The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 10: Die Entführung III --- Die Schattenseite ---------------------------------------------------- [Tina] Die durchdringenden Augen des Polizeichefs ließen jeden Muskel in ihrem Körper erstarren, bis eine energische Stimme den Polizeichef ablenkte und Tina aus seinem Bann freiließ. Sie atmete kurz ein und musste erst einmal die Konfrontation verdauen. „Sie sehen doch, dass Sie nur das Mädchen einschüchtern. Sie kam erst nach einer langen Reise hierher und nun wird sie schon so einem Stress ausgesetzt, das kann ich nicht dulden, Herr Stahl.“ Der ruhige, aber machtvolle Blick, des Mannes ruhte nun auf Linda, die ihn unbeeindruckt anschaute. Sie hatte etwas ermahnendes im Blick. Im Grunde log Linda jedoch über die wahre Herkunft von Tina. Der Mann wandte sich ab und begutachtete wieder das Mädchen. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Miss.“ Tina wusste nicht wen er genau ansprach, aber er blickte sie direkt an. „Ich mache nur meine Arbeit.“ „Dann machen sie die richtig und schüchtern sie nicht meinen Gast ein.“ Tina war ein wenig beeindruckt von Lindas Talent. Der Polizeichef schien ihr zu glauben und dadurch fühlte sie sich jedoch auch ein wenig schuldig. Im Augenwinkel nahm sie wahr, dass Linda nicht mehr beim Polizeichef stand. Plötzlich ging die Gildenmeisterin zielstrebig in Richtung des Ausgangs. In dieser Richtung stand Rick. Sie blieb vor ihm stehen und schien etwas zu sagen. Ihr Gesichtsausdruck wirkte leicht angespannt. Der Anfang der Diskussion konnte Tina nicht gut verstehen, aber als die Gildenmeisterin lauter wurde und dadurch die anderen Personen im Raum stiller, hörte das Mädchen fast jedes einzelne Wort. „Du bleibst hier! Ich werde das mit der Polizei regeln, du musst dich um Tina kümmern. Du kannst sie nicht wieder allein zurücklassen, sie ist unser Gast!“ Es ließ Tina innerlich anspannen. Peinlich berührt strich sie sich über den Oberarm. ‚Er hat mich nicht allein gelassen, aber jetzt bekommt er deswegen Ärger. Wegen mir.‘ „Was soll das?! Ich bin doch nicht ihr Kindermädchen! Sie ist doch bestimmt fähig auf sich selbst aufzupassen! Wie alt ist sie denn, drei?“ Die Worte von Rick stachen tief, auch wenn Tina sofort verstand, dass er es wahrscheinlich nicht so ernst gemeint hatte. In seinem anschließenden demütigen Blick, der sie im Anschluss anschaute, erkannte sie seine Reue. Nicht destotrotz steckte hinter allem ein wahrer Kern. Seine Freundin war entführt worden. Tina konnte Ricks Blick nicht weiter erwidern. Zu stark bedrängten sie die Schuldgefühle. ‚Hätte ich doch nur besser aufgepasst.‘ „Ist es das? Habe ich dich so gelehrt mit Gästen umzugehen? Sie als Ballast zu sehen? Sie in aller Öffentlichkeit so zu demütigen?“ Lindas Stimme erhob sich. Ricks Blick neigte sich zu Boden. Tina bekam mit ihm Mitleid. Eine innere Stimme ermahnte sie laut auszurufen, dass es doch nicht so schlimm für sie war, aber sie zögerte. „Nein.“ Die Energie und Intensität in seiner Stimme hatten stark abgenommen. „Nein, also! Ich werde mir überlegen, was ich mir als Ermahnung ausdenken werde, aber jetzt gehst du zu Tina, entschuldigst dich und gehst mit ihr hoch.“ Linda atmete kurz ein und wieder aus. Sie fuhr sich kurz über ihren linken Oberkörper, als hätte sie Schmerzen gehabt. „Du verlässt nicht dieses Gebäude und suchst eigenständig nach ihr. Ich werde Alina finden, versprochen! Ich kehre nicht zurück, bis ich sie zurückgeholt habe.