Sein Wort, Mein Gesetz von JuPie88 ================================================================================ Kapitel 11: Tod oder Leben? --------------------------- Ich hatte mir unter Dusche mein Auftreten dem Mann gegenüber, der mich entführt hatte, genau überlegt. Ich würde mir meine provokante und verachtende Art und Weise verkneifen. Ich musste sein Vertrauen gewinnen ihm vorspielen mit der Situation zurecht zu kommen, nur so würde er Fehler begehen und ich einen Weg nach draußen finden. Valentin führte mich zum Speisesaal. Immer wieder linste er zu mir rüber. „Gefällt es dir?" fragte ich und er wirkte ertappt. Ich hingegen sah ihn nicht an sondern ging mit einem Schmunzeln auf meinen Lippen weiter neben ihm her. „Darf ich dich noch etwas fragen?" konnte ich nicht locker lassen. Valentin nickte ohne mich anzusehen. „Warum macht du das hier mit? Du weißt schon, er hält mich gegen meinen Willen hier fest!" Wieder nickte er. „Das ist mir sehr wohl bewusst." mehr kam nicht. Auch auf weitere Fragen ging er nicht ein. Ich wollte zur Abwechslung, von einem Kerl wissen, wie Mister Norton so war, doch er blieb stumm. Erst vor der Türe fand er seine freundliche Stimme wieder. „Frage mich solche Sachen nicht in der Öffentlichkeit, das können wir im kleinen Rahmen besprechen. Die Wände haben hier Ohren." flüsterte er leise bevor er die Türklinke umpackte und die Tür aufmachte. „Mister Norton, Miss Miller!" kündigte er mich an. Ich ging zu der großen Tafel und ließ mich auf einen Stuhl nieder, der mir  von einem weiteren mir fremder Mann zurückgezogen wurde. Ich ließ mich nieder und fing den Blick meines Gegenübers auf. „Wie hast du geschlafen?" fragte er überrascht sanftmütig. „Gut danke und Sie?" fragte ich im Gegenzug. So gehörte sich das nun einmal. Ich ließ meinen Blick über den Tisch schweifen. Hier gab es alles was die moderne Küche von heute zu bieten hatte. „Du trägst ein anderes Kleid." Mir war im vornherein klar, dass er meine Wahl kommentieren würde hatte aber eher gerechnet, dass es sein erste Satz sein würde. Ich nickte nur. „Das ist auch gut." stellt er fest und nahm eine Tasse Tee. Ich konnte nicht anders, entgegengesetzt meiner Überzeugung musste ich diesen Mann einfach genauer ansehen. Er hatte ausgeprägte Kieferknochen, die in einem markanten Kinn zusammenliefen. Wenn es ein Wort für den Mann gab war es sicherlich atemberaubend. Dieses Mannsbild konnte jede Frau haben, da war ich mir sicher. Jede Barbiepuppe oder Model, alles was ich nicht war. Warum hatte er mich ausgewählt? Ein Durchschnittsmädchen von nebenan! Als hätte mein Gegenüber genau diese Gedanken gehört stand er auf und kam um den Tisch herum zu mir rüber. Ich wachte aus meiner Abwesenheit auf und sah auf die Hand, die er mir reichte. Gepflegte Hände, die er mir dort entgegenstreckte. Er trug an dem rechten Ringfinger einen Ring. Wie alles an ihm wirkte selbst seine einfache Hand anmutiger als alle anderen Hände, ich je an gesehen hatte. „Ich möchte dir etwas zeigen." sagte er in einen warmen Ton. Ich folgte der Aufforderung zögerlich und legte meine Hand in seine. Sie war angenehm warm, meine hingegen war eiskalt. Ich ließ mich führen. Ich hatte ja schließlich den Entschluss gefasst mir erst mal einen Überblick über die ganze Situation zu verschaffen, bis ich erneut versuchen würde abzuhauen. Wie betraten den Flur und gingen zu einem Aufzug in dem wir schließlich stiegen.  Er stand neben mir und starrte gegen die schwere Eisentür. Ich bekam eine Gänsehaut er ließ meine Hand nicht los, die mittlerweile anfing zu schwitzen. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Ich hatte keine Ahnung was er vor hatte und wohin er mich bringen würde. Selbst als wir ganz oben angekommen waren hielt er mich weiterhin fest in seinem Griff. Hier stiegen wir aus und er führte mich durch eine recht mickrig wirkende Tür ins Freie. Nur für den Augenblick, indem er sein Jacket auszog löste er sich von mir um mir dann die Jacke über die Schulter zu legen und meine Hand wieder in seine zu nehmen. Ich hatte die kurze Pause genutzt und die Handfläche an meinem Kleid abgewischt. Ich folgte ihm zur Brüstung. Wir standen ziemlich weit oben. Wahrscheinlich sogar am höchsten Punkt seines pompösen Reiches. Im Anbetracht der Tatsachen war er nicht nur reich sondern steinreich. Jetzt musste ich mit Ernüchterung feststellen, dass meine Flucht nur ins Leer laufen konnte. Um das Anwesen erstreckte sich Meilenweit nur Wald. Keine Stadt, nicht mal ein Dorf, nur Bäume. Die Aussicht war wunderschön, der Schnee der alles bedeckte und in dem Sonnenlicht wie Millionen von kleinen Diamanten glitzerte. Der Wind wehte durch mein braunes Haar, dass ich mit der freien Hand zu bändigen versuchte, dabei ließ ich mein Blick über das Eigentum des Mannes gleiten. Ich ließ schließlich von meinen Haaren ab und hielt mich an der Brüstung fest um mich leicht darüber zu beugen. Es war einschüchternd groß. Innerhalb der Mauern befand sich ein See, ein Park, mehrere Gebäude, der Stall und viel Natur. Es war wie ein kleines Dorf. Ich konnte das Tor erkennen und war mir erst jetzt bewusst wie weit ich gelaufen war. „Hier gibt es alles was du brauchst... Ärzte, Essen, du kannst schwimmen gehen, klavierspielen, reiten, du kannst dir hier die neuesten Filme ansehen und dich in die Bibliothek zurückziehen, so wie du es sonst auch getan hast." Ich lauschte den Worten und sah dann erschreckt auf. Woher wusste er meine Vorlieben? Wie lange hatte er mich verfolgt? Ich war vor dem Unfall etwa drei Wochen vorher in der Bibliothek gewesen und ab dann nicht mehr. Das waren keine Einbildungen es war die Realität  er hatte mich auf Schritt und Tritt verfolgt. „Dir wird es hier an nichts  fehlen, an rein gar nichts... solange du das machst was von dir verlangt wird." Erst jetzt drehte er sein Haupt zu mir und nahm mich mit einem eiskalten Blick gefangen. Wieder diese Gänsehaut, die mich sofort überkam. Sein Blick durchstechend wie ein scharfes Messer. „Warum ich?" Niemand durfte mir eine Antwort geben aber er war doch dazu in der Lage. Statt einer Antwort konnte ich nur erkennen wie sich sein Blick erweichte und sich ein leichtes Lächeln auf seinen schmalen Lippen bildete. „Du bist perfekt Emily Miller... du bist einfach perfekt ..." antwortete er beinahe abwesend und streckte die frei Hand nach meinem Gesicht aus. Ich zog reflexartig mein Gesicht weg. Händchenhalten war ja noch ok aber alle anderen Arten von Berührungen würde ich kategorisch ablehnen. Seine Hand griff ins Leere. Er wirkte nicht erzürnt, er lächelt noch ein wenig mehr. „Ja, die anderen waren auch so zurückhaltend." „Wo sind die anderen?" kam es aus mir rausgesprudelt. Ich hoffte auf eine Antwort und wurde auch jetzt enttäuscht. „Wann darf ich wieder nach Hause?" fragte ich weiter. Die Frage war naiv aber notwendig für mich. Diese kleine Hoffnung bestand und nährte mich jeden Tag. Sein Gesicht verfinstertet sich, das Lächeln verschwand in einem Bruchteil einer Sekunde. „Hast du mich nicht verstanden?! Du wirst für immer hier bleiben und nie wieder nach Hause kommen!" Ich konnte spüren wie der kleine Hoffnungsschimmer zerbrach. Die Antwort war knallhart und traf mich mit voller Wucht. Seine Antwort rief eine Übelkeit in mir hervor. „Das geht