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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 83 - Each Of Their Battles (3)

Turn 83 – Each Of Their Battles (3)

 

 

„Dieses Monster kannst du nicht bezwingen“, versprach Nigel McPherson unheilvoll. Und schwang die Hand aus. „Sieh. Wenn Murciélago Karten durch Kampf oder seinen Effekt zerstört, wird er für jede um 1000 Angriffspunkte reicher.“

Zanthe, auf dem Bauch liegend, sah erschrocken mit an, wie der schwarze Riesenstier von einem Blitz getroffen wurde und stolz aufheulte. Sein Rückenfell, das zu unzähligen Zöpfen geflochten war, flatterte wild aufgrund der Spannung. Seine Klingenhörner pulsierten in ihrem grellen, gelben Licht regelrecht.

 

Murciélago The Thunderblade Bull [ATK/0 → 2000 DEF/0 (9)]

 

„Du kannst gerne weiterkämpfen.“ Der rothaarige Manager von Claire Rosenburg zog die Hand zurück und verschränkte sie zusammen mit der anderen hinter seinem Rücken. „Nur zu.“

Die blonde Weltmeisterin stand ein paar Meter von ihm entfernt und beobachtete alles aus ihren grünen, ausdruckslosen Augen. Ihr Blick und Zanthes trafen sich, doch von ihrer Seite erfolgte keine Regung. Sie war im Grunde nichts als eine leere Hülle, ein Instrument für Nigel, um ein besseres Leben zu führen.

„Ich habe dir gesagt“, ächzte der Werwolf und setzte einen Fuß nach vorn, erhob sich langsam, „ich gehe nicht ohne sie.“

„Dann gehst du gar nicht.“

 

„Pah! Ich bin dran!“ Voller Schwung zog der Kopftuchträger.

Eine kalte Brise wehte über den Hang, auf dem Nigels Haus stand, hinweg. Für einen kurzen Moment flackerte ganz Ephemeria City im Hintergrund auf, als gäbe es ein Problem mit der Stromversorgung, doch erstrahlte gleich wieder in seinem üblichen Glanz.

„Was war das?“

„Irgendetwas Mächtiges ist erschienen“, antwortete Nigel auf Zanthes Frage hin. Doch auch er klang überrascht. „Das hat jedoch nichts mit uns zu tun.“

Da war der Schwarzhaarige sich jedoch nicht so sicher. Wenn da draußen Ärger lauerte, war Anya garantiert nicht weit. Er grinste. Was nicht von langer Dauer war, als er sein Blatt aus drei Karten betrachtete. Zwei Monster, [Constellar Siat] und [Constellar Acubens] und der leider nutzlose Zauber [Constellar Tempest].

Zanthe überlegte. Er könnte mit den beiden Monstern [Constellar Praesepe] rufen, der mit seinem Effekt auf stattliche 3400 Angriffspunkte kam. Doch Murciélago war im Kampf unbezwingbar, mehr noch, nahm Nigel nicht einmal Kampfschaden, wenn das Biest kämpfte.

„So ein Mist.“ Er nahm eine seiner Karten und legte sie horizontal in seinen Duell-Handschuh ein. „Das hier verdeckt. Zugende!“

In vergrößerter Form tauchte der Kartenrücken vor ihm auf. Es war nicht viel, aber vielleicht hielt es den Bullen wenigstens für den nächsten Zug auf. Wenn nicht war Zanthe verloren.

 

[Zanthe: 300LP / Nigel: 3300LP]

 

Wortlos zog Nigel auf, verzog ärgerlich das Gesicht. Also kein Monster. Oder zumindest keines, das er beschwören konnte. Der Werwolf wagte es aufzuatmen.

„Ich setze diese Karte verdeckt“, nahm der Bärtige jene und schob sie in sein rotes D-Pad, woraufhin sie zu seinen Füßen auftauchte, „und greife dein Monster an! Catastrophe Rampage!“

Der Bulle scharte mit dem Vorderhuf aus. Dann schoss er wie ein Pfeil auf Zanthe zu. In seinem Rausch zog er eine ganze Reihe an Blitzen hinter sich her. Zanthes verdeckte Karte wirbelte herum und offenbarte einen weißen Krieger mit orange leuchtenden Scherenhänden, welcher gnadenlos überrannt wurde.

 

Constellar Acubens [ATK/800 DEF/2000 (4)]

 

Zwar versuchte Zanthe dem Biest noch auszuweichen, doch selbst seine Werwolf-Reflexe waren nicht gut genug, so großer Geschwindigkeit zu trotzen: Er wurde frontal gerammt und schreiend in die Luft katapultiert.

„Da du nur eine Karte kontrollierst, hat Murciélago diese durch seinen Effekt zerstört. Das stärkt ihn nur weiter.“

Aus dem Nichts erschien der Bulle vor Nigel und vibrierte regelrecht vor Elektrizität.

 

Murciélago The Thunderblade Bull [ATK/2000 → 3000 DEF/0 (9)]

 

Zanthe gelang es, sich in der Luft zu fangen und zumindest aufrecht zu landen, wodurch er in die Hocke sank. „Urgh!“

Er spürte kaum etwas. Als das Biest ihn getroffen hatte, war sein ganzer Körper taub geworden.

„Du bist dran.“

Der Werwolf biss die Zähne zusammen. Eine schwarze Strähne, welche sich durch sein verrutschtes Kopftuch gemogelt hatte, hing ihm im Gesicht. Schwankend erhob er sich und verfluchte diesen Stier. Der war jetzt schon so stark, dass er jedem Monster in seinem Deck trotzen konnte. Ihm musste etwas einfallen, das Ding loszuwerden!

 

„Draw!“, rief der Werwolf aus und zog schwungvoll. Und die Karte, die ihm das Schicksal geschenkt hatte, nahm er dankbar an. „Ich aktiviere [Constellar Star Cradle]! Die lässt mich zwar in diesem Zug nicht angreifen, dafür erhalte ich zwei Constellare vom Friedhof. Besser gesagt eins, denn das zweite ist ein Xyz-Monster und geht daher ins Extradeck zurück!“

Er suchte sich zwei Karten von seinem Friedhof und zeigte diese vor. Es waren [Constellar Kaus] und [Constellar Pleiades], wobei Letzterer wie angekündigt in den Extradeck-Schlitz geschoben wurde. Zwei goldene Symbole, eine Art Pfeil und ein siebenzackiger Stern, stiegen dabei von dem Handschuh in den Himmel auf.

„Da ich noch [Constellar Siat] auf der Hand halte und du ein Monster kontrollierst, kann ich ihn als Spezialbeschwörung rufen! Dazu noch Kaus als Normalbeschwörung!“ Zwei kleine Schlüssel materialisierten sich in seiner freien Hand, genau zwischen den Fingern. Er schwang beide zur Seite aus. „Open a door to the Water-Bearer! [Constellar Siat]! Open a door to the Archer! [Constellar Kaus]!“

Zeitgleich entstanden zwei Portale neben dem Werwolf, aus mehreren Kreisen mit astronomischen Symbolen darin geformt. Beide zerbrachen und gaben einen kleinen, weißen Jüngling preis, welcher einen im Vergleich zu ihm riesigen Wasserkrug trug sowie einen gleichfarbigen, bogenschießenden Zentaur.

 

Constellar Siat [ATK/100 DEF/1600 (1)]

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4)]

 

„Ich benutze den Effekt von Kaus! Er erhöht seine Stufe um 1. Danach kommt gleich Siats Effekt, welcher die Stufe von Kaus kopiert! Los!“

Sein Zentaur richtete seinen Bogen gen Nachthimmel und feuerte einen goldenen Pfeil ab, welcher kurz darauf im steilen Sinkflug auf ihn herab sauste und in ihm verschwand. Analog dazu begoss sich der kindliche Sternenkundler mit schimmerndem Wasser aus seinem Krug.

 

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4 → 5)]

Constellar Siat [ATK/100 DEF/1600 (1 → 5)]

 

„Wenn ich dein Monster nicht im Kampf bezwingen kann, dann eben anders!“ Zanthe richtete den Arm nach vorne, in dessen Hand sich ein goldener Schlüssel von der Größe eines Schwertes manifestierte. Diesen lehnte er gegen seine Stirn. „Open a gate to the Sacred Star Knights! To the Overlay Network!“

Seine Monster verwandelten sich in gelbe Lichtstrahlen, die der Schlüssel absorbierte. „Aus zwei Stufe 5-Lichtern wird ein gleißender Stern! Rang 5!“

Mit voller Wucht rammte der Schwarzhaarige diesen in die Erde. Um ihn bildete sich ein weiteres Portal, viel größer als die aufrecht stehenden zuvor. „Xyz-Summon! [Constellar Pleiades]!“

Der Runenzirkel um ihn herum zerbarst in tausend Teile. Pleiades stieg aus dem Nichts vor Zanthe empor – ein stolzer, weißer Krieger mit einer schwarzen Schildplatte auf dem Rücken, welcher seine massive Klinge vom Heft an falsch herum, nach unten gerichtet, hielt. Dabei wurde er von zwei Overlay Units umkreist. Dabei dachte Zanthe sich, dass er nicht riskieren konnte, Pleiades im Angriffsmodus zu lassen, wenn nur ein Angriff des Bullen ihn auslöschen konnte.

 

Constellar Pleiades [ATK/2500 DEF/1500 {5} OLU: 2]

 

Eine davon wurde in ihrer Kartenform sofort unter der von Pleiades aus Zanthes Handschuh-Duel Disk hervor gerissen und entschlossen von diesem vorgezeigt. „Den Effekt kennst du sicher noch. Dein Stier macht jetzt einen Abstecher zurück in dein Extradeck! Los!“

Sogleich löste sich die gleißende Sphäre aus ihrer Umlaufbahn und wurde von Pleiades' Schwert absorbiert, welches jener in die Luft warf, richtig herum auffing und in einer 360°-Drehung eine Schockwelle in Richtung Murciélagos zu schleudern gedachte – und prompt in wahnwitzigem Tempo von den Füßen hin bis zum Kopf zu Stein erstarrte.

 

Constellar Pleiades [ATK/2500 DEF/1500 {5} OLU: 2 → 1]

 

Sprachlos starrte der Werwolf seine neue 'Statue' an. Und bemerkte erst jetzt, dass eine Fallenkarte aufrecht vor seinem Gegner stand. Jener sagte: „Daraus wird nichts. [Gorgon's Eye] negiert den Effekt aller Monster in Verteidigungsposition für einen Zug.“

„Das gibt’s doch nicht“, hauchte Zanthe erschüttert. Er sah seine letzte Handkarte an, seinen dummerweise nutzlosen Zauber. Zornig biss er sich auf die Lippen. „Zug beendet!“

Die oberste Schicht des Steins platzte von seinem Sternenkrieger ab, sodass dieser wieder freikam.

 

„Draw Phase“, rief Nigel die seine förmlich gelangweilt aus und zog eine Karte, seine einzige auf dem Blatt, welche er auch sofort ausspielte, „ich beschwöre [Phantom Beast Wild-Horn]!“

Ein zwei Meter großer, aufrecht gehender Elchkrieger mit leuchtendem Geweih, welcher mit einer Handaxt bewaffnet war, tauchte neben dem riesigen Donnerstier auf. Er begann in weißer Aura aufzuleuchten, ausgelöst durch [Phantom Beast Cross-Wing] auf dem Friedhof des bärtigen Managers von Claire Rosenburg.

 

Phantom Beast Wild-Horn [ATK/1700 → 2000 DEF/0 (4)]

 

Zanthe weitete die Augen. „Moment mal, dieses Ding-!?“

„Fügt durchschlagenden Kampfschaden zu, wenn es ein Monster angreift. Los, greife [Constellar Pleiades] an“, befahl Nigel und schwang den Arm aus.

Der Werwolf wich erschrocken zurück, während das Ungetüm angestampft kam. So sollte das alles nicht laufen. Trotzdem musste er sich zur Wehr setzen, denn wenn ihn dieser Angriff traf …

„Pleiades' kann seinen Effekt auch im gegnerischen Zug benutzen!“ Unzufrieden riss Zanthe das letzte Xyz-Material unter diesem hervor und deutete auf den Elchmann. „Der geht zurück auf dein Blatt! Los!“

Die letzte um Pleiades rotierende Lichtkugel verschwand in dessen Klinge, welche jener in einer kompletten Drehung einmal ausschwang. Eine Schockwelle wurde von jener losgelöst, die Wild-Horn erfasste und mitriss, bis dieser sich auflöste. Nigel nahm ihn von seinem D-Pad.

 

Constellar Pleiades [ATK/2500 DEF/1500 {5} OLU: 1 → 0]

 

„Eigentlich hatte ich mir das für den da aufgehoben“, murrte der Werwolf und nickte in Richtung des Bullen, der unruhig mit einem seiner Vorderläufe scharte.

„Ich weiß“, sprach sein Gegenüber, „bedauerlich, dass du keine andere Wahl hattest.“

„Bedauerlich, dass du keine andere Wahl hast, als sie zu unterdrücken“, giftete der Werwolf zurück und richtete sein Augenmerk auf Claire, die regungslos da stand. War sie wirklich so leer in ihrem Inneren, dass sie auf nichts reagierte?

