper, unterhalb des rechten Armes entlang, über meinen Rücken, zurück zum linken Oberarm. Sie trat zwei Schritte zurück und begutachtete ihr Werk kritisch.

"Versuch einmal deinen Arm zu heben." Nichts leichter als das. Mit Hilfe meiner Teufelskräfte hob ich die Metallprothese an, beugte den Arm an, streckte ihn wieder, spreizte die Finger, schloss sie zur Faust und ließ dann wieder alles entspannt zurückgleiten.

"Hm... was meinst du, Killer? Meinst du, das hält?"

"Ich denke schon."

"Tat dir die Bewegung irgendwie weh, Eustass?"

"Kein Stück." Um meine Aussage zu unterstreichen wiederholte ich die Bewegungen erneut, dieses Mal etwas schneller. Katory lächelte zufrieden.

"Fein. Dann ist deine Bettruhe hiermit aufgehoben. Los, geh spielen." kam es dann mit einem schelmisch - überheblichen Grinsen. Sofort sprang ich auf.

"ICH BIN DOCH KEIN KLEINKIND!" doch sie lachte einfach weiter und wandte sich an meinen Vizen.

"Du hattest Recht - es bringt ihn tierisch auf die Palme."

"Sag ich doch. Ich werd dann mal in meine Kajüte verschwinden. War 'ne lange Nacht." Killer streckte sich ausgiebig und schlenderte dann davon. Dann richtete Katory noch einmal das Wort an mich.

"Übernimm dich bitte nicht, Eustass. Und solltest du doch Schmerzen haben, sag mir bitte Bescheid. Das ist wirklich wichtig."

"Pah, als ob ich wegen jedem kleinen Schmerz gleich zu dir angekrochen komme... AAAUUUU!!!!" brutal zog sie an meinem linken Ohr und funkelte mich böse an.

"Schmerzen beeinträchtigen den Heilungsprozess negativ! Und ich hab keinen Bock den ganzen Mist noch einmal machen zu müssen, denn wenn da irgendetwas schief zusammen wächst, muss ich die Knochen erneut brechen! Also hör auf, den besonders harten Kerl hier raushängen zu lassen."

"Au, ja, au, schon gut, schon gut, au, au, au!" Endlich ließ sie von meinem Ohr ab. Seit wann hatte sie mich eigentlich so gut im Griff?

"Achja, noch was... Du solltest die Prothese nicht dauerhaft tragen. Nimm sie ab, wenn du sie nicht brauchst. Tust du mir den Gefallen?" Ihre grauen Augen sahen mich beinahe flehend an. Ihr Stimmungswechsel verwirrte mich.

"Mensch, Eustass... sieh mich nicht so an! Ich mache mir halt einfach Sorgen um dich... Ich möchte einfach, dass du wieder vollständig gesund wirst... Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Angst ich hatte, dass du vielleicht nicht wieder aufwachen könntest oder dass du meinetwegen deinen Arm verlieren könntest..." Während sie sprach, hatte sie ihr Gesicht immer mehr Richtung Boden geneigt. Es war ihr unangenehm so offen über ihre Gefühle, ihr mögliches Versagen und ihre Schuld zu sprechen.

"Einverstanden." sofort schoss ihr Kopf wieder hoch.

"Wirklich?" Ich kam zu ihr, strich ihr über den Kopf und verwuschelte ihre Haare. Dann ging ich wortlos aber mit einem fetten Grinsen aus dem Zimmer.

"Man, Eustass!" maulte sie hinter mir aber das Kichern konnte ich deutlich hören. So so, sie hatte sich also Sorgen um mich gemacht. Interessant.
 

Die nächsten vier Tage verbrachte ich damit, die Feinmotorik meines Armes zu trainieren, meine Crew zu schikanieren - immerhin musste ich einiges nachholen - und wirklich alle, besonders meinen Wildfang, in den Wahnsinn zu treiben. Es war einfach nur toll, Käptn zu sein.

"Eustass! Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst das lassen?!" Wütend stapfte Katory auf mich zu. Schneller, als mir lieb war, warf eine starke Windböe mich um und ich landete unsanft auf meinem Rücken.

"Ich find's ja toll, dass dir deine Prothese so gefällt und du dich jetzt wie Herkules fühlst aber das ist kein Grund, hier einarmigen Handstand zu machen und damit deinen Arm - der noch immer in diesem Metallding steckt - derart zu belasten! Wie kann man nur so unvernünftig sein!" polterte sie.

"Hier, die Schmerzmittel. Und jetzt mach endlich eine Pause!" Breit grinsend sah ich zu ihr auf.

"Soll eine Krankenschwester nicht einfühlsam und lieb sein zu ihren Patienten?" Ein verächtliches Schnauben kommt von ihr.

"Nur, wenn besagte Patienten sich auch an das halten, was die liebe Krankenschwester ihnen sagt." Mit einem boshaften Grinsen unterstrich sie ihre Aussage. Ich schluckte den Kloß hinunter - den Blick und seine Folgen kannte ich zur Genüge!

"Also, Eustass -..."

"Bin schon artig!" Ich sprang auf und verschwand in meiner Kajüte, um mich schnellstmöglich von dem Ding zu befreien. Andernfalls würde sie es tun und dabei war sie alles andere als sanft. Es war nicht so, dass ich Angst vor ihr hätte. Sie ließ mich nur in regelmäßigen Abständen spüren, was geschah, wenn man sich mit einer Krankenschwester anlegte. Immerhin stand sie am stumpfen Ende der Nadel...

"Lass es mich sehen." Sie war mir direkt hinterher gekommen und saß nun neben mir auf meinem Bett. Skeptisch besah sie sich die Nahtstellen und strich darüber.

"Wirst du heute wieder rüber gehen?" fragte sie, ohne aufzusehen.

"Ja. Killer hat mir bestätigt, dass sie vorhin angekommen sind."

Wir waren bereits an meinem geheimen Stützpunkt angekommen. Hier wollte ich mich mit zwei weiteren Supernovae treffen. Für die Pläne, die wir hatten, würde ich Unterstützung brauchen. Auch wenn es mir dezent gegen den Strich ging, auf jemanden anderes als meine Mannschaft angewiesen zu sein, hatte mein Vize mich letzten Endes davon überzeugt, dass es so doch vernünftiger war. Diese Pläne hatten wir geschmiedet, bevor ich auf wundersame Weise mein Schiff verlassen und Katorys Welt betreten hatte.

Die Blonde war inzwischen hinter mich gekrochen und massierte mit geschickten Fingern meine verspannten Schultern. Seit ich die Prothese hatte, machte sie das regelmäßig und ganz freiwillig. Ich musste sie nicht einmal darum bitten.

"Du wirst mir nicht sagen, mit wem du dich triffst oder?" zum wiederholten Mal stellte sie mir diese Frage, die ich ihr nie beantwortet hatte.

"Das wirst du noch früh genug erfahren. Für den Moment ist es besser, wenn du es nicht weißt und hier auf dem Schiff bleibst. Zu deiner eigenen Sicherheit."

"Versprich mir nur, dass du auf dich aufpasst." Da war wieder diese Sorge in ihrer Stimme und innerlich jubelte ich leise. Denn man kann sich nur um jemand sorgen, den man auch mag.

Ich griff zu meiner linken Schulter, um ihre Hand festzuhalten.

"Ich pass schon auf mich auf. Und Killer begleitet mich ebenfalls. Es kann also überhaupt nichts passieren." Dass ihr dennoch nicht wohl dabei war, wusste ich nur zu gut. Auch mir war bewusst, dass das durchaus eine angespannte Situation sein würde, die uns erwartete. Und ohne meinen Wildfang an meiner Seite war ich um einiges leichter reizbar und sehr viel aggressiver. Nur bei ihr war ich ruhiger, beherrschter und friedlicher.

Killer kam ohne anzuklopfen in meine Kajüte. Nur kurze Zeit später umschloss die Metallprothese wieder meinen ledierten linken Arm und wir machten uns auf den Weg. Katory ließ ich zusammen mit Wire und Heat auf dem Schiff zurück. Der Rest wartete bereits im Schlupfwinkel.
 

In einem der Räume stand eine große Videoübertragungsteleschnecke, die gerade eine Szene zeigte, die kurz meine Aufmerksamkeit gewann. Irgendwelche armen Irren rannten wie von der Tarantel gestochen vor einem riesigen Schleimvieh davon. Anscheinend handelte es sich dabei um eine Art Giftgaswaffe. Manche Menschen waren schon krank im Kopf...

Ich wollte mich gerade abwenden, als ein Käfig auf dem Bildschirm erschien, dessen Insassen mir nur allzu bekannt vorkamen. Ein dreckiges Grinsen stahl sich auf meine Lippen, als ich meinen Weg nun endgültig fortsetzte. Schließlich wurde wir noch erwartet.

"Du bist also endlich aktiv geworden, Strohhut!" Killer dreht seinen Kopf zu mir. Aber diese Gummibirne war nicht allein.

"Dieser verdammte Trafalgar! Ich dachte, er hat den Verstand verloren und ist zum Regierungslakaien degeneriert, doch wie zu erwarten, führt er irgendwas im Schilde." Umsonst saß er nämlich mit Sicherheit nicht zusammen mit diesem hyperaktiven Jungen in einer Zelle. Das würde sicher noch interessante Schlagzeilen geben.
 

Wir schritten durch den langen Flur auf eine verschlossene Tür zu.

"Bitte, Kid, bleib friedlich!" mahnte Killer mich und ich warf ihm einen genervten Blick zu.

"Ja ja..." Doch als ich die Tür geöffnet hatte, verflüchtigte sich jeder gute Vorsatz augenblicklich. Scratchmen Apoo, diese Klavierfresse hatte allen Ernstes den halben Unterschlupf in Schutt und Asche gelegt!

"Yo, Captain Kid! Ich hab deine Visage richtig vermisst. Und wie immer schaust du krass übellaunig aus der Wäsche!" Natürlich war ich sofort auf 180!

"Hast du sie noch alle, Scratchmen?! Was fällt dir ein, anderer Leute Schlupfwinkel zu verwüsten?!"

"Ich dachte, du hättest vielleicht irgendwo Scharfschützen versteckt. Bei einer Einladung vom Feind kann man ja nie wissen..." Oh, wie ich mir gerade wünschte, ich hätte Katory hier versteckt gehabt - die hätte ihm die Klavierbeißerchen einzeln ausgerissen! Ich wusste, dass sie ihn nicht leiden konnte und eigentlich konnte ich ihn auch nicht ab aber Killers Vorschlag klang damals so verflucht vernünftig... Wütend wirbelte ich zu meinem Vize herum.

"Siehst du Killer, deswegen sagte ich, du sollst ihn nicht fragen!" Beschwichtigend hob der Blonde seine Arme.

"Komm schon, beruhige dich. Er ist mächtig - ..." Der konnte sich seinen Kommentar sonst wohin stecken!

"Ich bring ihn um und zwar gleich!"

"Komm nur, check it out!" provozierte der Affe mich weiter. Wir gingen aufeinander los und nur am Rande bekam ich mit, dass Killer sich mit einer weiteren Person unterhielt. Bis dann plötzlich seine Stimme bedrohlich und sehr viel lauter zu uns rüber drang.

"... und ihr hört jetzt auch auf! Unsere drei Piratenbanden sollen sich schließlich zu einer Allianz zusammenschließen! Aber ihr schafft es ja noch nicht einmal vernünftig miteinander zu reden!" Apoo hielt tatsächlich inne und wir sahen zwischen meinem Vize und Basil Hawkins hin und her. Den hatte ich komplett ausgeblendet...
 

Die nächsten Stunden waren die schrecklichsten meines Lebens! Ich war wirklich darum bemüht, nicht aus der Haut zu fahren aber jedes Mal, wenn ich ansetzte, etwas zu Killers Erläuterungen hinzuzufügen, mischte der Affe sich ein und fuhr mir über den Mund. Doch bevor es eskalierte, hatte mein Vize wieder das Ruder an sich gerissen, uns zurechtgewiesen, Hawkins beschwichtigt und schnell mit seinen Erläuterungen weitergemacht. Ganz ehrlich, wäre Killer nicht dabei gewesen, wären Scratchmen und ich uns an die Gurgel gesprungen. Und eigentlich möchte ich das noch immer...
 

"Schön, dass ihr in einem Stück zurück seid. Ich hab mir schon zwischenzeitlich Gedanken gemacht, als es knallte und donnerte..." begrüßte Katory uns. Genervt stiefelte ich an ihr vorbei. Ich wollte nicht darüber reden aber ich hörte deutlich, wie Killer zu einer Erklärung ansetzte.

Stöhnend ließ ich mich auf mein Bett fallen und entledigte mich meiner Prothese. Irgendwie war sie in den letzten Stunden immer schwerer geworden und meine Schulter tat höllisch weh. Das Gewicht des Metalls war nicht ohne. Ich hoffte nur, dass ich das Teil bald wieder los war.

"Du hast dich mit jemandem gestritten?" kam es sanft von meinem Wildfang, die gerade wieder zur Tür reinkam.

"Nicht so wichtig. Mir platzt schon der Kragen, wenn ich den Typen nur sehe. Sobald er dann noch den Mund aufmacht, fällt es mir verdammt schwer, ihm meine Faust nicht mitten ins Gesicht zu drücken!" knurrte ich genervt. Sie lachte leise.

"Du solltest etwas essen. Ich hab dir was mitgebracht. Hunger macht böse." Sofort, als ich das Wort Essen hörte, sprang ich auf und setzte mich an meinen Schreibtisch, auf dem bereits der gefüllte Teller stand. So ließ es sich durchaus leben: Man kam von einem nervenaufreibenden Treffen zurück auf sein Schiff und wird direkt von seiner Frau mit einem leckeren Essen begrüßt. Wunschdenken...

Und schon waren ihre Finger wieder an meiner linken Schulter beschäftigt. Dafür, dass das hier nur eine Freundschaft mit Bonus war, fühlte es sich gerade sehr nach einer festen Beziehung an.

Ich warf einen schnellen Blick über meine Schulter, um sie zu beobachten. Wie lange ich wohl noch brauchen würde, um ihre Mauern endgültig einzureißen?

"Du siehst aus, als würdest du den Bonus schon wieder einfordern wollen, Eustass." grinste sie mir entgegen.

"Darf ich denn?" voller Vorfreude verzog auch mein Gesicht sich zu einem anzüglichen Grinsen.

"Sonst hast du auch nicht gefragt, bis auf das erste Mal." lachte sie auf.

"Aber dieses Mal sollte ich vielleicht besser vorher meine reizende Krankenschwester um Erlaubnis fragen. Ich lasse mir nur ungern noch einmal die Knochen brechen, wenn es nicht nötig ist." sie senkte ihren Kopf und hauchte verführerisch gegen mein Ohr.

"Dann weiß ich genau, wer heute unten liegt!" ...
 


 

Ich wusste wirklich nicht, was besser war - die vergangene Nacht oder die Party, auf der wir uns gerade befanden. Die Klavierfresse hatte doch tatsächlich eine Party geschmissen, sozusagen als kleine Entschuldigung dafür, dass er unseren Unterschlupf fast vollständig verwüstet hatte. Vielleicht war der Affe doch kein so übler Kerl. Außerdem glänzte er derzeit mit Abwesenheit, was eine sehr viel entspanntere Stimmung bescherte. Er sagte zwar, er würde später noch auftauchen und würde eine Überraschung mitbringen aber von mir aus durfte er sich damit noch eine Menge Zeit lassen.

"Also wirklich Eustass, mir verschweigen, dass du mit Hawkins und Apoo eine Allianz gegründet hast aber zur Party schleppst du mich mit..." Ich lachte meinem Wildfang entgegen, die gespielt böse zu mir rüber schielte.

"Hier sind so viele Leute, da wird dir kaum einer Beachtung schenken. Und ich muss mir keine Sorgen machen, dass dich irgendjemand abschleppt." Wenn ich mich so umsah, musste ich mir eher Sorgen machen, dass meine Männer nicht abgeschleppt wurden. Denn die wurden, wie auch einige von Hawkins Männern, von einer Reihe Frauen begattet, die ein offensichtliches Ziel hatten. Killer, Heat und Wire saßen am gegenüberliegenden Tisch, umringt von etwa zehn leicht bekleideten Damen, die die drei immer wieder angrabbelten.

"Hallo Süßer." flötet es plötzlich neben mir in dunkler erotischer Stimme und eine Hand wandert über meinen Oberschenkel zu meiner Körpermitte.

"Vorsicht Püppchen. Du spielst mit dem Feuer!" knurrte Katory neben mir das brünette Gift zu meiner anderen Seite an. Eine zweite fremde Hand legt sich um mein Kinn.

