Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 20: Turn 20 - Unmasked ------------------------------ Turn 20 – Unmasked     „Nicht länger auf Melinda Rücksicht nehmen?“ Isfanel rümpfte die Nase. „Was kann ein Mensch wie du schon tun?“ „Vielleicht mehr als du denkst“, antwortete Nick selbstsicher. „Bist du dir da so sicher? Selbst wenn ich dich bisher unterschätzt haben sollte, stehst du mit dem Rücken zur Wand.“ Mit einem Kopfnicken deutete die brünette Frau auf Nicks Spielfeldseite. Die war, abgesehen von einer verdeckten Karte, komplett leergeräumt. Im Gegenzug besaß Isfanel mit [Daigusto Gullos] und [Daigusto Eguls] zwei mächtige Vogelkreaturen, sowie gleich zwei gesetzte Karten. Dafür hatte er zumindest keine Karten mehr auf der Hand. Anders als Nick, der immerhin noch über zwei verfügte.   Daigusto Gulldos [ATK/2200 DEF/800 (5)] Daigusto Eguls [ATK/2600 DEF/1800 (7)]   Allerdings verzog Nick beim Anblick der beiden Monster keine Mimik. Eher schaute er sich um, ob es auch wirklich keine Zuschauer gab. Aber nein, er war gefangen in einem Bannkreis, der den Himmel in rosafarbenes Licht tauchte. Da er das Ende seines Gefängnisses nicht erkennen konnte, schätzte er, dass der gesamte Park betroffen war. Und wie er von Abby erfahren hatte, kam man hier nur raus, wenn der Erzeuger es zuließ – oder starb. Letztes war jedoch keine Option für Nick, wenn man betrachtete, dass in dem Fall auch Melindas Leben auf dem Spiel stünde. Doch der junge Mann war sich der Tatsache bewusst, dass er sich viel mehr um sein eigenes Leben sorgen sollte. Besonders wenn man einen Blick auf die Duel Disk warf.   [Nick: 1600LP / Melinda: 4000LP]   Es war sein Zug. Nick zog daher energisch und betrachtete seine neue Karte nachdenklich. „Egal welchen Weg du einschlägst, das Ziel ist immer dasselbe“, sprach Isfanel selbstsicher auf ihn ein. „Selbst wenn du mich besiegst, hast du dadurch nichts gewonnen. Verletzen können mich nur Wesen höherer Macht und du bist nur ein Mensch. Was du tust ist zwecklos.“ „Wenn du meinst“, erwiderte Nick kalt. Plötzlich zückte er eine Karte aus seinem Blatt. „Ich beschwöre [Wind-Up Magician]!“ Kurze Zeit später tauchte vor ihm ein Spielzeugmagier auf, der etwa bis zu Nicks Hüfte ging. Mit seinen Zangenhänden hielt er einen Zauberstab fest.   Wind-Up Magician [ATK/600 DEF/1800 (4)]   Anschließend schwang Nick seinen Arm aus. „Ich aktiviere meine Falle! [Call Of The Haunted]!“ Innerlich zufrieden, dass er Isfanel im letzten Zug von ihr abgelenkt hatte, griff er nach dem Friedhofsschlitz seiner Duel Disk, aus der eine einzelne Karte gefahren kam. „Damit rufe ich den [Wind-Up Soldier] von meinem Friedhof zurück im Angriffsmodus aufs Feld! “ Neben dem Magier gestellte sich nun auch noch ein grüner Kämpfer, dessen Kopfform an einen Magneten erinnerte.   Wind-Up Soldier [ATK/1800 DEF/1200 (4)]   „Anya und ich kennen uns schon seit dem Kindergarten“, sprach Nick weiter und streckte nun seinen Arm aus. „Effekt von [Wind-Up Soldier] aktivieren. Bis zur End Phase steigen seine Stufe und seine Angriffskraft um eins beziehungsweise 400 an.“ Der kleine Soldat wuchs plötzlich auf Nicks Größe an.   Wind-Up Soldier [ATK/1800 → 2200 DEF/1200 (4 → 5)]   „Damals verhielten sich die Dinge nicht anders als heute. Anya war schon immer sehr temperamentvoll gewesen.“ Nick deutete nun auf seinen Magier. „Jetzt aktiviere ich [Wind-Up Magicians] Effekt, welcher durch [Wind-Up Soldiers] Effektaktivierung ausgelöst wurde, wodurch ich ein Wind-Up-Monster von meinem Deck beschwören kann. Wie alle Effekte dieser Monsterreihe, kann auch er nur einmal aktiviert werden. Erscheine, [Wind-Up Dog]!“ Lautes, elektronisch verzerrtes Gebell ertönte, als der Magier seinen Zauberstab schwang und zwischen ihm und dem Soldaten einen kleinen, blauen Spielzeughund erscheinen ließ, aus dessen Rücken ein Aufziehschlüssel ragte.   Wind-Up Dog [ATK/1200 DEF/900 (3)]   „Sie war immer das Thema der Erzieherinnen gewesen“, führte Nick seine Erklärung bezüglich Anya ruhig fort, griff dabei nach seinem Blatt. „Sie haben ihr Bestes gegeben, sie zu bändigen. Haben mit ihr geredet, wollten ihr helfen, als ihr Vater zusammen mit seinem Sohn, Anyas Bruder, gegangen ist.“ Mit finsterem Blick zückte er eine Zauberkarte. „Aber keiner hat kapiert, dass Anya kein Mitleid brauchte, weil es nichts geändert hätte. Ich war damals selbst ein Kind, habe aber mehr verstanden als so mancher Erwachsener.“ Isfanel verschränkte skeptisch die Arme. „Wieso erzählst du mir das?“ Unbeirrt führte Nick jedoch seine Geschichte fort, wobei er die Zauberkarte in den dazugehörigen Slot seiner Duel Disk einführte. „Anya brauchte jemanden, an dem sie all ihren Frust abladen, dem sie sich aber gleichzeitig anvertrauen konnte. Vorher schon, und nach dem Verlust ihres Bruders und ihres Vaters umso mehr.“ „Und du bist dieser jemand?“ „Exakt“, antwortete Nick ihm kalt, „aber sie hat in all den Jahren nie über sich geredet, nicht einmal. Alles, was ich am Ende tun konnte, war für sie den Trottel zu mimen, um sie zum Lachen zu bringen, bis ich irgendwann nichts anderes mehr getan habe.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während sein Tonfall deutlich aggressiver wurde. „Aber selbst gelacht hat sie kaum und wenn doch, war es nie die Art von Lache, die ich ihr abgewinnen wollte.“ Einen abwertenden Blick auf Nick werfend, schüttelte Isfanel abweisend den Kopf. „Eine traurige Geschichte. Aber so wenig mich das angeht, so wenig interessiert es mich auch. Ich bin nicht hinter ihr her, weil sie so eine kümmerliche Gestalt ist, sondern weil sie eine Gefahr für mich darstellt. Und daran ändern auch deine Sentimentalitäten nichts, Mensch.“ „Ich war noch nicht fertig“, blieb Nick jedoch unberührt davon, hatte er schließlich mit nichts anderem gerechnet. „Selbst wenn ich nicht imstande bin, Anya glücklich zu machen, werde ich bestimmt nicht zulassen, dass du ihr das letzte Bisschen nimmst, das sie noch hat. Uns!“ „Genau das werde ich ab-“ Nicks Zauberkarte sprang nun auf. Er rief ihren Namen laut. „[Inferno Reckless Summon]! Sollte ein Monster mit 1500 oder weniger Angriffspunkten als Spezialbeschwörung auf meine Spielfeldseite beschworen werden, kann ich alle weiteren Exemplare davon von meinem Deck beschwören! Dafür kannst du dasselbe bei einem beliebigen deiner Monster tun!“ Zwei weitere Spielzeughunde tauchten zwischen Nicks Magier und Soldat auf, während sich auf Isfanels Spielfeldseite nichts veränderte.   Wind-Up Dog x3 [ATK/1200 DEF/900 (3)]   Zufrieden schickte Nick seine Zauberkarte nach ihrer Benutzung auf den Friedhof. Da Isfanel nur zwei Synchromonster besaß und diese vom Extradeck gerufen werden, konnte er keine weiteren Exemplare seiner Vögel beschwören. Das lief gut. „Selbst jetzt, da dein Feld voller Monster ist, stellst du keine Bedrohung für mich dar“, höhnte sein Gegner nur. „Man soll den Tag nicht vor den Abend loben“, konterte Nick kalt. „Was soll das bedeuten?