„Sie hat bekommen, wonach sie sich gesehnt hat. Ich sehe nichts Verwerfliches darin.“

„Dann hast du ihr Gewissen wohl nicht automatisch übernommen. Ich weiß nicht, was damals geschehen ist, aber sie lebt inzwischen ein gutes Leben.“ Zanthe verschränkte die Arme. „Denkst du nicht, sie hat es verdient, das auszukosten?“

„Hast du eine Ahnung, was geschieht, wenn ich ihre Emotionen reaktiviere?“

„Du verlierst deine?“

Der Mann nickte. „Unter anderem. Ich werde meine Familie nicht mehr lieben können. Und …“

Aber weiter kam er nicht, da Zanthe ihn harsch unterbrach. „Ist das alles? Ganz oder gar nicht!? Gibt es nicht auch ein Dazwischen? Emotionen sind doch nichts, das es nur in geringen Mengen gibt!“

„Willst du damit sagen, ich solle … sie teilen?“

Die Miene des Werwolfs hellte sich auf. „Das wäre ein Kompromiss, oder nicht?“

„Angriff auf [Constellar Pleiades], Murciélago. Catastrophe Rampage!“

Und verzerrte sich zu einer entsetzten Fratze, als Nigel eiskalt den Vorschlag ignorierte. Der Bulle scharte noch einmal mit dem Vorderhuf aus, ehe er erneut mit wahnwitziger Geschwindigkeit auf Zanthe und dessen Sternenkundler zuraste und dabei brennende Spuren im Gras hinterließ. Letzterer wurde gnadenlos überrannt und auch wenn Zanthe mit einem Hechtsprung versuchte auszuweichen, wurde er von den überall um Murciélago einschlagenden Blitzen erfasst. „Gahhh!“

Dampfend fiel er bäuchlings auf den Boden, das Ungetüm erschien aus dem Nichts vor seinem Herrn. Welcher sagte: „Da mein Monster eine Karte zerstört hat, erhält es 1000 Angriffspunkte.“

Das zu Zöpfen gebundene Rückenfell ebenjenes flatterte regelrecht unter der Spannung und den Entladungen, die um seinen Körper umher schlugen. „End Phase.“

 

Murciélago The Thunderblade Bull [ATK/3000 → 4000 DEF/0 (9)]

 

Schwer atmend richtete sich der Kopftuchträger auf, dessen Glieder unangenehm taub waren. Diese Killermaschine wurde stärker und stärker, ohne, dass er sich effektiv zur Wehr setzen konnte. Wenn er weiterhin defensiv spielte, würde [Phantom Beast Wild-Horn] auf Nigels Hand kurzen Prozess mit ihm machen. Und eine effektive Offensive war nahezu ausgeschlossen, da das Biest unzerstörbar im Kampf war.

Dieser Idiot, fluchte Zanthe innerlich. Begriff er denn nicht, was er seinem Schützling damit antat? Oder war es ihm am Ende gleich, weil er sein eigenes Wohl vorzog? Dann wäre er wirklich menschlich …

„Draw“, rief Zanthe demotiviert aus und riss eine Karte von seinem Deck. Wenigstens war es eine halbwegs brauchbare. „Ich aktiviere [Double Spell]. Indem ich eine Zauberkarte wie [Constellar Tempest] abwerfe, kann [Double Spell] den Effekt eines Zaubers auf deinem Friedhof kopieren.“

„Und welcher soll das sein?“

„Wenn du schon so eine seltene Karte wie [Pot Of Greed] besitzt, hast du sicher nichts dagegen, wenn ich sie mir auch mal ausleihe! So funktioniert teilen!“ Zanthes Zauber klappte vor diesem auf, zeigte kurz das Original-Artwork zweier gegeneinander kämpfender Magier, ehe dieses sich veränderte und zu einem grünen Topf mit einem hässlichen Grinsen wurde. Jener drang aus der Karte hervor. „Damit ziehe ich zwei neue Karten!“

Energisch stockte Zanthe sein Blatt auf, das Gefäß verschwand im Anschluss. Die beiden neuen Karten ließen die Augenbraue des Werwolfs hochfahren. „Hmm?“

 

Es dauerte einen Moment, aber ihm kam eine interessante Idee. Doch bevor er sich zu früh freute, wollte er überprüfen, ob sie überhaupt funktionierte. Daher drückte er eine kleine Taste in seinem Duell-Handschuh ein, wodurch ein stilisierter Spielplan vor ihm auftat, mit dem aktuellen Stand der Dinge. Zanthe tippte auf Murciélagos Karte, die sich daraufhin vergrößerte und den halben Spielplan verdeckte. „Was sagt denn sein Effekt?“

Und tatsächlich! Da war sie, die Schwachstelle, die er vermutet hatte. Mit einem Wisch seiner Hand verschwand das ganze Hologramm wieder. Er nahm eine Karte aus seinem Blatt und legte diese in seinen Handschuh ein. Danach griff er nach einem Schlüssel, der vor ihm in der Luft auftauchte.

„Open a door to the Spiral!“ Jenen richtete er gen Himmel. „[Constellar Sombre]!“

Über ihm entstand der typische Symbolkreis der Sternenkundler und zerbarst nach oben, um eine weiß leuchtende Gestalt freizugeben. Ihr Helm war mit goldenen Hörnern bespickt, der Rücken mit gezackten, blau leuchtenden Flügeln, die wie die eines Schmetterlings wirkten. Elegant glitt die Kriegerin hinab und landete vor ihrem Besitzer.

 

Constellar Sombre [ATK/1550 DEF/1600 (4)]

 

„Mit Sombres Effekt kann ich einen Constellar von meinem Friedhof verbannen, um einen anderen von dort zu erhalten und gleich aus meiner Hand zu rufen!“ Zanthe nahm [Constellar Siat] und [Constellar Kaus] von seinem Friedhof, ließ Ersteren in der Hosentasche verschwinden, nur um Kaus dann auszuspielen. „Open a door to the Archer!“

Den neuen Schlüssel, der zwischenzeitlich in seiner Hand aufgetaucht war, ausschwingend, ließ Zanthe neben sich ein weiteres Portal zerbersten, aus dem der Bogenschütze auf vier Beinen zurückkehrte.

 

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4)]

 

„Zwei Seiten einer Medaille“, wiederholte Zanthe nachdenklich. „Du und Claire. Ihr werdet nie gleichzeitig wahrgenommen werden. Ist es das, was du denkst?“

Nigel drehte sich zu seinem Haus um. „Ohne meine Illusionen wäre sie nie so weit gekommen. Und ich hätte ohne ihre Emotionen nie ein normales Leben führen können. Wir müssen zusammenarbeiten, weil wir ohneeinander nur halb sind. Das ist der Sinn meiner Metapher.“

„Ich kenne da die ein oder andere, die besser passt. Aber“, sprach Zanthe und sah Claire mitleidig an, „zumindest bist du ehrlich. Was nichts daran ändert, dass ich die Augen nicht vor deinem Egoismus verschließen werde!“

Ruckartig stieß er die Faust nach vorne aus. „Ich nutze Kaus' Effekt dieses Mal gleich zweimal, um die Stufen meiner beiden Monster zu verringern!“

Überrascht von dieser Aktion sah der rothaarige Mann auf, als der Zentaur zwei Pfeile in die Luft schoss, die kurz darauf abwärts rauschten und in Sombre und ihm verschwanden.

 

Constellar Sombre [ATK/1550 DEF/1600 (4 → 3)]

Constellar Kaus [ATK/1800 DEF/700 (4 → 3)]

 

Entschlossen öffnete Zanthe die Hand und ließ in ihr einen riesigen, goldenen Schlüssel erscheinen, den er gegen seine Stirn lehnte. „Open a gate to the Sacred Star Knights! To the Overlay Network!“

Seine beiden Monster verwandelten sich daraufhin in gelbe Lichtsphären, die vom Schlüsselbart absorbiert wurden. „Aus zwei Stufe 3-Lichtern wird ein gleißender Stern! Rang 3!“

Schreiend rammte er das Schwert vor sich in den Boden. „Xyz-Summon! [Constellar Hyades]!“

Der Schlüssel wurde von der Erde förmlich verschluckt, öffnete aber im Gegenzug einen weiteren Runenzirkel. Wie durch einen Aufzug kam aus diesem ein Krieger in weiß-goldener Rüstung nach oben gefahren. Die zwei Klingen in seinen Händen zeigten nach unten, wobei rot glühende Ringe am Schwertknauf befestigt waren. Der goldene Helm war ebenfalls mit Hörnern bestückt. Um Hyades kreisten zwei Lichtsphären.

 

Constellar Hyades [ATK/1900 DEF/1100 {3} OLU: 2]

 

Zanthe riss derweil schon ein Xyz-Material unter seinem Monster hervor. „Ich benutze Hyades' Effekt auch gleich, um dein Monster in den Verteidigungsmodus zu zwingen!“

Jener überkreuzte seine beiden Klingen, absorbierte in dieser Haltung eine der Lichtkugeln und schwang seine Waffen im Anschluss weit aus, um ein grelles X in Richtung des riesigen Donnerstiers zu schleudern. Jener wurde am Kopf getroffen und von den Beinen gerissen, landete rutschend auf der Seite vor seinem erschrockenen Meister.

 

Constellar Hyades [ATK/1900 DEF/1100 {3} OLU: 2 → 1]

Murciélago The Thunderblade Bull [ATK/4000 DEF/0 (9)]

 

„Mach sie wieder zum Mensch“, forderte der Werwolf, während er seine letzte Karte in seinen Handschuh einlegte, „bitte!“

Nigel sagte nichts, sondern sah nur herüber zu seinem Schützling, welcher in seiner apathischen Haltung da stand und keinen Mucks von sich gab. Dann richtete er sein Augenmerk auf Zanthe. Und der Blick verdüsterte sich.

Jener rief indes: „Ich aktiviere jetzt den mächtigsten Zauber der Constellar! [Constellar's Ultimate Magic – VRANO METRIA]!“

Welche entgegen des Namens des Ausrüstungszaubers Urano Metria ausgesprochen wurde. Wie von Zauberhand wurde Hyades in die Luft gehoben, ein Ring aus insgesamt zwölf Symbolen tauchte um seine Hüfte herum auf. Es waren die Sternzeichen.

„Urano Metria ist eine besondere Karte“, erklärte Zanthe, „denn je nachdem, wie viele Overlay Units das Ziel übrig hat, rüstet sie weitere Zauber von meinem Deck an es aus.“

Die um Hyades kreisende Lichtsphäre begann grell zu leuchten. „Eine hab ich zum Glück noch und das reicht auch! Ich aktiviere von meinem Deck [Stoic Challenge]!“

Jene wurde von Zanthes Handschuh ausgeworfen und sofort aktiviert. Was dafür sorgte, dass der Sternenkrieger selbst aufzuleuchten begann, in grellem Gold.

 

Constellar Hyades [ATK/1900 → 2500 DEF/1100 {3} OLU: 1]

 

„Neben einem 600-Punkte-Boost für jede Overlay Unit fügt Hyades auch noch doppelten Kampfschaden zu“, erklärte er, „was ihn jedoch am Ende des Zuges sein Leben kostet.“

Nigel kommentierte: „Jede Macht hat ihren Preis.“

„Richtig. Aber nicht jeder ist gerechtfertigt für das, was man bekommt“, kam die passende Antwort.

„Hartnäckig … Du willst wissen, was geschieht, wenn ich ihr zurückgebe, was sie nie wollte!?“ Zornig funkelte Claires Manager seinen Gegner an. „Dann soll dein Wunsch in Erfüllung gehen!“

Das Gras unter ihren Füßen wippte in einer sanften Brise hin und her. Es wurde verdächtig still. Erwartungsvoll betrachtete Zanthe Claire, die wie eingefroren da stand. Schlagartig packte sie mit beiden Händen ihren Kopf und begann wie am Spieß zu schreien.

„Was!?“, stieß der Werwolf hervor. „Was ist mit ihr!?“

„Sie erträgt es nicht“, rief Nigel über den manischen Schreien seines Schützlings hinweg, welcher sich vor beugte, die Finger im Haar verkrampfte. „Wer so lange ohne eigene Emotionen existiert, wird wahnsinnig, wenn er sie so plötzlich zurückerhält. Willst du ihr das wirklich antun?“

„N-nein, aber-“

 

„Beruhige dich doch.“

Nigel stieß einen überraschten Laut aus. Hinter Claire tauchte schlagartig eine größere, drahtige Gestalt auf und berührte sie sanft an den Schultern, was deren Qual jedoch nur zu verstärken schien. Die Blonde stolperte nach vorn.

Exa, der seinen Tarnzauber beendet hatte, streckte die Hand nach ihr aus. „H-hey.“

„Wer bist du!?“, fauchte Nigel den unerwarteten Neuankömmling an.

„Kümmere dich um sie“, wies Zanthe seinen Freund geistesgegenwärtig an, „ich beende das jetzt!“

Der Blonde im karierten Holzfällerhemd nickte und hob den Daumen. „Alles klar!“

 

Zanthe schwang den Arm aus. „Auch wenn ich Claire helfen will, bin ich auch wegen Anya hier. Es tut mir leid, aber ich muss dein Hüterartefakt an mich nehmen!“

Er kniff zerrissen die Augen zusammen. Ein ehemaliger Hüter, der seinesgleichen bekämpfte. Aber Freundschaften hatten Priorität. Zanthe lächelte. Ja, so einer war er wohl … stellte das Leben seiner Freundin über die Sicherheit des Planeten. Dumm …

„Angriff auf Murciélago, [Constellar Hyades]! Red Star Raid!“

 

„Geh weg!“, fauchte Claire plötzlich, als Exa wieder nach ihr greifen wollte. Sie wirbelte mit ausgestrecktem, linken Arm zu ihm herum, was jener überrascht zur Kenntnis nahm und zurückwich. Doch was er nicht kommen sah, war die gezackte Klinge, die dabei in ihrer Hand auftauchte und wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit strahlte.

Zanthe hingegen bemerkte die Waffe sofort. Er rief noch: „Exa, pass' auf!“

Doch es war zu spät. Wie ein Berserker stach Claire in die Richtung des nur einen Augenblick unaufmerksamen jungen Mannes und durchbohrte seine Brust mit dem Schwert.

„Exa! Nein!“, schrie Zanthe aus vollen Lungen, als er mit ansah, wie dessen Mund sich öffnete und er seinem Freund einen verwirrten Blick schenkte, als wüsste er gar nicht, was eben geschehen war.

Selbst Nigel gab einen überraschten Laut von sich.

 

Nebenbei führte [Constellar Hyades] seinen Angriff aus, indem er wie ein Pfeil nach vorne schoss.

 

~-~-~

 

Mit all ihrer Kraft stützte sich Zed in dem riesigen, leeren Hangar mit ihren Händen vom Boden ab. Das schwarze Haar der Undying fiel ihr dabei über Schultern und Rücken, war durcheinander geraten von der vernichtenden Attacke des Ungetüms auf Matts Spielfeldseite.

„So leicht … wirst du mich nicht besiegen … Matthew Summers … niemals!“

Keuchend erhob sich die Frau, deren weiße Robe sichtbare Schäden davongetragen hatte.

„Es tut mir leid“, murmelte der Dämonenjäger aufrichtig, welcher mit ansah, wie sie sich zurück zu ihrer ursprünglichen Position in der Mitte des Hangars schleppte.

 

Über ihm verharrte das riesige, dunkle Wesen, dessen Unterleib aus neun Drachenköpfen bestand, die wie Wurzeln in alle Richtungen wuchsen. Deren Enden waren um den Lendenbereich des humanoiden Torsos gewunden, der nicht nur schwarz wie die Nacht war, sondern auch sämtliche Merkmale eines Gesichts an seinem Kopf vermissen ließ.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 0]

 

Von der schwarzen, an manchen Stellen immer mal wieder violett schimmernden Haut, zogen sich hier und da dünne Fäden ins Nichts.

