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Vampire Kiss

von

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Sonnenstrahlen auf der Haut

22. Sonnenstrahlen auf der Haut
 

Am darauf folgendem Abend fühlte Michiru sich einfach nur wunderbar. Sie hatte so gut geschlafen, wie schon seit einiger Zeit nicht mehr, was nicht zuletzt daran lag, daß sie in so mancher Sache nun Gewissheit hatte.

So gut wie ihr Schlaf gewesen war, so gut ging auch die Nacht weiter.

Haruka schickte Yuri, um ihr ein Opfer zu besorgen und hatte so Zeit für Michiru. Die genoß es, endlich mal wieder wirklich entspannt schwimmen zu gehen und sich dabei von Haruka beobachten zu lassen. Mehr gefreut hätte es sie natürlich, wäre die Blondine mit ihr ins Wasser gekommen, aber auch so fand sie es einfach nur traumhaft schön.

Sie unterhielten und neckten sich, alberten herum wie ein normales, frisch verliebtes Paares in unbeobachteten Minuten auch tat und waren einfach nur glücklich.

Als Yuri mit einem jungen Mädchen zurück kam, nutzte Michiru die Zeit, sich zu duschen und umzuziehen. Als sie ins Wohnzimmer kam, waren alle Spuren bereits beseitigt und auch Haruka war nichts davon anzumerken, dass sie gerade erst Blut getrunken hatte.

Es gab keinen Spritzer Blut, welcher auf irgendetwas hätte hinweisen können und sie konnten ihr entspanntes Beieinandersein nahtlos fortsetzen. Sie öffneten eine Flasche Sekt, Michiru aß nebenbei eine Kleinigkeit, legten einen Film ein, machten es sich gemütlich, flirteten ein wenig und vergaßen fast vollkommen, Kyosuke und sein Rudel.

Einige Zeit später stieß Yuri ein zweites Mal zu ihnen. Sie hatte sowohl Harukas Reste beseitigt, alsauch für sich selbst Nahrung beschafft. Nun gesellte sie sich zu den Beiden und schon nach wenigen Minuten, hätte jeder Außenstehende es für ein lockeres Treffen dreier Freundinnen halten können.

Sie hatten Spaß zusammen, machten Scherze, waren sogar albern und manchmal unterhielten sie sich auch völlig gesittet miteinander. Sie sahen sich den einen oder anderen Film an, hörten Musik und kein Werwolf ließ sich blicken.

Die Lage war ruhig und blieb es auch eine weitere Nacht.

In der darauf folgenden Nacht jedoch, änderte sich das dann zum ersten Mal.

Eigentlich änderte es sich nicht, doch genau das machte Haruka langsam misstrauisch.

Sie wusste, dass Kyosuke ihr nur deswegen diese Pause gönnte, um zu sehen, ob sie sich vergaß oder beherrschte. Er testete sie und das nicht nur auf einer Ebene. Zwar gefiel ihr das nicht, doch zu ändern war es, wie die Dinge zur Zeit lagen, eben nicht.

Er gab ihr die Zeit, damit Michiru sich erholen und die Saat der Vampirin ihr schwächer werden konnte. Doch er tat dieses nicht nur, um sie zu schützen vor einem Vampirdasein. Er tat es vor allem, um sie ihr dann zu nehmen und Haruka erbarmungslos zu jagen.

Michiru bemerkte schnell, dass Haruka etwas beschäftigte und als Yuri loszog ein Opfer zu besorgen, sprach sie es auch an.

"Du fragst dich, warum Kyosuke uns so lange in Ruhe lässt, stimmts Haruka?", nahm sie ihre Hand und sah sie an,

"Glaubst du, das ist die Ruhe vor dem Sturm?"

"Das grenzt ja beinahe schon an Gedanken lesen", lächelte die Blondine.

»Und erschreckend, wie nahe dran sie doch liegt, ohne wirklich zu begreifen, was los ist...«

"Er wird ganz sicher nicht so zurückhaltend bleiben", sagte sie überzeugt,

"Und nur weil er dir nichts antut, bist du nicht vor ihm sicher, fürchte ich."

"Wie meinst du das?" blinzelte Michiru etwas verwirrt.

Haruka sah sie an.

»Wie schön sie ist...«, ging es da durch ihren Kopf,

»...und wie lieblich und rein...«

Sofort verhärtete ihre Mimik ein wenig.

