Sterben kann so schön sein... von Erenya (... oder auch nicht) ================================================================================ Kapitel 26: Besser als das A-Team --------------------------------- Ernst sah ich Thor an, der meinen Blick erwiderte, ohne auch nur einmal zu zwinkern. Neben mir saß Anubis, zwischen uns beiden hin und her sehend. Takeru hingegen hatte sich abseits gesetzt und schien zu schmollen, doch gerade konnten weder Thor noch ich auf seine Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Wir hatten ein anderes Problem. „Das Problem wird sein, dass wir, abgesehen von Anubis, nichts sehen können“, erklärte ich und brachte damit zum Ausdruck, was wohl eine unserer Hauptherausforderungen sein würde. „Und Susanno-o ist der einzige, der zu Tsukiyomi vordringen kann“, ergänzte Thor und verschränkte die Arme. „Das wäre kein Problem. Aktuell leuchtet Baldr ja noch wie ein Glühwürmchen. Sein Leuchten könnte ein Wegweiser für Takeru-“ „Susanno-o!“, rief mir Takeru zu, da ich erneut darauf verzichtete ihn bei seinem göttlichen Namen zu nehmen. „Für Takeru“, betonte ich erneut und hörte ein Murren von den billigen Plätzen. „sein. Allerdings würde ich ihn nur ungern alleine gehen lassen. Er lässt sich zu leicht provozieren.“ „Wir bräuchten auch ein Ablenkungsmanöver, damit Susanno-o unentdeckt bleibt.“ Ich nickte und dachte nach. Die Svarten waren begabte Krieger und ich hätte sicher kein gutes Ablenkungsmanöver abgegeben. „Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass ich und Takeru seinen Bruder und Baldr da raus holen. Auch wenn ich dich und Anubis nur ungerne als Ablenkungsmanöver fungieren lasse. Ihr müsstet vorsichtig sein.“ Es war ja nicht so, dass ich Anubis und Thor nicht zutraute, dass sie die Svarten ablenken konnten, aber es waren einfach beunruhigende Umstände. Noch dazu waren die Svarten clever. So leicht ließen sie sich sicher nicht ablenken. Schon gar nicht wenn sie bemerkten, dass Takeru nicht unter dem Ablenkungsmanöver waren. Sie würden wahrscheinlich aufmerksamer sein. „Alle Svarten werden sicher nicht abziehen, aber ich denke Anubis und ich können genug vom Lager abziehen.“ „Wie? Ihr solltet nichts tun, was zu stark provoziert sonst denken sie am Ende das die Asen ihnen den Krieg erklären.“ Thor schwieg und sah zu Anubis. Er wusste, wie groß das Risiko war und Heimdall hatte uns mehr als nur indirekt klar gemacht, was hier wirklich auf dem Spiel stand. „Dass sollte nicht dein Problem sein. Wichtiger ist doch, wie willst du mit Susanno-o Tsukito und Baldr aus dem Käfig bekommen? Du kannst dich Baldr nicht alleine nähern und Susanno-o muss sich um seinen Bruder kümmern. Vielleicht sollten wir-“ „Ich schaff das schon, irgendwie. Wir können Baldr für den Moment als Ablenkung nutzen. Vielleicht gibt die Lichtausstrahlung ja genug her um Takeru-“ „Susanno-o!“ „Um der Tsundere Zeit zu verschaffen seinen Tsukiyomi zu überzeugen.“ „Wie hast du mich eben genan-“ Takeru wollte gerade los poltern, da ihn scheinbar keiner der Namen, die ich ihm gab, so richtig gefiel. Doch ein strenger Blick von Thor, schien dafür zu sorgen, dass unser wilder Meeresgott sich zumindest oberflächlich beruhigte. „Das Licht der beiden wird euer Problem sein. Die Svarten können es sehen und wenn sowohl Baldr als auch Tsukito ihre Kräfte nicht unter Kontrolle haben, dann wird es zwar leicht in den Käfig zu kommen, aber heraus steht auf einem anderen Papier.“ Thor hatte Recht und ich grübelte nach. Unser Problem waren wohl wirklich die Gefangenen, und dass in vielerlei Hinsicht. „Und wenn sie sich in Menschengestalt begeben?“ „Hast du nicht zugehört, Yamaneko? Wenn sie ihre Kräfte nicht unter Kontrolle haben, fällt es flach, dass sie die Menschengestalt annehmen.“ Jammer... Neko? Erbost sah ich zu Takeru, der nun als Rache scheinbar beschlossen hatte mich Jammerneko, also Jammerkatze zu nennen. Das würde er mir büßen. „Es wäre wahrscheinlich einfacher beide in einen Sack zu stecken und dann zu verschwinden“, gab Takeru noch hinzu und ahnte scheinbar nicht einmal, was sein loses Mundwerk eben getan hatte. Ich sah sofort Thor an, der meinen Blick ebenso erwiderte und mir zunickte. „Du denkst gerade dasselbe wie ich, oder?“, fragte ich nur um sicher zu gehen, dass hier gerade wirklich eine stumme Kommunikation zwischen mir und einem Gott stattfand. „Es hängt zwar von der Intensität ihrer Kraft ab, aber es könnte reichen um weit genug in einen sicheren Unterschlupf zu kommen. Wenn wir eine andere göttliche Spur säen könnten, wäre es möglich, dass sie darauf reagieren.“ „Das ist ein Risiko, Thor. Heimdall hat uns gesagt, dass ihr eure Kräfte nicht benutzen sollt. Damit kommt ihr in Teufels Küche.“ Ich war nicht einverstanden damit, dass diese Sache so geregelt werden sollte. Ablenkungsmanöver schön und gut, aber seine und Anubis Sicherheit zu gefährden war nicht richtig. „Wir haben nicht viele Optionen. Unsere Mittel sind genauso begrenzt wie die der Svarten. Doch im Gegensatz zu ihnen, mussten wir noch nie damit leben. Ich werde meine Kraft nicht auf Dauer einsetzen. Nur um einen Funken zu entzünden“, erklärte Thor und sah mich an als bat er gerade jetzt um mein Verständnis. „Einen Funken? Bist du nicht der Gott des Donners?