whαt'𝗌 α mαn to do von Crispie (KuroTsuki | BokuAka) ================================================================================ Kapitel 5: ᴘᴀsᴛ sᴛᴏʀʏ. [ ᴘᴀʀᴛ ɪɪ ] ---------------------------------- Die darauffolgenden Tage wurden für den Blonden zu einer richtigen Tortur. Immer wieder fühlte er sich auf das Neuste observiert und schien auch zu wissen von wem. Nichtsdestotrotz versuchte er jeglichen Kontakt mit dem Älteren zu vermeiden. Denn seit ihrer sonderbaren Begegnung in der Vollmondnacht, musste Tsukishima frustriert feststellen, dass ihm die pikante Situation mit dem Schwarzhaarigen einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Seine Gedanken gingen sogar soweit, dass er sich die Frage stellte, was gewesen wäre, hätte er nicht im letzten Moment das Weite gesucht – etwas was sein komplettes Selbstbild in Frage stellte. Hätte er es zugelassen? Wenn ja, würde das nicht automatisch bedeuten, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte? Wäre das denn nicht abnormal? Tsukishima hatte noch nie eine Freundin gehabt. Diese Tatsache hatte ihn bis dato nicht im Geringsten interessiert, denn die meisten Mädchen die er kannte, waren für ihn einfach nur nervig und anstrengend gewesen. Das Interesse am männlichen Geschlecht hatte er zwar ebenfalls noch nie gehabt, aber in ihm drängte sich langsam ein ungewollter Gedanke in den Vordergrund: Konnte es vielleicht sein, dass Nekomas Kapitän mit seiner ungehobelten Art es tatsächlich geschafft hatte, Tsukishima auf sich aufmerksam zu machen? Nein. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Ihre seltsame Nachtbegegnung hatte allerdings den Vorteil gehabt, dass es ihm gelungen war, endlich eine ihm langersehnte Frage beantwortet zu bekommen. Seit sein großer Bruder in der Oberschule gescheitert war, als Stammspieler aufgenommen zu werden, fragte sich der blonde Middleblocker ständig, weshalb sich jemand so sehr bemühte, wenn er im Nachhinein sowieso zum Scheitern verurteilt war. Auch wenn er es nicht zugeben wollte: Kuroos Worte hatten ihn zum Nachdenken angeregt. Yamaguchi und Bokuto bildeten das i-Tüpfelchen, indem sie ihm jeweils auf ihrer eigenen Art und Weise ins Gewissen eingeredet hatten. Seither nahm er auch wieder am Extratraining teil. Zwar war es ihm unangenehm mit Kuroo auf derselben Seite des Spielfeldes zu stehen, aber dadurch, dass sie nie alleine waren, versuchte er sich einzureden, dass nichts Sonderbares passieren würde...dachte er jedenfalls. * * „Dürfen wir beim Training mitmachen?“ Diese simple Frage veranlasste Tsukishima dazu, genervt mit den Augen zu rollen. Nicht das Kuroo und Bokuto schon zusammen den Inbegriff von Katastrophe bildeten. Nein. Jetzt wollten noch scheinbar zwei weitere Idioten – Lev und Hinata, zu ihrem Training hinzustoßen. Selbstverständlich wurden sie von den Kapitänen dazu eingeladen mitzumachen - denn je mehr potentielle Übungspartner, desto besser. Also bildeten sie jeweils ein Drei-Mann-Team. Katzen vs. Eulen Hinata, der es als große Ehre ansah, mit den Spielern von Fukurodani in einem Team zu sein, freute sich schon riesig auf das Match. Unter anderem auch, weil er endlich Stingyshima beweisen wollte, dass er ebenfalls eine Herausforderung sein konnte. Die Laune des Brillenträgers sank endgültig in den Keller, als es Hinata gelang, die zwei Meter Mauer, wie Bokuto sie nannte, zu überwinden und einen Punkt zu erzielen. „Das war wirklich gut, Chibi-chan!