"Lass den starken Mann doch selbst entscheiden, ob er spielen möchte oder nicht." und plötzlich lagen die Lippen der Brünetten auf meinen. Katory sprang regelrecht auf und brauste mit einem: "Viel Spaß ihr zwei!" davon.

Schnell stieß ich das anhängliche Weibsbild von mir. Aber nicht schnell genug. Mein Wildfang hatte das Gebäude bereits verlassen.

"Wohin so eilig, schöner Mann? Lass das häßliche Entlein doch -..." völlig außer mir fuhr ich sie an.

"Nimm deine schmierigen Griffel von mir! Und wage es nie wieder, meine Freundin zu beleidigen! Du könntest sowieso niemals mit ihr konkurrieren!" damit rauschte auch ich davon.

Draußen sah ich mich kurz um - wo mag Katory nur hingelaufen sein?

Zurück zum Schiff konnte sie nicht sein, denn dazu hätte sie durch den Raum und durch das dahinterliegende Gebäude gemusst. Vielleicht... Nein, eigentlich gab es nur die eine Möglichkeit, wo sie sein konnte. Also lenkte ich meine Schritte in Richtung der Klippen, die sich hinter dem kleinen Wäldchen befanden.
 

Endlich hatte ich sie gefunden. Sie stand am Steilhang und blickte auf's Meer hinaus. Der Wind spielte mit ihren langen, blonden Haaren. Kurz huschten ihre Augen in meine Richtung, bevor sie den Kopf etwas mehr von mir abneigte. Wollte sie mich etwa nicht sehen?

"Eustass..." drang ihre leise wispernde Stimme zu mir.

"Du hast mich neulich gefragt, was in meinem Kopf vor sich geht." Ich trat neben sie, um sie besser hören zu können, sagte aber nichts weiter.

"Wenn ich ehrlich sein soll, im Moment, bin ich verwirrt. Verwirrt über meine eigenen Gefühle und Reaktionen. Als diese Frau dich... berührt hatte, war ich so sauer und... eifersüchtig. Ich konnte es einfach nicht ertragen, zu sehen, wie sie an dir klebte. Darum bin ich gegangen." Sie schloss ihre Augen, als ein kräftiger Windstoß durch ihre Haare wühlte und diese zerzauste. Dann drehte sie sich leicht zu mir und sah mich aus ihren meergrauen Augen an. In ihnen lag eine Unsicherheit, die ich so schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Ich strich ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht.

"Dieses Geklammer beruhte sicher nicht auf Gegenseitigkeit. Sie hat sich mir an den Hals geworfen, nicht umgekehrt. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt." War das Erleichterung, was da aufflackerte? Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Ich weiß... trotzdem kann ich nichts gegen dieses Gefühl machen..."

"Schon in Ordnung." meine Hand ruhte auf ihrer Wange, der sie sich entgegen lehnte.

"Wirklich zu schade... du bist nämlich genau mein Typ, Eustass Kid..." säuselte eine Stimme hinter uns, während ein bedrohliches Klicken erklang. Konnte man hier denn nicht einen Moment lang alleine sein?!

Und dann ging alles unwahrscheinlich schnell...

Eine Explosion erklang von dem Gebäude, in welchem wir zuvor noch gefeiert hatten.

Die Brünette hatte eine Waffe auf Katory gerichtet und drückte ab. Gerade noch rechtzeitig konnte ich die Kugel umlenken, nahm entfernt weitere donnernde Geräusche wahr zusammen mit einem Pfeifen, doch im selben Moment, als wir uns wieder dem Meer zuwandten, schlugen die Kanonenkugeln schon unter uns ein und zerfetzten den Steilhang auf dem wir standen.
 

Was dann geschah, spielte sich beinahe wie in Zeitlupe ab.

Etwas entfernt konnte ich gerade noch eines der Schiffe ausmachen, welches auf uns geschossen hatte: Am Mast wehte die Fahne der On-Air-Piraten.

Katory und ich wurden in verschiedene Richtungen geschleudert durch die Wucht der Explosion. Mittendrin ertönte ein weiterer Schuss und ich konnte deutlich den Schmerzensschrei der Blonden vernehmen, sowie das Lachen der Brünetten, die völlig ungerührt und herablassend am Abgrund stand. Während wir immer schneller auf das unter uns tosende Meer zusteuerten.

Ich streckte meinen Arm nach der jungen Frau aus, doch wir entfernten uns immer weiter voneinander. Wenn wir im Wasser landeten, konnte uns nur noch ein Wunder retten.

Plötzlich bemerkte ich einen weichen Widerstand unter mir. War das etwa Katorys Wolke? Aber warum?

Mühsam stemmte ich mich hoch, sah gerade noch, wie eine grüne glitzernde Nebelwand die Blonde geradezu verschluckte, bevor ich ungezügelt in die Böschung des Steilhanges krachte und unsanft in einem Baum hängen blieb.

Ich schüttelte die leichte Benommenheit ab, klammerte mich bestmöglich an den Ästen fest und spähte in die Richtung, in die mein Wildfang geschleudert worden war. Ich konnte gerade noch sehen, wie sich die wabbernde Masse wieder auflöste und einen, der mir wichtigsten Menschen mit sich nahm.

Ohne sie...

22. Kapitel: Ohne sie... (Kid):
 

"Kid..." beinahe vorsichtig betrat Killer meine Kajüte.

"Ich will es nicht hören!" Eigentlich sollte dieser Satz sehr viel energischer rüberkommen, als er es tat. Meine Stimme war fast kraftlos, tonlos.

"Aber ich muss es aussprechen." kam es mit Nachdruck von meinem Vizen. Ich wandte den Kopf ab. Ich wollte es nicht hören! Wollte keine Gewissheit über das, was ich glaubte, gesehen zu haben. Ich wollte nicht hören, dass sie weg war, vielleicht für immer.

"Wir haben keine Spur von Katory gefunden. Ich schließe aus, dass sie ertrunken ist, die Strömung hätte sie sonst schon lang an Land gespült. Sieh den Tatsachen ins Gesicht: Sie ist zurück in ihrer Welt." dann holte er tief Luft, bevor sein Blick mich durch seine Maske hindurch beinahe erdolchte.

"Und wenn du mich fragst, ist es das Beste so. Vor allem für sie selbst." Und das wollte ich noch viel weniger hören! Aufgebracht und nun wieder im Vollbesitz meiner Stimme, fuhr ich ihn an.

"Das kannst du doch gar nicht beurteilen! Sie hat sich hier doch eingelebt! Sie wollte sich ändern! Sie hat bewiesen, dass sie sich ändern kann! Für uns wollte sie alles hinter sich lassen und neu anfangen! Für uns wollte sie die Mauern einreißen, die sie über Jahre hinweg hochgezogen hatte! Wie kannst du nur behaupten, es sei besser, wenn sie jetzt wieder in ihrem Käfig sitzen muss?! Du hast es doch auch gesehen..."

"Kid..."

"Lass mich allein!" Doch noch bevor er gänzlich aus meiner Kajüte verschwand, erhob er noch einmal das Wort.

"Wir haben herausgefunden, welche Route Scratchmen genommen hat."

"Verfolgen!"

"Aye."

"Irgendwelche Neuigkeiten von Hawkins?"

"Leider nein. Er ist spurlos verschwunden. Die wenigen Männer seiner Mannschaft, die wir auflesen konnten, befürchten bereits das Schlimmste. Dieser miese Affe hat das von Anfang an geplant gehabt!"

"Er wird es noch bereuen, sich mit uns angelegt zu haben!" dann verließ der Blonde meine Kajüte endgültig und ließ mich mit meinem inneren Chaos zurück.
 

Als Apoo sagte, er würde später zur Party zurückkommen und eine Überraschung mitbringen, hatte niemand erwartet, dass er damit meinte, er würde uns angreifen. All die Mädels, die sich so willig an die Männer geschmissen hatten, waren nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver, damit keiner die Gefahr bemerkte, in der wir schwebten. Wäre Katory nicht aufbrausend aus dem Raum getürmt, wäre der Plan, uns alle mit einem Schlag auszulöschen vielleicht sogar geglückt. Aber durch meinen Wildfang hatte nicht nur ich die Party verlassen, sondern auch ein Teil meiner Männer, denen das Szenario nicht entgangen war.

Die meisten von denen, die im Gebäude geblieben waren, hatten weniger Glück. Scratchmen hatte Sprengsätze anbringen lassen, die einen Großteil des Unterschlupfes in die Luft gejagt hatten. Wer dann noch lebte, musste sich anschließend durch eine Flammenhölle und Geröll kämpfen um lebend das Tageslicht wiederzusehen. Es war ein Bild des Schreckens.

Mit vereinten Kräften schafften wir es, noch einige der Männer zu retten - Hawkins war nicht unter ihnen aber er war auch nicht unter den Toten - und haben anschließend die feindlichen Schiffe in die Flucht geschlagen. Allerdings konnten wir auch den Affen auf keinem der Schiffe ausmachen und seine Komplizen, die wir ganz freundlich um Auskunft gebeten hatten, schwiegen sich aus. Nun, jetzt konnten sie mit ihren Gräbern um die Wette schweigen.
 

Dieser Anschlag war nun sechs Tage her. Wir hatten die Verwundeten versorgt, die Toten begraben und Informationen eingeholt und nun eine ungefähre Route, um diesen Verräter zu verfolgen. Was uns immer wieder auffiel: Überall stießen wir in Zusammenhang mit Apoo auf noch einen weiteren Namen, der mir so gar nicht behagte... Blackbeard.

Hatte der Yonko etwa seine Finger mit im Spiel gehabt?

Hatte dieser zwielichtige Affe uns etwa diesem Schmierlappen ans Messer geliefert?

Natürlich hatte ich vorgehabt, mit meinen neuen Komplizen, Jagd auf die vier Kaiser zu machen. Aber das Blatt hatte sich gegen uns gewendet: Anscheinend hatte einer der Yonko bereits Jagd auf uns gemacht.

Was wohl mein Wildfang dazu sagen würde, wenn sie hiervon wüsste... Aber vermutlich hatte Killer Recht, wie so oft. In ihrer Welt wäre sie in Sicherheit. Dennoch fehlte sie mir, mehr noch, als ich es jemals vor irgendjemandem zugeben würde.
 

Katorys Abwesenheit machte vielen zu schaffen.

Wire stand stetig seufzend an dem Lieblingsplatz der Blonden und sah auf's Meer hinaus.

Heat kauerte in irgendwelchen Ecken oder lungerte im Krankenzimmer herum, oft genug blätterte er in ihrem Medizinbüchern. Als ich ihn einmal gefragt hatte, ob er die Texte überhaupt lesen konnte, sah er mich nur mit trüben Augen an und meinte, ihr Geist wäre noch immer in diesen Büchern. Daraufhin hatte ich mich zu ihm in die dunkle Ecke gesetzt und mit ihm in den Wälzer gestarrt.

"Sie kommt doch wieder oder Chef?" hatte er mich leise gefragt.

"Ich weiß es nicht, Heat. Keine Ahnung..." war meine ehrliche Antwort gewesen.

Selbst Killer schien irgendwie angespannt zu sein. Er übernahm die Aufgaben, die Katory gehabt hatte aber keineswegs aus dem Grund, weil sie erledigt werden mussten, sondern damit er sich selbst beschäftigen konnte. Denn ich wusste nur zu gut: Kommen die Hände meines Vizen zum Stillstand, begann sein Hirn dafür umso mehr zu rattern. Und ungeachtet dessen, was er gesagt hatte, wusste ich sehr wohl, dass auch er sie vermisste. In den letzten Tagen hatte die Kleine es nämlich wirklich geschafft, sich mehr zu öffnen und hatte stundenlange Unterhaltungen mit Killer geführt.
 

Aber nun war sie fort. Zurück in ihr altes, tristes Leben. Zurück in ihrer Welt. Natürlich war sie dort sicherer als hier. Wir hatten von Anfang an gewusst, wie gefährlich es für Katory werden könnte. Und wir hatten leider auch Recht behalten. Dennoch wollte sie das Leben hier und nachdem ich ihr gesagt hatte, was ich über den Nebel wusste, hatte ich auch das Gefühl, dass sie nicht mehr ganz so viel gegrübelt hatte. Aber irgendetwas hatte sie ausgerechnet an jenem Tag zum Zweifeln gebracht.

Ich erinnerte mich gut an unser kurzes Gespräch an den Klippen, als sie sagte, sie sei verwirrt über ihre eigenen Handlungen.

Kamen die Zweifel daher?

Warum lag so eine Unsicherheit in ihren Augen?

Und warum hatte ich ihr nicht einfach gesagt, was ich für sie empfand?

Hätte es irgendetwas verändert?

Müde massierte ich meine Schläfen. Ich musste zu meiner alten Form zurückfinden. Ich musste lernen, wieder ohne sie zu leben. Ein verdammt schweres Unterfangen, wenn man sich hier nur einmal umsah. Überall lagen noch ihre Klamotten und Aufzeichnungen herum. Selbst das Schlaftshirt, welches ich ihr geliehen hatte, lag noch unter meinem Kopfkissen. Ich hatte es einfach nicht wegräumen können, hing stattdessen jeden Abend wie ein Süchtiger dadran und sog ihren Duft ein.
 

Ohne sie schlief ich wesentlich schlechter. Ich war schlecht gelaunt und leichter reizbar.
 

Ohne sie wirkte die Welt irgendwie dunkler, ein bisschen trostloser.
 

Ohne sie fehlte mir mein Ruhepol, sie war wie meine innere Waage gewesen, obwohl ihr Temperament sich durchaus mit meinem messen konnte.
 

Ohne sie würde ich langsam wieder zu dem Monster werden, dass die Weltregierung in mir sah.
 

Und das Erste, was dieses Monster tun würde, war, den Kopf eines gewissen Piraten von dessen Schultern zu trennen!

Wenn der Regen fällt

23. Kapitel: Wenn der Regen fällt (Katory):
 

Langsam kam ich wieder zu mir. Mein Kopf tat höllisch weh und stöhnend richtete ich mich auf. Ein scharfer Schmerz zog von meiner rechten Schulter und dem Oberarm durch meinen ganzen Körper und ich kniff die Lider aufeinander, presste meine Lippen zusammen, um einen lauten Aufschrei zu unterdrücken.
 

Als der Schmerz allmählich abebbte, begann mein Hirn zu arbeiten. Kid und ich waren zusammen auf der Klippe gestanden als ein ohrenbetäubender Knall ertönte und uns kurz danach der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Dann stürzten wir ins Meer. Ich wusste noch, dass ich meine Wolke geformt und meinen Käptn damit Richtung Ufer befördert hatte. Aber an das, was dann geschah, erinnerte ich mich nicht.
 

Was war geschehen?
 

Etwas unsicher öffnete ich meine Augen wieder und sah mich langsam um. Seicht schlugen die Wellen ans Ufer und über meine halbhohen, blauen Stiefel, die schon völlig durchweicht waren. Mein fliederfarbenes Kleid war an einigen Stellen leicht zerrissen und ebenso klamm, wie meine Schuhe. Ich musste an Land gespült worden sein. Aber das hier war definitiv nicht die Insel, auf der sich Kids Unterschlupf befunden hatte.

Auch war es hier viel wärmer - ob ich auf einer Sommerinsel gelandet war? Ich ließ meinen Blick weiter schweifen. Irgendetwas war komisch... Zu meiner rechten Seite verlief der Strand weiter, wobei eine Steilküste diesen immer mehr ersetzte. Der Mischwald oberhalb der Steilhänge kam mir merkwürdig bekannt vor. Als ich dann zu meiner linken sah, traf mich fast der Schlag. Das konnte doch nicht wahr sein! Das DURFTE nicht wahr sein!

Dort war ein Zaun, in dem ein Loch war, durch welches ich mühelos hindurchpassen würde und ein Blick über meine Schulter bestätigte meinen unangenehmen Verdacht, der nun zur Klarheit wurde. Dort waren drei große Steine und dazwischen lag meine dunkle Umhängetasche, die ich immer zur Arbeit mitnahm. Auf diesen Steinen hatte ich mit Eustass Kid gesessen, bevor ich mit ihm in seiner Welt gelandet war. Das war nun schon fast zwei Monate her...

Ein dumpfes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Ächzend stand ich auf und bewegte mich auf die Tasche zu, fischte mein Handy heraus und nahm ab.

"Hey, Katory, Jacky hier. Man, warum gehst du nicht an dein Handy?! Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen! ..." Ich war wieder in meiner Welt.
 

"Meine Güte, Katory, du machst vielleicht Sachen - wie ist das nun bitte wieder passiert?" setzte meine Arbeitskollegin erneut an. Ich saß in der Notaufnahme unseres Krankenhauses und ließ mir meine Wunden von ihr säubern. Nach ihrem Anruf - sie wollte rigendwelche Schichten mit mir tauschen - hatte ich mich hierher geschleppt, denn meine Wunden waren wieder aufgerissen, bluteten, schmerzten und sauten meine Klamotten ein. Ich hatte bloß Glück gehabt, dass die Kugel von dieser irren Brünette an meinem persönlichen Panzershirt abgeprallt war und lediglich einen blauen Fleck hinterlassen würde, sonst hätte ich noch eine Verletzung mehr, die ich nicht erklären konnte!