“ „Wo der Donner ist, ist auch ein Blitz nicht weit. Und wenn er einschlägt entsteht ein Funken.“ Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen und überlegte, ob er wirklich Blitze erzeugen konnte. In der Serie, war es wohl so gewesen und Broccoli hatte es in Kamigami nicht gerade sehr genau mit jeglichen Mythologien genommen. „Aber wirklich nur für einen Funken. Und dann verschwindest du so schnell wie möglich, damit die Svarten dich nicht kriegen. Ich will außerdem, dass du deine Kräfte mit genug Abstand zum Lager einsetzt. So dass du Zeit zum fliehen hast.“ Ich sah Thor ernst an, der meinen Blick ausdruckslos erwiderte. Was auch immer ihm durch den Kopf ging, war gerade egal. Ich wollte einfach nur, dass weder er noch Anubis sich in Gefahr brachten. „Bara bara bara...“, murrte Anubis schließlich und ich wandte meinen Blick zu dem Ägypter der schmollend zu uns sah. „Was sagt er?“, fragte ich Thor, der ja scheinbar wirklich verstand was Anubis zu sagen hatte. „Ihm gefällt es nicht, dass du dich in Gefahr begibst. Du solltest also nichts tun, was nicht in deiner Macht liegt, verstanden?“ Es war wirklich süß, dass Anubis sich um sorgte. Und es war auch irgendwie logisch. Ich neigte nicht gerade dazu logische Entscheidung zu treffen, wenn ich mich gerade im Eifer des Gefechts befand. Das schien wohl auch Thor zu wissen, was nur darauf hindeutete, dass einer der Griechen oder Thoth selbst ihm von meinem Urteilsvermögen berichtet hatte. „Ich geb mein Bestes.“   Wir hatten jedes Detail geplant. Alles akribisch besprochen und es gab in unserem Plan nicht viel Spielraum für Fehler, was vielleicht ein großer Fehler war. Aber uns fehlte die Zeit alle Wenn und Abers zu überdenken. Anubis hatte uns bis ins Lager gebracht, bevor er sich selbst an seine Aufgabe gemacht hatte. Alles was Takeru und ich jetzt tun konnten, war warten. Auf die Gelegenheit vorzupreschen oder eher zu schleichen. Ich selbst hatte mich so gut es ging zu einer kleinen Lagerstätte geschlichen und hatte zwei Stoffballen mitgenommen, welche ich nun ansah, während ich gemeinsam mit Takeru auf unseren Einsatz wartete. Gleichzeitig machte ich mir Sorgen um Anubis und Thor. „Können wir los?“, fragte Takeru ungeduldig und ich lugte aus unserem Versteck hervor. Allerdings richtete sich mein Blick nicht zum Käfig, sondern zu den Richtung, in der Thor vermutlich gleich den ersten Funken entfachen würde. Nahe dem Lager und doch weit genug, dass er Zeit hatte, eine gewisse Strecke zurück zu legen und den nächsten Funken zünden würde. Brotkrummen in Funkenform eben. „Noch nicht. Gedulde dich. Anubis und Thor müssen auch an ihre eigene Sicherheit denken.“ Ich senkte meinen Kopf, versteckte mich wieder hinter unserem Sichtschutz und lauschte in die Dunkelheit. Ich hoffte, dass bald Bewegung ins Lager kam und wir unseren Plan in die Tat umsetzen konnten. Und doch war ich unsicher und fürchtete, dass etwas nicht so lief, wie wir es uns erhofften. „Ein Leuchten!“, rief plötzlich jemand aus dem Lager, was für mich deutlich das Signal war, dass Thor und Anubis erledigt hatten, was ihre Aufgabe war. „Sind das die Eindringlinge?“ „Wer weiß, aber sie sind dumm genug uns zu sich zu führen und dennoch...“ Ich lauschte und spannte meinen Körper an. „Ihr zwei bleibt hier. Brecht den Eindringlingen wenn nötig das Genick.“ Eigentlich war das nicht unerwartet gewesen. In Wahrheit reagierten die Svarten genauso, wie Thor und ich es erwartet hatten. Dafür dass sie so kluge Elfen waren, erschien es mir geradezu einfach, dass sie wirklich das taten was wir geplant hatten. Ein mulmiges Gefühl riet mir daher zur größeren Vorsicht. „Tsundere, jetzt...“, flüsterte ich und erhob mich von unserem Versteck. Geduckt und so wie ich es nur in Stealth Spielen kannte, schlich ich in Richtung des Käfigs, wobei ich die Schatten der Svarten durch etwaige Ritzen sehen konnte. Sie machten sich kampfbereit und ich hoffte wirklich, dass Thor und Anubis genug Zeit hatten ihre Spuren zu verwischen nur um eine Neue zu legen. Dafür würden sie immer wieder von der göttlichen Gestalt in die Menschliche wechseln, so wie es Takeru für die ganze verbliebene Zeit in meiner Gegenwart tun sollte. So konnten wir sicher gehen, dass ihre göttlichen Kräfte nicht allzu stark waren. Noch dazu hatten Thor und Anubis sich meinen Schal geteilt. Unglaublich oder? Thor hatte erklärt das Sachen, die von Menschenhand geschaffen oder getragen wurden, auch die Aura der Menschen aufnahmen. Hin und wieder sah ich hinter mich, um zu sehen ob Takeru immer noch an meinen Fersen hing. Immerhin dieses Mal war er brav. Scheinbar hatte er verstanden, dass wir keine andere Wahl hatten als irgendwie logisch zu agieren. „Und wie kommen wir in den Käfig?“, flüsterte Takeru nach einiger Zeit. Er musste wirklich bei unserem letzten Ausflug nicht verstanden haben, woraus dieser Käfig bestand. Aber gut, warum nicht. „Die Elfen tragen leichte Kleidung. Keine Rüstung. Da diese Welt ohne Licht lebt, schließen wir aus, dass sie Feuer haben. Heißt Metallkäfige sind nicht machbar. Thor und ich vermuten, dass es Holz ist. Deswegen... versuch mal eine oder zwei Stangen zu zerbrechen, damit wir durchkommen.