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Abenteuer im Land der Träume

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ihr Lieben :)

Hab euch wieder ein neues Kapitel hochgeladen. Viel Spaß damit :) Komplett anzeigen

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Schmetterlinge der Freiheit

5. Kapitel: Schmetterlinge der Freiheit (Kid) :
 

Was war nur in mich gefahren? Sie brachte mich dazu, die absurdesten Dinge zu tun... Ich hatte ihr meinen Mantel geliehen - meinen Mantel! Den durfte niemand (!) auch nur schief ansehen, geschweige denn berühren! Es war nur ein kurzer Moment der Schwäche... der mittlerweile schon den ganzen Abend andauerte... Warum war ich überhaupt zu ihr ins Krähennest gekrochen gekommen? Achja! Ich wollte versuchen, etwas über ihre neu gewonnen Kräfte herauszufinden - dieses Unterfangen scheiterte allerdings sofort, als ich sah, wie fertig sie war. Ich konnte das einfach nicht mit ansehen. Sonst interessierte es mich herzlich wenig, ob jemand mental am Ende war - nur bei ihr ließ es mich nicht im Geringsten kalt. Ich wollte wissen, was in ihr vorging, wollte ihr helfen, für sie da sein - ein Freund sein.

So sentimentale Gefühle hatte ich noch nie! Killer wird mir das sicher noch vorhalten... Dabei wusste gerade er, dass ich durchaus ein guter Freund und Zuhörer sein konnte.

Ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren.

Als wir vor zwei Tagen von der Marine angegriffen wurden, musste sie ihren Verlobungsring verloren haben - es war ihr bis heute nicht aufgefallen. Ich hatte sie auch nicht weiter darauf angesprochen aber als sie mir heut Abend einen Einblick in ihr chaotisches und von Schicksalsschlägen gezeichnetes Leben gab, wurde mir auch klar, warum; sie hatte mit diesem Idioten längst abgeschlossen, dementsprechend egal schien es ihr zu sein. Was mich aber endgültig aus der Bahn warf, war ihre letzte Aktion. Ich war ja schon leicht stutzig geworden, als sie ihre kratzbürstige Krankenschwester zu meinem cholerisches Ego unter die Dusche schicken wollte - die zwei hätten sicher eine Menge Spaß gehabt - aber als sie dann wirklich zu mir kam, mit diesem Blick... ich konnte ihre kalten Fingerspitzen noch immer auf meiner Brust spüren, wo sie ein elektrisierendes Kribbeln hinterlassen hatten. Diese Frau würde mich noch um den Verstand bringen...
 

Meine Gedanken wurden allerdings jeh unterbrochen, als die Badezimmertür, an der ich noch immer angelehnt saß, aufgerissen wurde und ich rücklinks nach hinten kippte - genau vor Katorys Füße, Blick nach oben (!) gerichtet. Leider trug sie seit ihrer Shoppingtour Anfang der Woche neben meinem TShirt auch eine kurze Hose - warum hatte sie das eigentlich noch immer? - somit blieben mir interessantere Aussichten verwehrt.

"Suchst du da unten was Bestimmtes oder liegst du mir nur einfach so zu Füßen, Eustass?"

"Warum so ruhig? Solltest du nicht toben vor Wut?" fragte ich ungläubig. Sie fing an zu grinsen, stieg über mich drüber und steuerte auf's Bett zu.

"Sollte ich das? Es gab ja doch nichts für dich zu sehen." antwortete sie gelassen. Irgendwie wurde sie mir gerade unheimlich.

"Wer bist du und was hast du mit Kat gemacht?" ein melodisches Lachen erklang.

"Mit mir ist alles in bester Ordnung - und was ist mit dir?" sie warf mir einen Blick zu, der mich daran erinnerte, dass ich heute eindeutig zu lange zu nett zu ihr war.

"... ich geh duschen..." gesagt, getan.
 

Als ich fertig war, lag sie bäuchlinks auf dem Bett, die Nase tief in einen dicken Wälzer gesteckt.

