The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 65: Verschwunden XV --- Schuldgefühle --------------------------------------------- [Rick] Verschlossen, abgeriegelt und kein Zutritt. Das waren meistens die drei Dinge, die Rick schnell im Westteil von Zellerstein lernen musste. Viele Amtshäuser befanden sich dort, sowie das größte Postamt, welches Rick jemals gesehen hatte. Jeder dieser Ämter und das Rathaus besaßen jeweils einen gigantischen abgesperrten Bereich, der Fragen aufwerfen ließ, warum diese Bereiche eigentlich so groß waren? Man könnte meinen, dass sich hinter jedem Amt noch eine Fabrik verbirgt, von der die Öffentlichkeit nichts wissen durfte. Vereinzelt liefen Männer in blauen Klamotten durch die Kontrollen. Sie saßen aus wie Fabrikarbeiter. Durch die verringerte Fläche, die Rick und Alina nur absuchen konnten, waren sie innerhalb eines Tages schon grob fertig. Sie waren im Polizeirevier, im Rathaus, bei der Post und sogar in den Schulen gewesen, aber nirgendwo hatte man was von einem Mädchen noch von einem Magier etwas gehört. Zumindest kaufte dies Rick der Schule ab. Vielleicht noch dem Rathaus oder im unglaubwürdigsten Fall der Polizei, aber der Post? Immerhin musste diese doch den Magier beliefern oder lebte er in dieser verdammten Stadt geheim? Wieso wussten Bewohner außerhalb der Stadt mehr Bescheid über den Magier, als die eigenen Bewohner? ○ „Ich glaube er scheint hier nicht so beliebt zu sein, deswegen tun die hochnäsigen Beamten so, als würden sie den Magier nicht kennen.“, meinte Alina. Sie lehnte sich an eine Ziegelsteinwand einer Schule. „Das ist doch zum verrückt werden. Wir müssen den Magier unbedingt finden.“, gab Rick von sich. „Hast du eigentlich schon mal daran gedacht, dass der Typ in Astera einfach keine Ahnung hatte? Also das sein Meister hier gar nicht mehr wohnt?“, fragte seine Freundin. Sie verschränkte ihre Arme. „Das wäre der schlechteste Fall. Ich hoffe lieber gar nicht erst, dass du Recht hast.“, brummte Rick. Alina schwieg mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck. „Hey ihr Gören!“, brummte plötzlich eine etwas ältere männliche Stimme. Rick und Alina schauten den Weg entlang. Ein älterer Mann, der stark einem Lehrer ähnelte, mit seinem braunen Anzug und seiner schwarzen Fliege, sowie mit der abgebügelten grauen Frisur. Er stand vor drei kleineren Kindern und einem Jugendlichen, der vielleicht in Ricks Alter sein könnte. „Das werde ich der Polizei melden. Eigentum der Schule zu beschmutzen ist eine Straftat!“, wurde der Mann lauter. Die drei kleineren Mädchen, die neben dem Jugendlichen standen, fingen an zu weinen. Rick schätzte sie vielleicht auf acht oder zehn. Alle vier Kinder sahen so aus, als hätten sie kein gutes Leben. Zerrissene Klamotten und ein verdrecktes Gesicht. Zufällig fing die Aufmerksamkeit des Jungen etwas anders in der Nähe. Rick entdeckte eine große Tafel auf der Straße gegenüber, die parallel zur Schule verlief: „Waisenheim Zellerstein.“ „Ich verstehe. Diese Kinder sind vermutlich Waisenkinder.“ „Wir haben nichts getan, Herr Direktor. Wir sind nur neugierig geworden, als wir diese Jugendlichen gesehen haben, die diese Wand mit schwarzer Farbe verschmiert haben.“, erklärte ein rothaariger Junge, der dem älteren Mann direkt gegenüberstand. Stotternd und leicht eingeschüchtert stand er in einer halb gebückten Haltung da. Er rieb sich an seinen linken Arm. Ein roter Ausschlag war zu sehen. „Lüge! Für die Schmiererei werdet ihr alle vier aufkommen müssen! Ich dulde so etwas nicht an meiner Schule!