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Vampire Kiss

von

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Ein Tag voller Schrecken

11. Ein Tag voller Schrecken
 

Nur langsam erwachte Michiru. Ein kühler Hauch aus Seide umfing sie und versuchte, ihr Bewußtsein im Traum festzuhalten. Doch nach dem ersten klaren Fühlen, kam der erste klare Gedanke und der war Haruka und eine heiße Nacht mit ihr. Langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte auf die andere Bettseite. Sie war leer.

Noch ziemlich schlaftrunken stützte sie sich auf die Ellenbogen und sah sich um. Sie war allein im Zimmer.

»Wo ist sie?« fragte sie sich und ließ sich ins Bett zurück sinken.

Sie schloss die Augen und versank in der Erinnerung an die letzte Nacht. Die Rettung dieses Mädchens, ihr gefühlloses Ende, ihre Flucht aus Harukas Haus, die Begegnung mit dem Werwolf und, nicht zuletzt, die Rettung durch die Vampirin und wohin dies geführt hatte.

Im Laufe ihrer Gedanken hatte sich ein Lächeln auf Michirus Lippen geschlichen. Nachdem Haruka ihr Leben gerettet hatte, war etwas mit Michiru geschehen. Etwas in ihr hatte sich verändert. Nicht eine Sekunde hatte sie mehr daran gedacht, daß Haruka ein Vampir war oder weitaus gefährlicher, als dieser Werwolf. Sie sah nur noch eine Frau in ihr, die sie auf seltsame Weise verzaubert - und sich den Weg zu ihrem Herzen erschlichen hatte.

Das Lächeln wurde zu einem Grinsen und sie zog sich die Bettdecke über den Kopf.

Soetwas wie letzte Nacht hatte sie noch nie erlebt. Ein solcher Schwall von Gefühlen und derartiges Verlangen waren ihr bis gestern fremd gewesen. Obwohl niemand sie sah, wurde sie rot wegen ihrer eigenen Gedanken. Sie konnte ein kurzes Kichern nicht unterdrücken und drehte sich übermütig in die Bettdecke ein. Schließlich blieb sie auf dem Rücken liegen, befreite ihr Gesicht von der Decke und atmete tief durch. Einige Sekunden blieb sie noch so liegen, dann sprang sie auf und Richtung Fenster.

Sie zog die schweren Vorhänge zurück und kniff direkt die Augen zusammen, weil die Sonne sofort gleissend hell ins Zimmer fiel. Schützend hob sie den Arm empor und hielt die Hand als Blende vor ihre Augen.

"Das wird ein wunderschöner Tag...", murmelte sie zufrieden,

"Vielleicht sollte ich schwimmen gehen."

Sie drehte sich um und verließ das Schlafzimmer.

Ihr Ziel war die Schwimmhalle und der Duschraum. Zuerst wollte sie sich erfrischen und frühstücken. Dann ein wenig das Haus erkunden und zum Schluß entscheiden, wo sie schwimmen würde - drinnen oder draussen. Es war Tag und Haruka würde sicher nicht auftauchen.

Schnell hatte sie den richtigen Weg und den Duschraum gefunden. Dort entledigte sie sich des seidenen Nachthemdes, von dem sie sich fragte, wann sie es angezogen hatte und stieg unter den erfrischenden Wasserstrahl.

Das kühle Nass tat gut, aber in Berührung des Wassers fühlte Michiru sich immer wohl. Schon als Kind hatte man ihr nachgesagt, sie sei wie ein Fisch im Wasser, wenn sie mit ihren Eltern am Meer schwimmen war. Und so fühlte sie sich auch im Meer. Als gehöre sie dorthin - wie ein Fisch.

Nach einigen Minuten stieg sie wieder unter der Dusche hervor. Sie nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Als sie über Hals und Schulter rieb, schrie sie kurz schmerzlich auf.

»Was war das?«

Langsam hob sie die Hand und befühlte vorsichtig ihren Hals.

»Das kann nicht sein!«

Sie zuckte merklich zusammen.

Sofort lief sie zurück in die Wohnräume und suchte ein Bad auf. Fast hatte sie Angst in den Spiegel zu sehen, tat es aber dennoch. Sie sah die zwei kleinen Einstiche und schloß geschlagen die Augen.

»Sie hat mich gebissen...«

Das konnte nicht wahr sein!

Und doch bestätigte es nur, was letzte Nacht vorgefallen war. Woher dieses starke Verlangen plötzlich gekommen war. Sie öffnete wieder die Augen und blickte ihr Spiegelbild an.

»Ich bin auch nur ein Opfer...«

Der Gedanke tat weh.

Und er machte Angst.

All die Symphatie und die Anziehung der letzten Nacht, hatten auf der Macht der Vampirin beruht und wahrscheinlich spielte sie, schon seit Anfang an, ihr Spiel mit Michiru.

Sie mußte von hier verschwinden. Es wäre ihr Untergang Haruka zu begegnen. Wie sollte sie sich deren Anziehung jetzt noch widersetzen? Zu oft hatte sie bereits mit eigenen Augen gesehen, daß ein Biss der Vampirin jeglichen eigenen Willen ihrer Opfer brach.