"Was liest du da?" ich reckte meinen Kopf in ihre Richtung.

"Ein Buch über Schmerzpunkte, diverse Massagetechnicken und..." sie klappte das Buch kurz zu um den Deckel zu lesen.

"Druckpunkte des menschlichen Körpers - Grundwissen." las sie laut vor. Bitte was?

"Im Grunde geht es um verschiedene Technicken, Schmerzen zu lindern - allerdings steht hier auch drin, wo man drücken muss, damit es richtig schön weh tut, hihi." ihr diabolisches Grinsen gefiel mir.

"Und das bringt dir genau - was?" strahlend sah sie mich nun an.

"Vorteile für mich im Kampf. Killer erinnerte mich vor Kurzem daran, dass ich als Frau ja leider haushoch unterlegen bin - also muss ich mir etwas einfallen lassen. Ich kann mich nicht nur auf euch zwei und meine 5 Messer verlassen. Ich will nicht mehr wehrlos sein..." sie strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

"Neben den offensichtlichen Schwachpunkten, wie Leber, Niere und Milz - oder notfalls auch einen gezielten Tritt zwischen die Beine - ..." das tat schon beim Zuhören weh!

"... gibt es noch dutzende andere empfindliche Punkte, an denen ein gut platziertes Messer eine Menge Schaden anrichten kann."

"Interessant. Aber das braucht doch sicher einiges an Zeit und Training, diese Punkte überhaupt zu finden oder?" ich setzte mich zu ihr auf's Bett und hörte ihr weiter intressiert zu.

"Nicht wirklich... durch meine Ausbildung hab ich ganz gute Kenntnisse über die menschliche Anatomie - eigentlich muss ich nur richtig treffen, sprich, Zielübungen machen."

"Und was ist mit deinen Teufelskräften? Vielleicht brauchst du dieses Wissen ja gar nicht."

"Ich weiß ja noch nicht einmal, was das überhaupt für Kräfte sind... bei meinem Glück verwandel ich mich wirklich in eine zahme Hauskatze mit stumpfen Krallen..."

"Es gibt keine unnützen Teufelskräfte, Kat. Du hast Angst, das ist ganz normal. Aber du wirst schon damit klar kommen - wir helfen dir ja - aber du musst es zulassen." sie schlug das Buch zu und setzte sich im Schneidersitz mir gegenüber, ihre grauen Augen fixierten mich.

"Ich wollte diese Kräfte nie, Eustass. Ich gehöre nicht in diese Welt und darum ist es einfach nur falsch. Ich spüre sie in mir, wie sie versucht, aus mir herauszubrechen, wie ein Sturm. Aber ich habe Angst... viel zu große Angst davor, danach nicht mehr ich zu sein. Was ist, wenn diese unglaubliche Macht einen völlig anderen Menschen aus mir macht?"

"Wäre das denn so schlecht?"

"Ich habe Angst, meine Persönlichkeit zu verlieren, Eustass! Das, was mich ausmacht!" ihre Stimme klang verzweifelt und ein bisschen vorwurfsvoll.

"Du wirst deinen starrsinnigen Charakter schon nicht verlieren, keine Sorge, Kat."

"Als ob mein Sturschädel das einzige ist, was mich ausmacht..." schnaubte sie.

"Stimmt... du bist außerdem eine verfluchte Frühaufsteherin, eine verdammte Kratzbürste, eine mieserable Kämpferin und... ähm... bestimmt auch eine schlechte Liebhaberin- sonst wärest du nicht Single." ein Kissen flog haarscharf an meinem Kopf vorbei.

"Schnauze, Eustass! Du kennst mich doch gar nicht! So etwas kannst du doch überhaupt nicht beurteilen!" ich schnappte mir das Kissen und warf es zu ihr zurück, welches sie geschickt auffing.

