Zum Inhalt der Seite

Vampire Kiss

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das es sich dem Ende neigt, ein paar Worte vorweg. Als ich die Story vor Jahren anfing, da endete sie eigentlich mit Harukas Tod. Es gab allerdings bereits einen zweiten Teil bis zu einem gewissen Punkt. Da ich nach dieser Story wohl nicht mehr schreiben werde, habe ich einfach beide Teile zu einem zusammen geschrieben. Darum hat die FF auch dieses Ausmass angenommen. Es war mir ein Anliegen, diese Story noch zu beenden, weil ich sie wegen eines ganz besonderen Menschen überhaupt nur geschrieben habe damals. Um sie diesem Menschen widmen zu können, musste sie beendet werden. Nun ist das bald der Fall und mit dem Ende dieser FF verschwindet auch der letzte Rest, der mir von diesem Menschen geblieben ist. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verraten

49. Verraten

Amberly erwachte, weil etwas sacht über ihre Wange strich. Sie reckte sich genüßlich und öffnete nur langsam die Augen. Beinahe hätte sie Michirus Namen geseufzt, doch da erkannte sie ihren Cousin. Ein aufgeweckte, kleiner Junge, mit ständig zerschlissener Kleidung, enormem Tatendrang, blutigen Knien und einem imens großem Ideenreichtum. Augenblicklich zum Beispiel hielt er ein totes Eichhörnchen in der Hand und wedelte mit dessen Puschelschwanz in ihrem Gesicht herum.

"Wie ekelhaft Jeffrey", wich sie nach hinten weg und hob schützend die Bettdecke,

"Hast du das arme Tier etwa getötet?"

"Ich heisse Jeff", stemmte der, etwa 11 jährige Junge die Arme in die Hüften,

"Und du weisst, dass ich keine Tiere töte!"

Amberly lugte hinter der Decke hervor und musste leicht schmunzeln.

"Nein", sagte sie,

"Aber du sammelst sie auf und erschreckst unschuldige Mädchen damit."

»Du bist nicht unschuldig«, hallte es durch ihren Kopf.

Konnte sie sich wirklich noch als unschuldiges Mädchen bezeichnen? Sie half einem Vampir dabei, einen anderen Vampir zu erwecken, gab ihm freiwillig ihr Blut, tat alles, was Michiru von ihr verlangte und begehrte sie, obwohl sie Haruka gehörte. Und all das nur, weil sie diesen Ort für immer verlassen - und ihre Familie damit bei den Werwölfen zurück lassen wollte. Weder ihr Ziel war ein Ehrbares und noch weniger, was sie dafür tat.

"Schläfst du jetzt mit offenen Augen?" stieß ihr Cousin sie an,

"Dein Vater sagt, du sollst runter kommen. Er will das du den alten McNichol mit dem Wagen abholst!"

"Was???" protestierte Amberly, während der Junge lachend aus dem Zimmer verschwand,

"Da bin ich ja Stunden unterwegs! Was will dieser Tattergreis überhaupt hier? Der hat doch sonst mit niemandem was zu tun."

"Er lebt lieber abgeschieden", berichtigte ihr Cousin sie,

"Aber er ist krank und wird deswegen ein paar Tage im Gasthaus bleiben, damit der Arzt ihn beobachten kann."

Er grinste noch kurz und dann war die Tür zu.

"Na toll", murrte Amberly,

"Ausgerechnet heute. Was wenn der Alte nicht Abreise bereit ist, wenn ich ankomme? Oder wenn ich super langsam fahren muss, damit die alten Knochen nicht so durchgerüttelt werden? Dann komm ich erst spät in der Nacht heim und das Rital findet ohne mich statt."

Sie schlug die Decke zurück und erschrak ein wenig.

»So viel Blut...«

In der Tat sah das Bett aus, als hätten zwei Raubtiere darin miteinander gekämpft.

»Nein. Ein unschuldiges Mädchen bin ich sicher nicht...«

Sie erhob sich eilig, packte ihre Sachen und schlich rüber in die Dusche. Schnell wusch sie sich das Blut vom Körper, zog sich an und schlich zurück ins Zimmer. Dort machte sie sich sofort daran, das Bett neu zu beziehen und die blutigen Laken verschwinden zu lassen.

