Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 101: Einen Schritt der Widersprüchlichkeit -------------------------------------------------- Ich steh in meinem Büro am Fenster und blicke in den Garten hinaus. Hänge meinen Gedanken hinter her. Lasse den gestrigen Tag Revue passieren. Vor allem das letzte Dōjō. Unglaublich, wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich ausgerechnet ihm dort begegne? Keizo. Ich beiße mir auf die Unterlippe. So wie ich es immer tu, wenn die Anspannung in mir zu groß wird. Oshita Keizo... Sohn von Oshita Konosuke. Konosuke... so ein widerlicher Typ, der Kogoro nie in etwas nachstand, außer dass er mich nicht ständig verfolgt und aufgelauert hat. Wenn sich eine Gelegenheit ergab hat er sie nicht ausgelassen. Aber in den ersten beiden Jahren war da noch Keizo... Kei... er hat die Aufmerksamkeit seines Vaters oft noch von mir gezogen und sich ihm angeboten, um mir eine Verschnaufpause zu verschaffen. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Doch dann wurde Kei zu alt, um Konosuke noch länger zu reizen. Da legte sich seine ganze Aufmerksamkeit auf mich. Ich schüttle mich. Das alles ist nichts, woran ich mich erinnern will. Mich überkommt eine Übelkeit. Doch ich will mich ihr nicht hingeben und versuche sie abzuschütteln. Konosuke war der älteste der Big Fives. Er war nicht umsonst Gozaburos bester Freund und Vertrauter. Die beiden waren sich so ähnlich. Vor allem in ihren Gelüsten und Grausamkeiten. Aber Kei hat auch danach versucht mich zu beschützen... nun ja... jedenfalls will ich das glauben. Er... er hat einen neuen Reiz für Konosuke entwickelt. Er hat sich vor mich gestellt und... Konosuke eine Show geboten. Anfangs noch alleine, doch als der alte Sack ihn immer wieder wegschob band Kei mich in diese Shows ein... und dann... Ich sag mir immer wieder, dass Kei damals das nicht hätte absehen können, wohin sich sein Rettungsversuch entwickelt. Als Konosuke von ihm verlangte, dass er mich... mich... Ich lehne meine Stirn an das kalte Glas und eine Hand daneben. Die andere hält meinen Magen. Die Übelkeit wallt wieder in mir auf. Langsam versuche ich durch die Nase zu atmen. Wieder zur Ruhe zu kommen. Doch die Bilder von damals gehorchen mir nicht mehr. Drängen sich aus dem hintersten Winkel in den Vordergrund. Kei hinter mir. Neben mir. Auf mir. In mir. Ich kneife meine Augen zu. Beiße mir kräftiger auf die Unterlippe. Er... er war anders, als der Vorstand oder die speziellen Freunde von Gozaburo. Langsamer, sanfter, vorbereitender. Aber dennoch wollte ich es nicht. Er flüsterte mir immer wieder Entschuldigungen zu. Während der Vorbereitung. Während er in mich... Währenddessen... Danach... Aber diese machten es auch nicht einfacher, leichter oder gewollter. Er versuchte mir Trost zu spenden, wenn sein Vater von uns abließ und uns alleine ließ. Nahm mich in den Arm und drückte mich an sich, während ich nur apathisch mit meinen Gedanken in einem sicheren Winkel meines Verstandes darauf wartete, dass es endlich aufhörte. Da spüre ich die erste Tränen sich aus meinem Auge pressen und die Wange runter laufen. Mit der Zeit bemerkte ich die dunklen Ränder unter den eingefallenen Augen. Die blauen Flecken in den Armbeugen. Sah die Einstichstellen. Kei hatte einen Weg gefunden das alles auszublenden. Es für sich erträglicher zu gestalten. Manchmal... nur manchmal habe ich mir