“ Der ältere Mann wollte den ältesten von der Gruppe am Ohr packen, da eilte Rick zu dem Mann her. „Hey Rick! Was machst du da? Wir sollten doch..........“, wollte Alina erwidern, aber da brummte der Junge den älteren Mann schon hinten an: „Herr Direktor.........“, begann Rick. Er ging davon aus, dass dies der Direktor war, weil der rothaarige Waisenjunge ihn so genannt hatte. „...........die Kinder haben doch schon gesagt, dass sie unschuldig sind.“ „Mischen sie sich nicht ein........................, warte mal............, ihr seid jung. Müsstest ihr eigentlich nicht in der Schule sein? Ich muss eure Eltern sprechen! Kinder in eurem Alter gehören in die Schule!“, wurde der Mann lauter. „Sie kennen uns nicht. Linda unterrichtet mich. Sie ist eine gute Lehrerin. Ich muss nicht in eine langweilige Schule gehen. Aber was soll ich bloß nur sagen.............?“, brummte Rick in seinen Gedanken. „Wir bekommen Privatunterricht, Herr Direktor.“, verteidigte sich Alina. „So?“, meinte der ältere Mann. Mit hochnäsiger Miene schaute er auf die beiden herab. „Und was gibt euch dann das Recht sich hier einzumischen?“, fragte der Mann in einem harschen Ton. „Dass ich Unrecht nicht ausstehen kann.“, erklärte Rick. Eigentlich war das so gelogen, denn im Grunde hatte er so etwas noch nie getan, aber die weinerlichen Gesichter hatten ihm starke Schuldgefühle verliehen, auch weil er für einen Moment lang an Tina gedacht hatte. „Oh ho, sehr nobel.“, meinte der ältere Mann geringschätzig. „Aber diese Gören haben schwarze Finger und diese Schmierereien an meiner schönen Schulwand sind ebenfalls schwarz. Es ist dieselbe Farbe, also ist es doch völlig klar, dass sie schuld haben.“, erklärte der Direktor uneinsichtig. Rick sah sich die Wand an. Es waren tatsächlich Schmierereien. Totenköpfe, tote Strichmännchen, Galgen und Waffen. Es war vermutlich jemand mit einem großen Hass. Jedoch hatte Rick schon gesehen, was die Unschuld der Waisen rechtfertigen könnte. „Herr Direkter. Ich zweifle nicht daran, dass dies Schmierereien sind, aber schauen sie doch die Höhe an. Es sind mindestens ein bis zwei Meter Höhe. Diese jungen Waisenkinder gehen selbst mir gerade bis zur Hüfte oder allerhöchsten zur Brust. Der größte von ihnen hat übrigens saubere Finger.“, erklärte Rick, Der ältere Mann drehte sich um. Zuerst schaute sich der Direktor die Schmierereien an und dann die Kinder. „Das ist wahr. Aber wieso sind die Finger von den Kleinen schwarz?“, der Mann klang jedoch ruhiger. „Weil sie neugierig sind.“, erklärte der größte von der Waisengruppe. Einer der Mädchen klammerte sich an seine Hüfte. Sie schien Angst zu haben. „Also bitte, Herr Direktor. Wir würden niemals so etwas tun. Vor allem die kleinen nicht. Wenn sie die Mädchen bestrafen wollen, weil sie die frische schwarze Farbe an der Wand berührt haben, dann bestrafen sie stattdessen eher mich.“ „Warte mal. Ich habe nicht gesagt, dass ich euch bestrafe, weil ihr in die nasse Farbe gefasst habt. Ich dachte zuerst nur, dass ihr die Übeltäter seid, aber der fremde Junge hat Recht. Ihr wärt von der Größe nicht in der Lage diese Schmierereien hinzubekommen und vor allem nicht in diesem Zeitraum. Also lasse ich euch in Ruhe.“, bevor der Direktor sich abwandte, fügte er hinzu: „Solltet ihr nächstes Mal die wahren Übeltäter sehen, kommt ihr direkt zu mir.“, daraufhin ging er zu den Stufen und anschließend durch die große breite hölzerne Tür in das Schulgebäude. ○ „Ich danke euch, Fremde. Ihr habt euch für uns eingesetzt, aber wir können euch gar nichts dafür geben.