whαt'𝗌 α mαn to do von Crispie (KuroTsuki | BokuAka) ================================================================================ Kapitel 18: Lost.? ------------------ Kuroo P.O.V Erstaunlich, wie ein einziges Geständnis, solch unterschiedliche Reaktionen hervorrufen konnte. Während das Leuchten in den Augen seines besten Freundes einen gruseligen Touch aufwies, wirkte Akaashi ein wenig überrascht. Scheinbar kamen die Informationen über seine wahren Absichten mehr als plötzlich für Fukurodanis Vizekapitän, wie sich nur wenige Sekunden später zeigte. „Bist du dir da ganz sicher, Kuroo-san? Es ist nur...dein Eigengeständnis kam ziemlich...unerwartet." Beinahe hätte der Middleblocker über die Aussage des Setters laut gelacht. Er konnte es ihm noch nicht einmal verübeln, schließlich war er nicht der Typ, der jeden Tag offene Liebesbekundungen preisgab. Korrektur...es war seine erste gewesen... „Alles gut. Ich kann deine Skepsis sogar nachvollziehen. Für mich kam diese Erkenntnis nicht minder überraschend. Ich kannte dieses Gefühl davor gar nicht und...-" „Ich freue mich voll für dich, Tetsubro!" Noch ehe er begriff, wie ihm geschah, befand sich der Angesprochene bereits in den Fängen Bokutos und wurde von diesem erdrückt. „Bo...meine...Frisur...", mahnte ihn Kuroo, doch dem Wingspiker schien das gekonnt am Allerwertesten vorbei zu gehen. Unterdessen wanderten Akaashis Augen nachdenklich zu seinen Kapitän. Nachdem Kuroo sich aus dem Klammergriff des Älteren befreien konnte, sprach er seine Gedanken schließlich laut aus. „Koutarou-san...ich glaube...wir müssen Kuroo-san ebenfalls etwas sagen." Okay...was ging denn jetzt ab? Bokuto schien ebenfalls keine Ahnung zu haben, worauf sein Freund hinaus wollte und neigte seinen Kopf zur Seite. „Oya? Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Keiji..." Statt ihn jedoch darüber aufzuklären, übernahm nun Akaashi selbst das Wort. „Kuroo-san...der Grund, warum wir zwei Tage vorher in Miyagi waren, ist, dass wir Tsukishima-kun treffen wollten." Kuroo hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Nicht wissend, wie er auf die neue Information reagieren sollte, schielte er zu Bokuto. Scheinbar hatte dieser nun doch begriffen, worum es ging und seine ohnehin schon großen Eulenaugen, weiteten sich noch mehr. Was zum Teufel ging hier vor? Und wieso hatte keiner von ihnen auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt? „Okay, an und für sich ja nichts Schlimmes", meinte der Middleblocker und kratzte sich an der Schläfe. „Ich verstehe aber trotzdem nicht so ganz, warum ihr mir das verschwiegen habt. Habe ich nicht von Anfang an gesagt, dass die Trennung von Tsukki und mir keinen Einfluss zu eurem Verhältnis mit einem von uns beiden haben sollte?" „Ja das hast du..." Kurz überlegte Akaashi, wie er seinen begonnen Satz weiterführen sollte, ehe er seine Erklärung fortsetzte. „Wir wollten ihm lediglich größeres Leid ersparen und haben uns dazu entschieden, ihn zu besuchen." „Größeres Leid ersparen?", wiederholte Kuroo die Worte des Anderen und verstand nun überhaupt nichts mehr. Die Aufklärung erfolgte überraschenderweise nicht vom Setter selbst, sondern von dessen besseren Hälfte. „Eigentlich eine total witzige Geschichte", begann er und lachte dabei übertrieben laut. Als er allerdings die herben Blicke der Anderen auf sich spürte, wurde er wieder etwas ernster. „Da wir dachten, dass du etwas mit Alisa am Laufen hast, wollten wir es Tsukki schonend beibringen, bevor er es noch auf anderem Wege herausbekommen hätte. Aber jetzt wissen wir ja, dass die ganze Sache nur ein großer Bluff war, hey, hey, hey!" In Kuroos Gehirn war ein Kurzschluss entstanden. Man könnte es sogar