“ Auch wenn es nur eine Vermutung war, so waren sowohl Thor als auch ich uns sicher gewesen, dass der Käfig brechen würde. Takeru hingegen schien nicht überzeugt und dennoch, stellte er sich nahe genug an den Käfig, der nahe unserer Deckung schien. Obwohl er zweifelte, griff er nach den Stangen und brach sie ohne Probleme. Erneut hatten Thor und ich Recht behalten. Und wieder meldete sich dieser Gedanke, dass es einfach zu leicht war. In einem Film oder dergleichen wären die Helden irgendwie erwischt worden. Aber gerade, waren wir safe. „Kümmere dich um deinen Bruder“, flüsterte ich Takeru zu, der den Käfig betrat. Ich folgte ihm und blickte kurz zu Baldr, dessen Leuchten immer noch nicht verblichen war, aber schwächer wirkte als zuvor. Er bemerkte uns, auch wenn er am anderen Ende des Käfig stand, sagte aber kein Wort. Zumindest nicht an uns gewandt. „Anii!“ Eilig ging Takeru zu seinem Bruder, der im Käfig saß und apathisch vor sich hin blickte. Es wirkte seltsam, denn er schien gerade geistig nicht anwesend zu sein. „Anii, was haben sie mit dir gemacht?“, fragte Takeru, wobei er bemüht war, leise zu sein. Scheinbar machte ihn die Anwesenheit bei seinem Bruder klar, wie nahe er dem Ziel war und wie wenig er sich davon entfernen wollte. „Komm zu dir, Anii. Ich bin hier. Gehen wir gemeinsam zurück nach Hause!“ „Es tut mir leid, dass ich dich vor ihnen nicht beschützen konnte, Totsuka-san. Hättest du ihnen doch bloß nicht in die Augen gesehen.“ Es war als wollte Baldr uns einen Hinweis geben, dezent, so dass die verbliebenen Elfen nicht merkten, dass es mehr als nur zwei Götter in diesem Käfig waren. „Hypnose... Susanno-o, Heimdall hat uns doch gewarnt die Dunkelelfen anzusehen. Wenn Tsukiyomi das nicht wusste, ist er ihrer hypnotischen Magie zum Opfer gefallen“, erklärte ich flüsternd und überlegte, wie man Hypnose brechen konnte. Leider war das eines der Dinge, die man in der Schule oder in meiner Welt nicht lernte. „W-Was mache ich nun?“ „Rede mit ihm... aber schnell. Versuche zu ihm vorzudringen. Keine Ahnung was man mit einem hypnotisierten Gott macht.“ Ich musste selbst tief Luft holen um mich zu beruhigen und abzuwarten, dass Takeru irgendetwas reißen konnte. „Anii, ich bin es... Susanno-o“, erklärte Takeru schließlich und sah seinen Bruder an, der allerdings regungslos darauf reagierte. „Anii, komm schon. Du bist stärker. Lass uns gemeinsam nach Hause gehen und Vater erklären, was Amaterasu gemacht hat.“ Vorsichtig nahm Takeru die Hand seines Bruders und hielt sie in seiner. Doch immer noch kam es zu keiner Reaktion. „Seltsam...“, hörte ich es von außerhalb des Käfigs, was mich dazu brachte aufzusehen. Dort standen noch die zwei Elfen, doch einer schien beunruhigt zu sein. „Fühlst du das auch?“ „Was?“, fragte sein Kollege und ich ahnte schon das schlimmste. „Verdammt! Takeru, wenn nötig küss ihn aber beeil dich. Wir müssen hier weg. Sie haben uns wahrscheinlich gespürt.“ Ich konnte spüren, dass Takeru mich gerade mit seinen Blicken erdolchte und sicher lag es nicht daran, dass ich ihn schon wieder bei seinen menschlichen Namen genannt hatte. „Totsuka... Takeru...“, flüsterte Tsukito leise und ließ damit alle Wut von Takeru verpuffen. Dieser wandte sich sofort zu seinem Bruder und nickte eifrig. „Ja, ich bin hier. Anii, komm zu dir, wir müssen hier weg. Komm ich helfe dir.“ Es schien nicht mal so, dass Tsukito schon wieder bei sich war. Und doch half Takeru ihn auf die Beine. „Hier, nimm dieses Ding und wickel ihn so gut wie möglich ein.“ Ich reichte Takeru einen der Stoffballen und warf den zweiten so unauffällig wie möglich Baldr zu. Ich musste mich von ihm fernhalten, so gut es ging, oder durfte ihn zumindest nicht ansehen. „Geh mit Tsukiyomi vor. Seid aber ruhig. Wir gehen denselben Weg zurück wie wir gekommen sind“, flüsterte ich noch Takeru zu und sah kurz über meine Schulter, zu Baldr, der zwar immer noch etwas strahlte, vom Gesicht her, aber körperlich in den Stoff gehüllt war. Schnell wandte ich meinen Blick ab und kämpfte den Drang nieder, diesen wunderschönen Mann erneut anzustarren. Ich musste die Kontrolle behalten. „EINDRINGLINGE!“ Der Ruf erklang wie eine Explosion und ich wusste, dass ich jetzt keine Zeit mehr hatte, irgendwas zu tun, was dumm sein konnte. Panik ergriff mich, weswegen ich zu Baldr ging, ihn an der Hand ergriff und gemeinsam mit ihm zu dem Ausgang rannte, den uns Takeru gemacht hatte. „Hier durch, Baldr. Bitte mach schnell“, flehte ich und spürte das wilde Herzklopfen in meiner Brust. Ich wollte es nicht sein, die den Svarten gegenüber stand, zumal mir Thor verboten hatte Aktionen zu reißen, die nicht in meinen Fähigkeiten lagen. „Mir geht es gerade nicht so gut“, verteidigte sich Baldr oder versuchte zumindest sein langsames Handeln zu erklären. Und dennoch war es keine Entschuldigung. Sondern ein bitten um Mitleid? Oder um Verständnis? Es war mir just in dem Moment egal was es war, ebenso, dass sein Fluch auf mich wirkte. Ich wollte nur eins, heil hier rauskommen. Ohne zögern zog ich den Stoff, der etwas über hing über Baldrs Kopf. „Wird schon wieder, wenn wir hier rauskommen. Komm schon...