Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 54: Kalt erwischt ------------------------- Kapitel 55 - Kalt erwischt Joey streckte sich und speicherte dann die letzten Feinheiten seines Entwurfes ab. Es war bereits Freitag und die erste Woche im neuen Job hatte der Blonde souverän hinter sich gebracht. Er konnte nicht sagen warum, aber er hatte sich hier unglaublich schnell eingewöhnt und sicher gefühlt. Vielleicht lag es daran, dass er wusste, dass niemand Unbefugtes das Firmengebäude betreten konnte. Oder weil er die Gewissheit hatte, dass sein Geliebter nur wenige Stockwerke über ihm war und er jederzeit zu ihm konnte. Er wusste es nicht, aber er hatte auch nicht viele Gedanken daran verschwendet. Er war hier, im Art Departement, freundlich und offen aufgenommen und sofort eingebunden worden. Tatsächlich war sein Chef von dem was Joey ablieferte beeindruckt gewesen. Das hatte den Blonden erst verlegen gemacht, dann aber sein Selbstvertrauen gestärkt. In der Vergangenheit war er selten für irgendetwas gelobt worden. Doch das Lob seines Vorgesetzten und seiner Kollegen hatten ihn regelrecht angefeuert. Hatte seine Kreativität erst recht sprießen lassen und ihn unglaublich produktiv werden lassen. Er hätte sich die Arbeit hier viel... steifer vorgestellt. Doch die sechs Leute in dieser Abteilung trugen nicht einmal Anzüge. Während alle anderen Angestellten der Kaiba Corp dem Dresscode von Anzug oder Kostüm unterlagen schien das Art Departement eine Ausnahmeregel zu besitzen. Denn es war völlig in Ordnung, wenn sie hier in Jeans und Shirt auftauchten, solange die Kleidung sauber und gepflegt wirkte. Als eine Hand auf seiner Schulter zur Ruhe kam erschrak der Blonde kurz und blickte zu seinem Chef auf. "Es ist Freitag Joey... mach Schluss für heute und genieß dein Wochenende.", meinte Mamoru zu ihm. Mamoru Ejima war hagerer Mann, Anfang dreißig, der immer lächelte und scheinbar nie schlechte Laune kriegen konnte. Dennoch hatte er sich den Respekt und die Anerkennung seiner Kollegen verdient. "Ja, mach ich gleich.", nickte Joey ihm zu, während Mamoru seine Tasche nahm und sich umhängte. "Wünsch ich dir auch." Mamoru hob zum Gruß die Hand, während er aus dem Großraumbüro strebte und Joey alleine zurück ließ. Joey blickte auf seinen Monitor und stellte zufrieden fest, dass das Speichern erfolgreich abgeschlossen wurde. Also fuhr er seinen Computer runter und getreu dem Motto 'Der letzte macht das Licht aus' ging er noch einmal durch die Räume, die zu dem Büro gehörte und schaltete Geräte und Licht aus. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Unterarm. Die plötzlich eintretende Stille und die Gewissheit alleine zu sein behagten dem Blonden überhaupt nicht. War er denn überhaupt wirklich alleine? Er blickte noch einmal in die dunklen Räume, in denen er eben noch Geräte wie Drucker oder Kaffeemaschinen ausgeschaltet und selbst in Dunkelheit gehüllt hatte. Auf einmal zog sich etwas in seinem Bauch zusammen. Also nahm er sich seine Tasche, hängte sie sich um und verließ die Abteilung. Aber auch der Flur war verlassen. Irgendwoher kam ein dumpfes Dröhnen einer Maschine, vermutlich einem Poliergerät. Doch als er um die Ecke ging, war da niemand. Keine Putzkraft und kein Hausmeister. Seine Schritte hallten unnatürlich laut auf dem Flurboden, während er die Aufzüge ansteuerte. Für einen Augenblick hätte der Blonde schwören können, dass er hinter sich Schritte hörte. Doch er wusste, dass das nicht sein konnte. Hinter ihm lag lediglich das Art Departement und da war er der letzte Mitarbeiter gewesen. Dennoch musste er sich umdrehen und vergewissern. Wie er erwartet hatte, war er allein im Flur. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er spürte, wie Schweiß auf seine Stirn trat. Er schluckte und erreichte endlich die Aufzüge. Nervös betätigte er mehrmals hintereinander den Knopf nach unten. Gespannt hob er seinen Blick zur Anzeige über der Fahrstuhltür, die ihm anzeigte, in welchem Stock der Aufzug sich gerade befand. Erst nach einigen, endlos scheinenden Augenblicke setzte sich der Aufzug in Bewegung, der irgendwo über ihm sich befunden hatte. Immer wieder blieb er stehen. Vermutlich nahm er mehr Leute auf. Mit einem Ding öffnete sich schließlich die Tür und gab den Blick auf einen übermäßig gefüllten Aufzug frei. Bei dem Anblick all der fremden Menschen, die überwiegend aus Männer bestand trat Joey einen Schritt zurück und lächelte entschuldigend. Dann schloss sich die Aufzugstür wieder und der mobile Raum bewegte sich weiter nach unten. Joey ließ kraftlos die Schulter sinken. Er atmete tief ein und begann an seinem Armbändchen zu zupfen. Die ganze Situation hier machte ihn nervös. Er wollte gerade auf den Aufzugsknopf drücken, als er inne hielt. Er war mitten in der Tagesphase, wo fast alle im Gebäude Schluss machten. Die Chance einen halbwegs leeren Fahrstuhl zu ergattern ging gleich gegen Null. Selbst wenn würde er sich auf dem Weg nach unten weiter füllen. Joey biss sich auf die Unterlippe. Dann fiel sein Blick auf die Tür neben den Aufzügen. Die Treppen. Er wand sich von den Aufzügen ab und nahm die Treppe. Doch das Treppenhaus war nicht viel besser als der Flur vor dem Aufzug. Er war alleine. Seine Schritte hallten von dem ewig hohen Treppenhaus ab und vermehrten sich, so dass der Eindruck entstand, dass noch jemand hier war. Immer wieder blieb Joey stehen und blickte über die Brüstung erst nach oben und dann nach unten, doch er war nach wie vor alleine. In seinen Ohren rauschte das Blut. Schließlich kam er endlich im Erdgeschoss an und verließ das Treppenhaus. Er stand direkt im großen Foyer, durch den eine Menge an Menschen strebte. Statt erleichtert zu sein, endlich nicht mehr alleine zu sein und möglicherweise von einem Psychokiller verfolgt zu werden flammte in ihm seine Angst genau vor diesen - ihm fremde - Menschen auf. Sein Atem ging bereits grob abgehackt. Dann spürte er erneut eine Hand auf seiner Schulter. Erschrocken drehte er sich um und blickte Touji ins Gesicht. Sein Personenschützer hatte hier auf ihn gewartet, wie er es am Morgen gewünscht hatte. Denn eigentlich wollten sie sich mit Honda und Otogi nicht sehr weit weg von hier treffen. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte Touji mit einem besorgten Unterton. Joey nickte nur. "Ja... Ja, alles gut... lassen sie uns gehen!", kam es wenig überzeugend von dem Blonden. Touji nickte und ließ Joey den Vortritt. Der Personenschützer hatte die Anweisung sich stets drei bis fünf Meter hinter Joey zu halten, da dieser nicht wollte, dass jeder sofort wusste, dass er auf einen Bodyguard angewiesen war. Als sie die Kaiba Corp verließen gerieten sie in einen Strom an Menschen, der sie mitriss. Es war eng, laut und die verschiedensten Eindrücke prasselten auf Joey ein. In seinem Ohr klang Setos Stimme, wie er ihm anbot, dass sein Fahrer ihn zu dem Treffen fahren könnte. Doch Joey hatte abgelehnt. Er wollte seinem Geliebten beweisen, dass er am Alltag teilnehmen