als großer Zusammensturz seiner mentalen Festplatte bezeichnen. Er konnte einfach nicht fassen, was ihm seine Freunde soeben gebeichtet hatten. Wollten ihn die beiden gerade verarschen oder hatten sie wirklich diese bescheuerte Aktion gebracht? Geistesabwesend öffneten sich seine Lippen und seine sonst eher schmalen Augen, weiteten sich Stück für Stück. Noch immer konnte er keinen klaren Gedanken fassen und versuchte eine logische Erklärung für das Handeln seiner Freunde zu finden. Ja, sie hatten zu Tsukkis Wohl gehandelt und keine böse Absichten dahinter gehabt. Daran zweifelte er nicht eine Sekunde, nur... Hätten sie nicht vorher mit ihm über das Thema sprechen können? Mussten sie gleich zu ihm nach Miyagi fahren und die Sache mit Alisa erzählen? Wobei... Die Absicht hinter dieser Aktion hatte auch sein Gutes. Tsukki ging vermutlich davon aus, dass er tatsächlich mit Alisa zusammen war. Nun war ihm auch klar, warum ihn der Blonde von sich gestoßen und ihn derart beleidigt hatte. „Bro? Alles klar, bei dir da drinnen?" Bokuto klopfte ihm leicht auf die Stirn und musterte ihn neugierig. „In meinem Kopf befindet sich so etwas wie ein Gehirn, schon mal davon gehört? Wohl eher weniger..." Bevor Bokuto eine Welle des Protests herbeirufen konnte, unterbrach Akaashi die beiden. „Du bist nicht sauer auf uns." Keine Frage, sondern eine Feststellung. Langsam schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf und rieb sich an sein Kinn. „Nicht wirklich. Ich kann euch ja verstehen. Andererseits...weiß ich immer noch nicht, woran wir jetzt sind. Natürlich könnte ich ihn zweifelsohne über alles aufklären...nur...würde das noch überhaupt einen Sinn machen?" Das Pärchen sah sich wissend an, schwieg allerdings zu dieser Frage. Stattdessen schielte Akaashi wieder in die Richtung des schwarzhaarigen Kapitäns und verzog keine Miene. „Ich finde, wir sollten zurückgehen. Durch deinen Auftritt haben wir für genug Wirbel gesorgt." Nachdenklich folgte Kuroo seinen Freunden aus dem Raum und versank kurzzeitig in seine Gedankenwelt. Interpretierte ihr Schweigen als schlechtes Omen und spürte, wie seine Hoffnungen immer weiter schwinden. Geradewegs in ein schwarzes Loch. * * Tsukki P.O.V Es war äußerst selten, dass man Tsukishima Kei sprachlos erlebte. Noch dazu, wenn der Verursacher niemand geringeres als Karasunos Stammsetter war. Doch genau dieser Fall war soeben eingetroffen, als er ihm die Frage stellte, mit welcher Tsukishima überhaupt nicht gerechnet hätte. „Du hast etwas mit Kuroo-san am Laufen, oder?" Im Grunde genommen ging sein Privatleben niemanden etwas an und erst recht nicht diesem miesepetrigen König. Wenn aber sogar dieser Vollidiot Lunte gerochen hatte, konnte er sich gleich von seinem Privatleben verabschieden. Nach wie vor waren seine dunkelblauen Iriden auf ihn fokussiert. Wartete missgelaunt auf eine Antwort seinerseits. Tsukishima ging der Reihe nach alle Optionen durch, die ihm zur Verfügung standen: Die Erste wäre schlichtweg so zu tun, als verstünde er nicht, was der Setter daher schwafelte. Jedoch entfernte er diesen Gedanken sofort, zumal er grundsätzlich nicht log. Selbst bei einem Armleuchter wie Kageyama, hielt er eisern an seinen Prinzipien fest. Eine weitere Variante bestünde darin, ihn gekonnt zu ignorieren und einfach schlichtweg abzuwarten, bis dieser aufgab. Leider fiel diese Idee ebenfalls ins Wasser, da er einen mindestens genauso großen Dickkopf besaß, wie Hinata. Also blieb ihm nur noch eine Möglichkeit.. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge", erwiderte er kühl und blickte ihn von oben herab an. Er konnte förmlich sehen, wie die finstere Aura um den Jüngeren wuchs und seine Augen dunkler wurden – beinahe so, als ob ein innerer Taifun darin herrschen würde. Und dennoch staunte er nicht schlecht über die Reaktion Kageyamas, die er in dieser Form nicht erwartet hätte. „Du leugnest es also nicht?" Die knisternde Anspannung zwischen ihnen wuchs stetig an. Tsukishima wirkte über die unverschämte Frage zerknirscht. Mist...er musste aufpassen, was er sagte...scheinbar hatte er seinen Grips ziemlich unterschätzt... „Ich sage nur, dass du dich nicht in meinen Angelegenheiten einzumischen hast." Damit stand er auf und stieg die Treppe hinunter und wollte an ihm vorbeigehen. Ihrer lächerlichen Konversation ein stummes Ende bereiten. Rechnete in diesem Augenblick hingegen nicht, dass der Setter ihn am Oberarm packen und ihn zornig anblicken würde. Erfolglos versuchte der Blonde sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Tickte er nicht mehr ganz richtig? „Was wird das, wenn's fertig ist?", zischte er dem Dunkelhaarigen entgegen. „Lass mich auf der Stelle los oder...-" „Es reicht mir mit deiner verdammten Ignoranz!" Kageyamas Gebrüll erfasste ihn, wie eine schallende Welle und führte zum abrupten Ende seiner Gegenwehr. Seine Augen weiteten sich und sahen ihn mehr als überrascht an. Er hatte schon des Öfteren mitbekommen, dass er seine Stimme erhob – unter anderem auch gegenüber ihm. Aber in soeinem Tonfall hatte es noch niemand gewagt mit ihm zu sprechen – mit Ausnahme von Yamaguchi. Mit welchem Recht durfte es also dieser...-? „Mich interessiert dein Dilemma mit Kuroo-san nicht im Geringsten! Allerdings haben wir heute haushoch verloren und wieso? Weil ihr zwei eure Differenzen nicht klären konntet!" Er pausierte kurz, gab Tsukishima aber keine Möglichkeit, ihn zu unterbrechen. „Ich wusste es bereits kurz vor dem Turnierstart, dass er der Auslöser für deine miese Laune war. In welcher Verbindung ihr zueinander steht, habe ich erst herausgefunden, als Kuroo-san gestern im Krankenflügel auf Yamaguchi losgehen wollte, während du bewusstlos warst." Die neuen Erkenntnisse trafen den Middleblocker unerwartet und auch frontal. Normalerweise war er durchaus in der Lage, den Sätzen seiner Gesprächspartner zu folgen und auch zu verstehen. In diesem Fall gab es allerdings viele Dinge, die ihn irritierten und den Kontext nicht verstehen ließen. Wie hatte einer seiner begriffsstutzigen Teamkameraden herausgefunden, dass es er war, der für seine Gefühlsmisere verantwortlich war? Was zum Teufel war zwischen seinem besten Freund und ihm vorgefallen? Warum hatte Yamaguchi ihm von alldem nichts erzählt? Anscheinend bemerkte auch Kageyama, dass seine Worte einen wichtigen Nerv in den sonst so genialen Verstand von Tsukishima getroffen hatten, weshalb er begann sich wieder zu beruhigen und seine Fassung wiederzuerlangen. „Ich habe Kuroo-san kurz vor dem Beginn des Turniers auf dem Schulgelände angetroffen. Anhand seiner Reaktion habe ich bemerkt, dass er etwas versuchte vor mir zu verbergen." Der Middleblocker konnte nicht glauben, was er soeben erfahren hatte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass es nun keinen Sinn mehr machen würde, Kageyamas Worten auszuweichen. Er wusste es. Dieser Tag konnte nicht noch schlimmer werden... „Und was bringen dir jetzt diese Informationen?", wollte Tsukishima von ihm wissen und befreite sich letztendlich von ihm. „Hast du vor es den Anderen zu erzählen? Oder gar meiner Familie? Nur zu." Auch wenn er äußerlich ziemlich taff und gefasst wirkte, spielten sich in seinem Kopf mögliche Szenarien seines öffentlichen Outings wieder. Zugegebenermaßen bereitete ihm das ziemliches Unwohlsein. Wie würden seine Teamkameraden reagieren? Mitschüler und Lehrer? Und seine Mutter? „Ich