Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 43: Einen Schritt in die Hölle -------------------------------------- Mein Drache gibt sein Bestes! Aber der Tag heute scheint ihn besonders zu beuteln. Ich weiß nicht warum. Er möchte es mir nicht erzählen. Dabei hat er mir doch schon so viel anvertraut. Was ist an dem, was ihn heute quält, so anders? Warum wollte er sich heute isolieren und alleine sein? Das erste Mal, seit ich an seiner Seite bin, wollte er, dass ich ihn alleine lasse! Was... was könnte so schrecklich sein, dass er es selbst mir nicht offenbaren will? Nur mit Ausdauer konnte ich ihn überzeugen doch mit runter zu kommen ins Wohnzimmer und zumindest zu versuchen mit Mokuba, mir und den anderen den Jahreswechsel zu feiern. Moki hat sich sehr gefreut, als wir gemeinsam ins Wohnzimmer kamen. Er wollte seinem großen Bruder schon um den Hals fallen, doch dieser hat ihm stumm signalisiert, dass das jetzt keine gute Idee wäre. Der Kleine hat das sofort verstanden und sah von seinem Vorhaben ab. Begnügte sich damit meinen Drachen einfach nur glücklich anzugrinsen. Der presste den gesamten Nachmittag die Zähne zusammen. Nicht im übertragenen Sinne. Ich hab ihn wirklich einige Male mit den Zähnen knirschen hören. Die ganze Zeit die Arme vor der Brust verschränkt. Wie ein Schutzschild! So sehr in der Defensive hab ich ihn noch nie gesehen. In mir regt sich langsam Zweifel, dass es wirklich eine gute Idee war, ihn zu überreden das alles mitzumachen. Mit jeder Stunde, die vergeht, wird er weißer im Gesicht. Er versucht es mit seiner typischen Kaiba-Maske zu überdecken, doch auch wenn meine Freunde ihn im Glauben lassen, dass ihm das gelingt... sie merken, das etwas nicht stimmt! Sie bemühen sich unauffällig Rücksicht auf ihn zu nehmen. Ihm nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken. Scheinbar haben sie es längst gecheckt, dass Seto ein Problem mit körperlicher Nähe hat. Es ist schon dunkel, als Honda vorschlägt, dass wir doch einen typischen Silvester-Film schauen könnten. Alle sind begeistert. Es wird Popcorn vorbereitet, Chips und Flips ran geholt. Die Sessel etwas gerückt. Dann ruft einer, dass mal irgendwer das Licht ausmachen soll für das Kino-Flair. Ich kann spüren, wie sich Seto nur bei diesem Satz anspannt. Da steh ich auf und zieh Seto mit mir hoch. Er scheint überrascht zu sein. Ich mein zu den anderen nur, dass wir den Film aussetzen werden. Ich grinse in die Runde und ohne weiter nachzuhaken wird unser Rückzug akzeptiert. Als wir in Seto's Schlafzimmer ankommen geht er an eines der Zimmerfenster und blickt hinaus in die Dunkelheit und dem Schneefall. Noch immer hör ich, wie er mit den Zähnen knirscht. Vorsichtig trete ich hinter ihn und lege ihm eine Hand auf seine Schulter. Er zuckt extrem zusammen, bevor er herum wirbelt. In seinem Blick liegt so ein Schreck... so ein Grauen... So einen Blick kenn ich von ihm nur, wenn er gerade aus einem Albtraum aufgeschreckt ist. Noch einmal möchte ich ihm eine Hand auf die Schulter legen, doch er weicht mit einem Schritt zur Seite aus, bevor er einige weitere Schritte geht. Er fragt mich, ob ich nicht doch lieber den Film mit den anderen schauen möchte. Ich schüttle den Kopf. Irgendwie tritt ein verzweifelter Ausdruck auf sein Gesicht. Was ist denn heute nur mit meinem Drachen los, frag ich ihn. Er hat doch sonst keine solche Scheu vor mir... muss sich für nichts vor mir schämen... kann mir alles anvertrauen. Wieder hör ich das Knirschen seiner Zähne. Aber eine Antwort bekomme ich nicht! Vorsichtig folge ich ihm. Doch ich sehe sofort, wie er versucht zurück zu weichen. Doch hinter ihm ist die Zimmerecke. Er kann nicht weiter zurück. Eine Träne löst sich aus seinen Augen. Ein 'Scheiße' kommt von ihm, während er sich trotzig die Träne wegstreicht. Dann bittet er mich noch mal, ihn endlich alleine zu lassen! Doch wieder verneine ich. Das scheint ihn völlig in Rage zu versetzen und er schreit mich an, dass ich aufhören soll ihm nachzulaufen. Ich hör aus seiner Stimme die pure Verzweiflung. Wieder nähere ich mich einen weiteren Schritt. Es ist wirklich so, wie nach einem Albtraum. Er steht völlig neben sich. Ist in Panik, die