Unvorstellbar wenn Kyosuke Recht hatte.

"Er wird versuchen, dich von hier weg zu holen", erklärte sie ihrem Gegenüber,

"Und dich für immer von mir fern zu halten. Als Wiedergutmachung für seine Schwester sozusagen. Was ihn allerdings nicht dazu bringen wird, seine Rache als vollendet anzusehen oder mich nicht weiter zu jagen."

Ihre Stimme senkte sich und wurde eiskalt.

"Er wird dich von mir fernhalten und mich gnadenlos jagen mit allen Mitteln. Und er wird erst ruhen und dich freilassen, wenn er mich getötet hat!"

Michiru schluckte und die Farbe wich aus ihrem Gesicht.

Sie glaubte jedes Wort. Nein, sie wusste, dass es genau so war. Der Werwolf wollte sie Anstelle seiner Schwester retten, um dann Haruka auszulöschen. Sie sah es jetzt in deren Augen und sie hatte es auch in seinen Augen erkannt, als er sich vor einigen Nächten von ihr und Yuri abgewand hatte. Nur da hatte sie diesen Ausdruck noch nicht deuten können. Nun konnte sie es.

"Und was sollen wir jetzt tun?" fragte sie,

"Ich will nicht weg von dir Haruka. Und selbst wenn Yuri jetzt da ist - auch ihr beide zusammen seid machtlos gegen ein ganzes Rudel Wölfe. Wir wissen doch nichtmal, wie viele Werwölfe zu ihm gehören."

"Stimmt, das wissen wir nicht", pflichtete Haruka ihr bei,

"Aber selbst wenn wir es wüssten, wäre es uns keinerlei Hilfe. Auf jeden Fall sind es genug, dass Kyosuke seine Verletzung auskurieren kann und er dennoch jede Minute erfährt, was wir tun, wenn er es will. Du solltest das Haus ohne mich nicht mehr verlassen. Hier daheim passt Yuri auf dich auf."

"Ich darf nicht mehr ohne dich hinaus? Nichtmal in den Garten?" zog Michiru ihre Hand zurück, welche Harukas bis jetzt gehalten hatte,

"Aber ich mag nicht rund um die Uhr hier eingesperrt sein! Die letzten Tage und Nächte waren traumhaft schön, das ist wahr, aber ich würde gerne Mal wieder am Strand spazieren und im Meer schwimmen. Oder einfach nur shoppen gehen, irgendwo nett einen Kaffee trinken und die Leute beobachten."

Sie wurde plötzlich ganz kleinlaut, denn mit einem Mal hatte sie das Gefühl, Haruka mit diesen Worten zu verletzen.

"Bitte versteh doch Ruka", fuhr sie leise fort,

"Ich genieße deine Gesellschaft und bin gern mit dir zusammen, aber ab und zu möchte ich auch mal am Tage unterwegs sein und die Sonne sehen. Bitte sperr mich nicht hier ein. Ich habe doch nichts Böses getan und das hier wird auf Dauer zum Gefängnis für mich. Ein sehr prunkvolles, ohne Zweifel, und ohne Gitter, aber doch ein Gefängnis, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen darf..."

Haruka sah sie prüfend an.

Sie sorgte sich lediglich um Michiru und wollte nicht, dass dieser irgendetwas zustieß. Sie hatte das Ausgehverbot für eine sinnvolle Idee gehalten - zumindest vorerst, bis sich eine bessere Lösung fand - doch Michirus Worte hatten sie eines Besseren belehrt.

"Du hast wohl Recht", gab sie zu,

"Mir würde es auch nicht gefallen, wenn ich von heute auf morgen mein komplettes Leben ändern müsste. Aber du gehst nur am Tag und niemals ohne Yuri, versprich mir das. Am Tag wird kein Werwolf euch angreifen, doch sie werden da sein, also werde nicht leichtsinnig."

Schon während dieser Worte hatte sich ein unglaubliches Strahlen in Michirus Gesicht ausgebreitet, nun hätte es einen beinahe schon blenden können.

"Wir werden nur einen Kaffee trinken gehen", versprach Michiru,

"Und einen Schaufensterbummel vielleicht. Und bevor es dunkel wird, sind wir zurück."

Haruka nickte, auch wenn sie nicht wirklich zufrieden war.

