Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 36: Einen Schritt zum Spießrutenlauf -------------------------------------------- SCHEIßE! Das ist alles, woran ich gerade denken kann. Mir ist einfach alles so entglitten und jetzt kann ich nur noch Schadensbegrenzung versuchen. Aber wie? Ich mein... wie soll ich das bewerkstelligen? Ich kann ihnen die Erinnerungen an mein Aufschrecken nicht nehmen. Sicherlich werden sie gleich haufenweise Fragen an mich haben und wenn sie erst Katsuya’s Kinn sehen... SCHEIßE! Ich höre, wie Katsuya wieder aus dem Badezimmer kommt. Auch ich leg mir meine letzte Armschiene an und verlasse ohne große Motivation den Kleiderschrank. Mein Streuner steht mitten im Schlafzimmer und lächelt mich ermutigend an. Der hat gut lachen! Sein Innerstes breitet sich nicht gerade vor seinen Freunden aus. Er kann weiterhin vor ihnen als Sunnyboy auftreten, wie ihn sein Vater immer nennt. Aber ich... wie... wie... Katsuya hat mit wenigen Schritten überwunden, was uns getrennt hat und legt ein weiteres Mal seine weichen Lippen auf meine und verwickelt mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Meine Gedanken weichen schlagartig aus meinem Kopf und ich kann nicht anders als den Kuss zu genießen. Seine Hand geht durch mein Haar und bleibt in meinem Nacken liegen, während unsere Zungen heftig miteinander ringen. Als wir uns von einander lösen schau ich ihn an und sehe in seinen goldbraunen Augen, dass auch er den Kuss mehr als genossen hat. Warum können wir nicht einfach den Tag zusammen in Abgeschiedenheit verbringen? Uns gegenseitig noch ein wenig weiter erkunden? Uns... näher kommen? Warum sich überhaupt dem Kindergarten stellen? Zärtlich streicht er mir über die Wange, lächelt mich immer noch liebevoll an, bevor seine Hand nach meiner Hand angelt. Als sich unsere Finger verschränkt haben zieht er mich langsam Richtung Tür. Nein, wir können den Tag nicht in Abgeschiedenheit verbringen. Das wäre ihm und Mokuba gegenüber nicht fair! In mir flammt die Nervosität vom Vortag auf und mir ist flau im Magen, als wir auf den Gang hinaus treten. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich nach meinem Schlafzimmer sehnen würde... aber jetzt in diesem Augenblick würde ich lieber wieder zurück als weiter voran. Vorsichtig zieht mich Katsuya den Gang entlang. Hier oben ist wieder alles ruhig. Scheinbar sind alle schon in der Küche beim Frühstücken. Ich fühl mich, als würd ich zu meiner eigenen Hinrichtung geführt werden. Der Orkan in mir beginnt wieder an mir zu zerren. Aber er kann mich nicht mitreißen. Nicht solange Katsuya bei mir ist und mir als Anker dient. Mein Griff wird fester und Katsuya beginnt mir mit dem Daumen über den Handrücken zu streichen. Jede Stufe die wir nach unten nehmen scheint ein unsichtbares Gewicht auf meinen Schultern zu verstärken. Mich schwerfälliger werden zu lassen. Mein Inneres zittert förmlich. Ich bin bis zum Zerreißen angespannt. Der Orkan zerrt heftiger an mir. Katsuya führt mich zur Küchentür. Dann überträgt sich mein inneres Zittern auf meinen Körper. Mein blonder Streuner bleibt stehen und wendet sich zu mir. Sanft legt er nochmal seine andere Hand an meine Wange und küsst mich sanft. Der Orkan ebbt wieder etwas ab. Das Zittern lässt nach. Hm... er schmeckt einfach so süß und verführerisch. Wieder kommt mir in den Sinn, dass der Tag so viel besser werden würde, wenn wir uns ein Plätzchen nur für uns zwei suchen. Doch da zieht mich Katsuya durch die Schwingtür in die Küche. Die anderen sitzen am Frühstückstisch und sind bereits beim Frühstücken. Da dringt