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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 13 - A Demon's Fate

Turn 13 – A Demon's Fate

 

 

Matt stöhnte auf, als Alastair vorsichtig den blutdurchtränkten Verband von seinem Arm nahm und in einer Tüte entsorgte. Mit entblößtem, ebenfalls bandagiertem Oberkörper saß der junge Mann auf dem Bett und ließ seine Wunden behandeln.

Alastair hatte sein langes, schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden, damit es ihm nicht im Weg war. Er trug ein schwarzes Unterhemd und verzog beim Anblick des Blutes, das aus Matts Arm sickerte, angewidert das Gesicht.

„Der Rest heilt gut ab, aber das hier …“, meinte er und griff nach einer Schmerz lindernden Salbe auf dem kleinen Nachttisch in ihrem Motelzimmer am Rande Livingtons.

Hier stellte niemand Fragen, was Alastair nur recht war. Selbst als er seinen verletzten Freund ins Zimmer geschleppt hatte, schien niemand der anderen Gäste Notiz von ihnen genommen zu haben. Oder wollte es schlichtweg nicht.

„Ich kann ihn kaum bewegen“, meinte Matt mit verzerrter Miene.

Seine schwarze Mähne war ungewaschen und noch widerspenstiger als sowieso schon, und auch der Dreitagebart stand ihm nicht gut zu Gesicht. Doch er lachte trotz seiner Schmerzen heiter auf. „Wer hätte gedacht, dass diese Abigail ausgerechnet eine Sirene ist?“

„Wer hätte gedacht, dass du nicht mit ihr fertig wirst?“, erwiderte Alastair kalt. Seinen Freund so zu sehen schmerzte ihn, doch er hatte es verdient. Leichtsinn musste bestraft werden. „Wieso hast du sie vorher nicht überprüft?“

„Weil sie wie ein ganz normales Mädchen aussah.“

„Das mit Anya Bauer befreundet ist. Dem Mädchen, das einen Pakt mit einem 'Gründer' geschlossen hat.“

Matt starrte ihn finster an. „Den sie nur eingegangen ist, weil du sie praktisch dazu gezwungen hast.“

Alastair wandte sich wortlos ab und zog den neuen Verband fester um Matts Arm, als nötig gewesen wäre. Der ächzte unter der Belastung. Dabei dachte sich der Mann mit dem vernarbten Gesicht, dass sein Mitstreiter einfach zu weich war. Sah er denn nicht das größere Ganze?

 

Der Versuch, Anyas Freundin für sich zu gewinnen, war in der Theorie eine pfiffige Idee gewesen.

Doch tatsächlich war ihre Offensive mit doppelter Wucht auf sie zurückgefallen. Sie hatten wichtige Informationen an den Feind weitergegeben, sodass Anya vermutlich längst um ihren Status Bescheid wusste. Etwas, das sie sich angesichts ihrer Lage nicht leisten konnten.

Andererseits musste Alastair sich auch eingestehen, dass sein eigener Versuch, Anya zu töten, letztlich genauso fehlgeschlagen war. Matt hatte zumindest alles getan, um andere Menschen aus dem Kreis der Verdammnis fern zu halten. Als ob er auch nur eine Sekunde daran gedacht hatte, den Bruder oder den Freund dieses Mädchens wirklich umzubringen. Viele Dämonenjäger waren so kaltblütig, Alastair selbst gehörte zu ihnen, doch sicherlich nicht Matthew Summers.

Aber sie mussten getötet werden. Alle in Anya Bauers Nähe waren potentielle Gefahrenträger, die selbst dann bestehen bleiben würden, wenn Anya selbst schon längst tot war. Dieser 'Gründer' würde einfach weitere Menschen in seinen Dienst stellen, um Eden zu erwecken. Matts Vorgehen, nur Anya vernichten zu wollen, war löblich, aber zu riskant, zu ineffektiv!

Aber es war vermutlich ohnehin schon zu spät, jetzt, da das Mädchen langsam ihre Kräfte entdeckte. Seit Tagen recherchierten Alastair und Matt schon, doch ihre einzig verbliebenen Möglichkeiten, das Unheil noch aufzuhalten, waren entweder zu risikoreich oder schlichtweg inakzeptabel.

 

Als Alastair mit dem Verband fertig war, zog sich Matt ein schwarzes T-Shirt über und sah vom Bett nachdenklich aus dem Fenster, direkt auf den Parkplatz des Motels. Dort stand neben anderen Wagen auch ihr alter VW-Bus, sozusagen ihre Kommandozentrale, ausgerüstet mit allem, was man für die Dämonenjagd brauchte. Fast allem zumindest.

„Du weißt, dass Abigail jetzt unsere einzige Chance ist“, meinte Matt schließlich und warf seinem Freund einen erwartungsvollen Blick zu. „Dass sie eine Sirene ist, ändert nichts. Im Gegenteil, das könnte sogar praktisch werden. Kräftemäßig kann sie es jetzt mit Anya aufnehmen.“

Alastair stand von seinem Hocker auf und trat ans Fenster des spärlich eingerichteten Zweibettzimmers. „Unmöglich. Wir arbeiten nicht mit ihresgleichen zusammen.“

„Und welche Option haben wir dann noch?“, begehrte Matt voller Unverständnis auf. „Der Feind unseres Feindes ist unser Freund!“

„Nur, wenn er nicht auch unser Feind ist“, erwiderte Alastair ruhig. „Und zu jenem haben unsere Taten dieses Mädchen unweigerlich gemacht. In ihrer Unvernunft wird sie Anya alles gesagt haben, was sie von dir weiß, selbst auf die Gefahr hin, selbst zu einem ihrer Opfer zu werden.“

Matt ließ den Kopf hängen und strich mit seiner Hand über das zerwühlte, schwarze Haar. „Was hätte ich denn tun sollen? Ihr die Wahrheit zu sagen erschien mir der beste Weg, sie für uns zu gewinnen.“

Alastair verschränkte die Arme und betrachtete den dichten Wald hinter dem Parkplatz. „Vielleicht wäre er das gewesen. Aber im Endeffekt ist sie doch nur ein Dämon und wird ihresgleichen nicht im Stich lassen. Es ist nicht anders als bei uns.“

Matt stand nun auf und stellte sich hinter Alastair, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wenn das so ist, warum töten wir sie dann überhaupt?“

„Weil sie nur Leid mit sich bringen, ob gewollt oder nicht. Das ist der Grund ihrer Existenz. Sie sind böse, weil sie es müssen – so wurden sie konzipiert. Sie sind das Chaos. Und niemand kann wissen, was geschieht, wenn Eden durch die Hand eines 'Gründers' aktiv wird. Deswegen müssen wir sie aufhalten, egal was es kostet.“ Er drehte sich mit steifer Mimik zu Matt um. „Wir haben schon für weniger getötet.“

„Yeah …“

Alastair schloss die Augen. „Aber vielleicht hast du recht und eine ungewöhnliche Vorgehensweise ist, was uns jetzt den Hals retten könnte …“

„Yeah … ich lass mir was einfallen.“

 

~-~-~

 

Das Telefon klingelte. Anya lag mit verschränkten Armen hinter dem Kopf auf ihrem Bett und starrte das nervtötende Ding an, welches auf ihrer schwarzen Ledercouch lag und einfach nicht still sein wollte. Es klingelte immer noch. Warum zur Hölle explodierte das Ding nicht!? Hatte sie etwa nach jahrelangem Training immer noch nicht die hohe Kunst des Zerstörungsblicks erlernt!? Dabei hatte sie doch manchmal fast den Eindruck, als würden Laserpointer auf den Köpfen der Menschen erscheinen, die sie argwöhnisch ins Visier nahm.

Warum gab es den Todesblick nur in Videospielen!?

 

„Curses“, fauchte Anya und sprang genervt auf. Sie schnappte sich das Telefon, wirbelte um die eigene Achse und war bereits dabei, es gegen die Wand zu werfen, als sie bemerkte, dass sie die Nummer nicht kannte.

Welches lebensmüde Krümelhirn wagte es, -ihre- Nummer zu wählen!?

Sie nahm schnaufend ab und murmelte mit düsterer, gleichwohl gelangweilter Stimme in den Hörer: „Örtliches Bestattungsunternehmen, Ihr Totengräber, wie soll Ihr Leben beendet werden?“

„Anya, bist du das?“

„Redfield!? W-w-was willst du denn von mir?“ Anya hatte ja mit dem pickeligen Adam oder irgendeiner anderen Nulpe aus einem ihrer Kurse gerechnet, aber ausgerechnet Valerie!? „Woher hast du überhaupt meine Nummer!?“

„Abby hat sie mir gegeben.“

Augenblicklich nahm Anya den Hörer vom Ohr und betrachtete ihn einen Moment lang irritiert. Das hatte Valerie eben nicht wirklich gesagt, oder? War Abby etwa zu einer Verräterin mutiert? Darauf würde ein Verhör im Anya-Stil folgen, soviel war sicher – aber erst musste diese dumme Pute abgewimmelt werden!