"Dann erzähl mir was über dich." mit offenem Mund und geweiteten Augen saß sie da - damit hatte sie nicht gerechnet. Zufrieden grinsend lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Ja, ich wollte sie wirklich besser kennen lernen. Sie drehte ihren Kopf weg und senkte die Stimme.

"Als ob dich das wirklich interessieren würde..." Waaaaaah! Warum schmolz ich wie Butter in der Sonne, wenn sie so traurig guckte!?

"Warum sollte es das nicht? Ein bisschen was hast du mir ja heute schon verraten." sie zuckte kurz zusammen. Dacht ich mir schon fast, dass sie dieses Thema nicht gern anschnitt. Ich wollte sie wieder ein bisschen aufheitern...

"Und dann wären da noch einige Dinge, die mir so aufgefallen sind, seit du bei uns bist." ihr Kopf hob sich langsam wieder. Sie wurde aufmerksam. Schmunzelnd fuhr ich fort.

"Du bist neugierig, klug, wissbegierig, fleißig und lernst schnell. Du bist eine ebenso gute wie geschickte Krankenschwester und Ärztin - wobei du dir letzteres eigentlich erst aneignest und wir so etwas wie deine Versuchskaninchen sind." ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

"Du bist freundlich, ehrlich und hilfsbereit. Wenn du nicht gerade von Killer gequält wirst, steckst du deine Nase in Bücher oder stehst in der Kombüse." verlegen fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken.

"Ich will euch nicht zur Last fallen und mich eben auch ein wenig nützlich machen..." warf sie leise ein.

"Und du hast eine Höllenangst davor, verletzt zu werden... darum verschließt du dich und lässt niemanden an dich heran." ihr Lächeln wurde traurig.

"Und warum versuchst du dann trotzdem, etwas über mich in Erfahrung zu bringen, Eustass?"

"Gute Frage..." ich überlegte kurz. Mir fielen schon einige plausible Gründe ein - aber keinen davon würde ich ihr offenbaren!

"Ich sag's dir, wenn ich's weiß." immerhin kicherte sie jetzt wieder.

"Manchmal bist du echt komisch. Also gut - was willst du wissen, Eustass Captain Kid?" ihre grauen Augen begannen zu leuchten. Gott, ich stand total drauf, wenn sie meinen Namen so aussprach... Oh, mir brannte da etwas ganz bestimmtes unter den Nägeln - aber vielleicht sollte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen... Also erstmal langsam vorantasten.

"Was ist deine Lieblingsfarbe?"

"Ernsthaft?" sie lachte laut los.

"Ja, ernsthaft - oder soll ich dich lieber nach deiner Lieblingsstellung fragen?" stichelte ich. Sie knuffte mir in die Seite - das hieß wohl nein.

"Na schön - gelb." erwartungsvoll funkelten ihre Augen mich an.

"Ach, weißt du was, erzähl mir einfach was über dich." ich hasste diese Frage - Antwort - Spielchen. Sie zog grübelnd ihre Augenbrauen hoch.

"Puh... und was?"

"Keine Ahnung - irgendwas." sie lachte wieder.

"Du machst es mir aber auch nicht einfach... Mal überlegen... Also zum Beispiel hasse ich Hitze - diese unerträgliche, drückende Hitze, wie sie oft im Sommer herrscht. Mir ist der Frühling viel lieber, wenn das Leben wieder erwacht, die ersten Knospen beginnen zu blühen und der Wind sanft über die Wiesen und Felder weht." da konnte ich ihr nur zustimmend zunicken.

"Das klingt sicher voll bescheuert oder..." sie wurde leicht verlegen.

"Nein - ich geh da voll mit - Sommer ist scheiße!"

"Dabei bist du selbst ein lebendiger Hochofen! Neben dir bräuchte ich wahrscheinlich nicht einmal im Winter eine Decke." mein Grinsen wurde anzüglich.

"Eustass!" mahnend hob sie ihren Zeigefinger.

"Hab ich was gesagt?"

"Nein, aber gedacht - dein Grinsen war mehr als eindeutig!"