doch nicht..." wimmerte ich. Wieder streckte er die Hand nach meinem Gesicht aus, ich war so unter Schock, dass ich diesmal nicht reagierte und seine Hand unter meinem Kinn spürte, das er anhob. Unsere Blicke tragen sich. „Das geht... Emily... für die Außenwelt existierst du nicht mehr." begann er nüchtern seine Aufklärung. „Du existierst nur noch innerhalb dieser Mauern..." Ich fing ungewollt an zu zittern. Ich wusste nicht genau was mich einnahm die Kälte die hier herrschte oder die Kälte die er mir entgegenbrachte als er mir das sagte. Hilflosigkeit gepaart mit der Wut mixten einen gefährlichen Cocktail. Dieser Cocktail machte mich betrunken und nahm mir meinen Verstand. Ich würde nicht hier bleiben, ich würde hier nicht leben nicht mit ihm! Ohne weiter einen Gedanken daran zu verschwinden warf ich das Jacket auf den Boden riss meine Hans aus seinem Griff und kniff die Augen leicht zusammen. „Bevor ich bei dir bleibe, sterbe ich lieber." Ich drehte mich zur Brüstung und sprang mit einem Satz darüber. Ich schloss die Augen drehte mich im Fall und erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Tod keine geeignete Lösung war. Ich öffnete die Augen wieder und sah nach oben, dort stand er und sah mir zu wie ich fiel und fiel. Ich würde mit dem Rücken zuerst aufkommen, danach konnte er mich nicht mehr zusammenflicken. Tausend Gedanken und Erinnerungen drängten sich an die Oberfläche. Es war so immer erzählt wurde, so wie an jenem Tag an dem ich den Unfall hatte. Doch bevor ich auf dem Boden aufschlug fing mich etwas anderes auf. Unsanft aber unversehrt landete ich in einem Fangnetz, das um den Turm gespannt war. Ich wippte zweimal auf und blieb dann liegen. Ich sah nach oben, ich war vielleicht 4 Meter gefallen und lag nun hier in diesem Ding. Ich fixierte wieder das Gesicht des Mannes, der das Schauspiel nüchtern beobachtet hatte. Ich konnte förmlich hören was er dachte. Er kannte diese Aktion bereits. Musste jemand sterben bevor das Netz gespannt wurde?! Dieser Gedanke gefiel mir kein bisschen. Ich sah durch die Löcher herab und war froh dort unten nicht aufgeprallt zu sein. Der Steinboden hätte mich zerfetzt. Dann ging ein Fenster auf und zwei Männer zogen mich ins Innere der Villa. „So ein dummes Gör!" sagte Ivan. Ich ignorierte den düster reinblickenden Mann und konzentrierte mich stehen zu bleiben und die Kontrolle über meine Blase zu behalten. Wie dumm war diese Idee gewesen? Hatte ich damit alles schlimmer gemacht? Ich hatte ihm schließlich demonstriert, dass der Tod mir lieber war als das Leben mit ihm. Mister Norton kam mit dem Aufzug herab gefahren. Ich lehnte gegen die kalte Wand und regulierte meine Atmung. Die beiden Gorillas machten Platz als Mister Norton aus dem Aufzug stieg. Wie ein Raubtier, das auf seine Beute zustürmte erfasste er ohne ein weiteres Wort meine Kehle und drückte mich gegen die Hauswand. Mein Kopf stieß gegen den harten Widerstand und ich kniff die Augen zusammen. „Wenn jemand über Leben oder Tod entscheidet, dann bin das ich!" zischte er. Für einen Moment konnte er das perfekte Bild eines anmutige Mannes nicht aufrecht halten. Für diesen einen Augenblick zeigte er mir sein wahres Ich und das schüchterte mich ungemein ein. Dann ließ er mich los und ich packte mir an den Hals. Ich hustete und glitt an der Wand auf den Boden. Ich sah hoch in das Gesicht des Mannes, der mich gefangen hielt und keine Scherze zu machen schien. Sein Blick abfällig und verachtend zugleich. Er richtete seinen Kragen und fand seine Fassung wieder, der Blick blieb. Wie sollte ich das nur überstehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)