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Wie Regen nach der Trockenheit

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V.

Was auf Dudley in der nächsten Zeit einprasselte, waren haufenweise unterschiedlichste Eindrücke. Der Zaubereiminister hatte kurz durchblicken lassen, dass er schon zuvor ausführlich mit Harry über Dudley gesprochen hatte und sich somit schon sehr sicher gewesen war, diesem eine Chance zu geben. Hermione Granger dagegen trat Dudley gegenüber weitaus skeptischer auf, behandelte ihn aber sehr nett und freundlich. Sie war diejenige, die Dudley erst einmal durch das Ministerium führte, ihm die einzelnen Abteilungen zeigte und für die nächsten Tage genügend Termine organisierte, damit er hier und dort wieder irgendwelche Leute kennenlernen konnte. Vorläufig würde er sich ein Büro mit ihr teilen, ehe sich herauskristallisierte, in welcher Abteilung er vorrangig gebraucht werden würde. Optionen gab es jedenfalls mehr genug.

Und so kam Dudley am nächsten Tag das erste Mal zur Arbeit in das Zaubereiministerium.

Hermione war schon da und begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Hi Dudley. Ich habe schon mal was vorbereitet.“

„Hallo Hermione“, grüßte Dudley zurück und ließ sich dann überraschen.

„Das hier sind verzauberte Memos. Du musst sie nur noch beschriften und mit der verzauberten Tinte den Namen des Empfänger darauf schreiben. Dann fliegen sie so los, wie all die anderen Memos. Damit kannst du auch Nachrichten durch das Haus schicken.“ Sie drückte Dudley eine Schachtel mit einer nicht gerade geringen Menge an Papier und ein kleines Tintenfässchen in die Hand.

„Vielen Dank.“ Dudley lächelte und stellte die Schachtel auf seinen Schreibtisch.

„Den Rest werden wir in der Praxis feststellen. Sag einfach Bescheid, wenn du merkst, dass dir irgendetwas fehlt und du Probleme mit etwas hast. Dann schaue ich, was für eine Lösung wir dafür finden können.“ Hermione lächelte ihn freundlich an. „Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe einiges zu tun. Und du solltest dich auf den Weg in den zweiten Stock machen. Du hast in zehn Minuten einen Termin mit Arthur Weasley, dem Leiter des Büros für den Missbrauch von Muggelartefakten.“

„Okay.“ Dudley nickte. Er erinnerte sich dunkel von gestern an den Weg.

„Sonst steht heute für dich nichts mehr an – aber so wie ich Arthur kenne, wirst du heute auch sehr gut beschäftigt sein.“ Sie zwinkerte Dudley kurz zu und eilte dann geschäftig aus dem Raum.

Dudley streifte noch seinen Umhang ab, den er hier drin schlichtweg nicht brauchte, und machte sich dann auf den Weg.
 

Dudley war stolz darauf, dass es nur wenige Minuten zu spät ankam. Er hatte sich erst einmal verlaufen und war in der Aurorenzentrale gelandet, wo er ausgerechnet Harry in die Arme gelaufen war, der ihm grinsend den richtigen Weg erklärt hatte.

Jetzt wischte er sich noch einmal die Hände an der Hose ab und klopfte behutsam an die Tür des Büros an. Es stand nur ein Schreibtisch in der Mitte des Raumes, dessen Wände mit Regalen zugestellt waren, die sich wiederum unter der Last von Aktenbergen nahezu durchbogen. An den wenigen freien Stellen an den Wänden hingen technische Zeichnungen. Dudley erkannte auf den ersten Blick ein Auto, eine Lokomotive und einen Schaltplan, der vermutlich von einem Computerprozessor stammte. Ein rothaariger Zauberer in den Sechzigern erhob sich von seinem Stuhl und eilte Dudley strahlend entgegen. „Hallo Mr. Dursley. Darf ich Dudley sagen?“, sprudelte er los. „Wir sind uns ja früher schon einmal begegnet, falls du dich daran erinnerst. Es ist ja schon ein paar Jahre her.“ Er schüttelte Dudley heftig und eindeutig zu lange die Hand und dieser befreite sie schließlich behutsam aus dem enthusiastischen Griff des Zauberers.

„Hallo Mr. Weasley.“

„Arthur bitte, mein lieber Dudley.“ Arthur Weasley räumte den Besucherstuhl schnell frei, auf dem sich einige Akten gestapelt hatten. „Wie du siehst, bekomme ich hier nicht oft Besuch. Wir sind eine kleine Abteilung. Mit mir drei Personen. Immerhin sind wir damit einer mehr als die letzten zwanzig Jahre.“ Er rollte die Augen. „Kingsley hat versprochen, dass er sich dafür einsetzen wird, das Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten weiter auszubauen. Einerseits um ein Signal zu setzen und andererseits, um Muggel besser vor nicht besonders netten Hexen und Zauberern zu schützen. Na ja, viele sind etwas gedankenlos und manche sind einfach nur gemein.“ Er hob die Schultern. „Aber genug davon. Ich brauche dein Expertenwissen.“

„Dafür bin ich hier“, entgegnete Dudley vorsichtig. Langsam erinnerte er sich daran, woher er Arthur Weasley kannte. Das war der Vater von Harrys bestem Freund, dessen Name ihm gerade entfallen war, und wenn er sich nicht vollkommen irrte, auch der Vater von Harrys Frau Ginny. Zumindest letzteres war ihm bewusst gewesen. Und er erinnerte sich gerade an die Aktion mit dem Kamin im Dursley'schen Wohnzimmer.