sich jetzt langsam nicht mehr zurückhalten oder überspielen lässt. Ich leg ihm eine Hand auf den Oberarm, doch er zuckt nur zusammen, als würde er sich verbrennen. Schlägt meine Hand weg. Wieder eine Träne, die sich aus seinem Auge drängt und ihre Bahn über die Wange zieht. Komm schon, mein Drache... was... was quält dich gerade nur so? Er schiebt sich eine Hand vor die Augen und reibt sich die Stirn in stummer Verzweiflung. Dann hör ich ihn ganz leise nur sagen, dass wenn ich ihn lieben würde, ich ihn jetzt einfach für eine Weile alleine lassen würde. Doch weil ich ihn so sehr liebe kann ich ihm diesen Gefallen nicht tun. Nicht wenn ich spüre, was für ein Schmerz mir da entgegenschlägt. Welche Scham. Er sinkt nur an der Wand langsam zu Boden. Weitere Tränen quellen hervor. Befeuchten sein ganzes Gesicht. Ich knie mich vor ihm. Er hält sich die Handballen vor die Augen, so dass seine Fingerspitzen in seinen Haaransatz rutschen. Noch immer will er seinen Widerstand nicht loslassen. Dann keucht er! Keucht? Tatsächlich. Noch einmal. Ich würde ihn gern in meinen Arm ziehen, doch ich hab das Gefühl, dass Berührungen jetzt genau das falsche sein könnten. Deshalb ruf ich ganz sanft seinen Namen. Er schluchzt. Seine Hände umfassen jetzt seinen ganzen Kopf, so dass sein Gesicht zwischen seinen Unterarmen verborgen liegt. Ganz vorsichtig beweg ich mich so, dass ich in sein Gesichtsfeld rücke. Positionier mich so, dass ich von unten zu ihm hochschauen kann, was gar nicht so leicht ist, so wie mein Drache in sich zusammen gesunken ist. Leise, fast flüsternd, bitte ich ihn, mir zu beschreiben, was er gerade fühlt. Es kostet ihn eine enorme Überwindung um mir die Antwort in einem Wort entgegen zu pressen: Ekel! Vorsichtig frage ich weiter, wovor er sich ekelt. Seine blauen Augen funkeln aus dem Schatten seiner Arme heraus. Ich sehe, dass er gar nicht im hier und jetzt ist. Hat... hat er einen Wachtraum? Seine Antwort klingt tranceartig: Vor dem, was SIE mit ihm tun! Sie? Das letzte Mal, als er mehrere Personen erwähnte, sprach er von den Big Fives und seinem 'Firmeneinstand'! Mir wird schlagartig bewusst, dass der 'Firmeneinstand' kein Einzelfall gewesen war. So, wie mein Drache sich quält... muss es noch andere 'Erlebnisse' mit den Big Fives gegeben haben. Und ich verwette meine rechte Hand darauf, dass eines dieser 'Erlebnisse' an einem Silvesterabend statt gefunden hatte. Behutsam versuche ich ihn aus seinem Wachtraum zu befreien. Sag ihm, dass wir alleine hier sind. Nur er und ich! Doch er keucht erneut auf. Wieder schluchzt er verzweifelt auf. Ich wiederhole, dass da niemand außer mir und er sei. Niemand tut ihm weh. Keiner berührt ihn. Doch der Wachtraum hält ihn eisern fest. Ich frag ihn besorgt, wer bei ihm sei. Er flüstert nur 'Sie'. Dann wird er panisch. Seine Augen weiten sich. Er will nicht. Will nicht. Wiederholt sich immer wieder. Immer lauter werdend. Bis er schreit. Mittlerweile schlägt er auch abwehrend mit seinen Armen um sich. Ich muss echt aufpassen, dass er mich nicht noch einmal mit einer seiner Fäuste trifft. Auch wenn es mir widerstrebt und mein Gefühl mir sagt, dass ich es nicht tun soll, versuch ich seine Hände zu bändigen. Erst als mein Drache rücklings auf dem Boden liegt gelingt es mir seine Hände neben seinem Kopf festzupinnen, so das ich über ihn gebeugt knie. Er versucht sich ein letztes Mal von meinem Griff zu befreien, doch hat keinen Erfolg. Dann wird er plötzlich ganz ruhig und blickt mich direkt an ohne wirklich hier zu sein. Na los, ich soll mir schon nehmen, was ich will, kommt es leise gepresst von ihm. Geschockt blick ich in die trüben Augen meines Drachens, der immer noch nicht zurück aus seinem Wachtraum ist. Aber seine Worte, so voller Resignation und Abscheu, bringen mein Inneres zum Beben. Ruckartig lass ich seine Hände los, zieh ihn in eine sitzende Position, schlinge meine Arme um ihn und drück ihn fest an mich. Er lässt es widerstandslos geschehen. Jetzt bin ich es, der seine Träne nicht länger zurückhalten kann. Nie... niemals würde ich auch nur irgendetwas tun, was mein Drache nicht wollen würde. Dafür liebe ich ihn viel zu sehr. Und ich werde alles