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Life as a Pokemon

von

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Durch einen starken Stoß wurde Viviana aus ihrem Schlaf gerissen. Zunächst verwirrt schaute sich das kleine Pokémon um, doch schnell wusste es wieder, warum es hier mitten im Wald auf dem Boden lag. Es dauerte nicht lange, bis sie das Gesicht dieser nervigen Anzu vor sich sah und trotzig aufstand, wo sollte sie jetzt hin? Vorsichtig schaute sie sich um. Noch war es dunkel im Wald, doch die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich bereits einen Weg auf den feuchten Waldboden. Viviana war sich sicher, dass sie von etwas geweckt worden war, denn auch wenn der Boden unbequem schien, in ihrer momentanen Form war er doch erstaunlich gemütlich. War hier also noch jemand?

„Hallo?“ Verunsichert, aber auch etwas ängstlich schaute sie sich um. Sie hatte schon viele Geschichten über diesen Wald gehört, was, wenn sie angegriffen wurde? Ihre Unsicherheit hielt jedoch nicht lange an, als es in ihrer Nähe plötzlich in einem Gebüsch raschelte. Es war kein großes Gebüsch, also konnte sich auch nichts sonderlich Großes darin befinden. Nun wurde das Evoli von Neugierde ergriffen und näherte sich langsam. Auf einmal schob sich etwas, was stark an einen Wattebausch erinnerte, aus dem Gestrüpp. Fragend legte Viviana den Kopf schief. Es war klar, dass es sich hierbei um ein Pokémon handelte, doch es gab so viele und sie kannte nur so wenige. Das vor ihr konnte doch alles mögliche sein.
 

Ehe sie sich versah, stand ein Pokémon, das etwas größer als sie selbst war, vor ihr und beäugte sie unschlüssig. Es hatte starke Ähnlichkeiten mit einem Hasen, mal davon abgesehen, dass es wie ein Mensch aufrecht stand. Mit einem Schlag war alle Unsicherheit verschwunden, immerhin wirkte dieses Pokémon weder angriffslustig noch angsteinflößend, eher schien es verwirrt und sogar geängstigt.

„Hallo, ich heiße Viviana“, begann das Evoli langsam, nachdem das fremde Pokémon wie erstarrt einfach nur noch vor ihr stand. „Ich werde dir nichts tun, du brauchst keine Angst zu haben.“ Sprach sie dann langsam weiter, in der Hoffnung, so den Anderen beruhigen zu können.

„Was? Ich habe doch keine Angst! Ich...“ Es folgte eine kurze Pause, welche Viviana das Gefühl gab, ein trotziges Kind vor sich zu haben. „Hast du vielleicht meine Mama gesehen?“ Mit einem Mal wurden die Augen des noch sehr kindlich wirkenden Pokémons groß und schauten Viviana traurig an.

„Deine Mutter? Tut mir leid, aber bis jetzt ist mir erst ein Pokémon über...“ Sie unterbrach sich abrupt selbst. War es das, wovon dieses Folipurba geredet hatte? Hilf uns. „Ist sie etwa verschwunden?“ Das war es, was ihr gesagt worden war, dass hier Pokémon verschwanden, auch wenn sie noch immer nicht verstand, was das mit ihr zu tun hatte.

„Ja genau, hast du sie gesehen?“ Für einen kurzen Moment schlich sich ein Schimmern in die Augen des Kleinen, was es Viviana nur noch erschwerte zu antworten.

„Gesehen habe ich sie nicht, aber ich helfe dir gerne sie zu suchen.“ Etwas Besseres hatte sie sowieso nicht zu tun, und so einem Kleinen musste man einfach helfen. Und auch wenn sie dieses Folipurba eher als wahnsinnig abstempelte, vielleicht sagte es ja die Wahrheit und Viviana konnte hiernach wieder ein Mensch sein. Vielleicht wollte sich aber auch nur jemand einen Spaß mit ihr erlauben.
 

„Ja? Das ist ja toll.“ Mit einem Schlag verschwand die Trauer von eben und der Kleine sprang freudig auf Viviana zu. „Ich bin Haspiror und du? So ein Pokémon wie dich habe ich hier noch nie gesehen?“ Neugierig musterte Haspiror das kleine Evoli, was dieses zum Schmunzeln brachte. Ein wenig erinnerte sie diese Neugierde an sich selbst.