Skeptisch legte sie das Telefon wieder an die Ohrmuschel. „Und was willst du nun?“

„Du hast“, fing sie zögerlich an, „Marc nicht zufällig gesehen in letzter Zeit, oder?“

„Nö. Warum?“, fragte Anya scharf. „Kommt er jetzt auch nicht mehr zu deiner privaten Bionachhilfe, Redfield!?“

Valerie seufzte. „Ach nur so. Ich mache mir Sorgen um ihn …“

„Schön für dich! Dann mach dir mal schön weiter Sorgen, aber nerv mich nicht damit! Ciao!“

Die Blondine hatte aufgelegt, bevor ihre Rivalin auch nur auf die Idee kommen konnte, dieses sinnlose Gespräch fortzusetzen. Und Anya schwor sich im Falle, dass Valerie jetzt noch einmal anrief, ein neues Telefon fällig werden würde, weil das alte der Last ihrer stampfenden Füße nicht standgehalten hatte.

 

Und da soll jemand sagen, dass dieser Dämonenjäger Alastair dich nur wegen meiner Wenigkeit für einen Dämonen gehalten hat …

 

Anya warf das Telefon aufs Sofa und legte demonstrativ die Hände auf die Ohren. Alles, nur das nicht! Nicht auch noch Levrier, der sie mit seinen Moralpredigten langweilen wollte.

„Wie ich mit Redfield umgehe ist meine Sache, klar!?“

 

Und du denkst nicht, dass sich das irgendwann rächen wird?

 

„Wenn sich hier jemand rächt, dann sowieso nur ich! Wir haben schon Anfang Oktober und ich weiß immer noch nichts über Eden oder wie ich diesen Pakt aufheben kann!“

 

Du kannst den Pakt nicht einfach so rückgängig machen, Anya Bauer. Und selbst wenn es dir gelänge; ihn zu brechen würde für dich bedeuten, dass du einen schnellen Tod finden wirst. Schlimmer aber noch, du würdest in den Limbus eintreten.

 

Anya blinzelte verwirrt und ließ sich auf den Rand ihres Bettes nieder. „Limbus? Dieses Ding, das Harry Potter reitet?“

Was immer es auch war, Anya wollte es gar nicht wissen. Immer wenn Levrier etwas über -seine- Welt erzählte, bedeutete das nichts als Ärger.
 

Der Limbus ist der Ort, der jeden Paktbrecher erwartet. Sollten wir scheitern und nicht Eden werden, würde das einem Verletzen unseres Vertrages gleichkommen. In beiden Fällen würdest du also dorthin gelangen. Ich will nicht zu viel darüber erzählen, denn es wäre nicht gut für uns beide, wenn du über ihn Bescheid wüsstest. Doch sei dir im Klaren darüber, dass der Limbus das schlimmste Schicksal ist, welches einer Seele zuteil werden kann.

 

„Oh klasse, und wieder eine Hiobsbotschaft! Ist das'n verdammtes Hobby von dir!?“

 

Man könnte sagen, der Beruf bringt das mit sich.

 

Ärgerlich sprang Anya auf und schritt herüber zu ihrem Schreibtisch am Fenster.

Wenn das so weiterging, war in ihrem Kopf nicht mehr viel Platz, um unangenehme Erinnerungen und ungebetenes Wissen zu verdrängen. Die Leiche, ihr bevorstehendes Ende, die Niederlage gegen dieses Pennerkind Henry, Marcs düstere Seite und nun auch noch das.

Andere würden bei so etwas in die Ecke gehen und heulen, doch Anya war froh, dass sie nicht so ein Weichei war. Ihr würde beizeiten etwas einfallen, ganz bestimmt. Und wenn nicht, wurde sie eben doch Eden. Schicksal.

 

Was hast du nun vor?
 

„Keine Ahnung“, brummte das Mädchen missmutig und setzte sich an den Schreibtisch, „weiter recherchieren. Vielleicht findet diese Nina irgendetwas heraus. Außerdem ist Abby an das Necronomicon gelangt, von H.P Craftlove.“

 

Lovecraft. Und das Buch ist rein fiktional. Was sie da gefunden hat, ist nichts weiter als eine Fälschung.

 

„Abby meint, das Ding wurde von einem seiner Vertrauten oder so geschrieben und wäre sehr selten, weil es von den Nachkommen Lovedings wegen Leichenschändung, Copyright oder so verboten worden ist.“ Anya gluckste bei dem Gedanken an ein Buch in Lovecrafts Sarg, unwissend, dass sie ihre Freundin bei deren Erklärungen völlig falsch verstanden hatte. „Abby hat es wohl über gewisse Kontakte erhalten, aber sie hat nicht gesagt, wer ihr dabei geholfen hat. Ich glaube zwar auch nicht an den Scheiß, aber es ist besser als nichts. Leider dauert die Lieferung noch ein wenig.“

 

Ich weiß, ich war dabei, als sie dir das erzählt hat. Ich bin immer bei dir, jede Sekunde, selbst wenn du schläfst. Du kannst keine Geheimnisse vor mir haben, Anya Bauer. Merk dir das für die Zukunft.

 

Das Mädchen knirschte mit den Zähnen und holte zeitgleich ihre Deckbox vom Gürtel ihrer Jeanshose mit Trägern. Sollte der doch reden, ihr war das egal. Wenn in diesem Buch wirklich etwas Brauchbares stand, würde dieser Spanner sowieso bald nichts mehr zu lachen haben.

„So, jetzt halt den Rand, ich muss mich konzentrieren!“

Anya nahm das Deck aus der Box hervor, legte es auf den Tisch und machte die oberste Schublade von rechts auf, in der nur eine kleine Blechkiste stand. Diese holte sie hervor und stellte sie ebenfalls auf den Schreibtisch. Es war die Collectors Tin von [Gem-Knight Ruby], die sie sich vor ein paar Monaten gekauft hatte, um ihre Sammlung zu vervollständigen. Zumindest fast. Dass diese aber nun durch [Gem-Knight Pearl] zusätzlich ergänzt wurde, hatte in Anya schon seit Tagen den Wunsch geweckt, ihr Deck ein wenig umzubauen.

Also nahm sie den Deckel von der Box und verteilte ihre Kartensammlung über den ganzen Schreibtisch, indem sie die Kiste auf den Kopf stellte und ihren Inhalt einfach ausschüttete.

„Dann fangen wir mal an“, meinte sie nun ein wenig besser gelaunt. Denn der Gedanke, ein Deck zu bauen, das Valerie Redfield spielend vernichten konnte, beflügelte sie ungemein.

 

Hätte ich Augen, würde ich sie schließen, nur um mir das nicht antun zu müssen. Ich möchte dir gerne meine Hilfe anbieten, Anya Bauer.

 

„Klappe, ich kann das selbst! Und jetzt nerv' nich' 'rum!“

 

~-~-~

 

Ich weiß zwar nicht, wie du deinen Mitschülern derart viel Geld abnehmen konntest, um dir so viele Karten leisten zu können. Aber so wie das Deck momentan aussieht, passt es nicht einmal in die Duel Disk und verstößt gegen essentielle Grundregeln des Spiels.

 

Anya jedoch hörte gar nicht hin.

Vor ihr stand ein Stapel aus mindestens hundert Karten, der fortan ihr Deck darstellen sollte. Es war bereits Abend und das letzte Rot am Himmel verlor den Kampf mit der Dunkelheit, wie man aus dem Fenster gegenüber des Schreibtisches sehen konnte.

„Welche soll ich nehmen“, murmelte das Mädchen unsicher und hielt in jeder Hand eine Fallenkarte, „[Birthright] oder [Justi-Break]?“
 

Nimm zufällig fünfzig Karten aus deinem Deck und tu sie zurück in deine Sammelbox. Du triffst garantiert die richtigen.

 

Wütend legte Anya die Karten auf ihr Deck und schnaubte. Wie sollte sie sich denn konzentrieren, wenn Levrier zu allem einen bissigen Kommentar auf den nicht-existierenden Lippen hatte!?

„JA, es ist vielleicht etwas umfangreicher als mein altes Deck! Dennoch ist es so perfekt, 'kay!?“

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihr Deck umgestalten zu wollen. Auch wenn sie den ein oder anderen Schatz in ihrer Box gefunden hatte, den sie mit der Zeit völlig verdrängt hatte.

Wie sollte sie die Feinabstimmungen treffen, wenn sie dauernd unterbrochen wurde!?

 

Du bist noch unfähiger als dieser Junge aus der Fernsehserie, die du fast täglich schaust. Der will sich auch nie helfen lassen.

