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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 55 - Metropolis Of Duelists

Turn 55 – Metropolis Of Duelists

 

 

„Was soll das heißen, ihr werdet nicht mitkommen!?“

Anya warf das T-Shirt in ihrer Hand in den Koffer zurück, welcher vor ihr auf dem Bett ausgebreitet lag. Sich von ihm weg drehend, starrte sie erst Matt an, der auf dem seinen lag und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hielt, dann Zanthe, welcher auf einem Stuhl am Tisch ihr gegenüber saß und seelenruhig ein Buch von Goethe las.

Es war auch der Werwolf, der ihr antwortete, ohne sich dabei die Mühe zu machen, sie anzusehen. „Diese Veranstaltung ist nur für Teilnehmer des Turniers. Sind wir das?“

Anya schnaubte. „Nein, aber man darf Begleitung mitbringen!“

„Solltest du dir nicht mehr Sorgen darum machen, was passiert, wenn sie herausfinden, dass du dich auf die Gästeliste gemogelt hast?“

Unter einem abfälligem Pfeifen wirbelte Anya herum und schritt zu dem großen Panoramafenster ihres Hotelzimmers. „Das wird nicht passieren.“

 

Sie legte ihre Hand gegen das Glas und sah nach draußen.

Vor ihr bot sich ein unglaublicher Anblick. Dutzende Stadien verschiedener Größen füllten den Stadtkern, zwischen ihnen ragten mindestens genauso viele Hochhäuser aus dem Boden. Über den normalen Straßen waren auf massiven Steinpfeilern diverse Rennstrecken gebaut. In Schleifen und engen Kurven verliefen sie, verpassten dem Anblick dank unzählbarer elektronischer Werbemonitore an den Begrenzungen einen futuristischen Anstrich – schließlich waren es Riding Duel-Strecken, die es sonst nirgendwo in den Staaten gab. In der Ferne konnte man ein Flugzeug zum Landeanflug ansetzen sehen, dort, wo auch Anya und ihre beiden Begleiter vor einigen Stunden in Ephemeria City angekommen waren – der Stadt der Duellanten.

Anya kniff böse die Augen zusammen, als am Hochhaus gegenüber auf einer riesigen, digitalen Werbefläche die Gestalt einer schlanken, jungen Frau eingeblendet wurde. Geradezu lasziv, aber doch mit beneidenswerter Lässigkeit saß sie auf ihrem Motorrad und hielt ihren Helm in der Hand. Gekleidet in einen weiß-silbernen Motorradanzug, blickte sie mit ihren strengen, grünen Augen fest in die Kamera. Geradezu überheblich selbstbewusst könnte man meinen. Das blonde Haar zu einem Bob geschnitten, stachen die beiden langen Strähnen hervor, die sich links und rechts von ihrem Pony bis zum Busen erstreckten.

„Claire Rosenburg“, knurrte Anya.

 

Wegen ihr allein war sie hier.

Sie war eine der Zielpersonen, deren besondere Karte sie abnehmen musste, um ihr gestohlenes Leben vom Sammler zurückzuerhalten.

Und der angeblich einzige Weg, sich mit ihr zu duellieren war der, als Sieger des Legacy Cups hervorzugehen. Denn neben einer Einladung in die Pro-Liga, einem Batzen Preisgeld und einem fetten Pokal bekam der Gewinner jenes Turniers die einmalige Möglichkeit geboten, sich mit der Weltmeisterin zu duellieren. Einer Frau, die bereits jetzt trotz ihrer relativ kurzen Karriere als beste Duellantin in der Geschichte Duel Monsters gehandelt wurde. Noch nie hatte Claire ein Duell verloren, so hieß es.

Was mehr als genug Gründe für Anya waren, unbedingt an diesem Turnier teilnehmen zu wollen. Geld, Ruhm, die Pro-Liga, die sie näher an ihren Traum bringen würde und am wichtigsten, diese dämliche Hüter-Karte.

 

Matt raffte sich derweil von seinem Bett auf. „Und du hast dir das gut überlegt, Anya?“

Das Mädchen drehte sich zu ihm um, als Claires Werbung für eine große Motorradmarke durch eine für Duel Disks ersetzt wurde.

Sie nickte heftig. „Was glaubst du denn? Jetzt sind wir hier, also gibt es kein Zurück mehr. So eine Chance kriege ich nie wieder. Ich will nicht das 'Hintertürchen' nehmen, wenn du verstehst?“

„Sie werden dich wieder angreifen“, prophezeite der Dämonenjäger düster.

 

Er sprach von den Undying, die bereits zweimal versucht hatten, Anya ins Jenseits zu schicken. Sie wollten verhindern, dass sie die sieben Karten sammelte, weil damit das Tor zum Narthex geöffnet werden konnte – das Ziel des Sammlers. Anya wusste nicht, was der Narthex genau war oder was der Sammler mit ihm beabsichtigte, aber er hatte sie davor gewarnt, an dem Turnier teilzunehmen. Da sämtliche Medien über das Ereignis berichteten, würden diese unsterblichen Kreaturen früher oder später unweigerlich auf sie aufmerksam werden.

Aber genau das wollte Anya.

 

„Wir haben das doch alles schon durchgesprochen“, raunte sie wütend, „wenn einer dieser Spinner es versucht, nehmen wir ihn gefangen und quetschen ihn aus.“

Zanthe lachte erheitert auf und klappte sein Buch zu. „Du hast wohl vergessen, dass wir uns nicht so recht einig waren, wie wir diese Psychos einkerkern wollen?“

„Ich bezweifle, dass normale Dämonenjäger-Techniken da reichen werden“, sagte Matt, was er schon mehrmals in den vergangenen Tagen betont hatte. „Die Idee ist ja nicht schlecht, etwas, das man nicht töten kann, stattdessen zu versiegeln. Aber wie stellen wir das an?“

Anya stöhnte ob des leidigen Themas genervt. „Lass das mal meine Sorge sein, ich denke mir schon etwas aus.“

„Genau das habe ich befürchtet“, kam es zweifelnd aus Zanthes Richtung.

 

Trotzig stampfte sie wieder zu ihrem Bett in der Ecke des Zimmers und nahm erneut das dunkelblaue T-Shirt aus ihrem Koffer hervor, welches ganz oben auf ihren Sachen lag. Gerade mal mit den Fingerspitzen hielt sie es fest, drehte es zu Matt und sagte: „Vergesst die Undying, das Ding hier ist viel schlimmer.“

„Werbung für deinen Shop?“, fragte Matt, der sich durchlas, was auf der Rückseite des Kleidungsstücks stand. „Nico's Card Shop? Sogar eine Adresse hat er angegeben.“

„Tch, Mr. Palmer lässt mich nur teilnehmen, wenn ich das da während der Live-Duelle anhabe. Wenn nicht, feuert er mich. Glaub ich.“

Zanthe kicherte voller bösartiger Genugtuung. „Tja Anya, du hättest eine Million haben können, aber lieber nimmst du das T-Shirt.“

Als Reaktion bekam er es ins Gesicht gepfeffert. „Nicht witzig, Flohpelz! Das habe ich nicht selbst entschieden, falls du es vergessen hast!“

 

Es hätte alles so schön sein können.

Anya erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie sich mit diesem Aiden Reid zum Essen verabredet hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er ihr eine ganze Million Dollar geboten, wenn sie unter dem Banner seiner Firma, Micron Electronics, am Turnier teilnahm.

Ganz zu Nicks Ärgernis, welcher alles getan hatte, um Anya von diesem Deal abzuhalten. Aiden sei gefährlich und würde ihr früher oder später einen Dolch in den Rücken rammen. Irgendwann hatte Anya nachgegeben, nachdem Nick angeboten hatte, ihr eines Tages das Doppelte zu zahlen. Ihr war es nur recht und wenn Anya ehrlich mit sich selbst war, nahm sie das Geld lieber von Nick an, als von irgendeinem Typen, den sie gar nicht kannte. Solange der Zaster in ihre Flossen wanderte, konnte sie damit leben.

Zumal Nick wirklich alles tat, um ihr auf ihrer Mission zu helfen. Ohne ihn wäre sie nie bis hierher gelangt, dessen war sie sich mittlerweile bewusst geworden und es war auch der Grund, warum sie ihm endlich seine Schauspielerei und Lügen verziehen hatte. Zugegeben, er wusste davon noch gar nichts, aber auch das hatte Zeit. So konnte sie die Lage unter Umständen noch etwas ausreizen.

Da sie allerdings ohne Aidens Hilfe nicht offiziell am Turnier teilnehmen konnte, hatte sie Nick damit beauftragt, sie nachträglich einzuhacken. Und er hatte wirklich gute Arbeit geleistet.

 

Um sich diese noch einmal vor Augen zu halten, zog Anya aus der Innentasche der geflickten Lederjacke an ihrem Leib einen Briefumschlag heraus. Die Einladung für die Veranstaltung morgen Abend, die nur Teilnehmern des Turniers und einigen Sponsoren vorbehalten war. Nick hatte es irgendwie geschafft, eine auf ihren Namen ausstellen zu lassen. Ironisch, denn sie kam direkt vom Veranstalter höchstpersönlich – der Abraham Ford Company, Vertreiber von Duel Monsters in den Staaten. Es konnte also gar nichts schief gehen, Anya war im System als Teilnehmerin vermerkt und besaß obendrein einen schriftlichen Beweis.

Der einzige Nachteil war, dass Nick nur sie hatte eintragen können, nicht Matt und Zanthe. Alle Einladungen waren bereits verschickt worden, doch aufgrund eines 'glücklichen Umstands' konnte Nick den Brief plus E-Mail an eine der Teilnehmerinnen abfangen und zumindest diese nachträglich durch Anya ersetzen. Bei den beiden Holzköpfen war das leider nicht drin gewesen, was natürlich ärgerlich war, hätten drei Teilnehmer vom Team Anya ihre Chancen auf einen Kampf mit Claire sicher erhöht.

Zumindest konnte Anya selbst teilnehmen, hatte also die erste Hürde bereits genommen.

 

Aber immer noch keinen Begleiter für diese kack Party!

„Einer von euch kommt gefälligst mit! Wie sieht das aus, wenn ich da alleine hingehe, huh!?“

Matt, aufrecht auf dem Bett sitzend, zuckte unbedarft mit den Schultern. „Ich würde mir nichts dabei denken.“

Dagegen fand Zanthe wesentlich spitzere Worte. „Ich würde auch nicht allein gehen wollen, wenn ich Angst hätte, die Hälfte von dem, was man mir dort sagt, nicht zu kapieren. Mindestens.“

„Als ob!“, fauchte Anya, doch das leichte Zögern in ihrer Stimme verriet sie. „Was soll da schon groß erzählt werden!?“

„Oh zum Beispiel die neue Duel Monsters-Mechanik“, kam Zanthe ihr sofort altklug zuvor, „oder wie die neuen, Betrugs-geschützten D-Pads funktionieren, die ihr für das Turnier bekommt. Mir fällt da einiges ein.“

Anya knurrte verstimmt: „Schön für dich.“

Dann ließ sie sich auf dem Bettrand nieder. „Aber fein, wenn ihr nicht mitkommen wollt, gehe ich eben alleine.“

 

Unvermittelt erhob sich Zanthe mit einem diebischen Grinsen und wand sich einer Schlange gleich herüber zu Anya, legte den Arm um die Schulter der Blonden, als er sich neben diese fallen ließ. „Ich könnte mich ja dazu erweichen, doch mitzukommen.“

Matt wurde sofort hellhörig und starrte herüber zu den beiden.

„Und was muss ich dafür tun?“, schnarrte Anya grimmig.