“, erklärte der älteste der Waisengruppe. Der Junge ging Rick knapp zu den Schultern. Er hatte langes knallrotes Haar, welches ihm bis zur Brust reichte und hellgrüne Pupillen. Der Junge sah allgemein ein wenig schmutzig aus, zudem wies er viele Wunden auf und auch blauen Flecken am Körper, abgesehen vom roten Ausschlag. „Nicht nötig. Ich mag es nur nicht, wenn die Erwachsenen schon wieder auf Jüngere herumtrampeln, weil sie angeblich alles besser wissen.“, erklärte Rick. „Ähm......., es ist zwar schön, wenn du so hilfsbereit bist, aber wir haben noch etwas zu tun.“, meinte Alina. „Ist schon gut.“, meinte Rick und er sah seiner Freundin tief in die Augen: „Wir suchen gleich weiter. Ich werde sicherlich meine Aufgabe nicht vergessen. Immerhin ist Tina vielleicht in Gefahr.“, schweigend sah er anschließend zu Boden. „Es tut mir Leid, aber ich möchte euch bitte um ein weiteren Gefallen bitten.“, fragte der Junge. Rick sah ihn an. „Rick! Wir haben keine Zeit!“, brummte Alina. „Ich weiß, aber wenn ich sie ansehe, dann fällt es mir schwer nein zu sagen. Irgendwie habe ich Tina vor den Augen. Ich glaube, dass sie wohl das Gleiche tun würde?“, er sah eine Weile in die inzwischen freudigen und lachenden Gesichter der kleinen Mädchen. Zum Teil sah er auch Elysa in den Gesichtern widerspiegeln. „Also gut.“, meinte der Junge anschließend, während seine Freundin ihn fassungslos ansah. „Ich werde euch noch bei einer Sache helfen, um was geht es?“, fügte Rick hinzu. „Was?“, meinte Alina erstaunt. Sie schien es wohl immer noch nicht wirklich zu glauben. Der Rothaarige lachte vom ganzen Herzen. „Ich bin so dankbar. Ich bin übrigens Kiri. Wie heißt ihr?“, fragte der rothaarige Junge. „Das ist meine Freundin, Alina und ich bin Rick. Wir sind beide von der Ranger Guild.“, erklärte Rick. Es klang ein wenig stolz mit. „Was echt?! Von einer echten Gilde?! Das ist total cool! Normalerweise sehen wir hier immer nur die Schüler der Magiergilde, aber die sind alle so arrogant. Waisenkinder ignorieren sie immer alle. Eigentlich mag uns keiner. Selbst das Waisenhaus behandelt uns nicht gut, aber wir kommen damit schon klar. Unser Problem ist etwas anderes. Es gibt da so ein älteren Jungen, der erpresst meine Freunde und lässt sie für sich arbeiten. Schuhe putzen, Boden reinigen........., lauter solche Sachen. Er droht uns Prügel, wenn wir uns wehren oder petzen sollten, aber es hört uns sowieso keiner zu. Die kleinen leiden unter ihm und ich selber bin nicht stark genug gegen diesen Typen anzukommen. Jeder Erwachsener, dem ich das erzählt habe, der schaut mich so an, als hätte ich gelogen, dabei habe ich noch nie gelogen. Könnt ihr uns helfen uns von diesem Typ zu befreien? Wir brauchen wirklich Hilfe. Wir fühlen uns so verloren.“ Einer der kleinen Mädchen schaute Rick mit ihren kugelrunden und weinerlichen Augen an. Alina schien das zu bemerken und sie brummte sofort: „Gehen wir zur Polizei und überlassen das denen. Wir müssen den Magier finden und Tina helfen..........“, Rick unterbrach seine Freundin. Wie verzaubert meinte der Junge völlig konzentriert auf die Waisenkinder: „Wir können sie nicht im Stich lassen. Wir können nicht zulassen, dass jemand diese unschuldigen Kinder terrorisiert. Wir beiden haben doch selbst unter einem Terror gelitten und seitdem Mr. S weg ist, geht es uns doch besser?“, er sah Alina in die Augen. „Rick?