Verdammt, beherrsch' dich! von elysahria ================================================================================ Kapitel 6: Der Wahnsinn und andere Hirngespinste ------------------------------------------------ Ino musterte ihn kritisch. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Die beiden sind nie im Leben zusammen!“ „Wieso sollte er ihr dann Blumen kaufen?“, meinte er kopfschüttelnd. Es war eindeutig. Seine Gegenüber starrte ihn ungläubig an. „Neji-kun, die-“ „Was?!“, fragte er unwirsch, einen Moment seine Fassung verlierend. Von sich selbst verwirrt, setzte er sofort wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf. Ino brauchte innerlich all ihre Selbstbeherrschung, um nicht auszurasten. Gott, wie sie es hasste unterbrochen zu werden! „Hinata-chan hat die selbst gekauft, du Genie!“, erwiderte sie dann doch lauter als beabsichtigt. Ihr Gegenüber hielt inne. „Und ... du bist dir sicher?“, hakte er zweifelnd nach. Ino nickte bestimmt: „Ja, ganz sicher! Shino-kun hat die Tulpen nicht mitgenommen. Er hat soweit ich weiß noch nie unseren Laden betreten.“ „Also ... waren die von Hinata-sama?“ Ino strich sich seufzend eine Strähne aus dem Gesicht: „Ja, genau das habe ich eben gesagt. Sie hat sie sich gestern zum Abschied ausgesucht, weil sie noch solange bei uns war und-“, abrupt hielt sie inne, hätte sie sich doch fast wieder verplappert. Neji wurde hellhörig und hob misstrauisch eine Augenbraue. „Äh, ach weißt du, wir haben nur über dieses und jenes gequatscht, du weißt schon Mädchenkrams ...“, Ino kicherte nervös und machte eine wegwerfende Handbewegung. Ihr Gegenüber konnte sich schwerlich seine Cousine in mitten von Kunoichi über ihre Tage und Schminke und dergleichen ,quatschend‘ vorstellen, doch er wollte nicht noch weiter nachfragen, schließlich war seine Neugierde schon auffällig genug gewesen. Wenigstens war die Yamanaka redlich gewesen. Er wollte sich eben abwenden, als auch ihm ein besonders schöner Blumenstrauß ins Auge sprang. Violette Flockenblumen mit minimalem Beiwerk in verschiedenen grünen Nuancen. Er überlegte angestrengt. Würde es Hinata gefallen, wenn er ihr ebenso ein Geschenk machte? Es wäre sicher angemessen für ein gut erzogenes Clanmitglied diese Geste zu erwidern. Doch was wenn sie zu viel hinein interpretieren würde? Nun, vielleicht war es nicht mal zu viel, aber- Verdammt! Ino beobachtete mit hochgezogener Augenbraue den scheinbar regungslosen Gast und folgte seinem Blick, ehe sie ihn recht amüsiert ansprach: „Der da wäre im Angebot.“ Sie wies mit dem Kopf in Richtung der Ware. Neji nickte langsam, ehe er sich auf sein Pokerface zurück besann und schnellen Schrittes auf den üppigen Strauß zulief. „LEE!“, rief Tenten, ihre Hände zur Unterstützung an den Mund gelegt. Sie stand auf der Straße, ihren Blick auf die obere Etage des vor ihr liegenden Gebäudes geheftet. Keine zehn Sekunden später flitzte ein komplett grün gekleideter Junge mit schwarzen Haaren durch das Tor. Sie grinste. Ihren Teamkollegen würde sie überall wieder erkennen. „Tenten-kun!“, meinte dieser freudig und hielt ziemlich knapp vor ihr an, so das jeder andere vor Schreck zurückgewichen wäre. Aber sie war daran gewöhnt. „Oi, wie geht‘s dir? Wollen wir hoch zum Trainingsplatz?“, fragte sie lächelnd. Lee nickte eifrig. Wenig später standen sie sich auf der Wiese gegenüber. „Lee, hör mal ...“, setzte die Brünette an, während der Shinobi sich bereits aufwärmte, ohne ihr wirklich zuzuhören. Sie seufzte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das Gespräch anfangen sollte. So beschloss die Kunoichi zuerst einmal mit ihm zu trainieren. Geschlagene zwei Stunden später lehnte Tenten erschöpft an einem Trainingspfahl, während Lee förmlich aufzugehen schien und mit beinah doppelter Energie wie zu Beginn immer noch trainierte. Sie würde wohl ganz direkt sein müssen: „Lee ... was soll das mit Hinata-chan und der Wette?“ Überrascht hielt der Angesprochene inne. Tenten räusperte sich: „Ja, also, ich weiß davon. Wieso machst du denn bei so einem Quatsch mit?