“ Ich zog Baldr förmlich,während ich die Rufe hörte. „Sie sind weg. Wir müssen sie finden“ Die Angst wurde stärker. Ich hörte die Schritte der Svarten, während ich Baldrs Hand fester umklammerte und ihn hinter mir herzog. Ich wollte weg von hier. Zurück in die Höhle, oder besser noch, zurück nach Asgard, weg von diesen Svarten, die wahrscheinlich nur Daumen und Zeigefinger brauchten um mir das Genick zu brechen. „Ich kann nicht so schnell“, keuchte Baldr hinter mir, während ich ihn den Weg entlang zog, den wir gekommen war. Und das war mir auch nur möglich, weil ich mich mehr oder weniger schnell an den Umrissen die ich erkennen konnte entlang hangelte. Ein Unterfangen, dass kein leichtes war, denn sie vermischten sich mit allem anderen was dunkel war. Nur dank den Schritten von Takeru vor mir hatte ich eine leichte Orientierung. Und dieser tastete sich mühsam den Weg entlang den Anubis uns versucht hatte einzubläuen, nachdem er uns ins Lager geführt hatte. „Sei ruhig, oder sie hören uns“, zischte ich angespannt und beschleunigte meinen Schritt. Weg, weg, weg, weg... ich wollte nur weg. Weit weg. „Dort sind sie!“ Erwischt. Sie hatten uns entdeckt. Verdammt. Hatte ich etwa so schnell versagt? „Yamaneko, duck dich!“ Ich konnte gar nicht so schnell über diesen Befehl nachdenken, wie ich ihn einfach ausführte. Ich warf mich förmlich zu Boden, zusammen mit Baldr, von dem ein leises „Au“ zu hören war. Ich spürte schon in diesem Moment wie etwas über unsere Köpfe hinweg flog. Ein hölzerner Aufprall erklang, ein Knacken und die Vibration auf dem Boden gab mir eine kleine Vorstellung von dem was passiert war. Immernoch hielt ich Baldrs Hand umklammert, doch als ich neben mich sah, erkannte ich, dass ihm ein Teil des Stoffes vom Körper gerutscht war. Er leuchtete wie ein Glühwürmchen in der Dunkelheit. Auffällig, verräterisch. „Ich wusste doch, dass es nur eine Ablenkung war.“ Die Stimme erklang von der Ferne. Ich hörte Schritte über den trockenen Boden schlurfen. Aber sie stammten nicht von zwei Personen. Drei... vier... fünf... Sechs... Das war zu viel. Es war alles schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Schon wieder. Hektisch versuchte ich den Stoff wieder um Baldrs Körper zu schlingen, wobei ich ihm versuchte auf die Beine zu helfen. „Ich kann nicht mehr...“ „Du musst“, flüsterte ich Baldr zu, der nur langsam wieder auf die Beine kam. Ich legte einen Arm von ihm um meine Schulter und bereute diese Entscheidung sofort. Baldr war schwer. Und ich nicht gerade das stärkste Mädchen und doch bevorzugte ich es ihn mehr ziehend weiter zu schleppen, während die Schritte hinter uns lauter wurden. 'Denk nach... denk nach... wir müssen weg... bis zum Treffpunkt mit Anubis... am Besten ohne das die Svarten uns sehen... was kann ich tun... Ich muss Baldr beschütz-' Ich stockte bei diesem Gedanken und schluckte schwer. „Wir kennen uns nicht Baldr... aber du musst mitspielen... irgendwie... egal was ich sage... tu so, als würdest du wirklich Angst haben“, flüsterte ich. Ich hatte nur eine Chance. Nur wenige Fähigkeiten und die musste ich jetzt einsetzen. Oh Gott, wenn Thoth das hörte, er würde mir die nächste Standpauke halten. „Ich sehe sie. Du, Ding, bleib stehen!“ Ich tat was der Svarte sagte und schluckte schwer. Es musste irgendwie klappen. Egal wie klug diese Svarten waren. Es musste klappen. „Was machst du da, Yamaneko?“ Tiefes Lachen ertönte, als Takeru mich bei dem Spitznamen rief, den er mir zugedacht hatte. „Yamaneko... was ist das für ein Tier?“, grollte es hinter uns und die Schritte kamen näher. „Es ist schon einmal kein Gott, Omeia. Sonst wäre es ein sehr schwacher Gott.“ Sie lachten über mich. Keiner der wirklich klug war, lachte über Schwache. Dieser Gedanke gab mir etwas Mut, etwas Hoffnung, dass wir das hier überstehen würden. „Und doch haben wir es nicht gespürt, Elal Teleth. Was könnte es also sein?“ Ich konnte die Umrisse der Dunkelelfen erkennen, und zog den Stoff von Baldrs Gesicht. Hoffend, dass es funktionieren würde. Mich selbst platzierte ich hinter dem Gott, so dass ich nicht versucht war, den Elfen in die Augen zu sehen. Ich war nicht scharf darauf, dass sie mein Hirn missbrauchten. „Bleibt zurück, Bewohner Svartalfaheim!“ Ich bemühte mich streng zu klingen, stark und vollkommen selbstsicher. Letzteres war wohl der schwierigere Part. Denn ich war alles andere als die Selbstsicherheit in Person. Die Schritte stoppten, doch das Lachen nicht. „Ein Winzling. Aus welcher Welt kommst du, Winzling, dass du glaubst, dass wir auf dich hören?“, fragte einer der Svarten, wobei er versuchte nicht erneut laut loszulachen. „Aus einer Welt, die ihr nie sehen werdet, geschweige denn kennt. Sie ist ein Abbild der Menschenwelt, aber doch anders. In meiner Welt, bin ich die mächtigste Hexe die je geboren wurde.“ Glucksendes Lachen, doch das sollte mich nicht stören. Es war klar, dass sie mir nicht gleich glauben würden. „Eine Hexe? So so Hexlein, was macht dich denn so mächtig?“, fragte ein anderer Svarte, und setzte einen Schritt auf uns zu. „ICH SAGTE HALT!“ Ich gab mein Bestes so laut und befehlend wie möglich zu klingen. Und tatsächlich hielt er inne. „Ich bin so mächtig, dass ich Götter befehligen kann. Und wenn ich es diesem Gott hier sage, bringt er sich selbst um und lässt das Licht, dass ihr so sehr begehrt verlöschen!