„Ich heiße Viviana und bin ein Evoli, also eigentlich nicht, nur...“ Sie war sich nicht sicher, ob sie sich dem anderen Pokémon anvertrauen sollte, immerhin konnte sie sich vorstellen, wie das rüber kommen würde.

„Nicht? Bist du etwa gerade erst geboren worden?“ Fast schon aufgeregt sprang das Haspiror um Viviana herum, den Eindruck erweckend, es wolle spielen.

„Ähm, ja genau, so in etwa“, sagte sie dann einfach und entschloss sich dazu, nicht weiter auf dieses Thema einzugehen. Sie glaubte sowieso nicht, dass dieses Pokémon ihr weiterhelfen konnte. Schließlich ging das Evoli langsam los, immerhin suchten sie jemanden. Und auch wenn sie nicht wusste, wo sie überhaupt hinging, nur hier herum zu stehen brachte auch nichts.

„Wo gehst du hin?“ Trotz der Frage folgte Haspiror ihr, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.

„Wir wollen doch deine Mami suchen, oder? Oder weißt du etwa wo sie ist?“ Freundlich schaute sie den Kleinen an, der neben ihr herlief. Wenn er eine bessere Idee hatte, dann würde Viviana ihn gerne anhören. Sie konnte ja nicht ahnen, was als nächstes kam.

„Na ja, ich denke ich weiß wo sie ist.“ Etwas betreten schaute Haspiror zu Boden und blieb stehen. „Also, ich glaube... Na ja, dort habe ich sie das letzte Mal gesehen.“ Mit einem Mal wirkte das eben noch so fröhliche Pokémon wieder sehr niedergeschlagen, was Viviana ihm beim besten Willen nicht verübeln konnte.

„Mach dir keine Sorgen, wir werden deine Mami schon finden. Bringe mich einfach zu diesem Ort, ja?“ Nach wie vor versuchte Viviana den Kleinen aufzumuntern und so setzte sie auch nun ein leichtes Lächeln auf, während sie Haspiror durch den Wald folgte.
 

Nach einer ganzen Weile, es war bereits später Mittag, erreichten die Beiden eine hölzerne Hütte, die eher einem Geisterhaus ähnelte. Viviana glaubte nicht, dass dort jemand lebte, nicht nur weil das Haus mitten im Wald stand, sondern auch weil es sehr verwahrlost aussah. Kaum war Haspiror stehen geblieben, setzte sich das Evoli hin und rieb seine Pfötchen aneinander. Sie waren recht lange unterwegs gewesen und sehr weit gelaufen, und auch wenn der Waldboden dank des Laubes meistens sehr weich war, schmerzten Vivianas Pfoten.

„Hier.“ Sie bemerkte, wie der Kleine etwas näher an sie ran rückte. „Meine Mama und ich hatten hier in der Nähe geschlafen. Irgendwann bin ich aufgewacht und habe mich hier her geschlichen, ich war neugierig.“ Kurz machte das Pokémon eine Pause und schaute Viviana schuldbewusst an. „Ich habe ein Licht in den Fenstern gesehen und Geräusche gehört, doch als ich zu meiner Mama zurück wollte, war sie weg.“ Viviana hatte das Gefühl, dass der Kleine den Tränen nahe war, doch wusste sie nicht, was sie machen sollte. „Ich habe sie die ganze Nacht gesucht, aber nur dich gefunden.“ Mit einem leisen Schniefen schaute er das Evoli an. Dieses glaubte nicht, dass seine Mutter mit Absicht weggelaufen war. Wenn sie ihr Kind gesucht hätte, hätte sie es sicherlich auch gefunden, oder?

Schnell schüttelte Viviana den Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. „Du sagst, du hast Licht in den Fenstern gesehen? Ist dieses Haus bewohnt?“ Fragend schaute sie das Haspiror an, das sich nun auch mal hinsetzte.

„Eigentlich nicht, nur manchmal kommen Menschen aus der Stadt, aber die leben hier nicht.“ Das Pokémon schaute zur Tür des Hauses, als erwarte es, dass diese sich gleich öffnen würde.

„Dann sind wir also in der Nähe von Ewigenau.“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Sie glaubte zumindest nicht, dass sie sich noch in der Nähe von Flori befanden, ihr Heimatort war auch so schon weit genug von dem Wald entfernt. „Sollen wir mal nachschauen?“ Noch während Viviana fragte, stand sie bereits wieder auf und ging in Richtung des Hauses. Vielleicht hatten sie ja Glück.
 