“, fragte sie darauf verwundert. Sie schnippte ihm gegen die Stirn. „Bist du noch da drin? Zwar war Mr. S ein Arsch, aber er hat uns nicht direkt terrorisiert. Wir haben nicht gelitten. Es ist zwar besser, seitdem er weg ist, aber mich stört es eher, dass du gerade so anders bist. Was ist eigentlich los?“ „Das würdest du nicht verstehen.“, brummte Rick. Alina blickte ihn unzufrieden an. Er wandte sich wieder dem rothaarigen zu. „Ist es einer oder sind es mehrere?“, fragte Rick. „Es sind drei Jungs. Sie könnten älter sein als du. Seine zwei Begleiter sind zum Teil wirklich übergewichtig. Der Junge, der uns terrorisiert, der ist kräftig. Ich will natürlich nicht, dass ihr euch extra in Gefahr bringt.“, meinte Kiri. „Weißt du was!“, wurde Alina lauter. Sie klang beleidigt. „Wenn du dich unbedingt prügeln willst, dann tu das. Rette deine Ehre, wenn du davon noch übrig hast, aber ich werde mich unserer eigentlichen Aufgabe widmen. Es kann sein, dass ich Tina vielleicht nicht so mag, aber deswegen werde ich sie nicht im Stich lassen. Ich gehe jetzt zur Polizei. Komm aber nachher nicht herbei gekrochen, wenn du nicht dein gewünschtes Ziel erreicht hast. Du wirst sehen, dass ich recht habe. Du solltest das lieber der Polizei überlassen. UND! Von wegen ist verstehe nichts! Du bist der Holzkopf, der nichts kapiert.“, daraufhin ging Alina grummelnd weg. „Die bekommt sich schon wieder ein. Alina sollte wirklich nicht nur an sich denken. Ein bisschen offener zu sein, würde ihr nicht schaden.“, überlegte Rick. Er wandte sich schließlich wieder dem rothaarigen Jungen zu. „Ist das so wirklich in Ordnung?“, fragte Kiri. Er wirkte besorgt. „Die bekommt sich schon wieder ein. Gerade gilt nur eines und zwar, dass ich euch helfe. Eure Peiniger können ihr blaues Wunder erleben.“, meinte Rick. Kiri musste daraufhin kräftig grinsen. ○ Der Junge führte ihn wieder durch den halben Westteil, dabei verlief er sich zweimal. Tausendfach entschuldigte sich Kiri. Jedoch erreichten sie irgendwann einen abgesperrten Bereich, der schon stark auf ein Versteck hindeutete.. Es wirkte wie der Hinterhof einer verlassenden Fabrik, die vor ein paar Jahren stillgelegt wurde. Die Wände der Fabrik waren voller schwarze Schmierereien und ein übler Geruch legte sich in die Nasen. Rick ließ sich davon aber nicht beirren. Er kletterte über den zwei Meter hohen Maschendrahtzaun, darauf hangelte er sich an der Wand entlang, bis er um das Eck schauen konnte. Der restliche Teil des Hinterhofs präsentierte sich. Um dem Hinterhof war die komplette Fabrik aufgebaut worden. Ein Lagerfeuer brannte in der Mitte und drei Jungs saßen dort auf Bänken. Die Jungs tranken Alkohol und sie rauchten. Ein Pfiff hallte plötzlich durch die Gegend und Rick zuckte. Er schaute zu Kiri. Der Junge hat doch gerade gepfiffen, aber wieso? „Ah......., hast du es endlich geschafft mir eine Beschäftigung aufzutreiben?“, brummte der größte der drei Jungs am Lagerfeuer. Dieser Jugendlicher stellte seine Flasche ab, bevor er aufstand und sich umdrehte. Langsam lief er zu Rick, der immer noch um der Ecke stand. Rick starrte wieder auf Kiri, dieser hatte plötzlich ein Klappmesser gezogen. „Du wirst gar nicht von diesem Kerl gepeinigt, oder?“, fragte Rick. Jedoch wusste beide Jungs, dass diese Frage eher rhetorisch war, deswegen grinste Kiri nur. Langsam trat er auf Rick zu und diese wich zurück, dabei lief er beinahe in die Arme des angeblichen Peinigers. Seine kräftigen Arme wollten der braunhaarigen Jungen packen. „Hey Suzuya! Das ist so ein flinker für dich.