Honda’s Stimme zu uns. Da wären die Langschläfer endlich und wir sollen uns beeilen, weil uns Yugi und Ryou sonst nichts mehr übrig lassen würden. Ich... ich bin verwirrt! Am Tisch sind genau noch zwei Plätze übrig, nämlich mein Stammplatz am Kopfende, sowie der Platz rechts davon. Links davon sitzt Mokuba, die anderen um den reich gedeckten Tisch. Mokuba lächelt mich zaghaft an. Schuld mischt sich in die Verlegenheit und die Scham. Schuld gegenüber meinem kleinen Bruder, dem ich kein besserer Bruder gewesen bin. Der nun weiß, dass ich ihn im Stich lassen wollte. Dennoch lächelt er mich glücklich an. Glücklich? Jedenfalls würde ich das so einschätzen. Aber kann das wirklich sein? Warum ist er nicht wütend? Katsuya schiebt mich auf meinen Platz und setzt sich neben mich auf den Stuhl. Sofort wird er von den anderen in das Gespräch einbezogen. Ein Gespräch über... Duell Monsters? Combos? Konter? Dann fragt Yugi, was ich dazu denke. Ich ähm... hab nicht zugehört! Also mach ich es wie immer, wenn ich in einer vergleichbaren Situation bin: Ich antworte mit einem Übergang und komme mit der - meiner Meinung nach - stärksten Kartencombo, gegen die es kaum ein Konter gibt. Sofort entbrennt die Diskussion zwischen Yugi und Katsuya. Yugi pflichtet meiner Meinung bedingt bei, während Katsuya eine gänzlich andere Meinung zu der Combo vertritt. Es ist... wie ein ganz normales Frühstück, wenn der Kindergarten hier zu Gast ist. Die Situation verwirrt mich. Mokuba hatte doch erzählt, dass sie mich schreien gehört haben. Müssten sie mich nicht mit Fragen bombardieren? Auch auf Katsuya’s blauen Kiefer hat keiner reagiert. Als wäre es ihnen nicht aufgefallen. Soll... soll ich das Thema ansprechen und es aufgreifen, um dem Schrecken den Zahn zu ziehen. Unter der Tischplatte spür ich Katsuya’s Hand auf meinem Knie, der mir sanft über mein Bein streicht, während er mit der anderen Hand gerade was von seinem Frühstück in seinen Mund schiebt. Diese kleine Geste beruhigt den Orkan in mir weiter und nimmt mir ein Stück weit die Angst und die Nervosität. Mokuba stellt mir eine Tasse mit Kaffee hin. Sanft leg ich ihm meine Hand auf die Schulter und streich kurz darüber, während er mich nur anlächelt, bevor er enthusiastisch in das Gespräch einhakt. Was ist passiert? Sind wir auf dem Weg vom Schlafzimmer zur Küche durch einen Dimensionsriss in eine andere Wirklichkeit gefallen, in der niemand mich hat schreien hören? In dem Mokuba nicht meine Schande entdeckt hat? Aber auch Katsuya signalisiert mir ruhig zu bleiben und alles so weiterlaufen zu lassen. Ich war in den letzten Wochen gut beraten auf ihn zu hören. Also vertrau ich ihm weiterhin und lass mich durch die Situation führen, auch wenn ich nicht verstehe, was gerade los ist. Die Themen am Frühstückstisch wechseln von Duell Monsters zu frisch erschienenen Kinofilme zu neu rausgekommenen Videogames. Immer wieder versucht mich einer vom Kindergarten in die Gespräche einzubeziehen. Schließlich kommen wir beim Mokuba’s Lieblingsspiel an: Street Combat. Es werden Figuren genannt, Stärken zum Besten gegeben, während ein anderer einwirft, wie man die Stärke kontern könnte. Ohne groß nachzudenken, geb ich meine Meinung zur vermutlich besten Figur im Spiel zum Besten. Sofort kommt ein Konter von Honda, dass man die Figur ganz leicht schlagen könnte. Ohne dass es mir bewusst ist lass ich mich in den Smalltalk verwickeln. Das Gespräch über dieses banale Prügelspiel erinnert mich an die Schlagabtäusche mit Katsuya, die wir uns früher geliefert haben und die mich immer entspannt haben. Auch dieses Gespräch