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Vampire Kiss

von

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Schutzlos

37. Schutzlos
 

Reijka lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Ihre Augen waren stark gerötet und angeschwollen und man sah, dass sie viel geweint hatte. Sie konnte noch immer nicht fassen, was vor zwei Tagen hier geschehen war. Die Polizei sprach von einem Wahnsinnigen oder einem Monster, doch Monster gab es nicht.

Niemals zuvor hatte Reijka etwas derart schreckliches gesehen. So viel Blut und tote Menschen. Einige ihrer Freunde waren getötet worden, andere schwer verletzt. Und Michiru war verschwunden. Keiner konnte sagen, ob sie noch lebte oder nicht. Immer wieder fragte Reijka sich, was geschehen war. Niemand hatte etwas gesehen, erst, als diese armen jungen Leute bereits tot waren.

Auch wenn sie eine Party gefeiert hatten und sowohl Musik als auch die Menge an Menschen, wohl einiges an Geräuschen verschluckt haben mochten – es war einfach vollkommen unmöglich, derart still und heimlich mehrere so schreckliche Morde zu begehen.

»Was ist nur mit Michiru passiert?« fragte sie sich immer wieder,

»Ob sie wirklich etwas damit zu tun hat und deswegen verschwunden ist?“

Glauben konnte Reijka das nicht, doch die Polizei hatte alles abgesucht und jeden befragt, aber niemand hatte Michiru gesehen oder wusste, wo sie hin war. Auch die schrecklichen Morde hatte niemand beobachtet, geschweige denn irgendetwas anderes Verdächtiges.

Auf jeden Fall war Michiru irgendwie in die Sache verwickelt. Entweder war auch sie zum Opfer geworden oder aber sie kannte den oder die Täter. Es gab keine andere Erklärung für ihr spurloses Verschwinden.

Reijka hörte, wie es an der Tür läutete und wenig später Schritte sich näherten.

„Miss Reijka?“ klopfte ein Diener leise an die Tür,

„Eine junge Dame wünscht sie zu sprechen. Sie sagte nur, ihr Name sei Yuri. Ich glaube sie war an jenem schrecklichen Abend ebenfalls hier anwesend.“

»Yuri?«, schoss es ihr siedend heiß in die Glieder,

»Das ist doch Michirus Bekannte. Sie war hier an dem Abend?«

Flink erhob Reijka sich und ging an die Tür.

„Bitte führen sie sie her zu mir“, gab sie zum Auftrag,

„Und geben sie Bescheid, dass man uns Getränke bringt.“

Der Diener verschwand und Reijka richtete das Nötigste her.

Man sah ihr und auch dem Zimmer an, dass sie seit Tagen nur im Bett gelegen hatte und unter normalen Umständen, hätte sie jetzt sicher niemanden empfangen. Normal war aber nichts mehr, seit diese Morde geschehen waren und Yuri wusste vielleicht etwas von Michiru.

Kurze Zeit später klopfte es erneut und nachdem Reijka ein „herein“ gerufen hatte, trat Yuri ins Zimmer.

„Weißt du irgendetwas von Michiru?“ wollte Reijka gleich völlig aufgeregt wissen,

„Geht es ihr gut? Bitte sag, dass ihr nichts geschehen ist!“

Yuri zögerte einen Moment.

„Michiru lebt“, sagte sie dann, was ein erleichtertes Aufatmen ihres Gegenübers zur Folge hatte,

„Aber das wird nicht mehr lange der Fall sein, wenn sie keine Hilfe bekommt.“

Reijka wurde blass.

„Was ist passiert?“ fragte sie besorgt,

„Ist sie etwa verletzt? Sie haben 3 Mädchen mit schlimmen Halswunden gefunden. Ist Michiru etwa dasselbe passiert? Aber wo ist sie?“

„Sie ist nicht verletzt“, verneinte Yuri,

„Aber das, was diese Halswunden verursacht und die anderen getötet hat, ist auch hinter Michiru her. Sie ist geflohen und wenn wir sie nicht vor ihrem Verfolger finden, dann wird sie einen grauenvollen Tod sterben.“

„Wovon sprichst du?“, war Reijka entsetzt,

„Was hat diese Menschen getötet? Das kann doch kein normaler Mensch gewesen sein.“

„Es war auch kein Mensch“, erwiderte Yuri,

„Dieses Wesen verbirgt sich zwar hinter der Fassade eines Menschen, doch ist es keiner. Es lebt bereits seit Jahrhunderten in dieser Stadt und hat unzählige Menschen getötet in dieser Zeit. Jetzt ist es hinter Michiru her und wird sie ebenfalls töten.“

„Aber was ist es?“ klang Reijka verzweifelt,

„Was wird hunderte von Jahren alt und zerreißt jungen Frauen die Halsschlagader?“

Yuri sagte nichts und sah sie nur an.