„Shoppen.“

„Huh?“

Zanthe ließ sie los, stöhnte kopfschüttelnd. „Anya, das ist eine Veranstaltung für aufstrebende Talente. Will sagen: reiche, aufstrebende Talente. Betonung auf reich. Die AFC lädt nicht jeden ein, sondern vor allem Duellanten, deren Mommys und Daddys mit ihren Brieftaschen gewinkt haben.“

Anya neigte den Kopf schief zur Seite. „Und das hat jetzt was mit Shopping zu tun?“

„Denk doch mal nach! Die rennen dort sicher nur in den feinsten Fummeln 'rum. Wenn du dich nicht noch vor dem ersten Duell zur Lachnummer machen willst, musst du optisch mithalten!“

Zanthe zupfte bewusst provokativ an ihrer Lederjacke. „In dem Ding lassen sie dich selbst mit Einladung nicht rein.“

„Ich sehe das mit den reichen Teilnehmern zwar etwas anders“, meinte Matt und legte sich zurück auf sein Kissen, „aber Recht hat Zanthe. Wir können da nicht in unserer Alltagskleidung auftreten.“

Anya wiederholte erstaunt: „Wir?“

„Wenn er schon mitkommt, was für 'ne Wahl habe ich dann? Außerdem würde ich mich hier ohnehin nur langweilen, während ihr weg seid.“

Zanthe hingegen sprang auf. Erstaunen und auch ein gewisser Verdruss schwangen in seiner Stimme mit. „Was meinst du damit, dass du das mit den reichen Teilnehmern anders siehst?“

„Dass ich der Meinung bin, dass sie mehr nach Talent und weniger nach der dicksten Geldbörse bei der Auswahl der Teilnehmer gehen.“

Der Schwarzhaarige, dessen Haupt heute mal ein grünes Bandana zierte, lachte abfällig. „Erzähl das deinem Alector. Ich hab mir die Liste der ausgewählten Teilnehmer angeschaut, die Nick uns gegeben hat. Viele von denen kommen aus gutem Hause!“

„Und woher willst du das wissen?“

„Recherche? Anya muss wissen, mit wem sie es zu tun bekommt und da sie selbst keinen Finger krumm macht und Nick nicht die ganze Arbeit machen sollte, hab ich selbst ein bisschen gestöbert, bevor wir losgefahren sind“, verteidigte sich Zanthe bissig.

Matt erwiderte: „Und deswegen können sie nicht trotzdem talentiert sein?“

 

Anya stöhnte und stieß sich von der Bettkante ab, lief wieder zum Fenster, während sich im Hintergrund eine handfeste, von vorn herein zum Scheitern verdammte Diskussion anbahnte.

Sie wusste es ja zu schätzen, dass Zanthe trotz seines frechen Mundwerks ebenfalls bemüht war, ihr zu helfen. Aber Nick konnte er nicht ersetzen.

Das Mädchen verstand nicht, warum ihr bester Freund in Livington geblieben war. Sein neuer Job verbot es ihm, hatte er gemeint. Bloß, seit wann scherte Nick sich darum? Mit seinen Hackerfähigkeiten konnte er alles haben, er brauchte keinen Job! Doch egal was sie gesagt hatte, mehr war aus ihm nicht herauszubekommen gewesen. Endlich selbst was schaffen, blah blah, als ob sie ihm das abnahm!

 

„... ist doch purer Idealismus!“, war Zanthe derweil schon bei einer beachtlichen Lautstärke angekommen.

Matt stand ihm direkt gegenüber und verschränkte die Arme. „Und was ist daran falsch? Wenigstens sehe ich nicht in allem nur das Schlechte!“

„Wo tu ich das bitte!?“

„Frag doch Anya, der hältst du ja nichts anderes vor als ihre Fehler.“

Zanthes Kopf ruckte in einer derart raschen Bewegung zu Anya herum, dass gute Ohren ein ganz leises Knacken vernehmen konnten. Sein verkniffener Blick forderte absolute Rückendeckung von der Blonden, aber die schnaufte bloß verärgert. „Haltet die Klappe, alle beide!“

Um sicherzustellen, dass sie auf andere Gedanken kamen, fügte sie noch höchst widerwillig hinzu: „Wir gehen jetzt shoppen!“

 

~-~-~

 

Ephemeria City erwies sich als wahres Labyrinth. Die Straßen der Neustadt waren lang und breit, kreuz und quer, sodass es besonders Anya schwer fiel, sich zu orientieren. Anders als Matt kam sie nicht auf die Idee, ihr über 50 Stockwerke hohes Hotel als Orientierungspunkt zu nutzen. Selbst seine Idee, der über den kleineren Gebäuden verlaufenden Riding Duel-Strecke zu folgen traf bei Anya auf Unverständnis, denn wieso einfach, wenn es auch kompliziert ging?

Unter Zanthes Führung jedoch gelang es ihnen erstaunlich schnell, die ersten Geschäfte ausfindig zu machen. Nicht weit von den Dreien weg gab es einen renommierten und unheilig preisintensiven Anbieter für Herrenmode. Die perfekte Gelegenheit für Anya, den beiden Jungs ein paar von Nicks ergaunerten Scheinen in die Hand zu drücken und sich von ihnen abzukapseln.
 

Das letzte, was das Mädchen wollte war, wie Zanthe ihr Ratschläge in Punkto Mode gab. Zumal sie auch keine Lust hatte, der immer noch unterschwellig vorhandenen Spannung zwischen den beiden Streithähnen ausgesetzt zu sein.
 

Gedankenverloren wanderte sie den Gehweg entlang, der erstaunlich voll war. Vermutlich alles Touristen beziehungsweise Zuschauer, die sich auf das anstehende Turnier freuten. Ihr Blick wanderte nach oben. Direkt über ihr verlief einer dieser Highways für Riding Duels. Das massive Konstrukt wurde regelmäßig von Säulen, so breit wie Limousinen, getragen. In Anyas Laufrichtung verlief die Neigung jener hoch gelegenen Straße ein wenig nach oben, ehe sie bei der nächsten Kreuzung in eine nach links gehende Kurve überging.

 

Siehst du dich auch schon dort oben?

 

Levriers Stimme in ihrem Kopf ließ Anya aufschrecken. Sie nickte fest.

„Jup. Motorradfahren und sich dabei duellieren? Was gibt’s Besseres?“

 

Nacktfotos von Valerie Redfield an das Playboy-Magazin verkaufen?

 

„Außer das!“

Anya beschleunigte ihren Schritt. An der Straßenecke hatte sie eine kleine Boutique erspäht, in der sie ihr Glück bezüglich geeigneter Festkleidung versuchen wollte. In ihrem Lauf gelangte sie aus dem Schatten der Riding Duel-Strecke und ehe sie sich versah, eilte sie die drei kleinen Stufen zur Tür hinauf und betrat unter Glockenbimmeln das Geschäft.

Derweil machte sich Levrier daran, Modeberater zu spielen.

 

Ich habe mir überlegt, dass dir dunkle Kleidung sehr gut steht, Anya Bauer. Sicherlich möchtest du auf zu formelle Kleidung verzichten, weshalb-

 

„Halt die Klappe, Levrier“, brummte sie mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen, „ich hab schon so'ne Vorstellung, was ich anziehen werde.“

Hier kannte sie niemand. Matt und Zanthe waren auch nicht da, um ihren Senf abzugeben. Also konnte Anya Dinge tun, die sie zuhause niemals erwägen würde …

 

Das verspricht lustig zu werden.

 

~-~-~

 

Als Anya am späten Abend ins Hotelzimmer zurückkehrte, erkannte sie, dass sie die letzte des Gespanns war. Wobei von Zanthe jede Spur fehlte, lediglich seine Einkaufstüten lehnten an dem vordersten der drei Betten des länglichen Zimmers.

Auch Anya war gut beladen mit zwei großen, weißen Tüten.

 

Matt lag auf seinem Bett in der Mitte, auf seinem Bauch ein Laptop.

„Wo hast'n den her?“, fragte Anya irritiert, die sich sicher war, ihren Freund bisher nicht mit dem Ding gesehen zu haben.

„Vom Restgeld gekauft“, erwiderte er gleichgültig, „ich hoffe, das ist okay.“

„Bist du irre!?“

Ehe Matt sich versehen konnte, schmiss sich Anya neben ihn aufs Bett und betrachtete das neue Gerät begeistert. „Kann man damit zocken?“

„Glaube schon.“ Matt sah sie unsicher von der Seite an. „Hab ihn gekauft, um ein wenig im Netz recherchieren zu können, während wir hier sind. Frag nicht, was Herr Werwolf mit dem Geld anstellen wollte.“

„Noch mehr Kopftücher und so'n Scheiß kaufen?“, fragte Anya hämisch.

Matt schüttelte den Kopf. „Nein, ein paar Hotelmitarbeiter in der Umgebung bestechen, um Deckinfos über deine Gegner zu besorgen.“

Gleichzeitig tippte er den letzten Satz in dem offenen Fenster zu Ende und drückte die Enter-Taste. Anya bemerkte, dass es sich um eine E-Mail an Alector handelte, in der Matt Alastair und die Kinder grüßte.

„Denkst du, die lesen das?“, fragte die Blonde skeptisch.

Der Dämonenjäger im schwarzen Hemd neben ihr zuckte schmunzelnd mit den Schultern. „Wenn sie endlich ihre Telefonrechnung zahlen, dann bestimmt. In 'nem Monat oder so. Würde sie ja gerne mal an die Strippe bekommen, aber das klappt ja schon seit über zwei Wochen nicht mehr.“

 

Anya erhob sich vom Bett und drehte sich zu Zanthes nahe der Tür um. „Wo ist unser Flohzirkus eigentlich?“

„Hatte keinen Bock auf mich und stellt sicher gerade irgendetwas an, für das wir uns am Ende schämen müssen.“

„Klingt, als hätte ich Konkurrenz bekommen“, stellte Anya erstaunlich selbstironisch fest.

Matt musste leise auflachen. „Sieht so aus.“

 

Das Mädchen schlenderte zum Panoramafenster und betrachtete die nächtliche Stadt. Die ganzen Werbeanzeigen an den Hochhäusern waren so grell, dass sie Jalousien brauchen würden, um überhaupt schlafen zu können. Die Riding Duel-Strecken hatten eine eigene Beleuchtung, sogar die Straßenmarkierungen auf ihr waren erhellt. Ephemeria City ließ sich wirklich Einiges dafür kosten. Und irgendwo da draußen könnte schon Claire Rosenburg lauern. Oder ein Undying, der ahnte, dass Anya hier sein würde.

„Ist das wirklich eine gute Idee, Levrier? Sie versiegeln zu wollen?“ Sie fasste sich an die Stirn, einen Hauch von Zweifel an der eigenen Entscheidung äußernd. „Nicht, dass ich das will, aber undercover zu agieren wäre vielleicht doch sicher …“

 

Womöglich ist es das, aber ich bezweifle, dass wir damit dauerhaft Erfolg haben werden. Unsere Feinde werden uns früher oder später finden, also kommen wir ihnen zuvor, indem wir sie zuerst stellen, wenn sie am wenigsten damit rechnen.

 

„Aber warum?“

 

Da wir sie nicht töten können, müssen wir sicherstellen, dass wir sie dennoch dauerhaft aus dem Weg räumen. Dank meiner Abstammung von Isfanel kenne ich eine Möglichkeit, sie in einer separaten Dimension einzusperren. Es funktioniert ähnlich wie der Turm von Babylon, nur in viel kleinerem Rahmen. Außerdem habe ich noch eine andere Absicht …

 

„Das höre ich zum ersten Mal!“

Anya runzelte die Stirn und drehte sich zur Seite, wo sie Levriers Anwesenheit am ehesten vermutete, auch wenn das bei Immateriellen natürlich Quatsch war. Sie waren nirgendwo … und überall.

 

Ricther. Eine Kooperation mit ihm könnte sich als letzter Anker erweisen, sollten wir mit dem derzeitigen Plan scheitern und die sieben Karten nicht rechtzeitig sammeln. Doch dafür müssen wir etwas haben, um ihn unter Druck zu setzen.

 

„Wir sperren ihn ein und holen ihn raus, wenn wir ihn brauchen …“

 

Richtig. Ich bezweifle, dass wir Stoltz auf diese Weise benutzen können. Deshalb muss er es sein. Ich bin mir sicher, dass er genug Ehre besitzt, ein einmal gegebenes Versprechen nicht zu brechen.

 

„Du hast vielleicht Ideen. Das ist so verrückt, das könnte sogar klappen“, meinte Anya belustigt.

