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Vampire Kiss

von

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Verwirrung und Schmerz

24. Verwirrung und Schmerz
 

Michiru lief einfach drauf los.

Das Bild, welches sich in ihr Hirn gebrannt hatte, verursachte einen schrecklichen Schmerz, der ihr fast den Atem raubte.

Was hatte Haruka nur getan?

Sie hatte doch gesagt, Ayame wäre bedeutungslos für sie. Und nun hatte Michiru dies mit ansehen müssen. Halbnackt hatten beide auf dem Bett gesessen und sich gerade küssen wollen. Bisspuren auf beider Körper zeigten deutlich, dass sie sich bereits nahe genug gewesen waren. Wäre sie nicht hereingeplatzt, wäre es zwischen den beiden wahrscheinlich auch noch viel weiter gegangen.

»Warum nur? Bin ich ihr etwa langweilig geworden? Ist sie meiner überdrüssig?«, verursachten ihre Gedanken weiteren Schmerz,

»Ist das Spiel jetzt zu Ende und ich nur noch ein Opfer?«

Dieser Gedanke schmerzte nicht nur, er machte auch Angst.

Was, wenn es wirklich so war?

Haruka lebte seit 500 Jahren und so etwas, wie mit Michiru hatte es vorher niemals gegeben, hatte die Blondine ihr gesagt. Nur Kyoko war ebenfalls besonders gewesen, doch auf andere Weise als Michiru, hatte sie versichert. Doch was, wenn nicht? Wenn Kyoko genau, wie Michiru auch, für Haruka gewesen war und irgendwann einfach ausgedient hatte?

Das würde Kyosukes hartnäckige Rachepläne beinahe besser erklären, als Haruka dies getan hatte. Und es würde auch erklären, warum Ayame gerade jetzt hier aufgetaucht war.

Michiru hatte sich komplett in Harukas Hände begeben, war bei ihr eingezogen und hatte ihr normales Leben aufgegeben.

»Und pünktlich zum Festmahl erscheint die verschollene Geliebte…«

Der Gedanke ließ sie frösteln und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es begann dunkel zu werden.

Ihre Schritte verlangsamten sich und sie blieb stehen.

Wohin sollte sie jetzt gehen?

Zurück zu Haruka konnte sie nicht, doch zurück in ihre Wohnung auch nicht mehr. Dort würde die Vampirin sie zuerst suchen. Außerdem gehörte sie ihr nicht länger.

Doch wohin sonst?

Hier draußen würden die Werwölfe sie schnell finden und das war sicher nicht angenehmer, als zum Opfer zweier uralter Vampire zu werden. Doch es gab sonst nichts mehr, wohin sie gekonnt hätte. Ihre wenigen Bekannten oder Freunde waren tot. Getötet von Werwölfen oder Haruka selbst. Ihr Leben existierte nicht mehr und ohne die Vampirin, blieb ihr nichts…

»Wenn sie genau das beabsichtigt hat? Erst meine Freunde, dann der Job, damit mein Einkommen und letzten Endes so auch jeden Anlaufpunkt für mich. Meine ganze Existenz…«

Ein leichtes Zittern schoss durch ihren Körper.

»Habe ich mich blenden lassen?«

All die alten Zweifel waren wieder da. Jede noch so kleine Ungereimtheit, die Michiru bei der Vampirin je aufgefallen - und irgendwann wieder entfallen war. Und plötzlich fand sie für die eine oder andere Erklärungen.

Immer größer wurden ihre Zweifel und immer quälender die neuen Fragen.

»Reijka!« schoss es ihr da durch den Kopf.

Haruka wusste noch nichts von ihr und selbst Yuri könnte ihr nur sagen, wie sie aussah – jedoch nicht, wo sie wohnte.

Glücklicherweise hatte Yuri nicht das geringste Interesse an der Unterhaltung der beiden gehabt und so auch nicht den Adressen – und Telefonnummern Austausch mitbekommen.

Zu Reijka könnte sie also gehen.

»Und wenn ich die Werwölfe zu ihr führe?«

Wieder ein Gedanke der Michiru nicht gefiel, doch eine andere Wahl hatte sie nicht.

Gerade als ihr Entschluss sich verfestigte, stand plötzlich Yuri vor ihr.