nimmt mir nach und nach die innere Anspannung und lässt mich fast vergessen, weshalb mir zu Beginn des Frühstücks so unbehaglich gewesen war. Schließlich endet die Mahlzeit nach einer ganzen Weile und es wird überlegt, was man mit diesem angebrochenen Tag so tun könnte. Da es draußen wieder schneit und eine ordentliche Kälte herrscht schlägt Mokuba vor Schlittschuh zu fahren. Alle sind sofort begeistert von der Idee und brechen schließlich auf sich winterfest anzuziehen, um sich gleich im Wohnzimmer an der Terrassentür wieder zu treffen. Als alle aus der Küche gestoben sind bleiben nur Katsuya und ich zurück, der mich stolz anlächelt. Langsam beugt er sich über die Tischecke zu mir herüber und ich komme ihm auf halben Weg entgegen. Wieder küssen wir uns leidenschaftlich. Als wir uns trennen streicht er mir sanft über die Lippen und die Wange. Wieder frag ich mich, wie der Blonde es nur immer wieder schafft mir meine Unruhe und meine Angst zu nehmen. Wie kann jemand, der so chaotisch und lebhaft scheint auf mich nur so beruhigend und bestärkend wirken? Ich hab darauf keine Antwort, aber es macht mich glücklich, dass Katsuya nun zu meinem Leben gehört. Also beuge ich mich wieder zu ihm und ziehe ihn erneut in einen weiteren Kuss. Einfach weil ich glücklich bin. Glücklich darüber, dass er mir ein Weg weißt durch offensichtlich unvermeidlichen Katastrophen ohne dass sie katastrophal enden oder eskalieren. Weil er mir Stärke gibt, wenn ich glaube, keine mehr zu haben. Weil er Nacht für Nacht sieht, was für ein Häufchen Elend ich doch eigentlich bin und sich nicht angewidert von mir abwendet. Der immer mehr von dem sieht, was ich hinter meiner Fassade jahrelang verborgen habe und nicht schreiend oder lachend davon läuft. Ein Räuspern unterbricht uns unsanft und erschrocken brech ich den Kuss ab. Kann spüren, wie meine Wangen sich leicht röten, während Katsuya nur genervt mit den Augen rollt und ohne hinzuschauen meint, dass Honda verschwinden soll. Doch der steht nur grinsend in der Tür und fragt, was mit uns sei. Dass die anderen nicht zulassen würden, dass wir uns vor dem Heidenspaß auf dem Teich drücken und wir die Hufe schwingen sollen uns entsprechend anzuziehen. Erst dann verschwindet er Richtung Wohnzimmer. Katsuya grinst mir halb zu und fragt, was ich davon halte? Ich zucke nur unentschlossen mit den Schultern. Dann steht er auf und ich folge ihm, ohne das er mich ziehen muss. Dennoch angel ich nach seiner Hand, die er mir bereitwillig reicht. In diesem Moment fühle ich, wie das Glücklich sein dieses Gefühl der Entblößung verdrängt und völlig in den Hintergrund schiebt. Ich hatte einen Spießrutenlauf mit vielen unangenehmen Fragen erwartet. Doch stattdessen... haben die anderen scheinbar darauf verzichtet ihre Neugierde auszuleben und haben versucht mich in ihren Kreis zu integrieren. Statt mich von ihnen zu distanzieren und wieder auf Abstand zu gehen, wie ich es ursprünglich geplant hatte, wenn sie mit ihren aufdringlichen Fragen gekommen wären, haben sie mich ein Stückchen mehr in ihre Mitte gezogen. Ich... weiß nicht was ich davon halten soll, denn eigentlich bilde ich mir ein, dass ich Situationen gut analysieren und einschätzen kann, aber mit all dem hab ich einfach nicht gerechnet. Aber das ist einfach so ganz anders verlaufen. Es ist nicht so, als würde mir die Entwicklung missfallen, aber die Angst, dass doch noch Hohn und Spott kommen könnten, bleibt... jedenfalls irgendwo im Hintergrund. Dennoch... will ich mich Mokuba und Katsuya zuliebe darauf einlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)