Reijka hatte anhand ihrer eigenen Worte scheinbar bereits einen Verdacht, doch man sah ihr an, dass sie diesen wohl für zu fantastisch hielt.

„Das kann nicht sein“, schüttelte sie den Kopf,

„So etwas wie Vampire gibt es nicht!“

„Und doch war es einer“, bekundete Yuri,

„Und glaub nicht, es gibt nur diesen einen.“

„Du machst dich lustig über mich“, wurde Reijka etwas ärgerlich,

„Es gibt keine Vampire, verdammt. Das hier ist die Realität und nicht Hollywood!“

Yuris ernstes Gesicht jedoch und das sie auch sonst kaum eine Regung zeigte, verunsicherten sie so sehr, dass sie wirklich nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Was vor einigen Tagen hier passiert war, erschien tatsächlich wie direkt aus einem Horrorfilm. Und doch war es real. Es war geschehen und bisher hatte es von keiner Stelle eine Erklärung gegeben. Die Ärzte, die sich um die drei Mädchen kümmerten hatten nur gesagt, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten und die Polizei, dass wohl irgendwo ein Wahnsinniger aus einer Anstalt entkommen sei. Das klang nicht wirklich plausibel und warf eine Menge Fragen auf, aber Vampire?

Das klang doch ein wenig zu fantastisch. Doch Yuris Gesichtsausdruck verleitete Reijka dazu, ihr zu glauben.

„Ein Vampir also?“ fragte sie, nachdem sie tief Atem geholt hatte,

„Sagen wir, es gibt so etwas wie Vampire wirklich und einer oder mehrere haben das hier an jenem Abend getan – wie sollen wir Michiru vor einem Vampir retten? Hast du mal Dracula gelesen? Ganz oben auf der Liste dieser Blutsauger stehen junge Mädchen und Frauen. Kurz gesagt ich und du!“

„Wir zwei allein können natürlich nicht viel tun“, entgegnete Yuri,

„Aber es gibt noch andere, außer uns, denen etwas an Michiru liegt.“

„Du meinst ihren Ex-Freund?“ verstand Reijka sofort,

„Und du glaubst wirklich, der hilft uns? Sie haben sich schließlich getrennt.“

Yuri konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Scheinbar hatte Michiru selbst in den Tagen, die sie bei Reijka gewohnt hatte, diese nicht darüber aufgeklärt, dass Haruka eine Frau und kein Mann war.

„Haruka wird uns sicher helfen“, erklärte sie fest,

„Die Frage ist nur, ob du mir hilfst.“

„Natürlich helfe ich“, erklärte Reijka entschlossen,

„Ich mach mich kurz frisch und dann machen wir uns sofort auf den Weg zu Michirus Ex.“

Sie verschwand durch eine Tür in ein angrenzendes Bad.

Im selben Moment klopfte es an die Zimmertür und sie rief den Butler aus dem Bad heraus zu, dass er herein kommen könne. Yuri sah zu, wie der Butler ein Tablett mit Getränken abstellte und sofort wieder verschwand. Dann sah sich genauer in dem Zimmer um.

»Kann man so nach Geld stinken?«, dachte sie abfällig,

»Aber all ihr Geld wird sie jetzt auch nicht mehr retten können…«

Nur kurze Zeit später kam Reijka aus dem Bad zurück.

„Weißt du, wo dieser Haruka wohnt?“ fragte sie und Yuri nickte.

„Dann nichts wie los!“

Sie ging voraus und Yuri folgte ihr, bis sie das Haus und die lange Auffahrt hinter sich gelassen hatten.

Danach übernahm Yuri die Führung. Es war nicht gerade ein Katzensprung, bis zu Harukas Haus, doch fast die ganze Zeit über sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Reijka war in Gedanken versunken und fragte sich, ob sie wirklich einem Vampir gegenüber treten mussten, um Michiru zu retten. So ganz glaubte sie diese Geschichte noch immer nicht, doch von Grund auf Zweifel hatte sie auch nicht mehr. Irgendwann aber, kam sie mit ihrer Gedankenflut nicht mehr klar und sprach Yuri doch an.