“, lobte ihn der Schwarzhaarige und lächelte ihm zu. Natürlich freute sich der kleine Spiker ungemein über das Kompliment. Gleichzeitig jedoch, verkrampfte sich etwas in Tsukishima. Obwohl sie auf der gleichen Seite spielten, hatte Kuroo bisher kein einziges Wort über einen seiner gelungenen Blocks, geschweige denn eines Lobes verloren. Nach ihrem Training setzte sich Tsukishima am Eingangsbereich der Turnhalle und blickte ziellos vor sich hin. Aus einem ihm undefinierbaren Grund, konnte er die Szene zwischen Kuroo und Hinata einfach nicht vergessen. Alleine die Erinnerung daran, stimmte ihn tiefsinnig – so sehr, dass er noch nicht einmal bemerkte, dass er beobachtet wurde. „Alles in Ordnung, Tsukishima-kun?“ Der Brillenträger zuckte leicht zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand niemand geringeres als Akaashi. „Ja. Alles okay." Bis zum jetzigen Zeitpunkt, hatte der Blonde noch nie die Gelegenheit gehabt, sich näher mit dem Setter von Fukurodani zu unterhalten. Diese Chance sollte ihm anscheinend nun gewährt werden, denn unerwarteter Weise, saß sich der Schwarzhaarige direkt neben ihn hin. „Verstehe. Und dein Verhalten hat absolut nichts mit Kuroo-san zu tun?“, hakte dieser unbeirrt nach. Erschrocken sah ihn der blonde Middleblocker an. Tsukishima hatte bis zu diesem Augenblick angenommen, dass der Dunkelhaarige lediglich der ruhige Vizekapitän sei, der in brenzligen Situationen stets einen kühlen Kopf bewahrte – offenbar hatte er sich getäuscht. „W-Woher willst du das wissen?“, stellte ihm der Blonde die Gegenfrage und hoffte, dass er nicht genauso klang, wie er sich fühlte. „Das war eine reine Spekulation. Aber anhand deiner Reaktion, kann ich davon ausgehen, dass ich recht habe.“ Stumm blickte der Brillenträger von seinem Sitznachbarn zu seinen Schuhen und schwieg. Lügen war nicht sein Fall, aber er hatte auch nicht große Lust mit Akaashi über sein Problem zu reden. Dieser schien zu bemerken, dass er mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte – allerdings veranlasste ihn das noch lange nicht dazu, dass Gespräch zu beenden. „Dir sollte bewusst sein, dass Kuroo-san von niemand anderen mehr redet, außer dir.“ Einen kurzen Moment lang glaubte Tsukishima, er sei im falschen Film: Wollte Akaashi ihn veräppeln? Selbst wenn das nicht zutreffen sollte: Wieso sollte es ihn, Tsukishima Kei kümmern, was der Idiot in seiner Abwesenheit über ihn sagte? „Könntest du mir bitte erklären, warum du mir das ausgerechnet jetzt erzählst, Akaashi-san? Was möchtest du damit bezwecken?“, erkundigte er sich so unauffällig wie möglich, auch wenn in seinem Inneren ein Kampf tobte. „Bezwecken tue ich damit überhaupt nichts. Ich möchte dich bloß darüber informieren. Mir sind die Spannungen zwischen euch nicht entgangen. Deine eifersüchtige Reaktion vorhin ebenfalls nicht.“ Zum ersten Mal in seinem Leben war Tsukishima wirklich fassungslos. Er sollte tatsächlich auf ihn eifersüchtig sein? Etwa weil der Zwerg die Anerkennung Kuroos bekam und er nicht? Lächerlich. „Hahaha. Worauf denn bitte? Meinetwegen kann der Shrimp sich weiterhin Honig ums Maul schmieren lassen, wenn er es unbedingt so nötig hat“, entgegnete der Blonde kalt. Akaashi entging der negative Tonfall Tsukishimas nicht und schien dessen wunden Punkt getroffen zu haben. „So wie ich die Situation einschätze, hast du generell kein Problem damit, dass eure Nummer 10 die gesamten Lorbeeren einheimst. Zumindest solange es nichts mit Kuroo-san zu tun hat, nicht wahr?