"Oh, mir ging nur gerade durch den Kopf, wie man sich sonst noch warm halten könnte, wenn meine Körperwärme alleine nicht mehr ausreicht."

"Also ganz ehrlich... es wird Zeit, dass wir wieder an eine bewohnte Insel kommen - du hast zu viele anzügliche Gedanken!" Als ob ich allein Schuld daran wäre...

"Find ich auch - dann könntest du dir vielleicht ein paar hochgeschlossene Kartoffelsäcke zum Anziehen zulegen, damit solche Gedanken nicht auch noch gefördert werden."

"Aber ich trag so gern Tanktops und Blusen..." und die standen ihr zweifellos auch verdammt gut - apropos knappe Klamotten...

"Ich will deine Tattoos sehen." überrascht über den plötzlichen Themenwechsel sah sie mich an. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet und ich konnte genau beobachten, wie sie mit sich rang, waren diese doch an sehr delikaten Stellen.

"Wann hast du sie bemerkt?" sie nestelte nervös am TShirt herum.

"Na als du den Stofffetzen anhattest, den Killer rausgesucht hatte - sonst weißt du sie ja verdammt gut zu verstecken... leider." ich grinste sie schief an. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte sie zaghaft den Kopf.

"Ich hätte es wissen müssen..." dann seufzte sie ergeben und raffte das TShirt und legte die Stelle über ihrem linken Beckenknochen frei. Unbewusste krabbelte ich näher zu ihr ran.

"Den hab ich mir als erstes stechen lassen. Ich hatte das Motiv durch Zufall entdeckt und mich sofort verguckt. Aber ich... ich wollte ihn nicht an so einer auffälligen Stelle..."

"Ich find, er sitzt da perfekt." mein Grinsen wurde breiter. Die schwarze Tinte zierte ihre helle Haut ungemein und das Motiv passte sehr gut zu ihr. Leider ließ sie den Stoff wieder fallen und verdeckte den Schmetterling wieder.

"Die zwei hier hab ich mir nach dem Unfall stechen lassen..." sie zog etwas an dem Oberteil und entblößte ihr linkes Schlüsselbein an dem die beiden Schmetterlinge entlang flogen. Unter dem Gesichtspunkt wirkte das Motiv beinahe sehnsüchtig. Und dann entzog sie es meinem Blick wieder, atmete einmal tief durch und zog das TShirt über ihren Kopf, nicht aber über ihre Arme - somit lag nur ihr Rücken frei. Sie legte sich wieder mit dem Bauch auf's Bett, vermutlich um nicht noch mehr nackte Haut zu zeigen - das war ihr sichtlich unangenehm. Ich ließ meinen Blick über ihren fast makellosen Rücken wandern.

"Auf dieses Motiv bin ich ehrlich gesagt besonders stolz - die Vorlage hatte ich selbst gezeichnet. Ich habe sie von derselben Frau stechen lassen, wie die Schmetterlinge." meine Finger strichen über das Motiv und ich konnte beobachten, wie sie eine leichte Gänsehaut bekam.

"Du zeichnest also auch?"

"Ab und an... wenn mir danach ist..."

"Es ist hübsch."

"Danke..." Ihr Rücken wurde von einer jungen Frau geziert, ihre Hand streckte sich zu Katorys Schulter, ihre Flügel, die natürlich die eines Schmetterlings waren, waren halb auseinandergefalten. Dieses Bild war so anmutig, wie grazil, trotz der spärlichen Bekleidung der Schmetterlingsfrau.

"Kat...?"

"Hm?"

"Warum Schmetterlinge?" ein langgezogener Seufzer entglitt ihr. Den Kopf auf ihre Arme bettend, schloss sie kurz die Augen, während ich die meinigen einfach nicht von ihrem Körper lösen konnte - ob sie es wohl bemerkte?

