Neue Welt von DasMaKi (Spuren der Zeit) ================================================================================ Kapitel 9: -1|9- ---------------- „Was ist los?,“ wunderte sich Philipp, nachdem er Jounia die Tür geöffnet hatte und sie ansah. Zunächst überlegte sie, ob sie ihm etwas sagen solle, von den Menschen in der Bahn oder von ihrer erneuten Wahnvorstellung und seufzte. „Nichts, nur der Regen..“ Sie zog ihre Jacke aus und setzte sich in das Wohnzimmer, in welchem Luca bereits gesessen hat. Den ganzen Abend über täuschte Jounia vor, sich zu amüsieren, während in ihrem Kopf ein reinstes Durcheinander gewesen ist. Ständig dachte sie an die letzten paar Tage, an den Traum von den vielen Schatten, dem Menschen auf den Schienen, von ihrem Fallen auf den Asphalt, den Menschen, die auf ihrem Fahrrad weggefahren waren, selbst an den Vogel, den Raben, der abrupt stürzte.... „Jounia,“ lachte Anna heraus und wedelte mit ihren Armen vor ihrem Gesicht herum und sie kam auf Mal wieder zu sich, „du bist doch dran.“ Jounia legte eine der Spielkarten, die sie auf der Hand hatte, auf den Stapel und lachte ihr entgegen „ja.. Tut mir leid, ich war am Träumen“ Nachdem ihre blonde Freundin die Augen rollte, spielten sie vergnügt weiter. Es verging in etwa eine Stunde, bis es an der Tür klopfte. Philipp ging, um sie zu öffnen und Ardjan trat herein. Er trug zwei große Taschen, die mit Essen gefüllt waren. Kurz bevor Jounia gekommen war, verschwand er, um etwas für sie alle zu besorgen. An diesem Abend waren die Eltern Philipps ausgegangen. Im Gegensatz zu ihm, welcher teilweise wilde Seiten an sich hatte, gehörten seine Eltern zu jener Sorte, welche ihr Geld dafür an die Seite legten, mit den anderen Erwachsenen etwas unternehmen zu können, damit das Ansehen nicht sinkt. Es drehte sich alles um das Ansehen. So dachten zumindest Philipps Eltern, mit denen er regelmäßig lange Diskussionen führen musste darüber, wie er sich kleide und wie er sich gab. Er jedoch war stark genug für sich selbst und um seinen Bedürfnissen ohne Gerede nachzugehen. Die Zeit verging schnell, als die Freunde gemeinsam gegessen und sich vergnügt haben, der Regen hörte auf und die Wolken zogen weiter. Die Klarheit des Himmels zeigte, wie die Sonne gen Westen wanderte und langsam sank. Anna und Jounia verabschiedeten sich von den Jungs, die noch in der Wohnung saßen und gingen zur Tür, Anna voraus. Beim Herausgehen hielt Philipp Jounia kurz an der Schulter zurück, sie wandte sich ihm zu. „Ist wirklich alles in Ordnung?,“ sorgte er sich, da er mitbekommen hatte, dass sie an diesem Abend oftmals mit ihren Gedanken an einem ganz anderen Ort gewesen ist. Jounia drehte sich ganz zu ihm und und nickte leicht lächelnd. Sie wusste sowieso nicht, wie sie ihm das Geschehene genau erklären sollte. Er könne sie für nicht bei Sinnen halten, dachte sie sich. „Ja, wirklich, ich hab nur... schlecht geschlafen in den letzten Tagen.“ Philipp schien kurz über ihre Worte zu schmunzeln und legte seine Hand zustimmend auf ihre Schulter, „Dann ist gut,“ er sah weiter voraus zu Anna, „also wir sehen uns dann in ein paar Tagen.“ diese winkte ihm zu und zu zweit verschwanden sie und Jounia aus dem Haus. Es war ein hohes Gebäude, fast zwölf Stockwerke hoch, aber von außen saniert und schneeweiß. Nur hinter dem Haus und in einer Durchfahrt am Erdgeschoss waren versteckt noch Bilder an die Wände gesprüht worden. Anna und Jounia gingen durch diese Durchfahrt zum Hinterausgang des Grundstückes. „Du hast keinen Fahrschein, oder?“ fragte Anna und lächelte dabei verschmitzt, Jounia schüttelte den Kopf. „Dann ist es vielleicht besser, wir laufen ein Stück. Abends sind die ja immer so viel unterwegs, wie du weißt.“ „Stimmt... Wir müssen uns auch etwas beeilen, es wird dunkel.“ Die beiden Freundinnen gingen etwas schneller, um so spät nicht mehr auf die Wache treffen zu müssen. „Du warst heute ganz schön seltsam,“ Anna sah ihre Freundin fragend an. „Du bist nicht die Erste, die mir das sagt,“ Jounia atmete schwer aus, überlegte, wie sie ihr etwas sagen könne, schließlich war sie diejenige, die sie am ehesten verstehen würde, „die letzten paar Tage waren ziemlich... unheimlich.“ Die beiden sahen sich gegenseitig in die Augen, Anna zog verwirrt ihre Brauen zusammen, „unheimlich?“ Jounia nickte, „Ja, naja... ,“ sie blickte ihre Freundin an und sah ein, dass sie es nicht verstehen würde. Sie hatte es einst bereits versucht, sie darauf anzusprechen, zwar nicht auf die Träume aus den letzten Tagen, allerdings generell, als Anna über diese Fragen zu lachen begann, „Du weißt schon. Schlecht geschlafen und tagsüber ein grauer Tag...“ „Ja gut, Wenn man an solch einem Wetter draußen ist, kann einem allein schon unheimlich werden.“ Jounia wagte es nicht, detaillierter zu werden, hörte stattdessen auf, darüber zu reden. „Was machst du morgen?“ fragte Anna nach einer peinlichen Stille. Jounia zuckte mit ihren Schultern, wusste selbst nicht, wie sie die nächsten Tage verbringen solle. Die vergangene Zeit war für sie schwer zu verarbeiten, weshalb sie sich die nächsten Tage etwas zurückziehen wollte. "Etwas ausruhen," hauchte sie heraus, "ich bin ziemlich kaputt." Ihre Freundin musterte sie kurz und flüchtig, "nicht, dass du krank wirst." Krank..., fantasierte sie, vielleicht fehlt mir wirklich etwas... Womöglich ist dort irgendetwas, das in meinem Kopf nicht ganz richtig läuft. Vielleicht bin ich tatsächlich krank... oder werde es. Anna beobachtete für einen Moment Jounias leeren Blick an sie vorbei. "Du solltest dir wirklich etwas Ruhe gönnen," riet sie, als ihre Freundin durch Annas winkende Hand wieder zu sich kam, diese stöhnte leise aus. Nach einigen Minuten standen sie vor Annas Haus, auf die Fahrt mit der Bahn hatten sie inzwischen völlig verzichtet, genossen lieber die frische Luft, obgleich diese am direkten Stadtrand erholsamer gewesen wäre, als näher im Innern. Sie verabschiedete sich von ihr, drehte sich um und ging, mit den Händen in den Hosentaschen, um sie etwas zu wärmen. Anna verschwand im Haus. Es wurde kühl... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)