Matt sah vom Laptop auf. „Was sagt er denn?“

Die Blonde drehte sich kess grinsend zu ihm um. „Dass wir Versager sind, die die Hilfe der Undying benötigen werden.“

„Wenn er meint“, zeigte sich Matt gleichgültig und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem teuren Spielzeug auf seinem Schoß zu, „warn' mich nur rechtzeitig vor, wenn ihr irgendetwas ausheckt.“

Was Anyas Mundwinkel noch weiter auseinander rückte. Dummer Matt, als ob man ihn vor so etwas vorwarnen könnte. Nicht mal sie selbst würde wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, bevor es bereits zu spät war.

 

~-~-~

 

Ungeduldig pochte es am nächsten Abend, nach einem Tag voller Zank, Sticheleien und Cup Cakes gegen die Badezimmertür. „Anya, was dauert das so lange? Hast du endlich entdeckt, dass du ein Mädchen bist, oder warum wirst du einfach nicht fertig!?“

Konzentriert blickte Anya in den Spiegel über dem Waschbecken und führte vorsichtig -es- Richtung ihrer Augen. Aber sie zögerte, nicht zuletzt auch deshalb, weil Matts ebenfalls ungeduldige Stimme durch die weiße Tür drang. „Das Taxi wartet bereits! Wir müssen los!“

„Scheiße, dann fahrt doch vor, wenn ihr unbedingt wollt!“, raunte sie. „Ist mir sowieso nur recht!“

„Für wen machen wir das doch-“, begann Zanthes typische Leier, die diesmal ein jähes Ende fand.

„Ich sag dir gleich, was du nicht mehr machst, Flohpelz!“, überschlug sich ihre Stimme förmlich, ein Zeichen ihrer Überforderung. „Leben! Und jetzt schnapp' dir Summers und fahr vor, ich komme nach, sobald ich kann. Die werden euch schon reinlassen, ich steh immerhin auf der Gästeliste!“

Zumindest ging sie stark davon aus. Wenn Nick Mist gebaut hatte, dann gab's Kloppe!

„Na schön …“

„Dann bis nachher“, verabschiedete sich Matt skeptisch. Sie hörte, wie die beiden leise irgendwas tuschelten und schließlich die Zimmertür ins Schloss fallen.

 

Jetzt konnte Anya sich endlich wieder dem widmen, was sie bisher nur getan hatte, wenn sie absolut sicher war, dass niemand in der Nähe war, um sie zu beobachten. Wohlgemerkt niemand außer ihren Opfern, welchen der Akt bisher immer gegolten hatte. Aber diesmal war sie selbst an der Reihe.

„... Gott, ich hasse Make-Up!“

 

Ich liebe Clowns.

 

Eine beängstigend große Zornesfalte bildete sich auf der Stirn des Mädchens. „Jetzt reicht's! Du-bleibst-hier!“

Um ihren Worten Taten folgen zu lassen, schnappte sie sich ihre Deckbox, die neben ihrer Jeans auf dem Rand der Badewanne lag und holte [Gem-Knight Pearl] aus dem Extradeck hervor.

„Drei von euch ertrage ich nicht!“, fauchte sie und stopfte Pearl in die Hosentasche der Jeans.

Umso wütender wurde sie, als nur träge kam:

 

Dein Verlust …

 

„Tch!“

Anya wirbelte um und hoffte, nun endlich ungestört 'ihr erstes Mal' zu Ende bringen zu können. Hätte sie sich doch bloß nie auf diese ganze Kacke von wegen 'hübsch machen' eingelassen!

 

~-~-~

 

Das Taxi hielt an. Matt und Zanthe stiegen aus, Letzterer gab dem Fahrer noch ein großzügiges Trinkgeld, ehe sie sich ihrem Ziel widmeten.

„Ich kann nicht glauben, dass wir noch so viel Kohle haben“, staunte Zanthe und steckte seine Brieftasche weg. „Schade, dass Nick so besessen von Anya ist. Mit mir hätte er viel mehr Spaß.“

„Dazu sage ich besser nichts“, nuschelte sein Begleiter, der keine Lust auf Streit hatte.

 

Er und Zanthe kamen so gestriegelt und gebürstet daher, wie man es von einer Veranstaltung dieser Art erwartete. Zanthe trug einen feinen, weißen Designeranzug samt silberner Krawatte, unter der ein schwarzes Hemd zum Vorschein kam. Einzig sein neuestes Kopftuch hatte er sich auch hier nicht nehmen lassen, war dieses doch farblich perfekt angepasst an sein übriges Auftreten. Matt hingegen hatte sich die Haare nach hinten gekämmt und gegelt, trat in einem schlichten, schwarzen Nadelstreifenanzug und weinrotem Hemd auf. Während das Sakko Zanthes mit schwarzen, unebenen Streifen verziert und daher mit dessen flippigen Charakter harmonisierte, war das von Matt gleichfarbig zu seiner Hose.

 

Die beiden standen vor einem riesigen, offenen Bogentor, das Eintritt zu einem kunstvollen Garten samt Springbrunnen gewährte.

„Dass es mitten in einer so technologisierten Stadt einen so konservativen Ort gibt …“, staunte Matt, während sie über den fein gepflasterten Weg liefen, vorbei an einem zu beiden Seiten verlaufenden Minihecken-Labyrinth. „Aber das ist eben die Altstadt von Ephemeria City.“

„Der Besitzer des Anwesens ist einer der Sponsoren des Turniers, hab ich gelesen“, erklärte Zanthe die Zusammenhänge, „er hat ein Faible für Schlösser und sich daher selbst eins gebaut, mitten in der Stadt der Duellanten.“

Beim Anblick des riesigen, dreistöckigen Gebäudes vor ihm stellte Matt bereits eine Vermutung an, welches Schloss es besagtem Sponsor besonders angetan hatte. „Versailles?“

Zanthe drehte sich zu ihm um und grinste breit. „Dein Ernst? Meep!“

Er deutete auf die Glaskuppel des mit dutzenden Scheinwerfern angeleuchteten Gebäudes. „Es hat keine konkrete Vorlage. Ein bisschen von Sanssouci, natürlich auch etwas Versailles, aber auch gotische Elemente wie diese dutzenden Bogensäulen, die du beim Eingang siehst.“

„Interessierst du dich für so etwas?“

„Ein bisschen.“ Zanthe schloss im Alleingang zu der Menschenschlange auf, die vor dem Eingang des Halbschlosses auf den Einlass wartete.

Der zurückgelassene Matt musste schmunzeln. „Der ist immer wieder für 'ne Überraschung gut.“

 

Kurz darauf waren sie drinnen und wurden in einen riesigen, ovalen Ballsaal geführt, in dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Matt war erstaunt darüber, wie gut alles geklappt hatte. Tatsächlich hatte man sie ohne großes Aufsehen hineingelassen, als sie sich als Anyas Begleiter per Personalausweis identifiziert und das verspätete Kommen der Chefin entschuldigt hatten. Allerdings beschlich Matt der Verdacht, dass Nick bereits im Vorfeld die Anmeldungen der beiden vorgenommen haben musste, da die wirklich überall befindlichen Security-Leute sicher niemanden allein auf sein Wort einlassen würden.

 

Der Saal war gut gefüllt mit sicher weit über hundert Leuten und einige würden sicher noch dazukommen. Über ihnen erstreckte sich die ganz aus bunten Gläsern bestehende Dachkuppel, welche religiöse Bilder wie die Geburt Jesu zeigten.

„Er ist etwas verrückt, sagt man“, gluckste Zanthe und meinte damit den Besitzer des Anwesens, „liebt solchen Kram. Schick sieht's ja aus, ist aber nicht mein Ding.“

Über zwei Stockwerke erstreckte sich der Saal. Abgehend vom Eingang verliefen zwei schier endlos wirkende Wendeltreppen zu einer Galerie, die schließlich in einem großen Balkon mündete. Sie mussten sich im hinteren Ende des Schlosses befinden, aber Matt hatte keine Ahnung, ob er damit richtig lag.

 

„Wie lange, bis es losgeht?“

Zanthe schob den Ärmel seines Sakkos weg und sah auf seine brandneue Armbanduhr. „Noch genug Zeit, über 'ne halbe Stunde. Prinzesschen wird schon kommen, mach dir da keine Sorgen.“

„Wir reden hier von Anya“, stellte Matt trocken klar.

Ein belustigtes Kichern war die Antwort. Sowie: „Stimmt. Mach dir Sorgen.“

Der junge Mann im schwarzen Anzug sah sich um. Überall waren kleine, runde Tische aufgebaut, an die sich die Gäste stellen konnten. Umrandet waren sie von edlen Barhockern, falls jemand dabei sitzen wollte. Dazu verteilten dutzende Kellner Champagner. Im hinteren Teil des Ballsaals, wo die Treppen zusammenliefen, war ein riesiger Monitor aufgebaut. Unter ihm befand sich eine kleine Tribüne mit Rednerpult, die aber noch leer war. Rechterhand dieser sorgte eine eigens bestellte Band, bewaffnet mit klassischen Instrumenten, für die akustische Untermalung des Abends.

„Wollen wir uns ein wenig unter die Leute mischen?“

Aber Zanthe war Matts Vorschlag längst zuvor gekommen und hatte sich in ein Gespräch mit zwei jungen Männern verwickelt. Matt verzog die Augen zu Schlitzen.

„Wieso habe ich das Gefühl, dass er nicht mit ihnen redet, weil er ihre Decks sehen will?“

Das Wort, welches er Zanthe tatsächlich im Gedanken unterstellte, unterschied sich nur um einen Buchstaben von dem, welches er laut aussprach. Und das amüsierte Gekicher des Werwolfs, das an sein Ohr drang, bestätigte ihn in seiner düsteren Ahnung.

 

Etwas verloren kam sich der junge Mann schon vor. Um nicht wie bestellt und nicht abgeholt auszusehen, stellte er sich an den nächstbesten Tisch, der bereits von einer jungen Dame besetzt war.

Sie tippte an der Tischkante gelehnt auf ihrem Smartphone herum und nahm keine Notiz von ihm, weshalb er sie genauer betrachtete. Ihr aschblondes Haar war gefärbt, was er an den ganz minimal hervorstechenden, brünetten Ansätzen bemerkte. Etwas über die Schultern hinaus gehend, klemmte es hinter ihren Ohren, an denen zwei knallrote, an kurzen Ketten hängende Kugelohrringe hingen. Dieselbe Farbe wie ihr knielanges Cocktailkleid. Um den Hals trug sie einen Presseausweis.

Matt spürte, wie sich die Farbe seiner Wangen unter einem flüchtigen Brennen der ihres Kleides anpasste. Sie war eine der attraktivsten Frauen, die er je gesehen hatte. Und jetzt bemerkte sie ihn. Ihre hellgrauen Augen drangen regelrecht durch ihn durch, als wüssten sie genau, was er dachte. Dann schenkte sie ihm ein einladendes Lächeln.

 

Doch ehe Matt dieses erwidern konnte, spürte er, wie sich eine Armbeuge um seinen Nacken schlang. Zanthe hauchte ihm mit Blick auf die Journalistin ins Ohr: „Na, Lover Boy?“

„Was soll das!?“, fauchte er unter dem belustigten Gekicher der Blondine.

„Ich dachte, was ich entdeckt habe, willst du dir sicher nicht entgehen lassen. Komm.“

„Sorry“, nuschelte Matt knallrot angelaufen und zog unfreiwillig dem Werwolf hinterher.

Die Journalistin hauchte ihm ein „Bye!“ zu.

Als sie außer Reichweite war, wandte Matt sich an seinen Begleiter. „Was ist denn, siehst du nicht, dass ich beschäftigt war!?“

„Mit ihrem Ausschnitt?“

„Nein!“ Was die Wahrheit war, den hatte Matt tunlichst vermieden anzusehen, obschon die Verlockung dagewesen war. „Und sowieso, wo bleibt überhaupt Anya?“

„Na das will ich dir doch zeigen!“

 

Zanthe führte Matt zu der rechten Wendeltreppe. Mit ausgestrecktem Finger deutete er auf eine junge Frau, die auf halber Höhe zur Galerie am Geländer entlang nach oben ging und nebenbei das Geschehen unten betrachtete.

