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Vampire Kiss

von

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Fügung und Schicksal

29. Fügung und Schicksal
 

Der riesige schwarze Schatten huschte durch die Gassen. So schnell und wendig er war, verbarg die Dunkelheit ihn jedoch nicht immer. Von Zeit zu Zeit musste er ihren Schutz verlassen, wenn er vorankommen wollte und dann erkannte man den gigantischen Wolf. Von Deckung zu Deckung huschte er und irgendwann trat hinter einem großen Container, hinter dem er verschwunden war, ein junger Mann heraus. Nur weniges Schritte weiter verschwand er in einem Hauseingang und schlug Sekunden später die Wohnungstür hinter sich zu.

„Diese verfluchte Blutsaugerin“, ballte er, noch immer zornig, die Fäuste und registrierte erst dann, das etwas absolut nicht stimmte.

Sofort waren all seine Sinne messerscharf und eine Sekunde später wusste er, was es war.

Es war der widerliche Geruch eines Vampirs, der in der Luft lag. Doch nicht der irgendeines Vampirs, sondern genau des Vampirs, den er so unendlich hasste. Er hatte gewusst, dass Haruka seine Worte eher als Herausforderung sehen würde, als denn als Warnung, doch das sie so dreist sein würde, nochmals einfach hier aufzutauchen, damit hatte er nicht gerechnet. Für so dumm hatte er selbst sie nicht gehalten. Und doch war ihr Geruch so stark, dass es gar nicht anders sein konnte.

Aufmerksam sah er sich um und horchte. Es bedeutete nichts, dass keine Geräusche zu vernehmen waren, denn Vampire bewegten sich absolut lautlos, wenn sie es wollten.

„Ich weiß, dass du da bist“, bellte er darum in die Stille,

„Bettelst du wirklich so sehr um deinen Tod?“

Es kam keine Reaktion und er setzte sich langsam in Bewegung.

Sekündlich rechnete er mit einem Angriff und dementsprechend wachsam und vorsichtig waren seine Schritte. Als er das Wohnzimmer erreichte wurde der Geruch unglaublich intensiv und fast im selben Moment sah er die Gestalt wartend auf seiner Couch sitzen. Auch ohne Licht zu machen erkannten seine scharfen Wolfsaugen, wer dort auf ihn wartete. Dennoch schaltete er das Licht ein, weil er einfach nicht glauben wollte, was er sah.

Doch die Helligkeit des künstlichen Lichts bestätigte nur, was er längst wusste. Nichts von seiner agressiven Angriffshaltung war mehr vorhanden, nur absolute Fassungslosigkeit hielt ihn noch gefangen.

„Kyoko…“, hauchte er,

„Wie…ist das möglich? Du bist doch tot!“

„Das mag in gewisser Hinsicht zutreffend sein“, lächelte das schwarzhaarige Mädchen,

„Doch wie du siehst, nicht so tot, wie du es wohl dachtest.“

„Du warst tot“, schüttelte er den Kopf,

„Ich hab es gesehen. Ich selbst habe…“, er brach ab.

Kyoko erhob sich und kam langsam auf ihn zu.

„Sprich es ruhig aus, Kyo-chan“, wisperte sie,

„Du selbst hast mich getötet…deine eigene Schwester…“

Kyosuke schluckte heftig.

Die Berührung einer kühlen Hand ließ ihn zusammen zucken. Einen Augenblick lang schien jede Kraft ihn zu verlassen und dann wirkte er erleichtert – wie von einer schweren Last befreit. In der nächsten Sekunde jedoch entzog er sich abweisend dem Zugriff seiner Schwester und funkelte sie an.

„Hat sie das getan?“ knurrte er,

„Hat sie dich zurückgeholt, um mich handlungsunfähig zu machen? Ich habe dich einmal getötet Kyoko und ich töte dich auch ein weiteres Mal! Du bist nicht mehr meine kleine Schwester. Du bist eine Blutsaugerin wie Haruka und hast, genau wie sie, nichts als den Tod verdient.“

„Du würdest mich wirklich ein weiteres Mal umbringen?“ fragte Kyoko,

„Und das, obwohl du mich erlösen könntest?“

„Erlösen?“ war Kyosuke sofort völlig verunsichert,

„Was heißt erlösen? Der Tod ist die einzige Erlösung, die es für einen Vampir gibt!“

„Für unwissende Nicht - Vampire mag es so sein“, klang ihre Stimme seltsam geheimnisvoll,

„Wir jedoch wissen, dass es auch einen anderen Weg gibt. Einen, der uns unsere Menschlichkeit zurückgeben kann.“

„Du könntest wieder…ein Mensch werden?“ er vergaß jede Vorsicht.