“ „Sieh doch selbst! Ich benutze den Effekt eines meiner [Wind-Up Dogs] und erhöhe so seine Stufe um 2 sowie seine Angriffskraft um 600!“   Wind-Up Dog [ATK/1200 → 1800 DEF/900 (3 → 5)]   „Ich erschaffe das Overlay Network“, gröhlte Nick nun und riss den Arm in die Höhe. Ein schwarzer Wirbel tat sich im Boden vor ihnen auf, welcher sowohl den Soldaten, als auch den von Nick gestärkten Hund in Form brauner Lichtstrahlen absorbierte. Plötzlich trat aus dem Schlund ein neues Monster hervor. „Wir schaffen das, [Wind-Up Arsenal Zenmaioh]!“ Über zwei Meter groß war Nicks roter Roboter. Zwar zeigte sich Isfanel von dem Bohrer an seinem Arm, als auch von dem abgekoppelten, frei schwebenden, linken Hammerarm von Zenmaioh unbeeindruckt, doch das änderte nichts an der majestätischen Erscheinung des Monsters, welche völlig anders war als alle zuvor von Nick gespielten Aufziehkreaturen. „Neckisch“, kommentierte Isfanel das eindrucksvolle Äußere von Nicks Monster hämisch, „passend zu deiner Rolle, wenn man es recht bedenkt. Und auch wenn es zweifelsohne sehr stark anmutet, ist es letztlich auch nur ein Teil eines schwächlichen Ganzen. Ein Teil von dir.“   Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 DEF/1900 {5}]   Doch zu Isfanels Überraschung schloss sich das Overlay Network nicht, als Nicks Maschinenkrieger daraus hervorgetreten war. Im Gegenteil, plötzlich wurden auch die anderen beiden [Wind-Up Dogs] zu braunen Lichtstrahlen, die in das schwarze Loch im Boden gezogen wurden. „Weiter geht’s! Ich weite das Overlay Network aus und beschwöre nun [Wind-Up Carrier Zenmaity], nur um sofort seinen Effekt zu nutzen! Indem ich ein Xyz-Material abkopple, kann ich ein Wind-Up-Monster von meinem Deck beschwören! Los, [Wind-Up Knight]!“ Noch während aus dem dunklen Wirbel die Spielzeugversion eines Flugzeugträgerschiffs auftauchte, schoss sie von einer ihrer beiden Rampen etwas ab, das wild um das Spielfeld zischte, ehe es vor Nick landete. Es war ein Spielzeugritter in weißer Rüstung, der sich mit Schild und Schwert bewaffnet aufrichtete, wobei ein Aufziehschlüssel aus seinem Rücken ragte.   Wind-Up Carrier Zenmaity [ATK/1500 DEF/1500 {3}] Wind-Up Knight [ATK/1800 DEF/1200 (4)]   „Was!?“, staunte selbst Isfanel, als er mitansah, wie nun Nicks [Wind-Up Magician] sowie der eben erst erschienene Ritter wieder in das Overlay Network gezogen wurden, jeweils als roter und gelber Lichtstrahl. „Dachtest du, hier wäre schon Schluss?“ Nick verzog seine Augen, sein Gesicht formte eine grimmige Maske. „Ich mag zwar keinen Dämon an meiner Seite haben, aber mich zu unterschätzen wirst du noch bitter bereuen! Runde drei! Erscheine, [Wind-Up Zenmaister]!“ Mit einem Satz landete vor Nick noch ein großer Roboter, doch war dieser weißgrün, besaß vier Düsenantriebe als Beine und wirkte trotz seines Körperumfangs ziemlich agil. Er ballte seine mächtigen Hände zu Fäusten.   Wind-Up Zenmaister [ATK/1900 → 2500 DEF/1500 {4}]   Die zwei Lichtsphären, die um ihn kreisten, leuchteten auf, anders als die, die um Zenmaioh und Zenmaity tanzten. „Zenmaister wird mit seinem Xyx-Material stärker, 300 Angriffspunkte für jedes, das er besitzt“, erklärte Nick das Phänomen. „Tch“, zischte Isfanel und wich dennoch einen Schritt zurück. Er musste zugeben, dass dieser Bursche ihn überrascht hatte. Drei mächtige Xyz-Monster in einem einzigen Zug zu beschwören, obwohl er zuvor bereits mit aller Macht in die Ecke gedrängt worden war? In einem hatte er recht. Man durfte ihn nicht unterschätzen. Isfanel grinste selbstsicher, was überhaupt nicht zu Melindas unscheinbarer Person passte. Nein, selbst wenn dieser Junge ihn besiegen könnte, würde das nichts ändern. Er besaß keinerlei Kräfte, obwohl leichte Rückstände einer großen Macht aus seinem Elysion drangen. Soviel hatte Isfanel mittlerweile erkannt. Doch das bedeutete nur mehr, dass er unbedingt vernichtet werden musste. Allein dass er offenbar Kontakt mit einer höheren Wesenheit hatte, war bedenklich. Und nicht zuletzt war er ein Bekannter Anya Bauers.   „Effekt von [Wind-Up Arsenal Zenmaioh] aktivieren!“, rief Nick seinerseits und streckte den Arm aus. Dessen Monster in der Mitte hob plötzlich seinen Bohrarm und absorbierte damit eine der Lichtkugeln um ihn herum. „Damit zerstöre ich zwei gesetzte Karten auf dem Spielfeld. Deine!“ Wie aus dem Nichts tauchte sein großer Roboter plötzlich vor Isfanel auf, welcher überrascht zurückschreckte. Den Bohrer bereits auf die beiden Fallenkarten vor den Füßen des Feindes gerichtet, war Isfanel jedoch schneller. „Kette! Ich aktiviere [Whirlwind Of Gusto]! Durch das Zurückschicken von [Gusto Griffin] und [Gusto Egul] in meinem Friedhof kann ich ein Gusto-Monster mit 1000 oder weniger Verteidigungspunkten von meinem Deck beschwören! Los, [Winda, Priestess Of Gusto]!“ Und obwohl ein Wirbelwind aus Isfanels aufgesprungener Falle zischte, in der sich die kleine, grünhaarige Magierin verborgen hielt, ließ Zenmaioh seinen Arm niederfahren und zerstörte zumindest [Dust Storm Of Gusto], die andere gesetzte Karte. Den Zauberstab schützend vor sich haltend, stand Winda in der Mitte des Spielfelds von Isfanel, umgeben von den beiden Kampfvögeln.   Winda, Priestess Of Gusto [ATK/1000 DEF/400 (2)]   Nick jedoch zückte unlängst die nächste, seine letzte Handkarte. „Zeit für eine neue Hintergrundkulisse. [Xyz Territory]!“ Der Kiesweg unter ihnen brach plötzlich auseinander, als der gesamte Park in rotes Dämmerlicht getaucht wurde. Plötzlich begannen die Xyz-Materialien von Nicks Monstern zu pulsieren, während um die beiden Roboter und den Schiffsträger eine schwarze Aura entflammte, aus der weiße Funken sprühten. Doch anders als Isfanel es erwartete, passierte zunächst nichts weiter. Gleichzeitig schloss Nick die Augen und überlegte. Es stand nun drei gegen drei. Sowohl sein Zenmaioh, als auch [Daigusto Eguls] waren gleichstark, während Zenmaister [Daigusto Gulldos] Angriffskraft um 300 Punkte toppen konnte. Zumindest erschien es für Isfanel so … „Los [Wind-Up Arsenal Zenmaioh]! Vernichte [Daigusto Eguls]“, befahl Nick schließlich siegessicher. „Wind-Up Power Punch!“ „Du willst also beide Monster opfern?“, raunte Isfanel. „Nein! Ich will gewinnen!“ Das gesagt, schoss plötzlich Zenmaiohs Hammerarm auf den grünen, gepanzerten Vogel in der Luft zu wie eine Rakete. „Wenn ein Xyz-Monster unter Einfluss von [Xyz Territory] mit einem anderen Monster kämpft, erhält es 200 Angriffspunkte multipliziert mit seinem Rang! Das wären im Falle von Zenmaioh ganze 1000 Angriffspunkte!“ Von Nicks Worten geschockt, erkannte Isfanel nun die gesamte Strategie hinter Nicks Spiel und konnte nur noch einmal mit den Augen blinzeln, als die Hammerfaust ein Loch in Eguls riss, plötzlich auf ihn hinab stürzte und eine gewaltige Explosion auslöste. „Kyaahh!“, schrie er mit Melindas hoher Stimme und wurde davon geschleudert.   [Nick: 1600LP / Melinda: 4000LP → 3000LP]   Schließlich kehrte Zenmaiohs Arm zu ihm zurück und koppelte sich an seinen Besitzer an. Sich langsam aufrichtend, betrachtete der in Staub gehüllte Isfanel verwundert den Arm seines Gefäßes. Er blutete. Zwar war es keine ernsthafte Verletzung, die er binnen weniger Minuten zu heilen vermochte, doch fragte er sich, wie es seinem Gegner gelungen war, sie ihm überhaupt zuzufügen. „Wie hast du das bewerkstelligt?“, verlangte er schroff zu wissen, als er wieder auf beiden Beinen stand. Etwa durch die Macht, die er gespürt hatte? Aber nein, sein Elysion hatte sich nicht im Geringsten verändert. Da war nichts, was ihm seine Kraft hätte leihen können!   Nick lächelte zufrieden. „Nichts Außergewöhnliches. Zugegeben, ich musste ganz schön ackern, um die Server der AFC zu täuschen, aber es hat sich offensichtlich ja gelohnt.“ „Du hast … das Sicherheitsprogramm ausgeschaltet?“ „Exakt. Die Minidrohnen, die die Duellhologramme erzeugen, sind nun so eingestellt, dass die Dinge, die sie erzeugen, so realistisch wie möglich sind.“ Nachdenklich verschränkte der junge Mann die Arme. Es war nicht zu vergleichen mit Abbys Fähigkeit, aus Fiktion Realität zu machen, kam gar nicht einmal an Anyas beziehungsweise Levriers Fähigkeiten heran. Dennoch war es eine ernst zu nehmende Waffe, die durchaus Verletzungen zufügen konnte. Normalerweise hatten nur bestimmte autorisierte Individuen Zugriff auf diese Funktion, aber Nick wäre nicht Nick, wenn er sich mit seinen Hackerfähigkeiten von so etwas aufhalten ließe. „Ich würde vorschlagen, dass du mich in Zukunft etwas ernster nimmst. Wie du weißt, können noch [Wind-Up Zenmaister] und [Wind-Up Carrier Zenmaity] angreifen.“ Anstatt sich jedoch davon verunsichern zu lassen, schwang Isfanel hochmütig den Arm aus. „Narr! Wisse, dass nur meinesgleichen mir ernsthafte Wunden schlagen kann! Was du tust, schädigt mein Gefäß lediglich temporär. Jede dieser Verletzungen werde ich binnen kurzer Zeit heilen!“ „Mag sein, dass ich dich nicht damit töten kann“, erwiderte Nick, „will ich auch gar nicht, denn Melinda ist unschuldig in die Sache hineingeraten und sollte nicht unser Sündenbock sein. Aber das Leben kann ich dir damit allemal schwer machen!“ „Du-!“ „Was?“, erwiderte Nick eisig. „Ich tue nur, wozu ich wegen dir gezwungen werde! Du fürchtest Eden? Warum arbeiten wir dann nicht zusammen!?“ „Weil unsere Vorgehensweisen grundverschieden sind. Als körperliche Wesen fürchtet ihr den Tod, das Ende. Euer Denken ist darauf fokussiert, eure Zeit optimal zu nutzen, dem Tod mit allen Mitteln zu entgehen.“ Isfanel nickte plötzlich heftig und lächelte geheimnisvoll. „Ja, meinesgleichen ist zeitlos, wird nicht im Verlaufe der Jahrhunderte älter und schwach. Und doch werde ich verschwinden, wenn Eden erwacht. Und das werde ich mit allen Mitteln zu verhindern wissen, selbst wenn es die Leben einiger Menschen kosten wird. Ich bin zu wichtig, um zu verschwinden!“ Ärgerlich schüttelte Nick daraufhin mit dem Kopf. „Ist das nicht ein Widerspruch? Was du fürchtest, ist auch nur der Tod in andere Worte gehüllt. Wo sind unsere Denkweisen unterschiedlich?“ „Ganz einfach. Ihr Menschen könnt keine Opfer eingehen. Dazu seid ihr zu egoistisch.“ „Man sollte aber unterscheiden, was den Begriff 'Opfer' ausmacht. Für dich sind Opfer wahrscheinlich nur ein nötiges Übel, um zu erreichen, was du bezweckst.“ Nick schnaubte. „Du hast aber keine Verbindung zu ihnen, ihre Existenz und ihr Ableben spielen für dich keine Rolle. Für uns, die wir Anya helfen wollen, ist das aber etwas ganz anderes. Weder können wir sie über die Klinge springen lassen, weil das einfacher ist, noch andere in die Sache hineinziehen und sie gefährden, nur um Anya zu retten.“ Isfanel lachte auf. „Ideale … Du redest so, als wüsstest du, womit du es zu tun hast. Aber die Realität sieht so aus: du weißt gar nichts. Weder wie du sie retten kannst, noch wie du ihr Schicksal zu erfüllen vermagst.“ Getroffen sah Nick zur Seite, schwieg. „Allein deshalb werde ich mich euresgleichen nicht unterwerfen. Ihr wäret nur Ballast.“   Aufgebracht richtete Nick wieder seinen Blick auf Isfanel und streckte den Arm aus. „Bisher hast du ebenfalls nicht durch Erfolg geglänzt, also plustere dich gefälligst nicht so auf! Anya lebt und ich werde dafür sorgen, dass das auch so bleibt! Und jetzt nimm eine weitere Kostprobe des 'Ballasts'! Zenmaister, greife [Daigusto Gulldos] an! Wind-Up Armored Fist! Und dank [Xyz Territory] erhält er während des Kampfes 800 zusätzliche Angriffspunkte!“ Damit stand es 3300 gegen 2200. Zenmaister fuhr einen seiner Arme an einer Drehspirale aus und schlug damit aus der Distanz auf den kleineren grünen Vogel und seine Reiterin ein, die beide schreiend explodierten. Wieder wurde Isfanel von einer Explosion erfasst und auf den Boden geworfen.   [Nick: 1600LP / Melinda: 3000LP → 1900LP]   „[Wind-Up Carrier Zenmaity], greife [Winda, Priestess Of Gusto] an! Wind-Up Launcher!“ Schon schoss der Spielzeugflugzeugträger einen Torpedo in Form eines Hais auf die kleine Magierin ab, die kreischend ihr Ende unter dem Beschuss fand. Doch kaum war sie verschwunden, stand an ihrer Statt ein kleines Eichhörnchen. Sein weiß-grünes Fell erinnerte entfernt an Blitze, wobei es, um diesen Eindruck noch zu bestärken, eine Haube mit einer Antenne trug, an der sich Energie auflud.   Gusto Squirro [ATK/0 DEF/1800 (2)]   Stöhnend erhob sich die brünette Frau. „Wenn Winda stirbt, beschwört sich ein Gusto-Empfänger-Monster von meinem Deck.“ „Deshalb ist es also hier“, schlussfolgerte Nick und griff nach seiner Duel Disk. „Ich entferne jetzt ein Xyz-Material von [Wind-Up Zenmaister], um Zenmaity in die verdeckte Verteidigungsposition zu wechseln. Allerdings wird jener während der End Phase aufgedeckt, welche ich jetzt einläute. Aber zumindest kannst du dir so nicht seine vergleichsweise geringe Angriffskraft zunutze machen, um mir zu schaden.“ Kurzzeitig tauchte der Spielzeugflugzeugträger ins Nichts ab, nur um dann wieder aufzutauchen, doch dieses Mal in Querlage, um Nick vor Angriffen abzuschirmen. Gleichzeitig sanken Zenmaisters Angriffspunkte, da er nun nur noch ein Xyz-Material besaß. Doch für Nick war es wichtig, seinem Gegner möglichst wenig Spielraum für Angriffe zu bieten. Denn durch [Xyz Territory] kam Zenmaity nur auf maximal 2100 Angriffspunkte, Zenmaister immerhin noch auf 3000 in seiner derzeitigen Lage.   Wind-Up Zenmaister [ATK/2500 → 2200 DEF/1500 {4}] Wind-Up Carrier Zenmaity [ATK/1500 DEF/1500 {3}] Um jedes seiner drei Xyz-Monster kreiste noch eine Sphäre. Selbst wenn Isfanel Fallen setzte, würde Nick sie mit [Wind-Up Arsenal Zenmaioh] leicht ausschalten können. Er hatte alles seit seinem ersten Spielzug geplant … „Das sollte reichen“, schloss er seinen Gedanken laut ab. Dabei war ihm bewusst, dass seine Handlungen sich mit seinen Absichten widersprachen. Er wollte Melinda eigentlich vor Isfanel beschützen, doch verletzte sie stattdessen mit seinen Angriffen. Hoffentlich spürte sie nichts, solange sie kontrolliert wurde. „Nicht annähernd“, versicherte Isfanel ihm jedoch tückisch und kam schwankend auf die Beine. Gezeichnet von einigen blutenden Wunden, griff er nach seinem Deck, wobei seine Hand plötzlich weiß aufleuchtete. „Nicht einmal annähernd.