“, schlussfolgerte der Setter. So jetzt reichte es ihm. Diesen Mist musste er sich doch nicht wirklich anhören, oder? Entnervt stand der Middleblocker ohne Umschweife auf und wandte sich zum Gehen an. Akaashi dagegen, gab noch einen letzten Satz zum Besten preis. „Du kannst zwar versuchen davon zu laufen, aber auf Dauer ist das keine Lösung.“ Wie recht er doch zu diesem Zeitpunkt hatte * * Indes war der letzte Tag im Trainingscamp angebrochen. Der Aufenthalt in Tokio war für den Blonden nicht nur eine physische Belastung gewesen. Auch psychisch war er ziemlich angeschlagen. Durch seine Begegnungen mit Kuroo und Akaashi, befand er sich nun in einem Konflikt mit sich selbst. Konnte er wirklich für eine Person, die ihm für gewöhnlich den letzten Nerv raubte, eine gewisse Neugierde entdecken? Hieß das damit automatisch, dass er alle Männer anziehend fand oder galt das nur für den Fürsten der Provokation? Bis er sich dieser Aufgabe stellen konnte, stand zunächst die Barbecue-Feier an, die alle Coaches aus den verschiedenen Mannschaften veranstaltet hatten, um ihre Schützlinge für das harte Training zu belohnen. Überall waren Grillplatten mit herrlich duftendem Fleisch, Hühnchen, Fisch und auch mit Gemüsebeilagen aufgestellt, die bei einigen Spielern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen – wie zum Beispiel Bokuto oder Hinata. Der gesamte Tumult war für den Middleblocker etwas zu viel, weshalb er sich zusammen mit Kenma und Yamaguchi abseits der Menge hinsetzte. „Hier herrscht ganz schön viel Wirrwarr. Aber kein Wunder, wenn alle Teams sich auf einem Platz befinden und sich teilweise um das letzte Stück Fleisch zanken“, bemerkte der Pinch-Server. „Apropos Trubel. Scheint so, als ob eure Managerin bald den Löffel abgeben würde“, kommentierte Kenma monoton, der kurzzeitig den Blick auf die wilde Meute gerichtet hatte und sich nun wieder seinem Gameboy widmete. Tatsache. Das blonde Mädchen wirkte ziemlich verschreckt und sah beinahe so aus, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Arme Yachi-san, sie kann einem fast leidtun. Vielleicht sollte ich ihr helfen oder was meinst du?“, fragte Yamaguchi seinen besten Freund etwas ratlos. Bevor Tsukishima zu einer Antwort ansetzen konnte, wurden sie durch Daichi unterbrochen. „Hier ihr beiden. Nehmt euch ein paar Reisbällchen. Die schmecken ausgezeichnet“, bot ihnen ihr Kapitän an. „Nein, Fleisch! Fleisch ist das Beste! YamYam!“, verneinte der Kapitän von Fukurodani, der sich gleich dazu gesellt hatte. „Danke, aber so viel kann ich wirklich nicht...-“, setzte Tsukishima an, hielt jedoch inne, als er hinter den beiden Kapitänen eine weitere Person entdeckt hatte – Kuroo. Dieser hatte ihm merkwürdigerweise genau zu der Zeit aufgehört aufzulauern, als Tsukishima und Akaashi sich an den Treppenstufen der Eingangshalle unterhalten hatten. Lag da vielleicht ein Zusammenhang? Beim Training wechselte der Schwarzhaarige noch gelegentlich ein paar Worte mit ihm und auch nur dann, wenn es etwas mit dem Blocken zu tun hatte. Ansonsten ging ihm Kuroo entweder aus dem Weg oder ignorierte ihn – genau das, was der Blonde eigentlich wollte. Allerdings musste er zugeben, dass sich dieser Abstand zwischen ihnen einfach nur noch falsch anfühlte. „Oya, Oya. Was gibt es denn hier so spannendes?