Die eben gehörten Worte ließen ihn nur noch seine Schwester sehen und nicht mehr den Vampir, der sie war.

„Wie soll das funktionieren?“ fasste er sie bei den Armen,

„Sag mir, was ich tun muss Kyoko. Ich würde alles tun, um dir dein Leben wieder zu geben, kleine Schwester, das weißt du. Also sag, was getan werden muss und alles kann endlich wieder gut werden.“

„Kann es das?“ fragte sie und es wirkte leicht abwesend,

„Ich…glaube nicht daran…“

„Doch“, schüttelte er sie,

„Kyoko sag mir, was ich tun muss!“

Wie aus einem Traum gerissen sah sie ihn an.

Er war angespannt und wirkte besorgt. In seinen Augen flackerte Hoffnung und Angst gleichermaßen und Kyoko hob die Hand, um sie ihm auf die Wange zu legen.

„Kyo-chan“, hauchte sie,

„Ich habe solchen Hunger…“

Sie verdrehte die Augen und brach ein.

Er konnte sie so gerade noch auffangen und hob sie sofort auf seine Arme.

„Kyoko“, rief er, doch sie rührte sich nicht mehr.

Sie war nicht tot, dass wusste Kyosuke.

Wahrscheinlich war sie so geschwächt, dass sie einfach das Bewusstsein verloren hatte. Doch Hunger bedeutete, dass sie Blut brauchte und dass er es ihr würde heranschaffen müssen. Hektisch lief er mit ihr ins Schlafzimmer und legte sie in sein Bett. Dann dichtete er das Fenster ab, damit kein Lichtstrahl hereindrang, wenn die Sonne aufgehen würde. Doch bis dahin hatte er längst vor, zurück zu sein. Ihm war klar, irgendein Haustier würde nicht ausreichen, seiner Schwester genug Kraft zu geben, ihm alles erzählen zu können. Sie war ausgedürstet und brauchte mehr.

Einen Menschen aber würde er ihr nicht bringen. Er hatte sich für etwas entschieden, dass er mit seinem Gewissen vereinbaren und auch beschaffen konnte. Sicher würde Kyoko nicht erfreut über ein Tier sein, doch sie würde sich damit begnügen müssen.

„Ich werde dich aus ihren Fingern reißen“, flüsterte er ihr zum Abschied zu,

„Haruka wird dich mir kein weiteres Mal nehmen und bereuen, sich dir je genähert zu haben!“
 

Yuri hetzte durch die Nacht.

Es gab keine Zeit mehr zu verlieren und sie musste alles riskieren. Haruka würde sie bei der nächsten Gelegenheit töten, egal wie loyal sie sich nun auch verhalten würde. Scheinbar hatte sie doch etwas erfahren.

»Nicht auszudenken wenn sie weiß, was sie da in den Händen hält…«

Wenn das wirklich so war, dann war nicht nur Yuri dem Tod geweiht.

Auch andere mussten dann um ihre Existenz fürchten, in jeder Minute ihres Daseins. Und in solchen Zeiten waren Verbündete immer ein Vorteil.

Nur wenig später hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie war schon einmal hier gewesen und kannte sich aus. Ein zerfallenes, altes Haus in einem kleinen Wald, außerhalb der Stadt. Sie ging auf die Rückseite der Ruine und öffnete einen Verschlag, der nach unten führte. Bevor sie die feuchten Stufen jedoch betreten konnte, sprang etwas sie von hinten an und stürzte gemeinsam mit ihr nach vorn in den Keller.

Nach dem Sturz war sie plötzlich wieder frei und stand sekundenschnell in Abwehrhaltung vor ihrem Angreifer.

„Hätte ich dich töten wollen, wärst du jetzt tot“, lachte Ayame spöttisch.

„Ich bin nicht gekommen, um mich töten zu lassen“, zischte Yuri und blieb wachsam.