“ Anspannung machte sich breit. Aber nicht nur bei mir, auch bei Baldr. Ob er mir glaubte oder nicht, war erst einmal egal. Er war beunruhigt und später würde ich mich für ein paar der Dinge die ich tat, entschuldigen. Das Lachen der Svarten hingegen verstummte und wurde durch ein Raunen ersetzt. „Mach dich nicht lächerlich. Niemand kann Götter befehligen. Schon gar nicht jemand der sagt er komme aus einer menschlichen Welt. Selbst wir Svarten haben es nicht leicht einen Gott unter unsere Kontrolle zu bekommen. Leichter ist es da, ihnen das Genick zu brechen.“ Eine Stimme machte ihre Bedenken breit. Sie klang kalt und berechnend. Der Kampf, hatte damit begonnen. „Yamaneko, was redest d-“ „SCHWEIG, TSUNDERE!“, brüllte ich Takeru zu, der sofort verstummte und es scheinbar nicht mal wagte seinen Satz zu beenden. „Seht ihr... selbst dieser Gott hört auf mein Wort. Was glaubt ihr, warum man mich bat herzukommen und diese beiden zu befreien?“ Nun verstummte auch das Raunen. Ich traute mich dennoch nicht hinter Baldr vorzusehen, aber eines war klar, sie trauten sich auch nicht ihre Kräfte gegen Baldr einzusetzen. Und noch weniger wagten sie es, ihn anzugreifen um an mich heran zu kommen. Sein Fluch war gerade der beste Schutzschild den ich hatte. „Lasst uns ziehen, Bewohner von Svartalfaheim. Solltet ihr uns folgen, habe ich kein Problem damit, diesen Gott zu opfern.“ Ich musste diese Dinge sagen. Ich musste sie glaubhaft formulieren. Eine Geschichte spinnen, von der selbst der klügste Kopf verunsichert sein würde ob sie nicht vielleicht doch wahr sein konnte. „Wozu die Mühe, herzukommen, wenn du dann nicht beide rettest, Hexe?“ Der Svarte stellte eine berechtigte Frage. Denn noch ergab meine Geschichte nicht vollständig Sinn. „Weil mich diese Tsundere angeheuert hat um seinen Bruder zu retten. Der hier, ist aber nicht sein Bruder. Ich werde also nicht für seinen Kopf bezahlt.“ „Dann lass ihn doch hier, Hexe. Lass ihn hier und wir lassen euch ziehen“, zischte der Anführer der Gruppe Svarten. Seine Stimme klang sanft, verführerisch und aufrichtig. Gleichzeitig fühlte es sich an, als würde er mit seinen Worten testen wollen ob ich die Wahrheit sagte. Nebenbei stellte er seine Falle auf. Versuchte meine als Wahrheit verkaufte Lüge als Falle gegen uns zu verwenden. „Und meinen Schutzschild riskieren? Glaubt mir, ich bin nicht die mächtigste Hexe der Welt, ohne Grund. Solche Deals könnt ihr vergessen. Noch dazu, glaubt ihr doch nicht wirklich, dass ich auf die Belohnung verzichte, die mir dieser Leuchtkäfer bringen könnte.“ „Mädchen, du weißt doch nicht, wer er ist. Er wird dir kein Glück bringen. Ebenso kannst du ihn nicht befehligen sich zu töten. Auch du wirst spüren, dass du ihn beschützen willst. Und noch bevor er in der Lage wäre, sich zu zerstören, würdest du dich dazwischen werfen und selbst sterben.“ Das war wahr. Hätte ich wirklich diese Macht, die ich versuchte gerade jemanden weiszumachen, besessen, ich wäre wohl vor Baldr gestorben. Doch jetzt durfte ich keine Schwäche zeigen. Ich war jetzt eine mächtige Hexe. Eine Mary Sue Hexe wenn es sein musste. Und eine Mary Sue Hexe stand über Baldrs Fluch. „Wollt ihr es hier und jetzt darauf ankommen lassen? Wir können es gerne sofort testen.“ Baldr spannte sich noch mehr an. Vielleicht wusste er ja, dass ich log. Vielleicht aber auch nicht. Doch ich konnte spüren, dass er um etwas fürchtete. Auch ich war angespannt, ebenso scheinbar alle anderen in meiner Nähe. Die Frage war nun, würden die Svarten es drauf ankommen lassen, weil sie ahnten das ich logen, oder würden sie uns ziehen lassen, weil das Risiko doch bestand, dass ich die Wahrheit sagte. Ein Donnern unterbrach die Stille die sich aufgebaut hatte. Ein tiefes Grollen, erfüllte die Dunkelheit. Ein Blitz ging zwischen mir und den Svarten zu Boden. „Luft anhalten“, hörte ich eine vertraute Stimme über mir und tat wie mir geheißen wurde. Erneut ging ein weiterer Blitz Boden, doch dieses Mal, erhob sich eine Art Rauch. Er wurde dichter, wie Nebel und doch viel schlimmer. Schließlich spürte ich einen Ruck durch meinen Körper. Spürte, wie mich jemand anhob und über seine Schultern warf. Das Rascheln von Stoff halte wider. Luft streifte meine Haut. Ich sah zwei kleine, runde Schatten zu Boden gehen, der Nebel wurde dichter. Die Svarten husteten, ächzten und niesten. Doch ihre Geräusche entfernten sich immer mehr von uns.   Vorsichtig ließ Anubis mich von seiner Schulter gleiten, während er angestrengt lauschte. Hinter uns konnte ich Schritte hören, war aber erleichtert, als ich bemerkte, dass es Takeru und Tsukito waren. Als wäre Tsukito eine Prinzessin, hatte Takeru seinen Bruder auf den Armen hinter Anubis und mir hergetragen. Etwas unbequem wenn man mich fragte und doch traumhaft. Wahrscheinlich hätte er seinen Bruder doch küssen sollen. Und dennoch, ich konnte mich keiner lächerlichen Gedanken hingeben, denn es fehlten immer noch zwei weitere Mitglieder unserer Gruppe. Darunter wohl mein Held der Stunde. „Wo sind Thor und Baldr?“, fragte ich Takeru, der Tsukito vorsichtig und behutsam auf den Boden lies. Noch immer schien Tsukito ziemlich neben sich zu stehen, und doch wusste ich nicht, ob das nicht einfach nur das normale Selbst von Tsukito war, denn so wirkliche Unterschiede schienen mir nicht ersichtlich. „Sie waren hinter uns... Verdammt, Anubis ist schnell, selbst mit dir auf der Schulter.“ „HEY!