Leider hatte genau jene nervige Kollegin Spätschicht in der Notaufnahme und ich war ihr direkt in die Arme gelaufen! Wie beschissen konnte dieser Tag eigentlich noch werden?

"Wie ist das überhaupt passiert? Hast du dich die Steilküste runtergestürzt, nachdem Raik mit dir Schluss gemacht hatte?" fragend sah ich sie an. Wer war nochmal Raik gewesen?

...

Achja, dieser Westentaschencasanova, der mit dem brünetten Flittchen durchgebrannt war - werde ich langsam paranoid oder hassen diese Frauen mich wirklich? Müde wandte ich meinen Blick ab. Jacky würde keine Antwort auf ihre Frage erhalten. Ein theatralische Seufzen verließ ihren Schmollmund und sie warf kokett eine ihrer türkis gefärbten Haarsträhnen nach hinten.

"Hast du es wirklich nicht gewusst?" versuchte sie es nun etwas sanfter.

"Was? Dass er mich seit unbestimmter Zeit betrogen hatte? Dass ich nur sein Spielball war? Seine Küchenmagd. Das Dummchen, dass Herd und Heim sauber und warm hielt. Oder die Tatsache, dass die Verlobung nur ein Trick war, um mich bei Laune zu halten, bis er ein anderes Flittchen gefunden hatte, bei dem er unterkommen konnte?" Mein Blick war eiskalt, genau wie meine Stimme und triefte nur so vor Gift.

"Tut mir Leid..." nuschelte sie schnell und fuhr dann schweigend mit ihrer Arbeit fort.

Der diensthabende Arzt besah sich ebenfalls die Verletzungen und stellte mir ähnlich dämliche Fragen. Er bekam den gleichen Blick von mir, wie zuvor Jacky, allerdings ohne Text. Er gab mir ein Attest, verordnete mir Ruhe und eine Packung Schmerzmittel, bevor er mich entließ. In drei Tagen sollte ich zum Verbandswechsel wiederkommen, den ich nun umgelegt bekam.
 

Wie in Trance lief ich die altbekannten Wege entlang. Wieso war dieser Nebel nur wieder aufgetaucht?! Ich wollte doch nicht mehr zurück in dieses Leben! Wütend starrte ich in den sich zuziehenden Himmel. Fast zwei Monate war ich mit den Kid-Piraten unterwegs gewesen. Zwei Monate! Und hier waren nicht einmal zwei Stunden vergangen. Ich schaute auf das Display meines Handys. Zwei weitere sinnlose Stunden waren in dieser Welt verstrichen.

Also zwei weitere Monate bei Kid und den anderen?

Ein Tag hatte 24 Stunden. Würden also morgen um diese Zeit bereits zwei Jahre vergangen sein?

14 Jahre in einer Woche... und in zwei bis drei Wochen... würden sie dann vielleicht schon nicht mehr leben?

Würden sie sich überhaupt noch an mich erinnern, wenn ich nach so langer Zeit vielleicht doch einen Weg zurückfand?

Ich war längst stehen geblieben. Die Menschen, die an mir vorbeidrängten, kümmerten mich nicht - genauso wenig wie sie sich um mich kümmerten. Ich war nur ein Hindernis auf ihrem geschäftigen Weg durch ihren immergleichen Alltag. Ein Hindernis, das schnell vergessen sein würde.

Diese Welt war mir plötzlich so fremd und unwirklich. Die Fahrzeuge auf den Straßen, der Lärm, die vielen Lichter, die gehetzten Massen. Ich musste hier weg!
 

Ganz von selbst trugen meine Beine mich zurück an den Strand, an welchem ich vor Kurzem erst wieder zu mir gekommen war. Doch die Hoffnung, den grünen Nebel zu erblicken, entschwand. Hier war gar nichts. Nichts deutete auf all die Abenteuer und Gefahren hin, die ich mit den Jungs erlebt hatte. Nichts, außer...

Meine Finger glitten zu meinem Hals und umfassten den kleinen wolkenförmigen Anhänger. Er war noch da! Das Ganze war kein Traum gewesen! Ich hatte all das wirklich erlebt.
 

Der Wind frischte merklich auf und die dicken grauen Wolken verhüllten das Antlitz der Sonne entgültig. Ein bitteres Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Das Wetter spiegelte haargenau meinen Gemütszustand wieder.

Ich wusste, es würde bald anfangen zu regnen. Und ich hatte noch immer nur das kurze, ärmellose Kleid an. Zwar war es mittlerweile etwas trockener als noch vor zwei Stunden aber das würde sich bald wieder ändern. Wahrscheinlich würde ich mich hoffnungslos erkälten, wenn ich hier stehen blieb. Aber es konnte mir gerade egaler nicht sein. Ich wollte meinen Platz nicht verlassen. Hier war die Verbindung zwischen unseren Welten. Was war, wenn der Nebel gerade dann auftauchte, wenn ich in meiner Wohnung hockte? Das Risiko wollte ich nicht eingehen.
 

Erste Tropfen benetzten den Sand, die Steine und meine Haut. Noch immer rührte ich mich nicht vom Fleck, hing nur meinen Gedanken nach.

Wie es ihnen wohl ging?

Hoffentlich sind alle wohlauf und halbwegs unversehrt aus der Sache herausgekommen. Aber falls nicht, wer würde sie jetzt verarzten?

Oder hatten sie sogar schon einen neuen Schiffsarzt gefunden?

Ob sie mich überhaupt vermissten?

Heat bestimmt! Und wenn nicht speziell mich, dann doch wenigstens mein Essen. Ich liebte es wirklich, für die Bande zu kochen. Selten hatte ich einen so verfressenen Haufen gesehen. Nie hatten sie auch nur einen Krümel übrig gelassen. Und Heat war immer einer der ersten, der nach Nachschlag brüllte. Der Zombie war schon ein Fall für sich... Dabei war er nicht einmal ein Untoter. Bei genauerem Hinsehen fiel mir nämlich eines Tages auf, dass das an seinem Mund gar keine Nähte waren, sondern Narben. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, hatte er nur breit grinsend mit den Schultern gezuckt und gemeint, das komme vom Feuerspucken. Danach hatte er mich angestrahlt, wie ein kleiner Junge. Ich sei die erste Außenstehende, die es bisher bemerkt hätte. Auf meine entsetzte Frage, warum die Mannschaft ihn trotzdem immer als Zombie betitelten, wenn sie es doch besser wussten, hatte er nur gelacht. Manche Titel oder Spitznamen wurde man eben nur schwer wieder los.

Ich schluckte den aufkommenden Kloß herunter. Seine unerschütterliche Fröhlichkeit fehlte mir schon jetzt.

Dabei war er nur halb so gut drauf ohne seinen besten Freund. Und ich konnte ihn gut verstehen. Auch wenn Wire den armen Rastaträger oft schimpfte, ihm derbe Kopfnüsse verabreichte oder einfach nur schmollend tagelang ignorierte, so waren die zwei doch ein Herz und eine Seele. Außerdem hatte der Schwarzhaarige mir mehr als nur einmal aus der Tinte geholfen und ganz ehrlich, ich hatte nie einen besseren Modeberater an meiner Seite gehabt!

Dennoch durfte man nie vergessen, dass sie gesuchte Piraten waren. Und diese Bande war für ihre Brutalität und Grausamkeit berüchtigt. Oft genug hatte ich mit ihnen gekämpft, dabei bemerkt, dass ich stellenweise nicht viel besser war, als sie, obwohl ich gerne mal den Moralapostel raushängen ließ. Und dennoch... Ich war eine der wenigen Menschen, die hinter die kalte Fassade blicken durfte.

Der Vize und sein Kapitän bildeten da keine Ausnahme. Auch wenn Killer sich nur selten in die Karten gucken ließ, hatte auch er eine weiche und sogar gefühlvolle Seite.
 

Genau wie Kid.
 

Ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.

Allein beim bloßen Gedanken an ihn, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Er hatte mich so oft gerettet. Aus unzähligen Gefahren. Vor der Einsamkeit. Vor mir selbst...

So vieles hatten wir geteilt. Freud und Leid. Geschichten aus vergangenen Tagen. Das Bett...

Er hatte mich zur Weißglut getrieben, mich zum Weinen gebracht, mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Er war immer für mich da gewesen.
 

Die Nässe und Kälte spürte ich kaum. Wie lange mochte ich hier schon stehen im mittlerweile strömenden Regen? Meine Tränen hatten sich längst mit diesem vermischt und rannen ohne Unterlass meine Wangen hinab. Die unaufhörlich schmerzende Einsamkeit betäubte meine Sinne.

Ich wollte wieder zurück!

Wollte wieder mit Kid streiten, ihn aufziehen.

Mit ihm lachen und scherzen.

An seiner Seite einschlafen und mich an ihn ankuscheln. Ich wollte seine Nähe nicht missen. Wollte ihn nicht missen. Denn ich vermisste ihn höllisch! Es tat so schrecklich weh...

Mit einem leisen Schluchzen sank ich auf den mittlerweile schlammigen Untergrund zusammen, während mein Verstand endlich begriff, was mein Herz schon länger zu wissen schien.
 

Ich hatte mich in Eustass Kid verliebt.

Schick mich nicht weg!

24. Kapitel: Schick mich nicht weg! (Katory):
 

Ich war bereits auf dem Weg zu meiner Arbeit. Spätdienst. Ich hasste Spätdienste. Ich hasste dieses Krankenhaus. Ich hasste einfach alles an diesem erbärmlichen, tristen Leben, welches ich führte und für immer führen sollte.

Ich wollte das nicht mehr!

Wie lange war ich nun schon wieder zurück? Ich erinnerte mich nicht mehr...

Die Tage zählte ich schon lange nicht mehr. Sie verschwammen zu unscharfen Erinnerungen am Rande meiner Wahrnehmung.
 

Ich hatte irgendwann wieder angefangen zu arbeiten. Allerdings merkte ich schnell, dass ich noch mehr zur Außenseiterin geworden war. Woran es genau lag, konnte ich nicht sagen, wollte es auch gar nicht ergründen. Aber vermutlich wegen der überdurchschnittlich guten Arbeit, die ich mittlerweile leistete - ich hatte mich sogar schon mit einigen Ärzten angelegt, weil ich in der Notaufnahme kleinere Schnittverletzungen einfach selbst genäht hatte - oder vielleicht, weil es so aussah, als würde ich diesem Westentaschencasanova Raik noch immer hinterher trauern. Wenn die nur wüssten, wem meine Trauer wirklich galt...

Warum musste ich mich auch ausgerechnet in Eustass Kid verlieben? Allein beim Gedanken an ihn, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen und erschwerte mir das Atmen. Ich hatte doch gewusst, dass er mir das Herz brechen würde. Wie konnte es nur soweit kommen? Dass diese Gefühle keinerlei Zukunft hatten, konnte selbst ein Blinder sehen!
 

Mein Gang verlangsamte sich merklich.
 

Ich vermisste ihn so schrecklich.

Ich wollte zu ihm zurück. Zurück in diese gefährliche, chaotische Welt. Denn sie war viel mehr zu der meinigen geworden, als es die hiesige jemals gewesen war. Ich gehörte hier einfach nicht her. Das hatte ich vom ersten Moment an gespürt, als ich am Strand wieder zu mir gekommen war.
 

Und doch war ich wieder hier.
 

Inzwischen war ich endgültig stehen geblieben, sah kurz zu dem großen Gebäudekomplex, welcher sich vor mir abzeichnete.
 

Wie viel Zeit wohl bei Kid und den anderen mittlerweile vergangen war? Hoffentlich ging es ihnen gut. Nichts wünschte ich mir mehr, als das sie wohlauf waren. Von meinem egoistischen Wunsch, zu ihnen zurück zu können, mal ganz abgesehen.
 

Ich sah zu Boden. Vor mir trockneten gerade kleine Tropfen auf dem Asphalt - begann es etwa zu regnen?

Meinen Kopf in den Nacken legend, schaute ich in den wolkenlosen, blauen Himmel und bemerkte, wie etwas Nasses meine Wangen und meinen Hals hinablief. Erschrocken wischte ich mit meinen Fingern darüber.

Weinte ich etwa?

Etwas überrascht sah ich auf meine feuchten Finger. Tatsächlich. Ein leises Schluchzen entwich mir. Das letzte Mal hatte ich geweint, als ich mir meiner Gefühle zu dem rothaarigen Teufel bewusst wurde. Seitdem war ich sehr darauf bedacht gewesen, möglichst wenig Emotionen zu zeigen oder zuzulassen.

Aber jetzt konnte ich diesem gebrochenen Staudamm keinen Einhalt mehr gebieten. Ich presste meine Hände vor mein Gesicht und ließ es einfach zu.
 

Keine Ahnung, wie lange ich hier so rumstand. Es war mir herzlich egal.

Plötzlich drängte sich ein erschreckendes Bild in meine Gedanken.

Ich konnte Kid sehen, wie er von Dunkelheit verschlungen wurde. Dann fiel seine Fliegerbrille zu Boden. Ihr Glas zersprang.

Gepackt von einer schrecklichen Vorahnung, machte ich auf der Stelle kehrt und rannte, so schnell ich konnte, zum Hafen, dorthin, wo Kid und ich das erste Mal in seine Welt gelangt waren.
 

Völlig atemlos erreichte ich die Stelle und sah mich panisch um. Ich würde jede Wette eingehen, dass dieser grüne, wabbernde Nebel hier auch auftauchte. Und tatsächlich! Etwa 100 Meter von meinem Standpunkt entfernt, kroch er über den Strandboden Richtung Meer. Verdammt!

Wenn er das Meer erreichte, bevor ich dort war, verpasste ich meine vielleicht einzige Chance wieder zurückzukehren.

Ich ignorierte meine brennende Lunge und meine schmerzenden Beine, stolperte vorwärts, blieb irgendwo mit meinem Fuß hängen und fiel der Länge nach auf den steinig-sandigen Boden. Verflucht!

Schwer atmend sah ich auf - der Nebel bewegte sich unaufhörlich aus meiner Reichweite. Das durfte einfach nicht wahr sein!

"Haaalt aaaaaaaan!" brüllte ich in meiner Verzweiflung. Und als ich wieder hinsah, war die Nebelwand tatsächlich an Ort und Stelle geblieben. Ich wischte die aufkommenden Fragen bei Seite, hievte meinen zitternden Körper wieder hoch und wankte auf das grüne Glitzerzeug zu. Meine Knie und Arme hatte ich mir bei dem Sturz aufgescheuert aber das war jetzt nicht wichtig. Ich umklammerte meine Umhängetasche, in der sich auch allerhand Verbandszeug befand - ich würde sie brauchen, dessen war ich mir mehr als sicher - und schritt durch den Nebel. Augenblicklich umfing mich die bekannte Kälte und Dunkelheit.
 

Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich auf einer kleinen Insel. Langsam richtete ich mich auf und sah mich um, klopfte den Strandsand von meinem Kleid. Unweit von mir ankerte ein mir wohl bekanntes Schiff und mein Gesicht erhellte sich. Ich hatte es wirklich geschafft - ich war wieder zurück!

Doch die Freude hielt nicht lange vor. Eine wankende Silhouette näherte sich mir. Ich kniff die Augen zusammen und erschrak, als ich ihn erkannte. Sofort eilte ich ihm entgegen.

"Killer!" Taumelnd glitt er in meine Arme und ich ließ ihn in den warmen Strandsand sinken. Er war verletzt und sichtlich erschöpft. Was war hier nur geschehen?

"Katory... ein Glück... du lebst..."

"Scht, es ist alles gut. Ich bin ja jetzt hier." Sofort kramte ich in meiner Tasche, wurde dann aber von dem Blonden am Handgelenk gepackt.

"Apoo..." kam es keuchend aus seinem Mund.

"Er hat uns verraten." Mir glitten die Mullkompressen aus der Hand und mein Herz überschlug sich geradezu.

"Wo ist Eustass?" Meine Stimme zitterte hörbar. Sollte sich meine böse Vorahnung etwa bestätigen?

"Sie kämpfen noch." Er deutete mit seiner Hand in die Richtung aus der er zuvor gekommen war. Entschlossen stand ich auf.

"Kommst du zurecht?" fragte ich. Killer lachte gequält.

"Werd mir ja wohl noch so einen ollen Tupfer auf die Kratzer drücken können..." Kurz huschte ein Grinsen über meine Lippen. Nein, um den Vizen brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Wortlos setze ich mich in Bewegung, spürte meine Teufelskräfte erwachen und formte meine Wolke, die mich sicher zum Ort des Geschehens bringen sollte.
 