"Weißt du, Eustass, in meiner Welt gibt es keine Freiheit. Sie ist nichts weiter als ein schöner Traum. Flüchtig. Zerbrechlich. Und ohne Hoffnung auf Überleben... eben wie ein Schmetterling. Jedes Jahr zur selben Zeit kommen sie wieder, wächst die Sehnsucht bis sie am Ende des Sommers wieder zurück in die Leere verschwindet. Wir sind Marionetten, die nach der Pfeife irgendwelcher Flötenspieler tanzen, nur um unser Überleben zu sichern. Die vielen Gesetze sind natürlich dazu da, um ein friedliches Miteinander zu schaffen aber... seien wir doch mal ehrlich: Der Mensch ist ein territoriales Wesen. Er liebt seinen Besitz, sein Eigen, seine Familie - aber alles, was darüber hinaus geht, wird maximal geduldet aber vorzugsweise vertrieben. Es gibt dort keinen Platz mehr für Freiheit. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher..." als sie ihre Augen wieder öffnete und mich ansah, konnte ich genau diese Sehnsucht sehen.

"Und genau darum sind wir Piraten geworden. Für uns gibt es keinen Platz in der Gesellschaft. Darum haben wir das Meer als unsere Heimat gewählt."

"Ich habe diese Wahl leider nicht... sobald ich zurück bin, sitze ich wieder in meinem goldenen Käfig."

"Man hat immer eine Wahl - man muss nur den Mut haben, den gewählten Weg auch zu gehen. Du musst nicht zurück, wenn du nicht willst. Du hättest die Teufelskräfte nicht erhalten, wenn du nicht hierbleiben dürftest."

"Ich hab... eine Wahl?" aufmunternd nickte ich ihr zu. Ich war fest davon überzeugt, dass sie auch hierbleiben konnte - sonst hätte der Verzehr der Teufelsfrucht ihr Leben gefordert. Jetzt leuchteten ihre meergrauen Augen voller Freude auf.

"Dann würde ich gern die Freiheit wählen."
 


 

"Ich dachte, du wolltest deine Treffsicherheit trainieren, Kat!" höhnte ich zu ihr rüber. Atemlos, aber längst nicht am Ende ihrer Kräfte, stand die blonde in Kampfhaltung mir gegenüber.

"Dann sei nicht so unfair und lass deine Teufelskräfte aus dem Spiel, Eustass!" schimpfte sie.

"Du musst halt lernen, dir die Stärken deiner Gegener zu Nutze zu machen und ihre Schwächen finden - und das möglichst BEVOR du aus den Latschen kippst."

"Kid, übertreib's nicht. Sie kann doch kaum noch stehen..."

"Halt dich da raus, Killer! Ich bring das zu Ende! Ich kneife nicht!" Mutig war sie ja, das musste ich ihr neidlos zugestehen. Aber lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Ursprünglich wollte ich heute ihr Training übernehmen, um ihr aufzuzeigen, dass sie MIT Teufelskräften doch deutlich mehr im Vorteil war, als ohne. Aber mein sturer Wildfang wollte diese Kräfte einfach nicht loslassen. So viel Kontrolle hätte ich ihr gar nicht zugetraut.

Immer wieder griff sie mich mit ihren Wurfmessern an, die ich natürlich mit Leichtigkeit abwehrte und postwendet zurückschickte - war ich nicht nett, sie nicht waffenlos dastehen zu lassen?! Sie setzte gerade zu einem neuen Versuch an, ihr Blick entschlossen auf mich fixiert. Ihr erstes Messer flog direkt auf mich zu. Mit einem Repelangriff schickte ich es ihr zurück, doch sie wich dem Messer gekonnt aus, zückte ihr zweites und drittes und warf sie kurz nacheinander in meine Richtung - was hatte sie vor? Gelangweilt parrierte ich auch diese beiden, bemerkte nicht, wie sie näher kam, als die Male zuvor. Ihr viertes Messer flog auf mich zu, welches kurz meine Aufmerksamkeit forderte, während sie einen halben Salto über mich machte und ich gerade noch ein überhebliches Grinsen erkannte, bevor ihre Finger sich grob in meine Schlüsselbeingrube bohrten. Der Schmerz, der mich durchfuhr, ließ mich in die Knie gehen, bevor sie ihr ganzes Gewicht gegen mich drückte und ich ganz zu Boden ging. Was zum...??? Geschickt platzierte sie sich auf mir, bohrte mit einem Finger noch immer in dem empfindlichen Punkt, sodass der Schmerz mein ganzes Denken einnahm und ich meine Teufelskräfte nicht einsetzen konnte, und hielt mir mit ihrer anderen Hand ihr letztes Messer an die Kehle. Wann genau war sie so gut geworden?