„Sie dachte wohl, sie könne sich an uns vorbei nach oben verkrümeln. Die Gute hat wohl der Mut verlassen, sich -so- zu zeigen.“

Matt verzog auf Zanthes Kommentar hin den Mund. „Niemals, das ist nicht Anya.“

„Bleib stehen“, rief der aber schon triumphierend, „wir haben dich entdeckt. Flucht ist zwecklos!“

Abrupt blieb Anya-Fragezeichen stehen. Undeutlich kam die Antwort: „Ist sicher 'ne Verwechslung. Schönen Abend noch.“

Zanthe zeigte jedoch einen Vogel. „Als ob! Du siehst zwar nicht so aus, aber du riechst definitiv nach Bauerntölpel.“

Die vor Wut geballte Faust war Antwort genug.

„Also dreh dich schön um, damit wir dich ansehen können“, forderte der Werwolf feixend.

 

Anya murmelte leise vor sich hin: „Das wirst du bereuen, Flohpelz!“

Es hätte alles so schön sein können. Sie stahl sich nach oben und wohnte der Rede von den anderen beiden unbemerkt bei, verschwand vor ihnen und niemand würde jemals erfahren, dass sie … dass sie … was hatte sie bloß dazu getrieben!?

Auf dem Absatz drehte Anya sich langsam um. Schritt für Schritt nahm sie die Treppen nach unten, ihre weißen Stiefel strahlten regelrecht im Lichte der dutzenden elektrischen Kronleuchter, die im Saal angebracht waren.

„Das kann nicht- träum ich?“, staunte Matt atemlos.

Was er da sah, das waren Anyas Beine. Nackte Beine, von den Knien an bis zu diesem kurzen, engen, elfenbeinfarbenen Kleid, welches an ihrer linken Schulter gehalten wurde. Von ihrem Brustansatz herab ging eine Schleppe, die fast bis zum Boden reichte und dem Kleid den dezenten Eindruck eines Morgenmantels verschaffte.

Anya war bereits Rot wie eine Tomate, als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte. Sie hatte es vollbracht, sich dezent eines Kajalstiftes und Wimperntusche zu bedienen. Und scheinbar war sie auch nicht ungeschickt darin, wenn es darum ging, ihr Haar hochzustecken.

„Siehst du bescheuert aus“, feixte Zanthe und krümmte sich vor Lachen.

„Ich hasse euch! Ich hasse euch alle“, fluchte diese wütend. „Wieso ausgerechnet ich!?“

„War doch deine eigene Entscheidung!“, erwiderte der Unruhestifter daraufhin patzig und giggelte weiter vor sich hin.

„Haltet die Klappe, alle beide“, murmelte Matt mit fasziniertem Blick.

 

Als Anya die letzte Stufe nahm, zögerte sie gar nicht lange und rammte ihren weißen Stiefel mit derartiger Wucht in Zanthes Erzeugerorgan, dass dessen Tonfall gefühlte zwei Oktaven nach oben schnellte.

Trotz der Schmerzen keuchte er: „Vorsicht, man sieht deine Boxer-Shorts …!“

Sofort stellte sich Matt zwischen die beiden, ehe einer der Securitys etwas mitbekam. Anyas Augen drohten aus ihren Höhlen zu ploppen.

„Hätte ich doch bloß nie auf euch gehört! Shoppen gehen, am Arsch!“, schrie sie aufgebracht. „War doch klar, dass ihr es scheiße findet!“

„Ich finde, du siehst umwerfend aus!“, beteuerte Matt sofort aufrichtig, wenn er sich auch bewusst war, dass Anya ihm kein Wort glauben würde.

„Betrachte mich umgeworfen“, meldete sich Zanthe mit erhobener Hand böse kichernd hinter Matt.

 

Anya war im Begriff ihre zum Kleid passenden Stulpen hochzuschieben, um ihn tatsächlich 'umzuwerfen', als hinter Matt die eine Person auftauchte, mit der Anya am allerwenigsten gerechnet hatte.

„Also ich finde es auch toll“, sagte Valerie Redfield lächelnd, „endlich traust du dich mal zu etwas anderem, als zu deinen normalen Klamotten.“

Anya sah die Schwarzhaarige vor ihr an. Valerie sah sie an. Anya blinzelte. Valerie wartete auf eine Reaktion. Sie bekam eine.

„... hat wer 'ne Pistole?“, fragte Anya schlaff.

„Ach komm schon, lass dich nicht von den Jungs ärgern“, versuchte Valerie sie aufzumuntern und hakte sich uneingeladen bei ihrer selbsternannten Erzrivalin ein.

Ehe die überhaupt begriff, was gerade geschah, zog Valerie sie schon mit bestimmender, aber sanfter Gewalt davon. „Marc ist auch hier, kommt doch zu uns an den Tisch.“

 

Erst jetzt konnte Anya den unverhofften Informationsinput 'Redfield' verarbeiten und riss sich prompt von jener los, wich geradezu von ihr weg, als wäre sie der Teufel, während die Jungs im Hintergrund dem Spektakel neugierig zusahen.

„Was-zur-Hölle-willst-du-hier-Redfield!?“, brachte sie stoßartig hervor, ohne Luft zu holen.

„Ich bin eingeladen?“, erwiderte die salopp. „Anders als du, nehme ich an.“

„'türlich bin ich eingeladen!“

Geradezu missbilligend warf Anya einen kurzen Blick auf ihr Gegenüber. Violettes, hauchdünnes Glitzerkleid, bis zu den Füßen reichend, dämonisch böser Ausschnitt, vermutlich extra für die Veranstaltung gelocktes, offenes Haar, eine dezente Halskette, gepaart mit protzigen Goldarmreifen. Wo war doch gleich die bestellte Pistole!?

„Anya, erzählt das jemandem, der dich nicht kennt“, mahnte Valerie sie streng, „wie du es angestellt hast, ist mir egal. Sei bloß vorsichtig.“

Die Blonde blinzelte verdutzt. „Huh? Du willst mich nicht anscheißen?“

„Für wen hältst du mich?“, empörte sich Valerie und griff sie wieder am Arm. Leiser sagte sie zu Anya, als sie einen der dutzenden Tische ansteuerte: „So etwas würde ich nie tun. Im Gegenteil, ich hatte es sogar im Gefühl, dass du hier sein würdest. Wegen -ihr- nehme ich an.“

Im Gehen winkte Valerie den beiden noch bei der Treppe stehenden Jungs zu, sie mögen ihr doch bitte ebenfalls folgen. Derweil antwortete Anya verdrießlich. „Na wie schön, dass das so offensichtlich ist. Ja, bin ich. Aber woher weißt du das?“

Valerie starrte stur geradeaus. „Nick und ich hatten ein … kleines Gespräch, wegen so einer Sache, aber das ist nicht so wichtig. Er hat mir vor Kurzem verraten, wen du als Nächstes anpeilst. Um ihn gleich in Schutz zu nehmen, er hat nicht gesagt, dass er dich hier reinschmuggeln will, aber anders kommst du wohl kaum an Claire Rosenburg ran.“

Das erklärte Anya aber nicht, wieso Miss Glanz und Gloria überhaupt hier sein konnte. Etwas, das Valerie ihr von den verkniffenen Augen ablesen konnte. „Erinnerst du dich an das Tag Duell-Turnier damals an der Livington High? Turniere dieser Art wurden letztes Jahr an vielen Schulen in den USA durchgeführt, aber nur wenige der Gewinner erhielten auch tatsächlich eine Einladung für den Legacy Cup. So wie ich und Marc.“

Wie ein Schlag traf diese Nachricht Anya, der die Kinnlade hinunter klappte. Hätte sie das gewusst, wäre dieses beschissene Turnier damals anders gelaufen! Denn sie und Nick waren Zweite! Tch!

 

Endlich angekommen, wartete der Kinnbart tragende Marc in einem schwarzen Anzug auf seine noch-nicht-ganz Ehefrau. Er hielt zwei Gläser Champagner in der Hand und staunte nicht schlecht, als er erkannte, wen Valerie da mit sich schleppte.

„Und wieder hast du Recht“, beglückwünschte er sie, „hätte ich dir mal gleich glauben sollen, dann könnt ich jetzt jedem was anbieten.“

„Ich will eh nix“, raunte Anya und stellte sich dazu. Kurz darauf folgten auch Matt und Zanthe.

„Seid ihr Teilnehmer?“, fragte Valerie und bekam die Antwort als Kopfschütteln.

„Nur sie“, deutete Matt auf Anya.

Valerie stützte ihre Ellbogen am Tisch ab und legte ihren Kopf in geneigter Haltung gegen die Hände, nachdem sie sich auf einen der Hocker gesetzt hatte. „So hätte das nicht laufen dürfen …“

Marc erklärte dazu: „Wir wollten es für dich tun, Anya. Als Nick uns sagte, dass Claire eines dieser Artefakte hat, wussten wir, dass wir die Chance haben sie zu stellen.“

Das blonde Mädchen traute ihren Ohren kaum. „Ihr wolltet-!? Für mich!?“

Ihre grübelnde Pose aufgebend, nahm Valerie die Arme vom Tisch und trank einen Schluck Champagner, ehe sie antwortete. „Warum nicht? In der Zeit hättest du dich um jemand anderen kümmern können. Aber Nick hat dir wohl nicht gesagt, dass wir hier sein werden.“

Anya schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht.“

Unvermittelt packte Valerie Anya am Arm und sah sie eindringlich an. „Mit dir sind wir jetzt drei Leute, die die Möglichkeit haben, sich mit Claire zu duellieren. Aber …“

„Aber?“, fragte Anya irritiert und sah Matt und Zanthe an, als ob die wüssten, was Valerie wollte.

„Du kannst Claire nicht besiegen. Lass uns das machen.“

Sofort riss Anya ihren Arm weg. „Was soll das denn heißen-!?“

„Sie ist auf einem ganz anderen Level als du“, setzte die Schwarzhaarige ihre Erklärung fort, „als wir alle. Sie hat noch nie verloren. Und viele hier sind fast so stark wie sie. Ich will nicht, dass du deine Zeit hier verschwendest, um zwischendrin aus dem Turnier auszuscheiden. Genau die rennt dir davon, du solltest eher nach Edna such-“

Sofort schlug Anya mit der Faust auf den Tisch. „Du spinnst wohl, Redfield! Denkst wohl, weil du mal besser als ich warst, kannst du dich jetzt aufspielen, huh!? Ich hab dich nicht darum gebeten, mir zu helfen, sofern ich mich recht erinnere! Das hier ist mein Ding, klar!?“

Marc seufzte. „Was habe ich dir gesagt, Valval?“

„Aber Anya, ich sage das doch nicht, um dich zu verspott-!“

 

Lautes Geklatsche ertönte. Während Anya und Valerie stritten, betrat ein junger Mann in weißem Anzug die Bühne. Unter dem Arm des brünetten Henrys eingehakt war seine Schwester Melinda, die sich ihre Haare feuerrot gefärbt und zu zwei Pferdeschwänzen gebunden hatte. Sie trug ein marineblaues Abendkleid, hatte sich ein lavendelfarbenes Tuch um ihre Hüfte gebunden. Zusammen traten sie an das Rednerpult.

„Guten Abend und vielen Dank, dass ihr alle so geduldig gewartet habt“, verkündete Henry stolz über das Mikrofon, „ich bin Hendrik Benjamin Ford und das ist meine Schwester Melinda Ford.“

Der Applaus wurde intensiver. „Wir beide sind heute die Vertreter der Abraham Ford Company und begrüßen alle Teilnehmer sowie Sponsoren des Legacy Cups und auch alle anderen Anwesenden zu dieser Feier.“

Etwas zu Melinda murmelnd, machte er ihr Platz. Voller Freude strahlend, sah sie in die große Runde. „Guten Abend. Lasst mich damit beginnen zu sagen, dass wir froh sind, euch endlich zu diesem Event einladen zu können. Wie ihr wisst, musste der Legacy Cup um ein Jahr verschoben werden, aber endlich ist die Zeit gekommen. Eure Zeit!“

Die Gäste klatschten, einige hoben sogar die Gläser an und bekundeten ihre Dankbarkeit sowie die Hoffnung, die Geschwister haben sich endlich von ihrer langen Krankheit erholt. Die wenigstens wussten, dass es keine Krankheit war, die der Grund für den Aufschub des Turniers darstellte …

Melinda bedankte sich und sprach weiter: „Aber was feiern wir wirklich? Natürlich den Auftakt des Turniers in einer Woche. Aber auch den Beginn einer neuen Ära von Duel Monsters.“

Lautes Gemurmel ging durch den Saal. Einige Vermutungen bezüglich dieser Worte kamen von allen Seiten. Das Wort 'Pendel' fiel immer wieder.