“, murrte ich und verzog einen Schmollmund. Gerade jetzt auf meine Masse zu sprechen zu kommen, war nicht gut. Und doch musste ich zugeben, dass Takeru Recht hatte. Anubis war schnell und vor allem auch stark. Selbst jetzt schien er nicht ermüdet zu sein, nachdem er mich getragen hatte. Das war also die Kraft eines Gottes. „Totsuka Takeru... was machst du hier? Hast du auch eine Mission zu erledigen?“ „Was redest du da, Anii? Ich bin hier um dich zurück zu holen. Wie geht es dir?“ Erst jetzt erkannte ich ein paar Emotionen in Tsukitos Gesicht. Etwas, dass Enttäuschung ausdrückte. Warum? Und was hatten seine Worte genau zu bedeuten? Ich konnte nicht anders als einen kleinen Hinweis zu finden, was sein Eindringen in Svartalfaheim bedeutete. Mir blieb aber nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn erneut wurden Schritte laut. „Gut alle sind hier.“ Ich war erleichtert, als Thor unseren Unterschlupf betrat, zusammen mit Baldr, den er stützte . Scheinbar hatte er ihn nicht wie eine Prinzessin, einen Sack oder auf andere Weise getragen. Im Gegenteil sie waren gemeinsam gelaufen, was nur zu gut erklärte, warum sie so spät waren. „War nicht gerade die beste Umsetzung unseres Planes...“, erklärte ich entschuldigend und sah zu Thor, der Baldr half, dass er sich an die Wand lehnen konnte. Ich hingegen wandte meinen Blick schnell von dem Lichtgott ab und hoffte, dass niemand es merkte. „Sie hatten außerhalb des Lagers noch ein paar Svarten platziert. Scheinbar haben sie geahnt, dass es eine Finte war“, erklärte Thor, wobei ein entschuldigender Ton in seiner Stimme lag. „Schon okay. Wir hätten das bedenken müssen, nachdem Heimdall uns vor ihrer Intelligenz warnte. Das es eine Finte war, war eigentlich offensichtlich. Aber, wir haben es geschafft, auch wenn ich es immer noch nicht glauben kann.“ Meine Anspannung legte sich und ich ließ mich neben Anubis nieder, der sich selbst hingesetzt hatte und misstrauisch zu unseren neuen Begleitern sah. Thor hingegen sah noch einmal aus unserem Versteck, so als wollte er prüfen, dass kein Svarte uns gefolgt war. „Du hast hoch gepokert“, merkte Thor schließlich an und machte mir damit bewusst, dass er gesehen hatte, was ich gewagt hatte. „Hatte keine andere Wahl. Mit Baldr wäre ich niemals weggekommen und ohne ihn zum Treffpunkt zu gehen war keine Option. Und du sagtest ich sollte nichts tun was nicht in meinen Fähigkeiten liegt. Geschichten erzählen lag in meinen Fähigkeiten und hat die Svarten doch etwas aus dem Konzept gebracht.“ Ich wusste nicht einmal, ob ich mir selbst glaubte, denn im Nachhinein betrachtete hatte ich ein Spiel mit dem Feuer begonnen. „Aber wie hast du eigentlich den Rauch erzeugt?“, fragte ich Thor um von mir selbst abzulenken. Als ob er mich gewähren lassen wollte, nahm Thor einen Beutel von seinem Gürtel und holte aus diesem eine kleine Kugel. „Loki hat sie mir gegeben. Er wollte etwas tun um Baldr irgendwie zu helfen. Sicher freut er sich, wenn er hört, dass sie von guten Nutzen waren“, erklärte er und ich erinnerte mich dunkel daran, dass Loki allerlei Scherze auf Lager hatte. Rauchbomben gehörten da neben Bonbonbomben sicher in sein Reportoire. „Dann sollten wir uns schnell aufmachen um ihm diese freudige Nachricht mitzuteilen.“ „Wir warten noch etwas. Schau sie dir an“, merkte Thor mit einem Nicken zu seinen Freunden und ehemaligen Klassenkameraden an. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie erschöpft sie schienen. Selbst Takeru und Anubis. „Es ist die Dunkelheit, die unsere Kräfte schneller verschlingt, wenn wir sie benutzen. Sie regenerieren sich auch langsamer“, erklärte Baldr, was mir auch gleichzeitig zu verstehen gab, warum er selbst so erschöpft und schwach gewesen war, dass er nicht mehr laufen konnte. In dem Sinne war ich wohl recht egoistisch gewesen oder einfach nur panisch. Vielleicht hatte ich es aber auch einfach nicht so bemerkt, weil mir diese Dunkelheit nichts tat. Zumindest dachte ich es. Mein Körper war noch unter Adrenalin und wahrscheinlich würde das auch so lange so bleiben, wie wir hier waren. „Keine Sorge, wir bleiben hier nicht länger als nötig. Aber ich werde etwas Zeit brauchen um Heimdall zu kontaktieren. Wenn nötig... brauche ich auch Rückendeckung.“ Sein Blick richtete sich zu Anubis, während er einen Ast vom Boden aufhob und diesen gegen seine Fußsohle klopfte. Verwirrt, beobachtete ich, wie kleine blitzende Funken aus seinen Schuhen kamen und den trockenen Ast an der Spitze in Flammen aufgehen ließen. „Ich weiß es ist viel verlangt, aber du bist der einzige, der noch nicht so viel seiner göttlichen Kraft verwendet hat. Kannst du das Feuer nutzen um eine Spur zu legen?“ „Halt, Thor. Das wird nicht funktionieren. Sie fallen sicher nicht noch einmal darauf rein. Noch dazu hat es nicht mal beim ersten Mal geklappt. Licht sollte dieses Mal also nicht wirklich der beste Köder sein.“ Thor sah mich an und dachte scheinbar nach. Sicher wir konnten das Feuer als Ablenkung legen, doch wie wahrscheinlich war es, dass die Svarten darauf hereinfallen würden. Selbst wenn wir als Fake eine Spur zu uns legten, gab es doch immer noch diese Unbekannte, die vielleicht dafür sorgte, dass wir damit unser Todesurteil unterschrieben. Fakt war, die Svarten waren intelligent und für mich einfach nur schwer einzuschätzen, wie weit diese Intelligenz reichte. „Hast du eine andere Idee?