»So viel Blut...«, dachte sie dabei wieder,

»Und doch bin ich voller Kraft und kein bisschen erschöpft. Liegt das wirklich an Harukas Blut?«

Im Augenblick fand sie aber keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Vater rief bereits ungeduldig nach ihr. Als sie mit einem ' schon unterwegs ' rufend den Gang entlang und die Treppe hinunter lief, war ihr, als würde sie beobachtet. Nur einen kurzen Moment lang, doch sie hatte den Blick deutlich gespürt.
 

"Was ist nur los mit mir?", murmelte sie vor sich hin, als sie auf dem Kutschbock saß und das Dorf verließ,

"Bekomme ich jetzt schon Verfolgungswahn oder was passiert hier? Michiru ist zur Zeit der einzige Gast bei uns und sie schläft sicher bis heute Abend."

Sie ging davon aus, dass die Vampirin Kraft sammelte für das Ritual, indem sie ruhte. Nachdem sie die ganze Umgebung von Werwölfen gesäubert hatte, brauchte sie sicher auch Ruhe und nicht nur Blut.

Und schon waren sie wieder da. Die Gedanken an die beiden Bisse der Vampirin. Etwas so unglaubliches hatte Amberly nie zuvor erlebt. Das man solche Gefühle und Empfindungen überhaupt haben konnte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Schon vor dem ersten Biss war Amberly neugierig gewesen. Sie fragte sich, wie es wohl war, von einem Vampir gebissen zu werden und wie es war, einer zu werden. Bereits seit dem Moment, in welchem sie erfahren hatte, das Michiru ein Vampir war, war der Wunsch da und die Sehnsucht immer stärker geworden, sich Michiru wenigstens ein Mal als Opfer anzubieten.

»Ich bin ganz sicher kein unschuldiges Mädchen...«

Dieser Gedanke machte ihr zu schaffen. Bisher war sie immer ein guter Mensch gewesen und eigentlich hielt sie sich auch noch immer für einen, doch würde ein guter Mensch wirklich solche Dinge tun? Sie spielte mit dem Gedanken Michiru darum zu bitten, sie zu einem Vampir zu machen und stellte sich dennoch die Frage, ob sie sich damit schuldig machte.

»Aber Michiru ist so gar nicht, wie Vampire immer beschrieben werden«, dachte sie,

»Sie ist so nett und so warmherzig. Sie sorgt sich um mich und hat mich vor dem Werwolf beschützt. Sie ist nicht böse - obwohl sie ein Vampir ist...«

Gab es also auch gute Vampire? Dämonen, die eigentlich alles andere als menschlich waren? Wie bei den Menschen? Da gab es auch Gute und Böse. War das möglich? Es widersprach allem, womit Amberly aufgewachsen war, was sie gelernt oder selber erfahren hatte. Auch wenn es eher die Werwölfe waren, die ihr Leben prägten, so gab es genug Erzählungen von den Vampiren.

Keine erfundenen Gruselgeschichten, sondern wahre Erlebnisse von Dämonenjägern. Hier draußen in den Highlands gehörten solche Dinge noch zum Alltag, wie es auch in den vergangenen Jahrhunderten war. In den großen Städen jedoch, hatte man längst vergessen, was es da draußen alles gab.

So grübelte Amberly beinahe die ganze, lange Fahrt über. Sie dachte an eine Zukunft weit weg von hier, an Michiru und wie Haruka wohl sein würde. Bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Etwas abseits des Weges lag etwas im hohen Gras. Sofort hielt sie die Kutsche an und versuchte, etwas genaueres zu erkennen.

"Das sieht beinahe aus wie...", sie hielt sich die Hand als Sonnenschutz vor die Stirn,

"...ein Mensch!"

Sofort sprang sie vom Wagen und lief auf den leblosen Körper zu. Es war ein junger Mann und Amberly fiel neben ihm auf die Knie.

"Geht es ihnen gut?" rief sie und drehte ihn auf den Rücken.

Sofort sah sie das viele Blut, das sein Shirt durchtränkt hatte und auch, woher es kam. Eine große Stichwunde im Oberbauch, die zu jener fein gearbeiteten Waffe passte, welche nach Amberlys Blut verlangt hatte.

"Michiru...", flüsterte sie gedankenversunken,

"Dann war er ein Werwolf."

Sie blickte den leblosen Körper an. Ein junger Mann. Höchstens Ende 20, mit halblangem, braunen Haar und attraktivem Gesicht. Er sah kein bisschen böse aus oder wie das Monster, das in ihm steckte.

