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Sein Wort, Mein Gesetz

von

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Freiheit?!

Panisch riss ich die Augen auf. Ich brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren wo ich mich befand. Ich stieß die Arme gegen das Metall der Kofferraumklappe und atmete viel zu schnell. Mir wurde schwindelig. „Ganz ruhig Emily...ganz ruhig..." murmelte ich wie ein Mantra vor mir her und versuchte meine Atmung wieder runterzufahren. Dies gelang mir zum Glück in wenigen Minuten. Währenddessen überlegte ich mir wie es weitergehen würde. Ich nahm die Karte hervor, steckte mir die Taschenlampe in den Mund und wollte so durchgehen wohin ich musste. Meine Finger waren eingefroren und das Bewegen war mühsam. Mein ganzer Körper war kalt. Ich legte die Taschenlampe neben meinen Kopf, faltete die Hände und versuchte sie mit meinem warmen Atem zu beheizen. Nur brachte das nicht viel. „Scheiß drauf..." murmelte ich wieder und unternahm den zweiten Versuch die Karte auseinander zu falten. Ich drehte mich auf den Bauch und ging den Weg von meinem Standpunkt aus durch. Wie spät war es? Ich zückte meine Armbanduhr und war erleichtert. Es war bereit 4:00 Uhr! Mister Porten schlief sicherlich schon. Draußen war es still wie auf einem Friedhof, der perfekte Zeitpunkt um sich von dem Grundstück zu stehlen. Ich verpackte die Unterlagen in meinen Taschen und spürte dabei das Foto, das ich daraufhin hervorzog. Ich erblickte Nicholas und schluckte mühevoll. Das Wissen darüber, dass ich nun frei war fürs erste, erfüllte mich mit einem Gefühl, das tatsächlich Wehmut nahekam.
 

Ab heute Morgen war Nicholas kein Teil mehr von meinem Leben. Ab heute konnte ich wieder ganz alleine über das entscheiden was ich tat und was ich ließ. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Ein zweischneidiges Schwert, mir war klar, dass ich ihn gegen meinen Willen noch einige Tage vermissen würde aber das würde vergehen und dann war ich in der Lage meine neugewonnene Freiheit so zu nutzen wie ich es für richtig fand. Der erste Schritt war getan jetzt folgten die nächsten bis der Letzte bevor stand. Das drücken unserer Klingel. Ich stellte mir vor wie meine Mutter aufmachte und in Tränen ausbrach, weil sie mich sah. Wie sehr sie sich freute, dass ich noch lebte und wie glücklich sie war, dass sie niemals die Hoffnung aufgegeben hatte. Mir kam mein Vater in den Sinn, wie er mich in seine starken Arme einschloss und mir versprach mich nie wieder loszulassen. Meine Geschwister, die mich so sehr vermissten und überglücklich waren, dass ich wieder da war. Wir würden für immer zusammen sein.
 

Ich wischte mir die Träne weg, die meine Wange herabglitten und fasste den Entschluss jetzt aus diesem Kofferraum zu steigen und endlich nach Hause zu kommen. Vorsichtig ließ ich die Klappe hoch und eröffnete mir die Sicht auf einen riesigen Vorgarten. Nebel hatte sich gebildet und verschlang die Bäume von denen nicht mehr als eine blasse Silhouette zurückblieb. Bis hierher hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Ich stieg aus dem Wagen, nahm meine Tasche und sah über das Auto zu dem Gebäude, das in einen Nebenschleier gehüllt vor mir stand. Die Leute hatten alle Geld ohne Ende. Auch Mister Porten lebte in einem ansehnlichen Herrenhause. Adrenalin stieg in mir auf als ich den Rucksack aufsetzte und mich Richtung Fluchtweg drehte. Laut der Karte waren es nur wenige Minuten bis zur Ausfahrt. Ich setzte mich in Bewegung, zuerst langsam dann immer schneller werdend bis ich schließlich lief. Je schneller ich das Anwesen verließ desto schneller war ich auf der Straße Richtung Heimat.
 