Es war ihr nicht Recht, wie unbefangen Michiru mit dieser gefährlichen Situation umging. Und es gefiel ihr auch nicht, sie zu viel mit Yuri allein zu lassen. Zumindest etwas Misstrauen hatten Kyosukes Worte doch in ihr geweckt. Wenn sie auch nicht wirklich eine Gefahr in ihr sah. Und sollte sie doch über die Stränge schlagen, würde Haruka sie schneller finden, als eine Zitrone unter Orangen und sie für alles zahlen lassen.

"Können Yuri und ich gleich morgen gehen?" riss Michiru sie aus ihren Gedanken,

"Ich könnte sie gleich fragen, wenn sie heim kommt."

Haruka wollte ihr die Freude nicht nehmen.

"Du brauchst sie nicht zu fragen", antwortete Haruka,

"Sie wird dich begleiten. Dafür ist sie da! Sie wird dir nie etwas ausschlagen."

"Ich weiß das", sagte Michiru,

"Auch wenn ich zugeben muss, dass ich anfänglich etwas misstrauisch ihr gegenüber war, aber in den letzten Tagen ist sie mir richtig ans Herz gewachsen. Sie ist so lustig und es macht wirklich Spaß, mit ihr Zeit zu verbringen."

"Solange du deine Zeit nicht lieber mit ihr als mit mir verbringst", grinste Haruka,

"Oder muss ich eifersüchtig sein?"

"Du und eifersüchtig?" legte Michiru den Kopf leicht schief,

"Ich glaube, der Gedanke gefällt mir."

Sie grinste.

"Untersteh dich...", packte Haruka sie lachend,

"Du gehörst mir, dass das klar ist!"

Michiru quiekte und kicherte.

"Wer sagt das?" lachte sie.

"Na ich", gab die Blondine lachend zurück, während sie auf der Couch landeten.

Sie genossen ihr beieinander Sein und die restliche Nacht.

Wenn dieses Mal auch nicht bis in den Morgen hinein, denn Michiru wollte so zeitig wie möglich los, um auch ein wenig Zeit zu haben, bevor es wieder dunkel wurde.
 

Ganz so früh wie sie es gewollt hatte, war Michiru dann doch nicht aus den Federn gekommen. Zum einen war sie zu müde gewesen und zum anderen fühlte sie sich immer wohler in Harukas Armen. Die letzten Tage und Nächte waren beinahe wie ein schöner Traum gewesen und immer seltener stellte Michiru sich Fragen, über ein wieso oder warum. Sie genoss einfach ihre, immer stärker werdenden, Gefühle und Harukas intensive Nähe. Erst gegen 15 Uhr hatte sie sich aus deren Armen lösen können, obwohl diese noch fest schlief.

Yuri erwartete sie bereits in der Halle und so waren sie keine halbe Stunde später in der Stadt. Obwohl es Michiru ein wenig traurig stimmte, dass sie niemals mit Haruka einen solchen Stadtbummel würde machen können, genoss sie es sehr, endlich einmal wieder die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Es erfüllte ihr Herz mit Freude, all das bunte Treiben in den Einkaufsstraßen zu sehen und begeistert wie ein Kind, lief sie von Schaufenster zu Schaufenster.

Yuri lächelte die ganze Zeit über nur ein wenig amüsiert und ließ Michiru nicht aus den Augen. Im Vergleich zu dieser hatte sie die beiden Werwölfe längst entdeckt, die sie seit gut einer viertel Stunde beobachteten.

»Haruka hat Recht. Sie planen etwas«, war sie sich schnell sicher,

»Ich muss auf der Hut sein, dass sie mir nicht in die Quere kommen…«

„Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen“, riss Michirus Stimme sie aus ihren Gedanken,

„Ich kenne ein niedliches, kleines Cafe hier ganz in der Nähe.“

„Wenn du mich nicht zwingst Erdbeertorte zu essen, bin ich für alles zu haben“, nickte Yuri lächelnd.

Sie ging an Michirus Seite mit dieser zu besagtem Cafe, ohne dabei die beiden Wölfe aus den Augen zu verlieren.

Auch als die Bedienung Kuchen und Getränke brachte, waren die zwei noch in der Nähe.