“ Der Junge nickte. Sein Blick weiter gesenkt zum Boden. Rick seufzte im Anschluss. Als er wieder aufschaute, blickte er zu Tina und ging langsam zu ihr. Ihr Herz klopfte schneller, denn die umliegenden Blicke der Polizisten ruhten nun auf ihr. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Umfeld etwas von ihr erwartete. ‚Warum schauen mich alle plötzlich so an?‘ „Tina.“ Sie horchte auf. „Ich entschuldige mich bei dir. Ich sehe dich nicht als Ballast. Es ist mit mir durchgegangen. Ich…ähm… also ich… es ist so, dass…“ „Es ist schon o.k. Ich weiß es wegen all dem hier. Es ist eine furchtbare Situation. Du denkst an Alina.“ Tina lächelte. Sie versuchte währenddessen das peinliche Gefühl zu überspielen, das im Moment ihren Körper übernahm. Rick blickte für einen Moment überrascht auf, dann nickte er zustimmend. Ohne länger zu verweilen, ging er mit gesenktem Kopf, aber mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck, die Treppen hinauf. Der Druck von ihren Schultern nahm nicht ab. Sie fühlte sich immer noch schwer. Tina folgte ihm zögerlich die Treppen hinauf. „Sie haben die Gören ja gut im Griff, Frau Westallya. Respekt wie schnell sie dem Burschen gezeigt haben wie der höfliche Umgangston funktioniert.“ Hörte Tina den Polizeichef mit erhobenen Worten. In seinem Ausdruck schwang Arroganz mit, die Tina als sehr unangenehm empfand. Sie traute sich nicht zurück zu blicken. „Ich höre das hier nicht gern, wenn jemand meine Schützlinge als Gören bezeichnet! Wenn sie Respekt von Ihnen einfordern, dann seinen sie gefälligst selbst respektvoll, Herr Polizeichef!“ ‚Linda ist ein guter Mensch.‘ Ihre Worte hatten etwas ermutigendes, wodurch Tina kurz vor Freude die Tränen in den Augen stand. Der Polizeichef kommentierte die Aussage nicht. Wenige Minuten später vor dem Zimmer des zweiten Stockwerk des Hauptquartiers: „Der Typ ist ein Arsch und ein Lakai des Bürgermeisters. Die Leute reden zwar gut über ihn, aber ich mag ihn nicht besonders.“ Rick öffnete die Tür zu dem Raum, indem Tina sich zuletzt ein paar Bücher angesehen hatte. Rick hatte ihn als Lernraum bezeichnet. Er ging hinein und schloss die Türe, nachdem Tina hindurch gegangen war. „Die werden niemals Alina finden. Erst müssen sie die bescheuerte Genehmigung organisieren.“ „Eine Genehmigung? Um Alina zu befreien?“ Schockiert blickte sie Rick an. Er ließ kurz seine linke Hand zu einer Faust werden und lockerte diese im Anschluss wieder. Sein Fuß stand bedrohlich vor dem Tischbein des Arbeitstisches, als würde er gleich ausholen und zutreten wollen. „Im Grunde ja, aber nur weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit jenseits dieser bescheuerten Grenze liegt.“ ‚Er weiß wo sie ist?‘ Tina blickte ihn überrascht an, aber sie traute sich nicht nachzufragen. Sie fand kein sinnvolle Fragestellung. Rick ging nach dem Moment des Schweigens zum Fenster und schaute hinaus. Er schien nach etwas zu suchen. Tina legte ihre Hände zusammen und amtete vorsichtig ein: „Warum… hast du… das… nicht zuvor erwähnt? Also…, wenn du weißt wo sie ist.“ Sie blickte dabei zur Seite. „Weil es hinter der Grenze liegt und wir alle von hier nicht dorthin dürfen. Dieser verdammte Bastard verhängt dafür immer so abartige Strafen. Diese Gebühren sind abartig und haben alles kaputt gemacht.