„Was wir euch heute vorstellen, ist für die Öffentlichkeit erst kurz vor dem Start des Turniers gedacht, wenn das nächste Erweiterungsset von Duel Monsters erscheint. Was in genau drei Tagen der Fall ist. Henry wird euch dazu mehr sagen.“

Wieder ertönte Applaus, als die beiden die Position tauschten und der junge Mann erneut ans Mikrofon trat. „Heute gewähren wir euch einen ersten Einblick in die Funktionsweise der Pendelmonster, einer völlig neuen Art von Karte. Darüber hinaus wird es einige gravierende Regeländerungen am Spiel selbst geben, die mit dem Auftakt des Turniers weltweit eingeführt werden.“

Noch lauteres Geraune hallte von den vielen kleinen Tischen. Henry sagte: „Doch bevor wir darauf eingehen, möchte ich daran erinnern, dass die Siegerin oder der Sieger des Legacy Cups neben einem Preisgeld von 500.000$ und der Einladung in die offizielle Profi-Liga auch die Chance erhält, sich mit der amtierenden Weltmeisterin zu duellieren. Und sie ist bereits heute extra für dieses Event angereist! Einen herzlichen Applaus für Claire Rosenburg.“

 

„... das ist nicht wahr, Anya! Du verstehst das völlig falsch! Unglaublich, wie kannst du nur so verbohrt sein!?“, schimpfte Valerie beleidigt.

Doch die Unruhestifterin selbst achtete gar nicht mehr auf ihre Erzrivalin, sondern blickte, wie alle anderen, herüber zur Bühne. Zwei Leute betraten diese in jenem Augenblick.

Drei Stufen nahm 'sie'. Völlig gelassen, als wäre dies für sie nichts Besonderes. Und das war es vermutlich auch nicht. Sie sah etwas anders aus als in der Werbung, noch größer. Fast so groß wie Matt. Ihr blondes Haar hatte sie am Hinterkopf kurz rasiert, trug einen Bob. Ihr Pony ging bis zur Höhe ihrer grünen Augen und von ihm reichten ihr zwei einzelne, im Gegensatz zu der Werbung von gestern grün gefärbte Strähnen bis zur Brust.

Und Claire Rosenburg sah merkwürdig aus. Das limettenfarbene, knielange Kleid stand ihr nicht besonders gut, denn ihre sehnigen, nackten Arme gaben einen unschönen Kontrast zu dem feinen Stoff. Auch ihre schwarzen Lederstiefel wollten einfach nicht zum Rest passen. Begleitet wurde sie von einem rothaarigen Mann in einem schwarzen Designeranzug. Nicht nur saß eine Sonnenbrille auf seiner Nase, nein, über seinem rechten Auge befand sich eine tiefe Narbe, die die Braue zerteilte. Dazu trug er einen Vollbart, lediglich das Kinn hatte er rasiert.

Nebenbei murmelte Marc zu Zanthe und Matt: „Ihr Manager. Unheimlicher Typ.“

„Hörst du mir überhaupt zu!?“, beklagte sich Valerie lauthals.

Anya wandte sich tolldreist entrüstet zu ihr um. „Natürlich nicht!“

Und der Streit ging in die nächste Runde.

 

Nachdem Henry Claire auf die Bühne geholt hatte, erklärte er weiter: „Ihr Duellstil war eine große Inspirationsquelle für uns, was die Entwicklung der Pendelbeschwörung betrifft.“

Plötzlich sprang der riesige Bildschirm über ihnen an. Auf ihm war der komplette Spielplan von Duel Monsters abgebildet.

„Wie kann man etwas toppen, das so flexibel ist wie Claire, so die Kernfrage“, sagte Henry und tippte auf den Touchscreen in seinem Pult, „simpel, wir fügen eine völlig neue Komponente ein.“

Plötzlich veränderte sich der Spielplan, Deckzone und Friedhof sowie Extradeck und Spielfeldkartenzone schoben sich auseinander. Und zwischen ihnen tauchten zwei neue Zonen auf.

„Daher seht nun die Zukunft von Duel Monsters! Die Pendelzonen, ein Platz für die Monster einer neuen Generation, die Pendelmonster! Es sind doch Monster, oder?“

Tosender Applaus, aber auch viel irritiertes Gemurmel, als er den letzten Satz mit einem Zwinkern beendete.

 

Im Anschluss begann Henry zu erklären, wie diese neuen Karten funktionierten. Sie waren sowohl Monster, als auch Zauber, was durch ihren halb orangefarbenen, halb grünen Kartenrand deutlich wurde. Als letztere konnten sie ausgespielt werden, indem man sie in die Pendelzonen legte. Dort besaßen sie einen völlig anderen Effekt. Aber mehr noch, jedes Pendelmonster besaß einen neuen Wert, den Pendelbereich, der mit einem Wert von 1 bis 12 bemessen war. Besaß man zwei Pendelmonster in jenen Zonen, durfte man einmal pro Zug eine Pendelbeschwörung durchführen und beliebig viele Monster von der Hand rufen, deren Stufe zwischen dem Pendelbereich-Wert der linken Pendelzone und des Wertes der rechten lag. Dies zeigte er anhand einiger simpler Beispiele am Bildschirm. Einige Gäste lachten dabei, andere tuschelten aufgeregt.

Dann erklärte Henry, dass Pendelmonster noch eine weitere Besonderheit aufwiesen. Wenn sie vom Feld auf den Friedhof gelegt wurden, gingen sie stattdessen aufgedeckt ins Extradeck – und konnten von dort ebenfalls per Pendelbeschwörung gerufen werden. Auch das zeigte er durch Beispiele, die nun unter großem Jubel aufgenommen wurden. Er schloss seine Rede mit der Hoffnung ab, vielleicht schon erste Spieler mit Pendelmonstern während des Turniers zu sehen.

„Außerdem wird uns bald ein weiterer, spannender Umschwung in der TCG-Szene erwarten“, waren seine letzten Worte. „Vielen Dank!“

Danach überließ er Melinda das Feld, die zunächst ankündigte, dass neue D-Pads zum Start des neuen Sets bereit stehen und für das Turnier sogar Pflicht sein würden, die alten aber weiterhin benutzt werden dürfen, wenngleich sie auch nicht mit den Pendelmonstern kompatibel waren. Teilnehmer würden ihre in den nächsten Tagen oder spätestens zu Beginn des Turniers erhalten. Anschließend klärte sie über die neuen Regeländerungen auf, derer es neben den Pendeln zwei gab: Der Spieler, der den ersten Zug machte, würde fortan seine Draw Phase überspringen müssen. Ein regelrechter Aufschrei seitens einiger entsetzter Gäste war die Folge. Die zweite Änderung erlaubte es nun beiden Spielern, eine Spielfeldzauberkarte gleichzeitig zu kontrollieren. In diesem Moment verstummte Melinda.

 

Anya bekam davon allerdings nichts mit, sie schrie Valerie hinterher, die mit Marc im Schlepptau wutentbrannt das Weite suchte: „Gib einfach zu, dass du mir das nicht alleine zutraust, Redfield!“

Zunächst fiel es Anya gar nicht auf, aber ihr Streit hatte die Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesender erregt. Inklusive Henry, der etwas aus dem Konzept geraten ans Mikro trat. „Wie ich sehe, haben wir einen ungebetenen Gast. Guten Abend, Anya.“

Die wirbelte herum und bemerkte erst jetzt, wie alle Augen nur auf sie gerichtet waren. Wütend schimpfte sie: „Pah, kümmere dich lieber um deine Angelegenheiten, ich hab ne' Einladung.“

„Da muss ein Missverständnis vorliegen, denn die hast du garantiert nicht. Und selbst wenn du eine hättest, das Sicherheitspersonal wird dich allein für die Störung mit nach draußen begleiten.“

Sofort war sie von zwei Schränken in Schwarz umzingelt, die sie ergreifen wollten. Ihnen ausweichend, schrie sie sie an: „Pfoten weg!“

Die Ersten fingen bereits wild an zu tuscheln und zu spekulieren, was es mit Anya auf sich hatte. Jene rannte ein Stück vor und steckte den Finger aus, richtete ihn direkt auf Henry. „Ach ja? Dann schau doch in deiner Datenbank oder was auch immer nach!“

„Wie du willst.“

Zur Demonstration tippte er auf seinem Pult etwas ein und öffnete, für alle Anwesenden sichtbar, auf dem großen Bildschirm eine Liste. Er scrollte hinunter, jeder Duellant war mit gewissen Grunddaten und Profilfoto versehen. Valerie, Marc, ein blasser Junge mit hellem, langen Haar, ein brünetter junger Mann, dann Anya. Frech grinsend starrte ihr Antlitz in die Runde.

„Das kann nicht sein!“, schoss es aus Henry heraus. „Was hast du da angestellt!?“

„Mich qualifiziert, was sonst!?“

 

Erzürnt sprang Henry in seinem weißen Anzug von der Bühne und ging schnellen Schrittes auf Anya zu. „Niemals, das wäre uns aufgefallen. Hier muss ein großer Fehler vorliegen!“

Melinda eilte ihm hinterher, musste dabei den Saum ihres Kleid anheben. „Warte, ich glaube, ich weiß warum.“

Als sie bei ihm ankam, reichte sie ihm ein Blatt Papier, das sie sich nebenher vom Rednerpult geschnappt hatte. „Hier! Das ist die Liste derer, die in die engere Auswahl kamen. Sie muss irgendwie durchgerutscht sein.“

Ihr Bruder riss ihr das fragwürdige Beweismittel aus der Hand. Zornesfunkelnd sah er auf: „Sie hat Recht. Wer auch immer so dumm war, er hat dich als Teilnehmerin vorgeschlagen.“

Anya streckte ihre flache Brust vor. „Und nun? Willst du mich rausschmeißen?“

„Dieser Fehler würde einen anderen seinen Platz kosten. Sicher siehst du ein, dass das keineswegs fair wäre?“, lautete seine Antwort.

Nein, tat sie nicht. „Quatsch nicht 'rum, du würdest doch alles tun, nur um mir eins auszuwischen!“

Sich dazwischen drängend, sagte Melinda: „Na wenn das so ist, musst du dir den Platz eben verdienen. Indem du dich zum Beispiel gegen jemanden duellierst.“

„Melinda!“

Sofort hielt jene sich ertappt die Hände vor den Mund, hatte sie ihrem Bruder eben unbedacht ein Messer in den Rücken gerammt.

„Kein Problem, ich nehme Claire Rosenburg!“, schlug Anya ohne Umschweife vor. Lautes Gelächter, welches das fein gekleidete Mädchen aufstampfen ließ. „Was!?“

Henry schüttelte den Kopf. „Abgelehnt, dein Platz wird seinem rechtmäßigen Besitzer zugewiesen.“

„Den gibt’s doch gar nicht, wen wollt ihr bei dieser riesigen Liste nehmen!?“ Anya schwang den Arm aus. Sie durfte sich diese Chance, ihrem Traum ein Stück näher zu kommen, auf gar keinen Fall nehmen lassen. „Komm schon, wenn nicht die Weltmeisterin, dann ihr beide. Mit euch werde ich doch locker fertig und würde so beweisen, dass ich die Richtige für euer Turnier bin! Was sagt ihr!?“

Sie richtete sich dabei an die Gäste, traf aber auf gemischte Reaktionen. Einige nickten, andere hingegen sagten frei heraus, dass sie davon nicht viel hielten.