tun, um ihn zu beschützen! Da spür ich, wie Seto ganz langsam seine Arme um mich legt. Erst zaghaft, dann immer fester, bis er sich regelrecht an mich klammert und sich an mich drückt. Spüre, wie er schluckt. Dann löst er sich vorsichtig ein wenig von mir und blickt mich mit wachen Augen an. Endlich... endlich ist mein Drachen wieder bei mir! Er beugt sich vor zu mir und legt seine Lippen auf meine, beginnt einen Kuss und ich erwidere ihn erleichtert. Als der Kuss langsam ausklingt, nehm ich sein Gesicht in meine Hände. Unsicher blickt er mich an. Ganz behutsam frag ich ihn, was damals geschehen ist. Verwirrt blickt er mich an. An Silvester, ergänze ich. Seine Augen werden schreckhaft größer. Ich soll nicht fragen, kommt von ihm ganz leise. Doch ich lass ihn so nicht gehen. Mein Drache muss endlich loslassen und das geht nicht, solange er es in sich hinein frisst. Beschämt schließt er die Augen für einen Moment. Als er sie wieder öffnet fließt eine weitere Träne über seine Wange. Doch weit kommt sie nicht. Ich streich sie ihm weg. Zögerlich, etwas zittrig lehnt er sich schließlich an mich. Ich schließe meine Arme um ihn. Streich ihm sanft über die Arme. Es dauert eine ganze Weile bis er stockend zu erzählen beginnt. Wieder kann er nur erzählen, weil ich hinter ihm sitze. Ihn nicht direkt anschauen kann. Aber er erzählt mir vom Silvester vor vier Jahren und den Grausamkeiten. Dem Horror und nicht enden wollenden Albtraum, den er erlebt hatte. Dieses Mal... sehr detailiert... es geht mir unter die Haut. Treibt mir mehr als einmal die Tränen in die Augen. Lässt mich ihn nur fester an mich drücken. Auch er muss mehrmals neu ansetzen oder einige Minuten pausieren, weil die Erinnerungen so schmerzen, als würden sie gerade frisch entstehen. Dann, am Ende, lehnt er sich völlig erschöpft mit seinem Rücken an meine Brust, lässt seinen Kopf in seinen Nacken und damit auf meine Schulter fallen. Noch immer fließen Tränen... bei ihm... bei mir... ich lege meinen Kopf ganz dicht neben seinen, so dass sich unsere Wangen berühren. Sich unsere Tränen vermischen. So sitzen wir schweigend eine weitere Weile dar. Irgendwann wird die Stille von einem zaghaftem Klopfen durchdrungen. Von Seto kommt ein kraftloses 'Ja', bevor sich die Tür öffnet und Mokuba reinkommt. Er blickt sich kurz suchend um, bevor er uns hinter dem Bett auf dem Boden sitzend entdeckt. Langsam kommt er zu uns und blickt zögerlich zu uns. Dann streckt Seto seine Arme aus, um seinen kleinen Bruder an sich ran zu ziehen und fest zu drücken. Moki hat zwar keinen Plan, was gerade bei seinem Bruder los ist, aber er spürt, wie dringend mein Drachen jetzt seine Nähe braucht. Also drückt er ihn auch eng an sich. Stellt keine Fragen. Ist einfach nur für seinen großen Bruder da. Schließlich lösen wir uns ein wenig von einander. Mokuba kniet vor Seto. Blickt ihn lange und nachdenklich an. Dann lächelt er ihn sanft an und streicht meinem Drachen eine verlorene Träne von der Wange, die sich da wohl festgesetzt hatte. Ob es ihm jetzt ein wenig besser geht, will der Kleine schließlich vorsichtig wissen. Seto nickt und streicht ihm über die Wange. Die anderen wollen gleich mit dem Fondue anfangen, meint Moki ganz ruhig und eher informativ. Seto strafft sich ein wenig und nickt. Überrascht blickt Mokuba zu mir und ich kann die Überraschung nur zurück geben. Mein Drache hätte jetzt Lust auf ein Käsespektakel, kommt es auf einmal von Seto. Moki kann nur nicken und langsam aufstehen. Seto meint, der kleine solle doch schon mal vorgehen und dafür sorgen, dass gleich noch Käse für ihn übrig ist. Moki nickt und verlässt das Zimmer wieder. Seto steht auf und reicht mir seine Hand. Dankbar nehm ich sie an und blick ihn an. Ob er das jetzt wirklich möchte, frag ich ihn etwas besorgt. Doch er lächelt mir nur zu und nickt. Zögerlich frage ich ihn, dass ihm bewusst ist, dass man uns ansieht, dass wir geweint haben! Er zuckt nur mit den Schultern und meint, es wäre doch nur der Kindergarten! Etwas verdutzt schau ich ihn kurz an, bevor sich ein stolzes Lächeln auf mein Gesicht stiehlt und ich ihn erneut noch einmal küssen muss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)