“   ~-~-~   Hätte es in der Küche der Familie Bauer Grillen gegeben, hätte ihr Zirpen das eisige Schweigen mit Leichtigkeit übertönt. Doch so saßen sich drei Menschen an dem runden Tisch gegenüber, die grundverschiedener nicht hätten sein können. Zwei davon zogen es vor, sich gegenseitig missbilligende Blicke zuzuwerfen. Der dritte, Matt, hatte einen Ellbogen auf den Tisch gelegt und stützte seinen Kopf auf der Handfläche ab, dabei immer wieder genervt stöhnend. „Wie lange wollt ihr euch noch anschweigen und anstarren?“ „Bis er tot umfällt“, lautete Anyas trotzige Antwort. „Ich glaub, ich mache in Punkto Todesblick langsam Fortschritte, was auch endlich Zeit wurde. Siehst du es, da!“ Sie zeigte direkt auf Alastairs entstelltes Gesicht. „Da ist eine Narbe, die vorher noch nicht da war!“ Schließlich grinste sie dreckig. „Whoops, sorry, mein Fehler. Bei so vielen verliert man leicht den Überblick. Siehst immer noch genauso scheiße aus wie vorher, Kumpel!“ Alastair erwiderte das mit knirschenden Zähnen: „Mach dich über mich lustig, solange du noch kannst! Denke nicht, dass ich dir vertraue, Dämon!“ Seufzend dachte Matt sich dabei im Stillen, dass Anya vermutlich schon vor ihrem Kontakt mit Levrier so war wie sie war. Zumindest konnte er froh sein, dass -sein- innerer Dämon sich nicht auch noch einmischte. Der war schließlich seit dem Duell mit Alastair verdächtig still geworden. Aber umso besser.   „Wollten wir uns nicht über den Plan unterhalten?“ Matt funkelte beide böse an. „Ihr wisst schon. Den Plan, unseren Arsch zu retten?“ „Erstmal rettest du jetzt deinen Arsch und lieferst mir 'ne gute Ausrede, warum unser Rasen jetzt aussieht, als hätte jemand darauf 'nen beschissenen Scheiterhaufen angezündet! Ansonsten wird Mum das von dir töten, was ich übrig gelassen habe! Was nicht besonders viel sein wird!“ Anya schnaufte sauer. „Ich meine, nicht dass ich was gegen Scheiterhaufen hätte … aber da bin ich leider die Einzige in der Familie. Also besorg' mir ein Alibi!“ „Du kannst unmöglich von mir verlangen, mit dieser Dämonenbrut zusammenzuarbeiten“, empörte sich Alastair in seiner tiefen Stimme. „Ihre Selbstsucht wird uns keine Hilfe sein. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir sie vernichten sollten!“ Anya sprang vom Stuhl auf, woraufhin dieser umkippte. Drohend erhob sie ihre rechte Faust. „Ach ja!? Versuchs doch, Sackgesicht! Ach nein, das kannst du ja nicht, weil ich zufällig unsterblich bin!“ „Nicht komplett“, raunte Alastair und ließ sich nicht von Anya einschüchtern. „Mir würde etwas einfallen, verlass dich drauf, Schlangenzunge.“ „Hört ihr jetzt endlich auf damit!?“, polterte Matt entnervt und fauchte Anya an: „Und du setz' dich gefälligst wieder hin! Verdammt, wir sind hier nicht im Kindergarten!“ Allein aus Protest verharrte Anya und warf ihm einen trotzigen Blick zu. „Dann mache ich eben den Anfang“, stöhnte der jüngere der beiden Dämonenjäger schließlich. „Ich habe gesagt, dass ich eine Idee habe, um unseren Arsch aus der Scheiße zu ziehen. Wir sitzen alle drei im selben Boot. Anya, du willst bestimmt genauso wenig Eden werden, wie wir die Opfer für Edens Erwachen.“ „Verdammt richtig!“ Alastair rümpfte die Nase und lehnte sich mit gleichgültiger Mimik zurück. „Was schlägst du vor?“ Sehr gut, dachte Matt, der nun endlich die Aufmerksamkeit der beiden gewonnen hatte. „Alastair, du weißt doch, dass der Eden-Kreislauf etwa alle 300-400 Jahre stattfindet. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, formt das Gründerindividuum einen Pakt, um am vorhergesehenen Tag den Turm von Neo Babylon zu beschwören.“ Sein Partner regte keine Mimik. „Korrekt.“ „An der höchsten Spitze des Turms befindet sich der Ort, an dem Eden erwachen soll. Das heißt, der Turm und Eden sind miteinander auf irgendeine Weise verbunden. Ohne Turm kein Eden, kein Eden ohne Turm.“ Plötzlich strahlte Anya über beide Backen. „Sag, dass du das tun willst, was ich immer schon mal tun wollte …“ „Verdammt richtig“, stimmte Matt in ihr spitzbübisches Grinsen ein, „wir jagen diesen verdammten Turm in die Luft!“   ~-~-~   „Das ist-!“ Nick traute seinen Augen kaum, als Isfanel voller Schwung zog und damit ein erdrückendes Gefühl in seinem Inneren auslöste, gefolgt von einer starken Druckwelle. Er wusste genau, was Isfanel soeben getan hatte – dasselbe wie Anya in ihrem Duell gegen Abby, als sie am Rande der Niederlage stand! Isfanel hatte das Schicksal verändert! Dessen Augen glühten weiß, als er seine neu gezogene Karte betrachtete, nur um sie dann vorzuzeigen. „Sehr gut! Ich aktiviere [Xyz Drain]! Diese Zauberkarte absorbiert sämtliche Xyz-Materialien aller Monster, die sich im Angriffsmodus befinden und lässt mich für jedes von ihnen eine Karte ziehen. Jedoch darf ich danach für zwei Züge keine Karten setzen!“ Von Zenmaister und Zenmaioh schossen plötzlich die beiden Lichtsphären in Isfanels Richtung und wurden von seiner Duel Disk absorbiert, woraufhin er schließlich wieder mit leuchtender Hand zwei Karten zog. „Argh“, krächzte Nick, der sowohl mit dem Druck von Innen, als auch der ausströmenden Energie Isfanels von Außen zu kämpfen hatte. Heftiger Wind peitschte ihm ins Gesicht, als er sich an die Brust fasste. Außerdem besaß Zenmaister jetzt kein Xyz-Material mehr und verlor somit noch mehr Angriffspunkte.   Wind-Up Zenmaister [ATK/2200 → 1900 DEF/1500 {4}]   „Exzellent“, meinte Isfanel zufrieden beim Anblick seiner beiden Handkarten, „man könnte sagen, genau das, was ich gerade gebraucht habe.“ „Wie nennt man das bei euch? Das Schicksal beeinflussen? Also für mich hört sich das eher nach betrügen an“, erwiderte Nick gereizt. „Nenn es wie du willst. Wenn man über Kräfte wie die meinen verfügt, sollte man sich auch nutzen! Und nun sieh her! Ich beschwöre [Kamui, Hope Of Gusto]!“ Aus einem Wirbelsturm tauchte neben Isfanels Eichhörnchen ein junges Mädchen mit grellem, grünem Haar auf, um dessen Hals ein ebenfalls grüner Schal wehte.   Kamui, Hope Of Gusto [ATK/200 DEF/1000 (2)]   Nick ahnte bereits, was ihm nun bevorstand. „Du bist nicht der Einzige, der dies hier tun kann! Ich erschaffe jetzt das Overlay Network! Aus zwei Stufe 2-Monstern wird ein Rang 2-Monster!“ Sogleich öffnete sich ein schwarzer Wirbel inmitten des Spielfelds und sog Isfanels Monster in Form grüner Lichter in sich auf. „Stell dich dem Symbol meines Paktes! Steig auf in ungeahnte Höhen, [Daigusto Phoenix]!