„Das bist du nicht“, lachte Ayame wieder, wurde dann aber tot ernst,

„Du bist gekommen, um den Schutz derer zu suchen, die du verraten hast!“

Sie begannen sich zu umkreisen wie zwei Raubtiere.

Keine zeigte auch nur das kleinste Anzeichen von Schwäche oder veränderte den Abstand zwischen ihnen, weder in die eine – noch in die andere Richtung.

„Dein Imponiergehabe beeindruckt mich nicht“, warf Ayame ihr entgegen,

„Du kriechst vor deiner Herrin, weil Haruka dein Leben will. Du hast dich mit einem Blutschwur einer Sache verpflichtet und sie verraten. Haruka hat Recht – du verdienst den Tod!“

„Ich wurde zum Vampirsklaven für diese Sache“, fauchte Yuri,

„Mein Fluch ist ein weit schlimmerer, als der Tod. Ich bin weder tot, noch lebe ich, ich brauche Blut wie ein Vampir, habe aber weder die Kraft noch die Macht eines solchen, ja nicht einmal die Waffen. Meine einzige Aufgabe ist die Erfüllung der Wünsche eines mächtigen Vampirs, für den ich nichts weiter bin, als lästiges Ungeziefer!“

Ayame blieb stehen.

„Aber du willst mehr, nicht wahr?“

Plötzlich wirkte sie entspannt und nicht mehr im Geringsten, als wolle sie angreifen. Sie war so ruhig, dass auch Yuri sich entspannte und sie interessiert ansah.

„Du willst ein richtiger Vampir sein“, schnurrte die Rothaarige jetzt fast,

„Ein eigenständiger, mit Macht ausgestatteter Vampir. So viel Macht, dass sie die von Haruka übersteigt…“

Yuri zögerte einen Moment, doch dann nickte sie.

„Genau das will ich“, klang ihr Flüstern fest,

„Ich will die Macht, ihr gegenüber zu treten und von ihr einzufordern, was ich haben will!“

Ayame brach in Gelächter aus, was jedoch sehr schnell wieder verstummte.

Sie fing an zu Fauchen und böse Flüche um sich zu werfen. Irrsinniger Hass glühte in ihren Augen und sie gebärdete sich, wie ein wildes Tier, das sich in einer ausweglosen Lage befand.

Yuri begriff sofort, was mit ihr los war, denn auch sie spürte diese starke Energie in sich. Wenn sich vor ihrem geistigen Auge auch weniger klare Bilder formten, als vor Ayames, so fühlte sie nur allzu deutlich Harukas vampirische Triebe, ihren Blutrausch und die enorm starke Verbindung, die sie gerade dabei war, mit Michiru zu schaffen.

Ihr Gegenüber schien das mit noch viel weniger Wohlwollen aufzunehmen, als sie selbst. Es machte sie geradezu rasend und Yuri wusste, dass es zu ihrem Vorteil werden würde. Zufriedenheit stieg in ihr hoch, nicht nur weil sie die Befriedigung ihrer Herrin so deutlich spürte. Ihr ganzes Leben lang war sie darauf trainiert worden, da zu überleben wo alle anderen nicht die geringste Chance hatten. Sich zu behaupten gegen Werwölfe und Vampire, sie zu bekämpfen, ihre Schwächen zu finden und zu nutzen. Und genutzt hatte sie ihr Wissen.

Nur durch ihr Leben im Kloster hatte sie über die großen Alten Bescheid gewusst und Ayame finden können. Ihr einziger Weg zu Haruka und Michiru. Die blonde Vampirin hätte sie niemals von sich aus ins Haus geholt – auch das war ihr klar gewesen, aus den Berichten der alten Mönche.

Durch ihre Lehren allein war sie so weit gekommen und hatte nun ein weiteres Mal, dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen.

„Dein Blut hätte sowieso von Anfang an mir gehören sollen“, riss Ayames Stimme sie aus ihrem Siegestaumel,

„Und wir haben jetzt einen gemeinsamen Feind.“

„Wird sie es nicht riechen?“, fragte Yuri, als Ayame direkt vor ihr stand.

„So, wie sie deine triebhafte Entgleisung mit dem Werwolf gerochen hat?“ grinste Ayame und hob ihr Kinn sacht an,

„Glaub mir, die musste sie gar nicht riechen. Die hat sie genauso gespürt, wie ich…“

Sie küsste Yuri sacht auf die Lippen und danach war ihre Stimme nur noch ein Flüstern.