„Es wird bald dunkel“, sagte sie,

„Ist es nicht dumm, ausgerechnet bei Nacht auf die Jagd nach einem Vampir zu gehen?“

„Noch ist es hell“, antwortete Yuri,

„Und außerdem haben wir wohl keine andere Wahl. Wenn wir bis morgen warten, ist Michiru vielleicht schon tot.“

Reijka biss sich auf die Lippe.

„Du hast Recht“, gab sie zu,

„Das wäre wohl sehr wahrscheinlich. Ist es denn noch weit? Wo wohnt dieser Haruka denn?“

„Wir sind schon da“, sagte Yuri und blieb stehen.

Sie hatten das Tor zur Auffahrt des Hauses erreicht und Reijka war sichtlich angetan.

„Scheint auch kein schlechter Fang zu sein dieser Typ“, bemerkte sie,

„Nach Normal-reich sieht das jedenfalls nicht aus.“

„Haruka hat einiges zu bieten, falls du das meinst“, sah Yuri sie an,

„Ich bin mir sicher mehr, als dein Superverlobter.“

Sie setzte sich wieder in Bewegung und Reijka lief ihr nach.

„Ich gestehe, meine Neugierde ist geweckt“, gab sie zu,

„Warum hat Michiru so einen super Typ verlassen? Ist er vielleicht ungebildet? Oder hässlich?“

„Du wirst es gleich sehen“, winkte Yuri ab.

Ihre Stimmung hatte sich geändert und sie schien nervös zu sein.

Reijka jedoch fiel das gar nicht auf. Sie war zu beschäftigt damit, sich genauestens umzusehen und sich in ihrer Vorstellung ein Bild von Haruka zu Recht zu legen. Erst als sie die Haustür erreichten und Yuri sie einfach öffnete um einzutreten, wurde sie stutzig und blieb stehen.

„Was hast du?“ sah Yuri sie an,

„Los komm rein, es wird dunkel!“

„Du gehst einfach so ins Haus?“ blieb Reijka aber im Türrahmen stehen,

„Bist du so vertraut mit Michirus Ex-Freund, dass du ohne Klingeln oder Klopfen einfach sein Haus betrittst?“

Yuri zog die Augenbrauen hoch.

»Ganz schön misstrauisch die hochnäsige Gans«, dachte sie,

»Wohl doch schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht. Aber was dich hier erwartet, wird deine kühnsten Träume allerdings weit übertreffen.«

„Wir sind gute Freunde“, gab sie zur Antwort,

„Außerdem ist Haruka eingeweiht und weiß, dass Michiru gejagt wird. Also kommst du nun oder willst du hier Wurzeln schlagen?“

„Das klang vorhin aber nicht so, als wüsste er bereits Bescheid“, wurde Reijka deutlich misstrauisch,

„Hast du mir vielleicht noch irgendetwas verschwiegen?“

„Ich habe dir nichts verschwiegen“, stöhnte Yuri entnervt,

„Und falls du Fragen hast, werde ich sie dir gerne beantworten, nur komm endlich rein!“

Sie fasste Reijkas Hand und zog sie einfach mit sich.

„Nicht so schnell“, protestierte diese,

„Willst du denn die Tür nicht wieder verschließen?“

„Vampire brauchen keine Tür, um in ein Haus zu gelangen“, klang Yuri nun fast arrogant und blieb stehen,

„Sie holen sich, was sie wollen, es sei denn, man wehrt sich!“

Sie hielt noch immer Reijkas Handgelenk fest und diese zog ihren Arm jetzt mit einem „Ach ja, tun sie das?“ weg.

Zwar ließ Yuri das geschehen, doch abhauen konnte Reijka trotzdem nicht mehr. Die Haustür knallte hinter ihnen zu, so dass beide herumschwangen und direkt in Harukas grinsendes Gesicht sahen.

„Genau das tun sie“, wurde ihr Grinsen breiter,

„Sie holen sich, was sie wollen!“

In der nächsten Sekunde hatte sie Reijka in den Haaren gepackt, ihrem Kopf nach hinten gezogen und zugebissen.

Die schrie einmal kurz auf und verlor das Bewusstsein. Nach nur wenigen Sekunden ließ Haruka wieder von ihr ab und schleuderte sie Yuri entgegen, die sie auffing.