“, brummte der Kerl, der nun direkt vor Rick stand. Der Typ hatte aber mit keinem vom Lagerfeuer gesprochen, die nicht einmal Blicke würdigten. Der Kerl hatte mit jemand gesprochen, der nun durch eine geöffnete Stahltüre auf den Hof trat. Jedoch nicht allein und das zum Entsetzen von Rick. ○ Suzuya hielt Alina im Würgegriff, während er diese kleine Schritte nach vorne zwang. „Sie wollte zur Polizei gehen.“, brummte Kiri, der ein paar Schritte hinter Rick stand. „Deswegen hast du dich angeblich verlaufen.“, meinte Rick erstaunt. Er hatte sich schon gewundert, warum sich der rothaarige Junge zweimal verlaufen hatte, als er angeblich diesen Hinterhof suchte. Rick schlug sich mit der flachen rechten Hand anschließend gegen die Stirn. Wie konnte er nur so dumm sein? Wie konnte er diese Falle nicht riechen? „Du kennst das Spiel? Machst du etwas, was wir dir nicht erlauben, dann muss deine Freundin darunter leiden.“, erklärte Suzuya. Der dürre Jugendliche, der eher so aussah, als hätte er seit drei Wochen nichts mehr gegessen, musste wohl kräftig genug sein, um Alina festhalten zu können. Alina könnte sich nämlich selbst aus Lindas Griff befreien. Ihre Fortschritte in den Selbstverteidigungskurse waren sehenswert. Aber warum tat sie jetzt nicht? Das Mädchen wirkte so, als würde sie absichtlich im Würgegriff bleiben wollen? Und wie konnten sie Alina überhaupt entführen? Was waren das nur für Leute? „Also erster Tagespunkt. Janos darf sich mit dir prügeln, aber nur, wenn du.....“, damit meinte Suzuya Rick: „.........deine Fäuste nicht nutzt.“, der braunhaarige Junge sah den Schwarzhaarigen mit den hellblauen Strähnen schweigend an. Der große Kerl vor Rick setzte sich in Bewegung. Er holte zugleich mit seiner Faust aus und er wollte den Jungen direkt ins Gesicht treffen, aber Rick wich zur Seite aus. „Warum befreit sich Alina nicht?“, überlegte Rick. Seine Freundin schaute ihm nicht einmal zu. Wo war denn ihre ständige Besorgnis? Während Rick weiter überlegte, konnte er mühelos den Angriffen ausweichen. Die Bewegungen des Schlägers waren langsam. Sie waren vorhersehbar und somit auch im Endeffekt leicht zum Ausweichen. Irgendwann setzte Janos dazu noch Ganzkörperangriffe ein, aber er war dan bald aus der Puste. „Nun gut........., das war vielleicht zu einfach?“, begann Suzuya. „Kiri! Du darfst mitspielen und du darfst dein Messer benutzen. Solltest du ihn damit erwischen, werde ich es mir tatsächlich überlegen dich als festes Mitglied der Zellerstein Widerstandsgruppe aufzunehmen.“, der rothaarige Junge bekam plötzlich funkelnde Augen. Es war nichts mehr von dem lieben Waisenkind, welches besorgt war um seine Freund. In seinen Pupillen spiegelte sich plötzlich eine gewissen Gier. Eine gewisse Sehnsucht. Die Hiebe des Jungen waren willkürlich und unüberlegt, aber dennoch waren sie gefährlich. Rick konnte nicht beiden Angreifern ausweichen. So bekam er ein Hieb von Janos direkt ins Gesicht und beinahe ein Messerstich von Kiri in die Hüfte ab. Kiri verpasste ihm so nur eine leichte Schnittwunde am linken Unterarm. „ALINA VERDAMMT!“, brüllte Rick. Er schaute seine Freundin an. Wieso tat sie nichts. ○ Wie durch dein Blitzschlag, wurde es ihm plötzlich klar. Alina war noch sauer auf ihn. Sauer, dass er nicht auf sie gehört hatte. Entsetzt fasste sich Rick an den Kopf. „Mensch, Alina.“, brummte der Junge lautstark. Er musste sich daraufhin zur Seite rollen, weil er dem Tritt von Janos ausweichen musste. „Zählt das?“, rief Kiri. „Nein.“, meinte Suzuya kühl. Durch diese Antwort wurde der rothaarige dazu verleitet erneut anzugreifen, aber Rick sprang im rechtzeitigen Moment zur Seite, sodass Janos versehentlich dem rothaarigen einen Faustschlag verpasste. Er schickte den Jungen damit direkt ins Reich der Träume. „Oh je.........