gewünscht, dass er mit mir die Drogen teilen würden, die ihn nichts mehr empfinden ließen. Die ihn dazu befähigten den Wünschen und Befehlen seines Vaters nachzukommen. Plötzlich verschwand Kei aus meinem Alltag. Als ich fragte, was mit ihm wäre, hatten Konosuke und Gozaburo mich nur angelacht und gemeint, dass sie diesen 'Junkie' wie Müll entsorgt hätten. In meiner kindlichen Wahrnehmung kam diese Äußerung einem Geständnis gleich. Einem Mordgeständnis. Das hatte meine Angst weiter geschürt und auch wenn ich immer wieder von neuem in Erwägung zog, mich zu widersetzen, erinnerte ich mich an Kei. Kurz nachdem ich die Kaiba Corp übernommen hatte und ich mal wieder auf dem Weg zu einem geschäftlichen Essen war, sah ich ihn in einer Gasse sitzen. Als ich an ihn heran trat, weil ich es nicht glauben konnte, war er aufgeschreckt und davon gelaufen. Ich weiß gar nicht, ob er mich damals erkannt hat. Er war ziemlich drauf gewesen. Vollgepumpt mit irgendeinem Zeug. Da wurde mir klar, dass sie ihn gar nicht ermordet hatten. Sie hatten ihn wortwörtlich wie Müll entsorgt und in die Gosse geworfen. Ich hatte damals sogar Isono beauftragt ihn zu suchen, doch der konnte ihn nicht finden. Jedenfalls hatte er mir das gesagt. Hatte er ihn wirklich nicht gefunden oder hatte er ihn gefunden und mich von ihm fern gehalten, weil er wusste, welche Wunden das aufreißen würde? Ich schlucke. Mir wird wieder einmal bewusst, dass Isono viel mehr weiß, als ich denke. Auf einmal spüre ich zwei Arme, die sich warm und behutsam von hinten über meine Brust legen. Ich schrecke auf und drehe mich eilig um. Blicke dann in honigbraune Augen und ein sanftes Lächeln. Katsuya. Ich schließe meine Arme um ihn und drücke ihn fest an mich. Verberge mein Gesicht an seiner Halsbeuge, während meine Finger sich in sein Hemd krallen. Ich ziehe seinen Geruch tief in mich ein und augenblicklich lässt der Orkan von mir ab. Die Erinnerungen weichen wieder etwas zurück. Mein Streuner erwidert die Geste einfach nur. Erst nach einer ganzen Weile kann ich mich wieder von ihm lösen und blicke ihn an. Küsse ihn langsam. Als der Kuss endet zieht er mich zur Sitzgarnitur und wir setzen uns. Er erzählt mir langsam und sehr behutsam von seinem Treffen mit Kei vor dem Anwesen. Von Keis Anliegen. Ich presse nur meine Lippen fest aufeinander. Meide den Blickkontakt. Weiß einfach nicht, was ich von all dem halten soll. Meine Gefühle bezüglich Kei sind einfach so widersprüchlich. Einerseits hat er versucht mich zu schützen. Das ist ihm auch gelungen. Jedenfalls gelegentlich. Hat oft sich angeboten, damit sein Vater von mir lässt und mir nicht weiter weh tut. Hat den Schmerz auf sich gezogen. Doch andererseits hat auch er sich mir aufgezwungen. Gezwungener Maße, ja. Aber wie soll ich mit jemanden umgehen, der... der... in mir drin... Ich stütze mein Gesicht in meine Hand und fahre mir über das Gesicht. Es fällt mir so schwer ruhig zu bleiben. Mich nicht meiner Panik zu ergeben und mich der Übelkeit, die immer wieder in mir hochwallt, freie Hand zu lassen. Wieder löst sich eine verräterische Träne und Katsuya streicht sie mir sanft weg. Zieht mich dann in seinen Arm und an seine Brust. Bietet mit Halt und Schutz. Flüstert mir zu, dass ich noch nichts entscheiden muss. Noch nicht! Aber bald! Dieses Mal kann ich nicht Isono schicken und ihn das regeln lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)