Schnell suchte sie nach ihren Sachen. Sie waren mittlerweile getrocknet und es war Michiru egal, daß sie nach schmutzigem Regen rochen. Sie zog sich eilig an und verließ, erneut auf der Flucht vor Haruka, das Haus. Und erneut fragte sie sich, wohin sie gehen sollte. Bei sich daheim war sie vor der Vampirin nicht sicher. Woanders jedoch konnte sie nicht hin. Zumindest nicht, ohne andere in Gefahr zu bringen. Also lief sie nach Hause.

Am Tag war es nicht sehr schwer, den richtigen Weg zu finden.

Zu Hause angekommen verriegelte sie alle Fenster und Türen, zog die Vorhänge zu und hockte sich zitternd auf die Couch.

"Was mach ich nur?" presste sie geschlagen hervor und verbarg den Kopf zwischen ihren Händen.

Wenn sie daheim blieb fand Haruka sie, sofern die Dunkelheit herein brach. Ging sie zu Freunden, brachte sie diese in Gefahr.

Dann kam ihr die Bar in den Sinn. Sie konnte als Gast dort hingehen, sehen wer bediente und vielleicht selbst einspringen. Sie wäre unter Menschen, hätte zu tun und somit Ablenkung. Schnell festigte sich diese Idee. Sie zog sich um, machte sich ein wenig zurecht und verbarg die Wunde an ihrem Hals unter einem leichten Sommerschal.

Bis Sonnenuntergang hatte es noch über 2 Stunden. Sie konnte also in Sicherheit die Bar erreichen und genauso sicher entscheiden, ob sie den Abend dort verbringen würde oder sich etwas anderes einfallen lassen musste. Sich so zu beruhigen versuchend, verließ sie eilig ihre Wohnung.
 

Ihr Weg dauerte knapp 40 Minuten. Schon von weitem sah sie, daß etwas nicht stimmte. Vor der Bar standen Polizeiwagen und alles war abgesperrt. Sie wurde langsamer und ein ungutes Gefühl beschlich sie.

»Was ist da passiert?«, fragte sie sich, blieb aber nicht stehen.

Im Gegenteil. Das ungute Gefühl schürte Angst, die Angst weckte Neugier und die trieb sie wieder schneller voran.

Noch bevor sie die Absperrung erreicht hatte jedoch, kam ihr ein Polizist entgegen und bremste sie.

"Tut mir leid Miss, sie können hier nicht weiter", sagte er und stellte sich vor sie.

"Aber ich arbeite dort. Ich muß wissen was los ist", trotzte Michiru und wollte an ihm vorbei.

Er jedoch stellte sich wieder vor sie, um sie erneut aufzuhalten. Ein weiterer Mann wurde auf sie aufmerksam und kam auf sie zu. Er war in zivil gekleidet und sah sehr wichtig aus.

"Was ist hier los?" wollte er wissen und Michiru ließ den Uniformierten einfach stehen.

"Ich arbeite in dieser Bar", erklärte sie,

"Und dieses Bübchen will mich nicht hinein lassen. Ich muß doch wissen was geschehen ist!"

"Beruhigen sie sich", hob der Mann beschwichtigend die Hände,

"Sie erfahren ja was los ist, aber es ist wirklich besser, wenn sie hier draussen bleiben. Glauben sie mir."

Michiru sah erst ihn, dann den uniformierten Polizisten an und atmete schließlich durch. Sie nickte und beruhigte sich. Der in Zivil gab dem anderen ein paar Anweisungen und der verschwand.

"Und jetzt zu ihnen", drehte der Zivile sich wieder zu ihr,

"Würden sie mir ihren Namen sagen und wie lange sie hier arbeiten? Wie gut wissen sie bescheid?"

"Mein Name ist Kaioh Michiru", begann sie,

"Ich arbeite seit 3 Jahren hier und kenne alle Angestellten mindestens 2 Jahre. Mit einigen bin ich befreundet und..."

Ein Handy klingelte und unterbrach ihre Worte.

"Entschuldigen sie", sagte der Polizist und kramte sein Handy hervor,

"Nur einen Moment bitte."

Er nahm den Anruf entgegen und drehte sich weg.

Michiru sah sich um und nachdem er sich einige Schritte von ihr entfernt hatte, huschte sie einfach los.

Niemand hielt sie mehr auf und ungehindert betrat sie die Bar.

Gleich am Eingang trat sie in eine riesige Lache Blut.

Erschrocken blieb sie stehen und schluckte. Ihr ungutes Gefühl wurde mehr als bestärigt und zögerlich ging sie weiter. Überall war Blut. Auf dem Boden, an den Wänden und sogar an der Decke. Die Stühle lagen chaotisch auf dem Boden und einige Männer versperrten ihr den Blick auf die Theke. Sie standen mit dem Rücken zu ihr und und redeten miteinander. Michiru verstand sie nicht und ging näher. Ihr Interesse wurde jedoch sehr schnell von dem abgelenkt, was auf dem Tresen lag.