„Nicht sehr belastbar“, murrte sie verächtlich,

„Das soll eine Freundin von Michiru sein? Wird gleich ohnmächtig vor Schreck.“

„Sie ist es“, bejahte Yuri,

„Sie wohnt in dem Haus, wo du Michiru gefunden hattest. Vielleicht sind sie keine richtigen Freundinnen, aber sie kennen sich noch aus Kindertagen.“

„Und du glaubst, sie ist wichtig genug für Michiru, sie retten zu wollen?“ sah Haruka sie an,

„Und sie aus diesem verfluchtem Kloster zu locken?“

„Wenn nicht, finden wir einen anderen Weg, sie dazu zu bringen“, bettete Yuri den reglosen Körper auf die Couch im Wohnzimmer, welches sie mittlerweile betreten hatten,

„Und wenn wir das ganze Kloster dem Erdboden gleich machen müssen. Diese Mönche waren sowieso viel zu lange eine Gefahr für die Vampire!“

„Versuch nicht mir Honig ums Maul zu schmieren“, knurrte Haruka,

„Ich konnte Kriecher noch nie leiden!“

„Ich krieche nicht“, erwiderte Yuri selbstbewusst,

„Ich sagte, ich helfe dir, alles wieder ins Lot zu bringen und danach steht es dir frei, mit mir zu tun was du willst. Wenn das Ende mein Los ist, dann ist es so.“

„Immerhin bist du kein Feigling“, reagierte Haruka weit weniger agressiv,

„Wie geht es deinem Schoßhündchen mittlerweile? Lebt der überhaupt noch?“

„Er ist nicht mein Schoßhund!“ knurrte Yuri nun angriffslustig,

„Es war dein Irrsinn mit Michiru! Dieser animalische, instinktive Trieb, der mich wie eine Welle überrollt und dazu getrieben hat, verdammt!“

„Ein wahrhaft berauschendes Gefühl, nicht wahr…?“ grinste Haruka süffisant,

„Ich wollte, dass ihr alle teilhabt daran. Wenn ich auch nicht damit gerechnet habe, dass du gleich anspringst, was sich gerade bietet. Erstaunlich starke Reaktion dafür, dass du dich meinem Einfluss bis dahin immer so gut entziehen konntest…“

„Willst du mir damit was Bestimmtes sagen?“ wurde Yuri nun leicht bissig,

„Ich war unvorbereitet auf so etwas – das ist alles.“

„Was sollte ich dir damit sagen wollen?“ lachte Haruka,

„Es war nur die Bestätigung dafür, dass du dich meiner Macht am Ende doch nicht widersetzen konntest, denn seither bleibt mir nichts mehr verborgen, was ich erfahren will.“

Yuri sah ihr in die Augen und war sich bewusst darüber, dass die Vampirin von ihrem kleinen Ausflug zum Kloster wusste.

Sie hielt dem Blick stand und fragte sich, ob Haruka alles wusste oder nur, dass Yuri dort gewesen war. Wenn sie wirklich alles wusste, dann war das vielleicht der Grund für ihre, fast schon nette, Art die ganze Zeit. So eine Art Ruhe vor dem Sturm. Wenn sie wirklich wusste, dass Yuri alles getan hatte, Michiru für immer von Haruka fort zu bringen, dann würde sie wohl, binnen der nächsten Minuten oder sogar nur Sekunden, ihr Leben aushauchen.

Doch nichts dergleichen geschah.

„Ich werde jetzt Michiru einen Besuch abstatten und sie über die Lage ihrer Freundin aufklären“, lächelte sie stattdessen freundlich,

„Du kümmerst dich um die da und das sie nicht plötzlich hier durch die Gegend wandert. Bind sie von mir aus irgendwo fest. Wenn ich zurückkomme, will ich mit ihr reden!“

Sie drehte sich um und löste sich auf.

Yuri starrte noch kurz auf die Stelle, an der Haruka gerade noch gestanden hatte.

»Auch wenn du am Ende doch kein gelungenes Experiment warst«, grinste sie zufrieden,

»Deine Zigeunermagie macht dich einzigartiger, als jede Vampirzüchtung es je könnte…«

Sie sah auf die bewusstlose Reijka und ihr Grinsen wurde breiter.

„Na dann, Madam Hochnäsig“, sagte sie vor sich hin,

„Werd ich dich mal auf die Erfahrung deines Lebens vorbereiten.“

Sie hob Reijka von der Couch und schleppte sie die Treppe hinauf in die obere Etage.
 