Innerlich explodierend, schleuderte ich zwei Windsicheln in Richtung des Gorillas, der sich gerade über den im Dreck liegenden Kid gebeugt hatte.

"Nimm deine dreckigen Griffel gefälligst von meinem Käptn!" polterte ich und landete neben dem Rotschopf. Apoo war einige Meter nach hinten gesprungen, um meinem Angriff auszuweichen. Die Fliegerbrille lag ein Stück abseits im Sand. Das Glas war zersprungen.

Hustend kam Kid wieder auf die Beine und funkelte mich an - ich konnte nicht sagen, ob er wütend, überrascht oder erleichtert war, mich zu sehen.

"Kat, was tust du hier? Das ist zu gefährlich, verschwinde!" knurrte er.

"Vergiss es, Eustass!" Apoo schien dagegen eher begeistert zu sein von meinem Auftauchen.

"Whooohooo, pretty girl. Eustass Kid, ich wusste nichts von deine beautiful girlfriend." dann zwinkerte die Klavierfresse mir zu.

"Hot body, Missy." Er sollte auf der Stelle tot umfallen, dieser...!

"Wage es ja nicht, Apoo!" grollte der Teufel neben mir. Hey, ich konnte mich auch sehr gut selbst verteidigen!

"Lass stecken, Eustass. Dem Floball zieh ich die Klavierbeißerchen einzeln raus!" Gespielt überrascht wich der Affe einen halben Schritt rückwärts in einer theatralischen Pose.

"Huuuooooaaa, so much Temperament!" Und dann schossen uns Schockwellen um die Ohren. Irgendwie schafften wir es den ersten auszuweichen, doch dann umschloss mich eine Barriere aus Metall und ein gequälter Laut erklang. Gleichzeitig löste mein Schutzwall sich wieder in Wohlgefallen auf.

Natürlich hatte Kid die volle Ladung abbekommen und kniete im Sand. Ich erzeugte einen Wall aus Windhosen und umringte meinen Kapitän damit, schickte gleichzeitig einige Windsicheln in Apoos Richtung, der daraufhin seinen Angriff wieder abbrach und von seinem Opfer abließ.

Der Teufel spuckte das Blut aus, dass sich in seinem Mund gesammelt hatte und kam wieder hoch.

"Man, Kat, jetzt lass dich doch mal vernünftig beschützen!" murrte er unzufrieden. Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und stellte mich an seine Seite.

"Du solltest mich doch mittlerweile wirklich besser kennen." tadelte ich ihn sanft und sein schiefes Grinsen gab mir die Antwort, die ich erwartet hatte.

"Ja, sollte ich. Es ist schön, dass du wieder da bist." Meine Wangen glühten geradezu und überrumpelt sah ich ihn an, vergaß unsere Situation völlig.
 

Und vernachlässigte meine Konzentration...
 

Apoo erkannte die Sekunde der Schwäche, startete einen erneuten Angriff und zerstörte meinen Wall. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie alles geschah...

Kid stieß mich kraftvoll zur Seite und bekam die volle Wucht einer weiteren Attacke ab.

"Nein... KIIIIIIIIIIID!" Ich rutschte zu ihm rüber, strich ihm über die Wange.

"Das war... das erste... Mal..." keuchte er mit brüchiger Stimme. Ich lächelte traurig.

"Oh, hab ich ihm etwa weh getan? So sorry..." gröhlte der Hampelmann, schickte eine weitere Schockwelle in unsere Richtung, die erfolglos an einer Windbarriere abprallte, die ich anscheinend mehr oder weniger bewusst erzeugt haben musste. Mein erzürnter Blick traf auf Apoos, der ziemlich angepisst aussah.

"Kat..." Kid griff nach meinem Arm.

"Sei vorsichtig... er... hat die Allianz an... hat sie verkauft an... Blackbeard." WIE BITTE!? Ausgerechnet an ihn!

Hasserfüllt und voller Zorn glühten meine Augen. Mein ganzer Körper schien zu beben. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal gehabt... Doch dieses Mal würde ich mich nicht verlieren! Aber ich würde die letzte Grenze überschreiten...

"Jetzt ist Schluss! Genug gespielt! Sterbt!" donnerte unser Feind und begann eine unheilvolle Melodie zu spielen, die kurz darauf meine Barriere zerbrach.

Schützend stellte ich mich vor Kid und ließ meine Kraft fließen. Der Wind konnte seine Töne zerstreuen und sie somit annulieren. Durch diese Teufelskräfte war ich Apoo ebenbürtig. Denn leider konnten seine Attacken auch meine ausbremsen. Nur eines konnte er nicht aufhalten...

Meine Kräfte sammelten sich, während scharfe Noten mir ins Fleisch schnitten - ich ignorierte es, so gut ich konnte.

"Auch wenn du um dein jämmerliches Leben bettelst..." begann ich drohend meine Stimme zu erheben. Apoos Augen verengten sich zu Schlitzen, bevor sie tellergroß wurden.

"... es gibt keine Gnade für Verräter!" Aus dem mich umgebenden Wind zog ich meine gefährlichste Waffe und richtete sie auf den Affen. Mit einem langen Satz setze ich auf ihn zu, führte die Windklinge mit tödlicher Präzision und kam hinter ihm zum Stehen.

Ein Schnitt.

Ein ersticktes Gurgeln.

Der Sand färbte sich in der Farbe des Blutes von dem Verräter, als der Körper leblos in den Staub fiel, sein Kopf landete etwas abseits davon.

Es war vorbei.
 

Völlig erschöpft stütze ich mich hockend auf meinem Knie ab und atmete schwer. Ich war völlig aus der Übung.

Mein Schwert verschwand zusammen mit meinem Zorn.

Ich sah an dem Körper unseres Feindes vorbei rüber zu Kid. Er hatte sich auf den Rücken gedreht und lag einfach nur da, den Blick in den Himmel gerichtet.

"Du hättest nicht zurückkommen dürfen, Kat." drangen seine Worte zu mir herüber. Ich war wie vom Blitz getroffen - meinte er das etwa ernst? Aber er hatte doch vorhin noch behauptet, er würde sich freuen, dass ich wieder hier bin - war das gelogen?

"Jetzt werden sie dich jagen. In deiner Welt wärest du in Sicherheit gewesen." Die Kälte in seiner Stimme machte mir Angst. Er konnte das nicht ernst meinen! Er drehte den Kopf weg.

"Geh nach Hause." Taumelnd kam ich auf ihn zu - ich musste sein Gesicht sehen!

"Das ist nicht mehr mein zu Hause... Ich gehöre dort nicht hin."

"Dann geh woanders hin und schaff dir dort ein neues. Ich kann dich hier nicht gebrauchen." Meine Unterlippe begann zu beben, als sich die ersten Tränen an die Oberfläche kämpften. Das konnte er mir doch nicht antun!

"Schick mich nicht weg..." flehte ich mit tränenerstickter Stimme. Langsam richtete er seinen Oberkörper auf, sah mich aber noch immer nicht an. Ich stolperte zu ihm, fiel vor ihm in den Sand, die Hände zwischen meinen Knien gebettet.

"Verachte mich, hasse mich... das halt ich alles aus... aber bitte, ich bitte dich! Schick mich nicht von deiner Seite! Ich kann nicht in einer Welt leben, in der es dich nicht gibt..." Immer piepsiger wurde meine Stimme, brach zum Ende hin ganz.

Warum tat er mir das nur an?

Sah er denn nicht, dass ich nur seinetwegen wieder hier war?

Mein Blick war so verschwommen, ich konnte vor lauter Tränen kaum noch etwas sehen.

"Lass mich bitte nicht allein!" flehte ich erneut. Sein Blick durchbohrte mich geradezu. Immerhin sah er mich endlich an. Auch wenn ich im Moment einen ziemlich erbärmlichen Anblick abgeben musste.
 

Eine Weile geschah nichts, außer, dass meine Tränen weiterhin in den Strandsand sickerten. Als er dann plötzlich seine Hand auf meinen Kopf legte, hielt ich inne.

Was hatte er vor?

Ich spürte seine zweite Hand an meinem Rücken, einen kräftigen Druck und seinen warmen Oberkörper an meinem völlig verheulten Gesicht. Er schloss mich in eine Umarmung und gegen meinen Willen quollen weitere große Tränen aus meinen Augen.

"Ich könnte dich niemals hassen, Kleines. Ich will dich doch nur beschützen." Verstehend nickte ich.

"Wenn es dir so wichtig ist, darfst du bleiben." Ich stieß mich leicht von seiner Brust ab, lächelte ihn dankend an. Seine goldenen Augen ruhten bedingungslos auf meinen. Ich hatte ihn so sehr vermisst...

Einem inneren Impuls folgend, schlang ich meine Arme um seinen Hals, sah noch, wie er mich überrascht ansah, bevor ich meine Lippen auf seine legte.
 

Und weiter geschah nichts.
 

Er erwiderte den Kuss nicht und so zog ich mich schnell wieder zurück, spürte die Röte in meinem Gesicht und rückte sofort ein gutes Stück von ihm weg.

"'Tschuldige..." nuschelte ich nur, richtete mich auf und ließ ihn im Sand sitzen, während meine Beine mich von ihm fort trugen.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?

Wie konnte ich nur so impulsiv handeln?

Sicher hatte ich mein Glück gerade überstrapaziert.

Ob er seine Entscheidung jetzt noch einmal überdachte?

Hoffentlich nicht.

Ich sah hoch und entdeckte Killer, der mit angewinkeltem Bein und hinterm Kopf verschränkten Armen noch immer an der Stelle lag, an der ich ihn zurückgelassen hatte. Schnell wischte ich mir über mein Gesicht und setzte ein Lächeln auf.

"Killer, wie geht es dir?" Er drehte seinen Kopf in meine Richtung.

"Fast schon wieder völlig genesen. Ich hab die Jungs notdürftig auf dem Schiff versorgt aber du solltest sie dir besser einmal ansehen."

"Naklar." Wir betraten gemeinsam das Deck.

"Wo sind denn alle?"

"Na in deinem Krankenzimmer. Und davor..." Ich musste lachen.

"Es ist schön, dass du wieder da bist. Ich geb's nicht gern zu aber du hast hier gefehlt." Dankbar umarmte ich den Vizen, der so viel Körperkontakt sonst so gar nicht zuließ.

"Ihr habt mir auch gefehlt."

Endlich!

25. Kapitel: Endlich! (Kid):
 

Eiligen Schrittes ging ich zurück zum Schiff. Ich wusste, dass Scratchmens Männer meine Mannschaft angegriffen hatten aber da bisher keiner dieser Dummköpfe aufgetaucht war, ging ich davon aus, dass Wire und die anderen die ungebetenen Gäste in die Flucht geschlagen hatten. Da aber auch meine Jungs nicht zu mir gekommen waren, sondern nur Katory, machte ich mir so langsam schon Gedanken um deren gesundheitlichen Zustand.
 

An Deck traf ich Killer, der sofort sein Haupt in meine Richtung neigte.

"Du siehst scheiße aus, Käptn." kam es nur trocken von ihm und ein schiefes Grinsen legte sich auf meine Züge.

"Ihr habt ihn also besiegt?" sprach er geschäftig weiter.

"Ja. Unsere Krankenschwester hat ihr Skalpell gezückt..."

"Moment - SIE hat ihn erledigt?" fragte er ungläubig.

"Ja."

"Sag mir, dass sie ihn nur besiegt und ihn nicht..."

"Doch, hat sie..." kam es fast tonlos von mir.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns, dann tippte mein Vize sich überlegend an seine blau-weiße Maske.

"Sie hätte es nicht getan, wenn es einen anderen Ausweg gegeben hätte. Du hättest sie sehen müssen, wie sie am Strand auf mich zugekommen war. Sie war so voller Hoffnung, Freude und dann flackerte immer wieder die Angst in ihren Augen auf. Als ich ihr sagte, dass du noch mit Scratchmen am Kämpfen seist, ist ihr alle Farbe aus dem Gesicht gewichen."

"Warum glaubst du, ist sie zurückgekommen? Sie hätte doch wissen müssen, dass hier nur wieder die Gefahr auf sie wartet. Und nun hat sie einen von Blackbeards Untergebenen getötet. Er wird Jagd auf sie machen."

"Sie wusste um die Gefahr, dessen bin ich mir absolut sicher." dann seufzte er kurz.

"Willst du meine ehrliche Meinung zu ihren Beweggründen? Warum sie all das auf sich nimmt?" Stumm nickte ich nur.

"Deinetwegen, Kid." Überrascht weiteten sich meine Augen.

"Ein bisschen auch für den Chaotenhaufen, den du deine Mannschaft schimpfst aber hauptsächlich wegen und für dich." Ich schlug meine Hand gegen meine Stirn.

"Killer, ich glaub, ich hab Mist gebaut!"

"Erzähl mir was Neues..." damit ließ er mich an Ort und Stelle stehen und verschwand unter Deck.
 

Na toll! Und was sollte ich jetzt machen? Ich könnte ja runter ins Krankenzimmer stürmen, sie zur Rede stellen oder wahlweise auch erst aus ihrem Heiligtum schleifen und dann zur Rede stellen aber was würde mir das jetzt bringen? Richtig! Gar nichts! Denn momentan würde sie sicher nur abblocken, behaupten, es wäre alles in Ordnung und sich dann schnellstmöglich rar machen und sich wieder in Arbeit stürzen.

Ich massierte mir meine Schläfe. Schon beängstigend, wie gut ich meinen Wildfang mittlerweile kannte. Also beschloss ich, sie erst einmal in Ruhe zu lassen. Vielleicht ergab sich ja zu einem späteren Zeitpunkt eine Gelegenheit, mit ihr zu reden. Hoffentlich eher früher als später. Denn mir war sehr wohl bewusst, dass ich sie verletzt hatte.

Es war aber auch zum aus der Haut Fahren! Sie hatte mich so gefühlvoll am Strand geküsst, dass ich völlig perplex gewesen war und einfach GAR NICHTS getan hatte! Ich hatte ihren Kuss nicht erwiedert...

Da hatte ich sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder und stieß sie direkt wieder von mir weg. So idiotisch konnte auch nur ich mich benehmen. Das wieder gerade zu biegen, könnte sich als durchaus schwierig erweisen.
 


 

Drei Tage waren seitdem nun schon wieder vergangen und mich beschlich das Gefühl, dass Alles zur Zeit noch komplizierter geworden war, als vor Katorys Verschwinden.

Seit dem Tag ihrer Rückkehr ging sie mir aus dem Weg, mied es, mit mir allein in einem Raum zu sein und falls das doch einmal geschah, beendete sie abrupt ihre Tätigkeit und floh vor mir, zurück in ihr Krankenzimmer, in dem ständig einer meiner Männer lag.

Sie kam erst schlafen, wenn ich bereits aufgestanden war, nutzte zeitweise sogar das große Gemeinschaftsbad unter Deck, nur um mir ja nicht in die Arme zu laufen.

Es war einfach zum verrückt Werden!

Ich wollte mit ihr reden, ihr sagen, was mir bereits seit Wochen auf der Zunge brannte. Aber sie ließ mich einfach eiskalt stehen.
 

Somit ließ sie mir nur noch eine Möglichkeit. Ich musste die verhasste Kapitänskarte ausspielen. Sie hasste nichts mehr, als wenn ich sie zu mir zitierte und umherkommandierte aber in diesem Fall ließ sie mir einfach keine andere Wahl.

Also ließ ich sie zu mir rufen und wartete geduldig an meinem Schreibtisch, bis es an der Tür klopfte.

"Du wolltest mich sprechen?"

"Ja." Ich stand auf, verriegelte mit meinen Kräften ihre einzige Fluchtmöglichkeit und schritt auf sie zu. Direkt vor ihr blieb ich stehen und sah auf ihren blonden Schopf.

Unsicher stand mein Wildfang vor mir, schielte immer mal wieder über ihre Schulter zur verschlossenen Tür. Es wurde Zeit, diesem Versteckspiel ein Ende zu bereiten. Ich war es so Leid!

"Kat..." begann ich langsam, sofort schnellte ihr Kopf zu mir und ihre grauen Augen fixierten mich.

"Ich bereue es nicht! Und ich werde nichts von dem, was ich getan oder gesagt habe, zurücknehmen, Kid!" feuerte sie mir mit fester und entschlossener Stimme entgegen.

"Kat- ..." doch sie unterbrach mich erneut.

"Es ist mir egal, was du jetzt von mir denkst! Mir ist alles völlig egal - du darfst mich nur nicht wieder zurückschicken, bitte!" Ein Flehen trat in ihre großen grauen Augen.

"Katory..." versuchte ich es erneut. Überrascht sah sie mich an. Es war das erste Mal, dass sie mitbekam, dass ich ihren Namen voll aussprach.