»Sie werden an uns kleben. bis wir entweder daheim sind oder es dunkel wird«, wusste sie,

»Doch was werden sie tun, wenn sie uns bei Nacht erwischen? Bleiben sie dann auch so friedlich?«

„Reijka? Reijka Yagisawa?“ beendete Michirus Stimme ein weiteres Mal Yuris Gedanken.

Als diese aufsah, erkannte sie eine junge Frau, die, auf Michirus Ausruf hin, freudestrahlend auf sie zukam.

Sie hatte den Tisch noch nicht ganz erreicht, als sie schon zu reden begann.

„Michiru?“ fragte sie,

„Michiru Kaioh aus dem Paukstudio Kitano? Ich glaub es ja nicht! Wo ist die Brille geblieben und diese furchtbare Zahnspange? Und deine Haare haben jetzt Locken – Dauerwelle oder etwa Natur?“

Yuri entging nicht, dass Michiru leicht errötete, es aber schnell zurück drängte und diesem Mädchen freundlich die Hand entgegen streckte.

„Genau diese Michiru“, grinste sie,

„Brille und Zahnspange bin ich seit langer Zeit los und mit der Pubertät kamen auch die Locken ganz von allein.“

„Nicht nur die“, ergriff Reijka ihre Hand,

„Das aus einem solch unscheinbarem, mageren, kleinen Mädchen mal so eine Frau wird, hat niemand für möglich gehalten!“

So nett ihre Worte auch gesprochen waren und so freundlich ihr Lächeln auch wirkte, Yuri sah in ihr sofort eine Zicke und ein richtiges Biest und fragte sich, wie, wann und warum Michiru sich mit so einer Person hatte anfreunden können.

„Danke“, nahm Michiru das seltsame Kompliment jedoch entgegen,

„Setz dich doch zu uns Reijka. Dann können wir ein wenig über alte Zeiten sprechen.“

„Alte Zeiten“, lachte Reijka ziemlich aufgesetzt,

„Das klingt ja, als wären wir bereits uralt. Dabei beginnt gerade erst wirklich unser Leben!“

»Deins nicht mehr, wenn du weiter solchen Schrott von dir gibst«, dachte Yuri mürrisch, lächelte jedoch Michiru zuliebe freundlich, als Reijka sich tatsächlich setzte und Michiru sie einander vorstellte.

„Und?“ beachtete Reijka Yuri jedoch kaum,

„Hat dir deine Lernerei von damals irgendetwas gebracht? Was wolltest du gleich noch studieren? Lehramt?“

„Jura“, stellte Michiru klar und klang für einen Augenblick überhaupt nicht freundlich,

„Aber es kam anders. Du weißt, meine Familie war nie wohlhabend und ein solches Studium konnte ich einfach nicht finanzieren.“

Dann jedoch lächelte sie wieder.

„Und du? Du scheinst erreicht zu haben, was du dir vorgenommen hast.“

Reijka grinste und wirkte direkt noch etwas hochnäsiger, fand Yuri.

„Ich musste mir schon damals keine Sorgen um meine Zukunft machen, denn meine Familie ist reich, wie du weißt“, sagte sie und änderte sich dann plötzlich völlig.

Yuri glaubte kaum, was sie sah, doch Reijka war plötzlich alles andere als hochnäsig, rückte schelmisch grinsend ein Stück näher an Michiru heran und wisperte ihr beinahe verschwörerisch die nächsten Sätze entgegen.

„Ich war doch damals schon so vernarrt in diesen älteren Jungen aus dem Paukstudio gegenüber, weißt du noch? Der reiche Schnösel, dem alle Mädchen nachgelaufen sind und der keine von uns je eines Blickes gewürdigt hat…“

„Du meinst diesen Industriellen-Sohn?“ fragte Michiru,

„Diesen… Shingo Tanaka?“

Das Grinsen auf Reijkas Gesicht wurde noch breiter.

Sie nickte heftig und hielt Michiru ihre Hand mit einem Verlobungsring unter die Nase.

„Wir heiraten in 5 Monaten!“ kicherte sie beinahe albern,

„Stell dir vor – er hat mich auf einem Empfang meines Onkels gesehen und sich sofort in mich verliebt!“

„Das freut mich so für dich Reijka“, nahm Michiru deren Hand in ihre,

„Meinen herzlichen Glückwunsch und alles Gute für euch Beide.“

Ihre Worte klangen ehrlich, doch Yuri bemerkte, dass sie ein wenig traurig klangen.