habe nichts dergleichen vor." Trotz seines Genuschels hatte Tsukishima jedes einzelne Wort verstand. Pure Verwirrung lag in seinen Augen und verstand nun überhaupt nichts mehr. Begann er schon zu halluzinieren? Kageyamas peinlich berührter Blick zur Seite bewies ihm das Gegenteil und bestätigte ihm gleichzeitig, dass er ihn nicht bloßstellen wollte. Was zur Hölle wurde hier gespielt? Geradewegs blickte Tsukishima ihn an und versuchte das Verhalten des Anderen zu analysieren. Oder gar eine plausible Erklärung für sein Handeln zu finden. Da dieser Blödian so etwas wie Logik nicht besaß, war es kein Wunder, dass er ums Biegen und Brechen auf kein vernünftiges Ergebnis kam. Somit wuchs auch seine Skepsis mit jeder Sekunde an. „Wieso sollte ich dir trauen?" Ozeantiefe Augen sahen wieder zu ihm hinauf. Strotzten vor Entschlossenheit, sodass er für einen winzigen Augenblick ein inneres Zucken durch seinen Körper spüren konnte. „Du kannst von mir denken, was du willst. Das interessiert mich nicht", äußerte sich der Setter schroff und entfernte sich von ihm. Der blonde Middleblocker hätte schwören können, beim Vorgehen ein hämisches Lächeln auf den Lippen dieses überheblichen Königs gesehen zu haben. Tch. Arroganter Mistkerl... * * Dämlicher Blind-Parkour... Nicht nur, dass er die Vorkommnisse des gestrigen Tages als lästig genug empfand - nein. Allmählich bekam Tsukishima auch noch das Gefühl, dass die Spiele des Turniers immer mehr zu einem Kindergarten-Verein mutierten. Seine aktuelle Lage bekräftigte nur seine Theorie, denn die heutige Aufgabe bestand darin, mit verbundenen Lidern das Ziel zu erreichen. Die Augenbinde durfte er unter keinen Umständen abnehmen, sonst wären die Strapazen der Challange völlig umsonst gewesen. Kein Überblick auf die Hindernisse, die ihn erwarteten. Keine Berührung seiner Mitstreiter, um ihn zur Ziellinie zu führen. Einzig und allein durch die Beschreibungen seines Teamkollegen, durfte er über den Parkour schreiten. An und für sich nichts Besonderes, würde ihm dieses Spiel nicht schon gewaltig gegen den Strich gehen. Dabei war das bei weitem noch nicht einmal das Schlimmste, Schließlich gab es da noch seinen zugeteilten Führer und der rückte ihm gehörig auf die Pelle. „Oi, Tsukki. Du sollst nicht vor dich hin träumen", wies ihn Kuroo an und kam ihm dabei näher. So nah, dass er problemlos dessen warmen Atmen auf seiner Haut spürte und diese Stelle augenblicklich begann zu kribbeln. Die Worte des Älteren lösten ein altbekanntes Gefühl in seinem Körper aus, welches er aus ihrer vergangen Zeit noch ziemlich gut kannte. Nicht schon wieder dieser alten Kamellen... Leider kam zu seiner lästigen Gefühlsempfindung, auch noch sein Schlafmangel hinzu. Er konnte das gestrige Szenario zwischen ihnen einfach nicht vergessen. Wie der Schwarzhaarige ihn dominant gegen die kalte Mauer gedrängt hatte, als gehöre er einzig und alleine ihm. Sachte Küsse entlang seiner Wangenknochen verteilt und schließlich ihre Münder miteinander verschmolzen hatte. Fordernd und besitzergreifend zugleich. Der Blonde konnte noch immer nicht erklären, was in diesem Moment, in ihm gefahren war. Sein Widerstand war binnen weniger als eine halbe Minute in sich zusammengebrochen und hatte ihn dazu veranlasst, seine Küsse mit beinahe der selben Intensität zu erwidern. Wie ein Ertrinkender. Zu seinem großen Glück war sein Verstand in letzter Sekunde zurückgekehrt. Erinnerte ihn daran, dass sein Ex-Liebhaber sich wieder in festen Händen befand. Und alleine dieser Umstand machte es ihm unmöglich, seine Anwesenheit noch länger ertragbar zu machen. Wenn das überhaupt seit Beginn dieses lächerlichen Turniers möglich gewesen war. „Könntest du bitte