"Ich hab gewonnen." lachte sie triumphierend.

"Und weißt du auch wieso, Eustass?" ich brachte lediglich ein Knurren heraus - könnte sie wohl ihren Finger da wegnehmen!? Das tat scheiße weh!

"Weil ich meine Hausaufgaben gemacht habe und mich nicht nur auf irgendwelche Kräfte verlasse." ... und ich nichtmal mit halber Kraft gekämpft hatte... Damit löste sie endlich den Druck, sprang auf, als wäre nie etwas gewesen und reichte mir ihre Hand.

Allerdings war ich ein verdammt schlechter Verlierer... Als sie meine Hand ergriff, zog ich sie mit einem Ruck nach unten. Vor Schreck ließ sie ihre Waffe fallen und landete nur zwei Sekunden später bäuchlinks unter mir. Ihren Arm auf den Rücken gedreht - nicht zu fest, da ich ihr nicht wehtun wollte aber doch fest genug, dass sie keinen Fluchtversuch unternehmen würde - raunte ich ihr vergnügt ins Ohr.

"Könntest du das bitte noch einmal für mich wiederholen, Kat?" sie wurde rot vor Wut.

"Eustass! Ich warne dich nur einmal! Geh! Von! Mir! Runter!"

"Warte, lass mich kurz darüber nachdenken.... Hmmmmm.... Nein." fies grinsend sah ich zu ihr runter.

"EUSTASS!!!"

"Warst du nicht eben noch diejenige, die mich tadelte, ich solle mich nicht nur auf meine Teufelskraft verlassen? Also im Moment halte ich dich mit reiner Muskelkraft in Schach, Kleines."

"Grrrr...." Ohja, sie war so richtig sauer! Hoppla, wo kam denn dieser eisige Wind her?

"Kid, schau mal nach oben!" drang Killers Stimme warnend an mein Ohr. Was sollte ich da schon se- .... WAS zum Henker war DAS!? Direkt über uns rotierte bedrohlich ein Sturmauge - dabei war es überall sonst friedlich am Himmel - und je mehr Katory sich unter mir wandt, umso schneller schien es zu rotieren. Konnte es sein...? Meine Lippen formten ein breites Grinsen.

"Na also, geht doch!" ich verlagerte mein Gewicht und drehte meinen Wildfang auf den Rücken, damit auch sie sah, was sie angestellt hatte.

"Sieh hin, Kat. DAS ist deine Macht!" für einen kurzen Moment startte sie geschockt in den Himmel. Ich ließ sie aufstehen und beobachtete gebannt das folgende Schauspiel.

Sie streckte vorsichtig ihre Hände in den Himmel, bewegte sie ein wenig, was die Sturmwolken sich ebenfalls bewegen ließ. Neugierde packte sie - ich sah es an ihren Augen - und mutig bewegte sie ihre Hände zum Takt einer unbekannten Melodie und ließ die Wolken tanzen. Der Sturm löste sich auf, die Wolken schrumpften, wuchsen zu großen Wattewolken an und wurden wieder kleiner. Zum Schluss blieb nur eine Wolke über, die sie sich direkt vor die Füße dirrigierte. Ich sah ein Aufblitzen in ihrem Antlitz - was hatte sie jetzt wieder vor? Prompt hüpfte sie auf die kleine Wolke, die sie tatsächlich trug! Ich staunte nicht schlecht. Dann flog sie vorsichtig eine kleine Runde damit und meine Männer, die sich im Laufe unseres Kampfes bereits an Deck gesammelt hatten, begannen wie kleine Kinder zu kichern - ich war im falschen Film! Etwas abseits von mir hielt sie an.