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige und drängte sich zwischen Daichi und Bokuto. Kaum hatte er Tsukishima entdeckt, wandte Kuroo sich schnell zu seinem Setter. „Oi, Kenma! Iss etwas mehr Gemüse...du musst dich mal gesund ernähren!“, plärrte er herum und hielt ihm die Gemüseplatte vor die Nase. Doch Tsukishima wusste genau, dass dies eigentlich nur eine Ablenkung war, um einer unangenehmen Konfrontation mit ihm zu entgehen. Ein flaues Gefühl bereitete sich seiner Magengegend aus, welches er zuvor noch nie gehabt hatte. Setzte ihm die Abstinenz Kuroos vielleicht mehr zu, als gedacht? Er brauchte hier und jetzt Antworten. Und er wusste auch schon ganz genau, bei wem er sie finden würde. Mit einem Ruck stand er auf und verschwand in der Menge der anderen Spieler. „T-Tsukki, wo willst du hin?“, rief ihm Yamaguchi hinter her, doch er reagierte nicht. Stattdessen steuerte er auf denjenigen zu, der ihm noch als einziger helfen konnte... * * „Akaashi-san. Könnte ich vielleicht kurz mit dir sprechen?“ Verdutzt sahen ihn alle Anwesenden an. Da wären zum einen Hinata und Kageyama, die einen ihrer üblichen Streitereien sofort beendeten, nachdem sie die Frage des Blonden realisiert hatten. Zum anderen Lev, der sich ein Stückchen Pute von Yaku genehmigen wollte, während dieser sich mit Kai unterhielt. Derjenige, den das ganze Spektakel nicht zu wundern schien, war der Angesprochene selbst. „Selbstverständlich. Gehen wir doch etwas spazieren, dann sind wir ungestört“, schlug Akaashi vor, der schnell Begriff, dass der Brillenträger das Gespräch unter vier Augen suchte. „Danke.“ Gemeinsam verließen sie das Sportgelände und gingen in Richtung eines Sees schweigend nebeneinander her. Solange bis der Blonde endlich den Grund ihres Zusammentreffens ansprach. „D-Du meintest doch gestern, dass Kuroo-san über mich spricht. Könntest du mir dass eventuell genauer erklären?“, begann der Middleblocker und versuchte möglichst eine neutrale Tonlage in seiner Stimme hinzubekommen. Der Setter begann wissend zu lächeln und sah ihn freundlich an. „Also hatte ich recht.“ „W-Womit?“ „Kuroo-san beschäftigt dich.“ „Das habe ich nie behauptet.“ „Wieso ist es dann für dich so wichtig zu wissen, was er über dich denkt?“ Volltreffer. Darauf konnte selbst Tsukishima nicht mehr etwas sagen. Nichts erwidernd, marschierte er neben dem Schwarzhaarigen her und biss sich auf die Unterlippe. Akaashi wusste nun, dass er ihre kleine Diskussion haushoch gewonnen hatte und konnte nun in Ruhe auf die Frage Tsukishimas eingehen. „Kuroo-san meint zwar, dass du wirklich verschroben bist, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass genau diese Eigenschaft an dir, sein Interesse für dich geweckt hat“, mutmaßte der Setter. Interesse? Welche Art von Interesse meinte er nur? Sollte das etwa das bedeuten, dass...-? „Machst du dir gerade Gedanken darüber, was ich mit Interesse gemeint haben könnte?“ Okay. Auf der einen Seite war ihm Akaashi wirklich sympathisch, da ihm die Albernheiten von Kuroo und Bokuto mindestens genauso sehr auf die Nerven gingen, wie ihm selbst. Andererseits keimte sich in ihm Unbehagen auf, da dieser ihn in jeglicher Hinsicht zu durchschauen schien. „Hai.“ „Das kann dir leider nur Kuroo-san beantworten“, äußerte sich Akaashi dazu. „Ich verstehe. Ist er denn...ich meine...-“, stotterte der Blonde etwas, ehe er von dem Älteren unterbrochen wurde. „Meinst du, ob er homosexuell ist?