konnte, ohne das bei jedem Schritt und Tritt ihm jemand die Hand halten musste. Doch das hier... das hatte er nicht erwartet. Im Augenwinkel sah er blondes Haar an sich vorbei huschen. Sofort versteifte er sich und wollte stehen bleiben, doch der Strom der Menschen ließ es nicht zu. Hastig blickte er sich um. Wo waren die blonden Haare hin. Er versuchte hinter sich zu schauen und Touji zu erblicken, doch auch das gelang ihm nicht. Panik flammte in ihm auf. Die Menschenmasse kam an eine große Kreuzung, die für sie gerade auf grün sprang und Joey einfach weiter mit sich zog. Er versuchte an den Rand des Stroms zu kommen, was ihm nach der Kreuzung endlich gelang, so dass er die nächste Möglichkeit nutzte den Bürgersteig zu verlassen. Die nächste Möglichkeit war eine kleine Seitengasse. Dunkel. Leer. Die Menschenmenge schob sich unaufhörlich weiter und Joey versuchte in ihr Touji zu finden. Sein Herz schlug ihm mittlerweile bis zum Hals und er zupfte immer heftiger an seinem Armband. Dann spürte er wieder eine Hand auf seine Schulter. Für einen Moment war er erleichtert, weil er mit seinem Personenschützer rechnete, auch wenn er sich in dem Moment nicht erklären konnte, wie der hinter ihn gekommen war. Doch als er mit einem heftigen Stoß an eine Hauswand gepresst wurde, wusste er, dass die Sicherheit trügerisch gewesen war. Joey Augen weiteten sich in Angst und Panik. Sein Mund wurde schlagartig trocken. Sein ganzer Körper spannte sich an und er suchte mit den Fingern halt an der Wand, die in seinem Rücken stand. Jetzt wusste er, dass er sich eben nicht getäuscht hatte. Vor ihm stand sein Vater, der ihn wütend und gierig angrinste. Doch Joey konnte sich nicht rühren, nicht einmal atmen. "Du mieser, undankbare Sohn einer Hurer!", knurrte sein Vater ihn an. "Du hast mich angezeigt? Wegen Kindesmissbrauch? Dein Ernst?" In der Stimme des Mannes vor ihm schwang Unglaube, Hass und Panik mit. Doch ihm antworten konnte er nicht. Das quittierte der Senior mit einem Schlag in den Magen, der die restlich verbliebende Luft aus den Lungen stieß und Joey sich vornüber beugen ließ, bevor sein Vater ihn an der Schulter wieder nach oben gegen die Wand riss. "Wir gehen jetzt auf die nächste Wache und da wirst du deine Anzeige zurück ziehen!", bestimmte der Mann. Joey hatte mittlerweile begonnen zu zittern. Er wollte nicht mit diesem Mann mit. Er würde ihn nach der Wache garantiert nicht gehen lassen. Dieser Drecksack würde ihn wieder in den Sumpf aus Ekel, Scham und ... Übelkeit begann sich in Joey zu entwickeln. "Hast du überhaupt eine Ahnung, was du damit losgetreten hast?", fauchte sein Vater wütend. "Die Yakuza ist hinter mir her. Hat Angst, dass wenn ich festgenommen werde über mehr plaudere, als den mir zur Lasten gelegten haltlosen Vorwürfe meines Sohnes!" Haltlose Vorwürfe? Die Worte hallten Joey durch den Kopf, als hätte sie jemand in einer großen Halle geschrien und der Schall wurde immer wieder von den Wänden zurück geworfen. "Die wollen mich tot sehen!", brüllte der Mann ihn an, während er seine Faust wieder auf ihn niedersausen ließ. Joey zuckte zusammen und kniff die Augen zusammen, doch der Schlag blieb aus. Er hörte ein kurzes Stöhnen, einen Schlag und wie etwas Schweres zu Boden ging und spürte, wie der Griff seines Vaters ihn plötzlich los ließ. Joey sackte zu Boden, zitterte mehr als je zuvor, wagte kaum zu atmen und hatte immer noch die Augen fest zugekniffen. "Entschuldigen Sie bitte.", meinte eine ihm vertraute Stimme. Nur