den nötigen Abstand zwischen uns einhalten, Kuroo-san? Sonst werden wir noch wegen dir disqualifiziert." Sonst werden wir noch wegen dir disqualifiziert." Er versuchte seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Seinen Puls zu beruhigen und sich nichts anmerken zu lassen. Allerdings gestaltete sich dieses Vorhaben als äußerst schwierig, zumal er auf eines seiner Sinne verzichten musste und es ihm somit unmöglich war, ein Bild über die Situation zu machen. Das dreckige Grinsen dieses Sadisten dagegen, konnte er sich nahe zu lebhaft vorstellen. Dafür kannte er ihn inzwischen lang und gut genug. Apropos. Ihn so nah wahrzunehmen, trieb Tsukishima schier in den Wahnsinn. Daran war der Rest seines Teams nicht ganz unschuldig – und das war noch untertrieben. Seine beiden Kameraden hatten sich eindeutig gegen ihn verschworen, als sie Kuroo zum Führer des Parkours ernannten. Da er heute selbst als Kapitän fungierte und die Bürde der Augenbinde auferlegt wurde, ahnte er von dem doppelten Spiel der Anderen zunächst nichts. Erst als ihm Kuroo unmittelbar seine dunkle Stimme in sein Ohr wisperte und er für einen kurzen Moment ins Stocken geriet, wusste der Blonde, dass sein grauenhaftes Schicksal mit einem Schlag besiegelt war. Die Anderen konnten sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie er sie dafür hasste. „Du hast es gleich geschafft, Tsukki. Nur noch wenige Meter, dann hast du die Ziellinie erreicht." Vielleicht lag es an seiner Stimmlage. Vielleicht war es aber auch der gestrigen Situation zu verschulden, dass die Atmosphäre sich zwischen ihnen in Sekundenschnelle verändert hatte. Tsukishima wusste nicht, wie er auf den plötzlichen Wandel des Schwarzhaarigen reagieren sollte. Mit dem Gefühlschaos und dem Herzrasen in seiner Brust überwand er die verbliebene Strecke im Eiltempo. Wäre vermutlich blindlings weitergegangen, hätte Kuroo ihn nicht aufgehalten und in seine starken Arme gezogen. „Glückwunsch, Tsukishima-kun. Damit hast du für dein Team ganze sieben Punkte geholt und..." Der blonde Middleblocker nahm alles weitere nicht wahr, was Shirofuku sagte. Blendete seine gesamte Umgebung aus und nahm alles nur noch in extrem langsamer Geschwindigkeit wahr. Auslöser hierfür war die Entfernung der Augenbinde, die Kuroo vorgenommen und sich keine weitere Sekunde später, ihre Blicke getroffen hatten. Jede einzelne Regung war in ihnen zu erkennen. Er fühlte sich wie in Trance. Verlor jegliches Zeitgefühl. Für beide gab es in diesem Moment nur sie. Zumindest solange, bis Tsukishima den Druck auf seinen Oberarmen bemerkte, an denen der Ältere sich nach wie vor festhielt. „Tsukki...ich muss dir etwas sagen..." Kuroos Stimme klang heiser und hielt kurz inne. Die kräftigen Hände ließen von ihm ab, jedoch nur, um die rauen Fingerspitzen an seinem Kinn zu fühlen. Es war dieser entscheidende Augenblick, der ihn wieder zur Besinnung brachte und den Annäherungsversuch mit einem gekonnten Schlag seiner Handfläche abwehrte. Wieso tat er ihm diese Schmach immer wieder an...? Dachte dieser Vollidiot ernsthaft, er würde sich wieder einlullen lassen? Tch... Ohne auf seine restlichen Teammitglieder zu warten, bewegte er sich in Richtung Umkleidekabine. Und mit jeden Meter, den er sich entfernte, wurden die Schmerzen in seinem Inneren schlimmer. Eine böse Vorahnung drohte ihn zu übermannen... * * Kuroo P.O.V „Oya? Was machst du hier draußen, Bro?" Ein verwundertes Eulenaugenpaar starrte ihn an und versuchte anhand seiner Mimik den Grund für seinen Aufenthalt im Freien herauszufinden. Darüber konnte der Schwarzhaarige nur schmunzeln. „Nicht viel. Ich habe nur etwas Zeit für mich gebraucht", erklärte er und zog den roten Schal