„Du hättest nicht das Haus verlassen sollen“, mahnte sie,

„Willst du Wolfsfutter werden?“

»Verdammt«, zuckte Michiru heftig zusammen,

»Sie ist gekommen, um mich zurück zu holen…«

„Ich komme nicht mit dir“, stellte sie darum sofort klar,

„Wenn Haruka und Ayame mich haben wollen, müssen sie mich schon selbst holen kommen!“

„Was redest du denn da?“, blinzelte Yuri,

„Ich will dich vor den Wölfen beschützen!“

„Du…willst mich nicht zurück bringen?“ war Michiru erstaunt,

„Aber…ich versteh das nicht…“

„Ich will dich nicht zurück bringen“, bestätigte Yuri,

„Sie hat zwar gesagt, dass ich dich holen soll, aber ich denke, sie hat eine Abreibung verdient und du willst sie jetzt sicher nicht sehen.“

„Das will ich wirklich nicht“, rutschte es Michiru heraus.

Das ihr entgegen gebrachte Verständnis ließ den gerade gespürten Schmerz wieder deutlich werden und sie war einfach nur noch dankbar, doch nicht allein damit zu sein.

„Wie konnte sie das nur tun?“ fragte sie schmerzlich,

„Sie hat doch gesagt, wir gehören zusammen!“

„Ich weiß es nicht Chiru“, legte Yuri tröstend den Arm um sie,

„Das wirst du sie selbst fragen müssen.“

„Ich geh nicht zurück zu ihr!“ brach es sofort aus Michiru hervor,

„Sie gehört noch zu dieser Ayame und ich habe nicht vor, ihr Opfer zu werden!“

„Denkst du das wirklich?“ wollte Yuri wissen,

„Oder sagst du das nur, damit es weniger weh tut?“

Michiru sah sie an.

Yuri lächelte beinahe mütterlich und ihre Worte hatten Wirkung.

„Du wusstest, wer und was Haruka ist und hast dich trotzdem in sie verliebt“, sagte sie,

„Du lebst bei und mit ihr, hast akzeptiert, dass sie Menschen tötet und dich ihretwegen sogar Werwölfe jagen. Deine Gefühle zu ihr sind sehr stark!“

Michiru schluckte.

Sie wollte es nicht zugeben und eigentlich sich selbst nicht einmal eingestehen, doch leugnen war ihr unmöglich.

„Du hast Recht“, nickte sie leicht,

„Ich habe mich in sie verliebt, weil sie außer ihren tödlichen Seiten auch noch andere hat. Sanfte und liebenswerte Seiten. Weil sie mir gut tut und ich mich in ihrer Gesellschaft wohl fühle. Darum bin ich bei ihr. Und sie hat alles getan, um mich vor den Werwölfen zu beschützen und dafür gesorgt, dass es mir an nichts fehlt. Ich liebe sie und darum tut es so schrecklich weh, was ich gesehen habe.“

„Sie ist nun mal ein Vampir“, bestätigte Yuri die grausame Realität,

„Das hast du die ganze Zeit gewusst. Wenn du damit nicht umgehen kannst, musst du dich von ihr trennen oder auch ein Vampir werden.“

„Mich von ihr trennen?“ sah Michiru sie an,

„Glaubst du denn, sie würde mich einfach so gehen lassen? Ich meine, sie ist nun mal was sie ist, das hast du gerade selbst noch gesagt. Warum sollte sie mich gehen lassen? Das wird sie sicher nicht!“

„Das wird sie ganz sicher nicht“, bestätigte Yuri,

„Womit wir wieder dabei wären, dass du wusstest, auf was du dich einlässt.“

„Das ist nicht ganz richtig“, gab Michiru leise von sich und verbarg ihr Gesicht vor Yuri.

Beides erregte deren Aufmerksamkeit.

„Nicht richtig?“ forschte sie,

„Heißt, du wusstest es nicht? Wie soll das möglich sein? Sie hat dir doch nicht vorgemacht ein Mensch zu sein, oder?“

Michiru schüttelte den Kopf.