 

„Und du bist genauso nervig wie seine gute Fee!“

 

Die wenigstens Ahnung von der Materie hat. Ich kann nicht glauben, dass du das optimale Gefäß bist, um Eden zu werden.

 

Anya ballte eine Faust und schlug so hart gegen den Tisch, dass ihr Kartenturm umkippte und auf den Rest ihrer Karten fiel. Ihre ganze Arbeit war damit umsonst gewesen. Ein Wutschrei ungekannter Lautstärke folgte auf dem Fuß.

Fassungslos starrte sie ihr zerstörtes Werk an. „Toll! Wegen dir kann-“
 

Anya Bauer! Spürst du das?

 

„Oh ja! Wut, blanke Wut! Zerstörungswut, um genau zu sein! Geh sterben, Levrier, du bringst nur Unglück!“

Anya fing frustriert damit an, die einzelnen Karten wieder in die Hand zu nehmen.

 

Diese Schwingungen. Ein Pakt wird geformt!

 

„Oh der Glückliche!“, fauchte Anya, während sie beschäftigt war. „Vielleicht kriegt der wenigstens 'nen anständigen Dämon ab, der die Klappe hält, wenn er sie zu halten hat!“

 

Das verheißt nichts Gutes. Diese Energien dringen vom Stadtrand zu mir und das mit so gewaltiger Kraft, dass ein sehr mächtiges Wesen dahinterstecken muss. Wir sollten das untersuchen!

 

Anya warf die Karten zurück auf den Stapel und schnaufte. Dann drehte sie sich mit ihrem Stuhl um und starrte die Decke an, wie sie es immer tat, wenn sie glaubte, mit Levrier von Angesicht zu Angesicht zu reden.

„Okay, Kumpel, jetzt hör mir mal verdammt gut zu! Du kannst mich noch so lange nerven, aber niemand, nie-mand, sagt einer Anya Bauer, was sie zu tun oder zu lassen hat! Ich werde garantiert nicht nachgucken gehen, was der örtliche Spinnerclub jetzt schon wieder angestellt hat! Außerdem hat es gerade angefangen zu regnen und ich werde einen Teufel tun, bei dem Wetter raus zu gehen!“

 

Das ist mir gleich. Dieses Wesen könnte über Wissen bezüglich Eden verfügen. Wenn die Chance besteht, dass wir mehr über unsere Bestimmung erfahren können, sollten wir sie nutzen!

 

„Nix da! Ich werde jetzt mein Deck bauen und dann pennen gehen!“

Anya drehte sich demonstrativ wieder um und wollte sich wieder den Karten widmen, als ihre Hand plötzlich mitten in der Luft erstarrte. Es war kein Gefühl mehr in ihr.

„Wa-!?“

 

Du lässt mir keine andere Wahl, Anya Bauer. Dein Körper gehört auch mir, vergiss das nicht. Und nur, weil ich dich bisher immer habe gewähren lassen, heißt das nicht, dass du bestimmst, welchen Weg wir gehen!

 

Anya wurde schwindelig. Die verschiedenen Karten vor ihr auf dem Schreibtisch begannen zu tanzen und schienen ineinander zu verlaufen.

„Du Mistkerl, was stellst du mit-“

Doch schon knallte ihr Kopf mitten auf den Schreibtisch, gebettet in ihre Sammlung. Nur, um wenige Sekunden später wieder hochzuschrecken.

Plötzlich griff Anya zunächst zögerlich eine Karte, drehte sich zwischen ihren Fingern und betrachtete sie eingehend. Dann schnappte sie sich in wahnwitzigem Tempo eine nach der anderen aus ihrem Haufen und hatte so binnen weniger Minuten ein Deck gebaut, das sie ausdruckslos in ihre Deckbox steckte. Jene hing sie an ihren Gürtel, stand auf und schritt eilig aus dem Zimmer.

 

~-~-~

 

„Du verdammter, elender Dreckskerl!“, schrie Anya aus vollen Lungen und versuchte sich, gegen die Ketten zu wehren, die ihre Arme und Beine fest umschlungen hatten. Doch es half nichts, sie war gefesselt. Gefesselt an das sich drehende Mosaik der Erde, gefangen in dieser unbekannten Welt der Dunkelheit.
 

Sei mir lieber dankbar. Jetzt hast du dein bisher stärkstes Deck, ohne eigenen Aufwand – was ganz nach deinem Geschmack ist, wie ich vermute. Solange wir nicht geklärt haben, woher diese Energie kommt, werde ich die Führung übernehmen.

 

„Lass mich frei! Das ist mein Körper!“

Aber Anya wusste, dass es vergebens war. Sie konnte Levrier nicht sehen. Stattdessen sah sie durch ihn. Beziehungsweise durch ihren eigenen Körper, welcher gerade im strömenden Regen bei anbrechender Nacht durch den Park rannte. Rings um sie herum standen Bänke und Bäume, die Laternen spendeten ein wenig Licht.

Für Anya stellte sich das Geschehen allerdings ungewohnterweise in Form einer Sphäre dar, die vor ihr in hellem Blau glühte und zeigte, was Levrier in Anyas Körper gerade beobachtete. Es war merkwürdig, denn tatsächlich hing Anya nun in der Luft, gekettet an das Mosaik, welches scheinbar seine Lage gewechselt hatte. Obwohl es sich drehte, bewegte das Mädchen sich nicht mit – trotzdem war ihr schwindlig, vor allem aufgrund des Abgrunds unter ihren Füßen.

Wütend biss sie die Zähne zusammen. Eigentlich hatte sie erst mit 21 vorgehabt, gefesselt in einer Gummizelle zu liegen, hauptsächlich um nicht arbeiten gehen zu müssen. Dass Levrier ihr diese Erfahrung jetzt einfach vorweg nahm, war nicht nur tolldreist, sondern unverzeihlich!

„Wenn ich-“

 

Wenn ich jemals wieder hier herauskomme, bist du so was von fällig? Denselben Satz wiederholst du nun schon zum achten Mal, gefolgt von „Lass mich frei!“. Wird dir das nicht langsam langweilig?

 

Levrier schüttelte genervt den Kopf, während er durch den Park rannte. Anya Bauers Flüche und Racheschwüre konnte er leider nicht ausblenden, denn der Pakt erlaubte ihm nur die Kontrolle über den Körper des Mädchens, nicht deren Geist. Aber zumindest bemerkte sie dadurch nicht, dass er in ihrem Leib ernsthafte Schwierigkeiten hatte.

Wieder knickte er um. Eine feste Form zu haben war eine Erfahrung, die ihm bisher nur sehr selten zuteil geworden war. Laufen auf zwei Beinen war eine regelrechte Zumutung, wenn man andere Fortbewegungsarten gewohnt war.

 

Alter, lern' laufen! Wenn uns jemand sieht, denken die noch, ich hätte 'ne ganze Kneipe leer gesoffen!

 

Seufzend bewegte sich Levrier nun hinkend vorwärts, der schmerzende Knöchel erschien wie eine seltsame Illusion für ihn. Anya Bauer hatte es offensichtlich doch bemerkt. Zumindest hörte sie jetzt mit dem Geschrei auf, dachte Levrier erleichtert.

„Mir ist egal, was andere über uns denken. Außerdem ist niemand in der Nähe, der uns sehen könnte. Am Ende des Parks wurde der Pakt geschlossen, das ist alles, was im Moment relevant ist.“

 

Hättest du nicht wenigstens 'ne Jacke überziehen können? Ich trage nur ein weißes T-Shirt, du Blödian!

 

Levrier blieb stehen, sah an sich herab und erkannte den Grund für Anya Bauers Unmut. „Du wirst es überleben. Sei froh, denn dieser Schriftzug 'Nirvana' verdeckt die heiklen Stellen hervorragend. Warum schämt ihr Menschen euch nur für euren Körper?“
 

Duuuuuu!

 

„Wie dem auch sei, ich habe keine Zeit für dein albernes Gezänk.“

Mit diesen Worten setzte sich Levrier wieder in Bewegung und wich den kleinen Pfützen aus, die sich durch den Regen langsam bildeten. Eine leichte Kurve führte ihn schließlich zum Nordtor des Parks, von welchem aus man auf die Straße blicken konnte. Ein Auto fuhr vorbei, doch von der Präsenz, die Levrier gespürt hatte, war nirgendwo mehr eine Spur – fast, als wäre sie nie hier gewesen.

Er wandte dem Tor den Rücken zu und musterte die große Wiese zu seiner Rechten, dann den dichten Wald zu seiner Linken. Niemand war hier und hielt sich verborgen. Doch womöglich spielte Anya Bauers minderwertige Sehstärke ihm auch nur einen Streich.
 

Ja, guck, guck nur! Da ist niemand, du Hohlkopf! Krieg' ich jetzt meinen Körper zurück? … Bitte?