um seinen Hals etwas näher. Er wollte nicht schon wieder das Thema mit Tsukki anschneiden. Ihm war bewusst, dass sein kleines Spielchen womöglich die Situation zwischen ihnen verschlimmert hatte. Versuchte zu retten, was noch zu retten war. Dennoch hätte er mit dieser extremen Abweisung seinerseits nicht gerechnet. Dabei stand er so kurz davor, ihm alles zu erzählen... Besorgnis und gleichzeitige Unwissenheit zeichneten sich in Bokutos Gesichtszügen ab. Der Middleblocker konnte ihm ansehen, wie hibbelig er bereits war. Beließ es aber Gott sei Dank bei dieser einen Frage und stand nun neben ihm. Wie lange es wohl her war, seit sie das letzte Mal so nebeneinander standen? Kuroo hatte keine Ahnung, genoss lediglich die Anwesenheit des Anderen. Es waren solche Momente, in denen er erkannte, wie tief ihre Freundschaft tatsächlich war. So nervig und quirlig auch Bokuto in der Regel sein mochte, so still und entspannt konnte er sein. Meistens jedenfalls. „Tetsuschka, da bist du ja!" Funkelnde Smaragde strahlten ihm freudig entgegen. Langsamen Schrittes kam die Halbrussin auf die beiden zu und begrüßte auch Bokuto, ehe sie ihre vollkommene Aufmerksamkeit wieder auf Nekomas Kapitän richtete. „Ich habe dich schon überall gesucht!" Schmollend blies sie ihre Bäckchen auf, woraufhin Kuroo nichts anderes als sein keckes Grinsen erwidern konnte und über ihr seidiges Haar strich. Alisa war wirklich niedlich. Im Allgemeinen war sie ein ziemlicher Sonnenschein, der Nekomas Team-Support um sehr vieles bereichert und zu einer guten Freundin gemausert hat. Leider war es genau diese Verbindung, die seine Chance auf eine Versöhnung zu Tsukki unmöglich machte. Indirekt betrachtet. Ihm war im Klaren, dass er sie über die neusten Ereignisse in Kenntnis setzten musste. Nicht nur, weil es ihr gemeinsamer Plan gewesen war, Tsukki im Glauben zu lassen, dass sie ein Liebespaar waren. Sondern auch, um mit allem reinen Tisch machen zu können. Am besten unter vier Augen. Seufzend wandte Kuroo sich zu seinem besten Freund und wirkte ernster als jemals zuvor. „Nichts gegen dich Browl, aber ich müsste kurz mit Alisa sprechen." Etwas verblüfft warfen ihm beide nahezu den gleichen Blick zu, bis Bokuto seine Antwort mit einem Achselzucken zum Besten gab. „Oya? Verbirgst du etwas vor mir? Vor mir deinem besten, besten Bro? Das kannst du mir nicht antun!" Mit gesenktem Haupt und einer beleidigten Schnute, stand der Wingspiker nun vor Kuroo. Dieser klatschte sich mit der Handfläche auf die Stirn, um seiner Fremdscham, gebührende Geltung zu verleihen. Manchmal vergaß er tatsächlich, wie utopisch Bokutos Linie der Peinlichkeit doch war. „Alter, beruhige dich doch mal. Es ist nichts, was ich dir nicht schon erzählt habe. Außerdem musst du nicht bei jedem Gespräch dabei sein, oder?", reagierte er entnervter als beabsichtigt. Im Bruchteil weniger Sekunden erreichte Kuroo das genaue Gegenteil seiner Aussage und erkannte auf Anhieb die Bestürzung des Anderen. Was nun folgen würde, ließ ihn bereits innerlich aufseufzen: Der berühmt-berüchtigte Emo-Mode. Bevor sich Kuroo mental auf einige nervenaufreibende Stunden gefasst machen konnte, erhielt er unerwartete Hilfe in Form von Alisa. „Er hat es nicht so gemeint, Koutarou-kun. Natürlich kannst du hierbleiben, nicht wahr Tetsuschka?", lächelte sie liebevoll und tippte Bokuto sachte auf dem Kopf. Durch die aufmunternde Gestik der Halbrussin animiert, strotzte er wieder voller Energie und posierte mit strammer Brust vor ihnen. Nicht zu fassen...hier verschwören sich wohl alle gegen ihn... Sich über seinen Nacken reibend und mit seinem Schicksal abgefunden zu haben, suchte Kuroo für die Geschehnisse der letzten Tage die passenden