„Abgemacht“, grinste Melinda, „du gegen uns beide? Wenn du -so- gut bist, hast du dir den Platz wirklich verdient!“

Sie wandte sich an die beiden Männer von der Security. „Bitte holen Sie die neuen D-Pads.“

„Melinda, was soll das!?“, zischte Henry. „Du kannst doch nicht einfach-!?“

Seine Schwester aber bestand darauf. „Sie ist immerhin vorgemerkt gewesen, also hat sie diese Chance verdient.“

„... meinetwegen“, ließ der Erbe der AFC sich breitschlagen, „aber nur, weil du es bist.“

Sie fiel ihm um den Hals. „Bist der Beste.“

Sich dann an die aufgewühlte Allgemeinheit wendend, rief sie: „Auch wenn sich einige von euch auf den Schlips getreten fühlen, als Entschädigung bekommt ihr einen Vorgeschmack auf die neuen Pendelmonster! Versprochen!“

Damit konnten einige leben, andere nicht. Eine Wahl hatten sie ohnehin nicht, zum Glück für Anya.

 

So stellten die Drei sich in der Mitte des Saals auf. Anya mit dem Rücken zum Ausgang, den sie wohl oder übel nehmen musste, wenn sie verlor. Henry und Melinda ihr gegenüber. Während sie auf die D-Pads warteten, schielte Anya herüber zur Bühne, die sich hinter den Geschwistern befand.

Claire Rosenburg stand dort, regungslos mit versteinerter Miene. Und als sich die Blicke der beiden kreuzten, begann Anya zu frösteln. Ein Blick aus den grünen Augen, taxierend und erhaben. Als würde eine Göttin auf sie herabsehen. Unheimlich!

Einen Moment später bekamen die Drei ihre D-Pads, die schlicht in Rot daher kamen und sich ansonsten kaum von den alten Modellen unterschieden.

„Dann mal los!“, leitete Anya das Duell ein. Synchron riefen sie: „Duell!“

Die drei D-Pads klappten sich aus. Neben den Monsterkartenzonen befanden sich nun die Slots für die Pendelmonster.

 

[Anya: 4000LP //// Henry: 4000LP Melinda: 4000LP]

 

„Bevor wir anfangen, sollte noch eine Sache geklärt werden“ verkündete Henry und sah sich unter den Gästen beziehungsweise Zuschauern um, damit auch jeder genau zuhörte, „auch die Regeln für Tag-Duelle wurden überarbeitet. Im Gegensatz zu einem Duell einer gegen einen ist es hier die Partei in der Überzahl, die nicht in ihrem ersten Zug ziehen darf. Welcher wie gewohnt erst nach demjenigen stattfindet, der alleine kämpft. Das hat sich nicht geändert.“

Die hübsche Journalistin, die unvermittelt neben Matt auftauchte, hob den Arm. Der Erbe der AFC streckte ihr demonstrativ den seinen entgegen. „Ja?“

„Und wenn beide Gruppen aus zwei Spielern bestehen?“

„In dem Fall setzen alle ihre erste Draw Phase aus. Auch hier bleibt gleich, dass keiner in seinem ersten Zug angreifen darf.“

Derweil schnaubte Anya wütend und hielt die Arme verschränkt. „Ist ja hochinteressant. Können wir endlich anfangen, oder muss ich dir erst ein paar Knochen brechen um zu zeigen, wie ernst mir das ist, Schnöselkind?“

„Wie du willst“, murrte Henry und positionierte sich. Seine Schwester tat es ihm gleich, wobei er noch hinzufügte: „Tu dein Schlimmstes.“

„Kannste Gift drauf nehmen!“

 

Im Anschluss zogen alle drei ihr gewohntes Startblatt von fünf Karten. Und da fing das Drama schon an, denn eine dumme Angewohnheit Anyas war es, dass ihre Aufmerksamkeit bei ihrer Meinung nach uninteressanten Themen schnell abdriftete. Doch im dem Fall hätte sie besser genau zugehört, denn nun wusste sie nicht, ob sie überhaupt ziehen durfte oder nicht. Verwirrt starrte sie dieses neue, rote D-Pad an, welches angenehm leicht, dafür aber grottenhässlich war. Statt rechteckig zu sein, waren die Kanten des flachen Apparats abgerundet.

„Uh …“

„Anya, du darfst ziehen. Die Regel, dass du es nicht darfst, gilt für normale Duelle.“

Sofort erntete Melinda einen bösen Blick von ihrem Bruder, sah er es schließlich gar nicht gerne, dass sie ihr auch noch half.

„Weiß ich doch! Draw!“

Nachdem Anya nun ihre sechs Karten in der Hand hielt, schloss sie aus reinem Trotz aus, sich in Zukunft an diese neuen Regeln zu gewöhnen. Spielfeldzauberkarten waren ihr egal, aber niemand nahm ihr -ihren- ersten Zug-Zug!

„Fein, ich setze dieses Monster. Mach was, Ford, aber mach es schnell!“

In vergrößerter Form materialisierte sich die Karte vor ihr.
 

Henry machte sogleich weiter, allerdings, wie er erklärt hatte, ohne aufzuziehen. Genau wie Anya legte er ein Monster horizontal auf das D-Pad. „Ich setze auch ein Monster, da ich nicht angreifen kann. Melinda, dein Auftritt.“
 

Noch während es vor ihm mit nach oben gerichtetem Kartenrücken auftauchte, legte auch Melinda ohne vorher zu ziehen ein Monster von ihrer Hand mit dem Kartenbild nach unten zeigend auf das D-Pad. Zischend materialisierte es sich vor ihr.

„Soll das'n beschissener Scherz sein oder gibt’s jetzt auch 'ne Regel, die vorschreibt, mir alles nachmachen zu müssen!?“, brüskierte Anya sich gewohnt wenig herzlich.

Melinda zwinkerte verschwörerisch. „Nein, wir sind nur nicht so dumm, dich zu unterschätzen. Aber ganz mache ich dich nicht nach, ich setze nämlich noch eine Karte.“

Jene tauchte hinter ihrem Monster auf. „Du bist wieder dran.“

 

„Draw!“, fauchte Anya aufgewühlt und drehte das Monster auf ihrem D-Pad um, indem sie es mit dem Bild nach oben legte. „Flippbeschwörung, [Gem-Turtle]. Wird die so aufgedeckt, fliegt 'ne [Gem-Knight Fusion] direkt vom Deck in mein Blatt.“

So geschah es, dass ihre holografische Karte um die eigene Achse wirbelte und eine große Schildkröte hervorrief, deren Panzer aus einem einzigen, riesigen Smaragd bestand.

 

Gem-Turtle [ATK/0 DEF/2000 (4)]

 

Bereits kurz nachdem Anya es verkündet hatte, stand eine einzelne Karte aus ihrem Deck hervor, die sie nur noch aufzunehmen brauchte. Zugegeben, diese verbesserte Stimmenerkennung in den neueren Duel Disks und D-Pads hatte sie immer an ihrem alten Battle City-Modell vermisst. Aber niemals würde sie diese gegen eines dieser Teile eintauschen, sobald sie sie erst zurück hatte!

Das Mädchen zückte ihre neue Karte und hielt sie in die Höhe, über ihr entstand ein kunterbunter Wirbel aus den verschiedensten Edelsteinen. „Dann los, Fusionsaction! [Gem-Knight Tourmaline], du bist das Herz, [Gem-Knight Obsidian], du die Rüstung! Vereint euch!“

Ein Ritter in goldener und einer in schwarzer Rüstung wurden in den Sog über dem Mädchen gezogen. Dort entstand ein Lichtblitz und ehe das Geschwisterduo sich versah, landete vor dessen Gegnerin ein anderer Ritter, dessen wehender, schwarzer Umhang einen starken Kontrast zu seiner goldenen Rüstung darstellte. Er schwang zwei Dolche, deren Klingen aus Blitzen bestanden.

„[Gem-Knight Topaz]!“

 

Gem-Knight Topaz [ATK/1800 DEF/1800 (6)]

 

Überraschenderweise tauchte neben dem noch ein Ritter auf, nämlich derjenige, der als erster in den Wirbel gezogen wurde. Von gleicher Farbe, aber ohne Umhang, ließ er zwischen seinen Handflächen regelmäßige Entladungen entstehen.

„Wenn Obsidian von der Hand auf den Friedhof wandert, ruft er von dort ein normales Monster wie Tourmaline aufs Feld! Sofern es unter Stufe 5 liegt, natürlich!“

 

Gem-Knight Tourmaline [ATK/1600 DEF/1800 (4)]

 

Anya war jedoch schon längst dabei, ihre Schildkröte von dem D-Pad zu nehmen. „Macht euch schon mal frisch! Tributbeschwörung! Mein neues Prachtstück, extra für ein ganz spezielles Monster in meinem Deck ausgewählt: [Labradorite Dragon]!“

In dunklen Funken löste sich [Gem-Turtle] daraufhin auf, welche sich zu einem schwarzen Drachen formten, der in seiner lauernden Haltung fast so groß wie Anya war. Seine Haut war besetzt von ovalen, verschieden großen Edelsteinen, die einen grünlichen Schimmer von sich gaben.

 

Labradorite Dragon [ATK/0 DEF/2400 (6)]

 

Mit einem Ruck streckte Anya den Arm in die Höhe. „Labby mag zwar ein normales Monster ohne Angriffspunkte sein, dafür ist er aber ein Empfänger. Und diesen stimme ich jetzt auf Tourmaline ein! Stufe 6 und Stufe 4!“

Plötzlich ließ sie den Arm sinken und guckte einen Moment verdutzt. „... shit, für das Ding habe ich bisher ja gar keinen Spruch.“

Sie schüttelte den Kopf. Egal, dann musste es eben ohne gehen, auch wenn die Verlockung groß war, gerade wo Levrier nicht dazwischenreden konnte. Doch auch wenn einer Anya Bauer nahezu nichts peinlich war, wollte das winzige bisschen Selbstachtung in ihr sich nicht vor diesen ganzen Profiduellanten blamieren. Also rief sie schlichtweg: „Synchro Summon! Level 10, [Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T]! Und er ist nicht nur groß, sondern bekommt für diesen Zug auch noch 500 Angriffspunkte pro Synchromaterial! Erschei- Was!?“

Als der sogenannte Titan vor ihr auftauchte, konnte von groß jedoch gar keine Rede sein. Er sah genauso aus, wie auf der Karte abgebildet: Von hellblauer Farbe, prangte auf der Brust des Robokriegers ein fettes, silbernes T. Sein Helm war mit vier kompliziert ineinander verworrenen Hörnern bespickt, die geradeaus zeigten.

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/3000 → 4000 DEF/0 (10)]

 

Aber verdammt, der ging ihr nicht mal bis zum Knie!

„Was soll das!?“, kreischte sie aufgelöst. „Als er gegen Matt gekämpft hat, muss er doch mindestens zehn Meter groß gewesen sein! Du solltest cool sein, kein beschissenes Spielzeug!“

Indes brach Zanthe am Tisch in frenetisches Gelächter aus. Matt schüttelte beschämt den Kopf, teilte Anya mit: „Denk doch mal nach. Der passt hier nicht rein, deswegen ist er … geschrumpft.“

Empört zeigte das Mädchen mit dem Finger auf den Roboter. „Aber so sehr!? Das ist nicht fair!“

„Krieg dich wieder ein“, raunte Henry.

„Krieg dich ein!?“, wiederholte Anya, ihre Lippen bebten. „Ich -stampf'- dich ein! Zauberkarte [Silent Doom]! Die reanimiert 'n normales Monster auf meinem Friedhof im Verteidigungsmodus!“

Unter den Gästen gab es neugieriges Gemurmel von allen Seiten. Wenige achteten auf [Gem-Knight Tourmaline], welcher in kniender Position vor Anya auftauchte.

 

Gem-Knight Tourmaline [ATK/1600 DEF/1800 (4)]

 

Ihr Augenmerk galt viel eher ihrem Heavy T, der zwar harmlos aussah, aber durchaus Interesse weckte. Schließlich kannte keiner dieses Monster, wie konnten sie auch, war er doch eine Hüterkarte und damit einzigartig.