“ ‚Das klingt sehr belastend. Wie kann es nur solche Menschen geben?‘ Tinas Hände verkrampften ein wenig. Ihr Herz fühlte sich ein wenig schwerer an. „Also würde… die Polizei Alina nicht retten wollen, wegen den Strafen?“ Tina brauchte keine Antwort, da sie in seinem Blick die Antwort schon erkannte. ‚Aber wieso kann die Polizei da nichts unternehmen? Ist sie nicht dafür da, oder?‘ „Ich sehe dir an, dass du dich fragst wieso die ach so tolle Polizei hier auf dieser Insel so nutzlos ist. Dieser elendige Haufen… mehr als herum zu nörgeln können die nicht. Vor einer echten Gefahr verkriechen die sich unter dem Schreibtisch vom Bürgermeister.“ Tina empfand seine Worte als hart formuliert, doch die Erkenntnis darüber, dass dies wohl wahr sein könnte, betrübte sie noch mehr. „Dieser Mr. S und der Bürgermeister arbeiten zusammen. Die Polizei gehorcht dem Rathaus, also gehört alles diesem Bastard. Auf dieser Insel war das noch nie anders. Dafür hasse ich diese verdammte Insel.“ „Also das ist alles so furchtbar. Und ihr seid trotz des Stresses so gutherzig zu mir.“ Rick schmunzelte für einen Moment sehr müde und blickte traurig zu Tina. „Ich finde es persönlich wirklich schade, dass du schon mit dieser Wahrheit der VERDAMMTEN Insel konfrontierst wirst. Am liebsten wäre ich auch schon längst fort, aber…“ Rick blickte ein weiteres Mal aus dem Fenster, dann ging er zu Tina. Ein wenig peinlich berührt, als sie bemerkte, dass Rick doch sehr nahe zur ihr heran kam. „Es ist ein offenes Geheimnis, auch wenn mir Linda aus Angst nie etwas erzählen würde, aber Mr. S hat mit dem Verschwinden von Leuten zu tun, die in sein Gebiet gehen, ohne gefragt zu haben. Aber niemand interessiert das. Niemand interessiert es ein SCHEIß, wenn dort etwas passiert, jemand verschwindet oder stir…“ Rick stoppte abrupt und wandte sich wieder von Tina ab. Ihr Herz klopfte wild und sie hatte Gänsehaut bekommen, als sie seinen angestrengten Atem aus der Nähe gespürt hatte. Rick zitterte für einen Moment, dann hielt er sich am Tisch fest, der an die Seite des Raumes geschoben war. Sein Gesicht verzog sich kurz schmerzverzerrt. So kurz, dass Tina es für einen Wimperschlag wahrgenommen hatte. ‚Was ist mit ihm?‘ Geschockt ging Tina vorsichtig zu ihm. Zögerlich streckte sie ihre Hände langsam nach ihm aus, aber sie stoppte. „Rick? Alles in Ordnung? Was ist passiert? Kann ich dir helfen?“ „Ist schon gut, Tina. Ich komm gerade vom Training. Ich bin ein wenig aus der Puste. Das ist alles.“ Der im Anschluss folgende Blick versicherte Tina, dass sie nicht nachhaken sollte, auch wenn sie das wollte. Das Gefühl nichts beizutragen zu können verstärkte sich. Unsicher strich sie sich mit ihrer ausgestreckten Hand wieder über ihren linken Oberarm. Es verging einigen Minuten in dem sich beide anschwiegen. Rick blickte eine Zeitlang aus dem Fenster, dann starrte er immer wieder in verschiedene Richtungen, bis dieser plötzlich zur Tür ging und hinausschaute. Durch die offene Tür nahm Tina wahr, dass keine Stimmen mehr aus der Halle zu hören waren. Rick schlich sich hinaus. Schnell war er um die Ecke verschwunden. Überrascht eilte sie zur Tür. Mit nervöser Hand hielt sie sich am Türrahmen fest und blickte um die Ecke. Rick war schon die Treppen hinunter zum ersten Stockwerk gelaufen. Die mit Teppich belegten Stufen dämmten die Schritte. Tina bemerkte, dass er am unteren Ende der Treppe zielstrebig über das Geländer hinabschaute. ‚Er schaute schon wieder so angestrengt. Was soll ich tun? Hierbleiben? Hat er etwas vor?