»Ganz sicher denkt sie an Haruka!«

Sie beobachtete die beiden jungen Frauen zwar weiterhin, hörte aber nicht mehr zu, was sie sagten. Eigene Gedanken bemächtigten sich ihrer und auch die Wölfe hatte sie nicht vergessen. Michiru hatte Gesellschaft und unterhielt sich gut, also konnte sie sich um ihre Dinge kümmern.

»Warum sind die Werwölfe so scharf auf Michiru? Ich weiß, warum Haruka sie will, aber nicht was die Werwölfe mit ihr zu schaffen haben.«

Kurz und unauffällig sah sie sich um.

Die beiden Werwölfe machten sich nicht einmal die Mühe, sich zu verbergen. Deutlich zeigten sie ihre Präsenz und das sie nur auf eine Gelegenheit warteten.

»Sie würden ganz sicher angreifen, wenn es Nacht - und wir allein wären«, wurde Yuri plötzlich misstrauisch,

»Warum lassen sie uns im Haus in Ruhe? Da gibt es sicher noch einige Wölfe mehr und das sie ins Haus können, haben sie bereits gezeigt«

Nochmals sah sie sich um und betrachtete genauer die Menschen um sie herum. Zuerst bemerkte sie nichts ungewöhnliches, doch dann zuckte sie zusammen.

»Verdammt!«

Nicht nur zwei Werwölfe beobachteten sie. Es waren bedeutend mehr.

Yuri hatte sich täuschen lassen.

»Ich habe mich zu sicher gefühlt und dabei etwas wichtiges übersehen!«

Nämlich, das es nicht nur männliche Werwölfe gab.

Zu einem Rudel gehörten nicht nur mehrere Wölfe, sondern auch immer Wölfinnen – welche allerdings kein bisschen weniger gefährlich waren, als ihre männlichen Artgenossen.

Und direkt am Tisch neben ihnen saß eine und hatte wohl jedes Wort gehört, was hier am Tisch gesprochen worden war.

»Und noch gesprochen werden wird«, schoss es Yuri siedend heiß in den Kopf.

Das musste sie unbedingt unterbinden.

„Ihr beide habt euch sicher sehr viel zu erzählen“, fiel sie einfach in das Gespräch zwischen Michiru und Reijka,

„Zwei Freundinnen, die sich lang nicht mehr gesehen haben, aber…“

Weiter kam sie nicht, denn sie wurde von Michiru unterbrochen.

„Eigentlich sind wir keine Freundinnen“, sagte sie etwas beschämt,

„Ehrlich gesagt, konnten wir uns früher gar nicht ausstehen.“

„Stimmt“, nickte Reijka,

„Wir sind alles andere als nett miteinander umgegangen. Besonders ich war sehr oft ziemlich fies zu Michiru…“

Sie sah schuldbewusst aus und Yuri war sprachlos.

„Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ihr zwei je befreundet gewesen sein könnt“, machte sie kein Geheimnis daraus,

„Ihr quasselt seit einer halben Stunde kichernd über eure Vergangenheit, als hättet ihr früher viel Zeit miteinander verbracht und euch dann lange aus den Augen verloren!“

„Das klingt schon ein wenig seltsam, wenn du es so aussprichst“, gab Michiru zu,

„Aber wir waren Kinder und sind älter geworden.“

„Und reifer“, pflichtete Reijka ihr bei,

„Dumme Streitereien aus Kindertagen haben doch keine Bedeutung mehr.“

„Wenn das so ist“, zuckte Yuri mit den Schultern.

»Dann kanns mir im Grunde egal sein, ob die Wölfe sich an ihre Fersen heften.«

Sie warf einen Blick zu der Werwölfin am Nebentisch.

»Macht was ihr wollt mit der Schnepfe, aber haltet euch fern von Michiru!«

Die Wölfin schien ihren Blick genau deuten zu können, wenn nicht ihre Gedanken zu lesen, denn sie nickte grinsend und irgendwie zufrieden.
 

Als Haruka erwachte, war es noch Tag. Das Fehlen von Michirus warmen Körper an ihrer Seite und ihre innere Unruhe, hatten sie Stunden vor ihrer Zeit erwachen lassen und so sehr sie sich auch bemühte – an Schlaf war nicht mehr zu denken. Unruhig wälzte sie sich im Bett, tastete immer wieder unbewusst neben sich und war sofort wieder hellwach, wenn ihr klar wurde, dass Michiru irgendwo da draußen herum lief, unerreichbar für sie, doch nicht für die Werwölfe.