“, brummte Janos entsetzt, weil er den Falschen getroffen hatte. Rick nutzt den Moment und er sah Alina an: „Alina........“, begann er. „..............es tut mir Leid. Du hattest recht gehabt. Ich hätte auf dich hören sollen. Ich werde dich nicht wieder in Frage stellen.“, Rick senkte demütigt seinen Kopf. „Na endlich. Ich wusste doch, dass ich Recht hatte.“, antwortete Alina. „Sei still!“, brummte Suzuya, da war die Blondine schon aus seinem Griff entschwunden. Sie hatte sich geduckt und mit der nächsten Bewegung stand sie schon hinter dem Schwarzhaarigen. Ein heftiger Tritt in die Seite schickte Suzuya zu Boden. „Anführer der Widerstandsgruppe? Wirklich? Du bist nur der Boss einer kleinen Möchtegern kriminellen Jugendgruppe.“, meinte Alina hochnäsig. Die beiden Jungs vom Lagerfeuer waren aufgesprungen und sie eilten auf Alina zu. Janos wollte währenddessen wieder auf Rick einschlagen, aber dieser wich dem Faustschlag wieder mühelos aus. „Gut, dass du größer bist wie ich, denn dann kann ich mein neue Technik ausprobieren.“, gab Rick mit einem überzeugten Grinsen bekannt. Er hatte diese sich von Engl abgeschaut. Janos ließ sich aber nicht beirren, er wollte wieder plump ausholen und angreifen, da setzte der braunhaarige Junge zu einem Kinnhaken an. Seine Größe reichte aus, um ihn ohne Schwierigkeiten einen Volltreffer gegen das generische Kinn zu landen. Wenige Sekunden später verlor der Kerl sein Gleichgewicht und er flog zu Boden. Janos war zwar noch bei Bewusstsein, aber er wirkte sehr desorientiert und der Besiegte konnte in nächster Zeit auch nicht aufstehen, zumindest bis sein Gleichgewichtssinn zurückkam. Da spürte er schon den Griff von zwei Armen, die ihn von hinten umschlangen. Im ersten Moment dachte Rick, dass es ein Angriff wäre, aber er nahm schnell die Präsenz seiner Freundin nah. „Das war wirklich cool. Es sah genauso aus wie bei Engl. Meister Ulrik wäre stolz auf dich.“, Alina schmiegte sich noch eine Weile an Ricks Rücken. Der braunhaarige Junge sah sich verlegen um und er entdeckte drei besiegte Gegner auf einem Haufen liegen. Mit Alina war wirklich nicht zu spaßen. ○ Das sie Ricks ehemaligen Lehrmeister erwähnte erstaunte den Jungen. Der alte Mann hatte Rick leider nur eine kurze Zeit in der Selbstverteidigung trainiert. Zwar hatte Linda auch zum Training beigetragen, aber die Gildenmeisterin hatte nicht immer Zeit. Sie bat einen alten Bekannten ihres Vaters Rick und auch Alina zu unterrichten. Leider verstarb Oga Ulrik sehr plötzlich an einem Herzinfarkt. Wenige Wochen bevor Tina und die anderen auf der Insel gelandet waren. Der Junge vermisste seinen ehemaligen Lehrmeister schon ein wenig. Seine sympathische und ehrliche Art hatte Rick von Anfang an gefallen. Selbst Alina kam mit ihm sofort klar, was sehr ungewöhnlich war. Jedes Mal wenn Rick über den Tod nachdachte, fühlte er sich so, als wäre die Geschichte damit noch nicht zu Ende, als wäre dies noch nicht die vollständige Wahrheit. Jedoch hatte der Junge nie herausgefunden, was ihn dies glauben ließ. „Wir müssen wohl zuerst zu einem Arzt, bevor wir weitersuchen. Du hast eine Wunde an deinem Arm.“, meinte Alina. Sie ließ von ihm ab. Das Mädchen betrachtete seinen Arm. „Es ist nur eine kleine Verletzung.