Neue Welt von DasMaKi (Spuren der Zeit) ================================================================================ Kapitel 14: -2|4- ----------------- Dilenna verabschiedete sich herzlich und zu dritt verließen sie das Gebäude. Jounia beobachtete wieder die Straße, die sie entlang gingen zu einem noch größeren Gebäude, aus dessen Schornstein wolliger Qualm in den Himmel stieg. Im Innern wurde der Kamin entzündet, um Wärme zu spenden. Als sie es betraten, wandten sich Thrian und seine Gefährtin der Theke zu, Jounia schlich ein-zwei Schritte voran zum Kamin. Das flackernde Feuer und die romantische Wirkung der schießenden Funken ließen sie ein wenig träumen. Noch nie hatte sie einen Kamin gesehen, da in ihrer Welt mit harten Heizungen geheizt wurde, nicht mit einem großen Feuer in einem Haus. "Wir brauchen drei Schlafräume für diese Nacht," sagte Thrian bestimmend zum Mann, der ihm gegenüber stand. Sie waren in einer Herberge, um in dieser Nacht nicht obdachlos zu sein. Dilenna stand bei ihm, sah ein wenig um sich, beobachtete Jounia vorm Feuer stehen. In dem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, war Thrian fertig, drehte sich um und sie gingen in ihre Schlafräume. Die Herberge war zwei Geschosse hoch und der Eingangs-bereich war mit einem Luftraum versehen. Man konnte von dort mit seinen Augen der Treppe hinauf folgen und in das obere Geschoss blicken. Ein Geländer trennte die Zwischendecke vom Luftraum und ging quer über den Eingangsbereich. Dort oben war ein langer Flur mit vielen Zimmern, die man erreichen konnte, auch im Erdgeschoss gab es mehrere Schlaf-räume. Jounia kam in ihrem Zimmer an und verschloss leise hinter sich die Tür, schob den Riegel vor und setzte sich auf das Bett. Es war nicht sehr luxuriös, aber gemütlich wegen des Holzes, das sowohl dem Raum an sich, als auch den Möbeln ihre Form gab. Vor dem Fenster hingen türkise Vorhänge und das Bett war in ebendieser Farbe bezogen. Es stand auf der gegenüberliegenden Seite des Fensters, unter dem ein walnussbrauner Tisch stand. Dilenna hatte ein gleiches Zimmer, nur spiegelverkehrt und am anderen Ende des Flures, während Thrian direkt im Nachbarszimmer übernachtete. Sie blieb erst einige Minuten auf dem Bett sitzen und musterte das Zimmer. Ihre Jacke, verschlammt und mit Rissen wegen der nächtlichen Verfolgungsjagd übersäht, fand auf dem Stuhl am Tisch ihren Platz und erst, nachdem sie für die Nacht ihre Schuhe losgeworden ist, ist ihr aufgefallen, dass das Licht im Raum nicht etwa von einer Lampe, sondern von Kerzen auf dem Nachttisch neben dem Bett kam. "Wer ist da?," schoss es aus ihr heraus, als sie sich beim Klopfen an der Tür erschrak. "Ich bin es, Dilenna." Jounia öffnete vorsichtig die Tür. "Darf ich herein kommen? Ich hoffe, du hast noch nicht geschlafen." "Nein, hab' ich nicht, komm rein." Nachdem sie Dilenna herein ließ, schloss sie die Tür erneut mit hervorgeschobenen Riegel. Dilenna setzte sich vor das Bett auf den grauen Teppich, Jounia wunderte sich darüber, setzte sich allerdings ihr gegenüber ebenfalls auf den Boden. "Wie gehts dir?," "Ähm.. .ganz in Ordnung, denke ich. Und dir?" Dilenna nickte nur, "darf ich fragen, wo du hergekommen bist? Ich kenne deine Art von Kleidung nicht." "Habe ich euch das noch nicht gesagt?" Dilenna schüttelte den Kopf. Natürlich hatte sie ihnen das noch nicht erzählt, das wusste sie selbst, aber sie hatte keine Ahnung, was sie ihr hätte sagen können, ohne gleich für wahnsinnig angesehen zu werden. Wo sind wir denn hier nochmal?, warf sie mit Gedanken in ihrem Kopf hin und her, westliches.. oder war es das östliche...das östliche Was denn?.. Es klang wie Spion oder Wanderer.. Irgendetwas ganz altes. Dilenna sah sie leicht verwirrt an, während es schien, als würde Jounia geistig völlig woanders sein und ins Nichts an sie vorbei starren. "Also..?," fragte sie leise, mit leicht quitschender Stimme, sowohl verwirrt, als auch langsam ein wenig ungeduldig. "Nördliches Lauscher - ich meine Späherntal!" schrie sie sie förmlich an, als es ihr wieder eingefallen war. Dilenna schaute verdutzt, sagte vorerst nichts. Nach einem kurzen Stirnrunzeln fasste sie wieder ihren Ausdruck und ließ Jounia nicht bemerken, dass jener Ort, den sie soeben genannt hat, bereits vor einem halben Jahrhundert wie aus dem Planeten ausradiert wurde und die letzten Bewohner, wenn sie nicht geflohen sind, ebenso geschlachtet wurden, wie Säue. "Ach, so ist das," sagte sie leise, fast murmelnd. "Sag mal, Dilenna," flüsterte Jounia. Nach all ihren Überlegungen, darüber wo sie denn sei, oder wann], hatte ein kleiner Funke ihr den Gedanken in den