“ Nicht wirklich. Eigentlich hatte ich keine andere Idee. Fakt war nur, das Feuer würde uns in Teufels Küche bringen. „Anubis und ich könnten Schmiere stehen. Ich bezweifle, dass sie in unsere Richtung kommen werden. Kritisch wird es nur, wenn wir wieder über den Bifröst gehen. Er ist nicht gerade unauffällig. Allerdings, wenn wir weit genug von ihnen entfernt sind, wäre es auch unwahrscheinlich, dass sie zu uns kommen.“ Ein Seufzen war von Thor zu hören, was ich darauf schloss, dass er es nicht gut fand, dass ich mich zum Schmiere stehen einteilte. „Du bleibst hier. Wir können dich nicht noch mehr in Gefahr bringen.“ „Aber... Ich kann Anubis göttliche Aura verbergen und so müssen wir-“ Ich stoppte, als mich Thor ernst ansah und so bat still zu sein. Er hatte wohl eine Entscheidung getroffen und eigentlich schmeckte sie mir nicht. Doch wir hatten schon genug von Thoths Plänen zerstört. Ich konnte daher froh sein, wenn Thor mich um meine Meinung fragte. „Dann bleib bei mir. Anubis weiß seine Präsenz besser zu verstecken als ich, wenn ich die Vorbereitungen treffe.“ Mir war immer noch nicht wohl dabei, dass Anubis alleine Schmiere stehen sollte. Ich musste aber wohl in den sauren Apfel beißen. Thoth hatte mir klar und deutlich eine Anweisung gegeben. Ich sollte darauf hören, was Thor sagte. „In Ordnung. Aber, kein Feuer!“, forderte ich, denn was das anging, da ließ ich nicht mit mir reden. Zum Zeichen das er verstanden hatte, schüttelte Thor den Ast, so dass das Feuer erlosch. „Susanno-o du passt auf Tsukito und Baldr auf. Wir holen euch, wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind.“   Mir war nicht klar wie Thor mit Heimdall kommunizierte. Es war nichts, was das menschliche Auge erfassen konnte. Aber wahrscheinlich hätte jemand der etwas geistiger angehaucht war wie ich etwas gespürt. Thor brauchte nicht lange für die Vorbereitungen, so wie er es garantiert hatte. Ich hatte mich langsam beruhigt, und spürte nun auch, wie ermüdend das ganze gewesen war, und wie schwach ich mich fühlte. Ich war froh gleich ein Bett oder sonstiges zu haben, mich lang zu machen, die Augen zu schließen und einfach nur zu entspannen. „Bara bara bara!“, hörten wir Anubis aufgeregt hinter uns. Fragend sah ich zu Thor, der seine Miene verzog. „Sie sind auf dem Weg zu uns. Scheint als würde der Stoff zwar das Licht dämmen, nicht aber ihre Kräfte“, murmelte er und ich verstand sofort, was er mir damit sagen wollte. „Ich hole sie. Ich hab auch eine Idee wie wir sie von uns fern halten können. Entzünde ein Feuer. Jetzt können wir es als letzte Bastion gebrauchen.“ Thor schien sich nicht sicher zu sein und doch nickte er. Ich hingegen wandte mich von ihm ab und lief in Richtung der Höhle. Ich bemühte mich, so schnell zu sein, wie meine Kräfte und meine Beine mich tragen konnten. Zum Glück hatte Thor und ich uns nicht weit von der Höhle entfernt. „Takeru, Tsukiyomi und Baldr, wir müssen los. Wir wurden entdeckt. Bitte kommt schnell. Takeru, ich hab eine besondere Aufgabe für dich.“ Ich bemerkte, wie mühsam sich Baldr erhob und betete zu den Göttern, was irgendwie ironisch war, dass die Svarten noch weit genug entfernt waren um uns nicht so schnell zu erwischen. Ich wollte das Feuer nicht einsetzen, ebenso wenig wollte ich, dass Takeru seine Kräfte einsetzen musste und sich damit noch mehr erschöpfte. Doch die Götter konnten eben jene Dinge bewerkstelligen, zu denen ich überhaupt nicht in der Lage war. Ich sah mich nicht einmal um, ob sie hinter mir waren. Mir reichte es für den Moment ihre Schritte zu hören. „Warte, Yamaneko. Was soll meine Aufgabe sein?“ Ich sah über meine Schulter zu Takeru, der seinen Bruder Huckepack und Baldr unter seinem Arm trug. „Sollte Thor mit Blitzen ein Feuer legen müssen, gehst du als Letzter über den Bifröst und lässt es vorher regnen. Wir können nicht zu lassen, dass die Svarten an uns heran kommen, aber wir dürfen auch nicht erlauben, dass sie in den Besitz von Licht oder dergleichen kommen. Wer weiß was für eine Bedrohung sie dann wären.“ Ich wollte mir das nicht einmal ausmalen. Wichtig war nur, dass wir nicht in dieses „Ökosystem“ zu sehr eingriffen. „Verstehe, hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Ich weiß nicht, ob Anii alleine laufen kann. Oder Baldr.“ Mein Blick glitt zu den beiden erwähnten. Sie sahen zwar schon besser aus als zuvor, aber immer noch nicht fit. Es würde wohl noch einiges an Zeit dauern, bis beide wieder ihre gewohnte Kraft hatten und danach würde, zumindest für Tsukito, dass Verhör beginnen. Ich war mir nämlich sicher, dass auch Thoth wissen wollte, was mit dem japanischen Gott los war. „Beeilen wir uns.“ Kaum dass ich das gesagt hatte, zog Takeru an mir vorbei. Trotz zwei Götter im Schlepptau schien er wirklich fitter zu sein. Beneidenswert, aber ich war eindeutig nicht Yui, die mit ihm mithalten konnte. Noch dazu, fühlte ich allmählich dass meine Kräfte schwanden. Wahrscheinlich war es nur noch das Adrenalin, dass mich aufrecht stehen ließ. Doch das war mir recht. Es musste nur noch ein wenig fließen und pumpen. Sobald wir in Asgard wären, würde ich mich einfach fallen lassen. Egal wie hart der Boden war.   