Heaven on Earth von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 6: ✡ ✟ Kapitel 5 ✟ ✡ ---------------------------- Erst als kein weiterer Dämon mehr vor mir auftauchte, hielt ich in meinen Bewegungen inne. Mein Blick richtete sich zur Seite. Das Portal war erloschen und ich konnte sehen, wie die Schattenjäger den letzten beiden Dämonen den Garaus machten. Dann richteten sich ihre Blicke auf mich. Mir wurde unbehaglich zumute. Das hier hatte ich nicht wollen. Ich ging auf sie zu. Erst zögerlich, dann festen Schrittes. Mit kurzen Handbewegungen ließ ich die beiden Seraphklingen erlöschen und hielt die Griffe den Schattenjägern entgegen. “Diese gehören euch”, richtete ich an sie. Kaum dass Chris und Dan die Seraphklingen entgegen genommen hatten, drehte ich auf dem Absatz um und ging davon. Der Rest war Sache der Schattenjäger, damit hatte ich nichts mehr zu tun. Meine Aufgabe war eine Andere. “Bleib stehen!”, durchschnitt eine scharfe Stimme die Stille, die durch das Ableben der Dämonen entstanden war. Ich blieb stehen und schloss meine Augen, ehe ich mich seufzend herum drehte. Ich schien nicht so einfach davon zu kommen, wie ich einen Moment gehofft hatte. “Das hier ist nicht meine Angelegenheit!”, gab ich von mir und sah die Schattenjäger emotionslos an. “Es wurde in dem Moment deine Angelegenheit, in dem du dich eingemischt hast”, erwiderte Chris. Dan brachte gerade eine Heil-Iratze auf dessen Arm an, direkt unter einem breiten Schnitt, einem Kratzer, den einer der Dämonen ihm zugefügt hatte. “Du sahst in dem Moment nicht so aus, als ob du das alleine schaffen würdest und auch nicht so, als seien deine Freunde rechtzeitig bei dir. Also sei einfach dankbar für meine Hilfe”, erklärte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung und drehte mich erneut um. “Du bleibst jetzt gefälligst hier und wirst uns das erklären!”, knurrte Chris wütend. Sein Tonfall brachte mich dazu, erneut stehen zu bleiben. Ich sah über meine Schulter zu ihm. “Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig!” Unsere Blicke trafen aufeinander und man konnte die Spannung zwischen uns wohl regelrecht spüren, denn die Schattenjägerin trat zwischen uns. “Du hast ja grundsätzlich recht. Du hast uns, du hast ihm”, sie deutete auf ihren Bruder, “geholfen und dafür sind wir auch alle dankbar. Aber”, sie wurde ernst, “du würdest in unserer Situation auch nicht anders handeln.” Mein Augenbrauen hoben sich. “Eure Situation?” War es gerade nicht ich gewesen, die eine Horde Dämonen vernichtet hatte? “Weißt du, was wir sind?”, fragte sie. Mein Blick huschte über die Drei. “Man erkennt euch ganz eindeutig”, antwortete ich. “Schattenjäger erkennen untereinander”, gab Dan von sich und sah mich ebenso ernst an. Ich erstarrte. Ich war kein Schattenjäger. Und das würde man auch erkennen, wenn man meine Haut sehen würde. Zum Glück gingen die langen Ärmel meiner Lederjacke über meine Arme, sodass das Fehlen von Runen nicht sichtbar war. Die Schattenjäger vor mir gingen wohl davon aus, dass ich eine von ihnen wäre, eine Schattenjägerin. Und ich durfte ihnen keine Vermutung geben, dass ich etwas anderes war. “So wird es wohl sein”, erwiderte ich ausweichend. “Wer bist du?”, erklang Chris Stimme. Er war einen Schritt zur Seite getreten, sodass er mich an seiner Schwester vorbei wieder ansehen konnte. Seine blauen Augen leuchteten regelrecht. Ich schluckte. “Mein Name ist Elana”, antwortete ich, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen. Er wartete. Als ich jedoch nichts weiter sagte, seufzte er leise. “Mein Name ist Christopher Whitelaw, das sind meine Schwester Loreen und mein Parabatai Daniel Gray”, stellte Chris sich selbst und seine Begleiter vor. Ich erwiderte darauf nichts sondern nickte ihnen nur zu. Es herrschte für einige Minuten Schweigen, ehe Lori das Wort erneut ergriff. “Wir sollten zurück ins Institut”, wand sie sich an ihre Mitstreiter. Diese stimmten ihr nickend zu, ehe sich ihre Blicke zurück auf mich richteten. “Du kommst ebenfalls mit ins Institut”, erklärte Chris mir. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Ins Schattenjägerinstitut? Ich? “Oder musst du irgendwo anders hin?”, fragte Lori. Mein Blick wand sich von ihrem Bruder zu ihr. Woanders hin? Ich hatte mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wo ich die Nacht verbringen sollte. Kaum dass ich hier auf der Erde angelangt war, hatte ich sofort mit der Suche nach der Drachme begonnen. Andere Dinge waren mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Menschen mussten schlafen … das spürte ich. Aber dazu in das Institut gehen? Unter dem wachsamen Blick der Schattenjäger? Diese würden herausfinden können, was ich war. es könnte eine große Gefahr sein. Ich könnte auch immer noch an einem anderen Ort unterkommen, vielleicht in einer Kirche. Dort wäre ich meinem Vater am nächsten. Ein Problem wäre dies für mich nicht. Wenn ich jedoch in ein Schattenjägerinstitut gehen würde … Ein Gedankenblitz drängte sich mir auf. In der menschlichen Bibliothek hatte ich nichts über die Drachme gefunden. Vielleicht würde sich mehr darüber in einer Bibliothek der Schattenjäger finden lassen. Und diese befand sich im Institut. Ich könnte also mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Es gäbe ein gemütliches Bett, zumindest hoffte ich das, etwas warmes zu essen und ich konnte meine Forschungen hoffentlich vorantreiben. Und diese Gedanken waren es, die schlussendlich gewannen. “Gerne”, antwortete ich und hoffte, dass diese Entscheidung kein großer Fehler gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)