»Kann es auch gute Werwölfe geben?« überlegte das Mädchen,

»So, wie es gute Vampire gibt? Gute Menschen, die unter dem Fluch des Werwolfs stehen? Klingt eigentlich logisch.«

Sie strich sein Haar über der Stirn zurück und sah ihn genau an. Doch sie konnte nichts finden, was sie ihn nicht mögen lassen würde, wäre er noch am Leben.

"Verdammt der alte McNichol", fiel ihr in diesem Moment wieder siedendheiss ein,

"Keine weitere Verzögerung mehr!"

Sie wollte aufstehen und wurde genau in diesem Augenblick fest am Handgelenk gepackt und zurück gerissen. Mit einem ängstlichen Schrei blickte sie hinter sich und direkt in ein Paar dunkelblauer Augen.

»Verflucht er lebt noch«, stieg Panik in ihr auf,

»Ich bin geliefert.«

"Du darfst...ihr nicht vertrauen...", vernahm sie ganz leise seine Stimme und sah ihn verdutzt an.

Plötzlich war von Angst keine Spur mehr.

Stattdessen lehnte sie sich neugierig etwas zu ihm hinab.

"Wem soll ich nicht vertrauen?" fragte sie,

"Wir beide sind uns doch noch nie begegnet."

"Wir mögen Fremde füreinander sein", brachte er, zwar etwas gefestigter, aber dennoch sehr leise hervor,

"Aber trotzdem kenne ich dich. Ihr Geruch klebt an dir wie Pech und jedes übernatürliche Wesen im Umkreis von 100km riecht sie an dir."

"Sie?" blinzelte Amberly,

"Du meinst...?"

"Spiel nicht die Unschuldige", presste er schmerzlich hervor,

"Du weisst genau, von wem ich rede. Von diesen blutsaugenden Bestien. Du darfst ihr nicht helfen, ihre Partnerin wieder ins Leben zu holen. Diese Vampirin ist das gefährlichste Geschöpf, das je auf Erden existiert hat und wenn sie zurückkehrt, dann wird die Verbindung mit Michiru sie zu noch schlimmeren Taten treiben!"

"Haruka?" war das Mädchen fassungslos,

"Aber...Michiru ist nicht böse! Sie ist so herzlich zu mir und sie liebt Haruka!"

"Sie benutzt dich", wurde seine Stimme wieder brüchig,

"Du darfst...ihr nicht...vertrauen..."

Amberly stand sekundenschnell auf den Füßen.

"...nicht...vertrauen...", hörte sie ihn nochmals leise, dann war er tot.

"Das kann nicht sein", presste Amberly hervor,

"Michiru würde mich niemals so hintergehen und benutzen!"

Plötzlich fühlte sie sich wieder beobachtet. Und wieder konnte sie die Blicke regelrecht spüren. Sie sah sich kurz hektisch um, lief dann zur Kutsche, sprang hinauf und trieb das Pferd an, so schnell es ging. Als versuche sie, vor ihren Gedanken zu fliehen oder vor den Worten des toten Werwolfs, hetzte sie das Tier zum Haus des alten McNichol.

Da angekommen zog sie die Bremse, sprang vom Kutschbock und hastete zur Eingangstür. Erst dort zwang sie sich zu Ruhe und atmete einige Male tief durch.

»Alles ist gut«, beruhigte sie sich selbst,

»Da war niemand. Der Werwolf hat mir Angst gemacht, aber er versucht nur, damit Harukas Rückkehr zu verhindern. Michiru sagte doch, das die Wölfe es verhindern wollen...«

Sie klopfte an die Tür, um nicht weiter nachdenken zu müssen und sehr schnell öffnete ihr eine junge Frau.

"Sie wollen sicher meinen Vater abholen?" fragte sie,

"Es tut mir leid, aber mein Mann bringt ihn bereits in ein Krankenhaus."

»Das ist jetzt nicht wahr!«, ging es ärgerlich durch Amberlys Kopf, doch sie blieb ganz freundlich.

"In ein Krankenhaus? Dann haben sie ein Auto? Anders ist von hier aus kein Krankenhaus zu erreichen."