Ein lebloser Körper und eindeutig nicht der ihres Chefs. Jetzt mußte sie nur noch heraus finden, um welche ihrer Kolleginnen es sich handelte. Nach einigen zaghaften Schritten hatte sie Blick auf den gesamten Tresen. Was sie sah, ließ sie mit einem entsetzten Aufschrei in die Knie sinken. Sie verbarg das Gesicht in den Händen und schluchtze heftig.

Sofort waren die Polizisten bei ihr. Einer schrie nach einem Sanitäter, ein anderer fluchte darüber, woher sie gekommen war. Michiru bekam von alledem kaum etwas mit.

Zitternd versuchte sie, den Anblick ihrer zerfetzten Arbeitskollegin aus ihrem Kopf zu bekommen. Und zerfetzt war in diesem Fall wirklich zutreffend. Was genau an Eingeweiden zwischen dem aufgeschlitztem Fleisch und den zerfetzten Muskeln herausquoll wollte sie weder sehen noch wissen. Kaum eine Stelle an den ausgestreckten Gliedern war ohne Blut gewesen und in der ausgestreckten Kehle, klaffte ein riesiges Loch.

"Das muß ein wildes Tier gewesen sein", waren die ersten leisen Worte, die in Michirus Bewußtsein vordrangen.

»Ein Tier...?«, fragte sie sich benommen.

Ein Arzt hatte ihr eine Spritze gegeben die langsam zu wirken begann.

"Was für wilde Tiere gibt es hier, die soetwas anrichten können?" erklang eine weitere Stimme, jetzt deutlicher.

»Ein wildes Tier...«, Michirus Gedanken waren plötzlich messerscharf,

»Ein Werwolf...«

Sie sah auf und sofort wurde der Polizist von vorhin auf sie aufmerksam.

"Wie geht es ihnen Miss Kaioh?" fragte er besorgt,

"Es ist unverzeihlich, dass sie das hier sehen mußten."

Sie schüttelte den Kopf.

"Es geht schon", ihre Stimme klang brüchig und etwas weinerlich,

"Ich mußte Klarheit haben. Sie war eine Aushilfe, ich kannte sie kaum."

"Ihren Chef hat es auch erwischt...", sagte der Mann zögerlich,

"Der Anblick ist ein ähnlicher."

Michiru sah auf.

"So wie es aussieht, ging es um ihn. Die junge Frau war wohl nur zur falschen Zeit am falschen Ort", erklärte der Polizist vorsichtig,

"Können sie mir irgendetwas sagen? Hatte ihr Chef Feinde oder waren in den letzten Tagen auffällige Personen in der Bar?"

Michiru schüttelte den Kopf.

"Ich hatte die letzten Tage frei. Und Feinde hatte der Kerl sicherlich viele. So, wie er mit den Menschen umgegangen ist."

Michirus Aussage war klar und ließ keine weiteren Fragen offen.

Der Polizist nickte verständig.

"Danke Miss Kaioh. Ich werde einen Polizisten veranlassen, sie heim zu fahren", sagte er,

"Sollten wir noch weitere Fragen haben, melden wir uns bei ihnen."

Er verabschiedete sich höflich und ging.

Nur wenig später kam der angekündigte Streifenpolizist, der sie zu einem Wagen brachte und nach Hause fuhr.

Während der Fahrt ging ihr wieder dieser schreckliche Anblick durch den Kopf und sie fragte sich, ob es wirklich ein Werwolf gewesen war. Wenn ja, war es Zufall oder hatte es tatsächlich damit zu tun, daß sie einer dieser Kreaturen entgangen war?

War dieses Wesen etwa nicht allein gewesen? Hatte es Verbündete oder soetwas wie ein Rudel?

Der Gedanke flösste ihr Angst ein. Dem Polizisten konnte sie unmöglich ihren Verdacht mitteilen. Er würde sie für verrückt halten. Zudem würde die Polizei sie auch nicht schützen können gegen einen Werwolf. Oder gleich mehrere dieser Kreaturen. Wenn sie jemand schützen konnte, dann Haruka. Das hatte die Vampirin eindrucksvoll bewiesen. Ihre Hand legte sich leicht um ihren Hals. Unter dem dünnen Sommerschal fühlte sie die Wunde, die Haruka ihr letzte Nacht zugefügt hatte.

War sie wirklich noch sicher bei ihr?

Der Wagen hielt und Michiru riss sich zusammen. Sie bedankte sich lächelnd bei dem Polizisten, stieg aus und schloß die Haustür auf. Der Polizist wartete bis die Tür ins Schloss gefallen war. Michiru stieg zögerlich die Treppen hinauf. In einer Stunde würde die Sonne untergehen. Dann würde es sich zeigen, ob sie nur noch ein Opfer war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Michirukaioh
2017-06-04T17:02:05+00:00 04.06.2017 19:02
Bitte bitte weiterschreiben. Mega spannend! Ich liebe diese Story!
Von:  SailorStarPerle
2017-05-28T20:14:44+00:00 28.05.2017 22:14
wau das ist ein Aufregendes Kapitel,
mit Erkenntnis , angst und leichter Verzweiflung,
was war nur wirklich passiert,
bin schon gespannt wie es weiter geht ;-)


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