„Hmm. Yggdrasils Effekt kostet mich meine Battle Phase.“ Matt nahm zwei seiner drei Handkarten und legte sie in sein neues, schwarzes D-Pad ein. „Deshalb setze ich die hier und gebe ab.“

Zischend materialisierten sie sich vor ihm auf dem Spielfeld.

 

[Matt: 4000LP / Zed: 50LP]

 

Nur noch ein Zug, ein winziger Treffer und Zed war besiegt. Doch würde das reichen, um sich genug Zeit für das Öffnen eines Portals zu verschaffen? Er hatte so etwas noch nie getan. Und was war mit dem Schwert Ragnarok, wegen dem er gekommen war? Die Waffe, die selbst den Sammler angeblich zur Strecke bringen konnte? Jetzt abzuhauen hieße mit leeren Händen zurückzukehren, das Ding war noch hinter diesem Thron eingeschlossen.

„Verdammt!“, fluchte er leise. Wieder einmal war etwas, das er angepackt hatte, gründlich schief gelaufen.

 

Zed kicherte bitterböse, als sie endlich ihre ursprüngliche Position eingenommen hatte. „Es gibt keinen Ausweg für dich. Ich ziehe!“

Schwungvoll fügte sie ihrer Hand eine vierte Karte hinzu, nahm kurzerhand eine andere aus dem Blatt hervor und schob sie in ihre sichelförmige, silberne Duel Disk. „Ich aktiviere [Aura Rejuvenation], da mein Leben unter 1000 Punkten liegt. Damit stelle ich nicht nur den Ursprungszustand wieder her, sondern erschaffe gleichzeitig auch noch drei Aura-Spielmarken.“

„Ursprungszustand?“, wiederholte Matt verwirrt.

Doch er begriff mit Schrecken, was sie meinte, als eine goldene Präsenz um die Undying herum zu glühen begann. Ihre zerschlissene, weiße Robe wurde wie von Zauberhand zusammengeflickt, bis nicht ein Riss mehr darin zu sehen war. Das prächtige, lange Haar flatterte wild durch die Luft und legte sich angenehm glatt wieder über ihren Rücken. Und ihre hohe, die Augen verdeckende Maske, welche von Sprüngen übersät war, fügte sich zusammen, als wäre nie etwas geschehen. Dann schossen drei weiße Lichtkugeln aus Zeds Leib und positionierten sich wie kleine Flammen vor ihr.

 

[Matt: 4000LP / Zed: 50LP → 4000LP]

 

„Soul Aura“-Spielmarke x3 [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

„D-das ist doch ein schlechter Scherz“, stammelte Matt leichenblass. „All die Mühen umsonst!?“

„Du vergisst, wen du vor dir hast“, belehrte seine Gegnerin ihn mit einem genüsslichen Grinsen auf den roten Lippen, „die Undying werden nicht vor einem Menschen wie dir in die Knie gehen, egal welcher Kräfte du dich bedienst!“

Matt keuchte, als die Schwarzhaarige ihren Arm ausschwang. „Ich opfere zwei meiner Auren, um dieses hier als Tributbeschwörung zu rufen: [Demigod Of Blooming Nature, Cernnua]! Und da beide Tribute Spielmarken waren, darf ich dank seines Effekts sofort zwei Karten ziehen!“

Buntes Gras spross vor der Undying aus dem Boden. In seinem Wachstum bewegte es sich immer weiter, bis ersichtlich wurde, woran das lag. Von unten nach oben wurden Hufe sichtbar, die zu dem schlanken Körper eines riesigen, eleganten Hirsches gehörten. An seinem prächtigen Geweih hingen Trauerweidenzweige, die im starken Kontrast zum silbernen Fell der Kreatur standen. Aus strahlend blauen Augen betrachtete diese den beeindruckten Matt.

 

Demigod Of Blooming Nature, Cernnua [ATK/2400 DEF/2500 (10)]

 

„Da wieder ein Demigod als Tributbeschwörung gerufen wurde, erhält [Advent Of The Demigods] eine weitere Zählmarke“, erklärte Zed derweil.

Jene vor ihr aufrecht stehende Karte hatte Matt komplett ausgeblendet. Um die kreiste bereits eine kleine, weiße Flamme, die sich kurzerhand teilte.

 

Advent Of The Demigods [Zählmarken: 1 → 2]

 

Die Undying nahm eine weitere Karte aus ihrem Blatt und schob sie in ihre Sichel-Disk. „Nun statte ich mein Monster mit dem Ausrüstungszauber [Mark Of The Maker] aus, was nur bei Monstern der Stufe 10 oder höher möglich ist. Damit erhält es 500 Angriffspunkte.“

Ein kompliziertes Symbol aus ineinander verlaufenden Kreisen, die zusammen eine Art Rose zeichneten, tauchte auf der Stirn des Hirsches auf. Rötlich leuchtend, begann es zu pulsieren.

 

Demigod Of Blooming Nature, Cernnua [ATK/2400 → 2900 DEF/2500 (10)]

 

„Indem ich die letzte 'Soul Aura' opfere, aktiviert ich den Effekt von [Demigod Of Blooming Nature, Cernnua]! Das verdoppelt bis zum Ende des Zuges seine Angriffspunkte!“

Matt wurde aus seiner Faszination gerissen und weitete die Augen, als die letzte weiße Flamme in dem Hirsch verschwand und ihn in eine grüne Aura tauchte. An den Spitzen dessen Geweihs bildeten sich erst kleine Knospen, die sich zu prächtigen, weißen Blüten öffneten.

 

Demigod Of Blooming Nature, Cernnua [ATK/2900 → 5800 DEF/2500 (10)]

 

„Stell dich deinem Untergang!“, verkündete Zed und schwang den Arm aus. „Angriff!“

Zuerst wunderte sich Matt, warum Zed von Untergang sprach, wenn [Primalswarm Yggdrasil] den Großteil des Angriffs abfangen konnte. Dann aber fiel ihm ein, dass jener nicht das einzige Monster war, das er kontrollierte – da war noch [Evilswarm Thunderbird]! Neben dem riesigen Ungetüm geriet der düstere Vogel mit den dornenbesetzten Tentakeln an der Stirn fast in Vergessenheit.

 

Evilswarm Thunderbird [ATK/1650 DEF/1050 (4)]

 

Der Hirsch legte den Kopf in den Nacken, sein Geweih begann in goldenem Licht zu erstrahlen.

„So leicht wird das nicht! Permanente Falle aktivieren, [Infestation Infection]! Damit kann ich einen Schwärmer vom Feld ins Deck zurückschicken, um von dort einen anderen aufs Blatt zu bekommen!“ Matts Karte sprang rechtzeitig auf und tauchte den Vogel in einen finsteren Nebel, bis jener sich mit diesem vermischte und verschwand. „Ich wähle [Evilswarm Kerykeion]!“

Noch während Matts D-Pad die genannte Karte ausspuckte, feuerte Cernnua von seinem Geweih ein ganzes Dutzend Lichtstrahlen ab.

„Hmpf! Dann ist [Primalswarm Yggdrasil] das Ziel!“

Wie von einem Regensturm wurde das riesige, schwarze Unwesen mit den neun Drachenköpfen am Unterleib getroffen und ging in zahllosen Explosionen unter. Matt hielt sich den Arm vors Gesicht, wurde von den Druckwellen regelrecht weggedrückt. „Urgh!“

Schließlich wurde der Gegenwind zu stark und riss den Dämonenjäger von den Füßen. „Ahh!“

 

[Matt: 4000LP → 1250LP / Zed: 4000LP]

 

Hart schlug der Schwarzhaarige auf dem metallischen Boden auf und schrie schmerzerfüllt.

Doch auch Zed stieß einen überraschten Laut aus. Denn als der Rauch der Explosionen sich lichtete, thronte Yggdrasil unversehrt mit verschränkten Armen über Matt.

Jener presste mühsam hervor: „Überrascht? Inkarnationen können nur durch Xyz-Monster im Kampf besiegt werden. Als weise Undying solltest du das wissen.“

„Willst du mich beleidigen, Matthew Summers? Natürlich verfüge ich über diese Informationen.“

„Sah mir gerade eher nicht danach aus“, stichelte der jedoch belustigt und richtete sich auf, hielt sich den linken Arm, der den Aufprall am härtesten zu spüren bekommen hatte, zum Glück aber nicht gebrochen war. „Au!“

„Erfreue dich an deinem Hochmut, solange du noch kannst. Ich beende meinen Zug.“

Die Blüten an Cernnuas Geweih verwelkten und fielen wie Herbstlaub zu Boden.

 

Demigod Of Blooming Nature, Cernnua [ATK/5800 → 2900 DEF/2500 (10)]

 

„Mein Zug, Draw!“, verkündete Matt in einem derart forschen Tonfall, dass jener glatt von Anya hätte stammen können. Schwungvoll zog er auf und betrachtete sein Blatt. Doch nur für einen kurzen Augenblick, denn wieder zog der Demigod seine Aufmerksamkeit auf sich.

Matt konnte es nicht beschreiben, aber irgendetwas erschien ihm seltsam an dessen Erscheinung. Diese Augen, so lebendig, so ausdrucksvoll. Ein Blick, der keinen Konflikt wünschte, aber dazu gezwungen wurde.

Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. Was war mit ihm los, das war doch Unsinn!

„Zuerst der Effekt von Yggdrasil, mit dem ich sofort ein Monster von meinem Deck als Overlay Unit an ihn anhängen kann! Ich nehme [Evilswarm Heliotrope]! Black Law!“

Seine riesige Kreatur streckte den linken Arm aus, über der eine schwarze Sphäre entstand, die um sie zu kreisen begann.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 0 → 1]

 

„Normalbeschwörung, [Evilswarm Kerykeion]!“, setzte Matt seinen Zug umgehend fort.

Eine schwarze, engelsgleiche Gestalt tauchte vor Matt auf. Sie stieg mit gespreizten Schwingen in die Höhe und hielt dabei an einem großen Stab fest, um den zwei goldene Linien gewunden waren.

 

Evilswarm Kerykeion [ATK/1600 DEF/1550 (4)]

 

Violett-schwarzer Nebel bildete sich ohne Vorankündigung am Boden unter dem beflügelten Wesen, das mit dem Stab darauf deutete. „Kerykeion hat einen besonderen Effekt, mit dem ich einen Schwärmer vom Friedhof verbannen kann, um einen anderen von dort zu erhalten.“

Matt zeigte bereits [Evilswarm Bahamuts] Karte vor und verstaute sie in der Innentasche seines Ledermantels, ehe sich ein vierbeiniger Mech aus dem Nebel erhob, halb weiß, halb schwarz.

„Mit Kerykeions zweitem Effekt kann ich das erhaltene Monster auch sofort beschwören. Da [Evilswarm Golem] jedoch ein 5-Sterne-Monster ist, muss ich Kerykeion als Tribut anbieten.“

Jener löste sich in blauem Licht auf und machte der metallischen, schlanken Gestalt Platz, deren schwarze Hälfte organisch, besser gesagt insektoid war. So wirkte er in seiner Haltung wie ein Grashüpfer.

 

Evilswarm Golem [ATK/2150 DEF/1250 (5)]

 

„Golem hat auch einen besonderen Effekt, den ich dir nicht vorenthalten möchte.“

Ein roter Lichtpunkt tauchte plötzlich auf der Stirn des Hirsches auf, direkt in der Mitte des göttlichen Symbols. Er ging vom einzelnen Auge des Mechs aus.

„Sofern es nicht gerade ein Finsternis-Monster ist, kann [Evilswarm Golem] das Ziel sofort zerstören, wenn es mehr als vier Stufensterne besitzt.“ Matt grinste verschlagen. „Ich mag vielleicht vom Pech verfolgt sein, aber duellieren kann ich mich ganz gut, schätze ich! Los!“

Schon stieß die insektoide Maschine einen Laserstrahl aus dem Auge aus, welcher Cernnua glatt den Kopf wegfegte. Tränen rannen dabei aus seinen Augen. Matt bemerkte dies nicht, zu abgelenkt war er davon, dass das magische Wappen an Cernnuas Stirn nicht mit dem fallenden Gott verschwand, sondern sich in eine aufrechte Position begab.

Zed war es, die höhnisch lachte. „Wie berechenbar.“

„W-was wird das?“

Die diversen Kreise, aus denen das Muster bestand, bewegten sich von dessen Mitte weg, während sie wuchsen und wuchsen. So wurde das Gebilde bald größer als Zed. In jedem der mindestens zwanzig Zirkel flackerte ein fremdartiger Buchstabe auf. Nur in der Mitte, dort flackerte ein kompliziertes Strichsymbol.

„Wird ein mit [Mark Of The Maker] ausgerüstetes Monster von meinem Gegner zerstört, beendet dieser Zauber sofort seinen Zug.“

„Was!?“

„Aber das ist nicht alles. Auch alle Monster meines Gegners werden dabei vernichtet.“ Zed reckte den Kopf hoch. „Das ist die Strafe Gottes dafür, seine Schöpfung entweiht zu haben!“

„Ah!“ Matt weitete die Augen, als alle Kreise zeitgleich wieder ineinander huschten und einen einzigen ergaben, aus dem ein gewaltiger, hellblauer Lichtstrahl geschossen kam. „Du willst es echt wissen, was!? Nicht mit mir! Verdeckter Schnellzauber, [Infestation Pandemic], schütze meine Monster!“

Seine zweite gesetzte Karte sprang auf, wodurch sich beide Schwärmer komplett in finstere Partikel hüllten. Als sie von dem Lichtstrahl erfasst wurden, konnte dieser zwar diese zusätzliche Schicht zerfetzen, doch nicht die beiden Monster an sich. Matt atmete erleichtert durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Phew, das war knapp. Du bist gut darin, den Spieß umzudrehen.“

 

Zed begann leise zu lachen.