 

„Nein.“

Es war befremdlich, nun im Körper von Anya Bauer zu stecken. Ihre Sinneseindrücke waren ganz anders als die von Levrier, während er körperlos war. Sie fror im Regen, was Levrier in seiner Suche stärker behinderte, als ihm lieb war. Zudem war durch den Schleier der Regentropfen die Sicht stark eingeschränkt.

Levrier fragte sich, ob das fremde Wesen und sein Bündnispartner überhaupt noch hier waren. Ein Ort wie dieser war sehr ungewöhnlich für einen Pakt, denn auch wenn der Regen die Sicht blockierte, war die Gefahr groß, von anderen Menschen entdeckt zu werden.

„Das ist eine Falle“, erkannte Levrier schließlich.
 

Oh, ganz großes Kino! Und du bist natürlich direkt hineingelaufen, Schwachkopf! Wie wäre es, wenn ich jetzt wieder das Kommando übernehme, damit wir abhauen können!?

 

„Dafür ist es schon zu spät.“

Ohne sich umzudrehen, achtete Levrier auf die Geräusche hinter sich. Selbst das Unwetter konnte die Schritte nicht übertönen, die in den Pfützen hinter ihm widerhallten. Erstaunlicherweise konnte Levrier, obwohl zwischen ihm und der anderen Person gerade einmal knapp acht Meter lagen, keine nennenswerte Präsenz feststellen. Waren seine Kräfte so sehr geschrumpft, seit er den Pakt mit Anya Bauer eingegangen war?

„Schön, dass du gekommen bist“, sagte eine feste, männliche Stimme, „auch wenn ich irgendwo schon gehofft hatte, dich nicht hier antreffen zu müssen, Anya.“

 

Das kann nicht sein! Wieso-!?

 

„Ich bin nicht Anya Bauer“, erwiderte Levrier kalt. Er kannte den Besitzer jener tiefen, dennoch sanften Stimme bereits. Trotzdem fühlte er sich unwohl, was vor allem an Anya Bauer lag, deren Emotionen zu ihm drangen. Sie waren wie immer stärkere Wellen, ein Symbol ihrer Aufregung.
 

Marc!? Was macht er denn hier!? Sag nicht, dass er-

 

Levrier drehte sich nun um und stand dem Footballspieler und Anya Bauers Schwarm direkt gegenüber. Auch er war durchnässt, das schwarze Haar glänzte regelrecht und an seinem kleinen Kinnbart hatten sich Regentropfen eingenistet. Der junge Mann trug nur eine blau-weiß gestreifte Sportjacke, darunter ein T-Shirt und eine Jeans. Sein rechter Arm war immer noch bandagiert – und nun wusste Levrier auch, warum das so war. Am linken trug er eine Duel Disk.

„Du bist einen Pakt eingegangen“, meinte er kühl und gefasst, was bei Anya Bauers sonst so schnarrender Stimme ziemlich ungewohnt klang. „Etwa nur, um mich hierher zu locken?“

In Marc Butchers Augen stand tiefes Bedauern. Er griff nach seinem Arm und wickelte langsam die Bandagen ab – nichts! Nur ein geschwollenes Handgelenk.
 

Oh Gott sei Dank! Der hat mir echt einen Schrecken eingejagt! Was ist nur los mit dem!? Levrier, mir gefällt das nicht! Was will er von dir?

 

Es mutete für Levrier seltsam an, die sonst so ignorante Anya Bauer so aufgeregt zu erleben. Sorge war etwas, das dieses Mädchen nur selten durchscheinen ließ und in der Regel vor allen anderen verborgen hielt. Aber ihre Ängste waren begründet – dieser junge Mann war nicht zufällig hier.

„Ich bin keinen Pakt eingegangen“, meinte Marc Butcher schließlich. „Noch nicht zumindest. Das wollte ich erst dann tun, wenn wir uns gegenüberstehen, Anya. Oder wer auch immer ihren Körper nun in Beschlag hält.“

„Man nennt mich Levrier.“

„Also bist du wirklich ein 'Gründer'?“

„Womöglich? Ist das die Bezeichnung für Wesen wie mich?“

Marc Butcher runzelte die Stirn. „Das wusstest du nicht?“ Doch er seufzte und überging Levriers Ahnungslosigkeit. „Wie dem auch sei, wir sind jetzt hier.“

„Was habe ich vorhin gespürt, wenn du noch gar keinen Pakt eingegangen bist?“
 

Was redet er da!? Gründer? Levrier, du musst ihn aufhalten! Marc darf keinen Pakt eingehen! Wie kommt er überhaupt dazu, woher weiß er so viel!? Bitte, tu was! Ich verstehe diesen ganzen Kackmist nicht!

 

„Nichts weiter als ein Signal, um euch hierher zu locken“, antwortete Marc Butcher tonlos, „das war Isfanels Idee. Der Dämon, mit dem ich den Pakt eingehen werde.“

Levrier verschränkte die Arme, eine Unart, die er sich anscheinend unbewusst von Anya Bauer abgeschaut hatte. Deren Emotionswellen waren mittlerweile so chaotisch, dass er aufpassen musste, nicht am Ende noch die Kontrolle zu verlieren. Das durften sie sich in ihrer momentanen Lage nicht erlauben.

„Und wozu das Ganze? Bist du auch ein Dämonenjäger?“

„Nein. Ich bin ein normaler Mensch, der nur zufällig in diese Sache hineingeraten ist“, meinte sein Gegenüber bitter. „Ohne Isfanel wüsste ich gar nicht, was hier überhaupt abgeht. Und ich wünschte, ich könnte das alles vergessen. Aber da ich nun Bescheid weiß, kann ich euch nicht einfach ignorieren.“

 

Wovon spricht er da bloß? Will der uns etwa-

 

„Also bist du hier, um mich zu vernichten?“, stellte Levrier die Frage, die Anya Bauer nicht auszusprechen wagte.

Marc Butcher nickte kaum merklich.
 

Oh shit, sag, dass das ein Scherz ist! Warum Marc? Der will uns nur verarschen, oder? So wie neulich? Sag, dass es so ist, Levrier!

 

„Ich fürchte, dem ist nicht so“, meinte dieser zu Anya Bauer emotionslos. „Für einen einfachen Streich weiß er zu viel.“

Nun donnerte und blitzte es über Livington. Das Unwetter wurde stärker, der Regen heftiger. Es war ein Omen, das wusste Levrier. So geschah es immer, wenn gewaltige Kräfte zu wirken begannen. Damit stand unweigerlich fest, dass dieser Mann eine Gefahr darstellte.

„Darf man den Grund für deinen Groll mir gegenüber erfahren?“, fragte er kühl.

„Eden“, antwortete Marc Butcher knapp und strich sich über die verletzte Hand. „Ich muss verhindern, dass du den Menschen, der mir am Wichtigsten ist, ins Unglück stürzt.“

 

Nicht er auch noch! Bitte nicht!

 

„Du weißt mehr darüber?“

Plötzlich brüllte Marc Butcher Levrier außer sich vor Wut an. „Nicht annähernd genug und doch viel zu viel! Denkst du, ich lasse zu, wie du Valerie für deine Zwecke opferst!?“

Levrier verstand jedoch nicht. „Dieses Mädchen hat keine Verbindung zu mir.“

„Doch, hat sie! Sie trägt ein Mal und das reicht bereits, egal von wem es stammt!“

„Und in welchem Zusammenhang steht sie mit Eden?“
 

DAS würde ich auch gerne wissen! Wie kommt Marc auf die Idee, dass du diese dumme Pute gefährden könntest!? Oder- Willst du sie etwa wirklich-!?
 

„Natürlich nicht.“

Ein kalter Wind strich über den Park und ließ das Gras unstet hin und her wippen.

„Du willst wissen, was ich erfahren habe? Gut. Dann erzähle ich dir meine ganze Geschichte“, meinte Marc Butcher aufgewühlt, schloss die Augen und atmete tief durch. Er war blass und Levrier wusste genau, dass er sich seiner Sache nicht so sicher war, wie er behaupten mochte.

Der Footballspieler öffnete die Lider wieder und begann zu erzählen.

 

„Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da bekam ich eines Nachts Besuch. In meinem Traum. Es war Isfanel, der Dämon, der euch aufzuhalten gedenkt. Gleich von Anfang an wollte er, dass ich einen Pakt mit ihm eingehe. Um euch beide zu vernichten, denn dazu wäre ich nur mit ihm in der Lage.“

Levrier stockte. „Dann weißt du also tatsächlich Bescheid?“

„Klar doch, Isfanel hat mir vieles erzählt! Und wäre es nicht für Valerie, würde ich mich nie mit diesem Ding abgeben! Es ist nicht so, dass Isfanel mich aufgesucht hat, nur um Gutes zu tun! Eigentlich ist es reiner Eigennutz, was dir ja sehr bekannt sein dürfte! Wenn Eden erwacht, verschwindet Isfanel, so sagt er! Du kannst dir also denken, wie hartnäckig er um mich gekämpft hat, da ich als Wirt geeignet für ihn bin!“

 

Jedoch beschäftigten Levrier ganz andere Dinge als Marc Butchers Gründe für sein Tun. Er konnte dieses andere Wesen nicht einmal spüren, als wäre es gar nicht anwesend. Was hatte das zu bedeuten?