"Ganz Recht", nickte die Frau,

"Mein Vater wollte sich vom Dorfarzt behandeln lassen, aber er gehört in ein Krankenhaus. Es tut mir leid, dass sie den Weg nun ganz umsonst gemacht haben, aber mein Vater hat leider kein Telefon im Haus."

Amberly nickte abwesend.

"Wenn sie wollen bleiben sie die Nacht über hier und fahren morgen früh zurück", bot die junge Frau ihr da an.

"Das kommt auf keinen Fall infrage", antwortete Amberly sofort,

"Ich werde das Pferd abspannen und zurück reiten. Dann dauert der Weg nur halb so lang."

"Dann nehmen sie das Pferd meines Vaters", bekam sie als Reaktion,

"Es ist ausgeruht und sie können auf ihm herreiten, wenn sie ihr Gespann wieder abholen."

"Das ist überaus freundlich", bedankte Amberly sich.

"Gehen sie einfach in den Stall, holen das Tier und reiten los. Ich spann den Wagen ab und bringe ihr Pferd in den Stall", sagte die junge Frau noch,

"Das ist das mindeste, was ich als Entschädigung tun kann."

Amberly nickte nur noch dankend und verschwand in den Stall. Sie zäumte und sattelte den großen Rappen und schwang sich auf seinen Rücken.

"Dann zeig mal, was du kannst", streichelte sie kurz über seinen Hals und trieb ihn dann an.

Das Pferd war kräftig und schnell. Nur kurze Zeit später hatte Amberly die Stelle erreicht, an welcher sie den, fast toten, Werwolf gefunden hatte. Nur war der nicht mehr da. Irritiert stieg das Mädchen ab und sah sich genauer um.

»Ganz sicher hier war es!« bestätigten ihr die Blutflecken und das platt gedrückte Gras,

"Aber...", sie wusste nichts zu sagen.

War er etwa gar nicht tot? Sie hatte zu Anfang auch geglaubt, er sei es und er war es nicht. Was, wenn sie sich ein zweites Mal getäuscht hatte? Dann bedeutete dieser Wolf eine große Gefahr für das Ritual.

Und wenn andere Wölfe ihn gefunden und mitgenommen hatten, hieß das, dass noch immer Werwölfe in dieser Gegend waren. Womit ebenfalls das Ritual gefährdet war.

"Ich muss das unbedingt Michiru erzählen", stieß sie hervor und sprang wieder aufs Pferd.

In weniger als der Hälfte der Zeit trug das Tier sie zurück nach Hause. Im Stall spielte gerade ihr Cousin, was ihr das Versorgen des Pferdes ersparte. Jeff riss sich gerade zu um die Pferdepflege. So konnte Amberly sofort hinein zu ihrem Vater gehen. Sie erklärte ihm, warum sie den alten McNichol nicht mitgebracht hatte und das sie das Gespann in ein paar Tagen von dort wieder abholen würde.

Die Begeisterung ihres Vaters darüber hielt sich sehr in Grenzen, doch Amberly hatte schon als kleines Mädchen gelernt, ihn um den Finger zu wickeln. So schaffte sie es auch dieses Mal, ihn recht schnell milde zu stimmen. Kaum zehn Minuten später schloss sie ihre Zimmertür hinter sich und atmete erleichtert durch.

»Zum Glück bleibt noch genug Zeit bis Mitternacht«, dachte sie,

»Noch schnell umziehen und dann nichts wie zu Michiru geschlichen!«
 

»Sehr gut«, grinste Michiru in sich hinein,

»Nur ein paar Stunden noch...«

Die Dämmerung war bereits fortgeschritten, doch ihre Augen durchdrangen die Dunkelheit. Nichts regte sich da draußen. Nicht einmal ein Kaninchen oder eine Maus. Als würden alle Tiere die schwarze Macht dieser Vollmondnacht spüren. Als wüssten sie, dass in dieser Nacht nichts mehr sicher sein würde, was nicht versteckt war.

"Wären die Menschen nur halb so klug wie Tiere", sagte sie leise vor sich hin,

"Dann könnten sie ihrem Schicksal entgehen. Stattdessen laufen sie immer wieder mit offenen Augen in ihr Verderben..."

Ihre Augen leuchteten kurz auf.

"Herein", sagte sie grinsend, noch bevor es geklopft hatte.

Leise öffnete sich die Tür und schloss sich kurz darauf wieder.

"Du wusstest, dass ich vor der Tür stehe?" fragte Amberly und erschrak etwas, als Michiru in der nächsten Sekunde direkt bei ihr stand.