Viviana hatte ein mulmiges Gefühl, als sie sich dem alten Haus näherte, ließ sich aber nichts anmerken. Immerhin wollte sie Haspiror nicht verängstigen, oder zumindest nicht noch mehr. Vor dem Haus wuchs hohes Gras, was das ganze noch verwilderter wirken ließ. Allerdings fiel Viviana auch auf, dass es an einigen Stellen ungewöhnlich platt war, was auf ein paar Pokémon schließen ließ, die hier durchgekommen sein mussten.

„Viviana, meinst du, das ist eine gute Idee?“ Fragte Haspiror leise und folgte dem Evoli nur zögerlich.

„Du willst doch deine Mama wieder sehen, oder?“ Für einen kurzen Moment blieb das Evoli stehen, drehte sich zu Haspiror und schlenkerte leicht mit seinem Schweif. „Wenn sie wirklich da drinnen ist, dann braucht sie vielleicht unsere Hilfe. Willst du dir später etwa Vorwürfe machen, weil du jetzt gekniffen hast?“ Viviana meinte es nicht böse, aber sie hoffte, dass sie den Kleinen so etwas mehr animieren konnte. Denn egal wie viel Angst Viviana hätte, für ihre Mutter würde sie all ihre Ängste überwinden.

„Nein, natürlich nicht!“ Viviana hatte genau das erreicht, was sie hatte erreichen wollen. „Aber... du hast recht.“ Haspiror ließ seine Ohren hängen. „Trotzdem ist hier etwas...“ Auf einmal hörte Viviana ein Geräusch, das hier nicht her gehörte und wurde fast im selben Moment grob zur Seite gestoßen. Sie spürte kleine Zweige und Blätter, die ihren Körper streiften, gleichzeitig breitete sich ein brennender Schmerz auf ihrer linken Wange aus.
 

„Was haben wir denn hier?“ Viviana realisierte nur langsam, was da gerade geschehen war. Erst als sie versuchte, sich wieder aufzurichten, bemerkte sie, dass sie sich inmitten von Gestrüpp befand. Haspiror musste sie hier rein geschubst haben, doch die Stimme, die sie eben gehört hatte, gehörte nicht zu dem kleinen Pokémon. Vorsichtig lugte das Evoli aus seinem Versteck und erblickte einen Mann mit kurzen schwarzen Haaren, in seinen Händen baumelte Haspiror. Viviana wollte ihm helfen, doch wie sollte sie das anstellen? Sie war so klein und hatte vom Kämpfen keine Ahnung, sie war schon zufrieden, dass das mit dem Laufen mittlerweile klappte. Während Viviana gedanklich mit sich selbst rang, erklang plötzlich noch eine zweite Stimme.

„Was ist denn, Ken?“ Eine Frau mit schulterlangem roten Haar stand plötzlich in der Tür des alten Hauses und schaute abschätzend auf das Pokémon, das noch immer von dem Mann festgehalten wurde. Irgendwie gefiel das Viviana gar nicht. Allein schon wie die beiden gekleidet waren, ließ eher auf ein paar fiese Diebe schließen, irgendwas war hier oberfaul.

„Schau mal, was mir gerade in die Arme gelaufen ist. Meinst du, das bringt uns was?“ Ken drehte sich zu der Frau, so dass sich Viviana eine bessere Sicht auf das ganze Geschehen erlauben konnte.

„Was weiß ich.“ Sie klang desinteressiert, und als ob sie das Ganze noch unterstreichen wollte, kaute sie monoton auf einem Kaugummi herum. „Geh damit zu Taylor, ich hab noch was vor.“ Hatte sie sich eben noch an den Türrahmen gelehnt, so stieß sie sich im nächsten Moment von diesem ab und ging an Ken vorbei. Sofort zog sich Viviana in ihr Versteck zurück. Nachdem die Frau verschwunden war, seufzte Ken nicht gerade leise und schaute dann Haspiror an.

„Na komm schon.“ Ohne auch nur auf das Pokémon zu achten ging Ken zur Tür. Viviana wollte gar nicht wissen, was darin vor sich ging.

„Vivi!“, rief der Kleine noch mit verzweifelter Stimme, ehe er im Dunkeln des Hauses verschwand. Sie musste sich sehr zurückhalten, um den Beiden nicht einfach hinterher zu rennen.
 

