Sein Wort, Mein Gesetz von JuPie88 ================================================================================ Kapitel 44: Der Anfang vom Ende ------------------------------- Jetzt wo die Aussprache mit Valentin den ersten Schritt in die richtige Richtung symbolisierte war es als nächstes notwendig einen Weg zu finden wie ich Ivan loswerden würde. Dafür blieben mir nicht mehr als zu viele Stunden. Die Zeit raste und bald hieß es schon „Willkommen auf der heutigen Weihnachtsfeier!" Ich stand auf dem Balkon und sah in die Ferne. Ich hatte einen guten Blick auf den Weg vom Tor zu dem Herrenhaus. Ein prunkvoller Wagen nach dem anderen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Menschen von Nicholas und meiner Entführung wussten. Sie mussten es wissen, wie sollte ich sonst unter ihnen wandern können ohne dass sie mich befreiten. Oder.... oder es war ihnen schlicht und einfach egal wer ich war und ob es Menschen gab, die mich vielleicht immer noch suchten. Der Gedanke bereitete mir eine Gänsehaut. Die Welt war viel zu oft ignorant. Sie würden mich sicherlich nicht einmal erkennen. Ich seufzte und zog den Mantel etwas fester zu. Nicholas sagte mir ich soll dazukommen wann immer ich mich danach fühlte. Ich ging einen Schritt näher umfasste das Geländer und presste mich gegen den kalten Stein. Wann ich mich danach fühlte? Ich war nicht mal in der Lage mein derzeitigen Gefühle auch nur im Geringsten zu erklären. Bei dem Gedanken, dass ich bereits bei Anbruch des nächsten Morgens nicht mehr hier sein würde fühlte sich seltsam an. Befremdlich sogar! Ich hatte mehr mit Freude als mit Unsicherheit gerechnet. Etwas in mir würde ihn vermissen, etwas in mir war vollkommen gefangen von diesem Mann. Er hatte das geschafft was ich nicht zugeben wollte und doch war es glasklar. Etwas in mir hatte sich in ihm verloren und wollte mehr als nur ein Date in einem Diner. Etwas wollte sein weiteres Leben mit ihm verbringen und ihn noch besser kennenlernen. Etwas in mir wollte von ihm berührt werden, es sehnte sich nach seinen Lippen, seinen Augen und seiner Stimme. Ich presste die Augen zusammen. Dieses etwas, das ganz offensichtlich vollkommen verrückt geworden war, würde mich nicht abhalten heute Nacht zu fliehen. Ich hatte mir vorgenommen Nicholas nicht mehr alleine zu begegnen, so würde das verrückte Ich keine weiteren Argumente für das Bleiben finden und vielleicht seinen vorlauten Rand halten. Ich musste mich ablenken und das ging am besten, indem ich an Ivan dachte. Alleine der Gedanke daran, dass ich Ivan körperlich näherkommen sollte brachte mich zum Würgen. Er war auf eine ganz seltsame Art und Weise abstoßend. Es war nicht mal körperlich, was mich so abschreckte. Es war sein Auftreten, sein Charakter der ihn unattraktiv und für mich zum Alptraum werden ließ. Am Ende brachte es mir nichts, verletzt in die Freiheit zu entkommen. Ich öffnete meine Augen und ganz plötzlich schoss eine Idee durch meine Synapsen. Überrascht über meine eigene Intelligenz schlug ich mit der flachen Hand auf die Brüstung. "Das ist doch mal ein Plan Emily...!" lobte ich mich selber und nickte bestärkend. Ich warf noch einen Blick auf die heranfahrenden Gäste, von denen schon bald einer mein Ticket in die Freiheit darstellte und ging zurück in mein Zimmer. Jetzt musste alles schnell gehen. Ich blickte auf die Uhr. Ivan wollte seine Belohnung um 0:00 abholen und die Uhr zeigte bereits 20:00. Ein Klopfen riss mich aus meinen Vorbereitungen