“ Aus dem Loch hervor spreizte eine schlanke, vogelartige Gestalt ohne Federn ihre knorrigen Schwingen. Stattdessen wirke es eher so, als besäße dieses Wesen Schuppen, die von einem grünen Brustpanzer teilweise verdeckt wurden. Sowohl von seinen Armen, als auch vom Kopf brannten smaragdgrüne Flammen, die die Flügel und Haarpracht stellten. Zwei leuchtende Sphären zogen ihre Kreise um jenes Wesen.   Daigusto Phoenix [ATK/1500 DEF/1100 {2}]   „Noch sieht mein Monster schwach aus, doch ich werde dafür sorgen, dass sich das ändert! Mit dieser Zauberkarte!“ Isfanel zeigte jene vor, auf der ein Mann abgebildet wurde, dem die gesamte Lebensenergie von einer dämonischen Silhouette geraubt wurde. „[Riryoku]! Sie teilt die Angriffskraft eines deiner Monster in zwei und überlässt die andere Hälfe meinem Monster!“ Plötzlich geschah das, was auf der Karte abgebildet war, mit [Wind-Up Arsenal Zenmaioh]. Dieser gab ein leises Surren von sich, als seine Energie in Form eines Strahls auf den Phönix überging, welcher dadurch auf ein bedenkliches Maß anwuchs. Gleichzeitig ging Zenmaioh geschwächt in die Knie.   Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 → 1300 DEF/1900 {5}] Daigusto Phoenix [ATK/1500 → 2800 DEF/1100 {2}]   „Das ist gar nicht gut“, murmelte Nick besorgt. Zum Glück war [Xyz Territory] aktiv. So bekam sein Monster bei einem Angriff immerhin 1000 Angriffspunkte zurück, der Phönix hingegen lediglich 400, da er nur vom Rang 2 war. Damit stand es 2300 gegen 3200 Punkte. Was Isfanel nicht im Geringsten störte. „Ich aktiviere den Effekt meines Monsters! Indem ich ein Xyz-Material verbrauche, kann eines meiner Wind-Monster in diesem Zug zwei Angriffe ausführen!“ Dabei zog er [Gusto Squirro] unter der schwarzen Karte auf seiner Duel Disk hervor und schob sie in den Friedhofsschacht. Erstaunt schrie Nick auf, als der brennende Riesenvogel eine der Lichtsphären mit dem langen Schnabel schnappte und fraß. „Damit vernichte ich jetzt deinen Zenmaioh! Flame Of Life!“ Sofort spie der Phönix eine grelle, hellgrüne Flamme auf Nicks großen Spielzeugroboter, welcher unter den Flammen einfach schmolz. Unter der sengenden Hitze schrie Nick schmerzerfüllt auf und wandte sich ab, doch einige Funken hatten Brandlöcher in seiner Kleidung hinterlassen.   [Nick: 1600LP → 700LP / Melinda: 1900LP]   „Natürlich könnte ich jetzt auch noch deinen Zenmaister angreifen, doch das würde nicht ganz ausreichen, um dich zu besiegen“, taktierte Isfanel ungehemmt. Nick wusste, dass das Blatt sich gewendet hatte. Zwar war richtig, dass es im Falle eines Kampfes zwischen Zenmaister und dem Phönix 2700 Angriffspunkte gegen 3200 stand und er mit 200 Lebenspunkten überleben würde, doch Isfanel hatte anderes im Sinn. Was nur verständlich war. „Ich vernichte lieber deinen [Wind-Up Carrier Zenmaity], damit du nicht auf die Idee kommst, neue Monster durch seinen Effekt zu beschwören! Los, [Daigusto Phoenix], Flame Of Life! Versenge das Schiff!“ Genau das tat der nächste Flammenangriff auch. Bis auf das Gerüst brannte der Spielzeugflugzeugträger nieder, ehe er explodierte. Und hätte Nick ihn nicht zuvor in die Verteidigung gewechselt, wäre das sein Ende gewesen. „Wie du siehst, werde ich immer einen Weg finden, um dir zuvorzukommen. Gib lieber gleich auf und füge dich deinem Schicksal, Mensch“, verkündete Isfanel verächtlich, „hiermit beende ich den Zug. Was bedeutet, dass der Angriffswert meines Monsters wieder zurückgesetzt wird.“   Daigusto Phoenix [ATK/2800 → 1500 DEF/1100 {2}]   Nick zog stöhnend seine nächste Karte. Der letzte Angriff hatte ihm ganz schöne Schmerzen verursacht, doch er biss die Zähne zusammen. Wofür er scheinbar belohnt wurde, strahlte er doch, als er erkannte, dass die neue Karte ihm weiterhelfen würde. „Los, [Pot Of Avarice]! Mit diesem Zauber schicke ich fünf Friedhofsmonster in mein Deck zurück, um dann zwei neue Karten zu ziehen!“ Was dieses Wesen nur durch betrügen erreichte, konnte Nick auch ohne billige Hilfsmittel schaffen, dachte er zufrieden und mischte seine drei [Wind-Up Dogs], [Wind-Up Magician] und [Wind-Up Carrier Zenmaity] ins Deck zurück, zog zwei neue Karten. Doch seine neuen Karten waren beides Fallen, die er nicht umgehend einsetzen konnte. Der brünette Zweimetermann blickte jedoch entschlossen auf. „Dein Monster ist wieder so schwach wie am Anfang. Zenmaister kann es ohne Probleme besiegen! Los, Wind-Up Armored Fist!“ Wie schon einmal zuvor, nutze das Kampfspielzeug seinen ausfahrbaren Arm, um seinen Gegner mit einem Faustschlag niederzustrecken. „Genau darauf habe ich gewartet! Werde Zeuge, wie ich dein Schicksal besiegele! Los, Incarnation Mode! Ich rekonstruiere das Overlay Network! Aus meinem Rang 2-Monster und seinem Xyz-Material wird ein neues Rang 2-Monster! Zeige dich, [Eternal Daigusto – Jade Phoenix]!“ Der Feuervogel wurde wieder in das schwarze Loch in der Mitte des Spielfelds gezogen. Ein heftiger Wind drang daraus hervor und brannte Nick regelrecht in den Augen, so heiß war es um sie herum geworden. Aus dem Wirbel drangen rote, schwarze und grüne Blitze, als plötzlich das neue Monster auftauchte. War der alte Phönix das hässliche Entlein, hatte man es nun mit dem Schwan zu tun. Der gesamte, viel größer gewordene Körper des Feuervogels war nun von smaragdfarbenen Flammen bedeckt, schlanker und eleganter, einem Vogel nun wesentlich ähnlicher als es bei seinem Vorgänger der Fall war. Anmutig schwang das Monster seine endlos lang erscheinenden Schwingen, wobei er mit jedem Schlag eine Hitzewelle auslöste. Es blieb oberhalb Isfanels in der Luft und sah wie ein Richter auf Nick herab, während es von zwei Lichtsphären umkreist wurde.   Eternal Daigusto – Jade Phoenix [ATK/1500 DEF/1100 {2}]   „Meine neue Kreatur ist noch mächtiger als die alte!“, rief Isfanel überzeugt davon, dass ihn nun nichts mehr aufhalten konnte. „Mag sein, aber ich weiß von Abby längst, dass diese Dinger von Xyz-Monstern besiegt werden können! Also ist mein Zenmaister sehr wohl in der Lage dazu! Setze den Angriff fort, Wind-Up Armored Fist!“ „Dummer Junge! Wundert es dich nicht, warum ich den ewigen Phönix im Angriffsmodus gerufen habe!? Um seinen ersten Effekt zu aktivieren, der mich ein Material kostet! Reverse Of Life!“ Die Faust des Zenmaisters schnellte auf den großen Vogel zu, doch dieser konterte mit einem weißen Energiestrahl, den er aus dem Schnabel abschoss, nachdem er eines der Xyz-Materialen absorbiert hatte. Eine Explosion entstand, die Nick zurückwarf. Als der Rauch sich verzog, war sein Monster noch da. Aber ebenso Isfanels Phönix. Und-!   [Nick: 700LP / Melinda: 1900LP → 2700LP]   „Er hat Lebenspunkte gewonnen!?“, schoss es aus dem verblüfften Nick heraus. Sein Zenmaister hatte beim Angriff dank seiner Spielfeldzauberkarte 2700 Angriffspunkte gehabt, 800 mehr als der Phönix mit seinen, ebenfalls durch die Magie erhöhten, 1900. „Das ist nur einer von drei Effekten, über die der ewige Phönix verfügt. Dieser hier kann einmal pro Battle Phase angewandt werden, um zu verhindern, dass eines meiner Monster durch einen Kampf fällt. Zusätzlich wird der Kampfschaden dabei in Lebenspunkte für mich umgewandelt.