 

Der junge Mann schluckte. „Und vielleicht kannst du dir auch vorstellen, wie das für mich war. Ich dachte, ich wäre vollkommen durchgeknallt. Aber all die Dinge, die Isfanel mir erzählt hat, was in Victim's Sanctuary geschehen ist, in unserer Schule … Ich wollte es nicht glauben, bis zu dem Zeitpunkt, als Anya ihre Kräfte das erste Mal eingesetzt hat.“
 

Meint er etwa das Duell mit Nick!?

 

„Seitdem wusste ich, dass Isfanel die Wahrheit gesagt hatte.“

Levier zog eine Augenbraue hoch, ebenfalls eine Angewohnheit seines Gefäßes, die schwer zu bändigen war. „Welche Wahrheit?“

„Über euch beide! Denkt ihr, es ist mir leicht gefallen, Valerie von mich zu stoßen? Mich wie ein Arsch zu benehmen, nur damit sie Abstand von mir hält, um nicht noch weiter in diese Sache hineingezogen zu werden?“ Er breitete wütend die Arme aus. „Aber so wird es ihr wenigstens leichter fallen, mich zu vergessen! Für mich gibt es keinen Weg mehr zurück, so oder so!“

 

Der will uns wirklich umbringen! Ich-! Wieso-

 

Noch nie hatte Levrier Anya Bauer so verzweifelt erlebt. Gewiss empfand er Mitleid für sie, doch würde er diesen Mann nicht gewähren lassen. Egal ob er ein Freund seines Gefäßes war oder nicht, jeder, der sich als Bedrohung für ihn entpuppte, musste vernichtet werden. Und suchte dieser Marc Butcher nicht auch den Tod, wenn er ihm so aufrichtig begegnete? Denn das war unweigerlich, was ein Pakt mit diesem Isfanel bedeuten würde.

 

„Isfanel wollte den Pakt sofort schließen, nachdem ich mich entschieden hatte, euch zu töten“, sprach Marc Butcher nun leise, mit zitternder Stimme weiter. „Aber das wollte ich nicht. Bevor ich ihm gehöre, wollte ich zumindest noch einmal mit euch sprechen. … und mich entschuldigen.“

Ohne Vorwarnung warf er sich auf die Knie, direkt in eine Pfütze. „Vergebt mir! Bitte! Aber ich habe keine andere Wahl! Ich muss die anderen vor euch beschützen, auch wenn ihr nichts Böses beabsichtigt!“

„Ich verstehe nicht“, erwiderte Levrier steif, „du siehst Eden als etwas Gefährliches, gleichwohl nicht Böses an? Woher hast du, beziehungsweise Isfanel, dieses Wissen?“

Marc Butcher sah auf. „Darüber werden wir nicht sprechen! Ich will davon nichts mehr hören! Es tut mir Leid, dass ich euch mit dem falschen Pakt hierher gelockt habe, aber es muss hier geschehen! Damit Anya wenigstens an einem schönen Ort stirbt! Auch wenn das Wetter …“

 

I-ich soll sterben? Nein! D-das … das ist nicht Marc! Der würde so etwas nie tun!

 

Langsam erhob sich Marc Butcher wieder. Seine Jeans war nass und schmutzig vom Pfützenwasser und er sah trotz seiner kräftigen Statur so zerbrechlich aus, dass Levrier daran zweifelte, ob dieser Bursche wirklich den Willen mit sich brachte, sie beide zu töten. Aber er hatte einen Dämonen an seiner Seite, welcher garantiert dort eingreifen würde, wo sein Gefäß zu hadern begann.

„Die Situation ist ernst“, meinte Levrier besorgt zu Anya Bauer, als er eine Verzerrung direkt unter sich zu spüren begann. Doch die Erkenntnis kam bereits zu spät. „Wir sind gefangen in einem Netz. Während er gesprochen hat, muss der Dämon irgendeinen Zauber gewirkt haben! Ich kann meine Beine nicht bewegen!“
 

Was!?

 

„Sorry, das war auch Teil des Plans“, entschuldigte Marc Butcher sich reumütig.

Wie konnte das nur unbemerkt an ihm vorbeigegangen sein, fragte Levrier sich tadelnd. Es war, als würde er am Boden festkleben. Wer immer auf der Seite dieses Mannes stand, war sehr geschickt darin, im Verborgenen zu agieren.

Marc Butcher aktivierte seine Duel Disk. „Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wir kämpfen auf die übliche Weise und gefährden damit unschuldige Menschen, oder wie lösen unseren Konflikt über ein Duell. Die Wahl liegt bei euch.“

 

Das kann unmöglich sein Ernst sein! Wir können doch nicht gegen Marc kämpfen! Was, wenn er verletzt wird!?

 

Viel eher sorgte sich Levrier um ihr eigenes Wohlergehen. Die Macht dieses Isfanels war unmöglich einzuschätzen und geschwächt wie er war, konnte Levrier nicht das Risiko eingehen, einen 'traditionellen' Kampf zu beginnen, den er nicht gewinnen konnte. Ein Duell wäre aus seiner Position die bessere Lösung, denn nicht zuletzt war er an Ort und Stelle gefangen, dazu noch in einem kostbaren Gefäß, welches er nicht gefährden durfte.

„Ich wähle das Duell“, entschied sich Levrier kurz und knapp.

„Das dachte ich mir“, meinte Marc Butcher schuldbewusst. „Ist mir auch lieber so.“
 

Hör auf! Wir kämpfen nicht gegen Marc, verstanden!?

 

Doch Levrier ignorierte Anya Bauers immer heftiger werdende Proteste und aktivierte ihre Duel Disk. Mit dem Deck, welches er ihr gebaut hatte, würden die Chancen auf Erfolg steigen. Und er kannte bereits den Kampfstil seines Gegners, was ein zusätzlicher Vorteil war, auch wenn er auf Gegenseitigkeit beruhen mochte.

„Ich werde jeden vernichten, der sich meiner Bestimmung in den Weg stellt!“, sprach Levrier erhaben und funkelte sein Gegenüber aus entschlossenen, blauen Augen an. „Bist du ein Feind Edens, bist du auch mein Feind. Erwarte keine Gnade.“

„Wie gesagt, für mich gibt es sowieso kein Zurück“, seufzte Marc Butcher schwer und strich sich über den verletzten Arm. „Es … tut mir Leid, wirklich …“

Plötzlich richtete er seinen Blick gen Himmel. „Ich bin bereit, Isfanel! Der Pakt … wird geschlossen.“

 

NEIN!

 

Eine grelle Lichtsäule schoss von dem jungen Mann in die Höhe, während er aus Leibeskräften zu schreien begann. Ohrenbetäubendes Getöse übertönte den fallenden Regen.

Geblendet wandte sich Levrier ab, während er gleichzeitig einen Zauber spürte, welcher den Park fortan von fremden Blicken abschirmen sollte. Wieder ein Werk Isfanels, damit sie nicht gestört wurden – was auch nur gut so war.

Wie ein Blitz schlängelte sich der Energiestrahl durch die Luft und verblasste schließlich. Der in rötliches Licht getauchte Park verdunkelte sich wieder in der anbrechenden Nacht, die Regentropfen plätscherten wieder deutlich vernehmbar.
 

Wieso … hat er das getan?

 

Dort, wo die Lichtsäule war, stand jetzt wieder und völlig unversehrt Marc Butcher. Doch sein Ausdruck hatte sich verändert, denn dort lag kein Bedauern mehr, sondern nur eiserne Härte. Sein rechter Arm war wie durch Zauberhand genesen und nun mit einem roten Mal versehen. Es war ein Langschwert, um das sich eine Flamme wandte, hin bis zur Parierstange, mit der sie verschmolz und ein flügelähnliches Gebilde schuf.

 

„Schön, sich endlich von Angesicht zu Angesicht zu sehen“, sprach Marc Butcher tonlos.

„Du bist Isfanel!“ Levrier stockte. Er spürte etwas Vertrautes an diesem Wesen, welches nun seine wahre Macht ausstrahlte. Sie war unbegreiflich, stark, der von Levrier sehr ähnlich. Und dennoch nicht fassbar, wie Wasser, das man nicht festhalten konnte, um es zu verstehen.

Doch in Einem war sich Levrier sicher: Isfanel war deutlich mächtiger als er es selbst war.