‘ Plötzlich winkte er Tina hinzu. Sie erschrak und ihr Herz klopfte schneller. Ihre Hand am Türrahmen verkrampfte sich ein wenig. ‚Ich…, aber…‘ Wie von einem magischen Bann angezogen schlich sie nervös die Stufen hinunter. Mit jedem Schritt kam sie dem Geländer näher. Von dieser Position aus konnte sie gut erkennen, dass die Halle inzwischen menschenleer war. Vor dem Hauptquartier stand jedoch noch ein Polizeifahrzeug. Da es inzwischen dunkel geworden war, konnte sie aber nicht erkennen ob sich jemand darin befand. In der Halle waren die Lichter ausgeschaltet worden. ‚Alle sind weg. Sie sind bestimmt bereits auf der Suche.‘ Sie hoffte, dass sie das taten, nachdem Tina sich an die Worte von Rick erinnerte. Mit dem Finger an den Mund gelehnt, machte Rick deutlich, dass sie ihm leise folgen sollte. ‚Er wird nicht auf Linda hören.‘ Tinas Befürchtung bewahrheitete sich, er schlich sich weiter zur Treppe, die hinab in die große Eingangshalle führte. ‚Das Polizeiauto da draußen. Können die uns nicht sehen? Was ist, wenn sie uns sehen?‘ Immer wieder blickte sie nervös zu dem Auto. Als Tina wieder zur Rick schaute, stand dieser schon in der Küche und winkte energisch Tina herbei. ‚Entschuldige.‘ Sie eilte ihm hinterher. „Also wenn ich gleich die Tür öffne, schleichst du dich hinaus und schaust ob jemand da ist. Ist niemand da, dann schleichst du vorsichtig zum Zauntor. Bleib in Deckung und stell dich nicht in irgendein Licht einer Straßenlaterne! Dann gehst du auf die andere Seite des Weges, hinein in den Wald. Verstecke dich dort hinter den Büschen.“ „Ich bin dir keine Hilfe, wenn ich mitkomme. Ich bin nicht gut in so etwas… ich bin doch hier nur ein…“ Ein leichtes Schmunzeln von Rick stoppte sie: „Du bist mir bereits eine Hilfe, wenn Linda dich nicht ausfragen kann. Ich nehme das alles auf meine Kappe, falls es dazu kommt. Außerdem möchte ich dich nicht allein in diesem Gebäude lassen.“ Für einen Moment blickte sie verlegen zur Seite. „Aber nun los, wir dürfen nicht auffallen.“ Schnell verflog das Gefühl der Ruhe. Rick trat nach ihr in den Garten und schloss die Tür. Unsicher und nicht fest zu Fuß schlich sie sich zum Gartentor. Jede Unebenheit im Garten fühlte sich wie eine Tretmine an, die sie gleich zu Fall bringen wollte. Als sie mit ihrer rechten Hand das Gartentor öffnete, fühlte es sich zwar wie ein Halt an, aber auch zeitgleich wie ein petzender Wecker, der Tina an offener Stelle verraten wollte, denn er quietschte lautstark und eine unangenehme Stille folgte dem Geräusch. Eine bedrückende Atmosphäre reihte sich der Stille an, sodass Tina nervös leise ausamtete. Es war zwar dunkel und außerhalb der Wegbeleuchtung kaum etwas zu erkennen, jedoch beschlich Tina das Gefühl, dass sie deutlich gesehen werden konnte, außerdem fühlte sie ein komisches Stechen im Nacken. Ein merkwürdiges Summen nahm sie um sich wahr. „Wahhhh…“ Tina schreckte auf, als eine sanfte Hand ihren linken Arm berührte. Es war Rick der an ihr vorbei auf den Feldweg trat. „Beruhig dich und versuche dich zurückzuhalten. Ich bin es nur. Bitte… versuch dich nicht zu erschrecken. Es ist ganz wichtig, dass du leise bleibst.