„Was ist?“, fragte Matt irritiert. „Das war ein Kompliment.“

„Du rügst mich, nichts über die Immateriellen und ihre Inkarnationen zu wissen und siehst nicht einmal das Offensichtliche?“

Jener verkrampfte. „Wovon redet sie …? … W-was? Sag nicht-!“

Wie gelähmt starrte er die leere Stelle an, wo der Hirsch aufgeschlagen und verschwunden war. Seine Lippen bebten. „D-das sind … das waren … deine Monster, sie …“

„Sind Immaterielle, ja.“

Erstarrt wie er war, blickte Matt zu Zed auf. „Wie … wie ist das möglich?“

„Aus welchem Grund sollte es nicht möglich sein? Es ist dasselbe Prinzip wie bei Anya Bauer und Levrier. Nur dass ich eine ganze Armee von Immateriellen kommandiere.“

„Warum!?“, fauchte der Dämonenjäger und schwang dabei den Arm aus. „Das sind Lebewesen! Du kannst sie doch nicht einfach in Karten sperren!“

Doch die Undying lachte weiter kalt und grausam. „Sie dienen einem höheren Zweck und das wissen sie. Niemand hat sie gezwungen. Alles geschieht freiwillig. Die Immateriellen leihen mir ihre Kräfte.“

„Du als Undying brauchst die Kräfte von Immateriellen?“, fragte Matt ungläubig.

„Nein, für gewöhnlich nicht. Im Gegenteil. Ihr Dasein ist konträr zur ewigen Ordnung.“
 

Was meinte sie damit? Matt begann sich zu fragen, was genau die ewige Ordnung überhaupt sein sollte. Bisher waren sie alle davon ausgegangen, dass es ein Regelwerk der Undying war, um die Welt in gut und böse einzuteilen. Doch was hatten die Immateriellen damit zu tun?

 

„Dein hilfloser Gesichtsausdruck ist Beweis dafür, dass du gar nichts weißt, Matthew Summers. Die Äthergeister sind dir ein vollkommenes Rätsel und da wagst du es, mich belehren zu wollen? Absurd.“ Die schwarzhaarige Undying lachte auf.

Matt hingegen wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Äther? Das ist doch nur einer von vielen Begriffen für die Macht, die Dämonen und übernatürliche Phänomene besitzen. Es ist nicht einmal erwiesen-“

„Es ist die korrekte Bezeichnung für die Kraft, die alles ausmacht.“

In Ermangelung einer klügeren Reaktion fragte Matt leise: „Was ist die ewige Ordnung?“

„Du amüsierst mich. Die ewige Ordnung“, antwortete Zed ihm und verlor all ihren Hohn dabei, „ist den Ätherstrom so fließen zu lassen, wie es vorherbestimmt ist. Keine Änderung seiner Richtung zuzulassen. Und Immaterielle besitzen genau diese Kraft, denn sie sind nicht Teil des Ätherstroms.“

Matt öffnete den Mund, aber sein Gegenüber kam ihm zuvor.

„Du begreifst es nicht? Der Ätherstrom ist nichts anderes als die Zukunft.“

„Dem Schicksal einen neuen Pfad hinzufügen … verändert den Ätherstrom?“

Zed nickte.

 

„Möchtest du es sehen?“, fragte sie plötzlich und griff nach ihrer Sichel-Disk. „Ich zeige es dir!“

Das Dröhnen einer Maschine erklang. Matt wirbelte erschrocken herum und stellte fest, dass das Tor des Hangars, vor dem er sich duellierte, langsam seine Pforten öffnete. Die Kinnlade des jungen Mannes klappte herunter, als er sah, was sich hinter den zwei zur Seite schiebenden Toren befand.

Das All. Ein Meer aus Sternen … das Versteck der Undying befand sich im Weltraum! Aber nicht das war es, was den jungen Mann so faszinierte. Es war dieser riesige, hellblaue Strom, der gut sichtbar an der Basis vorbei zog. Wie ein Kometenschweif.

„Siehe, was Leben wirklich ist“, hörte er Zed hinter sich sagen.

Seine Füße waren schwer wie Blei, als Matt sich in Bewegung setzte und zu der Schleuse ging, die dank eines aus dutzenden sechseckigen Waben bestehenden Kraftfelds immer noch abgeriegelt war. Als er jene erreichte, bemerkte er erst, dass der Ätherstrom weder Anfang noch Ende zu kennen schien. Aber er bewegte sich. In seinem schönen, geraden Verlauf leuchteten hin und wieder weiße Stellen auf, manchmal aber auch lösten sich einzelne Stränge auf oder färbten sich kurzzeitig schwarz. In seiner Mitte jedoch gab es schwarze Stränge, die ihre Farbe konstant beibehielten.

Fassungslos drehte Matt sich um. „Ist das … wirklich 'Leben'?“

Zed nickte. „Das ist, war wir als Undying beschützen. Der Strom darf nur in Ausnahmefällen verändert werden und das nur von den Undying.“

„Kann … kann dieses Ding denn beschädigt werden?“, kam die nächste Frage eher plump daher.

„Nichts kann sich dem Ätherstrom nähern. Was ihn berührt, vergeht, unabhängig davon, woraus es gemacht ist.“

 

Zed griff nach ihrem Deck. „Ich zeige dir noch etwas. Das, was geschieht, -wenn- Einfluss auf den Ätherstrom gewirkt wird. Ich ziehe!“

Matt spürte es sofort, ein grauenhaftes Stechen in seiner Brust, das ihn beinahe in die Knie zwang. Das gesamte Deck seiner Gegnerin leuchtete, als diese schwungvoll zog. „Sieh hin!“

Der Aufforderung folgend, blickte Matt über die Schulter und erschrak. Ein dünner, roter Blitz schoss durch den Äther, ein einzelner Faden, der für einen Moment sichtbar blieb. Dann spaltete sich der Fluss vor seinen Augen. Und während die eine Hälfte von der Station wegbog und verging, wuchs die andere Hälfte an und floss ungehindert weiter, bis die ungefähre Form des Originals wiederhergestellt war.

„Das ist die Macht der Immateriellen, 'dem Schicksal einen neuen Pfad hinzuzufügen'.“ Zed schnippte, die Schleuse schloss sich langsam.

Womit Matt sich wieder aufrichtete, sprachlos von dem, was er erfahren und gesehen hatte. Als er wieder zu seinem alten Platz zurückkehrte, merkte er, dass sich seine Beine nun weich wie Pudding anfühlten.

„Genug der Erklärungen“, sprach Zed streng und streckte die Hand aus, „ich benutze den Effekt von [Advent Of The Demigods] und schicke diesen Zauber auf den Friedhof, um meiner Hand genauso viele Demigods hinzuzufügen, wie Zähler auf ihm lagen.“

Zwei Karten schoben sich aus Zeds Deck, welche jene aufnahm und damit insgesamt sechs in den Händen hielt. „Meine Wahl fiel auf [Demigod Of Eternal Winter, Northgrimm] und [Demigod Of Purging Fire, Efreet].“

„Mehr Tributmonster?“ Matt schwante Böses.

Was dann jedoch kam, damit hätte ier m Leben nicht gerechnet. Zed zeigte eine einzelne Karte vor, deren obere Hälfte orange-braun wie die eines Effektmonsters, die untere jedoch grün wie die eines Zaubers war. Ein Pendelmonster!

„Siehe, welchen Pfad ich mit der Macht der Immateriellen erschaffen habe!“, rief Zed aus und hielt die Karte in die Höhe. „Ich aktiviere [The G.O.D. Pendulum]! Pendulum Scales set!“

„Huh!?“, platzte es aus Matt heraus, der noch nicht ganz auf der Höhe war. „Moment, braucht man für einen vollständigen Pendelbereich nicht zwei Monster!?“

Eine einzelne blaue Lichtsäule schoss hinter Zed aus dem Boden. Matt weitete beim Anblick des Wesens, das in ihr empor stieg, die Augen. Das Grundgerüst bildete ein einzelnes Zahnrad, an dem eine komplizierte Apparatur bestehend aus Rohren, Kesseln und anderen Behältnissen hing, aus denen kontinuierlich Dampf ausgestoßen wurde.

„Das ist wahr“, antwortete Zed derweil auf Matts Frage, „wenn jedoch keine weitere Karte in meinen Pendelzonen liegt, besetzt [The G.O.D. Pendulum] beide.“

Über dem flach liegenden, sich drehendem Zahnrad befand sich eine weitere Plattform, auf der ein riesiger Thron stand. Dort saß eine mechanische Kreatur, deren unglaublich lange Arme zu beiden Seiten ausgestreckt waren. In den goldenen Händen hielt sie zwei Pendel, aus blauem und rotem Kristall bestehend. Eines drehte sich im, das andere entgegen dem Uhrzeigersinn.

„Aber selbst wenn es beide Pendelzonen benutzt, nützt das doch nichts!“, protestierte Matt. „Da man unterschiedliche Pendelwerte braucht, um-“

„Verstehst du es nicht? Genau das zeichnet [The G.O.D. Pendulum] aus.“ Zed lachte arrogant. „Der blaue Pendelbereich ist 0, der rote dagegen 13. Abhängig davon, in welcher Zone mein Monster liegt, wird der entsprechende Wert aktiviert.“

Matt begriff endlich, als die Gottheit ihren Höhepunkt am Dach des Hangars erreicht hatte. Von ihren schwingenden Pendeln strahlten blaue Lichtkegel hinab neben Zed.

„Und da es theoretisch in beiden liegt …“, schloss der Dämonenjäger leise.

 

<0> Zeds Pendelbereich <13>

 

„So ist es. Mit nur einer Karte kann ich eine Pendelbeschwörung durchführen. Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!““

Zed streckte den Arm in die Höhe, wo ihre mechanische Kreatur verharrte. Das Zahnrad in ihrer Mitte begann sich schneller und schneller zu drehen, genau wie die Pendel in ihren Händen. Fast wirkte das humanoide Wesen auf dem Thron wie ein schwarzer Ritter, der schlief, während er die Pendel hielt. Und erwachte, als er den Kopf anhob.

Unterhalb seines mechanischen Unterleibs öffnete sich ein Portal, um das sich dutzende Lichtellipsen schlossen.

„Verdammt!“, fluchte Matt nervös.

„Pendulum Summon!“, donnerte Zed dagegen und fuhr mit den fünf Karten ihrer Hand über ihre Sichel-Disk, um eine nach der anderen dort abzulegen. „Aus meiner Hand beschwöre ich die Demigods Efreet, Northgrimm, Bismarck, Luminez und Dremorah!“

Voller Schrecken beobachtete Matt, wie ganze fünf rote Lichtstrahlen unterhalb des Gottes hinab zu Zeds Füßen schossen und sich eine Kreatur nach der anderen erhob. Zuerst ein aufrecht stehender, weißer Mannseber mit gewaltigen, schwarzen Klauen und Hörnern, daneben ein bis zur Decke reichender Riese, bewaffnet mit einer doppelköpfigen Axt. Der Bart des an einen Wikinger erinnernden Kriegers reichte sogar bis zum Boden. In der Mitte folgte ein weißer, fliegender Pottwal, ziemlich flach, dafür aber mit blauen Edelsteinen am Rücken bestückt. Besonderes Augenmerk verdienten aber die beiden Göttinnen neben ihm, eine engelsgleich mit acht weißen Flügeln, über deren Kopf eine grelle Sphäre schwebte und eine mit sechs ledrig-schwarzen Fledermausschwingen, in deren nackten Bauch ein schwarzes Loch prangerte. Beide waren nur dürftig durch weiße beziehungsweise schwarze Ledergurte an den wichtigsten Stellen bedeckt.

 

Demigod Of Purging Fire, Efreet [ATK/2900 DEF/2300 (10)]

Demigod Of Eternal Winter, Northgrimm [ATK/3000 DEF/2500 (10)]

Demigod Of Ravaging Sea, Bismarck [ATK/2800 DEF/2200 (10)]

Demigod Of Stellar Glow, Luminez [ATK/2700 DEF/2700 (10)]

Demigod Of Crawling Darkness, Dremorah [ATK/2700 DEF/2700 (10)]

 

Beim Anblick der fünf Halbgötter konnte der Dämonenjäger nur noch schlucken und einen Schritt zurück stolpern. „Das ist doch nicht wahr, oder?“

„Dies ist die Realität. Und sie wird noch grausamer sein, als du es dir vorstellen kannst. Ich aktiviere den letzten Effekt von [Advent Of The Demigods] von meinem Friedhof und verbanne diese Karte, um die Werte meiner Monster um 400 zu erhöhen!“

„Was!?“

Die Augen eines Gottes nach dem andere, mit Ausnahme des gesichtslosen Bismarck, begannen so grell blau zu leuchten, dass man nicht lange hinsehen durfte, ohne dabei geblendet zu werden.

 

Demigod Of Purging Fire, Efreet [ATK/2900 → 3300 DEF/2300 → 2700 (10)]

Demigod Of Eternal Winter, Northgrimm [ATK/3000 → 3400 DEF/2500 → 2900 (10)]

Demigod Of Ravaging Sea, Bismarck [ATK/2800 → 3200 DEF/2200 → 2600 (10)]

Demigod Of Stellar Glow, Luminez [ATK/2700 → 3100 DEF/2700 → 3100 (10)]

Demigod Of Crawling Darkness, Dremorah [ATK/2700 → 3100 DEF/2700 → 3100 (10)]

 

Matt wusste sofort, was er tun musste. „Ich benutze den Effekt von [Infestation Infection]!“

Seine vor ihm aufrecht stehende Falle leuchtete kurz auf und schon verwandelte sich [Evilswarm Golem] in pechschwarzen Nebel, der sich auflöste.

„Damit schicke ich einen Schwärmer in mein Deck zurück und erhalte einen anderen. Ich fürchte, für diesen Kampf werde ich [Evilswarm O'lantern] brauchen …“

Sein D-Pad spuckte die Karte aus, nachdem Matt die andere hineingemischt hatte.

„Hör mal“, begann er mit erhobenen Armen. Beschwichtigend versuchte er auf die Undying einzureden. „Du musst das nicht tun. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir den Sammler aufhalten. Es gibt so viele Fragen, die ich habe, die uns helfen würden, euch besser zu verstehen.“

„Und ich werde keine davon beantworten. Deine Zeit ist beinahe um, Matthew Summers.“ Zed hob die Hand wie ein Schiedsrichter, der dabei war, sein Urteil zu verkünden. „Genieße, was dir noch vom Leben bleibt. Schmerz! All meine Monster, greift [Primalswarm Yggdrasil] gleichzeitig an!“

Schweiß stand auf Matts Stirn geschrieben, als die Kreaturen sich eine nach der anderen bereit machten. Sein Monster würde die Angriffe zwar überstehen und er auch, doch dass das weh tun würde, stand völlig außer Frage.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 1]

 

Er schluckte. Dann ging es los. Zuerst war der Riese Northgrimm an der Reihe, welcher seine gewaltige Axt horizontal in Yggdrasils Richtung schwang und dabei zwei der Drachenköpfe glatt abschlug. Der schneidende Wind zischte an Matt vorbei, hinterließ einen tiefen Schnitt vom rechten Oberarm an bis zur Schulter, der sich sogar über seine rechte Wange zog. Blut spritzte aus seiner Wunde, doch er hatte keine Zeit zum Durchatmen, als Efreet eine weiße Feuerkugel in der Luft entstehen ließ, die er mit einem Faustschlag auf Yggdrasil schleuderte. Zwar wurde Matt nicht von der Explosion getroffen, doch die daraus entstandenen, flammenden Winde machten ihm das Leben zur Hölle.