„Du bist mir … vertraut.“

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Ein Trugschluss. Wir sind uns bis zum heutigen Tage nie begegnet. Und doch weiß ich viel über dich, Levrier, der wohl bekannteste 'Gründer'. So wie es deine Bestimmung ist, Eden zu werden, ist es meine, dieses Unterfangen aufzuhalten. Meine Existenz hängt davon ab und auch die vieler weiterer Individuen. So wie ich von dir keine Gnade zu erwarten habe, hast du genauso wenig von mir mit Rücksicht zu rechnen.“

Levrier nickte. „Verstehe. Aber gewähre mir eine Frage. Was ist Eden?“

„Mein Untergang. Muss ich mehr wissen, als das?“

„Womöglich weißt du gar nicht mehr. Was, wenn du dich irrst?“

„Kann man sich in seiner Bestimmung irren?“, erwiderte Isfanel nun mit einem kühlen Lächeln auf Marc Butchers Lippen. „Deine Worte bedeuten mir nichts. Wisse, dass ich dafür sorgen werde, dass du abermals scheitern wirst. Hier und jetzt!“

Er streckte seinen Arm mit der Duel Disk vor. Levrier nickte daraufhin, denn jeder weitere Versuch, mehr über die Beweggründe seines Gegners zu erfahren, wäre vergeudete Liebesmüh. Und so riefen sie synchron: „Duell!“

 

[Anya: 4000LP / Marc: 4000LP]

 

Beide zogen ihr Startblatt von fünf Karten und standen sich im Regen gegenüber. Levrier empfand das ständig wachsende Unbehagen in ihm als äußerst unangenehm. Besonders, da es nicht nur von Anya Bauer herrührte, die sich mit allen Kräften gegen seine Kontrolle wehrte.
 

Er kann doch nicht wirklich weg sein, oder? Marc ist doch noch in ihm, so wie ich in dir bin, oder? Brech' dieses beschissene Duell ab, ehe uns allen etwas passiert! Wenn du willst, kümmere ich mich um diesen Drecksack, aber nicht, solange er in Marc steckt! Antworte mir gefälligst, Levrier!

 

„Der Bursche ist tatsächlich noch in ihm, aber er hat die Kontrolle freiwillig aufgegeben. Es gibt nichts, was ich für ihn tun kann. Und unsere Lage gestattet es nicht, in Verhandlung zu treten. Isfanel hat alle Fäden in der Hand.“

Jener lachte daraufhin zufrieden. „Das ist richtig. Wäre es nicht der Wille meines Gefäßes, würde ich euch auf der Stelle vom Antlitz dieses Planeten tilgen. Doch so bin ich an -das- hier gebunden.“ Er hob den Arm mit seiner Duel Disk. „Warum also bringen wir es nicht endlich hinter uns? Ich beginne, Draw!“

Damit fügte er seiner Hand eine sechste Karte hinzu. „Ich spiele eine Karte verdeckt und beschwöre [Kayenn, The Master Magma Blacksmith] im Angriffsmodus.“

Vor seinen Füßen tauchte die gesetzte Karte auf. Weiter in der Mitte des Spielfelds erhob sich ein älterer Mann ganz aus Stein, mit nacktem Oberkörper, der einen Hammer aus purer, gehärteter Lava schulterte.

 

Kayenn, The Master Magma Blacksmith [ATK/1200 DEF/200 (3)]

 

„Damit ist mein Zug beendet“, verlautete Isfanel seelenruhig.

Sofort zog Levrier die nächste Karte und studierte eingehend sein Blatt. Anya Bauers Schlüsselkarte war nicht darunter, was bedeutete, dass er eine andere Vorgehensweise einschlagen musste. Er griff sich ein Monster und legte es auf die Battle City-Duel Disk des Mädchens. „Ich rufe [Gem-Knight Obsidian]!“

Vor ihm erschien ein Ritter in pechschwarzer Rüstung, welcher als Waffe eine massive Perlenkette aus schwarzen Edelsteinen um seine Schulter hängen hatte.

 

Gem-Knight Obsidian [ATK/1500 DEF/1200 (3)]

 

Wie es Anya Bauer sonst tat, streckte Levrier den Arm aus, als er den Angriff befahl. „Attackiere sein Monster!“

Der schwarze Ritter nahm seine wuchtige Kette, schwang sie und wurde, als die ersten Perlen sich bereits von ihr zu lösen begannen, plötzlich von mehreren Stahlketten umschlungen, die aus dem Boden ragten. Auch seine Perlen wurden in der Luft gefangen und schwebten regungslos über der Erde.
 

Eine Fallenkarte!

 

„Das sehe ich“, kommentierte Levrier Anya Bauers Aufschrei trocken.

Isfanel hielt seinen Zeigefinger immer noch auf dem Knopf an Marc Butchers Duel Disk, welcher besagte Falle ausgelöst hatte. „Man nennt diese Karte [Fiendish Chain]. Sie annulliert die Effekte des betroffenen Monsters und hindert es am Angriff, solange sie aktiv ist.“

„Verstehe. Dann setze ich eine Karte verdeckt und beende meinen Zug.“

Unbeeindruckt schob Levrier seine eigene Falle in den dazugehörigen Schlitz der Duel Disk und ließ sie so vor sich erscheinen.

 

Können wir das nicht abbrechen!?

 

„Ich sagte bereits, dass das unmöglich ist.“

Plötzlich lachte Isfanel auf, doch es klang spöttisch und verachtend. „Wie ich sehe, ist dein Gefäß gesprächiger als meines. Marc Butcher hat kein Wort mehr verloren, seit er den Pakt eingegangen ist. Er weiß, dass er nie wieder zurückkehren wird.“
 

Stopf' diesem Mistkerl seine dreckige Visage! Niemand redet so über Marc! Er wird zurückkommen, dafür sorge ich schon! Wenn ich doch nur-!

 

Levrier seufzte. Anya Bauer war zu optimistisch. Sie hatte keine Ahnung, was ein Kampf zwischen zwei Wesen wie ihm und Isfanel wirklich bedeutete. Und er hatte auch nicht vor, sie darüber schon jetzt aufzuklären.

„Mein Zug“, kündigte Isfanel schließlich an und zog. „Ich aktiviere [Spiritualism]! Damit gebe ich die gesetzte Karte zurück auf deine Hand, Levrier. Und dank der besonderen Eigenschaft von [Spiritualism] kannst du sie nicht als Gegenreaktion aktivieren.“

Aus der Zauberkarte schossen geisterhafte Gestalten, Skeletten nicht unähnlich und verschwanden in Levriers Fallenkarte, die sich daraufhin auflöste. Unzufrieden nahm deren Besitzer sie wieder aus der Duel Disk.

Derweil zückte sein Gegner bereits die nächste Handkarte und spielte sie aus. „Beschwörung! [Card Trooper]!“

Hinter ihm kam ein kleiner Roboter hervor gerollt, welcher seine Kanonenarme auf den Feind seines Besitzers richtete. Aus seinem Kopf strahlte das Licht von zwei Scheinwerfern, die seine Augen darstellen sollten.

 

Card Trooper [ATK/400 DEF/400 (3)]
 

Isfanel schwang den Arm aus. „Effekt des [Card Troopers] aktivieren. Einmal pro Zug kann ich bis zu drei Karten von meinem Deck auf den Friedhof abwerfen, um mein Monster auf diese Weise für jede von ihnen bis zur End Phase um 500 Angriffspunkte zu stärken.“

Er griff die obersten drei Karten seines Stapels und zeigte sie vor. Es waren zwei Monster und eine Fallenkarte, genannt [Laval Judgment Lord], [Laval Forest Sprite] und [Skill Successor].

 

Card Trooper [ATK/400 → 1900 DEF/400 (3)]

 

Oh, na ganz klasse! Lass lieber mich ran, sonst verlieren wir noch!

 

Wie es schien, hatte Anya Bauer sich vom Schock der Begegnung mit Marc Butcher halbwegs erholt und war wieder ganz die Alte. Dennoch würde Levrier ihrem Wunsch nicht nachkommen.

Gerade wollte er etwas darauf erwidern, da streckte sein Gegner die Hand aus. „Erkenne meine Macht! Meine zwei Stufe 3-Monster werden zu einem Rang 3-Monster! Ich erschaffe das Overlay Network!“

Ein schwarzer Sternenwirbel tat sich mitten im Boden auf und verschluckte seine Monster, die zu je einem roten und einem braunen Energiestrahl wurden. Aus dem Loch entstieg eine menschenartige Gestalt. Gekleidet in einer dunklen Rüstung, brannten sowohl Kopf, Schultern und Hände dieses Wesens, während ein zerfetzter, roter Mantel das Bild abrundete.

„Xyz-Summon! [Lavalval Ignis]!“, rief Isfanel erhaben.