“ Seine Stimme klang immer fordernder. Der Junge tastete sich voran, während er zielstrebig in verschiedene Richtungen schaute. Sie erkannte, dass ein paar Schweißperlen ihm von der Stirn glitten. ‚Er ist genauso nervös wie ich, aber nicht so feige. Ich muss selbstsicherer werden, um ihm zu helfen.‘ Rick verwies auf einen kleinen Pfad vor den beiden, der zwischen ein paar Bäume führte. „Der führt… dorthin. Da… Grenze… entlang.“ Er sprach so leise, dass sie ihn kaum verstand. Einige Meter nach den Bäumen stand ein Maschendrahtzaun, der scheinbar den Weg versperrte. ‚Das ist die Grenze.‘ Als Rick vor ihr auf den Pfad schritt, eilte sie ihm sofort hinterher. Unsicher blickte Tina währenddessen zurück zum Hauptquartier, das sich in der Dunkelheit wie ein großes Monster vor ihr aufbaute. Nichts schien darauf hinzudeuten, dass jemand die beiden gesehen hatte. Ein Schauder jagte es ihr jedoch plötzlich über den Rücken, als sie bemerkte, dass die Tür, durch die die beiden in den Garten gelangten, langsam zufiel. ‚Was…? Rick hatte die Tür doch geschlossen gehabt, oder?‘ „Die Tür.“ Mit leicht offenem Mund und einem nachdenklichen Blick starrte sie in die Dunkelheit. Nur ein schwaches Mondlicht erleuchtete die Stellen abseits der Straßenlaternen. „Was ist mit der Tür?“ Rick stellte sich neben ihr und blickte ebenfalls zurück. „Sie hat sich im Moment geschlossen. Ich… weiß nicht…, ich denke Linda…, sie hat uns gesehen.“ „Du hast wirklich gesehen, dass die Tür jetzt gerade zufiel? Du hast Linda gesehen?“ Rick wirkte nachdenklicher. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte Tina ableiten, dass dies nichts Gutes bedeutete. „Nein… nicht Linda… ich… ich habe niemanden gesehen.“ „Linda…, aber… müsste noch nicht zurückgekommen sein und wenn sie es ist, dann haben wir nicht mehr viel Zeit. Jemand anderes…, jedoch… könnte es auch nicht gewesen sein. Vielleicht die Polizisten. Ich kann jetzt nicht zurück. Ich werde sie… holen gehen.“ Sofort stürmte Rick in die andere Richtung. Tina blickte ein weiteres Mal zum Hauptquartier. Vermutlich würde der Ärger klein bleiben, wenn sie jetzt zurückkehrte. „Ich komme mit.“ Sie versuchte jeden feigen Gedanken zu verdrängen. Rick war schon einige Meter vorangeschritten und folgte dem Pfad. Mit einer eindeutigen Handbewegung machte er klar, dass sie ihm schnell folgten sollte. Tina nahm ihren Mut zusammen und sie eilte ihm hinterher. Er hatte dabei ein schnelles Tempo. Am Maschendrahtzaun angekommen, lief Rick diesen entlang, aber er überschritt ihn nicht. Als Tina zum Maschendrahtzaun trat, der ihr nur bis zur Hüfte reichte und nicht allzu stabil wirkte, bemerkte sie aus dem Augenwinkel einen Mann, der im Schatten eines Baumes stand, nur schwach beleuchtet vom Mondlicht. Er harrte wenige Meter von ihr entfernt. Der Maschendrahtzaun war das einzige Hindernis zwischen den beiden. Leicht rote Pupillen fokussierten sie für einen Moment aus der Dunkelheit an. Kurz bevor sie angefangen hätte zu schreien, stolperte Tina nach hinten und stieß sich unsanft das Becken an den steinernen Boden. Schweißgebadet blickte sie wieder in die Dunkelheit, den Schmerz vom Fall hatte sie schon verdrängt. Nichts war mehr von diesen Augen zu sehen. Keine Person im Schatten des Baumes. Der Baum stand einsam wie die anderen um ihn herum. Wenige Sekunden vergingen in Stille. Das Mädchen war sich nicht mehr sicher. Hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)