“, beschwichtigte Rick, jedoch brachte das alles nichts. Alina zwang ihn in das örtliche Krankenhaus zu gehen, um dort die Wunde nähen zu lassen. Dazu hatten sie bei der Polizei ausgesagt, was sie gesehen hatten, jedoch hatte die schon selber zu tun. Angeblich soll irgendetwas Großes im Norden passiert sein. Der Abend brach an und Rick verlor langsam den Mut. Aber kurz bevor die Motivation völlig im Keller war, klingelte sein Handy und Rick erfuhr, dass man den Magier gefunden hatte und dieser tatsächlich herausfand wo Tina war. Man würde sich zum Informationsaustausch im altbekannten Hotel treffen. Es war aber kaum Zeit. Man müsste sich sehr beeilen. Rick und Alina waren daraufhin sofort zum Hotel geeilt. ○ Der Junge lehnte sich zurück und er musste kurz verschnaufen. Die Nachricht musste zuerst einmal verdaut werden. Alina schob ihm ein Glas Wasser herüber. Die Gruppe saß am Holztisch im Versammlungsraum des Hotels. "Also ich muss mit Linda darüber sprechen.", erklärte Rick und er wollte aufstehen. "Und jetzt?", fragte Julius. "Ich werde mit Linda telefonieren, das habe ich doch gerade gesagt?", wurde Rick lauter und Julius starrte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich meinte eigentlich, was wir jetzt tun sollen? Gehen wir zurück oder sollen wir trotzdem weiter nach ihr suchen? Den Zielort haben wir jetzt ja und wenn wir uns beeilen, dann erwischen wir den Zug, der in 30 Minuten fährt.", meinte Julius in einer gleichgültigen Tonlage. „Der Hotelbesitzer erzählte uns, dass der nächste Zug nach Markezei erst wieder morgen früh fährt.“, fügte Max hinzu. "Ja.......... ich weiß! Wir dürfen eigentlich keine Zeit mehr verlieren. Wir müssen jetzt los!“, meinte Rick sehr gestresst. Die schlechte Nachricht vom Zustand von Tina ging ihm sehr nah. Er wollte nicht, dass ihr irgendetwas passiert und nun war ihr etwas schlimmes zugestoßen. "Dann hole ich jetzt die Tickets. Vom dritten und vierten Gleis fahren Züge, die nach Markezei fahren. Wir sollten uns auch darauf einstellen, dass diejenigen, die Tina in diesem Zustand gebracht haben, vielleicht ihr noch schlimmeres antun werden. Entweder sie lebt noch, wenn wir ankommen oder sie wird.................", wollte Illan erklären. "SIE IST NICHT TOT, VERDAMMT! HÖRT AUF SO SCHLECHT ZU DENKEN!", brüllte Rick lautstark durch den Raum. Er griff zwar nach dem Vampir, jedoch hielt sich der junge zurück. "Beruhige dich, ich habe nicht gesagt, dass sie tot ist.", meinte Illan. Er klang dabei ziemlich emotionslos, als wäre es ihm im Grunde egal. "Ich weiß, entschuldige.", wurde der braunhaarige Junge ruhiger. „Gut, dann brechen wir jetzt auf.“, meinte Max. Er stand auf. Der Schwarzhaarige fixierte die Tür an. Daniel und Julius setzten sich ebenfalls in Bewegungen. Die drei Jungs liefen nach draußen. Illan folgte ihnen wenig später. „Komm Rick.“, forderte Alina in einem sanften Ton ihren Freund auf. „Alina......“, fing der Junge an und seine Freund schaute ihn besorgt an. „..............glaubst du, dass das Ganze gut ausgehen wird?“ Alina schien nicht mit dieser Frage gerechnet zu haben und deswegen schwieg sie wohl für einige Sekunden. „Ich denke, solange wir es nicht versucht haben, steht noch nichts fest.“, meinte seine Freundin. Rick sah sie daraufhin tief in die Augen. „Ich danke dir.