„Deine Verbindung mit ihr erst, hat diese Lust in dir ausgelöst und dich zu einer körperlichen Vereinigung mit diesem Wolf getrieben. Und das auch nur, weil sie wollte, dass wir alle es spüren. So, wie sie uns auch jetzt spüren lässt, was diese kleine, menschliche Dirne mit ihr anstellt…“

Yuri wusste, dass Ayame einen Plan hatte.

Sie kannte Haruka seit Jahrhunderten und hatte sie geschaffen. Die blonde Vampirin war ihr Geschöpf und sie wusste, wie sie zu handhaben war. Yuris Zukunft war vorerst gesichert.

„Dann wollen wir dafür sorgen, dass sie keine Chance bekommt, uns eine dritte Vereinigung mit dieser Dirne spüren zu lassen…“, grinste sie böse und bekam ein nicht weniger böses Grinsen zur Antwort.
 

Michiru öffnete verschlafen die Augen. Sie hatte leichte Kopfschmerzen und fühlte sich schlapp, als hätte sie nur wenige Minuten geschlafen. Ihr Mund war entsetzlich trocken und ihr war kalt.

Nur langsam kam die Erinnerung zurück und erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie in einem fremden Zimmer war.

Erschrocken richtete sie sich auf und sah sich um.

»Ich kenne das Zimmer.«

Und tatsächlich war es eines der vielen Gästezimmer in Harukas Haus.

Aber warum war sie hier? Und wie war sie hergekommen?

„Ob Haruka mich hergebracht hat?“ murmelte sie leise und setzte sich auf die Bettkante.

Sofort schmerzte ihr Kopf heftiger und sie fasste sich stöhnend an die Schlefen. Nach wenigen Augenblicken aber ließ der Schmerz wieder nach und Michiru holte einmal tief Luft. Etwas wackelig auf den Beinen, erhob sie sich vom Bett und steuerte langsam auf die Tür zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ein langes Nachthemd trug und absolut sauber war.

»Wie kann das sein?«, fragte sie sich,

»Hat sie mich gewaschen? Warum?«

Verwirrt ging sie weiter und hatte trotz wackeliger Knie bald das große Wohnzimmer erreicht.

Es lag in Stille, wie auch der weitere Weg, der Michiru zu Harukas Schlafzimmer führte. Als sie die Hand auf die Klinke legte, hatte sie plötzlich die Bilder der letzten Nacht vor Augen. Hemmungsloser Sex auf blutgetränkten Laken, während dessen die Vampirin ihr immer wieder weitere Bisse zufügt - und ihr Blut getrunken hatte. Ein wohliger Schauer erfasste Michiru und ließ sie kurz zittern, dann drückte sie die Klinke herunter und trat ins Zimmer.

Es war genauso still und leer wie der Rest des Hauses und nicht das geringste Bisschen wies auf das Blutbad der letzten Nacht hin.

»War das auch Haruka?«

Sie fühlte sich plötzlich unwohl und immer mehr Fragen stiegen in ihr auf.

Warum spürte sie absolut nichts, außer dieser fürchterlichen Schwäche? Wo war Haruka und was war mit Yuri? Waren die beiden bereits aufeinander getroffen und war es jetzt überhaupt Tag oder Nacht?

Sie ging ans Fenster und zog die Vorhänge auseinander.

Sofort warf sie, mit einem Aufschrei, schützend ihre Hände vor die Augen. Die Sonne stand hoch am Himmel und war so unglaublich hell, dass es fürchterlich in den Augen schmerzte. Mit zusammen gekniffenen Lidern tastete sie nach den Vorhängen, um sie wieder zusammen zu ziehen und taumelte aufs Bett, nachdem sie es geschafft hatte.

„Was war das?“ versuchte sie wieder zu sich zu finden,

„Wieso blendet das Licht mich so schrecklich?“

Nach einigen Minuten war alles wieder normal und ihre Augen brannten nicht mehr.

Es war also Tag. Demnach hielt Haruka, irgendwo verborgen, ihren Tagesschlaf, wahrscheinlich weil sie Yuri keine Angriffsfläche bieten wollte.

»Yuri«, schoss es ihr sofort durch den Kopf.

Wo war sie?

Hatte sie das Tageslicht genutzt, vor Haruka zu fliehen? Wo wollte sie sich verstecken vor der Vampirin? Bei Ayame vielleicht?