"Ich sagte doch, ich weiss alles", schnurrte sie,

"Und? bereit für die große Show heute Nacht?"

Sie ging ans Bett und holte die Tasche hervor. Dann verschwand sie kurz ins Bad und stand kurz darauf wieder am Bett, um in der Tasche zu wühlen. Amberly stand noch immer wie angewurzelt an der selben Stelle und sah dem Geschehen nur zu.

»Frag sie!«, trieb sie sich selbst an,

»Wenn sie wirklich alles weiss, ist es doch auch egal!«

Sie trat zu der Vampirin ans Bett und räusperte sich leise.

"Ich höre", sagte Michiru, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen oder sie anzusehen.

Dieses Verhalten war Amberly mittlerweile gewöhnt und so begann sie zu reden.

"Ich habe heute etwas gefunden", sagte sie und wurde direkt von Michiru unterbrochen.

"Einen fast toten Werwolf", sagte sie,

"Der seine letzten Worte dazu benutzt hat, dir einreden zu wollen, die Wölfe seien die Guten. Zum Glück kennst du mich gut genug, um einer solchen Lüge eines sterbenden Dämons, Glauben zu schenken."

Bei dem lletzten Satz hob sie den Kopf und schenkte Amberly ein so unschuldiges Lächeln, dass diese augenblicklich jeden Zweifel vergaß.

»Nein. Sie ist ganz sicher nicht böse«, war sie sich vollkommen sicher und lächelte zurück.

"Ich kann es kaum erwarten, deine Haruka kennen zu lernen", sagte sie,

"Wann gehen wir los?"

"Heute gehen wir nicht", antwortete Michiru,

"Heute benutzen wir Magie. Keine unnütze Zeitvergeudung mehr und kein Risiko, gesehen zu werden."

Sie holte eines der Holzkästchen heraus und öffnete es.

Als Amberly die Fiolen erblickte, schluckte sie merklich. Der Wunsch, weitere Tropfen von Harukas Blut zu trinken, war plötzlich so stark, dass ihr Mund trocken wurde. Nochmals schluckte sie, als Michiru langsam eine der Fiolen heraus nahm.

"Du musst noch eine davon trinken", sagte sie sanft und hielt sie ihr hin.

Amberly versuchte beherrscht zu bleiben, was ihr nicht ganz gelangt. Sie griff zitternd nach der Fiole und sah Michiru an.

"Ich tue alles, was nötig ist, das weisst du", sagte sie zu der Vampirin,

"Willst du denn nochmal von meinem Blut trinken? Oder warum ist diese weitere Dosis nötig? Ich fühl mich wirklich gut."

"Natürlich fühlst du dich gut, dummes Ding", wisperte Michiru, als sie Amberly sanft am Kinn fasste und ihrem Gesicht ganz nahe kam,

"In jedem Tropfen ihres Blutes liegt unglaubliche Macht..."

Sie hauchte ihr einen Kuss auf die blutigen Lippen und ließ sie los, um das Kästchen wieder in die Tasche zu packen.

"Und ich werde nicht mehr von deinem Blut trinken, bis das Rital vollzogen ist", erklärte sie danach,

"Haruka wird durstig sein..."

Ihre Stimme klang seltsam und Amberly konnte es nicht wirklich einordnen.

"Ha...ruka...?" fragte sie kratzig,

"Bedeutet...sie wird auch von meinem Blut trinken? So wie du?"

Sie wusste nicht wirklich, ob der Gedanke ihr gefiel. Michiru war eine Sache. Die kannte und mochte sie. Sogar mehr. Doch Haruka? Eine völlig Fremde?

»Und Michirus Geliebte!«

"Wenn du ihr dein Blut so willig anbietest, wie du es bei mir getan hast", lächelte Michiru,

"Dann wird sie gewiss nicht ablehnen."

Sie lehnte ihre Stirn gegen Amberlys und blickte ihr schelmisch in die Augen.

"Mit ihr ist es etwas ganz Besonderes", schnurrte sie verschwörerisch,

"Glaub mir, ihr Biss bewirkt Unglaubliches."

Amberly nickte und Michiru fing wieder an, herum zu laufen und aus allen Ecken etwas hervor zu kramen, was sie noch in die Tasche auf dem Bett packte.