„Argh!“, stöhnte er mit überkreuzten Armen vor dem Gesicht.

Schon öffnete der flache Wal in der Luft sein riesiges Maul, was fast die Hälfte seines Körpers ausmachte und ließ eine Sturmflut aus seinem Rachen steigen. Jene riss Matt glatt von den Füßen.

 

[Matt: 1250LP → 900LP → 650LP → 500LP / Zed: 4000LP]

 

Meterweit wurde er von seinem ursprünglichen Standpunkt weggespült. Und das war längst nicht das Ende. Luminez, die engelhafte Göttin, schoss aus der Lichtsphäre über ihrem Kopf einen gewaltigen Strahl ab, der ein Loch in den Torso des ersten Schwärmers brannte und den liegenden Matt voll erfasste. „Gaaarh!“

Parallel dazu lud die dämonische Dremorah in dem schwarzen Loch in ihrem Bauch eine dunkle Sphäre auf, die sie abschließend abfeuerte. Jener zerfetzte in ihrem Flug den halben Unterleib Yggdrasils und explodierte, als sie mit Matt Kontakt herstellte. Sein Schrei ging dabei unter.

 

[Matt: 500LP → 450LP → 400LP / Zed: 4000LP]

 

In einer Lache aus Blut lag der geschundene, junge Mann am Boden. Und während sich sein Monster durch das Absorbieren schwarzer Partikel in der Luft binnen kürzester Zeit regenerierte, die verlorenen Drachenköpfe nachwachsen ließ, hatte er nicht so viel Glück.

Matt lag auf dem Bauch, konnte sich kaum rühren. Alles war vor seinen Augen verschwommen. Sein Blick ging an den Monstern von Zed vorbei ins Leere, zu der Tür, die aus dem Hangar führte.
 

Und er ahnte nicht, dass auf deren andere Seite noch jemand war. Jemand, der unsicheren Schrittes durch den Gang zog. Die schwarzen Stiefel stoppten ruckartig, als der Lärm weiter voraus verklungen war.

 

„Zug beendet“, kündete Zed autoritär an.

 

~-~-~

 

Die Luft im Ballsaal vibrierte förmlich vor Spannung. Der Hüne Ricther in seiner gold-silbernen Rüstung stand da wie gelähmt im Antlitz der puppenhaften, grünhaarigen Drachenreiterin Winda, die an violetten Fänden hing. Durch ihren Effekt konnte er keine Monster mehr in diesem Zug spezialbeschwören, was sein Ende bedeutete, wenn er nichts unternahm. Nahezu unbemerkt lag weiter unter ihr eine horizontal liegende, verdeckte Monsterkarte, unter der sich ein schwarzer Falke befand.

 

El Shaddoll Winda [ATK/3700 DEF/2300 (5)]

Shaddoll Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]

 

Ricthers Feld dagegen war komplett leer. Und auch wenn die Puppe es hauptsächlich ihrer Waffe, dem Ausrüstungszauber [Fusion Weapon], verdankte, dass sie so stark war, änderte das nichts an den Tatsachen.

 

[Ricther: 3300LP / Collector: 4000LP]

 

Das Licht des Kronleuchters über dem Saal flackerte kaum merklich. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man über den Stufen der Wendeltreppen, die hinter dem rothaarigen Sammler hinauf zur oberen Ebene des Raums führten, ebenfalls Luftbewegungen erkennen. Irgendetwas geschah hier.

Ricther, der mit dem Rücken zur riesigen Flügeltür stand, die aus dem Ballsaal hinausführte, keuchte und betrachtete sein aus vier Karten bestehendes Blatt.

„Anstatt hier zu kämpfen, sollten wir nach einer Möglichkeit suchen, den Planet Eater zu vernichten, ehe er noch mehr Unheil anrichtet!“, richtete er seine Worte an den Mann im schwarzen Anzug.

„Der Planet Eater?“, wiederholte der Sammler. Und lächelte dann. „Verstehe.“

„Er ist, was die Immateriellen als 'wahren Feind' bezeichnen. Nachdem das Tor einer Welt geöffnet wurde, kommt er und verschlingt sie.“ Ricther schwang den Arm mit der Schwert-Duel Disk daran aus. „Erst vor Kurzem wurde der Heimatplanet eines Schützlings von mir vernichtet!“

 

Sein Gegenüber schwieg und lächelte still. Der Undying kannte diese Haltung. Es bedeutete, dass dieser Mann mehr wusste. Doch das überraschte ihn nicht. Der Collector-Dämon war den Undying, was Informationsbeschaffung anging, inzwischen mindestens ebenbürtig. Sein Aufstieg zur Macht, so dachte Ricther, hätte keiner je für möglich gehalten. Was war mit ihm geschehen?

 

„Eines wissen wir inzwischen. Der Planet Eater frisst nicht wahllos nahegelegene Welten. Er geht einem System nach. Zuerst die Welt der Immateriellen, inzwischen ist er bei Exas Welt angelangt, einer, die einige der stärksten Hüter hervorgebracht hat.“ Ricther richtete seine Klinge auf den Sammler, hob seine Stimme. „Da dieses Wesen jedoch nicht wirklich lebendig ist, muss es jemanden geben, der es steuert. Ihm sein nächstes Ziel zuweist. Das Wurmlochnetzwerk, das wir den Nexus nennen, kennt.“

Wieder ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen des rothaarigen Briten. „Und du denkst, das wäre tatsächlich ich?“

„Fest steht, dass nur sehr Wenige von den Toren wissen. Die Immateriellen sind damals geflüchtet und haben in jeder Welt, die sie erreichten, eines errichtet. Der Planet Eater kann diese nicht passieren und muss daher das All durchqueren, um eine Welt zu erreichen. Was Millennia dauert.“

„Also öffnet jemand diese Tore für ihn, um den Prozess zu beschleunigen.“

Ricther nickte. „Jemand, der alle sieben Hüterartefakte einer Welt zusammenträgt, öffnet ein Portal in den Narthex, von dem der Nexus gesteuert wird. Der Narthex vermag jedes der Tore zu öffnen, neue Pfade innerhalb des Nexus zu erschaffen und mehr noch, ist er der einzige Weg zur 'letzten Tür', aber das weißt du.“ Die Stimme des Undying bebte regelrecht beim letzten Satz. „Jemand, der nach der Kontrolle über den Narthex strebt, ist wahrlich ein Feind der ewigen Ordnung und mit aller Wahrscheinlichkeit auch die treibende Kraft hinter dem Planet Eater-“

 

Doch der Sammler unterbrach ihn pikiert. Es war allzu offensichtlich aufgesetzt. „Willst du etwa immer noch damit andeuten, ich wäre derjenige, der dieses Wesen kontrolliert?“

„Ich weiß nicht, was du wirklich bist. Nicht mehr.“ Ricther atmete tief durch „Du warst in die Geschehnisse des Turms von Neo Babylon verstrickt. Diese Sicherheitsmaßnahmen existieren nicht ohne Grund, aber du hast Anya Bauer dabei geholfen, sie zu umgehen. Beinahe wäre Eden geöffnet worden. Zu was macht dich das anderes, als den 'wahren Feind'?“

Plötzlich lachte der Sammler. Leise, aber deutlich genug, um selbst Ricther für einen kurzen Moment erschaudern zu lassen. Denn als der Brite dabei sprach, klang er nicht mehr so gespielt freundlich, sondern düster wie die Nacht. „Wer weiß? Je nach Betrachtungswinkel mag dies durchaus zutreffen. Aber ist jeder gleich ein Feind, nur weil er seinen Pflichten nicht nachkommt? Denn wenn das so wäre, nun, Ricther, müsstest du dich selbst vernichten.“

„Wie kannst du es wagen!?“

„Wir beide sind in dieser Hinsicht sehr ähnlich“, redete der Sammler in seinem üblichen, geschwollenen Tonfall weiter. „Du und ich, wir haben das persönliche Begehren der Pflicht vorgezogen. Denn der Grund, warum du hier bist, ist ein persönlicher. Du sehnst dich nach dem, was ich besitze.“

Voller Zorn stampfte Ricther auf, so stark, dass das Parkett unter seinen Füßen nachgab und in einen kleinen Krater verwandelt wurde. „Bist du schon so verkommen, dass du-!?“

„Ich habe dich immer respektiert. Aber mir war stets bewusst, dass du eines Tages ein Hindernis wirst, das ich aus dem Weg räumen muss.“ Ohne Vorankündigung schloss sich das Loch im Boden wieder, das Ricther verursacht hatte. Für einen kurzen Augenblick kniff der Sammler die Augen fest zusammen. „Bedauerlich, dass dieser Tag so früh kommen musste.“

„Du hast den Verstand verloren“, stellte Ricther erschrocken fest.

„Nein, ich kenne lediglich die Tatsachen. Hier geht es nicht mehr nur um die ewige Ordnung, nicht wahr? Du willst Anya Bauer beschützen.“

„Ich werde nicht noch einmal zulassen, dass sie ein tragisches Schicksal ereilt. Von allen müsstest du das am besten verstehen, Strife Carrington. Wieso bist ausgerechnet du es, der sie jetzt ins Verderben stürzen will? Seit jeher hast du ein Auge auf sie geworfen, hast Levrier zu ihr geführt und sie-“

„-zu einer Kämpferin gemacht, ja. Dieses Mal wird sie nicht verlieren.“

„Was nicht verlieren?“

Aber der Sammler lächelte nur geheimnisvoll. Und schwieg.

 

Ricther überlegte. War der Sammler tatsächlich der 'wahre Feind' oder zumindest einer seiner Jünger? Dieser Mann? Unvorstellbar. Doch seine Handlungen sprachen eine andere Sprache. Es gab keinen Weg daran vorbei, wenn er sein Streben nach den Hüterartefakten nicht aufgab, musste er eliminiert werden.

 

„Du magst zwar meine Spezialbeschwörungen eingeschränkt haben, doch nur, solange dein Monster auf dem Spielfeld liegt!“ Entschlossen zog der Hüne eine Zauberkarte aus seinem Blatt und rammte sie in die stumpfe Seite seiner Klingen-Disk. „[Dimensions Collapse]!“

„Hmm?“ Der Sammler sah sich erstaunt in dem Ballsaal um. Überall auf der abgerundeten Fensterfront hinter ihm bildeten sich ovale Portale aus violettem Nebel. „Interessant.“

„Diese Karte lässt sich nur aktivieren, wenn zwanzig meiner Karten verdeckt verbannt sind und zerstört jedes deiner Monster.“

Der Sammler nickte lächelnd. Dann geschah es schon. Aus den Portalen schossen gleichzeitig dutzende Blitze, die in seinen Monstern einschlugen und gewaltige Explosionen hinterließen.

„Damit kann ich jetzt [Different Dimension Deity – Astellante] beschw-“

„Nicht so schnell, bitte. Ich befürchte, du hast eine Kleinigkeit übersehen.“

Der Rauch verzog sich so schnell wie er gekommen war – und [El Shaddoll Winda] verharrte nach wie vor über dem Sammler, auf ihrem chinesischen Drachen stehend. Und auch sein anderes Monster tauchte auf – der kleine, düstere Falke, über den sich seine eigene Karte legte und so unter sich begrub.

„[El Shaddoll Winda] durch Karteneffekte zu zerstören ist leider unmöglich. Und bedenke, wenn [Shaddoll Falco] durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt wird, setzt er sich automatisch zurück aufs Feld.“ Der Sammler klatschte in die Hände, die Portale hinter ihm lösten sich auf.

Und Ricther war keinen Schritt weiter als vorher.

„Ich setze eine Karte und erkläre meinen Zug für beendet“, murrte der Undying notgedrungen, während die Falle sich zu seinen Füßen materialisierte.

 

Der Sammler zog auf. „Sehr gut, Ricther. Dann zeige ich dir nun etwas. Ich wechsle [Shaddoll Falco] in den Angriffsmodus.“

Sogleich wirbelte die eben erst erschienene Karte um die eigene Achse und drehte sich dabei in die Vertikale, was den kleinen, an violetten Fäden hängenden Falken aus ihr hervor lockte.

 

Shaddoll Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]

 

„Zwar kann jedes Nicht-Fusions-Shaddoll-Monster nur einen seiner beiden Effekte im selben Zug aktivieren, aber auch der Flippeffekt von [Shaddoll Falco] ist sehenswert. Er setzt ein anderes Monster dieser Art sofort in verdeckter Position vom Friedhof aufs Feld.“

Der Vogel stieß einen schrillen, mechanischen Gesang aus, wodurch sich neben ihm ein kreisförmiges Portal auf dem Parkett bildete. Von der Decke des Ballsaals schossen violette Stränge und drangen in jenes ein, zogen eine bärtige Drachengestalt daraus hervor.

„Siehe da, [Shaddoll Dragon] ist zurück“, sprach der Sammler genüsslich.

 

Shaddoll Dragon [ATK/1900 DEF/0 (4)]

 

Jener brüllte einmal, ehe sich seine eigene Karte wie eine Decke um ihn legte und er verschwand.

„Nun rüste ich Falco mit [Nephe Shaddoll Fusion] aus. Dieser Zauber erlaubt es mir, sein Attribut zu ändern. Ich denke, Licht ist hier eine interessante Wahl“, sprach der Sammler und legte den Zauber in seine pechschwarze Battle City-Duel Disk ein. Die Fäden seines Vögelchens färbten sich gleißend gelb.

„Aber das allein wird dem Begriff 'Fusion' im Namen natürlich nicht gerecht, nicht wahr?“ Wieder ein wissendes Lächeln auf seinen Lippen, das Ricther sofort vermittelte, dass ihn nichts Gutes erwarten würde. „Wohlan, ich benutze den anderen Effekt von [Nephe Shaddoll Fusion] und verschmelze [Shaddoll Dragon] und [Shaddoll Falco] vom Licht-Attribut auf meinen Spielfeld!“

Über ihm, neben seiner Drachenreiterin öffnete sich ein Vortex, der pechschwarze Schatten in sich aufzog. Auch die beiden genannten Monster wurden von ihren Positionen gerissen und verschwanden in dem Sog.