Ich war froh zu sehen, dass wir nicht zu spät waren und Thor noch nicht zum letzten Funken Hoffnung hatte greifen müssen. Das Ödland hätte sonst wohl schneller lichterloh gebrannt, als uns lieb war. Die Frage war, ob wir das kontrollieren konnten und wenn ja, ob Takeru genug Kraft hätte, um jeden einzelnen Funken wieder erlöschen zu lassen. Ja, ich zweifelte an meinen letzten Plan an diesem Tag. Denn es konnte sehr gut der letzte für mein ganzes Leben sein. Und eigentlich wollte ich das nicht. Ich wollte noch etwas unter den Göttern weilen, etwas atmen. Ich hatte doch so viele Pläne und Wünsche, auch wenn sie eher unrealistisch wirkten. „Bara?“ Ich erschrak, als ich Anubis plötzlich neben mir hörte. Er schien aufgeregt zu sein, was ich nur deutlich als Zeichen dafür sehen konnte, wie nah die Svarten uns waren. Wir mussten also schnell sein. „Thor, wir sind alle hier! Die Brücke sofort!“ Es hatte nie wie ein Befehl klingen sollen und irgendwann, wenn wir zurück in Asgard waren, würde ich mich wohl bei Thor entschuldigen, selbst wenn er gerade nicht so wirkte als würde ihn mein Ton sonderlich kratzen. Stattdessen hob er seinen Hammer gen Himmel und ein kurzer Lichtstrahl stieg aus diesem empor. Es dauerte nur wenige Sekunden, da baute sind in der Ferne die Regenbogenbrücke auf. „Da sind sie! Schnappt sie euch alle, verschont die Lichtbringer!“ Von null auf Hundert steigerte das Adrenalin wieder meinen Puls. Alle Zweifel waren dahin, genauso wie der Wunsch mich einfach fallen zu lassen und der Erschöpfung klein bei zu geben. Und doch war mir klar, dass ich diese Anstrengungen nicht mal mit Adrenalin länger durchhalten würde. Ich musste hier raus, oder ich würde zu einem Problem für die Götter werden. „Thor, ich glaube wir brauchen mal etwas Feuer!“ Thor nickte und so wie wir es besprochen hatten, sprang er in die Luft und führte ein paar Bewegungen aus, die mich stark an Capoeira erinnerten. Wie das aussah, wusste ich auch nur, weil ein Klassenkamerad zu Abizeiten diesen Sport betrieb und hin und wieder sein Können zum besten gab. Es hatte etwas wildes und doch systematisches. So wie es wohl bei einem tanzähnlichen Kampfstil sein sollte. Gezielt zog Thor, mit den Blitzen die er so beschwor, einen Kreis aus Feuer um uns, so dass die Svarten uns zwar im rot-gelben Licht der Flammen sehen konnten, aber nicht vordringen konnten. Sie merkten schnell, dass sie gegen das Feuer nicht gewappnet waren. „Ihr Feiglinge, kommt zurück!“, schrie einer von ihnen und seinem Rufen folgten auch andere. Mir war es egal was sie sagten, so lange sie einfach auf ihrer Seite blieben und uns nicht das Genick brachen. Eine weitere Begegnung mit diesen Elfen hätte ich wohl nicht überstanden. „Thor, nimm Baldr und Tsukiyomi mit. Takeru, du gehst nach Anubis und mir. Lösch das Feuer bevor du die Brücke betrittst!“ Ich sah zu Anubis, bittend und ihm meine Hand entgegen haltend. Er schien zu verstehen und nahm sie, während er ein leises „Bara bara“ flüsterte. Mein Blick wandte sich zu Thor um zu prüfen, ob er meiner Anweisung gefolgt war. Sicher, dass war nicht meine Aufgabe gewesen, aber eine Widerrede hätte ich nicht erlaubt. Noch ein Punkt für den mir Thoth eine mega Standpauke geben würde, wenn er davon erfuhr. Thor hingegen machte keine Anstalten mir zu widersprechen. Er nahm Tsukito behutsam von Takeru ab, wobei er ihn unter seinen Arm klemmte und Baldr die freie Schulter bot, damit dieser sich an ihn lehnen konnte. „Wir sehen uns in Asgard“, erklärte er noch, bevor er auf die Brücke trat und scheinbar in einem aufblitzenden Licht verschwand. „Bara bara bara ka bara“, murmelte Anubis und zog mich an der Hand vorsichtig zu unserer Reisemöglichkeit. „Warte! Takeru, du musst den richtigen Moment abpassen. Lösch das Feuer nicht zu früh, sonst besteht die Gefahr, dass sie die Brücke betreten. Und achte drauf, dass du wirklich jeden Funken löschst.“ Ich wusste nicht, wie ich Takeru genauere Anweisungen geben konnte. Für diesen Augenblick konnte ich also nur hoffen, dass Takeru mich verstand. „Ich hab schon verstanden! Jetzt verschwinde endlich, Yamaneko!“ Sein Stimmchen erhob sich wieder. Wütend, rauh und so sexy. Oh ja, ich konnte Loki verstehen, warum er Takeru so gerne Streiche spielte. Nur leider war gerade nicht der richtige Moment um sein Stimmchen zu bewundern. Anubis machte mir das noch einmal bewusst, als er mich, ohne länger zu zögern, auf die Brücke zog. Es fühlte sich seltsam an. Seltsamer als zuvor. Ein Ziehen durchzog meinen Körper, eine Wärme umhüllte mich, die mich irgendwie erleichterte. Ich spürte die Anspannung der letzten Stunden weichen. Und nicht nur die. Dieses Gefühl von Schwäche, dass ich nach meiner ersten reise über den Bifröst verspürt hatte, lullte mich erneut ein. Auch wenn ich mich dagegen zu wehren versuchte, mein Körper hatte nicht mehr die Kraft. „Ich hab es gelöscht!“, war das letzte, dass ich nahe bei mir hörte. Nur verschwommen nahm ich wahr, dass es Takerus Stimme war. „Bara!“ Anubis schaltete sich ein, als ich spürte, wie seine Hand aus meiner glitt. Doch ich hatte keine Angst. Es war mir eigentlich egal, denn alle Kraft war aus meinem Körper gewichen. Ich war müde, einfach nur müde und wollte schlafen. Ergebend schloss ich die Augen und es dauerte nicht einmal einen Augenschlag lang, dass mein Geist wegdriftete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)