Loki - Goddess of Mischief von Remy ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Loki’s PoV Mutter hatte die Arme von hinten um mich geschlungen, während ich auf dem Boden kauerte. Wieso musste er auch hier sein? Wieso musste er mich so anstarren? Ich fühlte mich wie ein Monster! … Ich war ein Monster! Immer wieder flüsterte Mutter, ich solle mich beruhigen. Aber ich konnte nicht. Ich wurde immerhin gerade so ein ekliges, blaues Monster! Wieso konnte ich kein Ase sein? Wieso war ich so ein verfluchtes Ding? Hätte mich Odin damals nur einfach sterben lassen! Plötzlich wurde ich hochgehoben. Verwirrt sah ich Thor an. Was sollte das? “Ich bring ihn nach unten in den Heilraum, vielleicht können sie ihm dieses Mal helfen.” Ich strampelte einen Moment, bevor er mich etwas ruppig fester an sich drückte. Ich hörte leise seinen Herzschlag. Es beruhigte mich. Erst auf dem Gang ließ er mich runter, nachdem ich zu zetern angefangen hatte, dass ich doch selber laufen könnte. Doch er hielt mich immer noch am Arm fest, der, der noch nicht blau wurde. Wollte mich hinter sich herziehen. Ich rieß mich los. Bevor ich noch einmal schimpfen konnte, sank ich in die Knie. Ich zitterte. Nicht vor Kälte. Meine Muskeln vibrierten einfach. “Ich wollte Mutter nicht weh tun”, flüsterte ich. Thor stand vor mir und ich spürte seinen Blick auf mir lasten. Langsam sah ich zu ihm auf und bemerkte, dass die Coolness, die er gerade ausstrahle wollte, nur gespielt war. In seinen Augen spiegelte sich so viel Besorgnis wieder. “Komm wieder hoch!” Er nahm mich an den Händen und es passierte … nichts. Thor schien im ersten Moment genauso verwirrt, wie ich. “Kannst du es kontrollieren?”, wollte er wissen. Was kontrollieren? Ob ich jemand mit dieser verfluchten blauen Hand verletzte? Ich hatte keine Ahnung. Bis jetzt hatte ich es nie auch nur gewollt so auszusehen, geschweige denn, diese Kräfte zu nutzen oder überhaupt zu wollen. Ich zuckte also nur die Schultern. Kaum das ich stand, stolperte ich nach vorne, direkt in Thors Arme. Ein Schauer jagte über meinen Rücken. Er berührte mich so vorsichtig, fast schon mit Samtpfoten. Ich drückte mich von ihm weg, schwankte immer noch etwas. Abrupt zog ich die linke Hand zurück. Wieso fasste ich damit jemand an? Damit würde ich nur Unheil anrichten. “Jetzt komm endlich! Ich will nicht den ganzen Tag hier rumstehen.” Thor packte mich jetzt etwas ruppig am anderen Arm, doch ich sträubte mich wieder. Stemmte mich ihm entgegen. “Hör auf mich anzufassen!” Er ließ mich langsam los. Gab er endlich nach? Ich machte auf den Hacken kehrt und ging zu Mutter zurück. Die Heiler konnten mir doch ohnehin nicht helfen. Was sollten sie auch tun? Keiner konnte mich vor dem befreien, was in mir war. Nur sie würde den Zauber lösen können, damit ich wieder zum Mann wurde und vor allem meine Kräfte wieder bekam. Sollten sie mich doch dann wiede in diesen elendigen Kerker sperren. Ich würde mich dort schon für die Ewigkeit beschäftigen können. “Loki, geht es dir …” Sie bemerkte meine Hand. Nein, eigentlich zog es sich jetzt schon ein ganzes Stück über meinen Unterarm hoch. Langsam breitete sich mein Jotun-Aussehen aus. Ich war schon erschrocken, als es heute morgen ausgebrochen war. Da war es aber wieder weggegangen. Mittlerweile hatte ich keine Kontrolle mehr darüber. “Mutter, bitte, mach es rückgängig.” Ich war vor ihr auf die Knie gesunken. Nie hätte ich erwartet, dass ich einmal knien würde. Nicht vor ihr und erst recht vor keinem anderen. Sie legte ihre Hände auf meine Wangen und hob meinen Kopf dadurch. Sie schluckte. Sah ich so grauenhaft aus? “Es tut mir leid… Das kann ich nicht.” Krampfhaft versuchte ich zu verhindern, dass mir die Gesichtszüge nicht entglitten. Es konnte doch nicht sein, dass sie ihren eigenen Zauber nicht aufheben konnte. “Mutter, wieso quälst du mich so?” Sie fuhr mir zärtlich über das Haar. “Weil ich dich dort unten nicht mehr alleine sehen konnte, wie du dich selbst zerstörst …” Ich biss mir auf die Lippe. “Gerade wäre ich wirklich lieber dort …” Ich wandte den Blick ab und stand auf. Trat langsam ans Fenster. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass sie nichts an meinem Zustand ändern konnte. “Ich kann dir das Buch zeigen, aus dem ich den Zauber habe, vielleicht wirst du daraus schlau. … Obwohl ich dich nicht wieder verlieren will.” Ich senkte den Blick, als sie das sagte. Nickte dann langsam. Eigentlich wollte sie nur mein Bestes. Ich lachte kurz leise auf. Mein Bestes … Ich blickte auf meine Hände hinunter. Die Wandlung hatte auch an der anderen Hand angefangen. Thor’s PoV Er hatte mich hier einfach stehen lassen. Mich! Ich kochte innerlich. Ich wollte ihm doch nur helfen. Wieso verstand er das nicht? Dieser kleine Sturkopf! Idiot! Vollpfosten! Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! Meinetwegen sollte er blau werden, wie so ein verfluchter Jotun. Dann sollte er es aber bloß nicht wagen, jemand anzurühren. Ich würde ihn sonst umbringen. Ich atmete einmal tief durch. Die Runen auf seiner Haut hatten ja eigentlich schön ausgesehen. Irgendetwas daran reizte mich. Was dachte ich da überhaupt? Er war mein Bruder! Auch wenn er gerade im Körper einer Frau steckte. Ich konnte meinen Bruder doch nicht anziehend finden. Es schüttelte mich kurz. Mein Körper war einfach nur von seinem Aussehen irritiert, sonst nichts. Ich wollte den Gedanken an ihn abschütteln, doch es ließ mir einfach keine Ruhe. Wie würde er wohl aussehen, wenn er sich komplett gewandelt hatte? Ich hatte Loki - auch als Mann - nie in seiner wahren Gestalt gesehen. Oder? Ganz dunkel erinnerte ich mich, dass er sich, als wir noch Kinder waren, einmal verwandelt hatte. Nur wusste ich nicht mehr, wie er da ausgesehen hatte. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass er geweint hatte, als er sich sah. Vater wollte, dass wir es vergessen. Seit dem hatte ich auch nicht mehr daran gedacht. Seltsam, es war bis gerade eben, wie aus meinem Gedächtnis gelöscht. Ich schüttelte langsam den Kopf. Es würde mich nicht wundern, dass Mutter unsere Erinnerungen manipuliert hatte. Ich wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn er es früher erfahren hätte. Eigentlich wäre es besser gewesen, er hätte es nie erfahren. Wäre er nur für immer in dem Glauben gewesen, dass er Ase ist. Es hätte uns viele Probleme erspart. Ich lief recht planlos durch die Gänge. Gerade wollte ich einfach den Kopf frei bekommen. “Thor?” Ich wandte mich um und Sif stand vor mir mit verschränkten Armen. Super, sie schon wieder. Ich konnte mir vorstellen, was sie von mir wollte. “Geht es wieder um Loki? Er ist bei der Allmutter …” Hoffte ich zumindest. Aber ich konnte mir auch kaum vorstellen, dass er so wie er jetzt war, alleine durch den Palast geisterte. “Erkläre es mir! Was ist mit ihm? Wieso hat ihn Odin aus dem Kerker gelassen?” Ich verdrehte die Augen. Den Drang, mich darüber zu unterhalten, hatte ich nicht. Ich wusste auch gar nicht, was ich erzählen sollte oder überhaupt konnte. “Wirst du schon noch erfahren …”, murmelte ich und ging weiter. Natürlich folgte sie mir. Musste das sein? “Könntest du … mich allein lassen?”, fragte ich in einem so netten Ton, wie es mir möglich war. Am liebsten hätte ich sie angeschnauzt. Als zukünftiger Herrscher über Asgard sollte ich mich aber auch einmal zu beherrschen wissen. “Ich will aber jetzt aufgeklärt werden! Als eine Kriegerin Asgards wird es mir doch erlaubt sein zu wissen, wenn eine Gefahr sich im Palast aufhält! Und er ist mehr als nur gefährlich!” Sie schnaubte wütend. Zu gut konnte ich sie verstehen, aber es hatte doch keinen Sinn es ihr zu erklären. Ich atmete tief durch. Überlegte kurz. “Er ist vorerst nicht gefährlich …” Kurz sah ich sie an. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen. “Wie meinst du das?”, wollte sie wissen und bevor ich weiter laufen konnte, hielt sie mich an der Schulter fest. “Mutter … Mutter hat ihn mit einem Zauber belegt. … Er hat seine Kräfte nicht … teilweise.” Jetzt sah sie erst recht verwirrt aus. Ich wüsste nicht, wie ich ihr alles andere erklären sollte. Und die Tatsache, dass Mutter ihn in eine Frau verwandelt hatte, würde mir gerade leichter fallen, als die Sache, dass sein Jotin-Aussehen zum Vorschein kam. “Teilweise? Wie meinst du das?” Als ich nicht antwortete, fuhr sie mich an: “Thor! Rede mit mir!” “Es ist kompliziert”, erwiderte ich schließlich. Langsam schüttelte sie den Kopf und massierte sich die Schläfe. “Dann erkläre es mir doch.” Ich verneinte. “Nicht … jetzt.” - Ich atmete tief ein. - “Wollen wir auf die Feier gehen?” Sie nickte und fragte fürs Erste nicht mehr nach. Doch sie würde es wieder tun. Da konnte sie hartnäckig sein. Sie war eben eine Frau, wenn auch keine typische. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)