Michiru hatte lange auf dem Bett gelegen und geweint. Alles, was sich in den letzten Wochen und Monaten in ihrem Leben ereignet hatte, war mit einem Mal auf sie herein gebrochen, hatte sie Verbindungen zu Ereignissen aus ihrer Kindheit und Jugend begreifen lassen und bis auf eine einzige, verbleibende Frage eigentlich alles beantwortet.

Was für eine Kraft oder Macht war es, die sie, wie einige andere auch, in sich trug, welche in ihr jedoch zum ersten Mal wirklich erwacht war? Was war es, wonach alle Vampire suchten und dem sie nicht widerstehen konnten, fanden sie einen Träger dieses Mysteriums?

Plötzlich waren alle Gedanken und Fragen wie weggeblasen. Einfach beiseitegeschoben und verdrängt, von etwas viel Größerem, Machtvollerem.

»Haruka!« schoss Michiru hoch,

»Sie ist hier!«

Geschockt sah Michiru sich um, bis ihr bewusst wurde, dass die Blondine unmöglich hier im Zimmer sein konnte.

Dieses Gebäude stand auf heiligem Boden und das bedeutete einen schmerzhaften Tod für jeden Vampir, der sich darauf hervor wagte.

Und dann verstand Michiru die gefühlsmäßige Botschaft. Haruka war irgendwo draußen vor den Mauern und rief sie zu sich. Es war keine Bitte, sondern ein Befehl und Michiru spürte sehr deutlich, dass sie ihm, trotz der Tage Heilungsphase, die sie bereits hatte und den schützenden Klostermauern, nicht lange widerstehen können würde.

Noch etwas zögernd erhob sie sich vollends vom Bett und trat an das kleine Fenster, um hinaus zu sehen. Es ging auf Vollmond zu und die Nacht war außergewöhnlich hell. Trotzdem war der riesige Klostergarten absolut unübersichtlich und lag in Schatten und Finsternis. Der Gedanke dort hinaus zu gehen, machte Michiru mehr als Angst.

Trotzdem verließ sie nur wenig später das Zimmer und schlich leise durch die leeren Gänge. Als sie die Tür zum Garten erreichte, zögerte sie nochmals kurz.

»Wenn ich zu ihr gehe, kann es das Ende von allem sein…«

Und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren.

Der Ruf der Vampirin war einfach zu deutlich und klar, zu stark, sich ihm zu widersetzen oder gar zu entziehen. Also öffnete Michiru langsam die Tür und schritt hinaus in die Nacht. Mit jedem Schritt spürte sie deutlicher Harukas Nähe und wusste genau, wohin sie gehen musste.

Seltsamerweise jedoch lockte die Vampirin sie nicht zum Eingangstor des Klosters, sondern zur Mauer an der Rückwand. Hier gab es keinen Eingang und Michirus Angst wuchs. Hektisch suchten ihre Augen die Gegend ab, denn sie fürchtete plötzlich, dass die Blondine sich tatsächlich innerhalb der Mauern befand. Sie wusste zwar, das war eigentlich unmöglich und doch war sie sich beinahe sicher, dass es so war.

Dann jedoch hörte sie Harukas leises Lachen und es drang durch einen kleinen Spalt in der Mauer. Er war kaum groß genug, um hindurch zu sehen, doch die Worte, die auf der anderen Seite gesprochen wurden, waren klar und deutlich zu verstehen.

„Einen Moment lang hast du wirklich geglaubt, ich habe die Kraft das Kloster zu betreten“, klang Haruka leicht amüsiert,

„“Aber glaub mir – das ist es nicht, was die Macht in dir zu geben vermag.“

„Du weißt es also wirklich?“ fragte Michiru leise,

„Es ging dir von Anfang an nur um diese Macht und niemals um mich.“

Sie schluckte und kämpfte wieder gegen Tränen, die ihr in die Augen stiegen.

„Ich weiß es, ja“, kam es von der anderen Seite der Mauer,

„Einiges wusste ich von Anfang an, anderes hat sich erst zu einem Ganzen zusammengefügt im Laufe der Zeit. Einiges hat sogar mich überrascht, aber das ändert nichts daran, dass du es bist, die ich will Michiru!“

„Mich?“ schluchzte diese leise,

„Wie kann ich dir das noch glauben? Wie soll ich noch irgendetwas glauben, nach allem, was ich nun weiß?“

Sie legte ihre Hand auf die kalten Mauersteine und versuchte irgendetwas zu fühlen, von all dem traumhaft Schönem, was sie mal bei Haruka gefühlt hatte.