"Warum bist du wirklich zurückgekommen?" Geknickt wandte sie sich von mir ab.

"Weißt du das denn nicht?" erklang ihre traurige Stimme.

"Nicht mit Gewissheit. Sag es." Ich war sehr um einen sanften Ton bemüht, am liebsten hätte ich sie solang geschüttelt, bis sie endlich den Mund aufmachte! Es machte mich schier wahnsinnig, wenn sie so um den heißen Brei herumredete! Sie senkte ihren Kopf noch weiter und begann zögerlich zu sprechen.

"Ich habe euch vermisst..." Stille.

Ruhig Blut! Jetzt nicht die Fassung verlieren... Zur Hölle noch eins, musste man ihr denn jeden Satz einzeln aus der Nase ziehen?!

"Weiter?" presste ich hervor. Sie atmete tief ein und aus.

"Ich habe DICH vermisst..." Merklich nach Worten suchend, wanderte ihr Blick wieder zurück zu meinem.

"Als ich wieder in meiner alten Welt war, da... ist mir etwas klar geworden. Eigentlich... eigentlich wusste ich es schon vorher, wollte es aber einfach nicht wahr haben..." Sie biss sich auf ihre Lippe. Dann atmete sie einmal tief ein und aus.

"Ich... ich..." Ein resignierendes Seufzen erklang, als sie ihren Kopf erneut zum Boden senkte, ihre Hände zu Fäusten ballte und leise fluchte.

"Scheiße, ist das schwer..." Als sie mich wieder ansah, huschte ein bitteres Lächeln über ihre Züge. In ihren Augen konnte ich so viele Emotionen lesen: Von Hoffnung bis Hoffnungslosigkeit war so ziemlich alles dabei.

"Kid. Ich habe mich in dich verliebt." Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich zog sie in eine Umarmung.

"Ich hatte schon befürchtet, diese Worte niemals aus deinem Mund zu hören." gestand ich leise wispernd, hob ihr Kinn an und beugte mich zu ihr runter. Wie lange hatte ich darauf gewartet!

"Ich liebe dich auch." dann versiegelte ich unsere Lippen zu einem sinnlichen Kuss.

Meine Abenteuer im Land der Träume

26. Kapitel: Meine Abenteuer im Land der Träume (Katory):
 


 

Ich blinzelte einige Male, hob meine rechte Hand, um meine Augen vor den hellen Sonnenstrahlen etwas abzuschirmen, die durch das Fenster hineinschienen. Was für eine Nacht! Schlaflos. Aber mit Abstand die schönste meines bisherigen Lebens.

Ich sah links neben mich und schmunzelte, da Kid einen ebenso zufriedenen Gesichtsausdruck hatte, wie ich. Allerdings waren seine Augen zur Zeit geschlossen.

Langsam glitt mein Blick zur Tür der Kapitänskajüte und mein Schmunzeln wurde breiter, als die Bilder lebhaft vor meinem geistigen Augen begannen zu flimmern.
 

Ich erinnerte mich deutlich an das Geständnis und den anschließenden sinnlichen Kuss, der Alles einläutete. Die zärtlichen Küsse, die danach folgten, die Liebkosungen, die kleinen Male, die er neben meine Tattos gesetzt hatte. Und auch daran, wie wir anschließend besagte Tür auf Herz und Nieren geprüft hatten. Man konnte sagen, sie war sehr standfest.
 

Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und mein Blick huschte weiter durch den Raum zum Schreibtisch und die Unordnung drumherum. Eigentlich wollten wir anschließend duschen gehen, ganz entspannt. Ohne Hintergedanken. Doch keine drei Schritte von der Tür entfernt, hatten wir uns gleichzeitig zueinander umgedreht und sind regelrecht übereinander hergefallen. Meine Mundwinkel zogen sich ein weiteres Stück nach oben. Das alte Holz war weitaus stabiler, als es auf den ersten Anschein wirkte.
 

Als mich im Anschluss daran meine Beine im Stich ließen, hatte er mich einfach nur auf den Arm genommen und mich ins Bad getragen. Dass wir eben nicht einfach nur entspannt duschen waren, bedarf an dieser Stelle wohl keiner Erwähnung. Aber es fühlte sich einfach zu gut an: Unsere erhitzten Körper, eng umschlungen, gegen die kühlen Fliesen gepresst, über uns das lauwarme Wasser, welches sanft wie ein Sommerregen über unsere Haut glitt.
 

Irgendwann waren wir dann ins Bett gekrochen mit der festen Absicht, einfach nur kuschelnd einzuschlafen. Ja, klar... Nein, ehrlich, wir wollten wirklich schlafen. Aber irgendwie wurde aus dem liebevollen Kuscheln dann mehr...
 

Und mittlerweile war es wieder taghell. Kid kroch noch näher zu mir heran, biss mir zärtlich ins Ohr, was mich kichern lies und ich wandte mich ihm wieder zu. Ein verrucht-anzügliches Grinsen legte sich auf seine Züge, als er mir über meinen Arm und dann an meiner Seite entlang strich. Dann legten sich seine Lippen auf meine und entlockten mir einen sehr zufriedenen Laut.

"Da bekommt wohl jemand einfach nicht genug." raunte er mir entgegen. Er musste groß reden! Wer verführte hier denn gerade wen?

"Ich muss einiges wieder aufholen. Ich habe eindeutig zu lang gebraucht, um endlich zu begreifen, was du mir wirklich bedeutest..." Er zog mich noch enger an sich, umarmte mich besitzergreifend, während ich mein Bein um seinen Körper schlang und meine Hände in seinem Nacken verschränkte. Ich bekam wirklich nicht genug von ihm aber wer wollte mir das verübeln?

"Eindeutig. Viel zu lange..." kommentierte er breit grinsend und verteilte hauchzarte Küsse auf meinen Hals.

Allerdings wurde dieser schöne Moment durch aufgebrachtes Flüstern vor der Tür unterbrochen. Wir warfen einen grimmigen Blick herüber. Taten die Idioten da gerade ernsthaft das, was ich dachte, dass sie es taten?!

"Psscht, Heat, sei doch mal still! Ich kann ja gar nichts verstehen!" zischte Wire.

"Er hat es ihr doch hoffentlich endlich gesagt! Hat er? Bitte sag mir, dass -..." plärte Heat, wurde aber von Killers scharfer Stimme unterbrochen.

"Ich hab euch Hohlköpfen doch gesagt, dass er es ihr gestern Abend gesagt hat! Und sie ihm auch!"

"Wurde ja auch mal Zeit, das konnte ja keiner mehr mit ansehen!" schimpfte der Schwarzhaarige.

Ich warf mir ein Kleid über, Kid sich eine Hose und auf Zehenspitzen schlichen wir zur Tür. Die Stimmung war ohnehin dahin. Die konnten was erleben! Mit einem schnellen Ruck öffneten wir die Tür, wodurch Heat und Wire laut polternd über's Deck rollten, während Killer an der Wand gelehnt stand und wie festgefroren zu uns starrte.

Ich lehnte mich lässig in den Türrahmen, Kid hing hinter mir, den Unterarm über mir ebenfalls an den Rahmen gestützt.

"Guten Morgen ihr drei. Gibt es etwas Bestimmtes, dass ihr hier alle vor der Tür herumlungert?" fragte ich bittersüß und Heat und Wire schluckten schwer, während der Vize anscheinend das Atmen eingestellt hatte. Dann schüttelten die zwei am Boden hockenden schnell den Kopf.

"Was genau hat euch dann zu so einer frühen Stunde hierher geführt? Könnt ihr mir das mal verraten?" Kids eiskalte, mordlüsterne Stimme jagte selbst mir einen Schauer über den Rücken. Allerdings eher einen von der Sorte, bei dem ich ihn direkt wieder anspringen würde! Bei der Rastalocke und dem Schwarzhaarigen bildete sich ganz deutlich der Angstschweiß aber sie wagten es nicht, sich zu rühren.

Kid beugte sich zu mir, drehte mein Gesicht zu sich und küsste mich. Zuerst war ich völlig geschockt - das konnte er doch nicht machen, vor all den Leuten! Wobei... doch, eigentlich schon... Und im Grunde tat er es ja gerade... Es dauerte keine zwei Sekunden, als mir bewusst wurde, dass es völlig egal war. Er liebte mich. Und ich liebte ihn. Das hier war das normalste von der Welt. Und somit schloss ich meine Augen, erwiederte den Kuss und blendete die völlig überraschte Meute einfach aus.

Kurz sah er mir noch tief in die Augen, bevor er sich wieder seinen Männern zuwandte.

"Hat noch irgendwer irgendwelche dummen Fragen?" Einstimmiges Kopfschütteln folgte, dann entspannte sich die gesamte Situation plötzlich wieder. Wire und Heat umarmten sich jubelnd und führten einen Freudentanz auf, während Killer sich einfach nur wieder entspannte und normal weiter atmete. Aber ich war mir mehr als sicher, dass sich hinter seiner Maske ein zufriedenes Lächeln befand.
 

Damit war es nun also offiziell.
 


 

Ich saß auf der Rehling, den Blick zum Horizont gerichtet. Eine sanfte Brise wehte mir durch's offene Haar.

So viel war geschehen in den vergangenen Monaten.

Eustass Kid hatte mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Er war einfach aufgetaucht, hatte mich wie eine Sturmflut mitgerissen und nicht wieder hergegeben. Und auch wenn nicht alles, was wir zusammen erlebt hatten, gute Erinnerungen hervorrief, so war ich doch mehr als glücklich, ihm begegnet zu sein.

Es war einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Hier zu sein. Von ihm geliebt zu werden.

Es würde noch so viel passieren. Vor uns lag die Neue Welt mit all ihren Gefahren und Faszinationen. Niemand konnte sagen, was der Morgen bringen würde. Aber eines war gewiss: Ich gehörte hier her. In diese Familie. An Kids Seite.

"Woran denkst du gerade?" Er hatte sich zu mir gesellt, seine Arme links und rechts von mir auf die Rehling gestützt und lehnte seine Stirn gegen meine. Ich lächelte ihn an.

"An die Vergangenheit... die Zukunft..." Dann schlang ich meine Arme um seinen Hals.

"Und daran, warum du mich nicht endlich küsst..." Er lachte kurz auf. Im selben Moment, als sich seine Lippen verlangend auf meine legten, umschloss er mich mit seinen starken Armen.

"Hey, könnt ihr auch mal aufhören zu knutschen!? Es gibt Arbeit! Wir erreichen gleich die angesteuerte Insel!" keifte Killer quer über's Deck zu uns herüber.

"Eifersüchtig?" zog Kid seinen besten Freund auf, der daraufhin nur noch lauter wurde.

"Du wolltest auf diese scheiß Insel, auf die diese drecks Logportnadel gezeigt hat! Falls man das überhaupt so nennen kann... so wie die ständig ausgeschlagen hat in alle Himmelsrichtungen... Pah, eifersüchtig..." der Rest ging in einem unverständlichen Knurren unter. Kid hielt mir seine Hand hin, um mir von der Rehling zu helfen.

"Bereit für ein Abenteuer?" seine rotgoldenen Augen begannen zu leuchten, genau wie meine und breit grinsend ergriff ich die mir dargebotene Hand.

"Naklar!"
 

Bereit, für neue Abenteuer im Land der Träume!
 


 

~-~-~-~-~-~- ENDE -~-~-~-~-~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen lieben Dank für den Favo *__* das bedeutet mir wirklich viel ♥♥♥♥♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die Favos - das werden ja immer mehr :D
Darüber freu ich mich natürlich riesig^^
*allen eine große Packung mit Keksen dalass* ♥ ♥ ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie sind Kapitel, in denen mal wirklich was passiert, deutlich kürzer, als die anderen, tut mir echt Leid >.< Aber nun konnte ich mal Katorys Teufelskräfte in Aktion beschreiben mit all ihren Facetten. Ich hoffe, das tröstet etwas über die Kürze hinweg.

Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ähm, also... ja... das war so nicht geplant XD Dieses Kapitel hat sich komplett verselbstständigt... ich kann da echt nix für! Die zwei machen einfach, was sie wollen *unschuldig durch die Gegend guck* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, habt ihr erraten, wer Killers geheimnisvoller Gesprächspartner war?^^

Also dann, bis nächste Woche :) Genießt das WE *Teller mit Süßigkeiten dalass*

Eure Kikono-chan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen ein frohes und besinnliches erstes Adventswochenende :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen ein besinnliches 3. Adventswochenende :) Genießt die Zeit im Kreise eurer Liebsten und das herrlich passende Wetter (zumindest bei mir sind -0,5°C und es fuzzelt Schneeflöckchen *_*) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie doch die Zeit vergeht...
Ich hoffe sehr, die FF hat euch gefallen und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die sie gelesen, kommentiert und favorisiert haben und sie noch lesen/ kommentieren/ favorisieren werden.
Ohne euch hätte mir das Schreiben nur halb so viel Spaß gemacht, danke :)

In diesem Sinne verabschiede ich mich für dieses Jahr von euch, wünsche euch noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Alles Liebe und Gute wünsche ich euch,
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  blackNunSadako
2018-09-24T23:22:07+00:00 25.09.2018 01:22
Überraschung!~ (^‿^)/

Nein, wir haben noch keine Weihnachten und die Welt wird Morgen auch noch heile sein – Ich habe dir einfach eine Freude machen wollen, sowie du sie mir immerzu machst. Und: Gott, was habe ich dein Herzstück bis zum Ende mit größter Freude gelesen! ^__^

Leider habe ich ewig dafür gebraucht. -.-' *verkneift sich an dieser Stelle das E-Wort* Und ich muss dir gestehen, dass ich zwischendurch immer mal wieder ein Kapitel gelesen und mir Stichpunkte dazu notiert habe.
Nun kann ich dir endlich freudig dein wohlverdientes Kommentar verfassen. ^-^

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr ich deinen Schreibstil liebe. Er ist wundervoll flüssig und wirkt stets ungezwungen und natürlich... Man erkennt als Leser deutlich, wie viel Freude du beim Schreiben hattest.
Deine Kunst des Schreiben ist wirklich etwas ganz Besonderes!♥

Bei meiner letzten Rückmeldung bin ich bei dem ehrwürdigen Teleschnecken-Gespräch stehen geblieben – Nochmals tausend Dank für die herzliche Widmung.💜
Dann ist Katory also im Alleingang losgezogen um sich mit dem Konteradmiral zu treffen. Gott, war das spannend! Du hast dir wirklich einen beängstigenden Gegner ausgedacht. Mein allergrößtes Lob dafür!♥ ^-^

(Kurze Zwischenfrage: Was hat es eigentlich mit der Anfügung `Konter´ auf sich? Welche Rang-Bedeutung in der Marine hat es?)