“ Ein leichter Rotschimmer bildete sich um Tsukishimas Nase und er begann stumm zu nicken. „Nicht ganz. Er ist bi.“ Das Kuroo gegenüber seinen Freunden anscheinend offen mit seiner Sexualität umging, erstaunte ihn sehr. Er selbst wusste noch nicht einmal, wo sein eigener Standpunkt war. Dennoch fiel ihm etwas auf, was ihn stutzig machte. „Hast denn überhaupt kein Problem damit, dass er...ich...also...dass er diese sexuelle Orientierung hat?“, erkundigte er sich interessiert. Der Dunkelhaarige sah ihn zunächst verblüfft an, konnte sich dann aber ein Glucksen dennoch nicht verkneifen. „Wieso sollte ich ihn verurteilen? Nur weil er nicht der Norm unserer Gesellschaft entspricht?“, stellte ihm nun Akaashi die Gegenfrage. Dagegen konnte Tsukishima nichts sagen. Grundsätzlich interessierte es ihn nicht, was seine Mitmenschen von ihm dachten. Allerdings hatte er etwas Angst davor, was passieren könnte, sollte sich für ihn herausstellen, dass er sich zum selben Geschlecht angezogen fühlte. Wie würde seine Familie darauf reagieren? Der Club? Und was wäre mit Yamaguchi? Akaashi, der zu merken schien, dass der Blonde sich mit seiner Äußerung zurückhielt, betrachtete nun den wunderschönen See, der durch die Sonneneinstrahlung an der Oberfläche glitzerte. Ohne sich von diesem Anblick abzuwenden, fuhr er fort. „Irgendwie ernüchternd. Wir leben mittlerweile im 21. Jahrhundert, wo es doch eigentlich kein Problem darstellen sollte, offen zu seinem eigenen Ich stehen zu können. Egal ob es sich um den Charakter, den schrägen Look oder auch die Sexualität handelt. Und dennoch ahnden die meisten Menschen jeden anderen, der nicht ihrem Standard entspricht. Wirklich bedauerlich.“ Respektvoll beobachtete Tsukishima seinen Gesprächspartner. Dieser wirkte gerade etwas abwesend und schien über seine eigenen Worte nachzudenken. Obwohl er den Setter nicht wirklich kannte, ahnte er bereits, worauf dieser hinaus wollte. „Akaashi-san...kann es sein, dass du selbst...-“ „Ja. Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, um zu begreifen, dass ich anders war, als die anderen Jungs in meinem Alter. Es zu akzeptieren, konnte ich jedoch zu Beginn an nicht. Meine Angst davor, dass mich jeder verstoßen würde, sollte die Wahrheit ans Licht kommen, zerfraß mich innerlich. Dadurch geriet ich in schwere Depressionen und schließlich in die Einsamkeit. So wollte und konnte ich einfach nicht mehr weiterleben. Erst auf der Oberstufe hatte mein Leiden ein Ende. Ich traf auf die anstrengendste und gleichzeitig liebevollste Person, die ich jemals zuvor getroffen hatte – Bokuto-san. Anfangs war es für mich nicht leicht, eine gewisse Vertrauensebene zu ihm aufzubauen, schließlich war ich es ja gewohnt immer alleine zu sein. Dennoch schaffte er es, dass ich zu ihm eine innige Freundschaft aufbaute.“ Akaashi holte noch einmal kurz Luft. Die gesamten Emotionen von damals wieder aufleben zu lassen, fiel ihm nicht besonders leicht. Er wollte nicht, dass Tsukishima so leiden musste, wie er es einst tat. „Mit der Zeit hatte mich aber seine unbekümmerte, naive und hingebungsvolle Eigenart immer mehr fasziniert. Und so verliebte ich mich eines Tages zunächst unglücklich in ihn und drohte wieder in ein schwarzes Loch zu versinken. Doch dann lernte ich Kuroo-san kennen. Zu Beginn war ich von ihm überhaupt nicht begeistert gewesen. Er war