„Natürlich hat sie das nicht“, blickte sie Yuri nun wieder an,

„Aber ich war zu Anfang auch nichts anderes, als ein Opfer für sie. Sie wollte mein Blut und unglückliche Umstände haben einen Pakt daraus werden lassen. Ich erkaufte mir mein Leben, verstehst du? Ich habe ihr meine Freunde geopfert, um selbst am Leben zu bleiben!“

»Das überrascht mich jetzt. Sollte ihr Herz doch nicht so rein sein wie angenommen?«

Es interessierte Yuri brennend, was Michiru noch zu erzählen hatte.

„Du hast ihr Menschen geopfert?“ fragte sie gestellt entsetzt,

„Du überraschst mich. Etwas derart Kaltes hätte ich dir niemals zugetraut. Trotzdem erklärt das nicht, wie du in ihren Armen und ihrem Bett gelandet bist. Ehrlich gesagt. macht es das für mich noch unbegreiflicher.“

Wieder ließ Michiru den Blick sinken.

„Hatte ich kein Opfer, musste ich einen Ausgleich leisten“, flüsterte sie kaum hörbar,

„Und es gab nur eine halbwegs gleichwertige Sache dafür, bei Haruka…“

Yuri zog die Augenbrauen hoch.

Michiru sah sie nicht an, denn diese schämte sich sichtlich ihrer Worte und so musste sie ihre Reaktionen in keiner Weise verbergen.

»Wer hätte das gedacht?« grinste sie beinahe schadenfroh in sich hinein,

»Eine kleine Sexsklavin war sie – nichts weiter!«

„Und wieso hast du dich dann in sie verliebt?“ verbarg Yuri perfekt ihre wahren Gefühle,

„Das ist doch wohl alles andere, als der romantische Anfang einer nicht alltäglichen Liebe.“

„Es ist eben einfach passiert“, riss Michiru verzweifelt den Kopf hoch,

„Sie war die einzige Gesellschaft, die ich noch hatte und da sind wir uns irgendwie näher gekommen. Ich meine, sie hat ja auch sehr liebenswerte Seiten und hat mir mehr als einmal sehr große Freude bereitet!“

„Das nennt man Stockholm Syndrom“, strich Yuri ihr mitleidig eine Träne fort,

„Weißt du das Chiru? Es ist nicht normal, sich in seinen Peiniger zu verlieben und Gutes in seinem Handeln zu sehen!“

„Du denkst also auch, ich war nur ein Spiel für sie?“ schluckte Michiru hart.

„Ich denke, Haruka ist was sie ist“, antwortete Yuri wieder in dieser mütterlichen Art,

„Du konntest bisher aus irgendeinem Grund damit leben. Jetzt musst du dich entscheiden, ob du es auch weiterhin kannst oder willst.“

Michiru sah ihr tief in die Augen.

„Du hast wohl Recht“, hauchte sie,

„Aber dazu brauche ich Abstand zu der Sache. Und ich glaube nicht, dass Haruka es einfach so hinnehmen wird, wenn ich heute Nacht nicht zu ihr nach Hause komme.“

„Das wird sie wohl müssen“, lächelte Yuri,

„Denn ich werde dich nicht gegen deinen Willen zu ihr bringen.“

Ein erleichtertes Seufzen entwich Michiru.

„Ich danke dir Yuri“, lächelte sie ein wenig,

„Aber wird sie dich dafür nicht bestrafen?“

„Das wohl schon“, wehrte diese ab,

„Aber sie braucht mich noch und daher wird die Strafe nicht mein Leben kosten. Wenn du willst, bring ich dich in meine Wohnung. Haruka kennt sie nicht und die Werwölfe auch nicht. Dort könntest du bleiben, bis du eine Entscheidung getroffen hast.“

„Wirklich?“ war Michiru immer erstaunter,

„Du hilfst mir, obwohl Haruka dich dafür bestrafen wird?“

„Ich sage ihr einfach, ich habe dich nicht gefunden“, zuckte Yuri mit den Achseln,

„Was soll sie dagegen tun? Also komm schon – wir sollten verschwinden bevor diese Wölfe uns wieder aufspüren.“

Michiru ging direkt mit ihr los und sprach auch ohne Bedenken weiter.

„Warum tust du das alles für mich?“ fragte sie,

„Du rettest mich vor dem Wolf, opferst dich einem Vampir für mich und jetzt widersetzt du dich sogar ihren Befehlen. Ich komme mir beinahe schäbig vor, denn ich war dir gegenüber, mehr als einmal, sehr misstrauisch, wenn ich ehrlich bin.“

„So? Warst du das?“ sah Yuri sie an,

„Wann und wieso, wenn ich fragen darf?“

Es wirkte fast beiläufig, als würde es sie nicht im Geringsten berühren.