Nachdem sich die Tür mit einem dumpfen Geräusch wieder geschlossen hatte, blieb das Evoli noch eine Weile bewegungslos in seinem Versteck sitzen. Sie wusste, dass sie Haspiror irgendwie da raus holen musste, immerhin hatte er sie gerettet, und sie war es ihm einfach schuldig, doch alleine konnte sie das nicht schaffen. In dem Haus befanden sich noch mindestens zwei Leute und die hatten sicherlich auch starke Pokémon bei sich. Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein, sie musste Shinya finden, auch wenn das bedeutete, dass sie mit dieser Anzu auskommen musste. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, machte sie sich schweren Herzens auf die Suche nach ihrem Freund. Dabei hielt sie immer die Augen offen und achtete auf jedes Geräusch, immerhin wusste sie, dass diese Frau hier unterwegs war. Wer wusste schon, was diese Leute wirklich vorhatten, sie war nun auf jeden Fall vorsichtig. Was aber ein wesentlich größeres Problem darstellte, war, dass sie Shinya finden musste, in einem riesigen Wald, in dem sie sich null auskannte. Es war zum Verzweifeln, doch das kleine Pokémon lief einfach immer weiter, ungeachtet der schmerzenden Pfoten, und ungeachtet der Tatsache, dass es nicht wusste, wo es hin lief. Sie glaubte fest daran, dass sie Shinya finden würde.

Es war bereits dunkel, als Viviana sich eine kurze Pause gönnte. Erschöpft hatte sie sich niedergelassen, als sie plötzlich etwas hörte. Aufgeschreckt flüchtete sie sich hinter den nächsten Baumstamm, und hoffte, dass es nicht diese Frau war. Im Schutz der Dunkelheit fühlte sie sich einigermaßen sicher und das Geräusch schien nicht näher zu kommen, aber entfernte sich auch nicht. Ab und zu konnte sie eine Stimme hören, die definitiv zu einer Frau gehörte. Obwohl sie eigentlich Shinya suchen wollte, die Neugierde ließ sie näher an die Quelle der Geräusche heranschleichen.
 

Gerade als Viviana ein flackerndes Licht zwischen den Bäumen erblickte, das vermutlich zu einem Lagerfeuer gehörte, verstummten die Geräusche. Nur noch ab und zu war ein metallisch klingender Ton zu hören. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, schlich aber trotzdem langsam weiter. Das trockene Laub unter ihren Pfoten raschelte bei jedem Schritt, was das Evoli jedes Mal zusammen zucken ließ. Sofort als sie die Flammen erblickte, blieb sie stehen und duckte sich auf den Boden. Sie versuchte noch mehr als das Feuer zu erkennen, doch es war einfach unmöglich. Es wäre ein wahres Wunder gewesen, wenn sie Shinya auf Anhieb gefunden hätte, doch dort vorne konnte sich so gut wie jeder aufhalten, nur eben nicht Shinya. Am Besten wäre es, wenn sie erst einmal einen Bogen um-

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie gepackt und hochgehoben wurde. Panisch versuchte sie sich aus dem Griff zu befreien, sie wand sich, trat um sich, versuchte nach irgendwas zu schnappen, doch es brachte alles nichts. Vor lauter Panik bemerkte das kleine Pokémon nicht einmal, das es angesprochen wurde. Als sie dann auf den Rücken gedreht wurde, war das Einzige, was sie sah, rotes Haar, was sie noch mehr in Panik geraten ließ. Mit großer Mühe gelang es ihr, der fremden Person in den Arm zu beißen, was Wirkung zeigte. Augenblicklich wurde sie losgelassen und landete unsanft auf dem Boden. Das kümmerte Viviana jedoch recht wenig, sofort sprang sie wieder auf und rannte überstürzt davon. Sie wollte einfach nur weg, sie durfte nicht auch noch gefangen werden genommen, sie konnte Haspiror nicht einfach so im Stich lassen. Erst nachdem sie einige Meter gelaufen war und spürte, dass sie nicht verfolgt wurde, blieb sie stehen und versuchte sich erst einmal zu beruhigen und wieder zu Atem zu kommen. Sie zitterte am ganzen Leibe, und erst jetzt bemerkte sie die Schmerzen, die sich in ihrem Körper ausbreiteten.



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