Worte. „Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ehrlich gesagt, bin ich überhaupt nicht gut darin, über sowas zu reden." Es fiel ihm alles andere als leicht, seine sonst so selbstbewusste und provozierende Haltung abzulegen. Aber wenn er mit offenen Karten spielen wollte, hatte er keine andere Wahl. Und so begann er Alisa über die gesamten Ereignisse der letzten Tage aufzuklären... * * Tsukki P.O.V Chaos. In seinem Kopf herrschte nichts weiteres, als das absolute Chaos. Alles was er jemals zu wissen geglaubt hatte, wurde urplötzlich in Frage gestellt. War seine damalige Entscheidung vielleicht doch ein Fehler gewesen? Hätte er diesen Trottel noch einmal fragen sollen, was er von seinem Brief hielt? Wäre dann alles anders gekommen? All das und vieles mehr schwirrte in seinen Gedanken umher. Wiederholte sich wie ein Echo und wollte einfach kein Ende finden.Der Auslöser hierfür waren zum Großteil den gestrigen Vorkommnissen zu verdanken. Letztendlich war es aber der vorherigen Situation zu verschulden, welches das Fass beim ihm zum Überlaufen gebracht hatte. Tch...alles nur wegen dieses Arschgesichtes... Bis vorgestern war ihr Verhältnis zueinander klar definiert gewesen. Umso weniger machte für ihn das aktuelle Auftreten seines einstigen Liebhabers einen Sinn. Dieser nahezu plötzliche Sinneswandel verwirrte ihn mehr als alles andere. Was konnte nur passiert sein, dass er sich von heute auf morgen dermaßen anders verhielt? Moment mal... Der griesgrämige König hatte doch irgendetwas von einem Streit zwischen Yamaguchi und ihm erwähnt, während er bewusstlos im Krankenzimmer gelegen war. Gab es da vielleicht ein Zusammenhang? Seine Iriden schweiften zu seinem besten Freund, der sich neben ihm mit Yachi unterhielt. Aus ihren glücklichen Gesichtern und ihrer Unterhaltung heraus, schloss Tsukishima, dass sie sich ziemlich gut verstanden. Ob da wohl mehr lief, als nur gegenseitige Sympathie? Eigentlich interessierten ihn solche Dinge keineswegs. Da es sich allerdings um seinen besten Freund handelte, sollte er zumindest eine kleine Anteilnahme an seinem Leben besitzen. Wenige Minuten später waren sie an der Kreuzung angelangt und verabschiedeten sich von ihrer Managerin. Der Blonde bemerkte sofort die sehnsüchtigen Blicke, die der Pinch-Server ihr hinterher warf. „Du magst sie also wirklich", brachte Tsukishima das Offensichtliche zur Aussprache und sah Yamaguchi wissend an. Jener Blick wurde mit einem deutlichen Rot auf den Wangen erwidert. Entgegen seiner Erwartungen, dass der Sommerspross zu stammeln beginnen oder gar keinen Ton herausbringen würde, bestätigte der Dunkelhaarige das Gesagte mit entschlossenen Augen und einem Kopfnicken. „Sie ist irgendwie ganz anders, als die anderen Mädchen, die ich kenne. Auf dem ersten Blick wirkt Yachi-san vielleicht unbeholfen und auch etwas verloren. Sobald sie allerdings etwas mit vollem Einsatz macht, hat sie dieses Strahlen in den Augen...und...nun ja..." Der Middleblocker bemerkte die Freude und gleichzeitige Nervosität in der Stimme Yamaguchis. Wahrscheinlich deshalb, weil er bisher als einziger sein kleines Geheimnis wusste. Bei dem Gedanken an die beiden tauchte ein Spruch auf, welcher häufig in der Gesellschaft verwendet wurde, wenn zwei Personen mit ähnlichen Charaktereigenschaften sympathisierten: Gleich und gleich gesellt sich gern. „Irgendwie ähnelt ihr euch zwei ein wenig", stellte Tsukishima fest und bemerkte, wie verlegen sein Kindheitsfreund dabei wurde und verstohlen zur Seite blickte. „Meinst du wirklich? Hehehe...ist mir noch gar nicht aufgefallen...", entgegnete er etwas schüchtern und kratzte sich an die Wange. Anscheinend war nicht er derjenige, der