Katorys Mut ist wahrlich bewundernswert. Sie stellt sich dem Admiral vollkommen allein, um ihre Crew zu beschützen. Das macht für mich ein wahres Mitglied aus! ^.^
Ihren Beschützerinstinkt und das kugelsichere Metallhemd, das Kid ihr geschenkt hat, hat mir in Kapitel 18 besonders gefallen. Es ist so schön, wie sie gegenseitig ihre Sorge umeinander ausdrücken – auf eine vollends unterschiedliche Art und Weise. ^-^

Übrigens finde ich deine Ideen der zusätzlichen Teufelsfrüchte – sowohl der Sturmfrucht, als auch Traumfrucht – absolut beeindruckend. Deine kreative Phantasie ist wirklich erstaunlich, meine Liebe!♥

Spitzbart – Wie ich diese herrliche Bezeichnung für das Scheusal feiere! ^_^
Ein Satz, den er zu ihr sagt, mag ich besonders:
>>Denn du bist das Licht zu dem die Motten geflogen kommen.<<
Du hast Katorys Wesen wunderschön tiefgründig formuliert. Anders interpretiert ist sie das Licht der Kid-Piraten. Das gute Wesen, welches Kids dunkle Seite im Zaum hält.♡

Leider hat Spitzbart es aber vermutlich im Sinne von `Lockvogel´ gemeint – und sein Plan geht auf. Kid ist seinem Wildfang gefolgt. Dazu hat der Admiral den beiden auch noch die Fähigkeiten entzogen – und ich habe in vollster Spannung die Luft angehalten, als es zum epischen Kampf kam!
Action-Szenen liegt dir wahrlich im Blut. Deine talentierten Finger haben etwas Atemberaubendes zu virtuellem Papier gezaubert!♥

Die Rückblende zu ihrem Gespräch hast du perfekt gewählt. Wobei ich hier deinen genialen Einfall mit dem steuerbaren Eisen-Gehalt im Blut anmerken möchte. Eine grandiose Idee! Und eine noch viel eindrucksvollere Ausführung von ihr! ^__^
Kids Bemerkung; Er sei kein Vampir hat mich nebenbei bemerkt herzlich schmunzeln lassen. ^-^

So ging Spitzbart (der Name hat es mir zu sehr angetan xD) also in seinem eigenen Blut baden. Kids finale Attacke ist absolut episch gewesen. *-*
Und ich liebe die Szene, in der Katorys Metallshirt Wirkung zeigt und sie vor Schlimmerem bewahrt hat. Du hast den besten Moment dafür gefunden. ^-^

Was mich besonders laut lachen lassen hat, ist Kids Spruch über sein Hirn, das langsamer ist, als eine Schnecke mit Arthritis – Himmel, der Vergleich ist an Genialität nicht zu übertreffen! ^‿^

Am Ende lässt du den Spannungsbogen geradewegs durch die Decke schießen. Der epische Kampf reicht dir nicht – Nein, du setzt noch eine große Portion Spannung oben drauf! Deine Zeilen sind unbeschreiblich fesselnd.
Katory und Kid hingen an der Klippe. Nur durch sie wurden die beiden gehalten und drohten in den Tod zu stürzen. Als Kid ihr dann auch noch gesagt hat, sie solle ihn loslassen... das ist soo herzzerreißend gewesen. T.T

Das 19te Kapitel ist Nervenkitzen pur. Bis zum Ende, wo man als Leser aufatmen möchte. Wahnsinn, wie sehr du andere Menschen mitreißt und mitfiebern lässt!♥

Katorys erste Operation ist ebenso spannend, doch auch unfassbar faszinierend. Du hast ihre einzelnen Handgriffe unfassbar gut erklärt. Man merkt, dass du sehr viel Ahnung von Medizin hast. Lieben Dank, dass du sie mit uns Lesern geteilt hast.♥ ^-^

Du hast sogar die Kid-Piraten miteinbezogen und ihnen Rollen in der Operation gegeben. Besonders Heats Part – das Veröden der Gefäße – finde ich absolut klasse. Man könnte sagen, dass sie alle gemeinsam ihren Kapitän gerettet haben. Ein wunderschöner Gedanke.♡

Herzerwärmend waren Heats Worte nach der erfolgreichen OP. >>"Magst du uns etwa nicht?"<< Gott, dieser Satz hat mich im Herzen getroffen. Deine Wortwahl ist wirklich emotional bewegend.
Killers Auftritt – das genaue Gegenteil von dem emotionalen Heat – hat einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Killers eiskalter Blick. Wow. Wie perfekt du ihn einfach in Szene gesetzt hast!
Als er seine Maske abgenommen hast und Katory einfach nur angesehen hat... das war unheimlich und Gänsehaut erregend, wirklich. Ich liebe diesen Moment so sehr. Auch, wenn er für Katory nicht ganz so schön ist. Die Ärmste. Leider war die Ohrfeige wohl oder übel verdient. ^^'

Womit du mein Herz am aller lautesten Schlagen lassen hast, ist Kids Erwähnung von Killers richtigen Namen. Und:
>>"Es gibt außer ihm nur vier lebende Menschen, die seinen richtigen Namen kennen. Drei davon befinden sich hier auf dem Schiff. Die vierte... tja, wer weiß, wo diese Person sich momentan aufhält."<<
Meinen quietschenden Jubelschrei müssen selbst die Anwohner ein Dorf weiter gehört haben. x'D
Im Ernst: Damit hast du mich zum glücklichsten Menschen gemacht. ^‿^
Hab vielen lieben Dank für diesen unvergesslichen Freuden-Moment!♥

In Kapitel 21 erklärst du etwas sehr interessantes: Was den grünen Nebel hervorruft – Nämlich Katorys Zweifel. Für die verblüffende Idee verehre ich dich abgöttisch, wirklich. So ergibt alles einen Sinn... Wie Katory in die Welt von One Piece gekommen ist – durch ihre Selbstzweifel und den Unmut in ihrer Welt, nicht wahr? Und als sie ein Kapitel weiter wieder zurückkehrt, liegt es an ihren verstärkten Zweifeln, nachdem die Brünette Kid geküsst und Katory Eifersucht verspürt hat... Ich liebe die versteckte Bedeutung hinter deinen wunderschönen Zeilen. ^-^

Kids Metallprothese ist einer meiner absoluten Favoriten. Wie genial ist das denn bitte?! Selbst ohne seinen Arm zu verlieren, hast du den passendsten Augenblick für seine Prothese gefunden – Ganz große klasse!♥
Auch finde ich es unfassbar bemerkenswert, wie du die Geschehnisse aus dem Anime in deine Geschichte eingearbeitet hast. Ich staune immer wieder in vollster Ehrfurcht über deinen schöpferischen Phantasiereichtum. *_*

Randeinwurf zum 21 Kapitel: >>Immerhin stand sie am stumpfen Ende der Nadel...<< fand ich wirklich toll. Es stimmt: Krankenschwestern können eben doch einschüchternd sein, wenn sie wollen. ;) (Zumindest Kids Wildfang, der ihn im Zaum hält. ^-^)

Das Treffen von Kid und Apoo hast du eindrucksvoll in Szene gesetzt. Man hat sich direkt an den Anime erinnert. Nur hast du die Szene wundervoll erweitert, als ob sie so und nicht anders passiert ist. Das `One Piece-Feeling´ hast du effektiv erzeugt – Einfach großartig. Damit hast du deinem Herzstück gleich noch viel mehr Authentizität verliehen.

Im Vorwort des Kapitels hast du deine leichte Unsicherheit wegen den Zeitsprüngen angedeutet – Ich kann dir sagen, dass deine sorgenvollen Gedanken unbegründet sind. Die Sprünge sind unsagbar verständlich und gut nachverfolgbar. Keiner von ihnen war irgendwie `störend´. Das Kapitel ist dir wirklich gelungen, Liebes❣ ^‿^
Lieben Dank für deine Mühe des Umschreibens. Es ist sicher sehr viel Arbeit gewesen. ^^'

Dann fällt Blackbeards Name. Apoo (dieser miese... *Schimpfwort bitte hier einfügen*) verrät Kid und die Allianz. Zu allem Übel ist Katory verschwunden, was den Kid-Piraten nochmal besonders stark zusetzt. -.-'
Wie jeder einzelne sie vermisst, hast du wirklich herzergreifend beschrieben. Insbesondere Killers Art des Ablenkens hast du perfekt aufgezeigt:
>>Kommen die Hände meines Vizen zum Stillstand, begann sein Hirn dafür umso mehr zu rattern.<<
Du triffst seinen Charakter wie immer wundervoll. Du weißt, wie sehr ihr den blonden Vizen aus deiner künstlerischen Feder liebe.♥ ^-^

Der poetische Ausklang des 22ten Kapitels aus Kids Sicht finde ich traumhaft schön. Er besitzt unbeschreiblich viel Gefühl, welches einem sofort unter die Haut geht.
>>Ohne sie würde ich langsam wieder zu dem Monster werden, dass die Weltregierung in mir sah.<< - Das perfekte Gegenstück zu deinem bezaubernden Kapitel-Titel.♡

Kids Leid über ihren Verlust hast du herzzerreißend aufgeführt. Aber auch Katorys Kummer berührt unfassbar. Das Kapitel aus Katorys Sicht ist wirklich sehr emotional. Wie sie den Wolken-Anhänger in ihren Händen hält und ihren Tränen im Regen freien Lauf lässt ist soo herzergreifend. T.T
Wunderschön sind dann ihre Gedanken zu Heat und seinen Nähten, die bei genauerem Hinsehen Narben durch das Feuerspucken sind. ...Und trotz dem Wissen, dass seine Fähigkeit sein Gesicht `verunstaltet´ setzt Heat sein Feuer ohne Zögern ein. *schnief* Er ist mit Herz und Seele ein Kid-Pirat.♥

Schließlich trifft Katory die Erkenntnis:
>>Ich hatte mich in Eustass Kid verliebt.<<
Doch ist es der traurigste Moment, in dem man sich nicht einmal für sie freuen kann, weil sie von ihrem Kapitän getrennt wurde. Das Ende des 23 Kapitels ist unfassbar traurig – Katorys Emotionen hast du herausragend formuliert.

Umso schöner ist der Moment, als sie eine Eingebung hat und das erschreckende Bild von Kids zersprungener Fliegerbrille die Verbindung zwischen den Welten aufbaut. Der Augenblick ist wirklich atemberaubend! Wie sie zur Klippe rennt und in den Nebel springt, somit die Welten überbrückt und Kid im Kampf gegen Apoo zur Seite steht. *-*
Hier möchte ich anmerken, wie erstklassig du ihre Fähigkeiten mit Apoos konkurrieren lassen hast:
>>Der Wind konnte seine Töne zerstreuen und sie somit annulieren.<<
Eine erstaunliche Idee, für die ich dich wieder nur zutiefst bewundern kann.♥

Doch ist Katorys und Kids Wiedersehen nicht so schön, wie anfangs vermutet. Im Gegenteil: Als er sie wegschicken wollte, ist es richtig emotional gewesen. Du machst es deinen Lesern auch wirklich nicht einfach. (Im guten Sinne natürlich!) Deine Gefühls-Achterbahnen sind wahrlich brillant! Das Handwerk einer wahren Autorin.🌹

Als die beiden sich dann schlussendlich ihre Gefühle gestehen – Das ist an Schönheit nicht zu übertrumpfen!♥
Endlich! Endlich haben sie zueinander gefunden und Katory konnte ihre Mauern mit Kids Hilfe (der Hilfe aller) einreißen! \(^_^)/

Der Titel deines letzten Kapitels ist jenseits aller Perfektion. Deine faszinierend schöne Titel-Wahl ist wahrlich formvollendet. Dafür möchte ich dir meine tiefste Bewunderung aussprechen.
Aber auch für den überwältigenden Abschluss. Wie Kid und Katory den anderen offiziell ihre Liebe zeigen und ihre Zukunft mit einem Kuss besiegelt. (Und einer schlaflosen Nacht. x'D)
Es ist ein bezauberndes Bild, wie Katory nachdenkend auf der Reling sitzt. Ihren Platz neben Kid und in ihrer Familie gefunden hat.♥
Und schließlich hast du die allerschönsten Abschlussworte gewählt:
>>Bereit, für neue Abenteuer im Land der Träume!<<
Ihre gemeinsame Reise ist noch lange nicht beendet. Ich liebe das teils abgeschlossene, teils offene Ende so sehr.
Mit deinem Herzstück hast du wirklich wunderschöne Erinnerungen geschaffen, an die man als Leser noch sehr sehr lange zurückdenken wird❣

Danke – in aller Aufrichtigkeit und von ganzem ❤-en.
Danke für alles, liebste Kikono-chan!💝

Entschuldige, dass meine Rückmeldung etwas unübersichtlich ist und ich einige Punkte übersprungen habe. Ich wollte dir unbedingt heute(/gestern) noch schreiben und habe deswegen ein wenig schneller in die Tasten gehauen. Hoffentlich haben sich nicht zu viele Fehler eingeschlichen. ^^'

An dieser Stelle verabschiede ich mich mit dem größten Glück und dem breitesten Lächeln von dir. ^‿^
Ich wünsche dir eine bezaubernde Woche. Auf dass du vielen schönen und ruhigen Stunden entgegenblicken wirst! ^-^
Bitte zweifle niemals an dir und deinem kreativen Talent. Du bist einfach großartig, Liebes❣

In ♥-lichster Bewunderung,
deine Sadako (^‿^)/
Antwort von:  Kikono-chan
29.09.2018 19:57
Das... wow.... WOW!!! Ich bin absolut sprachlos *____*
Das ist einfach überwältigend, meine liebe Sadako - noch nie habe ich einen so langen und wundervollen Kommi bekommen (oder gar gesehen) - also ich... wow... einfach nur wow!

*sammelt sich wieder, was einige Minuten in Anspruch nimmt*
Zuerst einmal: ein riesengroßes, fettes DANKESCHÖN!!! sowohl für deine lieben Worte, wie für deine Mühe und deine Ausdauer, die FF zu ende zu lesen :)
Allein damit hast du mir die allergrößte Freude bereitet^^

Ich bin immer wieder begeistert, was dir so für Kleinigkeiten auffallen und wie ähnlich wir ticken, was emotionale und lustige Lieblingsszenen betrifft :D

Ein Konteradmiral steht im Rang etwas unter einem Admiral bei der Marine (unter den Admirälen steht noch der Vizeadmiral - zB Garp - dann kommt der Konteradmiral - zB Hina)), ist somit nicht so "gefährlich" - die drei Admiräle Aokiji, Kizaru und Akainu sind ja jeweils eine Nummer für sich und wären sicher bei Weitem nicht so leicht kleinzukriegen. Aber ein Konteradmiral ist meiner Meinung nach durchaus machbar für jeden der Supernovae mit ein bisschen Unterstützung.

Ich mag die Vorstellung, dass Kid Blut anziehen kann XD das war so einer dieser verrückten Ideen, die mir beim Schreiben kam^^'

Hör auf, ich hab die OP echt oft umgeschrieben und überarbeiten müssen - zu meinem Glück konnte ich zu diesem Zeitpunkt recht oft anreichen beim Legen einer Thoraxdrainiage und hab so viele Infos wie möglich aufgesogen - ich hoffe, ich habe nichts Wichtiges vergessen >_<

Was den grünen Nebel angeht, hast du gar nicht so Unrecht - Katorys Zweifel zu ihrem alten Leben und Kids Auftauchen bringen sie das erste Mal in die OP-Welt. Allerdings sind es die Zweifel zu ihren eigenen Gefühlen, die sie Kid gegenüber entwickelt, die ihn dann erneut heraufbeschwören, gar nicht so sehr ihre Eifersuchtsszene ;)

Blackbeard ist und bleibt für mich der Staatsfeind Nr. 1 XD und Apoo konnte ich vom ersten Moment an nicht leiden >_< das hat er jetzt zu spüren bekommen XD Natürlich musste er erst einmal ordentlich Unruhe stiften um entsprechend in der Beliebtheitsskala weeeeeit nach unten zu rutschen ^^' am Ende hat er ja dann auch die Quittung dafür bekommen

Das 22. und 23. Kapitel waren für mich echte Autoren-dramen! Es gibt nichts Schlimmeres, als die Hauptcharaktere emotional derart leiden zu lassen *schnüff* bei Katorys Kapitel hab ich das Lied Lightning von Little Mix auf Dauerschleife gehört und jedes Mal, wenn ich es jetzt höre, muss ich daran denken >_<

In der ursprünglichen Version war bereits im 24. Kapitel nach dem Kampf gegen Apoo alles gut und fein und erst danach sollte das Lemon-Kapitel kommen - wie gesagt, ursprünglich XD Dass dann alles anders kam, konntest du ja lesen^^' Etwa zur selben Zeit, wie mein "Ups, das nächste Kapitel wird adult" kam, kamen die Ideen zum 25. und 26. Kapitel und zeitgleich dazu das abgeänderte Ende von Kapitel 24

Mein persönliches Highlight im letzten Kapitel ist die Szene, wo die Jungs an der Tür lauschen XD Aber generell ist das letzte eines meiner Lieblingskapitel^^ Und ja, ich gebe dir Recht, dass es zum Teil ein offenes Ende ist - das war beabsichtigt, denn ich arbeite an der Fortsetzung (derzeitiges Vorankommen ist allerdings eher minimal - du weißt ja warum ;) ), die auch irgendwann *husthust* dann mal fertig wird ... hoffe ich XD

Nochmals vielen lieben Dank für all die lieben, herzlichen und aufbauenden Worte :) du hast mir damit mehr als einfach nur die Woche verschönert *^^*

Fühl dich ganz herzlich gedrückt meine liebe Sadako,
deine Kikono-chan
Von:  blackNunSadako
2018-02-14T01:35:44+00:00 14.02.2018 02:35
Ganz liebe Valentinstagsgrüße an dich, meine liebe Kikono-chan! ^‿^

Zuallererst: Du hast mir ein Kapitel gewidmet?! Gott, das ist so... so unfassbar lieb von dir. Das ehrt und rührt mich zutiefst. T.T
Dafür danke ich dir von Herzen.💜

Ich erinnere mich wage an unser Gespräch, in dem du das besagte Telefonat erwähnt hast... Aber dennoch ist es eine wundervolle Überraschung gewesen. ^__^
Dankeschön!♥

Zum einen hast du mein Herz abermals einen Marathon laufen lassen, zum anderen ist dieses Kapitel einfach nur der Wahnsinn! ^-^

Schritt für Schritt:
Die Zeitungs-Szene hat mich herzlich lachen lassen.
>>Bla bla bla ... uninteressant... ... ... bla bla... was für ein Blödsinn... ... bla... Windhexe der Kid-Piraten bla... ... MOMENT!<<
Wie Katory nichtsahnend mit ihren Augen über den Artikel schweift und die Information langsam in ihren Kopf sickert... zu herrlich! :D
Und Kids Reaktion: Meins! Den Ausschnitt behalte ich, hihi! :)