“ Kein Wunder, dass er angriffen werden wollte, dachte Nick ärgerlich. Hätte er das nur früher gewusst. Aber jetzt war er zumindest vorgewarnt. „Ich setze diese zwei Karten verdeckt und beende meinen Zug!“ Die beiden Fallen materialisierten sich vor seinen Füßen. Hoffentlich würde das genug sein, um Isfanel zu besiegen … „Nun, ich bin am Zug!“, rief jener überschwänglich. „Du bist der Schlüssel, um Anya Bauer zu töten, Junge! Sie muss sterben! Wenn Eden erwacht, werden Kräfte freigesetzt, die deinen kümmerlichen Verstand überschreiten!“ „Was ist Eden überhaupt!? Warum muss Anya dafür geopfert werden!?“ „Eden ist … nein. Was hättest du davon, wenn du das wüsstest? Du wirst sowieso sterben! Also falle durch meine Hand!“ „Gibt es denn keinen anderen Weg, um Anya zu retten? Das würde dir doch ebenso helfen!“ „Sie müsste den Tod überleben, um überhaupt eine Chance zu haben“, donnerte Isfanel aufgebracht. „Und selbst dann-!“ Nick horchte auf. „Was soll das heißen?“ „Vergiss was ich gesagt habe! Du hast andere Sorgen!“ Plötzlich stiegen aus dem Boden zwei Lichtsphären empor, die zusammen mit der verbliebenen um den Jadephönix zu kreisen begannen. Nick wusste, was das war. Die Incarnation Mode-Monster konnten jede Runde Xyz-Materialien vom Friedhof in sich aufnehmen, bis sie drei davon besaßen, damit sie ihre Effekte wieder und wieder aktivieren konnte. Anya hatte diese schmerzhafte Erfahrung machen müssen, als sie gegen Marc gekämpft hatte. Die Ressourcen dieser Monster waren unerschöpflich, was sie so extrem gefährlich machte. Er musste besonders vorsichtig sein, so viel stand fest! Es ging ums Überleben, jetzt mehr denn je. Was er soeben erfahren hatte, könnte der Hoffnungsschimmer sein, den Anya so dringend brauchte! „Zeit, den zweiten Effekt meines [Eternal Daigusto – Jade Phoenix] zu aktivieren! Indem ich zwei Xyz-Materialien verwende, kann ich zwei deiner Karten auf dem Spielfeld auf deine Hand zurückschicken! Los, Wind Scars Of Life!“ Als der Phönix zwei der Sphären mit seinen lodernden Flügen absorbierte, um dann tausende Windklingen in Nicks Richtung zu schleudern, schreckte dieser zusammen. Sein Zenmaister wurde getroffen und löste sich auf, doch er konnte nicht zulassen, dass der linken seiner beiden Fallen dasselbe Schicksal zuteil wurde. „Ich kette [Xyz Reborn] an! Mit ihr reanimiere ich ein Xyz-Monster vom Friedhof, wobei diese Karte danach ein Material für das beschworene Monster wird! Kehre zurück, [Wind-Up Arsenal Zenmaioh]!“ Plötzlich stand der große Spielzeugrobotter mit dem Bohrarm vor Nick und schützte ihn so vor den messerscharfen Klingen, die der Phönix ihnen entgegen warf. Dabei rotierte um ihn das von Nick angekündigte Xyz-Material.   Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 DEF/1900 {5}]   „Gar nicht übel. Damit hast du dein Leben um einen weiteren Zug verlängert“, meinte Isfanel und betrachtete die Falle [Dust Tornado] in seiner Hand, die er aufgrund des Effekts von [Xyz Drain] erst nächste Runde setzen konnte. Unbesorgt sah er wieder auf. „Aber du weißt, dass du dem ewigen Phönix nichts anhaben kannst. Er wird deinen Angriff wieder absorbieren. Und auch wenn du jetzt das stärkere Monster kontrollieren magst, wisse, dass der dritte und letzte Effekt von [Eternal Daigusto – Jade Phoenix], Storm Of Advancing Life, der mächtigste ist.“ „Ich höre?“ „Wenn ich diese Fähigkeit aktiviere, können all meine Wind-Monster dich direkt angreifen. Also völlig gleich, was du auch tust, nächste Runde werde ich dich besiegt haben! Zug beendet!“   Nick erstarrte. Bei seinem Lebenspunktestand war jeder direkte Treffer tödlich! Das hieß, dass ihm nur noch dieser eine Zug blieb, um einen Weg zu finden, wie er diese grässliche Kreatur besiegen konnte! Er sah auf sein Deck. Wenn der verdammte Phönix doch nur angegriffen werden könnte!   „Es ist hoffnungslos. Dein Schicksal wurde in dem Moment besiegelt, als du mir begegnet bist.“ Aufgebracht erwiderte Nick auf die Überheblichkeit seines Gegners: „Ich habe es satt! Was mein Schicksal ist, bestimme ich und nicht du!“ Dann musste er jetzt etwas Gutes ziehen, dachte Nick entschlossen und schloss die Augen. Um dieses Möchtegernweissager ein Schnippchen zu schlagen. Einfach nur etwas Brauchbares. Für Anya … „Draw!“ „Ja, zieh deine letzte Karte! Dein Ende ist so gut wie besiegelt!“ „Mein Ende?“, wiederholte Nick und betrachtete nachdenklich das, was er gezogen hatte. „Alles findet irgendwann ein Ende. Das ist das Prinzip des Lebens, die Endlichkeit. Aber wie unser Ende aussieht, obliegt ganz allein uns.“ Isfanel rümpfte die Nase. „In der Tat.“ Nick senkte den Kopf. „Letztlich will ich aber nicht“, ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, „daran gemessen werden, wie ich gelebt habe. Sondern daran, wie ich gestorben bin.“ „Für Anya Bauer?“ Isfanels verächtlicher Tonfall war plötzlich verschwunden. Er war einer nahezu naiven Neugier gewichen, denn der Dämon schien Nicks Worte nicht zu verstehen. „Bedeutet sie dir so viel, dass du bereit bist für sie zu sterben, wenn es erforderlich ist?“ „Womöglich? Aber dieser Tag, der, an dem ich sterbe … ist nicht heute.“ Mit gefestigter Miene sah er Isfanel in die Augen. „Soweit habe ich noch nicht geplant!“ „Was du nicht sagst?“ „Das Einzige, was du gut kannst, ist Reden schwingen!“, klagte Nick seinen Gegner erbarmungslos an. „Selbst durch deine ominösen Betrügereien bist du nicht einmal im Stande, auch nur einen Menschen zu töten! Ich zeig dir, wie -ich- es machen würde! Zauberkarte! [Oni-Gami Combo]!“   Plötzlich verschwand die Sphäre um Zenmaioh in ebenjenem, woraufhin dieser plötzlich eine unglaublich starke Aura ausstrahlte, die regelrecht explodierte. Zudem wuchsen ihm aus dem Rücken ein weiteres Paar Arme, welches dem glich, welches er bereits besaß, nur dass sich Hammer- und Bohrarm dieses Mal an der jeweils anderen Körperhälfte befanden. „Dieser Zauber ermöglicht es einem Xyz-Monster – im Austausch für all seine Materialien – diese Runde zweimal anzugreifen! Damit werde ich deinem Phönix ein Ende setzen, denn du kannst ihn nur einmal retten!“ „Und wenn schon“, protestierte Isfanel und schwang aufgebracht den Arm aus, „ich habe bereits eine genaue Vorstellung davon, wie ich dich besiege. Nächste Runde wirst du es sehen, auch ohne meinen ewigen Phönix!“ „Kapierst du es nicht!? Für dich gibt es keine nächste Runde! Los, Zenmaioh, greif [Eternal Daigusto – Jade Phoenix] mit Wind-Up Power Punch an! Und durch [Xyz Territory] erhalten unsere Monster während des Kampfes 200 Angriffspunkte pro Rang!