„Und jetzt schicke ich ein Licht-Monster direkt von meinem Deck auf den Friedhof und simuliere damit einen Empfänger! Der Stufe 4-[Alexandrite Dragon]!“ Welchen Anya sofort in den Friedhofsschacht des D-Pads rammte. Dann streckte sie den Arm in die Höhe. „Und Tourmaline, auch Stufe 4! From the light of a different world, the herald of starlight descends upon the ravaged land! By discarding a single star, I call upon you!“

Dort, wo ihre Finger hinreichten, entstand ein großer, goldener Ring. Ihr Ritter zerplatzte in vier grüne Lichter, die jenes Gebilde durchquerten. Dabei entstand in ihm eine wässrige Oberfläche.

„Oh oh, jetzt ist sie richtig sauer“, gluckste Melinda vergnügt, „was sie wohl diesmal serviert?“

Henry runzelte die Stirn argwöhnisch. Flüsterte: „Noch so eine Karte, die garantiert -nicht- in unseren Datenbanken drin ist.“

Ein greller Lichtblitz schoss durch den Ring. „Synchro Summon! Shine forth, [Angel Wing Dragon]!“

Ein weißer Drachenkopf schoss aus der seltsam schimmernden Oberfläche nach vorne, während aus der anderen Seite sein Schweif heraus schnellte. Von dem Ring selbst begannen sich vier weiße Federschwingen zu strecken. Beide Körperhälften ergaben einen schlangenhaften Drachen, dessen goldenes Kragengestell ihm den Hauch einer Kobra verlieh.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]

 

„Jemand muss jetzt bestraft werden“, schnaubte Anya und visierte bereits Henry an. Das erstaunte Getuschel der Zuschauer ob ihres Drachen nahm sie gar nicht wahr. „Und da du für diesen Kackmist verantwortlich bist, kriegst du die volle Dröhnung! Heavy T, greif sein Monster an! … wie heißt seine Attacke?“

„Gravity Reverse“, rief Matt ihr gelangweilt zu.

Anya schnippte unter der Erleuchtung unnützen Wissens den Finger. „Genau! Die! Attacke!“

Ihr Spielzeugroboter streckte seine rechte Handfläche aus, in der eine blau strahlende Kugel eingelassen war. Die begann plötzlich Henrys gesetztes Monster anzuziehen, welches aus der Karte hervortrat und sich als grünhaariger Junge in beigefarbenem Umhang samt gelbem Halstuch präsentierte.

„Das ist [Kamui, Hope Of Gusto]! Wenn er-!“

„Falsch, das ist Matschepampe! Sieh hin, Schnöselkind!“

 

Kamui, Hope Of Gusto [ATK/200 DEF/1000 (2)]

 

Henry bemerkte es. „Wie hat er die Position gewechselt!?“

„Na dank Heavy Ts Gravity Reverse! Mit dem kann er bei seinem eigenen Angriff die Position des Monsters ändern! Jetzt gibt’s auf die Fresse!“

Immer stärker wurde der Sog, der den grünhaarigen Burschen anzog, der durch Rückwärtslaufen dagegen ankämpfte. Schließlich verloren seine Füße den Halt unter dem Parkett und er flog direkt auf den Spielzeugroboter zu, welcher mit der Linken ausholte und zuschlug. Eine heftige Schockwelle entstand, die Henry erfasste und auf den Rücken warf. Erschrockenes Raunen hallte durch den Saal.

 

[Anya: 4000LP //// Henry: 4000LP → 200LP Melinda: 4000LP]

 

Vorsichtig richtete er sich unter den verwirrten Ausrufen der Gäste auf und starrte Anya perplex an.

„Wie hat sie das gemacht!?“

„Die Sicherheitseinstellungen sollten so etwas doch verhindern!“

„Was für Monster spielt sie da!?“

Anya klatschte sich gegen die Stirn. „Ups, ganz vergessen, der kann das ja …“

Die Hände beschwichtigend erhoben, erklärte Melinda hektisch: „Sorry Leute, ihr D-Pad muss spinnen. Wir benutzen noch die ersten Prototypen, da kommt so etwas vor, ahaha!“

„Ja“, murmelte Henry und stand wankend auf. „Natürlich doch.“

Heavy T, als wäre es ihm diese Aufregung zu peinlich, verschränkte die Arme vor der Brust.

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/4000 DEF/0 (10)]

„Klar, wenn er kämpft, wechselt er danach die Position …“

Für Anya war Heavy T noch Neuland. Entsprechend unbeholfen drehte sie ihn auf ihrem D-Pad in die Horizontale, hatte sie daran gar nicht mehr gedacht.
 

„Interessantes Mädchen. Voller Überraschungen“, flüsterte derweil die hübsche Journalistin Matt zu, gestikulierte dabei mit einem Martiniglas, welches ein Kellner ihr serviert hatte.

Der Schwarzhaarige rümpfte die Nase. „Nicht die Sorte Überraschungen, die man sich wünscht.“

„Oh, das kommt immer auf den Blickwinkel des Betrachters an.“

„Bei Anya gibt’s nur einen, den toten Winkel“, schnarrte Zanthe gewohnt spitzzüngig.

 

„Wir können weitermachen, ist ja nichts passiert“, verkündete Henry, der zur Sicherheit seinen Anzug noch einmal von allen Seiten ansah, „und ich hoffe, dass es auch so bleibt, nachdem wir die Sicherheitseinstellungen -extern- wiederhergestellt haben.“

Jene scharfen Worte waren unmissverständlich für Anya gedacht. Die aber war zu sehr damit beschäftigt, das Monster zu betrachten, das unerhörterweise just in diesem Moment vor ihrem Widersacher erschienen war. „Wo kommt das denn her!?“

Der türkisgrüne Vogel, der mit Brustpanzerung und Stachelhelm aufwartete, flatterte auf Henrys Schulter. Jener sagte dazu: „Das wollte ich dir vor deinem Angriff erklären. Kamui ist ein Flippmonster, das einen Gusto-Empfänger beschwört, wenn es aufgedeckt wird. [Gusto Gulldo].“

 

Gusto Gulldo [ATK/500 DEF/500 (3)]

 

„Was auch immer, du bist eh gleich aus'm Rennen! Topaz, steck' ihm einen deiner Dolche dahin, wo die Sonne niemals scheint! Thunder Strike First!“

Henry hielt entspannt dagegen: „Mach ruhig, greif so oft an wie du willst, aber sei dir im Klaren darüber, dass jedes Gusto-Monster ein anderes an seiner Stelle beschwören kann. Du kommst nicht nochmal an meine Lebenspunkte.“

Schnippisch erwiderte Anya: „Beschwöre -du- doch so viel wie -du- willst. Hast wohl vergessen, dass Topaz deinen Lebenspunkten schaden kann, wenn er ein Monster zerstört. Nämlich für jeden einzelnen Angriffspunkt deines toten Monsters.“

„Oh, ich erinnere mich noch an unser erstes Duell.“ Henry grinste plötzlich. „Damals hatte ich keine Ahnung, dass du so viel Ärger bedeutest. Aber ich habe ein gutes Gedächtnis und werde deshalb nicht verlieren. Melinda?“

Die nickte wie auf Knopfdruck. „Richtig. Leider muss ich deine Angriffe umlenken, ich aktiviere meine gesetzte Karte [Hippo Carnival]!“

Der Schnellzauber klappte vor ihr auf. Auf ihm waren je ein gelbes, oranges und blaues, übergewichtiges Nilpferd abgebildet, die im Outfit brasilianischer Tänzerinnen den berühmten Karneval nachtanzten. Jene entsprangen aus der Karte und begannen mit ihren gewagten Hüftschwüngen vor Henrys Monster.
 

Hippo-Spielmarke x3 [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

Anya klappte die Kinnlade hinunter beim Anblick der geschminkten Trampeltiere. „Ihr verarscht mich doch!“

„Nicht doch. Technisch gesehen gehören sie zwar Melinda, aber im Zuge ihrer Beschwörung bist du gezwungen, sie anzugreifen.“ Henry verschränkte die Arme. „Noch Fragen?“

„Ja, eine. Wieso!? Wer hatte die Idee zu diesen Missgeburten!?“ Ohne es zu einer Antwort kommen zu lassen, streckte Anya den Arm aus. „Aber fein, massakrieren wir diese … Dinger! Topaz, Thunder Strike First und Second! Angel Wing, Seraphim Judgment!“

Ihr goldener Ritter schnellte mit gezückten Dolchen auf die Hippos zu, die sich erschraken und umdrehten, hastig weiter die dicken Hinterteile kreisen lassend, als würde dadurch irgendetwas besser werden. Gleichzeitig lud der majestätische Drache über Anya eine weiße Flamme in seinem Maul auf, die er abfeuerte. Um sie kreiste eine kleinere, goldene Spirale. So fielen zwei der fragwürdigen Gestalten Topaz' Dolchen zum Opfer, während die dritte im Bunde geröstet wurde.

Anya runzelte nur verärgert die Stirn. „Ernsthaft, welche Drogen waren da im Spiel …“

Viel wichtiger aber war: Wegen seiner Schwester hatte Anya es nicht geschafft, Henry postwendend aus dem Spiel zu werfen! Dabei hatte sie so gut vorgelegt! Wenigstens konnte Topaz zweimal pro Battle Phase angreifen, sonst wäre jetzt immer noch so ein Etwas auf dem Feld. Äußerst verstimmt verkündete die Blonde im elfenbeinfarbenen Kleid daher: „Meine letzten beiden Handkarten setze ich! Zug beendet!“

Vor ihren Füßen materialisierten sie sich unter einem leisen Zischen. Damit verlor Heavy T auch seinen Angriffsbonus, noch etwas, das Anya nicht mit einkalkuliert hatte. „Bah …“

 

Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T [ATK/4000 → 3000 DEF/0 (10)]

 

Sofort im Anschluss zog Henry auf, steckte die Karte in sein Blatt und legte dafür eine andere auf sein D-Pad. „Ich beschwöre [Winda, Priestess Of Gusto]! Damit stimme ich [Gusto Gulldo], Stufe 3, auf meine Stufe 2-Winda ein!“

Während der kleine Vogel von seiner Schulter flog, erschien vor Henry ein grünhaariges Mädchen in einem weißen Kleid, über das sie einen beigefarbenen Mantel trug.
 

Winda, Priestess Of Gusto [ATK/1000 DEF/400 (2)]

 

Der brünette Erbe der Abraham Ford Company streckte den Arm in die Höhe. „The feather of hope is blown away by divine winds! A storm embraces the lost valley!“

Anstatt in grüne Lichtringe zu zerspringen, flog der Vogel davon zur Bühne hinter Henry, machte dann eine Kehrtwende und wuchs dabei rapide. Winda sprang aus dem Stand in die Luft und in diesem Moment fegte Gulldo unter ihr hinweg und fing sie auf.

„Synchro Summon! Reverberate, [Daigusto Gulldos]!“

Kurz vor Anya stoppte der riesige Vogel samt Reiterin mit starken Flügelschlägen, sodass Anya eine grimmige Fratze zog im Anblick des Federviehs, dessen Pupillen nun rot waren, genau wie die neuen Stacheln an seinem Brustpanzer.

 

Daigusto Gulldos [ATK/2200 DEF/800 (5)]

 

Henry zeigte die Karten von [Kamui, Hope Of Gusto] und [Winda, Priestess Of Gusto] vor. „Ich aktiviere den Effekt Gulldos'! Dafür, dass ich zwei Gustos von meinem Friedhof ins Deck schicke, darf ich ein offenes Monster zerstören! [Angel Wing Dragon]!“

Das Gespann stieg auf und machte dabei einige Schrauben, ehe es unerwartet hinab stürzte und beinahe auf das Parkett knallte. Panisch flatterte der Vogel, um wieder an Höhe zu gewinnen.

Dessen Besitzer schielte zunächst abwesend an Anya vorbei, bemerkte dann aber, dass eine von Anyas verdeckten Karten aufgeklappt stand. Die erklärte: „Zu dumm, deine Winda ist besoffen. Sie hat aus dem [Forbidden Chalice] getrunken. Das negiert ihren Effekt und macht sie zeitweise um 400 Punkte stärker.“

Und tatsächlich, die grünhaarige Reiterin torkelte auf dem Rücken des Vogels mit einem goldenen Kelch in der Hand.