„Was ich sehr begrüße.“ Arthur lächelte breit. „Nun, Dudley, wie funktioniert das hier...“ Während er sprach, griff er in eine Schublade des Schreibtisches und förderte eine Handvoll verschiedenster Gegenstände zu Tage. Dudley dämmerte langsam, was Hermione vorhin gemeint hatte. Er würde heute wirklich mit kaum jemand anderem Zeit verbringen als mit Arthur Weasley.
 

Dudley war vollkommen erledigt, als Arthur Weasley ihn gegen sechs Uhr am Abend endlich entließ. Sein Hals tat vom vielen Reden weh und sein Kopf dröhnte. Er hatte zu wenig getrunken und abgesehen von einem Sandwich am Mittag auch nichts gegessen. Er hatte Hunger und er war müde und jetzt schien er auch noch diesen blöden Fahrstuhl nicht wiederzufinden. Offenbar hatte er in seiner Erschöpfung das Schild übersehen, das ihm den Weg gewiesen hatte. Jetzt stand er dagegen ganz offenbar vor einer ganz anderen Abteilung, deren Namen abgekürzt MLES lautete, wie er dem Schild vor einer Milchglastür entnahm. Magical Law Enforcement Squad – die Magische Strafverfolgungspatrouille. Nun, mit magischer Polizei musste er sich heute Abend wirklich nicht noch abgegeben. Dudley wandte sich ab und wollte gerade weggehen, als sich die Tür in seinem Rücken öffnete und jemand hindurch trat.

„Hallo. Kann ich Ihnen helfen?“ Diese Stimme hätte er wohl unter hunderten wiedererkannt. Dudley seufzte innerlich tief, atmete de facto einmal durch und drehte sich wieder um.

„Hi. Ich habe nur den Abzweig zum Fahrstuhl verpasst. Ich finde den Weg schon.“

„Ah...“ Blaise Zabini schaute ihn prüfend an. „Neu hier, oder?“

„Erster Tag.“ Dudley hob die Schultern. Selbstverständlich sah dieser Kerl nach einem langen Tag noch immer aus wie aus dem berühmten Ei gepellt. Helles Hemd, darüber ein dunkler Umhang, schwarze fusselfreie Hosen, glänzende Schuhe, kein Fleck, keine Fusseln, keine Schweißflecken. Dudley wusste, dass er das komplette Gegenteil dazu war: sein Hemd war durchgeschwitzt, er hatte sich Kaffee auf den Ärmel gekleckst und irgendwie schienen sämtliche Fusseln aus Arthur Weasleys Büro den Weg auf seine Hose gefunden zu haben. Außerdem wusste er, dass sein Gesicht vermutlich wieder einmal wunderbar rosig leuchtete, was er persönlich als wirklich absolut unsexy empfand. Wenn es Menschen gab, die schon allein von ihrem Aussehen her wie Tag und Nacht waren, dann waren das er und dieser Blaise Zabini.

„Ah, welche Abteilung?“ Blaise machte keinerlei Anstalten weiterzugehen, sondern schien tatsächlich irgendeine Art von Interesse an diesem Gespräch zu haben. Das verunsicherte Dudley. Warum sollte sich so jemand in irgendeiner Art und Weise – und sei es auch nur aus purer Höflichkeit – für ihn interessieren?

„Bislang noch das Büro des Zaubereiministers. Sie finden noch heraus, wo ich am nützlichsten bin.“ Dudley hob die Schultern. „Musst du auch Richtung Fahrstuhl?“

„Oh, ja.“ Blaise lächelte, als wenn er so von ihrem Gespräch gefesselt gewesen wäre, dass er ganz vergessen hätte, wo er eigentlich hatte hingehen wollen. „Interessant. Dort sortieren Sie sonst nur diejenigen hin, die Kingsley direkt zu arbeiten. Was machst du?“

„Ich bin der neue Muggelexperte.“

Blaises Augenbraue wanderte nach oben. Sogar das konnte er. Dudley hatte noch nie nur eine Augenbraue hochziehen können. „Der was?“

„Der neue Muggelexperte.“ Dudley verdrehte die Augen. „Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?“

„Na ja... ich wusste nicht, dass man dafür Experten braucht.“ Blaise hob die Schultern. „Die Unterschiede sind ja jetzt nicht so groß. Nimm die Magie weg und du hast einen Muggel.“