ungehobelt, hatte ein freches Mundwerk und stand Bokuto-san ziemlich nahe, wodurch ich ziemlich eifersüchtig war. Irgendwann suchte er das Gespräch mit mir und klärte das Missverständnis auf. Anscheinend hatte er bemerkt gehabt, wie ich mich fühlte und half mir, indem er mir erzählte, dass sein bester Freund nur Augen für mich hätte. Zuerst glaubte ich an einen Scherz, wurde aber eines Besseren belehrt. Kuroo-san sprach offen über seine sexuelle Neigung und über Bokuto-san. Noch am selben Tag gestand ich ihm meine Gefühle, erzählte den beiden von meiner gesamten Vergangenheit und hatte gleichzeitig in Kuroo einen guten Freund gefunden. Endlich gab es Menschen, die mich verstanden und mich so akzeptierten, wie ich bin. So lernte ich mich selbst wieder zu tolerieren und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Tsukishima-kun, worauf ich hinaus möchte ist folgendes: Stehe zu dem, wer und was du bist.“ Nach dieser recht gefühlvollen Rede tobte in Tsukishima ein Sturm. Mit einem Mal hatte Akaashi ihm die Augen geöffnet und die Dinge in einem völlig anderem Licht gezeigt. Auch wenn er sich in einigen Punkten noch unsicher war, so war er ihm für seine Offenheit ihm gegenüber dennoch dankbar. „Danke dir für deinen Rat, Akaashi-san. Du hast mir wirklich sehr geholfen.“ „Gerne.“ Zwischen ihnen breitete sich eine angenehme Stille aus und der Blonde wusste, dass er sich seiner größten Aufgabe noch stellen musste. Allerdings war er jetzt gut vorbereitet, sich seinen letzten Selbstzweifeln zu stellen... * * „Tsukishima, was machst du denn hier?“ Nach einer für ihn gefühlten Ewigkeit traf er alleine Nekomas Kapitän in der Umkleidekabine an. Er musste schwer schlucken, denn der Anblick Kuroos ohne sein Trainingsshirt gab eine Wahnsinns Aussicht auf seinen durchtrainierten Körper frei. „Ich habe nach dir gesucht“, antwortete Tsukishima und blickte ihn direkt an. Kuroo glaubte sich verhört zu haben. „Schön. Und was möchtest du von mir?“ Das war der Augenblick der Wahrheit. Er musste nun alles auf eine Karte setzten. „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Denkst du ich habe unsere Begegnung in der ersten Nacht im Camp vergessen? Deine ständigen Blicke, die du mir zugeworfen hast, wenn du dachtest, ich bemerke sie nicht? Das du zu mir seit einigen Tagen abweisend bist? Ich will Antworten!“, sprach Tsukishima entschlossen und sah ihm fest in die Augen. Damit hatte der Schwarzhaarige nun wirklich nicht gerechnet. Immer noch erstaunt über die Forderung Tsukishimas, schritt er langsam auf ihn zu. Der Blonde spürte die kalte Wand an seinem Rücken, versuchte aber standhaft zu bleiben und das Ziehen in seiner Magengegend zu ignorieren. Kuroos Augen fokussierten ihn an und ließen keine Ausweichmanöver zu. Derweil stütze sich seine linke Faust an das Gemäuer und umfasste herrschend Tsukishimas Taille mit der rechten Hand. „Du möchtest es also wissen, ja?