„Fusion Summon“, verkündete der Sammler und richtete den Arm nach vorne. „[El Shaddoll Construct]!“

Der Strudel weitete sich aus. Und Ricther wich erschrocken zurück. Denn das, was ihm nun entgegen stand, füllte den gesamten zweistöckigen Ballsaal aus. Eine riesige, weibliche Puppe, um deren Hüfte eine Art Rock schwebte, aus glänzend violettem Metall. Von ihrem Rücken schossen unzählige rote Lichtfäden, die wie Flügel anmuteten und sich unruhig bewegten.

 

El Shaddoll Construct [ATK/2800 DEF/2500 (8)]

 

Ihr weißes Porzellangesicht war ausdruckslos. Doch kurz blitzten ihre pupillenlosen Augen auf, als der Sammler verkündete: „Zwei Effekte werden jetzt ausgelöst. Der erste gehört zu [Shaddoll Dragon]. Wenn er durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt wird, zerstört er eine Zauber- oder Fallenkarte meines Gegners.“

„Urgh!“, stöhnte Ricther erschrocken, als aus dem Nichts die geisterhafte Silhouette des Drachens auf ihn zuschoss und seine gesetzte Karte ins Verderben riss.

„Der andere gehört natürlich zu [El Shaddoll Construct]. Sie lässt mich ein beliebiges Shaddoll-Monster direkt vom Deck auf den Friedhof legen.“ Der Sammler griff nach jenem, fächerte es vor sich auf und zog die Karte seiner Wahl daraus hervor. „Nehmen wir doch [Shaddoll Beast].“

Für einen kurzen Augenblick tauchte vor dem Rotschopf eine weiße Bestie auf, durch eine violette Panzerung an Rücken und Kopf gut geschützt. Der Tiger brüllte einmal mechanisch, ehe er sich auflöste. Und sein Meister zog auf. „Wird dieses durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt, darf ich meinem Blatt eine Karte hinzufügen, wie du siehst.“

Im Anschluss richtete er die flache Hand wieder nach vorn. „Ihr Undying besitzt große Macht, das erkenne ich an. Doch durch eure fehlerhaften Körper stoßt ihr viel zu schnell an eure Grenzen. Die wahre Macht liegt in den Menschen, nicht in euch.“

Ricther verkrampfte, als [El Shaddoll Winda] an ihrer riesigen Herrin vorbei flog und Kurs auf ihn nahm.

Indes korrigierte der Sammler sich schmunzelnd. „Verzeih', in bestimmten Menschen. Direkter Angriff, [El Shaddoll Winda].“

Der Drache unter jener schrie auf und erhöhte merklich das Tempo. Während das Gespann immer näher rückte, nickte der Undying. „Dem ist nicht zu widersprechen. Mein Limit ist jedoch noch längst nicht erreicht! Falle, [Dimensions Crossing] von meinem Friedhof!“

Vor ihm öffnete sich eines der violetten Portale, aus dem die Karte hervor kam. „Ich kann sie vom Friedhof aktivieren und eine Different Dimension Deity von dort ins Deck zurückschicken, um den Angreifer auf ewig in den Verteidigungsmodus zu zwingen. Das funktioniert jedoch nur einmal.“

Weitere Portale öffneten sich entlang Windas Flugroute, während Ricther besagte Falle und [Different Dimension Deity – Lastelise] von seinem Friedhof nahm und Letztere auf das Deck legte, welches sich durchmischte. Schlagartig schossen aus jeder der Öffnungen pinke Kristallsäulen, die der Drachenreiterin den Weg blockierten. Konnte sie den ersten noch ausweichen, war direkt vor Ricther Schluss, vor dem gleich drei über Kreuz auftauchten.

„Mir war bewusst, dass es nicht so leicht wird, dich zu besiegen. Weshalb ich meinen Sieg auch noch nicht ausgerufen habe“, hielt der Sammler seelenruhig entgegen, während seine Winda erfolglos zu ihm zurückkehrte.

 

El Shaddoll Winda [ATK/3700 DEF/2300 (5)]

 

„Doch wie lange wirst du dich noch verteidigen können? Direkter Angriff auf seine Lebenspunkte, [El Shaddoll Construct]!“

Nun war es an der riesigen Puppe, die Arme auszustrecken. Aus den Fingern ihrer Hände schossen dutzende roter Fäden, die den Undying erfassten und auf ihn einpeitschten, dass jener sich zusammenkauerte. Seine Rüstung konnte die Angriffe kaum abwehren, platzte an einigen Stellen sogar auf.

 

[Ricther: 3300LP → 500LP / Collector: 4000LP]

 

Der letzte Hieb traf den Undying am federbesetzten Helm, was dazu führte, dass Ricther von den Füßen gerissen und gegen die Wand neben dem Flügeltor geschleudert wurde. Jene brach beim Aufprall jedoch nicht etwa ein, sondern stieß den riesigen Körper wie einen Flummi von sich, sodass jener aufs Parkett donnerte und sich dort einmal überschlug.

„Urgh!“

„Tut mir leid, aber ich kann unmöglich zulassen, dass hier Unordnung geschaffen wird. Du als Undying verstehst das bestimmt“, stichelte der Sammler ob der magischen Wände, „Zug beendet.“

 

Ricther erhob sich erstaunlich schnell. Aus einigen besonders tiefen Rissen in seiner Rüstung sprühte förmlich das Blut. Jedoch versiegte dieses mit einem Male, sodass nur noch das Rot auf dem Silber davon zeugte, dass jenes überhaupt geflossen war.

Der Undying, der nun versetzt zu seiner ursprünglichen Position stand, schüttelte den Kopf. „Das ist zumindest von dir übrig geblieben.“

„Ich bin immer noch dieselbe Person. Lass unseren Konflikt nicht darüber hinwegtäuschen.“

„Der Strife Carrington, den ich kenne, würde so etwas niemals tun! Er würde nicht seine Freundin erpressen und dazu zwingen, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen! Er würde den Hütern ihre Artefakte nicht entreißen, um den Narthex zu öffnen!“

Der Sammler lachte auf. Kalt und unnahbar. „Das ist das Traurige an dir. Du konntest Menschen nie wirklich einschätzen.“

 

Was Ricther verstummen ließ. Statt die Diskussion fortzusetzen, zog er eine dritte Handkarte und betrachtete sein Blatt. „Da ich diese Runde noch keine Spezialbeschwörung durchgeführt habe, kann nun auch deine [El Shaddoll Winda] mich nicht daran hindern, diese Kreatur zu rufen! Zehn Karten meines Decks müssen verdeckt verbannt werden!“

Von der Unterseite seiner Klingen-Disk, aus dem Deckschacht, lösten sich nach und nach zehn Karten, die in einer Reihe vor Ricther in einem schmalen Dimensionsloch verschwanden, das sich kurz vorher geöffnet hatte.

Insgesamt zehn giftgrüne Kristallsäulen brachen um den Undying herum aus dem Boden und schwebten in die Höhe, bildeten zwei Paare bestehend aus je vier Pfeilern, die Flügeln in jener Haltung nicht unähnlich sahen. Zwischen sie schoben sich die beiden verbliebenen, die senkrecht standen und zwischen sich durch rote Entladungen eine schmale Iris bildeten.

 

Different Dimension Deity – Astellante [ATK/? DEF/? (10)]
 

„Diese Gottheit erhält für jede verdeckt verbannte Karte 200 Punkte. Da bereits dreißig meiner Deckkarten auf diese Weise aus dem Spiel entfernt wurden, beläuft sich die Summe aus 6000!“

Tatsächlich konnte man sehen, dass nur noch einige wenige Karten in seinem Kartenstapel verblieben waren.

 

Different Dimension Deity – Astellante [ATK/? → 6000 DEF/? → 6000 (10)]

 

Ricther streckte den Arm nach oben, zu seinem Monster. „Doch hier endet es noch nicht! Ich rüste [Different Dimension Deity – Astellante] mit [Dimensions Reach] aus, was ihm weitere 100 Angriffspunkte pro verdeckt verbannter Karte gewährt!“

Die Entladungen um den Kristallgott wurden stärker, das Auge in dessen Mitte vibrierte.

 

Different Dimension Deity – Astellante [ATK/6000 → 9000 DEF/6000 (10)]

 

„Beeindruckend“, lobte der Sammler und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Nichts anderes habe ich von dem Anführer der Undying erwartet.“

„Erfahre dein Urteil, Strife Carrington, der Sammler!“ Ricther riss seine flache Hand hinunter. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Dieser Mann musste vernichtet werden. „Das Ziel ist [El Shaddoll Construct]! Judgment of D!“

Ruckartig richteten sich die acht Kristallsäulen, die Teil der symbolischen Flügel waren, nach vorne. Parallel dazu streckte auch die riesige Puppe ihre Hände aus und schoss zahllose rote Fäden ab. Wie Pfeile lösten sich die Geschosse der Dimensionsgottheit und rauschten durch das Fadenwirrwarr.

„Das war die falsche Wahl, Ricther“, lächelte der Sammler, „denn [El Shaddoll Construct] zerstört jedes spezialbeschworene Monster im Kampf, ohne dabei zu Schaden zu kommen.“

„Was!?“ Eine Säule nach der anderen wurde von den umherpeitschenden Fäden zerteilt und somit vorzeitig gestoppt. Ricther schwang den Arm aus. „Wenn das so ist, hast du auch etwas übersehen!“

Schlagartig öffnete sich vor ihm ein kleiner Dimensionsspalt, aus dem zehn Karten der Reihe nach geschossen kamen und sich unterhalb seiner Duel Disk auf seinem Deck platzierten. „[Dimensions Reach] kann sich zerstören und zehn verdeckt verbannte Karten zurück ins Deck legen, um die Zerstörung eines Monsters zu verhindern!“

Nur noch eine Säule war übrig, die zielgenau die Brust der riesigen Marionette ansteuerte.

„Das kostet [Different Dimension Deity – Astellante] den Angriffsbonus sowie einige Punkte durch seinen eigenen Effekt. Doch dein Monster fällt trotzdem!“

 

Different Dimension Deity – Astellante [ATK/9000 → 4000 DEF/6000 → 4000 (10)]

 

Der letzte Kristall konnte der Gefahrenzone rechtzeitig entkommen und schoss durch die Brust der weißgesichtigen Puppe, brach aus ihrem Rücken hervor und prallte an den Fenstern des oberen Stockwerks ab. Während das Konstrukt rückwärts zu Fall kam, drehte sich der Sammler überrascht um und wurde von dem reflektierten Geschoss in seiner Gänze getroffen. Eine gewaltige Erschütterung suchte das Anwesen heim, das ganze Feld des Rotschopfs wurde in grünen Staub gehüllt.

 

[Ricther: 500LP / Collector: 4000LP → 2800LP]

 

Der Reihe nach entstanden an den aufrecht stehenden Säulen Astellantes je vier neue Kristallpfeiler mit spitzen Enden. Als der Rauch sich legte, klopfte sich der Sammler mit angewidertem Gesichtsausdruck etwas grünen Staub von der Schulter. „Ich muss schon sagen, dass deine Manieren zu wünschen übrig lassen. Man ruiniert nicht einfach den Anzug seines Gastgebers. Was, wenn ich allergisch auf dieses Zeug reagiere?“

Ricther musste auflachen. Einer der alten Züge Strifes … was es umso bitterer machte, ihm als Feind gegenüber zu stehen.

„Wie dem auch sei.“ Eine Karte schob sich aus seinem Friedhof, die er vorzeigte. „Wird [El Shaddoll Construct] zerstört, bekomme ich eine Shaddoll-Zauberkarte vom Friedhof zurück. Ich nehme [Shaddoll Fusion].“

„[Dimensions Disturbance].“ Eine Zauberkarte stand bereits aufrecht vor dem Undying.

Die zwanzig verdeckt verbannten Karten Ricthers tauchten gegen den Uhrzeigersinn wirbelnd aus einem kleinen Spalt vor diesem auf und bildeten einen Kreis.

„Diese Karte erlaubt es einer Different Dimension Deity, bis zum Ende deines nächsten Zuges dein komplettes Blatt zu verbannen.“

Zum ersten Mal erlebte Ricther eine nicht gekünstelte Reaktion des Sammlers, als dieser kaum merklich zusammenzuckte. Schon schossen die zwanzig Karten in Fünfergruppen auf den Sammler zu, verwandelten sich in spitze Obsidiane, die nacheinander die vier Handkarten ihres Opfers aufspießten und mit ihnen zerplatzten.

„Ich kann dich nicht gewinnen lassen“, drohte Ricther düster, „Feind der ewigen Ordnung. 'Wahrer Feind' Strife Carrington!“

 

~-~-~

 

Eagle negiert für diesen Zug die Effekte aller offenen Monster und auch die jener, die im Friedhof liegen!“, hallte Kalis Stimme durch das riesige, offene 'Ephemeria Bridge Stadium'. „Das bedeutet, dass auch dein [Kuriboss] dir nicht helfen können wird!“

 

Na, dämmert's dir endlich?“ Kali verschränkte die Arme voreinander. Geradezu majestätisch zählte sie Anya die Fakten auf. „Ganz recht, [Conversion Fuse] verstärkt ein Maschinenmonster um 1000 Angriffspunkte. Eagle fügt Durchschlagschaden zu. Heavy Ts Verteidigung ist gleich 0 und Eagle bekommt noch 500 Angriffspunkte obendrauf dank [Banished Power Gear].“

Die letzten Worte verließen voller Genuss ihre Lippen. „4000 zu 0. Sieht so aus, als würdest du gleich erfahren, was mich antreibt. Los, [Celestial Gear – Synthetic Eagle], greife ihren Megaschrotthaufen an und hol' mir den Sieg!“

Voller Schrecken verfolgte Anya mit, wie der Maschinenadler seine Schwingen bis zum Maximum spreizte, um dann dieselben zwei Wirbelstürme zu entfachen.