Oder nicht einmal interessieren…

„Zuletzt vorhin auf dem Heimweg“, gab Michiru zu,

„Ich hatte einfach das Gefühl, du führst gar nicht Harukas Befehle aus, sondern lässt mich das nur glauben. Einen Moment lang hatte ich sogar den Gedanken, du würdest ganz eigene Pläne verfolgen…“

„Eigene Pläne?“ lachte Yuri auf, doch Michiru entging die Kälte darin,

„Was für Pläne sollten das denn sein?“

„Keine Ahnung“, entgegnete Michiru sofort,

„Es war ja auch nur ein ganz kurzer Gedanke. Ich weiß jetzt, dass es dumm von mir war und du eine echte Freundin bist.“

„Das ehrt mich“, lächelte Yuri sie an,

„Ich werd mir Mühe geben, dir eine gute Freundin zu sein.“

„Das bist du bereits“, hakte Michiru sich bei ihr unter,

„Du bringst mich nicht gegen meinen Willen zu ihr zurück. Und du überlässt mir deine Wohnung.“

„Kein Grund für Dank“, sagte Yuri ernst,

„Du weißt das ist nicht von Dauer. Irgendwann findet sie dich, wenn du dich ihr nicht freiwillig stellst.“

Michiru nickte und wurde ganz still.

Sie hielt sich an Yuris Arm fest und versank in ihren Gedanken.

„Wir sind da“, drang es wenig später geflüstert an ihre Ohren,

„Und so gut ich es wahrnehmen konnte, sind uns keine Werwölfe gefolgt. Die bewachen sicher Haruka und das Haus und haben unser Verschwinden noch gar nicht bemerkt.“

Sie verschwand in einem schmalen Eingang und schloss die Tür auf. Eine, ebenso schmale, Treppe führte nach oben zu einer weiteren Tür. Dahinter eröffnete sich ihnen ein gemütliches, kleines Wohnzimmer mit modernen Möbeln.

„Du hast Geschmack“, meinte Michiru nachdem sie sich umgesehen hatte,

„Hier gefällt es mir.“

„Danke“, wehrte Yuri ab,

„Alles billiger Plunder. Aber erfüllt seinen Zweck.“

Sie ging durch alle Räume und machte überall Licht.

Während sie das tat prüfte sie alles mit scharfem Blick und gab Michiru ein paar Anweisungen.

„Fühl dich ganz wie zu Hause. Der Kühlschrank ist leider leer und die Stereoanlage kaputt, aber alles andere hier kannst du benutzen. Scheu dich nicht in die Schränke zu sehen und dir zu nehmen, was du brauchst“, sie kam wieder ins Wohnzimmer und sah Michiru an,

„Alles in Ordnung und nichts Verdächtiges. Sieh dich in Ruhe um. Ich muss jetzt wieder los, sonst wird Haruka noch misstrauisch und sucht nach mir. Und dann gibt es kein Versteck für mich!“

Sie ging zur Tür um zu gehen.

„Yuri!“ ließ Michirus Stimme sie verharren und zurück sehen,

„Danke für deine Hilfe.“

„Keine Ursache“, lächelte diese,

„Vielleicht bekommst du irgendwann mal die Chance, etwas für mich zu tun.“

Sie zwinkerte kurz und verließ dann die Wohnung.

Michiru ließ sich auf die Couch sinken.

»Da habe ich mich wohl doch in Yuri getäuscht«, dachte sie,

»Genauso wie ich mich wohl in Haruka getäuscht habe…«

Ein tiefer Seufzer entwich ihr.

»Ob Ayame noch bei ihr ist? Vielleicht habe ich es wirklich missverstanden. Immerhin hat sie Haruka beim letzten Mal schwer verletzt.«

Nun standen ihre Gedanken nicht mehr still.

Einerseits hatte sie das letzte Zusammentreffen der beiden Vampirinnen selbst miterlebt und gesehen, wie feindlich Ayame gewesen war, aber andererseits war der Anblick im Schlafzimmer eindeutig gewesen.