„Seit wann sorgst du dich um das Leben eines Menschen?“

Wie eine Klinge hatte diese Stimme die Stille durchschnitten und sofort schoss Haruka hoch.

Ihr Gesicht war finster bevor sie den Eindringling entdeckte, denn sie hatte die Stimme augenblicklich erkannt.

„Ich wusste, dass du wieder auftauchen würdest Ayame“, knurrte sie die rothaarige Vampirin an,

„Nur dass es am Tage ist, überrascht mich tatsächlich etwas. Du hast das Problem mit der Sonne scheinbar wirklich überwunden.“

Sie erhob sich aus dem Bett und wirkte gelassen, doch das war sie nicht.

Ayame lachte amüsiert.

„Im Gegensatz zu deiner, ist meine Macht nun auch bei Tag sehr stark, ja“, entgegnete sie,

„aber mich in der Sonne aufhalten, kann ich genauso wenig wie du. Noch!“

„Klingt, als wärst du dir deiner Sache bereits sicher“, stellte Haruka fest,

„Du hast also einen Weg gefunden – was zu erwarten war. Und nun bist du hier, um deinen Triumpf auszukosten. Aber ich strebe nicht mehr nach der Macht, am Tage Angst und Schrecken unter den ahnungslosen Menschen zu verbreiten!“

„Aber du strebst danach, dich am Tage frei bewegen zu können“, grinste Ayame listig,

„Es macht dich wahnsinnig dein kleines, menschliches Spielzeug allein da draußen zu wissen und absolut nichts tun zu können, wenn ihr jetzt etwas zustößt…“

„Woher weißt du…?“ sie brach ab, als hätte sie sich bei etwas verraten.

„Du weißt, meine Macht war schon immer sehr groß“, lautete die Antwort,

„Willst du wirklich Einzelheiten wissen oder interessiert es dich nicht weitaus mehr, warum ich wieder zurück bin?“

„Um mein Leben in ein Chaos zu verwandeln, warum sonst?“ spieh Haruka verächtlich,

„Und ich sage dir - halte dich von Michiru fern, sonst werd ich ungemütlich!“

Ayame schüttelte tadelnd den Kopf.

„Warum denkst du nur so schlecht von mir Haru-Schatz?“, seuselte sie,

„Ich sagte dir schon vor ein paar Tagen, ich habe kein Interesse an ihr!“

Sie trat ganz dicht vor Haruka und sah ihr tief in die Augen.

„Wenn überhaupt einer Person in dieser langweiligen Stadt mein Interesse gilt, dann nur einer ganz einzigartigen, außergewöhnlichen, unglaublich mächtigen für ihr junges Dasein…“

Ihre Worte wurden immer leiser und auch ohne dass sie ihren Finger sanft über Harukas Oberkörper hätte gleiten lassen, wäre dieser sofort klar gewesen, von welcher Person die Rothaarige sprach.

Bevor sie etwas darauf erwiedern konnte jedoch, war Ayame schon wieder verschwunden und lag in der nächsten Sekunde quer auf Harukas Bett.

„Besorgst du es ihr hier?“ schnurrte sie herausfordern und strich mit der Hand übers Bett.

Harukas Augen verengten sich zu Schlitzen und ihr Zorn war nicht zu übersehen.

„Ich wette sie ist nicht halb so gut wie ich…“

„Beim letzten Mal hast du versucht mich zu töten und jetzt räkelst du dich auf meinem Bett und hoffst, ich komme zurück zu dir“, knurrte die Blondine verächtlich,

„Ob und was Michiru und ich zusammen tun geht dich nichts an und wenn du dich nicht aus unserem Leben fern hälst, werde ich ein weiteres Gesetz der großen Alten brechen müssen. Jenes, welches über allen anderen steht und glaube nicht, ich würde es fürchten dieses Gesetz zu brechen!“

Das fürchtete Haruka nicht und Ayame wusste es genau.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-25T21:05:58+00:00 25.06.2017 23:05
wau jetzt bin ich echt gespannt wie es weiter geht*gg*
was die Werwölfe vorhaben und diese Ayame *Mmmmmmm*
also bitte schnell weiter schreiben :-)


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