 

Daigusto Gulldos [ATK/2200 → 2600 DEF/800 (5)]

 

„Na gut, ich habe noch etwas anderes in der Hinterhand. Ich aktiviere die Zauberkarte [Double Summon] und kann mit ihr eine zusätzliche Normalbeschwörung durchführen!“ Henry rammte die Karte in sein D-Pad und legte danach ein Monster hinterher. „Erscheine, [Pilica, Descendant Of Gusto]!“

Das tat sie auch, ein kleines Mädchen in dunkelgrünen Shorts und hellgrünem Mantel. Ihr ebenso grünes Haar war an den Spitzen rötlich eingefärbt. Mit sich führte sie einen Zauberstab aus Holz, in dem ein Vogel eingeritzt war.

 

Pilica, Descendant Of Gusto [ATK/1000 DEF/1500 (3)]

 

Diesen schwang sie einmal zur Seite aus und ehe Anya sich versah, landete auf seiner Spitze der kleine, grüne Vogel Gulldo, völlig aus dem Nichts.

 

Gusto Gulldo [ATK/500 DEF/500 (3)]

 

„Na klasse …“, grummelte die Blonde.

„Für mich ist sie definitiv eine Offenbarung, denn sie reanimiert bei ihrer Beschwörung einen Wind-Empfänger.“ Henry schwang den Arm aus. „Mach dich bereit! Ich stimme den Stufe 3-Gulldo auf meine Stufe 3-Pilica ein!“

Der kleine Vogel hob vom Zauberstab der Zauberin ab und zersprang in drei grüne Lichtringe, die sich wie ein Schleier um Pilica legten, während sie die Arme weit ausstreckte.

„The winds gather to celebrate the descent of the mistress of cardinal directions! Synchro Summon! Walk on air, [Daigusto Sphreez]!“

Die Kleine stieg in die Höhe auf und wuchs dabei, wurde älter. Das Haargummi, welches ihren zu einem Pferdeschwanz gebundenen Schopf zusammen hielt, platze. Grelles Licht ging von Pilica aus, als sie sich schließlich als junge Erwachsene präsentierte, die in der Luft stand, gekleidet in grüner Robe mit schwarzen Stiefeln und einen neuen, dunkleren Zauberstab schwang.

 

Daigusto Sphreez [ATK/2000 DEF/1300 (6)]

 

„Bei ihrer Synchrobeschwörung erhalte ich ein Gusto-Monster von meinem Friedhof“, erklärte Henry und zeigte Pilicas Karte vor. „Damit greife ich deinen Heavy T mit Sphreez an! Calmanize!“

Seine Magierin schwang ihren Zauberstab und schoss eine grüne Energiekugel ab, um welche dutzende Windklingen rotierten.

„Effekt von Angel Wing! Ich mache ihn zum Ziel des Angriffs!“

Der schlangenhafte, weiße Drache schob sich schützend vor den kleinen Roboter und antwortete auf die Attacke mit seinem weißen Flammenstrahl, um den eine goldene Spirale rotierte. Doch statt Sphreez zu erreichen, wurde er von der Sphäre einfach zerteilt. Die schoss geradewegs durch [Angel Wing Dragon] hindurch und traf niemand Geringeres als Anya selbst, die entgeistert zurückwich. „Was zum-!?“

 

[Anya: 4000LP → 3300LP //// Henry: 200LP Melinda: 4000LP]

 

Anya musste schon zweimal hinsehen, um zu verstehen was da gerade passiert war. Ihre Lebenspunkte waren gesunken, obwohl Angel Wing Kampfschaden verhinderte? Aber wie war das überhaupt möglich, schließlich waren Sphreez' Punkte gar nicht erst gestiegen!? Und wieso lebte die eigentlich noch!?

„Deinem dummen Gesichtsausdruck nach zu urteilen hast du nicht begriffen, dass Sphreez Kampfschaden, den ich erleiden würde, auf dich zurückwirft.“ Henry lächelte tückisch. „Das gilt für jeden Gusto, solange sie hier ist. Und das wird sie wohl sehr lange sein, denn sie kann nicht durch Kämpfe zerstört werden. Willst du noch eine Kostprobe? Los, Gulldos, greife Heavy T an! Twin Cyclone!“

Der immer noch benommene Riesenvogel stieg in die Luft auf, wobei seine Reiterin beinahe hinab fiel, und löste von seinen Schwingen zwei Wirbelstürme, die ebenfalls in Heavy Ts Richtung davon fegten. Da Angel Wing noch vor jenem verharrte, antwortete er auf Anyas Befehl hin mit seinem Feuerstrahl. „Dummkopf, das kostet dich nur dein Monster!“

Gleichzeitig schwang Sphreez ihren Zauberstab und ließ ein unheimliches Funkeln um die Wirbelstürme erscheinen, die an [Angel Wing Dragon] vorbei sausten und Anya erfassten. Dabei setzte ihr Drache den Angriff dennoch fort und traf Gulldos in der Brust, woraufhin dieser samt Reiterin explodierte.

 

[Anya: 3300LP → 3200LP //// Henry: 200LP Melinda: 4000LP]

 

Der brünette, junge Mann streckte die Arme aus. „Wie du siehst, wirst du jetzt jedes Mal Schaden kassieren.“

„Pah, für diese lausigen 100 Punkte hast du dein Monster verschleudert? Idiot!“

„Fängt das jetzt an?“, murrte Henry und zeigte eine Zauberkarte vor. „Wenn ich mich recht entsinne, bin ich mit Duel Monsters wesentlich vertrauter als du. Demnach hatte das durchaus einen Grund! Ich aktiviere [Contact With Gusto]!“

Seine Sphreez hob ihren Zauberstab mit beiden Händen in die Luft. Um ihn begannen Blitze zu schlagen, als Henry Gulldo und Gulldos zurück ins Deck beziehungsweise Extradeck mischte. „Da ich zwei Gustos auf meinem Friedhof brauche, um diese Karte zu aktivieren, musste ich vorher etwas nachhelfen! Mit dieser Karte werde ich Angel Wing nun sofort zerstören!“

Damit schleuderte Sphreez den Blitz auf den Drachen.

„Das kannste sowas von vergessen, der bleibt! Schnellzauberkarte [Forbidden Dress] aktivieren!“ Mit einem Knopfdruck löste Anya die Karte aus, die vor ihr aufsprang. „Sie reduziert Angel Wings Angriffskraft für diesen Zug um 600, macht ihn aber immun gegen zielende Karteneffekte!“

Angel Wing machte große Augen, als zumindest der Teil vor seinem Ring plötzlich in einem nicht passenden, weißen Kleid steckte. Aber das Ganze hatte auch etwas Gutes, denn es absorbierte den elektrischen Angriff Sphreez'.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 → 2100 DEF/2000 (8)]
 

„Hmpf, hartnäckig warst du ja schon immer“, gestand Henry seiner Gegnerin zu und schob seine vorletzte Karte in sein D-Pad. „Ich setze die hier und gebe an Melinda ab.“

Seine Falle tauchte vor den Füßen ihres Besitzers auf.

Anya, die ihrerseits nun nichts mehr in der Backrow hatte, erwiderte barsch: „Damit bekommt Angel Wing seine Punkte wieder zurück!“

Und das Kleid verschwand auch, ganz zur Erleichterung seines Trägers.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2100 → 2700 DEF/2000 (8)]

 

Die hübsche Schwester des jungen Unternehmers zog schwungvoll auf und zeigte ihr schönstes Strahlen. „So Anya, bist du bereit für die neue Pendelbeschwörung?“

„Wenn's sein muss“, zischte die gallig zurück, „kann ja kaum schlimmer sein als das, was Schnöselkind vorhin gezeigt hat!“

„Da täusche dich mal nicht.“ Melinda drehte das Monster auf ihrem D-Pad in die Vertikale. „Erst wechsle ich allerdings [Performapal Sword Fish] in den Angriff!“

Ihre Karte wirbelte um die eigene Achse und ließ einen blauen, langen Fisch hervorspringen, welcher nicht nur mit Sonnenbrille und Fliege daher kam, sondern auch eine Klinge als Kammflosse besaß, die sogar über seinen Kopf hinausragte.
 

Performapal Sword Fish [ATK/600 DEF/600 (2)]

 

„Jetzt geht’s los! Ich aktiviere meine beiden Pendelmonster als Zauber! [Performapal Turn Toad] mit dem Pendelbereich 3 und [Performapal Silver Claw] mit dem Pendelbereich 5! Pendulum Scale Set!“

Links neben ihr tauchte ein kleiner, grüner Frosch in blauem Frack mit Zylinder auf dem Kopf und zu ihrer Rechten ein silbergrauer Wolf auf, der ebenso wie die Amphibie eine rote Fliege mit gelben Punkten um den Hals trug. Unter beiden brachen hellblaue Lichtsäulen aus dem Boden, die sie in die Höhe hievten. Dabei flackerte unterhalb des Frosches eine verzerrte Drei auf, bei seinem vierbeinigen Begleiter eine Fünf.

„Wunderschön“, hauchte eine Zuschauerin, als sich passend dazu der Ballsaal verdunkelte. Auch andere Gäste bestaunten die bisher unbekannte Beschwörungsweise.

 

<3> Melindas Pendelbereich <5>

 

„Und jetzt kann ich so viele Monster von meiner Hand beschwören, deren Stufe im Pendelbereich liegt, ohne dabei einen der Grenzwerte zu berühren!“ Melinda streckte die flache Hand in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Erscheint, meine beiden Stufe 4-Monster! [Performapal Skeeter Skimmer] und [Performapal Whip Snake]!“

Hoch oben, unter der Glaskuppel des Ballsaals zwischen den beiden Pendelmonstern, öffnete sich ein dunkles Loch, das von dutzenden Energieschleifen umgeben war, sodass es wie die Mitte eines Sterns anmutete. Im Hintergrund schwang ein riesiges Pendel aus Kristall. Aus dem Loch zwischen den beiden Monstern schossen zwei rote Blitze und schlugen direkt vor Melinda ein.

Wenig überzeugt von dieser Vorstellung fasste Anya sich an die Stirn.. „'kay? Das ist alles?“

Vor ihrer Gegnerin verharrten eine geflügelter Wasserläufer von der Größe eines Tretboots und eine violette Kobra, die einen Zylinder und mitsamt Fliege trug.

 

Performapal Sword Fish [ATK/600 → 900 DEF/600 (2)]

Performapal Skeeter Skimmer [ATK/500 → 800 DEF/1600 (4)]

Performapal Whip Snake [ATK/1700 → 2000 DEF/1000 (4)]

 

„Du wirst überrascht sein“, kicherte Melinda geheimnisvoll und zwinkerte ihrer Gegnerin zu, „auf dich wartet eine Menge Spaß.“

„Das wage ich zu bezweifeln!“

Anya schnaubte. Wenn sie mit Pippi Langstrumpf dort drüben fertig war, würde die AFC es sich zweimal überlegen, ob sie diese Dinger veröffentlichen wollten oder nicht!

 

 

Turn 56 – Godslayer

Während Anya um ihre Teilnahme am Legacy Cup kämpft, sieht sich andererorts ihre Feindin Kali einer ganz anderen Herausforderung ausgesetzt. Angegriffen von einem völlig unbekannten Wesen, versucht sie standzuhalten, doch …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-08-27T13:47:06+00:00 27.08.2017 15:47
Hey
Super Kapitel, da hat Anya sich ja auf was eingelassen, aber mit Zanthes Stichelei musste man rechnen. Zanthe hätte ja wenigstens einmal was nettes zu Anya sagen können, Matt hat das ja gemacht auch wenn es nicht viel geholfen hat.
Der Empfang musste ja auf irgendeine Art und Weise schief gehen, bei Anya gab es da keine andere Wahl. Jetzt kommen also die Pendelkarten ins Spiel, das Performpal-Deck passt irgendwie zu Melinda. Hoffentlich wird Anya es nicht bereuen Levrier nicht mitgenommen zu haben.
Bin gespannt wie dieses Duell ausgehen wird.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
30.08.2017 20:12
Hey,
Anya im Kleid ist sowieso schon ein Ereignis. Naja, so sind sie eben, die drei.
Joa ... Pendelkarten, wobei es zum Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, noch kaum welche gab. ^^''
Aber ein paar Decks dazu wirste in Aktion sehen während der Staffel.

LG,
-Aska-


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