“, schnurrte Kuroo mit seiner vor Lust gepackten tiefen Stimme und beugte sich zu dem Blonden vor, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. Dieser Typ trieb ihn noch in den Wahnsinn! In diesem Moment setzte sein Gehirn endgültig aus: Der Anblick des Schwarzhaarigen oben ohne, der seinen leicht verschwitzten muskulösen Körper nahe an seinen gepresst hatte; diese verdammt perfekte Bed-Head Frisur, als wäre er frisch aus dem Bett aufgestanden; seine Augen, die der einer wilden Raubkatze glichen und ihn schon beim letzten Mal in seinen Bann gezogen hatten; die leicht geöffneten Lippen, die ihn schon fast dazu einluden von ihm eingenommen zu werden und der mit Abstand schlimmste Grund war die deutliche Erektion Kuroos, die er zwischen dessen Beinen spüren konnte. Mit voller Wucht krachten ihre Lippen aufeinander und all ihre angestauten Emotionen, schienen nun förmlich zu explodieren. Kuroo knabberte verspielt auf Tsukishimas Unterlippe herum und bat um Einlass. Keuchend gewährte er diesen und spürte prompt die Zunge des Schwarzhaarigen, wie diese begann einen leidenschaftlichen Kampf mit seiner eigenen zu führen. Währenddessen schlang Tsukishima seine schlanken Arme um den Hals des Anderen und seufzte wohlig in den Kuss hinein. Mit seinen geschickten Fingern fuhr der Ältere langsam an die Seiten des Blonden entlang und krallte sich anschließend verlangend an seine Hüften, was den anderen dazu veranlasste ein gedämpftes Stöhnen auszustoßen. Wenn das so weiterging, würde ihn Kuroo gleich an Ort und Stelle nehmen...wahrscheinlich würde er es auch noch ohne Umschweife zulassen! Nach kurzer Zeit löste er seine Lippen von denen des Schwarzhaarigen. Tsukishimas Wangen waren gerötet und er atmete nur stoßweise ein und aus. Seinem Gegenüber ging es nicht viel anders, der sich immer noch an den Blonden festhielt. „Wow...das war...“, hauchte der Jüngere. „Unglaublich!“ Sie ließen sich langsam los, um das Geschehene zu verarbeiten. Tsukishimas Herz schlug immer noch mit gewaltiger Kraft gegen seine Brust, als würde es aus seinem Brustkorb herausspringen wollen. „Ich wusste gar nicht, dass du so süß schmeckst, Tsukki.“ Mit seiner Nasenspitze fuhr er sanft über die Wangenknochen seines Kouhais nach, bis er kurz vor dessen Lippen anhielt. „Mein Plan hat also doch funktioniert“, verkündete Kuroo und begann schelmisch zu grinsen. „Plan? Welcher Plan?“, hakte der Blonde sichtlich angespannt nach. „Najaaa...-“ „K-u-r-o-o-s-a-n...“, knurrte er leicht verärgert. Schließlich ergab sich der Schwarzhaarige seufzend. „Deine geringe Aufmerksamkeit mir gegenüber hat mich gekränkt. Die Sache damals am Sakurabaum sollte dir eigentlich zeigen, was du mit mir anstellst, wenn du in meiner Nähe bist. Aber du hast das Ganze völlig falsch verstanden. Daraufhin hatte ich mit Bokuto einen Plan entwickelt, frei nach dem Motto: Umgekehrte Psychologie. Da du mich scheinbar nicht weiter beachten wolltest, tat ich das Selbe, um dich auf mich aufmerksam zu machen und siehe da - es hat funktioniert! Weißt du...du hast mich damals schon mit deiner Recht kuriosen Art im Übungsmatch beeindruckt. Ich wollte dich einfach kennenlernen. Als der Mensch, der du wirklich bist. Jedoch wusste ich nie wie...ich wollte sogar Kenma überreden, dass er dem Chibi schreiben soll, ob er mir deine Handynummer aushändigt. Doch Kenma war der felsenfesten Überzeugung, dass du sie wie ein Augapfel hüten würdest, weshalb der Kleine deine Nummer vermutlich nicht haben dürfte.“ Unglaublich! Wollte er ihn auf den Arm nehmen? „Du hast was...-?!“ Tsukishima wollte schon zu einem gemeinen Spruch ansetzten, wurde aber stattdessen ein weiteres Mal geküsst. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass dies Kuroos zukünftige Methode werden könnte, ihm den Mund zu verbieten... * * Der Moment des Abschieds war gekommen. Manche nahmen es positiv hin wie Sugawara und Yaku, die sich schon auf ihr nächstes Wiedersehen freuten. Andere wiederum versuchten kläglich mit den Tränen zu kämpfen, sowie Tanaka und Yamamoto. Und dann gab es immer diese eine Ausnahme, die den Rahmen der Normalität sprengte – in diesem Fall: Bokuto Koutarou. „Tsukkiii, du wirst mir furchtbar fehlen! Wir müssen uns spätestens zu den Nationals wiedersehen! Also sorge dafür, dass ihr Ushiwaka besiegt, hast du mich verstanden? Eine Niederlage dulde ich nicht, schließlich hast du mit dem großartigen Bokuto trainiert!“, dramatisierte Fukurodanis Kapitän und drückte ihn an sich, auch wenn dieser es eher unfreiwillig zuließ. „Komm gut nach Hause, Tsukishima-kun. Schreib uns dann...-oh", unterbrach sich Akaashi. „Da fällt mir ein, dass wir gar nicht deine Nummer haben.“ „Daran habe ich gedacht“, meinte der Blonde und übergab jeden der drei Personen einen Zettel, worauf eine mobile Nummer stand. Verblüffung machte sich bei den Anderen breit. „Ist...das...deine...private...Nummer?“, stammelte Bokuto ehrfürchtig und hielt den Zettel wie einen Schatz krampfhaft zwischen seinen Fingern fest. Die Situation war ihm etwas peinlich, weshalb Tsukishima verlegen zur Seite schaute. „So eine große Sache ist das nun auch wieder nicht. Ihr habt mir schließlich geholfen, also wäre es gar nicht so abwegig in Kontakt zu bleiben, oder?“ Der Wingspiker brach in Tränen aus und wollte beinahe noch einmal den Jüngeren umarmen, wurde aber von seinem Freund aufgehalten, der ihn am Kragen packte und mit sich zerrte. „Komm mit, Koutarou-san. Wir müssen noch weiter trainieren“, meinte dieser monoton und winkte dem Blonden noch mit einem milden Lächeln zum Abschied zu. Hatte sich Akaashi etwa mit Absicht entfernt, damit er sich ungestört von Kuroo verabschieden konnte? Dafür würde sich Tsukishima auf alle Fälle noch bei ihm bedanken. „So. Ähm...ich glaube, dass wir uns wohl erst zu den Spielen in Tokio wiedersehen werden, oder?“, erkundigte sich Kuroo und klang etwas wehmütig. „Scheint so.“ Zwar waren sie sich einig gewesen, dass ihre jeweiligen Qualifikationen für die Nationals höchste Priorität hatte, aber sich für eine längere Zeit nicht sehen zu können, erwies sich für Nekomas Kapitän als Herausforderung. Außerdem hatte ihm Tsukishima das Versprechen abgenommen, in der Öffentlichkeit genauso miteinander umzugehen, wie sonst auch. „Also dann. Mach's gut und pass auf dich auf“, flüsterte der Schwarzhaarige und legte seine Hände auf die Schultern des blonden Middleblockers. Dieser genoss einen kurzen Augenblick ihre Zweisamkeit und sah seinen Gegenüber eindringlich an, bevor er sich von ihm löste und auf sein Team zu schritt. Er war noch nie ein Fan von Gefühlsausbrüchen gewesen und würde sicherlich nicht jetzt damit anfangen. Zum Zeichen, dass er die letzten Worte des Älteren sehr wohl mitbekommen hatte, hob er die Hand zum Abschied und stellte sich dann an die Eingangstür ihres Busses an. Im Inneren des Fahrzeuges angekommen, nahm er an der Fensterseite Platz. Direkt im Anschluss bemerkte er, wie sich Yamaguchi neben ihm hinsetzte und ihn angrinste. Ein letztes Mal genoss er den Ausblick Tokios und ließ seine Erlebnisse Revue passieren. Dabei bildete sich ein seltenes Lächeln auf seinen Lippen, ehe seine Lider langsam zufielen und er ins Land der Träume abschweifte. Die Sache mit Kuroo könnte sich für ihn durchaus als interessant gestalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)