"Willst du auch mal, Eustass?" mit einer Handbewegung erschien der kleine Wattebausch vor mir - verschwand allerdings unter ihr und sie plumpste auf's Deck.

"Ach schade... anscheinend geht nur eine..." misstrauisch beäugte ich das Teil vor mir - sie erwartete doch nicht ernsthaft von mir, dass ICH mich da draufsetzte oder?! Sie jedenfalls saß bereits wieder drauf.

"Yo, Katory, darf ich? Ich will! Lass mich!" plärte Heat aus einiger Entfernung und natürlich flog die Wolke direkt in seine Richtung los. Gott, ich musste das schleunigst unterbinden! Ich konnte nicht zulassen, dass aus meiner Piratenbande ein Haufen Kleinkinder wurde!

"Schluss jetzt! Wie alt seid ihr eigentlich!? Wir sind doch hier nicht im Kidnergarten!" tadelte ich alle Anwesenden.

"Spielverderber... du bist ja nur neidisch, dass du nicht mitgeflogen bist..."

"Bestimmt nicht! Und jetzt komm da SOFORT wieder runter!" dann drehte ich mich halb zu meiner Crew, die noch immer mit leuchtenden Augen die Wolke anstarrten, die sich nun langsam wieder dem Deck näherte, nachdem sie eine kleine Runde geflogen war - trotz meines Befehls!

"Sagt mal, habt ihr nichts zu tun?! Zurück an eure Arbeit oder ich lass euch Kielholen!!!" panisch entsetzte Gesichter und schon leerte sich das Deck wieder, bis auf meinen Vizen, Katory und mir. Die blonde blieb direkt vor mir stehen und strahlte mich fröhlich an - warum war sie immer so unbeeindruckt, wenn ich meine Leute zusammenfaltete - der Rüffel galt schließlich hauptsächlich ihr!

"Eustass, ich möchte dir etwas zeigen..." sie legte ihre hohlen Handflächen übereinander und formte somit eine Kugel. Als sie sie langsam wieder öffnete, flogen zwei kleine schmetterlingsförmige Wolken aus ihnen empor. Ich seufzte ergeben.

"Du bist eine hoffnungslose Romantikerin, Kat..." doch das Lächeln konnte ich nicht unterdrücken, als ich den beiden weißen Schmetterlingen nachsah.

"Danke."

"Wofür?"

"Für diese wundervollen Kräfte..." ihr war also bewusst, dass ich es provoziert hatte? Sie sah mich unverwandt an und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihr glückliches Gesicht.

"... und für deine Freundschaft." Ich stand da wie ein Obertrottel, konnte nichts sagen, starrte sie nur an. Warum berührten diese Worte mich gerade so sehr? Früher oder später würde ich es sicher noch bereuen, so nett zu ihr gewesen zu sein. Eher früher...

"Da hast du aber ein feines Früchtchen vernascht, Katory." Killer hatte sich zu uns gesellt - wieviel er wohl von unserem kleinen Gespräch mitbekommen hatte?

"Ich glaub, ich mag meine Teufelskräfte." grinste sie nun breit meinen Vizen an.

"Du glaubst..." witzelte Killer. Ihr melodisches Lachen erklang wieder.

"Ich werd mal in die Kombüse und uns was zu essen kochen." damit ließ mein Wildfang uns zwei zurück. Ich stieß hörbar die Luft aus, als sie außer Hörreichweite war.

"Wenn das mal gut geht... Sie muss schnellstmöglich lernen, sie zu kontrollieren." presste ich hervor.

"Dir sind die Schäden am Schiff also auch nicht entgangen." Eine Feststellung.

"Natürlich nicht. Hast du die tiefen Einschnitte bemerkt? Ihre Kräfte sind extrem gefährlich."