“ „Ähm“, er stockte und richtete seinen Blick auf den Boden, etwas peinlich berührt. Seiner Gegenüber schien es ebenfalls unangenehm zu sein. Dennoch bemühte sie sich, irgendetwas zu sagen: „Hey, Lee. Wir können doch über alles reden. Aber ... willst du denn was von ihr?“ „Ich, ich“, er stotterte verwirrt: „Ich wollte den, hrm, den anderen nur beweisen, dass man das Herz einer Dame allein mit wahrer Liebe erreicht. Und dass sie nur dann bereit wäre, weiter zu gehen ... ja.“ „Oh“, meinte Tenten nur verwirrt, während sich ihr Magen plötzlich ganz flau anfühlte.„Also ... liebst du sie?“, fragte sie zögernd. Lee stockte. „Nein“, flüsterte er. Und realisierte im selben Moment, dass es demnach sinnlos wäre, was er zuvor gesagt hatte. Und dass seine ganze Intension falsch war. Er wollte den anderen nicht beweisen, dass ... doch er wollte ihnen mehr Respekt vor der Liebe eintrichtern, aber er wollte auch einfach aus sich selbst raus. Natürlich, er liebte Taijutzu und trainierte für sein Leben gern, aber er mochte auch anderes, schließlich war er trotz alledem ein Junge. Vielleicht wünschte er sich einfach nur eine Freundin. Obwohl Hinata eigentlich gar nicht sein Typ war. Viel zu ruhig und zu schüchtern. Und in ihrer Kleidung konnte sie nie und nimmer so schnell rennen wie Tenten. Ebenso ihre viel zu langen Haare. Tenten hatte immer zwei praktische Dutt‘s, in jedem Fall die bessere Wahl. Aber- „Nein, ich liebe sie nicht.“, wiederholte er noch einmal zögernd, denn seine Gedanken hatten sich mit einem Mal überschlagen und waren dann abrupt abgebrochen. „Ah, ok.“, irgendwie erleichtert räusperte sich die Kunoichi, war die Situation doch gerade wieder etwas entspannter geworden. Eine Frage interessierte sie jedoch noch: „Was wirst du jetzt tun?“ Nachdenklich schritt Neji die Straßen Konoha‘s entlang, den Blumenstrauß behutsam mit sich tragend. Er hoffte, Tenten hatte Lee überzeugen können, die Sache aufzugeben. Es wäre schön, ein paar weniger potenzielle Todfeinde zu haben. Ino hatte zwar gemeint, Shino würde nicht mit seiner Cousine zusammen sein, jedoch hatte er ursprünglich der Wette zugestimmt. Der Shinobi war also wenig einsichtig für ihn. Immerhin konnte er Shikamaru als hilfreichen Verbündeten zählen, welcher just in diesem Moment um die Ecke bog. Als ihre Blicke sich trafen, beschloss der Nara sich kurz zu unterhalten. „Und, was macht die Verteidigung? Konntest du bisher alle Jungen fern halten?“, fragte er beiläufig. Neji taxierte ihn mit strengem Blick. Shikamaru seufzte, nichts ahnend, dass er den Hyuuga lediglich an SEINE Erfahrungen mit ihr erinnert hatte, welche dieser immer noch einzuordnen versuchte. Dann eben nicht. „Wie geht es denn Temari-san?“, erwiderte Neji statt zu antworten, womit er jedoch beim Anderen einen unangenehmes Thema angesprochen hatte. Dieser kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich habe sie wohl verärgert.“, meinte er dann, „Keine Ahnung, wie, ich versteh‘s nicht. Aber sie schien letztens sauer.“ Skeptisch hob der Hyuuga eine Augenbraue. Er konnte sich gut vorstellen, dass Shikamaru sein Ungeschick einfach verschlafen hatte vor lauter gelangweilt-die-Wolken-beobachten. Doch manchmal gab es eben nur die Möglichkeit, den Frauen nachzugeben, wenn man seinen Fehler nicht wusste. Er schaute abwägend auf den Strauß, der immer noch in seiner Hand lag. Eigentlich war er für Hinata gewesen. Doch er konnte keine neuen Gegner riskieren, da wäre es wohl besser die Beziehung seines beinah einzigen Verbündeten zu retten. „Hier“, meinte er also und überreichte Shikamaru den Strauß, „schenk den Temari. Dann kriegt sie sich wieder ein. Mädchen mögen Aufmerksamkeit. Und Blumen.“ Nur leider lag und liegt es anscheinend nicht in der Natur der Männer, einmal das Richtige zu tun. Hätte er nämlich für den ursprünglichen Verwendungszweck eben jenes Straußes gesorgt, dann hätte er seine Cousine, welche ihn keine zehn Minuten zuvor zufällig allein auf der Straße gesehen hatte mit wunderschönen Blumen in der Hand, von welchen sie nun voller Vorfreude dachte, sie wären als Geschenk für sie bestimmt, nie in Gefahr gebracht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)