Kizuna von Salada (Bestimmung) ================================================================================ dreht sich ---------- dreht sich     Es ist seltsam, wie lang sich der Tag ziehen kann, obwohl man eine Menge zu tun hat. Fast alle der Kranken musste ich noch einmal gründlich untersuchen, um den Zustand für die nächsten Tage vorherzubestimmen. Auch wenn ich versucht habe, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, so schweiften immer wieder meine Gedanken zu einem silberhaarigen Daiyoukai mit Legenden von den Inu Youkai. Ich konnte die Nacht kaum schlafen. Allein meine Überlegungen über Kizuna hielten mich wach. Wenn ich das richtig verstanden habe ist Kizuna nur dafür da, den Dämon sesshaft werden zu lassen. Eine Familie zu grünenden. Die Rasse zu erhalten. Dabei ist mir eine entscheidende Frage immer wieder in roten Leuchtbuchstaben in den Sinn gekommen: Wieso einen Menschen? Wenn es allein um die Rassenerhaltung gehen würde, müsste es dann nicht nur dabei um zwei Inu Youkai gehen? Schließlich ist eindeutig, was bei mir und Sesshoumaru rauskommen wird. Ein Hanyou, ein einfacher Mischling.   Mit einem gezielten Seufzer beende ich das Thema, das es ja doch alles nichts bringt. Es ist nunmal wie es ist und je mehr Gedanken ich mir jetzt darum machen, desto größer werden nur meine Bauchschmerzen über meine momentane Tatenlosigkeit. Augenblicklich zählt nur das heilen der Kranken im Dorf. Später werde ich genug Gelegenheit dazu bekommen, mit der Sache umzugehen. Vielleicht habe ich auch Glück und es wird sich einfach nichts verändern. Aktuell kann mir der Daiyoukai gestohlen bleiben, also werde ich es einfach ignorieren. Dennoch lag Zerstreuung auf jeden meiner Arbeitsschritte. Somit zog sich der Tag dahin.   Ich reibe meine schmerzenden Füße aneinander, denen ich durch meine derzeitige sitzende Position im Gras etwas Erholung gönnen. Mein Blick wandert dabei übers Dorf. Es ist schön hier. Die Tatsache fiel mir gestern auf, als ich durchs Dorf gestreift bin. Es ist kleiner als das, in dem ich lebe. Allein schon das Dorfleben bietet hier eine gewisse Ruhe und Gelassenheit, die sich schier augenblicklich auf einen selbst zu übertragen scheint. Doch erst im Laufe des Tages hat mein Bewusstsein diese Tatsache wahrgenommen. Immer noch schweifen meine Gedanken stetig ab und allmählich hasse ich meine Unaufmerksamkeit. Ich stolpere über Steine, mache Behandlungsfehler bei Patienten und muss oftmals meinen Gegenüber bitten sich noch einmal zu wiederholen. Es ist einfach unausstehlich. Gerade das spornt mich an, dagegen anzukämpfen. Es zu ignorieren oder schon fast als Kleinigkeit ab zu stempeln. Ich seufze wie so häufig an diesem Tag schon, als mir das Bild des Silberhaarigen vor Augen gleitet. Wie oft habe ich ihn wohl schon vor meinem inneren Auge gesehen? Seine Haare, seine nackte Haut und seinen undurchdringbaren Blick. Es ist einfach doch in irgendeiner Weise unausweichlich ihn nicht im Kopf zu haben. Vergleichbar wäre es schon fast, das Denken aufhören zu wollen. Schlichtweg sinnlos. Was für ein Desaster. Aus meinem eisernen Willen der Unnachgiebigkeit wandelt sich allmählich wieder die schleichende Hoffnungslosigkeit, die mich wie anhaltende Wehen immer häufiger und stärker zu überrollen scheinen, ehe dann doch mein starker Wille schwer angeschlagen wieder die Macht übernimmt. Fragt sich nur wie lange noch... Ich zucke unweigerlich zusammen, als das Gras verdächtig nahe neben mir raschelt und sich kurze Zeit später ein Mann neben mich setzt, so unvorhersehbar und unwirklich, dass mir kurz sämtliche Worte und Gedanken fern bleiben. Ich starre ihn einfach nur erstaunt an und nehme gleichzeitig wahr, wie mein Innerstes enttäuscht den Kopf senkt, weil es doch in der ersten Millisekunde wen anders erhofft hat. Er ist ungefähr in meinem Alter, unscheinbar, aber dennoch irgendwie nett. Seine Braunen lockigen Haare hängen ihm leicht verwirrt in der Stirn, während sich sein Kleidung leicht feucht von seinem Schweiß an ihn schmiegt. Erst als er mir sein leicht scheues Lächeln preisgibt, erkenne ich Ihn als einer der Dorfleute, mit denen ich heute geredet habe. „Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen?“ Er blickt unsicher zu mir, ehe er sich dem Sonnenuntergang zuwendet, als hätte er noch nie Zeit gehabt ihn sich zu betrachten. Komischerweise habe ich nichts gegen seine Anwesenheit, bis auf die Tatsache, dass mich sein Sitzabstand zu mir skeptisch werden lässt. Er ist so nahe, dass ich seinen leicht moosartigen und herben Geruch mit jeder Brise des Windes mühelos wahrnehmen kann. Fast wäre mir so, als wenn ich seine von der Feldarbeit erhitze Haut auf meiner spüre. Doch im nächsten Augenblick verschwindet das Gefühl, als er seine verkrampfte Haltung aufgibt und sich leicht auf sein angewinkeltes Bein stützt. „Ihnen gefällt dieser Ort wohl genauso gut wie mir, was? Ich bin häufig hier. Hier findet man fast die perfekte Ruhe...“ Seine grünen Augen nehmen zusammen mit dem Schein der Sonne einen verträumten, liebevollen Ausdruck an. Und plötzlich finde ich diesen Mann schön. Vorher so normal und durchschnittlich und jetzt, mit diesem Blick voller Gutmütigkeit und Entspannung einfach nur faszinierend. „Was denkt ihr gerade?“ Es ist komisch, dass er diese Frage stellt, so habe ich diese gerade selber aussprechen wollen. Seine Stimme klingt dabei angeschlagen und rau. Dennoch erkenne ich ehrliche Neugier darin . „An Vieles. Hier kann man gut seinen Gedanken nachhängen...“ Ich seufze, als mir abermals ein Bild des berühmten Halbbruders durch den Kopf schießt. Der junge Mann lacht leise neben mir. „Denn Ausdruck kenne ich. Liebesangelegenheiten können einen schon ziemlich beschäftigen. Und Ihre scheinen gerade etwas problematisch, wie es aussieht.“ „Es ist kompliziert!“ „Das ist es meistens.“ Ich schüttle leicht den Kopf, als ich daran denke wie kompliziert es ist. „Das hier ist nicht einer der normalen Fälle von Liebesschwierigkeiten.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich neugierig nach vorne beugt und mir ins Gesicht blickt. „So?“ „Ich werde gezwungen ihn zu lieben.“, flüstere ich hauchdünn und hoffe gleichzeitig, er hat es nicht gehört, so blöd wie es sich aus meinem Mund angehört. Wieso erzähle ich hier auch einem Wildfremden mein Herzessschmerz? Als ich ihn verstohlen von der Seite betrachte, hat sich sein Blick wieder in der Ferne verloren und bekommt plötzlich einen anderen Ausdruck. „Ich kann dich verstehen. Ich habe etwas ähnliches durchlaufen.“ Er leckt sich unsicher die Lippen und kratzt sich den Hinterkopf, was mir eigentlich mehr als genug sagen sollte, dass hier Schluss ist. Dennoch ist meine Neugier und gleichzeitige Ratlosigkeit über Kizuna so groß, dass mir schon die Worte entgleiten sind bevor ich richtig über den Satz nachdenken konnte: „Was ist passiert?“ Er zieht die Luft in die Lungen und sieht dabei aus, als wenn es schmerzt. Kurz kommt mir wirklich in den Sinn es übertrieben zu haben und ich spüre bereits Reue in meiner Brust wachsen. „Sie ist vor langer Zeit gestorben. Somit bin ich frei.“ Er lächelt, doch zeigen seine grasgrünen Augen immer noch den Schmerz, welcher ihn verrät. „Das tut mir leid.“ „Mhm.