"Die Frage ist nur: Wie machen wir ihr das klar, dass ihr Wind nicht nur niedliche Wolken hervorbringen kann? Sie selbst hat die sichelartigen Windböen nämlich gar nicht bemerkt." das war mir auch schon aufgefallen. Diese Frau stolperte wirklich von einer Katastrophe in die nächste und schien es noch nicht einmal zu bemerken...

"Wir brauchen eine Insel.... nach Möglichkeit kein Grasland - sie muss sehen, welchen Schaden sie anrichtet, wenn sie wütend wird."

"Von so einer Insel kommen wir gerade, Kid!"

"Hier wird es sicher noch mehr davon geben..." brummte ich unzufrieden. Es kotzte mich schon an, wenn er so den Klugscheißer raushängen ließ.

"Wir müssen auch noch nach diesem komischen Nebel Ausschau halten."

"Ich denke nicht..." fragend legte er den Kopf schief.

"Wie darf ich das verstehen?"

"Sie will nicht zurück in den Käfig, der sie in ihrer Welt erwartet... sie hat sich für die Freiheit entschieden."

"Na dann ist ja alles in bester Ordnung - wo sollen wir die Dame dann absetzen?" spottete er.

"Killer, ich mein's ernst - sie will hier bleiben. Auf dem Schiff. Bei uns." Bei mir! Er sog scharf die Luft ein - ich wusste genau, dass er mir gerade tadelnde Blicke zuwarf.

"Weiß sie überhaupt, was es bedeutet, hier zu bleiben? Auf einem Piratenschiff? Mitten auf der Grand Line!"

"Deswegen musst du mich ja nicht gleich so angiften, Killer..."

"Oh, ich bin mir sicher, ich gifte den Richtigen an! Den Floh hast du ihr doch ins Ohr gesetzt, Kid!" ertappt drehte ich den Kopf etwas weg.

"Alter! Das hier ist kein Spiel! Was hast du dir nur dabei gedacht?! Sie ist hier nicht sicher - du kannst sie nicht ewig beschützen!"

"Du hast doch selbst gesehen, wie gut sie geworden ist - wir schaffen das schon." fassungslos schüttelte der blonde den Kopf.

"Kid, denk doch mal nach! Sie ist das schwächste Glied und außerdem macht sie dich verwundbar! Du bist weich geworden, seit sie bei uns ist! Was, wenn die Marine davon Wind bekommt? Du kannst sie doch nicht einfach hier behalten, nur weil du einen Narren an ihr gefressen hast! Sie muss zurück in ihre Welt!"

"Aber vielleicht -"

"NEIN!" es war endgültig. Killer duldete keinen Widerspruch mehr. Warum ließ ich mir überhaupt etwas von ihm sagen? Immerhin war ich doch der Kapitän hier!

"Kid, es ist nur zu ihrem Besten." beschwichtigend legte er mir eine Hand auf die Schulter. Aber sie wollte ja gar nicht zurück - woher wollte Killer wissen, was das Beste für sie war?

"Und wag es nicht, jetzt dagegen anzureden! Du weißt genauso gut wie ich, dass die Neue Welt kein Spielplatz ist. Und genauso wenig ist es ein Ort, wohin sich eine junge Frau, wie sie hin verirren sollte. Lass sie gehen..." Hatte er überhaupt eine Ahnung, was er da von mir verlangte? Aber es brachte jetzt ohnehin nichts, mit ihm darüber zu diskutieren. Er war schon immer die Stimme der Vernunft gewesen von uns beiden. Vielleicht war es wirklich das Beste so... Bis dahin mussten wir nur dafür sorgen, dass sie unser Schiff nicht zu Kleinholz verarbeitete oder versehentlich andere Katastrophen heraufbeschwor. Wer wusste schon, wozu sie noch fähig war... Ich seufzte erneut und machte mich dann daran, die Schäden am Schiff reparieren zu gehen. Das würde sicher den Rest des Tages dauern...



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