zögerlich öffnete der Blonde seine Augen und blickte in die des Personenschützers, der seine Hand an seine Wange legte. Die Hand wirkte so warm. Als Joey an Touji vorbei blickte, sah er seinen Vater bewusstlos auf dem Boden liegen. Dann stülpte Touji seine Jacke über Joeys Schultern und schloss sie vorne ein wenig. "Ich habe Sie im Gedränge kurz aus den Augen verloren. Das tut mir unwahrscheinlich leid!", entschuldigte sich der Mann, der ihm wahrscheinlich gerade das Leben gerettet hatte, noch einmal mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. Doch etwas erwidern konnte Joey nicht. Sein Vater stöhnte schmerzverzerrt. "Ich habe die Polizei bereits informiert, sie sollte gleich hier sein und auch Fuguta gebeten, den Wagen herzubringen.", versuchte der Personenschütze die Aufmerksamkeit seines Schützlings auf sich zu lenken. Doch dieser war völlig gebannt von seiner größten Angst, die da halbbewusstlos am Boden lag und immer wieder aufstöhnte. Wenige Minuten später kam Sergeant Nagasato mit einigen Kollegen dazu. Immer noch stand Joey völlig neben sich. Reagierte nicht auf Fragen. Die Polizisten legten seinem Vater, der gerade wieder zu sich kam, Handschellen an. "Joey... Joey, mein Sohn... sag ihnen die Wahrheit...", begann der Alte zu keifen. In diesem Moment kam auch Seto in der Gasse an. Er ging vor ihm in die Hocke und zog ihn an sich ran. "Sag es Ihnen... sag ihnen, dass du gelogen hast...", brüllte Wheeler Senior weiter, während er abgeführt wurde. Der Sergeant ging ebenfalls neben Joey in die Hocke. Legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter des Blonden. Der zuckte nur völlig verschreckt zusammen und blickte sie mit großen Augen an. "Du ehrloser Schwanzlutscher... Du bist nicht mal den Dreck unter meinen Fingernägeln wert... geschadet hat es dir ja nicht, immerhin hat es dir so gefallen, dass du dich jetzt von einem Kaiba in den Arsch ficken lässt!" keifte der Mann, während die Beamten versuchten ihn in das Polizeiauto zu verfrachten, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht, da er sich massiv wehrte. Doch schließlich hatten die Streifenpolizisten ihn endlich im Wagen und schlossen die Tür. "Hören Sie nicht auf ihn!", meinte Sergeant Nagasato. "Er ist wütend und versucht Sie nur zu verletzten. Da er das nicht mehr mit Schlägen und Tritten kann, bedient er sich der Sprache." Joey mied den Augenkontakt mit der Frau. "Ich werde meinen Partner jetzt nach Hause bringen.", kam es schließlich von Seto. Vorsichtig stand er auf und zog Joey mit sich hoch. Als sie einen Schritt gehen wollten, sackte Joey wieder ein. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Doch Seto fing ihn auf und half ihm erneut in einen sicheren Stand. Dabei fiel Joeys Blick auf den Polizeiwagen und sah, wie sein Vater sich darüber amüsierte, dass er gestolpert war. Irgendetwas zerbrach in dem Blonden. Er konnte es jetzt noch nicht benennen, aber er spürte deutlich, wie etwas in ihm kaputt ging. Er schluckte, dann fuhr das Polizeiauto weg. Seto führte ihn zur Limousine, die hinter dem Polizeiauto gestanden hatte und jetzt etwas vorfuhr. Vorsichtig lenkte Seto ihn in das Innere des Wagens, während Joey die Blicke der Menschen, die zum Stehenbleiben gezwungen worden waren, auf sich spüren konnte. Die Scham flutete ihn. Dann brachte Seto ihn endlich weg von hier. Weg von der Straße. Weg aus der Öffentlichkeit. Weg von den ganzen Blicken, die auf ihm geruht hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)