„Auch Yuri trägt diese Macht in sich“, legte Haruka ebenfalls ihre Hand gegen die Mauer, was Michiru deutlich spürte,

„Sie läuft nicht davon und ginge es mir allein um diese Macht, bräuchte ich dich nicht. Was in Yuri ruht, zieht mich nicht an, also kann das in dir ruhende doch nicht das einzige sein, was mich zu dir zieht, Michi. Glaubst du das nicht auch?“

Michiru wollte etwas sagen, doch sie biss sich auf die Unterlippe, denn sie konnte es nicht zulassen.

Nur zu gerne wollte sie das glauben und das, was sie gerade durch die Mauer so deutlich fühlen konnte, wollte sie das noch mehr glauben machen. Sogar das, so sanfte und weiche in Harukas Stimme, dass Michiru immer so glücklich gemacht hatte, war wieder da. Und doch wusste Michiru, so einfach war es nicht. Würde sie jetzt zu der Vampirin zurück gehen, dann waren alle umsonst gestorben und in Zukunft würden noch viel mehr Unschuldige sterben, denn es war zu viel Böses in der Macht, die geweckt würde.

„Ich würde so gerne glauben, dass wir zusammen glücklich werden können“, flüsterte sie dann schmerzlich,

„Aber das können wir nicht, Ruka. Du bist was du bist und werde ich wie du, dann werden wir diese geheimnisvolle Kraft dazu benutzen, viele Leben zu beenden. Wie sollte ich unter solchen Umständen noch Glück empfinden? Bitte versteh das. Ich kann das einfach nicht vor mir selbst verantworten.“

Die warme, gefühlvolle Verbindung, welche sie die ganze Zeit durch die kalten Steine gespürt hatte brach ab.

„Du willst es nicht verstehen?“ klang Harukas Stimme jetzt wieder kalt und irgendwie endgültig,

„Du kannst nicht weglaufen vor deinem Schicksal. Egal was du tust, egal wohin du gehst – du wirst immer das Ziel jedes Vampirs werden, dem du zu nahe kommst und ich kann nicht zulassen, dass ein anderer dich bekommt!“

„Was soll das heißen?“ wich Michiru erschrocken einen Schritt zurück,

„Wenn ich nicht freiwillig zu dir komme, dann holst du mich mit Gewalt zurück?“

„Ich werde dich nicht anrühren, sagte ich“, drang Harukas Stimme schnurrend an ihre Ohren,

„Du wirst freiwillig zu mir kommen und mich darum bitten, dich zurück zu nehmen. Ich habe nämlich einen kleinen Gast bei mir und wenn du dich mir weiterhin verweigerst, wird nicht nur Reijka einen langen, qualvollen Tod sterben, sondern alles und jeder, der irgendetwas mit diesem Kloster und seinen Glaubensbrüdern zu tun hat. Sag das auch deinem neuen Freund. Er weiß, dass ich nicht scherze, wenn es um diese Bruderschaft geht.“

„Bruder Takumi?“

Michiru war entsetzt darüber, dass Haruka Reijka gefunden hatte, doch dass der Mönch ihr scheinbar etwas Wichtiges verschwiegen hatte, schockierte sie weit mehr.

„Du kennst Bruder Takumi?“ brachte sie aufgelöst hervor,

„Aber…es ist 500 Jahre her, dass du in diesem Kloster deine Ausbildung begonnen hast!“

Wieder ein amüsiertes Lachen von jenseits der Mauer.

In der nächsten Sekunde stand Haruka direkt vor ihr und sah ihr mit leuchtenden Pupillen direkt in die Augen. Ihre Hand verschloss Michirus Mund und erstickte den Schrei.

„Du siehst es wäre mir ein leichtes, mir zu holen was ich will“, zischte sie gefährlich,

„Frag deinen Bruder Takumi, was er dir verschwiegen hat. Und zögere nicht zu lange mit deiner Entscheidung, wenn Reijka nicht büßen soll, dass sie dich vor mir versteckt hat!“

In der nächsten Sekunde war sie verschwunden.

Michiru stand allein in der kühlen Nachtluft und selbst zu spüren, war von der Vampirin nichts mehr. Das es aber niemals eine Flucht vor ihr geben würde, das war nun klar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-30T18:42:02+00:00 30.06.2017 20:42
wau was ist da los ,
Haruka kann da hinein ins Kloster obwoll as eigentlich nicht gehen sollte
und Haruka kennt Bruder Takumi ,
was hat er nur alles damit zu tun und warum 500 Jahre ,
bin ultra gespannt wie es jetzt weiter geht :-)


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