“, meinte er nach einer kurzen Verzögerung. Sie umarmten sich anschließend. ○ Eine kurze Zeit später erreichten sie den Bahnhof. Es war stockdunkel, denn die Nacht war schon längst angebrochen. Sie würden wahrscheinlich die halbe Nacht durchfahren und hoffentlich noch rechtzeitig ankommen. Während der kurzen Wartezeit am Bahnhof, hatte Rick noch mit Linda telefoniert. Selbst zu dieser späten Uhrzeit wollte die Gildenmeisterin immer auf dem aktuellsten Standpunkt sein. Rick erzählte auch vom heutigen Tagesverlauf, sowie von seinen Sorgen über Tina. Linda versicherte, dass man die Hoffnung nicht aufgeben sollte und er zurzeit der einzige war, der am schnellsten Tina erreichen könnte. Sie glaubte fest daran, dass die Gruppe es schaffen wird. Noju und Engl seien gerade nicht in der Gegend, deswegen könnte sie leider die beiden nicht losschicken. Zwar bestand jeder zweite Satz aus Ermutigungen, aber eigentlich half das auch. Rick fühlte sich ein klein wenig besser nach dem Gespräch. Er soll die ganze Zeit fest daran glauben, dass alles gutgehen würde, dann würde auch alles gutgehen. Auch wenn man noch so sehr verzweifelte. Hoffnung ist ein Segen für den Verstand und für logische Schlussfolgerungen. ○ Als die Gruppe im Zug saß, überkam sie die Müdigkeit. Wie von Zauberhand schlief jeder bis auf Illan nach kurzer Zeit ein. Der Vampir hatte anschließend die Angewohnheit wieder spurlos zu verschwinden. Auch wenn die Müdigkeit Rick bezwang, träumte der Junge nicht gut und immer wieder kam ein Szenario, indem Tina am Ende tot war und er Schuld hatte. Seine Schuldgefühle fraßen ihn jedes Mal im Traum auf. So wachte der Junge mehrmals in der Stunde schweißgebadet auf. Schließlich gab er es auf einzuschlafen. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Die Nacht verdunkelte alles und so war es nur schwer zu erkennen was überhaupt neben den Schienen lag. Wald oder Wiese. Hügel oder Fluss. Es fühlte sich ein wenig unheimlich an, wenn man in die tiefe Schwärze sah. Zudem konnte er die Kälte förmlich auf der Haut spüren, als würde sie durch die Fenster eindringen und sich im Waggon verteilen. Neben ihm saß Alina. Sie schlief, jedoch hatte sie seinen linken Arm gut im Griff. Hinter Rick, bei der nächsten Viererreihe, saßen Daniel und Julius. Plötzlich übermannte den braunhaarigen Jungen ein langes Gähnen. Währenddessen huschte jemand an Rick vorbei. "Was war.......?", fragte er leicht verwundert, aber er hatte nichts erkennen können. „Wahrscheinlich bin ich einfach nur übermüdet.“, meinte Rick anschließend. Max saß ihm gegenüber. Der schwarzhaarige Junge wirklich plötzlich sehr nervös. „Hast du gerade etwas gesehen?“, fragte Max daraufhin. In seiner Stimme klang eine Verunsicherung mit. Rick schüttelte gähnend seinen Kopf. „Nein, aber ich habe auch keine Lust das herauszufinden. Ich bin zu müde. Es war bestimmt nur Illan, der wieder mal überall umher geisterte.“, fügte der braunhaarige Junge hinzu. Max stand auf und meinte: "Ja, ........geistern............, vermutlich hast du Recht, aber ich muss trotzdem kurz wohin.", daraufhin verließ er schnell den Waggon durch die geöffnete Schiebetür, die zum mittleren Waggon führte. "Habe ich etwas verpasst, was ist denn mit dem los? Ach egal, der kommt schon wieder, vielleicht ist er auch einfach nur auf die Toilette gegangen?", dachte Rick verwundert. "Alles in Ordnung?", fragte Alina und streichelte seinen linken Arm. „Es ist ein wenig kalt geworden.“, meinte sie. Rick lächelte sie an: "Ja, es geht mir gut, solange du bei mir bist und du hast Recht. Es ist wirklich kühler geworden.", erklärte er, daraufhin lächelte sie ihn an. Seine Freundin schmiegte sich an seine linke Schulter. Sein Blick wanderte wieder aus dem Fenster und er beobachtete die Landschaft, während sich Alina weiter an ihn kuschelte. Rick genoss den Moment und er konnte sich für ein paar Minuten entspannen, bis er schlussendlich deswegen einschlafen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)