Sie wurde immer unruhiger und trotz fehlender Energie erhob sie sich wieder, um sich genauer im Haus umzusehen. Vielleicht ließen sich irgendwelche Hinweise finden oder irgendetwas spüren.

Natürlich fand sie weder Haruka noch Yuri und auch nichts, was ihr verriet, wo sie sein – oder was geschehen sein könnte. Das Haus war absolut unverdächtig und bis auf Erinnerungen an die letzte Nacht, war auch nichts zu spüren. Die starke Verbindung zu Haruka, die nach dem ersten Biss dagewesen war, war jetzt nicht zu fühlen. Außer Schwäche gab es nichts.

Fast schon ein wenig verzweifelt ließ Michiru sich auf die Couch sinken.

„Haruka wo bist du nur?“ murmelte sie,

„Warum ist keiner hier?“

In dem Moment kam ein Geräusch aus der großen Halle und sie wusste sofort, dass es Yuri war.

Die konnte sich bei Tageslicht normal bewegen und nur sie würde sich einfach so ins Haus wagen. So schnell es ging sprang Michiru auf und lief ihr entgegen.

„Yuri bist du ok?“ rief sie,

„Ich hatte solche Angst, Haruka hätte dich getötet.“

Sie erreichte Yuri und die hob beschwichtigend die Arme.

„Um mich musst du keine Angst haben“, lächelte sie leicht,

„Ich sagte doch, ich kann ihr aus dem Weg gehen. Um dich selbst solltest du dir Sorgen machen. Du stirbst, wenn du ihr weiterhin vertraust.“

Michiru wich einen Schritt zurück und sah sie beinahe geschockt an.

„Wie kommst du darauf?“ presste sie hervor,

„Haruka würde mir nie etwas antun. Sie liebt mich!“

„Soweit Vampire dazu in der Lage sind, tut sie das wohl“, bestätigte Yuri ernst,

„Aber sie ist kein Mensch, Chiru. Ihre Liebe ist anders als die deine, glaub mir. Sie kann nicht gegen ihre Natur und ihre Natur ist es, zu überleben und diesen uralten Fluch immer mächtiger werden zu lassen.“

Ihr Gesichtsausdruck wurde ganz weich, beinahe mitleidig und ihre Stimme ganz leise.

„Sie mag dich lieben, aber sie weiß auch, dass du der Schlüssel zu einer enormen Macht bist. Irgendwann wird sie vergessen, wer du bist und nur noch tun, was ihr Instinkt ihr befiehlt…“

„Du glaubst wirklich, sie will die Macht die ich in mir trage…?“, traute Michiru die Worte kaum auszusprechen,

„Und nicht mich…?“

Man sah deutlich, wie diese Worte ihr die Kraft raubten.

Sie wurde noch blasser, als sie es schon war und schwankte verdächtig. Yuri sprang vor, um sie zu stützen und ihr Halt zu geben. Sie brachte sie ins Wohnzimmer, setzte sie auf die Couch und holte schnell ein Glas Wasser.

„Danke“, flüsterte Michiru,

„Einen Moment dachte ich, mir wird schwarz vor Augen.“

„Du musst viel trinken“, schob Yuri ihr die Hand mit dem Glas zum Mund,

„Du brauchst Flüssigkeit, um die Neubildung deines Blutes zu beschleunigen. Was denkst du, wie viel du davon noch besitzt nach 2 solchen Bissen?“

Michiru hatte wirklich großen Durst und trank das Glas komplett leer.

Danach sah sie Yuri wieder an.

„Ich will sie nicht verlassen“, klang es schon wie eine Bitte an Yuri,

„Verlang das nicht von mir. Ich liebe sie und sie macht mich so glücklich. Außer ihr habe ich nichts mehr auf dieser Welt. Familie schon lange nicht mehr und auch all meine Freunde leben nicht mehr oder sind irgendwo auf der Welt. Nicht einmal mehr Arbeitskollegen habe ich, weil die Werwölfe meinen Chef umgebracht haben.“

„Und du bist sicher, dass es Werwölfe waren?“ brachte Yuri eine alte Unsicherheit Michirus wieder zum Vorschein,

„Hast du es mit eigenen Augen gesehen oder hat Haruka dir das gesagt?“

Wieder wich die Farbe aus Michirus Gesicht.