Mein persönliches Highlight ist der Anruf, definitiv! Ein absoluter Herzklopf-Moment. ^‿^
>>"Ich dachte schon, du hättest mich vergessen."
"Du weißt genau, dass ich das niemals könnte."<<
Waaah, so zuckersüß! *-*
Nun kann ich glücklich abtreten... obwohl dann kann ich ja nicht weiterlesen, das wäre unverzeihlich! Also schwimme ich weiter in meinen Glücksgefühlen, die du mir geschenkt hast, und werde dabei nicht ertrinken. Das klingt doch nach einem Plan. ^-^

Was ich ebenfalls wahnsinnig gut finde ist, dass du durch das Gespräch einen toll zusammengefassten Rückblick geschaffen hast. Killer hat seinem `geheimen Gesprächspartner´ (*hust*) ja so gesehen alle Ereignisse erzählt. Von Katorys Training, über ihre neu gewonnenen Kräfte bis über den Admiral und den Kopfgeldjäger. Eine klasse Rückblende! ^_^

Einer meiner Favoriten ist der Moment, in dem Killer in die Teleschnecke schnurrt(!). Die Gegenreaktion seines Gesprächspartners ist soo niedlich!
Das Bild werde ich so schnell nicht wieder vergessen. ^-^

Was ich mich frage... ob die beiden sich je wiedersehen. Wenn ihre Beziehung zu dem Zeitpunkt schon 2 Jahre (seit dem Sabaody-Vorfall) geht, führen sie ja so gesehen eine sicher sehr belastende Fernbeziehung... Aber ihre Gefühle zueinander überstehen alles! ^__^

Auch das Kapitäns-Verschwinden auf der Gegenseite ist wahnsinnig originalgetreu von dir beschrieben. Ich bin gespannt, in wie weit du dich an die Original-Vorlage gehalten hast. Ich finde sowas absolut klasse. ^-^

Hach, was bin ich glücklich. Danke für deinen wundervollen Glücks-Pfeil, meine Liebe!🌹

Ich wünsche dir einen schönen Valentinstag.
Bis ganz bald! (^‿^)/


(P.s. Momentan lässt meine Schreib-Konzentration leider etwas zu wünschen übrig, weil ich mich ein wenig erkältet habe. Aber sobald sie sich zurückmeldet, bist du die Erste, die es erfährt. Ich freue mich bereits auf das Beantworten deiner lieben Mail. ^-^)
Antwort von:  Kikono-chan
14.02.2018 20:06
Huhu meine liebe Sadako :)
Dir auch einen wunderschönen Valentinstag! *dir eine schwimmende Fluffwolke überreich* damit du in deinem Meer aus Glücksgefühlen wirklich nicht ertrinkst^^

Hehe, ja, das du ganz genau weißt, wer Killers Geprächspartner ist, war mir völlig klar XD
Ursprünglich war dieses Kapitel gar nicht als Rückblende geplant gewesen, aber du weißt ja, wie das bei mir ist - erst planen, dann schreiben, dann die Planung in den Urlaub schicken XD

Die Vorstellung, Killer schnurren zu hören, bringt wohl jedes Fan-Herz aus dem Takt oder?^^ Von der armen Seele am anderen Ende der Leitung mal ganz zu schweigen :D

Zu deiner Frage: Ja, sie werden sich wiedersehen, aber leider erst in der Fortsetzung (an der ich fieberhaft arbeite, immer dann, wenn ich mal Zeit dazu finde...). Was sind schon 2 Jahre? Es gibt Teleschnecken, Videoübertragungsschnecken, die Postmöwe, Steckbriefe oder Zeitungsartikel, auf denen man Botschaften hinterlassen kann (siehe Ruffy, da hat's ja auch geklappt hehe)... die Möglichkeiten sind nur dann endlos, wenn einem die Fantasie ausgeht^^

Ja, ich lehne hin und wieder die Geschichte ans Original an, es wird definitiv noch eine Szene kommen, wo das sehen wirst. Und dann halt später in der Fortsetzung ebenfalls - bin gespannt, wie weit der Manga in Deutschland ist, wenn ich endlich soweit bin, die Fortsetzung hochzuladen XD

Du hast das Kapitel eindeutig am perfekten Tag gelesen hehe :) Ich hoffe, ich konnte dir deinen Valentinstag damit noch eine Spur zuckriger gestalten^^

Erhol dich bloß und werd ganz schnell wieder gesund! Falls du nicht weißt, wie - ich hab dir vorhin eine ENS geschickt (bevor ich deinen Kommi fand...), da sind absolut wertvolle Hinweise drin, wie man es (nicht?!) machen sollte XD *dir die besten Genesungswünsche rübersend* Gesundheit geht immer vor! Vergiss das bitte nicht - ich bin bis einschließlich Samstag doch quasi noch auf Arbeit lebend -.-' also alles ganz in Ruhe ;)
Von:  blackNunSadako
2018-02-12T23:18:57+00:00 13.02.2018 00:18
Huhu, meine liebe Kikono-chan!🌷

Weil ich leider nicht dazu gekommen bin, deine liebe Mail zu beantworten, habe ich mir gedacht, lese ich fröhlich dein Herzstück und schreibe dir hier.
Und wie viel Spaß ich wieder beim Lesen hatte! ^‿^

Der tiefgründige Kapitel-Einstieg ist so schön. *-*
Deine Formulierung hat mich sofort in ihren Bann gezogen, sie ist einfach atemberaubend!

...Und die ersten Absätze haben mich dann frösteln lassen. Dieser miese... >_<
Wie düster du den Kopfgeldjäger-Fuzzi einfach beschrieben hast! Du hast ihm einen wirklich passend-miesen Charakter gegeben. ^^

Im Anschluss hast du mir das Herz gebrochen – Nicht Killer! x.x *jammert in Gedanken still vor sich hin*
Kids epische Ansage an den Kerl hat mir eine Gänsehaut verpasst und als Katory sich dann an ihm gerächt hat, habe ich mit einem diabolischen Grinsen jeden Moment davon genossen. Er hätte sich niemals mit den Kid-Piraten anlegen sollen, Ha! ^-^

>> Allerdings war er durch seine Positionsveränderung mit seinem 'hübschen' Gesicht in meinen Sturm getaucht, welcher sofort ganze Arbeit leistete und freundliche Grüße hinterließ.<<
Autsch... Ok, das muss wehgetan haben... Leider habe ich zu dem Zeitpunkt kein Mitleid mehr übrig gehabt. *denkt kurz an Killer* ...Nein, definitiv kein Mitleid für den schmierigen Kerl! >:D

Der Konteradmiral kann also Alpträume hervorrufen... Hmm, ob Katorys vorheriger Traum mit der Teer-Tonne was damit zu tun hat...? o.o
Aber wie soll sie aus seinem Bann herausfinden? Ist wirklich der Tod die einzige Lösung? *ist tierisch neugierig*

Kids Rettung vor ihrer dunklen Seite ist so toll gewesen. Und ihre gemeinsame Flucht hat mich unglaublich mitfiebern lassen! ^.^

>>“Eustass, du kannst doch nicht - ..."
"Ich beschütze, was mir wichtig ist!"<<
Oh mein Gott! Kids Worte sind purer Zucker. *-*

Heats und Wires Auftritt war auch sowas von klasse! Ein echtes Traum-Duo die beiden! Zusammen an Kids Seite ist der Moment gegen die Marine perfekt geworden. ^_^

Der Blick hinter Killers Maske! Das war ein glatter Herztreffer.<3
Dann sein Erwachen – Ich bin in Glücksgefühlen zerflossen ehrlich. ^‿^

>>“Wir haben schließlich nur uns. Niemand sonst springt für uns vor eine Klinge. Wir müssen aufeinander Acht geben."<<
Killers Worte... wunderschön. T.T

>>Kid hing an seinem Schreibtisch, kippte gerade hochprozentigen Alkohol über einen seiner Arme und biss die Zähne zusammen.<<
Ernsthaft, Kid? x'D Er muss auch wirklich ALLE seine Probleme im wahrsten Sinne des Wortes in Alkohol tränken, nicht? Zu herrlich diese Szene! ^-^

Der Höhepunkt ist definitiv das herzerwärmende Kapitelende gewesen:
>>Liebevoll strich er mir meine blonden Haare aus meinem Gesicht, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und wisperte:
"Ich liebe dich..."<<
Gott, damit hast du mir einen Gefühlssturm geschenkt! *-*
Es ist der passendste aller passenden Momente für diese Worte gewesen... Dein Timing ist einfach wundervoll! ^_^

Fazit: Meine Liebe zu deinem Herzstück ist und bleibt unerschütterlich! ^‿^

Bis zu unserem nächsten Wiedersehen! (^-^)/
Antwort von:  Kikono-chan
13.02.2018 18:10
Huhu meine liebe Sadako :)

Achwas, ist doch halb so wild^^ Über deinen Kommi freu ich mich genau so, wie über eine Nachricht ;) Hehe, freut mich sehr, dass du Spaß beim lesen hattest - auch wenn dieses Kapitel etwas... nun ja... brutal geworden ist...

Ja, so einen fiesen Arschloch-Charakter zu schreiben, kann echt Laune machen - vor allem, wenn man ihm dann auch noch so schön ärgern kann - ich hab da echt meine diabolische Ader ausgelebt >.< Quasi meine dunkle Seite <.< die sonst gut verborgen liegt und niemandem schadet^^

Ich wusste, dass das passieren würde >.< es tut mir auch schrecklich Leid, verzeih mir *auf die Knie fall und um Gnade winsel* - aber wie war das? Je mehr man einen Charakter mag, umso mehr lässt man ihn leiden...
Aber er wurde gerächt! Katory hat ihm jede einzelne Wunde heimgezahlt! - und wie sollte ich auch sonst ihre dunkle Seite hervorkehren? *Unschuldsmiene aufsetz*

Oh glaube mir, es HAT weh getan! Das war ja auch das Ziel der Aktion *räusper* und ich verstehe deine "Anteilnahme" völlig

Ja, nur der Tod bringt Erlösung - lies einfach weiter^^

Ja, ich kann einfach nicht ohne Zucker XD Das fällt mir echt schwer^^ Aber ich schätze den Teufel auch genau so ein: Er kämpft für das, was ihm wichtig ist - sei es nun seine Mannschaft, sein Schiff oder seinen Traum (oder Gold, Alkohol, oder oder oder...)

Oh es kommt noch die ein oder andere tolle Szene mit Heat und Wire^^ Ich mag die zwei einfach zu sehr XD

Puh, also hab ich den Herzinfarktmoment am Anfang noch rumreißen können?
Es war einfach die Gelegenheit - ich musste die Gelegenheit beim Schopfe packen - schön wenn dir die Szene mit Killer gefallen hat im Krankenzimmer^^

Ähm... eigentlich will er nix ertränken im Alkohol - das war eher der klägliche Versuch, sich selbst zu verarzten und die Wunden zu desinfizieren XD Sein Wildfang kippt ja schließlich auch immer Alkohol rüber oder nicht? *räusper* *breit grins*

*Verweist vorsichtig auf den ersten Satz des letzten Abschnittes* Sie bekommt es nicht mit... *in eine hintere Ecke verkrümel* sie hört es nicht, sie schläft schon... *schnell versteck*

Oh, das freut mich aber wirklich *_* Dann freu dich auf dein Kapitel^^ Ja, deins - *auf das Vorwort zu Kapitel 17 deut*

*winkt dir fröhlich hinterher* Bis zum nächsten Mal :)
Von:  blackNunSadako
2018-01-15T01:45:08+00:00 15.01.2018 02:45
Liebe Montagsgrüße an dich, liebe Kikono-chan! (^‿^)/

Wie kann man eine schlaflose Nacht besser verbringen, als mit deinem wundervollen Herzstück? Ganz genau: Gar nicht! Schönere zwei Stunden gibt es nicht! ^-^

So habe ich meinen Mut zusammengenommen und mich an das gefürchtete, rot markierte Kapitel gewagt... und ich muss sagen, dass es mir außerordentlich gut gefällt. Es bildet einen wirklich wahnsinnig guten, dunklen Kontrast zu dem zuvor `ruhigeren´ Handlungsverlauf deiner Geschichte.
Zudem mag ich das Genre Horror sehr. (Vorwiegend Psycho-Horror und Splatter) Und beides ist in diesem Kapitel vertreten gewesen – Gott, was habe ich mitgefiebert! ^__^

Du hast aber auch eine mitreißende und blutgetränkte Krankenhaus-Kulisse erschaffen! Durch deine detaillierte Beschreibung habe ich mir alles bildhaft vorstelle können, jeder 0815-Horrorfilm kann sich daran ein Beispiel nehmen!
Der `wahre´ Horror hat von dir auch einen Namen bekommen... Teach. Grrr, wie ich das Ölfass doch hasse! >.<
(Dabei habe ich ihn doch gerade erst gedanklich über den Jordan geschickt... Der Fritösenfett-Kübel muss auch überall auftauchen, wo er nicht erwünscht ist. <.<)

Einer deiner wundervollen Formulierungen hat mich wieder mitten ins Herz getroffen, nämlich dieser hier, der Abschlusssatz von Katorys Albtraum:
>>Das letzte, was ich sah, war der leblose Körper des Mannes, dem ich überall hin gefolgt wäre... überall hin gefolgt bin. Bis in den Tod.<<
Er ist soo tiefgründig und bewegend. T.T

Wohingegen ein anderer Satz mich einige Zeit später wieder zum breiten Schmunzeln gebracht hat, im Bezug auf Katorys Gefühle zu Kid:
>>Da waren keine tieferen Gefühle, keine Liebe - nur Freundschaft und der Sabberfaden.<<
Letzteres Wort hat mir in dem Moment den Rest gegeben, da habe ich nicht mehr an mich halten können. x'D

Und weil es gerade so ungemein spannend gewesen ist, als Katory die `echte´ Seite einer rauen Piraten-Crew gesehen hat, habe ich einfach das nächste Kapitel im Anschluss verschlingen müssen.

Zuerst möchte ich aber anmerken, dass mir Kids Sicht im 15ten Kapitel wahnsinnig gefallen hat. Bitte korrigiere mich, wenn ich mich täusche, aber mir kommt es so vor, dass du seine dämonisch-dominante Seite hier besonders gut getroffen hast. Hmm... Vielleicht liegt es auch nur daran, dass zuvor das Thema Liebe und Annäherung eine größere Rolle gespielt hat... Jedenfalls liebe ich dieses Kapitel! *-*

Ich habe so oft herzlich lachen müssen, wirklich. Tränen habe ich gelacht!
Besonders bei diesen beiden Abschnitten:

>>Überall Leichen und Körperteile..." maulte Wire. Heat lachte daraufhin nur herzhaft. Dieser Idiot! Null Feingefühl, die Rastalocke! NULL! ...(Einen kurzen, dümmlichen Satz Seinerseits später)... ABSOLUT NULL!<<
Oh mein Gott! Ich feiere deine Darstellung von Heat und Kids Gedanken dazu ungemein! x'D

>>Yeah - jetzt konnten Killer und ich fast im Partnerlook auftreten! Wann genau kam die Stelle, an der ich mich übergeben durfte?<<
Dieser Sarkasmus und die gehörige Prise Humor dazu ist einfach klasse! :D

Ein absoluter Herzklopf-Moment ist dieser hier gewesen:
>>"Was ist es dann?"
"Die Angst, dich zu verlieren."<<
Ich bin unheimlich erleichtert über Katorys Reaktion gewesen und dass sie sich nicht wegen des blutigen Anblicks von ihrer `Familie´ abgewandt hat. Ihre Worte dazu sind purer Zucker gewesen. *-*

Gefolgt von Kids Satz, als er sein Eigentum verteidigt hat:
>>"Pfoten weg von meinem Mädchen!"<<
Seine besitzergreifende Seite ist so herzerwärmend! Hach, du hast mein Herz glücklich schmelzen lassen.♡

Auch herrlich waren Kids aufgezählten Möglichkeiten, um der Marine zu entkommen... Drei Möglichkeiten, alle mit einer Gemeinsamkeit: Gewalt und Krach. x'D

Wegen dem Kopfgeldjäger, den sie auf der Insel getroffen haben, habe ich mir ja bereits Sorgen gemacht... Und frage mich, ob genau dieser nun hinter der Falle steckt. o.o
Verflucht seist du, vermaledeites Schlafgas! x.x

*wirft einen kurzen Blick auf den Titel des nächsten Kapitels und blickt fast ehrfürchtig auf die rote Markierung*
...Nochmal:Verfluchtes Schlafgas! >.<

Ich verbleibe gespannt und vorfreudig (mit minimaler Befürchtung) auf deine weiteren, kreativen Ideen! ^-^
Vielen lieben Dank dafür, dass du mich auf diese wundervolle Reise als Zuschauer(/Leser) mitnimmst!♥

Ich wünsche dir eine wunderschöne Woche, liebe Kikono-chan.🌹
Bis bald!! (^-^)/
Antwort von:  Kikono-chan
15.01.2018 05:37
Guten morgen meine liebe Sadako :)

Allein mit deinem Kommi hast du mir meinen Wochenbeginn bereits ungemein versüßt^^

Puh, da hab ich ja anscheinend genau deinen Geschmack getroffen mit dem Kapitel was^^' Ich hoffe nur, du wirst mich für das nächste nicht lynchen =.=

Ja, indirekt ist der Kopfgeldjäger verantwortlich, er ist immerhin die ausübende Gewalt gewesen aber wer genau dahinter steckt, quasi der Kopf dahinter, wirst du selbst erlesen müssen.