Kopf gesetzt, ineine Art Zeitloch gefallen zu sein, worüber sie einst gelesen hatte, doch als sie zum Bett sah blieb ihr diese Frage wie ein Stein im Halse stecken, sie schluckte, "...wie geht es morgen weiter?" Vielleicht ist das alles am nächsten Morgen vorbei, fiel ihr ein, vielleicht würde sie dann endlich wieder bei sich im eigenen Bett liegen. Vielleicht, aber nur Vielleicht.. würde sie doch träumen. "Nun ja. Thrian und ich werden weiterziehen. Ich kann dir hier das Haus Riêla zeigen, die werden versuchen, dir weiter zu helfen. Sie helfen Flüchtigen..." Dilenna sah für wenige Sekunden in das Gesicht der ahnungslosen und nachdenklichen Jounia. "Ich fürchte, ich lasse dich nun wieder allein. Wir brauchen beide unseren Schlaf." Jounia nickte und beide erhoben sich. Dilenna ging zur Tür, öffnete sie und blickte noch ein letztes Mal zurück, "gute Nacht." "Gute Nacht," erwiderte Jounia, die ihr hinterher schlich und hinter ihr wieder die Tür fest verschloss. Noch immer fühlte sie sich unsicher, wie sollte es auch anders in dieser Situation sein, und klemmte als Schutz den Stuhl vom Schreibtisch unter den Türknauf. Es dauerte nicht lang, dass sie einschlief, zu anstrengend war der Tag, als dass sie noch lange hätte darüber philosophieren können. Die Lichtschenkende Kerze traute sie sich in dieser Nacht nicht, zu löschen. Leise klopfte es an einer der anderen Türen, unauffällig und gewissenhaft und ohne ein Knarken wurde sie geöffnet. Dilenna schlich hinein in das Zimmer und schloss still die Tür wieder hinter sich, Thrian setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch. "Wir müssen Acht geben. Etwas stimmt nicht mit ihr," hauchte sie heraus, "ich glaube... Sie ist kein normaler Flüchtling." "Was soll sie sonst sein?" brummte Thrian. Dilenna zog die Augenbrauen ahnungslos zusammen, "ich weiß es nicht." Ihr Gefährte legte seinen langen Mantel auf den Tisch vor sich, stand auf und begann, sein Schwert abzulegen, sagte nichts, Dilenna aber verstand sein Schweigen. "Ich habe sie gefragt, von wo sie gekommen ist. Thrian..." "Was hat sie gesagt?" "Sie stammt angeblich vom Nördlichen Späherntal." Thrian setzte sich wieder hin, "vielleicht wollte sie sich einen Spaß erlauben..." "Ja, welch ein Spaß.. Es war ihr Ernst. Glaube ich zumindest, es schien erst so, als hätte sie von nichts eine Ahnung, bis sie es mir sagte." "Sie ist dir nicht geheuer?," fragte er mit sachter und dunkler Stimme, Dilenna schüttelte nur den Kopf. "Vielleicht ist sie kein.." "Kein Mensch?," unterbrach er sie. " Du weißt, was ich meine," Thrian nickte und sah aus dem Fenster über dem Tisch. "Dann ist es wichtig, dass wir das herausfinden. Wenn man bedenkt, was ein Schattendämon in menschlicher Gestalt verursachen kann.." "Was machen wir jetzt?," Dilenna ging einige Schritte auf ihn zu, mit ernster und sorgvoller Miene. Er blieb sitzen und sein stechender Blick richtete sich gegen sie, "Dann müssen wir unseren Plan umwerfen. Wir nehmen sie mit zum Seelenhirt, Du erinnerst dich sicher an ihn? Der wird herausfinden, was mit ihr nicht stimmt." "So viel Cupeten haben wir nicht mehr bei uns," sorgte sie sich, doch Thrian stellte sie vor die Wahl. Die Wahl zwischen der Sicherheit der Menschen und dem Hingeben zum eigentlichen Plan von ihnen, ein großes Stück eigener Vergangenheit aufzuwirbeln und sich zu Rächen. Ein Schattendämon, ließ Dilenna es sich durch den Kopf gehen, dann wäre vermutlich nicht nur das westliche Späherntal in Gefahr, sondern noch mehr Menschen. Die Schuld von den Toden hunderter unschuldiger Menschen wagte sie sich nicht selbst zu geben. Das Wohl der Vielen ging vor ihrem eigenen, einigten sie sich, und sie würden nach dem Besuch beim Seelenhirt schnellstmöglich dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten. "Also zum Seelenhirt," wiederholte sie, um sicher zu gehen, Thrian nickte. Dilenna nahm tief Luft und fuhr einen großen Seufzer aus."Dann sehen wir uns morgen," sie drehte sich kurz zögernd wieder um, "gute Nacht." Dilenna kehrte zurück in ihren eigenen Schlafraum. Thrian verschloss seine Tür nicht und legte sein Schwert und die restlichen, wenigen Werkzeuge, Proviant und Cupeten direkt neben seinem Bett nieder. Nach dem Gespräch mit seiner Gefährtin entschied er wie so oft schon, nicht bei geschlossenem Riegel zu übernachten. So wäre er schneller bei ihr, falls etwas geschieht. Thrian blickte noch eine Zeit lang wach an die Decke, während er im Bett lag und die Schritte Dilennas zu ihrem Zimmer belauschte, bis es letztendlich still geworden war. Erst dann wagte auch er, einzuschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)