„Nein“, flüsterte sie in schlimmster Befürchtung,

„Das kann sie unmöglich gewesen sein. Ich habe die Leichen gesehen und Haruka wusste, wie wichtig dieser Job für mich war. Nicht nur des Geldes wegen!“

Sieh schaute Yuri prüfend an in der Hoffnung, diese würde ihre Befürchtungen wieder zerstreuen, doch deren Gesicht allein schon, sagte etwas anderes. Als sie dann noch leicht den Kopf schüttelte, stiegen Michiru beinahe die Tränen in die Augen.

„Nein“, schluchzte sie,

„Das glaube ich nicht. Warum sollte Haruka das getan haben? Sie war so fürsorglich und verständnisvoll, nachdem das geschehen war. Und sie hat mich kurz zuvor vor einem Werwolf gerettet, obwohl ich sie im Stich gelassen hatte und einfach weggelaufen bin! Warum sollte sie meinen Chef umbringen und es dann auf die Wölfe schieben?“

„Weil sie dich haben wollte“, erklärte Yuri mitleidig,

„Da vielleicht noch nicht aus dem jetzigen Grund, aber sie wollte dich. Vampire lassen sich ihre Beute nicht gern wegnehmen. Und von einem Werwolf schon mal gar nicht.“

„Du meinst, sie hat mich vielleicht gar nicht retten wollen, sondern nur ihr Revier vor dem Werwolf verteidigen?“

„Ich sage, du kannst ihr zur Zeit nicht vertrauen“, entgegnete Yuri,

„Bitte Chiru. Ich sage nicht, dass du nicht zu ihr zurückkehren kannst, aber im Augenblick ist es einfach zu gefährlich für dich in ihrer Nähe.“

Michiru war hin und her gerissen.

Yuris Worte stimmten erschreckten mit den Worten überein, die Haruka letzte Nacht zu ihr gesagt hatte. Da hatte Michiru sie jedoch nicht als ernsthafte Gefahr gesehen. So wie Yuri ihr die Dinge gerade darstellte, bekamen die Worte aber eine ganz neue Bedeutung.

Und war es so abwegig, dass Haruka ihren Trieben erliegen würde?

Diese vampirische Macht in ihr war unglaublich stark und wie schwer es ihr manchmal gefallen war, Michiru fern zu bleiben nach unbeabsichtigten Bissen, dass hatte sie selbst erlebt.

„Du glaubst also, sie könnte sich vergessen und mich aus Versehen töten“, stellte Michiru fest,

„Auf der Jagd nach dem, was die großen Alten wollen.“

Yuri nickte.

„Wenn Haruka aus irgendeinem Grund an diese Macht gelangt, wird sie ihr nicht widerstehen. Sie wird sie sich holen und zu eigen machen!“

Michiru nickte verständig.

Auch wenn es ihr nicht gefiel, Yuri hatte wirklich Recht. Sie konnte nicht riskieren, dass Haruka die Beherrschung verlor und am Ende dadurch vielleicht sogar die großen Alten noch in die Hände bekamen, was sie wollten.

„Und wohin soll ich gehen?“ wollte sie wissen,

„In deiner Wohnung bin ich bestimmt nicht sicher.“

Yuri schüttelte sofort den Kopf.

„Nein. Das wäre wirklich keine gute Idee“, stimmte sie zu,

„So ungern ich es sage, aber vielleicht wäre deine Bekannte, diese Reijka, eine gute Wahl. Haruka weiß nichts von ihr und wird dich so einfach nicht finden.“

Nach kurzem Zögern nickte Michiru leicht.

„Also gut“, sagte sie leise,

„Ich pack ein paar Sachen zusammen und zieh mich an. Ich hoffe nur, Reijka hat Platz für mich und ich bin dort wirklich sicher. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen meinetwegen sterben.“

Yuri verstand sie nur zu gut.

„Es wird alles gut“, versicherte sie,

„Bereite dich vor. Ich bringe dich dann zu deiner Bekannten.“

Ihr zufriedenes Grinsen sah Michiru nicht mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-27T20:48:32+00:00 27.06.2017 22:48
na geh Yuri spielt ein falsches spiel
und Michiru merkt es nicht mal ,
was woll jetzt passiren wird ?
bin gespannt wie immer wie es weiter geht :-)


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