Ich lief und lief und dennoch fand ich kein Ende des betonierten Weges. Nach 10 Minuten machte ich eine kleine Pause. Dieser Plan stimmte nicht, er konnte nicht stimmen! Ich nahm die Karte hervor und sah mir die Markierung genauer an. Laut diesem Papierding hätte ich schon längst an der Hauptstraße rauskommen müssen. Die Auffahrt war Kilometer lang und noch war kein Ende in Sicht. Plötzlich wie aus dem Nichts vernahm ich Hundegebell. Ich sah mich erschreckt um und bekam Panik. Ich erkannte schwache Lichter in der Ferne, die unkoordiniert von links nach rechts leuchteten. Sofort lief ich unter den schneebedeckten Bäumen entlang, die ihre Äste über die Auffahrt austreckten und bekam kaum Luft. Das Gebell kam immer näher und schon kurz darauf erblickte ich zwei große Hunde die auf mich zugelaufen kamen. Ich erhöhte mein Tempo noch ein wenig mehr. Ich nahm den Rucksack und warf ihn den bedrohlichen Tieren entgegen. Einer ging auf die Ablenkung ein, doch der andere verfolgte mich weiterhin. Ich erkannte ein riesiges Tor und sah darin meine Rettung. Ich hatte genügen Schwung, so das ich mit einem gezielten Absprung die horizontal verlaufende Stahlstrebe erwischte und mich hochziehen konnte. Doch es kam anders! Mein Körper hatte nach dem Absprung gerade den Boden verlassen, da spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Wade. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem Aufschrei zu Boden. Der Hund fiel nicht wie erwartete über mich her. Er hockte hechelnd neben mir und schien mich nur zu bewachen. Ich hielt mir die stark blutende Verletzung und wollte aufstehen, doch sobald ich mich bewegte fing der Rottweiler an zu knurren und ich blieb mit den Händen schützend vor mein Gesicht gehalten liegen. „Da ist jemand!" hört ich einen Mann rufen. Die Stimmen kamen immer näher und das Licht der Taschenlampen umhüllten meinen Körper. Drei Fremde tauchten aus dem Nebel auf und kamen näher. „Gut gemacht Bonnie!" lobte einer der drei den Hund. „Ich kann alles erklären!" fing ich sofort an und blinzelte gegen das Licht an. „Nehmt sie mit!" wies der Mann, der als erstes gesprochen hatte die anderen beiden an. Diese folgten der Anweisung und jeder schnappte sich einen meiner Arme. Sie hoben mich keineswegs unsanft hoch. Ich musste ruhig bleiben, bestimmt konnte ich die Angelegenheit klären und Mister Porten half mir sogar. Ein Wagen kam auf uns zu gefahren und hielt vor unserer Nase. Die beiden Männer setzten mich ins Innere. Ich wehrte mich nicht, was hätte ich davon? Erst mal brauchte ich jemand der mein Bein verband und mir die Möglichkeit gab von hier weg zu kommen. Ich war mit einem braunhaarigen Mann alleine, der den Wagen Richtung Gebäude fuhr. Ich sah von der Rückbank aus dem Fenster und versuchte etwas mehr zu erkennen, doch der Nebel gab mir kaum eine Chance. Anders wie zu Fuß erreichten wie bereits in wenigen Minuten den Vorhof. Er wurde langsamer und als ich meinen Blick Richtung Gebäude lenkte stockte mir der Atem. Mir wurde plötzlich ganz heiß und die Panik stieg wieder in mir auf. Ich las auf einem Stein eingemeißelt „Psychiatrie von Lakeforest".
 

„Nein!" murmelte ich und drückte meine Hände an die Scheibe als wir an diesem vorbeifuhren. Ich öffnete sofort die Türe und warf mich aus dem fahrenden Wagen. Aufgrund des geringen Tempos verletzte mich nicht und rappelte mich sofort auf.
 

Ich konnte nicht hier sein. Ich durfte nicht hier sein!
 

Während der Fahrer bremste und ebenfalls ausstieg war ich schon losgelaufen. Ich rannte so schnell ich konnte, das Adrenalin unterdrückte die Schmerzen und half mir dabei Entfernung aufzubauen, die nicht lange hielt. Der Mann war schnell, zu schnell. „Bleib stehen!" schrie er mir nach und baute in nur wenigen Sekunden den zuvor gewonnenen Abstand ab. Er stürzte sich auf mich und wir fielen gemeinsam hin. Ich landete auf den Grund und keuchte auf. Der Fremde drehte mich auf den Rücken und erfasste meine Handgelenke ich wollte mich wehren kam gegen die Kraft des Mannes nicht an. Er zerrte mich vom Grund empor und zog mich hinter sich her wie ein wildes Tier. Ich folgte dem Zug ungewollt bis zum Haus, dort beleuchteten zwei helle Scheinwerfer den Eingang. Der Jäger schubste mich auf den eiskalten Boden. Ich sah auf, als die schwere Doppeltüre vor mir aufging und eine mir bekannte Person erschien. Sie blickte auf mich herab und ich erkannte, wie zufrieden sie war. Wie sie meinen Anblick genoss und ich wusste das Sprichwort vom Regen in die Traufe war zutreffender als je zuvor.
 

Jetzt war ich in der wahrhaftigen Hölle gelandet, das erkannte ich unmissverständlich als ich in Marcus Augen sah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Cindy99a
2018-10-02T10:14:19+00:00 02.10.2018 12:14
Ob Valentin wusste, wo Emily landen würde?
Ich bin da eher zwiegespalten.
Marcus hatte etwas von Emilys Flucht doch geahnt.
Das Märchen ist noch längst nicht zuende..
Was, wenn er sie beobachtet hatte? Was, wenn er ihren Plan durchschaut hatte und so für seine Zwecke genutzt und umfunktioniert hatte?
Schlimmer hätte es sie wohl schlecht treffen können (naja Ivan wäre da vielleicht eine noch schlimmere Alternative) aber jetzt kam Emily raus aus der Höhle des Löwen, der souverän und dominant über sie befehlt hatte in eine Schlangengrube...
Ich drücke die Daumen für Emily!
Ich vermute zu diesen Zeitpunkt nichts gutes und Lane wird sie sicherlich nicht an Norton ausliefern.
Oh nein, ich kann mir vorstellen er will sie ganz für sich allein. Hier werden ihre Gefühle und Wünsche nicht so sehr geschätzt wie bei Nicholas.
Emily hat Recht.
Das is wohl grundsätzlich vom Regen in die Traufe...
Von:  Undine82
2018-01-29T09:02:09+00:00 29.01.2018 10:02
Oh ha
Naja Valentin sprach ja von ner Wahrheit, wer weiß um was es wirklich ging
Bin ebenso gespannt wie es weiter geht

Entweder hat Valentin sie hintergangen, oder Marcus hat was gesehen und sie schön auflaufen lassen
Marcus wird sie jedenfalls nicht einfach in Ruhe lassen wie Nicholas, da hat sie Recht sie ist in ihrer persönlichen Hölle gelandet

LG
Undine82
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-01-28T19:28:25+00:00 28.01.2018 20:28
Ich wusste es! Der Fluchtversuch kann nicht gut gehen.
Ob Nicolas davon weiß? Im Moment bin ich mir da wirklich nicht sicher. Das Valentin durchtriebener ist, als man denkt, habe ich mir ja schon gedacht.

Bin gespannt, wie das jetzt weitergeht.

Lg. Ookami-chan


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