Du hast ehrlich alle Szenen zusammengesammelt, die auch mir so gefallen haben und ja, Teach ist und bleibt eine echte Plage, dem man nur irgendwelche Meuchelmörderischen Krankheiten an den Hals wünschen kann >.< Ich feier im Übrigen deine Bezeichnungen für ihn tierisch XD Ölfass und Fritösenfett-Kübel *Lachtränchen wegwisch* *beide Daumen heb* zu geil X'D

Jap, die kleinen Gags zwischendurch mussten sein, ich kann einfach nicht durchweg nur fies-gemeine Sachen schreiben >.< Und auch ein bisschen Zucker darf da nicht fehlen :D
Vor allem die Szene mit Heat ist in meinem Kopfkino verdammt komisch gewesen^^ Ich mag seine ehrliche Art einfach, so... so.... na so Heat eben XD

Jap, Kid ist verdammt besitzergreifend, das spiegelt sich in seinen Gedanken und Handlungen immer mal wieder ;)

Ich mochte seine Methoden eigentlich sehr, vor allem die, mit dem Sprengen des Tors XD

Findest du wirklich, dass ich ihn so gut getroffen hab? *____* jetzt kann ich glücklich sterben XD ... ähm, arbeiten gehen ;P

Vielen lieben Dank für die vielen lieben Zeilen, ich bin gerade hochmotiviert, dieser vollgestopften Woche die Stirn zu bieten! Auf in den Kampf :D
Von:  Kruemelmonstaa
2018-01-13T20:52:25+00:00 13.01.2018 21:52
Huhu :)
Deine Fanfiction fand ich wirklich klasse. Ehrlich gesagt bin ich gar keine Fan von diesen Storys in denen der OC von unserer Welt in die von OP gezogen wird, aber deine macht da eine Ausnahme.
Deinen schreibstil fand ich die ganze zeit sehr angenehm zu lesen und man konnte wirklich schön mitfiebern. Durch diese Fanfic habe ich Kid wirklich lieben gelernt, eigentlich mochte ich ihn ne ganze Zeit überhaupt nicht xD
Es war schön zu lesen wie er sich über die Zeit gewandelt hat. Auch Kat hat so einiges durchmachen müssen.
Ich wollte das nur schnell los werden. Tolle Geschichte die du da geschrieben hast :)

Liebe Grüße
Kruemelmonstaa
Antwort von:  Kikono-chan
13.01.2018 22:09
Guten Abend Kruemelmonstaa :)

Vielen lieben Dank für deinen Kommi :D
Ich freue mich ehrlich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat und auch, dass ich dir Kid etwas näher bringen konnte^^ Er zählt zu meinen Lieblingscharakteren und hat meiner Meinung nach mehr gute Eigenschaften, als er zeigt, immerhin hat er eine Mannschaft zu beschützen und will genauso das One Piece finden, wie viele andere, da darf man nach Außen hin keine Gefühlsduseleien zeigen.

Schön, wenn du so mitfiebern konntest, dann weiß ich, dass ich was richtig gemacht habe XD Ist ja immerhin meine aller erste FF gewesen :D
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, um mir die lieben Zeilen dazulassen :)
Das bedeutet mir wirklich viel!

Liebe Grüße
Kikono-chan
Von:  blackNunSadako
2018-01-10T18:49:59+00:00 10.01.2018 19:49
Huhu, liebe Kikono-chan! (^-^)/

Viel zu lange ich es her... doch umso schöner ist die Wiedervereinigung! ^‿^
Es fühlt sich beinahe an, als ob dein Herzstück und ich nie getrennt gewesen wären. Weil deine Geschichte sich einfach in meinem Gedächtnis eingraviert hat und ich sofort wieder in sie hineingefunden habe. ^-^

Der Tag nach Kids und Katorys Freundschaft-plus Arrangement aus der Sicht unseres lieben Kapitäns ist wirklich ereignisreich gewesen, trotz des wundervoll ruhigen Einstiegs in das Kapitel.
(Welchen Morgen bei den Kid-Piraten kann man schon als `ruhig´ bezeichnen? xD)

Killers Worte haben es perfekt beschrieben und mich zeitgleich herzlich lachen lassen:
>>Kaum hatte ich mich auf meinem Stuhl niedergelassen, rückte Killer zu mir ran, drückte seine Hand auf meine Stirn und musterte mich eingehend.
"Es ist unheimlich, wenn du so gute Laune am frühen Morgen hast." <<
Das ist es in der Tat. Aber dafür gab es ja auch einen gewissen Grund mit Zopf und liebenswertem Charakter. ^-^

Das Lied `Troublemaker´, welches Katory beim Kochen gesungen hat, ist so schön gewesen. Und, wie Kid bereits sagte: Unheimlich passend zu den beiden. ^_^
Eine wirklich gute Wahl von dir! ^.^

Als die Mannschaft dann an der Insel angelegt hat, habe ich so grinsen müssen, weil alle auf das Fest gehen wollte, nur Kid nicht. Er hat als Einziger an die Gefahren gedacht, was ihm als Kapitän ungemein gut steht. Killers entgegenkommender Vorschlag hat ihn letztlich zum Einwilligen gebracht, womit du ebenso seine Rolle als schlichtender Vize gut zur Geltung gebracht hast. ^^

Der kleine Moment der Eifersucht, als sein Wildfang mit dem Marine-Anhänger getanzt hat, ist so niedlich gewesen. Dass er sich zurückhalten konnte, beweist sein starkes Vertrauen in sie. Und Katory hat sich ja selbst gut zu helfen gewusst und den aufdringlichen Typen in die Schranken gewiesen.
Das nenne ich eine stolze Powerfrau! ^_^

Herzerwärmend ist der Abschluss des Tages gewesen, als die beiden in dem Krähennest saßen und gemeinsam ihre Zweisamkeit haben genießen können. Dieser Ort ist zu so etwas, wie ihrer eigenen kleinen Welt geworden, so schön. <3

Katorys Einfallsreichtum und Spontanität passt überaus gut zu Kid, zwischen den beiden wird es auch niemals langweilig. ^-^

>>"Vertraust du mir?" Wie kam sie jetzt darauf?
"Ja..." antwortete ich etwas unsicher. Theoretisch schon. <<
Der Anhang `theoretisch schon´ hat mich zum breiten Schmunzeln gebracht. :D
Dieser innere Konflikt zwischen `Vertrauen´ und `Wer weiß, was sie nun wieder vorhat´ ist herrlich, einfach klasse! ^-^

Das romantische Ende mit den beiden, auf Katorys Wolke, unter den Sternen und sie in Kids Armen ist wunderschön und hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Hoffentlich teilen die beiden noch viele solcher zauberhaften Augenblicke! ^_^

Wobei mich eine böse Vorahnung nicht loslassen will, seit ich gesehen habe, dass das nächste Kapitel rot markiert ist... und der Titel ist ein wenig beängstigend. x.x'
Ich bin wahnsinnig gespannt, was noch auf mich zukommen wird und werde dein Herzstück weiterhin mit riesiger Vorfreude lesen. ^-^

Danke für dieses wundervolle Kapitel!♥
Es ist immer wieder ein tolles Lese-Erlebnis. ^‿^

Bis zum nächsten Mal! *winkt dir ganz lieb zu und lässt dir eine dampfende Tasse mit heißer Schokolade da*
Antwort von:  Kikono-chan
11.01.2018 16:37
Schooooki *drauf zu stolper* *ergreif* *wegschlürf* haaaach herrlich ~ das war genau das, was ich jetzt gebraucht habe*^^*

Dankeschön für deinen tollen Kommi meine liebe Sadako :D Du hast mir damit wie immer ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert und meinen Tag gerettet ;)

Danke für das liebe Kompliment *rotwerd* es freut mich immer wieder, zu lesen, wie sehr dir die Geschichte gefällt :)

Ruhe und Frieden an Bord von Kids Schiff? *loslach* Wunschdenken XD Aber ja, der Morgen ging noch gut los^^ Und der Tag klang auch wundervoll aus. Nur das Zwischenstück... oder besser der Abend... Verhängnisvoll aber das wirst du in den nächsten Kapiteln noch zu lesen bekommen und die rote Markierung im nächsten ist da nicht umsonst >.<

Jaja, manchmal benutzt unser cholerischer Rotschopf seinen Kopf auch zum Denken und nicht nur zum Einreißen von Wänden X'D Aber Killer weiß eben trotzdem, wie er seinen Käptn rumbekommt^^ Auch wenn es dieses eine Mal vielleicht nicht so vorteilhaft war...

Hey, Kat wurde von Killer persönlich ausgebildet, natürlich weiß sie sich da zu verteidigen ;D Es wird demnächst noch so eine süße Eifersuchtsszene geben, freu dich schonmal drauf^^

Wie war das? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?^^ Und Kid gibt so ungern die Zügel ab XD Genau deswegen die Aussage^^ Also ja, du triffst den Nagel auf den Kopf :D
Ihre Teufelskräfte laden ja geradezu ein, etwas derart verrücktes zu machen ;) Außerdem teilt sie auf diese Weise ihre neugewonnene Freiheit (dank ihren Kräften) mit Kid. Jaja, die Szene ist schon bös zuckerhaltig >.< Aber dafür steht da im Genre ja auch "Romantik" mit angekreuzt XD

Wenn du genau hinguckst, wirst du bemerken, dass da noch so einige rot unterlegte Kapitel kommen <.< und ich fürchte, dass du mich vor allem für das 16. hassen wirst >.<

Bin mal gespannt, wie du die nächsten Kapitel findest. Bis zum nächsten Mal *zurückwink* *von der heißen Schoki nipp* aaahhhh göttlich *^^*
Von:  Cessy
2017-12-28T04:17:09+00:00 28.12.2017 05:17
Awww Plüschhandtücher! Kuscheltierumarmkomplex! <3 <3 <3 Dein Schreibstil ist weiterhin umwerfend und bringt mich mit deinem Humor unentwegt zum schmunzeln! Es ist faszinierend wie schnell du es geschafft hast deinen OC in die Bande / Alltag zu integrieren! Sie passt einfach perfekt zu dem Testosteronhaufen! Die Trainingssequenzen finde ich besonders interessant! Ich mag das freundschaftliche Verhältnis zu Killer <3 ^^. Die Arme hat es aber auch nicht leicht ohne weitere Frau an Board!

Sie hat eine Teufelsfrucht gegessen >\\\<!!! Der perfekte Logiatest? Man werfe ihr X beliebige Gegenstände an den Kopf xD Ich bin sooooooo neugierig!!! *__* *hopps* Und awwww!!! Kids Fürsorge ist ja mal herzallerliebst - Harte Schale - weicher Kern! Wunderschöne Szene mit den beiden! Und dann knallt sie ihm einfach die Badtür vor der Nase zu x'DD Wie lange die beiden sich wohl noch widerstehen können *grins* Das knistern zwischen ihnen ist ja wohl mehr als deutlich...

Ich bleibe dabei: Ich liiiiieeebeeee diese Story! *_*
Antwort von:  Kikono-chan
28.12.2017 07:55
Ja, das Los der einzigen Frau an Bord wird sie noch das ein ums andere Mal in unschöne Situationen bringen >.<
Ich hab echt eine Weile überlegt, wie man die einzelnen Teufelskräfte "austesten" kann und dabei fiel mir ein: Hey, Logia hat einen Selbstverteidigungsmechanismus - wann immer etwas einen durchlöchert, wird man zu dem entsprechenden Element - aaaaaalso, mit was könnte man sie bewerfen (dass es Kid sein würde, der sie ärgert, stand von Anfang an fest XD)

Uuuh, behalt das mit der Dusche schön im Hinterkopf hehe ;) Und ja, es beginnt zu knistern^^

Ich freu mich total, dass dir die Geschichte so gut gefällt - hoffentlich bleibt das auch so >.< Immerhin bleibt es leider nicht so lustig...
Von:  Cessy
2017-12-28T03:38:48+00:00 28.12.2017 04:38
Ich lach mich weg hier! X’DDD Mir ist gerade aufgefallen... Autocorrect macht aus dem Namen „Katory“ Kaktory! XD FAIL! Wie unattraktiv... Kaktory!!! 💩 Sorry deswegen *lachwech*

Äh ja... Ich war positiv überrascht dass du zwischen den Perspektiven von Kid und Kat (ich schreib den Namen einfach nicht mehr aus... Höhö) hin und her wechselst! Hätte ich am Anfang nicht erwartet. Gefällt mir super <3 Uh Kid fängt langsam Feuer für die Kleine und ich für diese FF! Die Idee mit dem Obversationshaki finde ich cool!

Es bleibt weiterhin spannend >///< *Kaffee zück*
Antwort von:  Kikono-chan
28.12.2017 07:38
XD Ach darum das böse zweite k XD gut, ich nehm den letzten Satz des vorangegangenen Kommis zurück *hüstel* Autokorrektur ist schon ein fieses Teil *zustimmend nick*

Genau, mach's wie Kid, der kürzt ihren Namen auch ein XD
Freut mich, dass dir der Perspektivwechsel gefällt :) Ja, er ist schnell von ihr begeistert, nur sie ziert sich, wie sich das als Frau eben so gehört ;P

*auf die Uhrzeit deines Kommis lins* da hab ich gerade meine letzte Runde angetreten im letzten Nachtdienst dieses Jahres... allerdings hab ich mich an der Weihnachtsschokolade vergriffen, um wieder völlig munter zu werden^^
Von:  Cessy
2017-12-28T03:14:14+00:00 28.12.2017 04:14
Dein Humor ist Gold wert! Du hast mich in diesem Kapitel definitiv mehr als nur 1x schmunzeln lassen! Das Bild wie sich Kid zufrieden in seine ultraflauschigen *_* Handtücher wickelt bekomme ich so schnell nicht mehr aus dem Kopf x’D Ich liebe die hitzigen, temperamentvollen Machtspielchen zwischen Kid und Kaktory und bin gespannt wo die Reise hingeht <3
Antwort von:  Kikono-chan
28.12.2017 07:29
Es ist schön zu lesen, dass ich dich zum Lachen bringen konnte^^ Ich selbst musste beim Schreiben dieses Kapitels auch ganz oft breit grinsen und freue mich umso mehr, wenn ich mein Kopfkino so gut rüberbringen konnte ;)
Und bitte, nimm das zweite k bei Katory raus >.< ich muss sonst immer an einen Kaktus denken XD
Von:  Cessy
2017-12-28T02:54:01+00:00 28.12.2017 03:54
Der Traum eines jeden Fans wird wahr! <3 Hach, was würde ich drum geben einen kleinen „Urlaub“ ala Kaktory (interessanter Name übrigens!) auf der Grandline zu machen... *schmoll* Oder bleibt sie gar für immer? Hum. Keine leichte Entscheidung! Vielleicht träumt sie ja auch nur...

Ich liebe übrigens deinen Schreibstil! Wunderbar flüssig. Du zauberst dem Leser mit jedem Wort buchstäblich einen kleinen Film in den Kopf! Zu dem erhältst du toll die Spannung und machst neugierig auf mehr!

Die Szene in der sich Kaktory und Kid gegenseitig mustern hat mich übrigens besonders zum schmunzeln gebracht.

Alles in allem: Coole Storyidee, sympathischer OC - bin gespannt wie es weiter geht und werde deine FF definitiv weiter verfolgen ^^ <3

Freue mich auf mehr!
LG Cessy
Antwort von:  Kikono-chan
28.12.2017 07:25
Guten Morgen Cessy :)

Vielen herzlichen Dank für den Kommi und das Lob, es freut mich sehr, dass dir Auftakt so gut gefällt *^^*

Also so viel kann ich dir verraten: Träumen tut sie all das nicht - es kommen zwar Szenen, in denen sie träumt aber das große Abenteuer an sich erlebt sie wirklich.

Bin gespannt, wie es dir weiterhin gefällt :)


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