eine Brille benötigte, sondern Yamaguchi... Schnell schüttelte Tsukishima seinen Kopf. Er hatte keine Zeit für diesen sentimentalen Quatsch. Sein bester Freund war ihm noch ein paar Antworten schuldig und diese würde er sich jetzt holen – ob es ihm nun passte oder nicht. „Yamaguchi." Der Stammspieler räusperte sich und wurde kurz darauf vom Pinch-Server abwartend angestarrt. „Wieso hast du mir nichts von dem Streit mit Kuroo-san erzählt, als ich bewusstlos gewesen war?" Er konnte beinahe die Anspannung um ihn herum riechen. Wie sich sämtliche Muskeln an ihm anspannten und er kurzzeitig verkrampfte. Vermutlich hatte Yamaguchi nicht damit gerechnet, dass er Wind von der Sache mitbekommen würde. „Ähm...woher weißt du das eigentlich?" „Das tut hier nichts zur Sache. Fakt ist, dass du mir dieses wichtige Detail verschwiegen hast." Reuevoll sah ihn Yamaguchi an und verhaspelte sich beinahe, als er den Grund seines Handelns erklären wollte. „Gomen, Tsukki...ich hätte es dir wirklich sagen müssen. Aber ich wusste nicht, wie du auf die Sache mit Kuroo-san reagieren würdest. Allerdings muss ich zugeben, dass er ziemlich...bestürzt gewirkt hatte...besonders als er dich ins Krankenzimmer getragen hatte. Und die Auseinandersetzung zwischen Bokuto-san und ihm war wohl dann etwas zu viel des Guten." Geräuschvoll schluckte Tsukishima den dicken Kloß in seinem Hals herunter. Bildete seine Hände immer wieder zu Fäusten und ließ sie anschließend wieder locker. Er hatte ihn ins Krankenzimmer getragen? Sich nicht nur mit Yamaguchi, sondern auch anschließend mit Bokuto auseinander gesetzt? Was zur Hölle...? Nicht minder überraschend, sah ihn nun Yamaguchi an. Legte den Kopf schief und versuchte scheinbar seine Gedankenzüge zu interpretieren. „Weißt du was ich mich frage? Woher weißt du das eigentlich? Du warst doch bewusstlos." Tsukishima zögerte einen Augenblick. Wusste nicht, ob er das Gespräch zwischen Kageyama und ihm erwähnen sollte oder nicht. Jedoch rief er sich in Erinnerung, welch Katastrophe durch irgendwelche Geheimnistuereien entstanden waren und verzichtete darauf, noch einmal eine derartige Sitution herbei zu beschwören. Er hatte einem Neuanfang ihrer Freundschaft zugestimmt und das hieß auch, absolute Ehrlichkeit zuzulassen... „Von unserem bescheuertem König", gab der Blonde schließlich genervt zu und begann die Einzelheiten ihrer Unterhaltung wiederzugeben. Yamaguchi hörte ihm aufmerksam zu und erkannte auf Anhieb die missliche Lage, in die sein bester Freund sich glaubte, zu befinden. Doch kaum beendete Tsukishima seine Erzählung, hielt sich der Pinch-Server die Fingerspitzen auf seinen Lippen und konnte nicht aufhören zu kichern. Wollte er ihn veräppeln? „Tsukki...ich glaube, dass dich Kageyama besser versteht, als du denkst." Automatisch glitt eine Augenbraue des Blonden nach oben und musterte ihn misstrauisch. Was zum...war er nicht mehr ganz dicht? Gerade als Tsukishima diesem Unsinn Einhalt gebieten wollte, tippte ihm jemand zaghaft gegen die linke Schulter. Verwundert drehte er sich um und blickte geradewegs in große unschuldige Augen. Vergaß augenblicklich, dass Yamaguchi noch neben ihm stand, Wusste nicht wie er das Gefühl beschreiben sollte, welches seinen gesamten Körper einnahm. „Tsukishima-kun! Endlich stehen wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber! Ich freue mich ja so! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr!" Goldbraun traf auf Smaragd. Da stand sie nun: Der Grund seines unbeantworteten Briefes. Der Grund, warum seine Hoffnungen im Keim erstickt worden sind. Der Grund, warum es keine Chance mehr für ihn und sich gab: Haiba Alisa. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)