 

Celestial Gear – Synthetic Eagle [ATK/3500 → 4000 DEF/1000 → 1500 (4)]

 

Panisch sah Anya auf ihr rotes D-Pad, doch da waren keine gesetzten Karten, die ihr hätten helfen können. „Fuck! Was jetzt!?“

„Ganz einfach“, antwortete ihr Kali, „stirb, wie du es schon längst hättest tun sollen!“

 

[Anya: 3700LP / Kali: 400LP]

 

Anya schluckte beim Anblick der beiden grünlichen Tornados, die auf ihren riesigen, knienden Roboter mit dem silbernen T auf der Brust zusteuerten. Auch der Drache, der vor dem Titanen kraftlos am Boden lag, würde nicht helfen können.

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/3000 DEF/0 (10)]

First Of The Dragons [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

Gib nicht so schnell auf! Denk' dran, dass nicht nur Monsterkarten auf deinem D-Pad liegen!

 

Verwirrt von Levriers Hinweis starrte die Blonde auf den roten Apparat an ihrem Arm und erkannte, dass er die Wahrheit sprach. Sofort sah sie kämpferisch auf. „Nichts da, Miststück! Ich aktiviere den Effekt von [Gem-Tiger] in meiner Pendelzone!“

Kali schaute erschrocken auf, zu den beiden blauen Säulen neben Anya, in denen sich ein Ritter in rötlicher Rüstung, welcher eine lange Hellebarde führte und ein weißer Tiger, von dessen Rückgrat bis zum Schweif eine Spur aus Diamanten gezogen war, befanden – [Gem-Knight Jasper] und besagter [Gem-Tiger].

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Letzterer war es, der ein bedrohliches Heulen in Form einer Schockwelle von sich stieß. Anya erklärte dazu: „Wenn ich einen Gem-Knight wie Lapis vom Friedhof verbanne, kann ich einmal pro Zug einen Angriff abwehren!“

Sie zeigte die gelb-umrandete Karte vor und stopfte sie in die Hosentasche, kurz bevor die beiden Wirbelstürme und die Schockwelle aufeinander trafen, nur um sich gegenseitig auszubremsen.

„Willst du mich verarschen!?“ Die maskierte Kuttenträgerin ballte eine Faust. „Seit wann benutzt -du- solche Karten freiwillig!?“

„Seit ich sie habe, Dumpfbacke. Aber das wirst du nie verstehen, denn du wirst 'solche Karten' nicht von deinen Freunden bekommen“, giftete Anya zurück. „Falls du überhaupt welche hast …“

„Sollte dem so sein, dann habe ich sie wegen dir verloren.“

„Was soll das denn heißen!?“ Die Blonde ballte eine Faust und schlug sich gegen die Brust. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, solange ich nicht weiß, wer du überhaupt bist!“

Kali lachte gedämpft hinter ihrer Maske auf. „Verlier' doch, dann findest du's ganz schnell heraus.“

„Als ob!“

„Zu dumm, dass ich da noch ein Wörtchen mitzureden habe! Ich greife mit [Celestial Gear – Synthetic Armored Finch] deinen Drachen an! Los! Und falls du denkst, dessen Effekt kann dich beschützen, irrst du dich. Dir ist es nicht aufgefallen, aber [Conversion Fuse] negiert die Effekte eines Monsters aus dem Extradeck.“ Gebieterisch hob Kali die Hand zum Signal. Blaues Licht drang dabei aus ihrem Metalladler, der es aus seinen Augen auf den Drachen strahlte.

„Shit!“ Den gepanzerten Mechafink hatte Anya komplett verdrängt, nachdem sie beinahe Opfer des blöden Adlers geworden war. Und dann noch dessen blöder Ausrüstungszauber!

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Finch [ATK/2500 → 3000 DEF/0 → 500 (4)]

 

Der vergleichsweise kleine Maschinenvogel zischte wie ein Pfeil nach vorne und krachte in [First Of The Dragons], welcher effektvoll explodierte. Anya knirschte mit den Zähnen, denn da sein Effekt unterdrückt wurde, war er auch nicht mehr im Kampf unzerstörbar. „Shit!“

Ihre Miene verdunkelte sich. Denn sie hatte immer noch Heavy T …

„Denkst du, so einfach lasse ich dich davonkommen? Vergiss es! Ich benutze jetzt den Effekt von [Conversion Fuse], mit der Eagle ausgerüstet ist!“

Der stolze Metallalder begann regelrecht in blauem Licht zu pulsieren.

„Damit kann ich jederzeit eine Ritualzauberkarte direkt aus meiner Hand spielen, was sonst nur während der Main Phasen möglich wäre.“ Kali zeigte die Karte vor. „[Celestial Gear Polymerization], los!“

Aus dem Himmel schossen vier lange, metallische Stäbe, an deren Spitzen Kristalle angebracht waren, und landeten um Kali herum angewinkelt im Boden. Sie alle pulsierten im Einklang mit dem Mechaadler.

Anya blinzelte verdutzt. „Warte, hast du nicht von Ritualzauberkarte gesprochen? Die da ist eine Fusionskarte-“

„Sieh' genau hin. Es -ist- eine Ritualzauberkarte“, hauchte Kali bitterböse und tatsächlich war das Flammensymbol in der rechten, oberen Ecke der vor ihr aufrecht stehenden Karte zu sehen, „eine, die ebenso Rituale wie Fusionen durchführen kann. Ich wähle in diesem Fall Ersteres und biete meine beiden Monster als Opfer an, deren Stufen zusammen genau die benötigten acht ergeben.“

Beide Vögel lösten sich schlagartig in blaue Stichflammen auf, die gleichmäßig aufgeteilt in die vier Kristallspitzen der Stäbe gezogen wurden. Vor Kali bildete sich ein Riss im Boden. „Erwache aus deinem Schlaf, [Celestial Gear – Synthetic Armored Swan]!“

Anya keuchte erschrocken, als das Parkett letztlich aufbrach und ein riesiger Metallschwan mit erhobenen Flügeln daraus empor stieg. Der Übergang von Schnabel und Kopf war dabei transparent grau, zeigte das Innenleben der an der Brust besonders stark gepanzerten Kreatur.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Swan [ATK/2900 DEF/2800 (8)]

 

„Zerstöre ihren albernen Spielzeugroboter!“, befahl Kali mit einem Wink ihrer Hand.

Angesichts der nicht existierenden Verteidigung des knienden Heavy Ts war es irrelevant, dass Kalis verbannter Zauber [Banished Power Gear] den Schwan während des Kampfes verstärkte.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Swan [ATK/2900 → 3400 DEF/2800 → 3300 (8)]

 

Jener öffnete seinen Schnabel und spie eine weiße Lichtflamme, die den Koloss hinter Anya binnen weniger Sekunden zum Schmelzen brachte. Die rümpfte nur wütend die Nase.

Besonders da Kali noch nicht fertig war. „Wechsel in die Main Phase 2! Denn hier kann ich endlich Swans Effekt nutzen, um ein verbanntes Celestial Gear im Verteidigungsmodus spezialzubeschwören. Sollte es dabei seinen Rückbeschwörungseffekt in diesem Duell noch nicht genutzt haben, kann ich den sofort aktivieren.“

Unter ihrem Metallschwan zeichnete sich mit Lichtlinien nach und nach ein schlanker Vogel mit spitzem Schnabel und kleinem Kamm auf dem Kopf, dessen Inneres durch magentafarbene Barrieren geschützt wurde. „[Celestial Gear – Synthetic Woodpecker]! Wird der rückbeschworen, verbannt er alle Karten auf deinem Friedhof!“

 

Celestial Gear – Synthetic Woodpecker [ATK/1800 DEF/1300 (4)]
 

„Was!?“ Anya sah das Vieh nur noch auf sie zustürmen und hob ihr D-Pad an, das letztlich wie von einem Presslufthammer bearbeitet wurde. „Shit!“

All ihre Karten wurden aus ihrem Friedhofschacht ausgeworfen.

„Ich lasse dich [Kuriboss] bestimmt nicht als letzten Notnagel benutzen!“ Kali sah mit verschränkten Armen dabei zu, wie Anya zähneknirschend den Stapel in ihrer Hosentasche verstaute. „Eine Karte verdeckt, Zug beendet! Leider kommt damit der negative Aspekt der Rückbeschwörung zum Tragen, welcher das Monster verbannt.“

Hohl kreischend löste sich der eben erst gerufene Mechavogel wieder in blauen Lichtpartikeln auf. Gleichzeitig tauchte vor der selbsternannten Dämonengöttin ein vergrößerter Kartenrücken auf, was zur Folge hatte, dass sie keine Handkarten mehr besaß.
 

Anders als Anya, die schreiend aufzog. „Draw!“

Sie besaß nun immerhin eine, die sie auch sofort ausspielte. „Hell yeah, genau das habe ich gebraucht! Ich aktiviere [Brilliant Fusion]! Mit der benutze ich Gem-Knights von meinem Deck als Fusionsmaterialien, dafür verliert das beschworene Monster aber seine Angriffspunkte!“

Kali zuckte zusammen. „Jetzt noch eine Fusion direkt aus dem Deck!?“

Über Anya öffnete sich ein funkelnder Wirbel. „Ich verschmelze [Gem-Knight Garnet], [Gem-Knight Malachite] und [Gem-Knight Tiger's Eye] von meinem Deck!“

Die drei genannten Monster tauchten nicht nur über ihr in Form eines bronzenen, grün-blau schimmernden und goldenen Ritters auf und wurden in den Vortex gezogen, nein, ihre Karten wurden auch aus dem Deckschacht geschoben, sodass Anya sie nur noch in den Friedhofsschlitz schieben musste. Dabei rief sie: „Herz, Seele, Gefäß! Vereint euch zur reinsten aller Ritterinnen, deren Klinge jeden Hoffnungsstrahl zerteilt! Fusion Summon!“

„Was!?“ Kalis Stimme überschlug sich förmlich.

„Strahle, [Gem-Knight Lady Brilliant Diamond]!“

Aus dem Wirbel schoss eine Kriegerin, die in einer edlen Platinrüstung steckte und ein schlichtes, schmuckloses Schwert mit sich führte. Brustpanzer und Helm waren von schimmernden Brillanten bedeckt, von ihren Schultern hing ein kurzer, roter Umhang.

 

Gem-Knight Lady Brilliant Diamond [ATK/3400 → 0 DEF/2000 (10)]

 

„Langsam überrascht mich nichts mehr“, brummte Kali resignierend. „Fein, das wird mich auch nicht aufhalten.“

Anya dagegen sah das anders. „Yeah, natürlich wird es. Es fängt schon damit an, dass Malachite und Tiger's Eye Effekte besitzen, die aktiviert werden, wenn sie für ein Gem-Knight-Fusionsmonster als Material benutzt werden. Malachite lässt mich zum Beispiel ziehen.“

Mit allgegenwärtiger, grimmiger Mimik riss Anya die Karte von ihrem Deck, ohne ihr überhaupt Beachtung zu schenken.

„Und dann ist da noch Tiger's Eyes Effekt. Sieh selbst.“

Ihre stolze Ritterin hob die Klinge in die Höhe. Die ohnehin schon von dunklen Wolken verhangene Nacht gab ein Donnern Preis, das tatsächlich aber erst erklang, als schon ein Blitz in Lady Brilliant Diamonds Schwert eingeschlagen war. Jene richtete dieses auf den weißen Mechaschwan.

„Nun, haste dich schon mal gefragt, wie gegrilltes Schwanenfleisch schmeckt? Nein? Dein Pech, gleich erfährst du's, denn ich kann jetzt eine Karte auf dem Spielfeld zerstören!“

Unter einem Aufschrei schoss ihr neuestes Assmonster die Entladung ab.

Kali aber kicherte nur finster. „Nett, aber mehr auch nicht. Ich kontere mit [Celestial Gear – Synthetic Armored Swans] zweitem Effekt! Im Austausch für 1000 seiner Angriffspunkte annulliert er einen Monstereffekt!“

Der Schwan öffnete im Angesicht des nahenden Blitzes seinen Schnabel und stieß ein ekelhaft klingendes Fauchen aus, das die Entladung kurzerhand zum Verschwinden brachte.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Swan [ATK/2900 → 1900 DEF/2800 (8)]

 

„Willst du mich verarschen!?“ Anya zog die Stirn kraus und betrachtete nun endlich ihre Karte, schüttelte dann aber den Kopf. „Fein, wenn du es so haben willst, dann mach ruhig weiter! Ich habe noch was für dich!“

Entschlossen richtete sie ihren Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“

Über ihr öffnete sich das von dutzenden Lichtellipsen umgebene Pendelportal, aus dem ein einzelner, roter Lichtstrahl schoss. „Pendulum Summon! Aus meinem Extradeck [Gem-Knight Pyrite]!“

Jener gewann vor ihr an Form – ein weißer Ritter mit silbrigen, würfelförmigen Schulterplatten, an dessen Armen je eine Hälfte eines massiven Rundschilds befestigt war.

 

Gem-Knight Pyrite [ATK/0 DEF/2800 (6) PSC: <8/8>]

 

„Und jetzt sieh her, was dieses neue Monster so Tolles kann! Ich aktiviere Lady Brilliant Diamonds Effekt und benutze Pyrite als einziges Fusionsmaterial, um einen Gem-Knight von meinem Extradeck zu beschwören!“ Anya streckte den Arm nach vorn. „Contradiction Fusion!“

Hinter dem Mädchen öffnete sich ein Edelsteinwirbel, welcher den weißen Ritter in sich hinein zog. Doch nur ein Fauchen des Schwans reichte, um ihn wieder aufzulösen, bevor etwas Neues daraus entstehen konnte.

„Als ob ich dich lassen würde! Effekt von [Celestial Gear – Synthetic Armored Swans]! Für 1000 seiner Angriffspunkte annulliert er deine Contradiction Fusion, da es ein Monstereffekt ist!“

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Swan [ATK/1900 → 900 DEF/2800 (8)]

 

„Yeah, aber nochmal geht das nicht. Und ziemlich schwach ist er jetzt auch.“ Ein breites Grinsen bildete sich auf Anyas Lippen. „Praktisch prädestiniert dafür, von Lady Brilliant Diamond verkloppt zu werden.“

Kali schnaubte. „Was redest du da, dein Monster hat nicht einen einzigen Angriffspunkt?“

„Noch nicht. [Brilliant Fusions] negativer Effekt kann zeitweilig aufgehoben werden, wenn ich einen Zauber abwerfe.“ Keck grinsend zeigte Anya ihr Markenzeichen, die [Gem-Knight Fusion]-Zauberkarte, und ließ sie auf den Friedhof verschwinden. „Du bettelst doch regelrecht danach …“

Die Brillanten an der Rüstung ihrer Kriegerin begannen gleißendes Licht auszustrahlen. Kali schnaubte, verzichtete jedoch inzwischen auf andere Reaktionen.