»Noch unglaublicher als bei dir?«, dachte Amberly während sie ihr zusah,

»Kann das überhaupt möglich sein?«

Sie erinnerte sich an die Woge von Magie, die sie nun bereits zwei Mal mit Michiru geteilt hatte und ihr wurde etwas flau im Magen. Bei Haruka sollte dies noch stärker sein? Wenn das wirklich so war, würde Amberly sie wohl direkt anflehen, sie zum Vampir zu machen. Andererseits hatte sie schon von Harukas Blut getrunken. Bedeutete das nicht, dass sie sich sowieso in einen Vampir verwandeln würde, wenn diese sie biss und ihr Blut trank?

"Das ist doch, was du dir wünscht, oder?" riss Michiru sie aus ihren Gedanken.

Mit der Tasche in der Hand stand sie vor ihr und sah sie prüfend an.

"Du willst mit uns kommen, wenn Haruka erwacht ist, oder?", fragte sie weiter,

"Du willst für immer hier weg und sein wie wir. Biete Haruka dein Blut an und du hast sehr gute Chancen darauf."

"Du weisst...?" begann Amberly, brach aber ab,

"Du weisst also wirklich alles."

Michiru nickte nur und ein seltsamer Schatten schlich durch ihre Augen. Sie hielt Amberly die Tasche hin und diese nahm sie. Zeit, Fragen zu stellen hatte sie keine mehr. Michiru fasste sie am Arm und alles um sie herum verzerrte sich. In der nächsten Sekunde standen sie in der entweihten Kirche. Michiru ließ sie los und Amberly ging in die Knie.

"Was zur Hölle war das denn?" rang sie nach Atem,

"Hat sich angefühlt, als würde mein Blut kochen."

Michiru war bereits zum Altar getreten und drehte sich nur zu ihr um.

"Das war Magie", grinste sie,

"Sie zu benutzen fordert immer einen kleinen Tribut. Deswegen benutzen die Menschen sie seit Jahrhunderten nicht mehr. Benutzen sie zu viel Magie, zerstört es ihre Körper."

Sie machte eine Handbewegung und um sie herum entflammten Fackeln und tauchte beide in flackerndes Licht.

"Dein Körper war durch Harukas Blut geschützt", griff sie dann noch Amberlys Frage vor.

Diese gab es auf und mühte sich auf die Beine.

"Als würde sie meine Gedanken lesen", murmelte sie leise,

"Ob man das als Vampir wirklich kann?"

Sie ging Richtung Altar auf Michiru zu, wobei ihr Blick auf den toten Werwolf fiel.

"Warum hat er sich nicht zurück verwandelt?" wollte sie neugierig wissen,

"Und warum verwest er nicht? Immerhin liegt er schon einige Tage hier."

Michiru war dabei, Kräuter auf dem Altar zu verteilen und sagte:

"Und auch hier wieder die Antwort: Magie. Zigeunermagie, um genau zu sein. Hat zwar einiges an Energie gekostet, aber er ist noch genau so, wie ich ihn brauche!"

"Du brauchst ihn?" war Amberly überrascht,

"Wozu?"

"Das wirst du noch früh genug sehen", antwortete Michiru und winkte sie zu sich heran.

Außer den Kräutern waren auf dem Altar noch ein Kelch. Daneben lag der alte Dolch und einige Amulette. Aberly war gespannt, was nun geschehen würde, obwohl sie schon eine wage Ahnung hatte. Wie gedacjt benutze Michiru den Dolch, um sich in den Arm zu schneiden und das Blut in den Kelch laufen zu lassen.

Dann streute sie einige der Kräuter mit hinein und eine Fiole von Harukas Blut. Fassungslos stellte Amberly fest, dass es aussah, als würde die rote Flüssigkeit kochen. Das tat sie jedoch nicht.

"Was geschieht jetzt?" fragte sie leise.

"Das Blut zieht bestimmte Elemente aus den Kräutern und vermischt sich damit", erklärte Michiru vorfreudig,

"Es hat alles funktioniert!"

"Alles?" blinzelte Amberly,

"Wars das etwa schon?"

"Nein", lächelte Michiru kühl,

"Doch ab jetzt kann nichts mehr schief gehen..."

"Und was genau heisst das?" fragte Amberly gegen.