“ Die Aura um Zenmaioh glühte noch stärker auf, als er mit satten 3600 Angriffspunkten wie ein Pfeil durch die Luft schoss. Noch im Flug feuerte er seine beiden Fäuste wie Raketen auf den Phönix ab. „Narr! Damit hilfst du mir nur! Ich entferne das letzte Xyz-Material von meinem Monster, um damit deinen Angriff in Lebenspunkte für mich umzuwandeln!“ Isfanel riss [Kamui, Hope Of Gusto], welche unter der Karte des Jadephönix' lag, hervor. „Reverse Of Life!“ Sofort fraß der Phönix die letzte Energiekugel und schoss sogleich einen weißen Lichtstrahl aus seinem Schnabel, um die näher kommenden Fäuste abzufangen. Jene gingen in zwei Explosionen schließlich verloren.   [Nick: 700LP / Melinda: 2700 → 4400LP]   „Vergiss nicht, dass ich zweimal angreifen kann! Los, Zenmaioh, gib noch einmal alles! Gewinne!“ Isfanel brach in hysterisches Gelächter aus. „Das ist zwecklos! Selbst gestärkt durch deine Spielfeldzauberkarte vermag dein Monster es lediglich, den alten Lebenspunktestand herzustellen!“ „[Overwind]!“ Nicks Falle sprang plötzlich auf. Schlagartig begann sich der Aufziehschlüssel auf Zenmaiohs Rücken unglaublich schnell zu drehen. „Jetzt werden die Werte meines Monsters verdoppelt! Und dabei wird der Boost, den Zenmaioh durch [Xyz Territory] bezieht, mit eingerechnet! Es ist -vorbei-!“ Ungläubig starrte Isfanel Nicks Monster an, dessen Aura nun regelrecht pulsierte. Mit seinen zwei verbliebenen Armen, den beiden Bohrern, griff es gnadenlos den in der Luft fliegenden Phönix an. Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 → 3600 → 7200 DEF/1900 → 3800 {5}]   Mit lediglich 1900 Angriffspunkten hatte der Jadephönix dem nichts entgegen zu setzen. In einem grauenhaften, schrillen Schrei wurde er durch die Bohrer malträtiert und explodierte schließlich. „Unmöglich“, schrie Isfanel zeitgleich mit dem Ableben seines Monsters und warf dann einen hasserfüllten Blick auf Nick. „Heute magst du gewonnen haben, aber das war gewiss nicht unsere letzte Begegnung!“ „Ich werde warten!“, erwiderte Nick. Dann erfasste eine strahlend helle Druckwelle das gesamte Spielfeld und riss Nick, der die Augen geblendet zukniff, von den Füßen. Zu hören war nur Melindas schmerzerfüllter Schrei, welcher dem Jungen durch Mark und Bein ging.   [Nick: 700LP / Melinda: 4400LP → 0LP]   Hart schlug Nick schließlich auf dem Boden auf und rutschte zunächst ein Stück weiter, ehe er schließlich unweit der zerstörten Bank, auf der er und Melinda sich unterhalten hatten, zum Liegen kam.   ~-~-~   „Das kann nicht dein Ernst sein!“, polterte Alastair, kaum hatte Matt seinen Einfall ausgesprochen. Mit der Faust auf den Tisch hauend, rechtfertigte er sich aufgebracht: „Wie kannst du dir sicher sein, dass uns das nicht schadet!?“ „Laber' keinen Unsinn, Narbenfresse“, fauchte Anya ihn an, welche hellauf begeistert von der Idee war. „Das ist das Beste, was ich je gehört habe! Ist doch logisch, Matt hat recht! Kein Turm, kein Eden!“ Und das von jemanden, der vor einer Stunde noch nicht einmal wusste, dass der Turm von Neo Babylon existiert …   „Schnauze da oben!“, bellte Anya mit Blick an die Decke. „Es wäre eine endgültige Lösung“, erklärte Matt ruhig. „Wenn der Turm zerstört wird, kann nie wieder jemand diesem Irrsinn zum Opfer fallen.“   Und ich bin glücklich. Ich liebe dich, Matt. Hätte ich einen Mund, würde ich dich jetzt küssen, mein Märchenprinz.   Jedoch erwiderte der auf Anothers neckische Worte nichts, sondern schlug sich nur die Hand gegen die Stirn. „Die Dinge sind nicht so einfach“, weigerte sich Alastair jedoch missmutig, sich mit dem Gedanken anzufreunden, den Turm zu sprengen. „Da sind Kräfte im Spiel, die über unseren Verstand hinaus gehen. Denkst du wirklich, dass sie von einem alten Gemäuer abhängig sind?“ „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber irgendwo im Turm ist etwas, das benötigt wird, um Eden zu erwecken. Welchen Grund sollte es sonst für seine Existenz geben? Es ist einen Versuch wert.“ Matt verschränkte nachdenklich die Arme. „Außerdem werde ich trotzdem nach Alternativen suchen.“ „Wir wissen nicht einmal, ob Eden jemals zuvor erwacht ist. Es ist durchaus möglich, dass Eden gar keine physische Form besitzt. Dann nützt auch eine Ladung Sprengsätze nichts!“ „Und wie Eden 'physisch' ist!“ Anya kratzte vor Wut über Alastairs Dickkopf schon mit den Fingernägeln über den runden Holztisch. „Was denkst du, wofür die Opfer gebraucht werden? Vielleicht will das irre Teil sich einen Superkörper aus unseren Leichen basteln!?“ „Absurd!“, polterte Alastair. „Selbst wenn das wahr wäre, würde das bedeuten, dass Eden momentan keinen Körper besitzt! Ergo kann es nicht zerstört werden! Außerdem werden dadurch auch Unschuldige gefährdet, wenn der Turm mitten in der Stadt explodiert!“ „Ach ja!?“ Anya schnaubte wie ein wütender Stier. „Dann beweis' mir, dass ich Unrecht habe!“ „Wie soll ich das tun, du törichte Dämonenbrut!?“ „Du willst doch nur, dass ich krepiere!“ „Exakt! Wäre es nicht für Matt, würde ich gewiss nicht hier sitzen!“ „Aufhören!“, schrie Matt, dem das Ganze langsam zu bunt wurde. „Ihr seid ja schlimmer als Kleinkinder!“   Also ich finde diese illustre Runde unterhaltsam. Aber jede Party braucht jemanden, der sie ruiniert. Wobei ich eher auf Alastair getippt hätte …   Er sah ein, dass es nichts brachte, mit diesen zwei Streithähnen zu diskutieren. Anothers spitze Zunge half auch nicht. Tief durchatmend versuche er den beiden die Sache noch einmal ruhig zu erklären. „Bisher verfügen wir, was Eden angeht, über kein gesichertes Wissen abseits davon, dass Opfer erforderlich sind. Alles was wir tun, könnte nach hinten losgehen. Aber da ein Pakt in der Regel nur auf einen einzigen Zweck ausgerichtet ist, glaube ich, dass es bei diesem Turm ebenfalls so sein muss.“ „Hmpf!“, war alles, was Alastair dazu einfiel. Matt redete jedoch ungestört weiter. „Wir werden uns Gedanken machen, wie sich die Sprengung des Turms umsetzen lässt. Allein die dafür benötigten Materialien zu beschaffen wird nicht einfach sein, aber das überlassen wir einem alten Bekannten.“   Alastair horchte ziemlich überrascht auf. „Du meinst …?“ „Ja“, nickte Matt, „wir müssen seine Hilfe eben noch einmal in Anspruch nehmen. Anya, du wirst von uns hören. Hier.“ Er reichte der Blondine einen Zettel aus der Innentasche seines schwarzen Ledermantels. Darauf standen eine Adresse und eine Nummer geschrieben. Das Mädchen nahm das Stück Papier derart widerwillig entgegen, als würde es eine ansteckende Krankheit übertragen. „Wenn du meinst … Damit kann ich euch erreichen?“ „Genau. Deine Telefonnummer haben wir bereits.“ Anya runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich will gar nicht wissen, woher.“ „Fürchtest du dich etwa vor einem Telefonbuch?“, kommentierte Alastair das bissig.   Indes erhob sich Matt. „Sobald ich etwas Neues in Erfahrung gebracht habe, melde ich mich umgehend bei dir. Bis dahin … halt dich von jeglicher Art von Ärger fern.