Sie wusste nicht, was sie denken sollte, fühlte sich hin und her gerissen. Einerseits konnte und wollte sie nicht glauben dass die letzte Zeit nur ein Spiel für Haruka gewesen war, doch andererseits hatte sie genau das bereits befürchtet, ja beinahe gewusst, als sie sich damals auf den Pakt mit der Vampirin eingelassen hatte.

»Ich hätte sie nicht um mein Leben bitten sollen«, kam es ihr plötzlich in den Kopf,

»Dann hätte sie mich gebissen und ich wäre entweder tot oder wie sie und wäre nun nicht auf der Flucht vor sämtlichen, dämonischen Kreaturen.«

Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen und sie ließ sich komplett auf die Couch fallen. Hemmungslos ließ sie sowohl ihren Gefühlen, als auch ihren Tränen freien Lauf. Sie war jedoch so erschöpft, dass sie schon bald in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

Haruka lief durch das Haus, wie ein angeschossenes Tier. Keine Sekunde kam sie zur Ruhe, weder körperlich, noch gedanklich. Ihr war nur allzu klar, was Michiru dachte und das sie sehr verletzt sein musste. Was sie nicht verstand war, warum Ayame das getan hatte. Was hatte sie davon, Michiru von Haruka fort zu treiben?

„Nach ihrem ersten Auftritt hier wird sie doch wohl nicht erwarten, dass Michiru ihr jemals Vertrauen entgegen bringt“, murmelte sie,

„Doch sie will irgendetwas von ihr haben und das ist nicht ihr Blut oder gar ihr Leben. Nur was?“

Es machte Haruka rasend, dass scheinbar alles ihr gerade entglitt.

Zuerst machte dieser Werwolf sich über sie lustig und nun noch Ayame. Sie musste irgendetwas tun, um ihre Stellung zu festigen und am Ende nicht ihre Machtposition einzubüßen. Zu weit war sie schon gekommen und zu viele Jahrhunderte hatte es sie gekostet. Viele Feinde hatte sie sich in den eigenen Reihen geschaffen – aber auch einige Sympathisanten, nicht nur unter den Vampiren. Selbst einige Werwölfe standen auf ihrer Seite und folgten widerstandslos ihren Befehlen. Leider waren diese im Laufe der Zeit alle auf der Strecke geblieben. Und auch das verstärkte ihren Hass auf Kyosuke wieder. Er war es gewesen, der die letzten drei ihrer Getreuen getötet hatte. Selbst vor seiner einen Art schreckte er nicht zurück, um ihr zu schaden wo es nur ging. Und nun hatte er es auf Michiru abgesehen. Ebenso wie Ayame.

»Was verflucht ist es, dass sie alle - inklusive mir - so magisch anzieht an ihr?«

Dabei wurde ihr auch bewusst, dass es bereits eine ganze Weile dunkel und Yuri noch immer nicht mit Michiru zurück war. Was, wenn Kyosuke sie sich geholt hatte? Oder schlimmer noch – Ayame.

Gerade entschied sie, sich selbst auf die Suche nach Michiru zu begeben, da tauchte Yuri plötzlich auf. Ohne Michiru.

„Was ist passiert? Warum kommst du allein?“ wollte Haruka sofort wissen.

„Nichts ist passiert“, antwortete Yuri,

„Ich habe sie nur nicht finden können.“

„Und da kommst du einfach allein zurück?“ fuhr die Blondine sie an,

„Scher dich raus und finde sie, bevor es ein anderer tut.“

„Schon mal daran gedacht, dass sie nicht gefunden werden will?“

Haruka drehte Yuri bereits wieder den Rücken zu und hatte gehen wollen, doch nun fuhr sie wieder zu ihr herum.

„Natürlich will sie das nicht“, knurrte sie drohend,

„Du hast doch gesehen, was vorgefallen ist! Natürlich ist sie nicht in der Stimmung für meine Gesellschaft, aber die Gesellschaft der Werwölfe ist sicher keine bessere! Also such sie und bring sie her!“

„Michiru ist nicht dumm und weiß, wie sie die Werwölfe umgeht“, widersprach Yuri abermals,

„Es war noch nicht dunkel, als sie fortgelaufen ist und sicher hat sie bereits ein Versteck gefunden.“

In der nächsten Sekunde hatte Haruka sie am Kragen.