für Ivan. Ich stand sofort kerzengrade im Zimmer und war froh, das soweit alles vorbereitet war. „Herein!" rief ich und setzte mich lässig auf das Bett, damit kein Verdacht entstehen konnte. Kelly trat ein und hielt ein wirklich schönes Kleid hoch, dabei war ich nach wie vor kein Fan von diesem Mädchenkram. Doch dieser Fummel war dezent und sogar irgendwie sexy. „Das soll ich dir bringen." Erklärte sie freudestrahlend und schloss die Türe hinter sich. Jetzt schien sie sicher zu sein, stürmte auf mich zu und blieb knapp vor mir stehen. Das Kleid landete dabei auf dem weinroten Ohrensessel. "Ich muss alles wissen!" Ich erkannte, wie sehr sie sich nach Informationen sehnte und beschloss sie nicht verhungern zu lassen. „Es war atemberaubend..." so ausführlich wie nötig und dabei so wenig Informationen wie möglich. Wir reisten einmal im Zimmer herum, saßen auf der Couch, lagen auf dem Boden und landeten schließlich auf meinem Bett. Kelly hing wie gebannt an meinen Lippen und saugte die Worte auf wie ein vertrockneter Schwamm der Wasser brauchte. Sicherlich war die ganze Geschicht mit mir und Nicholas etwas, was ihr Leben hier in diesen Mauern spannender machte. Viel mehr geschah hier schließlich nicht. „Emily... wie in einem Märchen!" seufzte Kelly sehnsüchtig und stand auf von unserer bequemen Unterlage. „Ein Märchen mit HappyEnd." Fügte ich hinzu und behielt meine Gedanken für mich. Ein HappyEnd für nicht jeden hier in diesem Haus. "Ich wünschte mir, dass du ihn wirklich aufrichtig lieben könntest..." murmelte mein Gast und zog das Kleid aus der Plastikhülle. Ich stand ebenfalls auf und folgte ihr. "Wie, Kelly? Wie?" "Ich weiß, dass es schwer ist aber vielleicht mit etwas Zeit!" Sie sah mich aufbauend an und reichte mir das Stück Stoff, das ich entgegen nahm und genauer ansah. "Ungewohnt..." murmelte ich und dachte an die ersten Kleider, die ich tragen musste. "Er will dich vorführen! Er will dich allen vorstellen, für ihn bist du die Richtige." freute sich die Schwarzhaarige und klatschte in die Hände. Ich sah von dem Traum in weinrot auf. "Die Richtige für was? Kelly für was?" kam es aufgebrachter als gewollt über meine Lippen. Die Reaktion ließ das Lächeln meines Gegenübers verschwinden. "Ich weiß es doch auch nicht...! Ich wünsche mir nur so sehr, dass du hier glücklich bist und Mister Norton als denjenigen erkennst, der er in Wirklichkeit ist, hinter seiner Fassade. Liebevoll, zuvorkommend und einer der großzügigsten Menschen auf dieser Erde!" Bei den Worten wurde mir schwindelig, auf der einen Seite brachten mich die Aneinanderreihung von Silben zur weißglut auf der anderen Seite hatte auch ich bereits die Gelegenheit gehabt Nicholas kennenzulernen wie er wirklich ist und zugegebenermaßen war er in den hellen Momenten gar nicht so übel. "Wie auch immer... ich werde mich bemühen!" sagte ich und zwang mir ein Lächeln auf. Die Stimmung sollte nicht kippen und ich wollte Kelly nicht vollends entmutigen. Sie wusste von dem ganzen Plan nichts und das war auch gut, das merkte ich jetzt. Sicherlich war ich eine gute Freundin für sie geworden und meine Flucht würde in Gefahr sein wenn sie davon wissen würde. „Wir sollten mich fertigmachen!" lachte ich auf und brachte Kelly dazu mit mir zu lachen. Sie nickte eifrig und gemeinsam legten wir los. Ich wusste, dass diese Spielereien bald ihr Ende haben würden und schenkte meiner Bezugsperson einen letzten Moment mit mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)