“ „Ich habe nicht das Gefühl, dass sie deinen Ratschlag beherzigen wird“, lästerte Alastair weiter und richtete sich ebenfalls auf. Anya zeigte ihm ganz undamenhaft einmal mehr den Stinkefinger als Antwort. „Außerdem würde ich vorschlagen, dass wir etwa eine Woche vor Erscheinen des Turms alle Betroffenen versammeln sollten“, ignorierte Matt das Gezänk, was ihm jedoch insgeheim ziemlich schwer fiel. Dass Alastair sich so kindisch benahm, hatte er nie zuvor erlebt. „Dann besprechen wir alles und entscheiden uns, welchen Plan wir am Ende verfolgen wollen. Sofern wir wählen können, heißt es …“ Anya nickte knapp. „Meinetwegen. Ich werd's irgendwie einrichten, dass die anderen davon erfahren.“ „Also schön. Dann … bis bald.“ Matt reichte ihr die Hand, doch das Mädchen machte keine Anstalten, sie zu nehmen. Stattdessen brummte sie: „Zisch endlich ab, bevor Mum nachhause kommt!“   Als die Dämonenjäger schließlich das Haus verlassen hatten, atmete das Mädchen tief durch und ließ sich tiefer in den Stuhl fallen. „Man, die sind anstrengend …“   Ein Wort der Warnung, Anya Bauer. Den Turm von Neo Babylon zu zerstören wird dir nur Leid bringen.   „Ach ja? Ich lasse es gerne auf einen Versuch ankommen, Sackgesicht!“   Wir werden sehen, ob sich dein Opportunismus am Ende auszahlt oder nicht. Vergiss nicht, dass ich auch noch ein Wörtchen in dieser Angelegenheit mitzureden habe.   „Ich weiß“, murrte sie, „du bist immer da, wo ich bin. Aber soll ich dir was sagen? Das macht mir keine Angst!“   ~-~-~ Unter Schmerzen richtete Nick sich auf, stellte jedoch schnell fest, dass der Bannkreis sich aufgelöst und der Himmel wieder seine gewohnte, herbstlich graue Farbe angenommen hatte. „Melinda!“, stieß er erschrocken hervor, als er begriff, was geschehen war. Aber die war fort. Dort, wo sie gestanden hatte, war nunmehr nur noch ein Krater vorhanden. Auch andere Teile des Parks, wie der Kiesweg, hatten unter dem Duell stark gelitten. Nick raffte sich auf. War Melinda etwa tot!? Nein, sagte er sich und schüttelte den Kopf. Seine Angriffe haben sie verletzen, aber nicht töten können, weil er keine übernatürlichen Kräfte besaß. Sie musste am Leben sein, Isfanel war vermutlich nur geflüchtet, um seine Wunden zu behandeln. „Er hätte mich trotzdem töten können“, murmelte Nick leise. Immerhin war er kurz benommen gewesen, für einen hinterhältigen Angriff wäre genug Zeit gewesen. Weshalb er zu dem Schluss kam, dass Isfanel noch aus einem anderen Grund geflüchtet sein musste. Hatte es damit zu tun, dass er Melinda nur schwer zu kontrollieren vermochte? Resignierend seufzte der hochgewachsene, junge Mann. Er musste- „Was hast du meiner Schwester angetan!?“, schrie plötzlich jemand neben Nick, welcher ohne Vorwarnung umgerissen wurde. „Sie war hier, nicht wahr!? Was ist passiert!? Rede!“ Erschrocken stellte Nick fest, dass er den jungen Mann, der sich auf ihn geworfen und nun am Kragen gepackt hatte, durchaus kannte. „Henry!?“ „Rede!“, forderte der brünette Kerl jedoch nur aufgebracht. Er hatte sich äußerlich kaum verändert. Immer noch strahlten seine eisblauen Augen förmlich, immer noch wirkte er etwas ungepflegt, nur seine Art war eine ganz andere. So aufgebracht hatte Nick – Anya einmal außen vor gelassen – nur selten einen Menschen erlebt, was besonders bei Henry überraschend kam, war dieser ihm doch als freundliche Person im Gedächtnis geblieben. „Was ist denn hier passiert!?“, drang plötzlich noch eine Stimme zu ihnen. Henry ließ von Nick ab und betrachtete den nächsten Neuankömmling, ein wunderschönes, schwarzhaariges Mädchen. „Und du bist?“ „Valerie Redfield. Bist du … hast du das auch gespürt?“ „Valerie!?“, staunte auch Nick und blinzelte verdutzt. „Was tust du hier!?“ „Dasselbe könnte ich dich fragen! Joan hat gesagt, hier würde ein Kampf stattfinden!“ Anyas Erzrivalin fasste sich mit betrübter Miene an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Ausgerechnet hier, wo- aber das ist jetzt nicht wichtig! Sag uns, was vorgefallen ist!“ „Genau das will ich auch wissen! Dieser Typ hat sich mit meiner Schwester Melinda duelliert, das weiß ich!“ Henry, der immer noch auf Nick hockte, wandte sich ebenjenem wieder zu. „Rede endlich!“ „Hehe … weiß nicht. Da war dieses … Isfanel? Und hat lustige Sachen gesagt … hehe, ich glaub, es mag mich.“ „Isfanel!?“, polterte Henry, aus allen Wolken fallend. „Was hat er gesagt!?“   Als Nick jedoch nicht antwortete, wollte Henry schon die Faust heben, als plötzlich etwas auf seinen Kopf sprang. „Du stinkst“, meinte das kleine, schwarze Wesen abfällig und sah dann auf Nick herab. „Und du erst recht! Ich glaub, ich muss kacken …“ Ein leiser Furz war zu hören und schon thronte auf Henrys Haupt ein dunkelbraunes Häufchen AA, was jenen jedoch überhaupt nicht weiter zu stören schien. Kurz etwas irritiert von dem seltsamen, warmen Gefühl auf seiner Kopfhaut, ignorierte er dies in seiner Wut und fixierte sich einzig auf Nick. Gleichzeitig sprang Orion wieder von Henry herunter und rannte zur Mülltonne neben der von Isfanel zerstörten Bank und verschwand in ebenjener, um sie zu plündern. Dabei drang seine Stimme gedämpft hervor. „Yummy, 'ne alte Bananenschale!“ Sein Kopf lugte schließlich aus der Öffnung der Tonne hervor. Die großen weißen, pupillenlosen Kulleraugen waren auf Nick gerichtet. „Und du, du bist jetzt mein Sklave und wirst alles tun, was ich dir sage! Du bist zwar dumm, aber irgendwie mag ich dich. Ich zieh bei dir ein!“ Daraufhin blinzelte Nick verdutzt, ehe er dämlich gluckste: „Coole Sache!“ „Was hast du meiner Schwester angetan?“, verlangte Henry aufgebracht zu wissen, ignorierte den Schattengeist und hob seine Faust, um jeden Moment zuzuschlagen. Schützend hielt Nick sich die Arme vor das Gesicht, jammerte: „Hilfe, Valerie, tu doch was!“ „Ich schwöre dir, wenn du nicht gleich ausspuckst, was-“ Plötzlich packte jemand seinen Arm und hielt ihn fest. „An deiner Stelle würde ich mich erstmal beruhigen. Indem du Nick Angst einjagst, erreichst du nur das Gegenteil von dem, was du eigentlich willst.“ Der lang gewachsene, zerzauste Bursche schaute überrascht auf, um zu sehen, wer ihm da geholfen hatte. Valerie war es nicht, denn es war ein Mann, der ihm da zur Hand ging. Als Nick jedoch dessen Gesicht sah, fiel seine Reaktion äußerst wortkarg aus. „Du!?“     Turn 21 – A Glimpse Of Hope Die Zeit schreitet unerbittlich voran und ehe Anya sich versieht, ist es bereits der 31. Oktober, Halloween. Anstatt jedoch die Party in ihrer Schule zu besuchen, grübelt sie zuhause über die bisherigen Ereignisse. Von einer inneren Unruhe getrieben, spaziert sie schließlich ziellos durch die Straßen, um zufällig bei Abby vorbeizusehen. Doch die ist nicht da, sondern mit einem ominösen „Freund“ auf der Feier. Der Sache eifersüchtig nachgehend, trifft Anya in ihrer Schule schließlich auf Abby und ausgerechnet Henry, vom dem sie Dinge erfährt, die sie sich im Traum nicht hätte vorstellen können … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)