 

Lavalval Ignis [ATK/1800 DEF/1400 {3}]

 

Um den Krieger kreisten zwei Energiesphären, sein Xyz-Material.

Derweil wollte Levrier erschrocken zurückweichen, doch seine Füße verweigerten durch Isfanels Magie ihren Dienst. Nicht etwa um des Monsters Willen war er schockiert, sondern wegen dem im Regen kaum sichtbaren, roten Glimmen, welches von Marc Butchers Mal ausging.

„Das ist“, begann er und hielt kurz inne. „Das ist das Symbol ihres Paktes!“

 

So wie [Gem-Knight Pearl] bei uns? Hmm, sieht scheiße aus, das Teil. Und besonders stark ist es auch nicht. Außerdem, das ist doch total der Ghost Rider-Abklatsch! Welcher Schwachmat-

 

„Beurteile deinen Gegner nicht nach dem Aussehen“, mahnte Levrier sie scharf, „ich bin mir sicher, dass diese Karte einen gefährlichen Effekt besitzt.“

Isfanel lächelte heimtückisch. „Gewiss. Warum findest du es nicht heraus?“ Er zeigte mit dem Finger auf Levriers Gem-Knight. „Vernichte!“

Ignis legte die Hände aufeinander und erschuf so einen gewaltigen Feuerball. Plötzlich bellte Isfanel herrisch: „Xyz-Material abhängen! Wenn meine Kreatur es absorbiert, erhöht sich seine Angriffskraft zeitweilig um 500!“

Er nahm [Kayenn, The Master Magma Blacksmith] unter seiner Xyz-Monsterkarte hervor und schickte diesen auf den Friedhof. Zeitgleich wurde eine der Sphären um Ignis in die Flamme gezogen, wodurch jene weiter anwuchs.

 

Lavalval Ignis [ATK/1800 → 2300 DEF/1400 {3}]

 

„Attacke!“

 

Oh, shit!

 

Levrier hielt schützend den Arm vor sein geborgtes Gesicht, als Ignis die Flamme auf [Gem-Knight Obisidian] abschoss, welcher, gefesselt wie er war, nicht ausweichen konnte. Es gab eine Explosion und Levrier spürte, wie Funken seine Haut verbrannten. Es schmerzte fürchterlich, was für ihn eine längst vergessene Erfahrung war. Ein Stöhnen unter der gewaltigen Hitze konnte er nicht unterdrücken.

 

[Anya: 4000LP → 3200LP / Marc: 4000LP]

 

Lavalval Ignis [ATK/2300 → 1800 DEF/1400 {3}]

 

Stoßweise atmete Levrier ein und aus. Solange Anya Bauers Geist im Elysion gefangen war, konnte sie nicht spüren, was mit ihrem Körper geschah. Ihr war der Großteil der Attacke entgangen, da er dabei die Augen geschlossen gehalten hatte. Hoffentlich würde es noch eine Weile dauern, ehe sie dahinter kam, dass dieses Duell echte Verletzungen zufügte.

Isfanel zeigte eine Karte mit dem Rücken zu seinem Gegner gerichtet vor. „Diese setze ich verdeckt. Damit ist mein Zug beendet!“

Schon materialisierte sich die Karte vor ihm.

 

Mit einer schnellen Handbewegung zog Levrier und musterte dann erneut sein Blatt. Die Optionen waren begrenzt, aber er wusste, dass er schnellstens zum Gegenschlag ausholen musste.

„Ich aktiviere den Zauber [Monster Reborn] und reanimiere [Gem-Knight Obsidian] von meinem Friedhof. Dazu kommt als Normalbeschwörung noch [Gem-Knight Tourmaline]!“

Vor ihm tauchten der schwarze Ritter und ein weiterer Krieger in goldener Rüstung auf, welcher zwischen seinen Handflächen einen Blitz erschuf.

 

Gem-Knight Obisidan [ATK/1500 DEF/1200 (3)]

Gem-Knight Tourmaline [ATK/1600 DEF/1800 (4)]

 

Hey!? Warum hast du nicht sein Judgmentdingens-Monster wiederbelebt!? Das ist doch viel stärker als Obsidian!

 

„Unterbreche mich nicht und lerne lieber“, erwiderte Levrier darauf nur kühl und schob eine weitere Zauberkarte in den dazugehörigen Schlitz seiner Duel Disk. „[Particle Fusion]! Indem ich Gem-Knights vom Spielfeld verschmelze, erschaffe ich ein neues Monster! Erscheine, [Gem-Knight Topaz]!“

 

Du hättest wenigstens meinen coolen Beschwörungsspruch aufsagen können! Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, um mir den auszudenken?

 

Levriers Monster wurden in einen Wirbel aus Edelsteinen gezogen und verschmolzen zu einem neuen Krieger, der kurz darauf vor seinem Herren landete. Auch er trug eine goldgelbe Rüstung, dazu noch einen blauen Umhang und zwei Schwerter mit Blitzklingen in den Händen.

„Diese Sprüche sind albern“, kommentierte Levrier Anya Bauers Einwurf trocken.

 

Gem-Knight Topaz [ATK/1800 DEF/1800 (6)]

 

Derweil hatte Isfanel abwartend die Arme voreinander verschränkt und warte mit regelrecht lauernden Augen auf das weitere Vorgehen seines Gegners, ohne ihn jedoch darin zu unterbrechen.

Jener hielt seine Fusionszauberkarte zwischen den Fingern. „Nun wirkt der zweite Effekt von [Particle Fusion]. Indem ich sie nun von meinem Friedhof verbanne, erhält [Gem-Knight Topaz] für diesen Zug die Angriffskraft von [Gem-Knight Obsidian].“

Levrier nahm [Particle Fusion] aus seinem Friedhofsschacht und steckte diese in die Hosentasche seiner Jeans.

 

Gem-Knight Topaz [ATK/1800 → 3300 DEF/1800 (6)]

 

Krass! Du bist ja genauso gut wie ich! Geh ja behutsam mit Marc um, 'kay!? Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, dann-

 

Levrier ignorierte die Gebärden Anya Bauers, obschon ihm langsam die Geduld dafür ausging. Stattdessen zeigte er jetzt entschlossen auf Isfanels Monster. Dieser Kampf würde gleich vorbei sein. „[Gem-Knight Topaz], erster Angriff!“

Wütend stürmte der Krieger auf seinen flammenden Gegner zu und hob eine seiner Klingen, um gnadenlos zuzuschlagen. Und als die Klinge niedersauste, zersplitterte Glas – er hatte dort, wo eben noch [Lavalval Ignis] gestanden hatte, stattdessen sein eigenes Spiegelbild zerstört.

Es gab eine heftige Explosion, Glassplitter flogen in Levriers Richtung und fügten ihm Schnittwunden auf der Wange und dem erhobenen Oberarm zu.

 

[Anya: 3200LP → 3050LP / Marc: 4000LP]

 

„Was ist geschehen?“, fragte Levrier aufgebracht. Sein Krieger war fort, während neben Isfanel nun eine Fallenkarte aufgesprungen war.

„Du bist der [Mirror Wall] zum Opfer gefallen. Diese mächtige Karte halbiert die Angriffskraft jedes Monsters, das so dumm ist, mich anzugreifen. Und 1650 Punkte sind wirklich nicht sehr viel, nicht wahr?“ Ein gehässiges Lächeln umspielte Marc Butchers Lippen. „Sieht so aus, als wärst du mir vollkommen unterlegen, werter Levrier. Wie ich sagte, du hast keine Gnade zu erwarten.“

Wieder bediente sich Isfanels Gegner einer der Angewohnheiten seines Gefäßes und schnaubte hochmütig. „Noch ist nichts entschieden. Ich setze diese Karte verdeckt.“

Mit einem Zischen erschien sie vor seinen Füßen und war somit die einzige Karte auf Levriers Spielfeldseite. „Ich beende damit meinen Zug.“

 

„Denkst du das wirklich?“, fragte Isfanel nicht weniger selbstbewusst und zog nebenbei die nächste Karte. „Sicher, niemand kann vorhersehen, was geschehen wird. Aber es gibt Kräfte, die intervenieren können.“

Während er das sagte, zersprang seine Fallenkarte, da ihr Besitzer nicht die erforderlichen 2000 Lebenspunkte zahlte, um ihren Effekt aufrecht zu erhalten. „Möchtest du sie sehen? Diese Kräfte, von denen ich rede?“

Levrier zuckte zusammen, als sein Gegner plötzlich seinen rechten Arm ausstrecke. Das flammende Schwert darauf begann nun so stark zu leuchten, dass Marc Butchers ganzer Körper von einer roten Aura umgeben war. Gleichzeitig spürte Levrier eine Macht, die er so noch nie zuvor erlebt hatte. Es war, als würden sich seine Eingeweide zusammenziehen.