“ Er wendet sich ab und stützt seinen Kopf in seine Handfläche, als wolle er sich verstecken. Es ist gerade zu unmöglich das aufkommende Mitleid zu unterdrücken, welches meine Gedanken beeinflusst. Eine Liebesgeschichte die mit dem Tod endet ist nie gut, egal wie sie begonnen hat. Mir schießt Romeo und Julia in den Kopf und mich schauderts. Es ist nicht so, als wenn ich die Geschichte nicht toll finden würde, nein. Jede hoffnungslose Romantikerin ist begeistert von dieser Tragödie auch wenn sich niemand den genauen Ablauf für sich selbst wünschen würde. Allerdings sind die Darstellungen, in denen einer der beiden Liebenden weiter lebt, die nach meiner Meinung eigentlich viel schlimmeren Tragödien. Wer lebt schon gerne weiter mit den Erinnerungen an die Liebe, die er einmal gefunden hatte, um dann in einen so schlimmen Schmerz zu fallen, dass man glaubt das Leben habe gar keinen Sinn mehr. Dem anderen in den Tod zu folgen ist leicht, jedoch weiter zu leben und seinen Weg in irgendeiner Weise zu beschreiten ist mutig und schwer. Nichts davon würde ich mit feige oder dem Gedanken damit verknüpfen, er habe sie nicht genug geliebt, um ihr in den Tod zu folgen. Wie absolut schwachsinnig. Aber an sich ist es egal, wie man seine Entscheidung trifft. Eine Tragödie mit dem Tod eines Liebenden ist es zumal eh. Und genau so eine sitzt neben mir. Mein Blick wandert verstohlen zur Seite. Er ist in Gedanken versunken und spielt mit dem Gras unter seinen Füßen. Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er. Mir zieht sich das Herz dabei zusammen. „Wann wirst du gehen?“ Er weicht aus, ganz klar. „Morgen in der Früh.“ Ich will nicht das er das Thema wechselt, auch wenn er verständlicherweise nicht darüber reden möchte. Doch etwas will ich ihn noch fragen. „Kannst du mir irgendeinen Rat auf den Weg mitgeben?“ Unweigerlich sind wir bei irgendeinen Punkt in duzen geraten, was sich jedoch viel besser an fühlt als ständige, steife Höflichkeit. Ich blicke ihn an und er versteht was ich meine, als ich nervös an meinen Lippen herum beiße. Er lächelt abermals. Diesmal ist es ein Echtes. „Nun... ich kann dir nur sagen, dass du dich deinen Problemen stellen solltest. Allerdings bleibt es dir frei selbst darüber zu entscheiden wann. Ich sage dir allerdings, dass es manchmal auch erforderlich ist sofort zu handeln. Denn manchmal bleibt dir später dazu die Möglichkeit verwehrt...“ Sein Blick schweift wieder in die Ferne ab. Als eine leichte Brise uns erfasst wippt sein Haar auf und ab. Es ist mir klar, dass er auf seine eigene wahrscheinlich schreckliche Tragödie hinspielt. Zwangsläufig erinnert es mich an ein Vater-Sohn-Gespräch. „Lern aus meinen Fehlern, Sohn!“, sagt der Vater lächelnd und tätschelt liebevoll die Schulter seines Buben. Ich ziehe die Lippen zu einer schmalen Linie und nicke ihm dankbar zu. Dann lasse ich das Thema endgültig fallen und reiche ihm meine Hand. Er blickt skeptisch. „Ich heiße Kagome.“ Er grinst. „Ich bin Akeno.“ Dann ergreift er meine Hand und ich gefriere im gleichen Moment. Seine Hände sind so unglaublich rau und aufgerissen, ohne dass ich überhaupt einen Blick auf diese riskieren muss. Allein seine Berührung reicht aus, um es zu wissen. Sanft lasse ich los, um dann doch einen Blick darauf zu wagen, ehe mir meine Vermutung bestätigt wird. Im gleichen Moment zücke ich bereits aus meinem Ärmel meine eignest-hergestellte Handcreme und beginne damit sie auf seinen Handflächen zu verteilen. „Wenn du so weiter machst, entstehen Entzündungen.“ Ein Glucksen reist mich aus meiner Arbeit und ich blicke hinauf. Sein kantiges Gesicht zeigen mir ein breites Grinsen. Er winkt jedoch ab. „Es ist nichts. Ich danke dir.“ Aufopferungsvoll überreiche ich ihm das Töpfchen und sage, er kann es behalten. Ein Geschenk von mir. Abermals bekomme ich sein freches Grinsen zu sehen, welches mich in irgendeiner simplen Form gut stimmt. Seine Anwesenheit beruhigt mich, lenkt mich wahrscheinlich von Allem kuriosen ab, was mich im Moment umgibt. Ein einfaches Gespräch ist gerade das, was ich in meinem verwirrten Leben brauche.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)