„An sich ja.“

„Gut, dann hast du natürlich noch die ganzen technischen Spielereien und so. U-Bahnen und Autos finde ich persönlich ja ziemlich toll. Aber sonst...“ Blaise zuckte mit den Achseln. „Das einzige Problem ist immer, unter den Muggeln nicht aufzufallen. Wenn wir zu einem Einsatz rausgehen und irgendeinen Verbrecher einfangen sollen, dann ist das immer ein unglaubliches Drama, bei dem am Ende wenigstens bei einem Dutzend Leute das Gedächtnis verändert werden muss. Muggel sind bei sowas immer so empfindlich und reagieren auf Magie gerne so panisch.“ Jetzt war es an Blaise die Augen zu verdrehen. „Wenn du als Muggelexperte da einen Plan für uns hättest, wäre das sehr hilfreich.“

„Ich werde mir Gedanken machen.“ Dudley nahm Blaises Worte einfach hin. Er fühlte sich zwar durchaus angegriffen, aber gleichzeitig auch zu müde, um mit diesem zu streiten. Wozu denn auch? Blaise wusste entweder bereits, dass er ein Muggel war, oder aber er würde es frühzeitig genug erfahren. Und dann würde er sowieso absolut uninteressant für diesen werden. Nicht, dass er jetzt interessant für ihn sein könnte. Nein, das war ausgeschlossen. Auch wenn es da diesen winzigen Teil von ihm gab, der das doch ziemlich toll finden würde.

„Danke. Das kann uns nur helfen. Alles, was den Job etwas reibungsloser ablaufen lässt, ist sehr willkommen. Es ist echt immer sehr abwechslungsreich. An manchen Tagen hat man nur mit Schreibkram, Recherchen und simpler Ermittlungstätigkeit zu tun. Du weißt schon, Leute befragen, sich irgendwelche Gegebenheiten vor Ort anschauen und so. Und dann wieder ist Action angesagt und man jagt irgendwen durch ein Muggeleinkaufszentrum oder durch die Winkelgasse.“ Blaise grinste. „Es ist zumindest mein Traumjob.“

„Klingt ganz gut.“

„Warte, bis ich dir mal ein paar Geschichten erzähle.“ Blaise zwinkerte ihm zu. Sie waren am Fahrstuhl angekommen und er drückte auf den Knopf. „Da schüttelst du am Ende nur den Kopf.“

„Nicht auszuschließen.“ Dudley blieb betont cool und zurückhaltend, obwohl er am liebsten gesagt hätte: 'Schieß los. Nicht irgendwann, sondern jetzt sofort. Ich könnte dir nämlich ewig zuhören.'

„Du bist echt fertig, was?“ Blaise stieß Dudley mit dem Ellbogen kurz in die Seite. „Kopf hoch, die nächsten Tage werden sicher besser. Am Anfang ist man immer total geplättet.“

„Yeah, Arthur Weasley hat mich echt geschafft.“ Dudley fuhr sich durch die Haare. Die würden jetzt wie irre abstehen, aber das war ihm jetzt auch egal. Er wollte nach Hause und in sein Bett. Zu einem sinnvollen Gespräch war er eh geistig nicht mehr fähig.

Blaise lachte. „Kein Wunder. Du warst vermutlich die Antwort auf seine sehnlichsten Wünsche.“

„So hat es sich auch angefühlt.“

Der Fahrstuhl kam an und sie stiegen ein. Dudley entschied, dass sein Umhang bleiben konnte, wo er war. Er wollte jetzt nur nach Hause in den Grimmauld Place. Alles andere konnte definitiv warten.

„Mein Hals tut von dem ganzen Gequassel ganz erbärmlich weh.“ Er schnitt eine Grimasse. Yeah, jammern war auch total sexy.

„Glaub ich dir. Wenn du nicht so fertig aussähst, würde ich dir ja vorschlagen, dass wir einfach noch ein Bier trinken gehen. Aber wenn du den Tag morgen überleben willst, solltest du dich einfach früh ins Bett packen.“

Dudley verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke, so überrascht war er über Blaises Worte.

„Yeah“, erwiderte er somit nur mit rauer Stimme.

Vor den Kaminen trennten sie sich. „Man sieht sich“, sagte Blaise zum Abschied lässig und Dudley hob nur kurz die Hand zum Gruß.

Dann stieg er in den Kamin und benutzte das erste Mal in seinem Leben alleine Flohpulver.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Traumfaengero_-
2017-04-25T21:51:17+00:00 25.04.2017 23:51
Ich kann wie immer meiner Vorrednerin nur zustimmen. Ich mag an sich Dudley nicht und Ginny noch weniger und dennoch lese ich diese Geschichte begeistert. Alles ist so wunderbar beschrieben und man fiebert unglaublich mit. Ich war so glücklich und gleichzeitig bestürzt bei Blaise letzten Worten. T.T
Von:  -KruemelKekschen-
2017-04-23T09:39:43+00:00 23.04.2017 11:39
ich kann mir gut vorstellen wie glückseelig und begeistern Athur sich heute bei seiner arbeit fühlte :D
armer Dudley aber als "wiedergutmachung" darf er sich aein wenig mit Blasi unterhalten :D
mal schauen ob unser muggel den dreh mit dem flohen mittlerweile raus hat
ich habe Dudley noch nie so gemacht wie in deiner ff :D


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