Die Erde begann zu erzittern, während der Regen mitten in der Luft plötzlich zum Stehen kam.

 

Was ist das!? Mir ist kotzübel!

 

„Selbst du fühlst es!?“, fragte Levrier erschrocken und weitete seine Augen, als sich die Flammen an [Lavalval Ignis'] Extremitäten plötzlich blau verfärbten.

„Werde Zeuge meiner Macht, Levrier“, schrie Isfanel nun größenwahnsinnig.

Sein Xyz-Monster wurde plötzlich zurück in den schwarzen Wirbel gezogen, aus dem er ursprünglich entstanden war. Allein, dass dieser sich plötzlich aufgetan hatte, verhieß nichts Gutes – das wusste Levrier. Was immer ihm auch begegnen würde, es war ebenfalls eine Kreatur, die nur durch einen Pakt hatte entstehen können.

„Incarnation Mode!“, brüllte Isfanel aus voller Kehle, während rote Blitze aus dem Wirbel um sich schlugen. „Ich rekonstruiere das Overlay Network! Aus meinem Rang 3-Monster und seinem Xyz-Material wird ein neues Rang 3-Monster! Erscheine, [Lavalval Master – Ignis Aither]!“
 

Oh verdammte Mistkacke, das riecht förmlich nach Ärger!

 

Das Erste, was aus dem schwarzen Loch auftauchte, waren zwei blaue Flammen, die sich wie Schwingen spreizten. Und es waren tatsächlich Flügel, als kurz darauf der Rest des Wesens aus dem Wirbel in die Höhe flog.

Es trug noch dieselbe Rüstung wie [Lavalval Ignis], doch die Flammen an seinen Händen waren nun ebenso blau, wie seine Schwingen. Erstaunlich war, dass sein brennender Kopf nun fehlte, welcher komplett durch eine blauviolette Stichflamme ersetzt wurde. In seinen Händen trug das Wesen eine Sense aus purem, glühendem Magma, das auf den Boden hinab tropfte und jenen versengte. Um es herum kreisten zwei goldene Sphären, die viel größer waren als normale, transformierte Xyz-Materialien.

 

Lavalval Master – Ignis Aither [ATK/1800 DEF/1400 {3}]

 

Huh!? Das soll alles sein!? Das ist ja genauso'n Müll wie sein altes Monster! Pah, da ist ja mein beknackter [Gem-Knight Pearl] noch stärker!

 

Doch Levrier wusste es besser. Die Kraft, die dieses Wesen ausstrahlte, sie war ungeheuerlich. Wie hatte Isfanel es geschafft, allein Kraft seines Paktes mit Marc Butcher so eine Karte zum Leben zu erwecken!?

„Du siehst so erstaunt aus. Liegt das daran, dass du nicht imstande bist, so etwas zu schaffen?“, fragte sein Gegner spöttisch und deutete auf sein neues Monster. „Wenn die unseren einen Pakt abschließen, verleihen sie ihrem Gefäß die nötige Stärke, um jeder Gefahr zu trotzen, bis das Ziel erreicht ist. Ein Jammer, dass ich das Symbol eures Vertrages wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen werde. Andererseits ist wohl nicht damit zu rechnen, dass es stärker ist als meine Kreatur. Effekt von Ignis Aither aktivieren! Indem ich genau eines seiner Xyz-Materialien abhänge, erhält mein Monster bis zu meiner End Phase für jede Karte auf meinem Friedhof 100 zusätzliche Angriffspunkte! Los, Surge Of Demise!“

Majestätisch spreizte der finstere Flammenengel seine blau lodernden Schwingen gen Himmel, sodass sich ihre Spitzen berührten. Dort wurde eine der beiden goldenen Sphären absorbiert, was dazu führte, dass nun auch besagte Flügel jene Farbe annahmen.

 

Lavalval Master – Ignis Aither [ATK/1800 → 2600 DEF/1400 {3}]

 

„Aber das ist noch nicht alles“, sprach Isfanel verheißungsvoll, während die schwebenden Regentropfen um ihn herum verdampften. Plötzlich schoss aus seinem Friedhof eine Karte, die er in die Hand nahm. „Dies ist die Fallenkarte [Skill Successor]! Wenn ich sie vom Friedhof aus dem Spiel entferne, erhält mein Monster einen Zug lang weitere 800 Angriffspunkte!“

Nun erglühte, wie schon um Marc Butchers Körper, auch um dessen Monster eine rötliche Aura.

 

Lavalval Master – Ignis Aither [ATK/2600 → 3400 DEF/1400 {3}]

 

Oh shit! Unternimm was, du Idiot! Wenn der durchkommt, haben wir verloren! Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, durch das Psychovieh dieses Dreckskerls zu krepieren!

 

Levrier biss sich auf die Lippe. Damit hatte er nicht gerechnet.

Gleichzeitig schwang Isfanel mit einer regelrecht verrückten Lache den Arm aus. „Stirb, du ach so berühmt-berüchtigter 'Gründer'! Nie wieder soll deine Existenz andere ins Unglück stürzen! [Lavalval Master – Ignis Aither], Attacke! Primordial Flame Of Destruction!“

Sein Monster stieg in die Höhe und erzeugte mit den goldenen Schwingen eine flammende Welle, die direkt auf Levrier zusteuerte.

 

Tu gefälligst was!

 

„Verdeckte Falle: [Negate Attack]!“

Der goldene Flammenwind knallte direkt auf Levriers Fallenkarte, die sich schützend vor seinen Besitzer bewegte. Dennoch entstand eine heftige Druckwelle, die zudem den ganzen Park in gleißendes Licht tauchte. Überall von der unsichtbaren Barriere prallten Flammen ab und versengten die umstehenden Bäume, Bänke, das Gras, einfach alles, mit dem sie in Kontakt traten, auf der Stelle. Es blieb nichts, außer einem Häufchen Asche.

Levrier schrie aufgrund der enormen Hitze des Angriffs, obwohl seine Falle ihn abgefangen hatte. Die Kraft jener Attacke war so stark, dass sie das magische Netz um seine Beine binnen Sekundenbruchteilen zerstörte. Es gab einen grellen Blitz und das Inferno war endlich überstanden.

Dampfend ging Levrier in die Knie und stöhnte.

„Siehst du es nun? Das ist die Macht des Incarnation Modes!“, tönte Isfanel hoheitlich und sah erbarmungslos auf seinen Gegner herab. „Du kannst nicht gegen mich bestehen, Narr. Dein Schicksal wurde aufgeschoben, aber nicht verändert.“
 

Du musst das abbrechen! Wir werden krepieren, wenn das so weitergeht! Außerdem ist es auch für Marc viel zu gefährlich!

 

„Unmöglich! Dieses Duell kann nicht mehr abgebrochen werden!“, schrie Levrier nun aufgebracht und erhob sich ruckartig. „Es wird erst enden, wenn einer von uns stirbt! Das sind die Regeln eines Kampfes zwischen den unseren! Das Duell muss mit dem Tod eines seiner Bestreiter enden, andernfalls sind wir alle verloren! Blutzoll nennt man das!“

 

W-was!? Du spinnst wohl! Das kann-
 

„Du hörst richtig! Deinen Freund kannst du nicht mehr retten!“

Nun hatte er es ausgesprochen. Und Anya Bauer wusste nun, dass es zu spät war, um noch einzugreifen. Ihr Wille würde seine Wege nun nicht mehr behindern können, dachte Levrier grimmig.

 

 

Turn 14 – Sacrifices

Trotz Anyas Flehen und Bitten setzt Levrier das Duell mit dem Dämon in Marc, welcher auf den Namen Isfanel hört, fort. Der Körper des Verlierers wird als Folge des Schlagabtausches zerstört werden, sodass Anya krampfhaft nach einer Möglichkeit sucht, das Duell abzubrechen. Doch es scheint unmöglich, was bedeutet, dass sie entweder sterben oder Marc aufgeben muss …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-04-20T04:52:24+00:00 20.04.2017 06:52
Hi
Super Kapitel, da kann man nur abwarten, wen die Dämonenjäger als nächstes ins Visier nehmen. Nick, vielleicht? Der bringt vermutlich nicht viel.
Levrier kann also Anyas Körper steuern, schon beeindruckend. Zum Glück hat Levrier keinen festen Körper, sonst würde Anya ihn verdreschen.
Das mit Marc war irgendwie zu erwarten, aber das das jetzt so eskaliert... hoffentlich endet das ohne das einer sterben muss.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
21.04.2017 17:43
Hi,
vielen Dank.
Was sollten die von Nick wollen? Der ist doch zu dämlich, sich die Schuhe zuzubinden.
Dass Levrier keine körperliche Gestalt hat, wird Anya noch das ein oder andere Mal sauer aufstoßen.


LG,
-Aska-


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