 

Gem-Knight Lady Brilliant Diamond [ATK/0 → 3400 DEF/2000 (10)]

 

„Das sollte reichen! Na, noch 'nen klugen Spruch auf Lager?“ Anya wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern streckte die Hand mit gespreizten Fingern nach vorn. „Nein? Sehr gut, dann friss kalten Strahl! Los, Lady Brilliant Diamond! Brilliant Fate Severing! Hol' mir den Sieg!“

Ihre Kriegerin stürmte los. Statt zu laufen, schwebte sie wie ein Pfeil über das Spielfeld und holte mit ihrer Klinge weit aus. Die dunklen Wolken verzogen sich in diesem Moment vom Mond, sodass dessen Licht sie regelrecht glühen ließ.

Kali schnalzte mit der Zunge. „Du willst in dein Verderben rennen? Gerne doch! Falle aktivieren, [Xyz Tuning]!“

Jene klappte vor ihr auf, zeigte einen weißen Engelskrieger, der von der unteren Hälfte nur noch aus einem grünen Gerüst bestand, welches die auffälligsten Merkmale seines Körpers skizzierte.

„Diese Karte lässt mich ein Xyz-Monster von meinem Friedhof verbannen“, erklärte Kali und zeigte dabei [Celestial Gear – Synthetic Armored Dove] vor, „um einen Empfänger von meinem Deck zu rufen, dessen Stufe sich mit dem Rang des Xyz-Monsters deckt! Ich beschwöre also [Celestial Gear – Synthetic Owl]!“

Ein grünes Portal öffnete sich neben dem riesigen Mechaschwan. Aus diesem drang eine vergleichbar große Metalleule, deren offener Bauch von einem brauen Kraftfeld abgeschirmt war.

 

Celestial Gear – Synthetic Owl [ATK/1000 DEF/1100 (4)]

 

„Und was soll das jetzt? Ich greife trotzdem weiter an!“

„Das sollst du auch!“, erwiderte Kali auf Anyas trotzigen Ausruf berechnend. „Aber nicht einen von den beiden. Denn [Xyz Tuning] lässt mich den beschworenen Empfänger sofort einstimmen auf eines meiner anderen Monster! Sieh her!“

Ihre Stahleule zersprang in vier grüne Ringe, die in einer Reihe nach oben stiegen, über den Schwan hinweg. Welcher ihnen umgehend folgte. Dabei zitierte Kali: „Stufe 4 auf Stufe 8! Black light opens the gate to the nevermore! Reveal your eyes to the world!“

Der riesige Vogel verwandelte sich in insgesamt acht grüne Lichtkugeln, die die Ringe passierten. Ein greller Lichtblitz schoss durch jene. „Synchro Summon! Control, [Celestial Gear – Synthetic Armored Raven]!“

Rote Augen, die aufblitzten und die Dunkelheit durchdrangen. Anya gefror das Blut in den Adern beim Anblick des pechschwarzen Metallvogels, welcher sich dahingehend schon von den anderen unterschied. Der riesige Rabe jedoch wies auch keinerlei Öffnung auf, die durch Kraftfelder abgeschirmt waren, seine Panzerung war perfekt. Mit langsamen Schlägen seiner Schwingen ging er in den Sinkflug über, bis er kurz über Kali anhielt.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Raven [ATK/3500 DEF/3000 (12)]

 

„Ein Level 12-Synchro!?“, staunte Anya nicht schlecht, die einem solchen noch nie gegenüber gestanden hatte. „Shit ist der stark! Replay! Angriff abbrechen, Lady Brilliant Diamond!“

Der pechschwarze Vogel ließ seine roten Augen noch einmal aufblitzen. Und statt ihrer Aufforderung zu folgen, hob die elegante Kriegerin die Luft ab, die Klinge im Flug hinter sich führend. Die Blonde verstand die Welt nicht mehr. „Huh!? Ich sagte aufhören!“

„Da kannst du reden wie ein Wasserfall.“ Kali machte eine demonstrative Geste mit ihrer Hand, die dem Mechavogel über ihr galt. „Raven zwingt alle Monster dazu, ihn anzugreifen. Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus.“

Voller Schrecken sah Anya dem drohenden Unheil entgegen. Doch ihre Panik verwandelte sich umgehend in Tatendrang, denn noch war diese Schlacht nicht geschlagen. So schwang sie energisch den Arm aus. „Ach ja, meinst du? Dann hast du die Rechnung ohne [Gem-Knight Jasper] in meiner Pendelzone gemacht! Fusion Divider!“

Der rote Ritter in der linken Lichtsäule neben Anya erhob seine Hellebarde und ließ sie in die Leere niedersausen. Mit verheerendem Effekt. Kurz bevor Lady Brilliant Diamond auf den Raben traf, welcher schon den Schnabel geöffnet hatte, zersprang sie in tausend Teile. Jene Partikel zischten in wahnwitziger Geschwindigkeit zurück zu Anya und materialisierten sich vor ihr zu drei niederknienden Rittern: Dem Flammenjongleur [Gem-Knight Garnet] in bronzener Rüstung, dem blau-grünen Stabschwinger Malachite und den mit einer Peitsche bewaffneten, dank seiner Helmform leicht animalisch wirkenden Ritter Tiger's Eye.

 

Gem-Knight Garnet [ATK/1900 DEF/0 (4)]

Gem-Knight Malachite [ATK/1000 DEF/1900 (4) PSC: <2/2>]

Gem-Knight Tiger's Eye [ATK/1600 DEF/1600 (4) PSC: <2/2>]

 

„Du hast die Fusion rückgängig gemacht“, erkannte Kali missmutig, „wie oft willst du deinen Kopf eigentlich noch aus der Schlinge ziehen?“

„Solange bis deiner drin steckt!“, giftete Anya und verschränkte die Arme „Yeah, ich musste Lady Brilliant Diamond opfern, um Monster vom Friedhof zu beschwören, die ihr als Fusionsmaterialien dienen. Aber hey, im Verteidigungsmodus können die wenigstens nicht angreifen.“

Ihre Gegnerin ballte eine Faust. „Kch!“

 

Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für eine Xyz-Beschwörung! Ruf' mich und wenn sie mich nächste Runde zerstört, inkarnierst du mich!

 

Anya fasste sich an die Stirn und überlegte einen Moment. Kein schlechter Plan. „Nope.“
 

Warum!?

 

„Schon vergessen? Sie steht auch auf der Liste. Also ist inkarnieren tabu. Außerdem könntest du dabei verletzt werden und ich brauch dich in Top Form.“

 

Ist das dein Ernst, Anya Bauer? Das ist nicht der Zeitpunkt dafür, deine 'Pitchest Black'-Liste abzuarbeiten! Für genau diese Art von Duellen benötigst du mich in Top Form!

 

„Yeah, yeah, was auch immer“, winkte die Blonde demonstrativ desinteressiert ab, „Zug beendet.“

 

„Hätte ich mir ja denken können“, zischte Kali hasserfüllt und zog schwungvoll von ihrer roten V-Duel Disk auf. „Aber eins verspreche ich dir: Du wirst es bereuen, Levrier nicht beschworen zu haben!“

Sie rammte ihre neue Karte förmlich in den entsprechenden Kartenslot. „Ich aktiviere [Gear Overlay Polymerization]! Damit kann ich Monster von meinem Friedhof verbannen, um eine Celestial Gear-Fusion durchzuführen! Albatross, Owl, Eagle! Verschmelzt zu einer Einheit!“

Neben ihrem pechschwarzen Mecharaben öffnete sich ein grauer Vortex, in den drei weiße Lichtstrahlen gezogen wurden. Sah man genau hin, konnte man als Zentrum ein Zahnrad erkennen, durch dessen Loch die Essenzen ihrer Monster absorbiert wurden.

Kali richtete den Arm nach oben. „Fusion Summon! Reiß' alles an dich, [Celestial Gear – Synthetic Armored Vulture]!“

Ein langer Körper schob sich aus dem Wirbel. Anthrazitfarbend und damit etwas heller als der Rabe neben ihm, dafür aber auch wesentlich massiger. Der metallische Geier spreizte seine weiten Schwingen und reckte den gebogenen Hals zurecht, um Anya aus roten Augen anzufunkeln.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Vulture [ATK/2700 DEF/2700 (8)]

 

Die sparte sich inzwischen ihre Kommentare. Egal wie viele dieser blöden Federviecher sie auch vernichtete, Kali gelang es durch diverse Beschwörungsmethoden immer wieder, neue aufs Feld zu bringen. Eins musste Anya ihrer Feindin lassen, sie war vom Niveau her nicht weit von Isfanel entfernt. Doch …

„… den hab ich längst überholt.“

„Hast du irgendetwas gesagt? Nein?“, kopierte Kali die Masche ihrer Gegnerin. „Dann tu mir den Gefallen und bleib auch still! Vulture, greife ihre Monster an! Los!“

Sogleich erglühte der Metallgeier in weißem Licht.

 

Celestial Gear – Synthetic Armored Vulture [ATK/2700 → 3200 DEF/2700 → 3200 (8)]

 

Anya glaubte sich verhört zu haben? Hatte sie gerade im Plural gesprochen!? Die Antwort kam vom Vogelvieh selbst, welches seine gespreizten Schwingen nach vorne ausschlug und einen Hagel an finsteren Lichtblitzen auf Anyas Spielfeldseite losließ. Überall um sie herum schlugen jene ein, zerfetzten erst Garnet, dann Malachite und schließlich Tiger's Eye. Über der Blonden öffnete sich das Pendelportal und zog letztere beide als rote Lichtstrahlen in sich auf.

Doch Anya beachtete dies kaum im finsteren Blitzgewitter. „Was zur Hölle!?“

„Ganz recht, Vulture kann sämtliche deiner Monster auf einmal angreifen. Und jetzt kommt das große Finale: Direkter Angriff, [Celestial Gear – Synthetic Armored Raven]! Lösche ihre Lebenspunkte mit einem Schlag aus! Los!“

Die roten Augen des Raben blitzten auf und feuerten kurzerhand gewaltige Laserstrahlen auf das erschrockene Mädchen zurück.

„Nix da!“, gewann die schnell genug die Fassung wieder. „Schon vergessen, [Gem-Tiger] kann einmal pro Zug einen Angriff stoppen, indem ich einen Gem-Knight von meinem Friedhof verbanne!“

In der Hand hielt sie dabei [Gem-Knight Garnet], der bei den anderen aus dem Spiel entfernten Karten in ihrer Hosentasche landete. Der weiße Tiger in der rechten Lichtsäule brüllte bedrohlich und sendete damit eine Schockwelle aus, die auf die Laserstrahlen traf – und durch sie hindurch glitt.

„Was!?“, stieß Anya noch erschrocken hervor, dann wurde sie auch schon getroffen.

Die Explosion war so stark, dass sie das schreiende Mädchen wie eine Puppe durch die Luft schleuderte. Jene sah den wolkenverhangenen Himmel, dann prallte sie hart auf das nächstgelegene Spielfeld des Stadions auf. Die Luft wich aus ihren Lungen, raubte ihr die Fähigkeit zu atmen.

Anya hustete unkontrolliert und rollte sich auf die Seite. Ihre Jeans waren zerfetzt, voller Blut, das aus tiefen Wunden an ihren Beinen sickerte, wie sie aus den Augenwinkeln bemerkte. Womit auch der Schmerz eintrat. „Argh!“

 

[Anya: 3700LP → 1700LP / Kali: 400LP]

 

Wie sie nach Luft schnappte, streckte Anya die zitternde Hand nach dem linken Bein aus. Es wollte sich nicht rühren. Sie konnte es nicht bewegen! Und das rechte auch nicht!

„Überrascht?“, fragte Kali höhnisch beim Anblick ihrer aufgelösten Gegnerin.

Die sah mit geweiteten Augen zu ihr auf.

„Nun, du hast den Angriff zwar abgewehrt, das stimmt schon. Aber damit gleichzeitig auch Ravens Effekt ausgelöst“, erklärte die selbsternannte Dämonengöttin hinter ihrer weißen Porzellanmaske süffisant, „weil du einen Karteneffekt in meinem Zug aktiviert hast. Raven mobilisiert dann die Kräfte aller Celestial Gear-Monster auf meinem Feld und fügt dir Schaden zu, der im hundertfachen Verhältnis der Stufen und Ränge jener Monster steht.“

Anya rechnete im Kopf nach. Stufe 8 und Stufe 12, das waren 20 mal 100, also ganze 2000 Punkte an Schaden. Angewidert presste sie hervor: „Du elende Schlange!“

„Sauer, weil du endlich bekommst, was du verdient hast?“ Kali rümpfte die Nase. „Tut sicher weh. Aber tröste dich, deine Beine brauchst du sowieso nicht mehr. Also bleib einfach liegen.“

Stöhnend legte das blonde Mädchen ihre Hand auf das Bein und schloss die Augen. Sie spürte den Schmerz, oh Gott, den konnte man gar nicht ignorieren. Aber sie konnte sie einfach nicht bewegen.

„Komm schon“, würgte Anya förmlich hervor. Das konnte doch nicht sein. „Los.“

Aber nichts. Die Oberschenkel konnte sie frei bewegen. Aber alles darunter war schlapp, leblos.

„Eine wie du braucht keine Beine“, hörte sie im Hintergrund Kali sagen.

Bittere Tränen der Wut traten aus den Augen der Blonden. Welche sie feindseliger denn je aufriss und schwor: „Bete, dass ich das nicht überlebe, denn wenn doch, werde ich dir so viel mehr brechen, als nur ein paar Knochen!“

„Mein Herz zum Beispiel? Na dann, Glückwunsch, Dumpfbacke.“ Kali griff nach ihrer Maske, ließ jedoch wieder von ihr ab. „… nein. Die Belohnung gibt’s erst ganz zum Schluss. Deine letzte Erinnerung auf dieser Welt soll die meines Gesichts sein.“

 

 

Turn 84 – This Asylum Where I Sleep

Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan,

Und keinen Tag soll man verpassen.

Das Mögliche soll der Entschluß

Beherzt sogleich beim Schopfe fassen.

~ Johann Wolfgang von Goethe



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-12-03T14:53:13+00:00 03.12.2017 15:53
Hey
ich kann nicht mehr sagen als ein geniales Kapitel.
Ich kann das nächste Kapitel gar nicht abwarten, vor allem wie diese Duelle ausgehen.
Ich finde einfach keine Worte...
Lg fubukiuchiha


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