„Deine Meinung interessiert nicht, hörst du?“ zischte sie ihr böse entgegen,

„Es gibt keinen Ort an dem Michiru sich verstecken könnte. Ihre Wohnung ist nicht sicher und Bekannte hat sie auch keine mehr hier. Zudem jagen nicht nur die Werwölfe sie, du Närrin!“

Yuri war in keinster Weise eingeschüchtert.

Sie sah Haruka direkt in die Augen und fürchtete scheinbar nicht, ihre Grenzen zu überschreiten.

„Warum ist Michiru so wertvoll für alle?“ fragte sie direkt,

„Du hast mich eigens zu ihrem Schutz geschaffen und außer der Wölfe hat auch deine Verflossene es auf sie abgesehen. Sie ist ein Mensch wie Milliarden andere auch – oder etwa nicht? Hat sie etwas, dass andere nicht haben? Was soll das sein? Oder geht es hier gar nicht um sie, sondern nur um dich? Du lässt dir nicht gern etwas wegnehmen und offenbar haben viele einen Grund, dich zu hassen und dir schaden zu wollen!“

Harukas Blick verfinsterte sich augenblicklich.

In ihren Augen glühte es und ein Fauchen entwich ihrer Kehle, welches Schmerzen und Tod versprach.

„Wer bist du?“ packte sie Yuri an der Kehle und drückte zu,

„Es war doch kein Zufall, dass du Michiru vor diesem Wolf gerettet hast! Irgendwer hat dich geschickt und ich will wissen wer und wieso!“

Yuri lachte erstickt.

„Wer sollte mich geschickt haben? Ich bin erst seit kurzem in dieser Stadt und war vor deinem Biss ein ganz normaler Mensch, wie du weißt.“

„Das du weder Wolf, noch Vampir warst beweisst nicht, dass du mit ihnen nichts zu schaffen hast“, knurrte Haruka,

„So leicht wie du dich mir ergeben hast, hättest du dich einer anderen Kreatur genauso schnell ergeben, wenn nur das Angebot stimmt.“

„Vielleicht ist es so“, raunte Yuri,

„Doch wirst du darauf vertrauen müssen, dass es nicht so ist. Selbst wenn du mich jetzt tötest wirst du nie erfahren, ob ich nicht vielleicht wirklich geschickt wurde und du Michiru nie wieder findest, weil sie sich jetzt bereits in den Händen deiner Feinde befindet…“

Harukas Griff lockerte sich.

„Warum sollte ich dich leben lassen nach diesen Worten?“ fragte sie lauernd,

„Bist du eine Verräterin hast du es verdient – bist du keine, dann hast du die Grenze bei weitem überschritten. Du bist hier, um meine Befehle auszuführen, nicht um Fragen zu stellen und meine Autorität zu untergraben. Also gib mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort töten sollte!“

„Weil ich weiß, wo Michiru ist“, grinste Yuri fast arrogant,

„Und du sie ohne mich nie wieder zurück gewinnen wirst!“

Harukas Griff wurde sofort wieder grober und sie drückte Yuri gegen die Wand.

„Ich brauche dich nicht“, zischte sie,

„Ich finde sie auch ohne deine Hilfe und der Rest erledigt sich dann von selbst!“

„Aber findest du sie auch vor den Werwölfen?“ röchelte Yuri,

„Oder vor Ayame?“

Wieder wurde Harukas Griff fester und Yuri konnte ihr eindeutig nicht länger entgegen halten. Man sah ihr die großen Schmerzen deutlich an und auch die Todesangst, die sich langsam in ihre Augen schlich. Da jedoch ließ Haruka sie los und wand sich von ihr ab.

„Was…?“ hustete Yuri, kam aber nicht weiter.

„Ich gebe ihr diese Nacht“, murrte Haruka beim Verlassen des Raumes,

„Morgen kommt sie mit dir heim, sag ihr das!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-26T19:29:49+00:00 26.06.2017 21:29
oha was hat diese Yuri wirklich vor ihrgend wie sehr Rätselhaft diese Person,
Haruka kommt Michiru etwas entgegen nicht schlecht ,
hätte nicht mit so viel Mitgefühl gerechnet,
so und jatzt kann ich kaum abwarten bis es weiter geht und langsam die Aufklärung gibt :-)


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