Michirus Blick verfinsterte sich. Sie senkte den Kopf ein wenig und grinste, wobei sie gefährlich ihre Zähne präsentierte. Sie hob die Arme ausgestreckt rechts und links vom Körper und machte eine kurze Bewegung mit den Händen, um die Fackeln zu löschen.

"Das...", sagte sie, während sie noch im Dunkel standen.

Dann plötzlich schossen Feuersäulen aus dem Boden überall dort, wo Michiru ein Zeichen hingemalt hatte. Sie züngelten gefährlich, machten dabei jedoch nicht das kleinste Geräusch und brannten komplett mit blauer Flamme.

"Das...", schnurrte Michiru nochmals,

"Das bedeutet das Ende der Herrschaft der Menschen auf Erden. Haruka wird erwachen und sich an ihnen rächen. Zusammen werden wir nicht nur die Nacht, sondern auch den Tag beherrschen, werden die Könige aller Dämonen sein und die Menschen zu dem machen, was sie Zeit ihrer Existenz waren. Nutzvieh!"

Ihre Stimme klang wie das Raubtier, als dass sie gerade so sehr wirkte und zum ersten Mal wurde Amberly bewusst, dass sie das auch war. Michiru war ein Vampir. Das gefährlichste Raubtier auf Erden und ein Raubtier ließ sich niemals ganz zähmen. Das hatten die gefährlich geschnurrten Worte deutlich gezeigt.

"Hast du jetzt Angst?", schnurrte Michiru leicht lauernd, während sie langsam um den Altar herum schritt auf Amberly zu.

Diese wich unmerklich zurück, denn die hatte sie. Sogar schreckliche Angst.

"Der Wolf hatte Recht", presste sie geschockt hervor,

"Du hast mich nur benutzt!?"

"Ganz so würde ich das jetzt nicht ausdrücken", gurrte Michiru weiterhin gefährlich,

"Schließlich hab ich dir nur gegeben, was du begehrt hast und du hattest auch deinen Spass daran. Zugegeben - dich als Werwolf Köder zu benutzen war ein wenig gemein von mir, aber ich brauchte diesen Wolf hier nahe beim Altar. Um ihn so punktgenau töten zu können, musste ich ihn halt ködern."

"Also hast du mich mein Blut auf das Schwert geben lassen, damit ich am Altar stehenbleibe und zur Zielscheibe werde?" fragte Amberly verstehend,

"Was hast du mir noch verschwiegen? Los sag schon! Warum wollte das Schwert mein Blut?"

"Sei nicht so eingebildet, kleines Mädchen", wehrte Michiru ab,

"Das habe ich nur gesagt, damit ihr dir die Wunde zufügen und der Wolf dich besser riechen kann. Du warst von Anfang an so leichtgläubig. Es gab so Vieles, was das Ritual unmöglich gemacht - und Harukas Rückkehr verhindert hätte. Glücklicherweise hatte ich dich an meiner Seite und war so gegen alles gewappnet. Nachdem ich das erste Mal dein Blut getrunken habe, konntest du nicht mehr die kleinste Emotion vor mir verbergen. Selbst deine Gedanken kenne ich!"

»Sie hat mich von Anfang an getäuscht«, kroch es schmerzlich in Amberlys Bewusstsein,

»Einfach alles war eine Lüge!<<



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  dreamfighter
2017-07-16T09:16:47+00:00 16.07.2017 11:16
Das Michiru nichts ohne Grund macht, war mir ja klar.
Ich bin ja schon so gespannt, ob das mit dem Ritual tatsächlich klappt und Ruka wirklich wieder zurück kehrt und somit beide vereint werden.
Von:  Michirukaioh
2017-07-14T05:14:04+00:00 14.07.2017 07:14
Oh ho! Ich hätte gewettet das Michiru Amberly wenigstens ein kleines bisschen mag.
Du machst es Spannend.... ich freue mich auf das nächste Kapitel!
Von:  SailorStarPerle
2017-07-13T22:33:48+00:00 14.07.2017 00:33
na geh ich dachte wirklich das Michiru wenigstens ein bißchen Amberly mag
und jetzt stellt sich heraus das alles nur ein Spiel war ,
mit Amberlys Gefühle und vertrauen so zu spielen,
ich dachte wirklich das sie zusammen alle drei von dort gehen würden,
jetzt stellt sich heraus das sie die Menschheit auslöschen möchte mit ihre geliebten
bin schon gespannt wie es weitergehen wird :-)


Zurück